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Helgoland

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Helgoland (niederdeutsch für Heiliges Land, friesisch und Halunder (Deät) Lun bzw. Hålilönj, englisch Heligoland, vermutlich gleicher Wortstamm wie Hallig, bei antiken Schriftstellern Abalus oder Basileia genannt) ist Deutschlands am weitesten vom Festland entfernte Nordsee-Insel. Helgoland liegt in der Deutschen Bucht und besteht aus der Hauptinsel, die sich in Unter-, Mittel- und Oberland gliedert, und der seit 1721 abgetrennten Insel „Düne“.

Gleichzeitig bildet das Helgoländer Gebiet mit seinen etwa 1.500 Einwohnern eine amtsfreie Gemeinde im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein. Diese ist als Insel zwar Teil des deutschen Wirtschaftsgebiets, gehört aber weder zum Zollgebiet der Europäischen Union (Art. 3 Abs. 1 ZK) noch zum deutschen Steuergebiet.

Geografie

Hauptinsel Helgoland (vorne) und die Insel „Düne“ im Luftbild

Helgoland wird oft als „Deutschlands einzige Hochseeinsel“ bezeichnet, was nach der Definition von Hohe See nur rechtlich gesehen korrekt ist. Geografisch betrachtet liegt Helgoland zwar „auf offener See“, aber noch im Bereich des Festlandsockels (geringe Meerestiefe) und damit nicht im Tiefsee-Bereich „auf hoher See“ wie z. B. Inseln im Atlantik.

Lage

Helgoland, dessen Hauptinsel zusammen mit der benachbarten „Strandinsel“ Düne eine Gemeinde im Kreis Pinneberg im Bundesland Schleswig-Holstein bildet, stellt innerhalb der Deutschen Bucht die nordwestliche Begrenzung der Helgoländer Bucht dar. Beide Inseln liegen im Naturschutzgebiet Helgoländer Felssockel.

Helgoland, das aus der rund 1 km² großen Hauptinsel sowie der etwa 0,7 km² großen Düne besteht, liegt etwa 70 Kilometer südwestlich der Südspitze von Sylt, 43 Kilometer westlich der Westküste der Halbinsel Eiderstedt, 62 Kilometer nordwestlich der Elbemündung, 55 Kilometer nordwestlich der niedersächsischen Küste bei Cuxhaven, 43 Kilometer nördlich von Wangerooge, 70 Kilometer nordöstlich von Norderney und 95 Kilometer nordöstlich von Borkum. Die genaue Lage von Helgoland ist 54°11' nördliche Breite und 7°53' östliche Länge.

Hauptinsel

Historische Karte Helgolands

Die Hauptinsel von Helgoland wird in das Oberland, das Mittelland und das Unterland unterteilt. Sie besitzt im Süden und im Norden einen kleinen Nichtbadestrand und fällt im Norden, Westen und Südwesten in steilen Klippen gut 50 Meter zum Meer hin ab; im Meer fällt das Gelände im Südwesten im Helgoländer Becken bis 56 m unter NN ab. Am Nordwestende der Hauptinsel befindet sich das bekannteste Wahrzeichen Helgolands – die Lange Anna.

Pinneberg

Der Pinneberg ist mit 61,3 m nicht nur der höchste Punkt auf Helgoland sondern im gesamten Kreis Pinneberg. Er befindet sich im Oberland und ist nur über einen Trampelpfad zu erreichen. Auf ihm befindet sich ein eisernes Kreuz.

Düne

Die benachbarte Insel Düne befindet sich jenseits der kleinen Meeresstraße Reede, die in Nord- und Südreede unterteilt wird, knapp einen Kilometer östlich der helgoländischen Hauptinsel. Sie wird als Badeinsel bzw. als eine flache Strandinsel bezeichnet und war bis ins frühe 18. Jahrhundert mit Helgoland verbunden. Auf ihr ist auch der kleine Helgoländer Flugplatz neben dem Campingplatz angelegt.

Klima

Klimadiagramm von Helgoland [1]

Auf Helgoland herrscht typisches Hochseeklima mit ganzjährigen Niederschlägen und nur geringen tageszeitlichen Temperaturschwankungen. Die Luft ist nahezu pollenfrei und damit ideal für Allergiker.

Die Insel hat mit durchschnittlich 2°C das wintermildeste Klima Deutschlands; Wintertiefsttemperaturen von tiefer als −5 °C sind selten. Die golfstromerwärmte Nordsee mit rund 5°C Wassertemperatur wirkt dabei als Wärmespeicher. Wegen der Hochseelage werden die kalten Nordost- bzw. Ostwinde aus Russland abgeschwächt, die Wintertemperaturen können bis zu 10 °C höher als zum Beispiel in Hamburg liegen. Es gibt jedoch häufig Nebel und nur wenig Sonnenschein im Winter, Schnee fällt nur selten.

Der Frühling beginnt erst spät, das heißt, die Temperaturen steigen meist erst ab Mai deutlich an.

Im Sommer liegen dann die Temperaturen um 20°C oder knapp darunter, während es nachts mit 13 bis 14 °C nur kaum kühler ist. Dazu kommen regelmäßige Niederschläge mit abwechselndem Sonnenschein. Die Wassertemperaturen der Nordsee steigen bis zum August auf 16 bis 17 °C.

Der Herbst beginnt im September, ist oft noch recht warm und dauert länger; er ist die feuchteste Zeit des Jahres. Das bedeutet, es ist mit Werten um 10°C mild und regnet an etwa 15 bis 20 Tagen pro Monat. Außerdem nimmt dann die Sonnenscheindauer rapide ab.

Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 9 °C, die jährlichen Niederschläge bei etwa 700 mm. Die Extremwerte liegen bei −18 °C im Februar und +31 °C im August. Helgoland weist insgesamt mehr Sonnenstunden auf als das deutsche Festland.

Die beste Reisezeit sind die Sommermonate von Mai bis September.

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts standen stattliche regelmäßig fruchtende Feigen auf der Insel. Noch heute steht aus dieser Zeit in der Oberstadt ein sehr alter Maulbeerbaum. Auspflanzversuche mit Hanfpalmen, Honigpalmen und anderen Palmen sowie anderen auf dem deutschen Festland nicht oder nur bedingt winterharten subtropischen Pflanzen (Lorbeer, Yucca, Cordyline, Steineiche und andere) seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind teilweise erfolgreich verlaufen.

