Martin Lauer

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Martin Lauer


Martin Lauer (1971)

Voller Name Karl Martin Lauer
Nation Deutschland Deutschland
Geburtstag 2. Januar 1937
Geburtsort Köln
Größe 186 cm
Gewicht 76 kg
Beruf Ingenieur
Sterbedatum 6. Oktober 2019
Sterbeort Lauf an der Pegnitz
Karriere
Disziplin Hürdenlauf, Sprint, Zehnkampf
Bestleistung 13,2 s (110 m Hürden)
Verein ASV Köln
Karriereende 1960
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Deutsche Meisterschaften 17 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Rom 1960 4 × 100 m
Logo der EAA Europameisterschaften
Gold Stockholm 1958 110 m Hürden

Martin Lauer (* 2. Januar 1937 in Köln-Kalk; † 6. Oktober 2019 in Lauf an der Pegnitz[1]) war ein deutscher Leichtathlet und Schlagersänger. Sein größter sportlicher Erfolg war der Gewinn der Goldmedaille mit der 4-mal-100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 1,86 m große und 76 kg schwere Athlet, Mitglied des Sportvereins ASV Köln, war im Zehnkampf und als Hürdenläufer über die 110-Meter-Distanz erfolgreich. Als einer von wenigen Europäern konnte der 16-malige Deutsche Meister über diese Strecke in die Phalanx der Vereinigten Staaten einbrechen, die bis dahin fast übermächtig waren.

Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne wurde er Vierter über 110 Meter Hürden und Fünfter im Zehnkampf.[2]

Am 7. Juli 1959 gelangen ihm im Zürcher Letzigrund innerhalb einer Dreiviertelstunde zwei Weltrekorde:[3] Zuerst stellte er eine Bestzeit von 13,2 s über die Hürdensprintdistanzen von 110 Meter bzw. 120 Yards (109,73 m) auf, ehe er auch die Bestzeit über die 200-Meter-Hürden-Strecke in 22,5 s erreichte, nachdem der vorher unterlegene US-Amerikaner Willie May um eine Revanche gebeten hatte. Sein Weltrekord über die 110 Meter Hürden bestand bis zum 6. Juli 1973.[4]

Für diese Leistung, Lauer war 1959 auch zweitbester Zehnkämpfer weltweit, wurde er von den deutschen Sportjournalisten zum „Sportler des Jahres“ gewählt. Eine gleichlautende Auszeichnung erhielt er – als erster Athlet überhaupt – auch vom angesehenen amerikanischen Leichtathletikmagazin Track & Field News. Er ist bis heute der einzige deutsche Leichtathlet geblieben, der jene Auszeichnung erhalten hat (hingegen sind bislang fünf deutsche Athletinnen mit diesem Titel geehrt worden).

Olympische Spiele 1960[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lauer bei den Olympischen Spielen 1960

Zu den Olympischen Spielen 1960 in Rom reiste er mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen an. Da er wegen einer Knochenhautentzündung im Fußgelenk nur eingeschränkt hatte trainieren können, musste er auf einen Doppelstart über 110 Meter Hürden und im Zehnkampf verzichten. Dennoch trat er in seiner Paradedisziplin an, dem Hürdensprint über die 110 Meter, und wurde Vierter wie schon vier Jahre zuvor. In der 4-mal-100-Meter-Staffel gewann er an der Seite von Bernd Cullmann, Armin Hary und Walter Mahlendorf in Weltrekordzeit die Goldmedaille.[5]

In seiner Heimatstadt begab er sich nach den Spielen in ärztliche Behandlung; ihm wurden drei Spritzen verschrieben, die er sich wegen der bevorstehenden Examensarbeiten in München geben ließ, wo er Maschinenbau studierte. Dabei stellte sich heraus, dass eine der verabreichten Spritzen nicht ausreichend sterilisiert war, was zu einer Blutvergiftung und beinahe zur Amputation seines Beines führte. Es folgte ein fast einjähriger Aufenthalt im Krankenhaus, der gleichzeitig das Ende der aktiven Sportlerkarriere bedeutete. In diese Zeit fiel auch der Unfalltod seiner damaligen Freundin, die nach einem Besuch an seinem Krankenbett auf der Autobahn bei Augsburg zusammen mit seinem Bruder Fredy verunglückte, der Jahre später an den Unfallfolgen starb.

Karriere als Schlagersänger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nötigen Behandlungen, vor allem aber die Prozesse wegen des Behandlungsfehlers gegen die Versicherung des Krankenhauses brachten ihn in finanzielle Schwierigkeiten, sodass er noch im Krankenhaus mit dem Schreiben von Liedtexten begann, um Geld zu verdienen. „Ich war ja als singender Sportler bekannt. Hatte immer eine Gitarre unterm Arm …“[3] Völlig erschöpft vom Rechtsstreit mit dem Krankenhaus stimmte er schließlich einem Vergleich zu, der ihm eine Entschädigung von 45.000 Mark[3] zusprach, die nach eigener Aussage die Kosten bei weitem nicht deckte.

Noch während seines Krankenhausaufenthalts ließ Lauer dem Musikproduzenten und Liedtexter Kurt Feltz Tonbandaufnahmen zukommen. Feltz zeigte sich begeistert, und Lauer unterschrieb nach seiner Entlassung im Januar 1962 einen Plattenvertrag bei Polydor. Noch im gleichen Monat entstanden die Aufnahmen zu seiner ersten Single Sacramento. Mit diesem und neun weiteren Titeln im Country-Stil war Lauer bis 1966 regelmäßig in den deutschen Hitlisten vertreten. Insgesamt wurden etwa sechs Millionen seiner Platten, mit Titeln wie Taxi nach Texas, Die letzte Rose der Prärie oder Wenn ich ein Cowboy wär’ verkauft.[3] In mehreren Fernsehshows trat er zusammen mit bekannten Künstlern auf, darunter Lou van Burg, Udo Jürgens und Peter Alexander.

Weitere berufliche Stationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio sowie 1968 in Mexiko-Stadt war er als Journalist tätig.[6] Nachdem er sein Maschinenbaustudium an der TH München, das er aufgrund seiner Erkrankung für zwei Jahre unterbrechen musste, als Diplom-Ingenieur beendet hatte,[7] arbeitete er als Spezialist für die Natriumkühlung von Kernreaktoren; so konzipierte er beispielsweise den schnellen Brüter in Kalkar mit. Außerdem arbeitete er an der Konzeption des ersten Mikrocomputers mit und war bei den Olympischen Spielen 1972 in München für die Einführung der elektronischen Zeitmessung[8] verantwortlich. Es folgten leitende Funktionen bei der Triumph-Adler in München und Nürnberg, eine dreijährige Tätigkeit als Projektleiter für Computer und Bürotechnik beim Versandhaus Quelle und zehn Jahre lang die Geschäftsführung einer Beteiligungsgesellschaft, bevor er Anfang 1998 in den vorzeitigen Ruhestand eintrat.[9][10][6]

Lange Jahre half er mit, das auch international bekannte Sportfest des ASV Köln zu organisieren.

Privat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lauer war verheiratet und lebte nach Abschluss seines Studiums ab 1977 in Lauf an der Pegnitz.[11] Er hatte einen Sohn (* 1970), der für Quelle Fürth als Leichtathlet startete, und eine Tochter sowie drei Enkelkinder.[12][13] Martin Lauer war von 1978 bis 2011 1. Vorsitzender im Leichtathletik-Verein LG Lauf-Pegnitzgrund und engagierte sich für den Nachwuchs.[4][14][9] In Lauf an der Pegnitz war Lauer einige Jahre Mitglied des Stadtrates.[9]

Sportliche Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Acht deutsche Jugendmeistertitel, davon fünf bei einer einzigen Meisterschaft[3]
  • 17 Deutsche Meisterschaften in unterschiedlichen Disziplinen (110 m Hürden, 200 m Hürden, Zehnkampf, 4 × 100-m-Staffel)
  • 1958 wurde er Europameister über 110 m Hürden.
  • 7. Juli 1959: 2 Weltrekorde beim Meeting im Zürcher Letzigrund.[15]
  • Am 29./30. August 1959 stellte Martin Lauer bei den Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf mit 7955 Punkten einen deutschen Zehnkampfrekord auf
  • 1960 Goldmedaille mit der deutschen 4 × 100-m-Staffel bei den Olympischen Spielen in Rom

Audio[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aus meiner Sicht. Artis-Verlag, Bergisch Gladbach 1963, DNB 452725038 (Autobiografie).
  • Die Besten der Welt vertrauen Junghans. Gebrüder Junghans, Schramberg 1972.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

LPs

CDs

  • Taxi nach Texas (1989; Bear Family Records)

