Lubmin
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 54° 8′ N, 13° 37′ O | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Vorpommern-Greifswald | |
Amt: | Lubmin | |
Höhe: | 8 m ü. NHN | |
Fläche: | 13,84 km2 | |
Einwohner: | 2176 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 157 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 17509 | |
Vorwahl: | 038354 | |
Kfz-Kennzeichen: | VG, ANK, GW, PW, SBG, UEM, WLG | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 75 083 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Geschwister-Scholl-Weg 15 17509 Lubmin | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Axel Vogt | |
Lage der Gemeinde Lubmin im Landkreis Vorpommern-Greifswald | ||
Lubmin ist eine Gemeinde im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns nahe der Stadt Greifswald und Verwaltungssitz des Amtes Lubmin, von dem Lubmin und neun weitere Gemeinden verwaltet werden. Lubmin trägt das Prädikat „Seebad“.
Geografie und Nachbargemeinden
Nördlich grenzt Lubmin unmittelbar an den Greifswalder Bodden, einem Nebengewässer der Ostsee. Den nordöstlichen Rand der Gemeinde bildet die Halbinsel Struck, welche von der Mündung des Peenestromes begrenzt wird. Das Seebad verfügt über einen kilometerlangen Sandstrand mit seichtem Gewässer auf der einen und Dünen auf der anderen Seite. Das Hochufer ist weitgehend mit Kiefern bewaldet.
Die unmittelbaren Nachbargemeinden sind im Südosten Kröslin und Rubenow, im Süden Wusterhusen und im Südwesten Brünzow. Etwas weiter westlich befindet sich die Universitäts- und Hansestadt Greifswald und südöstlich liegt Wolgast.
Geschichte
Mittelalter
1271 wurde „Lubbenin“ erstmals im Zusammenhang mit der Erhebung des Zehnten durch die Kirchengemeinde Wusterhusen urkundlich erwähnt.[2] Der Überlieferung zufolge ist der Ort von der Allerheiligenflut 1304 stark betroffen: Ein kräftiger Wind aus südwestlicher Richtung staute Wasser in der mittleren und nördlichen Ostsee, anschließend schlug der Wind auf Nordost um und drückte Wasser in den Bodden. Das Seewasser prallte auf die pommersche Küste und richtete dort schwere Schäden an.
Im Jahr 1309 überließ Herzog Bogislaw IV. Lubmin im Zuge der Reformation dem Zisterzienserkloster Eldena.
16. bis 18. Jahrhundert
Infolge des Dreißigjährigen Krieges kam Lubmin 1637 wie ganz Pommern unter schwedische Herrschaft. Der schwedische Marschall Carl Gustav Wrangel erwarb im Jahr 1652 das Gut Nonnendorf mit den Dörfern Lubmin, Latzow und Vierow 1652 aus einem Tausch heraus. 1768 pachteten Bauern erstmals Land von den Schweden, um es nach dem Wiener Kongress 1815 mit dem Übergang der Gemeinde zu Preußen für 11.500 Reichstaler zu erwerben.[2]
19. Jahrhundert
Die Gemeinde ist in dieser Zeit von Fischerei und Landwirtschaft geprägt: Lubmin bestand aus mehreren Erbhöfen, Kleinbauernstellen und Büdnereien. Von den typischen Bauernhäusern ist heute noch die Heimatstube in der Freester Straße erhalten geblieben. 1893 erfolgte ein Straßenanschluss an die Verbindung Eldena–Wolgast, 1898 wurde Lubmin über eine neu errichtete Haltestelle Lubmin Dorf an die Kleinbahnstrecke Greifswald–Wolgast angeschlossen. 1838 entstand in der Hafenstraße das erste Schulgebäude mit einem Klassenzimmer sowie zwei Wohnräumen für eine Lehrkraft. 1886 erhielt Lubmin das Prädikat „Seebad“. Daraufhin entstanden die ersten Badeanstalten: zwei unabhängig voneinander errichtete Pfahlbauten, die durch einen 60 Meter langen Steg miteinander verbunden waren. 1891 übernahm die Gemeinde die bislang privat betriebenen Einrichtungen und führte sie in öffentlicher Hand weiter. 1895 wurde in der Villenstraße ein Warmbad errichtet, das mit aus dem Bodden gepumpten und anschließend erwärmten Seewasser gespeist wurde.
