Poel

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Wappen Deutschlandkarte
Poel
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Insel Poel hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 0′ N, 11° 26′ OKoordinaten: 54° 0′ N, 11° 26′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Nordwestmecklenburg
Höhe: 8 m ü. NHN
Fläche: 36,34 km2
Einwohner: 2528 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 70 Einwohner je km2
Postleitzahl: 23999
Vorwahl: 038425
Kfz-Kennzeichen: NWM, GDB, GVM, WIS
Gemeindeschlüssel: 13 0 74 035
Gemeindegliederung: 15 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Gemeindezentrum 13
23999 Insel Poel
Website: www.ostseebad-insel-poel.de
Bürgermeisterin: Gabriele Richter (parteilos)
Lage der Gemeinde Insel Poel im Landkreis Nordwestmecklenburg
KarteSchleswig-HolsteinSchleswig-HolsteinSchwerinLandkreis RostockLandkreis RostockLandkreis Ludwigslust-ParchimLandkreis Ludwigslust-ParchimBad KleinenBarnekowBobitzDorf MecklenburgGroß StietenHohen ViechelnLübowMetelsdorfVentschowDragunGadebuschKneeseKrembzMühlen EichsenRögnitzRoggendorf (Mecklenburg)VeelbökenBernstorfGägelowStepenitztalStepenitztalStepenitztalRoggenstorfRütingTestorf-SteinfortUpahlWarnow (bei Grevesmühlen)DamshagenHohenkirchen (Mecklenburg)KalkhorstKlützZierowAlt MetelnBad KleinenBrüsewitzCramonshagenDalberg-WendelstorfGottesgabe (bei Schwerin)Grambow (bei Schwerin)Klein TrebbowLübstorfLützow (Mecklenburg)PerlinPingelshagenPokrentSchildetalSeehof (Mecklenburg)ZickhusenBenz (bei Wismar)BlowatzBoiensdorfHornstorfKrusenhagenNeuburg (Mecklenburg)BibowGlasinJesendorfJesendorfLübberstorfNeuklosterPasseeWarinZüsowZurowCarlow (Mecklenburg)DechowGroß MolzahnHoldorf (Mecklenburg)Königsfeld (Mecklenburg)RehnaRehnaRehnaRiepsSchlagsdorfThandorfUtechtWedendorferseeDassowGrieben (Mecklenburg)LüdersdorfMenzendorfRoduchelstorfSchönberg (Mecklenburg)SelmsdorfSiemz-NiendorfBoltenhagenGrevesmühlenInsel PoelPoelWismar
Karte

Die Insel Poel [pøːl] liegt nahe Wismar in der Wismarer Bucht in der Ostsee. Seit 2012 ist sie Bestandteil der Metropolregion Hamburg.

Die amtsfreie Gemeinde Insel Poel umfasst die Insel sowie die nordöstlich vorgelagerte Insel Langenwerder. Sie gehört zum Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern. 1997 wurde Insel Poel staatlich anerkannter Erholungsort, seit 2004 trägt die Gemeinde den Titel Ostseebad.

Timmendorf (Hafen mit Leuchtturm)

Geografie

Geografische Lage

Hauptort der Gemeinde ist Kirchdorf am Ende der tief von Süden einschneidenden Bucht Kirchsee. Neben der Wismarer Bucht im Süden wird die Insel im Osten von dem Breitling und der Zaufe sowie im Nordosten durch die Kielung vom Festland getrennt. Die Insel ist mit 34,3 km² Fläche die siebtgrößte deutsche Insel.

