ZDF

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. November 2019 um 07:39 Uhr durch Autumn Windfalls (Diskussion | Beiträge) (Änderung 194112338 von 80.151.134.231 rückgängig gemacht;). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Infobox Fernsehsender

Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) ist eine der größten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in Europa mit Sitz in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz.[1] Gemeinsam mit den in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten und dem Deutschlandradio bildet das ZDF den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Das ZDF beschäftigt aktuell rund 3600 feste Mitarbeiter.

Geschichte und Entwicklung

Vorgeschichte

Erstes Logo des ZDF

Noch vor der Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 bestanden bereits einige Rundfunkanstalten. Konrad Adenauer betrachtete Rundfunk, Radio und Fernsehen als „politisches Führungsmittel“ und versuchte, auf die bestehende Rundfunkordnung Einfluss zu nehmen. Die Ziele des Bundes waren ein gesamtdeutscher und ein internationaler Radiosender sowie ein zweites Fernsehprogramm, zunächst unter der Freies Fernsehen Gesellschaft GmbH; die auch aufgrund ihrer Staatsnähe von Kritikern als Adenauer-Fernsehen bezeichnet wurde.[2] Am 30. September 1959 verabschiedete das Bundeskabinett den „Entwurf eines Gesetzes über den Rundfunk“. Am 25. Juli 1960 wurde sodann die Deutschland-Fernsehen GmbH zum Betrieb des zweiten Fernsehprogramms gegründet. Einige Bundesländer riefen daraufhin das Bundesverfassungsgericht auf, um die Kompetenz von Bund und Ländern zur Gründung neuer Rundfunkanstalten prüfen zu lassen.[3]

Nachdem das Bundesverfassungsgericht im 1. Rundfunk-Urteil vom 28. Februar 1961 das sogenannte „Adenauer-Fernsehen“ (die Deutschland-Fernsehen GmbH) untersagt hatte und die volle Rundfunkkompetenz den Ländern zusprach, beschlossen die Länder im März 1961 unabhängig von den bisherigen Anstalten, eine zentrale gemeinnützige Fernsehanstalt des öffentlichen Rechts zu gründen. Am 6. Juni 1961 unterzeichneten die Ministerpräsidenten auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Stuttgart den Staatsvertrag über die „Errichtung der Anstalt des öffentlichen Rechts Zweites Deutsches Fernsehen“. Nachdem bis zum 1. Dezember 1961 nicht alle Länder den Vertrag ratifiziert hatten, trat der Staatsvertrag an diesem Tag zwar in Kraft, aber nur in den Ländern, die bis dahin die Ratifizierungsurkunden hinterlegt hatten (Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz). Als letztes Land hinterlegte Bayern am 9. Juli 1962 die Ratifizierungsurkunde. Bei der Aufsicht über das ZDF wechseln sich die Länder in zweijährigen Perioden ab.

Für das zweite öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm begann die Deutsche Bundespost um 1960 mit dem Aufbau einer zweiten Senderkette. Diese sendete im UHF-Bereich, was eine zweite Antenne und einen Fernsehapparat mit erweitertem Frequenzbereich erforderte. Für ältere Empfänger hielt der Handel spezielle, ca. 80 DM teure UHF-Konverter bereit. Bei der Senderplanung spielte – genau wie beim ersten Programm – ein optimaler Empfang in möglichst vielen Teilen der DDR eine wichtige Rolle. Um die Senderkette schon einmal nutzen zu können und die Zuschauer zum UHF-Empfang zu animieren, gestattete man der ARD mit dem Programm ARD 2 ein befristetes zweites Programm, das täglich von 20 bis 22 Uhr sendete. Sendestart war am 1. Mai 1961 im Sendegebiet des hr und einen Monat später bundesweit.

Bei dem Standort für den Sender gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen den Ministerpräsidenten. Franz Meyers hatte sich zunächst für Essen eingesetzt, nachdem er aber mit dem Vorschlag alleine dastand, war er aber zusammen mit den übrigen Unions-Ministerpräsidenten für Mainz. Die sozialdemokratischen Ministerpräsidenten befanden, Mainz sei zu provinziell und schlugen Frankfurt am Main vor. Das Argument gegen Frankfurt bestand darin, dass es keine Stadt sein sollte, in der schon eine Landesrundfunkanstalt existierte. Auf der entscheidenden Konferenz brachte Franz Meyers überraschend Düsseldorf ins Spiel. Die erste Probeabstimmung ging über Frankfurt und ergab vier Stimmen dafür (Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen), eine Enthaltung (Niedersachsen) und sechs Stimmen dagegen, die alle von den unionsgeführten Ländern kamen. Die zweite Probeabstimmung ging über Mainz oder Düsseldorf. Sie ergab fünf Stimmen für Düsseldorf (Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen), eine Enthaltung (Niedersachsen) und fünf Stimmen für Mainz. Georg-August Zinn argumentierte daraufhin, er sei in der Sache gegen Mainz, vom Persönlichen aber dafür, da man Peter Altmeier für seine jahrelangen Verhandlungen über ein zweites Fernsehprogramm danken müsse. Die nach getrennten Beratungen durchgeführte geheime Abstimmung ergab fünf Stimmen für Düsseldorf und sechs Stimmen für Mainz.[4]

Bei der Wahl des Intendanten standen parteipolitische Überlegungen im Vordergrund. Eine Mehrheit der Unionsparteien gestattete es dem Fernsehrat, einen Vorschlag aus den eigenen Reihen zu machen, für die Wahl waren aber auch Stimmen aus den Kreisen der SPD erforderlich. So machte ein elfköpfiger Wahlausschuss einen ausgewogenen Besetzungsvorschlag: Der Legationsrat im Auswärtigen Amt Gerhard Brand sollte Intendant werden, die SPD sollte den Programmdirektor bestimmen dürfen, der gleichzeitig stellvertretender Intendant war, die CDU den Chefredakteur und die FDP den Verwaltungsdirektor. Brand lehnte aber ab, woraufhin sich der Ausschuss auf keinen Intendanten einigen konnte, es gab lediglich eine Mehrheit für Bruno Heck, der aber bei der geheimen Wahl des Fernsehrats am 27. Februar 1962 durchfiel. Ein neuer, nun sechsköpfiger Ausschuss machte daraufhin vier Vorschläge: Hans Bausch, Berthold Martin, Karl Holzamer und Wilhelm Vaillant, Mitinhaber der RIVA-Fernsehstudios. Die SPD-Mitglieder des Fernsehrats hielten alle vier Kandidaten für akzeptabel, den CDU-Mitgliedern behagten Bausch und Vaillant nicht und man entschied sich mit 16 zu 13 Stimmen zwischen Holzamer und Martin. Holzamer wurde dann mit 44 von 58 Stimmen vom Fernsehrat gewählt, bei neun Gegenstimmen und vier Enthaltungen.[5]

