Bistum Basel

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Bistum Basel
Karte Bistum Basel
Basisdaten
Staat Schweiz
Kirchenprovinz Exemtion
Diözesanbischof Felix Gmür
Weihbischof Denis Theurillat
Emeritierter Diözesanbischof Kurt Kardinal Koch
Hansjörg Vogel
Emeritierter Weihbischof Martin Gächter
Generalvikar Markus Thürig
Fläche 12.585 km²
Pfarreien 520 (31.12.2011 / AP 2013)
Einwohner 3.096.000 (31.12.2011 / AP 2013)
Katholiken 1.094.000 (31.12.2011 / AP 2013)
Anteil 35,3 %
Diözesanpriester 434 (31.12.2011 / AP 2013)
Ordenspriester 241 (31.12.2011 / AP 2013)
Katholiken je Priester 1621
Ständige Diakone 117 (31.12.2011 / AP 2013)
Ordensbrüder 304 (31.12.2011 / AP 2013)
Ordensschwestern 2235 (31.12.2011 / AP 2013)
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache Deutsch, Französisch
Kathedrale St. Ursenkathedrale
Anschrift Bischöfliches Ordinariat
Baselstrasse 58
4501 Solothurn
Website www.bistum-basel.ch

Das römisch-katholische Bistum Basel (lateinisch Dioecesis Basiliensis) ist ein altes Bistum, dessen Anfänge ins 4. Jahrhundert in die Zeit des Römischen Reiches zurückgehen. Der Bischof hatte über die Jahrhunderte verschiedene Residenzstädte in seinem Sprengel, zunächst in Kaiseraugst, dann in Basel, schliesslich in Pruntrut und bis heute in Solothurn. Als bischöfliche Residenzstadt war Basel über Jahrhunderte hinweg geistiger und intellektueller Anziehungspunkt für gelehrte Kleriker und Mönche und Wirkungsstätte verschiedener Orden, bildete im 15. Jahrhundert einen Versammlungsort für ein wichtiges römisch-katholisches Kirchenkonzil (Basler Konzil), was u.a. zur Gründung der Universität Basel im Jahre 1460 durch Privileg von Papst Pius II. führte, und war Wirkungsstätte des römisch-katholischen Priesters, Augustiner-Chorherrn und Humanisten Erasmus von Rotterdam, der mit seiner im Jahr 1516 publizierten kritischen Neuübersetzung des griechischen Neuen Testaments ins Lateinische (Novum Instrumentum omne, eine Überarbeitung der Vulgata) unter Klerikern und Gelehrten für Gesprächsstoff sorgte und Anlass für theologische Debatten bot. Infolge der Reformation durch die Basler Zünfte wurde das Domkapitel und der römisch-katholische Adel 1529 aus Basel vertrieben und das Münster übernommen. Die Reformation hatte keine Auswirkungen auf die weltliche Herrschaft des Bischofs als Fürstbischof. Basel gehört aber nach wie vor zur Diözese Basel. Seit 1828 ist die Stadt Solothurn Residenzstadt und offizieller Verwaltungssitz des Bischofs von Basel und die frühklassizistische St. Ursenkathedrale in Solothurn Kathedrale des Bistums.

Von 999 bis 1803 war der Bischof von Basel Fürstbischof, d. h. Bischof der Diözese Basel und zugleich Fürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und als solcher weltlicher Landesherr im heutigen Kanton Jura, im Berner Jura, im Birseck, im Laufental sowie in Schliengen, Istein und Binzen im badischen Markgräflerland – Gebiete, die zum Territorium des Fürstbistums Basel gehörten.

Heute gehören zum Bistum Basel die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Jura, Luzern, Schaffhausen, Solothurn, Thurgau, und Zug.

Geschichte

Ursprung

Das Bistum Basel geht in seinen Anfängen auf ein Bistum mit Sitz in der Colonia Augusta Raurica zurück, das zunächst in der römischen Provinz Germania superior, dann ab dem Jahre 297 nach der diokletianischen Reichsreform in der Provinz Maxima Sequanorum mit Zivilverwaltungshauptort in Besançon, als Teil der Präfektur Gallia in der Diözese Dioecesis Galliarum lag. Der erste Bischof Justinianus hat nachweislich an den Konzilen von Serdica 343 und Köln 346 teilgenommen. Wie jedoch die Ausgrabungen der Fundamente einer spätantiken Kirche in Kaiseraugst zeigen, muss es bereits zuvor in dieser Gegend christliche Gemeinden gegeben haben. Um 400 wird dann erstmals Basilia als Bischofssitz erwähnt, der sich zu jener Zeit wegen der Alemanneneinfälle auf dem gut zu schützenden Basler Münsterhügel befand.

Als erster Bischof gilt seit dem Hochmittelalter der legendäre Pantalus, der im Bistum als Heiliger verehrt wird. 618 trägt der Mönch Ragnachar aus dem Kloster Luxeuil den Titel eines Bischofs von Basel und Augst. Unter der Herrschaft des Frankenkönigs Pippin III. († 768) beginnt dann mit dem Mönchen Walaus, dem Abt des Klosters Reichenau, als Bischof eine lückenlos überlieferte Reihe von Bischöfen in Basel. Zur Zeit Karls des Großen erfährt die Diözese Basel unter dem Bischof Haito seine erste Blüte. Haito war, wie Walaus, Mönch und Abt des Klosters Reichenau und daneben Vertrauter und Berater des Kaisers, für den er 811 als Gesandter nach Konstantinopel zum öströmischen Kaiserhaus und zum Patriarchen von Konstantinopel reiste.

Fürstbistum Basel

Das weltliche Herrschaftsgebiet der Bischöfe von Basel im 16. Jahrhundert
Das Basler Münster war bis zur Reformation Kathedrale des Bistums

Im Mittelalter gelangte der Bischof von Basel, wie viele andere Bischöfe auch, zu weltlicher Macht und wurde Fürstbischof. Die Entwicklung des Bistums zum Fürstbistum nahm 999 mit den Schenkungen der altehrwürdigen Benediktinerabtei Moutier-Grandval, des Stifts St-Ursanne und des Münstertales im Jura durch den kinderlosen König Rudolf III. von Burgund ihren Anfang. Hinzu kamen später als Zugänge zum Hauensteinpass, das Sisgau und das Buchsgau sowie, außerhalb der Diözese gelegen, Gebiete am Bielersee, die Herrschaft Pruntrut, die Landvogtei Schliengen mit Istein und Kleinbasel. Der Mittelpunkt des geistlichen Fürstentums Basel war die Stadt mit ihrem Münster und den Domherrenhäuser. Die größte Ausdehnung hatte die weltliche Herrschaft unter Bischof Burkard (1072–1107), der in der Gunst Kaiser Heinrichs IV. stand, weil er ihn im Investiturstreit unterstützte und ihn sogar nach Canossa begleitete. Der Investiturstreit mündete letztlich ins Wormser Konkordat von 1122, das dem Papst (und nicht mehr dem Kaiser) künftighin die Vollmacht einräumte, alle Reichsbischöfe in ihre geistlichen Würden einzusetzen. Damit wurde die Bindung der Bistümer und somit auch des Basler Bistums an die römische Kurie gestärkt.[1] Nicht zuletzt deshalb setzte bei den verstreuten und verschiedenartigen weltlichen Besitztümern und Rechten des Fürstbistums nach einer längeren Zeit der Stagnation langsam ein Zerfall ein, indem der Bischof den mit Erfolg ihre Herrschaft ausbauenden Habsburgern, aber auch der mit Beharrlichkeit ihre Autonomie anstrebenden Basler Bürgerschaft immer stärkeren Einfluss zugestehen musste. Die ehemals bischöflichen Städte Breisach, Neuenburg am Rhein und Rheinfelden wurden eine Beute der Habsburger und fielen zurück ans Reich. Auch im Elsass und in Basel selbst machte sich von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an der habsburgische Einfluss in starkem Masse geltend. Darum richtete konsequenterweise der Bischof seine Territorialpolitik auf den Jura aus. Die umstrittene Bischofswahl von 1436 wurde auf dem von 1431 bis 1449 tagenden Konzil von Basel verhandelt. Mit der einsetzenden Reformation verlegte der Bischof 1527 seine Residenz von der Stadt Basel ins fürstbischöfliche Schloss zu Pruntrut, das Domkapitel blieb hingegen bis 1529 weiterhin in der Stadt.

Reformation und Exil des Basler Domkapitels in Freiburg im Breisgau

Das Wappen des Fürstbistums Basel bis 1791: Eine rote Bischofskrümme auf silbernem Grund

Am 9. Februar 1529, einem Fasnachtsdienstag, stürmten die Reformierten in das Basler Münster und zerstörten beim Bildersturm auf das Basler Münster seine Ausstattung weitgehend. Unermessliche sakrale Kunstschätze des mittelalterlichen Basel gingen dabei verloren. Durch glückliche Umstände blieb der berühmte Basler Münsterschatz vollständig erhalten. Am 12. Mai siedelten die Domherren und Kapläne, welche nicht zur Reformation gewechselt hatten oder auf ihre Nebenpfründe gezogen waren, ins katholische Freiburg im Breisgau. Dort schloss das Domkapitel am 28. August 1529 mit der Stadt einen Vertrag über die rechtlichen und steuerlichen Belange, den Erwerb von Häusern, Kapitel- und Amtshaus sowie über die Benützung des Freiburger Münsters. Damit hatte Basel für immer aufgehört Sitz des Bischofs und des Domkapitels zu sein. Verwaltungssitz des Domkapitels war ab 1587 das Stürtzelsche Haus, heute Basler Hof genannt.

Weltliche Ausdehnung

Weltliche und geistliche Hoheit des Bistums Basel im 15. Jahrhundert

Weltliches Fürstbistum und geistliches Bistum waren nicht deckungsgleich. Der weltliche Besitz des Fürstbischofs erstreckte sich über die Jurakette vom Bielersee bis zur Burgundischen Pforte und in die Oberrheinische Tiefebene. Das Gebiet war sprachlich zweigeteilt, die Mehrheit sprach französisch, deutschsprachig waren nur die Ämter Zwingen, Pfeffingen, Birseck, Biel, die drei rechtsrheinischen Gebiete und der fürstliche Hof in Pruntrut. Nicht weniger kompliziert war die konfessionelle Situation, der Süden des weltlichen Besitzes war reformiert, der Norden und die deutschen Ämter katholisch. Besonders verwirrlich präsentierte sich die staatsrechtliche Situation, gehörte doch der Norden zum Heiligen Römischen Reich und bildete mit dem württembergischen Mömpelgard (Montbéliard) eine Reichsexklave zwischen Frankreich und der Schweiz. Die südlichen Ämter dagegen waren mit verschiedenen schweizerischen Orten verburgrechtet. So war die Stadt Biel mit Bern, Freiburg i. Ü. und Solothurn eng verbunden und galt deshalb als Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. Der Fürstbischof war nur noch nominelles Stadtoberhaupt. Das Städtchen La Neuveville und die Propstei Moutier-Grandval waren mit Bern verburgrechtet, die Prämonstratenserabtei Bellelay und das Chorherrenstift Moutier-Grandval mit Sitz in Delsberg waren mit Solothurn verbündet.

Schloss Pruntrut, 1527–1792 Residenz der Basler Fürstbischöfe

Fürstbischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee verbündete sich als Gegengewicht zum Einfluss des reformierten Bern im Südjura 1579 mit den sieben katholischen Orten der Alten Eidgenossenschaft. Da das Bündnis bis 1735 immer wieder erneuert wurde, galt das Fürstbistum zeitweise ebenfalls als Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. Eine Aufnahme als 14. Ort der Eidgenossenschaft scheiterte jedoch am Widerstand der reformierten Orte.

Geistliche Ausdehnung

Das geistliche Bistum, die Diözese, hatte eine grössere Ausdehnung als das weltliche Bistum und erstreckte sich weit über das Fürstbistum hinaus, umfasste es doch auch Teile des Elsass, das österreichische Fricktal und grosse Teile des Kantons Solothurn. Der grösste Teil des Fürstbistum gehörte zwar kirchlich zur eigenen Diözese, die Ajoie mit Pruntrut, dem Sitz des Basler Fürstbischofs, unterstand jedoch geistlich dem Erzbischof von Besançon. So musste der Basler Bischof für alle kirchlichen Amtshandlungen in seiner Residenzstadt zuerst die Bewilligung des zuständigen Besançoner Bischofs einholen. Erst 1779 wurde im Rahmen eines Gebietsabtausches die Ajoie kirchlich zum Bistum Basel geschlagen. Der Süden, südlich des Pierre-Pertuis, war Teil der Diözese Lausanne und die rechtsrheinischen Gebiete mit der Landvogtei Schliengen gehörten zum Bistum Konstanz.

Das Basler Domkapitel in Arlesheim

Arlesheimer Domkirche, Kathedrale des Bistums Basel und Sitz des Domkapitels 1678–1792

Im Vorfeld des Holländischen Krieges zwischen Ludwig XIV. und Kaiser Leopold I., als dem Verbündeten der protestantischen Niederlande, sah sich das Basler Domkapitel in Freiburg vor wachsenden Schwierigkeiten. Zunächst kürzten die Österreicher 1670 die Einkünfte und quartierten 1672 im Basler Hof Militär ein. 1675 konfiszierten die Franzosen die Haupteinkünfte des Kapitels im Elsass und im Sundgau. Als dann die Truppen Ludwig XIV. im November 1677 die Stadt Freiburg eingenommen hatten, erkannten die neuen Machthaber das Domkapitel nicht als eine neutrale, dem Bistum Basel angehörende Körperschaft an. Sie behielten dessen Einkünfte so lange zurück, bis die Domherren Freiburg verlassen und sich im Bistum Basel niedergelassen hatten. Im Frieden von Nimwegen am 1. November 1678 wurde dem Domkapitel schliesslich der freie Abzug gewährt. Nach Aufforderung des Bischofs in Pruntrut zog das Kapitel noch im selben Jahr nach Arlesheim, welches als neuer Sitz vorgesehen war. Am 5. Dezember 1678 traf der Weihbischof und zwischen dem 18. und 19. Dezember die übrigen Domherren im damals kleinen Bauerndorf Arlesheim ein.

Unter dem Bischof Johann Konrad von Roggenbach wurde „die Erbauung einer Kirche, Kapitelhaus für Geschäfte und Akten und Häuser für die Domkapitulare“ beschlossen. 1681 konnte der Arlesheimer Dom geweiht und die Domherrenhäuser bezogen werden.

