Tutow
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 55′ N, 13° 15′ O | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Vorpommern-Greifswald | |
Amt: | Jarmen-Tutow | |
Höhe: | 8 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,05 km2 | |
Einwohner: | 995 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 164 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 17129 | |
Vorwahl: | 039999 | |
Kfz-Kennzeichen: | VG, ANK, GW, PW, SBG, UEM, WLG | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 75 134 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Dr.-Georg-Kohnert-Str. 5 17126 Jarmen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Roland Heiden | |
Lage der Gemeinde Tutow im Landkreis Vorpommern-Greifswald | ||
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Tutow ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Bis zum 1. Januar 2004 war die Gemeinde Sitz des Amtes Tutow und ist seitdem Teil des Amtes Jarmen-Tutow.
Geografie und Verkehr
Tutow liegt etwa acht Kilometer westlich von Jarmen und etwa 16 Kilometer östlich von Demmin. Der Kuckucksgraben fließt an der Gemeindegrenze in Richtung der nördlich von Tutow befindlichen Peene. Das kleine Gemeindegebiet wird geprägt durch den Tutower Flugplatz. An diesem liegt der künstlich angelegte Casinosee. Vereinzelt existieren kleine Waldflächen. Die Bundesstraße 110 verläuft an der südöstlichen Gemeindegrenze. Der Ort ist über den Anschluss Jarmen der Autobahn 20 zu erreichen.
Geschichte
Die Gegend um den Ort war schon in der Steinzeit besiedelt, davon zeugt ein Großsteingrab bei Marienfelde. Südlich der B 110 befindet sich ein altslawischer Burgwall mit einer Fläche von etwa zwei Hektar, die „Alte Stadt“. Westlich davon befindet sich ein jungslawischer Burgwall, die „Alte Schanze“, meist „Wallberg“ genannt. Dieser liegt in einem unzugänglichen Sumpfgebiet, der „Quebbe“, die durch den Kuckucksgraben gespeist wird. Wohl im 13. Jahrhundert ist die jüngere Befestigung zerstört worden. In derselben Zeit entstanden in der Nähe die Orte Kruckow und Tutow (heute: Tutow-Dorf).
Der jetzige Ort Tutow selbst entstand erst in den 1930er Jahren als Siedlung beim Bau des Flugplatzes. Das ehemalige Kruckower Vorwerk Wittenwerder wurde 1933 beim Bau des Flugplatzes Tutow abgerissen. Am 1. Oktober 1938 erhielt der Ort die offizielle Bezeichnung Tutow/Flughafen. Vor und während des Zweiten Weltkrieges war hier eine Jagdfliegerstaffel stationiert. Hier befand sich auch eine der größten Kampffliegerschulen des Deutschen Reiches. In einer Zweigstelle der Arado-Werke wurden in Tutow die Fw 190 endmontiert.
Nach dem Krieg wurden die Fluplatzgebäude von der Sowjetarmee größtenteils abgerissen, der Flugplatz jedoch von der NVA und Sowjetarmee genutzt. Die NVA hatte Fallschirmjäger in Tutow stationiert. Ab 1985 wurde das Flugplatzgelände von der Sowjetarmee allein genutzt. 1986 erfolgte der Bau von Wohnungen, einer Schule und weiterer Sozial- und Funktionsgebäude, bevor ein Schlachtfliegerregiment aus dem Raum Cottbus hier stationiert wurde.[2] Im Jahr 1994 verließen die letzten Soldaten der GSSD die Garnison. Daraufhin übernahm die Gemeinde das vormals militärisch genutzte Plattenbauviertel von der Treuhand und bot die Wohnungen günstig an. So stieg die Bevölkerungszahl von knapp 1.300 Einwohnern im Jahr 1993 auf rund 2.250 im Jahr 1994. Seitdem nimmt die Bevölkerung aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit (bis zu 70 %) kontinuierlich ab. Zum Teil wurden die dadurch leerstehenden Plattenbauten des vormals militärisch genutzten Areals mit Finanzmitteln von Bund und Ländern zurückgebaut.
In einem nicht vollendeten Mehrzweckgebäude direkt an der B 110, das als Hotel mit Café und Kino geplant war, wurde 1946 eine Konservenfabrik eingerichtet. Diese wurde 1952 enteignet und trug ab 1974 den Namen „VEB Nordfrucht“. Neben Obst- und Gemüsekonserven wurde hier auch Speisesenf produziert. Der vor der Verstaatlichung in Loitz produzierte Senf wurde als „Tutower Senf“ überregional bekannt. Nach der Wende wurde die Konservenfabrik privatisiert und wechselte mehrfach den Besitzer. Schließlich wurde die Produktion nach Stavenhagen verlagert und die Fabrik geschlossen. Der Senf wird aber weiterhin unter der Marke „Tutower Senf“ angeboten.[3]
In die ehemalige Konservenfabrik zog 2010 das DDR-Museum Tutow ein, das zuvor am Rande des Flugplatzes ansässig war.
Ausgewiesene Gewerbeflächen wurden aufgrund mangelnder Nachfrage wieder aus dem Entwicklungsplan genommen. Der örtliche Discounter schloss im Januar 2006, Sparkassenfiliale und Fleischereien sind seit mehreren Jahren geschlossen. Im Schuljahr 2005/2006 wurde die Tutower Haupt- und Realschule zu einer Zweigstelle der Jarmener Schule, um so den Standort zu bewahren.
Perspektivlosigkeit ist das Thema, zumeist einseitiger Darstellungen, wenn Tutow in den Medien behandelt wird. [4][5][6]
Bevölkerungsentwicklung
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Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern[7]
Sehenswürdigkeiten
- Burgwall "Alte Stadt" und "Alte Schanze" Tutow, liegen eigentlich in der Gemeinde Kruckow
- DDR-Museum[8] seit 2010 in der ehemaligen Konservenfabrik.
- Zwölf-Apostel-Kirche, 1991 geweiht
Literatur
- Horst Dassow: Tutow - Geschichte einer Siedlung in Vorpommern. Eigenverlag des Autors, 2. überarbeitete Auflage 1999
Weblinks
Literatur über Tutow in der Landesbibliographie MV
- Tutow - Seite des Amtes Jarmen-Tutow
- Chronik von Tutow
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Horst Dassow: Tutow - Geschichte einer Siedlung in Vorpommern. S. 51
- ↑ Gemeinde Tutow: Geschichtliches - Gesehen 18. November 2007.
- ↑ Tutow - Wo Deutschland am Ende ist, NDR 2003.
- ↑ Tutow - Das ärmste Dorf Deutschlands. RTL, 10. Oktober 2012, abgerufen am 10. April 2013.
- ↑ Stefan Hoeft: RTL zieht Tutow durch den Dreck. In: Nordkurier. 15. Oktober 2012, abgerufen am 10. April 2013.
- ↑ Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern; Stichtag ist jeweils der 31. Dezember des Jahres: [1];
- ↑ DDR-Museum