COVID-19-Pandemie in Nordkorea

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die COVID-19-Pandemie in Nordkorea ist ein regionales Teilgeschehen der weltweit grassierenden COVID-19-Pandemie.

Hintergrund und Prognosen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Volksrepublik China grenzt Nordkorea an ein Land mit anfangs hohen Zahlen von Betroffenen von COVID-19. Die Grenze zwischen Nordkorea und der Volksrepublik China gilt als durchlässig, die zwischen den beiden koreanischen Staaten als die am strengsten bewachte der Erde. Weiterhin gibt es noch eine nur 17 km lange Grenze mit Russland entlang eines Flusses, die nur eine Eisenbahnbrücke als feste Querung besitzt und als bedeutungslos gilt. Experten sagen, dass eine Epidemie in Nordkorea aufgrund des chronischen Mangels an medizinischer Versorgung und der schlechten Gesundheitsinfrastruktur des Landes problematisch sein könnte.[1] Das Coronavirus könne in Nordkorea viel tödlicher verlaufen als im benachbarten China.[2]

Nordkorea schloss als erstes Land weltweit zum 21. Januar 2020 seine Grenzen vollständig; alle Ausländer in Nordkorea wurden für einen Monat unter Quarantäne gestellt. Auch importierte Waren wurden 14 Tage lang isoliert.[3][4][5][6] Es wurde verkündet, ab dem 22. Januar 2020 keine ausländischen Touristen mehr ins Land zu lassen.[7]

Am 30. Januar 2020 berichtete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA von einem Notstandsgesetz und über die Einrichtung eines Hauptquartiers gegen die Epidemien in Nordkorea.[8]

Am 29. Februar 2020 forderte Kim Jong-un strengere Maßnahmen, um eine Ausbreitung von COVID-19 nach Nordkorea zu verhindern, sonst werde dies „schwerwiegende Folgen“ für das Land haben.[1]

Ende März 2020 standen nach Angaben der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA 2.280 Einwohner unter Quarantäne.[9] 3.600 Einwohner waren aus der Quarantäne bereits entlassen worden.[10]

Laut dem nordkoreanischen Staatsfunk trat bis 2. April 2020 kein COVID-19-Fall in Nordkorea auf.[11]

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wurden bis zum 2. April 709 Menschen in Nordkorea getestet, darunter elf Ausländer. Mehr als 24.800 Menschen seien aus der Quarantäne entlassen worden.[12] In diesem Monat wurde wahrscheinlich auch die offizielle Internetseite des Gesundheitsministeriums zur COVID-19-Pandemie, Inminbogon, freigeschaltet.[13]

Laut Information von der südkoreanischen Internetzeitung NK News soll es seit dem 20. April vermehrt zu Panikkäufen gekommen sein und damit verbunden zu Warenengpässen in Pjöngjang.[14] Der Grund für die Engpässe ist unbekannt, es wurde aber spekuliert, eine sich ausbreitende Pandemie könne der Grund sein. Am selben Tag vermeldete das staatliche Auslandspresseorgan Naenara, dass die nordkoreanischen Schulen und Hochschulen nach verlängerten Winterferien unter strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus teilweise wieder öffnen konnten.[15]

Die Parteizeitung der Partei der Arbeit Koreas, Rodong Sinmun, warnte die Bürger am 21. April davor, arrogant zu werden und die Gefahr der Pandemie zu ignorieren. Diese sei ein „katastrophales Desaster“, das Gesellschaft und Wirtschaft stark schädige. Auch wenn das Virus noch nicht in Nordkorea angelangt sei, müssten die Maßnahmen unbedingt weiter eingehalten werden.[15]

Die Weltgesundheitsorganisation und das nordkoreanische Gesundheitsministerium gaben im Juni bekannt, dass in Nordkorea alle Schulen geöffnet seien.[16]

Im Juli 2020 berichteten nordkoreanische Staatsmedien über den möglicherweise ersten COVID-19-Fall des Landes. Ein Nordkoreaner, der 2017 nach Südkorea floh, sei über die Grenze zurückgekehrt und möglicherweise infiziert. Diese Behauptung sorgte in Südkorea für Aufsehen, da diese Grenze nur schwer passierbar ist. Das südkoreanische Militär bestätigte aber, dass möglicherweise jemand über die Grenze geflohen war. Die Polizei gab bekannt, dass ein Haftbefehl gegen den Mann vorlag, da er einige Tage zuvor eine Frau, ebenfalls Flüchtling aus Nordkorea, vergewaltigt haben soll.[17]

Der Handel mit China brach laut offiziellen Zahlen 2020 um mehr als 80 Prozent ein. Stürme und Überschwemmungen vernichteten im Spätsommer 2020 Teile der Ernte. Laut offiziellen zweifelhaften Zahlen ging die Lebensmittelproduktion 2020 um 15 bis 20 Prozent zurück. Dennoch wies Nordkorea Angebote humanitärer Hilfe zurück.

Der UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Nordkorea Tomás Ojea Quintana hat im März 2021 in einem Bericht an den UN-Menschenrechtsrat vor einer „ernsten Nahrungsmittelkrise“ gewarnt. Es gebe bereits Berichte über Hungertote und eine zunehmende Zahl von bettelnden Kindern und Alten, die von ihren Familien nicht mehr versorgt werden könnten.[18]

Am 12. Mai 2022 wurde bekannt, dass fiebernde Patienten in der Hauptstadt Pjöngjang am vergangenen Sonntag positiv auf die SARS-CoV-2-Variante Omikron getestet wurden. Kim Jong-un sprach von einem „schweren nationalen Notfall“ und kündigte einen strengen Lockdown für die Stadt an. Damit erreichte der Coronavirus zumindest offiziell zwei Jahre nach Pandemiebeginn Nordkorea.[19] Seither hat sich das Virus in Nordkorea mutmaßlich rasch verbreiten können. Am 18. Mai 2022 wurden 232.880 Neuinfektionen sowie sechs Todesfälle binnen 24 Stunden gemeldet, insgesamt gibt es nach dortigen Behördenangaben 1,72 Millionen Infizierte sowie 62 Todesfälle. Die Dunkelziffer dürfte erheblich höher ausfallen.[20]

Vom 25. Januar 2023 an bis zum 30. Januar 2023 wurde aufgrund von „Atemwegserkrankungen“ und gewöhnlichen Erkältungen ein Lockdown über Pjöngjang verhängt. Die Einwohner wurden angewiesen, mehrmals täglich ihre Körpertemperatur messen zu lassen. Zuvor wurde nach dem Aufkommen von Gerüchten zu Hortungen seitens der Bevölkerung berichtet.[21]

Am Sonntag, dem 27. August 2023 teilten die Gesundheitsbehörden mit, dass Staatsangehörige Nordkoreas wieder einreisen dürften. Die Rückkehrer mussten sich nach der Einreise für eine Woche in Quarantäne begeben.[22]

Commons: COVID-19-Pandemie in Nordkorea – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Kim warns of ‚serious consequences‘ if virus spreads to N Korea. In: aljazeera.com. 29. Februar 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  2. Joseph Stepansky: Coronavirus in N Korea could be ‚much more lethal‘ than in China. In: aljazeera.com. 20. Februar 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  3. Friederike Böge, Patrick Welter: Erst Schelte, dann beste Wünsche. In: faz.net. 5. März 2020, abgerufen am 21. Mai 2022.
  4. Tim Brose, Tanja Krawietz: Nordkorea: „Eine Frage des nationalen Überlebens“. In: freiheit.org. 6. März 2020, abgerufen am 21. Mai 2022.
  5. https://www.freiheit.org/coronavirus-nordkorea-eine-frage-des-nationalen-uberlebens
  6. Fabian Kretschmer: Corona und Nordkorea: Komplett virenfrei. In: taz.de. 21. März 2020, abgerufen am 21. Mai 2022.
  7. North Korea suspends foreign tourism over coronavirus fears: Tour companies. In: straitstimes.com. 20. Februar 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  8. Joshua Berlinger, Yoonjung Seo: All of its neighbors have it, so why hasn’t North Korea reported any coronavirus cases? In: cnn.com. 20. Februar 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  9. KCNA: Noch 2.280 Personen stehen in Nordkorea wegen Covid-19 unter Quarantäne. In: world.kbs.co.kr. 27. März 2020, abgerufen am 21. Mai 2022.
  10. Berichte: Nordkorea entlässt mehr als 3600 Menschen aus Corona-Quarantäne. In: nau.ch. 8. März 2020, abgerufen am 21. Mai 2022.
  11. André Bochow: Wieso es in Nordkorea offiziell kein Corona gibt. In: swp.de. 21. März 2020, abgerufen am 21. Mai 2022.
  12. Offiziell hat Nordkorea keinen Corona-Fall – doch jetzt schwenkt Kim Jong Un um. In: focus.de. 12. April 2020, abgerufen am 21. Mai 2022.
  13. Kim Jeongmin: North Korea’s health ministry launches new website. In: NK News. Korea Risk Group, 23. April 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  14. Chad O’Carroll: North Koreans „panic buying“ at Pyongyang shops, sources say. In: NK News. Korea Risk Group, 22. April 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  15. a b Kim Jeongmin: Back to school: North Korea partially resumes high school, university classes. In: NK News. Korea Risk Group, 21. April 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  16. Hyonhee Shin: North Korea reopens schools, but stays on guard against COVID-19 threat: WHO. In: reuters.com. 1. Juli 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  17. Shim Kyu-seok: South confirms a defector boomeranged back to North. In: Korea JoongAng Daily. 27. Juli 2020, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  18. Friederike Böge: Kim Jong-un schwört Nordkorea auf harte Zeit ein. In: faz.net. 9. April 2022, abgerufen am 21. Mai 2022.
  19. Nordkorea bestätigt erstmals CoV-Ausbruch. In: orf.at. 12. Mai 2022, abgerufen am 21. Mai 2022.
  20. Mehr als 230.000 neue Fälle – Diktator Kim wirft Behörden Trägheit vor. In: spiegel.de. 18. Mai 2022, abgerufen am 21. Mai 2022.
  21. Nordkorea verhängt Lockdown über Pjöngjang. 25. Januar 2023, abgerufen am 27. Januar 2023.
  22. Irene Nasser, This country is finally reopening after Covid. But it still requires a one-week quarantine, CNN vom 27. August 2023.