Lüttich

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Lüttich
Lüttich (Lüttich)
Lüttich (Lüttich)
Lüttich
Staat: Belgien Belgien
Region: Wallonien
Provinz: Lüttich
Bezirk: Lüttich
Koordinaten: 50° 39′ N, 5° 34′ OKoordinaten: 50° 39′ N, 5° 34′ O
Fläche: 69,39 km²
Einwohner: 195.278 (1. Jan. 2022)
Bevölkerungsdichte: 2814 Einwohner je km²
Postleitzahl: 4000 (Lüttich, Glain, Rocourt)
4020 (Lüttich, Bressoux, Jupille-sur-Meuse, Wandre)
4030 (Grivegnée)
4031 (Angleur)
4032 (Chênée)
Vorwahl: 04
Bürgermeister: Willy Demeyer (PS)
Adresse der
Kommunal-
verwaltung:
Hôtel de Ville,
Place du Marché 2,
4000 Liège
Website: www.liege.be
lblelslh

Lüttich (französisch amtlich Liège, bis 1949 Liége, wallonisch Lîdje, niederländisch Luik/?) ist das kulturelle Zentrum der Wallonischen Region Belgiens, Hauptstadt der Provinz Lüttich und Sitz des Bistums Lüttich. Als Stadt mit 195.278 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) liegt Lüttich am Zusammenfluss von Ourthe und Maas 25 km Luftlinie südlich von Maastricht (NL) und 39 km südwestwestlich von Aachen (D). Das Lütticher Becken zählt samt Vorstädten ungefähr 600.000 Einwohner. Das Bevölkerungswachstum der Stadt entspricht mit 0,5 % pro Jahr ungefähr dem belgischen Durchschnitt (0,6 %).

In Lüttich gibt es eine Universität, andere Hochschulen, ein Theater, eine Oper und weitere kulturelle Einrichtungen.

Geschichte

Mittelalter

Lüttich in einer historischen Darstellung aus dem Jahr 1649[1]

Der Name zur Zeit der Römer war Leodicum bzw. Vicus Leodicus. 717 entwickelte sich die Stadt als Bischofssitz und war im Mittelalter ein bedeutendes politisches und kulturelles Zentrum. Im ausgehenden Mittelalter gehörte es zum Territorium des Fürstbistums Lüttich.

Die regierenden Fürstbischöfe von Lüttich entstammten meist dem Adel des Heiligen Römischen Reiches (HRR). Machtzentrum des Fürstbistums Lüttich war das ebenfalls von Adeligen des Reiches beherrschte Domkapitel, eines der größten in Mitteleuropa. Albrecht II. von Cuyk gewährte den Bürgern der Stadt 1196/1198 erste Privilegien. Eine städtische Autonomie konnte sich wie in anderen geistlichen Territorien des Reiches nur ungenügend entwickeln.

18. Jahrhundert

Im Jahr 1789 kam es, zum Teil in Verbindung mit der Französischen Revolution, zur sogenannten Lütticher Revolution. Sie richtete sich gegen die absolutistische Herrschaft des Fürstbischofs Cäsar Constantin Franz von Hoensbroech und wurde Anfang 1791 von Truppen im Auftrag des HRR niedergeschlagen.

Platz Saint-Lambert mit dem fürstbischöflichen Palast
Lüttich: Brunnen auf der Place du Marché

Während der Französischen Revolution wurde die Lambertuskathedrale geplündert und niedergebrannt.[2]

1795 wurde Lüttich von französischen Truppen besetzt und Teil der Französischen Republik. Nach dem Sturz Napoleon Bonapartes kam es 1815 zum Königreich der Vereinigten Niederlande und wurde 1830 Teil des unabhängigen Königreiches Belgien.

Lüttich ist eine Wiege der kontinentaleuropäischen Kohle- und Stahlindustrie. Bereits 1720 hatte die erste Dampfmaschine auf dem europäischen Festland in einer Kohlemine nahe Lüttich ihren Betrieb aufgenommen.[3]

Industrialisierung

Von hier aus breitete sich die Industrialisierung ab Anfang des 19. Jahrhunderts über den gesamten Kontinent aus. Insbesondere hatte das Stahlunternehmen Cockerill-Sambre seinen Stammsitz in der Nähe von Lüttich.

