Alvis Cars

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Alvis-Logo
Alvis-Kühlerfigur: Adler mit hochgestellten Flügeln (Version um 1933)
Kühlerfigur: Alvis’ „Silberner Adler“ (spätere Version)
Hase als Kühlerfigur von Alvis Cars

Autos der Marke Alvis wurden von dem Unternehmen Alvis Car and Engineering Company Ltd in Coventry, England von 1920 bis 1967 produziert. Die Gesellschaft produzierte auch Flugmotoren und Militärfahrzeuge, letztere auch noch, nachdem die Autoproduktion eingestellt worden war.

Geschichte

Die Ursprungsfirma, T. G. John and Co. Ltd., wurde 1919 gegründet. Die ersten Produkte waren Stationärmotoren, Vergasergehäuse für den Hersteller Zenith und der leichte Motorroller Stafford Mobile Pub. Im Herbst 1919 schlug der Konstrukteur Geoffrey de Freville dem Gründer T. G. John vor, einen von ihm entworfenen Vierzylindermotor herzustellen.

Das erste Automodell, der 10/30, benutzte de Frevilles Konstruktion und verkaufte sich von Beginn an gut. Seitdem wurde das Firmenlogo (ein umgedrehtes rotes Dreieck mit dem Wort Alvis) benutzt. 1921 änderte das Unternehmen seinen Namen in „Alvis Car and Engineering Company Ltd.“ und zog in neue Fertigungshallen in der Holyhead Road in Coventry; dort verblieb die Produktion bis November 1940, als die Anlagen bei den verheerenden deutschen Luftangriffen auf die Stadt zerstört wurden.

1923 stießen Captain George Thomas Smith-Clarke als Chefingenieur und kurze Zeit später W. M. Dunn als Chefkonstrukteur hinzu. Diese Partnerschaft hielt 25 Jahre.

Der ursprüngliche 10/30-Motor mit seitlichen Ventilen wurde bis 1923 zum OHV 12/50 weiterentwickelt, der bis heute erfolgreich im historischen Motorsport eingesetzt wird. Ungefähr 350 12/50 hp und 60 12/60 hp existieren heute noch. Dies entspricht ca. 10 % der damaligen Produktion.

1927 wurde der Sechszylinder-14/75-h.p.-Alvis produziert. Dieser Motor war die Basis einer langen Reihe von Sechszylinder-Alvis-Autos, die bis 1939 gebaut wurden, bevor sie von 1950 bis 1967 eine völlig neue Form ersetzte. Die Karosserien für die Alvis-Chassis lieferten in der Vorkriegszeit in erster Linie Carbodies und Cross & Ellis.

1965 wurde Alvis von Rover übernommen. Der neue Eigentümer hatte kein Interesse an einem Fortbestand der Marke und ließ die Produktion auslaufen. Zwar wurde noch gemeinsam der Rover-Alvis P6-BS entwickelt, ein kompakter Sportwagen mit Rovers eigenem V8-Motor; zu einer Produktion kam es indes nicht mehr. Daneben gab es die Idee, den Lagonda Rapide unter dem Namen Alvis zu produzieren; auch sie wurde nicht weiter verfolgt.

1981 wurde Alvis von der United Scientific Holdings plc übernommen, die 1992 den Namen in Alvis plc änderte. Im Oktober 2002 erwarb die Alvis plc die Tochtergesellschaft Vickers Defence Systems von Rolls-Royce und bildete mit ihr die Alvis Vickers. 2004 übernahm BAE Systems diese Gesellschaft. BAE Systems hält seitdem die Namensrechte an Alvis.