Geologie

Geologische Entstehung der Felseninsel

Zechsteinmeer im ausgehenden Erdaltertum

Die geologisch relevante Geschichte der Entstehung Helgolands beginnt vor etwa 260 Millionen Jahren. Somit beginnt die Entstehung Helgolands im ausgehenden Erdaltertum, genauer im geologischen Zeitalter des Perm. Im beginnenden Zechstein, der zweiten Abteilung des Perm, kam es auf dem Urkontinent Pangäa zu Meereseinbrüchen in Europa und Amerika und so zum Vordringen des arktischen Meeres im Gebiet des heutigen Mitteleuropa. Die Region Helgolands lag in diesem Zechstein-Meer, im so genannten Elbe-Trog. Auf Grund des ariden Klimas verdampfte das Wasser jedoch mit der Zeit wieder und hinterließ Kalke, Dolomite, Anhydrite und Salze als Verdunstungsrückstände, so genannte Evaporite, die im norddeutschen Raum als Zechstein-Sedimente untersucht und bestimmt worden sind.

Ein interessanter paläontologischer Fund war der Parotosaurus helgolandicus. Es handelt sich hierbei um ein als Skelett auf Helgoland gefundenes Ur-Reptil, das eine Länge von 2,20 Meter hatte. Das Gewicht des im unteren Trias, vor ca. 245 Millionen Jahren lebenden Tieres ist nicht bekannt. Seine Augen waren sehr klein und saßen sehr hoch am Kopf. Es ist anzunehmen, dass er wie ein heutiges Krokodil an der Oberfläche Amphibien und Reptilien jagte. Sein Lebensraum waren periodisch trockenfallende Gewässer der Savanne, die es in dieser Zeit im Gebiet von Helgoland gab.

Gesteinsbildung im Erdmittelalter

Helgoland auf einer alten Postkarte
Helgoland um 1929/30

Im frühen Erdmittelalter fanden die für Helgoland wichtigsten gesteinsbildenden Prozesse statt. Das zu Beginn der Trias herrschende tropische und subtropische Klima dominierte die Verwitterung der variskischen Gebirge im umgebenden Festland. Das Klima begünstigt eine lateritische Verwitterung, die im Endprodukt hohe Eisen- und Aluminiumgehalte vorweist. Die Oxidation dieser Verwitterungsprodukte führt zu einer starken Rotfärbung der typischen Buntsandstein-Sedimente in Mitteleuropa.

Im Buntsandstein wurden große Mengen des Verwitterungsmaterials aus den Hochländern abgetragen und in tiefer liegenden Regionen sedimentiert. Im Gebiet Helgolands haben diese Ablagerungen eine Mächtigkeit von mehr als 1.000 Meter. Sie bilden den sichtbaren Teil der heutigen Felseninsel.

Auch in der folgenden erdgeschichtlichen Abteilung des Muschelkalk war das Gebiet Helgolands Sedimentationsgebiet. Die Ablagerungen aus dieser Zeit haben eine Mächtigkeit von mehr als 300 Meter. Eine große Zahl von Fossilienfunden belegt zudem die günstigen Lebensbedingungen zu dieser Zeit. So wurden verschiedene Fische, Meeressaurier, Muscheln und Schnecken gefunden.

Auch aus der vor 140 Millionen Jahren beginnenden Kreidezeit sind im Helgoländer Raum Sedimentschichten zu finden. In dieser Zeit war der gesamte Nordseeraum Meeresgebiet. Im marinen Bereich bildete sich unter warmen und feuchten Klimabedingungen eine reichhaltige Flora und Fauna, so dass die Kreideschichten heute äußerst fossilienreich sind.

Salz-Aufstieg im Tertiär

Die große Mächtigkeit der Sedimentschichten im Nordseeraum – auch schon im Mesozoikum – sind auch darin begründet, dass der Nordseeraum Senkungsgebiet war. Somit konnten selbst in den flacheren Meeren des Buntsandstein und Tertiär diese Senkungsgebiete immer wieder von dem aus den Gebirgen verfrachteten Verwitterungsmaterial aufgefüllt werden. Unter dem Druck des auflagernden Materials verfestigten sich die darunterliegenden Schichten zunehmend.

Im direkten Zusammenhang mit dieser Verfestigung und somit der Zunahme der Dichte sowie des Drucks auf die unteren Schichten ist auch die Heraushebung des Helgoländer Buntsandsteinfelsens zu sehen.

Im Laufe der Zeit lagerten sich über den permischen Salzgesteinen im Erdmittelalter die Schichten des Trias, der Kreide sowie des Tertiär ab. Jede neue Sedimentationsschicht hatte auch zur Folge, dass die jeweils unterlagernden Sedimente durch die Last der darüberlagernden Sedimente weiter verfestigt und verdichtet wurden.

Das Felswatt („Schorre“) bei Niedrigwasser nahe der „Langen Anna“

Die untenliegenden Salzgesteine lassen sich jedoch nur bis zu einer Dichte von maximal 2,2 g/cm³ verdichten. Da mit zunehmender Tiefe infolge des zunehmenden Druckes sich die Dichte einer Schicht erhöht, kam es im Bereich der Zechsteinsalze zu einer Dichteanomalie. Das Salzgestein reagierte plastisch auf den immer stärkeren Druck und neigte dazu, bevorzugt an Schwächezonen, wie Verwerfungen aufzusteigen, um so zu einer Druckentlastung zu gelangen. Beim Aufstieg werden aber auch die aufliegenden Schichten mitgehoben. Man spricht bei diesem Phänomen von einem Salzkissen, in dessen Scheitelbereich Helgoland sich befindet.

Die Aufwölbung des Buntsandsteins sowie der weiteren Schichten durch den Aufstieg des Salzes (Salztektonik) wird auch in der heutigen tektonischen Struktur Helgolands sichtbar. Der Scheitel der Salzstruktur verläuft von Nordwesten (Nordnordwest – NNW) nach Südosten (Südsüdost – SSO). Dies gibt die Streichrichtung der auflagernden Deckschichten an, die an den Abrasions-Plattformen im nördlichen Felswatt zu erkennen sind. Die Schichten sind bei der Aufwölbung gekippt worden, so dass heute eine Neigung der Buntsandsteinfelsen von circa 17° bis 20° zu erkennen ist. Somit finden wir an der Westseite Helgolands nach oben zeigende Schichten, während die Schichten an der Ostseite nach unten zeigen.

Überprägung der neuentstandenen Felseninsel im Quartär

Ausgangspunkt der Überprägung im Quartär ist die Klimaverschlechterung im ausgehenden Tertiär. Drei große Vereisungen haben bis in den nordmitteleuropäischen Raum zu einer starken Veränderung der Landschaft geführt.

Während der Elstereiszeit (vor etwa 480.000 bis 300.000 Jahren) und der Saaleeiszeit (vor etwa 280.000 bis 130.000 Jahren) wurde auch Helgoland von der Vergletscherung erfasst, wovon abgelagerte Geschiebelehme bis heute zeugen. Das Vordringen des Eises dürfte in dieser Zeit auch zu einer starken Abtragung der gehobenen und gekippten Schichten bis hin zu einer Freilegung der Salzstruktur im Bereich des westlich vorgelagerten Görtels geführt haben. Das zwischen den Kaltzeiten vordringende Meer hat weiter zur Abrasion dieser Schichten beigetragen.

Erst lange nach dem Ende der letzten Kaltzeit begann Helgoland im Zuge des ansteigenden Meeresspiegels, sich vor etwa 3.500 bis 4.000 Jahren vom Festland zu lösen, nachdem es zuvor lange Zeit über eine westlich verlaufende Landbrücke mit dem Festland Mitteleuropas verbunden war.

Heutige Inselform

Aufnahme des Satelliten Landsat-7 der NASA

Natürliche Veränderungen

Die hauptsächlichen gestaltenden natürlichen Kräfte, die auf die Felseninsel einwirken, sind die Verwitterung sowie die Abrasion durch die Meeresbrandung.

Bei der Verwitterung ist besonders das kühle Winterklima von Bedeutung. Die Kälte fördert die physikalische Verwitterung des Gesteins. Die Frosteinwirkung zerklüftet und zersprengt das Gestein und fördert Gesteinsschutt als Verwitterungsrest zu Tage, der am Fuß der Klippen angelagert wird. Hierbei wird das Kliff langsam zurückgedrängt und so die Insel verkleinert.

Typisch für Helgoland war hierbei auch die Entstehung von Felsvorsprüngen (Hörner) mit dazwischenliegenden Buchten (Slaps). Im Laufe der Zeit und unter weiterem Meeres- und Wettereinfluss können diese Vorsprünge von Brandungstoren durchbrochen werden, die beim Einsturz der Bogenverbindung einzelne Felstürme (Stacks) hinterlassen. Der „Hengst“, heute als Lange Anna bezeichnet, ist mit einer Höhe von gut 48 m ein derartiger Stack, und der einzige, der sich bis heute gehalten hat.

Anthropogene Veränderungen

Die ersten menschlichen Eingriffe auf Helgoland sind auf die Gewinnung von Rohstoffen zurückzuführen. Eine umstrittene These geht von dem sog. Helgoländer Kupfererz im Buntsandstein aus. Hierbei handelt es sich um Rohkupfer in Sekundärlagerstätten, das heißt, diese sind Restvorkommen, die sich in der Helgoländer Region in Folge der Umlagerung von Ablagerungsmaterial aus dem variskischen Gebirge des Erdaltertums akkumuliert haben. Auch geringe Eisenerzanteile konnten hier nachgewiesen werden. Von einer vorgeschichtlichen Nutzung sollen die vor dem Südhafen entdeckten Reste eines Schmelzofens und Kupferbarrenfunde in den Gewässern um die Insel zeugen. Chemische Analysen der Holzkohleresten in den Kupferfunden verweisen auf das Hochmittelalter. Schriftliche Quellen aus der Zeit finden sich über den Verlust einer Schiffsladung Kupfer vor der Insel, aber nicht über eine Verhüttung auf Helgoland (Vgl. Panten).

Von Bedeutung war ab dem Mittelalter der Muschelkalk- und Gipsabbau am damaligen Wittekliff. Dieser Abbau trug zu einer raschen Zerstörung der Steilfelsen bei, die 1720/1721 schließlich so instabil waren, dass sie einer Sturmflut nicht mehr standhalten konnten.

Weitere Rohstoffprospektionen blieben erfolglos, so dass über die Vorkommen fossiler Brennstoffe im Bereich Helgolands bislang keine weiteren Angaben getroffen werden können.

Schutzmaßnahmen veränderten die Gestalt der Insel weiter: Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Felseninsel ungeschützt und hatte durch Abrasion und Verwitterung jährlich einen hohen Flächenverlust zu verzeichnen.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts begannen im Zuge einer zunehmenden Bebauung Planungen für einen wirksamen Brandungs- und Sturmflutschutz. Vorangetrieben wurden diese Planungen durch eine starke militärische Nutzung der Insel. So wurde bereits im Jahre 1903 mit dem Bau einer Schutzmauer auf der stärker witterungs- und brandungsgefährdeten Westseite begonnen, die 1927 fertig gestellt war. Im weiteren Verlauf wurden auch der Norden und der Osten der Hauptinsel in die Schutzmaßnahmen einbezogen, die die Grundlage für die Erschließung des Ostlandes waren. Später wurde auch die Düne in die Schutzmaßnahmen miteinbezogen.

Vor der weiterhin voranschreitenden Verwitterung können jedoch auch die Schutzmauern nicht schützen. Davon zeugt der Verwitterungsschutt am Sockel der Steilküsten, der stellenweise schon bis an die Schutzmauern angelagert ist. Wurde dieser früher noch von den Sturmfluten fortgetragen, so staut er sich heute an den Ufermauern. Infolge dieser Entwicklung wird Helgoland zwar nicht mehr flächenmäßig kleiner, doch nun droht es auf lange Sicht unter den Schuttkegeln der Verwitterung, die sich langsam begrünen, zu versinken.

Blick vom Leuchtturm auf das Oberland um 1929/30

Der letzte bedeutende und bis heute markante Eingriff in die Gestalt der Insel hat während und nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden: Am 18. April 1945 war der damalige U-Boot-Stützpunkt Ziel eines massiven Luftangriffs der Briten, die die Insel in den Folgejahren als Übungsziel für die britische Luftwaffe nutzten. Von den Bombardierungen zeugen die Bombenkrater im heutigen Oberland.

