Witten

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Wappen Deutschlandkarte
Witten
Deutschlandkarte, Position der Stadt Witten hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 26′ N, 7° 20′ OKoordinaten: 51° 26′ N, 7° 20′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Arnsberg
Landkreis: Ennepe-Ruhr-Kreis
Höhe: 104 m ü. NHN
Fläche: 72,4 km2
Einwohner: 95.724 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 1322 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 58452–58456
Vorwahlen: 02302, 02324 (Buchholz)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: EN, WIT
Gemeindeschlüssel: 05 9 54 036
Stadtgliederung: 8 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktstraße 16
58452 Witten
Website: www.witten.de
Bürgermeisterin: Sonja Leidemann (SPD)
Lage der Stadt Witten im Ennepe-Ruhr-Kreis
KarteBochumDortmundEssenGelsenkirchenHagenHerneKreis MettmannKreis UnnaMärkischer KreisOberbergischer KreisRemscheidWuppertalBreckerfeldEnnepetalGevelsbergHattingenHerdeckeSchwelmSprockhövelWetter (Ruhr)Witten
Karte

Die Stadt Witten liegt im Südosten des Ruhrgebietes im Bundesland Nordrhein-Westfalen und ist eine Große kreisangehörige Stadt des Ennepe-Ruhr-Kreises im Regierungsbezirk Arnsberg.

Bis 1974 war Witten eine kreisfreie Stadt. Im Zuge der Neugliederung 1975 wurde sie in den Ennepe-Ruhr-Kreis eingegliedert, dessen größte Stadt sie heute ist. Gleichzeitig erreichte sie den Status einer Großstadt, den sie bis Anfang 2007 beibehielt.

Geographie

Witten liegt am Übergang vom unteren Sauerland zum niederbergischen Hügelland im Westen und dem Emscherland im Norden, zwischen den Großstädten Dortmund, Bochum und Hagen, am nördlichen Ausgang des engen tiefen Ruhrdurchbruchs durch das waldbedeckte Ardey-Sandsteinplateau zu beiden Seiten des Flusses Ruhr. Das Flusstal mit dem aufgestauten Kemnader See prägt neben den bewaldeten Hügeln des Ardeygebirges, das einen Teil des Rheinischen Schiefergebirges darstellt, das Bild der Stadt. Die Höhenzüge bestehen im Wesentlichen aus Sandstein, hinzu kommen kohleführende Schichten, die mancherorts offen zutage treten und die im Bergbauwanderweg Muttental zu besichtigen sind.

Messpunkt für die geografische Lage der Stadt Witten ist die Turmspitze der Marienkirche. Der höchste Punkt im Stadtgebiet ist der Arenberg und misst 269 m, der niedrigste ist an der Wittener Straße, östlich vom Bahnhof Blankenstein und beträgt 71 m ü. NN. Die Stadtgrenze ist insgesamt 52 km lang. Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt in Nord-Süd-Richtung 13,8 km und in West-Ost-Richtung 10,5 km.

Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Witten. Sie werden im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten genannt:

Dortmund (kreisfreie Stadt), Herdecke, Wetter (Ruhr), Sprockhövel und Hattingen (alle Ennepe-Ruhr-Kreis) sowie Bochum (kreisfreie Stadt)

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet Wittens ist in acht Stadtteile eingeteilt. Diese sind weiter in mehrere Stadtbezirke unterteilt.

Klima

Die Niederschlagsmenge ist mit jährlich 750 mm im langjährigen Durchschnitt deutlich niedriger als in den umliegenden Mittelgebirgen. Der meiste Regen fällt im Sommerzeitraum (Juli durchschnittlich 80–90 mm), der wenigste im Winterzeitraum (Februar durchschnittlich 40–50 mm). Die Winter sind verhältnismäßig mild (Januar 3,1 °C im Durchschnitt), die Sommer mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 18,6 °C im August relativ warm für deutsche Verhältnisse. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 9–10 °C.

Naturschutz

Naturschutzgebiet Ruhraue

Im Stadtgebiet befinden sich vier Naturschutzgebiete. Eines um den Bach Elbsche (NSG Elbschebach Witten Bommerholz), ein Gebiet um die ehemalige Burg Hardenstein (NSG Hardenstein), der Kermelbach und die Ruhraue bei Gedern. Insgesamt sind damit ca. 184 Hektar geschützt.

Geschichte und Eingemeindungen

Das Wittener Rathaus mit dem Rathausplatz

Die älteste Erwähnung des Stadtteils Herbede (seit 1975 eingemeindet) geht auf das Jahr 851 zurück. Witten selbst wurde erstmals 1214 urkundlich erwähnt, jedoch geht man davon aus, dass an der Stelle, an der heute die Johanniskirche im Herzen der Stadt steht, bereits im 9. Jahrhundert eine Kapelle errichtet worden ist. Die beiden Ruhrmühlen wurden 1321 erstmals erwähnt. Die frühesten Erwähnungen des Wittener Kohle-Bergbaus datieren aus dem Jahr 1552 und 1578.

Am 22. April/2. Mai 1675 erhielt Witten in Kleve das Marktrecht durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Gemäß der durch den Regierungs-, Justiz- und Hofgerichtsrat Mordio von der Reck überbrachten Urkunde wurde der Donnerstag als Markttag festgelegt. Zudem wurde der Ausbau der zerstörten Ruhrbrücke nach Bommern zur Auflage gemacht. 1776 wird die Ruhr in Witten schiffbar gemacht, vier Jahre bevor auf Initiative von Friedrich II. die gesamte Ruhr einer Schiffbarmachung unterlag.

Bis 1806 gehört Witten zur Grafschaft Mark, die später über das Haus Brandenburg preußisch wurde, und von 1807 bis 1813 zum Ruhrdepartement des Großherzogtums Berg, unter dem 1809 die Gründung der Mairie Witten erfolgte. Anschließend gehörte Witten vorübergehend zum preußischen Gouvernement zwischen Weser und Rhein und ab 1815 endgültig zu Preußen (Provinz Westfalen). Der Ort wird dem Kreis Bochum zugeordnet. Die Bürgermeisterei Witten umfasst neben Witten die Gemeinden Langendreer, Stockum, Düren, Somborn und Werne. 1823 erhält Witten die Stadtrechte, scheidet dann 1899 aus dem Kreis Bochum aus und wird eine kreisfreie Stadt.

Am 28. November 1906 treffen ein Brand und zwei Explosionen die Roburit-Fabrik nahe der Stadtgrenze zu Annen. 41 Menschen starben bei der Katastrophe, zudem kam es zu Schäden im Umfeld.

Am 1. Juli 1921 wird die Gemeinde Heven und am 1. August 1929 werden die Gemeinden Annen (mit dem am 1. April 1922 eingemeindeten Rüdinghausen), Stockum, Düren, Teile von Bommern sowie Teile von Langendreer (Krone) eingegliedert. Im Zweiten Weltkrieg wird Witten wegen der industriellen Bedeutung Ziel von fast 100 sehr zerstörerischen Luftangriffen. Gegen Kriegsende hatte Walter Model, Oberkommandierender der deutschen Truppen im Westen, kurzzeitig sein Hauptquartier in der Dorfschule in Heven. Das gesamte Stadtgebiet, vor allem der Bereich um die Ruhrbrücken, wurde zum Schauplatz eines erbitterten Abwehrkampfes zwischen US-Truppen und Wehrmachtsverbänden, die den Ort jedoch bald nach und nach räumen mussten.

Im Rahmen der jüngsten nordrhein-westfälischen Gebietsreform musste Witten am 1. Januar 1975 seine Kreisfreiheit aufgeben und wurde in den Ennepe-Ruhr-Kreis eingegliedert. Gleichzeitig wurde Witten durch die Eingemeindung der Stadt Herbede vergrößert.[2] Damit erreichte das Stadtgebiet Wittens seine heutige Ausdehnung.

Seit 1982 ist Witten Universitätsstadt und Standort der privaten Universität Witten/Herdecke.

Panorama von Witten vom Ruhrtal (Muttental) aus gesehen (im Vordergrund: Deutsche Edelstahlwerke)

Wappen

Wittener Stadtwappen im Treppenaufgang des Rathauses

Das Wappen der Stadt Witten zeigt in von Rot und Silber geteiltem Schild oben zwei abgekehrte, doppelschwänzige, silberne Löwen. Als Vorlage für das Wappen diente das Siegel der Everhards von Witten-Steinhausen aus dem Jahre 1283. Ursprünglich war neben den Löwen, dem Wappentier der Everhards, auch deren Leitspruch „Sigillum Hermanni de Wittene“ abgebildet.

Dem Abzeichen in Form eines stilisierten dreieckigen Schildes war eine viertürmige Mauerkrone aufgesetzt. Erstmals angebracht wurde es auf einer Bowle (Schmuckschale), die der Bürgermeister Rudolf Brickenstein als Anerkennung für seine unentgeltliche Tätigkeit 1883 von der Stadt Witten erhielt. Bei einer Überprüfung der westfälischen Stadtwappen 1908 wurde ein überarbeiteter Entwurf angenommen und am 6. November 1911 königlich genehmigt. Das Wappen bestand nun aus einer dreitürmigen sandsteinfarbenen Mauerkrone. Der stilisierte rechteckige Schild war wiederum zweigeteilt in eine untere silberne und eine obere rote Hälfte, in der die beiden silbernen Löwen abgebildet waren. Die lateinische Umschrift fiel fortan weg.

Aussicht Ruhrtal bei Witten
Die Wittener Wahrzeichen: Das Rathaus und die Johanniskirche, 2009

Während des Nationalsozialismus blieb das Stadtwappen unverändert. Dem Bestreben nach dem Zweiten Weltkrieg, kriegerische und nationalsozialistische Symbolik aus Wappen zu entfernen, brauchte Witten nicht zu entsprechen. Es konnte glaubhaft nachgewiesen werden, dass die beiden Löwen keine Angriffs-, sondern eine Abwehrposition einnehmen. Die englische Militärregierung bestätigte am 24. April 1945 das Wappen von Witten, das bis heute keine grundsätzlichen Veränderungen erfuhr, sondern nur nach grafischen und heraldischen Gesichtspunkten zeitgemäß umgestaltet wurde.

Das aus den 1970er Jahren stammende Logo der Stadt Witten – ein schwarzes Quadrat, in dem durch parallele schräge und senkrechte grüngefüllte Linien ein stilisiertes „W“ erkennbar war – wurde im Jahr 2005 ersetzt.

Das neue Logo – eine geschwungene Linie als „Witten-W“ – lässt sich als Verlauf der Ruhr interpretieren. Der Pinselstrich soll Weltoffenheit und Dynamik versinnbildlichen. Die blaue Farbe steht für das Wasser der Ruhr und betont die Nähe der Stadt zum Fluss, ihrer historischen Lebensader. Rechts über dieser Linie findet sich ein gefüllter Kreis, dessen Farbgebung den urbanen Mittelpunkt – das gold-gelb gestrichene Rathaus – symbolisieren soll.

Religionen

Johanniskirche
Marienkirche

Witten gehörte seit der Gründung zum Erzbistum Köln und war dem Archidiakonat des Kölner St.-Georgs-Stifts unterstellt.

1582 wandte sich die Bevölkerung der Reformation zu. Danach war die Stadt über viele Jahrhunderte eine überwiegend protestantische Stadt. Vorherrschend war das evangelisch-lutherische Bekenntnis. Mit dem Übergang an Preußen gehörte auch die evangelische Gemeinde in Witten zur Evangelischen Kirche in Preußen bzw. deren westfälischen Provinzialkirche. Sie wurde der Superintendentur Hattingen zugeordnet. Heute heißt diese Verwaltungseinheit Kirchenkreis Hattingen-Witten und umfasst die evangelischen Kirchengemeinden der Städte Hattingen, Witten, Sprockhövel, Velbert-Nierenhof und Wetter-Wengern. Die neun evangelischen Kirchengemeinden der Stadt Witten sind Annen, Bommern, Trinitatis (mit Christuskirche, Heven und Oberkrone), Herbede, Heven, Johanniskirche (Innenstadt), Martin-Luther-Kirche, Rüdinghausen und Stockum. Die Anstaltsgemeinde des Diakoniewerks Ruhr wurde inzwischen der Innenstadt (Johanniskirche) zugeordnet.

Als Reaktion auf die Zwangsvereinigung zwischen der lutherischen Kirche und der reformierten Tradition zur Evangelischen Kirche in Preußen (ab 1922 Evangelische Kirche der altpreußischen Union; APU), entstand die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche Preußens. Die Altlutheraner bestanden auf ihre Religionsfreiheit, indem sie uneingeschränkt lutherische Gottesdienste, Verfassung und Lehre forderten. Nach harter Verfolgungszeit seitens des Staates konnte sie sich 1841 unter König Friedrich Wilhelm IV konstituieren und wurde anerkannt. Erst 1896 entstand in Witten die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kreuzkirchengemeinde Witten. Diese Kirchengemeinde gehört heute zum Kirchenbezirk Westfalen der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Ebenso befindet sich dort der Superintendentur des Kirchenbezirks Westfalen dieser lutherischen Kirche.

Die wenigen Katholiken in Witten nach der Reformation gehörten bis 1821 noch zum Erzbistum Köln, dann zum Bistum bzw. Erzbistum Paderborn. 1834 konnten die Katholiken wieder eine eigene Gemeinde gründen, die zunächst zum Dekanat Hattingen gehörte. 1921 wurde Witten Sitz eines eigenen Dekanats, das heute zur Region Ruhr-Mark des Erzbistums Paderborn gehört. Als 1975 die Stadt Herbede eingemeindet wurde, behielt diese ihre Zugehörigkeit zum Bistum Essen bei und gehört damit als einziger Stadtteil von Witten noch heute zum Erzbistum Köln. Pfarrgemeinden im Stadtgebiet Wittens sind u. a. Bommern, St. Peter und Paul Herbede, St. Josef Annen, St. Marien, St. Maximilian Kolbe Stockum, St. Pius Rüdinghausen und St. Vinzenz von Paul. 2013 lebten in Witten ca. 22.000 Katholiken.[3]

1954 wurde das Karmelitinnenkloster in Witten-Annen errichtet.

Evangelisch-freikirchliche Baptistengemeinde in Annen

Daneben gibt es noch verschiedene Freikirchen, darunter Freie evangelische Gemeinden (hier befindet sich der Sitz des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland) sowie eine Evangelisch-freikirchliche Gemeinde (Baptisten). Auch die Neuapostolische Kirche ist in Witten mit vier Gemeinden (Mitte, Annen, Herbede und Stockum) vertreten.

Jüdischer Friedhof Ledderken

Seit 1815 sind Juden in Witten urkundlich belegt. Die jüdische Gemeinde zeigte nach der Niederlassungsfreiheit von 1847 eine stetig zunehmende Tendenz mit einem Maximum von über 500 Personen. Am 20. März 1885 wurde der Grundstein der Synagoge in der Kurzen Straße (heute Synagogenstraße) gelegt.[4] Diese wurde im November 1938 durch vom nationalsozialistischen Staatsterror angeleitete Wittener Bürger geplündert, in Brand gesetzt und vollständig zerstört. Die jüdischen Bürger wurden von Staats wegen ihrer Besitztümer beraubt, zur Emigration gezwungen oder ermordet. Die ca. 100 (Stand 2012)[5] in Witten lebenden Juden gehören zur Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, besuchen aber teilweise auch Veranstaltungen und Gottesdienste der Gemeinden in Bochum und Hagen.

Die vier islamischen Gemeinden mit Moscheen in Witten (Annen, Herbede, Breitestr. und Wideystr.) wurden Ende des 20. Jahrhunderts durch türkische und bosnische Gastarbeiter gegründet. Davon gehören zwei türkische Gemeinden der DİTİB an (Mitte und Herbede), eine der Millî Görüş (Annen) und die bosnische Gemeinde der IGBD (Mitte).

Einwohnerentwicklung

Villa Friedrich Lohmann sen.

Im Mittelalter und am Beginn der Neuzeit lebten nur wenige hundert Menschen in Witten. Durch zahlreiche Kriege, Seuchen und Hungersnöte stieg die Einwohnerzahl nur langsam. Im 19. Jahrhundert setzte mit Beginn der Industrialisierung in Witten ein starkes Bevölkerungswachstum ein. Lebten 1808 erst 1.587 Menschen in der Stadt, so waren es im Jahre 1900 bereits über 33.000.

Im Zuge der Eingemeindung von Herbede (15.021 Einwohner 1974) überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Witten am 1. Januar 1975 die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Gleichzeitig erreichte die Bevölkerungszahl mit 109.554 ihren historischen Höchststand. Am 31. Dezember 2011 betrug die amtliche Einwohnerzahl für Witten 98.330 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).[6]

Politik

Karl-Marx-Platz mit dem Germaniadenkmal für die gefallenen deutschen Soldaten in den Einigungskriegen 1864, 1866 und 1870/71

Die Verwaltung Wittens lag bis Ende des 18. Jahrhunderts in den Händen des Patrimonialgerichtsherrn, des Besitzers des Hauses Witten. Diese Struktur wurde 1806 aufgehoben und 1809 erhielt Witten während der Besetzung der Region durch französische Truppen eine bürgerliche Verwaltung (siehe auch: Mairie Witten). An der Spitze der Stadt stand danach der Bürgermeister. Nachdem Witten 1823 die Stadtrechte erhalten hatte wurde 1841 die revidierte Städteordnung, 1842 die Landgemeindeordnung eingeführt. 1850 wurde die westfälische Städteordnung eingeführt. Nach Erlangung der Kreisfreiheit trug der Bürgermeister den Titel Oberbürgermeister.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Militärregierung der Britischen Besatzungszone einen neuen Oberbürgermeister ein und 1946 führte sie die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Danach gab es einen vom Volk gewählten Rat der Stadt, dessen Mitglieder man als Stadtverordnete bezeichnet. Der Rat wählte anfangs aus seiner Mitte den Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt, welcher ehrenamtlich tätig war. Des Weiteren wählte der Rat ab 1946 ebenfalls einen hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung. Mit der Eingliederung in den Ennepe-Ruhr-Kreis 1975 trugen die Stadtoberhäupter die Titel Bürgermeister bzw. Stadtdirektor. 1999 wurde die Doppelspitze in der Stadtverwaltung aufgegeben. Seitdem nimmt der hauptamtliche Bürgermeister beide Funktionen in Personalunion wahr.

Stadtoberhäupter

Sonja Leidemann, Bürgermeisterin seit 2004

Bürgermeister, 1905–1945 und seit 1946: Oberbürgermeister

  • 1809–1813: Schmieding
  • 1813–1825: Clason
  • 1825–1839: Geißel
  • 1839–1850: Kämper
  • 1851–1856: Wichelhausen
  • 1856–1869: Bauer
  • 1869–1873: Wegener
  • 1873–1877: Geisenheimer (entlassen)
  • 1877–1883: Haarmann, Brickenstein, Grieben, (vertretungsweise)
  • 1883–1889: Bürkner, Bürgermeister
  • 1890–1911: Gustav Haarmann, Nationalliberale Partei
  • 1911–1933: Otto Laue, Deutschnationale Volkspartei
Rathausturm und Johanniskirche, im Vordergrund der ehemalige Busbahnhof

Oberstadtdirektoren bzw. Stadtdirektoren

  • 1946–1947: Alfred Junge, Oberstadtdirektor
  • 1947–1959: Ludwig Lehmann, Oberstadtdirektor
  • 1959–1982: Emil Dreidoppel, Oberstadtdirektor
  • 1982–1993: Reinhard Wiederhold, Stadtdirektor
  • 1993–1999: Gert Buhren, Stadtdirektor

Rat der Stadt

Gehörten dem Rat der Stadt Witten zwischen 2004 und 2009 64 Mitglieder an, ist deren Anzahl nach der Kommunalwahl vom 30. August 2009 auf 66 gestiegen. Die Sitze verteilen sich wie folgt (in Klammern die bei der Wahl erzielten Stimmen in Prozent)

  • SPD 22 Sitze (33,2 %)
  • CDU 18 Sitze (27,54 %)
  • B90/Grüne 9 Sitze (12,85 %)
  • Bürgerforum 5 Sitze (7,3 %)
  • Die Linke 4 Sitze (6,03 %)
  • FDP 4 Sitze (5,34 %)
  • WBG 2 Sitze (3,61 %)
  • NPD 1 Sitz (1,63 %)
  • AUF Witten 1 Sitz (1,42 %)

Siehe auch: Ergebnisse der Kommunalwahlen in Witten

Lokale politische Gruppierungen

  • WBG: Die Wittener Bürgergemeinschaft (WBG) wurde 1999 als kommunal ausgerichtete Wählergruppe gegründet. Ihre Vorläuferorganisation wurde nach einem parteiinternen Führungsstreit von einigen CDU-Mitgliedern gegründet. Sie schaffte 1999 auf Anhieb den Sprung in den Rat und widersetzte sich 2009 einer Übernahme durch Wittener Ärzte.
  • AUF Witten: Die Wählergruppe AUF Witten wurde am 26. September 2003 von Mitgliedern der Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, einzelnen ehemaligen Mitgliedern der SPD und von parteipolitisch nicht gebundenen Personen als überparteiliches Wahlbündnis gegründet.
  • Bürgerforum: Das Bürgerforum ist 2009 erstmals in Erscheinung getreten. Gegründet wurde die Liste zunächst als ein Zusammenschluss von einigen Wittener Ärzten. Eine Aufnahme in die WBG und die Besetzung der ersten Listenplätze der WBG zur Kommunalwahl gelang zuvor nicht. Aus diesem Grund gründeten die Ärzte gemeinsam mit einigen ehemaligen Mitgliedern der WBG das Bürgerforum und schafften auf Anhieb den Sprung in den Rat.

Mandatsträger der Stadt Witten

Deutscher Bundestag

Landtag NRW, Düsseldorf

Städtepartnerschaften

Die Stadt Witten unterhält mit mehreren Städten Städtepartnerschaften, die teilweise durch eigene Vereine und Freundeskreise der Wittener Bürger belebt werden.

Freie Träger und Organisationen

Witten ist Sitz der Föderation der Westthrakien-Türken in Europa.

Schulen, Bildung

Universität Witten/Herdecke, Neubau Rückseite Ostgebäude

In Witten werden die Schüler im Primarbereich an 17 verschiedenen Grundschulen unterrichtet. Im Bereich der weiterführenden Schulen (Sekundarbereich) gibt es mit der Freiligrathschule, der Overbergschule und der Pestalozzischule drei Hauptschulen, mit der Adolf-Reichwein-Realschule, der Helene-Lohmann-Realschule und der Otto-Schott-Realschule drei Realschulen, zwei Gesamtschulen (Hardenstein Gesamtschule, Holzkamp Gesamtschule) und mit dem Albert-Martmöller-Gymnasium, dem Ruhr-Gymnasium Witten und dem Schiller–Gymnasium drei Gymnasien. Neben diesen Schulen im Regelschulbereich existieren noch zwei Waldorfschulen (Rudolf Steiner Schule Witten, Blote-Vogel Schule Witten-Annen) und zwei Förderschulen. Dazu gibt es in Witten noch sechs berufsbildende Schulen, eine Volkshochschule, eine kommunale und mehrere private Musikschulen, das Institut für Waldorf-Pädagogik und die Privatuniversität Witten/Herdecke, die als erste private deutsche Universität 1982 gegründet wurde.

Gesundheit

Das Evangelische Krankenhaus Witten, im Vordergrund die Otto Schott Realschule

Die Stadt Witten beherbergt zwei Krankenhäuser, das katholische Marienhospital und das Evangelische Krankenhaus Witten (bis Mitte der 1970er Jahre Diakonissenhaus, umgangssprachlich findet der Name bis heute Verwendung).

Infrastruktur und Wirtschaft

Verkehr

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erhält die Stadt mit einer durch den Crengeldanz führenden Chaussee ihren ersten Verkehrsknoten. Ab 1803 verkehrt hier eine Postkutschenroute von Essen über Bochum und Hamm nach Unna. 1808 folgt eine weite Relation von Bochum über Stockum und Brünninghausen nach Hörde. Diese Verbindung ruht zwischen 1813 und 1822. 1823 wird am Crengeldanz eine feste Poststelle eingerichtet. Am 22. Juni 1825 folgt das Postwärteramt. Nachdem in der Innenstadt eine weitere Poststelle eingerichtet wurde, verlagerte sich der Verkehr vom Crengeldanz weg, so dass 1850 die zwischenzeitlich eingerichtete Post-Expedition schließen musste.

Auf Betreiben der Glasfabrik Crengeldanz und der Brauerei Crengeldanz wurde diese 1881 als kaiserliches Postamt wiedereröffnet. Diese erhielt am 1. Juni 1882 eine eigene Telegrafenanstalt. Das Gebäude Crengeldanzstraße 92, in welchem diese eingerichtet war, existiert noch heute.

Fernverkehr

Witten ist durch die A 43, A 44 und A 45 an das Fernstraßennetz angebunden, wobei sich an der A 43 die Anschlussstellen Witten-Heven und Witten Herbede befinden, an der A 44 die Anschlussstellen Witten-Zentrum, Witten-Stockum und Witten-Annen und an der A 45 die Anschlussstelle Witten-Stockum.

Schienenverkehr

Der Wittener Hauptbahnhof liegt an der zweigleisigen, elektrifizierten DB-Kursbuchstrecke 427 von Hagen Hbf nach Dortmund Hbf bzw. Bochum Hbf. Diese Strecken wurden 1848 bzw. 1862 von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft gebaut. Eine weitere Bahnstrecke Witten–Schwelm auf der anderen Ruhrseite wurde in den 1930er Jahren von der Deutschen Reichsbahn eröffnet. Heute werden sie für den Schienenpersonennahverkehr, den Schienenpersonenfernverkehr und den Güterverkehr genutzt.

In Witten Hauptbahnhof halten folgende Linien:

Name Nummer Zuglauf
Wupper-Express RE 4 Dortmund Hbf – Witten Hbf – Hagen Hbf – Wuppertal Hbf – Düsseldorf Hbf – Mönchengladbach Hbf – Aachen Hbf
Ruhr-Sieg-Express RE 16 Essen Hbf – Bochum Hbf – Witten Hbf – Hagen Hbf – Letmathe – Finnentrop – Siegen Hbf bzw. Iserlohn (Zug wird in Letmathe geteilt)
Ruhr-Lenne-Bahn RB 40 Essen Hbf – Bochum Hbf – Witten Hbf – Hagen Hbf
S-Bahn Rhein-Ruhr S 5 Dortmund Hbf – Witten Hbf – Hagen Hbf
S5 nach Hagen Hbf weiter als S 8 … – Wuppertal Hbf – Düsseldorf Hbf – Mönchengladbach Hbf

Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der DB Regio NRW und der Abellio Rail NRW GmbH.

Neben dem Hauptbahnhof gibt es in Witten noch den Bahnhof Witten-Annen Nord, der ebenfalls von der S 5 angefahren wird.

Dazu bestehen Planungen, die Auslastung der bestehenden Linien durch zwei weitere S-Bahnhaltepunkte zu erhöhen:

  • Witten-Universität (S 5) (geplant bis 2015)
  • Witten-Rüdinghauser Feld (S 5) (geplant bis 2015).
Die Wittener Einkaufszone wird durch drei ebenerdige Haltestellen des ÖPNV direkt erschlossen

Bei Letzterem handelt es sich um die Verlegung des heutigen Haltepunktes Dortmund-Kruckel (S 5). Wegen seiner Randlage und der mangelhaften Anbindung an den restlichen ÖPNV kamen schon Mitte der 1970er Pläne auf, den ehemaligen Bahnhof der Zeche Vereinigte Wiendahlsbank in die Mitte des Siedlungsgebietes Witten-Rüdinghausen/Dortmund-Persebeck zu verlegen. Diese Pläne stehen in einem Wettbewerb mit dem Standort Rüdinghausen Industriegebiet, der vom größten Wittener Steuerzahler favorisiert wird. Vor einigen Jahren wurden die Pläne zum Standort Menglinghauser Straße auch planungsrechtlich geschwächt. Im Zusammenhang mit einer Änderung des Flächennutzungsplans, der die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes auf einer für eine Ortsumgehung vorgesehenen Fläche ermöglichte, wurden die Rahmenbedingungen für die Beseitigung des schienengleichen Übergangs im Bereich des geplanten S-Bahnhofs Rüdinghausen/Persebeck festgeschrieben. In diesen Plänen ist kein Haltepunkt mehr vorgesehen. Die Stadt Dortmund lehnt eine Verlegung des Haltepunktes ganz ab. Um diesen Vorstellungen Nachdruck zu verleihen beginnen im Januar 2007 Verhandlungen zwischen der Bezirksvertretung Dortmund-Hombruch und der Deutschen Bahn AG in denen es u. a. auch um die Sicherung des bisherigen Standort des Bahnhofs Kruckel geht. Alle Neuplanungen sind im Moment zurückgestellt, da die Bahn aus Gründen der Bilanzpolitik nicht bereit ist, sich an den Baukosten der gewünschten Haltepunkte zu beteiligen.

Im Sommer verkehrt die Museumseisenbahn Ruhrtalbahn mit vier Haltepunkten auf Wittener Stadtgebiet: Witten-Bommern, Witten-Herbede, Ruine Hardenstein und Zeche Nachtigall.

Nahverkehr

Im Straßenpersonennahverkehr gibt es ein breit gefächertes Angebot an Straßenbahn- und Busverbindungen. Betrieben werden sie bis auf wenige Ausnahmen von der BOGESTRA.

Für den gesamten Öffentlichen Personennahverkehr gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif. Im Übergangstarif gilt außerdem der Tarif der Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe.

Schiffsverkehr

MS Schwalbe II

Auf der Ruhr verkehrt im Sommer das Ausflugsschiff Schwalbe II der Stadtwerke Witten drei- bis viermal täglich. Anleger sind: Bommern Uferstraße, Zeche Nachtigall, Burgruine Hardenstein, Schleuse Herbede, Herbede Lakebrücke und Freizeitbad Heveney.

Am Freizeitbad Heveney besteht eine Umsteigemöglichkeit zum Ausflugsschiff MS Kemnade. Das Boot verkehrt vier- bis achtmal täglich auf dem seit 1979 bestehendem Kemnader Stausee. Anlegestellen sind: Seglerhaus Hafen Heveney, Kemnader Wehr, Oveney, Herdede Südufer, Freizeitbad Heveney.

Die Fähre Hardenstein, auch Ruhrtalfähre, ist eine Personenfähre auf der Ruhr in Witten. Sie verkehrt kostenlos in Nähe der Burgruine Hardenstein in Witten-Herbede und der Herbeder Schleuse in Witten-Heven und stellt so eine touristische Bereicherung des Ruhrtalradwegs dar.

Wirtschaft

Wittens Wirtschaft ist geprägt von der Stahlindustrie, Maschinenbau und der chemischen Industrie. In den 1970er wurde versucht Witten als Standort für die Elektronikindustrie aufzubauen. Die Ansiedlung eines Telefonwerks für HiCom Telefonanlagen von Siemens im Stadtteil Rüdinghausen wurde subventioniert. Nach Ablauf der Bindungsfristen gab das Unternehmen den Produktionsstandort auf, nicht zuletzt auch, weil Rahmenbedingungen für die Produktlinie sich verschlechtert hatten. Die Vogt electronic AG aus Passau übernahm 1999 das Werk und führte es als VOGT electronic Witten GmbH noch bis 2005 fort. 2008 wurde auf einem Teil des Geländes ein Bauhaus-Baumarkt eröffnet.

Ansässige Unternehmen

Deutsche Edelstahlwerke GmbH
Die obere Bahnhofstraße
Die untere Bahnhofstraße bei Nacht

Folgende Firmen haben ihren Sitz in Witten: Ardex (Spezialwerkstoffe für das Bauhandwerk), Bosch Rexroth (Getriebebau, Antriebstechnik, Windenergie), Deutsche Edelstahlwerke (Edelstahl-Langprodukte), Evonik Degussa (Zweigwerk), Faiveley Transport (Brems- und Kupplungssysteme für Schienenfahrzeuge), ISE Industries (Automobilzulieferer), J.D. Neuhaus (druckluftbetriebene Hebezeuge, Windentechnik, Krananlagen), Kronenbrot (Großbäckerei), Ostermann (Stammsitz, Möbeleinzelhandel), Pilkington Automotive (Fahrzeugglas), Privatbrennerei Sonnenschein (Sprirituosen), Stadtwerke Witten, Friedr. Lohmann GmbH (Stahlfabrik), Siemens Enterprise Communications (Telekommunikation), Stiftung Christliche Medien (Medienholding), SMS Meer (Anlagenbau, vormals Wagner-Banning-Ringwalzen), Weichenwerk Witten ( Eisenbahnweichen), Volz Maschinenhandel (Werkzeugmaschinengroßhandel).

Medien

Der WAZ-Konzern ist mit den Tageszeitungen Westdeutschen Allgemeine und Westfälische Rundschau vertreten (mit inhaltsgleichem Lokalteil). Die Ruhr Nachrichten sind eine Tageszeitung des Medienhauses Lensing in Dortmund. Das Anzeigenblatt Witten aktuell erscheint bei ORA, einem Gemeinschaftsunternehmen von WAZ und Ruhrnachrichten. Das Stadtmagazin ist ein alle zwei Monate erscheinendes, anzeigenfinanziertes Magazin. Witten transparent ist ein monatlich erscheinendes anzeigenfinanziertes Magazin.

Witten gehört zum Redaktionsgebiet des TV-Studios Dortmund, dem Lokalsender des WDR. Der kreisweite und zu Radio NRW gehörende lokale Radiosender Radio Ennepe Ruhr informiert über die Geschehnisse in der Stadt. Das Ruhrstadtstudio ist eine Radiowerkstatt, in der Beiträge für den Bürgerfunk des Lokalradios produziert werden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der Sackträger in der Innenstadt
Villa Friedrich Lohmann sen. im Stadtpark

Theater

In Witten sind viele professionelle und Laienbühnen zuhause. Eigene Spielstätten haben das Tanztheater Abrakadabra, seit 1999 die Ruhrbühne Witten – ein 1926 gegründetes Amateurtheater –, die Theatergemeinschaft Frohsinn, eine bereits seit 1921 spielende Laienbühne, sowie der Stockumer Theater Verein e. V., den theaterbegeisterte Wittener 1993 ins Leben riefen. Anfang der neunziger Jahre initiierte Blanche Kommerell die Theatergruppe der Universität, deren Schwerpunkt Dramen der Weltliteratur sind. An der Universität ist auch der unikat(club) angesiedelt, eine von Studenten der Universität Witten/Herdecke betriebene Kulturinitiative. Daneben begeistern zwei Tourneetheater ihre Zuschauer mit Kinder- und Experimentalstücken: das Wittener Kinder- und Jugendtheater und das Ensemble Theaterspiel. Im Saalbau organisieren zwei Kulturringe regelmäßige klassische Theateraufführungen und Konzerte.

Musik

Die Städtischen Musikschule bietet neben dem Studium von Instrumenten und Gesang auch Auftritte verschiedener Orchester und Ensembles. Die Rhein-Ruhr-Philharmonie ist ein nichtprofessionelles Sinfonieorchester. Weitere Amateur-Ensembles sind der Wittener Bach-Chor (gegründet 1919) und das Wittener Mandolinen- und Gitarrenorchester, das seit 1929 besteht.

Das Festival Wittener Tage für neue Kammermusik lädt jährliche im April zu zeitgenössischer Musik, Klangkunst und Musiktheater. In Witten haben folgende Bands ihre Heimat: Franz K., die sich seit ihrer Gründung 1969 dem Blues und Deutschrock verschrieben haben, die Rapper von Sons of Gastarbeita, Creutzfeld & Jakob, die Hip-Hop machen sowie die Gothic Metal-Band Eisheilig.

Kino

Die Burg Kino Witten GmbH betreibt ein Kino mit vier Sälen von 250, 145, 85 und 30 Sitzplätze. Der Filmclub Witten präsentiert in der Werk°Stadt und im Haus Witten Filmkunst.

Vereine und Zentren

Im Saalbau ist die Wittener Kulturgemeinde zu finden. Die Bildungs- & KulturInitiative[7] zeigt zeitgenössische Kunst- & Kulturprojekte. Das Studio Stellwerk – ein Zusammenschluss von Fotografen, Künstlern und Kulturmanagern – betreibt auch die Kulturkneipe Knut's.[8] Der Studentenklub unikat(club) fand 2012 ein neues Zuhause in der Westfalenstraße 19.[9] Trotz Allem ist das unabhängige Soziokulturelle Zentrum Wittens.[10] Seit 1977 widmet sich das Jugend- und Kulturzentrum Werk°Stadt der „Kultur für alle“ und dort ist auch das Jugendcafé Treff° angesiedelt.[11]

Museen

Märkisches Museum

Das Märkische Museum für zeitgenössische Kunst zeigt die Sammlung der Stadt Witten über deutsche Malerei und Grafik von 1900 bis zur Gegenwart. Das Museum befindet sich in der Innenstadt.

Im Hebezeug-Museum/Windenschmiede im Stadtteil Heven, einer private Ausstellung der Firma J.D. Neuhaus Hebezeuge GmbH & Co., sind neben der Windenschmiede zahlreiche historische Maschinen sowie der Nachbau eines Lübecker Krans aus dem 14. Jahrhundert zu besichtigen.

Das Museum des Diakoniewerks Ruhr zeigt medizinische Geräte der letzten 100 Jahre.

Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Theresia befindet sich das Gruben- und Feldbahnmuseum. Von April bis Oktober ist es jeden ersten und dritten Sonntag im Monat geöffnet. Es bietet neben der Besichtigung zahlreicher Exponate von Zechenbahnen auch die Möglichkeit, mit einer Feldbahn zu fahren. Die betriebene Strecke führt vom Wanderparkplatz an der Nachtigallstraße über das Gelände der Zeche Theresia zur Zeche Nachtigall. Die ehemalige Zeche Nachtigall ist einer von acht Standorten des LWL-Industriemuseums. Hier hat man die Möglichkeit, die Zeche Eimerweise, einen historischen Lastkahn, das Maschinenhaus der Zeche und eine Ringofen-Anlage (in der Backsteine bzw. Ziegel gebrannt wurden) zu besichtigen. Beide Museen liegen im Stadtteil Bommern.

Im ehemaligen Bethaus der Bergleute im Muttental dokumentiert die Dauerausstellung „Vom Bethaus zur Kohle“ das Alltagsleben der Bergleute. Der Bergbauwanderweg Muttental führt hier vorbei zum Zechenhaus Herberholz im Muttental. Der „Förderverein bergbauhistorischer Stätten“ hält hier im Haus und auf dem Außengelände ein Museum bergmännischer Ausstattung, Werkzeuge und Maschinerie vor.

Für den 2005 verstorbenen Wittener Künstler Charles Wilp wurde 2012 das Charles Wilp Space eröffnet. Ein Museum mit seinen Werken.

Sehenswürdigkeiten

Innenstadt

Helenenturm

Das Haus Witten, vormals ein Rittergut, beherbergt heute das städtische Kulturzentrum mit Szenelokal.

Schloss Steinhausen im Stadtteil Bommern

Die Türme des Rathauses aus dem Jahr 1926 und der benachbarten Johanniskirche bilden das Wahrzeichen der Stadt. Die evangelische Johanniskirche aus dem Jahre 1752 ist die älteste Kirche der Stadt. Die katholische St. Marienkirche wurde 1846–1848 erbaut, allerdings von 1879 bis 1891 durch die Alt-Katholische Kirche genutzt; dann wurde sie der Römisch-Katholischen Kirche übereignet. Das Gebäude wurde 1894–1896 umgebaut und erhielt sein heutiges Aussehen.

Die Wittener WERK°STADT ist das Kulturzentrum. Es wurde dorfartig in einer ehemaligen Produktionshalle der Mannesmannröhren-Werke erbaut.

Den Helenenturm, ein Privatdenkmal, errichtete der Justizrat Strohn 1858 zu Ehren seiner Frau. In der Nähe der Stadtmitte lädt der Schwesternpark zum Verweilen ein.

Die Gartenstadt Crengeldanz, eine weitgehend erhaltene Gartenstadt im bergischen Stil wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Werkssiedlung angelegt. In der Nähe befindet sich die ehemalige Wasserburg Haus Crengeldanz.

Der Trinkwasser-Lehrpfad der Stadtwerke Witten zeigt die Stationen der Wasseraufbereitung. Auf dem Gelände einer Wassergewinnungstation zwischen der Ruhr und dem Ruhrdeich gelegen, kann der Lehrpfad nach Anmeldung bei den Stadtwerken besichtigt werden.

Burgruine Hardenstein

Bommern

Schloss Steinhausen, eine ursprünglich mittelalterliche Burganlage mit Herrenhaus (Umbau Anfang des 19. Jahrhunderts) und Schlosspark, beherbergt heute Deutschlands größte Mountainbike-Schule, ein Restaurant und Künstlerateliers.

Herbede

Im Naturschutzgebiet Hardenstein in der Nähe der Zeche Nachtigall liegt Burg Hardenstein. Früher eine Wasserburg, ist die Anlage heute verfallen.

Haus Herbede, ein historisches Rittergut mit Vierflügelanlage, dient als Begegnungsstätte sowie Kunsthandwerkszentrum mit Galerien. Der mittelalterliche Gewölbekeller wird als Restaurant genutzt. In Vormholz befindet sich ein Ehrenmal.

Annen

Die römisch-katholische St. Josefskirche wurde zwischen 1903 und 1904 errichtet. Am 1. Januar 1913 erfolgte die Erhebung zur eigenen Pfarrei. Das Geläut der Kirche besteht aus drei Glocken aus der Glocken- und Metallgießerei Carl Munte. Die E-Ton-Glocke hat ein Gewicht von 920 kg und ist dem heiligen Josef geweiht. Die G-Ton-Glocke wiegt 525 kg und ist dem heiligen Bonifatius geweiht und die kleinste, die A-Ton-Glocke wiegt 386 kg und ist dem heiligen Liborius geweiht. Die beiden kleinen Glocken sind, da sie im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, nicht mehr im Original erhalten. Sie bestehen im Gegensatz zur großen Glocke auch nicht mehr aus Bronze sondern aus Gussstahl.

Die Erlöserkirche der evangelischen Gemeinde ist ein Baudenkmal. Sehenswert sind ihre Glasfenster. Die Orgel aus dem Jahr 1968 erklingt mit 31 Registern auf 3 Manualen und Pedal. Den Marktplatz in Annen ziert die Marktfrau, eine Steinskulptur.

Das Karmelitinnenkloster im Ardeygebirge ist seit 1952 in Witten ansässig, nachdem die Nonnen aus Breslau nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden.

Umgebung

Aussichtsturm Berger-Denkmal

Das 21 Meter hohe Aussichtsturm Berger-Denkmal auf dem Hohenstein bietet einen weiten Blick über das Naherholungsgebiet. Die Plattform des Wasserturms Kermelberg, eine Landmarke, können Besucher nach Absprache mit den Stadtwerken besteigen. Das Wasserkraftwerk Hohenstein, ein Baudenkmal aus den 1920er Jahren und Teil der Route Industriekultur, ist ein Flusskraftwerk unterhalb des Hohensteins.

Der überregional bekannte Bergbauwanderweg Muttental führt durch den Stadtteil Bommern und weiter, vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten des Bergbaus. Auf vielen Schautafeln werden die sichtbaren Relikte des Bergbaus und deren Geschichte dokumentiert.

Freunde der Eisenbahn können die Museumsbahnstrecke des Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen nutzen, deren Haltepunkte in den Stadtteilen südlich der Ruhr zu finden sind. Ein weiteres Ausflugsziel ist der Ruhr-Viadukt an der Eisenbahnstrecke Witten-Hagen und der größtenteils stillgelegten Elbschetalbahn.

Der Kemnader Stausee ist ein sehr beliebter Freizeitsee zwischen den Städten Witten, Bochum und Hattingen. Gelegen im Naherholungsgebiet der Region, bietet er den Wittenern vielfältige Möglichkeiten der Erholung.

Freizeitgestaltung

Nichtkommerzielle Angebote

Eingang zum Stadtpark der Stadt
Der Hammerteich im Naherholungsgebiet Hohenstein

Über 150 km markierte Wanderwege und fünf ausgeschilderte, thematische Radrundwege im Stadtgebiet bieten sportliche Freizeitgestaltung. Der Berliner Platz; ein Outdoortreffpunkt in der Innenstadt, ist aufgrund seiner Gestaltung besonders bei Kindern belieb. Der Kemnader Stausee bietet Bade- und Wassersportmöglichkeiten; rund um den See stehen Liegewiesen zur Verfügung. Das Wiesengelände zwischen See und Haus Kemnade hat sich aufgrund seiner hervorragenden Windverhältnisse zum Treffpunkt von Flugdrachenliebhabern entwickelt. Am Steinbruch Imberg, dem Jugendtreffpunkt in Witten-Annen, können Außengelände mit kleiner Halle und Felsklettern genutzt werden.

Kommerzielle Angebote

Am Hauptbahnhof befindet sich ein Fahrradverleih, am Schloss Steinhausen können Mountainbikes für Radtouren entliehen werden. Wassertourismus bieten zwei Ausflugsboote auf der Ruhr und dem Kemnader See, an letzterem besteht ein Bootsverleih. Das Ruhrtal kann mit einem Museumszug erkundet werden.

Sportvereine und -einrichtungen

Segelhafen Heveney

In Witten existieren 94 Sportvereine mit über 30.000 Mitgliedern, darunter der FSV Witten, der KSV Witten 07, der Ruder-Club Witten, die Sport-Union Annen (SUA), die Turngemeinde Witten und der Ruderverein Bochum von 1920 e.V..

Zur sportlichen Betätigung stehen 23 Turnhallen, 14 Sportplätze, davon ein Stadion (Wullenstadion), sechs Sporthallen, zwei Reitschulen, drei Tanzsportvereine und zwei Tanzschulen, acht Schiess-Stände, sechs Tennisanlagen, drei Gymnastikräume, ein Golfplatz, eine Bowlinganlage, ein Kegelzentrum mit mehreren Sportkeglervereinen, ein Klettergarten (Outdoor), vier Minigolfanlagen, eine Beachvolleyballhalle, eine Mountainbikeschule, ein Segelhafen, ein Freizeitbad mit Innen- und Außenbecken und verschiedenen Saunen in Heven, zwei Hallenbäder in den Ortsteilen Annen und Vormholz, fünf Lehrschwimmbecken, eine Aikido-Schule, zwei Kendo-Vereine, ein Karate-Verein, ein Freibad in Annen, ein Freerunning-Verein, zwei Motorsportvereine, zwei FKK Vereine und ein Rugby-Platz zur Verfügung. Außerdem besteht in Witten ein Ringer-Leistungszentrum.

Regelmäßige Veranstaltungen

In der Innenstadt von Witten findet jährlich am 1. Septemberwochenende die Zwiebelkirmes (traditioneller Jahrmarkt) statt. Daneben gibt es noch die Himmelfahrtskirmes, die jedes Jahr um Christi Himmelfahrt (Do. bis Mo.) stattfindet, und im Stadtteil Herbede das Herbeder Oktoberfest (Straßenfest mit Live Musik, Kleinkunst und Kunsthandwerk), jeweils am 1. Oktoberwochenende.

Jährlich am mittleren Juni-Wochenende veranstaltet der Kanu-Club Witten e. V. die Days of Thunder, eine Drachenboot–Veranstaltung auf der Ruhr kurz vor dem Kemnader Stausee. Die Wittener Drachenboot-Jugend ist national sehr erfolgreich.

Des Weiteren gibt es einmal monatlich, meistens am ersten Sonntag im Monat auf dem Parkplatz des Möbelhauses Ostermann an der A 44, Ausfahrt Witten-Annen den Flohmarkt Ostermann, und jeden Dienstag ab 6 Uhr am Kemnader Stausee, Parkplatz Heveney, A 43, Ausfahrt Witten-Heven einen Kinderflohmarkt (semiprofessioneller Flohmarkt mit Schwerpunkt auf Kinderartikel jeder Art).

Persönlichkeiten der Stadt Witten

Siehe auch

Literatur

Geschichte

Bibliografien

  • Wolf-Dieter Lepiorz: In Witten geschrieben. Bibliografie von 1833 bis zur Gegenwart; Romane, Erzählungen, Dramen und Gedichte. Mit einem Vorwort von Hugo Ernst Käufer. 1. Auflage. Ruhrstadt Verlag, Witten 2002, ISBN 3-935382-08-1.
  • Wolf-Dieter Lepiorz: Bibliographie der Stadt Witten. Bücher und Artikel aus Zeitschriften und Sammelwerken 1824–2002. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 2004, ISBN 3-89861-305-4.

Natur

Reiseführer

  • Katja Link (Hrsg.): Witten. Stadtführer. 1. Auflage. Link-Media-Verlag, Witten 2012, ISBN 978-3-940154-50-7.
Commons: Witten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Witten – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2024. (Hilfe dazu)
  2. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  3. Beatrice Haddenhorst: Pläne abgesegnet. Umbaumaßnahmen: St. Marien wird Verwaltungszentrum. Ruhr Nachrichten, 20. Juni 2013, abgerufen am 20. Juni 2013.
  4. Martina Kliner-Lintzen, Siegfried Pape: „… vergessen kann man das nicht“. Wittener Jüdinnen und Juden unter dem Nationalsozialismus. Hrsg.: Stadt Witten. Verlag Dr. Dieter Winkler, Bochum 1991, ISBN 3-924517-44-4.
  5. Claudia Scholz: „Beschneidung traumatisiert nicht“. Derwesten.de, 25. September 2012, abgerufen am 25. September 2012.
  6. Stadt Witten: Strukturdaten Bevölkerung. Abgerufen am 6. Mai 2012.
  7. Bildungs- & KulturInitiative. Abgerufen am 1. Juni 2012.
  8. Knut's. Abgerufen am 25. Juli 2012.
  9. unikat(club). Abgerufen am 25. Juli 2012.
  10. Trotz Allem Witten. Abgerufen am 1. Juni 2012.
  11. Werk°stadt. Abgerufen am 1. Juni 2012.