Poel ist über einen befahrbaren Damm mit dem Festland (Gemeinde Blowatz, Ortsteil Groß Strömkendorf) verbunden.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Insel Poel besteht aus 15 Ortsteilen[2] (Einwohnerzahl: Stand 2016[3]):

  • Am Schwarzen Busch (56)
  • Brandenhusen (25)
  • Fährdorf (168)
  • Gollwitz (64)
    mit nördlich vorgelagerten unbewohnten Inseln wie Langenwerder
  • Kaltenhof (117)
  • Kirchdorf (1016)
  • Malchow (126)
  • Neuhof (66)
  • Niendorf (66)
  • Oertzenhof (371)
  • Seedorf (14)
  • Timmendorf (170)
  • Vorwerk (54)
  • Wangern (98) mit Hinter Wangern
  • Weitendorf (101) mit Einhusen und Weitendorf-Hof

Geschichte

Karte von 1850

Name

Der Name Poel leitet sich wahrscheinlich vom altnordischen Phol ab, welcher in der germanischen Mythologie den Gott des Lichtes darstellt. Der Name Poel könnte sich aber auch aus der slawischen Bezeichnung für „flaches Feld“ herleiten lassen.[4]

12. Jahrhundert bis zum Dreißigjährigen Krieg

1163 wurde Poel durch die Bestätigung der Schenkung des Zehnten der gesamten Insel und der Ortschaft Fährdorf in einer Urkunde des Erzbischofs Hartwig von Bremen erstmals urkundlich erwähnt. Die Schenkung wurde 1173 von Kaiser Barbarossa bestätigt. Bereits 1210 wurde der Zehnte dann zwischen den mecklenburgischen Herzögen und den Lübeckern geteilt. Um 1210 holte Heinrich Borwin I. von Mecklenburg deutsche Siedler auf die Insel. In dieser Zeit begann man mit dem Bau der Kirchdorfer Dorfkirche, die in vier Etappen gebaut und um etwa 1350 vollendet wurde. Laut Bernhard Latomus ließen sich die Ritter von Pfuel (Poele) um 1170 auf Poel nieder. 1229 wurde ein Berent, 1247 ein Abben von Pfuͤle Johann I. von Mecklenburg „rühmlich eingeführet“.[5] Um 1316 erwarb das holsteinische Kloster Cismar neben Streubesitz um Wismar auch Land auf der Insel Poel. In Westergollwitz waren es von 1321 bis 1328 vierzehn Hufen, in Ostergollwitz von 1316 bis 1328 sieben Hufen, in Vorwerk von 1321 bis 1329 neun Hufen und in Malchow von 1321 bis 1329 sieben Hufen.[6] 1318 verkaufte der Herzog die gesamte Insel und dazu noch sieben Dörfer auf dem Festland an die Ritter von Plessen, Preen und Stralendorff. 1344 erwarb das Lübecker Heiligen-Geist-Hospital die Dörfer Seedorf, Brandenhusen, Weitendorf und Wangern. 1614 begannen die Bauarbeiten an der Poeler Festungsanlage mit Schloss. Auftraggeber war Herzog Adolf Friedrich I., der 1598 nach einer langjährigen Auseinandersetzung mit dem Lübecker Domkapitel dessen Ländereien auf der Insel und dann 1615 auch noch die Güter derer von Stralendorff erwarb. Unter der Anleitung des Generalbaumeisters und Ingenieurs Gerhart Evert Pilooth entstand ein imposantes Bauwerk.

Dreißigjähriger Krieg und Schwedenzeit

Grundriss der Festung Poel um 1700
1850: Wismarer Bucht mit Festungen Wismar, Poel und Fort Walfisch

Um 1618 waren die Bauarbeiten im Großen und Ganzen abgeschlossen. Im Juni 1620 traf sich König Gustav II. Adolf von Schweden mit Herzog Adolf Friedrich I. auf dem Poeler Schloss. Zwei Monate später wurde die Braut des Königs, Prinzessin Maria Eleonora von Brandenburg, auf ihrem Weg zur Vermählung in Stockholm auf der Insel Poel mit einem Festgottesdienst in der Kirche und mit mehrtägigen Feierlichkeiten im Schloss vom mecklenburgischen Herzog empfangen. 1627 besetzten dänische Truppen auf dem Rückzug aus Mecklenburg für kurze Zeit die Poeler Festungsanlage. 1628 marschierten kaiserliche Truppen unter Wallenstein ins Land. Als die mecklenburgischen Herzöge 1631 das Poeler Schloss wieder in Besitz nahmen, fanden sie es verwüstet vor. Es wurde zwar wieder instand gesetzt, aber schon um 1635 wurde es von den Schweden besetzt, nachdem Mecklenburg Frieden mit dem Kaiser geschlossen hatte. 1638 besetzten kaiserliche Truppen die Festung wieder. Als 1648 Mecklenburg den Westfälischen Frieden unterzeichnete, wurde die Insel Poel (mit Ausnahme der Hospitaldörfer Wangern und Golwitz) für die nächsten Jahrhunderte schwedisches Reichslehen, wenn auch immer wieder von Brandenburgern (1675), Dänen (1711), Preußen und Hannoveranern (1716) kurzzeitig besetzt. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) kamen die Preußen mehrmals plündernd vorbei. Da die Schweden ab 1648 die benachbarte Stadt Wismar zu einer Festung ausbauten, hatten sie kein Interesse an der Poeler Festungsanlage und ließen das Schloss verfallen. Im Dezember 1703 brachte ein Orkan den Turm des Schlosses zum Einsturz. Wenige Jahrzehnte danach stand das Schloss nur noch als Ruine da. Im 19. Jahrhundert durften die Poeler die Ruinen als Steinbruch nutzen.

19. Jahrhundert bis heute

1803 zahlte Herzog Friedrich Franz I. einen Kredit von 1,25 Millionen Reichstalern an Schweden und bekam aufgrund des Malmöer Pfandvertrages für 99 Jahre die Rechte an Poel zurück. Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erhielt er auch die Lübecker Hospitaldörfer.

Die schwedische Krone verzichtete 1903 auf die Einlösung des Pfandes, und Poel kehrte nach Mecklenburg zurück.[7] Seit 1927 gibt es eine feste Straßenverbindung zum Festland. Verwaltungsmäßig gehörte Poel zum Amt Wismar-Poel-Mecklenburg-Redentin im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin.

Bestellung eines Kartoffelackers des Landesgutes Kaltenhof im Frühjahr 1948
Wegweiser in der Gemeinde

Das Gutshaus Vorwerk wurde um 1880 errichtet, das zweigeschossige Gutshaus Wangern um 1911 im Jugendstil (heute Ferienresidenz Steinhagen).

Am 3. Mai 1945 lösten sowjetische Truppen die britischen Einheiten von Poel ab. Am gleichen Tag versenkten britische Jagdflieger die Cap Arcona und drei weitere Schiffe mit über 7000 KZ-Häftlingen. 28 von ihnen wurden tot an Poeler Strände angespült. Nach Kriegsende gehörte Poel zur sowjetisch besetzten Zone Deutschlands, ab 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik.

Nach dem Fall der innerdeutschen Grenze konstituierte sich am 19. Dezember 1989 in Kirchdorf der Runde Tisch der Gemeinde. Im Mai 1990 fanden die ersten demokratischen Wahlen zur Gemeindevertretung statt.

Von 1952 bis 1994 gehörte die Gemeinde zum Kreis Wismar-Land (bis 1990 im DDR-Bezirk Rostock, danach im Land Mecklenburg-Vorpommern). Durch die Kreisgebietsreform 1994 wurde die Gemeinde in den Landkreis Nordwestmecklenburg eingegliedert.

Einwohnerentwicklung

1946 erreichte die Bevölkerungszahl Poels durch Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten mit über 5100 Einwohnern ihren Höhepunkt nach 1905 Einwohnern in 1939.[8] Seit 1990 ist die Einwohnerzahl rückläufig.

