Zeche Zollverein

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Industriekomplex
Zeche Zollverein
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Luftaufnahme von Schacht 12
Vertragsstaat(en): Deutschland Deutschland
Typ: Kultur
Kriterien: ii, iii
Fläche: 100 ha
Referenz-Nr.: 975
UNESCO-Region: [[Liste des UNESCO-Welterbes#Europa|Europa]]
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2001  (Sitzung 25)
Zeche Zollverein
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Zeche Zollverein: Der Doppelbock von Schacht 12
Abbautechnik Untertagebau
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Familie Haniel –
Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb –
Gelsenkirchener Bergwerks-AG
Betriebsbeginn 1851
Betriebsende 1986
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Steinkohle
Geographische Lage
Koordinaten 51° 29′ 11,5″ N, 7° 2′ 38,7″ OKoordinaten: 51° 29′ 11,5″ N, 7° 2′ 38,7″ O
Zeche Zollverein (Regionalverband Ruhr)
Zeche Zollverein (Regionalverband Ruhr)
Lage Zeche Zollverein
Standort Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg
Gemeinde Essen
Kreisfreie Stadt (NUTS3) Essen
Land Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Ruhrrevier

Die Zeche Zollverein war ein von 1851 bis 1986 aktives Steinkohlebergwerk in Essen.

Sie ist heute ein Architektur- und Industriedenkmal. Gemeinsam mit der unmittelbar benachbarten Kokerei Zollverein gehören die Schachtanlagen 12 und 1/2/8 der Zeche seit 2001 zum Welterbe der UNESCO. Zollverein ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur.

Lage

Das Hauptgelände der Zeche Zollverein mit den Anlagen Schacht 12 und Schacht 1/2/8 liegt im nordöstlichen Essener Stadtteil Stoppenberg, unmittelbar angrenzend an die Stadtteile Katernberg und Schonnebeck. Es befindet sich zwischen den Straßen Gelsenkirchener Straße, Fritz-Schupp-Allee, Arendahls Wiese und Haldenstraße. Der Haupteingang mit dem bekannten Blick von vorne auf das Doppelbock-Fördergerüst liegt an der Gelsenkirchener Straße. Benachbart zwischen Arendahls Wiese, Köln-Mindener Straße und Großwesterkamp liegt die Kokerei Zollverein. Die drei Anlagen gehören seit 2001 zum Gesamtensemble des Welterbes.

Die Anlage Schacht 3/7/10 liegt in rund einem Kilometer Entfernung östlich davon an der Straße Am Handwerkerpark im Stadtteil Katernberg.

Die Anlage Schacht 4/5/11 befindet sich etwa zwei Kilometer nördlich vom Hauptgelände an der Katernberger Straße im Stadtteil Katernberg. Heute nutzt das Gründungs- und Unternehmenszentrum Triple Z die ehemaligen Zechengebäude.

Die Anlage Schacht 6/9 befand sich rund einen Kilometer südlich vom Hauptgelände zwischen den Straßen Gelsenkirchener Straße, Im Natt und Hallostraße. Sämtliche Gebäude und Anlagen wurden mit der Aufgabe des Südfeldes 1979 abgerissen; heute ist die Fläche von Wald und Neubausiedlungen bedeckt.

Die Halden der Zeche Zollverein befinden sich in Essen-Stoppenberg, Essen-Katernberg und Gelsenkirchen (Halde Schurenbach).

Geschichte

Rückansicht des zentralen Schachts 12
Tor der Zeche Zollverein, 2013
Kettenförderer der Maschinenfabrik Gustav Schade
Im Inneren von Zeche Zollverein
Schacht 12 mit der Beleuchtung von 2004

1834–1890: Frühe Phase

Die Gründung der Zeche ging von dem Industriellen Franz Haniel aus, der zur Produktion des Brennstoffs Koks, den er für die Stahlerzeugung benötigte, auf der Suche nach geeigneten Kokskohlevorkommen war. Im Jahr 1834 gelang es ihm in Essen-Schönebeck zum ersten Mal, die Mergelschicht zu durchstoßen. Auf diese Weise wurden dort die Weichen für die Zeche Zollverein gestellt.[1] Bei Mutungsbohrungen im Raum Katernberg wurde unter anderem ein besonders ergiebiges Kohleflöz angebohrt, welches nach dem 1833 gegründeten Deutschen Zollverein benannt wurde. 1847 gründete Franz Haniel die bergrechtliche Gewerkschaft Zeche Zollverein und verteilte die Anteile, die sogenannten Kuxe, innerhalb seiner Familie. Haniel, der Miteigentümer der Hüttengewerkschaft Jacobi, Haniel & Huyssen (der späteren Gutehoffnungshütte) war, plante, die Zeche Zollverein den Sterkrader Werken anzugliedern. Zollverein wäre hierdurch die erste Hüttenzeche des Ruhrreviers geworden. Sein Vorhaben scheiterte am Veto der übrigen Teilhaber der Hüttengewerkschaft JHH.

Bei der Wahl des Standortes spielte außerdem die Köln-Mindener Eisenbahn eine wichtige Rolle, deren Strecke ebenfalls 1847 eröffnet wurde. Die Trasse verläuft unmittelbar nördlich des Zechengeländes, wodurch eine gute Anbindung an das damals neuartige Transportmittel Eisenbahn gewährleistet wurde.

Das Grundstück für den Bau der ersten Zollverein-Schachtanlage wurde durch den ebenfalls an der Gewerkschaft beteiligten Grundbesitzer Schwartmann gen. Bullmann bereitgestellt. Daher wurde das Gelände der Gründungsschachtanlage bald die Bullmannaue genannt (Der heutige Straßenname der Zufahrt zur Schachtanlage 1/2/8 rührt daher).

Die Abteufarbeiten für Schacht 1 der Zeche Zollverein begannen am 18. Februar 1847 unter dem Betriebsführer Joseph Oertgen, nach dem später eine Straße in der Kolonie Ottekampshof im Stadtteil Katernberg benannt wurde. In 130 Metern Tiefe sollte das Steinkohlengebirge angefahren werden. Die Kohleförderung begann jedoch aufgrund von Wassereinbrüchen erst im Jahr 1851. Um die Wasserzuflüsse zu regulieren, wurde 1850 neben Schacht 1 ein weiterer Schacht, Schacht 2, abgeteuft, der 1852 in Betrieb genommen wurde.

Erstmals wurden zwei äußerlich gleiche Malakow-Türme über den Schächten als Förderanlage errichtet; dieses Beispiel eines Zwillingsbaus mit gemeinsamem Maschinenhaus zwischen den Schächten wurde später auf anderen Zechen beim Bau einer Doppelschachtanlage wiederholt.

Ab 1857 wurden neben der Schachtanlage 1/2 einige Meileröfen als Vorstufe einer Kokerei betrieben. Ab 1866 wurden sie durch eine moderne Kokerei mit Maschinenöfen ersetzt.

1880 wurde mit dem Abteufen einer zweiten separaten Förderanlage in Katernberg begonnen. Der Schacht 3 ging 1882 in Betrieb. Die Tagesanlagen wurden durch den Architekten Dreyer umfangreich ausgebaut. Der Schacht erhielt ein deutsches Strebengerüst der Bauart Promnitz als Förderanlage. Bereits 1890 wurde 1 Million Tonnen verwertbare Steinkohle zu Tage gebracht. Damit war die Zeche Zollverein das Bergwerk mit der höchsten Jahresförderung in Deutschland.

1890–1918: Ausbau

Bedingt durch die sich im Montanbereich ergebende günstige Konjunktur wurde in den Folgejahren ein weitergehender, sehr umfangreicher Ausbau des Grubengebäudes, d. h. der unterirdischen Infrastruktur, vorgenommen. Im nördlichen Teil Katernbergs an der Grenze nach Gelsenkirchen-Heßler entstand zwischen 1891 und 1896 die Doppelschachtanlage Zollverein 4/5 mit einem Förder- und Seilfahrtschacht sowie einem rein für die Bewetterung konzipierten Schacht. Auf dieser Schachtanlage wurde gleichzeitig eine neuartige Kokerei in Betrieb genommen.

1895 wurde ein weiterer Förderschacht (Schacht 6) auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Stoppenberg geteuft. Dieser ging 1897 in Betrieb und wurde erstmals mit einem Doppelstrebengerüst ausgestattet, da er für die parallele Führung von Förderung und Seilfahrt konzipiert war.

Das Grubengebäude von Zollverein waren bezüglich der Wetterführung (d. h. der Luftzirkulation Untertage) nach wie vor problematisch. Nach mehreren Schlagwetter-Unglücken wurden die Schachtanlagen nach und nach mit kleinen Wetterschächten ausgestattet. So entstanden:

  • 1897 bis 1899 neben Schacht 3 der Schacht 7. Er erhielt eine kleine Förderanlage.
  • 1897 bis 1900 neben Schacht 1/2 der Schacht 8. Er erhielt zunächst keine Fördereinrichtung.
  • 1903 bis 1905 neben Schacht 6 der Schacht 9. Er erhielt zunächst keine Fördereinrichtung.

Anschließend wurde die Schachtanlage 1/2/8 erneuert, Schacht 1 erhielt anstelle des Malakowturmes ein deutsches Strebengerüst. Weiterhin wurden die Aufbereitung, die sog. Kohlenwäsche, und die Kokerei grunderneuert.

  • 1909 wurde auf der Schachtanlage 3/7 ein neuer Förderschacht niedergebracht. Nach Fertigstellung von Schacht 10 im Jahr 1914 wurden auf dieser Schachtanlage die Aufbereitungsanlagen erweitert und eine neue Kokerei in Betrieb genommen.
  • 1914 wurde Schacht 9 der Anlage 6/9 durch Errichtung einer Förderanlage zum Seilfahrtsschacht, d. h., er wurde für den Transport von Personen und Material ausgebaut.

Die verwertbare Förderung stieg während des Ersten Weltkriegs auf 2,5 Millionen Tonnen Steinkohle.

1918–1932: Krise und Modernisierung

Ab 1920 kooperierte die Gewerkschaft Zollverein, die sich bis dahin im Familienbesitz der Industriellenfamilie Haniel befand, verstärkt mit der Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Die Geschäftsführung der Zeche wurde komplett in die Hände der Phönix AG gelegt und eine Interessengemeinschaft gegründet.

Unter deren Regie fanden Erneuerungs- und Reparaturmaßnahmen statt; Schacht 2 erhielt ein Fördergerüst und es wurde die Erneuerung der Schachtanlage 4/5 beschlossen. Die Abteufarbeiten zu Schacht 11 begannen 1922. 1926 waren die Arbeiten abgeschlossen. Übertage wurden Schacht 4 und 11 mit gleichartigen Fördergerüsten ausgestattet und die Tagesanlagen 4/5/11 entsprechend erneuert. Die Kokerei auf der Schachtanlage 4/5/11 wurde im Gegenzug außer Betrieb genommen.

Bei Übernahme der Phönix AG durch die Vereinigte Stahlwerke AG 1926 wurde die Zeche Zollverein der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) zugeordnet und gehörte fortan zur Gruppe Gelsenkirchen. Unter deren Regie wurden die Kokereien nach und nach stillgelegt.

1928 begann die GBAG den Neubau einer kompletten, als Zentralförderanlage konzipierten Schachtanlage. Mit einer Förderkapazität von 12.000 Tonnen Kohle täglich übernahm Schacht 12 die gesamte Kohlenförderung der bisherigen vier Anlagen mit insgesamt elf Schächten. Die Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer gestalteten die Schachtanlage, die als architektonische und technische Meisterleistung galt und richtungweisend für den sachlich-funktionalen Industriebau wurde – so folgt der Aufbau der einflussreichen Schule der Neuen Sachlichkeit. Die Schachtanlage galt als die modernste und „schönste Zeche der Welt“.

Das 1930 errichtete Doppelbockfördergerüst in Vollwandbauweise wurde zum Vorbild für viele später gebaute Zentralförderanlagen. Der Schacht nahm am 1. Februar 1932 die Förderung auf und wurde 1937 nach dem damaligen Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks-AG Albert Vögler „Schacht Albert“ (ab 1941 „Schacht Albert Vögler“) benannt.

1932–1968: Schacht XII

Blick vom Fördergerüst Schacht 12 auf die Anlage 1/2/8 im Februar 1949

Die Förderleistung der Zeche Zollverein wurde durch diese Maßnahme immens gesteigert. Sie erreichte im Jahre 1937 3,6 Millionen Tonnen bei 6900 Beschäftigten. Die Kokerei bei Schacht 1/2/8 wurde als kleiner Neubau mit 54 Koksöfen im Vorjahr wieder in Betrieb genommen und erzeugte jährlich 200.000 Tonnen Koks. 1937 wurde das alte Doppelstrebengerüst über Schacht 6 durch einen Neubau eines zweigeschossigen Strebengerüstes mit nur einer Förderung ersetzt.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Zeche Zollverein mit relativ geringen Beschädigungen. Im Jahr 1953 wurde bereits wieder eine Jahresförderung von 2,4 Millionen Tonnen erreicht, wodurch Zollverein wiederum den Spitzenplatz unter den westdeutschen Steinkohlebergwerken einnahm.

Nach Übergang in die Rheinelbe Bergbau AG als Nachfolgegesellschaft der alten GBAG wurde eine umfangreiche Erneuerung und Rationalisierung des Betriebes aller Zollverein-Schachtanlagen vorgenommen.

Das Fördergerüst über Schacht 1 wurde 1958 durch einen vollwandigen Neubau ersetzt. Gleichzeitig wurde von 1960 bis 1964 eine komplette Neugestaltung der Schachtanlage 1/2/8 durch den Architekten Fritz Schupp durchgeführt. Schacht 2 erhielt 1964 den zuvor demontierten Förderturm von Schacht 2 der stillgelegten Zeche Friedlicher Nachbar, Bochum-Linden, als neue Förderanlage.

Ab 1961 wurde auf einem westlich gelegenen Gelände eine Zentralkokerei mit 192 Öfen betrieben, die in den 1970er Jahren auf 304 Öfen erweitert wurde. Die Kokerei galt lange als die modernste Kokerei Europas, in der täglich 10.000 Tonnen Kohle zu 8.600 Tonnen Koks veredelt wurden.[2] Aufgrund der Stahlkrise und der damit fallenden Koksnachfrage wurde die Kokerei am 30. Juni 1993 stillgelegt.

Zwischen 1962 und 1964 wurden die vier Außenschachtanlagen zusammengefasst. Schacht 4 wurde 1962 als Förderschacht außer Betrieb gesetzt. Das Fördergerüst wurde an die Zeche Holland in Wattenscheid zum Ausbau eines neuen Zentralförderschachtes abgegeben. Die Förderanlagen Schacht 3 und 7 wurden ebenfalls rückgebaut. 1967 wurde die Förderung auf den Schachtanlagen 4/5/11 und 6/9 eingestellt. Die alleinige Förderung verblieb auf Schacht 12.

1968 wurde die Zeche Zollverein in die Bergbau AG Essen der Ruhrkohle AG überführt.

1968–1986: RAG

Zeche Zollverein, Tafel mit Wartungs- und Reinigungsdaten (zuletzt 1986), fotografiert 1993
23. Dezember 1986: Letzter Arbeitstag

Nach Übernahme des Bergwerks durch die RAG wurde die Mechanisierung und Rationalisierung des Förderbetriebes fortgeführt. Die Förderung von Zollverein lag weiterhin bei annähernd 3 Millionen Tonnen jährlich. 1974 wurde der Verbund mit der Zeche Holland in Wattenscheid durchgeführt. Schacht Holland 3/4/6 wurde als Förderstandort aufgegeben und zusammen mit einigen Schächten der Zeche Bonifacius in Essen-Kray als Seilfahrts- und Wetterschachtanlage weiterbetrieben.

Ab 1980 wurde mit dem Abbau der letzten Fettkohlevorräte im Flöz Sonnenschein die Verlagerung des Abbaus nach Norden betrieben. Die südlichen und östlichen Schächte wurden nach und nach aufgegeben. Ab 1982 wurde ein Förderverbund mit der benachbarten Zeche Nordstern betrieben. Im Gegenzug erfolgte die Aufgabe des Baufeldes Holland mit dem Jahre 1983.

Die Förderleistung dieses Verbundbergwerks Nordstern-Zollverein erreichte noch einmal 3,2 Millionen Tonnen jährlich. Nach erneuten Absatzeinbrüchen für Ruhrkohle wurde in der Kohlerunde 1983 die Aufgabe des Förderstandortes Zollverein beschlossen.

Am 23. Dezember 1986 wurden alle verbliebenen Förderanlagen von Zollverein stillgelegt. Die Kokerei wurde noch bis 1993 betrieben. Schacht 2 und 12 werden bis heute für die Wasserhaltung genutzt.

Im Nachhinein wurden die verbliebenen Tagesanlagen von Schacht 12, Schacht 1/2/8, Schacht 4/5/11 und Schacht 3/7/10 für eine neue Nutzung und als Industriedenkmal erhalten.

Wandel von Industriestruktur zur Industriekultur

Kokerei Zollverein Essen Oktober 2010
Straßenbahn 107 im Zollverein-Design

Nach der Stilllegung 1986 kaufte das Land Nordrhein-Westfalen der Ruhrkohle AG das Gelände von Schacht XII ab, das bereits zur Stilllegung unter Denkmalschutz stand.[3] In den folgenden Jahren wurde das Gelände von Schacht XII saniert. Die Baugesellschaft Bauhütte Zeche Zollverein Schacht XII GmbH beendete im Jahr 1999 ihre Sanierungstätigkeit. Von 1998 bis 2008 waren die dazu gegründete Entwicklungs-Gesellschaft Zollverein mbH (EGZ) sowie die Stiftung Zollverein und die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur für den Erhalt und die Nutzung der stillgelegten Anlagen zuständig, seit 2008 sind diese Aufgaben in der Stiftung Zollverein gebündelt. Am 14. Dezember 2001[4] wurden die Schachtanlagen 12 und 1/2/8 sowie die Kokerei Zollverein in die Liste des UNESCO – Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen.

Die Ernennung zum UNESCO-Welterbe 2001 war zugleich der Beginn für den weiteren Ausbau des Geländes: Der Architekt Rem Koolhaas entwickelte mit seinem Rotterdamer Office for Metropolitan Architecture 2001/2002 den Masterplan für die Umgestaltung des Standortes in einen lebendigen Kultur- und Wirtschaftsstandort. Die authentisch erhaltenen Anlagen von Zeche und Kokerei sind heute als Denkmalpfad Zollverein didaktisch erschlossen. Die umgebaute Kohlenwäsche von Schacht 12 beherbergt das Ruhr.Visitorcenter Essen / Besucherzentrum Ruhr der Route der Industriekultur und das Ruhr Museum. Das ehemalige Kesselhaus wurde von Norman Foster für das Red Dot Design Museum umgebaut. Auf dem angrenzenden Gelände von Schacht 1/2/8 ist die ehemalige Waschkaue heute Sitz von PACT Zollverein (Choreographisches Zentrum Nordrhein-Westfalen, umgestaltet von Christoph Mäckler Architekten), das ehemalige Maschinenhaus beherbergt den Kunstschacht Zollverein und im ehemaligen Baulager ist seit 1987 die Keramische Werkstatt Margaretenhöhe ansässig. Auf Schacht 3/7/10 befindet sich das Phänomania Erfahrungsfeld.

In der ehemaligen Kokerei sind Ausstellungsräume für Gegenwartskunst, dort befindet sich als Dauerausstellung die begehbare Rauminstallation Palace of Projects von Ilya & Emilia Kabakov und, seit 2006, das Erwin L. Hahn Institut für Magnetresonanz. Das Casino Zollverein auf Schacht 12 ist als gehobene Gastronomie ein Restaurant im ehemaligen Niederdruckkompressorenhaus, auf dem Gelände der Kokerei befindet sich das Café & Restaurant „die kokerei“.

Im Sommer 2006 wurde der aufwändige Umbau der Kohlenwäsche nach Entwürfen der Arbeitsgemeinschaft OMA/Böll, bestehend aus dem niederländischen Architekturbüro OMA durch Floris Alkemade und dem Essener Architekturbüro Heinrich Böll, nach knapp drei Jahren abgeschlossen. Eine neue, gestalterisch an die bestehenden Bandbrücken angelehnte, 55 m lange Gangway führt die Besucher auf 24 m Höhe in das Ruhr.Visitorcenter Essen. Vom 26. August bis 3. Dezember 2006 war in der Kohlenwäsche die ENTRY2006–Wie werden wir morgen leben zu sehen. In einer großen Ausstellung wurden 300 Objekte von Designern und Architekten aus 20 Ländern gezeigt.

Im Herbst 2003 schrieb die Entwicklungsgesellschaft Zollverein zusammen mit der Essener Verkehrs-AG einen regionalen Designwettbewerb aus. Gesucht wurde ein entsprechendes „Zollverein-Design“ für die Straßenbahnlinie 107, die von Gelsenkirchen in den Essener Süden fährt und am Zollverein-Gelände hält. Aus den besten zehn von insgesamt 44 Einsendungen wählten die Leser des Magazins Zollverein 31/8 im Januar 2004 in Übereinstimmung mit der Jury den Entwurf des Büros Freiwild Kommunikation.

Im Juni 2006 wurde der Bau des Zollverein-Kubus nach Entwürfen des japanischen Architektenbüros SANAA abgeschlossen. Obwohl er nicht auf dem ursprünglichen Zechengelände sondern an dessen Eingang steht, wird er zum Gesamtensemble gezählt.

Auf dem Dach der Kohlenwäsche wurde im Zuge des Umbaus der Erich-Brost-Pavillon errichtet. Hier finden Veranstaltungen jeder Art statt.

Bei den meisten Sanierungs- und Umbaumaßnahmen war das Essener Architekturbüro Heinrich Böll beteiligt. So sanierten die Architekten zum Beispiel den repräsentativen Teil des Zechenensembles, übernahmen Werkplanung und Ausführung für das SANAA-Gebäude und gründeten eine Arbeitsgemeinschaft mit OMA zur Sanierung der Kohlenwäsche. Das Architekturbüro Heinrich Böll gilt im Ruhrgebiet als eines der einflussreichsten Büros im Bereich der Sanierung industrieller Anlagen. Heinrich Böll ist der Neffe des gleichnamigen Schriftstellers.

Panoramabild Zollverein - aufgenommen vom Dach der Kohlenwäsche

Ruhr-Museum

Am 9. Januar 2010 eröffnete das als Dauerausstellung konzipierte, neue Ruhr Museum, bislang im Essener Süden als Ruhrlandmuseum ansässig, in der Kohlenwäsche. Die Ausstellungsräume wurden bereits seit August 2006 für verschiedene temporäre Ausstellungen, wie die Entry 2006 – Wie werden wir morgen Leben? und Gold vor Schwarz (2008) mit den Schätzen der Essener Domschatzkammer, genutzt.

Zollverein-Park

Um die Zeche und die angrenzende Kokerei für die Bevölkerung und Touristen zugänglich zu machen wurde Ende 2012 der von der Planergruppe Oberhausen in Zusammenarbeit mit F1rstdesign, LichtKunstLicht AG und Observatorium entworfene Zollverein Park fertiggestellt.[5] Das Konzept basiert auf dem Anspruch, vorhandene Strukturen behutsam in die Neugestaltung mit einfließen zu lassen und die Geschichte des Ortes zu berücksichtigen. So wurden neue Wege, Plätze und Pavillons angelegt sowie Installationen und ein Beleuchtungskonzept entworfen. Die Pflege der Vegetation steht weiterhin im Vordergrund.[6]

Film und Fernsehen

  • Bilder der Zeche Zollverein sind seit September 2006 regelmäßig fester Bestandteil als Szenenübergang bei der in Essen spielenden RTL-Daily-Soap Alles was zählt.
  • Im Film Superstau kommt am Anfang des Films Ralf Richter von der Arbeit auf Zeche Zollverein.
  • Im Film Das Wunder von Bern ist am Anfang die Zeche Zollverein im Hintergrund zu sehen.
  • Im Musikvideo In Town des Deutschen Rappers Favorite ist die Zeche Zollverein deutlich zu erkennen.

Postwertzeichen

Am 10. Juli 2003 gab die Deutsche Post AG eine Briefmarke mit dem Zollvereinmotiv aus. Heinz Schillinger gestaltete die Sondermarke.[7]

Aktuell

Außenansicht der Kohlewäsche mit Ausstellungsplakat
Elektrische Fördermaschine an Schacht 1

Neben den bereits genannten Umbaumaßnahmen ist Zollverein mittlerweile ein Prestigeobjekt des Ruhrgebiets. Seit der Verleihung des Titels „Weltkulturerbe“ ist Zollverein internationaler Begegnungspunkt sowohl für große Kulturprojekte wie die internationale Weltmusikmesse „WOMEX“ oder die „ExtraSchicht“ – Die Nacht der Industriekultur im Ruhrgebiet als auch für Konzerte im kleineren Rahmen, so ist die WDR Big Band regelmäßiger Gast und auch die Hip-Hop-Formation „Fettes Brot“ im Rahmen der TRIDEM. Alljährlich findet auch das Zechenfest mit Live-Musik statt. Durch die zahlreichen Bauprojekte auf und um Zollverein soll in den nächsten Jahren ein breites kulturelles Angebot für viele Interessenlagen geschaffen werden.

Eine Außenbesichtigung der gesamten Anlage ist ständig möglich. Vom Besucherzentrum werden Führungen im Innenbereich angeboten, die teilweise von ehemaligen Bergleuten geleitet werden.

Siehe auch

Literatur

  • Gunnar Gawehn: Zollverein. Eine Ruhrgebietszeche im Industriezeitalter 1847 bis 1914, Klartext, Essen 2014. ISBN 978-3-8375-0916-8
  • Heinrich Böll, Hans Krabel: Arbeiten an Zollverein. Projekte auf der Zeche Zollverein Schacht XII seit 1989. Klartext-Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-89861-912-7.
  • Delia Bösch: Zollverein entdecken – Unterwegs auf dem Welterbe. 3., erweiterte Auflage, Essen 2007, ISBN 3-9809846-0-5.
  • Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet (= Die Bau- und Kunstdenkmäler von Nordrhein-Westfalen. Bd. 1: Rheinland). Mann, Berlin 1998, ISBN 3-7861-1963-5, S. 414–485.
  • Veronika Grabe (Hrsg:): Welterbe Zollverein. Geschichte und Gegenwart der Zeche und Kokerei Zollverein. = The Zollverein world heritage site. Klartext-Verlag, Essen 2008, ISBN 978-3-89861-844-1 (deutsch/englisch).
  • Joachim Großmann: Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft. Klartext-Verlag, Essen 1999, ISBN 3-88474-794-0.
  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. (= Die Blauen Bücher). Mit einem Katalog der „Lebensgeschichten“ von 477 Zechen. 6., um einen Foto-Exkurs „Zollverein Weltkulturerbe“ von Udo Haafs nach S. 216 erweiterte und aktualisierte Auflage. Langewiesche Köster, Königstein im Taunus 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9.
  • Eitel Mantowski, Claudia Hellwig, Frank Münschke (Hrsg.): Die Koker auf Zollverein. Zollverein-Koker erzählen von ihrer Arbeit und ihrem Leben auf der Kokerei Zollverein. Klartext-Verlag, Essen 2012, ISBN 978-3-8375-0690-7.
  • Heike Oevermann: Über den Umgang mit dem industriellen Erbe. Eine diskursanalytische Untersuchung städtischer Transformationsprozesse am Beispiel der Zeche Zollverein.Klartext-Verlag, Essen 2012, ISBN 978-3-8375-0834-5.
  • Dietmar Osses: Kohle, Koks, Kultur. Die Kokereien der Zeche Zollverein. Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Dortmund 2002, ISBN 3-935783-09-4.
  • Rolf Tiggemann: Zollverein Schacht XII. Von der größten Zeche der Welt zum Weltkulturerbe. Klartext-Verlag, Essen 2007, ISBN 978-3-89861-741-3.
  • Geschichtswerkstatt Zollverein (Hrsg.): Zeche Zollverein. Einblicke in die Geschichte eines großen Bergwerks. Klartext-Verlag, Essen 1996, ISBN 3-88474-507-7 (2., durchgesehene Auflage. ebenda 1999).
  • Zeche Zollverein e. V.: Die Zeche Zollverein. Sutton, Erfurt 2008, ISBN 978-3-86680-320-6.
  • Thorsten Seifert – Zollverein vor 1900–Gründer- und Ausbaujahre in: Tagungsband (Alt) Bergbau- und -Forschung in NRW 2012, online.
Commons: Zeche Zollverein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu ausführlich Andreas Koerner / Klaus Scholz / Wolfgang Sykorra: Man war nie fremd. Die Essener Bergbaukolonie Schönebeck und ihr Stadtteil. Essen: Edition Rainruhr 2009. 158 Seiten. ISBN 978-3-9811598-9-9
  2. Geschichtlicher Überblick
  3. Auszug aus der Denkmalliste der Stadt Essen; abgerufen am 25. Juli 2014
  4. Industriekomplex Zeche Zollverein. Deutsche UNESCO-Kommission e.V., abgerufen am 8. Oktober 2013 (Pressemitteilung von der 25. Tagung des Welterbekomitees der UNESCO am 14. Dezember 2001 in Helsinki).
  5. Zollverein Park. Portal Landschaftsarchitektur heute vom bdla. Abgerufen am 25. März 2014.
  6. Zollverein Park. Onlineausstellung der bedeutendsten 100 Landschaftsarchitekturprojekte der vergangenen 100 Jahre. Abgerufen am 25. März 2014.
  7. Industrielandschaft Ruhrgebiet. Serie „Bilder aus Deutschland“. BRIEFMARKEN-ARCHIV.DE, abgerufen am 21. Juli 2015.