Vénissieux

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Vénissieux
Vénissieux (Frankreich)
Vénissieux (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Auvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.) Métropole de Lyon (69)
Arrondissement Lyon
Koordinaten 45° 42′ N, 4° 53′ OKoordinaten: 45° 42′ N, 4° 53′ O
Höhe 171–229 m
Fläche 15,33 km²
Einwohner 66.363 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 4.329 Einw./km²
Postleitzahl 69200
INSEE-Code
Website www.venissieux.fr

Vénissieux ist eine französische Gemeinde mit 66.363 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) in der Métropole de Lyon in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Sie ist die drittgrößte Gemeinde der Métropole de Lyon und an die Lyoner Metro, Linie D, sowie die Lyoner Straßenbahn, Linie 4, angebunden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rue Norbert Kugler, Vénissieux

Vénissieux war im 20. Jahrhundert stets von der Einwanderung geprägt. Bereits 1921 hatte Vénissieux einen Ausländeranteil von 23,4 %.[1] 1921 beschäftigte beispielsweise der Industriebetrieb Berliet zu 70 %[1] