Pelé

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Pelé
Pelé (2007)
Personalia
Voller Name Edson Arantes do Nascimento[1]
Geburtstag 23. Oktober 1940[1]
Geburtsort Três CoraçõesBrasilien
Größe 173 cm
Position Sturm

Pelé, KBE – eigentlich Edson Arantes do Nascimento, in seiner Geburtsurkunde als Edison Arantes do Nascimento vermerkt[1][2] – (* 23. Oktober 1940[1] in Três Corações, Minas Gerais) ist ein ehemaliger brasilianischer Fußballspieler und Politiker.

Er erhielt von der FIFA die Auszeichnung als Weltfußballer des 20. Jahrhunderts und wurde vom IOC zum Sportler des Jahrhunderts ernannt. Von Experten und Kritikern wird Pelé gemeinhin als „bester Fußballspieler aller Zeiten“ bezeichnet. Seinen Ruhm begründete Pelé nicht zuletzt durch den dreifachen Gewinn der Weltmeisterschaft (1958, 1962, 1970) sowie der Marke von 1281 Toren in 1363 Spielen (Quote: 0,94). Mit 77 Treffern ist er u. a. Rekordtorschütze der brasilianischen Nationalmannschaft. Im Trikot seines langjährigen Vereins, des FC Santos, gewann er in 17 Jahren insgesamt 26 Titel.

Nach seiner aktiven Karriere nutzte Pelé seine Popularität für die Arbeit in seiner Sport-Marketing-Agentur und war von 1995 bis 1998 brasilianischer Sportminister.

In Brasilien wird er auch als Pérola Negra (Schwarze Perle), O Rei do Futebol (König des Fußballs), O Rei Pelé (König Pelé) oder einfach als O Rei (Der König) bezeichnet.

Jugend

Der Junge wurde am 23. Oktober 1940 in Três Corações, einer Kleinstadt im Süden des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais, geboren. Er war das erste Kind des Provinzfußballers João Ramos do Nascimento („Dondinho“) und dessen Ehefrau Maria Celeste Arantes. In Anlehnung an den weltberühmten Erfinder Thomas Alva Edison gaben seine Eltern ihm den Vornamen Edson („Édson“ ohne „i“, häufig auch „Edson“ ohne Akzent geschrieben, war bereits vor seiner Geburt ein in Brasilien gebräuchlicher Vorname), der allerdings in der Geburtsurkunde fälschlich als Edison vermerkt ist.[1][2] Im Laufe seines Lebens erklärte Pelé immer wieder, dass er auf die Verwendung des Namens Edson bestehe.

Unglücklicherweise hatte sein Vater Dondinho seine Profikarriere nach nur einem Spiel für Atlético Mineiro aufgrund einer komplizierten Knieverletzung beenden müssen und war daher gezwungen, sich bei unterklassigen Vereinen durchzuschlagen. 1944 wurde er vom Bauru Atlético Clube (BAC) verpflichtet und zog mit seiner Familie nach Bauru (Bundesstaat São Paulo). Doch die erhoffte Verbesserung der wirtschaftlichen Situation stellte sich durch den Umzug nicht ein, und auch in Bauru lebte die Familie weiterhin in ärmlichen Verhältnissen. Das spärliche Spielergehalt des Vaters reichte nicht aus, um die inzwischen fünf Familienmitglieder, der kleine Edson hatte mit Jair („Zoca“) und Maria Lúcia zwei Geschwister bekommen, zu ernähren, weshalb Dona Celeste als Wäscherin Geld dazuverdienen musste. Um selbst etwas Taschengeld zu verdienen, verdingte sich Edson als Schuhputzer am Bahnhof und den wohlhabenderen Stadtvierteln Baurus oder erledigte Botengänge für seine Mutter. Edson, den alle liebevoll nur „Dico“ riefen, besuchte die Grundschule Ernesto Monte, war allerdings kein guter Schüler, da er häufig den Unterricht schwänzte. Viel lieber spielte er Fußball und schon in jungen Jahren war ihm klar, dass er einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten und Profi werden wollte. Nahezu jede freie Minute spielte Edson in der Straßenmannschaft Sete de Setembro, deren Spielbälle lediglich aus zusammengebundenen Socken oder einer Grapefruit bestanden. Sie waren auch unter dem Namen die „Schuhlosen“ bekannt, denn keines der Kinder konnte sich ordentliche Schuhe leisten.

Während dieser Zeit entstand der Spitzname „Pelé“, dessen genaue Herkunft ungeklärt bleibt. In seiner Autobiografie behauptet er, als Kind für „Bilé“, den Torhüter von Vasco São Lourenço geschwärmt zu haben. Durch die ungenaue Aussprache entwickelte sich daraus „Pilé“, was letztendlich zu „Pelé“ wurde. Somit hat der Name des wohl berühmtesten Fußballers der Welt keine besondere Bedeutung und wurde von seinem Träger anfangs nicht einmal sonderlich gemocht.

Im Jahr 1952 gründete der BAC die Jugendmannschaft „Baquinho“ und engagierte den ehemaligen brasilianischen Nationalspieler Waldemar de Brito als Trainer. Dieser sichtete einige der hoffnungsvollsten Talente der Stadt, zu denen auch Pelé gehörte, und holte sie in die Mannschaft. Dort erfuhr der Elfjährige eine professionelle Förderung und spielte erstmals in Fußballschuhen auf einem richtigen Platz. Baquinho sorgte bei Jugendturnieren für einiges Aufsehen und insbesondere der schwarze Mittelstürmer namens Pelé wusste zu überzeugen.

Vereinskarriere

FC Santos (1956 bis 1974)

Pelé 1958

De Brito erkannte das fußballerische Potential Pelés und arrangierte im Frühjahr 1956 ein Probetraining beim FC Santos, dem amtierenden Staatsmeister São Paulos. Seinen Schützling stellte er den Verantwortlichen mit den Worten vor, dieser habe das Talent einmal „der größte Fußballer der Welt zu werden.“ Pelé ließ der Ankündigung de Britos Taten folgen und wusste Cheftrainer Lula zu überzeugen, der ihn sofort verpflichtete. Der dünne, schwarze Junge beendete die Schule ohne Abschluss, verließ das Armenviertel Baurus und zog allein in die Hafenstadt Santos vor den Toren São Paulos, um Fußballprofi zu werden. Der erst 15-jährige Pelé unterschrieb sogar einen Amateurvertrag, der ihm neben 6000 Cruzeiros monatlich auch eine Unterkunft garantierte und trainierte fortan mit dem Profikader, spielte aber noch für die Juniorenteams.

Wenige Monate später, am 7. September 1956, absolvierte Pelé seine erste Partie im Seniorenbereich. Im Freundschaftsspiel gegen Corinthians Santo André wurde er zur zweiten Halbzeit eingewechselt und konnte mit einem Treffer zum 7:1-Sieg seine Fähigkeiten andeuten. Zu Beginn des Jahres 1957 rückte Pelé schließlich dauerhaft in den Profikader auf und war schon nach wenigen Einsätzen Stammspieler. Mit nur 16 Jahren wurde er in seiner ersten vollen Saison Torschützenkönig (36 Tore in 29 Spielen) der Campeonato Paulista (Staatsmeisterschaft des Bundesstaates São Paulo). Der als Pérola Negra (Schwarze Perle) gefeierte Wunderstürmer debütierte noch im Juli 1957 in der Nationalmannschaft und gewann mit ihr bei der Weltmeisterschaft 1958 den Titel. Pelé kehrte als Weltstar in sein Heimatland zurück und wurde ehrfurchtsvoll O Rei (der König) genannt. Dieser Triumph sollte sich auch finanziell lohnen und Pelé unterschrieb seinen ersten Profivertrag bei Santos, der ihm ein monatliches Grundgehalt von umgerechnet 3579 Euro garantierte (damit war sein Gehalt höher als das des brasilianischen Staatspräsidenten). Dieser Schritt war notwendig geworden, denn sein Auftritt bei der WM in Schweden hatte die Begehrlichkeiten finanzstarker europäischer Vereine (Real Madrid, Juventus Turin, Inter Mailand, AC Mailand) geweckt. Diese boten astronomische Ablösesummen und Gehälter, doch die brasilianische Regierung erklärte den Ausnahmefußballer für unverkäuflich und bezeichnete ihn als „nationales Gut.“