Um am internationalen Programmaustausch teilnehmen zu können, musste das ZDF Mitglied bei der Europäischen Rundfunkunion werden. Die Landesrundfunkanstalten gingen zunächst davon aus, das ZDF würde Mitglied bei der ARD werden. Dies lehnte man aber beim ZDF strikt ab, da man seine Unabhängigkeit in Gefahr sah, und schlug bei einem ersten Treffen mit der ARD am 12. September 1962 in Stuttgart einen Dachverband vor, dem ARD und ZDF angehören sollten. Dies behagte den ARD-Vertretern aber nicht. So beantragte der ZDF-Intendant am 2. Mai 1962 eine eigene Mitgliedschaft für das ZDF, die aber abgelehnt werden musste, da nur Stationen aufgenommen werden durften, die schon ihren Sendebetrieb begonnen hatten. Weil die Positionen zwischen ARD und ZDF unverrückbar blieben, verzichtete das ZDF auf einen Programmaustausch vor Sendebeginn und beantragte dann eine erneute Mitgliedschaft. Der Verwaltungsrat der Europäischen Rundfunkunion stimmte auf seiner Sitzung vom 17. bis 20. Mai 1963 dem Antrag zu, woraufhin ARD und ZDF gleichberechtigte Mitglieder wurden.[6]

Senderkennung

Den Sendernamen Zweites Deutsches Fernsehen hatte man ohne größere Diskussionen im Staatsvertrag aufgenommen. Da manche Mitarbeiter in der Bezeichnung Zweites etwas Minderwertiges sahen, kam es zu Alternativvorschlägen:[7]

  • Neues Deutsches Fernsehen
  • Deutschland-Fernsehen
  • Fernsehen Deutscher Länder
  • Deutsches Länderfernsehen

Eine repräsentative Umfrage im Herbst 1962 wies für Zweites Deutsches Fernsehen die höchste Zustimmung aus, gefolgt von Neues Deutsches Fernsehen und Deutsches Länderfernsehen. Die Rechtslage erlaubte aber keinen neuen Namen ohne Änderung des Staatsvertrags, so dass man die Abkürzung ZDF plus einen der Vorschläge erwog. Der Verwaltungsrat hielt aber die Zustimmung der Ministerpräsidenten für erforderlich, woraufhin die Diskussion vertagt und schließlich vom Intendanten eingestellt wurde.

Für das ZDF-Erkennungszeichen hat man einen Wettbewerb unter „zehn anerkannten Grafikern“ ausgeschrieben und sich im Januar 1963 für den Entwurf von G. Woldemar Hörnig entschieden. Er zeigte zwei Antennenmasten und zwei stilisierte Augen,[8] wobei man im Sender gerne von Matschaugen sprach.[9]

Am 21. März 1963 wählte man als akustische Senderkennung das 2. Thema aus dem 1. Satz des Violinkonzerts von Ludwig van Beethoven.[10]

Mit der großen Programmreform vom Oktober 1973 führte man die ZDF-Hausschrift ein. Hierzu nahm Otl Aicher die Schriftart Univers und wandelte sie etwas ab. Da bei der damaligen Technik, mit der Schriften ins Bild eingeblendet wurden, die Buchstaben leicht abgerundete Ecken bekommen konnten, umging Aicher das Problem mit von vornherein – stark – abgerundeten Buchstaben.

Die Einführung der Hausschrift ging einher mit einer Corporate Identity, das ebenfalls von Otl Aicher stammte. Dazu gehörte die Gestaltung der Bildschirm-Zeituhr wie auch ein einheitliches Design der Studios und Übertragungswagen mit viel Blau, aber ohne Rot und Schwarz. Für politische Sendungen beschaffte man ein variables Rohrgestell-System von einem Schweizer Hersteller, an das man Schrifttafeln hängen konnte.[11]

Sendestart

Als Sendebeginn war der 1. Juli 1962 vorgesehen, der sich jedoch verzögerte. Die erste Versuchssendung strahlte das ZDF in der Nacht vom 19. auf den 20. März 1963 ohne Ankündigung über den Sender Feldberg aus. Um 23.51 Uhr erschien der Schriftzug Zweites Deutsches Fernsehen und um 0.10 Uhr wurden zufällige Zuschauer gebeten, eine Postkarte mit der Beschreibung der Empfangsqualität an die Anstalt zu senden. Es folgte eine Dokumentation über Hong Kong, wobei es sich um eine FFG-Produktion handelte, zwei Folgen aus der US-Serie Drei gute Freunde und der österreichischen Produktion Wolken über Kaprun. Um 1.28 Uhr endete die Ausstrahlung. Die zweite Versuchssendung lief in der Nacht vom 26. auf den 27. März über alle Sender der Kette. Sie zeigte auch Live-Bilder: eine Nachrichtensendung mit Schaltungen in die Inlandsstudios Hamburg und München.[12]

Offizieller Sendebeginn des ZDF war der 1. April 1963. Zu diesem Zeitpunkt konnten 61 Prozent der Fernsehteilnehmer erreicht werden, die aber noch nicht alle ein Empfangsgerät für den UHF-Frequenzbereich besaßen. Bei der ARD hoffte man, nach dem Start des ZDF ein drittes Programm ausstrahlen zu dürfen. Dies ließ sich jedoch mangels freier Frequenzen nicht sofort realisieren.

Die erste Farbversuchssendung des ZDF lief wie bei der ARD am 3. Juli 1967, der Regelbetrieb begann am 25. August 1967. Inzwischen war die Reichweite so erhöht, dass ca. 80 Prozent der Teilnehmer versorgt wurden.

