Russland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. September 2005 um 17:22 Uhr durch Sentry (Diskussion | Beiträge) (Bildlink korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Российская Федерация
Rossijskaja Federazija
Russische Föderation
Nationalflagge Russlands Staatswappen Russlands
(Details) (Details)
Amtssprache Russisch, Sprachen der Nationalitäten in den Teilrepubliken
Hauptstadt Moskau
Staatsform Präsidialrepublik
Präsident Wladimir Putin
Ministerpräsident Michail Fradkow
Nationalhymne Hymne der Russischen Föderation
Fläche 17.075.400 km²
Einwohnerzahl 143.420.309 (Stand Juli 2005)
Bevölkerungsdichte 8,4 Einwohner pro km²
Gründung 12. Juni 1990 (Ausrufung)
26. Dezember 1991 (Auflösung der Sowjetunion)
Währung 1 Rubel = 100 Kopeken
Zeitzone MEZ +1 bis +11
Bevölkerungswachstum (2004) -0,27 %
Lebenserwartung (2004) 67 Jahre
Analphabetenrate 0,5 % m, 1,0 % w
Armutsrate 2002 20 %
Flughäfen 12
Kfz-Kennzeichen RUS
Internet-TLD .ru
Vorwahl +7
Lage Russlands in Europa und Asien; europäischer und asiatischer Teil sind in unterschiedlichen Farbtönen dargestellt

Russland (russisch Россия), bzw. Russische Föderation (russisch Российская Федерация, Aussprache/?) - beide Bezeichnungen sind gleichwertig - ist eine nominelle Föderation in Osteuropa und Nordasien und der flächenmäßig größte Staat der Erde.

Der alte ostslawische Name für das Gebiet des von Slawen bewohnten Teils des europäischen Russlands, Weißrusslands und der Ukraine war Rus (siehe Kiewer Rus), der davon abgeleitete mittelalterliche lateinische Name war Ruthenia, in latinisierter slawischer Version Russia (ab dem frühen 18. Jahrhundert Rossija).

Wörtlich übersetzt bedeutet Rossijskaja Federazija ‚Russländische Föderation‘ (von Rossija ‚Russland‘). Man hat bewusst nicht Russkaja Federazija (‚Russische Föderation‘) als Staatsbezeichnung gewählt, um auch die nicht-russischen Ethnien einzubeziehen. Ist von dem russischen Volk oder der russischsprachigen Kultur die Rede, spricht man daher im Russischen von russkij (‚russisch‘). Ist dagegen von den Staat Russland betreffenden Sachverhalten die Rede, verwendet man das Adjektiv rossijskij (‚russländisch‘).

Geografie

Nachbarländer und Meere

Im Folgenden sind die angrenzenden Länder und Meere entgegen dem Uhrzeigersinn aufgeführt. Die Grenzlänge ist hinter den jeweiligen Staaten in Klammern angegeben.

Das russische Kernland grenzt im europäischen Teil an die skandinavischen Staaten Norwegen (196 km) und Finnland (1340 km), gefolgt von einem kurzen Küstenstreifen zur Ostsee. Danach teilt sich Russland eine Grenze mit den baltischen Ländern Estland (294 km) und Lettland (217 km), weiter südlich gefolgt von Weißrussland (959 km) und der Ukraine (1576 km).

Das Schwarze Meer trennt die europäischen Grenzen Russlands von denen zu Kleinasien. Dort grenzen Georgien (723 km) und Aserbaidschan (284 km) an. Es folgt ein Küstenstreifen am Kaspischen Meer und eine lange gemeinsame Grenze mit der zentralasiatischen Republik Kasachstan (6846 km).

In Ostasien grenzt Russland in einem ersten kurzen Abschnitt an die Volksrepublik China (etwa 40 km), dann an die Mongolei (3485 km). Dann trifft das russische Hoheitsgebiet ein zweites Mal mit der VR China zusammen (3605 km). Mit Nordkorea (19 km) besteht die letzte Landverbindung zu einem anderen Staat. Danach folgen die Küstenlinien zum Japanischen und dem Ochotskischen Meer, zum Pazifischen Ozean, und schließlich zur Beringsee. Über die nur etwa 50 km schmale Beringstraße ist Russland im äußersten Osten von seiner ehemaligen Kolonie Alaska (die heute zu den USA gehört) getrennt.

Der gesamte nördliche Teil des Landes grenzt an den Arktischen Ozean. Dort befinden sich auch einige große und viele kleine Inseln, die ebenfalls zum russischen Staatsgebiet gehören. Die Gesamtlänge der Landesgrenzen beträgt 20.017 km, die Küstenlinie umfasst 37.653 km. Neben dem Kernland besitzt Russland noch zwei Exklaven.

Exklaven

Das Suworow-Denkmal gehört zum russischen Staatsgebiet

Die größte russische Exklave ist der nördliche Teil des ehemaligen Ostpreußen, die heutige Oblast Kaliningrad (dt.: Königsberg). Die Exklave grenzt an Litauen (227 km) und Polen (206 km) und ist wie das Mutterland Ostsee-Anrainer. Sie beherbergt die gleichnamige Stadt Kaliningrad.

Die zweite Exklave befindet sich in der Schweiz: das 1899 von Russland mit schweizer Genehmigung errichtete Suworow-Denkmal in der innerschweizerischen Schöllenenschlucht zählt zum russischen Hoheitsgebiet. Vermutlich wurde das nur 563 m² große Territorium an Russland übergeben, damit die Neutralitätsgesetze der Schweiz nicht verletzt werden.

Strittige Gebiete

Südlich der russischen Halbinsel Kamtschatka liegt die Inselgruppe der Kurilen. Die Kette von etwa 30 Inseln erstreckt sich bis 4km vor die Küste Japans. Die Inseln standen seit 1875 unter japanischer Hoheit, als das sowjetische Russland sie 1945 im Zweiten Weltkrieg eroberte. Die südlichen Kurilen werden bis heute von Japan beansprucht. Seit 2004 laufen wieder Verhandlungen zwischen den beiden Staaten, die den Gebietsstreit beenden sollen. siehe auch: Kurilenkonflikt

In der russischen Teilrepublik Tschetschenien versuchen islamische Unabhängigkeitsbewegungen, einen souveränen Staat zu errichten. De facto herrscht in der kaukasischen Republik seit 1994 permanenter Kriegszustand, wobei beide Seiten die Auseinandersetzung mit äußerster Härte austragen. Im Zusammenhang mit dem Konflikt stehen unter anderem die Geiselnahme in einem Theater in Moskau 2002 sowie die Geiselnahme von Beslan, bei der 2004 insgesamt 368 Menschen ums Leben kamen. Der Tschetschenienkonflikt stellt die gegenwärtig schwerste Krise Russlands dar und seine Lösung ist wahrscheinlich die größte Herausforderung der russischen Regierung.

An dem Fluß Amur, der die Grenze Russlands zur VR China bildet, kam es v.a. während der Sowjetzeit zu diversen Auseinandersetzungen, die auch zu Grenzgefechten führten. Auch in der heutigen Zeit gibt es vereinzelt Gefechte zwischen russischen und chinesischen Grenzsoldaten. Da aber keine Seite offiziell Anspruch auf Gebiete jenseits des Flusses erhebt, werden diese Streitigkeiten nicht als ein schwerwiegender Konflikt betrachtet.

Großlandschaften

Topografie von Russland

Hauptartikel: Russische Großlandschaften

Russland gliedert sich geografisch betrachtet hauptsächlich in die folgenden Großlandschaften (etwa in West-Ost-Richtung):

Flüsse und Ströme

Die Newa bei Sankt Petersburg

Die wichtigsten Flüsse und Ströme sind (alphabetisch sortiert); die bedeutsamsten Flüsse sind kursiv gedruckt):

Amur, Angara, Bureja, Chor, Dnjepr, Don, Düna, Indigirka, Irtysch, Jenissei, Kama, Kolyma, Kuban, Lena, Memel, Moskwa, Newa, Ob, Oka, Petschora, Pregel, Seja, Selenga, Tobol, Tschulym, Steinige und Untere Tunguska, Ural, Ussuri, Wjatka, Wolchow, Wolga.

Gebirge und Berge

Die bedeutendsten Gebirge in Russland sind (alphabetisch sortiert):

Altai, Baikalgebirge, Chibinen, Kaukasus, Kolymagebirge, Putoranagebirge, Sajangebirge, Stanowojgebirge, Stanowojhochland, Tannu-ola-Gebirge, Tscherskigebirge, Ural, Werchojansker Gebirge.

Der höchste Berg in Russland ist der Elbrus (5.642 m) im Kaukasus.

Städte

Die größten Städte Russlands sind Moskau (10,10 Mio.), Sankt Petersburg (4,66 Mio), Nowosibirsk (1,42 Mio), Nischni Nowgorod (1,35 Mio), Jekaterinburg (1,26 Mio), Samara (1,16 Mio), Omsk (1,15 Mio) und Wolgograd (1,02 Mio).

Siehe auch: Liste der Städte in Russland

Klima

Große Teile des Landes sind vom Kontinentalklima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern geprägt. Die vier Klimastationen Moskau, Jekaterinburg, Nowosibirsk und Bomnak liegen alle etwa auf 55° nördlicher Breite von West nach Ost. An ihnen lässt sich die zunehmende Kontinentalität mit immer ausgeprägteren Differenzen zwischen dem wärmsten und kältesten Monat des Jahres gut erkennen. Im Nordosten Sibiriens - beim Ort Oimjakon - liegt der Kältepol der Nordhalbkugel.

Die Klima- und Vegetationszonen verlaufen in Russland weitgehend breitenkreisparallel, so dass stark schematisiert folgende Nord-Süd-Abfolge entsteht:

Klimazone
Klima
Vegetationszone Verbreitung
Polare Zone
Eisklimate
Kältewüste Inseln im Nordpolarmeer, nördlicher Teil der Taimyr-Halbinsel
Tundrenklimate Kältesteppe (Tundra) 200-800 km breite Zone nördlich des Polarkreises, im Mittelsibirischen Bergland nördlich 70° nördlicher Breite
Gemäßigte Zone
Kaltgemäßigte Klimate
borealer Nadelwald, in Sibirien "Taiga" 1000-2000 km breite Zone nördlich der Linie Sankt Petersburg - Ufa - Irkutsk - Sachalin
Kühlgemäßigte Klimate sommergrüner Laub- und Mischwald im europäischen Russland das Dreieck St. Petersburg - Odessa - Ufa, in Westsibirien der Streifen Tscheljabinsk - Krasnojarsk; Amur-Gebiet
Trockenklimate der mittleren Breiten winterkalte Steppe
winterkalte Halbwüste
am Unterlauf von Don und Wolga, Nordkaukasus
Kaspische Senke
Subtropische Zone
Mittelmeerklima
Hartlaubwald Schwarzmeerküste zwischen Noworossisk und Krim

Bevölkerung

Auferstehungskirche in Sankt Petersburg

Russland ist ein Vielvölkerstaat. So leben neben den Russen, die mit 75,3 % die Mehrheit der Bevölkerung stellen, noch fast 100 andere Völker auf dem Gebiet des Landes. Größere Minderheiten sind die Tataren (10 %), die Ukrainer (3 %), die Tschuwaschen (1,2 %), die Baschkiren (0,9 %) und andere. Zu den kleineren Minderheiten zählen beispielsweise die Mescheten. Sie sprechen meistens Sprachen aus dem Kreis der finno-ugrischen Sprachen, Turksprachen oder mongolische Sprachen.

Siehe: Indigene Völker des russischen Nordens, Sibiriens und des russischen Fernen Ostens

Für viele nicht-russische Völker wurden Republiken mit weitgehender Autonomie errichtet. In den letzten Jahren erlebt Russland einen deutlichen Bevölkerungsrückgang von etwa 750.000 Einwohnern pro Jahr. Dennoch ist Russland das zweitwichtigste Einwanderungsland der Welt. Herkunftsländer sind hierbei vor allem die ärmeren, südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens und des Kaukasus, aber in zunehmender Zahl auch Afrika und Südostasien. Die Mehrheit der Einwanderer stellen bisher jedoch die Russen, die während der Sowjetzeit in anderen Teilrepubliken angesiedelt wurden und nun mit ihren Familien nach Russland zurückkehren.

Russisch ist die einzige überall geltende Amtssprache, parallel dazu wird in den einzelnen autonomen Republiken oftmals die jeweilige Volkssprache als zweite Amtssprache verwendet. Das kyrillische Alphabet ist die einzige offizielle Schrift und es besteht die Richtlinie, dass alle jeweiligen Sprachen in Kyrillisch zu schreiben sind. Gegen diese Regelung erhob sich in den vergangenen Jahren mehrmals Widerstand, z. B. von Seiten der Tataren. Die russisch-orthodoxe Kirche bildet die vorherrschende christliche Gruppe in der Föderation der über 60 % der Bevölkerung angehört. Allerdings ist die Zahl der Konfessionslosen mit über 25 % sehr hoch; zu anderen Religionen zählen der Islam (knapp 8 %) und in kleinerem Maße verschiedene protestantische Richtungen (darunter die ELKRAS), die katholische Kirche, der Buddhismus und das Judentum.

73 % der Russen leben in Städten.

Geschichte

Die ungefähre Ausdehnung der Kiewer Rus ca. 1000 n. Chr.
Großfürstentum Moskau
Europäischer Teil Russlands (1888)
Datei:Geschichte des rußischen reiches.jpg
Entwicklung und Ausdehnung des russischen Reichs

Hauptartikel: Geschichte Russlands

Die früheste Geschichte des eigentlichen, europäischen Russlands (für die Geschichte des asiatischen Teils, siehe Geschichte Sibiriens) ist im Norden geprägt von finno-ugrischen Völkern und Balten, und im Süden von den indogermanischen Steppenvölkern des Kurganvolks, der Kimmerier, Skythen, Sarmaten und Alanen; später kamen hier noch Griechen, Goten, Hunnen und Awaren hinzu. In der Mitte, zwischen Dnjepr und Bug, fand die Ethnogenese der slawischen Völker statt, die sich ab dem 6. Jahrhundert auch nach Norden und Osten auszudehnen begannen.

Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse, gründeten Städte und Siedlungen und vermischten sich mit der slawischen Vorbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der "Kiewer Rus" mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im südlichen Steppengebiet und an der Wolga waren hingegen Reiche der aus Asien eingeströmten Turkvölker der Chasaren und Wolgabulgaren entstanden, mit denen die Rus Handel trieben, aber auch mehrfach Kriege führten. Intensive Kontakte mit dem Byzantinischen Reich führten schließlich 988 zur orthodoxen Christianisierung der Kiewer Rus.

Aufgrund des ungünstigen Senioratsprinzips bei der Regelung der Erbfolge begann die Kiewer Rus im 12. Jahrhundert zu zerfallen, was es den ab 1223 einfallenden Mongolen erleichterte, die zerstrittenen russischen Fürstentümer zu unterwerfen. Die Goldene Horde beherrschte nun für zwei Jahrhunderte einen großen Teil der Rus, ein anderer Teil wurde dem Großfürstentum Litauen eingegliedert. Das Großfürstentum Moskau konnte sich schließlich von der mongolischen Fremdherrschaft befreien, und Großfürst Iwan IV. ließ sich 1547 zum ersten "Zar der ganzen Rus" krönen. Unter seiner Herrschaft begann auch die Eroberung Sibiriens, die russische Kosaken erstmals im 17. Jahrhundert bis an den Pazifik brachte.

Öffnung Russlands unter Peter dem Großen

An der Wende zum 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter der Große das teilweise in mittelalterlichen Strukturen erstarrte russische Reich westeuropäischen Einflüssen und förderte Wissenschaft und Kultur. 1703 gründet er die Stadt Sankt Petersburg, die das Symbol für den russischen Fortschritt werden sollte. Mit dem Sieg gegen Schweden im über 20 Jahre währenden Großen Nordischen Krieg und der damit erlangten Vormachtstellung im Ostseeraum, machte er Russland zu einer gesamteuropäischen Großmacht.

Zarin Katharina die Große ging Peters Weg weiter und betrieb konsequent Expansionspolitik, im Laufe derer sie die Schwarzmeerküste vom Osmanischen Reich eroberte (Neurussland) und sich an den Teilungen Polens beteiligte. 1812 fielen Napoleons Truppen in Russland ein und eroberten Moskau, wurden schließlich jedoch vernichtend geschlagen. Bald darauf zog Zar Alexander I. als "Retter Europas" in Paris ein. Russland war nun die führende Macht in Europa und erlebte ein goldenes Zeitalter.

Ab 1825 gab es im unzufriedenen Volk und bei der Intelligenzija immer wieder Unruhen und Attentate (siehe Dekabristen), und in den 1860er Jahren kam es zur Aufhebung der Leibeigenschaft. Trotz erheblicher Industrieproduktion (Stahl, Kohle, Öl, Militärbedarf) geriet Russland immer mehr ins Hintertreffen gegenüber den westeuropäischen Großmächten. Der Grund hierfür war die Ineffizienz des staatlich kontrollierten Aufbaus der Industrie, der nur in den städtische Ballungszentren vorangetrieben wurde. Während in den großen Städten wie Moskau und St. Petersburg aufgrund der Landflucht ein Industrieproletariat entstand, verharrte das übrige Land in Armut und der Rechts- und Sozialordnung der Feudalgesellschaft. Die Industrialisierung drang nicht in die ländlichen Provinzen des Riesenreichs vor, sondern beschränkte sich hauptsächlich auf Moskau und Sankt Petersburg. Mangelnde Infrastruktur, die Armut der Arbeiter und Bauern und die fehlende Demokratisierung bereiteten große Probleme, wie das Zarenreich erstmals im Krimkrieg und schließlich 1905 bei der Niederlage gegen Japan schmerzlichst erfahren musste. Allerdings war Zar Nikolaus II. nicht bereit, grundlegende Reformen einzuleiten. So ließ er ein weitgehend funktionsloses Parlament, die Duma, das er notgedrungen genehmigt hatte, nur kurze Zeit später wieder auflösen.

Der Russische Bürgerkrieg

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, erfasste das Land neuerlich eine patriotische Welle. Die anfänglichen Erfolge, vor allem gegen Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich, wurden jedoch bald abgelöst von einem zermürbenden Stellungskrieg, bis schließlich 1917 die Moral der russischen Soldaten nachgab und die Front zusammenbrach. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die desolate Versorgungslage waren die Ursachen, und der Zar wurde zum Abdanken gezwungen. Eine bürgerliche Regierung unter Alexander Kerenski kam an die Macht. Seiner Herrschaft machte kurz darauf die von Lenin und den Bolschewiki initiierte Oktoberrevolution ein Ende. Aus dem darauf folgenden Bürgerkrieg zwischen "roten" kommunistischen und "weißen" monarchisten Kräften, der Millionen Menschen das Leben kostete, gingen die Kommunisten als Sieger hervor. Im Laufe des polnisch-russischen Kriegs und des Bürgerkriegs verlor Russland 1920 Teile Weißrusslands und der Ukraine ("Ostpolen") an Polen. 1921 wurde dann die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) ausgerufen, die den wichtigsten Teil der späteren Sowjetunion darstellte.

Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken

Am 30. Dezember 1922 wurde der Zusammenschluss aller Sowjetischen Sozialistischen Republiken zur UdSSR beschlossen und eine staatlich kontrollierte Wirtschaftspolitik ausgerufen. Die Sowjets wurden als Eigentümer von Boden und Produktionsmitteln erklärt. Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, in dem sich Josef Stalin gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror gegen seine Widersacher von "rechts" (u. a. Bucharin) und "links" (Leo Trotzki, später Sinowjew und Kamenew) sowie jeden, der im Verdacht stand, mit ihnen zu sympathisieren. Seit 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahresplänen unterworfen, die Industrialisierung und Infrastruktur, speziell im asiatischen Teil des Landes, vorangetrieben und die Landwirtschaft kollektiviert.

Der Zweite Weltkrieg

Im August 1939 unterschrieb Stalin einen geheimen Nichtangriffspakt mit Hitler und sicherte sich die Eingliederung der ostpolnischen Gebiete, des Baltikums und Bessarabiens. Nach dem Überfall Deutschlands auf Russland am 22. Juni 1941 trat Russland an der Seite der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg (in Russland Großer Vaterländischer Krieg genannt) ein. In den ersten Kriegsmonaten verlor die Rote Armee drei Millionen Soldaten, große Teile der westlichen Landesteile wurden verwüstet, später bei der Belagerung Leningrads verhungerten über eine Million Zivilisten. Bei Moskau (Winter 1941), Stalingrad (Winter 1942/43) und Kursk (Sommer 1943) fügte die Rote Armee den deutschen Truppen schwere Niederlagen zu und eroberte schließlich im Mai 1945 Berlin. Gegen Ende des Krieges eroberten und besetzten sowjetische Truppen schließlich japanisches Gebiet im Fernen Osten (Mandschurei, Karafuto, Korea und die Kurilen). 1945 bekam die RSFSR nach dem Potsdamer Abkommen das nördliche Ostpreußen, die heutige Oblast Kaliningrad, daneben gewann sie das südliche Sachalin und die Kurilen von Japan.

Der Kalte Krieg

Nach Ende des Krieges, aus dem die UdSSR als Siegermacht hervorging, traten die Spannungen zwischen Stalin und den Alliierten zunehmend hervor. Im Laufe der Friedensverhandlungen sicherte sich die UdSSR großen Einfluss auf die angrenzenden Länder Polen, Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien sowie auf Bulgarien und die DDR, zeitweise auch auf Albanien. In diesen Ländern blieben Hunderttausende sowjetische Soldaten stationiert. Der Kalte Krieg dominierte bis 1989 die Weltpolitik.

1954 schenkte Nikita Chruschtschow die bis dahin russische Halbinsel Krim der Ukraine.

Zerfall der Sowjetunion

Russland hat im Jahr 1991 als größte ehemalige Sowjetrepublik das Erbe der Sowjetunion angetreten. Siehe hierzu auch Auflösung der UdSSR.

1996 zählte Russland zu den Gründungsmitgliedern der Shanghai Five, der heutigen Shanghai Cooperation Organization (SCO).

Das moderne Russland

Unter Boris Jelzin wurde in Russland die Wirtschaft privatisiert und demokratische Reformen durchgeführt. Beide verfehlten jedoch ihr Ziel und führten zum Zusammenbruch der Wirtschaft, hohen Inflation und politischen Destabilisierung. Nach dem Amtsantritt Wladimir Putins 2000 stabilisierte sich die politische und wirtschaftliche Lage. Ein international beachteter Konfliktherd bleibt jedoch die Situation in der abtrünnigen Republik Tschetschenien, in welchem Kreise um den Feldkommandeur Schamil Bassajew und Aslan Maschadow (8. März 2005 von den russischen Kräften getötet) eine Abspaltung Tschetscheniens unter islamistischen Vorzeichen anstreben. Die gegen die Terroristen vorgehenden russischen Militärs halten häufig die Menschenrechte der Zivilbevölkerung nicht ein. Aufgrund der Geiselnahme in einer Schule im nordossetischen Beslan, die nach den Präsidentschaftswahlen in Tschetschenien von tschetschenischen Terroristen verübt wurde und wo hunderte Schüler ums Leben kamen, wurden von Präsident Putin Maßnahmen zur Stärkung der Terrorabwehr eingeleitet, die demokratische Mechanismen erheblich einschränken. Es bleibt abzuwarten, wie sich die russische Demokratie entwickeln wird.

Politik

Umbruch nach der Auflösung der Sowjetunion

Russland war die mit Abstand größte Teilrepublik der Sowjetunion. Seit Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 ist es ein unabhängiger Staat. Mit Zustimmung der übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken wurde Russland, das in der Sowjetunion eine dominierende Stellung eingenommen hatte, Rechtsnachfolger der Sowjetunion. Die heute aktuelle Verfassung der Russischen Föderation wurde 1993 angenommen.

Die russische Führung stand nach der Auflösung der Sowjetunion zum Einen vor der Aufgabe, das Verhältnis Russlands gegenüber den übrigen früheren Sowjetrepubliken neu zu gestalten. Im Ergebnis ist Russland jetzt im Vergleich zum engen Verbund in der Sowjetunion nur noch locker mit einigen früheren Sowjetrepubliken verbunden. Die bekannteste gemeinsame Organisation ist die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS). Mit Weißrussland hat sich Russland in der Russisch-Weißrussischen Union zusammengeschlossen. Mit Weißrussland, Armenien, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan bildet es außerdem ein militärisches Verteidigungsbündnis, den so genannten Rat für kollektive Sicherheit. Ein neues Bündnis in Asien deutet sich mit der Shanghai Cooperation Organization an, zu dem auch China gehört. Russland hat bereits im August 2005 ein Manöver mit den chinesischen Streitkräften durchgeführt.

Im Inneren stand und steht die russische Regierung vor der Herausforderung, die Grundlagen der politischen und wirtschaftlichen Ordnung Russlands neu zu bestimmen. Russland war vor der Auflösung des Sowjetunion ein von der Kommunistischen Partei beherrschter Staat mit einer zentral verwalteten Planwirtschaft ohne Privateigentum an Produktionsmitteln. Die Wahl von Boris Jelzin zum Staatspräsidenten bedeutete das Ende der Herrschaft der kommunistischen Partei in Russland. Privateigentum an Unternehmen wurde zugelassen, die zentrale Planung der Wirtschaft aufgegeben.

Dieser Umbruch brachte für die Bürger Russlands zweifellos mehr persönliche politische Freiheit. Die Entwicklung des politischen Systems unter Jelzin wurde von vielen jedoch eher als Auflösung einer gesicherten und berechenbaren staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung empfunden. Die politische Entscheidungsfindung im Geflecht des Familien-Clans Jelzins und seiner Hintermänner aus dem Kreis der Oligarchen, die durch die Privatisierungspraktiken der Regierung Jelzin innerhalb weniger Jahren zu immensen Vermögen gekommen waren, blieb intransparent, der Einfluss des Parlaments eng begrenzt.

Siehe auch: Duma

„Gelenkte Demokratie“ Putins

Hauptartikel: Innenpolitik Russlands unter Präsident Putin

Datei:Wladimir Putin.jpg
Wladimir Wladimirowitsch Putin

Wladimir Putin, den Jelzin selbst als seinen Nachfolger nominiert hatte, gewann die Präsidentschaftswahlen im März 2000 mit 52,9 Prozent der Stimmen.

Staatspräsident Putin ist es seither gelungen, für mehr politische und wirtschaftliche Stabilität zu sorgen, allerdings nach Einschätzung vieler Beobachter auf Kosten der Meinungs- und Pressefreiheit und einer sehr weitreichenden Konzentration der Macht in seinem Amt. Offenbar verfolgt er – zumindest vorerst - nicht das Ziel, Russland zu einer pluralistischen Demokratie mit starken politischen Parteien, unabhängigen Verbänden, freien Medien und einer in allen Bereichen marktwirtschaftlich geordneten Wirtschaft zu entwickeln. Sein Leitbild scheint vielmehr ein politisches System zu sein, das der russische Publizist Sergej Markow als "gelenkte Demokratie" bezeichnete. Von einigen Politologen wird Russlands politisches System auch als defekte Demokratie bezeichnet.

Der russische Staatspräsident besitzt schon aufgrund der Verfassung weitreichende Befugnisse. Putin hat diese Machtposition ausgebaut indem er:

  • die verbliebenen Vertreter der Jelzin-Familie allmählich entmachtete,
  • die Macht der Gouverneure der Regionen drastisch beschränkte,
  • die Pressefreiheit einschränkte,
  • den Einfluss der "Oligarchen" auf Medien und Politik beschnitt,
  • bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen deutliche Mehrheiten gewann.

Bereits seit Januar 2002 werden die Mitglieder des Oberhauses des russischen Parlaments, des sogenannten Föderationsrats, nicht mehr durch die Gouverneure und die regionalen Parlamentspräsidenten gestellt, sondern nur noch durch vom jeweiligen Gouverneur oder Regionalparlament entsandte Vertreter. Die seit 1996 praktizierte direkte Wahl der Gouverneure in den Regionen der russischen Republik schaffte Putin Ende 2004 wieder ab. Seither schlägt der Staatspräsident den Kandidaten für ein Gouverneursamt vor.

Zur Festigung seiner Machtposition verstärkte Putin die staatlichen Eingriffe in die Arbeit von Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen. In westlichen Medien und von internationalen Bürgerrechtsorganisationen werden immer wieder Einschränkungen der Pressefreiheit in Russland kritisiert. Verwiesen wird zum Beispiel auf mehrjährige Gefängnisstrafen von Kritikern wie Grigori Pasko und Igor Sutjagin. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtet in seinen Länder-Informationen zu Russland zu den Einschränkungen der Pressefreiheit: Am deutlichsten ist die staatliche Einflussnahme im Bereich des Fernsehens. Alle drei landesweit sendenden TV-Stationen sind entweder direkt in staatlichem Besitz oder unter staatlicher Kontrolle. Im Radiobereich ist die Situation ähnlich. Im Bereich der gedruckten Medien herrscht nach wie vor eine recht große Meinungsvielfalt. In vielen Redaktionen hat sich aber ein feines Gespür dafür durchgesetzt, was erlaubt ist und was nicht. Siehe auch: Medien in Russland

Gegenüber den „Oligarchen“ verfolgt Putin eine Doppelstrategie: Während er gegen politisch ambitionierte Oligarchen wie Boris Beresowski und Wladimir Gusinski, die über Massenmedien Einfluss ausübten, scharf vorging, bezieht er die Mehrheit der „kremltreuen“ Unternehmer in einen fortgesetzten Dialog ein. Das Strafverfahren gegen Michail Chodorkowski, der an der Spitze des Mineralölkonzerns Jukos stand, zeigte erneut, dass Putin eine politische Rolle der Oligarchen nicht duldet. Chodorkowski hatte eine Reihe von Parteien und Abgeordneten großzügig unterstützt. Die Presse sagte ihm nach, er habe Ambitionen für eine Präsidentschaftskandidatur. Außerdem verhandelte er über einen Verkauf eines Kontrollpakets von 25 Prozent plus einer Aktie des Jukos-Kapitals an Exxon-Mobil oder Chevron. Ende Mai 2005 wurde Chodorkowski zu 9 Jahren Haft, insbesondere wegen Steuerhinterziehung, verurteilt.

Bei den Wählern fand die Politik Putins viel Zustimmung. Bei den Wahlen zum russischen Unterhaus, der Duma, im Dezember 2003 erreichte die dem Präsidenten nahestehende Partei "Einiges Russland" mit 307 von 450 Sitzen eine Zweidrittelmehrheit. Von den Wahlbeobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden die Wahlen allerdings als "zwar frei, aber nicht fair" kritisiert. Bei den Präsidentenwahlen am 14. März 2004 wurde Putin mit 71,3 Prozent im ersten Wahlgang wiedergewählt. Dieses Ergebnis kann zwar als deutliches Vertrauensvotum der Bevölkerung für seine Politik gelten. Von internationalen Wahlbeobachtern wurde allerdings mangelnde Chancengleichheit unter den Kandidaten kritisiert.

Ungelöster Tschetschenien-Konflikt

Ein ungelöstes Problem für Putin bleibt der Konflikt mit der Unabhängigkeitsbewegung in der zur Russischen Föderation gehörenden Republik Tschetschenien. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtete dazu im Februar 2005 in seinen Länder-Informationen zu Russland: "Es wird weiterhin über Menschenrechtsverletzungen durch die russischen und lokalen Sicherheitskräfte, aber auch von Verbrechen und Vergehen der tschetschenischen Rebellen berichtet. Es kam nicht nur innerhalb Tschetscheniens, sondern auch in anderen Gebieten der Russischen Föderation zu Selbstmordanschlägen, bewaffneten Zusammenstößen zwischen Rebellen und Sicherheitskräften und Terrorakten." Tragischer Höhepunkt war die Geiselnahme in einer Schule von Beslan, bei der Anfang September 2004 330 Menschen getötet wurden.

Der tschetschenische Präsident Achmad Kadyrow wurde am 9. Mai 2004 ermordet. Sein Nachfolger wurde der vormalige Innenminister Alu Alchanow, der bei den Präsidentschaftswahlen vom 29. August 2004 nach offiziellen Angaben 74 % der Stimmen erhielt. Die EU und andere internationale Organisationen äußerten allerdings große Sorge hinsichtlich der Bedingungen, unter denen die Wahlen stattfanden. Kritisiert wurde insbesondere der Mangel an echtem Pluralismus bei den Kandidaturen für das Präsidentenamt und das Fehlen unabhängiger Medien.

Militär

Hauptartikel: Russische Streitkräfte

Russland besitzt noch immer den zu Zeiten der Sowjetunion 1949 erlangten Status als Atommacht und verfügt heute nach den USA über die zweitgröte Zahl an Atomsprengköpfen.

In Russland gilt eine allgemeine Wehrpflicht von 18 bis 24 Monaten für wehrfähige Männer ab 18 Jahren. Da die wehrpflichtigen Soldaten auch in Krisengebieten wie Tschetschenien eingesetzt werden können, wird in der Bevölkerung (besonders von Seiten der Mütter) immer wieder Kritik an der Wehrpflicht laut.

Die Stärke der Streitkräfte betrug 2001 1.183.000 Mann, davon 321.000 Landstreitkräfte, 171.500 Marine, 184.600 Luftstreitkräfte, 149.600 Atomstreitkräfte. 40.000 dienen in Staaten der GUS als Friedenstruppen und 316.900 werden als "sonstige Militärs" geführt. Dazu kommen noch diverse paramilitärische Einheiten, wie 410.000 Soldaten des Innenministeriums, des Grenzschutzes oder Notstandstruppen. Allein bei den Eisenbahntruppen dienen 48.000 Mann.

Russland gibt heute ca. 15,4 % seines BSP für das Militär aus. Jedoch liegen die Militärausgaben in absoluten Zahlen weit unter denen der USA.

Verwaltung

Die höchste Ebene der Verwaltung sind sieben Föderationskreise. Diese teilen sich wiederum auf in 89 Subjekte der Verwaltung mit unterschiedlicher Autonomie: 21 autonome Republiken, 6 Regionen (Krajs), 49 Oblaste, 2 Städte mit Subjektstatus, 1 autonomer Oblast und 10 autonome Kreise.

Details siehe Verwaltungsgliederung Russlands

Infrastruktur

Datei:Transsib gr.png
Transsibirische Eisenbahn

Der mit Abstand wichtigste Verkehrsträger in Russland ist die Eisenbahn, die wichtigste Verkehrsachse ist die Transsibirische Eisenbahn (rote Linie in der Grafik) von Moskau nach Wladiwostok. Parallel dazu wurde Ende des 20. Jahrhunderts zur Erschließung des fernen Ostens Sibiriens die sogenannte Baikal-Amur-Magistrale (BAM, grüne Linie in der Graphik) vom Baikalsee zum Fluss Amur gebaut. Durch diese beiden und die abzweigenden Strecken wird das Land in west-östlicher Richtung erschlossen.

Der Straßenverkehr hat vor allem im europäischen Teil Russlands Bedeutung für den Regionalverkehr innerhalb der Föderationssubjekte, der Luftverkehr ist in den nördlichen Gebieten wichtig, in denen verkehrsfeindliches Klima und ebensolche Gegebenheiten herrschen. Erst seit kurzem (2003) existiert eine durchgehende Straßenverbindung von der Ostsee zum Pazifik.

Wichtige Wasserstraßen sind die Wolga, die Kama, die Nischni Nowgoroder Oka, die Wjatka, der Don und die Kanäle, die diese Flüsse miteinander verbinden. Für den Verkehr zwischen dem russischen Kernland und der Exklave Kaliningrad ist der Fährverkehr sowie die Korridor-Eisenbahnverbindung durch Litauen und Weißrussland von Bedeutung.

In Russland und der Sowjetunion kam der Luftfahrt schon immer eine große Bedeutung zu. Viele Teile Sibiriens sind nur mit dem Flugzeug oder Hubschrauber zu erreichen. Mehrere internationale Fluggesellschaften fliegen außer Moskau auch andere russische Städte an, innerrussische Verbindungen werden häufig von der Aeroflot angeboten. Es gibt heute aber auch andere russische Fluggesellschaften, so zum Beispiel Pulkowo oder KMV.

Siehe auch: Kfz-Kennzeichen (Russland), Wikipedia:WikiProjekt Russische Luftfahrt

Wirtschaft

Der Wert des russischen Bruttoinlandsprodukts von 16.752 Mrd. Rubel entsprach 2004 - umgerechnet mit amtlichen Wechselkursen - 468 Mrd. Euro oder 582 Mrd. US-Dollar. Bei Berücksichtigung der Kaufkraftparität beträgt der Wert des russischen Bruttoinlandproduktes 1408 Milliarden Dollar. Laut Cia Factbook ist die russische Volkswirtschaft damit die zwölftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Nach Angaben der russischen Statistikbehörde Rosstat steuerte der Handels- und Dienstleistungssektor knapp 60 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Auf die Industrie entfielen rund 30 %, auf die Bauwirtschaft und die Landwirtschaft jeweils rund 6 %. Nach Einschätzung der Weltbank dürfte die amtliche Statistik den Anteil der rohstofffördernden Industrien (2004: 7,7 %) jedoch zu niedrig und den Anteil des Handels (2004: 21,3 %) zu hoch ausweisen, da die russischen Rohstoffkonzerne durch Anwendung interner Verrechnungspreise Wertschöpfung aus dem Rohstoffbereich auf den Handelsbereich verlagern – insbesondere um Steuern zu sparen. Die Weltbank schätzt, dass tatsächlich rund ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Produktion vom Rohstoffsektor gestellt wird.

Energie und Rohstoffe haben deswegen für die russische Wirtschaft herausragende Bedeutung, insbesondere Erdöl und Erdgas. Russland verfügt aber auch über bedeutende Vorkommen an Metallen (Nickel, Platin, Gold unter anderem) sowie Kohle, Uran, Kobalt und Diamanten.

Mit der kräftigen Erholung der Erdölförderung und der Zunahme der Ölexporte bei steigenden Ölpreisen ist die Bedeutung der Energiewirtschaft seit Ende der 1990er Jahre weiter gewachsen. Der Export von Energieträgern und Elektrizität erreichte nach Angaben der russischen Zollbehörde 2004 am Gesamtvolumen der russischen Ausfuhren über die Grenzen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), hinaus erneut einen Anteil von rund 58 %.

2004 nahm die Produktion von Brennstoffen um insgesamt 7,1 % zu (Erdöl und Gaskondensat: +8,9 % auf 459 Mio. t; Erdgas: +1,9 % auf 632 Mrd. m³; Kohle: +1,3 %). Die Stromproduktion wächst seit 1999 ebenfalls wieder. Mit Öl-, Erdgas- oder Kohle betriebene Wärmekraftwerke stellten 2003 rund 63 % der gesamten Stromproduktion von rund 851 Mrd. Kilowattstunden. Auf Wasserkraftwerke entfielen 21 %, auf Kernkraftwerke 16 %. Die russische Regierung plant, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung bis 2020 auf etwa ein Drittel zu verdoppeln, um noch mehr Erdöl und Erdgas exportieren zu können. Schon heute ist Russland weltweit zweitgrößter Exporteur von Rohöl und weltweit größter Exporteur von Erdgas. (siehe auch Liste: Russische Oligarchen)

Hauptartikel: Energiewirtschaft Russlands

Die verarbeitende Industrie (Maschinenindustrie, Autoindustrie) fiel nach dem Zerfall der Sowjetunion in eine tiefe Krise. Die Produktion ging stark zurück. Seit einigen Jahren geht es aber auch in der verarbeitenden Industrie wieder bergauf. Vor allem auf Märkten in der GUS konnten Marktanteile zurückgewonnen und neue Märkte in Asien gefunden werden, weil sich einige russische Erzeugnisse als einfacher und preiswerter als westliche Konkurrenzprodukte profilieren konnten.

Wichtigster Handelspartner Russlands ist Deutschland, das vor allem industrielle Fertigerzeugnisse nach Russland liefert, während Russland größter Rohöllieferant für Deutschland ist und rund ein Drittel des deutschen Erdgasaufkommens stellt.

Russlands Anteil am weltweiten Warenhandel ist trotz seiner bedeutenden Stellung als Rohstofflieferant jedoch vergleichsweise gering. Er beträgt nur etwa 2 %, knapp ein Drittel des Anteils Deutschlands.

Erfolge seit der Finanzkrise 1998

Die russische Wirtschaft hat sich vom Produktionseinbruch im Zuge der Finanzkrise des Jahres 1998 rasch erholt. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um rund 5 % wurde schon 1999 wettgemacht. Von 1999 bis 2004 ist die gesamtwirtschaftliche Produktion pro Jahr um durchschnittlich 6,7 % gewachsen.

Zum einen hat die 1998 eingetretene deutliche Abwertung des Rubels der russischen Wirtschaft Auftrieb verschafft. Durch die Abwertung wurden ausländische Güter verteuert. In Russland hergestellte Produkte wurden auf dem Inlandsmarkt wettbewerbsfähiger. Die russischen Exporteure konnten von der Abwertung aufgrund der mangelhaften qualitativen Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte auf den westlichen Märkten allerdings nur wenig profitieren.

Ab Mitte 1999 gaben dann die kräftig steigenden Preise für die russischen Energieexporte der Wirtschaft einen weiteren Wachstumsschub. Steigende Gewinne führten zu höheren Investitionen. Mit wachsenden Steuer- und Zolleinnahmen kam es zu Überschüssen in den öffentlichen Haushalten.

Die Erfolgsdaten der russischen Wirtschaft für das Jahr 2004:

  • Bruttoinlandsprodukt (BIP) um real 7,2 % gestiegen
  • Investitionen um real 10,9 % gestiegen
  • Einkommen der privaten Haushalte um real 7,8 % gestiegen
  • Anteil der Personen mit Einkommen unter der Armutsgrenze auf 18 % gesunken
  • Warenausfuhren um gut ein Drittel auf 183 Mrd. $ gestiegen; Wareneinfuhren um rund ein Viertel auf 96 Mrd. $ gestiegen; Außenhandelsüberschuss mit rd. 87 Mrd. $ auf rund 15 % des BIP gestiegen
  • Leistungsbilanzüberschuss mit rund 60 Mrd. $ auf rund 10 % des BIP gestiegen
  • Budgetüberschuss im Föderationshaushalt auf 4,4 % des BIP gestiegen
  • Wert des „Stabilisierungsfonds“, in dem Öleinnahmen gesammelt werden, auf 522 Mrd. Rubel (rd. 19 Mrd. $) gestiegen
  • Öffentliche Auslandsschulden auf 110,5 Mrd. $ verringert; Währungsreserven auf 124,5 Mrd. $ erhöht; Russland ist damit gegenüber dem Ausland Netto-Gläubiger.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung 2005

Im Sommer 2005 zeichnen sich für die Entwicklung der russischen Wirtschaft im Jahr 2005 insbesondere folgende Trends ab:

  • Das kräftige Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion, des Verbrauchs und der Investitionen schwächt sich etwas ab. Das Bruttoinlandsprodukt steigt 2005 voraussichtlich um knapp 6 % (2004: +7,2 %).
  • Das Wachstum der Industrieproduktion lässt deutlicher nach. Es erreicht nur noch rund 4½ % (2004: +7,3 %). Hauptgrund: Die Ölproduktion – bisher wichtiger Wachstumsmotor - wächst nur noch um rund 3 % bis 4 %, deutlich schwächer als 2004 (+8,9 %), obwohl die Ölpreise im ersten Halbjahr 2005 um rund die Hälfte höher waren als vor einem Jahr.
  • Handels- und Leistungsbilanz weisen dank der hohen Öl- und Rohstoffpreise weiter steigende Überschüsse aus.
  • Die im internationalen Vergleich noch sehr hohe Inflation kann nicht gedrückt werden. Die Verbraucherpreise werden im Jahresverlauf 2005 wohl ähnlich stark wie in den beiden Vorjahren um rund 12 % steigen, auch weil die Zentralbank Devisen aufkauft, um die Aufwertung des Rubels zu bremsen.
  • Der Staatshaushalt verzeichnet insbesondere dank der hohen Öl- und Rohstoffpreise 2005 voraussichtlich einen noch höheren Überschuss als 2004.
  • Russland fließen dank der steigenden Ölexporterlöse so viele Devisen zu, dass der Stabilitätsfonds, in dem ein Teil der Ölexporterlöse gesammelt wird, am Jahresende 2005 voraussichtlich 1.200 Mrd. Rubel oder rund 42 Mrd. US-Dollar umfassen wird.
  • Die Währungsreserven sind Mitte 2005 auf rund 150 Mrd. $ gestiegen.
  • Dank der hohen Exporterlöse kann der russische Staat darüber hinaus Schulden gegenüber dem Ausland vorfristig zurückzahlen.
  • Der russische RTS-Aktienindex stieg Anfang August 2005 auf einen neuen Höchststand.

Hauptartikel: Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Russlands

Schwachstellen und Probleme

Es bleiben aber viele Schwächen:

  • Mit dem Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise hat sich die Energie- und Rohstofflastigkeit der russischen Wirtschaft weiter verstärkt. Eine stärkere Diversifikation der Produktionsstruktur durch Förderung von Wirtschaftszweigen außerhalb des Energie- und Rohstoffsektors ist daher eines der wichtigsten Ziele der russischen Wirtschaftspolitik. Nach Schätzungen der Weltbank, die die Angaben der amtlichen russischen Statistik hinsichtlich der Produktionsbeiträge der Wirtschaftssektoren aufgrund von Verzerrungen durch Verrechnungspreise nicht für realitätsnah hält, steuert der Energie- und Rohstoffsektor noch etwa ein Viertel zum Bruttoinlandsprodukt bei.
  • Trotz kräftig gestiegener Investitionen wird in Russland im internationalen Vergleich zu wenig investiert. Das zeigt sich insbesondere am geringen Zufluss ausländischer Direktinvestitionen. Der russischen Regierung ist es trotz vieler wirtschaftspolitischer Reformen bisher nicht gelungen, ausreichend attraktive Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen. Internationale Investoren kritisieren insbesondere fehlende Rechtssicherheit, weit verbreitete Korruption, eine überbordende Bürokratie und die geringe Leistungsfähigkeit des russischen Bankensystems.
  • Die Inflationsraten sind immer noch zweistellig. Die Verbraucherpreise waren Ende 2004 11,7 % höher als ein Jahr zuvor, die Produzentenpreise waren sogar 28,8 % höher.

Dazu hat bisher vor allem die Wechselkurspolitik der russischen Zentralbank beigetragen. Um eine rasche Aufwertung des Rubels mit einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit russischer Produzenten zu verhindern, intervenierte sie am Devisenmarkt. Sie kaufte die Russland mit den hohen Leistungsbilanzüberschüssen zufließenden Devisen gegen Rubel auf. Die umlaufende Rubelgeldmenge stieg stark. Das Inflationspotential wuchs.

Demgegenüber hat die russische Finanzpolitik in den letzten Jahren für ihren strikten Stabilitätskurs international viel Anerkennung gefunden. Jetzt scheinen sich in der russischen Regierung aber Kräfte durchzusetzen, die eine trotz Inflationsgefahren eine expansivere Haushaltspolitik verfolgen wollen. Dafür sprechen Beschlüsse, die Ausgaben für Gehälter im öffentlichen Dienst, Renten und sonstige Sozialleistungen zu erhöhen. Damit reagierte die Regierung auf weitverbreitete Proteste der Bevölkerung. Sie wurden ausgelöst, als Anfang 2005 bisher entgeltfreie staatliche Sachleistungen, z. B. Freifahrten für Rentner in öffentlichen Verkehrsmitteln, durch Geldleistungen ersetzt werden sollten. Künftig will die Regierung außerdem nicht mehr so viele staatliche Einnahmen im 2004 eingerichteten staatlichen „Stabilisierungsfonds“ sparen. Stattdessen sollen die weitgehend den hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu verdankenden unverhofften Gewinne verstärkt für öffentliche Ausgaben genutzt werden. Dazu wird der Schwellenwert, ab dem Öleinnahmen in den „Stabilisierungsfonds“ eingestellt werden, ab 2006 auf 27 $/Barrel erhöht. Volkswirte schätzen, dass so rund 10 Mrd. $ dem Staatshaushalt zusätzlich zufließen werden.

Wirtschaftspolitische Konflikte

Priorität hat für die Regierung derzeit offenbar die Aufrechterhaltung möglichst hoher Wachstumsraten - vor einer Stabilisierung der Preise. Das von Präsident Putin gesetzte Ziel, das Bruttoinlandsprodukt in einem Zeitraum von 10 Jahren zu verdoppeln, soll erreicht werden – notfalls mit einer nur kurzfristig wirksamen expansiven Haushaltspolitik. Mit dieser Linie scheint sich Ministerpräsident Michail Fradkow gegen den stärker stabilitäts- und marktwirtschaftlich orientierten Finanzminister Alexej Kudrin und Wirtschaftsminister German Gref durchgesetzt zu haben.

Die Oberhand scheint Fradkow auch im Hinblick auf die Politik gegenüber ausländischen Investoren gewonnen zu haben. Bestimmenden Einfluss sollen sie zumindest in „strategisch wichtigen Bereichen“ wie der Energiewirtschaft und im Rüstungsbereich nicht gewinnen dürfen.

Gegensätzliche Positionen vertreten die Regierung und die Duma in Bezug auf Verwendung der hohen Einnahmen aus Energieträger- und Rohstoffexporten. Die Abgeordneten wollen die Budgetausgaben erhöhen, während die Regierung auf die Gefahr der erhöhten Inflation hinweist und die Einnahmen stattdessen dazu benutzen will, vorzeitig die Auslandsschulden zu tilgen oder das Geld in einem Stabilitätsfond aufzubewahren. Die Position der Regierung findet Unterstützung des Präsidenten und setzt sich jedes Jahr bei der Budgetbestimmung durch.

Gesundheit, Soziales, Bildung

Lebenserwartung (2004) 67 Jahre
Lebenserwartung (Männer) (2004) 61 Jahre
Lebenserwartung (Frauen) (2004) 74 Jahre
Säuglingssterblichkeit (2001) 1,8 %
Kindersterblichkeit (2001) 2,1 %
Müttersterblichkeit 75 / 100000 Geb.
Ärzte 4,7 / 1000 Einw.
Krankenhausbetten 11,6 / 1000 Einw.
Zugang zu sauberem Trinkwasser 96 %(Land) 100 %(Stadt)
Geburtenrate (2004) 9,63 / 1000 Einw.
Sterblichkeit (2004) 15,17 / 1000 Einw.
Bevölkerungswachstum (2004) -0,27 %
Fruchtbarkeit (2004) 1,26 Kinder / Frau
HIV-Infektionsrate (2001) 0,9 %
HIV/AIDS-Infizierte (2001) 700000
Öffentliche Ausgaben für Gesundheit (1997) 4,6 % vom BIP
Öffentliche Ausgaben für Altersversorgung (1996) 5,7 % vom BIP
Öffentliche Ausgaben für Bildung und Erziehung k. A.
Schulpflicht 7 - 17 Jahre
Analphabetenrate 0,5 % (Männer); 1 % (Frauen)
Armutsrate 20 %
Kinderunterernährung 3 %

Der Anteil der Bevölkerung der unter der Armutsgrenze lebt betrug 2002 etwa 20 - 25 %. Dieser Anteil ist jedoch landesweit ungleich verteilt. In Tschetschenien und Dagestan leben mehr als die Hälfte der Menschen in Armut. Weitere arme Regionen sind Inguschetien (47 %), Tuwa & Kabardinien-Balkarien (42 %), Mari El (39 %), Kalmückien (36 %), Burjatien & Altai (32 %) und Mordwinien (31 %). Nach dem Zerfall der UDSSR ist die Armut jedes Jahr erheblich gestiegen und war 1999 mit über 40 % auf dem Höhepunkt. Seitdem hat sich die Lage bis heute spürbar gebessert. Allerdings lebt der Großteil der Nicht-Armen Bevölkerung meistens nur knapp über der Armutsgrenze.

Kultur

Pjotr Iljitsch Tschaikowski

Russland ist wie Deutschland ein Land der Dichter, Denker und Komponisten. In Russland werden die großen Schriftsteller und Komponisten verehrt wie Ikonen und Propheten.

Teetrinken hat in Russland Tradition, was wie bei den Engländern auf die alten Handelsbeziehungen mit dem Orient und Asien zurückgeht. Wahrscheinlich lernten die Russen den Tee schon durch die Chasaren kennen. Daher auch das turksprachige Wort für "Tee" in der russischen Sprache: Tschai.

Literatur

Zu den russischen Schriftstellern von Weltrang gehören: Fjodor Dostojewski, Maxim Gorki, Boris Pasternak, Alexander Puschkin, Alexander Solschenizyn, Lew Tolstoi, Anton Tschechow und Iwan Turgenew.

siehe auch: Russische Literatur

Musik und Ballett

Bedeutende russische Komponisten sind Sergei Prokofjew, Sergei Rachmaninow, Nikolai Rimski-Korsakow, Dmitri Schostakowitsch, Alexander Skrjabin, Igor Strawinski und Peter Tschaikowski.

Weitere bekannte Komponisten sind Anton Arenski, César Cui, Reinhold Glière, Wassili Kalinnikow, Anatoli Ljadow, Nikolai Mjaskowski, Anton Rubinstein und Alfred Schnittke.

Das Ballett hat in Rußland lange Tradition. Russland brachte so große Persönlichkeiten wie Anna Pawlowa, Galina Ulanowa, Waslaw Nischinski, Rudolf Nurejew, Michail Barischnikow, Sergej Diaghilew, Michail Fokin und Maja Plissezkaja hervor.

Theater und Oper

Neben den klassischen Künsten spielt aber auch die Volkskunst eine große Rolle. Viele russische Volkslieder, wie zum Beispiel "Kalinka", "Schwarze Augen" oder "Das Lied der Wolgaschlepper", sind über die Grenzen Russlands hinaus bekannt.

Malerei

Auch auf dem Gebiet der Malerei leistete Russland einen großen Beitrag. Im Zusammenhang mit dem Impressionismus ist die Russische Avantgarde und Namen wie Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Alexej von Jawlensky, Wladimir Tatlin, Michail Larionow und Natalja Gontscharowa zu erwähnen. Zu den großen russische Malern zählen außerdem Ilja Repin, Marc Chagall, Michail Wrubel, Valentin Serow, Wassili Surikow, Iwan Aiwasowski, Isaak Lewitan und Andrej Rubljow. Zu den weniger bedeutenden Landschaftsmalern gehört Nikolai von Astudin.

Film

Russland brachte auch einige der wichtigsten europäischen Filmregisseure hervor, beispielsweise Sergei Eisenstein und Andrei Tarkowski (siehe auch: Russische Filmgeschichte).

Feiertage

siehe Liste russischer Feiertage

Architektur

Sophienkathdrale im Nowgoroder Kreml: das zweitälteste erhaltene Gebäude einer russisch-orthodoxen Kirche

Die frühe Architektur Russlands orientiert sich an der des Byzantinischen Reichs: frühe Sakralbauten orientieren sich wie die byzantinischen am griechischen Kreuz, das von fünf Kuppeln gekrönt wird. Beispiele hierfür sind die Sophienkathedrale in Nowgorod oder die Kirche Sankt Demetrios in Wladimir.

Ein eigenständiger russischer Stil hatte sich wahrscheinlich ursprünglich nur im Bereich der Holzbauten entwickelt, von denen aufgrund des Baumaterials aber keine Bauten erhalten sind, die älter als das 17. Jahrhundert sind. Die Kirchen, die daraus entstanden, zeichnen sich durch eine einfachere zentrale Anlage und einen großen oktogonalen Mittelturm aus. Diese wurden im Laufe der Zeit immer dekorativer ausgestaltet. Ein berühmtes Beispiel ist die Basiliuskathedrale auf dem Moskauer Roten Platz von 1555.

Westeuropäische Einflüsse breiteten sich mit dem Barock aus. Barockeinflüsse (siehe Russischer Barock) begannen sich Ende des 17. Jahrhunderts in Russland zu zeigen (Kirche der Mutter Gottes von Wladimir in Moskau).

Datei:KH vom garten.JPG
Katherinenhof, Gartenansicht

Ihren Durchbruch erreichte sie jedoch in der von Zar Peter I. gegründeten Stadt Sankt Petersburg. Europäische Architekten wie Schlüter oder Domenico Trezzini kamen nach Russland, sie bauten Gebäude wie das Menschikow-Palais oder die Peter-Pauls-Festung.

Architektur von Weltniveau erreichten die Baumeister unter Katharina II. (Bartolomeo Francesco Rastrelli). Die Paläste wie der Winterpalast in St. Petersburg, der große Palast in Peterhof oder der große Palast in Katharinenpalast zeigen an den Fassaden einen großen und gewaltigen Rokoko-Stil und sind im Inneren exorbitant luxuriös ausgestattet.

Mit dem Klassizismus, der in Russland ungefähr zur selben Zeit einsetzte wie im restlichen Europa begannen erstmals originär russische Baumeister wie Iwan Jegorowitsch Starow eine herausragende Stellung einzunehmen. Die meisten Gebäude der Petersburger Innenstadt sind bis heute klassizistisch geprägt.

Alexandra-Theater am Ende der Rossistraße

Ein Paradebeispiel dafür ist die Rossistraße, deren gesamte Anlage einschließlich der Häuser einem streng geometrischen Gesamtmuster folgt. In den Sakralbauten wie der Isaakskathedrale allerdings mischen sich klassizistische und historistische Stilelemente.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren avantgardistische Strömungen in der gesamten russischen Kultur stark. Nach der Oktoberrevolution konnten ihre Verfechter diese kurze Jahre umsetzen. Beispielgebend ist hier El Lissitzky oder neuartige Prototypen für Wohnungsbau, Industriebau und für die öffentlich Verwaltung. Internationale Architekten wie Le Corbusier, Walter Gropius, Peter Behrens und Mies van der Rohe konnten in Moskau bauen.

Innerhalb weniger Jahre erfolgte ein traditioneller Rückschlag. Ins Monumentale gesteigerte klassische Muster. Der stalinistische Zuckerbäckerstil begann vorherrschend zu werden, die Repräsentativität stand gegenüber künstlerischen Entwürfen klar im Vordergrund.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird zunehmend ein historisierender Baustil modern, der Anknüpfungspunkte in der traditionellen russischen Architektur sucht. Beispiele hierfür sind neben vielen anderen Gebäuden die wiederaufgebaute Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau oder die gleichnamige Kathedrale in Kaliningrad.

Sport

Es gibt kein Land, das in so vielen Sportarten zur Spitzenklasse zählt wie Russland (speziell in den Kategorien Leichtathletik, Wintersport, Turnen/Gymnastik, Gewichtheben). Die Lieblingssportarten der Russen sind Eishockey, Handball, Basketball, Fußball (siehe auch: Fußball in Russland) und neuerdings auch Tennis. Die meisten Schachweltmeister und -Großmeister kommen aus Russland.

Bildung und Wissenschaft

Universitäten und Hochschulen

Die Akademie der Wissenschaften wurde in Sankt Petersburg auf Anordnung von Zar Peter I. per Erlass des regierenden Senats am 28. Januar (8. Februar) 1724 gegründet. Dieses Datum gilt als Gründungstag der Russischen Akademie der Wissenschaften. Seitdem war Wissenschaft und Forschung in Russland ein wichtiges Anliegen.

Das gegenwärtige Bildungssystem der Russischen Föderation befindet sich derzeit in einer großen Umbruchphase. Nach der zentralistischen Führung haben die Hochschulen im Rahmen ihrer Autonomie auch größere Rechte zur Selbstverwaltung erhalten. Diese Chancen werden verstärkt genutzt. Hochschulen werden neu aufgestellt; altehrwürdige Einrichtungen erhalten neue Namen und moderne Strukturen. Insgesamt lassen sich vier Kategorien von Hochschuleinrichtungen in folgender Hierarchie aufstellen:

  • Universitäten,
  • Akademien,
  • Institute (= Hochschulen),
  • Colleges

Medien

Presse, Printmedien

In Arbeit

Fernsehen

In Arbeit

Hörfunk, Radio, Rundfunk

In Arbeit

Internet

In Russland ist das Internet schon längst kein mysteriöses Phänomen mehr. Im März 1994, wurde die Domain .ru angemeldet. Seither hat das RUNET, die russischsprachige Sparte des Netzes viele Höhen und Tiefen durchlebt. Das Portrait des typischen RUNET-Users könnte man ungefähr so beschreiben: Ein etwa dreißigähriger Mann, der als Manager in einem mittelständischen oder großen Unternehmen tätig ist, geht jeden Tag mindestens einmal online.

Ungefähr 13 Prozent aller Russen benutzen das Internet. 56 Prozent der User sind Männer. 44 Prozent sind Frauen. Die meisten User fallen mit einer Altersspanne von 18-24 Jahren in den attraktivsten Teil der werberelevanten Zielgruppe. Etwa 20 Prozent der RUNET-User sind zwischen 25 und 34 Jahre alt. Der Anteil der 35- bis 44-Jährigen nimmt nur 10 Prozent ein. Mit gerade einmal 4 Prozent verschwinden die User, die älter als 45 sind, in der Bedeutungslosigkeit.

Das ergibt ein Durchschnittsalter von 30 Jahren. 29 Prozent der User verfügen über ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Der Großteil der RUNET-User verdient aber nur zwischen 3000 und 5000 russische Rubel im Monat. Das entspricht 86,8 bis 144,7 Euro.

Im Vergleich zum letzten Quartal des Jahres 2004 hat die Internet-Nutzung durch Männer etwas zugenommen. Frauen surften in den ersten Monaten dieses Jahres etwas weniger im Netz. Die 18- bis 24-Jährigen waren viel öfter online als Ende letzten Jahres, jedoch nicht so viel wie Anfang 2004. Die 35- bis 44-Jährigen nutzten das Internet im ersten Quartal 2005 ebenfalls etwas weniger. Ein leichten Anstieg der Internet-Nutzung kann man bei Menschen über 44 erkennen.

27 Prozent der Internet-Nutzer studieren zur Zeit. 20 Prozent sind berufstätige und hoch qualifizierte Fachleute. 17 Prozent sind als Angestellte tätig. Die Angaben ergeben sich aus einer dreimonatigen Umfrage unter 1500 volljährigen Menschen in einhundert Städten und Siedlungsgebieten der Russischen Föderation. Stand 26. Juli 2005, Quelle: Romir

Kontrolle des Internets in Russland

Seit 1998 wird der russische Telefonverkehr und das russische Internet (RUNET) vom Inlandsgeheimdienst FSB überwacht. Betroffen ist auch der gesamte russischsprachige E-Mail-Verkehr. Als Pendant zu den europäischen und amerikanischen Projekten Enfopol und Echelon wurden die Monitoring-Systeme SORM 1 und SORM 2 geschaffen. Dabei bewegte sich der FSB bisher in einer rechtlichen Grauzone. Im Jahr 2005 sollen die juristischen Grundlagen dafür geschaffen werden. Dann könnten gespeicherte Daten auch als Beweismittel vor Gericht verwendet werden.

Damals stellte der FSB die Internetprovider Russlands vor eine bedeutende Entscheidung. Entweder Freiheit des eigenen Geschäfts oder Freiheit des Internets. Im Juli 1998 wurde nach SORM 1, dem Überwachungssystem für Festnetz- und Mobiltelefone, SORM 2 eingeführt. SORM ist die russische Abkürzung für „System technischer Versorgungsmittel für operative Ermittlungen“ (SORM = Sistemy techniceskich sredstv obespeceniju operativno-rozysknych meroprijatiej, COPM = системы технических средств обеспечения оперативно-розыскных мероприятий). Die Provider wurden schon damals verpflichtet, die über ihre Server übermittelten Informationen jederzeit für den FSB zugänglich zu machen Quelle:A. Levencuk, in einer Sendung auf Radio Liberty Radio Free Europe, 04. April 2000.). Dies betrifft auch den E-Mail-Verkehr. Dafür mussten sie sogenannte Hotlines einrichten, deren Kosten die Anbieter selbst zu tragen hatten.

Ein förmlicher Gerichtsbeschluss zur Telekommunikationsüberwachung einzelner Personen wurde bald hinfällig. Die Umsetzung wurde vom Ministerium für Telekommunikation und vom Ministerium für staatliche Sicherheit der Russischen Föderation mitgetragen. Das Justizministerium gab am 29. Mai 1999 ebenfalls seine Zustimmung. Jedoch liegt der Hauptschwerpunkt von SORM-2 nicht in der Lieferung von Beweismaterial für kriminelle Handlungen (Quelle: A. Koreckij: Segodnya, 22. Juli 1999.), sondern in der Erweiterung der Kontrollmöglichkeiten (Prikazy Minsvjazy Nr. 226 (vom 24. Juni 1992 (13. September 1995, 30. Juni 1998)). Der Beweiswert der SORM-Informationen und die staatsanwaltliche Kontrolle von SORM blieb bisher undefiniert.

1999 reagierten die Provider sehr ungehalten auf diese Maßnahme, denn auch der Einsatz von Kryptographie-Tools ohne FAPSI-Lizenz ist in Russland seit April 1995 verboten. Die FAPSI ist die russische Bundesbehörde für Regierungskommunikation und Information. Diese Reaktion regulierte der FSB, indem er unfügsamen Providern mit Schließung drohte (Quellen: Ukaz No. 334, April 1995, J. Tracy: FSB Sets Sights On Internet Control, in: St. Petersburg Times, Nr. 441, 16. Februar 1999. S.1.). Lediglich die Wolgograder Firma Bayard-Slavia-Communication wagte den Schritt vors Gericht und verklagte den FSB (Siehe Artikel in St. Petersburg Times, und chiark.greencard.org.uk und http://jedi.kosnet.ru/sorm/.

Bei einer Sitzung des Runden Tisches zur Telekommunikations- und Internet-Gesetzgebung kam es am 29. April 2005 zum Streit zwischen dem Vertreter des Inlandsgeheimdienstes FSB, Dmitri Frolow und Alexander Parschukow, dem Pressesekretär des Ministeriums für Informationstechnologie und Fernmeldewesen. Parschukow lehnte eine Ausweitung der Kontrolle des Internets ab. Die Verantwortung der Provider für den Inhalt der bei ihnen gehosteten Seiten sei ausreichend. Dmitri Frolow vom FSB betonte, dass das Internet eine Gefahr für den russischen Staat darstellen würde. Dabei bezog er sich auf die politischen Umschwünge in der Ukraine und in Georgien (Quelle: „Sicherheitsdienst FSB für stärkere Kontrolle des Internet“, Wostok Newsletter 03.2005). Um solche Ereignisse in der Russischen Föderation zu vermeiden, müsse man Internet- und Mobilfunk-Provider gesetzlich dazu verpflichten, die Internetaktivität der Nutzer zu erfassen. Er forderte eine Registrierung der Internet-User und die Bereitstellung aller Daten für behördliche Nutzung. Gruppen diverser politischer Orientierungen könnten über das Internet Kräfte gegen die russische Staatsmacht mobilisieren, sagte der FSB-Vertreter. Das Internet sei ein Medium zur Verbreitung tendenziöser Informationen und geheimer Dokumente und verletze das Urheberrecht.

Literatur

Allgemeines

  • Fischer Weltalmanach aktuell (mit Analysen und Reportagen aus der ZEIT und Zahlen, Daten und Fakten aus dem Fischer Weltalmanach): Russland und der Kaukasus. Fischer Taschenbücher Bd. 72303, 192 S., Juni 2005, EUR 9,90, ISBN 3-596-72303-5

Aktuelle Politik

  • Erich G. Fritz (Hg.): Russland unter Putin: Weg ohne Demokratie oder russischer Weg zur Demokratie? Oberhausen, Athena Verlag, 248 Seiten, 2005, EUR 19,50, ISBN 3-89896-213-X
  • Margareta Mommsen: Wer herrscht in Rußland? Der Kreml und die Schatten der Macht., BECK C. H., 2003, 260 S. EUR 14.90
  • Hans-Joachim Spanger (Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung): Modernisierung contra Demokratisierung. Putins russischer Weg. Frankfurt/M. Dezember 2004, EUR 6,00; ISBN 3-937829-08-3

Geschichte

Sonstiges

Weblinks

Vorlage:Wiktionary1

Politik

Siehe auch: Portal Russland, Portal Osteuropa

Vorlage:Fokus