Krakow am See
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 39′ N, 12° 16′ O | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Rostock | |
Amt: | Krakow am See | |
Höhe: | 50 m ü. NHN | |
Fläche: | 87,36 km2 | |
Einwohner: | 3442 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 39 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 18292 | |
Vorwahl: | 038457 | |
Kfz-Kennzeichen: | LRO, BÜZ, DBR, GÜ, ROS, TET | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 72 056 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 2 18292 Krakow am See | |
Website: | www.krakow-am-see.de | |
Bürgermeister: | Wolfgang Geistert | |
Lage der Stadt Krakow am See im Landkreis Rostock | ||
Krakow am See ist eine Stadt im Süden des Landkreises Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie ist Sitz des gleichnamigen Amtes, dem weitere fünf Gemeinden angehören.
Geographie
Die Stadt liegt nördlich der Mecklenburgischen Seenplatte, am Nordwestufer des stark gegliederten, buchten- und inselreichen Krakower Sees, dessen Fläche zu etwa 80 % zum Stadtgebiet gehört. Der Südteil des Krakower Sees sowie weitere Seen (u. a. Alter Dorfsee, Bossower See, Derliener See, Langsee und Schwarzer See) sind Teil des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide. Krakow am See liegt etwa 18 Kilometer südlich der Kreisstadt Güstrow.
Nachbargemeinden
Die Nachbargemeinden (im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend) sind: Mühl Rosin, Hoppenrade, Kuchelmiß, Dobbin-Linstow, Plau am See, Neu Poserin, Dobbertin, Reimershagen und Zehna.
Stadtgliederung
Zu Krakow am See gehören die Ortsteile Alt Sammit, Bellin, Bossow, Charlottenthal, Groß Grabow, Klein Grabow, Marienhof, Möllen, Neu Sammit und Steinbeck.
Geschichte
Krakow am See, eine altmecklenburgische Landstadt, wurde am 21. Mai 1298 erstmalig urkundlich erwähnt. Der Name ist slawischen Ursprungs, könnte „Ort der Krähen“ bedeuten oder von krk („Hals“) abgeleitet sein, bezogen auf die Form des Krakower Sees. Die Stadt war im Mittelalter der Sitz der Fürstenlinie Werle-Güstrow und mitunter Tagungsort der mecklenburgischen Landesfürsten. An die ehemalige Burg erinnert heute nur noch der Name „Burgplatz“ in Krakow. 1325 kam es hier zum ersten Hostienschändungsprozess in Mecklenburg, als Fürst Johann II. (Werle) mehrere ansässige Juden rädern ließ. Eine Kapelle entstand dort und zog Pilger an. Der Berg, wo dies geschah, heißt heute „Jörnberg“ (von „Judenberg“).[2]
Die Einwohner Krakows lebten von Handel, Handwerk, Gewerbe, Fischerei, Landwirtschaft und der Wollweberei. Die Stadt erlebte mehrere Großbrände - zuletzt 1759. Die heutige Stadtanlage lässt kaum Strukturen aus der Zeit von vor diesem Ereignis erkennen. 1842 wurde auf dem Mühlenberg eine Holländerwindmühle errichtet, die 1975 nach einem Blitzschlag abbrannte.
1821 wurde ein Jüdischer Friedhof angelegt. Er ist beim Novemberpogrom 1938 beschädigt und 1950 wieder hergerichtet worden. Im Jahre 1866 errichtete die Jüdische Gemeinde von Krakow eine Synagoge am Schulplatz. Sie gehört zu den wenigen jüdischen Gotteshäusern in Mecklenburg, die die Zerstörung von 1938 überstanden. Der Grund war, dass sie bereits 1920 an den Arbeiterturn- und Sportbund „Fichte“ als Turnhalle verkauft worden war, der sie bis 1986 als solche nutzte. Seit 1986 wird sie als Kulturhaus bzw. als Krakow-am-See-Information genutzt.
1875 entstand das Rathaus am Markt, 1882 erhielt Krakow Eisenbahnanschluss an Güstrow und Plau. 1897 wurde auf dem Jörnberg ein hölzerner Aussichtsturm erbaut, der 1907 erneuert werden musste. 1945 wurde er gesprengt und 1995 wieder aufgebaut. 1900 erfolgte die Eröffnung der Badeanstalt am Jörnberg. 1909 wurde das Kurhaus (heute Seehotel) errichtet. Auf dem Lehmwerder wurde 1910 ein Gedenkstein für Fritz Reuter gesetzt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde von 1943 bis 1945 ein Außenlager des KZ Ravensbrück errichtet, in dem 150 bis 200 weibliche jüdische Häftlinge lebten, die in den Getreidehallen Zwangsarbeit bei der Produktion von Flugzeugteilen verrichten mussten.
1939 erklärte man den Krakower Obersee zum Naturschutzgebiet, und seit 2000 ist Krakow am See „Staatlich anerkannter Luftkurort“. Nach dem Ende der DDR wurde ab 1991 der historische Stadtkern im Rahmen der Städtebauförderung saniert.
Bellin
In Bellin befindet sich eine spätromanische um 1230 erbaute Feldsteinkirche mit einem steinernen Sarkophag, einem Taufsteinbecken, Schnitzfiguren sowie Wand- und Deckenmalereien, sie hat außerdem eine hervorragende Akustik. Das Jagdschloss Bellin wurde für den Hamburger Reeder Henry B. Sloman erbaut. Die Familie Slomann wurde 1945 enteignet und erwarb das Anwesen nach der Wiedervereinigung 1990 zurück.
In den 1980er Jahren befanden sich Kinder aus Südwestafrika, die von der SWAPO in die DDR vermittelt wurden, in einem Kinderheim in Bellin. Vor der Rückführung nach Namibia, das im März 1990 unabhängig geworden war, waren 134 Kinder im Vorschulalter in Bellin. Der Rücktransport im August 1990 erfolgte auf der Grundlage eines Regierungsabkommens zwischen neuer DDR-Regierung und Namibia.[3]
Charlottenthal
Im Jahre 1843 wurde hier ein Herrenhaus im Stil der Tudorgotik von Baumeister Theodor Krüger errichtet. Ab 1898 war das Anwesen ein Gestüt. Heute befindet sich dort ein brasilianisches Steak-Haus.
Grüner Jäger
Im Süden des heutigen Stadtgebiets, an der Grenze mehrerer Forstgebiete und Landstraßen, entwickelte sich nach der Errichtung eines Kruges der Grenzort Grüner Jäger, deren Bedeutung mit dem Bau befestigter Straßen und der Eisenbahnlinie jedoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abnahm und 1945 wüst fiel.
Eingemeindungen
Alt Sammit, Bossow und Möllen wurden am 1. Juli 1950 eingemeindet.[4] Charlottental kam am 1. Januar 2002 hinzu.[5] Bellin folgte am 1. Januar 2005.[6]
Politik
Wappen
Das Wappen wurde am 10. April 1858 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin festgelegt und unter der Nr. 157 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „In Gold ein hersehender, goldgekrönter schwarzer Stierkopf mit geschlossenem Maul, ausgeschlagener roter Zunge und silbernen Hörnern.“
Das Wappen wurde 1997 von dem Schweriner Heraldiker Heinz Kippnick neu gezeichnet.
Seit 1516 führt Krakow am See sein Stadtwappen.
Flagge
Die Flagge der Stadt Krakow am See ist gleichmäßig längs gestreift von Schwarz und Gold (Gelb). Auf der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Drittel des schwarzen und des goldenen (gelben) Streifens übergreifend, das Stadtwappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.
Städtepartnerschaften
Sehenswürdigkeiten
- Stadtkirche, Backsteinbau im romanisch-gotischen Übergangsstil aus dem 13. Jahrhundert, später mehrfach umgestaltet
- Rathaus, neugotischer Bau von 1875
- Alte Schule mit Buchdruckmuseum und Schauwerkstatt, Heimatstube sowie Stadtbibliothek
- Synagoge von 1866, die vom Kulturverein „Alte Synagoge“ Krakow am See e. V. genutzt wird
- Mühlenmuseum
- Aussichtsturm auf dem Jörnberg
- das Nebel-Durchbruchstal nordöstlich von Krakow am See
- Naturschutzgebiet Krakower Obersee (Südteil des Krakower Sees)
- Frühdeutscher Turmhügel Groß Grabow
- Gutshaus Groß Grabow
- Herrenhaus Bellin
- Dorfkirchen in Alt Sammit und Bellin
- Herrenhaus in Alt Sammit
- Baumkreis bei Bellin
-
Aussichtsturm auf dem Jörnberg
-
Bootshaus am Krakower See
-
Herrenhaus in Alt Sammit
-
Gutshaus Groß Grabow
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Heute bestimmen kleinere Betriebe der Holz- und Metallverarbeitung sowie Bau- und andere Handwerksbetriebe das Wirtschaftsleben von Krakow am See. Im Ortsteil Möllen wurde ein neues Gewerbegebiet angelegt. Krakow am See hat neben einer Schule und Kindertagesstätten einige Arztpraxen sowie eine Apotheke (mit zwei weiteren Zweigstellen) und ist damit ein Unterzentrum für die umliegenden Amtsgemeinden. Der Tourismus spielt eine immer größere Rolle. Wegen der Lage im Seengebiet stehen Hotels, Pensionen, Ferienhäuser und ein Campingplatz zur Verfügung.
Verkehr
Über den Anschluss Krakow am See (Entfernung acht Kilometer) ist Krakow am See an die A 19 (Berlin - Rostock) angebunden. Durch die Stadt führt die B 103 von Rostock nach Kyritz sowie weitere überregionale Straßen. Somit bestehen gute Verbindungen zu den Nachbarstädten Güstrow, Teterow und Plau am See. Der Personenverkehr auf der Bahnlinie von Güstrow über Krakow am See nach Karow wurde 2004 eingestellt (Bahnstrecke Güstrow–Meyenburg). Die nächsten Bahnhöfe liegen im 15 Kilometer entfernten Karow sowie der Kreisstadt Güstrow.
Persönlichkeiten aus Krakow am See
- Josef Nathan (1869-1927), Heimatdichter
- Fritz Behn (1878-1970), Bildhauer
- Christa Luft (*1938), Politikerin der DDR, Bundestagsabgeordnete
- Andreas Reinke (*1969), Fußballtorwart
Panoramabild
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Artikel: Krakow am See; in: Irene Diekmann (Hg.), Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern, Potsdam 1998, S. 142
- ↑ „18. Dezember 1979: Ossis aus Namibia“ in „Verschlusssache.Die größten Geheimnisse der DDR“ von Jan Eik und Klaus Behling. Verlag Neues Berlin, Berlin 2008. ISBN 978-3-360-01944-8.
- ↑ Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005