Eschborn und Wiesbaden

Der Sendebetrieb des ZDF begann in jenen provisorischen Studios in Eschborn, die man von der Freies Fernsehen Gesellschaft übernommen hatte. Es handelte sich um einen Bauernhof und einige ehemalige Arbeitslager-Gebäude, eine gern als Telesibirsk[13] bezeichnete Umgebung. Darin waren zwei Studios mit 230 bzw. 160 Quadratmetern und je drei Kameras untergebracht, ferner ein Synchronstudio mit zwei zusätzlichen Kameras, damit es auch für Ansagen dienen konnte. Außerdem standen zur Verfügung: eine Magnetbildanlage, drei Filmabtaster für 16 und 35 Millimeter, eine 16-mm-Aufzeichnungsanlage und eine 16-mm-Entwicklung.

Der ZDF-Verwaltungsrat befand einen Ausbau in Eschborn als zu teuer, woraufhin ein Umzug in den provisorischen Studiokomplex der Taunusfilm in Wiesbaden, Unter den Eichen, erfolgte. Dort nahm man am 1. April 1964 den Sendebetrieb auf. Auf dem Gelände der Taunus-Film GmbH waren die Sendeleitung, Aktueller Dienst und Technik untergebracht, auf einem angrenzenden Grundstück Schneideräume, Kopierwerk, Fotolabor und Chefredaktion. Darüber hinaus hatte das ZDF bis zu 30 Räume im Großraum Mainz/Wiesbaden angemietet, in denen sich beispielsweise das Zentralarchiv oder die Synchronisation befanden.

Mainz-Lerchenberg

Redaktions- und Verwaltungsgebäude in Mainz
Sendebetriebsgebäude in Mainz
Wappen von Mainz-Lerchenberg:
Heraldisch links unten in Blau das silberne erste Senderlogo

Koordinaten: 49° 57′ 52″ N, 8° 12′ 29″ O Die Planungen sahen von vornherein einen zentralen Standort für alle Abteilungen vor. Hierzu kaufte das ZDF am 25. Juni 1964 ein 1,04 km² großes, im Mainzer Stadtteil Lerchenberg gelegenes Grundstück. Im ersten Bauabschnitt konnte ein Gebäude für die Übertragungswagen Anfang 1967 bezogen werden; der zweite Abschnitt, das 14-geschossige Redaktions- und Verwaltungsgebäude im Frühjahr 1974.

Am 15. September 1977 begannen die Erdarbeiten für den 3. Bauabschnitt des Sendebetriebsgebäudes, einen von der Planungsgruppe Stieldorf entworfenen Rundbau mit dem größten Durchmesser von 166 Meter. Nach sechsjähriger Bauzeit nahm dann schließlich am 6. Dezember 1984 das neue Sendezentrum (das damals größte in Europa) seinen Betrieb auf.

Die Verbundenheit des Stadtteils Lerchenberg zum ZDF spiegelt sich auch im Wappen wider.

Am 17. Juli 2009 ging ein neues Fernsehstudio in Betrieb. Es wird für die aktuellen Nachrichtensendungen verwendet und ist ein virtuelles Studio. Im senderinternen Jargon wird es die „Grüne Hölle“ genannt, weil die Wände komplett grün sind, um dort die Hintergründe und 3D-Grafiken digital hineinprojizieren zu können.[14] Rund 30 Millionen Euro hat das Studio laut Medienberichten gekostet.[15]

Bis zum 2. August 2015 produzierte man noch in SD, obwohl die meiste Studiotechnik bereits für HD vorhanden war. Es gab Probleme, das virtuelle Set unter Echtzeit-Bedingungen in HD zu rendern.[16] Im Januar 2016 folgte auch die Umstellung der Technik für die Einspieler, seitdem ist das Studio komplett HD-fähig.

Weitere Sendestudios

Heute verfügt der Sender über 16 Inlandsstudios, eines in jeder Landeshauptstadt. In Berlin wird seit Februar 2000 zusätzlich das Hauptstadtstudio im Zollernhof, Unter den Linden, betrieben. Für die Berichterstattung aus dem Ausland sind 18 Auslandsstudios zuständig, davon zwei in den Vereinigten Staaten (New York und Washington, D.C.).

Organisation und Finanzen

Die ZDF-Zentrale (Verwaltungsgebäude) in Mainz-Lerchenberg. Das Sendezentrum mit dem Fernsehgarten liegt verdeckt dahinter.
Dienstwagen eines Kamerateams des ZDF in Quedlinburg, mit Slogan und Logo

Aufgaben, Organisation und Finanzierung des ZDF sind im ZDF-Staatsvertrag[17] geregelt. Vertragsparteien sind die 16 deutschen Bundesländer.

Fernsehrat und Verwaltungsrat

Der Fernsehrat überwacht das Programm, genehmigt den vom Verwaltungsrat beschlossenen Haushalt und wählt den Intendanten, der das ZDF nach außen vertritt und für die Geschäfte sowie die Programmgestaltung der Fernsehanstalt verantwortlich ist. Vorsitzende des Fernsehrats ist seit Juli 2016 Marlehn Thieme.[18]

Der ZDF-Verwaltungsrat beschließt den Haushaltsplan und überwacht die Tätigkeit des Intendanten insbesondere in Haushaltsfragen. Er besteht aus 12 Mitgliedern, darunter vier Vertreter der Bundesländer. Die weiteren acht Mitglieder werden vom Fernsehrat gewählt und dürfen keiner Regierung oder gesetzgebenden Körperschaft angehören.

Neben der Vorsitzenden Malu Dreyer und dem Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich sind aktuell noch zwei Plätze durch Vertreter der Länder zu besetzen[19], nachdem Horst Seehofer und Olaf Scholz mit Eintritt in die Bundesregierung ausgeschieden sind. Aufgrund der „Causa Brender“ im Jahre 2009 ist die Einflussnahme der Parteien im Verwaltungsrat stark umstritten.[20]

Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2014

Der Erste Senat des Bundesverfassungsgericht (BVerfG) urteilte am 25. März 2014, dass mehrere Regelungen des ZDF-Staatsvertrages nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind.[21] Die Zusammensetzung des „Fernsehrats“ und des „Verwaltungsrats“ verstößt in der heutigen Form gegen die Rundfunkfreiheit. Der Anteil von Politikern und „staatsnahen Personen“ musste von zuvor mehr als 40 Prozent auf ein Drittel reduziert werden. Zudem dürfen Politiker bei der Auswahl der aus gesellschaftlichen Gruppen entsandten Mitglieder des Fernsehrates „keinen bestimmenden Einfluss“ mehr ausüben. Das ZDF „darf nicht zum Staatsfunk werden“, meinte das Gericht in seiner Begründung durch Vizepräsident Ferdinand Kirchhof. Gesellschaftliche Meinungen sind „facettenreich wider(zu)spiegeln“.

