William Henry Harrison

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. April 2016 um 18:51 Uhr durch 77.56.53.183 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
William Henry Harrison
Unterschrift von William H. Harrison
Unterschrift von William H. Harrison

William Henry Harrison (* 9. Februar 1773 im Charles City County, Virginia; † 4. April 1841 in Washington, D.C.) war ein US-amerikanischer General und im Jahr 1841 der neunte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Leben

Frühe Jahre

William Henry Harrison, der auf einer Plantage in der damaligen Colony of Virginia als jüngstes von sieben Kindern geboren wurde, entstammte einer angesehenen Pflanzer- und Politikerfamilie in Virginia. Sein Vater Benjamin Harrison gehörte im Jahr 1776 zu den Unterzeichnern der Unabhängigkeitserklärung und war zwischen 1781 und 1784 Gouverneur von Virginia. Nach drei Jahren am Hampden-Sydney College im Prince Edward County studierte William auf Wunsch des Vaters für kurze Zeit Medizin an der University of Pennsylvania in Philadelphia unter Professor Benjamin Rush. Als er nach dem Tode seines Vaters aufgrund der Erbreihenfolge als Jüngstgeborener weitgehend mittellos geworden war, trat er 1791 in die US Army ein.[1]

Seinen Dienst begann er im damaligen Grenzposten Fort Washington in Cincinnati. Dort nahm er in der Folge an den Kämpfen gegen die Indianer teil. Er machte Eindruck auf seine Vorgesetzten und stieg schnell vom Fähnrich zum Leutnant auf. 1793 wurde er zum Aide-de-camp ernannt und diente in dieser Funktion General Anthony Wayne. Im Jahr darauf war er an der Schlacht von Fallen Timbers beteiligt und einer der Unterzeichner des daraus resultierenden Vertrags von Greenville.

Am 25. November 1795 heiratete er Anna Symmes, mit der er zehn Kinder haben sollte. Da der Schwiegervater John Cleves Symmes die Verbindung ablehnte, hatten sie mit der Heirat gewartet, bis er auf einer längeren Reise war, um ihn nach der Rückkehr vor vollendete Tatsachen zu stellen. Für Harrison war die Ehe politisch nützlich, da er über den Richter und Makler Symmes Kontakte mit örtlichen Grundstücksspekulanten knüpfen konnte.[1]

Nach dem vorübergehenden Ende der Kämpfe wurde Harrison, mittlerweile Captain, Ende des Jahres 1797 wieder Zivilist, da er in der Armee zu wenig Karrierechancen für sich sah.[1] Zwischen 1798 und 1799 war er Staatssekretär im Nordwestterritorium. In dieser Funktion musste er des Öfteren den Territorialgouverneur Arthur St. Clair vertreten. Zwischen 1799 und 1800 vertrat Harrison dieses Territorium als nicht stimmberechtigter Delegierter im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten in Washington. Als hilfreich für Harrison erwiesen sich die Kontakte seines Schwiegervaters in Washington, die dieser widerstrebend nutzte, um ihn zu fördern.[1] Im Jahr 1800 wurde er von Präsident John Adams zum Gouverneur des Indiana-Territoriums ernannt und verzichtete daher im Mai auf seinen Sitz im 6. Kongress der Vereinigten Staaten.

Gouverneur des Indiana-Territoriums

Harrison in Militär-Uniform (um 1813)
Grouseland, Harrisons Residenz als Gouverneur von 1804 bis 1812

Als Gouverneur residierte Harrison in Vincennes, der neuen Hauptstadt des Territoriums. Er ließ dort im Stile eines Plantagenhauses Grouseland errichten, welches er von 1804 bis 1812 bewohnte. Dort fanden einige wichtige Konferenzen mit Führern der Indianer Nordamerikas statt. Seit 1960 ist Grouseland ein National Historic Landmark. [2]

Seine neue Aufgabe als Gouverneur war nicht einfach. Einerseits sollte er freundschaftliche Beziehungen zu den Indianern aufbauen, deren Vertrauen gewinnen und sie gegen weiße Landräuber beschützen, auf der anderen Seite sollte er im Auftrag der Bundesregierung möglichst viel Land von den Indianern erwerben und den weißen Siedlern zur Verfügung stellen. Das war ein unlösbarer Widerspruch, der bald zu neuen Streitigkeiten mit den Indianern führen sollte, für welche Eigentum an Land ein fremdes Konzept war.[1]

