Fußball-Weltmeisterschaft 2018/Deutschland

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Fußball-Weltmeisterschaft 2018:
Deutschland
Trainer Joachim Löw
Kapitän Manuel Neuer
Qualifiziert als Sieger Europa-Gruppe C
Weltranglistenplatz
vor dem Turnier
1
Turnierergebnis Aus in der Vorrunde
Spiele gewonnen 1
Spiele verloren 2
Tore 2:4

Dieser Artikel behandelt die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018. Die Auswahlmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nahm zum neunzehnten Mal an der Endrunde und zum vierten Mal als Titelverteidiger teil. Anders als nach den Titelgewinnen 1954, 1974 und 1990 musste sich Deutschland, wie alle anderen Mannschaften mit Ausnahme des Gastgebers, auch für die WM qualifizieren. Dies gelang erstmals mit zehn Siegen in zehn Spielen und 43:4 Toren. Nach sechs Qualifikationsspielen gewann Deutschland zudem den als Generalprobe für die WM-Organisatoren geltenden Confed-Cup in Russland. Erstmals schied Deutschland bereits in der Gruppenphase aus, wie zuvor die ebenfalls amtierenden Weltmeister Italien (1950), Brasilien (1966), Frankreich (2002), Italien (2010) und Spanien (2014) und fiel dadurch in der FIFA-Weltrangliste von Platz 1 auf Platz 15.[1]

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mannschaft qualifizierte sich über die Qualifikationsspiele des europäischen Fußballverbandes UEFA für die Weltmeisterschaft in Russland.

Spiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland traf in der Gruppe C auf Nordirland, Tschechien, Norwegen, Aserbaidschan und San Marino. In den zehn daraus entstandenen Begegnungen trug die deutsche Mannschaft zehn Siege davon, was ihr zuvor in einer WM-Qualifikation noch nicht gelungen war. Lediglich in den Qualifikationen für die Weltmeisterschaften 1982, 1962, 1938 und 1934 war Deutschland ohne Punktverlust geblieben, musste da aber nur acht, vier, drei bzw. ein Spiel austragen. In der Qualifikation für die EM 2012 hatte Deutschland aber schon einmal zehn von zehn Spielen gewonnen.

Mit 43:4 Toren hatte Deutschland die beste Tordifferenz und der Abstand zum Gruppenzweiten Nordirland war mit 11 Punkten der größte aller Qualifikationsgruppen. Lediglich Belgien erreichte die gleiche Torquote von 4,3 Toren pro Spiel, kassierte aber zwei Gegentore mehr. Insgesamt mehr Tore schossen nur einige Mannschaften in Asien, die aber 18 Spiele austrugen.

Insgesamt setzte Bundestrainer Joachim Löw 37 Spieler ein, wogegen für die Qualifikation zur vorherigen WM nur 23 Spieler zum Einsatz kamen und damit wie Belgien die wenigsten Spieler aller qualifizierten Mannschaften. Nur Joshua Kimmich kam in allen zehn Spielen zum Einsatz und verpasste dabei keine Minute. Auf neun Einsätze kam Thomas Müller, je acht Einsätze hatten Mats Hummels, Julian Draxler und Jonas Hector, der bei den beiden letzten Spielen verletzungsbedingt nicht eingesetzt werden konnte. Ebenfalls verletzungsbedingt kam Torhüter Manuel Neuer, der vier Jahre zuvor noch in allen Spielen über die volle Distanz spielte, diesmal nur auf drei Einsätze in den ersten drei Spielen. Am häufigsten als Torhüter eingesetzt wurde Marc-André ter Stegen, der es auf fünf Einsätze brachte. Zweimal wurde das Tor von Bernd Leno gehütet. Ihren ersten Länderspieleinsatz hatten in einem Qualifikationsspiel Benjamin Henrichs und Serge Gnabry am 11. November 2016 sowie Diego Demme am 10. Juni 2017 jeweils gegen San Marino.

Beste Torschützen waren Thomas Müller und Sandro Wagner, die je fünf Tore erzielten. Dabei erzielte Müller seine Tore in den ersten fünf und Wagner in den letzten fünf Spielen, in denen er aber nur dreimal eingesetzt wurde. Insgesamt steuerten 21 Spieler mindestens ein Tor bei, hinzu kam ein Eigentor eines Spielers von San Marino. Keine andere qualifizierte Mannschaft hatte mehr verschiedene Torschützen, mit 16 Torschützen belegt Mexiko den zweiten Platz. Und auch bezogen auf die Anzahl der eingesetzten Spieler liegt die deutsche Mannschaft vorne: nur in der deutschen Mannschaft trafen mehr als die Hälfte der eingesetzten Spieler ins Tor (56,8 %).

Datum Spielort Gastgeber Gast Ergebnis Torschützen für Deutschland
4. Sep. 2016 Oslo Norwegen Deutschland 0:3 (0:2) Müller (2), Kimmich
8. Okt. 2016 Hamburg Deutschland Tschechien 3:0 (1:0) Müller (2), Kroos
11. Okt. 2016 Hannover Deutschland Nordirland 2:0 (2:0) Draxler, Khedira
11. Nov. 2016 Serravalle San Marino Deutschland 0:8 (0:3) Gnabry (3), Hector (2), Khedira, Volland, Eigentor Stefanelli
26. März 2017 Baku Aserbaidschan Deutschland 1:4 (1:3) Schürrle (2), Müller, Gómez
10. Juni 2017 Nürnberg Deutschland San Marino 7:0 (4:0) Wagner (3), Draxler, Mustafi, Brandt, Younes
1. Sep. 2017 Prag Tschechien Deutschland 1:2 (0:1) Werner, Hummels
4. Sep. 2017 Stuttgart Deutschland Norwegen 6:0 (4:0) Werner (2), Draxler, Goretzka, Gómez, Özil
5. Okt. 2017 Belfast Nordirland Deutschland 1:3 (0:2) Kimmich, Rudy, Wagner
8. Okt. 2017 Kaiserslautern Deutschland Aserbaidschan 5:1 (1:1) Goretzka (2), Can, Rüdiger, Wagner

Abschlusstabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pl. Mannschaft Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Deutschland Deutschland  10  10  0  0 043:400 +39 30
 2. Nordirland Nordirland  10  6  1  3 017:600 +11 19
 3. Tschechien Tschechien  10  4  3  3 017:100  +7 15
 4. Norwegen Norwegen  10  4  1  5 017:160  +1 13
 5. Aserbaidschan Aserbaidschan  10  3  1  6 010:190  −9 10
 6. San Marino San Marino  10  0  0  10 002:510 −49 00

Vorbereitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Noch bevor die Qualifikation feststand, wurden erste Termine für Testspiele im November 2017 und März 2018 festgelegt, wobei mit den Gegnern der Novemberspiele erst eine Vereinbarung getroffen werden konnte, als sich auch diese direkt qualifiziert hatten und nicht den Umweg über die Playoffs der Gruppenzweiten gehen mussten. Am 15. Dezember wurde dann als weiteres Testspiel das Spiel im Juni gegen Österreich bekannt gegeben. Ein weiteres Spiel sollte danach noch in Deutschland stattfinden (Gegner war Saudi-Arabien). Die eigentliche WM-Vorbereitung begann am 23. Mai mit dem Trainingslager in Eppan, Südtirol. Zwischen dem 27. bis 31. Mai fanden spezielle Trainingseinheiten mit der U 20-Nationalmannschaft statt. Am 12. Juni flog die Mannschaft von Frankfurt am Main nach Moskau und bezog ihr WM-Quartier in Watutinki.[2]

Spiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Ergebnis Gegner Austragungsort Torschützen für Deutschland
10. November 2017 0:0 England England London
14. November 2017 2:2 Frankreich Frankreich Köln Timo Werner (56.), Lars Stindl (90.+3)
23. März 2018 1:1 Spanien Spanien Düsseldorf Thomas Müller (35.)
27. März 2018 0:1 Brasilien Brasilien Berlin
2. Juni 2018 1:2 Osterreich Österreich Klagenfurt Mesut Özil (11.)
8. Juni 2018 2:1 Saudi-Arabien Saudi-Arabien Leverkusen Timo Werner (8.), Omar Hawsawi (43./Eigentor)

Anmerkung: Kursiv gesetzte Mannschaften sind nicht für die WM qualifiziert.

Quartier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teamquartier war der „Watutinki Hotel Spa Complex“ (russisch Гостиничный Комплекс Ватутинки Gostinitschny Komplex Watutinki) Welt-Icon in Moskau-Watutinki (Verwaltungsbezirk Nowomoskowski), wo die Mannschaft im nahe gelegenen Trainingszentrum von ZSKA Moskau Welt-Icon trainieren konnte.[3][4]

Kader[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tabelle nennt die Spieler, die im Kader für die WM 2018 standen. Er wurde am 4. Juni auf einer Pressekonferenz vorgestellt und umfasste 23 Spieler.[5] Aus dem vorläufigen Kader wurden Bernd Leno (Tor), Jonathan Tah, Leroy Sané und Nils Petersen gestrichen. Aus dem erfolgreichen WM-Kader von 2014 waren noch neun Spieler dabei. 13 Spieler nahmen am gewonnenen FIFA-Konföderationen-Pokal 2017 teil, darunter zwei Spieler (Julian Draxler und Matthias Ginter), die in beiden Kadern standen.

Position[K 1] Nr. Name[K 2] Verein[K 3] Geburts-
datum
Ein-
sätze
Tore Debüt Letzter
Einsatz
Anzahl der Spiele Tor Gelbe Karte Gelb-Rote Karte Rote Karte WM-Teilnahmen WM-Spiele (vor 2018) WM-Tore (vor 2018)
Tor 1 Manuel Neuer (C)ein weißes C in blauem Kreis FC Bayern München FC Bayern MünchenM 27.03.1986 076 00 2009 08.06.2018 3 2010, 2014 13 0
22 Marc-André ter Stegen* FC Barcelona FC BarcelonaD 30.04.1992 020 00 2012 08.06.2018
12 Kevin Trapp(*) Paris Saint-Germain Paris Saint-GermainD 08.07.1990 003 00 2017 27.03.2018
Abwehr 17 Jérôme Boateng FC Bayern München FC Bayern MünchenM 03.09.1988 071 01 2009 08.06.2018 2 1 1 2010, 2014 12 0
4 Matthias Ginter* Borussia Mönchengladbach Borussia Mönchengladbach 19.01.1994 018 00 2014 08.06.2018 2014 0 0
3 Jonas Hector* 1. FC Köln 1. FC Köln 27.05.1990 038 03 2014 08.06.2018 2
5 Mats Hummels FC Bayern München FC Bayern MünchenM 16.12.1988 064 05 2010 08.06.2018 2 1 2014 6 2
18 Joshua Kimmich* FC Bayern München FC Bayern MünchenM 08.02.1995 029 03 2016 08.06.2018 3
2 Marvin Plattenhardt* Hertha BSC Hertha BSC 26.01.1992 006 00 2017 27.03.2018 1
16 Antonio Rüdiger* FC Chelsea FC ChelseaP 03.03.1993 024 01 2014 02.06.2018 1
15 Niklas Süle* FC Bayern München FC Bayern MünchenM 03.09.1995 011 00 2016 08.06.2018 1
Mittelfeld und Angriff 20 Julian Brandt* Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen 02.05.1996 016 01 2016 08.06.2018 3
7 Julian Draxler* Paris Saint-Germain Paris Saint-GermainD 20.09.1993 044 06 2012 08.06.2018 2 2014 1 0
23 Mario Gómez VfB Stuttgart VfB Stuttgart 10.07.1985 075 31 2007 08.06.2018 3 2010 4 0
14 Leon Goretzka* FC Schalke 04 FC Schalke 04 06.02.1995 015 06 2014 02.06.2018 1
21 İlkay Gündoğan Manchester City Manchester CityM 24.10.1990 026 04 2011 08.06.2018 1
6 Sami Khedira Juventus Turin Juventus TurinD 04.04.1987 075 07 2009 08.06.2018 2 2010, 2014 12 2
8 Toni Kroos Real Madrid Real MadridC 04.01.1990 083 12 2010 08.06.2018 3 1 2010, 2014 11 2
13 Thomas Müller FC Bayern München FC Bayern MünchenM 13.09.1989 091 38 2010 08.06.2018 3 1 2010, 2014 13 10
10 Mesut Özil FC Arsenal FC Arsenal 15.10.1988 090 23 2009 02.06.2018 2 2010, 2014 14 2
11 Marco Reus Borussia Dortmund Borussia Dortmund 31.05.1989 031 09 2011 08.06.2018 3 1
19 Sebastian Rudy* FC Bayern München FC Bayern MünchenM 28.02.1990 025 01 2014 02.06.2018 1
9 Timo Werner* RB Leipzig 06.03.1996 014 08 2017 08.06.2018 3
Trainerstab Trainer Joachim Löw 03.02.1960 162 2004 2006,[K 4] 2010, 2014 7[K 4]/14
Trainer-
assistent
Thomas Schneider 24.11.1972 2014
Trainer-
assistent
Marcus Sorg 24.12.1965 2016
Stürmer-
trainer
Miroslav Klose 09.06.1978 137[K 5] 71[K 5] 2016 2002, 2006, 2010, 2014[K 5] 24[K 5] 16[K 5]
Torwart-
trainer
Andreas Köpke 12.03.1962 59[K 5] 00 2004 1990, 1994, 1998,[K 5] 2006, 2010, 2014 5,[K 5] 21 0
Stand Einsätze und Tore: 8. Juni 2018, nach dem Spiel gegen Saudi-Arabien
  1. Positionen gemäß Angaben des DFB
  2. Mit „*“ markierte Spieler standen im Kader für den Confed-Cup 2017, „(*)“ = ohne Einsatz
  3. D = Meister und Pokalsieger im WM-Jahr (Double), M = Meister im WM-Jahr, P = Pokalsieger im WM-Jahr, C = Sieger der UEFA Champions League 2017/18, ↓ = Absteiger im WM-Jahr
  4. a b Als Co-Trainer
  5. a b c d e f g h Als Spieler

Im vorläufigen Kader standen darüber hinaus noch folgende Spieler:

Position Name Verein Geburts-
datum
Ein-
sätze
Tore Debüt Letzter
Einsatz
WM-Teilnahmen WM-Spiele (vor 2018) WM-Tore (vor 2018)
Tor Bernd Leno* Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen 04.03.1992 006 00 2016 08.10.2017
Abwehr Jonathan Tah Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen 11.02.1996 003 00 2016 15.11.2016
Mittelfeld Leroy Sané Manchester City Manchester CityM 11.01.1996 012 00 2015 02.06.2018
Angriff Nils Petersen SC Freiburg 06.12.1988 001 00 2018 02.06.2018

Endrunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppenauslosung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußball-Weltmeisterschaft 2018/Deutschland (Europäisches Russland)
Fußball-Weltmeisterschaft 2018/Deutschland (Europäisches Russland)
Spielorte und Quartier (blau/kursiv) der deutschen Mannschaft

Für die Auslosung der Qualifikationsgruppen am 1. Dezember war Deutschland Topf 1 zugeordnet und konnte daher nicht in eine Gruppe mit Rekordweltmeister Brasilien, Vizeweltmeister Argentinien oder Gastgeber Russland gelost werden. Deutschland traf in der Gruppe F auf Mexiko, Schweden und Südkorea. Auf Schweden traf Deutschland zuvor bei vier WM-Turnieren: 1934 im Viertelfinale (2:1-Sieg), 1958 im Halbfinale (1:3-Niederlage, einzige Pflichtspielniederlage gegen Schweden), 1974 in der zweiten Finalrunde (4:2-Sieg) und 2006 im Achtelfinale (2:0-Sieg). Mexiko war dreimal Gegner: 1978 in der ersten Finalrunde (6:0-Sieg), 1986 im Viertelfinale (0:0 n. V., 4:1-Sieg im Elfmeterschießen) und 1998 im Achtelfinale (2:1-Sieg). Südkorea war zweimal Gegner: 1994 in der Vorrunde (3:2-Sieg) und 2002 im Halbfinale (1:0-Sieg). Beide gehörten auch 1954, der ersten WM-Teilnahme der Südkoreaner, derselben Vorrundengruppe an, spielten aber aufgrund des einmaligen Modus nicht gegeneinander.