Der von der FDP 2010 als Verfassungsrichter vorgeschlagene Jurist Andreas Paulus formulierte im Urteil eine abweichende Meinung: Das Urteil werde seinen eigenen Maßstab nicht gerecht, die Meinungen der Gesellschaft im Rundfunkrat abzubilden. Seiner Meinung nach ist die Beteiligung von Mitgliedern der Exekutive grundsätzlich schädlich, eine Drittelquote zu hoch. „Wenn die Aufsichtsgremien von Rundfunk und Fernsehen von denen beherrscht werden, deren Kontrolle sie unter anderem ermöglichen sollen, ist damit eine Beeinträchtigung ihrer Funktion verbunden. Durch die Möglichkeit der Entsendung von Exekutivvertretern definiert das Urteil die Staatsgewalt von einer Bedrohung der Vielfalt zu einem Element ebendieser Vielfaltsgewährleistung um.“[22] Paulus kritisierte im Urteilstext ebendies Urteil als „einen utopischen, kaum überprüfbaren Maßstab für die Ausübung des erteilten Mandats“ für die ZDF-Gremien.

Die Länder hatten bis 30. Juni 2015 Zeit, den ZDF-Staatsvertrag neu zu fassen.[23] Kläger vor dem Bundesverfassungsgericht waren die Länder Rheinland-Pfalz und Hamburg. Themen der Verhandlung waren unter anderem die inoffiziellen, politischen „Freundeskreise“, in denen die Fernsehratsitzungen vorbereitet werden und deren Einfluss unbestritten ist, die Besetzung der Ausschüsse und R-Gruppen. Die Ministerpräsidentenkonferenz beschloss am 12. Juni 2014 erste Schritte zur Umsetzung des Urteils.[24] Die neue Fassung, laut der maximal ein Drittel der Mitglieder des Verwaltungsrats „staatsnahe Personen“ sein dürfen, trat zum 1. Januar 2016 in Kraft.[25]

Intendanz

Thomas Bellut

Der Intendant steht in der Hierarchie des Senders an der Spitze, vertritt das ZDF nach außen und führt die Geschäfte. Weiter ist er für das Programm verantwortlich und schlägt den Chefredakteur vor, der durch den Verwaltungsrat gewählt wird. Gewählt wird der Intendant durch den Fernsehrat.

Die bisherigen Amtsinhaber waren:

  1. 1962–1977: Karl Holzamer
  2. 1977–1982: Karl-Günther von Hase
  3. 1982–2002: Dieter Stolte
  4. 2002–2012: Markus Schächter
  5. seit 2012: Thomas Bellut

Die Bezüge des Intendanten und der Direktoren werden gemäß ZDF-Staatsvertrag veröffentlicht. Sie lagen im Jahr 2017 inklusive Sachbezügen für den Intendanten bei 352.722,00 Euro; hinzu kommt eine monatliche Aufwandsentschädigung von 766,94 Euro. Für Tätigkeiten bei Tochter- und Beteiligungsgesellschaften des ZDF wurden weitere 41.135,48 Euro vergütet.[26]

Direktoren

Dem Intendanten sind vier Direktoren unterstellt, die die Direktionen der Fernsehanstalt leiten. Dies sind aktuell:

Finanzierung

Die Finanzierung des ZDF gestaltete sich in den ersten Jahren sehr schwierig. Von den 5 DM Radio- und Fernsehgebühren gingen 1,35 DM oder 27 % an die Post für das Sendernetz und den Gebühreneinzug, den Rest bekamen zu 70 % die ARD und zu 30 % das ZDF, was 1,095 DM ausmachte – erst 1972 kam es zu einer Erhöhung der Rundfunkgebühren. Während der ARD-2-Ära musste die Hälfte der Einnahmen an die ARD weitergegeben werden, danach bereitete der Bayerische Rundfunk Schwierigkeiten mit seinem Standpunkt, der Staatsvertrag verletze das Grundgesetz und die bayerische Landesverfassung, woraufhin die Zahlungen am 1. September 1963 endeten und erst nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 5. November 1965 wieder flossen. Auch blieben die Werbeeinnahmen in den ersten Jahren hinter den Erwartungen zurück.

Aktuell zieht der Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio (bis 2012: GEZ) 17,50 Euro monatlich pro Wohnung ein, von denen rund 4,32 EUR[27] an das ZDF gelangen. Der Etat lag 2005 bei ca. 1,6 Milliarden Euro (kaufkraftbereinigt heute: rund 2,29 Milliarden Euro). Vier Jahre später überschreitet das ZDF mit einem Ansatz von 2,048 Milliarden Euro erstmals knapp die Zwei-Milliarden-Grenze.[28] Im Jahr 2012 verzeichnet das ZDF einen Umsatz von 2,028 Mrd. Euro.[28] Für Sportrechte wurden in den Jahren 2013 bis 2016 durchschnittlich 243 Millionen Euro ausgegeben.[29]

Die Beitragseinnahmen des ZDF aus dem Rundfunkbeitrag beliefen sich wie folgt:

Jahr Beitragseinnahmen Quelle
2013 1.783.571.740 € [30]
2014 1.937.983.369 € [30]
2015 1.916.494.019 € [31]
2016 1.884.769.888 € [31]
2017 1.894.904.569 € [32]

Tochterunternehmen

Programm

Cornerlogo

Am 1. April 1963 begann der Sendebetrieb mit dem Slogan „Am Ersten das Zweite“, wobei das Programm im Wesentlichen aus der vorab aufgezeichneten 90-minütigen Unterhaltungssendung Berlin-Melodie mit Musik aus dem alten Berlin bestand. Im ersten Jahr spielten die für das FFG produzierten Sendungen noch eine erhebliche Rolle, außerdem konnte man mit Sportsendungen, speziell dem Aktuellen Sportstudio – überaus erfolgreich – glänzen. Mit dem Umzug nach Wiesbaden kam Die Drehscheibe, eine bekannte Vorabendsendung, die viele bisherige Ratgebersendungen zusammenfasste. Nun konnte auch die Sendezeit schrittweise ausgedehnt werden. Seit 1966 beteiligt sich das ZDF am gemeinsamen Vormittagsprogramm mit der ARD. Das Kinder- und Jugendprogramm ZDFtivi wird vormittags am Wochenende und an deutschlandweiten Feiertagen ausgestrahlt.

