Seefelder Straße

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Landesstraße B177 in Österreich
 Seefelder Straße
Basisdaten
Gesamtlänge: 21,2 km

Bundesland:

Tirol

Seefelder Straße am Zirler Berg

Die Seefelder Straße (B 177) ist eine 21,2 km lange Straße mit Vorrang in den Alpen im österreichischen Bundesland Tirol. Sie verbindet das Inntal über den Zirler Berg und den Seefelder Sattel, unter anderem vorbei an Seefeld verlaufend, mit Scharnitz und dem Scharnitzpass an der Grenze zu Deutschland. Sie ist Teil der Europastraße 533.

Etwa parallel zur Seefelder Straße ist die Karwendelbahn angelegt, welche die Straße mehrmals in Rahmen von Brücken kreuzt.

Verlauf

Die Seefelder Straße verläuft in den Nördlichen Kalkalpen, zwischen den Teilgebirgen Karwendel (max. 2749 m ü. A.) im Osten, Mieminger Gebirge (oder: Mieminger Kette; max. 2768 m) im Westen und Wettersteingebirge (max. 2962 m ü. NN) im Nordwesten.

Anfangs verläuft die Straße nordwestwärts von der im Inntal liegenden Anschlussstelle Zirl-Ost (ca. 590 m ü. A.) der Inntalautobahn A 12 erst östlich und dann nördlich vorbei an Zirl (622 m), wonach sie mit maximal 16 % Steigung und nur einer Spitzkehre über die Süd- und Ostflanke des Zirler Bergs (1057 m) führt; dort wird sie auch Zirlerbergstraße genannt. Hiernach verläuft sie durch Leithen (1009 m) nach Reith (1130 m), das sie östlich passiert.

Anschließend führt die ein Stück nach Norden verlaufende Straße östlich vorbei an Auland (1108 m). Dort zweigt von der Seefelder Straße die Landesstraße 36 ab, die durch Seefeld, Mösern und Sagl (beide Gem. Telfs) nach Telfs im Inntal führt. Die Seefelder Straße verläuft weiter über den Seefelder Sattel (1185 m) und passiert Seefeld (1180 m), im Osten als Ortsumfahrung. Dort erreicht sie nahe der Anschlussstelle Seefeld Mitte etwas mehr als 1220 m Höhe.

Ab der Anschlussstelle Seefeld Nord verläuft die Straße nordostwärts, durch den Scharnitzer Ortsteil Gießenbach und später durch das an der Isar gelegene Scharnitz (964 m), wonach sie den an der österreichisch-deutschen Grenze gelegenen Scharnitzpass (auch Scharnitzer Klause genannt; 955 m) erreicht. Dort geht sie in die deutsche Bundesstraße 2 über, die in Bayern (erst entlang der Isar) nordwärts nach Mittenwald und dann westwärts nach Garmisch-Partenkirchen führt. B 177 und B 2 bilden die kürzeste Straßenverbindung zwischen Innsbruck (Tirol) und Garmisch-Partenkirchen (Bayern).

Geschichte

Meilenstein in Reith bei Seefeld

Bereits in der Bronzezeit führte eine der Bernsteinstraßen über den Seefelder Sattel. Der Pfad wurde Ende des 2. Jahrhunderts unter Septimius Severus zur Römerstraße ausgebaut und löste als Via Raetia die längere Via Claudia Augusta als Hauptverkehrsroute zwischen Augusta Vindelicorum und Oberitalien ab. Die Strecke ist sowohl im Itinerarium Antonini als Route 275[1] als auch in der Tabula Peutingeriana verzeichnet.

Albert von Stade nutzte den in der Folge Via Romea genannten Pilgerweg 1236 auf dem Rückweg von Rom.[2]

Im Jahr 1332 wurde der Stadt Innsbruck die Erhaltung der Straße „in die Scharnitz“ gegen Wegzoll übertragen.[3]

Vom Mittelalter bis in die Neuzeit war die auch Via Imperii genannte Verbindung zwischen Augsburg bzw. München über Innsbruck nach Verona bzw. Venedig, die auch in den Karten Erhard Etzlaubs verzeichnet ist, als Handelsstraße von überragender Bedeutung. So benutzten um 1430 bereits 6500 Frachtwagen pro Jahr den Weg über Seefeld bzw. 90 % des Landverkehrs zwischen Augsburg und Venedig.[4]

1664 wurde durch Vertrag zwischen dem Grafen Thurn und Taxis und dem bayrischen Kurfürsten Ferdinand Maria ein neuer Postkurs der Reichspost von München über den Seefelder Sattel nach Innsbruck eingerichtet.

Im 18. Jahrhundert hatte sich der Zustand der Straße jedoch so weit verschlechtert, dass vermehrt die Route über Reutte oder durch das Achental genutzt wurde und 1775 die Taxispost über Kufstein und das Inntal geleitet wurde.[5]

Seefelder Straße in der Generalkarte von 1898/1905[6]

Durch den Bau der Bahnstrecke zwischen Rosenheim und Innsbruck 1858 sowie der Brennerbahn 1867 verlor die Straße über den Seefelder Sattel an Bedeutung. Mit dem aufkommenden Fremdenverkehr Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich dies: im Mai 1891 wurde von der Post eine tägliche Omnibusverbindung von Zirl (seit 1883 Haltestelle der Arlbergbahn) über Seefeld nach Partenkirchen eingerichtet, 1897 kam eine private Linienverbindung hinzu.[7][8] So fordert das Straßenbauprogramm des Landesamtes für Fremdenverkehrs im Jahr 1902 für die Verbindung Zirl—Seefeld die „Verminderung der größten Steigungen der Reichsstraße behufs Erleichterung des großen Verkehrs und Verhütung der Unglücksfälle“.[9]

Für die Olympischen Winterspiele 1964 wurde eine neue Trasse mit Umfahrungen von Reith, Auland und Seefeld gebaut und 1974 erhielt der Teil nördlich von Seefeld eine flachere Straßenführung, wobei der Schlossberg (Lage) mit dessen Burgruine abgetragen wurde.

Die Scharnitzer Straße gehört zu den einstigen Bundesstraßen, die durch das Bundesgesetz vom 8. Juli 1921 eingerichtet wurden. Bis 1938 wurde die Straße als B 67 bezeichnet, nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde sie bis 1945 als Teil der Reichsstraße 2 geführt. Von 1949 bis 1971 wurde sie als B 185 bezeichnet.

Gemäß Bundesstraßengesetz von 1971 sollte die Seefelder Schnellstraße S 13 die Scharnitzer Straße ersetzen. Diese Schnellstraße wurde jedoch nicht gebaut, weshalb am 1. April 1983 die neue Bundesstraße 177 zwischen Innsbruck und Scharnitz eingerichtet wurde, die Seefelder Straße heißt.[10] Seit 1. April 2002 steht sie als Straße mit Vorrang unter Landesverwaltung, wobei sie das „B“ der Straßenbezeichnung weiterhin führt, nicht aber die Bezeichnung „Bundesstraße“.

Ausbauplanungen

Am Scharnitzpass ist die Seefelder Straße durch die auf der Staatsgrenze liegende Marchklamm an der Westflanke der Brunnensteinspitze lawinengefährdet.[11] Bei entsprechender Schneelage werden Straße (und Eisenbahnstrecke) gesperrt, eine Umfahrung ist über das eng eingeschnittene Tal der Leutascher Ache nach Mittenwald möglich. Zur Abhilfe soll eine Lawinengalerie für 8,5 Millionen Euro gebaut werden.[12]

Zur Ortsumgehung von Scharnitz, dessen Ortskern an Spitzentagen von 18.000 Fahrzeugen durchquert wird, ist ein 943 m langer Tunnel geplant. Baubeginn des 32 Millionen Euro teuren Projekts soll 2015 sein.[13][14]

Verkehr

Die Seefelder Straße ist zwischen Zirl und Leithen in Nordrichtung (bergauf) für Wohnanhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 750 kg und auf der gesamten Strecke zwischen Zirl und Scharnitz in beiden Richtungen für LKW über 7,5 Tonnen gesperrt, Ziel- und Quellverkehr ist ausgenommen.[15]

1980 passierten durchschnittlich 6144 Fahrzeuge am Tag Scharnitz, 1990 waren es bereits 7457.[16]

Bei der Verkehrszählung im Jahr 2000 wurde für Scharnitz ein Tagesmittel von 6943 Fahrzeugen ermittelt (davon 300 für Güterverkehr und 267 Schwerverkehr), für Reith 9270 (davon Güterverkehr: 650, Schwerverkehr: 408). Spitzentag ist der Sonntag mit 8457 (Scharnitz) bzw. 10.630 Fahrzeugen (Reith).[17]

Im Jahr 2012 lag der Tagesdurchschnitt für Scharnitz bei 7586 Fahrzeugen (davon 348 LKW und 81 Sattelzüge), für Reith bei 10.085.[18]

Quellen

  1. Gustav Parthey, Moritz Pinder (Hrsg.): Itinerarium Antonini Augusti et Hierosolymitanum. Berlin 1848, S. 131; Hans Bauer: Die römischen Fernstraßen zwischen Iller und Salzach nach dem Itinerarium Antonini und der Tabula Peutingeriana. Neue Forschungsergebnisse zu den Routenführungen. Utz, München 2007, ISBN 978-3-8316-0740-2, S. 14 (online bei Google Books)
  2. Annales Stadenses, S. 339.
  3. Otto Stolz: Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 1: Quellen zur Geschichte des Zollwesens und Handelsverkehres in Tirol und Vorarlberg vom 15. bis zum 18. Jahrhundert (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 10). Wiesbaden 1955, zit. nach Thomas Kühtreiber, Straße und Burg. Anmerkungen zu einem vielschichtigen Verhältnis, S. 286 FN 61. In: Kornelia Holzner-Tobisch, Thomas Kühtreiber, Gertrud Blaschitz (Hg.), Die Vielschichtigkeit der Straße. Kontinuität und Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, Veröffentlichungen des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit 22, Wien 2012, 263-301
  4. Martin Kluger: Die Fugger in Augsburg, S. 13 ISBN 978-3-939645-63-4. Leseprobe (PDF, 1 MB)
  5. Grafschaft Werdenfels - Zur Geschichte der Grafschaft S. 7, in: Altbayern Reihe I Heft 9: Grafschaft Werdenfels, Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1955.
  6. Mit „R. Milser“ ist die Ruine Milser der ehemaligen Burg Schlossberg gemeint.
  7. Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 17 (1891), S. 96.
  8. Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 23 (1897), S. 169.
  9. Reise- und Fremdenzeitung für Tirol und Vorarlberg vom 25. April 1902, S. 8.
  10. Bundesgesetz vom 20. Jänner 1983, mit dem das Bundesstraßengesetz 1971 geändert wird; BGBl. 63/1983
  11. Neidischer Blick zu Nachbarn: Tunnel um Scharnitz beschlossen, Reprint des Artikels aus dem Garmisch-Partenkichner Tagblatt vom 29. September 2011 mit Karte des Lawinenstrichs (PDF, 161 KB)
  12. Ortsumfahrung und Lawinenschutz: Kompaktlösung nicht möglich, merkur-online.de vom 6. Oktober 2011, abgerufen am 6. Dezember 2011
  13. Josef Hornsteiner: Scharnitz-Tunnel: Baubeginn 2015, rundschau.at, 23. Oktober 2012, abgerufen am 10. April 2014.
  14. Kundmachung und Projektbeschreibung, Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Verkehrsrecht; PDF vom 13. Juni 2014, 879 KB; abgerufen am 20. Juli 2014
  15. Verordnungen Nr. 1365 und 1366 im Amtsblatt für Tirol 51/188 vom 19. Dezember 2007 (PDF, 128 KB), Verordnung Geschäftszahl 4-728-64-5-2007 zum LKW-Fahrverbot mit Erläuterungen vom 13. Dezember 2007 (PDF, 455 KB).
  16. Verkehrsbericht 2000 auf der Webseite der Medizinischen Universität Innsbruck, S. 38 Anlage 2a (PDF, 439 KB).
  17. Straßenverkehszählung 2000, Statistik Austria, Wien 2002 (PDF).
  18. Verkehr in Tirol - Bericht 2012, Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Verkehrsplanung (PDF).
Commons: Seefelder Straße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 B177  Die Seefelder Straße befand sich wie die anderen ehemaligen Bundesstraßen in der Bundesverwaltung. Seit dem 1. April 2002 steht sie unter Landesverwaltung und führt zwar das B in der Nummer weiterhin, nicht aber die Bezeichnung Bundesstraße.