Lütow

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Wappen Deutschlandkarte
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Lütow
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Lütow hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 1′ N, 13° 53′ OKoordinaten: 54° 1′ N, 13° 53′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Vorpommern-Greifswald
Amt: Am Peenestrom
Höhe: 0 m ü. NHN
Fläche: 16,34 km2
Einwohner: 442 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 27 Einwohner je km2
Postleitzahl: 17440
Vorwahl: 038377
Kfz-Kennzeichen: VG, ANK, GW, PW, SBG, UEM, WLG
Gemeindeschlüssel: 13 0 75 087
Gemeindegliederung: 4 Ortsteile
Adresse der Amtsverwaltung: Burgstraße 6
17438 Wolgast
Website: www.amt-am-peenestrom.de
Bürgermeister: Heiko Dahms
Lage der Gemeinde Lütow im Landkreis Vorpommern-Greifswald
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Karte

Lütow ist eine Gemeinde im Nordwesten des Landkreises Vorpommern-Greifswald. Sie liegt im Nordwestteil der Insel Usedom auf der Halbinsel Gnitz, einer Landzunge der Insel Usedom am Achterwasser. Die Gemeinde wird vom Amt Am Peenestrom mit Sitz in Wolgast verwaltet. Bis zum 1. Januar 2005 war Lütow Teil des Amtes Wolgast-Land.

Geografie und Verkehr

Lütow befindet sich auf der Halbinsel Gnitz am nördlichen Teil des Achterwasser, ca. neun Kilometer östlich von Wolgast und drei Kilometer südlich von Zinnowitz. Nördlich der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 111. Lütow liegt auch im Naturpark Insel Usedom.

Ortsteile

  • Lütow
  • Neuendorf
  • Netzelkow
  • Insel Görmitz

Geschichte

Lütow

In der Nähe von Lütow hat sich das einzige Großsteingrab der Insel Usedom als Zeugnis der frühen menschlichen Besiedlung des Raumes erhalten. Das Großsteingrab stammt aus der Jungsteinzeit (Neolithikum). Später siedelten sich nach den Germanen und der Völkerwanderung die sogenannten Elbslawen an. Höhepunkt von deren Kultur war die spätslawische Zeit vom 11. bis frühen 13. Jahrhundert. In der letzten Phase der slawischen Besiedlung erscheint ein vornehmer slawischer Adliger namens Henricus de Gnez (vom Gnitz), der wohl um 1225 gestorben ist, als Kastellan der pommerschen Herzöge auf deren Burg in Usedom in den Quellen.

Der Ort Lütow selbst wurde erstmals im Jahr 1241 als Lichou und gesichert am 9. April 1396 erstmals als Lutkow urkundlich erwähnt. Bereits im 13. Jahrhundert tauchten die ersten Vertreter der adligen Familie von Lepel auf, die bis zur Bodenreform im Herbst 1945 Grundbesitzer der Dörfer auf dem Gnitz (Neuendorf, Netzelkow, Lütow) und Görmitz waren. Ihre Sitzgüter waren Neuendorf und Netzelkow. Lütow hatte aber auch andere Besitzer außer den Lepels, es wurde oft verpfändet.

Im Jahre 1865 hatte das an die Familie Lepel verlehnte Bauerndorf acht Kossätenhöfe und fünf Büdnerstellen. Lütow war eine Pertinenz zu Netzelkow. Das Dorf hatte 13 Wohnhäuser und 11 Wirtschaftsgebäude.[2]

Mit der Bodenreform entstanden dann in Lütow noch einige kleine und mittlere Neubauernhöfe.

Zum Ort gehört seit 1996 ein Wellnesbad mit Hotel und Ferienhäusern im Ort und ein größerer Naturcampingplatz am „Weißen Berg“, der zu DDR-Zeiten schon ein Zeltplatz mit einem Ferienlager des Altkreises Grimmen war.

Neuendorf

Der Ortsteil Neuendorf wurde erstmals am 19. November 1367 urkundlich erwähnt. In einer Urkunde des Klosters Pudagla wurde ein Wedekin Lepel auf Neuendorf gesessen erwähnt. Bei Neuendorf befindet sich noch ein frühdeutscher Turmhügel (Motte) als Überrest eines Herrensitzes der von Lepel. Der Ort war ein Lehnrittergut der Familie von Lepel. Der älteste Lehnbrief ist für Henning Lepel von Herzog Bogislaw 1487 für den Gnitz, Quilow, Senerzin, Czarnitze und Teile von Lassan ausgestellt. Im Lehnbrief von 1701 kamen Bauer, Wehrland und Rubkow hinzu. Hauptsitz der Lepels war Neuendorf, bei Teilungen innerhalb der Familie war auch Netzelkow Nebenwohnsitz, meistens aber als Pertinenz zu Neuendorf.

Das Dorf zählte 1865 ohne Besitzerhof: 1 Büdnerstelle, 1 Windmühle und 10 Wohnhäuser. Es hatte 155 Einwohner.[3]

Das Gut befand sich bis zum Jahr 1945 durchgehend im Besitz der Familie von Lepel. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, als Usedom in die Hände der Roten Armee geriet, wurde der bereits betagte Gutsbesitzer von Lepel von der Besatzungsmacht Sowjetunion verschleppt. Die in einem Waldstück gelegene Familiengruft der Lepels wurde von den Besatzungstruppen schwer verwüstet. Im Gutshaus kam es zu Plünderungen, u. a. auch durch polnische Zwangsarbeiter; Augenzeugenberichten zufolge sollen nach der Plünderung Polinnen in den Abendkleidern der Gutsbesitzerin durch den benachbarten Badeort Zinnowitz flaniert sein. Die Gutsbesitzerfamilie wurde später während der Bodenreform enteignet. Nach der Wende erhielt die Familie von Lepel ihr Eigentum nicht zurück.

Der Ort wurde bis in die 1960er und 1970er Jahre von der Landwirtschaft geprägt. Anschließend wurden hier umfangreiche Lagerstätten von Erdöl und Erdgas gefunden. Diese werden in geringem Umfang auch noch heute (Stand 2011) genutzt.

Netzelkow

Der Ortsteil Netzelkow wurde als eine alte Besitzung der Familie von Lepel, erstmals im Jahr 1358 urkundlich erwähnt. Es ist das Kirchdorf auf dem Gnitz (urkundlich auch Gnysse). Es besaß einen Gutshof, von dem heute nichts mehr zu sehen ist. Zu den Besitzern siehe oben bei Neuendorf.

Die turmlose Kirche mit renaturiertem Kirchhof hat seitlich eine angebaute Begräbniskapelle der Familie von Lepel von 1747. Im Innern der Kirche befindet sich ein Sarkophag mit einer liegenden farblichen Holzfigur des Christian Carl von Lepel (1668-1747). Der außen stehende Glockenstuhl besitzt die älteste Glocke von Pommern von ca. 1350. Nebenan steht das Pfarrgehöft mit der alten Pfarrscheune.

1865 hatte Netzelkow ohne den Gutshof 10 Wohnhäuser mit 165 Einwohnern.[4]

Heute hat Netzelkow etwas nördlich gelegen einen kleinen Hafen mit einem Restaurantschiff.

Insel Görmitz

→ Siehe Hauptartikel: Görmitz

Erdölförderung

→ Siehe Hauptartikel: Erdölförderung in Lütow

Im Jahre 1965 wurde auf dem Gnitz bei Lütow Erdöl gefunden und 1966 begann die Förderung durch den VEB Erdöl-Erdgas Grimmen. Noch heute (Stand 2011) sind bei Neuendorf und Netzelkow mehrere Tiefpumpen im Betrieb. Das Lütower Vorkommen war die größte bekannte Erdöllagerstätte der DDR. Insgesamt wurden dort 1,3 Millionen Tonnen Erdöl gefördert.

Sehenswürdigkeiten

→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Lütow

St. Marien-Kirche in Netzelkow mit Glockenstuhl
Megalithisches Ganggrab der Jungsteinzeit (um 3000 v. Chr.) bei Lütow
  • Neuendorfer Herrenhaus aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts (nach Sanierung als Hotel eröffnet)
  • Guts-Brennerei Neuendorf
  • Turmhügel Neuendorf
  • Naturschutzgebiet Südspitze Gnitz - benannt „Möwenort“
  • Weißer Berg (Steilküste) - unten im Wasser: "der rieke Steen" (der reiche Stein - Denkmal für einen besonders ertragreichen Fischfang), ein Findling mit Inschrift
  • Großsteingrab aus der Jungsteinzeit bei Lütow
  • St. Marienkirche in Netzelkow aus dem 15. Jahrhundert mit ältesten Glocken Pommerns
  • Pfarrscheune Netzelkow
  • Lepel-Sarkophag in der Netzelkower Kirche

Persönlichkeiten

  • Wilhelm Meinhold (1797–1851), geboren in Netzelkow, deutscher Schriftsteller, Theologe und Pfarrer
  • Bruno von Lepel-Gnitz (1843-1908), geboren in Neuendorf, Intendant des Kgl. Hoftheaters in Hannover und kgl.-preußischer Kammerherr
  • Egbert von Lepel (1881–1941), geboren in Neuendorf, deutscher Funktechniker

Weblinks

Commons: Lütow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 490 (Online)
  3. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 496-500 (Online)
  4. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 496 (Online)