20. Jahrhundert
Die wirtschaftliche Lage der Fischer verschärfte sich um 1920 durch die Weltwirtschaftskrise sowie 1928 durch ein dreijähriges Fangverbot in der Ostsee.[3] Gefischt wurde mit flachen Holzbooten, die anschließend an den Strand gezogen wurden. Der Greifswalder Landrat Werner Kogge regte an, dass die Fischer Teppiche zum Nebenerwerb knüpfen sollten. Über eine Zeitungsanzeige wurde der österreichische Experte Rudolf Stundl gewonnen, der die Fischer in diese Handwerkskunst einwies. So entstanden die Pommerschen Fischerteppiche, die mit Motiven der Region verziert bis heute hergestellt werden und in Ausstellungen zu sehen sind.[4][5] Seit 1928 entstanden durch eine eigens gegründete Genossenschaft, die Pommersche-Fischer-Teppich-Heimknüpferei, in der Region über 8.000 Knüpfarbeiten.[6] 1930 waren 130 Menschen in der Fischerei tätig, 1950 nur noch 86.[2] Heutzutage findet kein erwerbsmäßiger Fischfang mehr statt, lediglich Orte wie der „Netzeplatz“ erinnern noch daran, dass an dieser Stelle die Fischer ihre Netze zum Trocknen und Reparieren aushingen.
1901 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet. 1907 verbesserte sich die Erreichbarkeit des Seebades erneut, indem eine 800 Meter lange Stichstrecke der Bahn zum heutigen Seebadzentrum in Betrieb genommen wird. Die Bahn wurde 1945 abgebaut und als Reparation in die Sowjetunion gebracht. Dennoch blieb Lubmin für Touristen interessant, so dass man 1928 eine Seebrücke baute. Zuvor hatten die an den Strand angrenzenden Hotelbesitzer eigene Stege für ihre Badegäste ins Wasser gesetzt. Daneben gab es zwei öffentliche Stege, die Olga-Brücke für Segelboote, sowie die Neptun-Brücke für Boote und Dampfer. In den ersten beiden Jahren nach der Eröffnung der Seebrücke musste beim Betreten ein Brückenzoll bezahlt werden. 1929 wurde dieses Entgelt in die Kurtaxe integriert. Vom Brückenkopf existierte im 20. Jahrhundert eine Dampferverbindung nach Greifswald sowie zur Insel Rügen.[2]
1930 zog die Schule als Volksschule in ein neues Gebäude in der Schulstraße ein. Das Haus in der Hafenstraße wurde bis 1989 als Jugendherberge genutzt und 2006 wegen Baufälligkeit abgerissen. Die Volksschule bot zwei Klassen Platz, der jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch den Zuzug von Flüchtlingsfamilien nicht mehr ausreichte. Die Gemeinde entschloss sich, das Bahnhofsgebäude zu nutzen, welches durch den Abbau der Bahnstrecke nicht mehr benötigt wurde.[2] Hier wurden drei weitere Unterrichtsräume und eine Turnhalle einrichtet. 1934 entstand die noch heute vorhandene, rund einen Kilometer lange Strandpromenade zwischen Villenstraße und Caspar-David-Friedrich-Weg. Sie wurde in den Jahren 2005 bis 2006 saniert; dabei baute die Gemeinde einige Zugänge barrierefrei um. 1947 wurde der Tourismusbetrieb wieder aufgenommen, nachdem zuvor durch Flüchtlinge belegte Hotels und Pensionen wieder zur Verfügung stehen. Die Gemeinde kam mit dem deutsch gebliebenen Teil Pommerns zum Land Mecklenburg. 1951 eröffnete der Kurpark an der Villenstraße. Im Zuge der Verwaltungsreform in der DDR 1952 (Auflösung der Länder) gehörte Lubmin zum Bezirk Rostock. 1953 wurde die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) „Neues Leben“ gegründet. Sie wurde 1960 an die beiden LPG „Am Bodden“ und „Bruno Jäckley“ in Wusterhusen angeschlossen. Im selben Jahr wurden Hotels und Pensionen im Zuge der Aktion Rose enteignet.[2]
Ab 1967 begann, unter Federführung des VEB BMK Kohle und Energie, der Bau des Kernkraftwerkes Nord (zentrales FDJ-Jugendobjekt 1967–1975), dessen erster Reaktorblock am 17. Dezember 1973 in Betrieb ging. Infolgedessen wurde eine Bahnlinie von Greifswald nach Lubmin gebaut. Im östlichen Küstenwald existierte bis 1977 ein Zeltplatz, der aufgegeben werden musste, da eine Sperrzone um das Kernkraftwerk gezogen wurde. Daneben gab es zu DDR-Zeiten bis zu 38 Ferienlager in Lubmin.[2] Die Gebäude sind heute zum Teil noch erhalten und wurden saniert, etwa die ehemalige Erholungsstätte für Eisenbahnerkinder (heute ein Sport- und Jugendhotel) oder die Ferieneinrichtung des Autobahnbaukombinates, in der heute die Heimvolkshochschule zu finden ist. 1990 wurde das Kernkraftwerk unter Protesten der 5.500 Angestellten stillgelegt. Im selben Jahr gelangt Lubmin zum Land Mecklenburg-Vorpommern.
1978 entschloss man sich, in der Seestraße einen Neubau einer Polytechnischen Oberschule zu errichten, die nach der Schulreform zu einer Regionalen Schule mit offener Ganztagsschule umgewandelt wurde.[7]
1992 wurde die neue Seebrücke fertig gestellt. Eine schwere Sturmflut im Jahr 1995 beschädigt die Stützpfeiler, woraufhin in den kommenden Jahren bis zu 177.000 m³ Sand zum Küstenschutz aufgespült wurden. 2002 und 2005 mussten die Aufspülungen wiederholt werden, gleichzeitig pflanzte man Seehafer an, um die Küste weiter zu befestigen.[2] Mehrere Hotels und Gaststätten entstanden und der Ortskern wurde im Rahmen der Städtebauförderung grundlegend saniert. 1999 erhielt deshalb der Ort seine endgültige Anerkennung als Seebad.
Politik
Bürgermeister
Der Bürgermeister von Lubmin ist seit Sommer 2009 Axel Vogt (parteilos, für die CDU angetreten). Er löste Klaus Kühnemann von der Wählergemeinschaft Frischer Wind für Lubmin ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,7 %.[8]
Kreistagswahl
Bei der Wahl der Kreistage der Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern am 4. September 2011 ergab sich für die Gemeinde Lubmin das folgende Ergebnis:[9]
Stimmenverteilung bei der Wahl der Kreistage der Landkreise in MV am 4. September 2011 für die Gemeinde Lubmin | ||||||||||||||||||
CDU | Die Linke | SPD | GRÜNE | NPD | Freie Wähler |
FDP | Sonstige | Gesamt | Wahlbe- teiligung | |||||||||
Wahlperiode | % | % | % | % | % | % | % | % | % | |||||||||
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2011–2016 | 863 | 34,0 | 371 | 14,6 | 586 | 23,1 | 210 | 8,3 | 6,7 | 31 | 1,2 | 90 | 3,5 | 387 | 9,8 | 2538 | 50,3 |
Einwohnerentwicklung
Die Anzahl der Einwohner stieg in Lubmin in den letzten 20 Jahren um rund 25 % von 1.499 Einwohner im Jahr 1990 auf 2.041 Einwohner im Jahr 2010.[10]
GemeindepartnerschaftenDie Gemeinde unterhält zwei Partnerschaften: Zum einen mit dem Amt Schlei-Ostsee im Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein[11] sowie mit der Gemeinde Damp auf der Halbinsel Schwansen an der schleswig-holsteinischen Ostsee.[12] WappenBlasonierung: „Gespalten von Blau und Silber; vorn ein silberner Wellenfaden, oben begleitet von einer strahlenden goldenen Sonne, unten von einem links steigenden silbernen Fisch; hinten eine blaue Kiefer.“ FlaggeDie Flagge der Gemeinde ist gleichmäßig und quer zur Längsachse des Flaggentuchs von Silber (Weiß) und Blau gestreift. In der Mitte des Flaggentuchs liegt auf jeweils ein Drittel der Länge der beiden Querstreifen übergreifend, das Wappen der Gemeinde. Die Höhe des Flaggentuchs verhält sich zur Länge wie 3:5. Sehenswürdigkeiten und KulturSehenswürdigkeiten
Kultur
Baudenkmale→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Lubmin Wirtschaft und VerkehrWirtschaft
