Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 1935

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37. Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften
Stadt Berlin
Wittenberg
Wettbewerbe Berlin: 28
Wittenberg: 2
Eröffnung 3. August 1935
Schlusstag 4. August 1935
Chronik
Nürnberg 1934 Berlin 1936

Die 37. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften wurden am 3. und 4. August 1935 in Berlin ausgetragen.

Sport in Deutschland im Zeichen des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch 1935 gab es aufgrund des Arier-Erlasses aus dem Jahr 1933[1] sowie der gerade verabschiedeten Nürnberger Gesetze erhebliche Einschränkungen für jüdische Sportlerinnen und Sportler, denen die Teilnahme an den Meisterschaften größtenteils verwehrt blieb. Der Sport diente der Reputation des herrschenden Regimes.

Wettbewerbsprogramm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wettkampfprogramm war gegenüber den Vorjahren deutlich reduziert. So fanden keine Staffelläufe statt, bei den Männern wurde das 20-km-Gehen aus dem Angebot genommen, bei den Frauen wurden darüber hinaus der 200-Meter-Lauf, der Weitsprung, das Kugelstoßen und der Fünfkampf gestrichen. Steinstoßen und Schleuderballwurf verschwanden bis heute aus dem Programm der Deutschen Meisterschaften. Somit gab es für die Frauen insgesamt nur fünf Disziplinen, während es im Vorjahr noch elf waren. Abgesehen von der 4-mal-100-Meter-Staffel stellte dies eine Anpassung an die damals aktuellen olympischen Disziplinen der Frauenleichtathletik dar. Es kam den Sportverantwortlichen vor allem auf eine internationale Erfolgsbilanz an.

Ausgelagerte Disziplin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die einzig ausgelagerte Disziplin war der Waldlauf, der erstmals nicht im beginnenden Frühjahr, sondern im Herbst stattfand, und zwar am 3. November in Wittenberg.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurden drei neue deutsche Rekorde (DR) aufgestellt:

Ergebnisübersichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden beiden Übersichten fassen die Medaillengewinner und -gewinnerinnen aller Wettbewerbe von 1935 zusammen.