Zwei Jahre später, am 18. April 1947, sollten in einer Sprengung sämtliche militärischen Anlagen auf und unter der Insel sowie alte Munitionsbestände vernichtet werden, um so eine weitere Nutzung Helgolands aus militärischer Sicht unmöglich zu machen[2]. Die Sprengung von ca. 6700 Tonnen Munition erschütterte die Insel mit ihrem Sockel bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern und führte zu einer nachhaltigen Veränderung ihres Aussehens (Näheres dazu im Abschnitt Militärische Bedeutung).

Geschichte

Frühzeit und Antike

Früheste Kulturspuren auf Helgoland reichen bis in die Jungsteinzeit zurück; auf dem Oberland sind mehrere Hügelgräber nachgewiesen. Eine früher bestehende Landverbindung zum Festland ist aufgrund des nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstiegs schon vor 4000 v. Chr. abgebrochen.

Aus der Antike sind uns nur wenige Nachrichten über Nordeuropa überliefert worden. Aber in der Naturgeschichte Plinius d. Älteren wird mehrfach der heute nicht mehr erhaltene Reisebericht des Pytheas von Massilia (325 v. Chr.) zitiert. In folgender Textstelle ist offenbar von Helgoland die Rede:

Pytheas gibt an, ein germanisches Volk, die Guionen, wohne an einer Versumpfung des Ozeans, … eine Tagesreise von da liege die Insel Abalus; dorthin werde der Bernstein im Frühling von den Wellen getrieben und sei eigentlich eine geronnene Ausscheidung der See; die Anwohner gebrauchten ihn statt Holz zum Feuer und verkauften ihn an die benachbarten Teutonen. Timaeus stimmt ihm darin bei, nennt aber die Insel Basileia.“

Mittelalter

Im 7. Jahrhundert war Helgoland von Friesen bewohnt. 700 gab es einen Bericht über einen Aufenthalt des Friesenherrschers Radbod auf Helgoland in der Heiligenlegende des Bischofs Willibrord von Utrecht, in der er über die friesische Gottheit Forseti berichtet. Willibrord versuchte zwischen 690 und 714 vergeblich, die Helgoländer Friesen zu missionieren.

Die Christianisierung gelang erst 100 Jahre später durch Bischof Liudger von Münster, der alle Heiligtümer Forsetis vernichten ließ und den Helgoländer Häuptlingssohn Landicius zum Priester weihte. Damit fanden auch die anderen Insulaner zum Christentum. So wurde Helgoland früher als angrenzende Regionen missioniert. Kunde vom frühmittelalterlichen Heiligland gibt auch Adam von Bremen in seinen res gestae aus dem Jahre 1076.

Häufig wird Helgoland auch mit der Piraterie in Verbindung gebracht. Es ist anzunehmen, dass Klaus Störtebeker und die Likedeeler die Insel als Stützpunkt nutzten, bis ein Hamburger Flottenverband 1401 in einer Seeschlacht in der Nähe von Helgoland Störtebeker gefangen nehmen konnte. Ob dieser die Insel je betreten hat, ist jedoch nicht belegt.

Wie das übrige Nordfriesland stand Helgoland im 12. und 13. Jahrhundert unter der dänischen Krone und galt ab dem 14. Jahrhundert als Teil des Herzogtums Schleswig. Bei der Landesteilung von 1544 wurde Helgoland zunächst übersehen, dann aber per Losentscheid dem Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf zugesprochen. Bis 1713/21 gehörte die Insel zu den gottorfschen Anteilen im Herzogtum Schleswig. Es hatte den Status einer Landschaft mit einem hohen Grad an Selbstverwaltung.

Frühe Neuzeit

1720 zerstörte eine Sturmflut den Woal, die Landzunge zwischen dem roten Buntsandsteinfelsen der Hauptinsel und dem östlich gelegenen Witte Kliff, einem Kalkfelsen, dessen Abtragung durch die Nordsee aufgrund des dort bis ins 17. Jahrhundert betriebenen Steinbruchs beschleunigt wurde. Über den verbliebenen Klippen bildete sich die für den heutigen Badebetrieb wichtige Düneninsel.

Als das Teilherzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf nach dem Großen Nordischen Krieg 1713 und endgültig 1721 auf seine holsteinischen Landesteile reduziert wurde und auf die schleswigschen Besitzungen verzichten musste, wurde Helgoland Bestandteil eines weitgehend einheitlichen Herzogtums Schleswig unter der dänischen Krone.

Während der Kontinentalsperre – 1806 von Napoleon gegen das Vereinigte Königreich verfügt – entwickelte sich Helgoland zu einem lebhaften Schmuggelplatz.

Britische Herrschaft

Der 1811 errichtete Leuchtturm (Foto von 1895)

1807 besetzten britische Truppen die Insel und gliederten sie als Kolonie in das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland ein.

Im Frieden von Kiel 1814 verblieb Helgoland bei den Briten (siehe Geschichte Dänemarks). Das Seebad Helgoland wurde 1826 von J. A. Siemens gegründet. Es kamen viele Schriftsteller und Intellektuelle auf die Insel. Der Verleger Campe machte regelmäßig auf der Insel Sommerurlaub. Heinrich Heine rühmte die Insel; wichtig war auch Ludolf Wienbargs Helgolandbuch. Der Dichter Hoffmann von Fallersleben dichtete während eines Ferienaufenthalts auf Helgoland am 26. August 1841 das Lied der Deutschen auf die von Joseph Haydn 1797 komponierte Hymne für den römisch-deutschen Kaiser. In der Helgoländer Urschrift gab es eine Variante zur dritten Strophe: Stoßet an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!, zurückgehend auf ein überliefertes „fröhliches Besäufnis”.

Früher Höhepunkt der Popularität der Insel als Reiseziel waren die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts.

1864 fand vor Helgoland ein Seegefecht zwischen Österreich und Dänemark statt (siehe Seegefecht vor Helgoland (1864)).

Im Krieg 1870/71 tauchte eine französische Flotte vor der Elb- und Wesermündung auf und forderte von den Helgoländern, Lotsen für Operationen gegen den Bund der Deutschen zu stellen. Sie lehnten mit dem Bekenntnis ab, ihr Herz schlage für Deutschland.

1890 vollzog Bismarcks Nachfolger Caprivi den vom Eisernen Kanzler vorbereiteten Tausch des britisch beherrschten Helgoland gegen deutsche Überseebesitzungen in Afrika (unter Anderem die Insel Sansibar). So kam die Insel in der Deutschen Bucht zum neuen Reich. Auch im fernen Österreich stimmte man in den deutschen Willkommensgruß ein: Anton Bruckner komponierte „Helgoland” für Männerchor und Orchester aus Anlass der Heimkehr des felsigen Hortes ins Reich der Deutschen.

Post

Unter dänischer Verwaltung, bis 1807, gab es auf Helgoland kein geordnetes Postwesen. Die Fischer lebten sehr zurückgezogen. Die Engländer eroberten 1807 die Insel. Während der Kontinentalsperre diente sie als Handelsplatz. In dieser Zeit wurde die Post durch britische Schiffe besorgt. Nach Auflösung der Sperre ging das Postaufkommen wieder zurück. Die wenigen Briefe wurden durch das Stadtpostamt in Hamburg befördert. Jeder Schiffer, der von Cuxhaven nach Helgoland kam oder nach dorthin auslief, war verpflichtet, die Post mitzunehmen. Erst als Helgoland als Seebad in Mode kam, entstand wieder ein regelmäßiger Postbetrieb. Die Postschiffer (mail carrier) erhielten aus der britischen Kasse einen Zuschuss.

Großbritannien übernahm am 1. Juli 1866 die Postagentur und verausgabte ab März 1867 eigene Briefmarken, diese allerdings bis 1875 weiterhin in Hamburgischer Kurantwährung (1 Mark = 16 Schillinge). Ab 1875 erschienen die Helgoländer Briefmarken mit englischem und deutschem Währungsaufdruck. Insgesamt sind 20 verschiedene Helgoland-Marken erschienen, die von Spezialisten in eine Vielzahl von Abarten unterschieden werden. Die Posthoheit endete mit dem Übergang zum Deutschen Reich im August 1890.

Übergang von Großbritannien an Deutschland

Parade zur Abtretung Helgolands an Deutschland 1890

1890 ging Helgoland im Helgoland-Sansibar-Vertrag vom Vereinigten Königreich an das Deutsche Reich (und dort an das Königreich Preußen) über, wofür das Deutsche Reich auf seine Ansprüche auf das vor der Küste des damaligen Deutsch-Ostafrika liegende Sultanat Sansibar und auf andere Rechte in Ostafrika verzichtete. Durch den umgangssprachlichen Namen des Vertragswerks wird oft fälschlicherweise ein Tausch von Sansibar gegen Helgoland angenommen. Die Bevölkerung nannte es „Knopf gegen Hose“, womit sie ihre Meinung ausdrückte, dass nicht nur die Größe, sondern auch die Fruchtbarkeit beider Inseln sehr verschieden ist. Die Helgoländer selbst wurden nicht nach ihrer Meinung gefragt. Schon bald änderten sich ihre Lebensverhältnisse, da immer größere Teile ihrer Insel zu einer Seefestung ausgebaut wurden.

Karte von Helgoland um 1910

In den Gewässern Helgolands fanden während des Ersten Weltkrieges 1914 das erste Seegefecht bei Helgoland und 1917 das zweite Seegefecht bei Helgoland statt. Die Bevölkerung wurde kurz nach Kriegsausbruch evakuiert und konnte erst 1918 wieder zurückkehren.

Die militärischen Anlagen wurden zurückgebaut, aber nicht zerstört, und ab 1935 von den Nationalsozialisten erneut ausgebaut.

Militärische Bedeutung

Kaiser Wilhelm II. ließ Helgoland, das nahe der Mündung des damals neuerstellten, wirtschaftlich und strategisch wichtigen Kaiser-Wilhelm-Kanals (Heute: Nord-Ostsee-Kanal) liegt, zu einem Marinestützpunkt ausbauen. Diese militärische Funktion hatte die Seefestung Helgoland auch noch im Zweiten Weltkrieg; sie erreichte ihren Höhepunkt mit dem Projekt Hummerschere, durch welches das heutige Nord-Ost-Gelände entstand.

Die Insel wurde im Zweiten Weltkrieg zunächst kaum bombardiert, was die geringe militärische Bedeutung zeigt, die vor allem die Briten ihr noch beimaßen. Durch die Entwicklung der Luftwaffe hatten Inseln ihre strategische Bedeutung weitgehend verloren. Erst am 18. April 1945, als die Briten schon vor Bremen standen, richtete ein britischer Luftangriff mit 971 Bombern besonders im Unterland großen Schaden an.

Am 18. April 1947 folgte der erfolglose Versuch der Briten, die Bunkeranlagen unter der ganzen Insel zu sprengen – die bis heute größte nichtnukleare Sprengung der Geschichte. Rund 4000 Torpedoköpfe, fast 9000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten verschiedensten Kalibers, insgesamt 6700 Tonnen Sprengstoff, waren im Tunnellabyrinth des U-Boot-Bunkers und bei den Küstenbatterien gestapelt; pünktlich um 13 Uhr wurde die riesige Explosion von Bord des Kabellegers „Lasso“ ausgelöst. Ein gewaltiger Feuerstrahl und Tonnen Gesteins schossen in den Himmel. Der Rauchpilz sei neun Kilometer in die Höhe gestiegen. Die Zerstörung der Insel misslang aber. Aus dem gesprengten Material entstand das Mittelland. Helgoland blieb militärisches Sperrgebiet und Übungsgelände für die britische Luftwaffe bis zur Rückgabe der Insel an die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1952.

Heute betreibt die deutsche Marine auf Helgoland unter anderem einen SAR-Rettungshubschrauberstützpunkt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Trichter einer 5-Tonnen-Bombe auf dem Oberland

Kurz vor dem Kriegsende 1945 versuchten sechs Helgoländer, mit den Briten Kontakt aufzunehmen, um den erwarteten Angriff und damit die Zerstörung ihrer Heimat abzuwenden. Sie wurden jedoch verraten und wenige Tage später in Cuxhaven erschossen. Nach einem verheerenden Bombardement der britischen Luftwaffe am 18. April 1945 war die Insel unbewohnbar und wurde evakuiert. Ein Teil der Bevölkerung fand eine Bleibe auf der Insel Sylt, von wo aus sie weiterhin Fischfang in ihren gewohnten Gewässern betreiben konnten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Insel von den Briten militärisch genutzt (siehe Abschnitt Militärische Bedeutung). Die evakuierten Helgoländer starteten verschiedene politische Initiativen: Im März 1948 wurde die UNO um Hilfe gebeten. Es folgten Appelle an den Papst, das britische Unterhaus und die neu gebildete Bundesregierung.

Am 20. Dezember 1950 besetzten die zwei Heidelberger Studenten René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld die Insel und hissten die deutsche Fahne, die Fahne der Europäischen Bewegung und die Flagge Helgolands. Dies löste eine breite Bewegung zur Rettung Helgolands aus. Nachdem der Deutsche Bundestag im Januar 1951 einstimmig die Freigabe der Insel gefordert hatte, gaben die Briten am 1. März 1952 Helgoland wieder an die Bundesrepublik Deutschland zurück. Der Bevölkerung wurde erlaubt, wieder auf ihre Insel zurückzukehren.

Nach dem Wiederaufbau im einheitlichen Stil der Zeit leben die Helgoländer vom Fremdenverkehr und Kurbetrieb, näheres im Abschnitt Tourismus. Helgoland wurde 1962 als Nordseeheilbad staatlich anerkannt.

Politik

Flagge von Helgoland

Die Insel Helgoland ist eine amtsfreie Gemeinde im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein).

Stärkste Partei bei den Kommunalwahlen wurde überraschend die FDP (37,1 %) vor der CDU (32,2 %) und der SPD (30,6 %). Andere Parteien traten nicht an.

Wappen

Blasonierung: „Zweimal geteilt von Grün, Rot und Silber.“[3]

Helgoland besitzt das älteste Wappen im Kreis Pinneberg. Es stammt aus dem Jahre 1696 und beruht auf einer von Herzog Friedrich IV. verliehenen Schifffahrtsflagge. Die Farben des Wappens wurden erst im 19. Jahrhundert mit dem Erscheinungsbild der Insel begründet. Bekannt ist der folgende Spruch:

„Grön is dat Land, rot is de Kant, witt is de Sand. Dat sünd de Farven vun't hillige Land.“
(Grün ist das Land, rot ist die Kante (seltener: Wand), weiß ist der Sand. Das sind die Farben von Helgoland.)

Städtepartnerschaften

Seit 1974 besteht eine Städtepartnerschaft mit Millstatt in Österreich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die „Lange Anna“, ein Wahrzeichen Helgolands

Sprachen

Neben dem Standarddeutsch und dem auch Halunder genannten Helgoländisch, einem eigenständigen, nordfriesischen Dialekt, beherrschen viele vor allem ältere Helgoländer auch noch Plattdeutsch bzw. Niedersächsisch.

Mit Landesgesetz vom 24. Dezember 2004 wurde Friesisch neben Deutsch Amtssprache auf Helgoland.

Siehe auch: Friesen-Droapen

Sehenswürdigkeiten

„Lummenfelsen“ mit Möwen, Basstölpeln und Trottellummen, die als „Charaktervögel“ der Insel gelten

Geologisch-naturkundliche Sehenswürdigkeiten sind unter anderem die „Lange Anna“ und der von tausenden Seevögeln bevölkerten „Lummenfelsen“.

Auf Helgoland befindet sich ein Sendeturm sehr ungewöhnlicher Bauweise. Der Richtfunkturm Helgoland ist als Stahlfachwerkkonstruktion mit dreieckigem Querschnitt ausgeführt, die noch zusätzlich mit Pardunen gesichert ist.

Das Oberland mit dem Leuchtturm Helgoland

In unmittelbarer Nähe zum Richtfunkturm steht der Leuchtturm auf dem Oberland. Der im Zweiten Weltkrieg als Flakturm bzw. Flakleitstand konzipierte Bau wurde 1952 als Leuchtturm in Betrieb genommen und besitzt das lichtstärkste deutsche Feuer mit einer Tragweite von 42 Seemeilen, so dass der Lichtstrahl in klaren Nächten bis zu den ostfriesischen Inseln auszumachen ist. In den unteren zwei Stockwerken des Leuchtturms wurde zur Zeit des Kalten Kriegs ein Atombunker eingebaut; die Scheinfenster in diesen Stockwerken wurden nur aus stilistischen Gründen angebracht.

Weiterhin sind gut 400 m der alten unterirdischen und mehrere Kilometer langen Bunkeranlagen und Schutzräume in Führungen begehbar. Die genaue Zahl und Länge der unterirdischen Gänge auf der Insel sind nach wie vor unbekannt.

St.-Nicolai-Kirche

Die St.-Nicolai-Kirche auf dem Oberland, deren Innenausstattung zum Teil noch aus der alten zerstörten Inselkirche stammt, kann ebenfalls besichtigt werden.

In der Nähe des Hafens auf dem Unterland befindet sich des Weiteren in einem schlichten Fabrikgebäude eine Meerwasserentsalzungsanlage, mit der das Helgoländer Trinkwasser gewonnen wird. Der Preis des Wassers ist etwa vier Mal höher als auf dem Festland.

Nicht als Sehenswürdigkeit gedacht, aber bei nautischem Interesse sehenswert, ist der größte Seenotkreuzer der DGzRS, die „Hermann Marwede", sowie als Beispiel für ein SWATH-Schiff der Lotsen-Tender (abwechselnd „Duhnen“ oder „Döse“).

Sport

Am Pfingstwochenende findet jedes Jahr die Nordseewoche, Deutschlands einzige Hochseeregattaserie, statt.

Ende Juli/Anfang August findet seit 2003 der Störtebeker Opti Cup statt, eine Regatta für Optimisten.

Auf Helgoland wird alljährlich ein Marathonlauf veranstaltet, zu dem einige hundert Teilnehmer auf die Insel reisen. Außerdem bietet der VFL Fosite Helgoland noch ein großes Angebot von Sportarten an. Im Sommer findet alljährlich ein Beachvolleyball-Turnier statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Bevölkerung Helgolands lebt heute größtenteils von Einnahmen aus dem Tourismus. Auf Helgoland gibt es nach wie vor Duty-free-Shops. Daneben gibt es Handwerksbetriebe und Forschungseinrichtungen. Die seit 1892 bestehende Biologische Anstalt Helgoland (BAH) erforscht die Grundlagen des Lebens im Meer mit Schwerpunkten in der Nordsee und im Wattenmeer. Sie gehört seit 1998 zum Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) mit Sitz in Bremerhaven. Eine weitere Forschungseinrichtung ist die aus der BAH hervorgegangene Vogelwarte Helgoland. Infolge der Zerstörungen auf Helgoland nahm sie 1947 ihren Hauptsitz in Wilhelmshaven und heißt jetzt Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“. Die Inselstation Helgoland ist heute eine Außenstelle dieses Institutes.

Tourismus

Die „Hummerbuden“ am Hafen

Helgoland ist ein staatlich anerkanntes Seeheilbad. Es stehen etwa 2.000 Betten in Privatquartieren, Pensionen und Hotels zur Verfügung.

Die der Hauptinsel vorgelagerte und per Fähre zu erreichende Düne ist bevorzugtes Ziel derjenigen Urlauber, die nicht nur als Tagestouristen auf Helgoland verweilen und vor dem täglichen Touristenandrang dorthin „flüchten“. Auf der Düne teilen sich die Badegäste an manchen Tagen den Strand mit einigen Seehunden und Kegelrobben, die ihre Scheu gegenüber Menschen weitgehend abgelegt haben.

Verkehr

Die Anreise nach Helgoland kann per Schiff, Hubschrauber oder Flugzeug erfolgen.

Schiffsverkehr

Drei Seebäderschiffe liegen auf Reede, links die Landungsbrücke, rechts der Beginn des Südhafens

Während der Touristensaison fahren täglich sog. Seebäderschiffe sowie schnelle Katamaranfähren von verschiedenen Häfen auf dem deutschen Festland und teilweise auch von den nord- und ostfriesischen Häfen nach Helgoland. Wichtigste Häfen für den Helgolandverkehr sind Büsum (Reederei Rahder und Reederei Cassen Eils), Cuxhaven (FRS Förde Reederei Seetouristik), Bremerhaven (FRS Förde Reederei Seetouristik) und Wilhelmshaven (Reederei Aktiengesellschaft Ems). Im Gegensatz zu den Katamaranfähren dürfen die Seebäderschiffe den Hafen von Helgoland nicht direkt anlaufen, so dass die Schiffe auf Reede gehen müssen. Dort müssen die Passagiere in die kleinen Börteboote, die sie dann an Land bringen, umsteigen.

In der Wintersaison von Oktober bis März steuert ein einziges Seebäderschiff ebenfalls den Südhafen an. Alle übrigen Katamarane und Seebäderschiffe haben in dieser Zeit den Betrieb eingestellt. Ein Ausbooten wäre in dieser Jahreszeit nicht besonders reizvoll und je nach Witterung auch zu gefährlich. Außerdem fahren in der Nebensaison zum größten Teil nur Einwohner oder Verwandte mit dem Schiff. Diese eine Verbindung zum Festland stellt derzeit auf der Linie nach Cuxhaven die Funny Girl mehrmals wöchentlich sicher.

Noch offen ist der Einsatz der Seebäderschiffe nach Ablauf der Saison 2008. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Schiffe die strengen EU-Vorschriften erfüllen, was dazu führen kann, dass alle derzeit eingesetzten Seebäderschiffe, bis auf die modernen Katamaranfähren und die "MS Helgoland" der Reederei "Wilhelmshaven Helgoland Linie", die Insel nicht mehr anlaufen dürfen – sofern sie nicht aufwändig umgebaut werden.

Ausbooten
Börteboot

Eine in Deutschland einmalige Touristenattraktion ist das Ausbooten von den Fähren zur Landungsbrücke. Dieses Ausbooten wird mit offenen, kräftig gebauten sog. Börtebooten bzw. Ruddern (Landessprache) vollzogen. Die Bootsform der Rudder stammt noch aus der Zeit, als Helgoland vom Fischfang und später vom Lotsengeschäft in der Deutschen Bucht und den Flussmündungen der Weser und Elbe lebte. Da die Insel bis zum Bau eines Marinehafens kurz vor dem Ersten Weltkrieg über keinen eigenen Hafen verfügte, landeten die Boote Winter wie Sommer am Südstrand der Hauptinsel an. Im Zuge der Errichtung des Seebades Helgoland und der Einrichtung einer Versicherung der Börtebootbetreiber auf Gegenseitigkeit wurde das Ausbooten auf der Reede vor dem Strand eingerichtet.

Seit Inbetriebnahme des heutigen Südhafens entschieden zweierlei Gründe gegen die Nutzung desselben für die Seebäderschifffahrt; war es zunächst und bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges die ausschließlich militärische Nutzung, die ein Einlaufen der Seebäderschiffe verbot, sprach danach die Praktikabilität für die Beibehaltung des Ausbootens: Für die oft täglich bis zu fünf Seebäderschiffe ist einfach zu wenig Platz im Hafen. Auch die notwendige Wassertiefe ist nicht für jedes Schiff vorhanden. Eine Ausnahme bilden die schnellen Katamaranfähren, die regelmäßig von Hamburg und Cuxhaven aus (sowie unregelmäßig von Norddeich Mole und Norderney) den Südhafen direkt ansteuern.

Flugverkehr

Der Flugplatz auf der Düne

Auf der Düne befindet sich der kleine Flugplatz Helgoland-Düne, von dem aus in etwa 20 bis 30 Minuten das deutsche Festland erreicht werden kann. Regelmäßige Flugverbindungen von und nach Helgoland werden u.a. durch die Fluggesellschaften OLT (von nach Bremerhaven und Heide/Büsum), Air Hamburg (von/nach Hamburg), FLN Frisia Luftverkehr Norden ab/bis Norden-Norddeich sowie LFH Luftverkehr Friesland-Harle (ab/bis Wittmund-Carolinensiel) angeboten.

Verkehr auf Helgoland

Auf Helgoland dürfen gemäß § 50 StVO keine Kraftfahrzeuge oder Fahrräder geführt werden. Diese in Deutschland einmalige Sonderregelung wurde eingeführt, nicht etwa weil das Radfahren auf Helgoland zu gefährlich wäre, sondern um eine Verschandelung der Insel mit Verkehrszeichen zu verhindern. Von dem Verbot ausgenommen sind die durch § 35 StVO mit Sonderrechten ausgestatteten Rettungskräfte. Dies sind hier der Rettungsdienst, die Polizei (die Helgoländer Polizei besitzt seit Januar 2007 ein eigenes Fahrzeug), die Feuerwehr sowie der Zoll. In den Wintermonaten gibt es eine Ausnahmegenehmigung der Landesregierung für Kinder und Jugendliche zur Benutzung eines Fahrrads. Außerdem sind einige Baufahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Einsatz. Der Personen- und Warenverkehr wird, soweit er nicht zu Fuß möglich ist, mit Elektrokarren bewältigt.

Trotzdem gibt es zwei Fußgängerampeln, sie stehen auf Düne und warnen vor landenden Flugzeugen.

Persönlichkeiten

Tafel am Gedenkstein für Werner Heisenberg
Söhne und Töchter der Insel
  • James Krüss (1926–1997), deutscher Dichter, Schriftsteller und Kinderbuchautor; James-Krüss-Museum wurde Anfang 2007 eingeweiht
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
  • Heinrich Heine (1797–1856), Dichter; kurte schon 1829 und 1830 auf der Insel. Seine Zeitgenossen sahen hinter seinen Nordseegedichten Helgolanderfahrungen. Ein Gedenkstein vor der Landungsbrücke erinnert an ihn.
  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874), Dichter; schrieb 1841 auf der Insel das Lied der Deutschen.
  • René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld, Studenten; besetzten die Insel 1950 und lösten somit eine Bewegung zur Rückgabe der Insel an Deutschland aus.
  • Franz Schensky (1871–1957), Fotograf
  • Werner Heisenberg, Physiker; entwickelte während eines Helgoland-Aufenthaltes grundlegende Ideen seiner Theorie über die Quantenmechanik, welche die Heisenbergsche Unschärferelation beinhaltet; ein Gedenkstein auf dem Oberland erinnert daran.

Sonstiges

  • Helgoland ist als ehemalige britische Kolonie von Zöllen und Verbrauchsteuern befreit.
  • Ein Großlinienschiff (und die zugehörige Schiffsklasse) der Kaiserlichen Marine trug den Namen SMS Helgoland
  • Die erste Bombe, die im Zweiten Weltkrieg auf deutschen Boden fiel, traf am 3. Dezember 1939 Helgoland.
  • Helgoland entspricht nahezu perfekt der Beschreibung der Insel in der Nordsee, auf der sich das Zauberergefängnis Askaban aus den Harry-Potter-Romanen befindet.
  • Die Satire-Zeitung Helgoländer Vorbote hat mit der Insel nichts zu tun; sie berichtet nur marginal in der Rubrik „Lokales“ über Helgoland und entsteht in Berlin und Bochum.
  • Die Insel ist bekannt für ihr heilendes Meerwasser.
  • Der Theologe und Forscher Jürgen Spanuth vertrat die Theorie, dass das Zentrum des sagenumwobenen Atlantis vor Helgoland gelegen habe. Darauf weist eine Tafel hin, die am Anleger bei der kleinen Rot-Kreuz-Station angebracht worden ist.
  • Das Bisterk Ding und die Enerbanske sind Helgoländer Fabelwesen.
  • Die Preußenmauer ist eine brandungsabweisende Mauer auf der Nordseeinsel Helgoland.

Literatur

Sachbücher

  • George Drower, Heligoland - The True Story of German Bight and the Island that Britain Betrayed, 2002, ISBN 978-0750926003
  • Federico Foders: Helgolands Wirtschaft am Scheideweg. Kieler Arbeitspapier Nr. 434, Kiel 1990
  • Kurt Friedrichs: Umkämpftes Helgoland. Der Leidensweg eines Inselvolkes. Helgoland 1988
  • Claude Fröhle, Hans-Jürgen Kühn: Hochseefestung Helgoland. Eine militärische Entdeckungsreise. Knauß, Helgoland 1998
  • Roland Hahnewaldt: Insel Helgoland. Rump, Bielefeld 2005, ISBN 3-8317-1373-1
  • Clas Broder Hansen: Die deutschen Passagierschiffe 1816–1990. Gräfelfing 1990
  • Michael Herms: Flaggenwechsel auf Helgoland - Der Kampf um einen militärischen Vorposten in der Nordsee, Ch.Links Verlag, Berlin, 2002
  • Erich Lüth: Helgoland, die unzerstörbare Insel. Ullstein Verlag, Berlin 1984, ISBN 3-548-20424-4
  • Jürgen Klimpel: Die neuzeitliche Entwicklung der Inselgemeinde Helgoland unter besonderer Berücksichtigung des Fremdenverkehrs. Inauguraldissertation, Bern 1965
  • Karl. B. Kühne: Seelotsen. Geschichte der Lotsenbrüderschaft Elbe 1574 - 1975. 400 Jahre im Dienste der Seeschiffahrt. Norderstedt 1975
  • Helmuth Nöckel: Feuer über Helgoland. Husum-Rosendahl 1972
  • Albert Panten: Helgoland im Mittelalter. Geschichte und Umfang, Zeugnisse, Karten und Überlegungen zum Helgoland des Mittelalters. Evangelische Kirchengemeinde, Helgoland 2002
  • Henry Peter Rickmers, Frank Woosnam: Helgoland, eine Insel auf dem Wege nach Europa. Otterndorf 1992
  • Alex Ritsema, Heligoland, Past and Present, 2007, ISBN 978-1-84753-190-2
  • Benno Eide Siebs, Erich Wohlenberg: Helgoland und die Helgoländer. Kiel 1953 (überarbeitete Fassung von 1928, Mitarbeit von Ferdinand Holthausen)
  • Herbert Szezinowski: Friedenskampf um Helgoland. VMB, Frankfurt 1985, ISBN 3880127093, ISSN 0173-4733
  • Erwin Weber: Chronik der Insel Helgoland. (Bände I bis IV/2), Otterndorf 1998, Nachdruck des Typoskripts von 1944 (NS-orientiert).
  • Thomas Willke: Wieder Hummer vor Helgoland. In: Bild der Wissenschaft, 7/2005, S. 20–25

Belletristik

Quellen

Blick entlang der Steilküste
  1. Geoklima 2.1
  2. Deutschlandradio (18. April 2007): Sprengung der Insel Helgoland vor 60 Jahren (MP3; Länge: 4:36 Minuten)
  3. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
Wikisource Wikisource: Abalus – Artikel der 4. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon
Commons: Helgoland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Helgoland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen