Schmatzin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. März 2015 um 20:55 Uhr durch Alma (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 62.153.208.66 (Diskussion) auf die letzte Version von Giftmischer zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
?
Schmatzin
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Schmatzin hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 55′ N, 13° 33′ OKoordinaten: 53° 55′ N, 13° 33′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Vorpommern-Greifswald
Amt: Züssow
Höhe: 19 m ü. NHN
Fläche: 17,7 km2
Einwohner: 295 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 17 Einwohner je km2
Postleitzahl: 17390
Vorwahl: 039724
Kfz-Kennzeichen: VG, ANK, GW, PW, SBG, UEM, WLG
Gemeindeschlüssel: 13 0 75 125
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der Amtsverwaltung: Dorfstraße 6
17495 Züssow
Website: www.amt-zuessow.de
Bürgermeister: Dr. Klaus Brandt
Lage der Gemeinde Schmatzin im Landkreis Vorpommern-Greifswald
KarteBrandenburgLandkreis Mecklenburgische SeenplatteLandkreis Vorpommern-RügenLandkreis Vorpommern-RügenLandkreis Vorpommern-RügenLandkreis Vorpommern-RügenBuggenhagenKrumminLassanWolgastWolgastZemitzAhlbeck (bei Ueckermünde)AltwarpEggesinGrambinHintersee (Vorpommern)LeopoldshagenLiepgartenLuckowLuckowLübs (Vorpommern)MeiersbergMönkebudeVogelsang-WarsinBargischowBargischowBlesewitzBoldekowBugewitzButzowDucherowIvenKrienKrusenfeldeNeetzow-LiepenMedowNeetzow-LiepenNeu KosenowNeuenkirchen (bei Anklam)PostlowRossinSarnowSpantekowStolpe an der PeeneAlt TellinBentzinDaberkowJarmenKruckowTutowVölschowBehrenhoffDargelinDersekowHinrichshagen (Vorpommern)LevenhagenMesekenhagenNeuenkirchen (bei Greifswald)WeitenhagenBergholzBlankensee (Vorpommern)Boock (Vorpommern)Glasow (Vorpommern)Grambow (Vorpommern)LöcknitzNadrenseeKrackowPenkunPlöwenRaminRossowRothenklempenowBrünzowHanshagenKatzowKemnitz (bei Greifswald)KröslinKröslinLoissinLubminNeu BoltenhagenRubenowWusterhusenGörminLoitzSassen-TrantowAltwigshagenFerdinandshofHammer a. d. UeckerHeinrichswaldeRothemühlTorgelowTorgelowTorgelowWilhelmsburg (Vorpommern)JatznickBrietzigDamerow (Rollwitz)FahrenwaldeGroß LuckowJatznickJatznickKoblentzKrugsdorfNiedenPapendorf (Vorpommern)PolzowRollwitzSchönwalde (Vorpommern)Viereck (Vorpommern)ZerrenthinZüsedomKarlshagenMölschowPeenemündeTrassenheideBenz (Usedom)DargenGarz (Usedom)KamminkeKorswandtKoserowLoddinMellenthinPudaglaRankwitzStolpe auf UsedomÜckeritzUsedom (Stadt)ZempinZirchowBandelinGribowGroß KiesowGroß PolzinGützkowGützkowKarlsburgKlein BünzowMurchinRubkowSchmatzinWrangelsburgZiethen (bei Anklam)ZüssowHeringsdorfPasewalkStrasburg (Uckermark)UeckermündeWackerowGreifswaldGreifswaldPolen
Karte

Schmatzin ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Die Gemeinde wird seit dem 1. Januar 2005 vom Amt Züssow mit Sitz in Züssow verwaltet. Bis zum 31. Dezember 2004 gehörte die Gemeinde zum Amt Ziethen.

Geografie und Verkehr

Schmatzin liegt ca. sechs Kilometer südlich von Züssow und ca. zehn Kilometer östlich von Gützkow. Nordwestlich der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 111 und nordöstlich die Bundesstraße 109. Die Bundesautobahn 20 ist über die Anschlussstelle Gützkow (etwa zwölf Kilometer) erreichbar.

Ortsteile

  • Schmatzin
  • Schlatkow
  • Wolfradshof
Wüstungen im Gemeindegebiet
  • Spaceuiz (historisch)

Geschichte

Das Gemeindegebiet war im Frühmittelalter Teil der Provinz (Grafschaft) Gützkow. Nach dem Aussterben der Grafen gehörte es bis Anfang des 17. Jahrhunderts zur Vogtei Gützkow. Während des Dreißigjährigen Krieges landete der Schwedenkönig Gustav II. Adolf in Pommern und durch den Westfälischen Frieden war das Land von 1648 bis 1815 in schwedischem Besitz. Während dieser Zeit gehörte das Gemeindegebiet zum Amt Wolgast, später zum Amt und Kreis Greifswald. Die Gemeinde war seit jeher gutswirtschaftlich geprägt. Nach 1945 wurden alle Güter enteignet und an landarme Bauern, Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten als Neubauernwirtschaften zu je 10 ha vergeben. Bis 1960 erfolgte dann die Kollektivierung der Landwirtschaft in den LPGen. Nach 1990 kam es mit der Wende zu einer Neuordnung der Besitzverhältnisse.

Schmatzin

Vorgeschichtliche Funde belegen eine frühe Besiedlung des Raumes. Der Flurname „Teufelskirchhof“ verweist auf ein seit langem verschwundenes Großsteingrab aus dem Neolithikum nordwestlich von Schmatzin. Aus der frühen Bronzezeit sind in der Umgebung mehrere Hügelgräber nachgewiesen. 1930 wurden beim Bau der Gutsschmiede zwei Nierenknaufschwerter gefunden. Eines war seit dem Fund verschwunden (Privatbesitz), das andere befand sich in der Greifswalder Sammlung der Universität. Der Fund wird der jüngeren Bronzezeit nach der Typisierung Montelius V. (920-730 v.d.Z.) zugeordnet.[2]

Schmatzin ist dem Namen nach eine slawische Gründung und bedeutet soviel, wie Tannenbusch. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahr 1168 als Spacenitz im Lande Gozchowe (Gützkow). In einem Bestätigungsbrief des Camminer Bischofs Konrad I. von Salzwedel wurde es als Besitz des Klosters Grobe auf Usedom erwähnt. Im Jahr 1175 wurde dieser Besitz nochmals durch Herzog Kasimir I. bezeugt. Eine deutlichere Nennung des Namens erfolgte erst 1426 als Smertzin und dann 1657 als Schmatzin.

Am 13. Dezember 1254 wechselte das Dorf vom klösterlichen in adligen Besitz und wurde Rittergut; ein Ritter Tammo wurde Herr über das Dorf. In den Kirchenregistern wurde zwischen 1230 und 1350 in Schmatzin eine Kapelle erwähnt.

Ab dem Jahr 1391 wurde für etwa dreieinhalb Jahrhunderte die Familie von Horn Besitzer des Gutes. Als Erstbesitzer ist ein Claus Horn genannt. Spätere Besitzer waren die Familien von Kreplin, von Lepel und danach die Wolffradts. 1652 erwirbt Behrend II. Wulfradt (von Wolffradt) Gut Schmatzin und 2 Höfe in Polzin. 1671 übernahm der Sohn von Behrend II. Wulfradt, Hermann II. Wulfradt die Güter im Greifswalder Kreis. Die ehemals verpfändeten Güter wurden vom schwedischen Königshaus während der Reduktion als Eigentum bestätigt. Einiges Land kaufte er hinzu und besaß damit Lüssow, Polzin, Owstin, Schmatzin und Schlatkow. Bis 1839 bleibt alles im Besitz der Familie. Dann folgen die Familien Mönnich und von Nathusius. Ab 1859 war wieder die Familie von Wolffradt mit Johann Gustav in Besitz des Gutes.

Nierenknaufschwert von Schmatzin

1865 hatte Schmatzin 174 Einwohner, 1 Schule, 13 Wohnhäuser, 1 Fabrikgebäude und 19 Wirtschaftsgebäude.

Das Gutshaus war in den 1920er Jahren abgebrannt und wurde nicht erneuert. Die Familie Runge bewohnte das vorher errichtete Inspektorhaus, das heute noch vorhanden ist und als Gutsverwaltungshaus hergerichtet wurde. Während der LPG-Zeit war dieses Gebäude Gemeindebüro, LPG-Küche und Veranstaltungsraum.

Bis 1945 war die Familie Runge im Besitz des Schmatziner Gutes. Das Gutsherren-Ehepaar beging beim Einmarsch der Roten Armee Selbstmord. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gut Schmatzin im Zuge der Bodenreform enteignet. Um 1960 wurde das Gut dann bis 1990 von der LPG bewirtschaftet.

Nach der Wende übernahm der hier geborene Ex-Banker Johannes Runge das ehemals väterliche Gut Schmatzin mit über 1000 ha Fläche und betreibt dort erfolgreich Feldbau, er kaufte und pachtete das Land. Gutsgebäude, Park und Dorfumfeld wurden im Auftrage des Gutsherren Runge vorbildlich rekonstruiert und neu gestaltet. Das Runge´sche Erbbegräbnis im Park wurde ebenfalls rekonstruiert. Besonderheit der Dorfumgebung sind die Steinriegel an den Feld- und Wiesenrainen, die teilweise mit Erde überdeckt und mit Altbäumen besetzt sind. Auch im Dorf sind solche Trockenmauern aus Feldsteinen errichtet und durch das Gut zum Teil erneuert worden.

2005 hatte das Dorf 156 Einwohner, 2009 nur noch 137.

Schmatzin hatte am 31. Dezember 2014 130 Einwohner mit Hauptwohnung und 14 mit Nebenwohnung.[3]

Schlatkow

Schlatkow wurde erstmals 1168 als "Sclathkewiz" erwähnt, danach sehr oft als in der Provinz (Grafschaft) Gützkow gelegen. 1604 wurde dann erstmals der heutige Name Schlatkow genannt. Der slawische Name kommt von Morast oder von Gold, beide Varianten sind kaum mit dem Ort in Verbindung zu bringen.

1327 gehörte Schlatkow direkt den Grafen Johannes und Henning von Gützkow, sie hatten es zusammen mit Groß Bünzow als Heiratsgut vom Herzog erhalten. Danach waren wohl die von Horn Besitzer auf Ranzin und Schlatkow. Schlatkow besaßen sie bis 1684. In der Folge wurde wohl Schlatkow zusammen mit Schmatzin (siehe dort) bewirtschaftet. Von 1671 bis 1839 gehörte das Gut, wie Schmatzin und weitere Dörfer der Familie Wolffradt.

Am 18. April 1807 wurde in Schlatkow der Waffenstillstand von Schlatkow zwischen schwedischen und französischen Truppen geschlossen. Das 100. Jubiläum war 2007 Anlass für die Eröffnung eines deutsch-schwedischen Museums im Gutshaus und für eine Nachstellung der Friedensverhandlungen durch das Anklamer Theater.

Seit 1827 war Ernst Hermann von Wolffradt Besitzer, verpachtete aber an Balthasar.

1865 hatte Schlatkow 188 Einwohner, 1 Kirche, 1 Schule, 14 Wohnhäuser, 1 Fabrikgebäude (Mühle) und 14 Wirtschaftsgebäude.

Bedeutung erlangte Schlatkow auch durch die 1934 eingerichtete Pommersche Melkerschule in der Gutsanlage, dort wurden für die Güter Melkermeister ausgebildet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gut Schlatkow im Zuge der Bodenreform enteignet. Das Land erhielten die Neubauern. Nach 1960 hat die LPG die Feld- und Viehwirtschaft übernommen.