Medaillengewinner Männer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Gold Leistung Silber Leistung Bronze Leistung
100 m Erich Borchmeyer
(Stuttgarter Kickers)
10,5 s00 Wilhelm Leichum
(MSV Wünsdorf)
10,5 s00 Gerd Hornberger
(Eintracht Frankfurt)
10,6 s00
200 m Karl Neckermann
(Post SV Mannheim)
21,6 s00 Erich Borchmeyer
(Stuttgarter Kickers)
21,7 s00 Werner Pontow
(TG Fulda)
21,9 s00
400 m Helmut Hamann
(SV Allianz Berlin)
48,9 s00 Franz Helmle
(SV Allianz Frankfurt)
49,3 s00 Hermann Blazejezak
(MSV Hannover)
49,4 s00
800 m Hans König
(Hamburger AC)
1:54,4 min Wolfgang Dessecker
(Stuttgarter Kickers)
1:54,4 min Martin Lietz
(TSV 1860 München)
1:56,4 min
1500 m Fritz Schaumburg
(Polizei SV Oberhausen)
3:54,3 min Willi Rothbart
(Stettiner SC)
3:56,0 min Alfred Dompert
(Stuttgarter Kickers)
3:57,0 min
5000 m Max Syring (KTV Wittenberg) 15:07,2 min Richard Blösch (TV Eppingen) 15:07,2 min Heinrich Haag (SV Darmstadt 98) 15:08,8 min
10.000 m Heinrich Haag (SV Darmstadt 98) 31:41,6 min Karl Kelm (KTV Wittenberg) 32:06,2 min Walter Schönrock (KTV Wittenberg) 32:21,2 min
Marathon Heinrich Brauch (Polizei SV Berlin) 2:39:20 h000 Paul Gerhardt (Polizei SV Berlin) 2:41:53 h000 Fritz Jahn (VfB Stuttgart) 2:50:09 h000
Marathon, Mannschaftswertung Post SV Stephan Breslau
Franz Barsicke
R. Barsicke
Engel
21 P
(Plätze 9/12/?)
Polizei SV Berlin
Heinrich Brauch
Paul Gerhardt
Richard Boß
21 P
(Plätze 1/2/?)
VfB Stuttgart
Fritz Jahn
Eugen Bertsch
Slucka
? P
(Plätze 3/6/?)
110 m Hürden Erwin Wegner
(TSV Schöneberg Berlin)
14,6 s00 Willi Welscher
(Eintracht Frankfurt)
15,1 s00 Ferdinand Beschetznick
(DSC Berlin)
15,4 s00
400 m Hürden Hans Scheele (Hansa Hamburg) 54,1 s00 Fritz Nottbrock (ASV Köln) 55,3 s00 Georg Glaw (VfL Halle 1896) 56,0 s00
3000 m Hindernis Willi Heyn (MSV Wünsdorf) 9:42,2 min Karl Otto (SV Allianz Berlin) 10:00,0 min Josef Berg (ASV Köln) 10:03,4 min
50 km Gehen Karl Hähnel (Schwarz-Weiß Erfurt) 5:02:19,3 h00 Fritz Bleiweiß (Berliner AK) 5:04:04,0 h00 Erich Seifert (Marathon Leipzig) 5:04:27,6 h00
50 km Gehen, Mannschaftswertung Reichsbahn-SV Berlin
Karl Köppen
Herbert Dill
Johannes Stack
15 P
(Plätze 4/6/15)
SCC Berlin
Stock
Fietz
John
24 P
(Plätze 7/12/23)
Berliner AK
Fritz Bleiweiß
Schulz
H. Schulze
25 P
(Plätze 2/22/28)
Hochsprung Gustav Weinkötz
(ASV Köln)
1,93 m000 Hans Martens
(KM Flensburg)
1,93 m Günther Gehmert
(SV Siemens Berlin)
1,90 m
Stabhochsprung Julius Müller
(TV Kuchen)
4,00 m000 Wolfgang Hartmann
(VfR Schlesien Breslau)
3,90 m Anton Spieler
(AEG-SpVgg. Berlin)
3,80 m
Weitsprung Wilhelm Leichum (MSV Wünsdorf) 7,73 m DR Arthur Bäumle (FV Ulm 1894) 7,57 m Erich Biebach (Polizei SV Halle) 7,30 m
Dreisprung Willi Drechsel (ATV Thalheim) 14,99 m000 Heinz Hellerforth (TUSEM Essen) 14,76 m Heinz Wöllner (ASC Leipzig) 14,48 m
Kugelstoßen Hans Woellke (Polizei SV Berlin) 15,33 m000 Gerhard Stöck (SCC Berlin) 14,92 m Erich Reymann (MSV Wünsdorf) 14,73 m
Diskuswurf Ernst Lampert
(DSC Saarbrücken)
46,65 m000 Otto Würfelsdobler
(TSV 1860 München)
45,21 m Hans Fritsch
(MSV Wünsdorf)
45,18 m
Hammerwurf Erwin Blask
(Polizei SV Königsberg)
49,17 m000 Johann Becker
(DSC Saarbrücken)
47,87 m Gotthelf Kolibabe
(SSC Neiße)
46,96 m
Speerwurf Gottfried Weimann
(SC Wacker Leipzig)
69,09 m000 Gerhard Stöck
(SCC Berlin)
68,15 m Paul Karius
(LAV Dessau)
62,74 m
Zehnkampf, 1934er W.
2. Zeile: 1985er Wert.
Erwin Huber (Stuttgarter Kickers) 6793 P (6515 P) Gerhard Stöck (SCC Berlin) 6647 P (6337 P) Fritz Müller (MTV Gifhorn) 6490 P (6191 P)
Waldlaufca. 10.000 m Max Syring (KTV Wittenberg) 31:54,5 min Werner Böttcher (KTV Wittenberg) 32:17,6 min Walter Schönrock (KTV Wittenberg) 32:18,6 min
Waldlauf, Mannschaftswertung KTV Wittenberg 1
Werner Böttcher
Walter Schönrock
Karl Kelm
9 P
(Plätze 2/3/4)
Hamburger AC
Rolf Holthuis
Heinz Garff
Henschke
40 P
(Plätze 6/8/26)
KTV Wittenberg 2
Max Syring
Werner Türke
Karl-Heinz Becker
42 P
(Plätze 1/14/18)

Medaillengewinnerinnen Frauen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Gold Leistung Silber Leistung Bronze Leistung
100 m Käthe Krauß (Dresdner SC) 11,8 s DR Marie Dollinger (1. FC Nürnberg) 11,8 s DR Hedwig Bauschulte (Osnabrücker TV) 12,4 s
80 m Hürden Anni Steuer
(TuS Duisburg 48/99)
12,2 s000 Margarete Elger
(Frauen-SC Magdeburg)
12,3 s000 Brigitte Seifert
(DSC Breslau)
12,3 s
Hochsprung Elfriede Kaun (Kieler TV) 1,53 m Sophie Scheibe (SC Erfurt) 1,53 m Ilse Niederhoff (TV Velbert) 1,53 m
Diskuswurf Gisela Mauermayer
(TV Nymphenburg München)
44,63 m Paula Mollenhauer
(SC Victoria Hamburg)
40,09 m Käthe Krauß
(Dresdner SC)
39,98 m
Speerwurf Gerda Goldmann (SCC Berlin) 42,32 m Luise Krüger (Dresdner SC) 41,72 m Lydia Eberhardt (TV Eislingen) 41,34 m

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fritz Steinmetz: 75 Jahre Deutsche-Leichtathletik-Meisterschaften. Berlin 1973.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. siehe dazu den Abschnitt „Geschichte“ im Artikel Sportverband
  2. Ereignisse August 1935, 4. August, chroniknet.de. abgerufen am 16. April 2023
  3. a b Entwicklung der Deutschen Rekorde, leichtathletik.de (PDF; 311 kB). abgerufen am 30. März 2021