Sendungen des ZDF

Werbung

Wie auch Das Erste darf das ZDF an Werktagen entsprechend dem Rundfunkstaatsvertrag nur bis 20 Uhr Werbung zeigen, und zwar maximal 20 Minuten täglich und ausschließlich im Hauptprogramm. An Sonn- und bundesweiten Feiertagen sowie in den drei digitalen Spartenkanälen des ZDF darf keine Werbung gesendet werden. Seit dem Beginn der Werbung im ZDF werden die einzelnen Werbespots durch die Mainzelmännchen unterbrochen. Mit der Novellierung des Rundfunkstaatsvertrages wurde die bisherige Unterscheidung zwischen Werbung und Sponsoring weitgehend aufgehoben, weswegen es seit Januar 2013 im öffentlich rechtlichen Fernsehen nach 20 Uhr und an bundeseinheitlichen Feiertagen auch kein Sponsoring mehr gibt.

Zuschauer

Media Control errechnete die höchste Zuschauerzahl der letzten 20 Jahre in Rheinland-Pfalz und Hessen, wohingegen sie in Mecklenburg-Vorpommern am geringsten ausfallen würde. Insgesamt läge das ZDF aber im Jahr 2013 „in der Gunst des Publikums vorne.“ Rekorde mit mehr als 20 Millionen Zuschauern wurden vor allem in den 1980er Jahren mit Sendungen wie Das Traumschiff oder der Schwarzwaldklinik erreicht, 1992 erreichte eine Wetten, dass..?-Ausgabe 20,47 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil lag laut media control bei 65,8 Prozent. Aufgrund der Aufsplitterung des Fernsehmarktes findet man solche Quoten nur noch selten, zuletzt wurden solche Reichweiten nur bei Sportübertragungen wie der bisher höchsten Reichweite des ZDF 2006 im WM-Halbfinale Italien gegen Deutschland mit 29,66 Millionen Zuschauern ermittelt.[33] Das Durchschnittsalter der ZDF-Zuschauer lag Mitte 2012 bei 61 Jahren. Durch die Olympischen Spiele 2012 und die Fußball-Europameisterschaft 2012 sank es auf 60 Jahre.[34]

Weil die Zuschauer des Hauptprogrammes einen recht hohen Altersdurchschnitt aufweisen, wird das ZDF auch Kukident-Sender genannt.[35] Diese Bezeichnung soll auf den früheren RTL-Geschäftsführer Helmut Thoma zurückgehen. Das ZDF reagierte auf die in den Medien „längst zum Allgemeinplatz“ gewordenen Vorwürfe, das „ZDF mit Häme als ‚Kukident-‘ oder ‚Heizdecken-Sender‘“ zu bezeichnen, was die älteren Zuschauer verletze, „die zu Recht danach fragen, was eigentlich so schlimm daran ist, wenn ein Sender für sie attraktiv ist.“[36] Das ZDF sähe solche Anwürfe mittlerweile souverän – vor allem deshalb, da die Verjüngung des Programms längst eingeleitet sei. Thomas Bellut erklärte bei seinem Amtsantritt: „[…] Die Zielgruppe des ZDF ist die ganze Gesellschaft. Deshalb müssen wir mit unserem Programm verstärkt jüngere Zuschauer erreichen. Die Erfolge der Digitalkanäle und Online-Angebote reichen dafür allein nicht aus.“ Allerdings würde es „keine krampfhaften Verjüngungsversuche geben, sondern eine konsequente Modernisierung, die alle Altersgruppen“ ansprechen würden.[36]

Programmfamilie und -beteiligungen

Sendezentrum 2 des ZDF (ehemalige Sat.1-Zentrale)

Das ZDF trägt, gemeinsam mit der ARD und allen 16 deutschen Ländern, die öffentlich-rechtliche Körperschaft Deutschlandradio (DLR) mit den drei nationalen Hörfunkprogrammen Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova. Gemeinsam mit der italienischen Rundfunkanstalt Rai sowie der französischen Rundfunkanstalt France Télévisions ist das ZDF an der Koproduktionsgemeinschaft European Alliance beteiligt.

Das ZDF beteiligt sich zudem, in Zusammenarbeit mit anderen Rundfunk- bzw. Fernsehanstalten, an folgenden Fernsehprogrammen:

  • 3sat (Beteiligung: 32,5 Prozent)[37]
  • Phoenix (Beteiligung: 50 Prozent)[38]
  • Arte (Beteiligung: 50 Prozent an Arte Deutschland, 25 Prozent an Arte G.E.I.E.)[38]
  • KiKA (Beteiligung: 50 Prozent)[38]

In seinem Digitalpaket (DVB) ZDFvision sind zusätzlich frei zu empfangen:

Ehemalige Programme von ZDFvision:

Ehemalige Programme des ZDF:

  • ZDF Musikkanal, als eigenständiges Programm auf Sendung vom 1. Januar 1984 bis 31. Dezember 1988. Danach wurde der Sender von Januar 1989 bis Ende November 1993 als Programmfenster unter gleichem Namen dem 3sat-Programm vorgeschaltet und ging im Dezember 1993 in diesem vollständig auf.[39]
  • ZDF 2, auf Sendung vom 1. Januar 1984 bis 30. November 1984. Der Sender wurde am 1. Dezember 1984 durch 3sat ersetzt.

Übertragung

Streaming Playoutcenter der Sendezentrale in Mainz

In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens strahlte das ZDF sein Programm ausschließlich über die zweite terrestrische Senderkette in der Bundesrepublik Deutschland aus. Diese wird, anders als die Sender des Ersten Fernsehprogramms der ARD, von Media Broadcast, früher von der Deutschen Bundespost, betrieben. Wie bei der ARD waren auch hier vor 1990 viele Sender so platziert, dass sie auch in weiten Gebieten der DDR empfangbar waren, wo das ZDF viele Zuschauer hatte. Seit Dezember 1990 wird das Programm auch über diverse Sender in den neuen Bundesländern abgestrahlt. Genutzt werden hierbei Frequenzen, die einmal für ein eventuelles drittes Fernsehprogramm der DDR vorgesehen waren.

Seit den ersten Kabelpilotprojekten ist das ZDF auch im Kabelfernsehen vertreten. Die europaweite Satellitenausstrahlung über Astra 1C begann am 27. August 1993 zur Internationalen Funkausstellung in Berlin. Im selben Jahrzehnt begann die Ausstrahlung von Digital Video Broadcasting-Signalen über Kabel und Satelliten.

Seit 2002 ist das ZDF über DVB-T auch als Digitales Fernsehen in den ausgebauten Regionen zu empfangen. In der Anfangszeit wurde über DVB-T das Tonsignal im Format Dolby Digital ausgestrahlt. Aus Kapazitätsgründen ist dieser Dienst zwischenzeitlich eingestellt worden.

Im Internet wird über die seit 2001 bestehende ZDFmediathek via Live-Stream oder Video-on-Demand eine Auswahl an Sendungen angeboten. Neben der regulären Version existiert eine spezielle Ausgabe der Mediathek für mobile Endgeräte, seit Mitte 2011 wird auch eine App für diverse Betriebssysteme angeboten.[40] Ein Live-Stream des kompletten Programms wird seit April 2008 über die Software Zattoo angeboten. Seit 12. Februar 2013 sendet das ZDF – sofern lizenzrechtlich möglich – seine Kanäle endgültig als rund um die Uhr Internet-Livestream.[41]

Als erster Sender in Deutschland begann das ZDF, seine Magazin- und Nachrichtensendungen ausschließlich im 16:9-Format zu senden. Bereits im Jahr 2006 hatte das ZDF die Fußball-Weltmeisterschaft in 16:9 gesendet und im Laufe des Jahres Zug um Zug Magazinsendungen wie Frontal21 oder das Morgenmagazin auf Breitbild umgestellt. Die letzte Umstellung vom bisherigen TV-Format 4:3 auf 16:9 erfolgte am 25. Juni 2007 mit den heute-Nachrichten.

Am 12. Februar 2010 ging der HD-Ableger ZDF HD in den Regelbetrieb über.

Seit 15. November 2012 wird das Programm auch landesweit in Südtirol (seit Juni 2013 auch in Trentino[42]) verbreitet.[43]

Das ZDF sendet seit 1. Mai 2016 über die DVB-T2 HD-Plattform in Deutschland im Rahmen des Pilotprojektes von Media Broadcast sein Hauptprogramm in Full-HD-Auflösung, das Bild wird jedoch nur von einem 720p-Signal hochskaliert.

Senderlogos

Aktuell

Historisch

Rezeption, Medienkritik, Kontroversen und Skandale

Vorwurf des „eingebetteten Journalismus“

Ulrich Tilgner ließ 2010 seinen Vertrag mit dem ZDF auslaufen. Grund war seine Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen (Eingriffe in die Pressefreiheit und Bündnisrücksichten) in Deutschland. Tilgner kritisierte unter anderem, dass es seiner Ansicht nach im ZDF mangelnde Unabhängigkeit und seit Gerhard Schröder einen Hang zum „eingebetteten Journalismus“ gebe. Tilgner findet viele Sendungen zu boulevardesk und zu regierungsfromm. Es sei ein geschlossener Kreislauf entstanden, „in dem Journalisten die Adressaten symbolischer Politik sind und die Wahrheit auf der Strecke bleibt“.[44][45]

Manipulationen beim ZDF 2014 bei der Fernsehsendung Deutschlands Beste!

Wie sich erst im Nachhinein beim ZDF 2014 nach der Fernsehsendung Deutschlands Beste! herausstellte, beginnend mit Anfragen des Zapp-Magazins und des Medienjournalisten Stefan Niggemeier,[46][47] wurde lediglich eine zweite Forsa-Umfrage zum Ranking der jeweils „besten“ 50 herangezogen; das ZDF-Online- und das HörZu-Voting wurden nicht berücksichtigt.[48] Begründet wurde dies unter anderem mit der angeblichen Einflussnahme von Fangruppen auf das Onlinevoting. Darüber hinaus kam es zu willkürlichen Manipulationen durch die Redaktion, bei denen eingeladene Gäste wie Claus Kleber und Franz Beckenbauer auf vordere Positionen verschoben wurden, dafür hingegen der Moderator von RTL aktuell, Peter Kloeppel, auf eine hintere Position gesetzt wurde.[49][50][51][52]

Im Zusammenhang mit dem Voting-Skandal um die Sendung Deutschlands Beste! wurde auch bekannt, dass bereits 2007 ein Votingergebnis der Band Böhse Onkelz von Platz 1 auf Platz 25 heimlich und mit Wissen des damaligen Programmdirektors Thomas Bellut manipuliert wurde.[53]

Daraufhin bot ZDF-Unterhaltungschef Oliver Fuchs seinen Rücktritt an. Außerdem wurde die für die beiden Shows 2014 zuständige Teamleiterin ihrer Führungsfunktion enthoben und eine weitere Redakteurin abgemahnt. In diesem Zusammenhang wurde zudem die Einstellung der Reihe Deutschlands Beste! verkündet.[54] Das Rücktrittsgesuch von Fuchs wurde von ZDF-Intendant Thomas Bellut und Programmdirektor Norbert Himmler angenommen.[55]

Vorwurf der Quotenhörigkeit und des Qualitätsverlusts

Wolfgang Herles kritisierte nach seiner Pensionierung in seiner Publikation „Die Gefallsüchtigen“ den „Quotenfetischismus“ des ZDF, dem nichts ferner sei als Kritik, Provokation und Aufklärung. Medien und Politiker folgten der „Macht des Marktes“, was zu einem platten homogenen Unterhaltungsprogramm und zur Niveausenkung führe. Die Aufgabe, vierte Gewalt zu sein, würden die Gebührensender „dramatisch verfehlen“. Herles plädiert daher für eine radikale Programmreform, die Abschaffung des Gebührenfernsehens und eine Finanzierung aus Steuermitteln.[56][57][58][59]

