Kunheim

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Kunheim
Kunheim (Frankreich)
Kunheim (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Haut-Rhin (68)
Arrondissement Colmar-Ribeauvillé
Kanton Ensisheim
Gemeindeverband Alsace Rhin Brisach
Koordinaten 48° 5′ N, 7° 32′ OKoordinaten: 48° 5′ N, 7° 32′ O
Höhe 181–190 m
Fläche 11,75 km²
Einwohner 1.835 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 156 Einw./km²
Postleitzahl 68320
INSEE-Code
Website www.kunheim.fr

Dorfstraße

Kunheim IPA: [ˈkynaɪm] (deutsch Künheim, elsässisch Küene IPA: [ˈkyə̯nə]) ist eine französische Gemeinde mit 1835 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Die Bewohner werden Kunheimois und Kunheimoises genannt.

Lutherische Kirche

Die Gemeinde erhielt 2022 die Auszeichnung „Eine Blume“, die vom Conseil national des villes et villages fleuris (CNVVF) im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs der blumengeschmückten Städte und Dörfer verliehen wird.[1]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortschaft liegt am Rhein-Rhône-Kanal, etwa sechs Kilometer nordwestlich von Breisach an der Landstraße von Straßburg nach Basel. Hier zweigt der schiffbare Künheimer Kanal (Breisacher Zweigkanal) ab, der den Rhein-Rhône-Kanal mit dem Rhein bei Breisach verbindet und 6,5 km lang und 2 m tief ist.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten bekannten Erwähnungen stammen aus einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 998 und aus der Chronik von Ebersmünster aus dem 13. Jahrhundert. Die Äbtissin des Nonnenklosters in Erstein hatte hier Grundbesitz.[3] Im 18. Jahrhundert befand sich Kunheim im Besitz der Herren von Rathsamhausen.[4]

Im Jahr 1766 wurde der Ort wegen der wiederholten Überschwemmungen des mäandrierenden Rheins um einen Kilometer verlegt. Betroffen waren 32 Familien und damit insgesamt schätzungsweise 200 Personen. Zur Hilfe bei der Umsiedlung stellten die umliegenden Dörfer Männer und Fuhrwerke.

Von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Künheim als Teil des Reichslandes Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich und war dem Kreis Colmar im Bezirk Oberelsaß zugeordnet.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Dorfbevölkerung größtenteils nach Casteljaloux im Département Lot-et-Garonne evakuiert. Dieses Ereignis war 60 Jahre später im Juni 1999 Anlass zur Begründung einer offiziellen Gemeindepartnerschaft zwischen den beiden Kommunen. Zu Beginn des deutschen Frankreichfeldzuges lag der Ort am 16. Juni 1940 unter schwerem Artilleriebeschuss, desgleichen während der Offensive amerikanischer Truppen, die den Ort am 2. Februar 1945 einnehmen konnten.

Heute ist Kunheim Mitglied des Gemeindeverbandes Communauté de communes Alsace Rhin Brisach.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungszahlen vom 18. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1793 261 [5]
1824 514 davon 19 Katholiken und 495 Protestanten[6]
1861 700 [7]
1866 735 [5]
1872 704 [5]
1880 715 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 1156 ha, in 149 Häusern, davon 30 Katholiken und 685 Protestanten[8]
1885 687 [9][10]
1890 697 in 148 Häusern mit 173 Haushaltungen, davon 42 Katholiken, 610 Protestanten und 42 sonstige Christen[10]
1901 654 [5]
1906 642 [5]
1910 600 [11][12]
Anzahl Einwohner seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2018
Einwohner 600 752 1035 1179 1313 1569 1742 1779
Quellen: Gemeindeverzeichnis[13], Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die protestantische Kirche wurde zwischen 1954 und 1958 erbaut als Ersatz für den im Juni 1940 zerstörten Vorgängerbaus.
  • Das Bürgermeisteramt (Mairie) wurde 1863 errichtet und birgt heute auch ein Postamt, früher eine Mädchenschule.
  • Das Haus an der Rue Principale 53, 55, ein früherer Bauernhof, ist 1768 unter Verwendung von Materialien des alten Dorfes erbaut worden, zwei Jahre nach der Gründung des neuen Dorfes im Jahre 1766.

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 118–120.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kunheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. KUNHEIM. Conseil national des villes et villages fleuris, abgerufen am 25. Juli 2023 (französisch).
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 11, Leipzig/Wien 1907, S. 803.
  3. Jacob Grimm: Weisthümer, Vierter Theil, Diederichsche Buchhandlung, Göttingen 1863, S. 211–215.
  4. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 154.
  5. a b c d e Kunheim - statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
  6. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 99–100, Nr. 12.
  7. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 32.
  8. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 52, Ziffer 688.
  9. Michael Rademacher: Landkreis Colmar, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. a b Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 56–57, Ziffer 12.
  11. Künheim, Landkreis Colmar, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kunheim).
  12. Kreis Colmar, Elsaß-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  13. 1910: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Kreis Colmar (Memento vom 21. Februar 2016 im Internet Archive)