Nach der Weltmeisterschaft stellten sich für Pelé neben dem finanziellen Erfolg auch die ersten Titel auf Vereinsebene ein: 1958 wurde Santos Meister der Campeonato Paulista und Pelé mit rekordverdächtigen 58 Treffern (bei 38 Spielen) erneut Torschützenkönig. Siege im Taça Brasil, dem Vorläufer einer nationalen Meisterschaft, und im prestigeträchtigen Torneio Rio-São Paulo folgten. Diese Siege waren der Beginn von „Super Santos“, das innerhalb weniger Jahre zur besten Vereinsmannschaft Südamerikas aufstieg. Zu Beginn der 1960er Jahre gewann Santos rund 85 Prozent seiner Spiele, wobei die Gegner teilweise regelrecht deklassiert wurden und Kantersiege keine Seltenheit waren. Durch geradliniges Kurzpassspiel, elegante Kombinationen sowie nie vorherzusehende technische Finten und Finessen wusste die Mannschaft zu überzeugen, was ihr den Namen „ballet blanco“ (weißes Ballett) einbrachte. Teilweise überforderte Gegner wussten sich häufig nur mit rüder, überharter Spielweise oder verbalen Sticheleien zu helfen. Unbestrittener Star war Pelé und obwohl er mit 40 bis 50 Saisontoren regelmäßig die mit Abstand meisten Treffer erzielte, war Santos nicht bloß eine „One-Man-Show“. Seine Mitspieler stellten den Kern der brasilianischen Nationalmannschaft und man konnte mit weiteren Ausnahmekönnern wie Torwart Gilmar, den Abwehrspielern Mauro Ramos und Calvet, Spielmacher Zito, Linksaußen Pepe und Pelés Sturmpartner Coutinho aufwarten. Den Zenit dieser Mannschaft markierten sicherlich die Jahre 1962 und 1963. 1962 war mit fünf Titeln das bisher erfolgreichste Jahr der Klubgeschichte: Nach Siegen über Peñarol Montevideo (2:1, 2:3, 3:0) gewann Santos erstmals die Copa Libertadores, das südamerikanische Gegenstück zum Europapokal der Landesmeister und sogar den Weltpokal gegen Benfica Lissabon (3:2, 5:2). Im Folgejahr gelang sowohl in der Copa Libertadores (3:2 und 2:1 gegen die Boca Juniors), als auch im Weltpokal (2:4, 4:2 und 1:0 gegen den AC Mailand) die viel umjubelte Titelverteidigung.

Pelé im Santos-Trikot (1963)

Während der 1960er Jahre war der FC Santos eine regelrechte „Fußballmaschine“, die zahlreiche finanziell lukrative Freundschaftsspiele rund um den Globus absolvierte (22 Partien in sechs Wochen waren keine Seltenheit). Zur damaligen Zeit war das die einzige Möglichkeit dem weltweiten Publikum Superstar Pelé zu präsentieren und ihn live spielen zu sehen. Nicht zuletzt standen auch kommerzielle Interessen der Vereinsführung hinter diesen Partien, die notwendig waren, um die hohen Spielergehälter zahlen zu können. 1967 unterbrachen die Konfliktparteien des nigerianischen Bürgerkriegs sogar die Kampfhandlungen, nur um Santos und Pelé in Lagos spielen sehen zu können. Denn Pelé war aufgrund seiner Hautfarbe insbesondere für die Menschen in Afrika eine Art positiver Symbolfigur.

Ein besonderes Datum in der außergewöhnlichen Karriere Pelés war der 19. November 1969. An diesem Tag schoss er in der Partie gegen CR Vasco da Gama (2:1) sein 1000. Tor, das als „O Milésimo“ gefeiert wurde. Als der Angreifer, schon damals ein Nationalheld, in der 34. Minute den Treffer per Foulelfmeter erzielte, stürmten jubelnde Fans, Fotografen und Journalisten den Rasen des Maracanã-Stadions und das Spiel musste für 20 Minuten unterbrochen werden. In weiten Teilen Brasiliens läuteten Kirchenglocken.[3] Auch die brasilianische Militärjunta wusste das Ereignis medienwirksam für sich zu nutzen, indem Präsident Emílio Médici Pelé öffentlich gratulierte und ihm einen goldenen Ball überreichte. Zudem gab die brasilianische Post eigens zu diesem Anlass eine Briefmarke heraus.

Anfang der 1970er Jahre war Santos nicht mehr die dominierende Mannschaft des Landes und hatte den Glanz vergangener Jahre verloren. Auch bei Pelé wurden Anzeichen des körperlichen Verschleißes erkennbar. Jährlich 80 bis 90 Partien, nicht selten verbunden mit anstrengenden Auslandsreisen, noch dazu unzählige Fouls waren auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen und hatten ihren Tribut gefordert. Auf dem Platz wirkte der Spieler häufig müde, abwesend und nicht austrainiert. Nach 17 Jahren und 26 Titeln mit dem FC Santos erklärte Pelé 1974 seinen Rücktritt vom aktiven Profisport. Sein letztes Spiel bestritt er am 2. Oktober 1974 gegen AA Ponte Preta (2:0).