Von 1888 bis 1892 wurde Lüttich durch den Bau eines Festungsrings mit 12 Forts in Betonbauweise geschützt. 1901 wurde das Limburger Steinkohlerevier entdeckt. 1905 war Lüttich Standort der großen Industrieausstellung Exposition universelle de 1905. In dieser Zeit war die Stadt eine Hochburg der Arbeiterbewegung und auch der Wallonischen Bewegung, die für eine Autonomie des südlichen, französischsprachigen Landesteils plädierte.

Ende 1908 gründeten Mitglieder des Liègois Automobile Clubs den Liège-Spa Aero Club.[4]

Weltkriege

Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg war Lüttich wegen seiner Lage an einem wichtigen Maas-Übergang hart umkämpft. Im August 1914, wenige Tage nach Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde Lüttich überraschend von deutschen Truppen erobert. 1940–1944 war die Stadt wiederum von Truppen der Wehrmacht besetzt und war ein Zentrum der Résistance.

Nachkriegszeit

Während der Industrialisierung wanderten zahlreiche Menschen aus Flandern, Italien und seit 1945 aus Nordafrika ein, was sich bis heute in der Bevölkerungsstruktur der Stadt widerspiegelt. In den letzten Jahrzehnten kamen auch zahlreiche Einwanderer aus subsaharischen afrikanischen Ländern, was Lüttich zu einer sehr multiethnischen und multikulturellen Stadt macht.

Mit dem Zusammenbruch des Kohlebergbaus im Lütticher Becken und der anschließenden Stahlkrise hatte sich die Region den Schwierigkeiten des Strukturwandels zu stellen und geriet in große finanzielle Bedrängnis. In den 1970er Jahren musste unter anderem der Plan zum Bau einer U-Bahn aufgegeben werden.

Am 13. Dezember 2011 tötete ein Amokläufer sechs Menschen und verletzte 124.

Politik

Wappen

Blasonierung: „In Rot eine goldene dreigeteilte Säule mit breiterem Unterteil auf pyramidal flachem dreistufigem Sockel, dieser besetzt mit drei liegenden Löwen, zwei seitlich, auswärts blickend, einer vorne, hersehend, abgeschlossen mit einem kreuzbesetzten Zapfen in einer konischen Ummantelung, beseitet von den goldenen Serifenmajuskeln „L“ und „G“.“

Die Säule ist das Oberteil des Lütticher Marktbrunnens, in wallonisch als „peron“ (von altfranzösisch perron, „großer Stein“) bezeichnet, ein ehemaliges Justizsymbol auf dem Lütticher Markt und in anderen Städten des Fürstbistums Lüttich.

Conseil Communal (Gemeinderat)

Ergebnis der Kommunalwahl vom 14. Oktober 2012 (Vergleich zur Kommunalwahl 2006):

Partei Stimmen Mandate
Anzahl % +/− Anzahl +/−
Parti socialiste (PS, sozialdemokratisch) 37.289 37,95 −0,02 22 +1
Mouvement Réformateur (MR, liberal) 20.819 21,19 −4,88 11 −3
Centre Démocrate Humaniste (cdH, christdemokratisch) 13.769 14,01 –0,35 7
Ecolo (grün) 12.021 12,23 +0,01 6
Parti du Travail de Belgique (ptb+, marxistisch) 6.297 6,41 2 +2
La Coopérative politique Verts et à Gauche (VEGA, grün-links) 3.534 3,60 1 +1
Quelle: Offizielles Wahlergebnis auf elections2012.wallonie.be

Kultur

In Lüttich befindet sich unter anderem La Boverie als Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, das Museum Grand Curtius, das mehrere Ausstellungen (u.a. Waffen und Gläser) vereint, das Aquarium-Museum als Naturkundemuseum mit Spezialisierung auf Fische, das archäologische Archéforum, das Haus der Naturwissenschaft, das Metallurgie- und Industriemuseum, das Stadtpalais Musée d'Ansembourg, das MADMUSEE - Museum für differenzierte Kunst, das Museum für wallonische Kunst, das Museum für wallonische Volkskunde, das Museum für den öffentlichen Personennahverkehr des Lütticher Landes, das Freilichtmuseum am Sart-Tilman, das Musée Grétry, das Musée Tchantchès mit einer Marionettensammlung des Bildhauers und Marionettenbauers Denis Bisscheroux und die Schatzkammer der Kathedrale.