Französische Revolution und Niedergang des Fürstbistums

Das Fürstbistum Basel im 18. Jahrhundert

Mit dem Ausbruch der französischen Revolution brauten sich dunkle Wolken über dem Fürstbistum zusammen. Wegen seiner exponierten Lage bekam es die Auswirkungen des Umbruchs in Frankreich bald zu spüren. Als 1789 die französische Nationalversammlung alle Feudalrechte aufhob, verloren der Fürstbischof und das Domkapitel sämtliche Einkünfte aus dem Elsass. Schliesslich wurde 1790 das Elsass kirchlich von der Diözese Basel abgetrennt und dem neuen konstitutionellen Bistum Colmar unterstellt. Im gleichen Jahr bildeten sich im verbliebenen Teil des Bistums erste revolutionäre Klubs und es brachen Unruhen aus. Kaiser Leopold II. sandte dem bedrängten Fürstbischof österreichische Truppen, die in den folgenden Wochen vom Breisgau her über Basler Gebiet in Pruntrut einmarschierten und den Aufstand niederschlugen. Nachdem am 20. April 1792 Frankreich dem Kaiser den Krieg erklärt hatte, marschierten französische Truppen in das Reichsgebiet des Fürstbistums ein. In der Nacht vom 27. auf den 28. April verliess der Fürstbischof mit seinem Hof Pruntrut und floh zunächst nach Bellelay, dann nach Biel. Von hier aus versuchte er, den Einschluss des gesamten Fürstbistums in die helvetische Neutralität zu erreichen, dies gelang ihm aber nur bedingt mit dem südlichen Teil, da besonders die reformierten Städte Zürich und Basel mit einer Herausforderung Frankreichs keine Risiken eingehen wollten. Nach dem Tuileriensturm in Paris im August 1792 radikalisierte sich die Stimmung, so dass im November einheimische Revolutionäre mit französischer Rückendeckung die Absetzung des Fürstbischofs proklamierten und die Raurachische Republik ausriefen. Damit hatte der Bischof auch den Norden seines Landes verloren und floh nach Konstanz unter kaiserlichen Schutz. Zur Verwaltung der südlichen Ämter setzte er einen Regentschaftsrat in Pieterlen bei Biel ein, welcher die Verwaltung in den südlichen, schweizerischen Gebieten des Fürstbistums bis 1797 weiterführen konnte. Das Domkapitel in Arlesheim verhielt sich ruhig, um nicht die Aufmerksamkeit Frankreichs auf sich zu ziehen, doch am 23. November 1792 rückten französische Truppen in das Dorf ein. Rechtzeitig hatte das Kapitel sein Archiv und den Domschatz nach Basel in Sicherheit gebracht. Auch baten die Domherren die beiden Kantone Bern und Basel um militärischen Schutz, doch diese waren nicht gewillt, wegen des Basler Domkapitels einen Konflikt mit Frankreich zu riskieren. Am 9. Dezember stellten die Franzosen die Domherren unter Hausarrest, doch mit Duldung des französischen Kommandanten in Arlesheim, konnten sich die Domherren nach und nach in den nahegelegenen neutralen Kanton Solothurn absetzen. In einer Sitzung in Konstanz mit dem Fürstbischof beschloss das von 16 auf 6 Domherren geschmolzene Kapitel, den Sitz von Arlesheim wieder nach Freiburg im Breisgau zu verlegen. Ab Mai 1793 befanden sich keine Domherren mehr in Arlesheim. Darauf wurden die Domherrenhäuser geplündert, das Mobiliar kurz und klein geschlagen, der Rest des Kapitelarchivs verbrannt und der Dom als Kantonnement und Pferdestall verwendet.

Am 9. März 1794 starb Fürstbischof von Roggenbach. Das Domkapitel wählte Franz Xaver von Neveu zum Nachfolger, seit 1790 Domherr und daneben auch Pfarrer in Offenburg. Zunächst residierte der neue Fürstbischof in Offenburg und begab sich anschliessend nach Konstanz zu seiner kleinen Exilregierung. Zwischen 1794 und 1797 versuchte er, die helvetischen Gebiete für sein Bistum zu sichern und die besetzten nördlichen Gebiete zurückzubekommen. Er hatte auch den Mut, im Sommer 1796 unangekündigt seinen Sitz von Konstanz nach La Neuveville zu verlegen. Auf Druck Frankreichs und des benachbarten Bern musste er das Dorf jedoch wieder verlassen und siedelte ins luzernische Kloster St. Urban über. Am 17. Oktober 1797 folgte der zweite grosse Schlag gegen das Fürstbistum, als Österreich und Frankreich in Campo Formio Frieden schlossen. Der Kaiser trat Frankreich in einem Vertrag das ganze linke Rheinufer ab und gab ihm darüber hinaus freie Hand in der Schweiz. Bereits am 14. Dezember marschierten französische Truppen im Süden des Bistums ein, besetzten die helvetischen Ämter, eingeschlossen Biel. Diese Gebiete wurden darauf zum Département du Mont Terrible geschlagen. Damit stand Ende 1797 nur noch das kleine rechtsrheinische Amt Schliengen unter der Herrschaft des Fürstbischofs. Bischof von Neveu floh Ende 1797 mit dem fürstbischöflichen Archiv von St. Urban nach Konstanz auf Reichsgebiet und beim Einmarsch Frankreichs in die Schweiz anfangs 1798 weiter nach Ulm, Passau und schliesslich 1800 nach Wien. Auch der zweite Koalitionskrieg brachte keine Möglichkeit zur Rückkehr des Basler Bischofs in sein altes Fürstbistum. Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wurden alle geistlichen Territorien ausser Mainz, dem Johanniterorden und dem Deutschen Orden säkularisiert und ihre Gebiete weltlichen Fürsten übergeben. Das fürstbischöflich-baslerische Schliengen kam Ende 1802 an den Markgrafen von Baden. Der Fürstbischof verlor wie alle anderen Reichsbischöfe und Reichsäbte nebst seinem Land auch seinen Sitz im Reichstag, bekam aber wie die Domherren eine Pension. Damit hatte das Fürstbistum Basel endgültig aufgehört zu existieren.

Bistum Basel

Übergang vom Fürstbistum zum Bistum Basel

St. Ursenkathedrale in Solothurn ist seit 1828 Kathedrale des Bistums Basel

Nach der Säkularisation war der verarmte Franz Xaver von Neveu nur noch Bischof einer schweizerischen Mini-Diözese, welche aus dem mittlerweile schweizerisch gewordenen Fricktal und einem Teil von Solothurn bestand. Neveu kehrte nach Offenburg auf seine Pfarrstelle zurück und versuchte von dort aus zwischen 1803 und 1813 mit Hilfe des Nuntius in Luzern, das Bistum Basel als ein schweizerisches Bistum wieder zu errichten. Während der napoleonischen Zeit waren Neveus Anstrengungen vergeblich, doch als Ende 1813 das französische Kaiserreich zusammenbrach, schöpfte er neue Hoffnung und bat die drei alliierten Monarchen um die Wiederherstellung seines Fürstbistums. Im ersten Frieden von Paris im Jahr 1814 wurde Frankreich in seinen Grenzen vom 1. Januar 1792 wiederhergestellt. Damit war vorgezeichnet, dass das Bistum wieder schweizerisch werden würde, ohne jedoch einen eigenen Kanton zu bilden. Im Herbst 1814 begann in Wien der Kongress, der auch über das Fürstbistum entscheiden sollte. Fürstbischof von Neveu hatte drei Ziele:

1. die Wiederherstellung seiner weltlichen Herrschaft
2. eine Garantie für die Existenz der Diözese Basel
3. die Sicherung seiner Pension.

Der Wiener Kongress war nicht geneigt, nach der Säkularisation wieder geistliche Fürstentümer zu errichten, und verteilte das ehemalige Gebiet des Fürstbistums Basel wie folgt: der grösste Teil mit den Juraschluchten und -pässen ging territorial an den Kanton Bern und ein kleinerer Teil, das Birseck, an den Kanton Basel. Immerhin konnte Neveu seine beiden anderen Forderungen durchsetzen. So mussten die Kantone Bern und Basel die Pensionen für ihn, seine Domherren und einige Beamte übernehmen. Der wichtigste Erfolg jedoch war die Garantie der Existenz einer Diözese Basel in den Schlussakten des Wiener Kongresses. Damit waren die Weichen zur Wiederherstellung des alten Bistum Basel gestellt.

Das „neue“ alte Bistum Basel

Am 17. September 1814 wurde das Gebiet des Bistums Basel, also der nördliche Teil des Jura und die ehemaligen deutschen Ämter, kirchlich Neveu unterstellt. Sein „Fürstbistum“ jedoch bestand de facto nur noch aus dem Fricktal, das bis 1802 österreichisch gewesen war, dem heutigen Kanton Jura und dem Anteil des Bistums Basel am Kanton Solothurn und war so kaum lebensfähig.

So setzte Neveu sich weiter für die Neugründung einer grösseren Diözese Basel, den Erhalt des Namens und Pruntrut als dessen Residenzstadt ein. Durch die Abtrennung des Schweizer Teils vom Bistum Konstanz kamen der konstanzische und im gleichen Jahr auch der Lausanner Teil des Kantons Solothurn zum Bistum Basel ebenso wie der rechtsrheinische Teil des Kantons Basel, d. h. Kleinbasel, mit der neu gegründeten katholischen Pfarrei Basel. 1820 schloss sich der Kanton Luzern, der früher auch Konstanz unterstanden hatte, provisorisch dem Bistum Basel an.

1828 kam es aufgrund eines Konkordats zwischen Basel, Luzern, Solothurn, und Zug mit Papst Leo XII. zur Neuerrichtung des Bistums Basel mit Bischofssitz in Solothurn.

An der Neugründung des Bistums waren aktiv die Kantone Solothurn, Bern, Zug und Luzern beteiligt. Die feierliche Verkündigung der Neuorganisation erfolgte am 13. Juli 1828 am neuen Bischofssitz in Solothurn. Das Kollegiatsstift St. Urs und Viktor wurde dabei zum Kern des neuen Domkapitels, bestehend aus je drei Kapitularen aus den Kantonen Luzern, Bern und einem aus dem Kanton Zug.

Am 23. August 1828 starb der ehemalige Fürstbischof und neue Bischof des Bistums Basel Franz Xaver von Neveu in Offenburg. Als sein Nachfolger wurde 1828 der Generalprovikar für den Kanton Solothurn, Joseph Anton Salzmann vom Domkapitel gewählt.

Die Kantone Aargau und Thurgau schlossen sich im folgenden Jahr dem Konkordat an, und 1864 auch der Kanton Bern, dessen Gebiete links der Aare bis dahin zum Bistum Lausanne gehört hatten.

Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wird diskutiert, das Bistum Basel neu zu ordnen, da es mit grossem Abstand das grösste Schweizer Bistum und zudem in zwei Teile zerschnitten ist. Insbesondere eine mögliche Abspaltung des Gebiets der Kantone Thurgau und Schaffhausen, sowie auch Luzern, wurde immer wieder diskutiert. Bis dahin blieben sichtbare Konsequenzen aus dieser Diskussion jedoch aus.

Bischofswahl

Eine Besonderheit des Bistums Basel ist die Bischofswahl: wie in der 1803 untergegangenen adligen Institution des Fürstbistums hat das Domkapitel auch heute das Bischofswahlrecht. Der Bischof wird vom lokalen Klerus gewählt (nicht vorgeschlagen) und kann vom Papst nur bestätigt werden. Dies ist weltweit nahezu einzigartig und nur noch im Bistum St. Gallen zu finden.

Diözesankalender

Im Bistum Basel wird der Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet um die folgenden Eigenfeiern ergänzt (dahinter jeweils der Rang und die liturgische Farbe).

Abkürzungen: H = Hochfest, F = Fest, G = Gebotener Gedenktag, g = Nichtgebotener Gedenktag, GK = Generalkalender, RK = Regionalkalender

Siehe auch

Literatur

  • Meinrad Schaab: Hochstift Basel. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.): Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 2: Die Territorien im alten Reich. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegeben. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-608-91371-8, S. 460–465
  • Georg Boner: Das Bistum Basel, Ein Überblick von den Anfängen bis zur Neuordnung 1828. In: Freiburger Diözesan-Archiv, Band 88, 1968, S. 5–101

Weblinks

Commons: Bistum Basel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. K. Schib: Weltgeschichte vom Mittelalter bis Beginn des 18. Jahrhunderts, 1983