Parteiendominanz und Spitzelsystem

Chefredakteur Nikolaus Brender kritisierte 2010 in einem Interview des Spiegel die parteipolitische Dominanz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das „Proporzdenken“ der Parteien. Er sprach weiterhin von einem „Spitzelsystem, das davon lebt, dass Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen“, und bezeichnete diese als „Inoffizielle Mitarbeiter“ der Parteien, die „wirklich vergleichbar mit den IM der DDR“ seien. Da sei ein „feingesponnenes Netz von Abhängigkeiten“. Er selbst habe versucht, „solche Spione wenigstens von Posten mit echter Verantwortung fernzuhalten“. Insbesondere gäbe es in der Union ein „dunkles Schattenreich, das sich im Verwaltungsrat eingenistet hat und ihn mittlerweile zu dominieren versucht“. Das Bundesverfassungsgericht sei „die einzige Institution, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Staatsferne, Form und damit Zukunft sichern“ könne.[60]

Die Parteidominanz wurde auch in den Jahren 2001 und 2002 bei der Suche eines Nachfolgers für Intendant Dieter Stolte deutlich.[61] Erst nach fünf Wahlgängen war im März 2002 Markus Schächter zum neuen Intendanten gewählt worden.[62]

Vorwurf der einseitigen Berichterstattung über die Staatsschuldenkrise in Griechenland

Sowohl dem ZDF als auch der ARD legt eine wissenschaftliche Studie der Otto-Brenner-Stiftung zur Last im Rahmen ihrer Programme zur griechischen Staatsschuldenkrise einseitig und unausgewogen berichtet zu haben. Persönliche Meinungen von Journalisten und objektive Tatsachen waren gegenüber den Zuschauern nicht eindeutig voneinander zu trennen, allgemeine Themen und die Reformbemühungen der griechischen Regierung wurden oberflächlich widergespiegelt, die griechische Regierung konnte ferner seltener zu Wort kommen als die deutsche, die Titel waren oft plakativ. Die Studie kam in einer Dauer von mehreren Monaten zu ihren Schlüssen. Wenige Stunden nach ihrer Veröffentlichung kritisierte die ARD die Studie vollständig.[63][64]

Negative Auszeichnungen

Mainzer Tage der Fernsehkritik

Online

Das ZDF betreibt mit unterschiedlichen Redaktionen mehrere Websites:[66]

Die Website wird von der „Hauptredaktion Neue Medien“ verantwortet, seit 2008 unter der Leitung von Eckart Gaddum.[67]
  • heute.de: eine Nachrichten-Website. Die „Redaktion heute.de“ steht seit Oktober 2008 unter der Leitung von Michael Bartsch.[68]
  • zdfsport.de: ein Sport-Portal – verantwortet von der „Hauptredaktion Sport“, die seit Februar 2017 unter der Leitung von Thomas Fuhrmann steht.[69]
  • unternehmen.zdf.de: Website der Unternehmenskommunikation – verantwortet von der „Hauptabteilung Kommunikation“, seit Oktober 2002 unter der Leitung von Alexander Stock.[70]

Literatur

  • Zwanzig Jahre ZDF. Zweites Deutsches Fernsehen, Mainz 1981.
  • Klaus Wehmeier: Geschichte des ZDF, Teil 1: Entstehung und Entwicklung 1961–1966, zugl.: Univ. Münster (Westfalen), Philos. Fak., Diss. 1979, Mainz: v. Hase & Koehler 1979, XII, 327 S.: graph. Darst. ISBN 3-7758-0978-3.
  • Nicole Prüsse: Geschichte des ZDF, Teil 2: Konsolidierung, Durchsetzung und Modernisierung 1967–1977, zugl.: Univ. Münster (Westfalen), Diss. 1995, Münster: Lit 1997, 425, [29] S.: graph. Darst. (Kommunikation; Bd. 10).
  • Florian Kain: Geschichte des ZDF, Teil 3: 1977–1982, zugl.: Univ. Hamburg, Diss. 2006, Baden-Baden: Nomos 2007, ISBN 978-3-8329-2523-9, 499 S.: zahlr. Ill.
  • Dieter Stolte: "Mein Leben mit dem ZDF. Geschichte und Geschichten, Nicolai Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-89479-741-6.
  • Rainer Holbe: Als die Mainzelmännchen laufen lernten: 50 Jahre ZDF. Kösel, München 2013, ISBN 978-3-466-34583-0.

