Wintzenheim

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Wintzenheim
Wintzenheim (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Haut-Rhin (68)
Arrondissement Colmar-Ribeauvillé
Kanton Wintzenheim
Gemeindeverband Colmar Agglomération
Koordinaten 48° 4′ N, 7° 17′ OKoordinaten: 48° 4′ N, 7° 17′ O
Höhe 202–827 m
Fläche 18,97 km²
Einwohner 7.933 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte 418 Einw./km²
Postleitzahl 68920
INSEE-Code

Rathaus (Hôtel de ville)

Wintzenheim (deutsch Winzenheim) ist eine französische Gemeinde mit 7933 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) im Département Haut-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt im Oberelsaß an der Elsässer Weinstraße, fünf Kilometer westlich von Colmar. Das Gemeindegebiet, das zum Regionalen Naturpark Ballons des Vosges gehört, erstreckt sich von der Oberrheinischen Tiefebene über das Fechttal (auch Münstertal genannt) bis auf die Höhen der Vogesen südlich der Fecht, die maximal 827 m Meereshöhe erreichen.

Über den Stadtkern hinaus umfasst die Gemeinde auch die Ortschaften Logelbach, La Forge, Saint-Gilles (Sankt Gilgen) und Chapelle des Bois.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In älteren Urkunden wird der Ort erwähnt als in fine vel Marckha Wingishaim (786), Vuinzenheim (880), capella in Vincinheim (952), ecclesia in Winzenheim (953), Winzinhein, Winzenhein (13. Jh.), Wincenhein, Winzzenhein (13. Jh.), Wincinheim (1303), Wintzheim (1361), Wintzenhin (1456), Flecken Winzenheim (1613) und rector in Wintzenhein (1441).[1] In der Nähe des Ortes wurden Siedlungsspuren aus der Römerzeit gefunden, darunter Überreste einer römischen Villa und römische Münzen.

Obwohl der Ort des Heiligen Römischen Reichs um 1275 eine Befestigung erhielt, wurden ihm die Stadtrechte verwehrt. Bereits ein Winzerdorf, gehörte es zur Herrschaft Landsberg und somit den Habsburgern. Das Gebiet wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach als Lehen vergeben: erst an die Herren zu Rappoltstein, dann an den Grafen von Lupfen und im 16. Jahrhundert an Lazarus von Schwendi. 1680 erhielt Kavalleriegeneral Joseph de Montclar das Lehen als Belohnung und wurde somit Besitzer Wintzenheim. 1572 wurde eine Frau wegen Hexerei verbrannt.[2]

Der Ort kam zusammen mit der Herrschaft durch den Westfälischen Frieden 1648 in den Besitz der Krone Frankreichs[3] und wurde im Frieden von Rijswijk 1697 Frankreich einverleibt.[4]

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Kreis Colmar im Bezirk Lothringen zugeordnet. Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt, und der Ort stand bis 1944 unter deutscher Verwaltung.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anzahl Einwohner seit 1945
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2019
Einwohner 5832 6001 6311 6441 6554 7180 7610 7853

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1885 bis 1960 bestand eine schmalspurige Bahnverbindung von Wintzenheim nach Colmar, die ab 1932 in das Netz der Straßenbahn in Colmar integriert war. Durch den Ort führt die Départementsstraße D 417, die von Colmar durch das Tal der Fecht über Munster zum Col de la Schlucht (Schluchtpass) auf den Vogesenkamm führt.

Gemeindepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • General Joseph de Montclar (1625–1690), Militärgouverneur des Elsass, Adelstitel von Hohlandsbourg
  • Joseph Joos (1878–1965), katholischer Aktivist, Deutscher Reichstagsabgeordneter, Opfer des NS-Regimes
  • Florine Langweil, geborene Ebstein (geb. 10. September 1861 in Wintzenheim; gest. 1958 in Paris), Kunsthändlerin und Sammlerin
  • Hans Karl Hohberg, genannt Hans Hohberg (* 21. April 1906 in Winzenheim; † 2. November 1968 in Leinfelden-Echterdingen) war ein deutscher Wirtschaftsprüfer und verurteilter Kriegsverbrecher im Nürnberger Prozess

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Winzenheim, Kreis Colmar, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Winzenheim (meyersgaz.org).
  • Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 141 (Google Books).
  • Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend, Colmar 1838, S. 514–516 (Google Books).
  • Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass: Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Band 2, Straßburg 1825, S. 107–108, Ziffer 1 (Google Books).
  • Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band II: Ober-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 696–697 (Google Books).
  • Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 44–45 (Google Books).
  • Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 1350–1356.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wintzenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band II: Ober-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 696–697 (Google Books).
  2. Gericht und Bekantnus einer Winzenheimer Hexe, 1572. Nach dem handschriftlichen Original mitgeteilt von P. A. M.; in: Alsatia. Neue Beiträge zur elsässischen Landes-, Rechts- und Sittengeschichte, Sage, Sprache und Literatur. 1873–1874. Barth, Colmar 1875, S. 317–322 (Google Books).
  3. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 5, Ziffer 5 (Google Books).
  4. Hermann Schulze, Lehrbuch des deutschen Staatsrechtes. Zweites Buch: Das deutsche Reichsstaatsrecht. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1886, S. 355–359 (Google Books).
  5. Julius Naeher: Die Burgen in Elsass-Lothringen. Ein Beitrag zur Kenntnis der Militär-Architectur im Mittelalter. Band 2, Noiriel, Straßburg 1886, S. 4 (Google Books).