Jordanien

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Haschemitisches Königreich Jordanien
المملكة الأردنّيّة الهاشميّة

al-Mamlaka al-Urdunniyya al-Hāschimiyya
Flagge Wappen
ÄgyptenTunesienLibyenAlgerienMarokkoMauretanienSenegalGambiaGuinea-BissauGuineaSierra LeoneLiberiaElfenbeinküsteGhanaTogoBeninNigeriaÄquatorialguineaKamerunGabunRepublik KongoAngolaDemokratische Republik KongoNamibiaSüdafrikaLesothoEswatiniMosambikTansaniaKeniaSomaliaDschibutiEritreaSudanRuandaUgandaBurundiSambiaMalawiSimbabweBotswanaÄthiopienSüdsudanZentralafrikanische RepublikTschadNigerMaliBurkina FasoJemenOmanVereinigte Arabische EmirateSaudi-ArabienIrakIranKuwaitKatarBahrainIsraelSyrienLibanonJordanienZypernTürkeiAfghanistanTurkmenistanPakistanGriechenlandItalienMaltaFrankreichPortugalSpanienKanarenKap VerdeMauritiusRéunionMayotteKomorenSeychellenMadagaskarSão Tomé und PríncipeSri LankaIndienIndonesienBangladeschVolksrepublik ChinaNepalBhutanMyanmarKanadaDänemark (Grönland)IslandMongoleiNorwegenSchwedenFinnlandIrlandVereinigtes KönigreichNiederlandeBelgienDänemarkSchweizÖsterreichDeutschlandSlowenienKroatienTschechische RepublikSlowakeiUngarnPolenRusslandLitauenLettlandEstlandBelarusMoldauUkraineNordmazedonienAlbanienMontenegroBosnien und HerzegowinaSerbienBulgarienRumänienGeorgienAserbaidschanArmenienKasachstanUsbekistanTadschikistanKirgisistanRusslandVereinigte StaatenMaledivenJapanNordkoreaSüdkoreaRepublik China (Taiwan)SingapurAustralienMalaysiaBruneiPhilippinenThailandVietnamLaosKambodschaIndien
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Amman
Staatsoberhaupt König
Abdullah II.
Regierungschef Ministerpräsident
Omar al-Razzaz
Fläche 89.342 km²
Einwohnerzahl 10.458.413[1] (2018)
Bevölkerungsdichte 107 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung Vorlage:Steigen +2,02 %[1] (2018) pro Jahr
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nominal)
  • BIP/Einw. (KKP)
2016[2]
  • 38,74 Mrd. $ (90.)
  • 85,64 Mrd. $ (87.)
  • 5.554 $ (91.)
  • 12.278 $ (95.)
Index der menschlichen Entwicklung   0,741 (86.) (2016)[3]
Währung Jordanischer Dinar (JOD)
Unabhängigkeit 25. Mai 1946
(vom Vereinigten Königreich)
National­hymne as-Salam al-Maliki al-Urdunni
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen JOR
ISO 3166 JO, JOR, 400
Internet-TLD .jo und .الاردن
Telefonvorwahl +962
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Das Haschemitische Königreich Jordanien (arabisch الأُرْدُنّ al-Urdunn) ist ein arabischer Staat in Vorderasien. Es grenzt an Israel, den im Westjordanland gelegenen Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete, wobei die Grenze unter israelischer Kontrolle steht, Syrien, Irak, Saudi-Arabien und an das Rote Meer am Golf von Akaba, an dem es eine Seegrenze zu Ägypten hat. Jordanien zählt zu den so genannten Maschrek-Staaten.

Geographie

Wadi Rum

Jordanien, im Nordwesten der Arabischen Halbinsel gelegen, ist ein Land mit hohem Wüstenanteil und lässt sich von West nach Ost in drei Großland­schaften gliedern: Der von Norden nach Süden verlaufende Jordangraben erreicht am Toten Meer den tiefsten trockenen Punkt der Erdoberfläche (425 m unter dem Meeresspiegel). Der Große Afrikanische Grabenbruch setzt sich südlich über den Golf von Akaba ins Rote Meer fort. Hier besitzt das Land über einen schmalen Küstenstreifen um Akaba einen Zugang zum Weltmeer. Das ostjordanische Bergland steigt in einer schroffen, zerklüfteten Steilwand über dem Jordangraben auf. Dieses Faltengebirge erreicht im Dschabal Ram 1754 Meter (zweithöchster Berg des Landes nach dem Dschabal Umm ad-Dami bei Akaba) und gliedert sich durch mehrere Hochebenen. Den nördlichen Teil bildet das Gilead-Gebirge, auf dessen Hochflächen die Städte Amman, Zarqa und Irbid liegen. Die im Osten an das Bergland anschließenden Wüstentafelländer nehmen etwa zwei Drittel Jordaniens ein.

Klima

Der Nordwesten des Landes herrscht Mittelmeerklima mit heißen trockenen Sommern und kühlen feuchten Wintern sowie einer jährlichen Niederschlagsmenge von bis zu 800 mm. Im Osten und Süden gibt es weniger Niederschläge (100 mm und weniger). Im weitaus größten Teil Jordaniens herrscht kontinentales Wüstenklima. Die mittleren Sommer- beziehungsweise Wintertemperaturen liegen in Amman bei 31 bis 38 °C beziehungsweise 13 bis 19 °C.

Flora und Fauna

Aufgrund der unterschiedlichen Klimaverhältnisse variiert auch die Vegetation. Die großen Trockengebiete und das Bergland sind allenfalls spärlich mit Dornstrauchvegetation wie Tamarisken und Schirmakazien bewachsen. In den Steppen finden sich auch größere Grasflächen, die von Beduinen genutzt werden. Ursprünglich war der Westen des Landes stark bewaldet; nördlich von Amman zeigt die Aufforstung erste Erfolge, es gibt größere und kleinere Waldflächen mit Zypressen, Eichen, Akazien und überwiegend Kiefern.