Von 1802 bis 1805 setzte er sieben Verträge mit den Indianern durch, wobei er die Korruption ihrer Führung sowie ihre Armut und Alkoholprobleme ausnutzte. Dies gipfelte 1805 in einem arglistigen Landgewinn von 51 Millionen Acres. Dazu wurden fünf weniger bedeutende Stammesführer der Sauk eingeladen, die sich unter dem Einfluss von Alkohol dazu bereit erklärten, große Ländereien für einen Penny pro 200 Acres zu verkaufen. [1]

Im Jahr 1809 handelte Harrison mit ausgewählten indianischen Führern den Vertrag von Fort Wayne aus. Feindlich gesinnte Stämme waren zu der Konferenz nicht geladen worden. Als Ergebnis erstanden die Vereinigten Staaten weitere 3 Millionen Acres an Land. Für Tecumseh, der an der Konferenz nicht teilgenommen hatte, war dieser weitere Gebietsverlust ausschlaggebendes Moment, die Stämme für den Kampf gegen die USA zu einen und das Vereinigte Königreich um militärische Unterstützung zu bitten. [1]

Im Jahr 1811 eskalierte der Konflikt zum offenen Krieg und Harrison wurde wieder als Soldat aktiv. Nationale Popularität brachte ihm die Schlacht bei Tippecanoe am 7. November 1811, wo er eine Föderation Widerstand leistender Indianer (vor allem Shawnee) unter der Führung Tecumsehs und seines Bruders Tenskwatawa, des Propheten, schlagen konnte. Das Gebiet zwischen dem Ohio River und den Großen Seen war damit endgültig für die weiße Besiedelung frei gemacht. Harrison galt daraufhin als The General who saved the Northwest. Zeitweise erhielt er auch die Beinamen „Washington of the West“ oder „Old Tippecanoe“.

Während seiner Amtszeit als Gouverneur beteiligte er sich an Grundstückspekulationen und investierte in zwei Mühlen. Er hatte einen Ruf als zuverlässiger Verwalter und leistete wesentliche Beiträger zur Verbesserung der Infrastruktur im Territorium.[1]

Im britisch-amerikanischen Krieg von 1812 zeichnete er sich gegen die Briten auf dem westlichen Kriegsschauplatz aus und besiegte sie nach anfänglichen Rückschlägen in der Schlacht am Thames River vom 5. Oktober 1813, in der auch sein alter Widersacher Tecumseh den Tod fand. Während dieses Krieges stieg Harrison in den Generalsrang auf. Er war Oberbefehlshaber der Nordwest-Armee. Im Jahr 1814 schied Harrison aus der Armee aus, weil er sich mit Kriegsminister John Armstrong entzweit hatte. Im Indiana-Territorium wurde er als Territorialgouverneur in der Folge zeitweilig von John Gibson vertreten und schließlich von Thomas Posey 1812 abgelöst.

Weiterer politischer Aufstieg

Zwischen 1816 und 1819 war Harrison erneut Abgeordneter im Repräsentantenhaus in Washington. Diesmal vertrat er seinen neuen Heimatstaat Ohio. Die folgenden zwei Jahre bis 1821 war er dann im Senat dieses Bundesstaates. Im Jahr 1825 wurde er in den US-Senat gewählt, wo er bis 1828 verblieb. In diesem Jahr wurde er von Präsident John Quincy Adams zum amerikanischen Botschafter in Großkolumbien ernannt. Dieses Amt übte er bis 1829 aus. Danach zog er auf seine Farm bei North Bend in Ohio, wo er bis 1836 als Farmer tätig war. Politisch stand Harrison Henry Clay und John Quincy Adams nahe und wurde schließlich Mitglied der Whig Party. Er setzte sich für Schutzzölle, Verbesserungen der Infrastruktur und Mehrausgaben für die Streitkräfte ein.

Präsidentschaftskandidaturen 1836 und 1840

Daguerreotypie von William Henry Harrison

Im Jahr 1836 wurde William Harrison von den Whigs zu deren Spitzenkandidat für die anstehende Präsidentschaftswahl nominiert. Sein Gegenkandidat war der bisherige demokratische Vizepräsident Martin Van Buren. Die Whigs erhofften sich mit der Nominierung eines Kriegshelden einen ähnlichen Erfolg, wie ihn der nach zwei Amtszeiten scheidende Präsident Andrew Jackson, der ebenfalls als Kriegsheld ins höchste Staatsamt gewählt worden war, im Jahr 1828 errungen hatte. Dieser Plan ging 1836 nicht auf, weil die Popularität Jacksons ungebrochen war und dieser sich vehement für Van Buren einsetzte. Hinzu kam, dass mit Hugh Lawson White ein weiterer Politiker der Whigs zur Wahl antrat und sich knapp zehn Prozent der Stimmen sicherte. Van Buren gewann am Ende mit klarer Mehrheit.

Vier Jahre später hatte sich das Blatt gewendet: Die Regierung Martin Van Burens musste sich mit den Folgen einer 1837 ausgebrochenen Wirtschaftskrise auseinandersetzen. Die Whigs hatten erneut Harrison für die Wahl von 1840 zu ihrem Spitzenkandidaten nominiert, während John Tyler für das Amt des Vizepräsidenten vorgesehen war. Ihr Wahlkampfschlager lautete: Tippecanoe and Tyler too. Nach einem harten Wahlkampf konnte Harrison Van Buren schlagen. Für Harrison hatten sich fast 53 Prozent der Wähler ausgesprochen, Van Buren errang 46,8 Prozent. Im Electoral College war das Ergebnis mit 234 gegenüber 60 Stimmen noch deutlicher. Gleichzeitig errangen die Whigs in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit der Mandate.

Präsident für einen Monat

Harrison auf dem Sterbebett

Am 4. März 1841 hielt er bei seiner Vereidigung eine zweistündige Inaugurationsrede, die längste in der US-amerikanischen Geschichte. Drei Wochen später zog er sich eine Lungenentzündung zu, an deren Folgen er am 4. April nur einen Monat nach seiner Amtseinführung mit 68 Jahren verstarb. Seine Präsidentschaft ist die kürzeste der Geschichte der Vereinigten Staaten; ebenso ist er der erste Präsident der Vereinigten Staaten, der während seiner Amtszeit verstarb und durch den amtierenden Vizepräsidenten ersetzt wurde; zudem der einzige, der in seinem Amt keine Executive Order erließ. Der strikte Abstinenzler musste eine strenge Diät einhalten, da er wahrscheinlich an einem Magengeschwür litt. Sein Tod löste in den USA eine lange Diskussion über die Nachfolge aus. Die Frage war, ob der Vizepräsident John Tyler nur die Aufgaben und Befugnisse der Präsidenten geschäftsführend wahrnehmen sollte, oder ob er als vollwertiger Präsident angesehen werden konnte. Tyler entschied sich gegen starken Widerstand seiner Gegner für die zweite Möglichkeit und schuf damit einen Präzedenzfall, der später auch durch den 25. Zusatzartikel verfassungsrechtlich anerkannt wurde.

Anmerkungen

William Harrison war der erste amerikanische Präsident, der zu seiner Amtseinführung mit der Eisenbahn nach Washington angereist war. Als Präsident war er aufgrund der Kürze seiner Amtszeit und seiner Krankheit politisch bedeutungslos. Er war seit 1795 mit Anna Symmes verheiratet, mit der er sechs Söhne und vier Töchter hatte. Sein Sohn John Scott Harrison war zwischen 1853 und 1857 Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus und dessen Sohn Benjamin Harrison war zwischen 1889 und 1893 der 23. Präsident der USA; dessen Enkel William Henry Harrison wiederum gehörte zwischen 1951 und 1969 mehrfach dem US-Repräsentantenhaus an.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Schäfer: Die Präsidenten der USA in Lebensbildern. ISBN 3-222-12216-4 Verlag Styria, Graz 1993.

Weblinks

Commons: William Henry Harrison – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: William Henry Harrison – Zitate (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h William Freehling: William Henry Harrison. Life Before the Presidency. In: Webpräsenz millercenter.org. University of Virginia, abgerufen am 2. Juli 2013 (englisch).
  2. Grouseland (William Henry Harrison House). In: National Historic Landmarks Programm (NHL). National Park Service, abgerufen am 2. Juli 2013 (englisch).