Weblinks

Wiktionary: ZDF – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: ZDF – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. ZDF-Staatsvertrag vom 31. August 1991.
  2. Der Bundeskanzler hatte es satt, FAZ.net vom 26. März 2013, abgerufen am 7. Dezember 2018
  3. Gründung des ZDF - Ein Einblick in die Gründungsphase. (PDF; 61 kB) In: Bundeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 8. Februar 2018.
  4. Die Geschichte des ZDF, Kapitel 3.2 Unterzeichnung des Staatsvertrags über das Zweite Deutsche Fernsehen
  5. Die Geschichte des ZDF, Kapitel 4.5 Wahl des Intendanten
  6. Die Geschichte des ZDF, Kapitel 4.8 ZDF Mitgliedschaft in der Eurovision
  7. Die Geschichte des ZDF, Kapitel 4.9 Anstaltsbezeichnung und Senderkennung
  8. ZDF Pressemitteilung vom 16. Januar 1963
  9. Der Spiegel 1967, Ausgabe 16, Zuschaun tut weh
  10. ZDF Jahrbuch 1962/64, Seite 275
  11. Der Spiegel 1973, Ausgabe 38, ZDF: Sprung ins kalte Wasser
  12. Die Geschichte des ZDF, Kapitel 5 Aufnahme des Sendebetriebs des Zweiten Deutschen Fernsehen
  13. Heike Lattka: Erste „HEUTE“-Sendung - Nachrichten aus Telesibirsk; FAZ.net vom 12. April 2012, abgerufen am 7. Dezember 2018
  14. Video heute plus: Wenn Moderatoren grün tragen (27. Oktober 2011, 19:20 Uhr, 0:59 Min.) in der ZDFmediathek, abgerufen am 1. April 2013.
  15. beispielsweise Die grüne Hölle ist eröffnet stern.de vom 22. September 2009
  16. ZDF-Nachrichten senden mit Verspätung in HD. In: DWDL.de. 3. August 2015, abgerufen am 23. April 2016.
  17. ZDF-Staatsvertrag in der Fassung vom 1. Juni 2009 (Memento vom 15. März 2016 im Internet Archive) (PDF)
  18. Marlehn Thieme ist neue Chefin des ZDF-Fernsehrats. Spiegel Online, 8. Juli 2016, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  19. Mitglieder des ZDF-Verwaltungsrates
  20. Der Streit um ZDF-Chefredakteur Brender eskaliert. In: welt.de. 26. November 2009, abgerufen am 8. Dezember 2014.
  21. Urteilstext auf der Seite des Gerichts, abgerufen am 11. Juni 2014
  22. Vgl. Bundesverfassungsgericht (BverfG): 1 BvF 1/11 vom 25. März 2014, Absatz-Nr. 41
  23. Urteil in Karlsruhe: Politik muss Einfluss auf ZDF beschränken. Der Spiegel, 25. März 2014, abgerufen am 25. März 2014.
  24. Pressemitteilung des Staatsministeriums Baden-Württemberg, 12. Juni 2014, abgerufen am 12. Juni 2014
  25. Der ZDF-Verwaltungsrat
  26. Bezüge der Geschäftsleitung / Tarifstrukturen. Abgerufen am 4. August 2019.
  27. Regeln und Finanzen. Abgerufen am 16. Juli 2013.
  28. a b IfM – ZDF. Abgerufen am 16. Juli 2013.
  29. Markus Brauck, Hauke Goos, Isabell Hülsen, Alexander Kühn: Bildstörung. In: Der Spiegel. Nr. 41, 2017, S. 10–16 (online7. Oktober 2017).
  30. a b Jahresabschluss 2014: Gewinn- und Verlustrechnung. (PDF; 1,2 MB) Abgerufen am 27. Februar 2019.
  31. a b Jahresabschluss 2016: Gewinn- und Verlustrechnung. Abgerufen am 27. Februar 2019.
  32. Jahresabschluss 2017: Gewinn- und Verlustrechnung. Abgerufen am 4. August 2019.
  33. Zahlen, bitte: Quoten aus 50 Jahren ZDF, dwdl.de vom 30. März 2013
  34. Hans-Peter Siebenhaar: Finanzielle Höchstleistungen. In: Handelsblatt. Nr. 18, 25. Januar 2013, S. 59.
  35. Aufbruch der Mainzelmänner von Julia Schröder, StZ
  36. a b Sonderveröffentlichung von ZDF.werbung in Horizont 37/2012, 23. September 2012
  37. 3sat auf einen Blick [13. September 2011]
  38. a b c Beteiligungen des ZDF [13. September 2011]
  39. www.3sat.de
  40. ZDF stellt Mediathek für die jüngere Generation vor, Netzwelt, abgerufen am 8. August 2011
  41. dpa: ZDF startet Livestream rund um die Uhr. In: handelsblatt.com. 12. Februar 2013, abgerufen am 8. Dezember 2014.
  42. Sì a 3 mozioni: trasparenza, tv in tedesco e ciclabile Trento Mattarello. Abgerufen am 16. Juli 2013.
  43. RAS baut Programmangebot aus: Ab 15. November ORF III auf Sendung. Rundfunkanstalt Südtirol, Meldung vom 5. November 2012
  44. Hans Leyendecker, Christopher Keil: Ulrich Tilgner im Konflikt mit dem ZDF. Wundgerieben. In: Süddeutsche Zeitung. 30. Januar 2008. Abgerufen am 12. August 2010.
  45. Krisenberichterstattung aus der Arabischen Welt, Stuttgarter Zeitung am 26. März 2011
  46. www.stefan-niggemeier.de
  47. www.ndr.de
  48. Friederike Zoe Grasshoff: Betrug beim ZDF – Plötzlich Nummer eins. In: sueddeutsche.de. 15. Juli 2014, abgerufen am 8. Dezember 2014.
  49. zdf.de (Memento vom 17. August 2016 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  50. Friederike Zoe Grasshoff: ZDF-Rankingshow "Deutschlands Beste!" In: sueddeutsche.de. 9. Juli 2014, abgerufen am 8. Dezember 2014.
  51. "Deutschlands Beste!": ZDF räumt gezielte Manipulation bei TV-Show ein. In: zeit.de. 11. Juli 2014, abgerufen am 8. Dezember 2014.
  52. „Deutschlands Beste“: ZDF gibt gezielte Umfrage-Manipulation bei TV-Show zu. In: Focus Online. 11. Juli 2014, abgerufen am 8. Dezember 2014.
  53. „Böhse Onkelz“, gutes ZDF: Das Zweite manipulierte weitere Show. In: tagesspiegel.de. Abgerufen am 8. Dezember 2014.
  54. ZDF zieht Konsequenzen nach Manipulationen bei „Unsere Besten“ (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive)
  55. Gudde Naaacht, ZDF! In: Spiegel Online. 17. Juli 2014, abgerufen am 8. Dezember 2014.
  56. Wolfgang Herles: Die Gefallsüchtigen. Gegen Konformismus in den Medien und Populismus in der Politik. Knaus-Verlag, München 2015, ISBN 978-3-8135-0668-6.
  57. derstandard.at ZDF-Journalist-uebt-Medienkritik Rudolf Walther in der Standard vom 30. Oktober 2015.
  58. sueddeutsche.de Rudolf Walther in der Süddeutsche Zeitung vom 12. Oktober 2015.
  59. deutschlandfunk.de
  60. Brender prangert „Spitzelsystem“ bei Öffentlich-Rechtlichen an. In: Spiegel Online. 20. Februar 2010.
  61. ZDF: Der Intendanten-Stadl. Der Spiegel, 5. November 2001, abgerufen am 15. November 2016.
  62. Wunder vom Lerchenberg. Tagesspiegel, 11. März 2002, abgerufen am 15. November 2016.
  63. "Die Griechen provozieren!", abgerufen am 9. September 2016
  64. Griechenland-Berichterstattung im Ersten (Memento vom 11. September 2016 im Internet Archive), abgerufen am 9. September 2016
  65. „Deutsch zu hölzern“: ZDF ist Sprachpanscher des Jahres. Verein Deutsche Sprache, 26. August 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. August 2016; abgerufen am 27. August 2016.
  66. Impressum. In: zdf.de. Abgerufen am 30. Juni 2017.
  67. Biografie Dr. Eckart Gaddum. In: ZDF Presseportal. Abgerufen am 30. Juni 2017.
  68. Biografie Michael Bartsch. In: ZDF Presseportal. Abgerufen am 30. Juni 2017.
  69. Biografie Thomas Fuhrmann. In: ZDF Presseportal. Abgerufen am 30. Juni 2017.
  70. Biografie Alexander Stock. In: ZDF Presseportal. Abgerufen am 30. Juni 2017.