Die heimische Tierwelt ist trotz der kargen Vegetation recht vielfältig: Geier, Hamster und Steinadler finden sich ebenso wie Hyänen, Wildkatzen, Enten, Wölfe, Gazellen, Steinböcke und Wildziegen. Es gibt verschiedene Eidechsenarten, Schmetterlinge und Skorpione. In Jordanien kommen 24 Fledermaus-Arten vor.[4] Der Strauß wurde in Jordanien erst im 20. Jahrhundert ausgerottet.

Bevölkerung

Bevölkerungspyramide Jordanien 2016

Die Amtssprache ist Arabisch. Ferner werden regional verschiedene Beduinendialekte sowie die jeweiligen Sprachen von ethnischen Minderheiten gesprochen.

Das Bevölkerungswachstum liegt bei 0,9 Prozent; gut 35 Prozent der Jordanier sind unter 15 Jahre. Infolge starker Landflucht leben etwa 79 Prozent der Einwohner in den Städten, vor allem im Nordwesten des Landes. Die Lebenserwartung der Menschen lag im Zeitraum von 2010 bis 2015 durchschnittlich bei 73,8 Jahren (Frauen: 75,5 Jahre, Männer: 72,2 Jahre).[5]

Die Bevölkerung ist im Durchschnitt 22,8 Jahre alt, eine Frau bekommt im Laufe ihres Lebens im Schnitt 3,14 Kinder (Stand: 2018).[1]

Aufgrund der hohen Geburtenrate und der millionenfachen Anzahl von Flüchtlingen aus Palästina und Syrien im Land, ist die Bevölkerungszahl heute knapp 20-mal so hoch wie noch 1950. Im Jahre 2017 waren 33,3 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[6]

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsentwicklung in Millionen Einwohnern [7]
Jahr Einwohnerzahl[7]
1950 481.000
1960 932.000
1970 1.719.000
1980 2.374.000
1990 3.561.000
2000 5.103.000
2010 7.182.000
2017 9.702.000

Ethnien

Die Mehrheit der Bevölkerung bestand nach den Ergebnissen von 2011 zu 98 Prozent aus Arabern, einschließlich der 1.835.704 registrierten arabischen Palästinenser ohne jordanisches Bürgerrecht und der etwa 700.000 Flüchtlinge aus dem benachbarten Irak. Gezählt wurden daneben 102.000 Tscherkessen, 18.000 Drusen, 6300 Roma, 6300 Turkmenen, 5400 Aserbaidschaner, 5000 Tschetschenen, 5600 Philippiner, 4700 Kurden, 1300 Griechen sowie kleinere ethnische Gruppen.[8] Inzwischen sind zahlreiche syrische Bürgerkriegsflüchtlinge hinzugekommen, bei denen es sich überwiegend ebenfalls um Araber handelt.

Über 50 Prozent der arabischen Bevölkerung[9][10][11] stammen von den etwa 800.000 zugewanderten Palästinensern ab, die nach dem Palästinakrieg und dem Sechstagekrieg nach Jordanien geflohen waren und später das Bürgerrecht erhielten. Die meisten von diesen leben im Großraum Amman: Die beiden größten Städte Jordaniens, Amman und Zarqa, haben palästinensische Bevölkerungsmehrheiten von 90 bis 99 Prozent.[12] Etwa 337.000 oder 17 Prozent der 1,9 Millionen im Land registrierten Flüchtlinge, denen Jordanien als einziges arabisches Land die Staatsbürgerschaft gewährt hat, leben nach wie vor in zehn Flüchtlingslagern.[13]

In der Folge des Irak-Konflikts und der Vertreibung der Palästinenser aus Kuwait 1991 nahm Jordanien erneut Flüchtlinge aus beiden Ländern auf. Der andauernde Bürgerkrieg in Syrien führte seit 2011 ebenfalls zu einem Flüchtlingsstrom nach Jordanien.

Religion

Freitagsgebet vor der Husseinmoschee in Amman. Da die Moschee überfüllt ist, wird die Straße gesperrt

93 Prozent der Jordanier bekennen sich zum sunnitischen Islam. Der Islam ist in Jordanien Staatsreligion. Mitglieder verschiedener christlicher Religionsgemeinschaften stellen zusammen gut fünf Prozent der Bevölkerung.[14] Die jordanische Regierung verfolgt eine demonstrativ tolerante Politik gegenüber Christen und Juden im Land, gestattet den Bau von Kirchen und Synagogen und veranstaltet regelmäßig Religionsgespräche. Dennoch ist auch in Jordanien Islamismus ein wachsendes Problem. Zwei Prozent entfallen auf sonstige Glaubensgemeinschaften.[10]

Bildung und Soziales

Schulpflicht besteht für 6- bis 15-Jährige; die Analphabetenrate liegt bei Frauen bei 14 Prozent und bei Männern bei 4 Prozent. Jordanien hat damit eine der höchsten Alphabetisierungsraten in der Arabischen Welt. Englisch wird als Fremdsprache ab der ersten Klasse verpflichtend unterrichtet; in der Praxis allerdings können sich Jordanier insbesondere abseits der Hauptstadt zumeist nur auf Arabisch verständigen. Im Land existieren acht staatliche und zwölf private Universitäten. Insbesondere die jordanische Medizinerausbildung genießt in der arabischen Welt einen guten Ruf.

