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Streitkräfte des Iran

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Streitkräfte des Iran
نيروهای مسلح جمهوری اسلامی ایران
Führung
Oberbefehlshaber: Ayatollah Ali Chamene’i
Verteidigungsminister: Hosein Dehqan
Militärischer Befehlshaber: General Ataollah Salehi
Militärische Führung: Führungsstab der Streitkräfte
Sitz des Hauptquartiers: Teheran
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 545.000 (2011)
Reservisten: 650.000 (2011)
Wehrpflicht: Ja
Wehrtauglichkeitsalter: 18 Jahre
Haushalt
Militärbudget: 6,3 Mrd. €
Ausgabenanteil vom Steueraufkommen: 3,5 %
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: 2,5 %[1] (2006)
Geschichte

Die Streitkräfte des Iran bestehen aus der regulären Armee, der Artesch, und den Revolutionären Garden, den Pasdaran. Die aktiven Verbände beider Komponenten umfassen derzeit schätzungsweise rund 523.000 Mann, die Reserve rund 350.000.

Überblick

Wappen des Stabschefs der Iranischen Armee

Das iranische Militär ist durch die nachwirkenden Verluste von Großwaffen im Ersten Golfkrieg weiterhin beeinträchtigt. Die Materialverluste bei der Luftwaffe und insbesondere bei der Marine wirken wegen der Ausfuhrbeschränkungen zahlreicher Staaten auch mehr als 20 Jahre nach Kriegsende nach. Bei den bodengebundenen Waffensystemen sind sie zumindest zahlenmäßig ausgeglichen. Die Mannschaftsstärke ist US-Schätzungen zufolge nach einem Stand von 545.000 Soldaten im Jahr 2008 auf 523.000 gesunken. Ein Großteil der heute vorhandenen Waffensysteme stammt aus US-Waffenhilfen in der Zeitspanne von 1945 bis 1979 sowie in neuerer Zeit aus Waffengeschäften mit Russland und der Volksrepublik China. Die CIA schätzt das iranische Militärbudget 2006 auf 4,8 Milliarden US-Dollar, was 2,5 Prozent des BIP entspricht.[2] Das IISS stellt dagegen folgende Militärausgaben-Entwicklung dar: 2003: 4,2; 2004: 5,4; 2005: 5,2, 2006: 6,6, 2007: 7,3 Milliarden US-Dollar. Das amerikanische CSIS geht für 2008 von 9,5 und für 2009 von zehn Milliarden Dollar aus.

Auftrag

Ausrichtung

Die Streitkräfte des Iran haben die Aufgabe, die territoriale Integrität des Staates Iran zu gewährleisten und zu verteidigen. Neben der klassischen Landesverteidigung erfüllen die Basidsch-e Mostaz'afin und die Iranische Revolutionsgarde auch eine innenpolitische Rolle, die Sicherung der Staatsform und -regierung sowie der geistlichen Führungselite.

Strategie und Einsatzdoktrin

Ideologische Ausrichtung

Die Islamische Revolution von 1979 bildet eine Zäsur in der ideologischen Ausrichtung der iranischen Streitkräfte. Der Iran versteht sich gemäß seiner theokratischen Staatsform als das einzige Land, in dem ein auf den Islam ausgerichtetes religiöses und staatliches Gemeinwesen vollständig verwirklicht wurde und wird. Damit steht der Iran in seiner Selbstwahrnehmung im Gegensatz - wenn nicht gar in Opposition - zu allen anderen Staaten der Welt, die entweder nicht-islamisch sind oder in deren politischer und gesellschaftlicher Struktur nach iranischer Einschätzung dem Islam keine angemessene und maßgebliche Rolle zukommen lassen. Die Streitkräfte haben damit unter anderem auch die Aufgabe, die besondere Staatsform des Iran zu verteidigen. In den Jahren unmittelbar nach der Islamischen Revolution spielte der Export der Revolution vor allem für die Pasdaran und die vom Iran unterstützten paramilitärischen Kräfte in der Region eine wichtige Rolle. Dieser Ansatz ist inzwischen aber weitgehend von der Realpolitik verdrängt worden.

Eine Konstante der iranischen Außenpolitik bleibt die Feindschaft zu Israel, dessen Vernichtung seit der Islamischen Revolution zwar mit schwankendem Nachdruck, aber dennoch ständig propagiert wurde. Die offizielle iranische Politik sieht Israel als widerrechtlich errichtetes „zionistisches Regime“ an.

Geopolitische Ausrichtung

Streitkräfte des Iran (Naher und Mittlerer Osten)
Streitkräfte des Iran (Naher und Mittlerer Osten)
Eskan-Village
Thumrait
Masirah
Seeb
Pasni
Dalbandin
Jacobabad
Camp Chapman
Bagram Air Base
Kandahar Air Field
Shindand Air Base
Der US-Luftwaffe gehörende oder zur Verfügung gestellte Flugplätze bzw. Luftwaffenstützpunkte [3]

Auf geopolitischer Ebene war der Irak nach dem Zerfall der Sowjetunion der einzige verbliebene potenzielle Gegner des Iran, auf den sich die meisten Verteidigungs-Planspiele bezogen. Nach dem Dritten Golfkrieg verschwand dieses Feindbild weitgehend. An seine Stelle trat die militärische Präsenz der USA im Irak und in Afghanistan, die der Iran als Bedrohung ansieht. Des Weiteren sieht sich der Iran von US-amerikanischen Luftwaffenbasen in den iranischen Nachbarstaaten eingekesselt. Bei einem möglichen Angriff der USA wäre die Lufthoheit des Iran im Iran, bedingt durch die schlechte Ausrüstung der iranischen Luftwaffe, nicht gegeben.

In diesem Zusammenhang erhält auch der alte Ansatz der Verteidigung des Islams eine neue Bedeutung. Die USA werden als Gegner der islamischen Welt insgesamt wahrgenommen. Ähnlich ist das iranische Israel-Bild geprägt. Beiden Staaten wird vorgeworfen, dass sie eine Fremdherrschaft über die islamische Welt errichten wollen. Der Iran sieht sich als Verteidiger und Befreier der islamischen Staatengemeinschaft, notfalls auch mit militärischen Mitteln.

Von zentraler geopolitischer Bedeutung für den Iran ist der Persische Golf. Neben den klassischen Strategieproblemen, welche durch die lange Küstenlinie des Iran bedingt ist, ist der Persische Golf für den vom Erdöl-Export-abhängigen Staat die wichtigste Wasserstraße für den Erdöltransport. Eine mögliche Kontrolle über ihn ist eines der bedeutendsten strategischen Ziele des Irans.

Operative Ausrichtung

Im Krieg gegen den Irak setzte der Iran in erster Linie auf die mengenmäßige Überlegenheit und die hohe Motivation durch religiösen Eifer seiner materiell schlecht ausgestatteten Truppen. Wohl vor allem als Konsequenz der katastrophalen eigenen Verluste durch dieses Vorgehen wird seit Ende der 1980er Jahre größerer Wert auf eine bessere technische Ausrüstung und intensivere Ausbildung der Truppen gelegt. Dieser Wandel drückt sich vor allem in der Entwicklung der Iranische Revolutionsgarde von einer wenig strukturierten, revolutionär begeisterten Miliz hin zu einer traditionellen Militärorganisation mit qualitativ überdurchschnittlicher Bewaffnung aus. In die gleiche Richtung weist die Manöverkampagne aus dem April 2006, in der auch gegenüber der Weltöffentlichkeit besonders der Einsatz neuer Waffensysteme hervorgehoben wurde. Das Element einer Massenarmee scheint auf Dauer nur in den Basidsch vorhanden zu bleiben, während Armee und Revolutionsgarde zumindest den Anspruch erheben, zu modernen, hoch technisierten Truppen zu werden. Die Handelssanktionen vieler Staaten gegen den Iran machen es allerdings schwer, diesen Anspruch zu verwirklichen.

Die Möglichkeiten zur Projektion militärischer Macht über weite Entfernungen bleiben wegen fehlender Luft- und Seetransportfähigkeiten begrenzt, sodass der Iran auf Operationen innerhalb der eigenen Grenzen und im grenznahen Raum beschränkt ist. Dabei spielen mögliche Operationen im Persischen Golf eine besondere Rolle. Zur Demonstration militärischer Stärke über weite Distanzen stehen dem Iran lediglich sein Raketenarsenal, sowie die Unterstützung irregulärer Kämpfer, beispielsweise in Palästina, zur Verfügung.

Die wenigen bekannten iranischen Quellen lassen darauf schließen, dass diese beiden Möglichkeiten im Fall eines US-Angriffes gemeinsam mit einer Guerilla-Taktik im eigenen Land eine entscheidende Rolle spielen sollen. Demnach würde der Iran mit einer Ausweitung des Kampfgebiets reagieren, was Raketenangriffe, möglicherweise mit B- und C-Waffen, auf US- und israelische Ziele, sowie eine Aktivierung irregulärer und terroristischer Verbündeter vor allem im Nahen Osten bedeuten würde. Die US-Regierung geht davon aus, dass der Iran in großem Umfang Kämpfer im Irak ausgebildet und mit Waffen versorgt hat, die gegen dort stationierte US-Truppen sowie Einheiten der irakischen Regierung vorgehen.

Dienstgrade und Rangabzeichen

Die Dienstgradstrukturen der Armee und der Revolutionsgarde entsprechen weitgehend der klassischen europäischen Rangordnung. Auch die Rangabzeichen ähneln stark westlichen Vorbildern, wobei sie auf Ornamente der islamischen Kunst zurückgreifen.

Organisation und Ausrüstung

Führung

Der militärische Oberbefehl liegt beim Revolutionsführer. Er besitzt die Vollmacht, Krieg und Frieden zu erklären sowie den Generalstabschef, momentan Atallah Salehi, und die Befehlshaber der Teilstreitkräfte zu berufen oder zu entlassen.

Oberstes sicherheitspolitisches Gremium ist der Nationale Sicherheitsrat. Dieser Rat arbeitet die Sicherheitspolitik und Militärstrategie im Rahmen der Vorgaben des Revolutionsführers aus, befasst sich aber auch mit allen anderen Politikfeldern, die mittelbar oder unmittelbar mit Verteidigung und innerer Sicherheit zu tun haben. Der Revolutionsführer ist darüber hinaus das zuständige Kontrollorgan des Nationalen Sicherheitsrats.

Das iranische Geheimdienst- und Sicherheitsministerium ist für die regulären Streitkräfte und seit einer grundlegenden Reform 1989 auch für die Pasdaran zuständig. Sein Aufgabenbereich beschränkt sich auf die Verwaltung der Streitkräfte. Es hat 15.000 zivile Angestellte. Strategische Entscheidungen liegen beim Nationalen Sicherheitsrat, operative Entscheidungen werden vom Generalstabschef und den nachgeordneten militärischen Befehlshabern getroffen.

Der Generalstab setzt sich aus den Kommandeuren der Teilstreitkräfte sowie der Pasdaran, der nationalen Polizei und der Gendarmerie zusammen. Das Gremium ist nach dem Vorbild der Generalstäbe in NATO-Ländern aufgebaut, verfügt aber auch über eine politisch-ideologische Abteilung.

Iranische Revolutionsgarde

Die Pasdaran oder Revolutionären Garden (persisch سپاه پاسداران انقلاب اسلامیSepah Pasdaran Enghaleb Islam-e) wurde von Ruhollah Chomeini am 5. Mai 1979 gegründet, um eine Vielzahl von paramilitärischen Gruppen zu einer der Regierung gegenüber loyalen Streitmacht zusammenzufassen. Zunächst wurden sie vor allem im Land zur Durchsetzung des neuen Systems verwendet. Sie sollten ein der Revolution treu ergebenes Gegengewicht zum regulären Militär darstellen. Inzwischen haben sich die Pasdaran zu einem militärischen Verband entwickelt, der über die drei klassischen Teilstreitkräfte und eine traditionelle militärische Kommandostruktur verfügt. Außerdem nehmen die Revolutionären Garden Geheimdienstaufgaben innerhalb und außerhalb des Iran wahr und verfügen über beträchtlichen politischen Einfluss.

Die Truppenstärke der Pasdaran wird vom US-Militär heute auf 125.000 Mann geschätzt, darunter auch Wehrpflichtige. Vermutlich verfügen die Garden über 21 Infanterie- und drei Pionier-Divisionen sowie über 15 eigenständige Infanterie-Brigaden, 21 Flugabwehr-Brigaden, insgesamt 42 gepanzerte, Artillerie- und ABC-Abwehrbrigaden sowie über mehrere Spezial-Einsatzgruppen. Die Größe der „Divisionen“ entspricht dabei jedoch eher Bataillonen. Geführt werden die Revolutionsgarden seit dem 1. September 2007 von Generalmajor Mohammad Ali Dschafari

Ihr Marine-Zweig, der rund 20.000 Mann umfasst, ist vor allem mit kleinen, wendigen, zum Teil nur mit Maschinengewehren und von der Besatzung mitgeführten Panzerfäusten bewaffneten Booten ausgerüstet, die eine „Guerilla-Taktik“ im Persischen Golf ermöglichen. In dieser Abteilung ist auch die gesamte iranische Marineinfanterie von rund 5000 Mann enthalten. Ihr Schiffsarsenal umfasst rund 40 leichte Patrouillenboote und seit 2002 zehn chinesische Raketenschnellboote der Houdong-Klasse mit rund 800 Raketen des Typs C-801. Darüber hinaus betreiben die Pasdaran schätzungsweise fünf bis sieben Abschusseinrichtungen für Seezielraketen an der Golfküste. Angeblich sind diese zum Teil mit verbesserten Versionen der C-802 bestückt, die unter der Bezeichnung Noor (Licht) firmieren. Die Ukraine hat zudem Anfang der 90er Jahre dem Iran acht Anti-Schiffsraketen vom Typ SS-N-22 Sunburn geliefert. 2002 begann auch der Erwerb chinesischer Hochgeschwindigkeits-Raketenkatamarane.

Im Jahr 2003 erwarb die Luftwaffe der Pasdaran rund zehn Su-25 Frogfoot zum Teil aus dem ausgelagerten oder erbeuteten Bestand der irakischen Luftwaffe (siehe unten), zum Teil aus unbekannten Quellen. Darüber hinaus befinden sich rund zehn Erdkampfflugzeuge des Typs Embraer Super Tucano/ALX, bis zu 45 Pilatus PC-7-Ausbildungsflugzeuge und 20 Hubschrauber des Typs Mi-17 in ihrem Arsenal. Als Transportflugzeuge stehen 20 Yunshuji-12 und Dassault Falcon 20 sowie 15 Iljuschin Il-76 aus irakischen Beständen und zwölf Antonow An-74 zur Verfügung. Auch die iranischen Raketen des Typs Shahab-3 unterstehen den Pasdaran.

Es gilt als gesichert, dass der Verband mehrfach gegen inneriranische bewaffnete Oppositionsbewegungen eingesetzt wurde. Der Verband unterstützte und unterstützt verschiedene Untergrundbewegungen in anderen Staaten der Golfregion. Wichtigstes Werkzeug dieser verdeckten Operationen und klassischen geheimdienstlichen Einsatzprofile ist die so genannte Al-Quds-Einheit, benannt nach dem arabischen Namen für Jerusalem. Diese Truppe ist vermutlich rund 5.000 Mann stark und in verschiedene Einheiten aufgeteilt, denen jeweils eine Region des Nahen Ostens und Nordafrikas zugeteilt ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass in vielen iranischen Botschaften Verbindungsleute der Quds-Einheit stationiert sind. Eine Ausbildungseinrichtung befindet sich möglicherweise auf dem Campus der Imam Ali Universität in Teheran, weitere an geheimen Orten im Iran sowie im Libanon und im Sudan. Die US-Regierung wirft vor allem der Quds-Einheit vor, Aufständische im Irak mit Waffen zu versorgen. Eine ähnliche Rolle haben sie vermutlich im Libanonkrieg 2006 gespielt. Anfang 2007 gab der iranische Nationale Sicherheitsrat bekannt, dass die Stärke der Quds-Einheit auf 15.000 Mann erhöht werden soll.

Darüber hinaus unterstehen die paramilitärischen Einheiten, die Basitsch, seit 1980 den Pasdaran. Ihre Größe wurde 1985 mit drei Millionen Mitgliedern angegeben. Jüngere Schätzungen gehen von 400.000 Mitgliedern aus, davon rund 90.000 im aktiven Dienst und 300.000 mit Reservestatus. Wahrscheinlich ist bei einem längeren Mobilisierungszeitraum eine Truppenstärke von rund einer Million Mann erreichbar. Die Basitsch sollen in rund 740 regionale Bataillone gegliedert sein. Die seit 1993 aufgestellten Aschura-Einheiten innerhalb der Basitsch sind speziell auf die Niederschlagung von Unruhen und Aufständen im Inland ausgerichtet. Sie sollen rund 17.000 Männer und Frauen umfassen.

Angeblich stellten die Revolutionären Garden in jüngster Zeit auch Einheiten mit weiblichen Mitgliedern auf. US-Quellen wollen in Erfahrung gebracht haben, dass Pasdaran- sowie Basitsch-Einheiten seit dem Dritten Golfkrieg verstärkt Guerilla- und Stay-behind-Operationen trainieren.

Die Pasdaran stellen auch politisch einen erheblichen Machtfaktor im Iran dar. Heute sind im Kabinett von Präsident Mahmūd Ahmadī-Nežād 13 der 21 Minister ehemalige Kommandanten der Revolutionsgarde, dazu gehört auch das Geheimdienstministerium. Er selbst erreichte den Rang eines Kommandanten. Zahlreiche hohe Offiziere sind verwandtschaftlich mit Angehörigen der hohen islamischen Geistlichkeit verbunden. Zudem kontrollieren die Pasdaran zahlreiche Unternehmen mit erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung.

Paramilitärische Polizeieinheiten

Dem iranischen Innenministerium sind schätzungsweise 45.000 bis 60.000 Mann in Polizei- und Grenzschutzeinheiten unterstellt, die auch paramilitärische Aufgaben übernehmen können. Sie verfügen über leichte Geländefahrzeuge, Patrouillenflugzeuge sowie über rund 90 Küsten- und 40 Hafenschutzboote.

Heer

Safir 74

Das Heer wurde 2010 von US-Militärexperten auf 350.000 Mann geschätzt, 220.000 davon Wehrpflichtige. Es verfügt über drei Hauptquartiere in Teheran, Isfahan und Schiras. Die Gliederung ist nicht vollkommen klar, umfasst aber vermutlich vier Korps, die wiederum aus vier gepanzerten und sechs Infanterie-Divisionen (von denen die 28. und die 84. auch als mechanisiert gelten können), einer Fallschirmjäger-Division, eine Spezialeinheiten-Division (Takavaran), zwei Kommando-Divisionen, vier Artilleriegruppen und einem Luftunterstützungskommando bestehen. Dazu kommen eine Logistik- und eine Raketenbrigade sowie mehrere nicht genau zugeordnete Einheiten von Brigadestärke. Die 23. Spezialeinheiten-Division ist vermutlich die kampfstärkste Einheit des Heeres. Sie gliedert sich in vier Brigaden auf und umfasst schätzungsweise 5000 Soldaten, unter denen sich keine Wehrpflichtigen befinden. Lediglich eine gepanzerte Division, die 92., entspricht modernen Vorstellungen von einer solchen Einheit. Insgesamt sind die iranischen Heeresverbände sehr uneinheitlich organisiert. Es gibt Brigaden, die von ihrer Größe und Ausrüstung eigentlich eher als Divisionen anzusehen sind, Verbände mit erheblicher Unterbesetzung, sowie beträchtliche Unterschiede zwischen den Größen nominell gleichrangiger Verbände.

US-Schätzungen zufolge verfügt der Iran über 1613 Kampfpanzer.

Gepanzerte Kampffahrzeuge[4][5]
Modell Typ Anzahl Anschaffungsdatum (Jahr) Anmerkungen
Cobra BMT-2 Gepanzerte Mannschaftstransportwagen 1997
Boragh Gepanzerte Mannschaftstransportwagen 140 1997
Rakhsh Gepanzerte Mannschaftstransportwagen
Sarir Gepanzerte Mannschaftstransportwagen
Sayyad Gepanzerte Mannschaftstransportwagen
M113 Gepanzerte Mannschaftstransportwagen 200
BTR-50 Gepanzerte Mannschaftstransportwagen 150 1966
BTR-60 Gepanzerte Mannschaftstransportwagen 150 1966
YW 531 Gepanzerte Mannschaftstransportwagen
Type 86 / BMP-1 amphibischer Schützenpanzer 210
BMP-2 amphibischer Schützenpanzer 400 1991–2001
FV101 Scorpion leichter Spähpanzer 110 1997
Tosan leichter Spähpanzer 20 1997 Tosan ist eine auf den britischen Scorpion basierende Eigenproduktion des Irans
EE-9 Cascavel leichter Radpanzer 189
Zulfiqar MBT 3
Zulfiqar MBT 2
Zulfiqar MBT 1
Kampfpanzer 4(Prototypen)
-
150
1996–bis heute Zulfiqar ist der erste iranische Kampfpanzer, benannt nach dem Schwert des Propheten Mohammed.
Mobarez Kampfpanzer ~100 2006-bis heute Kampfwertgesteigerte Chieftain Kampfpanzer[6]
Samsam Kampfpanzer ~150[7] Kampfwertgesteigerte Version des M60
T-62 Kampfpanzer 75 1981–1985 200 im Jahre 1981 bestellt, derzeit 75 im Dienst.[7]
T-72S Kampfpanzer 480 1994–1999 Iran produzierte 422 T-72S unter russischer Lizenz von 1993 bis 2001, weitere 104 T-72M1 wurden 1994–1995 von Polen und 37 T-72M1 von Weißrussland im Jahre 2000 beschafft.[8]
T-54 / T-55
Safir-74 / T-72Z
Kampfpanzer 540 Die Panzer des Typs T-54/55 werden derzeit auf die Kampfwertsteigerung Safir-74 bzw. T-72Z umgerüstet
Type 59
T-72z
Kampfpanzer 220 Seit 2002 besitzt der Iran schätzungsweise 220 Kampfpanzer des Type 59, welche derzeit auf den T-72z umgerüstet werden
Type 69 Kampfpanzer 200
Ch'ŏnma-ho Kampfpanzer 150 1982–1985 150 wurden 1981 in Nordkorea bestellt und zwischen 1982 und 1985 ausgeliefert.

Aufgrund der hohen Geheimhaltungspolitik des iranischen Militärs sind diese Zahlen bestenfalls als ungenau zu betrachten.

Unter den knapp 2100 nicht-selbstfahrenden Geschützen machen knapp 1.000 130-mm-Kanonen vom Typ M-46 und rund 540 122-mm-Haubitzen vom Typ D30 den Hauptanteil aus. Die rund 310 Selbstfahrlafetten sind vor allem vom Typ M-109 (130 bis 150 Stück) und 2S1 (60 bis 80). Die selbst gebauten Panzerhaubitzen der Typen Raad-1 und Raad-2 sind an sowjetischen bzw. US-amerikanischen Vorbildern orientiert und werden vermutlich seit Ende der 1990er-Jahre bzw. Anfang der 2000er-Jahre an die Streitkräfte ausgeliefert. Dazu kommen rund 5000 Mörser verschiedener Kaliber. Bei der Raketen-Artillerie sind rund 700 12-Rohr-Werfer vom chinesischen Typ 63 (107 Millimeter) im Einsatz sowie rund 170 Raketenwerfer anderer Bauart, davon mehrere verschiedene selbstgebaute Modelle mit vermutlich sehr kleinen Stückzahlen. Sie erreichen Reichweiten von bis zu 105 Kilometern, wobei möglicherweise keine Zielerfassungssysteme existieren, die in dieser Größenordnung arbeiten. Ein Teil der Modelle kann vermutlich auch chemisch oder biologisch bestückte Gefechtsköpfe tragen. Wiederum gehen europäische Schätzungen von deutlich niedrigeren Zahlen von nur und 60 Mehrfachwerfern aus.

Das Standardsturmgewehr des iranischen Heeres ist das HK G3, welches im Iran von der Firma Defense Industries Organization in Lizenz produziert wird.[9] Neben dem G3 wird das S.5'56,[10] eine im Iran gefertigte Lizenzproduktion des chinesischen Norinco CQ, welches eine Kopie des US-amerikanischen M16A1 von Colt ist, sowie eine als KL-7.62 bezeichnete im Iran gefertigte Lizenzproduktion des chinesischen Typ 56, verwendet. Waffenspezialisten wie Maschinengewehr- und Scharfschützen verfügen über mehrere Bewaffnungsmöglichkeiten, abhängig von Einsatztyp und Schussweite. Diese beinhalten die Maschinengewehre MGA3, PKM-T80,[9] MDG[11] und RPK, allesamt Lizenzproduktionen des Iran, sowie das Scharfschützengewehr Nakhjir, eine im Iran gefertigte Lizenzproduktion des Dragunow-Scharfschützengewehr.

Das Potenzial an Panzerabwehrraketen schätzen US-Quellen auf 50 bis 75 TOW- und 20 bis 30 M47 Dragon-Werfer und 100 bis 200 AT-4 Spigot. Eine Kopie der 9M14 Maljutka stellt das Land selbst her. Dazu kommt eine größere Zahl verschiedener kleinerer Panzerabwehrwaffen der RPG-Familie sowie verschiedene rückstoßfreie Waffen aus westlicher und sowjetischer Produktion. Die modernsten Panzerabwehrraketen dürften eine unbekannte Anzahl von AT-13 Saxhorn-2 sein.

Die Heeresflieger-Abteilung ist relativ klein und hat etwas über 100 Transporthubschrauber und rund 50 Bell AH-1 in der Seekriegsversion in ihrem Arsenal. Darüber hinaus verfügt die Armee über rund 1700 Flugabwehrgeschütze meist älterer Bauart. Die 50 bis 100 radargelenkten Flugabwehrgeschütze vom Typ ZSU-23-4 dürften die modernsten Waffen dieser Kategorie sein. An tragbaren Flugabwehrwaffen existiert eine große Zahl an Strela-2-MANPADS, importierte Strela-3 und Igla-1, deren teils verbesserte Kopien, das Land unter den Namen Mizagh-1 und Mizagh-2 herstellt.

Wie die anderen Teilstreitkräfte auch, weist das iranische Heer erhebliche Defizite bei der Zielaufklärung und -erfassung, bei der Instandhaltung des Geräts sowie allgemein beim Nachschub auf. Die persönliche Ausrüstung der Soldaten, Ausbildung und technische Kommunikationsfähigkeiten scheinen sich kontinuierlich zu verbessern.

Marine

Die Stärke der Marine beträgt heute schätzungsweise 18.000 Mann (anderen Quellen zufolge 16.000), 2600 von ihnen allerdings in zwei Marineinfanterie-Brigaden und 2000 als Marineflieger. Bei dem Großteil der übrigen Marinesoldaten handelt es sich nicht um Bootsbesatzungen, sondern Infanteristen auf Inseln des Persischen Golfs. Die Marine ist damit vergleichsweise klein. Seit 2001 steht die Marine im Zentrum der Modernisierung der iranischen Armee und wurde mit neuen Fahrzeugen ausgestattet. Der Marinenachrichtendienst der USA (U.S. Office of Naval Intelligence) meint, dass diese Fortschritte „die Fähigkeiten des Iran zur Produktion von mittleren bis großen Schiffen demonstrieren“.[12] Seit den späten 1970er Jahren wird eine große Basis in Bandar Beheschti gebaut, die zum Herzstück der iranischen Seestreitkräfte werden soll. Derzeit sind die großen Überwassereinheiten in Bandar Abbas stationiert, dem wichtigsten Kriegshafen und zugleich Standort der militärischen Werften des Iran. Strategisches Ziel ist die Kontrolle des Persischen Golfs mit seinen wichtigen Verkehrswegen vor allem für Öltanker. Dementsprechend ist die Marine geostrategisch in fünf Operationszonen gegliedert, drei davon im Persischen Golf. Hauptquartiere:

Iranische Fregatte britischen Ursprungs der Alvand-Klasse

Schätzungen zufolge verfügt die iranische Marine heute über drei diesel-elektrische Kilo-U-Boote aus russischer, drei Fregatten aus britischer und zwei Korvetten aus US-Produktion sowie rund 40 Raketen- und 150 Patrouillenboote.

Die acht mittelgroßen Landungsschiffe können bis zu 350 Mann und 30 gepanzerte Fahrzeuge transportieren. Dazu kommen rund 15 kleinere Landungsschiffe, fünf Minenräumboote, sechs Luftkissenboote und 26 Versorgungs- und Unterstützungsschiffe. Darüber hinaus existieren ein Hubschrauberschwadron zur U-Boot-Jagd sowie ein Transporthubschrauber-Bataillon und fünf Patrouillenflugzeuge, deren Einsatzfähigkeit aber unklar ist.

Das iranische U-Boot Yunes der Kilo-Klasse

1992 bis 1997 wurden drei russische U-Boote der Kilo-Klasse (Projekt 877EKM) (Tareq, Nooh und Yunes) gekauft. Möglicherweise wurden sie den Pasdaran unterstellt. Allerdings ist nur eines dieser U-Boote mit modernen Batteriesystemen für längere Lebenszeit ausgestattet. Die größeren Überwasser-Einheiten sind weitgehend veraltet und stammen aus ehemaligen britischen und amerikanischen Beständen. Allerdings verfügt der Iran nach unbestätigten Berichten über Kapazitäten zur Produktion vergleichsweise moderner Seeminen und besitzt rund 4000 dieser Waffen. Jüngste Entwicklungen deuten auf eine enge Kooperation mit der Volksrepublik China bei der Entwicklung von Antischiffsflugkörpern hin. Erste Produkte dieser gemeinschaftlichen Entwicklungen stellen die Nasr und Kosar dar, die in der Volksrepublik China die Bezeichnung TL-6 und TL-10 tragen. Rund 100 Seezielflugkörper der chinesischen Typen CS-801 und CS-802 befinden sich bereits im iranischen Arsenal. Allerdings liegt die Reichweite der iranischen Seezielaufklärung beträchtlich unter der Waffenreichweite (C-802: 120 Kilometer). US-schätzungen zufolge sind die Fregatten sowie rund ein Dutzend Patrouillenboote mit CSS-N-4 ausgestattet. Jeweils rund zehn weitere Patrouillenboote tragen demnach Raketen der Typen C-802 (CSS-C-8) und C-701, im Iran auch als Saccade und Kowar bezeichnet.

U-Boot der Ghadir-Klasse

Für 2005 war die Indienststellung mehrerer moderner Schiffstypen, sowie die Produktion mehrerer Klein- und Kleinst-U-Boote unter den Namen Yono und Nahang angekündigt, an der vermutlich Nordkorea beteiligt ist. Die Kleinst-U-Boote der so genannten Ghadir-Klasse mit einer Reichweite von 300 km wurden im Jahr 2005 im iranischen Fernsehen gezeigt und nahmen im April 2006 an einem größeren Seemanöver teil. Bis Februar 2012 hatte Iran 19 dieser U-Boote in Dienst gestellt. 2008 kündigte Teheran zudem die Eröffnung der Produktion einer größeren und wirksameren U-Boot-Reihe, der 1.000 Tonnen schweren Qa’em-Klasse an.[13] Im Mai 2009 wurde im iranischen Staatsfernsehen bekanntgegeben, dass sich die iranische Marine an einem internationalen Einsatz gegen Piraten vor der somalischen Küste mit zwei Kriegsschiffen beteiligen werde.

Am 19. Februar 2010 fand die offizielle Indienststellung des ersten Schiffs der Mowdge-Klasse, der Jamaran, statt. Dieser von Iran selbst entwickelte und gebaute Schiffstyp wird offiziell als Zerstörer bezeichnet. Im internationalen Vergleich sind Schiffe dieser Größenordnung jedoch als Korvetten zu klassifizieren. Das Schiff mit einer Verdrängung von 1420 Tonnen hat eine Besatzung von 120 bis 140 Mann, ist mit Ausrüstung zur elektronischen Kriegsführung und einem Helikopterlandeplatz ausgestattet. Seine Bewaffnung setzt sich aus Antischiff- sowie See-Luft-Raketen, Torpedos und einer Bordkanone zusammen. Die Jamaran erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten. Ein weiteres Schiff dieser Klasse befindet sich im Bau.[14]

Im Februar 2011 liefen erstmals nach der iranischen Revolution 1979 die Fregatte Alvand und das Trosschiff Kharg den syrischen Hafen Latakia an. Im Februar 2012 waren die iranische Korvette „Admiral Naghdi“ und das Trosschiff „Kharg“ während der Aufstände in Syrien im Hafen Tartus eingetroffen, um Militärhilfe zu leisten und die syrische Marine auszubilden.[15]

Luftwaffe

Hauptartikel: Iranische Luftwaffe

Amerikanische F-14, zu Trainingszwecken wie ein Flugzeug der iranischen Luftwaffe bemalt.

Die iranische Luftwaffe (Hauptquartier: Doschan Tape, nahe Teheran) besitzt nur noch geringe Schlagkraft, weil das Land kaum Munition und Ersatzteile für westliche Flugzeuge und Waffen beschaffen konnte, die noch vor der Islamischen Revolution gekauft wurden.

Es wird angenommen, dass die Stärke der iranischen Luftwaffe etwas über 30.000 Mann (andere Quellen: 52.000 Mann) beträgt, dazu rund 12.000 in den Luftabwehrtruppen. Nach Schätzungen besitzt der Iran rund 310 Kampfflugzeuge. Den zahlenmäßig größten Anteil machen F-14 Tomcat (bis 1978 wurden 80 Stück erworben, 79 geliefert von denen mindestens 40 heute noch im Einsatz sind[16][17]), F-4 Phantom II (rund 65), Northrop F-5 (rund 60), MiG-29 (insgesamt rund 36 MiG-29A und MiG-29UB), Suchoi Su-24 (rund 30) aus, die das Rückgrat der iranischen Luftwaffe darstellen. Rund ein Dutzend Suchoi Su-25 sollen ebenfalls vorhanden, nach US-Angaben aber nicht mehr einsatzfähig sein. Dazu kommen an veralteten Flugzeugen rund 40 Chengdu J-7 und 20 J-6. Die kämpfenden Einheiten sind in neun Staffeln für den Kampf gegen Bodenziele (162 bis 186 Flugzeuge), sieben Jägerstaffeln (70 bis 74 Flugzeuge) und eine Aufklärungsstaffel (vier bis acht Flugzeuge) gegliedert. Zusammen mit der F-14 kaufte der Iran auch die weitreichende AIM-54 Phoenix Luft-Luft-Rakete von den USA.

Die Lufttransportflotte besteht aus einer Vielzahl verschiedenster Flugzeuge (knapp 50 Stück) und Hubschrauber (rund 60), letztere vor allem Mi-17 und Bell 214.

14 Flughäfen sollen derzeit militärisch nutzbar sein. Dauerhaft sind in Bandar Abbas, Buschehr, Dezful, Hamadan, Täbris und im Flughafen Teheran-Mehrabad fliegende Einheiten stationiert, die für den Kampf gegen Bodenziele geeignet sind. Die Abfangjägerstaffel und ein Transportverband haben ihre Basen in Schiras. Die wichtigste Reparatur-Werft für Flugzeuge befindet sich in Mehrabad. Die drei regionalen Hauptquartiere sind in Badl Sar (Norden), Meschhed (Mitte) und Buschehr (Süden) angesiedelt.

Die Ersatzteilversorgung der Flugzeuge wird durch die inzwischen relativ eigenständige Luftfahrtindustrie sowie illegale Beschaffung von Ersatzteilen im Ausland angestrebt. Mit russischer Hilfe sollen sogar einige Verbesserungen durchgeführt worden sein. Dennoch bleibt die genaue Zahl der einsatzfähigen Maschinen eine unbekannte Größe. US-Schätzungen zufolge waren im Jahr 2000 rund 100 Düsenflugzeuge der iranischen Luftwaffe flugfähig. Zu den Kampfflugzeugen kommen noch einmal rund 15 Aufklärer mit entsprechender elektronischer Ausstattung, 100 Ausbildungsflugzeuge und rund 35 Helikopter, die aber nicht für direkte Kampfeinsätze geeignet sind.

1991 brachte die irakische Luftwaffe einen Großteil ihrer Flugzeuge in den Iran, der offiziell zu diesem Zeitpunkt noch Kriegsgegner war, um die Vernichtung der Luftflotte im Zweiten Golfkrieg zu vermeiden. Zu diesen Flugzeugen zählten 24 Mirage F1, vier Su-20 Fitter, 40 Su-22 Fitter, 24 Su-24 Fencer, sieben Su-25 Frogfoot, neun MiG-23 Flogger, und vier MiG-29 Fulcrum. Welche Flugzeuge davon in den Dienst der iranischen Luftwaffe integriert wurden, bleibt unklar. Bis heute wurde keines dieser Flugzeuge an den Irak zurückgegeben.

Bisher hatte der Iran ein Kampfflugzeug vom Typ Saeqeh (deutsch: Donner) eigenproduziert. Von diesem, ein Nachbau der Northrop F-5, dürften aber höchstens fünf Maschinen einsatzfähig sein. US-Einschätzungen zufolge befinden sich einige ebenfalls selbst gebaute Drohnenmodelle bereits im Einsatz.

Zu den im Dienst befindlichen Luftabwehrraketen gehören sowohl westliche als auch russische und chinesische Systeme und deren iranische Kopien. Dazu zählen Hawk (Mitte der 1990er Jahre: Zwölf Bataillone mit mehr als 150 Abschussvorrichtungen, heute möglicherweise auf bis zu 16 Gruppen aufgeteilt), SA-2 Guideline (45 Abschussvorrichtungen), Rapier (rund 30) und FM-90. Unbestätigt sind Meldungen, nach denen der Iran 1996 acht Abschussvorrichtungen für SA-6 Gainful von Russland erwarb. 1997 gab der Iran offiziell die Indienststellung von Raketen des Typs SA-5 Gammon bekannt. Die Angaben über die damit ausgestatteten Einheiten schwanken zwischen drei und zehn Bataillonen. Anfang 2007 erhielt der Iran 29 Nahbereichs-Flugabwehrsysteme des Typs SA-15 Gauntlet (auch: Tor M1) von Russland. Im Dezember 2006 schlossen iranische Soldaten einen Lehrgang für den Einsatz der SA-15 in Russland ab. Zahlreiche diese Flugabwehrsysteme wurden mit veränderter Technik ausgestattet. Seit 2006 wird die Fadschr-27 Schnellfeuerkanone produziert.[18] Einige SA-5 Gammon Raketen wurden in Fadschr-8 umbenannt und modifiziert, des Weiteren stellt der Iran eine verbesserte Kopie der sowjetischen SA-2 Guideline bzw. der chinesischen Kopie HQ-2 unter dem Namen Sayyad-1 und die verbesserte Version Sayyad-2 her.
Im Jahre 2008 startete die Produktion der Samavat-Flugabwehrkanone, dabei handelt es sich auch hier um eine modifizierte Kopie der Oerlikon 35-mm-Zwillingskanone.[19][20] Anfang 2009 wurde eine weitere Flugabwehrkanone vorgestellt. Bei dieser handelt sich laut offiziellen Angaben um eine 100 mm Kanone, die vollautomatisch von einem Radar gesteuert wird.[21][22]

Im Oktober 2007 gab die Flugzeugkorporation Iran Aircraft Manufacturing Industrial bekannt, dass der Iran zwei Staffeln J-10 bestellt hat, die 2009/2010 geliefert werden sollen.[23]

Es existiert kein einheitliches, größere Gebiete umfassendes Feuerleitsystem. Die Luftabwehr basiert vielmehr auf kleineren, kaum vernetzten Verteidigungszentren an strategisch wichtigen Punkten. Die Reichweite einzelner von China erworbener Radarsysteme beträgt 300 Kilometer. Nach Angaben des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, General Ahmad Migani, soll der Iran gegenwärtig (2008) Aktiv- und Passiv-Radare mit einem Aktionsradius von 1000 Kilometern entwickeln.[24]

Am 2. Februar 2013, dem 34. Jahrestag der Islamischen Revolution im Iran, stellte der Präsident des Iran, Mahmud Ahmadinedschad ein neues Kampfflugzeug vor. Das Kampfflugzeug vom Typ Qaher 313 (Eroberer 313) „sei eines der modernsten Kampfflugzeugen der Welt“ und „von iranischen Ingenieuren entworfen und gebaut“ worden, sagte Ahmadinedschad.[25] Das neue Kampfflugzeug „Eroberer 313“ entspricht Medienberichten zufolge der amerikanischen F/A-18, basiert äußerlich aber auf der F-5E/Tiger II.[26][27] Die Flugtauglichkeit wird angezweifelt.[28]

Raketenarsenal

Ghadr-110 hat eine Reichweite von 1800 Kilometern
Omid auf der Safir-Rakete

Das Raketenprogramm beginnt 1977 mit der Operation Flower, einem Abkommen zwischen Israel und dem Iran zum Aufbau eines iranischen Raketenprogramms. „1978 liefert der Iran Öl im Wert von 280 Millionen Dollar an Israel. Experten beider Länder beginnen mit dem Aufbau einer Raketenfabrik in der Nähe von Sirdschan im südlichen Iran und einer Testanlage bei Rafsandschan“. 1979, mit dem Sturz des Schahs, wird Operation Flower eingestellt.[29]

Als eine der größten Bedrohungen, vor allem für US-Einheiten in der Region und für Israel, wird heute das iranische Raketenarsenal, die Boden-Boden-Raketenartillerie, angesehen. Sämtliche Systeme dieser Kategorie sind den Pasdaran unterstellt. Allerdings sind die Informationen über den Umfang der iranischen Raketenbewaffnung vage. Im ersten Golfkrieg setzte der Iran knapp 100 Raketen vom Typ Scud-B (Reichweite: 300 Kilometer) ein. Da der Iran heute über eigene Produktionsanlagen für den Bau von Mittelstreckenraketen verfügt, ist der Umfang des Arsenals an Scud-Derivaten unbekannt. Die Schätzungen reichen von 200 bis 300 und von 12 bis 24 Abschussvorrichtungen, sind aber hochgradig spekulativ. Auch die Aufteilung zwischen den Modellen B und C (im iranischen Sprachgebrauch Shahab 1 und 2) ist unklar. Vorsichtige Schätzungen gehen allerdings von weniger als 150 Scud-C aus, während hoch angesetzte US-Schätzungen auf bis zu 450 Raketen dieses Typs kommen. Außerdem wird ein Bestand von rund 175 CSS-8 mit etwa 30 landgestützten Abschussvorrichtungen angenommen.

Im Jahr 2001 wurden zwölf (nicht einsatzbereite) Waffensysteme vom Typ Ch-55 von der Ukraine gekauft. Hierbei handelt es sich um Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 3000 Kilometern. Dem Iran fehlt aber ein entsprechendes Trägersystem, was den praktischen Nutzen dieser Anschaffung in Frage stellt. Mit der Analyse der Antriebstechnik und Zielverfolgung dieser Flugkörper und einer Kooperation mit China könnte der Iran unter Umständen eigene Raketen mit ähnlicher Reichweite konstruieren.

Fateh-110 in einer Militärparade

Mit Shahab 3 (Meteor) werden iranische Raketen auf der Basis der nordkoreanischen Nodong-1 mit einer Reichweite von 1300 (US-Angaben) bis 2000 Kilometern (iranische Angaben) bezeichnet. Im September 2003 wurden sechs Raketen dieses Types erstmals während einer offiziellen Parade vorgeführt. Die Gesamtmenge im iranischen Besitz dürfte um 30 Stück mit rund zehn mobilen Abschussrampen liegen. Diese Systeme sollen sich auf drei Pasdaran-Luftwaffeneinheiten aufteilen. Dennoch ist unklar, ob die Systeme überhaupt im Gefecht einsetzbar wären oder sich noch in der Erprobungsphase befinden. Im Jahr 2005 wurde diese Rakete mit Hilfe angeworbener russischer Wissenschaftler weiterentwickelt und deren Reichweite und Zielgenauigkeit weiter erhöht. Die nun neue markante Form der Spitze erinnert zudem stark an frühere russische Raketen. US-Schätzungen geben die Gesamtzahl der beiden Shahab-3-Varianten mit 25 bis 100 Stück an.

Sowohl die Shahab-3 als auch die Shahab-3A sind vermutlich sowohl mit GPS als auch mit einem inertialen Navigationssystem (Trägheitsnavigation) bzw. Gyroskop ausgestattet. Inwieweit das GPS-System in einem Konflikt mit den USA nutzbar wäre, ist allerdings fraglich. Darüber hinaus ist die mögliche Zielgenauigkeit der Systeme ebenso fraglich. Westliche Experten betonen jedoch regelmäßig die Gefährlichkeit der hohen Geschwindigkeit dieser Raketen von Mach 6 – 7 und bezweifeln deshalb die Effektivität verfügbarer Abwehrsysteme, wie Arrow und MIM-104 Patriot.

Es gab mehrfach Hinweise aus Geheimdienst- und iranischen Militärkreisen, dass an mehrstufigen Raketen auf der Grundlage nordkoreanischer und russischer Technologie geforscht wird, bis hin zum angeblichen Projekt Shahab-6 mit bis zu 10.000 Kilometer Reichweite. Während es sich dabei vermutlich um Gerüchte oder sehr frühe Forschungsprojekte handelt, scheint eine erste eigene Feststoffrakete mit der Bezeichnung Sajjil-2 weit fortgeschritten zu sein. Das Modell fliegt mit einer Nutzlast von 750 Kilogramm 2200 Kilometer weit und soll nach US-Schätzungen 2012 für den militärischen Einsatz bereit sein.

Bei einer Militärparade zur Erinnerung an den Beginn des Kriegs gegen den Irak 1980 wurde in Teheran am 22. September 2007 die neue Mittelstreckenrakete Ghadr-110 vorgestellt, die über eine Reichweite von 1.800 Kilometern verfügen soll und somit Israel und alle US-Armeestützpunkte in der Region erreichen könnte. US-Beobachter identifizierten die gezeigten Waffen aber als unveränderte Shabab-3.

Am 26. Oktober 2005 schoss eine russische Rakete den ersten iranischen Satelliten, den in der Ukraine gebauten Spionagesatelliten Sinah-1, ins Weltall. Am 17. August 2008 startete erstmals eine neue Trägerrakete. Die Omid (Hoffnungsbote) ist eine Weiterentwicklung der Kavoshgar 1 (Forscher), die erstmals im Februar 2008 getestet worden war.[30]

ABC-Waffen

A-Waffen

Karte mit den wichtigsten Standorten der iranischen Atompolitik
Flugabwehrstellung in Natanz

Das Atomprogramm des Iran ist Anlass für massive Spannungen in den Beziehungen zwischen dem Iran und dem Westen. In Teheran, Ramsar und Bonab existieren drei Forschungsreaktoren. Mit russischer Hilfe wurde in Buschehr im Süden des Landes ein Leichtwasserreaktor errichtet. Außerdem gibt es eine Anlage zur Uran-Anreicherung in Natanz sowie zur Produktion von Schwerem Wasser bei Arak und von Kernbrennstäben bei Isfahan. Mehrere Schwerwasserreaktoren sind in Planung. Letztere können zur Erzeugung waffenfähigen Materials verwendet werden. Vor allem von den USA wird der Vorwurf erhoben, dass die Anlagen der Herstellung von Atomwaffen dienen. Die iranische Regierung bestreitet diese Vorwürfe. Dabei argumentiert der Iran außerdem damit, dass die Nutzung von Atomwaffen nicht mit der islamischen Lehre vereinbar sei und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstelle.

Bereits in der Pahlavi-Ära wurde die Basis zur Erforschung der Urananreicherung gelegt. Der Schah sah jedoch keinen Anlass, die militärische Nutzung der Atomenergie voranzutreiben. Mit der Islamischen Revolution verbat sich Chomeini jegliche Weiterführung des bestehenden Forschungsprogramms mit den Worten unislamisch. Erst 1984, nach den irakischen Einsätzen chemischer Waffen im Ersten Golfkrieg, revidierte Chomeini seine Meinung dahingehend, dass ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm aufgebaut wurde. 2003 führte dann der Verdacht der heimlichen Urananreicherung zu waffenfähigem Material zu einer Resolution der IAEO.[31]

Spätestens seit dem Dritten Golfkrieg rückt die Möglichkeit der Atombombenherstellung des Iran in den Mittelpunkt der strategischen Überlegungen der USA und Israels.

B-Waffen

Für biologische Kampfstoffe soll sich der Iran im Rahmen der Kriegserfahrungen im ersten Golfkrieg interessiert haben. Wissenschaftliche Arbeiten an Krankheitserregern finden allem Anschein nach, wie Oliver Thränert schreibt, an iranischen Universitäten statt.[32] „Insofern ist davon auszugehen, daß ein iranisches Biologiewaffen-Programm sehr eng mit der zivilen Forschung beziehungsweise der Forschung über Maßnahmen zum Schutz gegen biologische Waffen verknüpft ist.“ Die US-Regierung geht dagegen von einem offensiven B-Waffen-Programm des Iran aus, das entgegen der Unterzeichnung der Biowaffenkonvention vom 10. April 1972[33] zu vermutlich biologischen Kampfstoffen geführt haben soll. Noch dürften die vorhandenen Mengen jedoch nicht für einen militärischen Einsatz ausreichen.

C-Waffen

Als Reaktion auf den massiven und erfolgreichen Einsatz von Chemiewaffen durch den Irak im ersten Golfkrieg, versuchte der Iran, ein eigenes C-Waffen-Programm aufzubauen.[34] Mit Beendigung des ersten Golfkrieges wurde, nach Angaben des Iran, das iranische Chemiewaffen-Programm eingestellt. 1998 gab der Iran, als Unterzeichner der Chemiewaffenkonvention zu, chemische Waffen entwickelt und produziert zu haben, jedoch heute keine aktuellen Chemiewaffen-Bestände zu halten.[35] Vermutlich wurden mehrere tausend Tonnen Phosgen, Cyanid-Gase und geringe Mengen Senfgas hergestellt.

„Die US-Regierung ist davon überzeugt, dass der Iran nicht nur über einige tausend Tonnen chemischer Kampfstoffe verfügt, sondern sein gesamtes Chemiewaffen-Programm intensiv fortführt. […] Auch wenn derzeit keine Chemiekampfstoffe im Iran produziert werden, würde das Land damit über eine Mobilisierungskapazität verfügen, die es erlaubte, in kürzerer Zeit größere Mengen Chemiekampfstoffe herzustellen.[36]

Die Chemiewaffenkonvention wurde vom Iran unter der Regierung Akbar Hāschemi Rafsandschāni am 13. Januar 1993 unterzeichnet und trat am 3. Dezember 1997 in Kraft.[37]

Rüstungsindustrie und Waffenhandel

Der Iran unterstützt intensiv die schiitische-Miliz Hisbollah

Seit dem Schah-Regime gibt es im Iran eine Tradition einer staatlich gelenkten Rüstungsindustrie. Nach der Islamischen Revolution brach dieser Wirtschaftszweig weitgehend zusammen. 1981 wurde angesichts des Krieges mit dem Irak die Organisation der Verteidigungsindustrie geschaffen, deren Führungsgremium zur Hälfte aus ranghohen Offizieren und Zivilisten bestand. In dieser Phase wurde vor allem Infanteriemunition hergestellt sowie vermutlich in geringerem Umfang Bauteile für militärische Bodenfahrzeuge. Darüber hinaus bemühte der Iran sich, eigene Reparaturkapazitäten für seine großen Waffensysteme aufzubauen, da wegen des Embargos Ersatzteile und Fachwissen aus dem Ausland kaum zu beschaffen waren. Ab 1983 bauten die Pasdaran eine von der regulären Armee unabhängige Rüstungsindustrie auf, die ebenfalls vor allem Ausrüstung und Munition für die Infanterie produzierte.

Seit 1990 konzentriert sich die iranische Rüstungsindustrie auf den Bau von Flugzeugen und Hubschraubern sowie auf die Herstellung von Ersatzteilen für Luftfahrzeuge.

Derzeit arbeitet die iranische Luftfahrtindustrie an mehreren Eigenentwicklungen auf Basis der F-5. Dazu zählt zum Beispiel die Saeqeh, bei der es sich um einen Nachbau der F-5 mit zwei Leitwerken und veränderten Lufteinlässen handelt. 2004 wurde ein flugfähiges Vorserienmodell vorgeführt. Ein weiteres Projekt ist die Shafagh, die über begrenzte Stealth-Eigenschaften verfügen und zukünftig die Rolle als Trainer und leichtes Angriffsflugzeug einnehmen soll. Die Shafagh ist aus dem russischen LFI-Projekt der Firma Mikojan-Gurewitsch (MIG) hervorgegangen und war dort unter dem Namen Projekt Integral/I-2000 bekannt. Die Shafagh befindet sich derzeit vermutlich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Es ist derzeit unklar, ob Russland weiterhin an der Entwicklung beteiligt ist.

An bodengebundenen Fahrzeugen werden ein eigener Raketenwerfer unter der Bezeichnung Fajr gebaut und eine Selbstfahrhaubitze auf Basis der M-109 entwickelt.

Auch das Raketenprogramm ist der Organisation der Verteidigungsindustrie untergeordnet, ebenso mehrere Produktions- und Forschungseinrichtungen, die sich in der Nähe der Stadt Parchin befinden. Dort liegt auch die größte Sprengstoff- und Munitionsfabrik des Landes. Unter anderem werden dort verschiedene Raketen hergestellt, von leichten Panzerabwehrraketen (Kopie der AT-3 Sagger) bis zu Treibstoff für die iranischen Mittelstreckenraketen. Auch Einrichtungen für die Nuklearforschung- und Technik sind nahe Parchin stationiert.

Am 25. Oktober 2005 hat der Iran den Spionagesatellit Sinah-1 auf einer russischen Trägerrakete in eine Umlaufbahn geschossen.[38][39][40]

Wegen des Waffenembargos sind die iranischen Rüstungsimporte seit den 1990er Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Nach US-Schätzungen wurden von 2002 bis 2005 lediglich Waffen im Wert von 400 Millionen US-Dollar eingeführt, im Gegensatz zu 2,1 Milliarden von 1995 bis 1998. Russland und China bleiben die wichtigsten Exporteure. Allerdings geht der Forschungsstab des US-Kongresses davon aus, dass in den Jahren 2002 bis 2005 Waffenimporte im Wert von 2,2 Milliarden US-Dollar abgeschlossen wurden, deren Ausführung aber größtenteils noch aussteht. Mit einem Wert von 1,7 Milliarden Dollar liegt Russland bei den Abschlüssen demnach deutlich an der Spitze der iranischen Handelspartner. Die über Jahre zwischen dem Iran und Russland umstrittene Lieferung von fünf Langstrecken-Luftabwehrsystemen des Typs S-300PM wurde im September 2010 von Russland auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Als Reaktion darauf begann der Iran ein eigenes, dem S-300-System ähnliches System zu entwickeln. Es trägt die Bezeichnung Bavar-373.[41]

Der Iran selbst versorgt Syrien und die libanesische Hisbollah mit Waffen. So stammten die Panzerabwehrraketen vom Typ AT-13 Saxhorn-2, mit denen die Hisbollah im Libanonkrieg 2006 mehrere israelische Panzer vom Typ Merkava zerstörte oder beschädigte, aus iranischen Beständen. Gleiches gilt für die Seezielrakete vom Typ C-802, mit der eine israelische Korvette schwer beschädigt wurde.

Rekrutierung und Ausbildung

Alle männlichen Iraner sind wehrpflichtig. Mit 19 Jahren müssen sie ihren Waffendienst antreten, Freiwillige können dies bereits mit 16 Jahre, für die Basidsch-e Mostaz'afin liegt das Mindestalter bei 15 Jahre. Nach den 18 Monaten Wehrpflicht besteht sechs Jahre Bereitschaftsreserve, acht Jahre Reserve erster Ordnung und neun Jahre Reserve zweiter Ordnung.[42] 2006 gehörten rund 220.000 aktive Wehrpflichtige den iranischen Streitkräften an, die ausschließlich im Heer eingesetzt waren.

Ferner existieren Programme für ein militärisches Training von Frauen auf freiwilliger Basis. Allerdings nimmt die reguläre Armee keine weiblichen Kämpfer auf. Ob und wie militärisch ausgebildete Frauen in eigene Strukturen gegliedert sind, ist unbekannt. Die zentrale Ausbildungseinrichtung für iranische Offiziere sind die Militärakademie in Teheran, eine Fernmelde-Schule in Schiras und für die Marine die Seeakademie in Nouschahr am Kaspischen Meer.

Geschichte

Armee

Die Gründung der iranischen Armee geht auf Reza Khan, den späteren Reza Schah Pahlavi, zurück. Vor seiner Regentschaft gab es im Iran eine Persische Gendarmerie, die von schwedischen Offizieren geführt wurde, eine Persische Kosakenbrigade, die russische Offiziere an der Spitze hatte und eine von der Österreichisch-ungarischen Militärmission in Persien aufgebautes Korps. Reza Khan hatte als Verteidigungsminister unter Premierminister Ahmad Qavam im Dezember 1921 eine Parlamentskommission gegründet, die die Grundstruktur der neuen iranischen Armee ausarbeitete. Mit Tagesbefehl vom 5. Januar 1922 wurden sämtliche militärische Einheiten in die neu gegründete iranische Armee überführt. Die neue Armee sollte aus fünf Divisionen mit je 10.000 Mann bestehen.[43] Von Beginn an förderte Reza Schah die Ausbildung iranischer Offiziere an europäischen Militärakademien, vor allem in Frankreich an der Militärschule Saint-Cyr.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Iran im Rahmen der Anglo-sowjetischen Invasion im August 1941 von britischen und sowjetischen Truppen besetzt. Die Niederlage der iranischen Armee führte zur Abdankung Reza Schahs zu Gunsten seines Sohnes Mohammad Reza Pahlavi. Die Sicherung des Persischen Korridors, der während des Zweiten Weltkrieges dem Transport von militärischer Ausrüstung an die Rote Armee diente, wurde dann von US-amerikanischen Truppen, dem Persian Gulf Command, übernommen. Nach der Irankrise des Jahres 1946 und dem Ausbruch des Kalten Krieges sagte Präsident Harry S. Truman allen Völkern, deren Freiheit von militanten Minderheiten oder durch einen äußeren Druck bedroht ist, Beistand zu. Die als Truman-Doktrin bekannt gewordene Erklärung war der Beginn der Militärhilfe für den Iran.

Damit wuchs der Einfluss von US-Militärberatern auf die iranische Armee. Zahlreiche iranische Offiziere studierten an Militärakademien in den USA. Ihren Höhepunkt erreichte die amerikanische Militärhilfe von 1973 bis zur islamischen Revolution 1979. In diesen sechs Jahren waren viele Beraterteams im Land aktiv, so dass der Iran über die größte US-Militärberatermission der Welt verfügte (1978: rund 1.500 Mitglieder). Gleichzeitig stieg auch die Mannschaftsstärke der iranischen Armee deutlich an. Die Militärhilfe der USA für den Iran wird für den Zeitraum von 1947 bis 1969 auf rund 1,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Im Zentrum der materiellen Aufrüstung stand die Luftwaffe, die am Ende der Schah-Ära die modernste Teilstreitkraft war. Zwischen 1950 und 1979 wurden rund 11.000 Angehörige des iranischen Militärs in den USA geschult. Im gleichen Zeitraum exportierten die Vereinigten Staaten Rüstungsgüter im Wert von rund 10,7 Milliarden Dollar in den Iran. Die eigene Rüstungsproduktion wurde von der Militärindustrie-Organisation gesteuert war, die dem Verteidigungsministerium untergeordnet war. Hergestellt wurde vor allem Munition für Infanteriewaffen.

1977 wurde der zentrale iranische Militärhafen von Chorramschahr nach Bandar Abbas verlegt.

Die islamische Revolution führte 1979 zu einer massiven Desertionswelle, bei der alleine das Heer schätzungsweise 60 Prozent seiner Angehörigen verlor.

Nachdem die Revolution die Verbindungen zwischen den USA und dem Iran unterbrochen und ein Waffenembargo verhängt hatte, wurde die Sowjetunion zum wichtigsten militärischen Partner des Landes. US-Quellen schätzen den Wert der Waffengeschäfte zwischen dem Iran und der Sowjetunion beziehungsweise Russland von 1979 bis 2005 auf zwei bis vier Milliarden Dollar. Gleichzeitig kaufte der Iran weiter amerikanische Waffensysteme sowie Ersatzteile und Munition für die zahlreichen in seinem Besitz befindlichen Systeme aus US-Quellen. Diese Geschäfte wurden unter anderem über Israel, europäische und südamerikanische Länder abgewickelt. Seit 1979 verhinderten US-Behörden amerikanische Waffenverkäufe an den Iran in Höhe von rund zwei Milliarden Dollar. Allerdings betrieb auch die US-Regierung selbst weiter inoffizielle Waffengeschäfte, die unter der Bezeichnung Iran-Contra-Affäre bekannt wurden.

In den 1980er Jahren überholten die Volksrepublik China und Nordkorea die Sowjetunion als wichtigsten Rüstungspartner des Iran. Die genaue Größe dieser Waffengeschäfte ist unbekannt. Darüber hinaus schlossen mehrere westeuropäische Staaten trotz des Embargos offizielle Waffengeschäfte mit dem Iran ab. Eine weitere Quelle für Rüstungsgüter waren illegale Geschäfte mit Waffenhändlern in zahlreichen westlichen Staaten.

Von 1980 bis 1988 bekämpften sich Iran und Irak im Ersten Golfkrieg. Armee und Pasdaran wuchsen von 235.000 Mann im Jahr 1982 auf eine größte Stärke von 704.500 Mann 1986. Während des Krieges wurden auch die Kommandostrukturen modernisiert. Unter anderem wurden sowohl regionale als auch übergreifende Strukturen geschaffen, die sowohl hohe Offiziere der Revolutionären Garden als auch des regulären Militärs enthielten. US-Schätzungen gehen davon aus, dass der Irak in den acht Kriegsjahren zwischen 40 und 60 Prozent der iranischen Militärkapazität vernichtete, sowohl an Soldaten als auch an Material.

Im September 2006 bezeichnete General John Abizaid, damaliger Chef des United States Central Command, den Iran als stärkste Militärmacht im Nahen Osten, mit Ausnahme Israels und der USA.[44]

Pasdaran

Bei ihrer Aufstellung betrug die Personalstärke der Pasdaran rund 30.000 Mann, kurz vor dem Ende des Ersten Golfkriegs erreichte sie bereits annähernd 350.000 Mann. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand die Garde vor allem aus kleinen, voneinander unabhängig operierenden Einheiten bis hin zur Bataillonsstärke, die sich zum größten Teil aus Mitgliedern der iranischen Hezbollah rekrutieren ließ.

Der Aufbau einer klassischen militärischen Struktur sowie die Ausstattung mit Marine- und Luftwaffensystemen erfolgte ebenfalls in der Endphase des Ersten Golfkrieges, besonders in den Monaten August und September 1988. Vor allem die Pasdaran-Marine wuchs schnell und kontrollierte bald große Teile des nördlichen Persischen Golfs. Die Luftwaffe der Revolutionären Garden ist seit Mitte der 1990er Jahre praktisch bedeutungslos geworden, da neue Flugzeugmodelle fast ausschließlich an die reguläre Luftwaffe ausgeliefert werden.

Erster Kommandant der Pasdaran war Abbas Zamani, genannt Abu Scharif, der zuvor die Hisbollah im Libanon gegründet hatte. 1980 griffen die ersten Pasdaran-Einheiten aktiv in den Ersten Golfkrieg ein, zunächst vor allem gegen kurdische Rebellen in Nordwestiran, später auf allen Kriegsschauplätzen. Ab 1982 kämpften rund 1.000 Pasdaran-Angehörige im libanesischen Bürgerkrieg, vor allem im Bekaa-Tal.

Verweise

Weblinks

Commons: Streitkräfte des Iran – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The World Factbook
  2. https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ir.html#Military
  3. Map: US bases encircle Iran
  4. John Pike: Iranian Ground Forces Equipment. Globalsecurity.org, 13. Februar 2009, abgerufen am 7. Februar 2010.
  5. IISS Military Balance 2012, S. 324–325.
  6. Parade in Tehran. Acig.org, 22. September 2004, abgerufen am 7. Februar 2010.
  7. a b Iran Iranian Army Military vehicle armoured Equipment – Equipements militaires blindés armée Iran Iranienne. army recognition, 13. Februar 2009, abgerufen Format invalid.
  8. http://armstrade.sipri.org/armstrade/page/trade_register.php
  9. a b Jones, Richard D. Jane's Infantry Weapons 2009/2010. Jane's Information Group; 35 edition (January 27, 2009), ISBN 978-0-7106-2869-5.
  10. http://world.guns.ru/assault/ch/cq-m311-e.html
  11. http://world.guns.ru/machine/rus/dshk-dshkm-e.html
  12. W. Jonathan Rue: foreignaffairs.com deutsche Übersetzung: [1]
  13. W. Jonathan Rue: foreignaffairs.com deutsche Übersetzung: [2]
  14. PressTV vom 19. Februar 2010
  15. Zeit.de vom 20. Februar 2012
  16. Tom Cooper, Liam F. Devlin: Die Wächter des iranischen Luftraums, Fliegerrevue Extra Nr. 27, S. 63.
  17. Tom Cooper, Farzad Bishop, Brigadegeneral Ahmad Sadik: Die „Persischen Kater“, Fliegerrevue Extra Nr. 14, S. 21.
  18. http://www.foxnews.com/story/0,2933,216070,00.html
  19. http://www.sdtv.gr/tube/video/BmRxERpymJE/Samavat-Iran-mass-produces-35mm-antiaircraft-artillery.html
  20. http://www.youtube.com/watch?v=vXrd1V-MKa4
  21. Iran entwickelt „einmalige“ Flak für Kriegsfall (Memento vom 3. Februar 2009 im Internet Archive)
  22. Iran produces smart anti-aircraft gun: minister
  23. Iran kauft in China israelische Jäger mit russischen Triebwerken - „Kommersant“ (Memento vom 25. Oktober 2007 im Internet Archive)
  24. Iran baut Radar mit 1000-Kilometer-Aktionsradius - Luftwaffenchef (Memento vom 25. Oktober 2007 im Internet Archive)
  25. http://www.tagesspiegel.de/politik/jahrestag-der-islamischen-revolution-iran-praesentiert-neues-kampfflugzeug/7725944.html
  26. [3] von-iranischen-ingenieuren-entworfen-ahmadinedschad-enthuellt-high-tech-kampfflugzeug
  27. http://www.foxnews.com/world/2013/02/02/ahmadinejad-unveils-iran-newest-fighter-jet-dominant-described-as-evading/
  28. Militär-PR: Iran und der Photoshop-Kampfjet. In: Süddeutsche.de. sueddeutsche.de, 14. Februar 2013, abgerufen am 14. Februar 2013.
  29. Israel & Iran: Der Feind meines Feindes Die Zeit online vom 19. April 2010.
  30. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,572630,00.html
  31. http://hsfk.de/fileadmin/downloads/report0104.pdf
  32. http://www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=186
  33. http://www.icrc.org/ihl.nsf/Pays?ReadForm&c=IR
  34. Oliver Thränert: Verbreitung von ABC-Waffen. (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive) In: Informationen zur politischen Bildung, Heft 274, abgerufen am 23. September 2015.
  35. http://www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=186
  36. http://www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=186
  37. http://www.opcw.org/html/db/members_frameset.html
  38. Michel Chossudovsky : ATOMKRIEG GEGEN DEN IRAN in: FREITAG, 04-2006, 27. Januar 2006, S. 7.
  39. Иран намерен создать второй космический аппарат серии Sinah (russisch)
  40. Yiftah S. Shapir: THE SPIRIT IS WILLING… IRAN’S EFFORT TO CONQUER SPACE (Memento vom 13. Mai 2006 im Internet Archive) auf: Jaffee Center for Strategic Studies (englisch) 8. November 2005, abgerufen am 23. September 2015.
  41. The Telegraph: Iran to install new missile system to protect its nuclear sites. Abgerufen am 9. Februar 2014.
  42. cia.gov world factbook (abgerufen am 29. Dezember 2011)
  43. Stephanie Cronin: The army and the creation of the Pahlavi state in Iran. Tauris Academic Studies, 1997, S. 108ff.
  44. http://www.spacewar.com/reports/Iran_Favors_Asymmetric_Strategy_In_Joust_With_US_999.html