MTV Unplugged

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MTV Unplugged ist eine vom Fernsehsender MTV seit 1989 produzierte Konzert-Reihe, bei der etablierte Musiker eine Auswahl ihrer Lieder sowie oftmals auch Coverversionen von Liedern anderer Interpreten ohne den Einsatz von Keyboards, E-Gitarren und sonstiger elektronischer Instrumente spielen – die Arrangements werden angepasst und des Öfteren kommen dabei auch klassische Instrumente zum Einsatz.

Die Konzerte haben im Gegensatz zu großen Hallen- oder Stadiongigs eher den Charakter kleinerer Club-Konzerte, Interpreten und Publikum sitzen in entspannter Atmosphäre in einer bestimmten Kulisse, die für jeden Künstler individuell gestaltet wird.

(Vor-)Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Konzept, etablierte Musiker und Gruppen ihre Hits „unverstärkt“ in akustischer Form aufführen zu lassen, bei Promotion-Auftritten im Fernsehen/Radio oder zu anderen Anlässen (Pete Townshend z. B. spielte 1979 auf der später auf Album und Film veröffentlichten Wohltätigkeitsveranstaltung The Secret Policeman’s Balls, zugunsten von Amnesty International, Hits seiner Band The Who solo und akustisch), war bereits vor dem Start der eigentlichen MTV-Reihe im Jahre 1989 verbreitet, zum Teil auch bei MTV selbst – beispielsweise Jethro Tull im Jahre 1987[1] –, ohne dass man es mit der Bezeichnung „unplugged“ belegte. Neil Young war bereits seit den 1960er und -70er Jahren bekannt dafür, dass er seine elektrisch veröffentlichten Lieder live auch immer wieder akustisch spielte – und umgekehrt.[2][3]

Der vielbeachtete Auftritt von Bon Jovi bzw. Jon Bon Jovi und Richie Sambora, die 1989 während der MTV Video Music Awards Livin’ on a Prayer und Wanted Dead or Alive nur mit Akustikgitarren spielten, mag den Ausschlag zum Start einer eigenen Konzertreihe auf MTV gegeben haben. Die erste Staffel startete im November 1989 mit einem Auftritt der englischen New-Wave-Band Squeeze. In loser Folge traten im Laufe des Jahres so unterschiedliche Künstler wie Poison, Elton John, Sinéad O’Connor, Aerosmith und Stevie Ray Vaughan auf.

Bekannte Auftritte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der erste Künstler, der seinen MTV-Unplugged-Auftritt auf Tonträger veröffentlichte, war 1991 Paul McCartney (Unplugged (The Official Bootleg)), dessen Erfolg maßgeblich zur Etablierung des Formats beitrug.
  • 1991 produzierte MTV ein erstes Rap/HipHop-Special, bei dem u. a. De La Soul, LL Cool J und A Tribe Called Quest mit einer Begleitband akustisch spielten.
  • Mariah Careys Unplugged-Album von 1992 etablierte die Sängerin ein Jahr nach ihrem Debütalbum mit über 10 Millionen verkauften Exemplaren als weltweiten Star.
  • Eric Claptons Auftritt im Jahre 1992 gehört zu den bekanntesten Konzerten der Reihe. Das gleichnamige Album Unplugged ist bis heute das meistverkaufte Album der Serie und wurde in Folge mit sechs Grammys, der wichtigsten Auszeichnung der Musikindustrie, ausgezeichnet.[4]
  • Der Auftritt von Bruce Springsteen fällt insofern aus der Reihe, als Springsteen bereits früher solo und akustisch aufgetreten war (und mit Nebraska 1982 ein rein akustisches Album aufgenommen hatte), nach dem akustisch gespielten Opener Red Headed Woman aber seine Band zu einem normalen elektrischen Konzert auf die Bühne bat. So hieß das folgende Album dann auch In Concert MTV Plugged, mit einem durchgestrichenen un im Titel.[5]
  • Die Wiedervereinigung der beiden Faces-Mitglieder Rod Stewart und Ron Wood im Rahmen eines Stewart-Konzertes in der Reihe 1993 wurde ebenfalls erfolgreich auf CD veröffentlicht und ca. 5 Millionen Mal verkauft.[6]
  • 1993 traten Nirvana auf, die sich allerdings weigerten, ihren größten Hit Smells Like Teen Spirit zu spielen und stattdessen mehrere, teilweise unbekannte Coverversionen ins Programm aufnahmen. Das Konzert wurde kurz nach dem Tod des Sängers Kurt Cobain unter dem Titel MTV Unplugged in New York veröffentlicht und stieg unmittelbar danach in Großbritannien und den USA auf die Spitzenpositionen der Charts. Cobain verzichtete allerdings bei seiner akustischen Gitarre nicht auf Pickups, weswegen Puristen bezweifeln, ob diese Aufnahme überhaupt als unplugged zu bezeichnen ist.
  • Im August 1994 kamen Jimmy Page und Robert Plant von Led Zeppelin seit längerer Zeit im Rahmen von MTV-Unplugged wieder zusammen und nahmen mit dem London Metropolitan Orchestra und marokkanischen Musikern neu arrangierte Fassungen alter Zeppelin-Klassiker neu auf. Die Resonanz war so groß, dass die Auftritte nicht nur als Album veröffentlicht wurden, sondern man mit dem Programm auf eine ausgedehnte Welttournee ging. Led Zeppelins Bassist John Paul Jones war weder bei den ursprünglichen Auftritten noch bei der Tour zugegen, er wurde noch nicht einmal kontaktiert.[7]
  • Im November 1994 wollte der Folk- und Bluesmusiker Bob Dylan alte Country- und Bluesstücke spielen. MTV-Unplugged überredete ihn, lieber auf seine eigenen Klassiker zu setzen. Das folgende Album wurde eines seiner finanziell erfolgreichsten und erreichte den 23. Platz der US-amerikanischen Album-Charts.
  • Eine weitere Wiedervereinigung fand 1995 statt. Die Gründungsmitglieder von Kiss traten anlässlich eines MTV-unplugged-Konzerts zum ersten Mal seit 1979 wieder gemeinsam auf. Die Fanreaktion war so überwältigend positiv, dass man sich entschied, im darauffolgenden Jahr wieder gemeinsam auf Tour zu gehen. Das MTV-Unplugged (das ebenfalls auf CD veröffentlicht wurde) ist im Übrigen das einzige Konzert, bei dem die Original-Mitglieder ohne das klassische Make-up auftraten.
  • Oasis gaben 1996 in London ein denkwürdiges unplugged-Konzert. Der Sänger Liam Gallagher ließ sich wegen einer Halsentzündung entschuldigen, um dann während des Konzertes (bei dem sein Bruder Noel Gallagher den Gesang übernahm) vom Balkon aus – rauchend und trinkend – lautstark das Geschehen zu kommentieren.

Viele der Unplugged-Shows sind bislang nicht als Tonträger oder auf DVD veröffentlicht worden, darunter Konzerte von Sting, Paul Simon und vielen anderen. Einzelne Songs daraus sind auf verschiedenen von MTV zusammengestellten Compilations zu hören bzw. wurden für B-Seiten der einzelnen Künstler verwendet. Andere (z. B. der oben genannte Oasis-Auftritt) sind lediglich als Bootleg-Versionen erschienen.

Deutsche Künstler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Österreichische Künstler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schweizer Künstler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konzerte einzelner Interpreten (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufnahmedatum Interpret Anmerkung
1990 Aerosmith
1991 Paul McCartney veröffentlicht als Unplugged (the official bootleg)
1991 R.E.M.
1991 The Cure
1991 (1. Mai) A Tribe Called Quest, MC Lyte, LL Cool J, De La Soul Yo! Unplugged Rap[16]
1992 Eric Clapton Unplugged
1992 Mariah Carey MTV Unplugged
1992 Pearl Jam (veröffentlicht auf Bonus-DVD zur Neuauflage von Ten (2009))
1992 Queensrÿche
1993 Arrested Development MTV Unplugged
1993 Annie Lennox Songs erschienen auf dem Single-Trio Cold, Colder, Coldest
1993 Roxette „Joyride“, „The Look“ und „Dangerous“ wurden als Single-B-Sides veröffentlicht; DVD-Veröffentlichung des gesamten Konzertes 2006 (The Rox Box/Roxette 86–06)
1993 Neil Young
1993 Soul Asylum
1993 Stone Temple Pilots
1993 Midnight Oil MTV Unplugged
1993 Bruce Springsteen In Concert/MTV UnPlugged
1993 Nirvana MTV Unplugged in New York
1993 10,000 Maniacs MTV Unplugged
1994 Phil Collins „In the Air tonight“ & „Both Sides of the Story“ wurde 1996/97 als Single-B-Sides veröffentlicht
1994 Björk MTV Unplugged (als DVD)
1994 Tony Bennett MTV Unplugged
1995 The Cranberries „Zombie“ wurde als B-Side veröffentlicht, der bisher unveröffentlichten Song „Yesterday’s gone“ wurde als Bonus auf der DVD „Beneath the Skin“ veröffentlicht.
1995 Hole
1995 Herbert Grönemeyer Unplugged Herbert
1995 Bob Dylan MTV Unplugged
1995 KISS Kiss Unplugged
1995 Live
1996 Alice in Chains MTV Unplugged
1996 (12. März) Soda Stereo Von den Bandmitgliedern „Re-Plugged“ genannt, da manche Songs akustisch und manche elektrisch gespielt wurden. Allerdings wurden die Songs in neuen Versionen, live mit Orchester und anderen Arrangements gespielt. Diese Tatsache ist grafisch daran erkennbar, dass auf dem Cover des Albums das „plugged“ von „unplugged“ dunkler heraussticht.
1996 (23. August) Oasis
1996 George Michael
1997 Erykah Badu
1997 (26. September) Bryan Adams MTV Unplugged
1997 Babyface MTV Unplugged
1999 Fiona Apple
1999 The Corrs Unplugged
1999 Alanis Morissette MTV Unplugged
1999 Maná MTV Unplugged
2000 Shakira MTV Unplugged
2000 Die Fantastischen Vier MTV Unplugged: Die Fantastischen Vier
2001 Alejandro Sanz MTV Unplugged
2001 Hikaru Utada Unplugged (Japan)
2001 Jay-Z MTV Unplugged
2001 (21. Juli) Lauryn Hill MTV Unplugged[17]
2001 R.E.M. (zum zweiten Mal)
2001 Staind MTV Unplugged
2001 X Japan Unplugged (Japan)
2002 Dashboard Confessional MTV Unplugged 2.0
2002 Lauryn Hill MTV Unplugged 2.0
2002 Die Ärzte Rock ’n’ Roll Realschule
2003 Ken Hirai MTV Unplugged (Japan)
2004 Diego Torres MTV Unplugged
2005 Hitomi Yaida Hitomi Yaida MTV Unplugged (Japan)
2005 Café Tacuba MTV Unplugged
2005 Giorgia MTV Unplugged
2005 Alicia Keys MTV Unplugged
2005 Die Toten Hosen Nur zu Besuch
2006 Ricky Martin MTV Unplugged
2006 Kayah MTV Unplugged
2007 Korn MTV Unplugged: Korn
2007 Hey MTV Unplugged
2007 Bon Jovi
2008 Julieta Venegas MTV Unplugged
2008 Söhne Mannheims vs. Xavier Naidoo MTV Unplugged (Wettsingen in Schwetzingen)
2009 All Time Low MTV Unplugged
2009 Sportfreunde Stiller MTV Unplugged in New York
2009 Wilki MTV Unplugged
2009 Katy Perry MTV Unplugged
2009 Paramore
2009 ayaka MTV Unplugged Ayaka, als Blu-ray und DVD im Januar 2010 veröffentlicht.
2010 Sido MTV Unplugged Live aus’m MV
2010 Adam Lambert
2010 B.o.B MTV Unplugged[18]
2010 Kult MTV Unplugged
2010 Mando Diao MTV Unplugged
2011 Lil Wayne
2011 30 Seconds to Mars
2011 Udo Lindenberg MTV Unplugged – Live aus dem Hotel Atlantic
2012 Beni MTV Unplugged (Japan)
2012 Juju MTV Unplugged Juju (Japan)
2012 Florence + The Machine MTV Unplugged
2012 Juanes Trés presents: Juanes MTV Unplugged
2012 Die Fantastischen Vier MTV Unplugged II
2013 Chara MTV Unplugged Chara (Japan)
2013 Scorpions MTV Unplugged – in Athens
2013 Max Herre MTV Unplugged - Kahedi Radio Show
2013 Kana Nishino MTV Unplugged Kana Nishino (Japan)
2014 Miley Cyrus MTV Unplugged
2014 Gentleman MTV Unplugged, Erstausstrahlung auf RTL[19]
2015 Revolverheld MTV Unplugged
2015 Cro MTV Unplugged: Cro, Erstausstrahlung auf ProSieben im Free-TV[20]
2015 Placebo MTV Unplugged
2015 Unheilig MTV Unplugged: Unter Dampf – Ohne Strom
2016 Mika Nakashima MTV Unplugged (Japan)
2016 Marius Müller-Westernhagen MTV Unplugged Marius Müller-Westernhagen
2017 Andreas Gabalier MTV Unplugged Andreas Gabalier
2017 a-ha MTV Unplugged – Summer Solstice
2017 Peter Maffay MTV Unplugged
2017 Biffy Clyro MTV Unplugged Live at Roundhouse London
2018 Shawn Mendes MTV Unplugged
2018 Samy Deluxe SaMTV Unplugged[21]
2018 Udo Lindenberg MTV Unplugged 2 – Live vom Atlantic
2019 Max Raabe & Palast Orchester MTV Unplugged
2019 Santiano MTV Unplugged
2021 Patent Ochsner MTV Unplugged