Spielorte der Mannschaft waren Moskau, Sotschi und Kasan, in den beiden letzten Orten spielte Deutschland auch 2017 beim FIFA-Konföderationen-Pokal 2017, in Moskau zuvor fünfmal gegen Russland beziehungsweise die Sowjetunion.

Spiele der Gruppenphase / Gruppe F[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Schweden Schweden  3  2  0  1 005:200  +3 06
 2. Mexiko Mexiko  3  2  0  1 003:400  −1 06
 3. Korea Sud Südkorea  3  1  0  2 003:300  ±0 03
 4. Deutschland Deutschland  3  1  0  2 002:400  −2 03
So., 17. Juni 2018 um 18:00 Uhr (17:00 Uhr MESZ) in Moskau (Olympiastadion Luschniki)
Deutschland Mexiko 0:1 (0:1)
Sa., 23. Juni 2018 um 21:00 Uhr (20:00 Uhr MESZ) in Sotschi
Deutschland Schweden 2:1 (0:1)
Tor Reus (48.), Tor Kroos (90.+5')
Mi., 27. Juni 2018 um 17:00 Uhr (16:00 Uhr MESZ) in Kasan
Südkorea Deutschland 2:0 (0:0)

Stimmen zum Ausscheiden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Ich habe nichts gedacht. Uns allen ging das so. Wenn man sich die Bilder aus Kasan heute anschaut, sieht man, was ich hier zu beschreiben versuche. Es war ein Nichts, totale Leere. Wir haben natürlich verstanden, dass wir ausgeschieden waren, aber wir konnten es nicht begreifen, es war Realität und zugleich surreal, es konnte einfach nicht wahr sein.“

Manuel Neuer, DFB-Kapitän, zu seinem Gefühl nach dem Ausscheiden aus der WM[6][7]

Nachgang und Aufarbeitung des Ausscheidens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Debatte um die Fotoaufnahmen von Mesut Özil und Ilkay Gündoğan mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdoğan hielt auch nach der WM an und führte letztlich zum Rücktritt Özils aus der Nationalmannschaft.[8][9][10]

Für viele Experten war die mangelnde Einstellung der Spieler ein Hauptfaktor für das schlechte Abschneiden. Als Belege dafür wurden einige Details aus dem WM-Quartier genannt. Antonio Rüdiger brachte eine Shisha (Wasserpfeife) mit, Julian Draxler einen Spielkonsolen-Koffer. Spieler sollen derart viel Zeit an Spielkonsolen verbracht haben, dass sich der Betreuerstab genötigt sah, das WLAN abzuschalten. Timo Werner verschlief im Trainingslager das Teamfrühstück.[11]

Dies führte dazu, dass Bundestrainer Joachim Löw nach der WM einen „Zapfenstreich“ einführte, spätestens ab 0 Uhr müssen die Spieler seither vor Spielen und in Trainingslagern auf ihren Zimmern sein, auch ein nächtliches Getränk an der Bar ist seither nicht mehr erlaubt.[12]

Zudem gab es Kritik an Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff für die Entscheidung, das Quartier der Nationalmannschaft im schattigen, am Wald gelegenen Watutinki vor den Toren Moskaus, aufzuschlagen. Dabei habe keine gute Stimmung wie beim Titelgewinn 2014, als man im Campo Bahia quartiert hatte, aufkommen können.[13] Das sonnige Sotschi, am Schwarzen Meer gelegen, sei die bessere Wahl gewesen. Hier hatte die Nationalmannschaft schon während des Konföderationen-Pokals 2017, als sie den Titel gewann, ihr Quartier gehabt. Mats Hummels soll in Watutinki über kaltes Wasser, das aus den Duschen kam, geklagt haben, bei Matthias Ginter soll der Fernseher von der Wand gefallen sein.[14] Bundestrainer Löw soll mit der Entscheidung für Watutinki unzufrieden gewesen sein[14] und präsentierte sich, als Deutschland gegen Schweden ein Spiel in Sotschi hatte, entspannt am Strand, lehnte etwa lässig an einen Laternenpfahl oder schlenderte die Promenade entlang.[15][16] Bierhoff begründete die Entscheidung pro Watutinki mit weniger Reisestrapazen, wäre man Gruppenerster geworden, wovon man vor der WM ausgegangen sei.[13] Zudem habe Sotschi über keinen Trainingsplatz verfügt.[15] Manche Experten sahen die Kritik an der Quartierwahl allerdings als übertrieben an und verwiesen auf das windige, karge Malente, wo die Nationalmannschaft früher vor Weltmeisterschaften ihr Trainingslager hatte und sich der legendäre „Geist von Malente“ entwickelte.

Auch gab es vor, während und nach der WM immer wieder Kritik an Bierhoff und der DFB-Spitze wegen mangelnder Fannähe.[17] So wurde etwa kritisiert, dass während des Trainingslagers in Eppan (Südtirol) der Trainingsplatz mit blauen Folien abgeschirmt wurde und die Nationalspieler in Russland mitgereisten Fans kaum Autogramme gaben. Der DFB-Spitze wurde „Abgehobenheit“ und „Entfremdung von den Fans“ vorgeworfen.[17][18][19][20] Insbesondere die von Bierhoff eingeführten (Marketing)slogans wie DIE MANNSCHAFT, #ZSMMN (ausgesprochen: „Zusammen“) oder Best Never Rest wurden von einigen Medien und Fans dabei stellvertretend als Symbol für die Abgehobenheit der DFB-Spitze wahrgenommen.[17][18][19][20] Kritisiert wurde, der DFB habe den Kontakt zu den Fans verloren[17][21] und dass Bierhoff „Vermarktung um jeden Preis“ betrieben habe.[18] Der #ZSMMN war dabei gar kein Marketingslogan, sondern sollte nur Tätigkeiten und soziale Projekte des DFB während der WM 2018 zusammenfassen.[22] DFB-Präsident Reinhard Grindel sagte daraufhin, er nehme auch wahr, dass an der Basis der Begriff DIE MANNSCHAFT als sehr künstlich empfunden werde und zog daher sogar kurzzeitig eine Abschaffung des Namens in Betracht.[23] Bierhoff nahm die Kritik sehr ernst[22][24] und kündigte für die Zukunft mehr Fannähe an. Man werde versuchen, „Nahbarkeit und Bodenständigkeit wieder zu intensivieren“. Bierhoff weiter: „Wir müssen wieder Nähe aufbauen“.[24] Vor der WM 2006 habe man einen Verhaltenskodex entwickelt, an den man sich in letzter Zeit nicht mehr ganz gehalten habe.[21] Die neue Fannähe war in den Spielen nach der WM deutlich spürbar.[25]

Außerdem kam es im Zuge der Aufarbeitung des WM-Ausscheidens mit einer Dauer von ca. 110 Minuten zur längsten Pressekonferenz der DFB-Geschichte, bei der Bierhoff und Löw sich den Fragen der Journalisten stellten.[26] Dort erklärte Bundestrainer Jogi Löw, dass die Fehler, die er bei der WM gemacht habe, „fast schon arrogant“ gewesen seien. Er habe alles „perfektionieren“ und „auf die Spitze treiben“ wollen.[27][28]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. fifa.com: Frankreich ganz oben – Neue Berechnungsmethode eingeführt (Memento des Originals vom 16. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  2. www.dfb.de: Kurze Wege: Die ‚Mannschaft‘ bezieht WM-Quartier nahe Moskau
  3. resources.fifa.com: 2018 FIFA World Cup Russia – Team Base Camps (Memento des Originals vom 11. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/resources.fifa.com (engl.)
  4. hotels.fifa.com: Vatutinki Hotel Spa Complex (Memento des Originals vom 9. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hotels.fifa.com
  5. www.dfb.de: Finaler WM-Kader: Löw streicht Leno, Tah, Sané und Petersen
  6. DFB-Kapitän Manuel Neuer: "Es war ein Nichts, totale Leere". tagesspiegel.de, 26. Dezember 2018, abgerufen am 9. Januar 2019.
  7. Nationalmannschaft – "Es war surreal": Neuer beschreibt in emotionalem Beitrag Moment nach frühem WM-Aus. Focus Online, 26. Dezember 2018, abgerufen am 9. Januar 2019.
  8. Mesut Özil: So reagieren Politiker auf den Rücktritt. Hamburger Abendblatt, 23. Juli 2018, abgerufen am 15. Januar 2019.
  9. Kritik, Missverständnis – Ende? Wie der DFB bei Mesut Özil versagt. n-tv.de, 7. Juli 2018, abgerufen am 15. Januar 2019.
  10. sid: Mesut Özil: Alle drei Teile seiner Erklärung im Wortlaut. eurosport.de, 23. Juli 2018, abgerufen am 15. Januar 2019.
  11. rt: Antonio Rüdiger: Nationalspieler soll mit Shisha-Pfeife zur WM gereist sein. In: welt.de. 29. August 2018, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  12. Für mehr Disziplin im Team – Löw führt den Zapfenstreich wieder ein. Sportbild.de, 4. September 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  13. a b "Böser Bube" Bierhoff – Der Ungeist von Watutinki. Süddeutsche Zeitung Online=, 29. Juni 2018, abgerufen am 21. August 2020.
  14. a b Bei einem Spieler fiel Fernseher von der Wand – Löw wollte gar nicht erst dorthin: Frust über WM-Quartier ist großes Problem. Focus Online, 20. Juni 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  15. a b Simon Braasch: Am Watutinki-Pranger – Bierhoff wehrt sich gegen Vorwürfe! MOPO online, 20. Juni 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  16. FUSSBALL BILD Nr. 142/25 vom 21. Juni 2018, S. 2/3.
  17. a b c d Dirk Büttner: WM 2018: Welche Verantwortung Oliver Bierhoff am DFB-Debakel hat. web.de, 3. Juli 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  18. a b c Dominik Kaiser: Die Rolle des Oliver Bierhoff: Den Fan auf der Strecke gelassen. ran.de, 28. Juni 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  19. a b DFB-Teammanager: Bierhoff hat die Nationalmannschaft zum Produkt gemacht. RP Online, 30. Juni 2018, abgerufen am 25. Oktober 2018.
  20. a b Marco Seliger: Kritik an DFB-Manager nach der WM – Was Oliver Bierhoff alles falsch gemacht hat. Stuttgarter Nachrichten, 18. August 2018, abgerufen am 2. Juli 2018.
  21. a b Benimm-Regeln für Nationalspieler – So soll das Image des DFB-Teams aufpoliert werden. t-online.de.de, 6. September 2018, abgerufen am 25. Oktober 2018.
  22. a b "Tut mir leid, hab‘ mich da falsch ausgedrückt". ZDF Mediathek, 6. Juli 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  23. Grindel kritisiert sich, Bierhoff und Slogan "Die Mannschaft". kicker.de, 18. August 2018, abgerufen am 25. Oktober 2018.
  24. a b Jogi Löw und Oliver Bierhoff führen Verhaltenskodex für DFB-Stars ein: "Geben eine klare Richtung vor". goal.com, 6. September 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  25. Übungseinheit vor Holland-Kick – DFB-Auswahl trainiert Fan-Nähe mit Bravour. ntv.de, 9. Oktober 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  26. WM-Analyse des DFB: Trainer ernst, Manager smart. Spiegel Online, 29. August 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  27. Joachim Löw nach WM 2018: „Es war fast schon arrogant“ – Aus für Thomas Schneider. Stuttgarter Zeitung, 29. August 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  28. Löw: "Mein allergrößter Fehler – fast schon arrogant". Kicker Online, 29. August 2018, abgerufen am 26. Oktober 2018.