Die Agrargesellschaft Klein Bünzow mbH, Sitz Groß Jasedow, bewirtschaftet seit 1990 im Territorium ca. 2000 ha. Das Dorfumfeld, die Gutsanlage, sowie Kirche und Kirchhof wurden vorbildlich rekonstruiert und zum Teil neu gestaltet. Die ehemalige Melkerschule und das gegenüberliegende Fachwerkgebäude wurden vollständig renoviert, die Melkerschule wurde als Dorfgemeinschaftsraum, kleines Museum, Bibliothek usw. hergerichtet. Das andere Gebäude wurde als Bikerhotel für Radwanderer eingerichtet, mußte aber seit 2012 geschlossen werden, weil das Fachwerk des Gebäudes derart marode ist, dass ein Weiterbetrieb zu gefährlich wäre, aber die Gemeinde hat für eine Rekonstruktion keine Mittel.

2005 hatte das Dorf 175 Einwohner, 2009 nur noch 151.

Schlatkow hatte am 31. Dezember 2014 134 Einwohner mit Hauptwohnung und 34 mit Nebenwohnung.[3] Die hohe Anzahl der Einwohner mit Nebenwohnung ist auf die Jugend-pädagogische Wohnanlage "Mattisburg" zurückzuführen.

Wolfradshof

1848 wurde Wolfradshof als Vorwerk von Gut Schlatkow mit dem Namen "Wolffradtshof" gegründet. Es wurde Sitz der Familie von Wolffradt und deshalb mit Regierungserlaß ab 5. Januar 1850 nach dieser benannt. Erster Bewirtschafter war der dritte Sohn von Besitzer Ernst Hermann Samuel von Wolffradt, Carl Friedrich Wilhelm v. W..

Das Gutsgelände ist noch erhalten, wobei die Wirtschaftsgebäude zum Teil ruinös sind, aber das Gutshaus wurde an Privat verkauft und ist rekonstruiert, was auch auf den Park zutrifft, der einige Besonderheiten aufweist, z.B. ein Lindenrondell. Eine Namenskartusche (W. v. B.) am Inspektorhaus konnte bislang nicht identifiziert werden.

2005 hatte das Dorf 30 Einwohner, 2009 nur noch 28.

Wolfradshof hatte am 31. Dezember 2014 27 Einwohner mit Hauptwohnung und 4 mit Nebenwohnung.[3]

Spaceuiz (historisch)

Der Ort wurde mehrmals ab 1168 als Spaceuiz urkundlich genannt. Er lässt sich nicht genau lokalisieren, aber die Bodendenkmalpflege nimmt an, dass die Stelle mit der archäologischen slawischen Siedlung direkt östlich bei Schlatkow identisch ist. Nach 1254 scheint der Ort wüst zu sein, er wurde nicht mehr erwähnt.

Sehenswürdigkeiten

→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Schmatzin

Schmatzin:

  • Gut Schmatzin mit Verwalterhaus, Wirtschaftsbauten, Hofgelände und Park
  • bronzezeitliche Hügelgräber am Fuchsberg
  • Gedenk- und Mahnstein Erster und Zweiter Weltkrieg auf dem Dorfplatz
  • Graureiherkolonie am Fuchsberg – Flächennaturdenkmal

Schlatkow:

  • Historische Gutsanlage
    • Gutshaus mit Informationsstätte Schwedisch-Pommern
    • Melkerschule
  • Dorfkirche Schlatkow
  • Festscheune Schlatkow
  • Abenteuerspielplatz Schlatkow mit Floßteich
  • Findlingsskulptur "Treffpunkt" (Sieben Tonnen schwer)
  • "Mattisburg" Schlatkow (fiktiver Name für Jugend-pädagogische Wohnanlage)
  • bronzezeitliches Hügelgrab südlich am Wald

Wolfradshof:

  • Gutshaus Wolfradshof
  • Gutspark Wolfradshof mit zwölf Apostel-Winterlindenrondell; eiszeitlicher Kultstein
  • bronzezeitliches Hügelgrab "Hilgenberg" – nordöstlich vom Dorf

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen, IV. Teils Band II, Anklam 1868, S. 504 ff. u. 1086 ff.
  • Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. Seiten 119, 120, 125 u. 146

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Wilhelm Petzsch, Mitteilungen aus der Sammlung ... der Universität Greifswald, Nr. IX. von 1936, S. 20-23
  3. a b c Amt Züssow, Einwohner des Amtsbereiches Züssow, Stand: 31. Dezember 2014

Weblinks

Commons: Schmatzin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien