Schleswig-Holstein Musik Festival
Das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) ist eines der größten klassischen Musikfestivals der Welt. Es findet seit 1986 jährlich in den Sommermonaten Juli und August an verschiedenen Spielorten in Schleswig-Holstein sowie im angrenzenden Niedersachsen, Dänemark und Hamburg statt.
Die Konzerte finden zum Teil an ungewöhnlichen Spielstätten wie Gutshäusern, Scheunen, Kirchen, Schlossparkanlagen, Fährschiffen und Werftgebäuden statt. Von 1996 bis 2013 war das künstlerische Konzept des SHMF von jährlich wechselnden Länderschwerpunkten geprägt. Ab der Saison 2014 widmet das SHMF wechselnden Komponisten eine Retrospektive und lädt jedes Jahr einen herausragenden Künstler im Rahmen des Solistenporträts ein, den Festivalsommer mit vielen Konzerten in Schleswig-Holstein zu verbringen. Seit 2002 ist auch das Jazzfestival JazzBaltica Bestandteil des Schleswig-Holstein Musik Festival.
Gründung und Leitung
Das Festival, dessen Gründungsveranstaltung unter Mitwirkung des Hauptinitiators Justus Frantz und des ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern zählenden Uwe Barschel (als Erzähler im Karneval der Tiere gleichsam im musikalischen Teil des Programms) bereits am 5. Juli 1985 im Kieler Schloss stattfand, wurde 1986 erstmals durchgeführt. Justus Frantz blieb über neun Jahre der Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Von 1996 bis 1998 war Franz Willnauer Intendant des SHMF. Gemeinsam mit Christoph Eschenbach als künstlerischer Leiter leitete Rolf Beck 1999 bis 2002 das Festival. Von 2002 bis 2013 war Rolf Beck alleiniger Intendant des Festivals. Seit dem 1. Oktober 2013 leitet Dr. Christian Kuhnt das SHMF. Der Stiftungsrat des Schleswig-Holstein Musik Festivals verlängerte im Mai 2016 den Vertrag von Intendant Kuhnt bis 2022.[1] Verwaltungssitz des von einer Stiftung getragenen Festivals ist das Schloss Rantzau, ein historistisches Palais in der Altstadt von Lübeck, das mit großem Aufwand von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hergerichtet wurde.
Das Jazzfestival JazzBaltica wurde 1991 zum ersten Mal durchgeführt und gehört seit 2002 zum Schleswig-Holstein Musik Festival.
Das Festival ist Mitgliedsorganisation der European Festivals Association.
Orchesterakademie, Festivalchor und Meisterkurse
Zu den drei großen pädagogischen Einrichtungen des SHMF gehören die Orchesterakademie, der Festivalchor und die Meisterkurse. Die Orchesterakademie wurde 1987 von Leonard Bernstein gegründet und setzt sich jedes Jahr neu aus über 100 jungen Musikerinnen und Musikern aus aller Welt zusammen, die in Probespielen ausgewählt werden. Bis 2010 war das Landeskulturzentrum Salzau die Sommerresidenz der Orchesterakademie, seit 2011 ist die Orchesterakademie in Rendsburg ansässig, die Proben finden in der Thormann-Halle statt, untergebracht sind die Musiker im Nordkolleg Rendsburg. In jedem Jahr arbeiten international renommierte Dirigenten mit der Orchesterakademie. Chefdirigent ist Christoph Eschenbach.
Die Meisterkurse finden in der Musikhochschule Lübeck statt. Namhafte Instrumentalisten und Sänger unterrichten dort während des Festivals Musikstudenten aus aller Welt.
Der Verein Schleswig-Holstein Musik Festival e. V.
Der Verein Schleswig-Holstein Musik Festival hat rund 3.200 Mitglieder. Dem Kuratorium, dessen Mitglieder durch den Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein berufen werden, gehören rund 80 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Medien, Kultur und Politik an. Diese Beiräte sind nicht nur an den Spielorten aktiv. Als Ordentliche Mitglieder und im Vorstand des Vereins unterstützen sie die Hauptamtlichen mit ihrer langjährigen praktischen Festivalerfahrung.
Förderung
Das Schleswig-Holstein Musik Festival wird jährlich durch ein ebenso intensives wie vielfältiges Engagement der Wirtschaft in Schleswig-Holstein und Hamburg unterstützt. Als langjährige Hauptsponsoren leisten die Sparkassen-Finanzgruppe (bestehend aus den schleswig-holsteinischen Sparkassen, der HSH Nordbank AG, der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg AG, der Provinzial Nord Brandkasse AG und dem Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes), die AUDI AG, NordwestLotto Schleswig-Holstein, die HanseWerk AG sowie der Medienpartner NDR weiterhin den bedeutendsten finanziellen Beitrag. Zudem ermöglichen Zuwendungen von 50 Konzertsponsoren und Produktpartner sowie knapp 45 Mitglieder der Unternehmerinitiative Wirtschaft & Musik die Realisierung von Konzertprojekten, leisten aber auch persönlichen Einsatz vor Ort an vielen Spielstätten des SHMF.
Die Festivals und ihre Länderschwerpunkte
- 11. Festival (1996): Österreich
- 12. Festival (1997): Norwegen
- 13. Festival (1998): Italien
- 14. Festival (1999): Frankreich
- 15. Festival (2000): USA
- 16. Festival (2001): Finnland
- 17. Festival (2002): Spanien/Lateinamerika
- 18. Festival (2003): Großbritannien
- 19. Festival (2004): Tschechien
- 20. Festival (2005): Japan
- 21. Festival (2006): Niederlande
- 22. Festival (2007): Ungarn
- 23. Festival (2008): Russland
- 24. Festival (2009): Deutschland
- 25. Festival (2010): Polen
- 26. Festival (2011): Türkei
- 27. Festival (2012): China
- 28. Festival (2013): Baltische Staaten
Vor 1996 wurde nur gelegentlich ein Länderschwerpunkt gesetzt, manchmal auch zwei oder drei zugleich. Im eigentlichen Sinne ausgestaltet und bereits im Vorfeld annonciert wurde der Länderschwerpunkt hingegen erst seit 1996.
Moderatoren des Festivals waren unter anderem Alfred Biolek, Dénes Törzs, Peter Ustinov sowie Montserrat Caballé.
Ablösung des Länderschwerpunkts ab 2014
Mit der Übergabe der Intendanz im Oktober 2013 an Christian Kuhnt wurden programmatische Änderungen eingeführt. Der zuvor jährlich wechselnde Länderschwerpunkt wird seit dem Jahr 2014 ersetzt durch eine Komponistenretrospektive und das sogenannte Künstlerporträt. Zeitgleich wurden die Veranstaltungsstätten seither stärker auf die ursprünglichen Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg konzentriert, sodass seither außerhalb dieser beiden Bundesländer lediglich einzelne Konzerte in Lüneburg (Niedersachsen) und im benachbarten Nordschleswig (Sonderburg und Tondern) stattfinden.
Ausgabe | Jahr | Komponistenretrospektive | Künstlerporträt |
---|---|---|---|
29. | 2014 | Felix Mendelssohn | Sol Gabetta |
30. | 2015 | Peter Tschaikowsky | Martin Grubinger |
31. | 2016 | Joseph Haydn | András Schiff |
32. | 2017 | Maurice Ravel |
Spielorte und Spielstätten
In Schleswig-Holstein
- Ahrensburg: Marstall
- Altenhof: Gut Altenhof
- Altenkrempe: Gut Hasselburg
- Aumühle
- Bad Oldesloe
- Bad Schwartau: Krummlandhalle
- Bad Segeberg: Marienkirche
- Bargteheide: Kleines Theater
- Bordesholm: Klosterkirche
- Brunsbüttel
- Cismar: Kloster Cismar
- Elmshorn: Reithalle
- Emkendorf: Gut Emkendorf
- Eutin: St.-Michaelis-Kirche – Freilichtbühne im Eutiner Schlosspark
- Fargau-Pratjau: Gut Salzau, Konzertscheune
- Flensburg: Deutsches Haus – St.-Nikolai-Kirche – Marineschule Mürwik - Robbe & Berking, Werft
- Föhr: Nieblum, St. Johannis-Kirche - Boldixum, St. Nicolaikirche - Wyk, N.D.R.-Fähre; Kurgartensaal - Alkersum, Museum Kunst der Westküste
- Glücksburg: Schloss Glücksburg
- Glückstadt: Stadtkirche
- Großenaspe: Hof Bissenbrook
- Güby: Stiftung Louisenlund, Aula
- Haseldorf: Herrenhaus Haseldorf
- Heide: Tivoli
- Hohenlockstedt: Kartoffelhalle Pohl-Boskamp
- Hohenwestedt : Peter-Pauls-Kirche
- Husum: St.-Marienkirche - NordseeCongressCentrum
- Itzehoe: St.-Laurentiikirche – theater itzehoe
- Kiel: Kieler Schloss – Howaldtswerke-Deutsche Werft – Förde Sparkasse Kiel – Opernhaus – Petruskirche – halle400 – Kulturforum in der Stadtgalerie - Freilichtbühne Krusenkoppel - Wissenschaftszentrum - Sparkassenarena - Schauspielhaus
- Lübeck: Lübecker Dom – Jakobikirche – Katharinenkirche – Marienkirche – Musikhochschule Lübeck – Musik- und Kongreßhalle Lübeck (MuK) – Petrikirche - Radisson Blu Senator Hotel - Kolosseum - Museum Behnhaus Drägerhaus - Rathaus - Lehmannkai - Schuppen 6 - Schuppen C - Kulturwerft Gollan - Festsaal der Gemeinnützigen - Europäisches Hansemuseum - Theater Lübeck u.a.
