Rolf Stommelen

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Rolf Stommelen
Rolf Stommelen, 1972
Nation: Deutschland Deutschland
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Deutschland 1969
Letzter Start: Großer Preis der USA Ost 1978
Konstrukteure
1969 Lotus · 1970 Brabham · 1971 Surtees · 1972 Eifelland · 1973 Brabham · 1974–1975 Hill · 1976 Brabham, Hesketh · 1978 Arrows
Statistik
WM-Bilanz: WM-Elfter (1970)
Starts Siege Poles SR
54
WM-Punkte: 14
Podestplätze: 1
Führungsrunden: 8 über 30 km
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Rolf Johann Stommelen (* 11. Juli 1943 in Siegen; † 24. April 1983 in Riverside, Kalifornien) war ein deutscher Sportwagen- und Formel-1-Rennfahrer mit Wohnsitz in Köln-Sülz.

Biografie

Kindheit und Jugend

Rolf Stommelen kam am 11. Juli 1943 in Siegen zur Welt. Seinen Eltern gehörte eine Autowerkstatt und eine Leihwagenfirma in Köln-Sülz auf der Berrenrather Straße. Stommelen wollte zunächst Kfz-Mechaniker werden und anschließend eine Ausbildung zum technischen Kaufmann machen. Das florierende Unternehmen des Vaters versprach ihm eine gute Zukunft. Schulisch galt er als mittelmäßig, sportlich tat er sich nicht besonders hervor.

Stommelen absolvierte eine Mechanikerlehre bei Mercedes. 1962 schenkte ihm sein Vater einen gebrauchten Porsche Super 90, mit dem Stommelen an den Nürburgring fuhr.

Erste Erfolge

Das typische Grunddesign vom Rolf Stommelens Helm

Nach ersten Erfolgen bei Bergrennen im Jahre 1964 mit einem privaten Porsche 904 GTS nahm Stommelen ab 1965 an den 24 Stunden von Le Mans teil. Als Werksfahrer bei Porsche gewann er 1967 zusammen mit Paul Hawkins die Targa Florio. Außerdem gewann er 1968 die Gesamtwertung beim 24-Stunden-Rennen von Daytona. Bei einem Bergrennen am Roßfeld verunglückte er 1968 schwer. Nach seiner Genesung fuhr Stommelen auch in Einsitzern und startete 1969 beim Großen Preis von Deutschland mit einem Lotus 59B in der Formel 2 auf der Nordschleife des Nürburgrings. Da nur verhältnismäßig wenige Formel-1-Wagen zu diesem Grand Prix gemeldet waren, trat im gleichen Rennen die Formel 2 an, um das Starterfeld für die lange Strecke zu füllen. Stommelens Wagen fing kurz vor dem Ziel Feuer, aber er konnte den Wagen noch über die Ziellinie und in die Boxen retten, wo Feuerwehrleute bereitstanden.

Formel 1

Stommelens Formel-1-Karriere begann 1970. Er startete regelmäßig mit einem Werks-Brabham und erzielte zehn Weltmeisterschaftspunkte; seine beste Platzierung war der dritte Platz beim Großen Preis von Österreich. Das erste Jahr blieb auch sein bestes in der Formel 1. Die Saison 1971 bestritt Stommelen mit einem Surtees TS9. Die darauffolgenden Experimente mit dem von Luigi Colani gestalteten Eifelland-March E21 des Eifelland-Teams scheiterten an der Untauglichkeit des Design-Objekts.

Unfall in Barcelona

Stommelen beim Training zum GP von Deutschland 1976

Zurück bei den Sportwagen, konnte Stommelen einige Erfolge für Alfa Romeo in der Sportwagen-Weltmeisterschaft erringen. 1975 kehrte er mit Graham Hill und dessen Embassy-Hill-Team in die Formel 1 zurück. Beim Großen Preis von Spanien auf dem gefährlichen Montjuïc-Stadtkurs in Barcelona lag Stommelen nach 25 Runden und einigen Ausfällen von Konkurrenten in Führung, als der Heckflügel seines Hill GH1 brach. Bei dem daraus resultierenden Unfall starben fünf Zuschauer und Streckenposten; Stommelen wurde schwer verletzt.

Der amtierende Weltmeister Emerson Fittipaldi hatte aus Protest gegen die schlechten Sicherheitsvorkehrungen auf der Rennstrecke, wie beispielsweise mangelhaft befestigte und fehlende Leitplanken, nur die Pflichtrunden im Training absolviert und war nach der ersten Runde ausgestiegen. Zuvor hatte die Regierung des Generals Franco damit gedroht, die Rennwagen im als Fahrerlager dienenden späteren Olympiastadion zu beschlagnahmen, falls das Rennen bestreikt würde.

Nach dem Unfall wurde das Rennen abgebrochen und Stommelens Landsmann, der in Führung liegende Jochen Mass, kam dadurch zu seinem einzigen Formel-1-Sieg. Auf der Montjuïc-Rennstrecke fand nie wieder ein Formel-1-Grand-Prix statt.

Comeback

Stommelen im Porsche 935 1977 beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring

1977 gelang Stommelen ein Comeback, er wurde Deutscher Rennsport-Meister auf Porsche 935. Darüber hinaus folgten drei weitere Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Daytona sowie 1979 der zweite Platz bei den 24 Stunden von Le Mans mit einem Porsche 935/77A im Team Dick Barbour Racing, den er im Regen fast im Alleingang herausfuhr, da seine amerikanischen Teamkollegen (unter anderem der Schauspieler Paul Newman) deutlich langsamer waren.

Tod

Familiengrab auf dem Melaten-Friedhof

Stommelens Leben endete in einem Porsche 935, einer speziellen IMSA-Version von John Fitzpatrick. Am 24. April 1983 verunglückte er beim 6-Stunden-Rennen von Riverside 1983 auf dem Riverside International Raceway in Kalifornien tödlich. Die Wahl des Startfahrers war auf Rolf Stommelen gefallen, sein britischer Partner Derek Bell wartete an den Boxen auf den Fahrerwechsel. Wie 1975 in Barcelona brach der Heckflügel von Stommelens Rennwagen, er verlor die Kontrolle über das zu diesem Zeitpunkt etwa 300 km/h schnelle Fahrzeug und prallte gegen eine Betonwand.[1] Eine Stunde später wurde in der örtlichen Klinik sein Tod festgestellt.

Ursprünglich war Jochen Mass vom Fitzpatrick-Team nach Riverside eingeladen worden. Mass sagte ab und Stommelen sprang ein. Seine Frau, die sonst bei allen Rennen dabei war, blieb diesmal in Köln. Stommelen hatte ihr versprochen, am Jahresende mit dem Rennsport aufzuhören.

Rolf Stommelen starb im Alter von 39 Jahren und wurde auf dem Kölner Melatenfriedhof beigesetzt.[2]

Statistik

Grand-Prix-Ergebnisse

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
1969          
            8                  
1970      
DNF DNF DNQ 5 DNQ 7 DNS 5 3 5 DNF 12 DNF      
1971          
12 DNF 6 DSQ 11 5 10 7 DNS DNF            
1972        
  13 DNF 10 11 16 10 DNF 15              
1973  
                    11 DNF 12 12    
1974  
                      DNF DNF 11 12  
1975    
13 14 7 DNF               16 DNF      
1976
                  6   12 DNF      
1978
    9 9 DNF DNF 14 14 15 DNQ DSQ DNPQ DNPQ DNPQ 16 DNPQ
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1965 FrankreichFrankreich Christian Poirot Porsche 904/4 GTS FrankreichFrankreich Christian Poirot Ausfall Getriebeschaden
1966 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 906/6 Carrera 6 Deutschland Günter Klass Rang 7 und Klassensieg
1967 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 910/6 Deutschland Jochen Neerpasch Rang 6
1968 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 908 Deutschland Jochen Neerpasch Rang 3 und Klassensieg
1969 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 917 Deutschland Kurt Ahrens Ausfall Ölleck
1970 ItalienItalien Autodelta SpA Alfa Romeo T33/3 ItalienItalien Nanni Galli Disqualifiziert
1976 Deutschland Martini Racing Porsche Systems Porsche 935 Liechtenstein Manfred Schurti Rang 4 und Klassensieg
1977 Deutschland Martini Racing Porsche Systems Porsche 935/77 Liechtenstein Manfred Schurti Ausfall Motorschaden
1978 Deutschland Martini Racing Porsche Systems Porsche 935/78 Liechtenstein Manfred Schurti Rang 8
1979 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dick Barbour Racing Porsche 935/77A Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Paul Newman Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dick Barbour Rang 2
1980 Deutschland Gozzy Kremer Racing Porsche 935K3 Deutschland Axel Plankenhorn JapanJapan Tetsu Ikuzawa Ausfall Zylinder überhitzt
1982 ItalienItalien Martini Racing Lancia LC1 ItalienItalien Teo Fabi ItalienItalien Michele Alboreto Ausfall Motorschaden

Sebring-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1967 Deutschland Porsche Auto Porsche 906 Deutschland Udo Schütz NiederlandeNiederlande Gijs van Lennep Ausfall Unfall
1968 Deutschland Porsche Automobile Co. Porsche 907 2.2 Deutschland Gerhard Mitter Ausfall Pleuelschaden
1969 Deutschland Porsche System Engineering Ltd. Porsche 908/02 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Joe Buzzetta Rang 3
1970 ItalienItalien Autodelta S.P.A. Alfa Romeo T33/3 ItalienItalien Nanni Galli Rang 9
1971 ItalienItalien Autodelta S.p.a. Alfa Romeo T33/3 ItalienItalien Nanni Galli Rang 2 und Klassensieg
1972 ItalienItalien Autodelta S.p.a. Alfa Romeo T33/TT/3 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Peter Revson Ausfall Kupplungsschaden
1978 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dick Barbour Performance Porsche 935/77A Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dick Barbour Liechtenstein Manfred Schurti Ausfall Aufhängung
1979 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dick Barbour Racing Porsche 935/77A Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dick Barbour Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Rick Mears Rang 4
1981 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Andial Meister Racing Porsche 935M16 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Howard Meister Deutschland Harald Grohs Rang 4

Weblinks

Commons: Rolf Stommelen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Unglück von Riverside. In: welt.de. 23. April 2013, abgerufen am 2. September 2016.
  2. knerger.de: Das Grab von Rolf Stommelen