Dieulefit

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Dieulefit
Dieulefit (Frankreich)
Dieulefit (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Auvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.) Drôme (26)
Arrondissement Nyons
Kanton Dieulefit (chef-lieu)
Gemeindeverband Dieulefit-Bourdeaux
Koordinaten 44° 31′ N, 5° 4′ OKoordinaten: 44° 31′ N, 5° 4′ O
Höhe 323–969 m
Fläche 27,42 km²
Einwohner 3.230 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 118 Einw./km²
Postleitzahl 26220
INSEE-Code
Website www.mairie-dieulefit.fr

Place Chateauras in Dieulefit

Dieulefit [djøl(ə)fi] ist eine französische Gemeinde im Süden des Départements Drôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Gemeinde mit 3230 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) gehört zum Kanton Dieulefit und zum Arrondissement Nyons.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieulefit liegt auf etwa 323 m Höhe im Tal des Flusses Jabron, der über den Roubion bei Montélimar in die Rhône entwässert. Aufgrund seines milden Klimas hat sich Dieulefit zu einem Luftkurort für die Behandlung von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt.

Die Nachbargemeinden sind Félines-sur-Rimandoule im Norden, Comps und Montjoux im Osten, Roche-Saint-Secret-Béconne im Süden sowie Le Poët-Laval im Westen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt Hinweise, dass ursprünglich der keltische Stamm Voconces in diesem Gebiet sesshaft war. Später hinterließen hier die Römer ihre Spuren. Erste schriftliche Aufzeichnungen über die Existenz des Ortes stammen aus dem Mittelalter. Es gab in dieser Gegend schon früh eine protestantische Minderheit. Während der Religionskriege im 16. und 17. Jahrhundert konnten sich in Dieulefit viele Hugenotten vor Verfolgungen retten.

Im Jahr 1938 fand eine Zusammenkunft der Mathematikergruppe Nicolas Bourbakiin Dieulefit statt, an der auch die Philosophin Simone Weil teilnahm.

Während des Vichy-Regimes und der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg fanden mehr als 1500 Flüchtlinge in Dieulefit einen sicheren Zufluchtsort. Unter ihnen waren jüdische Kinder und Erwachsene, Aktivisten der Résistance, Künstler und Schriftsteller wie René Char, Pierre Jean Jouve, Louis Aragon, Elsa Triolet und der deutsche Maler Wols. Keiner dieser Flüchtlinge wurde von den Einheimischen verraten, keiner wurde nach Deutschland deportiert. Die Gedenkstätte Yad Vashem hat neun der damaligen Helfer, darunter die Rathaussekretärin Jeanne Barnier, die tausend Ausweise gefälscht hat, als Gerechte unter den Völkern geehrt.[1] Der Verein PMH (Patrimoine Memoire et Histoire du Pays de Dieulefit) bemüht sich um die Anerkennung Dieulefits als „Ort der Gerechten“.[2]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2009 2019
Einwohner 2450 2534 2632 2666 2924 3096 3028 3239
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberhalb des Uhrturmes liegt die Altstadt (viale) mit ihren alten Gassen, vielen Renaissancehäusern, der romanischen Kirche St. Pierre und Resten der Stadtbefestigung. Im Stadtzentrum, der Rue du Bourg, gibt es zahlreiche Geschäfte, Boutiquen, Galerien und Restaurants. Wöchentlich findet der provenzalische Markt mit Produkten der Region regen Zuspruch: Ziegenkäse (Picodon), Oliven und Olivenöl, Nougat, Obst und Gemüse aus biologischem Anbau, Honig, Wein, Marmeladen, Liköre, Blumen, Lavendel und Textilien.

Dieulefit dient als Ausgangspunkt für Wanderungen, Rad- und Klettertouren. Sanfte Hügel, Lavendelfelder und Olivenbäume prägen eine Landschaft, die auch Heimat der Côtes-du-Rhône-Weine ist. Touristen finden Unterkunft in den Hotels, Ferienwohnungen, chambres d’hôte und auf Campingplätzen. Sehenswerte Ausflugsziele wie Montélimar, Orange, Avignon, Vaison-la-Romaine, der Mont Ventoux und die Ardèche sind in weniger als einer Stunde zu erreichen.

Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1974 gibt es eine Gemeindepartnerschaft zwischen Dieulefit und Lich (Hessen).[3] Anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung der Élysée-Verträge wurde in Lich eine Ausstellung über die Zivilcourage in der französischen Partnerstadt im Zweiten Weltkrieg gezeigt.[4]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Radiobeiträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernard Delpal, Anna Tüne (Hrsg.): Rettungswiderstand in Dieulefit: Topographien der Menschlichkeit. AJZ Verlag, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-86039-030-6
  • Anna Tüne: Von der Wiederherstellung des Glücks. Eine deutsche Kindheit in Frankreich. Galiani, Berlin 2013, ISBN 978-3-86971-013-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dieulefit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tanja Stelzer: Das geschenkte Leben. In: Die Zeit, 12. Februar 2015, S. 13–15.
  2. Patrimoine Mémoire Histoire du Pays de Dieulefit. Abgerufen am 2. September 2016 (französisch).
  3. Comité de jumelage Lich-Dieulefit. (Memento des Originals vom 4. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mairie-dieulefit.fr Website der Stadt Dieulefit, abgerufen am 2. September 2016 (französisch).
  4. Reverenz an stille Helden in der französischen Provinz. In Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Februar 2013, S. 54.