Georg (Heiliger)

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Der hl. Georg, Altarbild in Prag, Meister des Georgsaltars, Prag, 1470
Das Georgskreuz
Standbild des hl. Georg in der Michaelskapelle auf der Burg Hohenzollern
Der heilige Georg am Basler Münster

Der heilige Georg (neugriechisch Άγιος Γεώργιος Ágios Geó̱rgios; * im 3. Jahrhundert evtl. in Kappadokien; † 23. April um 303 evtl. in Lydda, Palästina, oder in Nikomedia) war ein Märtyrer, der der Überlieferung zufolge zu Beginn der Christenverfolgung unter Diokletian (284–305) das Martyrium erlitt. In den orthodoxen Kirchen wird er als Groß- bzw. Erzmärtyrer verehrt.

Historische Angaben zu seiner Person sind ungewiss. Aufgrund des möglicherweise legendären Charakters des Heiligen wurde der hl. Georg in der römisch-katholischen Kirche 1969 aus dem römischen Generalkalender gestrichen, jedoch 1975 wieder eingefügt.

Der hl. Georg zählt zu den 14 Nothelfern. Er ist der Schutzpatron verschiedener Länder, Adelsfamilien, Städte und Ritterorden. Der Vorname Georg (und seine sprachlichen Abwandlungen) gehört zu den beliebtesten Vornamen in Europa.

Sein Symbol in der Heraldik ist das Georgskreuz. Das rote Kreuz auf weißem Grund ist in vielen Wappen und Flaggen enthalten. Heiligenattribute, die neben dem Georgskreuz als Erkennungszeichen des Heiligen dienen, sind der Drache sowie seine Darstellung als Ritter mit Lanze; teils wird der hl. Georg auch mit dem Palmwedel des Martyriums dargestellt.

Überlieferung

Die Quellenforschung an der Georgslegende deckt zwei Erzählkränze auf, wobei der Kampf mit dem Drachen später der Legende zugefügt wurde.

Martyrium

Martyrium des hl. Georg, Fenster an der Ostwand der Stiftskirche St. Georg in Tübingen

Die älteste Erwähnung des hl. Georg bei dem Kirchenvater Eusebius († 339) berichtet knapp von seinem Tod als Märtyrer. Hierbei wird auch sein Todestag genannt.

Um den kleinasiatisch-syrischen Raum bildeten sich bald Legenden, die von unterschiedlichen Daten und Ereignissen berichten, jedoch als Kern der Aussage die Grausamkeit seines Martyriums und die Überwindung der Qual durch den Glauben enthalten. Georg setzte sich für unter Diokletian verfolgte Christen ein und wurde gefoltert, um ihn dazu zu bewegen, dem Christentum zu entsagen. Weitere Elemente betreffen in verschiedenen Quellen und späteren Zusätzen beispielsweise das christliche Armutsideal (Georg, dargestellt als edler Ritter, verschenkt sein Land an die Armen) und die Zerstörung von Götzenbildern heidnischer Tempel. Im Islam ist Georg unter dem Namen Circis (oder auch Cercis) bekannt und gilt als Prophet, der bestrebt war, das Christentum zu verbreiten.

Drachentöter

Darstellung in der Kirche Sogn Gieri, Graubünden, 1731

Erstmals wurde der hl. Georg zur Zeit der Kreuzzüge im 12. Jahrhundert mit dem Begriff des Drachentöters in Verbindung gebracht, besonders durch die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Die Drachenlegende des Georgs von Kappadokien ähnelt verschiedenen Rittermärchen. Georg rettet die jungfräuliche Königstochter vor einer Bestie, dem Drachen, indem er diesen tötet. Die Jungfrau ist ein Opfer, das der Drache von der Bevölkerung fordert. Nach dem Erschlagen des Drachen ist das Land vom Bösen befreit und viele Menschen lassen sich taufen (in verschiedenen Versionen der Legende wird von einer unterschiedlich großen Menschenanzahl berichtet). Hubertus Halbfas weist darauf hin, dass Georg die Königstochter nicht heirate, da die Taufe das inhaltliche Ziel der Legende ist. Der Drachenkampf symbolisiere den mutigen Kampf gegen das Böse. Die Saint George Bay in Beirut hat nach dieser Legende ihren Namen erhalten, da der Kampf angeblich hier stattgefunden haben soll.[1]

Weitere Legenden

Schloss Neuschwanstein

Neben den beiden Hauptlegendensträngen, die im Mittelalter die Lebensgeschichte Georgs bildeten, gibt es weitere. So beispielsweise eine Legende, die berichtet, wie ein Drache mit Hilfe der Reliquie eines Fingers des hl. Georg bezwungen wurde.

Das auf einem Wandmalereien-Zyklus in der Kirche in Pawnisi in Georgien dargestellte Wunder am jungen Paphlagonier (aus dem ausgehenden 12. Jh.) wird auch auf vielen Ikonen gezeigt. Das Sujet hat historischen Hintergrund: 917/918 wurde die byzantinische Armee vom bulgarischen Zaren Simeon I. bei Anchialos und Katasirti geschlagen. Die Legende erzählt, dass ein junger Paphlagonier in Gefangenschaft geriet und einem bulgarischen Adligen in der bulgarischen Hauptstadt Preslaw dienen musste. Eines Tages, als er ein Gefäß mit warmem Wasser ins Obergeschoss brachte, erschien ein Reiter und brachte ihn augenblicklich zu seinem Elternhaus in Paphlagonien zurück, als seine Eltern, die ihn für tot gehalten hatten, gerade die Trauerfeier für ihn begingen.

Wichtig für die Ausbreitung des Georgkultes in christlichen Ländern ist die Einnahme Jerusalems durch das Kreuzritterheer. Hierbei erschien Georg der Legende zufolge als weißer Ritter und half bei der Einnahme der Stadt.

Verehrung

Die Verehrung des hl. Georg breitete sich im Vorderen Orient, Äthiopien und Ägypten aus. Im merowingischen Frankenreich ist die Georgsverehrung schon im 6. Jahrhundert bezeugt, die größte Popularität wurde Georg jedoch im Hochmittelalter zuteil. Im Zeitalter der Kreuzzüge und des Rittertums verbreitete sich der Kult um den orientalischen Märtyrer zusehends. Georg wurde zum Schlachtenhelfer bei der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer (15. Juli 1099), wurde als Miles christianus, als „Soldat Christi“ zur Identifikationsfigur der Ritter und Krieger, zum Heiligen von Ritterorden wie dem gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstandenen Deutschen Orden oder den Templern. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters war Georg der Patron von Städten, Burgen, Herrscherhäusern; er wurde zu den 14 Nothelfern gezählt. Die im Zeichen des heiligen Georg geschlossenen Schwureinungen (Austrags- bzw. Fehdegenossenschaften) des spätmittelalterlichen Ritteradels (zum Beispiel: Gesellschaften mit St. Jörgenschild) gehören ebenso hierher wie die Verehrung Georgs im städtischen Bürgertum.

Spätantike und frühmittelalterliche Reiseberichte über Palästina (6.–7. Jahrhundert)

Georg mit der Märtyrerpalme, aber als Ritter erkennbar (1473)

Schon bald nach dem Tod des Heiligen bildete sich an dessen Grab in Diospolis, dem früheren Lydda und heutigen Lod (bei Tel Aviv), das Zentrum der orientalischen Georgsverehrung. Der aus Nordafrika stammende Archidiakon Theodosius berichtete um 518/530 in seinem Reisebericht von Diospolis als Ort des Martyriums des hl. Georg. Ein anonymer Pilger aus dem norditalienischen Piacenza erwähnt um 570 dasselbe. Erst die von dem irischen Abt Adomnanus († 704) vom Inselkloster Iona verfasste Pilgergeschichte des gallischen Bischofs Arkulf, der um 680 Palästina bereiste, schildert ausführlicher einige orientalische Georgslegenden.

