Landkreis Niederbarnim

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Das Kreisgebiet 1905

Der Landkreis Niederbarnim, bis 1939 Kreis Niederbarnim, bis ins 19. Jahrhundert auch Niederbarnimscher Kreis genannt, war bis 1952 ein Landkreis in Brandenburg. Die Bezeichnung Niederbarnim wurde 1412 erstmals erwähnt und bezeichnete von 1451 (Aufteilung des Barnim in „Hohen Barnim“ (Oberbarnim) und „Niederbarnim“) bis 1952 eine regionale Verwaltungseinheit.

Der Landkreis umfasste fast das ganze Umland Berlins nördlich der Spree. Bis zur Gründung von Groß-Berlin am 1. Oktober 1920 gehörten zahlreiche heutige Stadtteile Berlins zu diesem Landkreis. Sein Pendant auf der südlichen Spreeseite war der Landkreis Teltow. Beide Landkreise profitierten in extremem Maße von der Suburbanisierung der in enge Stadtgrenzen eingezwängten Hauptstadt. Die an Berlin angrenzenden Gemeinden wuchsen in wenigen Jahren von Dörfern zu Vorstädten mit fünfstelliger Einwohnerzahl heran. Anders als viele der im Kreis Teltow gelegenen Gemeinden waren die Niederbarnimer Vororte überwiegend von Arbeitern bewohnt und hatten ein niedriges Steueraufkommen.

Das ehemalige Kreisgebiet gehört mit Ausnahme der 1920 in Groß-Berlin aufgegangenen Gemeinden auch heute noch zu Brandenburg, vorwiegend zu den Landkreisen Oberhavel und Barnim. Zum neuen Landkreis Märkisch-Oderland gehören die Stadt Altlandsberg, die amtsfreien Gemeinden Fredersdorf-Vogelsdorf, Hoppegarten, Neuenhagen, Petershagen/Eggersdorf und Rüdersdorf sowie die Gemeinde Rehfelde. Das südliche Gebiet bis zur Spree mit der Stadt Erkner sowie den amtsfreien Gemeinden Schöneiche, Woltersdorf und Grünheide ist Teil des Landkreises Oder-Spree.

Verwaltungsgeschichte

Preußen, Provinz Brandenburg

In der nachmittelalterlichen Zeit bildete sich in der Mark Brandenburg eine Gliederung in Kreise heraus. Einer dieser historischen Kreise war der Niederbarnimsche Kreis bzw. Kreis Niederbarnim.[1]

Im Rahmen der Bildung von Provinzen und Regierungsbezirken in Preußen erfolgte 1816 im Regierungsbezirk Potsdam eine Kreisreform, durch die der Kreis Niederbarnim mit Wirkung zum 1. April 1817 um mehrere Orte vergrößert wurde:[2][3]

Das Landratsamt des Kreises verblieb in Berlin NW 40, Friedrich-Karl-Ufer 5 (Nieder-Barnimer Kreishaus).

Einige an Berlin angrenzende Orte des Kreises gehörten bis zum 1. Januar 1822 zum Regierungsbezirk Berlin, der mit diesem Tage aufgelöst wurde. Damit gehörte nunmehr das gesamte Kreisgebiet zum Regierungsbezirk Potsdam.

Zum 1. Januar 1861 wurden die Orte Moabit (6500 Einwohner) sowie Wedding und Gesundbrunnen (zusammen rund 10.000 Einwohner) nach Berlin eingemeindet.

Zum 1. April 1908 wurde die Stadt Lichtenberg, die am 15. November 1907 das Stadtrecht erhalten hatte, zur kreisfreien Stadt erhoben und schied damit aus dem Kreis Niederbarnim aus. Lichtenberg hatte zu diesem Zeitpunkt bereits rund 68.000 Einwohner und wuchs in den folgenden zwölf Jahren auf 145.000 Einwohner.

Am 1. April 1912 wurde die Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg aus dem Kreis Niederbarnim in die Stadt Lichtenberg eingemeindet. Diese änderte noch im gleichen Jahr ihren Namen in Berlin-Lichtenberg.

Groß-Berlin-Gesetz

Mit dem „Groß-Berlin“-Gesetz wurden am 1. Oktober 1920 die am dichtesten besiedelten Teile des Kreises in die neue Stadtgemeinde eingegliedert (Gemeinden über 1000 Einwohner mit Einwohnerzahl 1919):

Die Bezirke Reinickendorf, Pankow, Weißensee und Lichtenberg entstanden ganz aus ehemaligen Niederbarnimer Gebietsteilen. Das Gebiet der Bezirke Köpenick und Treptow gehörte zuvor überwiegend zum Kreis Teltow.

Republik und Nationalsozialismus

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Niederbarnim entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Das Landratsamt sollte 1938 nach Bernau verlegt werden; es verblieb jedoch bis Kriegsende in Berlin.

Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Niederbarnim entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Der Landkreis Niederbarnim umfasste am 1. Januar 1945

DDR

Das Gesetz über die Änderung zur Verbesserung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 28. April 1950 brachte zum 1. Juli 1950 umfangreiche Gebietsänderungen:

Mit dem „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Lande Brandenburg“ vom 25. Juli 1952 wurde der Landkreis Niederbarnim aufgelöst und auf die neugeschaffenen Kreise Oranienburg, Bernau und Strausberg aufgeteilt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1816 33.846 [5]
1846 66.719 [6]
1871 88.654 [7]
1890 188.297 [8]
1900 293.025 [8]
1910 445.265 [8]
1925 138.783 [8]
1933 180.941 [8]
1939 232.106 [8]

Kommunalverfassung

Die Landkreis Niederbarnim gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in Gutsbezirke.

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Landräte

Städte und Gemeinden

Stand 1945

Dem Landkreis Niederbarnim gehörten 1945 die folgenden Städte und Gemeinden an:

Außerdem bestanden 1945 noch die vier Forst-Gutsbezirke Barnimer Heide, Oranienburger Heide, Rüdersdorfer Heide und Schorfheide.

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden

Neben den Eingemeindungen nach Berlin im Rahmen des Groß-Berlin-Gesetzes verloren bis 1945 im Kreis Niederbarnim noch weitere Gemeinden ihre Selbstständigkeit:

Namensänderungen

  • Dalldorf wurde am 6. Oktober 1905 in Wittenau umbenannt.
  • Kalkberge wurde am 21. Juli 1934 in Rüdersdorf bei Berlin umbenannt.
  • Petershagen (Ostbahn) war die frühere Bezeichnung von Petershagen bei Berlin
  • Werlsee wurde am 16. Juli 1934 in Grünheide (Mark) umbenannt.
  • Die Berliner Vorortgemeinden Friedrichsfelde, Heinersdorf, Hermsdorf, Hohenschönhausen, Lichtenberg, Niederschönhausen, Oberschöneweide, Pankow, Rosenthal, Reinickendorf und Treptow erhielten 1912 den Namenszusatz "Berlin-". Die Gemeinde Französisch Buchholz wurde in Berlin-Buchholz umbenannt.

Literatur

Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg, Hermann Cramer, Halle 1872–1889, Band 5, Reprint, (Faksimile), ISBN 978-3-88372-004-3, Potsdam 2011

Weblinks

Commons: Landkreis Niederbarnim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Grenzen und Verwaltungsgliederung, S. 32 ff. (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  2. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam. Kreiseinteilung des Regierungsbezirks Potsdam. Band 1816, Nr. 12. Potsdam, S. 103 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam. Inkrafttreten der neuen Kreiseinteilung des Regierungsbezirks Potsdam. Band 1817, Nr. 7. Potsdam, S. 51 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  4. Statistisches Bundesamt: Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7
  5. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Potsdam, S. 197 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  6. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 313 (Digitalisat).
  7. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
  8. a b c d e f Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte: Landkreis Niederbarnim. Abgerufen am 2. April 2016.