Seit 2001 besteht der Tourismus- und Gewerbeverein Lubmin e. V. (TGV Lubmin), ein Zusammenschluss des Handwerker- und Gewerbevereines und dem Fremdenverkehrsverein. Er hat sich zum Ziel gesetzt, u. a. ein „saisonübergreifendes kulturelles Leben für Gäste und Bewohner des Ortes“ zu fördern.[23] 2011 errichtete er beispielsweise am Neptunplatz einen Minigolfplatz.[24] 2010 stellte ein Investor seine Pläne vor, die den Bau einer Ferienhausanlage Strandpark mit über 200 Wohneinheiten und mehr als 130 Gebäuden im Westen Lubmins vorsah.[25]
Die Gemeindevertretung beschloss 2005 die „Agenda 21“ mit drei Schwerpunkten für die Wirtschaftsentwicklung:
Kernkraftwerk LubminIn Lubmin befand sich das Kernkraftwerk Lubmin. Es war mit seinen vier Blöcken das größte der DDR. Der erste Reaktor ging 1973 in Betrieb. Zusätzlich waren vier Reaktoren im Bau, von denen jedoch 1989 lediglich Block 5 in Probebetrieb genommen werden konnte, bevor die Anlage 1990 stillgelegt wurde. Zurzeit wird das ehemalige KKW aufwendig von den Energiewerken Nord zurückgebaut. Für die atomaren Abfälle (Reaktorteile usw.) wurde das Zwischenlager Nord errichtet. Zu DDR-Zeiten arbeiteten rund 10.000 Arbeitnehmer für den Atomstandort, heute sind mit der Demontage noch ca. 1000 beschäftigt. Die 380-Kilovolt-Leitung des ehemaligen Kernkraftwerks Lubmin zum Umspannwerk Wolmirstedt ist mit 287,8 Kilometern Länge die längste Stromleitung in Deutschland. Atomkraftgegner befürchten, dass damit das Zwischenlager vom Bund (betrieben durch die Energiewerke Nord GmbH) für Atomabfälle auch aus ganz Europa dienen könnte. Zugleich werden Eingriffe in die Küstenlandschaft befürchtet und die schlechte Verkehrsanbindung kritisiert. Zur Industrieansiedlung auf dem Gelände des ehemaligen KKW wurde der ursprünglich als Kühlwasserauslauf angelegte Kanal mit öffentlichen Mitteln zu einem Hafen ausgebaut. Zusätzlich soll ein Dampf- oder Kombikraftwerk errichtet werden, das den Standort attraktiv für energieintensive Industrie (Holz, Papier, Metall) machen soll. Der dänische Konzern Dong Energy plante 2008 in Lubmin die Errichtung eines Steinkohlekraftwerks. Allerdings stießen die Pläne auf Kritik bei Anwohnern, Tourismus- und Umweltverbänden, sodass der Konzern Ende 2009 auf den Bau des Kraftwerkes verzichtete.[28] Nord-Stream-PipelineIn Lubmin erreicht die Nord-Stream-Pipeline, auch Ostseepipeline genannt, von der Ostsee kommend das Festland. Die Gasleitung transportiert seit dem 6. August 2011[29] russisches Erdgas vom Erdgasfeld Juschno-Russkoje nach Deutschland. Die Gesamtlänge der Pipeline beträgt ca. 1224 km.VerkehrLubmin ist über eine Landesstraße von Greifswald über Lubmin nach Wolgast, die L 262, erreichbar. Außerdem besitzt Lubmin über die Bahnstrecke Greifswald–Lubmin einen Bahnanschluss, es findet aber seit der Stilllegung des Kraftwerkes kein Personenverkehr mehr statt. Die Strecke wird nur noch für den Güterverkehr zum Industriehafen bzw. das Zwischenlager Nord genutzt. → Siehe auch Liste der Straßen und Plätze von Lubmin Öffentliche Einrichtungen und InfrastrukturAllgemein
Bildung
Soziales und Gesundheit
Sport
WeblinksCommons: Lubmin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur
Einzelnachweise
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