Modelle

Modelle 1920–1940

Typ Bauzeitraum Zylinder / Ventilsteuerung Hubraum Leistung Bild
10/30 1920–1923 4 / sv 1460 cm³ 30 bhp (22 kW)
11/40 1921–1922 4 / sv 1598 cm³ 30 bhp (22 kW)
12/40 1922–1924 4 / sv 1598 cm³ 30 bhp (22 kW)
12/50 SA 1923–1924 4 / ohv 1496 cm³ 50 bhp (37 kW)
12/50 SB 1923–1924 4 / ohv 1496 cm³ 50 bhp (37 kW)
12/50 SC 1924–1925 4 / ohv 1598 cm³ 50 bhp (37 kW) Alvis 12/50 Sports
12/50 SD 1927–1929 4 / ohv 1496 cm³ 50 bhp (37 kW) Alvis 12/50 Sportsman's Saloon.jpg
12/50 TE 1926 4 / ohv 1645 cm³ 50 bhp (37 kW)
12/50 TF 1926 4 / ohv 1496 cm³ 50 bhp (37 kW)
12/50 TG 1927–1929 4 / ohv 1645 cm³ 50 bhp (37 kW) Alvis 12/50
12/50 TH 1927–1928 4 / ohv 1496 cm³ 50 bhp (37 kW)
12/50 TJ 1930–1932 4 / ohv 1645 cm³ 50 bhp (37 kW)
12/60 TK 1931–1932 4 / ohv 1645 cm³ 52 bhp (38 kW) Alvis 12/60
12/60 TL 1932 4 / ohv 1645 cm³ 52 bhp (38 kW)
Firefly 1932–1934 4 / ohv 1496 cm³ 50 bhp (37 kW) Alvis Firefly „12“/S.A. 11,9 sports 4-Seater
Firebird 1934–1936 4 / ohv 1842 cm³ 55 bhp (40 kW) Alvis Firebird Tourer
12/70 1937–1940 4 / ohv 1842 cm³ 62,5 bhp (46 kW) Alvis 12/70
FWD FA 1928–1929 4 / ohc 1482 cm³ 50–75 bhp (37–55 kW) Alvis FWD Type FA
FWD FB 1928 4 / ohc 1482 cm³ 50–75 bhp (37–55 kW)
FWD FD 1928–1929 4 / ohc 1482 cm³ 50–75 bhp (37–55 kW)
FWD FE 1928–1929 4 / ohc 1482 cm³ 50–75 bhp (37–55 kW)
FWD 8/15 1929–1930 8 / dohc 1491 cm³ 125 bhp (92 kW)
14/75 1927–1929 6 / ohv 1870 cm³
Silver Eagle SA 1930 6 / ohv 2148 cm³ 72 bhp (53 kW) Alvis Silver Eagle
Silver Eagle SD 1930 6 / ohv 1991 cm³
Silver Eagle SE 1931 6 / ohv 1991 cm³
Silver Eagle TB 1931 6 / ohv 2148 cm³
Silver Eagle SF 1934–1935 6 / ohv 2148 cm³ Silver Eagle
Silver Eagle SG 1935–1936 6 / ohv 2362 cm³ 66 bhp (48,5 kW) Silver Eagle SG
Crested Eagle TD 1933–1935 6 / ohv 2511 cm³ Crested Eagle TD
Crested Eagle TE 1933–1935 6 / ohv 2148–2511 cm³
Crested Eagle TF 1936 6 / ohv 2762 cm³ 77 bhp (56,6 kW)
Crested Eagle TK 1936 6 / ohv 2762 cm³ 77 bhp (56,6 kW)
Crested Eagle TJ 1937–1939 6 / ohv 2762 cm³ 77 bhp (56,6 kW)
Crested Eagle TK 1937–1939 6 / ohv 2762 cm³ 77 bhp (56,6 kW)
Crested Eagle TA 1937 6 / ohv 3571 cm³ 106 bhp (78 kW)
Crested Eagle TB 1937 6 / ohv 3571 cm³ 106 bhp (78 kW)
Crested Eagle TC 1938–1940 6 / ohv 3571 cm³ 106 bhp (78 kW)
Crested Eagle TD 1938–1939 6 / ohv 3571 cm³ 106 bhp (78 kW)
Silver Crest TF 1936–1940 6 / ohv 2362 cm³ 68 bhp (50 kW)
Silver Crest TH 1937–1940 6 / ohv 2762 cm³ 95 bhp (70 kW)
Speed 20 SA 1932–1933 6 / ohv 2511 cm³ 87 bhp (64 kW) Speed 20 SA
Speed 20 SB 1933–1935 6 / ohv 2511 cm³ 87 bhp (64 kW) Speed 20 SB
Speed 20 SC 1935 6 / ohv 2762 cm³ 87 bhp (64 kW)
Speed 20 SD 1935–1936 6 / ohv 2762 cm³ 87 bhp (64 kW) Speed 20 SD
3½ litre 1935–1936 6 / ohv 3571 cm³ 102 bhp (75 kW) Alvis 3½ litre Cabrio (1935)
Speed 25 SB 1936–1938 6 / ohv 3571 cm³ 106 bhp (78 kW) 1937 Alvis Speed 25
Speed 25 SC 1938–1940 6 / ohv 3571 cm³ 106 bhp (78 kW) 1938 Alvis Speed 25
4.3 litre 1937–1940 6 / ohv 4387 cm³ 137 bhp (101 kW) Alvis 4.3 litre Saloon

Modelle 1945–1967

Typ Bauzeitraum Zylinder / Ventilsteuerung Hubraum Leistung Bild
TA 14 1945–1950 4 / ohv 1892 cm³ 65 bhp (48 kW) Alvis TC 14 (1948)
TB 14 1948–1951 4 / ohv 1892 cm³ 68 bhp (50 kW) Alvis TB 14, Bj. 1949
TA 21 1950–1953 6 / ohv 2993 cm³ 83–93 bhp (61–67,6 kW) 1953 Alvis TA 21 DHC
TB 21 1950–1953 6 / ohv 2993 cm³ 95 bhp (70 kW) Alvis TB 21 Roadster
TC 21/100 1953–1956 6 / ohv 2993 cm³ 100 bhp (74 kW) Alvis TC 21/100 Drophead Coupe (1954)
TC 108/G 1955–1958 6 / ohv 2993 cm³ 104 bhp (76,5 kW) Alvis TC 108/G (1955)
TD 21 1958–1963 6 / ohv 2993 cm³ 115 bhp (84,5 kW) Alvis TD21 Cabrio
TE 21 1963–1965 6 / ohv 2993 cm³ 130 bhp (95,5 kW) Alvis 1965 TE21 Saloon
TF 21 1965–1967 6 / ohv 2993 cm³ 150 bhp (110 kW) Alvis TF21 Cabriolet
Alvis Saladin FV601
Alvis Saracen FV603