New York Cosmos (1975 bis 1977)

Doch Pelés Rücktritt war nicht von langer Dauer. Unseriöse Geschäftspartner hatten nahezu sein gesamtes Vermögen in einem riskanten Immobiliengeschäft veruntreut, und die Gläubiger forderten rund zwei Millionen US-Dollar von ihm. Aufgrund dieser finanziellen Sorgen sah sich Pelé gezwungen, seine bereits beendete Karriere wiederaufzunehmen. Er kündigte seinen Rücktritt auf und unterschrieb einen Vertrag bei New York Cosmos aus der nordamerikanischen Profiliga NASL, der ihm rund sechs Millionen Dollar einbrachte.[4] Ziel der Ligaverantwortlichen war es, dem Fußball in den USA mehr Popularität zu verschaffen, und da bot es sich an, den „König des Fußballs“ zu verpflichten. Pelé brachte einen nie geahnten Glanz in den bisher tristen US-Fußball, und weitere Altstars wie George Best, Johan Cruyff oder Franz Beckenbauer (ab 1977 Pelés Mannschaftskamerad bei Cosmos) taten es ihm nach und sorgten für einen kurzlebigen „Fußball-Boom“ in den Vereinigten Staaten.

Im Juni 1975 kehrte Pelé auf den Platz zurück und spielte bis 1977, dem Jahr, das mit dem Gewinn der US-Meisterschaft gekrönt wurde, für Cosmos. Am 1. Oktober 1977 beendete er endgültig seine Karriere. Zu diesem Anlass veranstaltete man ein Abschiedsspiel zwischen Cosmos und dem FC Santos (2:1). Das US-Fernsehen übertrug das Sportereignis live und bettete das Spiel in einen glamourösen Show-Akt ein, bei dem neben Pelés Vater Dondinho und Bruder Zoca weitere Sportgrößen wie Muhammad Ali oder Bobby Moore eingeladen waren. Während er in der ersten Halbzeit für New York Cosmos auflief, spielte er in der zweiten Halbzeit für den FC Santos.[5][6]

Nationalmannschaft

Bereits sieben Monate nach seinem Pflichtspieldebüt für Santos wurde Pelé mit nur 16 Jahren in den Kader der brasilianischen Nationalmannschaft berufen und absolvierte am 7. Juli 1957 gegen Argentinien (1:2) sein erstes Länderspiel. Er feierte einen Einstand nach Maß, da er das einzige Tor für seine Mannschaft erzielte und ist bis heute der jüngste Torschütze der Seleção.

WM 1958

Pelé nach dem Gewinn des WM-Titels 1958
Brasilien 1958: Vicente Feola (Trainer), Djalma Santos, Zito, Bellini, Nilton Santos, Orlando, Gilmar – Garrincha, Didi, Pelé, Vava, Zagallo.

Im Folgejahr gehörte er zum brasilianischen WM-Kader und war mit 17 Jahren der jüngste Spieler des Turniers. Aufgrund einer leichten Blessur wurde er in den ersten beiden Vorrundenspielen (3:0 gegen Österreich, 0:0 gegen England) nicht berücksichtigt, doch als die Mannschaft nach holprigem Start von Nationaltrainer Vicente Feola Veränderungen forderte, brachte dieser mit Garrincha, Zito und eben Pelé neue Spieler für die dritte Partie gegen die Sowjetunion. Mit ihrer revolutionären 4-2-4-Formation um die Offensivreihe Garrincha, Vavá, Pelé und Mário Zagallo begeisterten die Brasilianer das Publikum und ließen der Sowjetunion beim 2:0-Sieg keine Chance. Durch diese überzeugenden Leistungen rückten sie ins Viertelfinale vor und rannten zunächst vergeblich gegen das walisische Abwehrbollwerk an und es war Pelé, der die Mannschaft mit seinem goldenen Tor zum 1:0 erlöste. Nun folgten die starken Franzosen und die Halbfinalpartie wurde sogar als vorweggenommenes Endspiel bezeichnet. Der überragende Pelé beförderte die Seleção mit einem Hattrick binnen 22 Minuten (53., 64., 75.) fast im Alleingang ins Finale (Endstand 5:2). Die Fußballwelt staunte über den leichtfüßigen schwarzen Jungen aus dem brasilianischen Hinterland, der die gestandenen europäischen Verteidiger spielend leicht umdribbelte. Sein Ballgefühl war unerreicht und seine Frechheit beinahe „dreist.“ Brasilien ging als klarer Favorit ins Endspiel gegen Schweden, die gegen den südamerikanischen Fußball vom anderen Stern absolut chancenlos waren und deutlich mit 5:2 unterlagen. Wiederum war Pelé der alles überragende Spieler. Von niemandem auszuschalten, krönte er seine Leistung mit zwei sehenswerten Toren. Die Brasilianer waren erstmals Fußballweltmeister und hatten sich vom „Fluch“ des Maracanaço befreit. Die ergreifenden Bilder des weinenden Pelé, der sich an Gilmars Schulter anlehnte, gingen um die Welt. Plötzlich war er ein Star und das Gesicht „des Königs“ (O Rei) prangte auf zahllosen Titelbildern.

Mit sechs Treffern in vier Spielen war Pelé zweitbester Torschütze des Turniers und wurde nachträglich zum besten jungen Spieler der WM gewählt. Daneben hatte er zahlreiche Rekorde aufgestellt: jüngster Spieler, jüngster Torschütze und jüngster Endspielteilnehmer einer WM, sowie jüngster Weltmeister.

WM 1962

Mit einem Großteil der Weltmeisterelf von 1958 reisten die Brasilianer vier Jahre später nach Chile, lediglich der erkrankte Nationaltrainer Feola wurde von Aymoré Moreira vertreten. Alle Augen richteten sich auf Pelé, dessen Auftritt von der Fußballwelt mit Spannung erwartet wurde. Erwartungsgemäß startete Brasilien mit einem 2:0 über Mexiko und Pelé war mit einem Torerfolg sowie einer Vorlage der Mann des Spiels. Doch schon im zweiten Gruppenspiel gegen die CSSR (0:0) war die WM für ihn beendet: Bei einem Schussversuch zog sich Pelé eine Oberschenkelverletzung zu und musste für den Rest der Partie auf dem Flügel „geparkt“ werden. Den weiteren Turnierverlauf verbrachte er als Zuschauer auf der Tribüne. Zwar kamen immer wieder Gerüchte auf, Pelé werde wieder gesund und könne zumindest im Endspiel auflaufen, doch die Welt hoffte vergeblich auf die Fähigkeiten des Masseurs und „Wunderheilers“ Mário Américo. Der Mannschaft gelang es den Verlust ihres Superstars zu kompensieren und verteidigte den WM-Titel souverän (3:1 im Finale gegen die CSSR).

WM 1966

Im Vorfeld der Weltmeisterschaft in England wurden die Brasilianer als große Favoriten gehandelt und strebten selbstbewusst die erneute Titelverteidigung an. Allerdings verlief die Vorbereitung auf die Endrunde eher problematisch: Trainer Feola gelang es nicht, eine funktionierende Stammformation zu finden, da sich geltungsbedürftige Verbandsfunktionäre immer wieder einmischten. Brasilien startete zwar mit einem 2:0 über Bulgarien (ein Freistoßtor von Pelé) ordentlich ins Turnier, doch Pelé wurde von den Gegenspielern extrem hart angegangen und beschwerte sich vergeblich bei der FIFA über dieses Vorgehen. Daher wurde er im folgenden Spiel geschont, doch das überhebliche Auftreten der Mannschaft führte zur sensationellen Niederlage gegen Ungarn (1:3). Zum Eklat kam es in der entscheidenden dritten Partie, als Pelé von den portugiesischen Verteidigern wie Freiwild regelrecht gejagt und zusammengetreten wurde. Verletzt musste er auf der Außenbahn „geparkt“ werden und konnte die 1:3-Niederlage nicht verhindern, die zum sensationellen Ausscheiden Brasiliens bereits nach der Vorrunde führte. Pelé reagierte verärgert über die Tatenlosigkeit der FIFA und erklärte, nicht mehr an einer Weltmeisterschaft teilnehmen zu wollen.

WM 1970

Brasilien 1970, Zweiter unten rechts ist Pelé

Unter dem neuen Nationaltrainer João Saldanha fand Pelé zunächst keine Berücksichtigung mehr für die Seleção und bestritt fast zwei Jahre lang kein Länderspiel. Saldanha demontierte den Nationalhelden öffentlich, indem er behauptete Pelé sei alt und übergewichtig geworden und leide außerdem unter einer Sehschwäche. Erst unter massivem Druck der brasilianischen Regierung im Vorfeld der WM 1970 kehrte er in die Nationalmannschaft zurück. Der eigensinnige Saldanha war mit dieser Einmischung der Politik in seine Arbeit nicht einverstanden und trat von seinem Amt zurück. Nachfolger wurde Pelés ehemaliger Mannschaftskamerad Mário Zagallo, der ihn gleich wieder zum Stammspieler machte. Pelé ging hochmotiviert in die Turniervorbereitung und nach harter, gewissenhafter Trainingsarbeit reiste er in Topform nach Mexiko.

Dort wurde Brasilien noch vor Titelverteidiger England Sieger der Gruppe C (drei Pelé-Treffer) und war absoluter Turnierfavorit. Zagallo war es gelungen, die hochbegabten Individualisten zu einer homogenen und funktionierenden Einheit zu formen. Die unglaubliche Offensivabteilung um Pelé, Jairzinho, Tostão, Gérson und Roberto Rivelino spielte die Gegner reihenweise schwindelig. Durch ständige Positionswechsel waren sie kaum auszurechnen und angetrieben von Pelé, der wie zu besten Zeiten zauberte, zeichneten sie sich durch unbedingten Siegeswillen aus. Innerhalb der Mannschaft herrschte eine tolle Atmosphäre und die Elf von 1970 wird noch heute als „beste brasilianische Nationalmannschaft überhaupt“ bezeichnet. In der K.O.-Phase setzten sie sich ungefährdet gegen Peru (4:2) und Uruguay (3:1) durch und trafen im Finale auf Italien. Die überforderte „Squadra Azzurra“ wurde von den wie entfesselt aufspielenden Brasilianern mit 4:1 überrollt, wobei Pelé mit einem sehenswerten Kopfballtor das wichtige 1:0 gelungen war. Nach dem Schlusspfiff nahm er ausgelassen den Coupe Jules Rimet entgegen.

Im Folgejahr bestritt Pelé sein letztes Länderspiel. Am 18. Juli 1971 streifte er sich gegen Jugoslawien (2:2) letztmals das gelbe Nationaltrikot über und wurde von 180.000 Zuschauern im Maracanã-Stadion enthusiastisch verabschiedet. Mit 77 Treffern bei insgesamt 92 Spielen ist er bis heute Rekordtorschütze Brasiliens.

Als Pelé im Vorfeld der WM 1974 öffentlich zu einer Rückkehr gedrängt wurde und sogar die Staatsführung Druck ausübte, blieb er hart und lehnte ab.

Spielweise

Pelé (1960)

Pelés Ausnahmestellung im Fußball wird unter anderem damit begründet, dass er eine hervorragende Technik, Schnelligkeit und Beweglichkeit aufwies. Er war mit beiden Füßen gleichermaßen technisch begabt und traf auch mit dem Kopf. Vor allem habe er sofort und intuitiv erkennen können, wie und in welche Richtung sich der Gegenspieler bewegen würde.[4] Damit habe er ein Körpergefühl entwickelt wie nur noch wenige andere Sportler.

Titel und Auszeichnungen

Nationalmannschaft

Vereine

Persönliches

Tore

Pelé im WM-Finale 1958
FC Santos Spiele Tore Torquote
Campeonato Paulista 412 470 1,14
Torneio Rio-São Paulo 53 49 0,92
Torneio Roberto Gomes Pedrosa 56 36 0,64
Taça Brasil 33 30 0,91
Campeonato Brasileiro 84 34 0,40
Copa Libertadores 15 17 1,13
Weltpokal 3 7 2,33
Andere 10 3 0,33
Pflichtspiele Gesamt 666 646 0,97
Freundschaftsspiele 459 445 0,97
Gesamt 1125 1091 0,97
New York Cosmos
NASL 64 37 0,58
Freundschaftsspiele 43 27 0,63
Gesamt 107 64 0,60
Brasilien 92 77 0,84
Andere 39 49 1,26
Gesamte Karriere 1363 1281 0,94

Weiteres Leben

Pelé in Davos (2006)

Seit seinem Karriereende ist Pelé als „Staatsmann des Fußballs“ unterwegs und betreut in seiner Eigenschaft als UN-Sonderbotschafter weltweit zahlreiche Entwicklungsprojekte. Weiterhin gründete er eine Sport-Marketing-Agentur, die rund 20 Millionen US-Dollar jährlich umsetzt, und ist aufgrund seiner enormen Popularität ein gefragter Werbestar (u. a. American Express, Pepsi, Viagra).

Pelé wandte sich sogar der Politik zu und Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso machte ihn von 1995 bis 1998 zum außerordentlichen Sportminister (Ministério do Esporte). Sein Einsatz für eine offenere Vermarktung von Fußballrechten rief Kritik hervor. Man warf ihm vor, nicht im Interesse des Fußballs, sondern in eigenem Interesse gehandelt zu haben, da eine von ihm erlassene Verordnung Sportmarketing-Firmen begünstige.

Am 10. Juni 2010 präsentierte er in Johannesburg (Südafrika) die Marke „Pelé Sports“, deren erste Kollektion aus Fußballschuhen mit den Modellnamen „1958“, „1962“ und „1970“ sowie Sport- und Lifestyletextilien besteht.

Familie

Pelé heiratete am 21. Februar 1966 Rosemeri dos Reis Cholby. Aus dieser Verbindung gingen zwei Töchter sowie ein Sohn hervor. Diese Ehe wurde 1982 geschieden. In den 1990er Jahren erkannte Pelé die Vaterschaft für zwei uneheliche Töchter an. Seit April 1994 war er (bis 2008) mit der Psychologin und Gospelsängerin Assíria Lemos Seixas verheiratet, die am 28. September 1996 Zwillinge[10] gebar.

Ehrungen

Pelé mit Staatspräsident Lula 2008
Pelé mit Staatspräsidentin Dilma Rousseff 2011

Sonstiges & Kurioses

  • Er hat zum 100-jährigen Bestehen der FIFA am 4. März 2004 die Auswahl für die FIFA 100, eine Liste mit den 125 besten lebenden Fußballspielern, vorgenommen.
  • Aufgrund seines legendären Status’ in der Fußballwelt wurde sein Name häufig als Synonym für einen überragenden Fußballer verwendet: So wurde Zico als weißer Pelé und Neymar als neuer Pelé bezeichnet. Die Fußballer Abédi Pelé und Claus-Dieter Wollitz trugen den Spitznamen Pelé.[11][12][13][14]
  • Am 17. Juli 1967 trat Pelé mit dem FC Santos in einem Saisonvorbereitungsspiel im Stadion El Campín von Bogotá gegen eine kolumbianische Jugendauswahl an. Das Spiel endete 4:2 für Santos. Als es nach der Anerkennung eines Tors der Auswahl durch Referee Guillermo Velásquez zu einem Spielerauflauf der Santosianer kam, unter ihnen Gilmar, Lima und Pepe, wurde Pelé des Feldes verwiesen. Die Zuschauer forderten jedoch nachdrücklich Pelé zu sehen. Der Schiedsrichter übergab die Pfeife an einen seiner Assistenten und Pelé kehrte aus der Kabine aufs Feld zurück. Velásquez erklärte später, er habe nur schwarze Spieler um sich gesehen und geglaubt, Pelé habe ihn gestoßen. 42 Jahre später kam es 2010 am selben Ort anlässlich eines Matchs der Millonarios gegen Santa Fe in Anwesenheit Pelés zu einer ehrenden Erinnerung daran.[15]

Zitate

  • „Der beste Spieler der Geschichte war Alfredo Di Stefano. Ich weigere mich, Pelé als Spieler zu klassifizieren. Er war darüber.“ – Ferenc Puskás
  • „Ich denke, er ist Fußball. Ihr habt den wirklichen „Special One“ – Mr. Pelé.“ – Jose Mourinho
  • „Nach dem fünften Tor wollte sogar ich applaudieren.“ – Sigvard Parling nach dem WM-Finale 1958
  • „Als ich Pelé spielen sah, wollte ich meine Fußballschuhe nur noch an den Nagel hängen.“ – Just Fontaine, WM-Torschützenkönig 1958
  • „Für mich war Pelé einfach der komplette Spieler, er hatte keine Schwächen.“ – Bobby Moore
  • „Ich erinnere mich, wie Saldanha von einem brasilianischen Journalisten gefragt wurde, wer der beste Torwart in seinem Kader sei. Er antwortete „Pelé“. Der Mann konnte auf allen Positionen spielen.“ – Bobby Moore
  • „Vor dem Endspiel sagte ich zu mir: Pelé ist aus Fleisch und Knochen, so wie ich. Danach erkannte ich, dass ich Unrecht hatte.“ – Tarcisio Burgnich nach dem WM-Finale 1970
  • „Der beste Spieler aller Zeiten? Pelé. Messi und Cristiano Ronaldo sind beides großartige Spieler mit außerordentlichen Fähigkeiten, aber Pelé war besser.“ – Alfredo Di Stéfano
  • „Ich hatte noch nie Idole. Aber da ich Brasilianer bin, bin ich wie alle anderen in diesem Land. Da wir gute Brasilianer sind, ist Pelé unser Gott, zumindest ist er meiner. Das Spiel dürfte eigentlich nicht Fußball heißen, sondern Pelé.“ – Romário
  • „Ein schweigender Pelé ist ein Poet.“ – Romário
  • „Es wird nur einen Pelé geben, wie es auch nur einen Frank Sinatra oder nur einen Michelangelo gegeben hat. Ich war der Beste.“ – Pelé
  • „Arm, reich, hässlich oder schön, für Gott sind alle Menschen gleich. Warum er ausgerechnet mir diese Gabe geschenkt hat, weiß ich nicht. Ich hätte in meinem Leben nur Fußball spielen können. Michelangelo hat gemalt, Beethoven Klavier gespielt und ich Fußball.“ – Pelé

Film

  • Pelé spielte zusammen mit vielen anderen ehemaligen Profifußballspielern in dem Film Flucht oder Sieg (1981) mit. Er nahm die Rolle eines amerikanischen Kriegsgefangenen ein und zeigte auch sein fußballerisches Können: Per Fallrückzieher erzielte er den entscheidenden Treffer. Außerdem war er an der Erstellung der Choreographie für die Fußballszenen in dem Film beteiligt.
  • Pelé und Garrincha – Brasilianische Fußballkönige. (OT: Pelé, Garrincha, Dieux du Brésil.) Frankreich, 2002, 81 Min., Regie: Jean-Christophe Rose [16]
  • Pelé Eterno, Dokumentation, 125 min., von Anibal Massaini Neto, Brasilien, 2004[17]
  • Legenden: Pelé, Dokumentation, 45 Min., Buch und Regie: Christian Weisenborn, Produktion: ARD, Erstausstrahlung: 29. Mai. 2006 [4]
  • Pelé: Birth of a Legend, Biopic, welches die Anfangszeit der Karriere des Fußballers und die Beziehung zu seinem Vater in der Zeit behandelt. Der Film wurde erstmalig im April 2016 auf dem Tribeca Film Festival in New York vorgeführt und im Mai 2016 veröffentlicht.[18]

Literatur

  • Edson Arantes do Nascimento (mit Orlando Duarte und Alex Bellos): Pelé – Mein Leben. Scherz, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-502-18000-5 [19]
  • Martin Klein: Pelé und ich. Carlsen, Hamburg 2006, ISBN 3-551-55415-3 (Kinderbuch)
  • Harry Harris: Pelé. His life and times. Welcome Rain Publishers, New York 2002, ISBN 1-56649-223-8
  • Gerhard Hess: Pele. König auf dem grünen Rasen. Copress-Verlag, München 1991, ISBN 3-7679-0361-X.
  • Hack, Fritz: Schwarze Perle Pelé. Der beste Fußballspieler der Welt. Der Mann der 1000 Tore. Moewig, München 1969
  • Mauricio de Sousa: Pelezinho. Susanna Rieder Verlag, München 2013, ISBN 978-3-943919-21-9.
  • Pelé und Brian Winter: Pelé - Warum Fußball?. Hannibal Verlag, Höfen 2014, ISBN 978-3-85445-452-6 (Originalausgabe: Why Soccer Matters)

Weblinks

Commons: Pelé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Pelé – Zitate

Einzelnachweise

  1. a b c d e Geburtsurkunde n.º 7095, folie 123, buch 21-A – Standesamt auf Três Corações: „CERTIDÃO DE NASCIMENTO — CERTIFICO que sob o n° 7.095 às fls. 123 do livro n° 21-A de Registro de Nascimento consta o assento de Edison Arantes do Nascimento, nascido aos vinte e um (21) outubro de mil novecentos e quarenta (1940) às 03 horas e --- minutos em esta Cidade de Três Corações, sexo masculino, filho de João Ramos do Nascimento e de Celeste Arantes.“
  2. a b Sein Name ist „Edison“ gemäß Pelé EternoUniversal Studios
  3. http://www1.sportschau.de/sportschau_specials/fussball/wm2014/wm_historie/index_44.html
  4. a b c „Legenden: Pelé“, ARD, 29. Mai 2006 (Zugriff am 7. April 2014)
  5. Times Daily – 1. September 1977 (englisch), abgerufen am 25. August 2016
  6. Pele's Farewell Game, And That's Not All Folks – New York Times – 25. September 1977 (englisch), abgerufen am 25. August 2016
  7. Recopa Sudamericana 1968, spanisch (Zugriff am 7. April 2014)
  8. Recopa Intercontinental, spanisch (Zugriff am 7. April 2014)
  9. fifa.com: „Pelé mit Ehrenpreis ausgezeichnet“
  10. Pelé – Último Capítulo, terra.com.br, portugiesisch (Zugriff 2. November 2015)
  11. Artikel über Neymar
  12. Artikel über Zico
  13. Artikel über Wollitz
  14. Artikel über Abedi Pele
  15. Pelé será homenageado no estádio em que „expulsou“ o árbitro, esportes.r7, 13. Januar 2010 (Zugriff am 1. November 2015)
  16. Pelé und Garrincha: Inhaltsangabe von arte
  17. Pelé Eterno. Internet Movie Database, abgerufen am 10. Juni 2015 (englisch).
  18. Pelé. Internet Movie Database, abgerufen am 10. Juni 2015 (englisch).
  19. Leseprobe: Mein Leben (PDF; 5,7 MB) von Pelé
VorgängerAmtNachfolger
Bester Junger Spieler der WM
1958
(nachträgliche Internetwahl)
Flórián Albert