Burundi

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Republik Burundi
Republika y’Uburundi (Kirundi)

République du Burundi (frz.)

Flagge Wappen
Wahlspruch: Ubumwe, Ibikorwa, Iterambere
(Kirundi für „Einigkeit, Arbeit, Fortschritt“)
RuandaBurundiMalawiMadagaskarKomorenÄquatorialguineaAngolaUgandaGabunKamerunZentralafrikanische RepublikSüdsudanÄthiopienKeniaSomaliaRepublik KongoDemokratische Republik KongoTansaniaMosambikSambia
Amtssprache Kirundi und Französisch
Hauptstadt Bujumbura
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident Pierre Nkurunziza
Fläche 27.834 km²
Einwohnerzahl 10.557.000 (Quelle: CIA Juli 2012)
Bevölkerungsdichte 379 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
2007[1]
  • 1.001 Mio. US$ (162.)
Brutto­inlands­produkt pro Einwohner 303 US$ (185.)
Index der menschlichen Entwicklung   0,389 (180.)[2]
Währung Burundi-Franc (BIF)
Unabhängigkeit 1. Juli 1962 (von Belgien)
National­hymne Burundi bwacu
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen RU
ISO 3166 BI, BDI, 108
Internet-TLD .bi
Telefonvorwahl +257
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Burundi (deutsch [buˈʁʊndi], französisch [buʁʊnˈdi], auf Kirundi Republika y’Uburundi) ist ein Binnenstaat in Ostafrika. Er grenzt im Norden an Ruanda, im Osten an Tansania und im Westen an die Demokratische Republik Kongo. Der größte Teil der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo liegt im Tanganjikasee. Im Human Development Index lag Burundi 2013 auf Platz 180 von 187.

Geographie

Burundi ist einer der kleinsten Staaten Afrikas, aber – ebenso wie der nördlich gelegene Nachbarstaat Ruanda – dicht besiedelt. Zwischen dem Victoriasee und dem Tanganjikasee gelegen, wird das Land von einem Hochplateau (1.400–1.800 Meter) durchzogen, das allmählich ansteigt und im Mont Heha mit 2.684 Metern die höchste Erhebung erreicht. Dieses Randgebirge des markanten Ostafrikanischen Grabens fällt schließlich zum Inneren der vom Tanganjikasee gefüllten Grabensenke steil ab. Im Gebirge entspringt der Luvironza, der in den Ruvubu mündet und den längsten und südlichsten Quellfluss des Nils darstellt. Die Nilquelle befindet sich etwa 45 Kilometer östlich des Tanganjikasees zwischen Bururi und Rutana. Die Nachbarstaaten von Burundi sind Ruanda, Demokratische Republik Kongo und Tansania.

Das Klima ist tropisch-wechselfeucht mit zwei Regenzeiten. Die Temperaturen werden durch die Höhenlage gemildert. Niederschlag fällt durchschnittlich 1.000 mm im Jahr. Zur artenreichen Tierwelt zählen Leoparden, Löwen, Paviane, Zebras und Antilopenarten, in den Flüssen leben Krokodile und Flusspferde.

Burundis Waldfläche weist weltweit den größten prozentualen Rückgang auf: minus 9 % zwischen 1990 und 2000.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung in Tausend

Demographie

46 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre, das Durchschnittsalter beträgt 16,7 Jahre. Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 62 von 1000 Geburten (2007). Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt wird mit 50,1 bis 50,4 Jahren angegeben.[3][4] Die (geschätzte) Geburtenrate lag im Jahr 2007 bei 6,48 Kindern/Frau. Rund 6 % der Bevölkerung sind an AIDS erkrankt (siehe auch: HIV/AIDS in Afrika).[5] Etwa 27.000 Kinder unter 15 Jahren sind mit dem HI-Virus infiziert, weitere 200.000 haben durch diese Krankheit ihre Eltern verloren.[6]