Jahr Einwohner
1990 2810
1995 2825
2000 2873
2005 2838
2010 2660
Jahr Einwohner
2015 2497
2016 2486
2017 2490
2018 2485
2019 2463

Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres[9]

Politik

Gemeindevertretung

Die Wahl zur Gemeindevertretung am 26. Mai 2019 führte bei einer Wahlbeteiligung von 61,6 % (2014: 52,4 %) zu folgendem Ergebnis:[10]

Partei / Liste Stimmenanteil Sitze +/−
Poeler für Poel 43,2 % 6 + 2
CDU 22,1 %  3 ± 0
SPD 15,2 % 2 ± 0
Einzelbewerberin Sandra Mirow 07,0 % 1 + 1
Die Linke 05,9 % 1 ± 0
3 Einzelbewerber zusammen 06,6 % - - 3
Gesamt 100 % 13 ± 0

Vorsitzender der Gemeindevertretung ist Bodo Köpnick.

Bürgermeister

  • 1991–2004: Dieter Wahls (CDU)[11]
  • 2005–2012: Brigitte Schönfeldt (SPD)
  • seit 2012: Gabriele Richter (parteilos)

Richter wurde in der Bürgermeisterwahl am 4. November 2018 mit 62,2 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von sieben Jahren[12] gewählt.[13][14]

Wappen

Wappen der Insel Poel
Wappen der Insel Poel
Blasonierung: „Geteilt durch einen goldenen Faden; oben in Blau ein voll besegeltes silbernes Zeesenboot; unten in Grün eine goldene Rapsblüte.“[15]
Wappenbegründung: In dem Wappen soll der Faden den Ostseestrand symbolisieren. Während das Zeesenboot auf den traditionsreichen Fischfang hinweist, der mit diesem Bootstyp bis in die 60er Jahre des 20. Jh. ausgeübt wurde, steht die Rapsblüte für die Landwirtschaft, insbesondere für die 1897 begründete Rapszucht.

Das Wappen und die Flagge wurde von dem Kirchdorfer Joachim Saegebarth gestaltet. Es wurde am 16. September 1993 durch das Ministerium des Innern genehmigt und unter der Nr. 175 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Flagge

Flagge der Gemeinde Ostseebad Insel Poel

Die Flagge wurde am 29. September 1993 durch das Ministerium des Innern genehmigt.

Die Flagge ist gleichmäßig längs gestreift von Blau, Gelb und Grün. In der Mitte des gelben Streifens liegt, auf jeweils ein Fünftel der Höhe des blauen und des grünen Streifens übergreifend, das Gemeindewappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.[16]

Dienstsiegel

Das Dienstsiegel zeigt das Gemeindewappen mit der Umschrift „GEMEINDE OSTSEEBAD INSEL POEL“.[16]

Gemeindepartnerschaft

Partnergemeinde von Poel ist seit 2003 Hammarö in Schweden.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Kirche in Kirchdorf
Informationstafel
Gedenkstätte für die Toten der Cap Arcona in Schwarzer Busch

Dorfkirche Kirchdorf

Wahrscheinlich ist die Kirche in Kirchdorf in vier oder fünf Etappen in der Zeit von 1210 bis etwa 1350 gebaut worden. Es gibt mehrere Indizien dafür, dass der im romanischen Stil gebaute Turm der älteste Teil der Kirche ist und neben seiner Funktion als Raum für Gottesdienste auch als Zufluchtsort, Speicher, Aussichts- und Glockenturm diente. An den Turm wurde das erste Langhaus wahrscheinlich um 1230/40 im romanischen Stil angebaut, etwa fünfzig Jahre später der Chor. Der Turm ist mit seinen 47 Metern Höhe ein weithin sichtbarer Punkt der Insel. In der Kirche befinden sich zwei Flügelaltäre aus dem 15. Jahrhundert. Die Orgel der Kirche wurde 1704 aus Neukloster erworben. Ihr Prospekt stammt aus dem 17. Jahrhundert, das Werk wurde 1875 durch Friedrich Albert Mehmel erneuert und 1968 generalüberholt. 1936 baute Richard Schwarz das Modell eines Zeesenbootes, das seitdem an der Nordwand der Kirche steht. In der Kirche finden neben den Gottesdiensten im Sommer auch Konzerte statt.

Schlosswall

Der Schlosswall ist der Überrest der Wallanlagen. 1614 begannen die Bauarbeiten an der Poeler Festungsanlage mit Schloss. Unter Anleitung des Generalbaumeisters und Ingenieurs Gerhart Evert Pilooth entstand ein imposantes Bauwerk, bestehend aus zwei Teilen: der Schlossanlage in Form eines fünfzackigen Sternes und dem sogenannten „Hornewerck“ in Form eines Sternschweifs, wo sich die Kirche, Soldatenunterkünfte, die Wohnung des Hauptmanns und Ställe befanden, umgeben von einem System von Wassergraben und elf Meter hohen Erdwällen.

Das Schloss verfiel nach dem Dreißigjährigen Krieg. Im 19. Jahrhundert wurden die letzten Reste abgetragen, es blieben nur noch die Fundamente der Gebäude. Ein Modell des Schlosses befindet sich im Heimatmuseum.

Heimatmuseum

Im Heimatmuseum der Insel Poel in der Nähe des Gemeindezentrums im Zentrum Kirchdorfs werden auf 250 m² das Leben und die Entwicklung der Insel dargestellt. Dabei werden sowohl die geologische wie auch die historische Entwicklung präsentiert. Dazu kommen wechselnde Sonderausstellungen.

Gedenkstätte für die Toten der Cap Arcona

Am 3. Mai 1945 lagen die Cap Arcona und die Deutschland in der Lübecker Bucht und wurden von Flugzeugen der Royal Air Force RAF angegriffen. Zwischen 1946 und 1950 wurde im Gemeindeteil Schwarzer Busch im Norden der Insel eine Gedenkstätte für die Toten der Cap Arcona angelegt, die an die 28 nach dem Untergang des Schiffes an dem Strand der Insel angeschwemmten toten Häftlinge aus dem KZ Neuengamme (andere Quellen: KZ Stutthof) erinnert. 1979 wurde die Gedenkstätte umgestaltet. Das Heimatmuseum informiert in einer Ausstellung über die Umstände dieser Schiffstragödie. Rund 6400 der etwa 7000 KZ-Insassen auf der Cap Arcona und der Thielbek verbrannten, ertranken oder wurden erschossen. Die Versenkung der Cap Arcona gehört mit denen der Wilhelm Gustloff und der Goya (ebenfalls 1945 in der Ostsee) sowie der japanischen Truppen- und Gefangenentransporter Jun’yō Maru (5620 Tote), Toyama Maru (5500 Tote) und Ryusei Maru (4998 Tote) 1944 mit zu den verlustreichsten Schiffsuntergängen.

Leuchttürme

Timmendorfer Leuchtturm

Auf Poel stehen zwei Leuchttürme in Timmendorf und Gollwitz. In Gollwitz steht zudem ein Leitfeuer. Alle Leuchtfeuer dienen der Navigation bei der Einsteuerung nach Wismar.

Bei Gollwitz stand ab 1929 ein Eisengitterturm. 1953 wurde er durch einen 7,6 Meter hohen Stahlbetonturm etwa einen Kilometer westlich des Ortes an der Poeler Nordküste ersetzt. 1956 wurde dort ein Richtfeuer für das Große Tief installiert, das man 1996 durch ein als Präzisionssektorenfeuer ausgeführtes Leitfeuer ersetzte. Es ist ein Gleichtaktfeuer (Iso/Glt. 4 Sekunden) mit schmalen weißen, roten und grünen Sektoren und einer Tragweite von 8,1 bis 6,5 Seemeilen.[17]

Das ursprünglich im gleichen Turm befindliche Leitfeuer leuchtet seit 1996 auf einem 23 Meter hohen Gitterstahlmast, der etwas westlich des Gebäudes am Strand steht. Es erreicht für den weißen, roten und grünen Sektor Tragweiten von 7,7 bis 6,1 Seemeilen und zeigt ein alle fünf Sekunden unterbrochenes Feuer (Oc/Ubr. 5 sec).

Strände

Strand bei Gollwitz im Winter
Küstenblick neben dem Hafen Timmendorf
  • Sandstrände mit Parkplatzangebot, sanitären Einrichtungen und Imbissmöglichkeiten befinden sich in Timmendorf Strand, am Schwarzen Busch sowie in Gollwitz.
  • Weitere Naturstrände sind am Küstenabschnitt zwischen Timmendorf und Am Schwarzen Busch zu finden. Die Strände verfügen weder über Parkplätze, Toiletten noch über Imbissangebote.
  • Ein FKK-Strand befindet sich in Wangern. Parkplätze sind vorhanden, sanitäre Anlagen sowie Imbissmöglichkeiten jedoch nicht.

Veranstaltungen

Neben naturkundlichen Veranstaltungen finden insbesondere im Sommer zahlreiche Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Diavorträge, Feste und Kinderveranstaltungen statt. Ein besonderer Höhepunkt ist das historische Schwedenfest im Sommer, welches rund um die Kirche in Kirchdorf gefeiert wird.

Seit 2017 findet jährlich im Spätsommer der Gelände-Hindernislauf Mudder Island statt. 2019 nahmen rund 1.200 Personen daran teil.[18]

Wirtschaft und Infrastruktur

Hans Lembke prüft Saatgut
Saatgutzucht auf der Insel Poel

Landwirtschaft

1897 gründete der Poeler Bauernsohn Hans Lembke in Malchow einen Saatzuchtbetrieb. 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG). In Niendorf lieferte 1968 eine Forellenzuchtstation 500 Tonnen Jahresproduktion. Ab 1972 bewirtschaftete das Volkseigene Gut Insel Poel (VEG) die gesamte Ackerfläche der Insel. Der Pflanzenanbau diente vorwiegend der Saatgutvermehrung. Die auf Poel gezüchteten Rapssorten deckten etwa 75 % des Saatgutbedarfs der DDR.

1992 kauften die Enkel des Saatzucht-Gründers Hans Lembke den Stammbetrieb zurück.

2002 erhielt Peter Lüth für die Entwicklung biologischer Pflanzenschutzmittel mit seiner Malchower Firma Prophyta den Deutschen Umweltpreis.

Verkehr

Damm mit Landesstraße 121 zwischen Festland und der Insel

Poel ist über einen Damm, über den die Landesstraße 121 führt, mit dem Festland verbunden. Über diese Straße verbinden die Mecklenburger Verkehrsbetriebe (mvb) mit den Buslinien 230 und 430 mehrmals täglich die Insel mit Wismar. Haltestellen befinden sich in Fährdorf, Malchow, Gollwitz, Kirchdorf, Weitendorf, Wangen und Timmendorf. Im Sommer bedient der Bus auch Haltestellen in Schwarzer Busch.

Poel verfügt über drei Häfen: Kirchdorf, Niendorf und Timmendorf-Strand. Während der Hafen Kirchdorf von Mai bis September etwa drei Mal täglich mit Wismar durch ein kleines Personenschiff verbunden ist (Fahrtzeit eine Stunde), dient der Hafen Timmendorf-Strand überwiegend der Fischerei. Alle Häfen verfügen zudem über Liegeplätze für Sportboote.

Im Hafen Timmendorf-Strand liegt an der Lotsenbrücke das Seenotrettungsboot Wolfgang Wiese der DGzRS, das eine Besatzung von rund 20 freiwilligen Rettungsmännern hat.

Gesundheit

1994 entstand am Schwarzen Busch die Ostsee-Klinik für Mutter-Kind-Kuren.

Freizeit und Sport

An den Stränden kann auf öffentlichen Anlagen Volleyball gespielt werden. Des Weiteren werden folgende Sportarten angeboten:

  • Bogenschießen und Tennis in Gollwitz
  • Segelklub Insel Poel
  • Fußball in Kirchdorf beim Poeler SV 1923
  • Reiten und Schießen in der Schießhalle Am Kickelberg
  • Golf, Kegeln, Minigolf Am Schwarzen Busch und Timmendorf Strand
  • Kitesurfen, Windsurfen und Katamaransegeln am Timmendorfer Strand

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Mit der Insel Poel verbundene Persönlichkeiten

Literatur

  • Fritz Meyer-Scharffenberg: Wismar, die Insel Poel und der Klützer Winkel. Hinstorff, Rostock 1965 (3., veränderte Auflage. ebenda 1990, ISBN 3-356-00340-2).
  • Friedrich Wigger: Die Festung Pöl. In: Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde. Bd. 48, 1883, ISSN 0259-7772, S. 1–53, (Digitalisat).
  • Thorsten Müller: Poel – Insel und Meer. Edition Einblick, Berlin 2010, ISBN 978-3-00-030398-2 (Fotobildband).
  • Joachim Saegebarth, Heinrich Baudis, Gertrud Schröder-Lembke: Insel Poel – Beiträge über Landschaft und Geschichte. Verlag Koch & Raum Wismar OHG, Wismar 2007, keine ISBN

Weblinks

Commons: Poel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Poel – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Hauptsatzung der Gemeinde Insel Poel, § 2 (PDF)
  3. Ortsteile & Bevölkerung
  4. Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 46, 1881, ISSN 0259-7772, S. 3–168, hier S. 108.
  5. Latomus, Bernhardus, 1560–1613: Uhrsprung und Anfang des in Vorzeiten Hochgeehrten Ritterstandes und dahero entsprossenen Compturien. Item Kurtze Beschreibung und Ordentliche StamRegiester aller und Jeden außgestorbenen und noch lebenden alten und Newen Adelichen und Rittermessigen im Lande zu Stargardt eingesessenen Geschlechtern/ mit grosser trew/ fleiß unnd Arbeit aus ihren und andern schrifftlichen monumentis auch aus mündlichem bericht zusamen getragen; Kellner, Stettin, 1619, Seite 154. In: DFG-Viewer. Abgerufen am 25. Mai 2019.
  6. Anna-Therese Grabowsky: Das Kloster Cismar.Neumünster 1982 ISBN 3-529-02180-6 S. 34–35.
  7. Stefan Gammelien: Wilhelm II. und Schweden-Norwegen 1888–1905. Spielräume und Grenzen eines persönlichen Regiments. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-8305-3122-7, S. 401–403.
  8. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Wismar. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern (Statistischer Bericht A I des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern)
  10. Ergebnis der Wahl zur Gemeindevertretung am 26. Mai 2019, abgerufen am 20. Januar 2020
  11. Bürgermeister der Insel Poel auf www.poel-ahnen.de
  12. Hauptsatzung der Gemeinde Insel Poel, § 9 (PDF)
  13. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 4. November 2018
  14. Gabriele Richter bleibt Bürgermeisterin. In: Ostsee-Zeitung, 4. November 2018.
  15. Hans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge - Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. Hrsg.: produktionsbüro TINUS; Schwerin. 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S. 166/167.
  16. a b Hauptsatzung § 1 (PDF).
  17. Website des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Lübeck (abgerufen am 30. Juni 2013)
  18. Kerstin Schröder: Extrem-Lauf auf Poel: 1200 Leute kämpfen sich durch Matsch und Mega-Hindernisse. In: Ostsee-Zeitung. 8. September 2019, abgerufen am 8. September 2019.