In Jordanien stieg die mittlere Schulbesuchsdauer der über 25-jährigen von 5,1 Jahren im Jahr 1990 auf 10,1 Jahre im Jahr 2015 an.[15]

1983 trat ein noch lückenhaftes Sozialversicherungsgesetz in Kraft. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 18,5 Prozent; die Inflation bei 3,3 Prozent.[16] Das Gesundheitswesen ist in den Städten vergleichsweise gut ausgebaut, auf dem Land aber noch unzureichend.

Geschichte

Der unter Lucius Verus errichtete Herculestempel auf dem Zitadellenhügel in Amman
Der Hadriansbogen in Gerasa
Das frühmittelalterliche Wüstenschloss Qasr Kharana

Das heute zwischen Israel und den Palästinensern umstrittene Westjordanland war einst der Kernraum des biblischen Israel mit Bethlehem, Hebron und Jerusalem. Doch auch das Ostjordanland spielt eine wichtige Rolle in der Bibel. Die etwa 1200 v. Chr. ins Land gekommenen Ammoniter gehörten der biblischen Überlieferung zufolge später dem Großreich Israel unter König David und Salomo um 1000 bis 926 v. Chr. an, doch ist die Historizität dieser Angabe umstritten. Seit etwa dem 4. Jahrhundert v. Chr. siedelten beiderseits des Jordan die von der Arabischen Halbinsel stammenden Nabatäer, deren Hauptstadt Petra war. Unter Kaiser Trajan gliederten die Römer das Gebiet 106 n. Chr. ihrem Imperium als Provinz Arabia an. Städte wie Gerasa und Gadara erlebten nun eine Blüte, von der noch heute eindrucksvolle Ruinen zeugen. In der Spätantike diente das heutige Westjordanien dem Römischen Reich als eine Art überwachter Militärgrenze gegen die Beduinen. Zudem wurden zahlreiche Kirchen errichtet. Mit dem Sieg der Muslime über das Oströmische Reich in der Schlacht am Jarmuk 636 geriet das Gebiet des heutigen Jordanien unter fast ununterbrochene islamische Herrschaft, mit Ausnahme der Jahre 1115 bis 1187, als der Westteil in das Königreich Jerusalem, einen der Kreuzfahrerstaaten, eingegliedert war, wovon Festungsruinen wie Montreal zeugen. Von 1250 bis 1516 gehörte das Gebiet als Teil der Provinz Syrien zum Reich der Mamluken, anschließend bis 1918 zum Osmanischen Reich.

Im Ersten Weltkrieg beteiligten sich jordanische Beduinenstämme zwischen 1916 und 1918 maßgeblich am Araberaufstand gegen die Osmanen und schlossen sich nach Kriegsende dem in Damaskus unter dem Emir Faisal aus dem Hause der Haschimiten gegründeten Königreich Syrien an; die Haschimiten beanspruchen eine Blutsverwandtschaft mit dem Propheten Mohammed. Großbritannien setzte auf der Konferenz von San Remo 1920 die Angliederung Jordaniens an das britische Mandatsgebiet Palästina durch. 1923 entstand dann durch Abtrennung der Gebiete östlich des Jordans das unter britischer Oberhoheit stehende Emirat Transjordanien mit Abdallah ibn Husain als Staatsoberhaupt. Ihm zur Seite stand der britische General John Bagot Glubb (Glubb Pascha), der 1939 die Arabische Legion als Schutzgarde des Königshauses aufbaute. Während des Zweiten Weltkriegs kämpften arabisch-jordanische Kontingente in der Arabischen Legion an der Seite der Briten gegen die Wehrmacht.[17] Am 25. Mai 1946, dem heutigen Nationalfeiertag, erlosch das britische Mandat und Transjordanien erhielt seine volle Unabhängigkeit. Abdallah I. nahm den Königstitel an.

Nach Ausrufung des souveränen Staates Israel besetzte die Arabische Legion im ersten israelisch-arabischen Krieg die östlichen Teile Palästinas und die Altstadt von Jerusalem. Das Waffenstillstandsabkommen von 1949 mit Israel empfanden die Jordanier als Niederlage, zumal es für Jordanien einen ungünstigeren Grenzverlauf festlegte, als im UN-Teilungsplan von 1947 bei wirtschaftlicher Einheit und Internationalisierung Jerusalems vorgesehen war. 1950 wurde der Staat in Haschemitisches Königreich Jordanien umbenannt. Die dabei erfolgte offizielle Eingliederung der palästinensischen Gebiete lehnten andere arabische Staaten aber ab. König Abdallah I. fiel am 20. Juli 1951 in Jerusalem dem Attentat eines palästinensischen Nationalisten zum Opfer. Nachdem sein Sohn und Nachfolger Talal wegen Krankheit 1952 abtreten musste, wurde 1953 dessen Sohn Hussein als Hussein I. König von Jordanien, der wiederum 1957 die Reformregierung Sulaimān an-Nābulusī zum Rücktritt zwang.

Der jordanisch-saudi-arabische Grenzvertrag von 1965:
von Jordanien an Saudi-Arabien
von Saudi-Arabien an Jordanien
Jordanien in den Grenzen von 1965 bis 1967

Ein, am 10. August 1965 unterzeichneter, bilateraler Vertrag regelte die Grenze mit dem benachbarten Saudi-Arabien, die bis dahin umstritten war. Jordanien, das nur über einen schmalen Landstreifen Zugang zum Meer hatte, ging es dabei hauptsächlich um zusätzliche Küstenlinie am Golf von Akaba. Durch den Vertrag gewann es etwa 12 Kilometer zusätzliche Küstenlinie zu einer Gesamtküstenlänge von etwa 19 Kilometern sowie 6000 Quadratkilometer Territorium und trat im Gegenzug etwa 7000 Quadratkilometer seines Territoriums an Saudi-Arabien ab. Bei den ausgetauschten Gebieten handelte es sich größtenteils um Wüstengebiete.[18]

In den 1950er und 1960er Jahren kam es zum Konflikt um das Jordanwasser. Im Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten 1967 verlor Jordanien seine gesamten Gebiete westlich des Jordans an Israel. Weitere 400.000 Menschen, vor allem aus dem Westjordanland, kamen zusätzlich ins Land, nachdem Jordanien bereits 1949 400.000 Flüchtlinge hatte aufnehmen müssen. Die Herausforderung durch die Palästinensische Befreiungsorganisation, die in den Flüchtlingslagern eine Art „Staat im Staate“ bildete und die Monarchie bedrohte, führte 1970/71 zum offenen Bürgerkrieg, in dem König Hussein im „Schwarzen September“ die militärischen Einheiten der von Syrien unterstützten PLO gewaltsam zerschlug. Aus dem israelisch-arabischen Jom-Kippur-Krieg 1973 hielt sich Jordanien weitgehend heraus. Lediglich eine jordanische Freiwilligenbrigade wurde nach Syrien geschickt, um auf syrischem Gebiet gegen israelische Truppen zu kämpfen. Nach ersten Signalen 1974 gab König Hussein 1988 endgültig alle Ansprüche auf das Westjordanland zugunsten der PLO auf. Die eindeutige Parteinahme Jordaniens für den Irak im Vorfeld des Zweiten Golfkriegs 1991 führte zu Spannungen mit Syrien, den USA und den arabischen Golfstaaten. Dennoch gelang König Hussein 1994 der Abschluss des Friedensvertrages mit Israel, wobei Jordanien nochmals auf alle Gebiete westlich des Jordan verzichtete. Heute ist Jordanien der engste Verbündete Israels in der arabischen Welt.

Als Hussein 1999 nach langer schwerer Krankheit starb, trat sein Sohn als Abdullah II. die Nachfolge an. Dieser schloss 2001 ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten, 2002 ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union und verfolgte insgesamt eine klar prowestliche Außenpolitik.

Am 10. November 2005 wurden bei einem Terroranschlag auf Hotels in Amman 56 Menschen getötet. Im Irak kam es zu antijordanischen Protesten, da Jordanien von schiitischer Seite nachhaltige Unterstützung für die Sunniten vorgeworfen wird. Vor der Regierungsumbildung am 7. April 2005 hatten die USA innenpolitische Reformen im Königreich angemahnt. Während des Arabischen Frühlings 2011 kam es dann auch in Jordanien zu Protesten und Unruhen, die aber anders als in Syrien zu keiner dauerhaften Destabilisierung des Landes führten. Die anschließend durchgeführten Reformen schränkten die Rechte des Königs nur unwesentlich ein. In der Folgezeit nahm Jordanien zahlreiche syrische Bürgerkriegsflüchtlinge auf.

Im Frühjahr 2016 gingen jordanische Sicherheitskräfte in Irbid gegen eine mit dem Islamischen Staat verbundene Terrorgruppe vor, die sich in der Stadt verschanzt hatte; in einem Feuergefecht wurden sieben Islamisten getötet und 13 verhaftet. Am 18. Dezember 2016 töteten dann vier islamistische Terroristen in Qatraneh und in der Kreuzfahrerburg Kerak sieben jordanische Polizisten und drei Zivilisten, darunter eine Touristin aus Kanada. Spezialeinsatzkräfte stürmten die Burg, wobei alle Angreifer getötet wurden.[19]

Politik

Politisches System

Nach der Verfassung von 1952 ist Jordanien eine konstitutionelle Monarchie der haschemitischen Dynastie, die eine Abstammung vom Propheten Mohammed beansprucht. Der König ist Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und ernennt den Ministerpräsidenten sowie den Ministerrat. Das Parlament besteht aus zwei Kammern: dem Abgeordnetenhaus mit 110 für vier Jahre vom Volk gewählten Mitgliedern, davon sind 9 Sitze für Christen, 3 für Tscherkessen und 6 für Frauen reserviert, und dem Senat mit 40 Mitgliedern, die für acht Jahre vom König ernannt werden. Frauen und Männer haben ab 18 das Wahlrecht. Das Frauenwahlrecht war erst 1974 eingeführt worden.[20] Der König besitzt ein umfassendes Veto- und Vorschlagsrecht.

Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus vom 17. Juni 2003 erreichte der jordanische Zweig der Muslimbruderschaft, die Islamische Aktionsfront, 10,3 Prozent der Stimmen. Die Wahlen brachten königstreuen Stammesführern 62 der 110 Sitze. Bei den Wahlen 2010, die von Muslimbrüdern wegen angeblicher Benachteiligung durch eine Reform des Wahlrechts boykottiert wurden, errangen königstreue Kandidaten aus den ländlichen Regionen die Mehrheit. Zugleich wurden nur 34 Abgeordnete des alten Parlaments in das neue gewählt.

Nach der Verfassung ist der Islam Staatsreligion, weitere Religionsgemeinschaften können sich anerkennen lassen und werden in der Regel nicht behindert. Im Rechtswesen, das nach britischem Vorbild aufgebaut ist, gibt es neben den Zivilgerichten auch Schariagerichte, die bei privatrechtlichen Auseinandersetzungen unter Muslimen angerufen werden können und das islamische Recht anwenden.[21]

Außen- und Sicherheitspolitik

Jordanien ist Mitglied der Vereinten Nationen, der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) und der Arabischen Liga.

Jordaniens Außenpolitik ist seit Jahrzehnten zum Westen orientiert. Das Königreich ist eng mit den Vereinigten Staaten verbündet und gehört zu deren offizieller Kategorie der Wichtigsten Verbündeten außerhalb der NATO. Jordanien verfügt außerdem über ein Assoziierungsabkommen mit der EU. Insbesondere der jordanische Auslandsgeheimdienst genießt einen ausgezeichneten Ruf. Er geriet allerdings in die Kritik, als 2014 bekannt wurde, dass seit 2001 im Auftrag der CIA in Jordanien Terrorverdächtige brutalen Verhörmethoden unterzogen worden waren, die in den USA verboten gewesen wären.

Die Beziehung zu den USA nahm nur vorübergehend Schaden, als Jordanien seine Neutralität im Zweiten Golfkrieg von 1991 bewahrte und sogar mit dem Irak sympathisierte. Der im Jahre 1994 unterzeichnete Friedensvertrag zwischen Jordanien und seinem Nachbarn Israel gilt als Meilenstein im Nahostkonflikt und schuf die Voraussetzungen für eine noch engere politische, wirtschaftliche und militärische Kooperation mit dem Westen. Seit 2017 sind auch Einheiten der deutschen Bundeswehr in Jordanien stationiert.

Jordanien steht im Konflikt mit den beiden vorherrschenden Palästinenserorganisationen. Die PLO wurde 1971 im Schwarzen September aus Jordanien vertrieben, die von Syrien und dem Iran unterstützte Hamas wurde in Jordanien 1999 verboten, wird jedoch seit 2011 wieder geduldet. Die Regierung bezeichnete das Verbot rückblickend als Fehler.

Mit der Europäischen Union (EU) kooperiert Jordanien im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP). Am 1. Mai 2002 trat das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Jordanien in Kraft.[22] Im Juni 2005 vereinbarte Jordanien mit der EU einen Aktionsplan für Reformen in den Bereichen Politik, Menschenrechte, Gewaltenteilung, Wirtschaft und Justiz.[23]

Im Dezember 2011 gab der Rat der Europäischen Kommission grünes Licht für die Aufnahme von Handelsverhandlungen mit Jordanien.[24] 2016 war die EU der größte Handelspartner Jordaniens.[22]

Menschenrechte

Der UN-Sonderberichterstatter über Folter dokumentierte 2006 den Einsatz von Folter durch den jordanischen Nachrichtendienst GID, Polizei und Justiz. Auch Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch berichten immer wieder von schweren Missachtungen der Menschenrechte in Jordanien.[25][26][27][28]

Internationaler Vergleich

Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2017, welche von Reporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Jordanien Platz 138 von 180 Ländern.[29] Laut dem Bericht der Nichtregierungsorganisation ist die Situation der Pressefreiheit im Land „schwierig“. Beim Demokratieindex lag es im Jahr 2016 auf Platz 117 mit einem Wert von 3,96 und ist somit als autoritäres Regime definiert. Der Wert im Demokratieindex stieg die Jahre zuvor an und lag nur noch knapp unter dem Grenzwert von 4, ab dem ein Staat als Hybridregime eingestuft wird. Im Länderbericht Freedom in the World 2017 der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Freedom House wird das politische System des Landes als „teilweise frei“ bewertet.[30]

Deutlich besser schneidet das Land beim Korruptionswahrnehmungsindex ab. Dort lag es 2016 mit dem 57. Platz gleichauf mit Ungarn und noch vor Italien und Griechenland und gilt somit als nicht sehr korrupt.

Verwaltungsgliederung und Städte

Verwaltungsgliederung

ÄgyptenSaudi-ArabienIrakSyrienLibanonde-facto Israel (die Golanhöhen werden von Syrien beansprucht)Syrien (von der UN überwachte demilitarisierte Zone auf dem Golan)Israel (demilitarisierte Zone)de-facto von Israel abhängig - das Westjordanland wird von der Palästinensischen Autonomiebehörde beanspruchtde-facto Israel - das Westjordanland wird von der Palästinensischen Autonomiebehörde beansspruchtde-facto Israel - das Westjordanland wird von der Palästinensischen Autonomiebehörde beanspruchtIsraelGouvernement AdschlunGouvernement DscharaschGouvernement MadabaGouvernement al-BalqaGouvernement IrbidGouvernement ZarqaGouvernement al-MafraqGouvernement AmmanGouvernement al-KarakGouvernement at-TafilaGouvernement AqabaGouvernement Maʿan
Die einzelnen Gouvernements Jordaniens

Jordanien gliedert sich in zwölf Gouvernements (arabisch محافظة / muḥāfaẓa). Diese sind:

Die darunter liegenden Ebenen der Lokalverwaltung sind der Distrikt (arabisch لواء / Liwāʾ) und der Subdistrikt (arabisch قضاء / Qaḍāʾ).

Städte

Die größten Städte waren 2005: Amman mit 1,22 Millionen Einwohnern, Zarqa mit 890.000 Einwohnern, Irbid mit 751.000 Einwohnern, Ar-Rusaifa mit 262.000 Einwohnern, Wadi as-Sir mit 194.000 Einwohnern, Akaba mit 102.000 Einwohnern, Madaba mit 82.000 Einwohnern und Al-Baqa mit 80.000 Einwohnern. Seit 2013 gilt das Flüchtlingslager Zaatari als fünftgrößte „Stadt“ des Landes. Amman wiederum ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und zählte 2017 schätzungsweise 4 Millionen Einwohner.

Wirtschaft und Infrastruktur

Allgemein

Die ohnehin seit Jahren in einer schweren Krise befindliche jordanische Wirtschaft mit chronisch defizitärer Handelsbilanz, steigender Arbeitslosigkeit und fortschreitender Konkurswelle leidet besonders unter den politischen Krisen in der Region. Mitte der 1990er Jahre befanden sich etwa 80 Prozent der jordanischen Volkswirtschaft in den Händen von Palästinensern.[31] Der Handelssektor war schwer von den UN-Sanktionen über den Irak getroffen, da der Irak vor dem Golfkrieg 40 Prozent der gesamten Handelsübersicht Jordaniens ausmachte. Im Jahre 1997 unterzeichneten Jordanien und die Europäische Union eine Teilhaberschaftsvereinbarung, die den Weg für eine Freihandelszone bis zum Jahr 2010 ermöglichte. Dieses Abkommen, das Anfang 1999 in Kraft trat, soll auch die Vermittlungen für den Beitritt Jordaniens zur Welthandelsorganisation beschleunigen. Im Jahre 1996 schlossen Jordanien und Ägypten eine Teilhaberschaftsvereinbarung, welche die bilateralen ökonomischen Mitarbeitsverträge regelte und beabsichtigte, den Handel zu liberalisieren, indem sie eine Freihandelszone etablierten. Zahlreiche Geschäftsprotokolle und Vereinbarungen sind mit dem Libanon, Syrien, dem Irak, dem Jemen, Saudi-Arabien, Bahrain, Tunesien, Ägypten, Marokko, Libyen und dem Sudan zustande gekommen.

Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegte Jordanien Platz 63 von 138 Ländern (Stand 2016–17).[32] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegte das Land 2017 Platz 53 von 180 Ländern.[33]

Kennzahlen

Alle BIP-Werte sind in US-Dollar (Kaufkraftparität) angeben.[34] Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2017 wird auf 40,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. In Kaufkraftparität beträgt das BIP 89 Milliarden US-Dollar oder 12.500 US-Dollar je Einwohner. Beim BIP pro Kopf liegt das Land damit im weltweiten Mittelfeld. Das reale Wachstum betrug 2,3 %.

Jahr 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
BIP
(Kaufkraftparität)
8,25 Mrd. 13,24 Mrd. 15,06 Mrd. 22,99 Mrd. 29,26 Mrd. 44,77 Mrd. 49,88 Mrd. 55,40 Mrd. 60,57 Mrd. 64,37 Mrd. 66,66 Mrd. 69,80 Mrd. 72,97 Mrd. 76,24 Mrd. 80,01 Mrd. 82,81 Mrd. 85,55 Mrd. 89,10 Mrd.
BIP pro Kopf
(Kaufkraftparität)
3.693 4.903 4.341 5.391 6.025 8.180 8.907 9.679 10.353 10.634 10.905 11.169 11.422 11.676 11.986 12.135 12.264 12.494
BIP Wachstum
(real)
11,2 % −2,7 % −0,3 % 6,2 % 4,3 % 8,1 % 8,1 % 8,2 % 7,2 % 5,5 % 2,3 % 2,6 % 2,7 % 2,8 % 3,1 % 2,4 % 2,0 % 2,3 %
Inflation
(in Prozent)
10,9 % 2,8 % 16,2 % 2,4 % 0,7 % 3,5 % 6,3 % 4,7 % 14,0 % −0,7 % 4,8 % 4,2 % 4,5 % 4,8 % 2,9 % −0,9 % −0,8 % 3,3 %
Staatsverschuldung
(in Prozent des BIP)
... ... 220 % 115 % 100 % 84 % 76 % 74 % 60 % 65 % 67 % 71 % 81 % 87 % 89 % 93 % 95 % 96 %

Wirtschaftssektoren

Nur knapp 5 Prozent der Fläche Jordaniens sind landwirtschaftlich nutzbar, vor allem in der Provinz Irbid. Der Anbau von Getreide, Obst und Gemüse ist dabei stark bewässerungsabhängig. Die Landwirtschaft macht 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, in ihr sind 3,9 Prozent der Beschäftigten tätig. Der weit überwiegende Teil der Nahrungsmittel muss daher importiert werden. Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Phosphatabbau mit anschließender Verarbeitung zu Düngemitteln. Es gibt zwei große Düngemittelfabriken im Land, eine jordanisch-indische sowie eine jordanisch-japanische. Auch Kupfererze, Ölschiefer und Kalisalze werden gefördert. Neben einer Erdölraffinerie, die aus Saudi-Arabien importiertes Rohöl verarbeitet, gibt es eine Zement- und Chemieindustrie. Die jordanische Wirtschaft ist weit überwiegend von Klein- und Mittelbetrieben geprägt. 26 Prozent des BIP entfällt auf die Industrie, in der 21,5 Prozent der Beschäftigten arbeiten.

Jordanien importiert vor allem Nahrungsmittel, Maschinen, Transportausrüstungen und Erdöl, zu 11 Prozent aus Saudi-Arabien, 8 Prozent Deutschland, 8 Prozent Volksrepublik China, 7 Prozent USA, 7 Prozent Irak, 4 Prozent Italien und zu 4 Prozent aus Japan. Es exportiert vor allem Textilien, chemische Erzeugnisse und Rohstoffe wie Phosphat und Pottasche, zu 22 Prozent in die USA, 18 Prozent Irak, 7 Prozent Indien, 7 Prozent Schweiz und 5 Prozent Saudi-Arabien.

Die Stromerzeugung setzte sich 2007 zusammen aus 66 Prozent Erdöl, 28 Prozent Erdgas und 1 Prozent erneuerbare Energien.[35] 5 Prozent des Strombedarfs wird durch Importe gedeckt.[36] Da es keine nennenswerten Ölvorkommen gibt, muss auch dieses importiert werden.

Nuklearwirtschaft

Jordanien verfügt über ca. 3 Prozent der Uranvorräte in der Welt, welche im Zuge des Atomeinstieges abgebaut werden sollen. Die Jordan Atomic Energy Commission (JAEC) und die Jordan Energy Resources Inc. schlossen sich mit Areva zu den Unternehmen Nabatean Energy beziehungsweise der Jordan French Uranium Mining Company (JFUMC) zusammen. Der Abbau in der Zentralregion bei Swaqa, Chan Azzabib, Wadi Maghar und Attarat soll ab 2013 beginnen. Areva sicherte sich dazu die exklusiven Uranabbaurechte für die nächsten 25 Jahre. Die JAEC unterzeichnete im Dezember 2009 einen Vertrag mit dem Korean Atomic Energy Research Institute (KAERI) und Daewoo, um bis 2015 einen 5-Megawatt-Forschungsreaktor an der Jordanischen Universität für Forschung und Technologie zu errichten. Seit 2009 befindet sich das erste Kernkraftwerk des Landes in der Ausschreibung: Im Rennen sind der Atmea-1 von Areva-MHI, der Enhanced Candu-6 von Atomic Energy of Canada Limited sowie das AES-92 von Atomstroiexport. Die Entscheidung für ein Modell soll 2012 getroffen werden. Vier weitere Kernkraftwerke befinden sich in der Planungsphase, um den Atomstromanteil auf 30 Prozent ansteigen zu lassen.[37]

Nachdem die russische Rosatom-Tochter Atomstroiexport 2013 die Ausschreibung gewonnen hatte, schloss Jordanien am 25. März 2015 einen Vertrag mit Rosatom ab. Am Standort Qasr Amra sollen zwei Einheiten vom Typ WWER-1000/V-392 errichtet werden, deren Inbetriebnahme für die Jahre 2024/2025 geplant ist.[38]

Tourismus

Petra
Kreuzfahrerfestung Kerak

Der Tourismus macht etwa ein Zehntel des BIP aus (Dienstleistungen insgesamt 72 Prozent, darin erwerbstätig sind 74,7 Prozent) und ist die zweitwichtigste Devisenquelle. Obwohl in Jordanien selbst seit über 30 Jahren Frieden herrscht, reagieren die Touristenströme sehr empfindlich auf die politischen Entwicklungen im Nahen Osten. So blieb die von der jordanischen Regierung nach dem Friedensschluss mit Israel erhoffte „Friedensdividende“ aus dem Tourismus bisher weitgehend aus.

Das Land hat viele zum Teil einzigartige Sehenswürdigkeiten zu bieten, allerdings nur wenige allgemein bekannte touristische Attraktionen:

  • Antike Stätten und archäologische Ausgrabungen, vor allem
  • Landschaften und Naturdenkmäler
    • die Wüstenlandschaft von Wadi Rum
    • das Tote Meer, dessen Ufer den tiefsten Festlandpunkt der Erde markiert
    • das Taucherparadies bei Akaba am Roten Meer

Infrastruktur

Die Verkehrsverbindungen sind gut ausgebaut, es gibt ein Eisenbahnnetz von 618 Kilometern, das ausschließlich für Gütertransport und touristischen Verkehr genutzt wird. Das Netz entstand aus der ehemaligen Hedschasbahn. Das Straßennetz hat eine Länge von 5200 Kilometern, der Anschluss an den Seeverkehr erfolgt über den Hafen von Akaba.

2008 verfügten 42 Prozent der jordanischen Haushalte über einen Festnetzanschluss, 94 Prozent über mindestens ein Mobiltelefon. Der Durchschnittsumsatz betrug 2008 rund 12 Euro.[39] 2016 nutzten 45,7 Prozent der Bevölkerung das Internet.

Die FAO klassifiziert ein Land als wasserarm, wenn die pro Einwohner zur Verfügung stehende Wassermenge unter 1000 Kubikmeter pro Jahr liegt. In Jordanien verfügt nach einer Schätzung von 2014 jeder Einwohner über 120 Kubikmeter pro Jahr. Prognosen zufolge könnte diese Menge bis 2025 weiter auf nur noch 90 Kubikmeter pro Jahr absinken. Der Jordan als die wesentliche Wasserversorgung des Landes führt heute lediglich rund zehn Prozent der Wassermenge der 1960er Jahre.[40] Das Wasser des Jordan wird hauptsächlich von Israel zur Trinkwasserversorgung abgeleitet. Aufgrund der politischen Spannungen und militärischen Konflikte gibt es keine Absprachen über die Verwendung des Jordanwassers zwischen den Anrainerländern. Einst war der Jordan der Hauptzufluss des Toten Meeres, heute erreicht er es als Rinnsal. Deshalb wird mit einer weiteren Austrocknung des Toten Meeres bis zu einem Teich innerhalb der nächsten Jahrzehnte gerechnet.[41]

Die Nationale Fluglinie Jordaniens ist Royal Jordanian.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2017 Ausgaben von umgerechnet 11,51 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 9,462 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 5,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.[1] Die Staatsverschuldung betrug 2016 36,18 Milliarden US-Dollar oder 93,4 Prozent des BIP.[42]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben in Prozent des BIP folgender Bereiche:

Kultur

Der Nationalfeiertag ist der 25. Mai, der Jahrestag der Unabhängigkeit und Annahme des Königstitels durch Abdullah I. 1946.

Bekannt ist auch das Jerash Festival jeden Sommer, bei dem Musiker aus vielen arabischen Staaten auftreten.

Literatur

  • Peter Hünseler: Jordaniens Stellung im Nahost-Konflikt (= Arbeitspapiere zur internationalen Politik. 29). Europa-Union-Verlag, Bonn 1984, ISBN 3-7713-0212-9.
  • Olaf Köndgen: Jordanien. München 1999, Beck’sche Reihe Länder, Band 865. ISBN 3-406-39865-0.
  • Olaf Köndgen, Markus Bouillon: Jordaniens Friedensdividende 1994–1998: Eine Bestandsaufnahme. KAS-Auslandsinformationen 09/1998.
  • Jarir Maani: Field Guide to Jordan. 2008. ISBN 978-9957-8623-0-5.
  • Frank Rainer Scheck: Jordanien. Völker und Kulturen zwischen Jordan und Rotem Meer. 6. Aufl., DuMont-Reiseverlag, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7701-3979-8.
  • Mary C. Wilson: King Abdullah, Britain, and the making of Jordan. Cambridge University Press. Cambridge, New York, ISBN 978-0-521-39987-6.
  • Naseer H. Aruri: Jordan. A Study in Political Development (1923–1965). Springer, Den Haag 1972, ISBN 978-90-247-1217-5.

Weblinks

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Wikisource: Jordanien – Quellen und Volltexte
Wikivoyage: Jordanien – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Jordanien. In: The World Factbook. Archiviert vom Original am 24. April 2019; abgerufen am 3. Mai 2019 (englisch, Schätzung der CIA. Die Zahlen auf der Originalseite werden laufend aktualisiert. Die Angaben im Artikel beruhen auf der archivierten Version.).
  2. Report for Selected Countries and Subjects: Jordan. (engl.) Internationaler Währungsfonds.
  3. 2016 Human Development Report. (engl.) Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen.
  4. Zuhair Sami Amr, Mohammad Adnan Abu Baker, Mazin Botros Qumsiyeh: Bat Diversity and Conservation in Jordan. (PDF-Datei; 66 kB) Turk J Zool 30 (2006), S. 235–244.
  5. World Population Prospects - Population Division. Vereinte Nationen, abgerufen am 17. Juli 2017 (englisch).
  6. Migration Report 2017. UN, abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
  7. a b World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 20. Oktober 2017.
  8. Ulle Rannut: Maintenance of the Circassian Language in Jordan. Self-identification, attitudes, policies and practices as indicators of linguistic vitality. PhD, Amman 2011, S. 7.
  9. Philippe Lemarchand, Lamia Radi: Israel und Palästina morgen – ein geopolitischer Abriß. S. 16. Westermann, Braunschweig 1997.
  10. a b Auswärtiges Amt: Länderinfo Jordanien.
  11. BBC news: Jordan country profile.
  12. Philippe Lemarchand, Lamia Radi: Israel und Palästina morgen – ein geopolitischer Abriß. S. 62f. Westermann, Braunschweig 1997.
  13. UNRWA: Website zu den Flüchtlingscamps (engl.)
  14. Otmar Oehring: Zur gegenwärtigen Situation der Christen im Nahen Osten. KAS-Auslandsinformationen, 4/2010 (PDF-Datei)
  15. Human Development Data (1990-2015) | Human Development Reports. Abgerufen am 2. August 2018 (englisch).
  16. The World Factbook — Central Intelligence Agency. Abgerufen am 6. August 2018 (englisch).
  17. ESuq: Geschichte Jordaniens.
  18. International Boundary Study No. 60, Jordan – Saudi Arabia Boundary. (PDF-Datei) College of Law, Florida State University, 30. Dezember 1965, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
  19. Death toll in Karak attacks rises to 14, including four terrorists. Jordan Times, 19. Dezember 2016, abgerufen am 19. Dezember 2016 (englisch).
  20. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 438
  21. Verfassung Jordaniens von 1952 (offline)
  22. a b European Commission - PRESS RELEASES - Press release - Jordanien und die EU: neue Chancen für Handel und Wirtschaft. Abgerufen am 16. Januar 2018 (englisch).
  23. Jordan - European Neighbourhood Policy And Enlargement Negotiations - European Commission. Abgerufen am 16. Januar 2018 (englisch).
  24. Handelsabkommen EU-Mittelmeer - Marokko. Abgerufen am 16. Januar 2018 (deutsch).
  25. Human Rights Watch: Jordanien: Folter in Gefängnissen alltäglich und weitverbreitet.
  26. Universität Wien: Atlas of Torture: Jordan. (Memento des Originals vom 2. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.univie.ac.at (engl.)
  27. Manfred Nowak: Jordanien: Der Geheimdienst als Hort der Folter. In: Folter - die Alltäglichkeit des Unfassbaren. Kremayr & Scheriau, Wien 2012, ISBN 978-3-218-00833-4, S. 107–112.
  28. Herbert Lackner: In den Vorzimmern der Hölle. Profil, 29. Februar 2012, abgerufen am 24. Juli 2017.
  29. Rangliste der Pressefreiheit. Reporter ohne Grenzen, abgerufen am 13. August 2017.
  30. Jordan. Abgerufen am 3. Januar 2018 (englisch).
  31. Philippe Lemarchand, Lamia Radi: Israel und Palästina morgen – ein geopolitischer Abriß. Westermann, Braunschweig 1997. S. 66.
  32. [1]
  33. [2]
  34. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 3. September 2018 (amerikanisches Englisch).
  35. Der 2015 errichtete Windpark Tafila ist der erste Windpark des Landes.
  36. Jordan Atomic Energy Commission: Jordan: Why nuclear? (PDF-Datei; 3,1 MB; engl.)
  37. World Nuclear Association: Emerging Nuclear Energy Countries: Jordan.
  38. AtomkraftwerkePlag: Qasr Amra (Jordanien) abgerufen am 3. April 2018
  39. Daniel Sokolov: Jordanisches Parlament beschließt Viehsteuer auf Telefonie. Heise online, 8. Januar 2009, abgerufen am 24. Juli 2017.
  40. Thomas Gebhard: Jordanien – Wasserarmut in einer instabilen Region. (PDF-Datei) Hanns-Seidel-Stiftung 2015. S. 12.
  41. Trockengelegt – Konfliktherd Totes Meer. Dokumentation von Arte, 2013 (Online bei Youtube verfügbar).
  42. Report for Selected Countries and Subjects. Internationaler Währungsfonds, abgerufen am 17. Juli 2017 (englisch).

Koordinaten: 31° N, 37° O