Niederdeutsche Sprache

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Niederdeutsch

Gesprochen in

Deutschland, Niederlande, Dänemark,[1] Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Kanada, Vereinigte Staaten, Mexiko, Belize, Brasilien, Bolivien und Paraguay
Sprecher 1–2 Millionen Muttersprachler bzw. gute Kenntnisse[2]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Deutschland Deutschland[3]
Brasilien Brasilien (Pomerano ist offizielle Co-Amtssprache in Teilen des Landes)[4]
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Deutschland Deutschland
Niederlande Niederlande
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

nds

ISO 639-3

nds
Ostfriesisch auch: frs
Westfälisch auch: wep

Als nieder- oder plattdeutsche Sprache wird eine hauptsächlich im Norden Deutschlands (vgl. West- und Ostniederdeutsch) verbreitete westgermanische Sprache bezeichnet, die auch in den angrenzenden Regionen sowie im Osten der Niederlande beheimatet ist.

Das Neuniederdeutsche besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Dialektformen und hat sich aus dem Mittelniederdeutschen und dem Altsächsischen entwickelt. Die niederdeutschen Dialekte bilden zusammen mit den hochdeutschen und den niederfränkischen Dialekten ein kontinentalwestgermanisches Dialektkontinuum. Die niederdeutschen Dialekte weisen auf Grund ihrer gemeinsamen Herkunft aus der Gruppe der nordseegermanischen Sprachen Ähnlichkeiten mit dem Englischen und dem Friesischen auf.

Neben den im Volk gesprochenen Mundarten bestand in mittelniederdeutscher Zeit bis in das 16. Jahrhundert eine niederdeutsche Kanzlei- und Rechtsprache (siehe z. B. den Sachsenspiegel), die auch in Handel und Diplomatie als Verkehrsprache verwendet wurde (Hansesprache). Als Literatursprache wird Niederdeutsch teilweise bis in die Gegenwart gebraucht. Heute stehen die verbliebenen niederdeutschen Dialekte unter starkem Einfluss der jeweiligen Dachsprachen Standarddeutsch und Niederländisch. Teilweise wurden sie durch neue, auf hochdeutscher Grundlage gebildeten Regiolekte mit niederdeutschem Substrat abgelöst (z. B. Ruhrdeutsch oder Missingsch).

Wie bei Mittel- und Oberdeutsch lässt sich die Bezeichnung Niederdeutsch geographisch herleiten: Das Niederdeutsche bezeichnet Sprachformen, die in den „niederen“ (nördlichen) Regionen Deutschlands beheimatet sind.

Name und Status

Eigenbezeichnungen, Schreibungen und Aussprachen

Die übliche moderne Eigenbezeichnung ist Plattdüütsch, Plattdütsch, Plattdütsk, Plattdüütsk, Plattduitsk und ähnlich, also „Plattdeutsch“. Der Ausdruck Platt bezieht sich nicht ausschließlich auf das Niederdeutsche, sondern wird auch im Westmitteldeutschen und in den Niederlanden gebraucht und bedeutet dort schlicht „Dialekt, gewöhnliche Umgangssprache“.[5]

Die Schreibung Plattdüütsch[6] nach Saß, der eine Rechtschreibung mit Blick auf Konventionen und Dialekte Niedersachsens und Schleswig-Holsteins formulierte, ist heute am weitesten verbreitet, weil diese Gebiete die größte Einwohner- und damit Sprecherzahl aufweisen. Im Ostniederdeutschen, das – möglicherweise durch die fehlende geographische Nähe zum Niederländischen – kaum Vokalverdopplung in der Schrift zeigt, ist die Schreibung Plattdütsch mit derselben Aussprache in Gebrauch.[7]

In Gebieten mit ursprünglich ostfriesischer Bevölkerung ist Plattdütsk üblich.[8] Bis heute wird in einigen Gebieten sk statt sch geschrieben. Daher kann die Aussprache von Plattdütsk variieren von [ˈplʌtdyːtʃ] über [ˈplʌtdyːtʃk] bis zur getrennten Aussprache von s und k als [ˈplʌtdyːtsk].

Die dem Niederpreußischen entsprungenen mennonitischen bzw. osteuropäischen und panamerikanischen Dialekte bezeichnen sich als Plautdietsch,[9] da in diesen Sprachvarianten kurzes altniederdeutsches /a/ unter bestimmten Bedingungen zu /au/ diphthongiert wurde.

Daneben wird auch Nedderdütsch, -düütsch, -dütsk, -düütsk verwendet, in den Niederlanden Nedersaksisch. Allerdings bezieht sich der deutsche Ausdruck Niedersächsisch im engeren Sinne nur auf die westlichen niederdeutschen Mundarten, die direkt auf das Altsächsische zurückgeführt werden und dem Ostniederdeutschen gegenübergestellt werden, das auch durch das Niederfränkische in der Zeit der Deutschen Ostsiedlung beeinflusst wurde. In ähnlicher Weise ist im Englischen Low Saxon als Synonym für Low German gebräuchlich, im engeren Sinne jedoch wiederum nur für die in den Niederlanden, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gesprochenen Dialekte.

Geschichte der Bezeichnung

Aus der altniederdeutschen Zeit ist kein einheimischer Name für die altniederdeutsche Sprache belegt. In lateinischen Texten findet man den Ausdruck lingua Saxonica („sächsische Sprache“).[10] In der mittelniederdeutschen Zeit wurde das Niederdeutsche von seinen Sprechern oft düdesch oder to düde genannt, besonders als Abgrenzung gegenüber fremden Sprachen und gegenüber dem Lateinischen. So gab es in manchen norddeutschen Städten im 15. Jahrhundert die düdeschen schrifscholen im Gegensatz zu den gelehrten Lateinschulen.[10] Wenn man die eigene Sprache gegenüber dem Hochdeutschen oder dem Niederländischen abgrenzen wollte, konnte man Ausdrücke wie unse düdesch, sassesch düdesch oder moderlike sprake verwenden. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Ausdrücke mit sassesch am gebräuchlichsten, vor allem sassesch oder sassesche sprake, später auch mit verdeutlichender Vorsilbe als nedder-sassesch. Ab dem 16. Jahrhundert findet man auch die Bezeichnungen nedderdüdesch und nedderlendesch.[10]

Im 17. Jahrhundert kommt die Bezeichnung Plattdeutsch auf, die im Folgenden sassesch usw. verdrängt und zum allgemeinen Namen für das Niederdeutsche wird. Dieser neue Name für das Niederdeutsche kommt aus dem Niederländischen. Der früheste Beleg befindet sich in einem Neuen Testament, das 1524 in Delft gedruckt wurde. In Titel und Vorwort heißt es, das Buch sei in goede platten duytsche verfasst, also in guter klarer (niederländischer) Sprache (im Gegensatz zur weniger gut verständlichen Gelehrtensprache). Das niederländische Adjektiv plat „flach, eben“ bedeutet dabei nicht „unberührt von der hochdeutschen Lautverschiebung“ oder „vom flachen Lande“, sondern „klar, deutlich, jedermann verständlich“[10] im Sinn von „unverstellt, unbehindert“.[11][12]

Zur Stellung des Niederdeutschen

Der Status des Niederdeutschen ist in der Sprachwissenschaft umstritten. Es gibt eher historisch begründete Einschätzungen und solche, die mehr der jüngeren linguistischen Entwicklung Rechnung tragen wollen. Für eine Kategorisierung als Dialekt spricht das gegenwärtige formale Inventar sowie dessen funktionale Beschränkung in Folge eines gravierenden Sprachwandels, den Ulf-Thomas Lesle, Jan Goossens, Willy Sanders und Dieter Stellmacher beschreiben.[13] Demgegenüber steht die Selbsteinschätzung vieler Sprecher, die Niederdeutsch nach wie vor als eigenständige Sprache ansehen.[14] Das Niederdeutsche hat einen eigenständigen Wortschatz und eine Grammatik, die von der hochdeutschen erheblich abweicht. Anknüpfungspunkte zu diesen abweichenden Elementen finden sich im Niederländischen und Englischen. Niederdeutsch selbst teilt sich wiederum in verschiedene Dialekte auf.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Zuge eines Medienwechsels von der Mündlichkeit zur Schrift die plattdeutschen Dialekte als Literatursprache eingesetzt, so von Fritz Reuter, Klaus Groth und anderen. Thomas Mann verwendete in seinen Buddenbrooks das Plattdeutsche seiner Heimatstadt Lübeck nicht allein, um die Sprechweise der sogenannten kleinen Leute zu kennzeichnen. Tatsächlich war das lübische Niederdeutsch im Mittelalter lingua franca der Hanse gewesen, so dass sich wohl noch im 19. Jahrhundert ein Abglanz von Hochsprachlichkeit in den großbürgerlichen Kaufmannsfamilien bewahrt haben konnte. Anhand des Romans von Thomas Mann oder auch von Uwe Johnsons Romantetralogie Jahrestage kann man die Entwicklung des Niederdeutschen als gesprochener Sprache gut nachvollziehen. Als Reflex dieser Verschriftlichung und Literarisierung des Niederdeutschen hat sich eine niederdeutsche Philologie innerhalb der deutschen Philologie herausgebildet.

Nach Heinz Kloss handelt es sich beim Niederdeutschen heute um eine scheindialektisierte Abstandsprache, also – wegen der historischen Autonomie der Sprachentwicklung und der weiterhin genügend großen Unähnlichkeit zum Hochdeutschen – zwar um eine eigene Sprache, die aber trotzdem heute als deutscher Dialekt angesehen wird, da die standardsprachlichen Funktionen nun von der Dachsprache Hochdeutsch übernommen werden (Scheindialekt).[15] Hierfür spricht u. a., dass es oftmals nicht möglich ist, die hochdeutsche Lautung eines Wortes aus seiner niederdeutschen Form (bzw. umgekehrt) vorauszusagen, so dass niederdeutsche und hochdeutsche Phonologie unabhängig voneinander erworben werden müssen (nd. /o:/ entspricht hd. /u:/ in Fot ‚Fuß‘, aber hd. /o:/ in grot ‚groß‘, hd. /s/ entspricht nd. /s/ in Hus ‚Haus‘, aber nd. /t/ in dat ‚das‘). Die Auffassung, dass die Unähnlichkeit zwischen Niederdeutsch und Hochdeutsch genügend groß sei, um das Niederdeutsche als eigene Sprache (oder Abstandsprache) zu betrachten, ist jedoch in der Sprachwissenschaft nicht unbestritten. So hält Ulrich Ammon das Niederdeutsche für einen „Grenzfall der Ähnlichkeit, bei dem sich aufgrund der bisherigen, lediglich intuitiven Handhabung des Ähnlichkeitskriteriums nicht jeder Kenner der Sachlage gleich entscheidet“, erachtet jedoch wegen der Überdachung durch das Hochdeutsche und wegen der Selbsteinschätzung der Sprechenden eine Zuordnung des Niederdeutschen als Dialekt der deutschen Sprache für gerechtfertigt.[16]

Hochdeutsch-niederdeutsches Ortsschild in Aurich (niederdeutsch Auerk)

Das Niederdeutsche ist im Rahmen der Sprachencharta des Europarats in den Niederlanden (dort als Nedersaksisch) und in Deutschland offiziell anerkannt und geschützt. In Deutschland sind die diesbezüglichen Regelungen 1999 in Kraft getreten. In einigen bundesdeutschen Ländern gibt es gesetzliche Regelungen gegen die Diskriminierung des Niederdeutschen. So sind in Schleswig-Holstein die Behörden verpflichtet, Anfragen und Anträge auf Plattdeutsch zu bearbeiten, und berechtigt, auch auf Plattdeutsch zu beantworten. Der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass auch Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt in München auf Plattdeutsch eingereicht werden können; sie werden allerdings als „nicht in deutscher Sprache abgefasst“ angesehen, bedürfen also einer Übersetzung.[17] Im Gegensatz zu der – wesentlich auf die Spezialnorm des § 4a GebrMG (parallel dazu § 35 PatG) gestützten – Rechtsauffassung des Bundesgerichtshofs in dieser Entscheidung gehen andere Juristen und Gerichte aber davon aus, dass der Begriff deutsche Sprache sowohl die hochdeutsche als auch die niederdeutsche Sprache einschließt; nach dieser Rechtsauffassung, die auch in Schleswig-Holstein vertreten wird, ist neben Hochdeutsch auch Niederdeutsch als Teil des Deutschen eine Amtssprache in Deutschland.[18] In der Freien und Hansestadt Hamburg gilt Plattdeutsch neben Hochdeutsch als faktische Amtssprache, weswegen Anträge, die in niederdeutscher Sprache in die Hamburgische Bürgerschaft, das Landesparlament, eingebracht wurden,[19] auch auf Plattdeutsch im Plenum beraten werden.[20]

Schulfach

In Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist Niederdeutsch ein Schulfach im Wahlpflichtbereich. Hamburg war 2010 das erste Bundesland, das Niederdeutsch als reguläres Fach einführte, 2014 folgte Schleswig-Holstein, 2016 Mecklenburg-Vorpommern. In Niedersachsen wird Niederdeutsch teilweise in den Unterricht anderer Fächer integriert. Seit 2017 ist Niederdeutsch ein von der Kultusministerkonferenz anerkanntes mündliches und schriftliches Prüfungsfach im Abitur. Mecklenburg-Vorpommern ist bisher das einzige Land, das entsprechenden Unterricht in der Sekundarstufe II eingerichtet hat.

Anzahl der Sprecher

Allgemein ist es schwierig, die Zahl der Sprecher einer Sprache zu ermitteln. Im Falle des Niederdeutschen wird normalerweise mit Umfragen gearbeitet, in denen man die Befragten darum bittet, ihre Sprachkenntnisse selbst einzuschätzen. Zu unterscheiden ist ferner die aktive Beherrschung vom passiven Verständnis. Wenn jemand angibt, dass er das Niederdeutsche "etwas" verstehe oder "ab und zu spreche", ist das interpretationsbedürftig. Außerdem kann Unsicherheit darüber bestehen, was genau Niederdeutsch ist und was eher ein Dialekt des Standarddeutschen mit niederdeutschen Elementen. Umfragen wie die GETAS-Umfrage von 1984, so Heinz H. Menge, vernachlässigen ferner die Tatsache, dass ein Teil der Gesamtbevölkerung in Norddeutschland ausländische Wurzeln hat und durch Umfragen weniger gut erreicht wird als Einheimische. Das müsse man berücksichtigen, wenn man Umfrageergebnisse auf die Gesamtbevölkerung umrechnet, denn Menschen mit ausländischen Wurzeln haben normalerweise keinen niederdeutschen Familienhintergrund.[21]

In Deutschland

Das Institut für niederdeutsche Sprache nannte 2009 2,6 Millionen Sprecher oder 14 Prozent der Bevölkerung in Norddeutschland, die „gut oder sehr gut Platt“ sprechen, sodass das Niederdeutsche „ohne Zweifel gefährdet“ sei.[22] Jan Wirrer beschreibt 1998 dagegen die Situation des Niederdeutschen zur Jahrtausendwende als hochgradig moribund.[23] Den Anteil derjenigen, die „mäßig“ gut Niederdeutsch sprechen, beziffert Möller in der zitierten Untersuchung auf 23 Prozent oder ca. 4,3 Millionen. Der Anteil erhöht sich um die rund 200.000 Plautdietsch-Sprecher in Deutschland. Passive Sprachkenntnis der niederdeutschen Sprache besitzen bis zu 17 Millionen Deutsche: Nach der bereits erwähnten Studie des Instituts für niederdeutsche Sprache sind es 75 Prozent der Bevölkerung im Sprachgebiet der niederdeutschen Sprache.[24] Die letzte umfassende Erhebung von 1984 zum Sprachstand des Niederdeutschen wies für die damalige Bundesrepublik Deutschland rund acht Millionen Sprecher der Regionalsprache aus. Allerdings ist spätestens seit den 1960er Jahren ein massiver Rückgang der aktiven Sprecher festzustellen. Untersuchungen im Emsland und in der Grafschaft Bentheim haben ergeben, dass in den letzten beiden Jahrzehnten die Zahl der aktiven Sprecher unter den Kindern massiv gesunken ist und die aktive Beherrschung in den vergangenen Jahren bis auf verschwindend kleine Reste quasi erloschen ist.[25] Das Niederdeutsche hat sich vor allem in der Nähe der Nordseeküste als Nähesprache erhalten, insbesondere in Ostfriesland, im Elbe-Weser-Dreieck und in Dithmarschen.[26]

Außerhalb Deutschlands

In den Niederlanden sprechen nach einer Erhebung aus dem Jahre 2003 rund 1,5 Millionen Menschen die dortigen Dialekte der niederdeutschen Sprache. In Dänemark spricht nur ein Bruchteil der deutschen Minderheit (ca. 20.000) Nordschleswigsch (oder Nordschleswiger Platt), einen Dialekt des Schleswigschen. Hinzu kommen weitere rund 300.000 Sprecher des Plautdietschen weltweit außerhalb Deutschlands, rund 300.000 Ostpommerschsprechende in Brasilien und eine unbekannte Anzahl von Niederdeutsch-Sprechern in weiteren Gebieten weltweit (unter anderem in den USA und Kanada bzw. Steinbach in Manitoba).

Sprachgeschichte

Geographische Einordnung

Als Niederdeutsch werden heute allgemein jene deutschen Dialekte bezeichnet, die sich sprachgeografisch im Westen nordöstlich der Rhein-IJssel-Linie (auch Einheitsplurallinie oder Westfälische Linie genannt) befinden und weiter östlich nördlich der Benrather Linie liegen und die sich bis 1945 auch auf die Gebiete Pommerns und größtenteils auf Ostpreußen erstreckten.[27] Im Westen ragt es auch in die Niederlande hinein, wo es als Niedersächsisch bezeichnet wird. Die Sprachgebiete südwestlich der Rhein-IJssel-Linie, aber nördlich der Uerdinger Linie werden nicht mehr dem Niederdeutschen, sondern dem Kleverländischen und dem Ostbergischen zugeordnet, also den niederfränkischen Mundarten. Das Kleverländische und Ostbergische bilden mit dem zwischen der Uerdinger Linie und der Benrather Linie gesprochenem Limburgischen, den vom niederdeutschen Kulturraum abgegrenztem Raum des Rhein-Maasländischen (siehe auch Niederrheinische Sprachen).

5. bis 11. Jahrhundert

Tafel an der Teufelsplastik in Gettorf (Schleswig-Holstein) mit einem Text zur niederdeutschen Legende vom Düvelstein

Durch die Völkerwanderung breiteten sich die Sachsen – und damit auch ihre Sprache – von der Nordseeküste aus nach Süden, Südwesten sowie nach England aus. Die auf dem Kontinent verbliebenen Sachsen wurden von Beda Venerabilis als „Altsachsen“ bezeichnet; mit dieser Bezeichnung verbindet sich der Name „altsächsisch“ für die älteste Stufe des Niederdeutschen. Das Altsächsische breitete sich über ein Gebiet aus, das die heutigen Regionen Holstein (ohne Ostholstein), Stormarn, Niedersachsen, Magdeburger Börde, Harz, Westfalen und die östlichen Niederlande umfasste. Im Wendland (Wenden wurden die Slawen von den Sachsen genannt) gab es noch jahrhundertelang ein slawisch-sächsisches Mischgebiet. An der Besiedlung des ostelbischen Koloniallandes waren, neben den Altsachsen, auch zahlreiche Siedler beteiligt, die aus den heutigen Niederlanden stammten.[28]

Die angelsächsischen Dialekte und das Altenglische weisen starke Übereinstimmungen mit dem Altniederdeutschen (Altsächsisch) auf, da die germanische Bevölkerung Großbritanniens ursprünglich im heutigen Norddeutschland beheimatet war. Aufgrund des starken Einflusses der von den dänischen und norwegischen Wikingern eingebrachten altnordischen Sprachelemente sowie der späteren französischen Sprachüberlagerung und der Erosion der englischen Grammatik während des Mittelalters haben sich diese Gemeinsamkeiten stark verringert, auch wenn die Verwandtschaft noch deutlich sichtbar ist. So hat das Englische seinen westgermanischen Grundcharakter nie verloren.

11. bis 17. Jahrhundert

Mit Beginn der Ostsiedlung (Ostkolonisation) breitete sich die altniederdeutsche, seit etwa 1225 mittelniederdeutsche Sprache weiter nach Osten aus. Neue, große Sprachlandschaften entstanden: Mecklenburgisch, Pommersch, Brandenburgisch, Niederpreußisch (nicht zu verwechseln mit der baltischen altpreußischen Sprache) und das Niederdeutsche in den Städten und auf den Gutshöfen im Baltikum und in Skandinavien. Außerdem verzeichnete das Mittelniederdeutsche Gebietsgewinne in Schleswig, wo es das Dänische und Nordfriesische nach Norden drängte, und in Ostfriesland, wo es das Ostfriesische verdrängte. So löste es im südlichen Schleswig das Angeldänische und das Eiderstedter Friesisch ab.

All diese neuen niederdeutschen Sprachgebiete sind sogenannte Kolonisationsschreibsprachen oder Kolonisationsmundarten, die einige Besonderheiten in der Grammatik und im Wortschatz aufweisen. So lautet der Einheitsplural der Verben noch heute in den Dialekten des Altlandes (des bereits in altsächsischer Zeit niederdeutschen Sprachgebiets) lautgesetzmäßig -(e)t. So heißt es anstelle des hochdeutschen wir machen, ihr macht, sie machen im Westniederdeutschen beispielsweise: wi maakt, ji maakt, se maakt. Im Ostniederdeutschen, im Schleswiger Platt und (teils) im ostfriesischen Niederdeutsch lautet das wiederum einheitliche Pluralmorphem hingegen -en, also wi maken, ji maken, se maken.

Titelblatt von Der Keyserliken Stadt Lübeck Christlike Ordeninge, der Kirchenordnung von Lübeck, 1531

In mittelniederdeutscher Zeit (ungefähr 1200–1600) entwickelte sich das Niederdeutsche zu einer bedeutenden Schriftsprache, die neben dem Lateinischen in Urkunden und Gesetzestexten verwendet werden konnte. Das Lübecker Niederdeutsch war die Verkehrssprache der Hanse (siehe Hansesprache) und lange Zeit die lingua franca des Nord- und Ostseeraumes. In der mittelniederdeutschen Schriftsprache liegen zahllose, bis in die Neuzeit hinein verfasste schriftliche Dokumente, Bücher und Urkunden vor. Eine große Bedeutung kam daneben theologischen Schriften zu. Ende des 15. Jahrhunderts existierten bereits mehrere Bibelübersetzungen in niederdeutscher Sprache (Kölner Bibel, Lübecker Bibel).

Die Bedeutung des Niederdeutschen als Schriftsprache nahm jedoch im 16. Jahrhundert ab. In der Reformationszeit stieg die Zahl der niederdeutschen Drucke anfangs an: So ist etwa die von Johannes Bugenhagen verfasste Lübecker Kirchenordnung auf Niederdeutsch geschrieben. Von Bugenhagen stammt auch eine niederdeutsche Fassung der Luther-Bibel.[29] Daran wird zweierlei sichtbar: einerseits die große Bedeutung des Niederdeutschen als Verkehrssprache für den gesamten norddeutschen Raum, so dass eine eigene Bibelübersetzung dafür notwendig erachtet wurde, andererseits die im Wesentlichen bereits erfolgte Unterordnung des Niederdeutschen unter das Hochdeutsche. Denn das Vorbild, die luthersche Bibelübersetzung, setzte sich selbst in Norddeutschland gegen die „bugenhagensche Konkurrenz“ durch. Die von Lübeck dominierte Hanse hatte damals ihre Blütezeit schon überschritten.

Zwischen 1345 und 1358 entstand mit der Hanse ein politisch-wirtschaftlich motiviertes Bündnis, das von den norddeutschen Städten getragen wurde und dem auf dessen Zenit etwa zweihundert Städte, südwärts von Köln, Göttingen, Halberstadt bis Breslau, angehörten und das ausländische Kontore in London, Brügge, Bergen und Nowgorod besaß. Führendes Zentrum bildete die Stadt Lübeck, deren Rechtstexte bis weit in den Osten ausstrahlten.[30]

In den nordgermanischsprachigen Ländern Dänemark, Norwegen und (mit Einschränkungen) Schweden stellte Niederdeutsch zur Zeit der Hanse eine wichtige Verkehrs- und Handelssprache dar, die auch an den Königshöfen gesprochen wurde. Diese Funktion, Sprache der Oberschicht zu sein, verlor es im 17. Jahrhundert an das Hochdeutsche.[31]

Um 1500 bestand im damaligen Deutschland die Gefahr, dass es sprachlich in zwei eigenständige Blöcke, dem nieder- und dem hochdeutschen Sprachgebiet mit zwei eigenständigen Schriftsprachen zerfiele. Das Niederdeutsche Lübecks hatte im Ersteren Vorbildcharakter und der sprachliche Gegensatz zwischen „oberlendisch“ und „niderlendisch“ war seit dem 13. Jahrhundert bezeugt.[32]

Infolge der Einführung des Hochdeutschen schlossen sich ab 1600 immer mehr norddeutsche Städte diesem an: Der formelle Sprachwechsel von Nieder- zu Hochdeutsch war beispielsweise in Berlin bereits Mitte des 16. Jahrhunderts vollzogen worden und bis ins 17. Jahrhundert war die Stadt und deren Umland durch eine niederdeutsch/hochdeutsche Zweisprachigkeit geprägt: Das Märkische der Stadt war zudem obersächsisch beeinflusst worden, wogegen das von den Berlinern gesprochene Hochdeutsch mit niederdeutschen Elementen durchsetzt war.[33]

Durch den hochdeutschen Buchdruck wurde Niederdeutsch etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts an vom Hochdeutschen als Schreib- und Drucksprache abgelöst, ein Prozess, der bis etwa Ende des 17. Jahrhunderts anhielt. Niederdeutsch wurde letztendlich nur noch gesprochen, erlitt dadurch eine allmähliche Redialektalisierung und wurde nicht mehr offiziell verwendet. Vielmehr wurde es ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sozial stigmatisiert. Ist der schrittweise Wechsel von Mittelniederdeutsch zu ostmitteldeutschem Frühneuhochdeutsch (15./16. Jahrhundert) noch als Bilingualismus („Zweisprachigkeit“) zu werten, so galt im 17. und 18. Jahrhundert das Verhältnis zwischen Nieder- und Hochdeutsch soziallinguistisch als Diglossie. Hochdeutsch galt in bei den Niederdeutschen bis ins 19. Jahrhundert als sogenannte Berufssprache, die für öffentliche und überregionale Tätigkeiten verwendet wurde. Es galt damals eine ausgesprochene Männersprache.[34]

Die Vermischung von Nieder- und Hochdeutsch führte unter anderem auch zur Ausbildung des Missingschen, einer ausgesprochenen Mischsprache.

17. bis 19. Jahrhundert

1669 fand der letzte dokumentierte, und damit offizielle, Hansetag statt, der das Ende der Hanse als Städtebund einleitete. Nach dessen Niedergang begann der „Sprachenkampf“ zwischen dem Niederdeutschen, das, analog zum regional auftretenden Neuhochdeutschen Martin Luthers, Neuniederdeutsch[35] genannt wurde. Aufgrund des Schreibsprachenwechsels der norddeutschen Städte (und ihrer Kanzleien) zum Hochdeutschen fand, wie Heinz Kloss es formulierte, eine sogenannte Scheindialektisierung statt, in der das Niederdeutsche vielfach nur noch als gesprochene Sprachform existierte und dieses (in den Augen seiner Sprecher) als „Dialekt des Deutschen“ definierte.[36] Der Niedergang der Hanse verhinderte also, dass in Deutschland zwei verschiedene Schriftsprachen existierten.[32]

Dem Sprachwechsel kam zudem entgegen, dass im Mittelniederdeutschen keine höfische Dichtung existierte, da das norddeutsche Fürstentum und der norddeutsche Adel diesbezüglich bereits vor 1650 stark nach „Oberdeutschland“, das heißt, nach dem hochdeutschen Sprachgebiet ausgerichtet waren.[37] Martin Luther selbst war ein Liebhaber des Niederdeutschen und bemüht, für seine Reformation auch niederdeutschsprachige Priester nach Norddeutschland zu schicken. Er scheiterte jedoch daran, dass es zu wenige von diesen gab, auf die er hätte zurückgreifen können. So oblag es vor allem Priestern aus dem mittel- und oberdeutschen Raum, die Reformation in Norddeutschland voranzutreiben, was dazu führte, dass in den norddeutschen Kirchen die Predigt nun auf Hochdeutsch gehalten wurde, was zahlreiche Beschwerden der betroffenen Gemeinden nach sich zog.[38] Denn bereits ab 1546 wurde in den lutherischen Gemeinden begonnen, die wenigen niederdeutschsprachigen Bibelübersetzungen durch hochdeutschsprachige zu ersetzen. Darüber hinaus erfolgte in den Jahren zwischen 1570 und 1642 in den Städten Paderborn, Braunschweig, Soest, Brandenburg an der Havel, Stettin und Flensburg die Ersetzung der niederdeutschen Schulsprache durch die hochdeutsche. Aber auch in auf den Kanzeln nahm das Hochdeutsche, wie bereits kurz angeführt, immer größeren Raum ein. So häuften sich beispielsweise in Mecklenburg ab 1535 die Beschwerden zahlreicher Gemeinden, dass die niederdeutschsprachigen Kirchenbesucher der hochdeutschen Predigt nicht folgen könnten – ein Zustand, der dort bis ins 19. Jahrhundert Bestand hatte.[39]

„Im Laufe des 16. und 17. Jh. setzte sich von Köln und Münster her zunächst teilweise das Hochdeutsche gegen das Niederdeutsche als Schriftsprache durch. Im territorialen Einflußbereich der spanischen Niederlande und der niederländischen reformierten Kirche (auch durch Glaubensflüchtlinge) sowie der Handelsbeziehungen der Niederlande zur deutschen Nord- und Ostseeküste, trat im 17. und frühen 18. Jh. in diesen Übergangsgebieten, auch in Ostfriesland, eine obrigkeitlich und kirchlich geförderte schriftsprachliche Niederlandisierung ein, teilweise kommerziell auch in den Hafenstädten Emden, Bremen, Hamburg und, durch wirtschaftlich bediengte Auswanderung, auch im westlichen Holsteinischen. (…) Im deutsch-niederländischen Grenzbereich wird ein grundsätzlicher sprachenpolitischer Unterschied zwischen der Epoche der Territorialstaaten und der Epoche der Nationalstaaten deutlich: Im 18. Jh. herrschte noch viel Liberalität beim Neben- und Übereinander verschiedener Sprachen. Bei Fortdauer niederdeutscher Grundsprache im mündlichen Verkehr der Allgemeinheit wurden die Schriftsprachen Hochdeutsch und Niederländisch je nach Empfänger(kreis) und Sachdomäne abwechselnd verwendet, selbst noch unter preußischer Herrschaft (ab 1713) im oberen Gelderland, wobei auch beide Kirchen das Niederländische gegen preußische Verhochdeutschung in Gottesdienst und Schule stützten.“

Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III 19. und 20. Jahrhundert, S. 121

Die Verdrängung des Niederdeutschen als eigenständige Literatur- und Verkehrssprache des Nordens waren zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert noch nicht nationalistisch motiviert, sondern lediglich religiös (lutherisch-protestantisch) motiviert. Die Zurückdrängung des Niederdeutschen erfolgte zeitgleich mit der Zurückdrängung des ihm verwandten Niederländischen in den westlichen Gebietsteilen des preußischen Staates, die dort seit der napoleonischen Zeit verfolgt wurde.[40] Seine Ersetzung durch das Deutsche erfolgte ab dem 17. Jahrhundert rigoros durch kirchliche Institutionen, denen auch der Schulbetrieb oblag: So sind Zeugnisse aus dem Jahr 1611 bekannt, in denen unter anderem festgestellt wurde, dass auf Rügen zu jener Zeit niemand Hochdeutsch verstünde. In Osterfeld bei Husum wurde 1678 der dortige Küster abgesetzt, weil er im Gottesdienst nur plattdeutsch singen konnte oder wollte, und 1750 beklagte der Theologe Johannes David Michaelis, dass es in Göttingen Bauern gäbe, die der hochdeutschen Predigt nicht folgen könnten, und es wurde deshalb erwogen, das Niederdeutsche wieder als Kirchen- und Gesetzessprache einzuführen.[41]

Dabei hatte das gesprochene Hochdeutsche im niederdeutschen Sprachgebiet des frühen 16. Jahrhunderts eine gewisse Exklusivität besessen: Im Bereich der westfälischen Dialekte hatte der Schriftsprachenwechsel um 1650 im Großen und Ganzen stattgefunden und in der zweiten Phase (1580/90–1620) hatte sich das Hochdeutsche in der Schule und Kirche, im privaten Schriftverkehr sowie bei den westfälischen Juristen und Jesuiten bereits im 17. Jahrhundert in „medialer Diglossie“ auch als hochdeutsche Sprechsprache etabliert. Das westfälische Niederdeutsch blieb nur noch auf die sozialen Unterschichten, auf das Familienleben und auf die Frauen beschränkt.[42]

In Ostfriesland, Lingen, Tecklenburg, Geldern, Kleve und Rees, die nahe der deutsch-niederländischen Sprachgrenze lagen, begann ebenfalls ein ähnlich verlaufender Verdrängungsprozess. Doch vor der Übernahme des Hochdeutschen hatte sich dort, vor allem durch die zahlreichen reformierten Kirchengemeinden, das Niederländische als Kultursprache durchgesetzt. Dabei tendierten in Kleve die Katholiken zur flämisch-brabantischen Varietät, indes sich die Reformierten eher am Sprachgebrauch der benachbarten Ostniederlande orientierten. Vor allem Preußen setzte ab 1815 durch, dass das Niederländische (und damit verbunden die niederdeutschen Dialekte) durch das Hochdeutsche verdrängt wurde. Unterstützt wurde es dabei durch die lutherische Kirche.[43]

19. Jahrhundert bis heute

Der deutsche Frühnationalismus berief sich ursprünglich auf einen kulturell geprägten Nationalismus,[44] der sich im Laufe der napoleonischen Befreiungskriege politisierte; im Umkehrschluss der französischen Auffassung, dass ein Staat, der aus vielen Nationalitäten bestehend, nur eine offizielle Sprache benötigte, verband die damalige deutschsprachige Bildungselite diese Formel mit der Abstammung und deklarierte, dass eine Sprache ein Volk ausmache, welches auch in einem gemeinsamen Staat leben müsse.[45]

In Folge des Wiener Kongresses konnte Preußen im damaligen Deutschland seine westlichen Gebiete mit dem ostelbischen Kernland vereinen, als ihm in Wien Westfalen und das gesamte Rheinland zugesprochen wurde.[46]

War Preußen jedoch lange Zeit durch Sprachtoleranz geprägt, so änderte es seine diesbezügliche Haltung ab 1815, indem es in seinem Staatsgebiet nur eine offizielle Sprache, in diesem Falle, das Hochdeutsche akzeptierte und begann, dieses konsequent durchzusetzen: ein Vorgang, der – wie in den slawischsprachigen – vor allem in seinen niederdeutsch- und niederfränkischsprachigen Gebietsteilen massive Folgen hatte. Zum preußischen Bestreben eine einheitliche Staatssprache zu haben, trat noch die fast gleichzeitig eintretende Industrialisierung und Urbanisierung, die den Gebrauch des Niederdeutschen zugunsten des Hochdeutschen immer mehr einschränkte. Durch den Zuzug fremdsprachiger Preußen insbesondere der späteren Ruhrpolen ins Ruhrgebiet stellte Hochdeutsch nun die einzige Verständigungssprache zwischen diesen und den Einheimischen dar.

Die Germanistik teilt Niederdeutsch heute allgemein den deutschen Dialekten zu und begründet dieses mit den Folgen der zweiten (hochdeutschen) Lautverschiebung: So sei das Niederdeutsche (oder Norddeutsche) von dieser nicht betroffen worden. Doch würden im engeren Sinne die ihm zugeordneten Dialekte aus der weiteren Betrachtung ausgeklammert, seien sie erst auf dem Weg, deutsche Dialekte zu werden.[47] Doch ist die Zuordnung des Niederdeutschen zum Deutschen (im Sinne der National- und Standardsprache) linguistisch betrachtet nicht gerecht, handelt es sich bei diesem weiterhin um eine eigenständige germanische Sprache.[48]

Im 19. Jahrhundert entdeckte die junge Germanistik das Niederdeutsche wieder und beanspruchte dieses als ihr Forschungsobjekt, zumal Heimatdichter und Regionalautoren wie der Holsteiner Klaus Groth oder der Mecklenburger Fritz Reuter begannen, ihre Geschichten in dem jeweiligen Heimatdialekt zu verfassen. Es entstanden darauf hin Diskussionen, wie das Niederdeutsche zu schreiben sei. Solle man bezüglich der Orthografie dem Niederländischen oder dem Hochdeutschen folgen? Oder solle man die Orthografie des Mittelniederdeutschen wiederbeleben? Man einigte sich erst 1919 in den Lübecker Richtlinien auf eine an das Hochdeutsche basierte Orthografie des Niederdeutschen, der 1935 eine neuniederdeutsche Rechtschreibung folgte.[48]

Die Bürokratisierung des gesellschaftlichen Lebens, die allgemeine Pflicht zum Besuch der in der Fremdsprache Hochdeutsch gehaltenen Schulen und nicht zuletzt seit Mitte des 20. Jahrhunderts der Einfluss der ausschließlich hochdeutschen Massenmedien förderten und festigten endgültig den Übergang der Bevölkerungsmehrheit zum Hochdeutschen als Gemeinschaftssprache.

In einem langen Prozess wurde das Niederdeutsche aus Kirche, Schule, Politik, Literatur und Wissenschaft verdrängt, ab dem 20. Jahrhundert auch aus den meisten Familien. Aber auch massive Zuwanderungen von Menschen aus anderen Dialekträumen nach dem Zweiten Weltkrieg haben zur Erosion der Sprache in den vergangenen 50 Jahren beigetragen.

Es gilt als unumstritten, dass Niederdeutsch einen großen Anteil an der Ausbildung der modernen deutschen Standardsprache hatte. Bereits im Hochmittelalter drangen, neben niederländischen, niederdeutsche Worte und Redewendungen ins damalige Deutsch ein. Vor allem zur Zeit der Hanse war der Einfluss auf die mittelhochdeutschen Dialekte am größten. Auch als internationale Seefahrer- und Handelssprache besaß Niederdeutsch seinen Rang gegenüber anderen Sprachen.[49]

Grenzen des Niederdeutschen

Historisches Sprachgebiet

Die nieder- und hochdeutschen Dialekte in ihrer historischen Verbreitung und die verschiedenen Einteilungsmöglichkeiten in die drei Hauptgruppen (Animation)

Das historische Sprachgebiet des Niederdeutschen erstreckte sich von der Nordseeküste bis nach Estland und umfasste nach einer inzwischen überholten Einteilung auch das Niederländische. Wegen der Vertreibung der deutschen Bevölkerung im und nach dem Zweiten Weltkrieg ist die niederdeutsche Sprache in den heute zu Polen und Russland gehörigen Gebieten weitgehend ausgestorben. Das auf friesisch-niederdeutsche Varietäten zurückgehende Plautdietsch der Russlandmennoniten hat sich hingegen von der Ukraine her in verschiedene Gegenden der Welt verbreitet und wird heute beispielsweise in den USA, in Mexiko, in Brasilien oder in Kasachstan gesprochen.

Heutiges Sprachgebiet, dessen allgemeine Abgrenzung und Binnengliederung

Niederdeutsch im engeren Sinne umfasst die norddeutschen Dialekte Niedersächsisch (Westniederdeutsch) und Ostniederdeutsch.

Westlich wird der niederdeutsche Sprachraum durch die Rhein-IJssel-Linie (auch Einheitsplurallinie oder Westfälische Linie) begrenzt, jenseits derer niederfränkische Mundarten wie das Kleverländische, das Ostbergische oder das Südgeldersche gesprochen werden. Die Rhein-IJssel-Linie beginnt am Drontermeer und verläuft in den Niederlanden westlich von Appeldorn und überschreitet die niederländisch-deutsche Grenze östlich von Isselburg. Nach einem Schwenk nach Nordosten, läuft sie an Dorsten vorbei, und durchzieht Oberhausen und Essen. Das im Oberhausener Südosten und im Essener Nordwesten gesprochene Borbecksch Platt wird dem westfälischen Niederdeutsch zugerechnet. Das im benachbarten Mülheim an der Ruhr gesprochene Mölmsch gehört bereits wie das ausgestorbene Duisburger Platt zum Kleverländischen. Im Oberbergischen Kreis stellt sich die Dialektlandschaft besonders vielschichtig da (siehe Mundarten in Oberberg). An der Grenze des Oberbergischen Kreises zum Kreis Olpe durchkreuzt die Rhein-IJssel-Linie für kurze Zeit die Benrather Linie und vereinigt sich unweit davon bei Hilchenbach an der Grenze des Landkreises Olpe mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein mit Benrather und verschmilzt zugleich mit der Bad Honnefer Linie. Etwas weiter östlich verschmilzt sie sie auch noch mit der Hunsrücker Schranke. An diesem Kristallisationspunkt des Rheinischen Fächers scheidet sich das Sauerländer Platt, als niederdeutsche Mundart, vom Siegerländer Platt, als moselfränkische Mundart und dem Wittgensteiner Platt, als rheinfränkische Mundart. Die Uerdinger Linie, eine Nebenlinie der Benrather Linie, bildet keine selbständige Grenze des Niederdeutschen, sondern trennt das Kleverländische und Ostbergische vom Limburgischen in der der Art, dass das Ostbergische das Limburgische östlich wie ein Finger umschließt. Folglich verfügt das Limburgische anders als das Ostbergische mit dem Niederdeutschen über keine Kontaktlinie. Da die Uerdinger Linie bei Wuppertal in die Benrather Linie fliest, kann man mittelbar davon sprechen, dass auch diese Isoglosse ab der Vereinigung der Benrather Linie mit der Rhein-Ijssellinie als Abgrenzung herangezogen werden kann.

Betrachtet man die Landkarte östlich des Kreises Olpe bildet ab da die Südgrenze des Niederdeutschen eine Isoglosse, in der sich die Benrather Linie, die Rhein-IJssel-Linie, die Bad Honnefer Linie und Hunsrücker Schranke im Wesentlichen vereinigt haben. Eine bemerkenswerten Verlauf nimmt die Benrather Linie in Brandenburg. Sie macht dort eine Nordwanderung um Berlin herum und trennt sich von den anderen Isoglossen, mit denen sie sich im Sauerland vereinigt hat. Daher verwendet man im Berlinerischen und im Südmärkischen ik an Stelle von ich, aber benutzt weiterhin machen und nicht maken.

In der Dialektologie ist es üblich, den niederdeutschen Sprachraum in zwei Untergruppen einzuteilen, indem man die 1., 2. und 3. Person Plural Präsens Indikativ der Verben heranzieht:

  1. Die niedersächsischen Dialekte verwenden bis zu einer Linie, die von Lübeck über Magdeburg nach Halberstadt verläuft, mit wi maket, gi maket, se maket eine einheitliche Pluralform auf -et.
  2. Die als Ostniederdeutsch definierten Dialekte verwenden ebenfalls einen Einheitsplural, der jedoch nicht auf -et, sondern auf -en endet, sodass dort die westniederdeutschen Formen wi maken, gi maken, se maken lauten.[50]

Die östlich der Rhein-IJssel-Linie liegenden niedersächsischen Mundarten werden durch die politische Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden durchschnitten. Die Varietäten im Nordosten der Niederlande gehören historisch gesehen zum Niederdeutschen. Linguisten kategorisieren sie als niedersächsische Varietäten in den Niederlanden, insofern als niederländische Dialekte. Das Niederländische als Dachsprache hat inzwischen einen erheblichen Einfluss auf die Aussprache der Varietäten, genauso wie umgekehrt die hochdeutsche Dachsprache auf die niederdeutschen Varietäten in Norddeutschland und die niederfränkische Varietäten am Niederrhein.[51]

Die traditionelle deutsche Dialektologie schlug häufig auch die sich westlich dieser Rhein-IJssel-Linie / Einheitsplurallinie anschließende Mundarten dem Niederdeutschen zu, die dem demnach eine weitere Untergruppe bildet und als niederfränkisch bezeichnet wird, also jene Dialekte, die für hochdeutsch „wir machen, ihr macht, sie machen“ die Formen wej maken, gej maakt, sej maken (ndl. wij maken, jij maakt, zij maken) verwenden.

Diese Zugehörigkeit ist jedoch sprachwissenschaftlich und politisch sehr umstritten und überholt, da das heutige Niederländische eine Ausbausprache auf Grundlage der niederfränkischen Mundarten ist. Über die Problematik der in der deutschen Sprachwissenschaft traditionellen Zuordnung des Niederrheinischen (und des eng verwandten Niederländischen) siehe auch: Zuordnung des Niederländischen, Zuordnung des Niederrheinischen und die Diskussion um den Begriff des Deutschniederländisch im Artikel Rhein-Maasländisch.

Die westfälischen Dialekte erscheinen als ausgesprochenes Beharrungsgebiet, da sie die altsächsischen a-Laute â und ā, die in den anderen niederdeutschen Dialekten sächsischer Herkunft verschwunden sind, bis heute bewahrt haben. Das Ostfälische lässt sich mithilfe der Formenlehre vom eng verwandten Westfälischen und dem angrenzenden Nord- und Ostniederdeutschen abgrenzen: Während Letztere für das Personalpronomen in den Objektkasus mit dativischen Einheitsformen mi, di, u(n)s, ju verwenden, ist der Gebrauch von mik, dik, üsch, jük typisch ostfälisch.

Allgemein gilt, dass alle niederdeutschen Dialekte, die nicht über west- und ostfälische Kennzeichen verfügen, als Nordniederdeutsch gelten.[50] Das westfälische Westmünsterländisch zeigt darüber hinaus zahlreiche Eigenschaften, welche dieses mit dem angrenzenden Niederrheinischen verbindet.[52]

Zuordnung des Niederländischen

Die deutsche Perzeption der niederländischen Sprache war seit dem späten 18. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts vorwiegend von einer ablehnenden Haltung gegenüber allem Niederländischen bestimmt. Vom Blickwinkel der frühen deutschen Germanistik aus, wurde Niederländisch einseitig als sich in 'Randlage' befindlich, als die Sprache eines 'Restgebiets' betrachtet.[53][54] Zusätzlich entstand in der deutschen Germanistik mit der häufigen Verwendung von "Deutsch" im Sinne "Kontinentalwestgermanisch" von den Anfangsphasen der Germanistik bis in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts, ein Namenmythos, wobei das alte Konglomerat von Dialekten, aus denen sich die zwei modernen Kultursprachen Deutsch und Niederländisch entwickelt haben, die heute die Fortsetzungen dieser Mundarten überdachen, mit dem erstgenannten und wichtigeren dieser beider Sprachen gleichsetzt wurde. Dieses unklares Sprachgebrauch hat das Ansehen des Niederländischen im deutschen Sprachgebiet geschadet und die Auffassung, das Niederländische sei eine Art (Nieder)Deutsch, sei früher ein Teil des (Nieder)Deutschen gewesen oder sei wenigstens irgendwie aus dem (Nieder)Deutschen entstanden, trifft man im populären Diskurs, dank des Namenmythos und häufigen Nachdrucks veralteter Handbücher, im deutschen Sprachraum deshalb auch heute noch sporadisch an.[55][56]

Sprachwissenschaftlich gehören die niederländischen Varietäten, zusammen mit den englischen, niederdeutschen und friesischen, zu denjenigen germanischen Varietäten, die nicht an der zweiten Lautverschiebung teilgenommen haben. Ursprungssprache des Niederländischen und der ihm zugeteilten niederfränkischen Dialekte bildete das Altfränkische, im Wesentlichen die Sprache der Salier/Westfranken. Die Hauptähnlichkeit zwischen Niederländisch und Niederdeutsch/Plattdeutsch ist das Fehlen der zweiten Lautverschiebung. Die niederländische Sprache ist aber nicht, wie Niederdeutsch und Englisch, hauptsächlich aus den nordseegermanischen Sprachen des 1. Jahrhunderts entstanden. Das Niederländische entstand aus den Weser-Rhein-germanischen Sprachen und auf diese unterschiedliche Herkunft gehen eine Reihe phonetischer, lexikalischer und grammatischer Unterschiede zurück.

Die erhöhte gegenseitige Verständlichkeit zwischen Niederländisch und Niederdeutsch, statt zwischen Niederländisch und Deutsch, wird manchmal zweifellos angenommen, meistens wegen phonologischer Ähnlichkeiten. Forschung zeigt aber, dass Hochdeutsch für die Niederländischsprachigen besser zu verstehen ist als Niederdeutsch. Im direkten Grenzgebiet könnten die Niederländer die Niederdeutschsprachigen zwar etwas besser verstehen, aber noch immer verstanden sie Hochdeutsch besser als Plattdeutsch.[57]

Zuordnung des Niederrheinischen

Das meiste, was schon im vorherigen Artikelabschnitt abgehandelt wurde, trifft auch auf die niederfränkischen Dialekte am Niederrhein zu, die heute vielfach nur unter der Bezeichnung Niederrheinisch summiert werden. Das heißt, sie sind, gleich den meisten niederländischen Dialekte, salfränkischer und nicht altsächsischer Herkunft. Aus Grund der sprachhistorischen Tatsache, dass das Niederrheinische wie die plattdeutschen Dialekte in der einstigen Mark Brandenburg, in Niedersachsen, Westfalen oder in Schleswig-Holstein die zweite Lautverschiebung nicht durchführte, wurde es im späten 19. Jahrhundert von der jungen Germanistik, aber auch von der gleichzeitig begründeten Niederlandistik, zum „Niederdeutschen“ gerechnet. Diese, auch mit der Stammbaumtheorie begründete, Zuordnung hielt sich bis etwa Anfang der 1980er Jahre. Das heißt, bis zur Herausgabe der vom Germanisten Peter Wiesinger entworfenen Karte „Deutsche Dialekte – Historische Verbreitung“, die auch (von Jost Gippert weiter bearbeitet) im Metzler – Lexikon Sprache (3. Auflage, S. 769) verwendet wird, wurden die niederdeutschen Dialekte (einschließlich der niederrheinischen) südlich der gesamten Benrather Linie von den hochdeutschen Dialekten geschieden. Seit Wiesinger setzt es sich jedoch allmählich in der Germanistik durch, die Grenze zwischen Niederdeutsch und dem Hochdeutschen (nun einschließlich dem Niederfränkisch-Niederrheinischen) an der sogenannten Westfälischen Linie beginnen zu lassen, die bei Hilchenbach auf die Benrather Linie trifft und mit dieser in östlicher Richtung verläuft.

Aber für den Sprachträger des Niederrheinischen ist diese wissenschaftliche Zuordnung nicht von Belang: Er bezeichnet seinen Dialekt wie bisher als Platt, Plattdeutsch und/oder Niederdeutsch. Auch die Fehrs-Gilde, die sich für den Erhalt der niederdeutschen Sprache als solche einsetzt, rechnet zwar das eigentliche Niederrheinische noch zum Niederdeutschen, setzt aber ihre Tätigkeiten ausschließlich im niedersächsischen Raum fort, ohne jedoch das Niedersächsische in den Niederlanden mit einzuschließen.[58]

Niederrheinisch oder Niederfränkisch hat (wie weiter westlich die niederländische, einschließlich flämischen Sprache) eine niederfränkische Grundlage, während die übrigen genannten Mundarten eine sächsische Grundlange haben.“

Fehrs-Gilde (Hrsg.): „SASS. Plattdeutsche Grammatik“, Wachholtz Verlag Neumünster, 2., verbesserte Auflage 2011, ISBN 978-3-529-03200-4, Kapitel „Große Mundartgruppen“, S. 28

Dass das Niederrheinische durchaus einen Übergangscharakter hat, zeigen seine südlichen Dialekte, die, gleich den südöstlichen niederländischen Dialekte (Limburgisch), zahlreiche mitteldeutsch-ripuarische Gemeinsamkeiten aufweisen, die sie mit dem Mitteldeutschen verbinden.

Sie befinden sich allesamt zwischen der Benrather und der Uerdinger Linie, die im 15./16. Jahrhundert als sprachliche Ausgleichslinie entstand und Folge der sogenannten Kölner Expansion war. Das bedeutet, dass in den südlichen niederrheinischen Dialekten maken „machen“ vorherrscht, doch in der 1. Person Singular „ich“ anstelle des zu erwartenden ik oder ek die scheinbar lautverschobenen Formen ech und ich verwendet werden, die vielerorts auch als /eʃ/ oder /əʃ/ bzw. als /iʃ/ gesprochen werden. Die Einschränkung „scheinbar“, mit dem vorheriges über das Personalpronomen 1. Person Singular eingeleitet wurde, ist sprachhistorisch berechtigt, da die in den südlichen Dialekten des Niederrheinischen vorkommenden „lautverschobenen Formen“ im Grunde keine darstellen. Sie sind kein Ergebnis der hochdeutschen Lautverschiebung, sondern das Ergebnis sprachlicher Anpassung infolge der Kölner Expansion, d. h., eine Übernahme südlicher Formen durch die jeweiligen Sprecher.[59]

Im Hochmittelalter und der frühen Neuzeit, d. h. zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert, war es am Niederrhein üblich, dass dort Dokumente und Verträge in der jeweiligen Ortsmundart wie dem jülischen Platt, dem geldrischen Platt oder dem kleverischen Platt, also auf Kleverländisch, verfasst wurden. Diese Stadt- oder Ortsdialekte, die eine Fortsetzung der mittelniederländischen Schrifttradition darstellten,[60] standen zudem in einem engen Schreibsprachen- und Dialektkontinuum mit den angrenzenden Dialekten des Niedersächsischen wie dem Westmünsterländischen, sodass die einzelnen Schriftstücke nur anhand weniger regionaler Besonderheiten dem jeweiligen Sprachgebiet (Niederfränkisch oder Niedersächsisch) zuzuordnen waren.

„Unnötig zu bemerken, daß der Niederrhein im späten Mittelalter nicht durch eine ‚Sprach‘-Grenze zerschnitten wurde. Die Frage nach dem ‚Niederländischen am Niederrhein‘ läßt sich für diesen Zeitraum eigentlich gar nicht stellen, weil es im 14. Jahrhundert weder eine niederländische noch eine deutsche Hochsprache existierte. Die niederrheinische Varietät fügt sich vielmehr ein in ‚ein Kontinuum miteinander verwandter regionaler Schreibsprachen‘. So ist auch eine eindeutige Bestimmung der Grenze zwischen niederfränkischen und niedersächsischen Dialekten dieser Übergangszone nicht möglich. Bestenfalls lassen sie sich als ‚Mischsprachen‘ charaktersieren, die jeweils Elemente des Mittelniederländischen (MNL), Mittelniederdeutschen (MND) und z. T. auch des Mittelhochdeutschen (MHD) in unterschiedlicher Verteilung enthalten.“

Brigitte Sternberg:: Frühe niederrheinische Urkunden am klevischen Hof. In: Helga Bister-Broosen (Hrsg.): Niederländisch am Niederrhein. S. 57

Aufgrund dieser Tatsache, dass diese Schriftdokumente sowohl „niederländische“ (= niederrheinische) als auch „(nieder)deutsche“ (= niedersächsische) Elemente enthielten, wurden die jeweiligen Sprachregionen von ihnen als „deutschniederländisch“ zusammengefasst und die dort vorherrschende Sprachform als „Deutschniederländisch“ summiert.

Im 17. und 18. Jahrhundert setzte sich am Niederrhein immer mehr das Neuniederländische als Kultursprache (sogenannte Niederländische Expansion) durch, wobei hier vor allem der römisch-katholisch geprägte linksrheinische Landesteil betroffen war, indes die protestantischen Minderheiten, die vor allem rechtsrheinisch anzutreffen waren, überwiegend das Neuhochdeutsche verwendeten. Vor allem galt das damalige Herzogtum Kleve ausgesprochen zweisprachig. Nach der Schrift sprachen damals nur wenige, und das beschränkte sich auf Pastoren und Priester sowie Verwaltungsbeamte und auf das Bildungsbürgertum. Das einfache Volk sprach weiterhin Platt, und wenn es schriftlich gebildet war, verwendete es überwiegend das Niederländische, das seinem Heimatdialekt näher stand als das Deutsche.[61]

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte es sich allgemein durch, das ehemals „deutschniederländisch“ genannte Gebiet als Nord- und Südniederfränkisch zu bezeichnen, sofern es das Rhein-Maas-Delta und den Niederrhein betraf. Die Niederlandistik begann mit den Begriffen Niederrheinisch (wenn es die niederfränkischen Sprachgebiete des Niederrheins betraf) und Ostniederländisch (für die niedersächsischen Dialekte der Ostniederlande) zu arbeiten. Man war sich vonseiten der Germanistik beispielsweise uneinig, ob und wie man das Niederrheinische zum Niederdeutschen rechnen könne, und viele Germanisten klammerten seine Behandlung deswegen bewusst aus.

Um die mittelalterlichen Schreibsprachen des Rhein-Maas-Deltas und des Niederrheins sowie des angrenzenden Westfälischen einheitlich (und wertefrei) in der Germanistik bearbeiten zu können, etablierte der Germanist Arend Mihm zum einen den Begriff Rhein-Maasländisch, der das Niederfränkische im deutsch-niederländischen Grenzgebiet umfasste, und zum anderen den Begriff Ijsselländisch, der analog zum Niederfränkischen das Niedersächsische im deutsch-niederländischen Grenzraum, umfasste. Denn er hatte, wie viele seiner Kollegen inzwischen auch, erkannt, dass ein direktes Einordnen des Niederrheinischen ins Niederdeutsche sich aus sprachhistorischen und -typologischen Gründen verbietet.[62] Die traditionelle Zuordnung des Niederrheinischen ins Niederdeutsche findet sich daher zumeist nur noch in der sekundär-wissenschaftlichen Literatur wieder.

Gliederung des Niederdeutschen

Dialekte in Deutschland

Niederdeutsche Dialekte in Deutschland seit 1945 (Auszug aus: Deutsche Dialekte). Darin ist mit „17 = Märkisches Platt“ das Platt in der „Grafschaft Mark“ gemeint.

Die niederdeutschen Dialekte werden herkömmlich wie folgt gegliedert:[63]

Die dialektale Einteilung der niedersächsischen (Niederdeutsch ohne Niederfränkisch) Mundarten nach 1945[64]

Diese Einteilung basiert allerdings in erster Linie auf geographischen (westliche und östliche Hälfte) und historischen (primäres und sekundäres Siedlungsgebiet) Kriterien, aber fast gar nicht auf sprachlichen (Ausnahme: Pluralendung des Verbs im Präsens). In linguistischer, also in lautlicher und grammatischer Hinsicht, bilden das westniederdeutsche Nordniedersächsische und das ostniederdeutsche Mecklenburgisch-Vorpommersche eine recht geschlossene Einheit, der eine ebenfalls recht geschlossene Einheit des West- und Ostfälischen gegenübersteht; umgekehrt haben das westniederdeutsche Westfälische und das ebenfalls westniederdeutsche Nordniedersächsische wenig gemeinsam. Eher als von einer Ost-West-Gliederung wäre daher von einer Nord-Süd-Gliederung der niederdeutschen Dialekte zu sprechen, durch die Nordniedersächsisch und Mecklenburgisch-Vorpommersch zum Nordniederdeutschen und Westfälisch und Ostfälisch zum Südniederdeutschem zusammenzufassen wären. Das stark niederrheinisch-niederländisch beeinflusste Märkisch wird seinerseits teils dem Nord- und teils dem Südniederdeutschen zugeordnet.[65]

In den größeren Städten in Norddeutschland gibt es neben den älteren niederdeutschen Stadtdialekten auch hochdeutsche Stadtdialekte, wie das hamburgische Hochdeutsch oder das Ruhrdeutsch, die sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert in der städtischen Oberschicht entwickelt und durchgesetzt haben und nicht zum Niederdeutschen zählen. Sie besitzen allenfalls ein niederdeutsches Substrat, das durch seine Sprachlehre, Wortschatz, Satzbau oder Lautung auf einige Elemente dieser Stadtdialekte eingewirkt hat.

Dialekt in Dänemark

Im dänischen Nordschleswig existiert das Nordschleswiger Platt, ein Unterdialekt des Schleswigschen.

Dialekte in den Niederlanden

Die Dialekte in den Niederlanden sind der niederfränkische, niedersächsische und westfriesische Sprachzweig. Über diesen Sprachzweigen hinweg steht die niederländische Dachsprache mit ihrer eigenständigen Sprachtradition. Alle drei Sprachzweige auf niederländischem Territorium werden daher auch als niederländische Dialekte bezeichnet. Die niedersächsischen Dialekte in den Niederlanden gliedern sich folgendermaßen:

Weitere Länder

Im Ausland gibt es folgende niederdeutsche Dialekte:

Mischsprachen aus Hochdeutsch und Plattdeutsch

Teilweise auch mit Sprachelementen weiterer Sprachen sind das Missingsch und das Petuh gebildet. Das Kollumerpompsters mit starkem Einfluss durch die westfriesische Sprache wird allgemein als niedersächsischer Dialekt eingestuft.

Aus dem Plattdeutschen hervorgegangen sind u. a.

Historische Phonologie

Ausbleiben der zweiten Lautverschiebung

Die niederdeutschen Dialekte unterscheiden sich von den mitteldeutschen und hochdeutschen Dialekten vor allem dadurch, dass keine der drei Phasen der zweiten Lautverschiebung, die sich im Frühmittelalter zwischen dem 6. und dem 8. Jhd. ereignete, durchgeführt wurde. Das Ausbleiben der hochdeutschen Lautverschiebungen teilen sie mit dem Niederländischen und Kleverländischen und anderen niederfränkischen Varietäten. Von der zweiten Lautverschiebung betroffenen stimmlosen Plosive (Verschlusslaute) [p] als bilabialer, [t] als alveolarer und [k] als velarer bleiben erhalten und werden nicht zu Frikativen (Reibelauten) oder Affrikaten (Zischlauten) verschoben. Ihre stimmhaften Gegenstücke [b], [d] und [g] bleiben ebenfalls unverändert und werden nicht zu stimmlosen Plosiven.

Viele Wörter der niederdeutschen Sprache ähneln den niederländischen, englischen, friesischen, schwedischen, norwegischen, isländischen und dänischen Wörtern von derselben Wortwurzel, z. B.:

Niederdeutsch Niederländisch Englisch Saterfriesisch Nordfriesisch Schwedisch Norwegisch Isländisch Dänisch Deutsch
Water water water Woater weeder (Fering/Öömrang) vatten vann vatn vand Wasser
Vad(d)er vader father Foar Faader (Sölring) far far faðir far Vater
Pann(e) pan pan Ponne poon (Fering/Öömrang) panna panne panna pande Pfanne
Solt zout salt Soalt saalt (Fering/Öömrang) salt salt salt salt Salz
Melk melk milk Molk moolk (Fering/Öömrang) mjölk melk mjólk mælk Milch
Kopp kop cup[66] Kop kop (Fering/Öömrang) kopp kopp kop Kopf

In einigen westniederdeutschen Dialekten wird das g ebenso wie im Niederländischen (nicht Flämischen) als stimmloses ch ​[⁠x⁠]​ gesprochen (für die stimmhafte Variante dieses Phonems ​[⁠ɣ⁠]​ wird ǧ geschrieben), im Westfälischen als stimmhaftes ch.

Niederdeutsche Konsonanten ↔ hochdeutsche Konsonanten

Erste Phase: Verschiebung der stimmlosen Plosive (Verschlusslaute) p,t, k zu Frikativen (Reibelauten)

In einer ersten Phase wurden folgende Verschlusslaute zwischenvokalisch zu Frikativgeminate, oder im Auslaut nach einem Vokal zu einzelnen Frikativen: /*p/→/ff/→/f/ , /*t/→/ss/→/s/ und /*k/→/xx/→/x/

p ↔ f:

  • nd. slapen, slopen, nl. slapen, engl. sleep ↔ hdt. schlafen
  • nd. Schipp, nl. schip, engl. ship ↔ hdt. Schiff

t ↔ s:

  • nd. nl. dat, wat, eten, engl. that, what, eat ↔ hdt. das, was, essen

k ↔ ch:

  • nd. nl. ik ↔ hdt. ich
  • nd. kaken, koken, nl. koken ↔ hdt. kochen
  • nd. nl. maken, engl. make ↔ hdt. machen

Zweite Phase: Verschiebung der stimmlosen Plosive (Verschlusslaute) p,t, k zu Affrikaten (Zischlauten)

In einer zweiten Phase wurden folgende Verschlusslaute im Anlaut, in der Verdopplung und nach einem Liquid (/l/oder /r/) oder Nasal (/m/oder /n/) zu Affrikaten: /*p/→/pf/, /*t/→/ts/ und /*k/→/kx/ und →/x/

p ↔ pf:

  • nd. Peper, nl. peper, engl. pepper ↔ hdt. Pfeffer

t ↔ z:

  • nd. Tied, Timmer, nl. tijd, mdartl. timmer, engl. tide, timber ↔ hdt. Zeit, Zimmer

t ↔ tz:

  • nd. sitten, nl. zitten, engl. sit ↔ hdt. sitzen

Dritte Phase: Verschiebung stimmhafter Plosive (Verschlusslauten) zu stimmlosen Plosiven

In einer dritten Phase wurden folgende stimmhaften Plosive zu stimmlosen Plosiven: /*b/→/p/, /*d/→/t/ und /*g/→/k/.

d ↔ t:

  • nd. nl. dag, engl. day ↔ hdt. Tag

jedoch d ↔ d (wo im Engl. th):

  • nd. dat, Doorn, nl. dat, doorn (engl. that, thorn) ↔ hdt. das, Dorn

Andere Veränderungen

v, w, f ↔ b:

  • nd. Wief, Wiewer, nl. wijf, wijven, engl. wife, wives ↔ hdt. Weib, Weiber
  • nd. leev, leewer, nl. frühengl. lief ↔ hdt. lieb, lieber

Ingwäonische Merkmale

Niederdeutsch wird – ähnlich den Anglo-Friesischen Sprachen – den nordseegermanischen Sprachen (Ingwäonische Sprachen) zugerechnet. Demgegenüber weisen niederfränkische Sprachen, wie das Niederländische oder das Kleverländische- lediglich ein nordseegermanisches Substrat aus dem früher dort gesprochenen Friesischen auf[67]. Mittel- und oberdeutsche Mundarten besitzen ebenfalls keine ingwäonichen Merkmale. Nordseegermanisch ist ein Unterzweig der Westgermanischen Sprachen. Die Ingwäonischen Merkmale sind im Friesischen und Englischen am stärksten ausgeprägt.

Lautliche Veränderungen:

Standarddeutsch Niederländisch Niederdeutsch Friesisch Englisch
Nasal-Spiranten-Gesetz Gans, Uns, Fünf, Sanft Gans, ons, aber: vijf, zacht Goos, fiev, sacht, aber: uns Goose, fiif, sêft, us Goose, five, soft, us
Assibilierung des Plosivs k vor palatalen Vokalen zu einem Frikativ se, Kirche kaas, kerk Kees, kark tsiis, tjserke cheese, church
Palatisierung des germanischen a Straße straat straat strjitte street
r-Metathese brennen branden brannen burn burn
Wegfall des t in der 3. Person Singular von sein er ist hij is (friesisches Substrat) he is hy is he is

Unter dem Nasal-Spiranten-Gesetz ist der Ausfall des Nasals vor einem Frikativ mit einer Ersatzdehnung des vorlaufenden Vokals zu verstehen.

Weitere Unterschiede zum Hochdeutschen

Es gibt weitere Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Niederdeutschen, die nicht aus der zweiten Lautverschiebung resultieren. Diese treten nicht in allen niederdeutschen Dialekten auf. So wird s vor Konsonanten im Westniederdeutschen [s] ausgesprochen. Hingegen herrscht in den ostniederdeutschen Dialekten (mit Ausnahme des Mecklenburg-Schwerinerischen) die Aussprache [ʃ] (sch) vor, wie sie auch im Hochdeutschen üblich ist. Im Gegensatz zum Hochdeutschen ist die Schreibweise im Niederdeutschen allerdings beiderseits der Elbe vornehmlich die mit bloßem s.

sl ↔ schl:

  • westnd. slapen ↔ hdt. schlafen

sm ↔ schm:

  • westnd. smeren, Smeer ↔ hdt. schmieren, Schmiere

sp ↔ schp:

  • westnd. spitz, spiss ↔ ostnd. und hdt. spitz („schpitz“ ausgesprochen)

st ↔ scht:

  • westnd. Steen ↔ hdt. Stein („Schtein“ ausgesprochen)

sw ↔ schw:

  • westnd. Swien ↔ hdt. Schwein

Rechtschreibung

Das Niederdeutsche hat keine einheitliche oder verbindliche Rechtschreibung. Sprachwissenschaftler benutzen eine phonetische Transkription, also eine Schreibung, die die Laute wiedergibt. Aufgrund der Verwendung des Internationalen Phonetischen Alphabets sind diese Texte für Laien schwer lesbar.

Eine gebräuchliche Rechtschreibung für niederdeutsche Texte in Deutschland ist die Rechtschreibregelung von Johannes Saß (Kleines plattdeutsches Wörterbuch. Nebst Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung, Hamburg 1972). Sie lehnt sich an die hochdeutsche Rechtschreibung an und macht Abweichungen kenntlich. Diese Rechtschreibung ist weder verbindlich noch geografisch umfassend und lässt eine Variabilität zu. Sie gilt primär für die nordniedersächsischen Dialekte. Für das Westfälische mit seinen Diphthongen ist sie ungeeignet.[68]

Für die ostniederdeutschen Dialekte gibt es kein schriftliches Regelwerk, das übliche Schreibweisen zusammenfasst. Es existiert eine nicht kodifizierte Konvention, die im 19. Jahrhundert aufkam und die auch von der modernen mecklenburgisch-vorpommerschen Lexikographie verwendet wird. Sie unterscheidet sich von den Regeln Saß’ durch fehlende Vokalverdopplung, fehlenden Digraph ‹ie› für langes /i:/ sowie einige Sonderzeichen (Æ/æ bzw. Œ/œ, Å/å, Ę/ę), die für Laute stehen, die im niedersächsischen Raum teilweise nicht mehr verwendet werden.

Grammatik

Niederdeutsch ist keine standardisierte Sprache, sondern eine Regionalsprache mit zum Teil sehr unterschiedlichen Dialekten. Eine umfassende grammatische Beschreibung des Niederdeutschen ist daher schwierig. Die folgende Darstellung basiert teilweise auf einer Kurzgrammatik von Wolfgang Lindow und orientiert sich vermutlich weitgehend an den Verhältnissen im Nordniedersächsischen.[69] Zu beachten ist, dass das g im Auslaut (je nach dem vorangehenden Vokal) als Ach-Laut (x) bzw. Ich-Laut (ç) gesprochen wird. Diese auch heute noch bei norddeutschen Sprechern des Hochdeutschen gebräuchliche Aussprache war ursprünglich eine Folge der Auslautverhärtung ((ɣx bzw. ç)). Die niederdeutsche Lautung hat sich daneben in der Aussprache der Endung -ig im Standarddeutschen erhalten.

Genera

Substantive haben (wie im Hochdeutschen) drei Geschlechter: männlich (maskulin, m.), weiblich (feminin, f.) und sächlich (neutrum, n.):

  • de Mann („der Mann“; Akkusativ: den Mann)
  • de Fru („die Frau“; Akkusativ: de Fru)
  • dat Kind („das Kind“; Akkusativ: dat Kind)

Das Geschlecht der Substantive ist bei manchen Wörtern nicht eindeutig festgelegt. Es stimmt auch nicht unbedingt mit dem Geschlecht des entsprechenden hochdeutschen Wortes überein:

  • de/dat Band („der Bindfaden“): m. oder n.
  • de Disstel („die Distel“): m. oder f.
  • de/dat Schiet („der Dreck, Schmutz“): m., f. oder n.
  • dat Liev („der Körper, Leib“): n.
  • dat Been („der Knochen“; eng. bone): n.
  • de Been („das Bein“; eng. leg): m.

In der Flexion ist im Vergleich zum Hochdeutschen häufig eine Vereinfachung des Formeninventars festzustellen. Jedoch finden sich vom Mittelalter bis zur Moderne Beispiele für das Vorhandensein aller Fälle mit ähnlicher Verwendung von Präpositionen und Artikeln wie in der deutschen Grammatik.[70][71]

Dativ und Akkusativ (Objektiv)

Man spricht beim Niederdeutschen oft von einem Subjektfall (dem Nominativ) und einem Objektfall (dem Dativ und Akkusativ). Der Dativ scheint mit dem Akkusativ zusammenzufallen und der Genitiv wird durch eine präpositionale Verbindung umschrieben (Beispiel: mien Vadder sien Huus – „meines Vaters Haus“). Ein tatsächlicher Dativ findet sich allerdings noch in einigen Dialekten (Westfälisch) und bei andern Dialekten in Relikten, da der Dativ-Artikel ’n in Kontraktionen in fast allen Dialekten vorherrscht.

Dabei tritt heute als ausgeschriebener Artikel für Dativ und Akkusativ nur den für männliche Substantive auf. Der weibliche und der sächliche Artikel bleiben unverändert. Im Gegensatz zum Hochdeutschen wird der ursprüngliche mittelniederdeutsche Akkusativartikel den in vielen Dialekten kurz gesprochen und findet sich daher auch als dän oder denn geschrieben.[72]

Der Subjektfall ist ein Merkmal der nordseegermanischen Sprachen (Ingwäismen), den z. B. auch das Niederländische oder Friesische aufweist.

Genitiv

Der Genitiv wird mit angehängtem -(e)s und dem Artikel des gebildet. Mit dem neuzeitlichen Niedergang des Niederdeutschen ist er nahezu ausgestorben. Nur in bestimmten Konstruktionen, vor allem in Tageszeitangaben, findet er sich noch.

  • Tüügs maken – „des Zeuges machen“ (als Umschreibung für Dummheiten; von Tüg „Zeug“)
  • eens Dags – „eines Tages“
  • ’s Morrns – „des Morgens“
  • ’s Nachts – „des Nachts“

Das Verkürzen des des zu ’s ist dabei allgemein üblich. Heute wird der Genitiv jedoch zumeist durch eine Dativkonstruktion und das Possessivpronomen bzw. durch „von“ wie im Englischen und Niederländischen ersetzt, also in der Form den Fischer siene Fru oder als de Fru vun den Fischer. In älterer Zeit fanden sich noch Doppelformen aus Konstruktion und Genitiv in der Art von Des Fischer sien Fru.[73]

Plural

Den Plural bilden die Substantive auf unterschiedliche Weise:

Muster Singular Plural Deutsch z. B. Süd-Niederfrankisch (Limburgisch)
Umlautung des Stammvokals dat Huus de Hüüs das Haus, die Häuser öt Huus, de Huuser
Verlängerung des Stammvokals* de Dag de Daag(/e/n) der Tag, die Tage de Daag, de Daag
Endung -(e)n de Disch de Dischen der Tisch, die Tische de Dösch (Taofel), de Dösche
Endung -er dat Kleed de Kleder das Kleid, die Kleider öt Kleed, de Klèjjer
Endung -er mit Umlaut dat Book de Böker das Buch, die Bücher öt Book, de Böök
Endung -s de Arm de Arms der Arm, die Arme de Ärm, de Ärm
Keine Änderung de Fisch de Fisch der Fisch, die Fische de Fösch/Vösch, de Fösch(e)/Vösch(e)
unregelmäßig de Mann de Mannslüd (traditionell auch de Manns) die Männer de Mann, de Männer/Mannslüj/Män

(*) Überrest früherer Mehrsilbigkeit

Viele der Beispiele entstanden erst in späterer Zeit und entsprechen nicht dem Stand des Mittelniederdeutschen. So führt hüs eigentlich ein stummes E. (mnd. hüse), ebenso die Pluralendung -er(e). Ebenfalls fanden Wechsel der Klassen statt. „Kleid“ etwa existierte lange Zeit parallel in den Formen klede und kledere, wobei letzteres zuerst seltener war und später ob der Ähnlichkeit zum Hochdeutschen siegte. Auch die Pluralendung -s gewann erst in späterer Zeit an Boden, als Singular- und Pluralformen durch die Apokope des pluralen -e ununterscheidbar wurden (ebenso in -er(e)/-er(e)s). Das -e als Pluralendung kommt in den nordniedersächsischen Dialekten eigentlich nicht mehr vor und ist anderen Ableitungen gewichen bzw. abgefallen.

Pronomen

Auch bei den Pronomen gibt es teilweise nur einen Subjektfall (den Nominativ) und einen Objektfall (den Dativ und Akkusativ).

  • Die Personalpronomen („ich, du, er, sie, es“ usw.) ähneln zum Teil dem Hochdeutschen, allerdings hat die dritte Person Singular maskulin eine andere Wurzel (he statt er). Die in westlichen Teilen Südwestfalens gebräuchlichen Pronomen (j)it bzw. ink (2. Pers. Pl. Nom. bzw. Akk.)[74] leiten sich aus den altsächsischen Dualformen „git“ (ihr beide) und „ink“ (euch beiden) ab.[75]
Numerus Person Genus Nominativ Objektiv Objektiv (Ostfriesland) Objektiv (Ostfalen)
Singular 1.   ik/ick (ek/eck) mi mi mik/mick (mek/meck)
2.   du di di dik/dick (dek/deck)
3. Maskulinum he(i) em hum ö(h)ne
Femininum se(i) ehr hör se(i)
Neutrum dat/et dat/et dat et
Plural 1.   wi u(n)s uns üsch
2.   ji, (j)it (südwestf.)[74] ju, juch,[76][77] (verschriftlicht auch als jug),[78] ji, ink (südwestf.)[74] jo jehre
3.   se jem/jüm/ehr/se(i) hör
  • Das Reflexivpronomen (der 3. Person) ist sik/sick (ostfriesisch sük).

  • Die Possessivpronomen („mein, dein, sein, ihr“ etc.) unterscheiden Singular und Plural, abhängig davon, ob das Besessene in der Einzahl oder Mehrzahl vorhanden ist. Dies ist auch im Hochdeutschen so („mein, meine“). Bei den Akkusativformen mit einfachem Besitz stehen die Formen mit der Endung -en für das männliche Geschlecht, die Formen ohne -en für das weibliche bzw. das sächliche Geschlecht.
Numerus Person Genus Nominativ (Besitz einfach) Akkusativ (Besitz einfach) Nominativ (Besitz mehrfach) Akkusativ (Besitz mehrfach)
Singular 1.   mien mien(en) mien mien
2.   dien dien(en) dien dien
3. Maskulinum/Neutrum sien sien(en) sien sien
Femininum ehr ehr(en) ehr ehr
Plural 1.   u(n)s u(n)s(en) u(n)s u(n)s
2.   ju(un), jug(e/n)[78] ju(un), jug(e/n) juun juun
3.   (jem-)ehr (jem-)ehr(en) (jem-)ehr (jem-)ehr
  • Bei den Demonstrativpronomen („dieser, diese, dieses“ etc.) unterscheiden sich maskuline und feminine Formen im Nominativ Singular kaum. Der Plural ist für alle Geschlechter gleich.
Numerus Genus Nominativ Akkusativ
Singular Maskulinum de / disse/düsse den / dissen/düssen
Femininum de / disse/düsse de / disse/düsse
Neutrum dat / dit/düt dat / dit/düt
Plural   de / disse/düsse de / disse/düsse

Adjektiv

Adjektive, Artikel und Pronomina, die sich auf ein Substantiv beziehen, richten sich in ihrer Form nach dem Geschlecht des Substantivs. Dies bezeichnet man auch als Kongruenz. Die Flexion der Adjektive ist im niederdeutschen Sprachgebiet nicht einheitlich. Es treten unterschiedliche Formen auf, die auch nicht eindeutig regional gegliedert werden können. Bei allen drei Geschlechtern kann das Adjektiv ohne Endung gebraucht werden (de lütt Mann, de lütt Fru, dat lütt Kind). Den Gebrauch mit Endungen kann man den folgenden Beispielen entnehmen:

Genus Nominativ Objektiv
Männlich bestimmt de starke Mann den starken Mann
unbestimmt en starken Mann enen starken Mann
Weiblich bestimmt de smucke Deern de smucke Deern
unbestimmt en(e) smucke Deern en(e) smucke Deern
Sächlich bestimmt dat wide Land dat wide Land
unbestimmt en wid(es)/wid(et) Land en wid(es)/wid(et) Land

Die Steigerung der Adjektive erfolgt durch die Endungen -er und -st(e). Der Superlativ mit „am“ („am besten“) wurde früher ausgedrückt mit up’t („up’t best“), heute vielfach auch mit an’n.

Zahlwort

Grundzahlen:

  • 1: een/ein
  • 2: twee/twei
  • 3: dree/drei
  • 4: veer
  • 5: fief
  • 6: söss/sess/soss
  • 7: söben/söven
  • 8: acht
  • 9: negen
  • 10: teihn
  • 11: ölben/ölven/olben/elm
  • 12: twölf/twolf/twalm
  • 13: dörteihn/darteihn
  • 14: veerteihn
  • 15: föffteihn/foffteihn/fiefteihn
  • 16: sössteihn/sossteihn/sessteihn
  • 17: söbenteihn
  • 18: achteihn
  • 19: negenteihn/nee’ntein
  • 20: twintig/twinnich
  • 30: dörtig/dartig
  • 40: veertig
  • 50: föfftig/fieftig
  • 60: sösstig/sosstig/sesstig
  • 70: söbentig/söventig
  • 80: achtig/tachentig
  • 90: negentig
  • 100: hundert/hunnert/hünnert
  • 1000: dusend

Ordnungszahlen:

  • 1.: de eerst(e)
  • 2.: de tweet(e)
  • 3.: de drüdde, drütt(e), dard(e) (ostfriesisch)
  • 4.: de veert(e)
  • 5.: de föfft(e), de fiefte
Klock op Platt
Uhrschlag auf Plattdeutsch in Ostenfeld bei Husum

Die noch höheren Zahlwörter sind die international üblichen: Million, Milliard usw. Zusammengesetzte Zahlwörter werden wie im Hochdeutschen gebildet: 27 = söbenuntwintig, 1845 = eendusend achthunnert fiefunveertig (als Jahreszahl: achteihnhunnert…).

Verb

Konjugation
Das plattdeutsche Verb kennt die zwei grundlegenden Zeiten des Präsens und des Präteritums sowie die Modi des Indikativs und des Imperativs.

Viele, aber nicht alle,[79][80] plattdeutschen Dialekte haben eine Einheitsendung für die Plural-Personen. Diese lautet westlich der Elbe -t, östlich der Elbe und in Ostfriesland -(e)n. Das gleiche Phänomen findet sich auch anhand der Eiderlinie in Schleswig-Holstein, sodass die Einheitsendung in Schleswig -(e)n ist, während in Holstein -t verwendet wird. Es ist ein gemeinsames Merkmal der nordseegermanischen Sprachen.

Einheitsplural:

Standarddeutsch Niederländisch Niederdeutsch Friesisch Englisch
Einheitsplural wir haben,ihr habt, sie haben wij hebben, jij hebt (heute: jullie hebben), zij hebben wi hebbt, ji hebbt, se hebbt (teilweise wi, ji, se hebben) wy hawwe, jo hawwe, se hawwe we have, you have, they have

Es existiert nur ein Partizip, das Partizip Perfekt (auch als „Partizip II“ bezeichnet).

Für das Partizip Präsens (oder „Partizip I“) verwendet man eine Verlaufsform, wie sie auch im Niederländischen und umgangssprachlich im Deutschen vorkommt (Rheinische Verlaufsform).

Plattdeutsch: Ik bün an’t maken.
Niederländisch: Ik ben aan het maken.
Umgangssprachliches Deutsch: Ich bin am machen.
Standardhochdeutsch: Ich mache gerade.
Deutsch mit Partizip I: Ich bin machend.
Englisch: I’m making.

Vergangenheit
Das Perfekt und Plusquamperfekt wird – ähnlich wie im Deutschen – mit dem Hilfsverb hebben gebildet.

Futur
Das Futur wird zum Teil – anders als im Deutschen und ähnlich wie im Schwedischen, Englischen, Niederländischen, Friesischen – mit dem Hilfsverb sölen/schölen/zullen/sallen/schælen… (verwandt, aber nicht bedeutungsidentisch mit dem Deutschen „sollen“) gebildet.

Standarddeutsch Niederländisch Niederdeutsch Friesisch Englisch
Futurbildung mit dem Hilfsverb schallen (sallen) Ich werde gehen (Hilfsverb werden) Ik zal gaan (Hilfsverb: zullen) Ik sall gahn (Hilfsverb: sallen) Ik sil gean I shall go (Hilfsverb: shall)
Ik schall na School gahn kann sowohl „Ich werde zur Schule gehen“ als auch „Ich soll zur Schule gehen“ bedeuten. Tatsächlich bevorzugt das Niederdeutsche aber – wie auch das gesprochene Hochdeutsche – reines Präsens zur Bezeichnung des Futurs („Ik gah mörgen na School to.“)

Zum Teil wird das Futur wie im Hochdeutschen mit dem Verb waarn (= „werden“). gebildet: Ik waar morgen to School gahn („Ich werde morgen zur Schule gehen“). Beide Möglichkeiten sind gleichwertig verwendbar. In mittelniederdeutschen Texten, etwa der niederdeutschen Übersetzung des Narrenschiffs, findet sich auch, wie im Englischen und Norwegischen, das Futur mit vil.

Vorsilbe ge-

Das Präfix ge- findet sich im Niederländischen und Preußischen sowie (reduziert auf e-) im Ostfälischen, aber nicht im Ostfriesischen, Nordniedersächsischen und Mecklenburgischen.

  • nnds. kööpt, ostf. ekofft (vgl. dän. købt, ndl. gekocht, dt. gekauft)
  • nnds. slapen, ostf. eslapen (vgl. engl. slept, ndl. geslapen, dt. geschlafen)

Die Ursache dieses Unterschiedes ist nicht eindeutig geklärt. Im Altsächsischen wurde das Partizip Präteritum von nicht zusammengesetzten Verben – wie auch im Althochdeutschen – mit dem Präfix gi- gebildet (mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch ge-), die alle auf urgermanisches *ᵹi- zurückgehen. Im Angelsächsischen wurde es gewöhnlich mit dem Präfix ge- bzw. ᵹe- (abhängig von der normalisierten Orthographie), altangelsächsisch ᵹi-, gebildet, aber daneben gibt es auch Formen ohne Vorsilbe.[81][82][83][84]

Generell ist zu beobachten, dass es im nördlichen Sprachraum eine über das Partizip hinausgehende Abneigung gegen das Präfix ge- gibt. So wird bereits in älteren Quellen ein Geschlechterbuch Slechtbook genannt. Mit dem hochdeutschen Verb „gehören“ korrespondiert das niederdeutsche hören/heurn und – präziser – tohören/toheurn. He heurt de vun de Geest to = „Er gehört zu denen von der Geest“.

Das ausfallende Präfix ge- ist ein Merkmal der nordseegermanischen Sprachen:

Standarddeutsch Niederländisch Niederdeutsch Friesisch Englisch
Partizips Perfekt ohne das Präfix ge getan gedaan daan done

Syntax

Der Satzbau des Niederdeutschen ist großteils gleich dem des Hochdeutschen, auch, weil dieser die ursprüngliche Syntax mehr und mehr verdrängt(e). Doch kann man auch heute nicht von einer Identität sprechen.

Zum Beispiel sind Sätze wie: Ik mag dat nich, gahn rut bi Regen (hochdt. wörtlich: „Ich mag es nicht, gehen hinaus bei Regen“) normal, da die Wörter z. T. andere Fälle und Formen regieren als die deutschen. In diesem Fall gilt das etwa für das Wort mögen, welches einen Infinitiv ohne to (zu) erfordert.[85]

Semantik: Einfluss auf das Hochdeutsche

Das Niederdeutsche nimmt gegenüber dem Hochdeutschen die Stellung einer Substratsprache ein. In Norddeutschland sind unzählige niederdeutsche Wörter im allgemeinen Sprachgebrauch zu finden, manche werden sogar in der hochdeutschen Standardsprache verwendet.

  • aus der Fachsprache der Seefahrt stammen unter anderem:
    • Achterdeck (von achter, niederdeutsch für „hinter, hinten“)
    • Bug
    • Heck
    • Kiel
    • Lotse
    • Planke
    • Rah(e)
    • Reling
    • Steven
    • ein-, ausscheren (ursprünglich von Schiffen) bzw. einscheren (von einem Tau)
    • schlingern
    • wriggen (mittels eines Ruders kreisende Bewegungen zum Vorwärtsbewegen des Bootes vollführen)
  • in die deutsche Standardsprache eingegangen sind unter anderem:
    • Bernstein
    • Fliese (Kachel)
    • Laken (Leintuch)
    • Lappen (Lumpen)
    • Mettwurst (niederdeutsch Mett = Fleisch, speziell gehacktes Schweinefleisch)
    • Möwe
    • Spuk (Geistererscheinung)
    • Ufer (anstelle von hochdeutsch Gestade)
    • Hafen (anstelle von hochdeutsch Lände)
    • Ware (anstelle von hochdeutsch Kaufmannsgut)
    • knabbern
    • kneifen (jüngere verhochdeutschte Form des niederdeutschen kniepen)
    • schmuggeln
    • verrotten (verfaulen)
    • wringen (ringen)
    • binnen (innerhalb; vgl. binnen … Minuten; Binnenschifffahrt)
    • echt (ursprünglich niederdeutsch für „gesetzmäßig“)
    • sacht (sanft)
  • beschränkt auf die norddeutsche Umgangssprache sind unter anderem:
    • Dustern (Dunkelheit)
    • Puschen (Hausschuhe)
    • Schmacht (Entzugserscheinungen bei Rauchern, von smacht, niederdeutsch für „Hunger“)
    • schnacken (reden, bereden)
    • dröge (trocken)
    • Trecker (Traktor)
    • luschern (schauen, gucken)
    • sutsche (sachte, locker, entspannt)
    • Feudel (Wischlappen für den Boden, hiervon abgeleitet: feudeln)
    • dun (betrunken, berauscht)
    • schmöken ([Tabak] rauchen, vgl. „schmauchen“)
  • in die allgemeine Umgangssprache eingegangen sind unter anderem:
    • hapern (fehlen, nicht vorangehen)
    • schlabbern (geräuschvoll auflecken; [sich] schlenkernd bewegen)
    • pinkeln, pissen (urinieren)
    • schrubben (fegen, kräftig reibend reinigen)
    • klamm (klamme Finger, nasskalt)

Pragmatik: Aspekte der Verwendung

Einstellungen zum Niederdeutschen

Das Niederdeutsche hat den Ruf, eine gemütlich-heimelige Sprache zu sein. Dieter Stellmacher verweist auf das Beispiel eines Bremer Bundestagsabgeordneten, der zwar nicht fließend Niederdeutsch spricht, aber in Reden und Gesprächen gern niederdeutsche Sätze und Redewendungen einfließen lässt. Damit wolle der Abgeordnete (nach eigener Aussage) eine bessere Stimmung und eine nähere Verbindung zu seinen Zuhörern und Gesprächspartnern herstellen.

Vereinzelt ist auch in den Landtagen der norddeutschen Bundesländer niederdeutsch gesprochen worden, besonders bei Themen, die die niederdeutsche Sprache betreffen. Dies führte dann zu einer heiteren und versöhnlichen Stimmung unter den Parlamentariern. Allerdings zeigt dies auch, dass das Niederdeutsche gerne für weniger wichtige Themen verwendet wird.

Auch in der niederdeutschen Literatur und im plattdeutschen Theater (etwa im Hamburger Ohnsorg-Theater) erwartet das Publikum eher heitere und leichte Themen, obwohl es auch „ernste“ Literatur und Problemstücke auf Niederdeutsch gibt. Wo die niederdeutsche Literatur und Dramatik nicht nur oberflächlich unterhaltend ist, sondern „seriöser“ sein möchte, wird sie eher unwillig zur Kenntnis genommen. Dies kann damit begründet werden, dass das Niederdeutsche in seiner Anwendung lange Zeit auf private Themen, auf nicht-öffentliche Bereiche und auf die Lebenswelt der „kleinen Leute“ beschränkt war.[86]

Verwendung in der EDV

Einige Software wurde nach der Jahrtausendwende ins Plattdeutsche übersetzt. Jedoch beschränken sich die Übersetzungen dabei auf das Nordniedersächsische. Die Desktop-Oberfläche KDE für Unixsysteme, für das Betriebssystem Linux und Derivate gibt es seit einiger Zeit auch mit Sprachpaketen in niederdeutscher Sprache. Die Übersetzungen der Desktop-Oberfläche Gnome für Linux in die niederdeutsche Sprache haben im August 2009 begonnen. Damit einher gehen aktuelle Übersetzungen systemeigener Dialoge der Betriebssysteme Ubuntu und Fedora. Besonders Ubuntu Linux mit dem GNOME Desktop ist bereits gut in Plattdeutsch unterstützt.[87][88] Auch ein Brennprogramm, und zwar „Brann-Stuuv 7“ von Ashampoo, ist in niederdeutscher Sprache erhältlich.[89]

Liste niederdeutscher Dichter, Schriftsteller und Liedtexter

Siehe auch Listen niederdeutsch schreibender Autoren:

Siehe auch

Literatur

Allgemeines

  • Gerhard Cordes, Dieter Möhn (Hrsg.): Handbuch zur niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. (NSL.) Erich Schmidt Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-503-01645-7.
  • William Foerste: Geschichte der niederdeutschen Mundarten. In: Wolfgang Stammler (Hrsg.): Deutsche Philologie im Aufriss. 1. Band. 2. Auflage, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1957, Sp. 1730–1898.
  • Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch. Band 1: Sprache. 2. Auflage. Wachholtz Verlag, Neumünster 1983, ISBN 3-529-04510-1.
  • Klaas Heeroma: Niederländisch und Niederdeutsch. 3. Auflage. Bonn 1976 (Nachbarn 2).
  • Friedrich Ernst Peters: Formelhaftigkeit, ein Wesenszug des Plattdeutschen. Westphal, Wolfshagen-Scharbeutz 1939.[90]
  • Friedrich Ernst Peters: Anmerkungen zur Frage des Plattdeutschen. In: F. E. Peters: Heine Steenhagen wöll ju dat wiesen! Die Geschichte eines Ehrgeizigen. Husum-Verlag, Husum 2012; Online: Potsdam, Universitätsverlag Potsdam, 2012.[91]
  • Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch. Sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6 (Sammlung Vandenhoeck).
  • Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4 (Germanistische Lehrbuchsammlung 26).

Wortschatz

  • Johannes Sass: Der neue Sass – Plattdeutsches Wörterbuch – Plattdeutsch – Hochdeutsch, Hochdeutsch – Plattdeutsch. 6. Auflage, Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-03000-0.

Grammatik

  • Martin Durrell: Westphalian and Eastphalian. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 59–90.
  • Reinhard H. Goltz, Alastair G. H. Walker: North Saxon. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 31–58.
  • R[udolf] E. Keller: Westphalian: Mönsterlänsk Platt. In: German Dialects. Phonology & Morphology, with selected texts. Manchester University Press, Manchester 1961, S. 299–338.
  • R[udolf] E. Keller: North Saxon: Lower Elbe. In: German Dialects. Phonology & Morphology, with selected texts. Manchester University Press, Manchester 1961, S. 339–381.
  • Robert Langhanke: Niederdeutsch. In: Janet Duke (Hrsg.): EuroComGerm. Germanische Sprachen lesen lernen. Band 2: Seltener gelernte germanische Sprachen. Afrikaans, Färöisch, Friesisch, Jenisch, Jiddisch, Limburgisch, Luxemburgisch, Niederdeutsch, Nynorsk. Shaker, Düren 2019, ISBN 978-3-8440-6412-4, S. 225–266.
  • Wolfgang Lindow u. a.: Niederdeutsche Grammatik (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation 20). Verlag Schuster, Leer 1998, ISBN 3-7963-0332-3.
  • Helmut Schönfeld: East Low German. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 91–135.
  • Heinrich Thies: Plattdeutsche Grammatik. Formen und Funktionen. A–Z (= Kiek mal rin – zum Nachschlagen). 2. Auflage. Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-03200-4.

Literatur

  • Heinrich Karl Adolf Krüger: Geschichte der niederdeutschen oder plattdeutschen Literatur vom Heliand bis zur Gegenwart. Stiller, Schwerin 1913.
  • Wolfgang Stammler: Geschichte der niederdeutschen Literatur. Von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Teubner, Leipzig 1920.
  • Claus Schuppenhauer: Plattdeutsche Klassiker 1850–1950. Wege zur niederdeutschen Literatur (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation 7). Verlag Schuster, Leer 1982, ISBN 3-7963-0209-2.

Sprachsituation

  • Birte Arendt: Niederdeutschdiskurse: Spracheinstellungen im Kontext von Laien, Printmedien und Politik (= Philologische Studien und Quellen. H. 224). E. Schmidt, Berlin 2010, ISBN 978-3-503-12223-3.
  • Hans Joachim Gernentz: Niederdeutsch – gestern und heute. Beiträge zur Sprachsituation in den Nordbezirken der Deutschen Demokratischen Republik in Geschichte und Gegenwart (= Hinstorff-Bökerie. Niederdeutsche Literatur. 11). 2. Auflage. Hinstorff, Rostock 1980, ZDB-ID 1166820-9.
  • Ulf-Thomas Lesle: Plattdeutsch zwischen gestern und morgen: Geschichtsbeschleunigung und die Suche nach der identitas. In: Robert Peters, Horst P. Pütz, Ulrich Weber (Hrsg.): Vulpis Adolatio. Festschrift für Hubertus Menke zum 60. Geburtstag. Heidelberg 2001, S. 429–449.
  • Ulf-Thomas Lesle: Das Eigene und das Fremde: ‚Der Fall des Niederdeutschen‘ – Beispiel eines Identitätsdiskurses. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte. Jg. 66, H. 1, 2014, S. 32–55.
  • Ulf-Thomas Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch. Die Definition von Sprache als Politikum. In: Robert Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum. Festschrift für Willy Diercks. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-89534-867-9, S. 693–741.
  • Hubertus Menke: Een’ Spraak is man bloots een Dialekt, de sik to Wehr setten kann. Nachlese zur Diskussion um die Europäische Sprachenschutzcharta. In: Ursula Föllner (Hrsg.): Niederdeutsch. Sprache und Literatur der Region (= Literatur – Sprache – Region. 5). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-37194-2, S. 9–33.
  • Hubertus Menke: Niederdeutsch: Eigenständige Sprache oder Varietät einer Sprache? In: Nina Hartel, Barbara Meurer, Eva Schmitsdorf (Hrsg.): Lingua Germanica. Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Waxmann, Münster u. a. 1998, ISBN 3-89325-632-6, S. 171–184.
  • Bernd Robben: Der Schwund der plattdeutschen Sprache in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim – Zwei Untersuchungen von 1990 und 2011. In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte 18. Haselünne 2011, S. 101–138.
  • Bernd und Eva Robben: Mundartgebrauch im Emsland – Eine regionale Schüler- und Elternbefragung (1990). In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte 18. Haselünne 2011, S. 62–99.
  • Fritz Specht: Plattdeutsch (= Was nicht im Wörterbuch steht. Band IV). Piper Verlag, München 1934

Weblinks

Commons: Niederdeutsche Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Niederdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Plattdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. In Nordschleswig das Nordschleswiger Platt
  2. Zitiert nach Astrid Adler et al.: STATUS UND GEBRAUCH DES NIEDERDEUTSCHEN 2016, Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung, S. 15, in: Institut für Deutsche Sprache, 2016, abgerufen am 9. Mai 2020.
  3. Unterschiedliche Rechtsauffassungen, ob Niederdeutsch in Deutschland insgesamt Amtssprache ist – siehe dazu Amtssprache in Deutschland; zumindest aber in Schleswig-Holstein.
  4. Einzelnachweise bei Pomerano (Artikel in der Niederdeutschen Wikipedia)
  5. Siehe Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA) In: uni-augsburg.de.
  6. Marianne Kloock, Ingo Viechelmann: Uns plattdüütsch Spraakbook op hooch- un nedderdüütsch. 3. Aufl., Verlag Buske, Hamburg 1996, ISBN 3-87548-134-8.
  7. Plattdütsch Leiderbauk för Schaul un Hus. Rutgeb’n von’n Plattdütschen Lands-Verband Meckelborg. H. Burmeister, Rostock.
  8. Elke Brückmann: Ostfriesisches Wörterbuch Plattdeutsch/Hochdeutsch. Ostfreesk Woordenbook Plattdütsk/Hoogdütsk. Leer 1992.
  9. Isaias McCaffery: Wi leahre Plautdietsch: A Beginner’s Guide to Mennonite Low German. Mennonite Heritage Museum, Goessel. 2008.
  10. a b c d Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 24–27.
  11. „Zonder voorbehoud, beperking of uitzondering.“ In: Woordenboek der Nederlandsche Taal. s. v. plat III B II 3.
  12. Boris Paraschkewow: Wörter und Namen gleicher Herkunft und Struktur. Lexikon Etymologischer Dubletten Im Deutschen. 2004, ISBN 3-11-017469-3, S. 269.
  13. Ulf-Thomas Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch: Die Definition von Sprache als Politikum. In: Robert Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum: Fs. für Willy Diercks. Bielefeld 2015, ISBN 978-3-89534-867-9, S. 702–709. Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache: Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch: Sprache und Literatur. 2. Auflage. Karl Wachholtz, Neumünster 1983, S. 27; Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 32 f.; Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 92.
  14. Hubertus Menke: Een’ Spraak is man bloots een Dialekt, de sik to Wehr setten kann. Nachlese zur Diskussion um die Europäische Sprachenschutzcharta. In: Ursula Föllner (Hrsg.): Niederdeutsch. Sprache und Literatur der Region. Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 27 f.; Hubertus Menke: Niederdeutsch: Eigenständige Sprache oder Varietät einer Sprache? In: Nina Hartel, Barbara Meurer, Eva Schmitsdorf (Hrsg.): Lingua Germanica. Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Berlin u. a. 1998, S. 183.
  15. Heinz Kloss: Abstandsprachen und Ausbausprachen. In: Joachim Göschel u. a. (Hrsg.): Zur Theorie des Dialekts (= ZDL Beih. N. F., Nr. 16). Wiesbaden 1976, S. 303, 305; sowie Heinz Kloss: Die Entwicklung neuer germanischer Kultursprachen seit 1800 (= Sprache der Gegenwart, 37). Zweite Auflage. Düsseldorf 1978, S. 67–70, 181–198.
  16. Ulrich Ammon: Was ist ein deutscher Dialekt? In: Klaus Mattheier, Peter Wiesinger (Hrsg.): Dialektologie des Deutschen. Forschungsstand und Entwicklungstendenzen (= Germanistische Linguistik. 147). Niemeyer, Tübingen 1994, S. 369–384, hier S. 376 f.
  17. BGHZ 153, 1 – Läägeünnerloage. Abgerufen am 17. Februar 2012.
  18. Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen in Schleswig-Holstein – Sprachenchartabericht 2007. (PDF; 693 kB) Drucksache 16/1400. Schleswig-Holsteinischer Landtag – 16. Wahlperiode, März 2007, archiviert vom Original am 9. Juli 2012; abgerufen am 17. Februar 2012. S. 62, Fußnote 16.
  19. (Antrag) Geiht üm: Schiller op plattdüütsch. (PDF) Drucksache 18/7833 der Abgeordneten Karen Koop, Bernd Reinert, Bernd Capeletti, Elke Thomas, Hanna Gienow und Alexander-Martin Sardina. Hamburgische Bürgerschaft – 18. Wahlperiode, 23. Januar 2008, abgerufen am 19. März 2018.
  20. Plenarprotokoll der Debatte zum Antrag Drucksache 18/7833 (Seiten 5309B-5312D). (PDF) Drucksache 18/99. Hamburgische Bürgerschaft – 18. Wahlperiode, 7. Februar 2008, abgerufen am 4. Dezember 2015.
  21. Heinz H. Menge: "Wie ist es bei Gesprächen mit Ihren Kindern . . .?" Zu Frage 26 der GETAS-Umfrage von 1984. In: Lingua Theodisca. Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft. Jan Goossens zum 65. Geburtstag. Hrsg. von José Cajot u. a., Band 1. Münster: LIT, 1995, S. 655–668.
  22. Heute in Bremen. „Ohne Zweifel gefährdet“. Frerk Möller im Interview, taz, 21. Februar 2009.
  23. Jan Wirrer: Zum Status des Niederdeutschen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik. 26, 1998, S. 309. Zit. nach Birte Arendt: Niederdeutschdiskurse. Spracheinstellungen im Kontext von Laien, Printmedien und Politik. 2010, S. 14.
  24. Bundesministerium des Inneren: Nationale Minderheiten/Minderheiten- und Regionalsprachen in Deutschland. Dritte Auflage. 2015, S. 52 f.
  25. Bernd Robben: Der Schwund der plattdeutschen Sprache in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim – Zwei Untersuchungen von 1990 und 2011. In: Emsländische Geschichte. 19. Hrsg. von der Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte, Haselünne 2011, ISBN 978-3-9814041-3-5, S. 101–138.
  26. Claudia Wich-Reif: Deutschland. In: Franz Lebsanft, Monika Wingender (Hrsg.): Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Ein Handbuch zur Sprachpolitik des Europarats. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2012, Abschnitt 2.3.1: Niederdeutsch, S. 45–50.
  27. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 287.
  28. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 288.
  29. Johannes Bugenhagen: Biblia: dat ys de gantze Hillige Schrifft, Düdesch: Vpt nye thogerichtet, vnde mit vlite corrigert. Hans Lufft, Wittenberg 1541.
  30. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart. Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter, 2000, S. 109.
  31. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 81.
  32. a b Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart. Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter, 2000, S. 160.
  33. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 230.
  34. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 234–235.
  35. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 290.
  36. Heinz Kloss: Die Entwicklung neuer germanischer Kultursprachen seit 1800, 2., erweiterte Auflage, Pädagogischer Verlag Schwann Düsseldorf 1978, ISBN 3-590-15637-6, S. 68.
  37. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart. Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter, 2000, S. 90.
  38. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart. Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter, 2000, S. 266.
  39. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart. Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter, 2000, S. 268.
  40. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III 19. und 20. Jahrhundert, S. 210–211.
  41. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 239.
  42. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 239–240.
  43. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 240.
  44. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und20. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 11.
  45. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und20. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 110.
  46. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und20. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 12.
  47. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen. Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 370.
  48. a b Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen. Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 294.
  49. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen. Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 299–300.
  50. a b Hermann Niebaum, Jürgen Macha: Einführung in die Dialektologie des Deutschen. 2., neubearbeitete Auflage, Reihe: „Germanistische Arbeitshefte“, Band 37, Max Niemeyer Verlag 2006, ISBN 3-484-26037-8, S. 220.
  51. Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache: Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch: Sprache und Literatur. Karl Wachholtz, Neumünster 1973, S. 9–27, 20 f.
  52. Hermann Niebaum, Jürgen Macha: Einführung in die Dialektologie des Deutschen, 2., neubearbeitete Auflage, Reihe: „Germanistische Arbeitshefte“, Band 37, Max Niemeyer Verlag 2006, ISBN 3-484-26037-8, S. 87.
  53. H. W. J. Vekeman, Andreas Ecke, P. Lang: Geschichte der niederländischen Sprache, 1992, S. 8.
  54. Heinz Eickmans, Jan Goossens, Loek Geeraedts, Robert Peters, Jan Goossens, Heinz Eickmans, Loek Geeraedts, Robert Peters: Ausgewählte Schriften zur niederländischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, Waxmann Verlag, Band 22, 2001, S. 352.
  55. Heinz Eickmans, Jan Goossens, Loek Geeraedts, Robert Peters, Jan Goossens, Heinz Eickmans, Loek Geeraedts, Robert Peters: Ausgewählte Schriften zur niederländischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, Waxmann Verlag, Band 22, 2001, S. 349.
  56. Heinz Eickmans, Jan Goossens, Loek Geeraedts, Robert Peters, Jan Goossens, Heinz Eickmans, Loek Geeraedts, Robert Peters: Ausgewählte Schriften zur niederländischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, Waxmann Verlag, Band 22, 2001, S. 353.
  57. Intelligibility of standard German and low German to speakers of Dutch. C. Gooskens 2011. (Englisch)
  58. Fehrs-Gilde (Hrsg.): SASS. Plattdeutsche Grammatik, Kapitel „Große Mundartgruppen“, abgerufen am 11. November 2018.
  59. Jan Goossens: Sprachatlas des nördlichen Rheinlands und südöstlichen Niederlands. „Fränkischer Sprachatlas“, Zweite Lieferung Textband, S. 16.
  60. Ludger Kremer: Das Niederländische in Deutschland. Aspekte seiner Verbreitung und Beschreibung, in: Helga Bister-Broosen (Hrsg.): „Niederländisch am Niederrhein“, S. 26.
  61. Helga Bister-Broosen: Einleitung – Niederländisch am Niederrhein: früher und jetzt, in: Helga Bister-Broosen: (Hrsg.): Niederländisch am Niederrhein, Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften 1988, ISBN 3-631-32578-9, S. 14.
  62. Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 74–75.
  63. Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 108.
  64. Das Schleswigsch wird allerdings entgegen der Zeichnung auch im Sprachgebiet der nordfriesischen Sprache und als Nordschleswiger Platt auch in Nordschleswig (Dänemark) gesprochen und reicht zudem bis nach Kiel.
  65. Grundlegend hierzu sind: Ingrid Schröder: Niederdeutsch in der Gegenwart. Sprachgebiet – Grammatisches – Binnendifferenzierung. In: Dieter Stellmacher (Hrsg.): Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart. Hildesheim/Zürich/New York 2004 (Germanistische Linguistik 175–176), S. 35–97; sowie Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. 2. Hbd., Berlin/ New York 1983, S. 807–900 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 1.2), bes. S. 828 f.; ferner ganz allgemein Wolfgang Lindow u. a.: Niederdeutsche Grammatik (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation, Nr. 20). Leer 1998, S. 18. – Strukturalistische Darstellungen des Lautsystems, die auf eine Nord-Süd-Gliederung hinauslaufen, geben etwa Baldur Panzer, Wolf Thümmel: Die Einteilung der niederdeutschen Mundarten auf Grund der strukturellen Entwicklung des Vokalismus (= Linguistische Reihe, 7). München 1971, zusammenfassend S. 165 ff.; sowie Peter Wiesinger: Phonologische Vokalsysteme deutscher Dialekte. Ein synchronischer und diachronischer Überblick. In: Dialektologie. (wie oben), S. 1042–1076, bes. S. 1062 ff.; zur Bestätigung der Nord-Süd-Gliederung mithilfe der Arealtypologie siehe Alfred Lameli: Strukturen im Sprachraum. Analysen zur arealtypologischen Komplexität der Dialekte in Deutschland. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013 (Linguistik – Impulse und Tendenzen 54), S. 147–148, 182–198 und bes. 214–225. Für das Mittelniederdeutsche vgl. sodann Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte IX). Halle (Saale) 1914. (Zweite Auflage. Tübingen 1974, S. 12 ff.) wo ebenfalls die Nord-Süd-Gliederung in den Vordergrund tritt.
  66. Das englische Wort cup hat dieselbe Wortwurzel wie niederdeutsch Kopp/hochdeutsch Kopf. Im Deutschen hat sich jedoch die ursprüngliche Bedeutung ‘Trinkgefäss’ verschoben zur neuen Bedeutung ‘Haupt’, vgl. Kopf. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
  67. Adolphe van Loey: Schönfeld’s Historische Grammatica van het Nederlands. Kankleer, vormleer, woordvorming. 8. Druck. Thieme, Zutphen, 1970, ISBN 90-03-21170-1, Kap. 9, S. XXXIII.
  68. Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 185–187.
  69. Wolfgang Lindow: Plattdeutsches Wörterbuch. Schuster, Leer 1984, ISBN 3-7963-0215-7, S. 253–257.
  70. Demeudige Bidde Des Garlefeschen Beers An den Försten van Brönsewiek un Lüneborg – Uth dem Latienschen Taur Lust in de platdüsche sprake versettet. Gardelegen 1651.
  71. Ernst Moritz Arndt: Dom büst du då. In: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. Verlag G. Reimer, Berlin 1843.
  72. Manfred Brümmer: De Mallbüdel. Tennemann, 2009.
  73. Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik. Verlag Max Niemeyer, Halle an der Saale 1914, § 401.
  74. a b c Vgl. Kartenmaterial auf regionalsprache.de
  75. Friedrich Holthausen: Altsächsisches Wörterbuch. In: Niederdeutsche Studien. Band 1. 1967 (koeblergerhard.de).
  76. Bei Ulrich Jahn: Dei Fischer un syne Fruu. In: Volksmärchen aus Pommern und Rügen. l, Norden/Leipzig 1891, auf Wikisource.
  77. Bei Wolfgang Rieck: Stephan Jantzen, 17. Dezember 1873, „Jungs hollt juch fast“.
  78. a b Mecklenburgisches Wörterbuch. Band 3, Neumünster 1961, Sp. 1106, so bei Fritz Reuter, Beispiele auf Wikisource: Ut de Franzosentid, Eine alte Kinderfrau, Ik weit einen Eikbom.
  79. Julius Wiggers: Grammatik der plattdeutschen Sprache. In Grundlage der Mecklenburgisch-Vorpommerschen Mundart. Hamburg, 1858, S. 54 f.
  80. Alfred v. d. Velde: Zu Fritz Reuter! Praktische Anleitung zum Verständniß des Plattdeutschen an der Hand des ersten Kapitels des Fritz Reuter’schen Romanes: „Ut mine Stromtid“. Leipzig, 1881, S. 17–18.
  81. Johan Hendrik Gallée: Altsächsische Grammatik. Zweite völlig umgearbeitete Auflage. Band VI der Reihe Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, herausgegeben von Wilhelm Braune. Halle 1910, S. 246 f. und 250.
  82. Joseph Wright: An Old High-German primer with grammar, notes, and glossary. Oxford, 1888, S. 63.
  83. Eduard Sievers: Angelsächsische Grammatik. Dritte Auflage. Band III. der Reihe Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, herausgegeben von Wilhelm Braune. Halle, 1921, S. 198.
  84. Joseph Wright, Elizabeth Mary Wright: Old English grammar. 1908, S. 247.
  85. Wiggers: Grammatik der plattdeutschen Sprache. § 52,2.
  86. Dieter Stellmacher: Niederdeutsch: Formen und Forschungen. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1981, ISBN 3-484-10415-5, S. 22–25, 132 f.
  87. https://fedoraproject.org/wiki/L10N/Teams/LowGerman
  88. pro-linux.de: Linux op Platt wiederbelebt (8. Dezember 2010).
  89. Kurios: Ashampoo veröffentlicht CD-Brennprogramm auf Plattdeutsch. In: computerbild.de, abgerufen am 22. November 2015.
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