Singles

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[16]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT
1962 Sacramento
Ich gab mein Herz
DE27
(12 Wo.)DE
Label: Polydor
Die letzte Rose der Prärie
Die blauen Berge
DE10
(20 Wo.)DE
Label: Polydor
1963 Wenn ich ein Cowboy wär’
Laß mich geh’n Madeleine
DE9
(12 Wo.)DE
Label: Polydor
Jim und Joe (Zwei Paar Schuh)
Geh nicht mit
DE20
(12 Wo.)DE
Label: Polydor
Am Lagerfeuer
Leider
DE19
(12 Wo.)DE
Label: Polydor
1964 Sein bestes Pferd
Pferde und Sättel
DE5
(20 Wo.)DE
Label: Polydor
Taxi nach Texas
Ich kenn’ die Welt
DE7
(10 Wo.)DE
AT1
(12 Wo.)AT
Label: Polydor
1965 John Brown’s Baby
King John
DE23
(8 Wo.)DE
Label: Polydor
Silver Dollars
Das ist die große Straße
DE26
(8 Wo.)DE
Label: Polydor
1966 Roll ’em Over (Er trifft immer genau)
Cowboy Lady
DE30
(4 Wo.)DE
Label: Polydor
Mamutschka
Oh, Serenader
Label: Polydor
1967 Beat und rote Rosen
Mein Darling
Label: Polydor
Rosen ohne Dornen
Du bist wunderbar
Label: Polydor
1968 Rosen und Küsse
Rosenrot
Label: Polydor
Anfangs tut es immer weh
Wo ist die lebenslängliche Begleiterin
Label: Polydor

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl-Heinz Keldungs: Martin Lauer. In: ders.: Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022, ISBN 978-3-96423-081-2, S. 100–103.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Martin Lauer – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Neumann: Die deutsche Leichtathletik trauert um Martin Lauer, leichtathletik.de, 6. Oktober 2019.
  2. Zum Tod von Martin Lauer: Alleskönner auf außergewöhnlichem Niveau, Süddeutsche Zeitung, 7. Oktober 2019.
  3. a b c d e vgl. Express: „Für den Rekord gab's einen Satz Autoreifen“. 2. Januar 2007, S. 30 (zum 70. Geburtstag)
  4. a b Der schnellste Tag im Leben von Martin Lauer auf der Internetseite der Deutschen Welle vom 7. Juli 2009.
  5. Leichtathletik – National: 100m-Olympiasieger Hary feiert 70. Geburtstag auf focus.de vom 22. März 2007.
  6. a b Eintrag "Martin Lauer". In: Munzinger Online/Munzinger Sport. (munzinger.de [abgerufen am 5. Juli 2022]).
  7. Nur eine Spritze konnte den jungen Hüpfer stoppen, welt.de, 2. Januar 1997
  8. Stefanie Buchner-Freiberger: Olympische Spiele 1972: Der „Zeitenmacher“ von München n-land.de, 8. September 2012.
  9. a b c d Peter Schmidt: Was macht eigentlich … Martin Lauer?, magazin-forum, abgerufen am 9. Oktober 2019.
  10. Klaus Westermayer: Ex-Hürden-Weltrekordler Martin Lauer feiert in Lauf/Pegnitz seinen 65. Geburtstag Spritze beendete steile Karriere Staffel-Olympiasieger meisterte alle Schicksalsschläge - Auch im Beruf vielseitig und erfolgreich. In: Nürnberger Nachrichten. 2. Januar 2002, SPORT, S. 31.
  11. Goldmedaillengewinner von 1960 wieder vereint: „Veteranentreffen“ bei Martin Lauer in Lauf, n-land.de, 11. August 2016.
  12. Erfolgreicher Marathon für KiO 22. August 2008.
  13. Martin Lauer – Mit 75 noch hart am Wind, leichtathletik.de, 1. Januar 2012.
  14. Martin Lauer wird 70 – Höhen und Tiefen, leichtathletik.de, 2. Januar 2007
  15. Weltklasse Zürich: Über 80 Jahre Geschichte (Memento vom 2. Februar 2016 im Internet Archive), lcz.ch, abgerufen am 9. Oktober 2019.
  16. Charts DE Charts AT
  17. Lauer: Wie noch nie. In: Der Spiegel. Nr. 43, 1960 (online19. Oktober 1960).
  18. Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986. (PDF) Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, archiviert vom Original am 31. März 2019; abgerufen am 11. März 2017.
  19. Drei Weltrekorde in 53 Minuten: Leichtathlet Martin Lauer tot. In: br.de. 6. Oktober 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Oktober 2019; abgerufen am 5. Juli 2022.