Georgslegenden des späten Mittelalters (13.–15. Jahrhundert)

Der umfangreichen Georgsverehrung im späten Mittelalter entsprachen die damals verbreiteten Georgslegenden, die sich bei den Gläubigen großer Beliebtheit erfreuten. Variationen und Bearbeitungen des Lebens und Leidens des Erzmärtyrers begleiteten die ganze mittelalterliche Geschichte. Bis ins 12. Jahrhundert war so der Drachenkampf und die Errettung der Prinzessin in die Georgslegende mit einbezogen worden, und die um 1263/67 verfasste Legenda aurea des Jacobus de Voragine (ca. 1230–1298), eine umfangreiche Sammlung von Heiligenviten, berichtet ausführlich über den Heiligen. Eine Georgslegende in Versform ist die Reinbots von Durne (um 1240), die sich am „Willehalm“ und „Parzival“ Wolframs von Eschenbach (um 1200/20) anlehnt. Die Georgslegende Reinbots wurde dann im späten Mittelalter in die Prosafassung „Buch vom heiligen Georg“ umgeformt.

Beispiele der Verehrung Georgs als Schutzheiliger
(unvollständig – Wappen zeigen Beispiele der Benutzung der Heiligenattribute Georgs oder seiner Farben.)
Länder und Regionen
Albanien
Aragonien
Äthiopien
Byzantinisches Reich
England
Georgien
Kappadokien
Katalonien
Kosovo
Litauen
Malta
Montenegro
Palästina
Portugal
Russland
Serbien
Sizilien
Tirol
Zuständigkeit
gegen Fieber
gegen Hautkrankheiten
gegen Herpes labialis
gegen Kriegsgefahren
gegen die Pest
Spitäler und Siechenhäuser
gegen Syphilis
gegen Versuchung
für das Vieh
für gutes Wetter
Berufe und Gruppen
Feuerwehr
Bauern
Bergleute
Böttcher
Feldarbeiter
Fremdenlegionäre des 1. Kavallerie-Fremdenregiments
Gefangene
Pfadfinder
Reiter
Ritter und Ritterorden
Sattler
Schmiede
Schlachter
Soldaten
Wanderer
Städte
Amersfoort (Niederlande)
Bad Aibling (Deutschland)
Bad Brückenau (Deutschland)
Bamberg (Deutschland)
Barcelona (Spanien)
Beit Jala (West Bank)
Bensheim (Deutschland)
Bocholt (Deutschland)
Dzierżoniów (Polen)
Eisenach (Deutschland)
Ferrara (Italien)
Freiburg im Breisgau (Deutschland)
Genua (Italien)
Gößnitz (Deutschland)
Grebenstein (Deutschland)
Haldern (Deutschland)
Hattingen (Deutschland)
Heide (Holstein)
Kaltbrunn (Schweiz)
Konstantinopel (Türkei)
Ljubljana (Slowenien)
Lod (Israel)
London (UK)
Mainz-Bretzenheim (Deutschland)
Moskau (Russland)
Pasičina (Kroatien)
Piran (Slowenien)
Ptuj (Slowenien)
Reggio Calabria (Italien) Datei:Reggio Calabria Stemma.png
Riedlingen (Deutschland)
Rio de Janeiro (Brasilien)
Schwarzenberg/Erzgeb. (Deutschland)
St. Georgen (Deutschland)
Staševica (Kroatien)
Stein am Rhein (Schweiz)
Villeneuve-Saint-Georges (Frankreich)

Reliquienverehrung

Dem hl. Georg zugeschriebene Reliquien werden an verschiedenen Orten verehrt, etwa in Toulouse, wo er begraben sein soll. Das Haupt soll zunächst in Ferrara aufbewahrt worden sein und wird seit dem 8. Jahrhundert in Rom verehrt. Die Schädeldecke wird im Georgskloster auf der Insel Reichenau verehrt. Armreliquien und kleinere Reliquien, darunter seine Fahne, gibt es ebenfalls mehrere.

Gedenktag

Katholisch Evangelisch Anglikanisch Orthodox (außer Georgien und Bulgarien) Orthodox (Bulgarien) Georgisch
23. April 23. April 23. April 23. April 6. Mai 23. November
Nicht gebotener Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender Gedenktag im Evangelischen Namenkalender der Evangelischen Kirche in Deutschland Gedenktag in manchen anglikanischen Kirchen* Oder am 6. Mai.**
Wenn der Feiertag in die Woche vor dem östlichen Ostersonntag fällt, dann verschiebt sich der Gedenktag zum östlichen Ostermontag.
gesetzlicher Feiertag, Tag der bulgarischen Armee gesetzlicher Feiertag
* z. B. in der Church of England, nicht jedoch in der Episcopal Church in the USA
** Die Altkalendarier feiern in den Jahren 1900 bis 2099 am westlichen 6. Mai, dem 23. April des alten Kalenders.

Georg im Heiligen Land

Die arabischen Christen in Israel, Palästina und Jordanien verehren Georg als Landespatron unter dem englischen Namen George. Über vielen Haustüren sind Bilder oder Reliefs des Heiligen angebracht und in den meisten Wohnungen gibt es ein Georgsbild. Statt eines Christophorus-Bildes gibt es Georgsplaketten in den Autos. Besucher des Grabes in Lod bringen Fläschchen mit Olivenöl mit, denn Öl, das mit der Grabplatte in Berührung kommt, wird heilende Wirkung zugesprochen. Der Weihetag der Kirche in Lod (3. November nach dem Julianischen Kalender) wird alljährlich feierlich begangen und ist der Beginn für das Weihnachtsgeschäft.

Georg in Georgien

Datei:St George Monument, Tbilisi.JPG
Georgsdenkmal im Zentrum von Tiflis

In Georgien entsteht der Mythos des Weißen Georg, Tetri Giorgi, bezeugt seit der Mitte des 9. Jahrhunderts. Georgische Ethnologen stellen die Entstehung des Namens in einen Zusammenhang mit einem heidnischen Mondgott, dem mythologischen Krieger Giorgi. Er soll in den Augen der Bevölkerung später mit dem Schutzheiligen Georgiens, dem Heiligen Georg, verschmolzen sein. Giorgi besitzt die kämpferischen Eigenschaften Georgs und kämpft gegen Ungerechtigkeit.

Dem Mythos nach griff der Heilige persönlich in Kämpfe gegen Georgiens Feinde ein. Er soll am 12. August 1121 an der Schlacht von Didgori gegen die Seldschuken und 1659 am Bachtrioni-Aufstand gegen die Perser teilgenommen haben.

Eine andere Legende berichtet, der Heilige sei nach dem Tod in 365 Stücke zerteilt und seine sterblichen Überreste in ganz Georgien bestattet worden. Viele Kirchenbauten in Transkaukasien sollen auf Bestattungsorten Georgs errichtet worden sein.

Georgsverehrung im deutschen Sprachraum (ab 896)

Georgskirche auf Reichenau

Georgskirche in Reichenau-Oberzell

In den ersten Jahrhunderten des Mittelalters waren Verehrung und Reliquien Georgs auch nach Italien und ins merowingische Frankenreich gelangt. Der Mainzer Erzbischof und Reichenauer Abt Hatto I. (891–913) erhielt 896 in Rom von Papst Formosus (891–896) Reliquien, die seitdem in der Georgskirche auf der Insel Reichenau verehrt wurden. Der durch den Mainzer Erzbischof eingeführte Kult um den heiligen Georg lässt sich auf der Insel Reichenau auch in den folgenden Jahrhunderten des hohen Mittelalters gut verfolgen.

Ob das althochdeutsche Georgslied an den Bodensee gehört, ist umstritten. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts verfasste der bekannte Historiograf Hermann von Reichenau († 1054) eine Historia sancti Georgii („Geschichte des heiligen Georgs“), eine lateinische Dichtung, die verloren gegangen ist. Aus einer Reichenauer Handschrift des 12. Jahrhunderts stammen schließlich mehrere mit Neumen, der mittelalterlichen Notenschrift versehene, lateinische Zeilen, ein Loblied auf den Märtyrerheiligen.

Das althochdeutsche Georgslied (9.–11. Jahrhundert)

In einer Handschrift des ersten namentlich bekannten althochdeutschen Dichters Otfrid von Weißenburg (* um 800, † nach 870) trug an der Wende zum oder am Beginn des 11. Jahrhunderts ein unbekannter Schreiber die althochdeutsche Dichtung des Georgsliedes ein. Das Lied berichtet von der Bekehrung, der Verurteilung, dem Martyrium und den Wundern des Heiligen.

Erzbischof Anno II. von Köln (11. Jahrhundert)

St.Georg im Nordfenster des Kölner Doms

Als Beispiel für eine starke Georgsverehrung im deutschen Sprachraum kann die Person des heiligen Kölner Erzbischofs Anno II. (1010–1075) dargestellt werden. Anno stammte aus St. Gallen, wo seit der Wende zum 9. Jahrhundert der Georgskult belegt ist. Auch während Annos geistlicher Ausbildung in Bamberg, an der unter anderen dem heiligen Georg geweihten Domkirche, war der Heilige präsent. Somit war es folgerichtig, dass Anno weiter der Georgsverehrung anhing. Sichtbares Zeugnis ist die Gründung des Kölner Georgstifts in den Jahren 1056/1058. Vielleicht bewohnte Anno zeitweise auch ein Haus unmittelbar an St. Georg, das mit einer Georgskapelle ausgestattet war. Auch die Georgsverehrung im Kloster Siegburg, ebenfalls einer Gründung Annos, ist wahrscheinlich durch den Erzbischof vermittelt worden. Aus den folgenden Jahrhunderten sind dann weitere Zeugnisse des Georgskultes überliefert, die mit der Heiligenverehrung Annos in Verbindung gebracht werden können: Der Siegburger Benignusschrein, um 1190 entstanden, zeigt auf seiner rechten Seite die Heiligen Anno, Erasmus, Georg und Nikolaus. Der im Kölner Kloster St. Pantaleon um 1186 gefertigte Albinusschrein bildet ebenfalls – unter den sieben christlichen Haupttugenden – den Märtyrer ab. Umgekehrt waren im Kölner Georgstift Reliquien des Erzbischofs Anno zu finden.

St. Georgen im Schwarzwald (11. Jahrhundert)

Das Kloster Sankt Georgen im Schwarzwald geht zurück auf die Georgsverehrung auf der Insel Reichenau, die die Reichenauer Klostervögte, die im 11. Jahrhundert aus der Familie des St. Georgener Klostergründers Hezelo stammten, beeinflusst haben muss. Ihr Gebetshaus bei ihrer Stammburg in Königseggwald war wohl an der Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert dem heiligen Georg geweiht und mit entsprechenden Reliquien versehen worden. Im Zuge der Schwarzwälder Klostergründung Hezelos und Hessos (1084/1085) gelangten Reliquien des Heiligen schließlich nach St. Georgen im Schwarzwald und führten zur Namensstiftung.

Georgsbrunnen in Augsburg

Georg als Patron der deutschen Ritter

Nachdem Georg Schutzpatron der Ritter und Kriegsleute geworden war, wurde seine Rolle auch durch den Deutschen Ritterorden weiter gefördert, so beispielsweise in Polen und im Baltikum. Noch heute ist er Nationalheiliger von Litauen. Allein dreizehn Ritterorden benennen sich nach ihm.

Der habsburgische Kaiser Maximilian I. (1459–1519), der auch den Beinamen „der letzte Ritter“ trägt, lässt Sankt Georg in seinen Stammbaum eintragen und macht ihn zum Schutzherren seiner Familie. Beigesetzt ist Maximilian in der St. Georgskirche in Wiener Neustadt.

Georg im Volksbrauchtum

Neben den beschriebenen Verbreitungsanfängen und Beispielen der Verehrung im deutschen Sprachraum durch Kirchen und Klöster, Adel und Rittertum, sowie der Dichtung und Literatur spielt Georg auch im Volksglauben eine Rolle. So bildet seine Drachenlegende vermutlich die Vorlage zum Further Drachenstich (ab 1590), der bis zum Verbot Teil der Further Fronleichnamsprozession war.

Um Georg bildeten sich auch wichtige Bauernregeln heraus. Beispielsweise durften ab dem Georgstag (23. April) die Felder nicht mehr betreten werden.

Das Haus Ritter St. Georg ist nach ihm benannt.

Verehrung in England

St. Georg in St. Mary’s Church in Sandwich/Kent
Revers eines britischen Goldsovereigns, St. Georg im Kampf mit dem Drachen

Der hl. Georg war Schutzpatron von Richard Löwenherz und seinen Nachkommen und wurde auf der Synode von Oxford im Jahr 1222 zum Schutzpatron ganz Englands bestimmt.

Verschiedene Orden, wie der Hosenbandorden (der auch Orden des heiligen Georg in England genannt wird), das Georgs-Kreuz oder die Georgsmedaille leiten ihre Bezeichnung von dem Heiligen ab. Edward III. (1312–1377) ließ ihm die Georgskapelle in Schloss Windsor errichten. William Shakespeare lässt in seinem Theaterstück Heinrich V. (1600) die Soldaten ausrufen „Gott mit Heinrich! England! Sankt Georg!“.

Dem roten Georgskreuz kommt vor allem Bedeutung in der Handels- und Kriegsgeschichte des Landes zu. Es gilt als eines der ersten Zeichen, die das Land repräsentieren. Das Kreuz auf weißem Gewand wird zur Kleidung der englischen Soldaten. Um 1277 wird die Flagge Nationalfahne und geht später auch in den Union Jack ein. Als Zeichen Englands zieht es mit den Eroberungen der englischen Krone um die Welt und wird von vielen ehemaligen Kolonien aufgenommen. Sowohl in Staatswappen, wie auch in Handels- und Kriegsflaggen. Noch heute ist das White Ensign mit dem Georgskreuz die Kriegsflagge des Vereinigten Königreichs und Indiens.

Auch über die Church of England verbreiteten sich die Symbole Georgs. Beispielsweise nutzt die Episcopal Church in the USA ebenfalls das Georgskreuz, auch wenn der Gedenktag des Heiligen im aktuellen Kalender des Book of Common Prayer aus dem Jahr 1979 nicht mehr erscheint.

Sankt Georg in der Kunst

Der heilige Georg war zu allen Zeiten ein beliebtes Motiv in der Kunst. Die vermutlich älteste gesicherte Darstellung ist ein Fresko aus dem 6. Jahrhundert in Ägypten. Die bekanntesten Gemälde stammen vielleicht von Albrecht Dürer (Paumgartner-Altar, 1503, Alte Pinakothek München), Donatello und Georg und Michael von Raffael im Pariser Louvre. Die wohl umfassendste Darstellung verschiedener Georgslegenden ist mit dem Bilderzyklus im Schloss Jindřichův Hradec in Neuhaus/Böhmen geschaffen worden. Im Ostseeraum ist die kolossale Reitergruppe des St. Georg als Drachentöter des Lübecker Bildhauers Bernt Notke, 1489 gefertigt für den schwedischen Reichsverweser Sten Sture in der Nikolaikirche von Stockholm, herausragend für das ausgehende Mittelalter. Ein Gipsabguss der Stockholmer Gruppe steht in der Lübecker Katharinenkirche. Im St.-Annen-Kloster Lübeck befindet sich eine weitere Skulpturengruppe des Lübecker Künstlers Henning von der Heyde im Dreiviertelformat. Unter der Vielzahl der Darstellungen ist auch die Bronzegruppe von Georg und Martin von Klausenburg (1373) im Prager Burghof erwähnenswert. Sehenswert ist auch das vergoldete Denkmal des St. Georg in der thüringischen Stadt Eisenach, das ihn mit einem Drachen zeigt.

Patronate

Die koptische Georgs-Felsenkirche in Lalibela (Äthiopien)
Briefmarke der Deutschen Bundespost (1961) mit dem hl. Georg als Schutzpatron der Pfadfinder
Der hl. Georg als Schutzpatron Freiburgs, Wandgemälde von Fritz Geiges am Freiburger Schwabentor von 1903.
Wichtige Georgsklöster und -kirchen
Namensvarianten
Spezielles

Heraldik

Der heilige Georg ist unter anderem in folgenden Wappen dargestellt:

Siehe auch Galerie Heiliger in Wappen

Literatur

  • Horst Brunner: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Reclams Universal-Bibliothek (RUB 9485), Stuttgart 2003, ISBN 978-3-15-009485-3, S. 267, 326.
  • Michael Buhlmann: Wie der heilige Georg nach St. Georgen kam. In: Vertex Alemanniae. Heft 1. Verein für Heimatgeschichte, St. Georgen 2001 (ohne ISBN).
  • Michael Buhlmann: Zu den Anfängen der Georgsverehrung im christlich-frühislamischen Palästina (6.–7. Jahrhundert). In: Der Heimatbote. Band 14, 2003, S. 37–47.
  • Michael Buhlmann: Quellen zur mittelalterlichen Geschichte Ratingens und seiner Stadtteile: XII. Besitz des Kölner Georgstifts in Homberg (1067? – kurz vor 1148). In: Die Quecke. Band 73, 2003, S. 21 ff.
  • Herbert Donner (Hrsg.): Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die ältesten Berichte christlicher Palästinapilger (4.–7. Jahrhundert). 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2002, ISBN 3-460-31842-2 (Erstausgabe: 1979).
  • Herbert Donner: St. Georg in den großen Religionen des Morgen- und Abendlandes. In: Hans Martin Müller (Hrsg.): Reformation und Praktische Theologie. Festschrift für Werner Jetter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983, ISBN 3-525-58124-6, S. 51–60.
  • Georg. In: Hiltgart L. Keller (Hrsg.): Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten, Legende und Darstellung in der bildenden Kunst. Zeichnungen von Theodor Schwarz. Reclam, Stuttgart 1987, ISBN 3-15-010570-6, S. 248–252 (Erstausgabe: 1968, aktuelle Auflage 2005).
  • Luc Campana: Die 14 Heiligen Nothelfer. Herkunft und Verehrung – Konkurrenz zur Medizin – Leben und Legenden – Reichweite und Bildnisse. Theresia-Verlag, Lauerz 2009, ISBN 978-3-03767-035-4.
  • Wolfgang Haubrichs: Georgslied und Georgslegende im frühen Mittelalter. Text und Rekonstruktion. Scriptor, Königstein im Taunus 1979, ISBN 3-589-20573-3.
  • Achim Krefting: St. Michael und St. Georg in ihren geistesgeschichtlichen Beziehungen. In: Deutsche Arbeiten an der Universität Köln. Nummer 14. Diederichs, Jena 1937 (in Fraktur).
  • Eckhard Meineke, Judith Schwerdt: Einführung in das Althochdeutsche. Schöningh (UTB 2167), Paderborn / München / Wien / Zürich 2001, ISBN 3-8252-2167-9, S. 115 ff.
  • Elisabetta Lucchesi Palli u. a.: Georg. In: Engelbert Kirschbaum, Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie. Band 6 Ikonographie der Heiligen Crescentianus von Tunis bis Innocentia. Herder, Freiburg in Breisgau 1974, ISBN 3-451-14496-4, Sp. 365–390.
  • Gabriella Schubert: Der Heilige Georg und der Georgstag auf dem Balkan. In: Zeitschrift für Balkanologie. Nummer 4. Harrassowitz, 1985, ISSN 0044-2356.
  • Sankt Georg und sein Bilderzyklus in Neuhaus/Böhmen (Jindřichův Hradec). Historische, kunsthistorische und theologische Beiträge. In: Ewald Volgger (Hrsg.): Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens. Nummer 57. Elwert, Marburg 2002, ISBN 3-7708-1212-3 (Darin unter anderem: Hubertus Halfbas: Die Wahrheit der Legende).
  • Legenda aurea. In: Jacobus de Voragine, Rainer Nickel (Hrsg.): Reclams Universal-Bibliothek RUB 8464. Reclam, Stuttgart 2007, ISBN 3-15-008464-4, S. 192–197 (Latein, deutsch).
  • Hans Georg Wehrens: Georg u. a. In: Die Stadtpatrone von Freiburg im Breisgau. Promo, Freiburg in Breisgau 2007, ISBN 978-3-923288-60-1, S. 6–25 und 45 ff.
  • Clemens Jöckle: Der heilige Georg: Legende, Verehrung und Darstellungen; der edle, leuchtende Stern aus Kappadozien. 1. Auflage. Kehl/Rhein 2008, Sadifa-Media, ISBN 978-3-88786-185-8
  • Friedrich Wilhelm Bautz: GEORG. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 208-209.
  • Paul W. Roth: Soldatenheilige. Verlag Styria, Graz / Wien / Köln 1993, ISBN 3-222-12185-0

Weblinks

Commons: Georg (Heiliger) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Georgslied – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Helen Gibson, 1971: St. George The Ubiquitous, Saudi Aramco World (engl.)