- Lübeck-Travemünde: Columbia Hotel Casino
- Marne: Maria Magdalenen-Kirche
- Meldorf: Sankt-Johannis-Kirche
- Molfsee: Freilichtmuseum Molfsee, Winkelscheune
- Mölln: Augustinum (Altersheim)
- Neumünster: Holstenhalle – Vicelinkirche – Theater in der Stadthalle
- Norderstedt: TriBühne, Kulturwerk, European Surgical Institute
- Nusse: Nusser Kirche
- Plön: Nikolaikirche – Schloss
- Pronstorf: Gut Pronstorf, Kuhstall
- Ratzeburg: Dom
- Reinbek: Schloss Reinbek
- Rellingen: Rellinger Kirche
- Rendsburg: Christkirche, Thormannhalle
- Roseburg: Gut Wotersen, Reithalle
- Schenefeld b. Hamburg: Forum
- Schenefeld/Mittelholstein: Bonifatiuskirche
- Schleswig: Schleswiger Dom – Schloss Gottorf – A. P. Møller-Skolen
- Stocksee: Kirschenhof
- Sylt: Rantum
- Timmendorfer Strand: Evers-Werft – Maritim Seehotel
- Wedel: Schuppen
- Wotersen: Reithalle
- Wulfshagen: Scheune
In Hamburg
- Laeiszhalle – Literaturhaus Hamburg – Kampnagel – Kirche am Markt in Blankenese – Flughafen, Terminal 1 – HafenCity, Cruise Center – KZ-Gedenkstätte Neuengamme – NDR, Rolf-Liebermann-Studio – Aurubis AG (früher Norddeutsche Affinerie AG) – SAP Geschäftsstelle Hamburg – Schuppen 52 – St. Jacobi – Uebel & Gefährlich - Museum der Arbeit - Bucerius Kunst Forum - Thalia Theater - Lokschuppen der S-Bahn -
In Nordniedersachsen
- Lüneburg: Rathaus, Fürstensaal – St.-Johanniskirche
- Stade: Stadeum
In Dänemark
- Sønderborg: Koncertsalen Alsion
Hindemith-Preis
Im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals wird seit 1990 jährlich der Hindemith-Preis an herausragende zeitgenössische Komponisten verliehen.
Leonard Bernstein Award
Der Preis erinnert an den amerikanischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten Leonard Bernstein, der in den ersten Jahren des SHMF als Dirigent mitgewirkt hat. Die Auszeichnung wird seit 2002 jährlich vom Festival an besonders begabte Nachwuchsmusiker vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Stifter ist die Sparkassen-Finanzgruppe[2]
Preisträger:
- 2002 Lang Lang
- 2003 Lisa Batiashvili
- 2004 Erik Schumann
- 2005 Jonathan Biss
- 2006 Alisa Weilerstein
- 2007 Martin Grubinger
- 2008 Anna Winnizkaja
- 2009 Leonard Elschenbroich
- 2010 Kit Armstrong
- 2011 David Aaron Carpenter
- 2012 Cameron Carpenter
- 2013 Jan Lisiecki
- 2014 Christopher Park
- 2015 Krzysztof Urbański
- 2016 Felix Klieser[3]
Literatur
- Axel Nickolaus, Michael Ruff u. a.: Schleswig-Holstein Musik-Festival. Das Fest zwischen den Meeren. Fotoband. Murmann, Hamburg 2006, ISBN 3-938017-53-8
- Ulrike Ohl: Da ist Musik drin. Die Spielstätten des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Wachholtz, Neumünster, Hamburg 2014, ISBN 978-3-529-06306-0
Weblinks
Belege
- ↑ Intendant des Schleswig-Holstein Musik-Festival bleibt, Christian Kuhnts Vertrag wird bis 2022 verlängert, Deutschlandradio Kultur, abgerufen 28. Mai 2016
- ↑ Pressemeldung des SHMF vom 3. Februar 2016 (PDF)
- ↑ Pressemeldung des SHMF vom 3. Februar 2016 (PDF)