Compilations[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1994: The Unplugged Collection, Volume 1
  • 2002: Uptown MTV Unplugged
  • 2002: The Best of MTV Unplugged
  • 2003: The Very Best of MTV Unplugged 2
  • 2004: The Very Best of MTV Unplugged 3 (Mit Bonus-DVD)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Video: Jethro Tull – unplugged auf YouTube, von 1987
  2. Scott Schinder, Andy Schwartz: Icons of Rock: Velvet Underground; The Grateful Dead; Frank Zappa; Led … (2008), S. 470.
  3. rollingstone.com Rolling Stone; abgerufen am 16. Januar 2018
  4. Billboard. S. 1. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Bruce Springsteen „Plugged“. (Memento vom 28. Mai 2009 im Internet Archive) SWR3 Täglich Pop, 22. September 1992.
  6. Rod Stewart: „Unplugged… And Seated“. (Memento vom 23. Februar 2007 im Internet Archive) SWR 3-Täglich Pop, 5. Februar 1993.
  7. Dominick A. Miserandino: Led Zeppelin – TheCelebrityCafe.com. In: thecelebritycafe.com. Archiviert vom Original am 12. Mai 2015; abgerufen am 31. Dezember 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/thecelebritycafe.com
  8. TV News 8. April 2009 (Memento des Originals vom 1. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tvtoday.de
  9. Udo Lindenberg - Unterm Hut MTV Unplugged: Udo Lindenberg - MTV Unplugged
  10. udo-lindenberg.de abgerufen am 22. Dezember 2018
  11. Gentleman official Website. The new album ‚MTV Unplugged‘ out November 7th 2014. In: gentleman-music.com. Abgerufen am 17. März 2016.
  12. warnermusic.de abgerufen am 22. Dezember 2018
  13. udo-lindenberg.de abgerufen am 22. Dezember 2018
  14. n-tv.de
  15. Patent Ochsner. MTV Unplugged Tour. Website des Casino Bern.
  16. MTV Classic 24/7: Unplugged - Yo! Unplugged Rap (May 1, 1991). 29. Dezember 2016, abgerufen am 25. Juni 2018.
  17. Why Lauryn Hill’s 'MTV Unplugged No. 2.0' Album Is Still A Gem. In: Vibe. 7. Mai 2018 (vibe.com [abgerufen am 25. Juni 2018]).
  18. Watch B.o.B's 'MTV Unplugged' Performance! In: MTV News. (mtv.com [abgerufen am 25. Juni 2018]).
  19. Uwe Mantel: RTL zeigt „MTV Unplugged“-Konzert von Gentleman. In: dwdl.de. 24. September 2014, abgerufen am 31. Dezember 2014.
  20. quotenmeter.de
  21. SaMTV Unplugged: Samy Deluxe feiert bei uns die Videopremiere zu „Flagge hissen / Anker lichten“. MTV Germany, abgerufen am 30. Januar 2020.