Lüttich beherbergt die Opéra Royal de Wallonie und eine königliche Philharmonie.

Als kulturell bedeutende Stadt der Großregion Saar-Lor-Lux nahm Lüttich 2007 am Programm des Europäischen Kulturhauptstadtjahres teil.

Aus Lüttich kommt der Schriftsteller Georges Simenon.

Kulinarische Spezialitäten

Café Liégeois
  • Bier der Marke Jupiler
  • Nach Lüttich ist der Café Liégeois benannt, der bis zum Ersten Weltkrieg als Café Viennois bekannt war.
  • Lütticher Waffeln

Sport

Wirtschaft

Lüttich war einst Zentrum der Schwerindustrie und hatte wegen der zahlreichen Hochöfen den Spitznamen la Cité ardente, „die glühende Stadt“, seit den 1970er Jahren ist die Stahlindustrie weitgehend aus der Region verschwunden. Seit dieser Zeit ist die Region von einer dauerhaft hohen Arbeitslosigkeit betroffen (Juni 2011: 26,3 %). Die Stadt bemüht sich seither um die Ansiedlung von Dienstleistungsbetrieben. Seit dem 16. Jahrhundert werden in Lüttich Waffen produziert. Das bis zum heutigen Tag größte Unternehmen ist FN Herstal. Zu den zahlreichen weiteren Industriebetrieben in Lüttich gehört auch die Großbrauerei Piedboeuf, die Teil der Brauereigruppe InBev ist und in der unter anderem das Bier mit dem Markennamen Jupiler gebraut wird.

Verkehr

Eisenbahn

Blick auf den Bahnhof Liège Guillemins und auf das Stadtzentrum im Hintergrund

Lüttich ist der wichtigste Eisenbahnknotenpunkt im östlichen Belgien. Nachstehend sind seine wichtigsten Bahnhöfe erwähnt:

Bahnhof Liège-Guillemins

Lüttichs neuer Hauptbahnhof Liège-Guillemins, nach den Plänen von Santiago Calatrava erbaut, ist mit seiner imposanten Überdachung technisch an die Anforderungen der internationalen Hochgeschwindigkeitszüge angepasst.[5] Mehrmals täglich verkehren Züge nach Aachen und Köln (Thalys und ICE International) sowie nach Brüssel und Paris (Thalys).

Dieser Bahnhof erfüllt die Funktion des Hauptbahnhofs. Außerhalb des Stadtzentrums gelegen, treffen hier alle wichtigen Eisenbahnlinien aus der näheren Umgebung Lüttichs zusammen. Es verkehren ca. 500 Züge pro Tag, unter anderem nach Ostende über Brüssel; Antwerpen (über Hasselt, nicht via Brüssel); Luxemburg; Eupen; Charleroi (bis Paris) sowie Nahverkehrszüge nach Jemelle.

Haltepunkt Liège-Jonfosse

Der Haltepunkt Liège-Jonfosse liegt in Innenstadtnähe an der Strecke 34 (Lüttich – Hasselt) zwischen den Bahnhöfen Liège-Guillemins und Liège-Palais.

Bahnhof Liège-Palais

Der Bahnhof Liège-Palais ist der Bahnhof des Lütticher Stadtzentrums, unter dem fürstbischöflichen Palais am Platz St. Lambert gelegen. Die Gleisanlagen befinden sich in einem Trog; in dem Empfangsgebäude können in den kleinen Pavillons unter der Erde die Fahrkarten gekauft werden.

Bahnhof Angleur

Der Bahnhof Angleur ist ein größerer Vorort- und Abzweigbahnhof im Osten der Stadt. Hier verzweigen sich aus Lüttich kommend die Bahnstrecken nach Aachen und Marloie.

Bahnhof Kinkempois-Formation

Der im Süden von Lüttich an reinen Güterzugsstrecken gelegene Rangierbahnhof Kinkempois-Formation war einer der größten in Belgien. Er wurde jedoch als Folge der weitgehenden Aufgabe der örtlichen Eisenindustrie und des allgemeinen Strukturwandels im Eisenbahngüterverkehr im Jahre 2009 stillgelegt.

Busverkehr

TEC-Bus Richtung Fernverkehrs-Bahnhof

Der Linienverkehr in Lüttich wird durch die TEC abgewickelt.

Auf vielen Busspuren kommen die Fahrzeuge schnell voran.

Da früher eine U-Bahn in Lüttich gebaut werden sollte, fahren einige Busse sogar durch Tunnel.

Straßenbahnverkehr

Nachdem in Lüttich bereits von 1871 bis 1967 eine Straßenbahn verkehrte, soll es aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens nun zum Neubau der Straßenbahn kommen.[6] 2017 könnte eine neue Straßenbahn in Lüttich fahren, für die wichtige Beschlüsse im wallonischen Parlament bereits im November 2012 gefallen sind. Für das System werden für das 500 Millionen Euro veranschlagt (Stand Januar 2013). „Aktuell liegt Lüttich bei der Modernisierung des ÖPNV damit in Führung (...)“, bewertete Ulrich Bierwisch vom VCD Aachen-Düren die aktuelle Situation in der Euregio.[7] Bei dem neuen Projekt sollen die für eine U-Bahn gebauten Tunnel sowie die teilweise vorhandenen Busspuren mitbenutzt werden.

Schifffahrt

Der Hafen von Lüttich ist der drittgrößte Binnenhafen in Europa, der durch die Verbindung über den Albert-Kanal auch für kleinere Seeschiffe einen Anschluss an den Hafen von Antwerpen bietet.[8]

Straße

Lüttich ist über die Autobahnen E 40 (A3), E 313 (A13), E 42 (A15) und E 25 (A25 und A26) an das europäische Autobahnnetz angebunden.

Luftverkehr

Der Flughafen Lüttich (Bierset) ist von großer Bedeutung für die Verteilung von Gütern nach Belgien, Deutschland, Nordfrankreich und in die Niederlande. Dort hat TNT Airways sein weltweit größtes Road-Air-Hub; es landen täglich mehr als 80 Frachtflugmaschinen und Hunderte von LKW docken dort an. Es werden an dem neuen Terminal auch Passagierflugzeuge abgefertigt.

Sehenswürdigkeiten

Blick auf die Kathedrale St. Paul
St. Barthelemy
Lüttich: Treppe Montagne de Bueren
Musée Curtius (Museum für Archäologie und darstellende Kunst)
Blick von Cointe auf das Lütticher Stadtzentrum

Kirchen

Weitere Sehenswürdigkeiten

  • Bahnhof Lüttich-Guillemins
  • das fürstbischöfliche Palais am Place Saint-Lambert, heute Provinzialpalast und Gericht (→Lage)
  • das Rathaus (1714–1718 im Stil des Barocks erbaut) und der Marktplatz (→Lage)
  • Museumskomplex Grand Curtius, zum Teil aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts (→Lage)
  • das Universitätsgebäude (→Lage)
  • das Aquarium (→Lage)
  • Verkehrsmuseum Lüttich
  • Zahlreiche Museen
  • Zahlreiche Prunkbauten des 18. Jahrhunderts
  • einige zum Teil denkmalgeschützte Jugendstilbauten. Beispiele: Hôtel Verlaine (→Lage), Boulevard de l'Est 16 (→Lage), eine ganze Gruppe von Jugendstilbauten in der Rue du Vieux Mayeur (→Lage) und in der Rue Léon Mignon (auch Séquence Nusbaum nach dem Architekten Joseph Nusbaum benannt; →Lage)
  • Im Quartier Vennes zwischen der Art-Déco-Kuppelkirche St. Vincent und der Rue de Paris gibt es eine Vielzahl an prächtigen Stadthäusern in verschiedensten Baustilen der Zeit zwischen 1900 und 1930 (→Lage).
  • Marché de la Batte: der jeden Sonntag stattfindende Markt, erstreckt sich über mehrere Kilometer entlang des linken Maaskaies
  • Auch sehenswert ist der Ausblick über die Stadt von den Aussichtspunkten an der Zitadelle (→Lage und →Lage), welche man u.a. über die berühmte Treppe Montagne de Bueren (→Lage) erreichen kann.

Stadtviertel

Bedingt durch die Lage im engen Maastal und durch die vom Kohlebergbau verbliebenen Abraumhalden, haben sich in Lüttich zahlreiche Stadtviertel mit eigentümlichem Charakter herausgebildet.

Cointe

Cointe liegt im Südwesten der Stadt und westlich des Bahnhofs „Liège Guillemins“ auf einer Anhöhe, die von der als Stadtautobahn dienenden E25 im „Tunel de la Cointe“ durchquert wird. Der Tunnel mit einer Länge von 1639 Metern wurde im Jahr 2000 fertiggestellt und verläuft bis zu 60 Meter tief unter der bebauten Fläche.

Der Stadtteil war einst Jagdrevier der Fürstbischöfe von Lüttich und wurde erstmals in Zusammenhang mit dem Bau der Kapelle Saint-Maur im Jahre 1673 erwähnt. Von den Merowingern bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf den gut exponierten Lagen über dem Val St. Benoit Weinbau betrieben. Kohlebergbau war ein weiterer Wirtschaftszweig. Die Stollen waren über den gesamten Hügel von Cointe verteilt; sie werden oft bei Einstürzen oder Bauarbeiten wiederentdeckt. Eine Aufwertung erfuhr die Gegend mit der Weltausstellung 1905, aus deren Anlass 19 Hektar des heutigen Viertels dem Ausstellungsgelände angegliedert waren und insbesondere gärtnerischen und sportlichen Zwecken dienten. Vor der Eingliederung 1977 in die Gemeinde Lüttich gehörte Cointe zur benachbarten Gemeinde Ougrée.

Cointe beherbergt einen sogenannten „Privatpark“, der die Gärten der um die Jahrhundertwende entstandenen Villen sowie im Süden die steile Flanke des Maastales umfasst. Die Bebauung und Entwicklung zum „Privatpark“ setzte ein mit dem Verkauf von Grundstücken ab 1880 durch die Familie Hauzeur. Dabei wurde auf die strikte Einhaltung bestimmter Regeln wie etwa die Einhaltung von Mindestabständen und die Nutzung als Wohnfläche geachtet. Die so entstandenen Villen spiegeln eine Vielfalt neuerer architektonischer Strömungen wider, wie Néotraditionel, Art nouveau, Moderniste, Néomosan und so weiter. Erwähnenswert ist das im Lütticher Art nouveau 1903 erbaute Wohnhaus „L'Aube“ des Architekten Gustave Serrurier-Bovy (1858–1910). Die große zusammenhängende Grünfläche des „Privatparks“ hat eine anerkannte wichtige ökologische Funktion zur Erhaltung der Biodiversität und als Migrationskorridor für Fauna und Flora. So wurde hier beispielsweise der vom Aussterben bedrohte Hirschkäfer angetroffen.

Am Privatpark liegen auch:

  • Die Basilika „Sacré Coeur et Notre Dame de Lourdes“
  • Das „Mémorial interallié“, 1928 errichtet und nicht vollendet; es entstand als Denkmal an den belgischen Widerstand gegen die im Ersten Weltkrieg eindringenden feindlichen Truppen, der in Lüttich begonnen hatte. Vom weithin sichtbaren, 75 m hohen Turm bietet sich ein besonderes guter Blick über die Stadt.
  • Das neogotische ehemalige Observatorium der Lütticher Universität von 1881 (sehr renovierungsbedürftig).

Nördlich des „Place du Batty“, der heute das kommerzielle Zentrum des Viertels darstellt, befindet sich die Plaine de Cointe, ein weitläufiger Park mit öffentlichem Sportplatz, Tennisplätzen und einem Aussichtspunkt, der einen Blick über das Stadtzentrum gestattet. Westlich davon befindet sich ein von teilweise noch typischen Backsteinhäusern geprägtes Wohngebiet, das auch als Quartier des Bruyères bekannt ist.

Le Carré

Zwischen der Rue Pont d’Avroy, der Rue de la Casquette und St. Adalbert sowie dem Boulevard de la Sauvenière befindet sich das Zentrum des Lütticher Nachtlebens. Vor allem die Studenten aus dem Campus in Sart-Tilman bevölkern die unzähligen Bars und Cafés der rechtwinklig angelegten schmalen Gassen.

Outremeuse

Outremeuse („jenseits der Maas“) ist ein Lütticher Stadtteil. Jeden August gibt es ein Lütticher Stadtfest gleichen Namens. Das Viertel war ursprünglich kleinbürgerlich geprägt mit zahlreichen kleineren Handwerksbetrieben. Die meisten Einwohner lebten in bescheidenen Verhältnissen. Die Struktur und Atmosphäre des Viertels zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts werden gut im autobiografischen Roman „Pedigree“ von Georges Simenon wiedergegeben, der in Outremeuse aufwuchs.

Weitere erwähnenswerte Stadtteile sind
Publémont, Sainte Marguerite sowie Sart Tilman.

Städtepartnerschaften

FrankreichFrankreich Nancy (Frankreich) (1954)
NiederlandeNiederlande Maastricht (Niederlande) (1955)
Deutschland Aachen (Deutschland) (1955)
Deutschland Köln (Deutschland) (1958)
Luxemburg Esch an der Alzette (Luxemburg) (1958)
FrankreichFrankreich Lille (Frankreich) (1958)
ItalienItalien Turin (Italien) (1958)
NiederlandeNiederlande Rotterdam (Niederlande) (1958)
RusslandRussland Wolgograd (Russland) (1959)
Kongo Demokratische Republik Lubumbashi (D. R. Kongo) (1961)
Tschechien Plzeň (Tschechien) (1965)
Portugal Porto (Portugal) (1977)
Polen Krakau (Polen) (1978)
Senegal Saint-Louis (Senegal) (1980)

Persönlichkeiten

Literatur

  • Baedeker „Belgien“. Ostfildern: Verlag Karl Baedeker 1998 (3), ISBN 3-87504-417-7, S. 285–297.
  • Lüttich - Unterwegs in der leuchtenden Stadt an der Maas, Verfasser: Rolf Minderjahn, Verlag, GEV (Grenz-Echo-Verlag), ISBN 978-3-86712-062-3.
  • 111 Orte in Lüttich, die man gesehen haben muss, von Alexander Barth, mit Fotografien von Jenny Roder, Köln: Emons Verlag 2016, ISBN 978-3-95451-925-5.

Weblinks

Commons: Lüttich – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Lüttich – Reiseführer
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Wikisource: Lüttich – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Joan Blaeu: Novum Ac Magnum Theatrum Urbium Belgicae. Amsterdam, 1649.
  2. Zeitgenössische Stiche von Jean-Noël Chevron siehe
    Commons: Cathédrale Notre-Dame-et-Saint-Lambert de Liège auf Commons – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    .
  3. Europäische Route der Industriekultur: Industriegeschichte Belgiens
  4. Flight Ausgabe 2. Januar 1909, S. 4 ; www.spa-aviation.be
  5. Olaf Münichsdorfer: Lichtblicke für Lüttich. d'Land 13. November 2009. S. 27.
  6. Homepage des Aktionsbündnis für die Wiedereinführung der Straßenbahn in Lüttich (auf französisch)
  7. Artikel von klenkes.de vom 21. Januar 2013: „Die Campusbahn bekommt Gesellschaft in Maastricht und Lüttich“
  8. Le Port autonome de Liège, Website des Hafens, abgerufen am 25. Februar 2015