Bevölkerungsgruppen

In Burundi gibt es entgegen gängigen Vorstellungen keine verschiedenen Völker oder ethnischen Gruppen, sondern ein Volk mit einer Sprache: die Rundi. Sie teilen eine Geschichte und Kultur und gehören dem gleichen sozialen und politischen Gefüge an. 85 % zählen sich zu den Hutu, die hauptsächlich die „einfache“, vorwiegend bäuerliche, Bevölkerung stellen. Zirka 14 % der Bevölkerung bezeichnen sich als Tutsi, den Rest bilden die Twa (Pygmäen mit 1 % Einwohneranteil).[7]

Sprache

Die Menschen sprechen als Muttersprache die Amtssprache Kirundi, welche zu den Bantusprachen zählt, und als Fremdsprache Französisch, das seit der Zeit des Völkerbundmandates ebenfalls Amtssprache ist. Entlang des Tanganjikasees und in der Region der Hauptstadt Bujumbura wird auch die Handelssprache Swahili gesprochen.

Religion

Rund 62 % der Burundier sind Katholiken, 5 % Protestanten (vor allem Anglikaner), 10 % sunnitische Muslime und 23 % Anhänger afrikanischer Religionen.[8]

Geschichte

Burundi hat eine jahrhundertealte Geschichte als eine eigenständige Monarchie, das Königreich Burundi. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde es im Rahmen der Aufteilung Afrikas unter den europäischen Großmächten Deutschland zugeschlagen und zusammen mit „Ruanda“ als „Urundi“ der Kolonie Deutsch-Ostafrika unterstellt. Die Deutschen beschränkten sich auf die indirekte Herrschaft in Gestalt einer Residentur; der deutsche Resident stand ähnlich wie in britischen Protektoraten dem einheimischen Fürsten kontrollierend und beratend gegenüber. Parallel begann die Missionierung, bei der die Katholiken sich durchsetzten. Im Ersten Weltkrieg wurde das Land von belgischen Streitkräften erobert und danach vom Völkerbund Belgien als Teil des Mandatsgebietes Ruanda-Urundi zugesprochen.

1959, während Ruanda-Urundi auf die Unabhängigkeit vorbereitet wurde, kam es zu einem Flüchtlingsstrom von vertriebenen Tutsi aus Ruanda, was in der Folge durch immer wiederkehrende Konflikte im Grenzgebiet auch innerhalb Burundis zu einem verstärkten Rassendenken (vor allem zwischen Tutsi und Hutu) führte. Die politische Geschichte Burundis ist aber auch von massiven Spannungen, Rivalitäten und Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Tutsi-Fraktionen geprägt. Im November 1959 kommt es zu schweren Unruhen zwischen Hutu und Tutsi, welche von den Belgiern unterdrückt wurden.

Der UPRONA-Gründer und Ganwa-Prinz Louis Rwagasore wurde 1961 Regierungschef und sollte das Land in die Unabhängigkeit führen. Seine Ermordung wenige Wochen nach der Wahl war der Auftakt für jahrzehntelange Machtkämpfe, die jedoch die Unabhängigkeit, die Burundi 1962 als konstitutionelle Monarchie unter König Mwambutsa IV. erhielt, nicht stoppte. Rwagasores Nachfolger, darunter sowohl Hutu als auch Tutsi, wurden gestürzt oder ermordet.

1966 stürzte Ministerpräsident Hauptmann Michel Micombero (Tutsi) den erst kurz zuvor selbst durch einen Staatsstreich an die Macht gelangten König Ntare V. Ndizeye und schaffte die Monarchie ab. Micombero vereinigte die Posten von Staats- und Regierungschef in den nächsten zehn Jahren in seiner Person. In diese Zeit fallen viele Unruhen und Kämpfe zwischen Hutu und Tutsi, wovon die schwerwiegendsten sich 1972 ereignen, denen vermutlich zwischen 100.000 und 300.000 Hutu zum Opfer fielen. Dabei scheint die Armee unter anderem gezielt gut ausgebildete Hutu verfolgt zu haben.

Viele Hutu flohen in Nachbarländer, vor allem nach Ruanda und Tansania, aber auch nach Zaire (heute DR Kongo). Sie gründeten dort politische Bewegungen, darunter TABARA, aus der 1980 die PALIPEHUTU hervorging. Diese interpretierte die politischen Konflikte in Burundi rein „ethnisch“, als Repression gegen Hutu und optierte für den bewaffneten Kampf. In den Flüchtlingslagern in West-Tansania wurde der bewaffnete Flügel von PALIPEHUTU ausgebildet. Im Laufe der Jahre hatten sich mehrere Parteien mit bewaffneten Flügeln gebildet (z. B. FRODEBU, PALIPEHUTU-FNL, CNDD-FDD), die die Interessen der Hutu zu vertreten beanspruchten. Sie wurden nach und nach in die Verhandlungen einbezogen, soweit sie dazu bereit waren. Aufspaltungen innerhalb der Rebellengruppen erschwerten den Verhandlungsprozess.

In den Jahren 1982 und 1983 wurden Offiziere Burundis in der Kampftruppenschule Hammelburg in Bayern ausgebildet.

Im Zuge eines Militärputsches gelangte 1976 zunächst Oberst Jean-Baptiste Bagaza (Tutsi), später durch einen neuerlichen Militärputsch 1987 Major Pierre Buyoya (Tutsi) an die Macht. Letzterer ließ 1993 Wahlen zu, die den Hutu Melchior Ndadaye mit der Partei FRODEBU ins Präsidentenamt brachten. Nach dessen Ermordung im gleichen Jahr, die von Ausschreitungen gegen Tutsi wie Hutu und Flucht von 300.000 Hutu begleitet war, trat sein designierter Nachfolger Cyprien Ntaryamira (Hutu) die Präsidentschaft an.

In der PALIPEHUTU kam es 1990 nach Konflikten um die Leitung zu einer Abspaltung (FROLINA) sowie 1991 zu Spannungen zwischen der verhandlungsbereiten Führerschaft und einem militanten Flügel und einer Aufspaltung. Im Dezember 1993 wurde mit Unterstützung der FRODEBU die FDD (Forces pour la Defense de la Democratie) gegründet. Im März 1994 trafen sich Vertreter aller politischen Hutu-Bewegungen in Cibitoke, um ein Gründungsdokument zu unterzeichnen. FRODEBU entschied sich gegen formale Mitgliedschaft, aber für finanzielle Unterstützung. Leonard Nyangoma, ein früherer Minister, gründete im Februar den Conseil National pour la Defense de la Democratie (CNDD), der zum politischen Flügel des FDD wurde und den bewaffneten Kampf als einzige Möglichkeit sah, Hutu an politischer Macht zu beteiligen. Regionalismus und ständige Kämpfe um Führerschaft schwächten den FDD jedoch in der Folge ständig. Der FDD hatte seine Basen vor allem im Ost-Kongo (Süd-Kivu) und wurde durch den ersten Kongo-Krieg (1996–1997) massiv geschwächt. Ntaryamira kam im April 1994 bei dem Attentat auf das Flugzeug des ruandischen Staatspräsidenten ums Leben, woraufhin Sylvestre Ntibantunganya (Hutu) Präsident wurde. 1994 kam es zwar zu keinen Ausschreitungen in der Bevölkerung, Ntibantunganya (FRODEBU) wurde aber bereits 1996 durch einen Militärputsch unter Buyoya (Tutsi) gestürzt. Durch internationale Proteste und Boykotte wurde die politische Führung unter Buyoya isoliert und das Land wirtschaftlich stark geschwächt. 1996 wurden schließlich Verhandlungen unter der Führung des tansanischen Präsidenten Julius Nyerere eingeleitet und später unter Vermittlung aus Südafrika (Nelson Mandela u. a.) fortgeführt. Mitte der 1990er Jahre kooperierte PALIPEHUTU-FNL mit dem ruandischen Präsidenten Habyarimana im Kampf gegen die Ruandische Patriotische Front in Ruanda und wurde dadurch militärisch gestärkt.

2000 wurde in Arusha ein Friedensvertrag zunächst vor allem zwischen Vertretern von UPRONA und FRODEBU unterzeichnet. Unter anderem sollte eine neue Armee unter Integration von Teilen der Rebellengruppen gebildet werden. Flüchtlinge und intern Vertriebene sollten zurückkehren und Ansprüche auf Besitz geregelt werden. Auf einem regionalen Treffen in Nairobi im November 2000 wurde allen weiter kämpfenden Rebellen (CNDD-FDD, PALIPEHUTU-FNL u. a.) Sanktionen angedroht. Seit 2001 wird die PALIPEHUTU-FNL von Agathon Rwasa geführt.

Am 1. November 2001 wurde eine Übergangsregierung maßgeblich aus UPRONA und FRODEBU, aber auch Vertretern anderer politischer Parteien (Tutsi wie Hutu) gebildet. In mehreren Parteien sind inzwischen Vertreter aller drei Volksgruppen, wenngleich in unterschiedlichem Verhältnis, vertreten. Eine Friedenstruppe der Afrikanischen Union, später der UN, die vor allem von Südafrika gestellt und geführt wurde, sorgte für eine gewisse Stabilisierung.

Der Präsident von Gabun schaffte es schließlich in zwei Treffen im Jahr 2001, CNDD-FDD und die burundische Übergangsregierung an einen Tisch zu bringen. Nach einem Folgetreffen in Pretoria im gleichen Jahr kam es jedoch zu einer Abspaltung (FDD-CNP unter Nkurunziza) und weiteren Zersplitterungen der Rebellengruppen. Zudem blieb PALIPEHUTU-FNL all diesen Treffen von vornherein fern. Doch im November 2003 konnte nach schwierigen, oft entmutigenden Verhandlungen sowie Treffen in Tansania und Südafrika endlich ein stabiler Waffenstillstand mit der CNDD-FDD inklusive seiner wichtigsten Abspaltung CNP (unter Nkurunziza) geschlossen werden.

Der Konflikt in Burundi kostete seit 1993 schätzungsweise 250.000 Menschen das Leben und in den schlimmsten Krisenzeiten waren zirka 1,3 Millionen Menschen intern vertrieben oder ins Ausland geflohen. Das Land ist wirtschaftlich extrem geschwächt, so dass es inzwischen laut Welthungerindex das am stärksten von Hunger betroffene Land der Welt ist.

Der Friedensprozess hingegen ermöglichte unter anderem erste Ansätze einer unabhängigen Zivilgesellschaft, die die Parteien und politischen Machthaber kritisch beobachtet und Belange der Bevölkerung voranbringt. Außerdem nährt er die Hoffnungen vieler Burundier, die im Exil lebten, sodass Flüchtlinge begannen, ins Land zurückzukehren. Deren Integration gestaltet sich jedoch schwierig, da Land und Arbeitsstellen sehr knapp sind, was zu erneuten Spannungen und Auseinandersetzungen führt.

Politik

Im August 2005 wurden in Burundi erstmals wieder Wahlen zur Burundischen Nationalversammlung abgehalten, bei denen die CNDD-FDD die Mehrheit erhielt und Pierre Nkurunziza neuer Präsident wurde. Die beiden großen Parteien der Übergangsregierung (UPRONA und FRODEBU) wurden – unter anderem wegen Korruption und Vetternwirtschaft – damit von der wählenden Bevölkerung „abgestraft“.

Innenpolitisch tritt die regierende Partei autoritär auf und verfolgt Kritiker und Konkurrenten.

Im April 2009 legte die PALIPEHUTU-FNL offiziell die Waffen nieder und wurde daraufhin nach 29 Jahren als Partei FNL anerkannt. Mit der Anerkennung gibt es nun offiziell keine Rebellenbewegungen mehr in Burundi.[9]

Im Juni 2010 wurde Nkurunziza wiedergewählt. Die Regierungspartei CNDD-FDD konkurrierte insbesondere mit der FNL. Der Parteiführer der FNL Agathon Rwasa akzeptierte das Wahlergebnis nicht. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.[10]

Von Juni 2004 bis Dezember 2006 befand sich die UN-Mission ONUB in Burundi und wurde durch die BINUB 2007 ersetzt. Ab Januar 2011 wurde BINUB durch BNUB ersetzt, das Mandat galt bis Ende 2011 und wurde dreimal bis Ende 2014 verlängert.[11][12][13][14][15][16]

Ende April 2015 wurde der amtierende Präsident Pierre Nkurunziza von der Regierungspartei für eine dritte Amtszeit vorgeschlagen, was im Land für heftige Proteste sorgte. Am 13. Mai erklärte Armee-General Godefroid Niyombare den Präsidenten für abgesetzt und gleichzeitig das Parlament für aufgelöst (siehe Putsch in Burundi 2015). Nach zwei Tagen mussten die Putschisten aufgeben. Die für Mai und Juni 2015 angesetzten Wahlen wurden verschoben.[17] Die Parlamentswahl fand am 29. Juni 2015 statt. Der Ablauf wurde von UN-Beobachtern als nicht frei und nicht fair kritisiert.[18] Die Regierungspartei erhielt 77 der 100 Sitze, 21 Sitze gingen trotz ihres Boykotts an das Oppositionsbündnis Indépendants de l’espoir.[19] Bei der Präsidentenwahl am 21. Juli 2015, die ebenfalls nicht fair verlief und von den Oppositionsparteien boykottiert wurde, erhielt Nkurunziza fast 70 Prozent der Stimmen.[20]

Menschenrechte

Laut Amnesty International sind die Verhältnisse im Bereich des Gerichtswesens problematisch. Folter, willkürliche Verhaftungen und schwere Misshandlungen sind an der Tagesordnung. Human Rights Watch erwähnt in einem Bericht außergerichtliche Hinrichtungen, politisch motivierte Angriffe und Tötungen, die sowohl von Regierungs- als auch Oppositionsseite während und nach den Wahlen von 2010 stattfanden.[21] UNICEF sieht die Situation der Kinder in Burundi als beunruhigend an. Rund 25 % der Kinder zwischen 10 und 14 Jahren verrichten Kinderarbeit. Kinder befinden sich in Gefängnissen, erleben sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt. Die Ausbeutung und der Missbrauch von Straßenkindern, Waisen und behinderten Kindern zur Prostitution, Knechtschaft und als Kindersoldaten stellen eine große Herausforderung dar.[22]

Seit 2008 steht Homosexualität unter Strafe.[23] Aufgrund des neuen Strafgesetzes wird Homosexualität nun mit einer Haftstrafe zwischen drei Monaten und zwei Jahren oder einer Geldstrafe zwischen 50.000 und 100.000 BIF (Gegenwert rund 25–50 Euro) geahndet.[24] Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen versuchen mit Aktionen auf die Situation aufmerksam zu machen, darunter auch Human Rights Watch mit der Aktion „Forbidden — Gays and Lesbians in Burundi“.[25]

Im Zusammenhang mit den Kämpfen seit der zweiten Jahreshälfte 2015 kam es insbesondere in der Hauptstadt Bujumbura wiederholt zu schweren Verletzungen sowie Todesfällen in Reihen der Oppositionellen, regierungskritischen Journalisten und Menschenrechtsaktivisten.[26] Internationalen Medien zufolge handele es sich dabei um gezielte Hinrichtungen durch die Polizei, UN-Sprecherin Stephane Dujarric sprach von standrechtlichen Erschießungen.[27] In einem Brief an den Kongress der Vereinigten Staaten nannte US-Präsident Barack Obama Morde, außergerichtliche Hinrichtungen, willkürliche Festnahmen und Folter.[28]

Militär

Die Streitkräfte Burundis (Force de défense nationale) bestehen aus 20.000 Mann Personal und 30.000 paramilitärischen Einheiten. 1972 verübte die damals hauptsächlich aus Tutsi bestehende Armee einen Völkermord an der Hutu-Mehrheit, der schätzungsweise bis zu 300.000 Menschen das Leben kostete (siehe auch: Völkermorde in Burundi).

Verwaltungsgliederung

Demokratische Republik KongoRuandaTansaniaBujumbura MairieBujumbura RuralBubanza (Provinz)Kayanza (Provinz)Cibitoke (Provinz)Ngozi (Provinz)Kirundo (Provinz)Muyinga (Provinz)Cankuzo (Provinz)Karuzi (Provinz)Mwaro (Provinz)Gitega (Provinz)Muramvya (Provinz)Ruyigi (Provinz)Bururi (Provinz)Makamba (Provinz)Rutana (Provinz)
Provinzen von Burundi

Burundi gliedert sich in 18 Provinzen, die nach ihren Hauptstädten benannt wurden. Hauptstadt der Provinzen Bujumbura Mairie und Bujumbura Rural ist jeweils Bujumbura. Die Provinzen teilen sich in 116 Distrikte (communes), diese wiederum sind in Collines (Hügel) unterteilt. Die Hauptstadt Bujumbura (entspricht der Provinz Bujumbura Mairie) gliedert sich in 13 Stadtteile. Die Provinzen sind:

Verkehr

Wirtschaft

Burundi ist laut Welthunger-Index zur Lage in den letzten 25 Jahren[29] das ärmste Land der Welt. 42,6 % der Bevölkerung hungern. 2007 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auf 58 %.

In einem Welthungerindex der Welthungerhilfe steht Burundi an letzter Stelle unter 119 Entwicklungsländern und osteuropäischen Transformationsstaaten. Laut dem Human Development Index 2011 der Vereinten Nationen liegt Burundi auf Platz 185 von 187. Gründe für den Hunger sind Kriegsfolgen, Übernutzung der Böden, hohe Bevölkerungsdichte und der damit verbundene Landmangel. Letzterer wird durch die Rückkehr von Flüchtlingen noch verschärft.[30]

Seit Kriegsende setzt dennoch eine gewisse wirtschaftliche Erholung ein und auch die Indikatoren sozialer Entwicklung verbessern sich langsam. 2013 lag Burundi auf Platz 178 von 186 im Human Development Index der Vereinten Nationen.[31]

Landwirtschaft

Irembo-Trommler aus Burundi
Fischer am Tanganjikasee
Carolus Magnus Schule. Diese Schule wurde mitfinanziert aus Geldern der Kampagne „Dein Tag für Afrika“.

Burundi ist ein typisches Agrarland. Der Lebensunterhalt von etwa 85 % der Einwohner ist von der Landwirtschaft abhängig. Angebaut werden vor allem Bananen, Maniok, Mais, Süßkartoffeln, Reis und Gemüse, aber auch Hirse ist ein wichtiges Anbauprodukt. Für den Export werden insbesondere Kaffee und Tee angebaut. Kaffee als Cash Crop hatte 1997 mit 78,5 % der Exporte den größten Anteil. Unter den niedrigen Weltmarkt-Kaffeepreisen der letzten Jahre litt Burundi sehr stark.

Burundi hat einen relativ hohen Viehbestand, doch ist die Produktivität und die Verwertbarkeit gering. Exportiert werden lediglich Häute und Felle von Rindern, Ziegen und Schafen. Fischerei ist vor allem auf dem Tanganjikasee möglich; dem Fischfang kommt angesichts des großen Mangels an eiweißhaltiger Nahrung große Bedeutung zu.

Bodenschätze

Bodenschätze sind vor allem Nickel, Kobalt, Uran, Kupfer, Platin, Vanadium, Gold, Zinn, Kaolin, Niob, Tantal, Wolfram und Kalk.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 385,7 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 342,2 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 3,1 % des BIP.[32]
Die Staatsverschuldung betrug 2002 1,366 Mrd. US-Dollar oder 234 % des BIP,[33] seitdem wurden dem Land große Teile der Staatsschulden erlassen.

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Weblinks

Wiktionary: Burundi – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Burundi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Burundi – geographische und historische Karten
Wikivoyage: Burundi – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. Human Development Report Office: Burundi – Country Profile: Human Development Indicators. Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, abgerufen am 23. Oktober 2014.
  3. http://apps.who.int/ghodata/?vid=60260
  4. Länderprofil bei hdrstats.undp.org (Memento vom 16. Mai 2013 im Internet Archive)
  5. CIA World Factbook: Burundi (2008) (englisch)
  6. Kinderarbeit in Burundi Aktiv gegen Kinderarbeit
  7. CIA World Fact Book Burundi. Abgerufen am 21. August 2011.
  8. Botschaft Burundis (Memento vom 11. April 2011 im Internet Archive)
  9. Chronik 2009 bei securitycouncilreport.org (englisch), abgerufen am 13. August 2016.
  10. Al Jazeera, 30. Juni 2010.
  11. UN Security Council, Resolution 1858 (Memento vom 12. Oktober 2013 im Internet Archive) 22. Dezember 2008.
  12. UN Security Council, Resolution 1902 (Memento vom 19. Oktober 2014 im Internet Archive) 17. Dezember 2009
  13. UN Security Council, Resolution 1959 (Memento vom 22. Juli 2013 im Internet Archive) 16. Dezember 2010
  14. bnub.unmissions.org: Security Council extends mandate of UN political mission in Burundi, Zugriff am 2. Januar 2012.
  15. Security Council extends for another year mandate of UN office in Burundi. BNUB, 13. Februar 2013, abgerufen am 9. März 2013 (englisch).
  16. Security Council extends UN mission in Burundi until December 2014. BNUB, 14. Februar 2014, abgerufen am 14. März 2014 (englisch).
  17. Burundi: Präsident Pierre Nkurunziza verschiebt Wahl erneut. Spiegel Online vom 3. Juni 2015, abgerufen am 3. Juni 2015.
  18. UNO: UN-Beobachter kritisieren Ablauf der Parlamentswahl in Burundi. zeit.de vom 3. Juli 2015, abgerufen am 3. Juli 2015.
  19. Afrika: Regierungspartei in Burundi gewinnt umstrittene Parlamentswahl. Süddeutsche Zeitung vom 8. Juli 2015, abgerufen am 8. Juli 2015.
  20. Nkurunziza zum Wahlsieger gekürt. Deutsche Welle vom 24. Juli 2015, abgerufen am 24. Juli 2015.
  21. Closing Doors? The Narrowing of Democratic Space in Burundi HUMAN RIGHTS WATCH, NOVEMBER 23, 2010
  22. Burundi - Background Unicef vom 28. Februar 2003
  23. Jahresbericht 2008 Amnesty International
  24. Reise- und Sicherheitshinweise Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
  25. Human Rights Watch (12. Mai 2010)
  26. Vereinte Nationen warnen vor drohendem Bürgerkrieg Zeit Online vom 7. November 2015
  27. Burundi opposition fear attacks as Nkurunziza's disarmament deadline arrives Reuters Africa vom 7. November 2015
  28. White House to drop Burundi from trade benefits program Reuters Africa vom 30. Oktober 2015
  29. Welthungerindex der Welthungerhilfe 2007
  30. IRIN News: Burundi: Huge challenges in solving land crisis
  31. Human Development Report 2013
  32. a b c The World Factbook
  33. Republic of Burundi — Ministry for Public Health
  34. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4

Koordinaten: 4° S, 30° O