Militärfahrzeuge

Alvis war von Beginn an an der Entwicklung von militärischen Radfahrzeugen mit gleicher Geländegängigkeit wie ein Kettenfahrzeug beteiligt und übernahm seit 1956 die Serienfertigung der sechsrädrigen Baureihe FV 600 (Fighting Vehicle 600) für die britische Armee.

Der Alvis Saladin FV601 wurde als Spähpanzer in der britischen Armee eingeführt und erwies sich als Verkaufserfolg. Alle Commonwealth-Staaten und einige andere, wie z. B. die Bundesrepublik Deutschland, kauften diesen Waffenträger in großen Stückzahlen. Beim Bundesgrenzschutz (BGS) war er zwischen 1966 und 1974 im Einsatz.[1][2] Bis zur Einstellung der Produktion wurden 1177 Saladin hergestellt.

Der gepanzertes Mannschaftstransportfahrzeug Alvis Saracen FV603 wurde teils mit dem kleinen Maschinengewehrturm des Daimler Ferrets ausgerüstet. Der Saracen wurde in den 1970er-Jahren auch in Nordirland eingesetzt und dort auch von der nordirischen Polizei genutzt. Er wird noch heute von Indonesien und einigen Commonwealth-Staaten wie beispielsweise Indien eingesetzt und wahrscheinlich noch bis in die 2020er-Jahre in diesen Ländern im Einsatz sein.

Darüber hinaus wurde von Alvis der Alvis Salamander FV651/652 entwickelt, ein hochgeländegängiges Schnelleinsatz- und Flugfeldlöschfahrzeug.

Englische Panzersoldaten forderten nach dem Koreakrieg ein sehr robustes, geländegängiges und schwimmfähiges Versorgungsfahrzeug. Alvis nahm die Anregungen 1959 auf und entwickelte auf eigene Kosten mit umgerechnet etwa 5,5 Mio €, auf der Basis ihrer FV 600 Serie den Alvis Stalwart, einen Amphibien-LKW. 1966 wurde der Stalwart Mk.I (FV 620) in die britische Armee eingeführt. Alvis versuchte auch den Verkauf an befreundete Staaten anzutreiben, indem das Fahrzeug in einer Vielzahl von Varianten angeboten wurde:

  • Versorgungsfahrzeug (FV620 und FV622)
  • Artillerie-Protze und Zugmaschine mit Atlas- oder Hiab Kran (FV623)
  • Werkstatt- und Bergungswagen (FV624) (ebenfalls mit Kran)

Vom Beginn des Serienbaus 1966 bis zur Einstellung der Produktion im April 1971 wurden 1110 Stalwart gebaut. 125 davon gehörten zur Mk.1 Serie. Von den 970 Mk.2 Stalwart wurden nur 24 an ausländische Interessenten verkauft, davon 2 an die Bundesrepublik Deutschland, 3 an Österreich, 18 an Schweden und einen an Thailand.

Im Oktober 2002 erwarb die Alvis plc die Tochtergesellschaft Vickers Defence Systems von Rolls-Royce und bildete mit ihr die Alvis Vickers. Bis zur Übernahme durch BAE Systems 2004 war damit auch deren Rüstungsbereich Teil von Alvis.

Flugmotoren

Im August 1935 fiel die Entscheidung, eine Produktionslizenz für den Gnôme et Rhône 14K zu erwerben. Alvis konstruierte auf dieser Basis eine Reihe von Motoren mit 14 und 18 Zylindern als Doppelsternmotoren mit Namen wie Alcides, Maeonides und Pelides. Diese Motoren blieben weitestgehend erfolglos. Lediglich eine Eigenkonstruktion von Cpt. George Thomas Smith-Clarke, der Leonides, wurde ein kommerzieller Erfolg. Ende der 1950er-Jahre wurde eine neue Konstruktion mit sehr kleinen Zylinderinhalten forciert, aber nicht zu Ende entwickelt.

Einzelnachweise

  1. Hans-Jürgen Schmidt: Wir tragen den Adler des Bundes am Rock – Chronik des Bundesgrenzschutzes 1951–1971, Fiedler-Verlag, Coburg 1995 ISBN 3-923434-17-0, S. 61
  2. Hans-Jürgen Schmidt: Wir tragen den Adler des Bundes am Rock – Chronik des Bundesgrenzschutzes 1972–1992, Fiedler-Verlag, Coburg 1994 ISBN 3-923434-21-9, S. 21

Weblinks

Commons: Alvis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien