Formazza

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Formazza
Formazza (Italien)
Formazza (Italien)
Staat Italien
Region Piemont
Provinz Verbano-Cusio-Ossola (VB)
Koordinaten 46° 23′ N, 8° 26′ OKoordinaten: 46° 23′ 0″ N, 8° 26′ 0″ O
Höhe 1280 m s.l.m.
Fläche 130,65 km²
Einwohner 442 (31. Dez. 2022)[1]
Fraktionen Cascata, Canza, Chiesa, Fondovalle, Foppiano, Grovella, Ponte (Capoluogo), Riale, San Michele, Sotto Frua, Valdo
Postleitzahl 28030
Vorwahl 0324
ISTAT-Nummer 103031
Bezeichnung der Bewohner Formazzini
Schutzpatron Bernhard von Clairvaux (20. August)
Website Gemeinde Formazza

Lage von Formazza in der Provinz Verbano-Cusio-Ossola

Formazza (walserdeutsch Pumätt, deutsch Pomatt) ist eine Gemeinde in der italienischen Provinz Verbano-Cusio-Ossola (VB), Region Piemont.

Lage und Einwohner

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Formazza liegt 80 km nordwestlich von der Provinzhauptstadt Verbania und 40 km nördlich von Domodossola und umfasst das Val Formazza (dt. Pomatt), den obersten Abschnitt des vom Fluss Toce (walserdeutsch Riis) gebildeten Tales. Die Fortsetzung des Val Formazza bis nach Domodossola heißt Valle Antigorio. Formazza ist die nördlichste Gemeinde des Piemont und hat 442 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022).

Über den Griespass (Grenzübergang zur Schweiz auf 2479 m ü. M.) besteht eine Verbindung zum Nufenenpass, von wo aus sowohl das Goms im Kanton Wallis als auch das Val Bedretto im Kanton Tessin erreicht werden können; in Letzteres kommt man auch direkt über den San-Giacomo-Pass. Früher war das Tal ein wichtiger Verkehrsweg, führte doch vom Wallis ein Saumweg über den Griespass in die Lombardei.

Die Gemeinde, mit der Fläche von 131 km², umfasst neun ganzjährig bewohnte Weiler: San Rocco[2], Il Passo[3], Foppiano (wdt. Unnrum Schtaldä, dt. Unterstalden)[4], Fondovalle (wdt. Schtaf[ul]wald, dt. Stafelwald), Chiesa (wdt. An/In där Mattu, dt. Andermatten), San Michele (wdt. Tugwald/Tuffald, dt. Tuffwald), Valdo (wdt. und dt. Wald), Ponte (wdt. Zum Schtäg, dt. Zumsteg)[5], Brendo (wdt. Brendu, dt. Brennen), Grovella (wdt. Gurfälu, dt. Gurfelen) und Canza (wdt. Früd[u]wald, dt. Frut[t]wald)[6]. Formazzo hat 869 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022).

Die italienische Nachbargemeinden sind Baceno und Premia. Außerdem grenzt die Gemeinde an die Schweizer Kantone Wallis (Westen) und Tessin (Osten), das einzige deutschsprachige Dorf des Tessin, Bosco/Gurin, ist mit dem Pomatt über die Guriner Furggu verbunden.

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte und Sprache

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelalter wurde das Val Formazza von Walsern besiedelt, die aus dem schweizerischen Goms kamen und damit deutschsprachig waren. Der noch heute besonders von der älteren Generation gesprochene höchstalemannische Dialekt (Walserdeutsch), die Bauweise der Häuser und zahlreiche deutsche Flurnamen zeugen von dieser Besiedlung.

Zweimal wurde das Pomatt durch die Walliser besetzt und war eine gemeine Herrschaft der Alten Eidgenossenschaft. Nach der Schlacht bei Marignano im Jahr 1515 mussten die Eidgenossen das Tal an das damals von Frankreich beherrschte Herzogtum Mailand abtreten.

In der deutschen Ortsmundart hat Anna Maria Bacher ab 1988 bedeutsame Dialektliteratur geschaffen. Drei ihrer Dichtungen wurden vom Schweizer Komponisten Heinz Holliger vertont.

Tourismus und Sport

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Bergwanderer stehen die 3A-Hütte über dem Siedelgletscher auf 2922 m ü. M. mit 80 Betten und die Claudio- und Bruno-Hütte am Sabbione-See auf 2710 m ü. M. mit 90 Betten zur Verfügung, beide im Besitz der Operation Mato Grosso (OMG).

An Skianlagen gibt es den Skilift Ponte (1980), die Sesselbahn Sagersboden (seit 1999) und den Skilift Valdo 1 (seit 2001). In Riale besteht eine Langlaufloipe.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Angela Bacher: Pomatt, una valle, una comunità, una lingua. Tipolitografia Cerutti, Intra 1983.
  • Angela Bacher: Bärulussä. Il prato più bello dell’orso. Suoni, nomi e luoghi nella parlata walser di Formazza. Tararà Edizione, Verbania 1995.
  • Aristide Baragiola: Folklore di Val Formazza. Ermanno Loescher, Roma 1914.
  • Aristide Baragiola: Documenti latini, italiani e tedeschi di Formazza. In: Bollettino Storico per la Provincia di Novara 3 (1918) und 4 (1919).
  • Silvia Dal Negro: Mantenimento, variazione e morte della lingua nel Walser di Formazza. IX Ciclo. Dissertation Universität Pavia. o. O., o. J.
  • Silvia Dal Negro, Carla Willeit, Alessandra Carpene: Studi su fenomeni, situazioni e forme del bilinguismo. Milano 1999 (Educazione bilingue 20).
  • Silvia Dal Negro: Parlare walser in Piemonte. Archivio sonoro delle parlate walser. Hrsg. vom Centro Studi Walser di Rimella und vom Walserverein Pomatt. Vercelli 2006 [mit 1 DVD].
  • Pio Scilligo: Pumatter Tietsch. Ds Kschrift und die Erst Werter. Il Tedesco di Formazza. La Scrittura e le Prime Parole. Roma 1989 (kleine Grammatik und kleines Wörterbuch, je mit Beispielsätzen).
  • Pio Scilligo: Pumattertietsch Werterbeuch. Dizionario Formazzino – Italiano e Italiano – Formazzino. Pumattertietsch – Waeltsch – Tietsch und Waeltsch – Pumattertietsch – Tietsch. Roma 1993.
Commons: Formazza – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. San Rocco auf ETHorama
  3. Il Passo auf ETHorama
  4. Foppiano auf ETHorama
  5. Ponte auf ETHorama
  6. Für die dt. Namen siehe beispielsweise http://digitool.is.cuni.cz:1801/view/action/nmets.do?DOCCHOICE=1142682.xml&dvs=1535752835445~410&locale=de_DE&search_terms=&adjacency=&VIEWER_URL=/view/action/nmets.do?&DELIVERY_RULE_ID=3&divType=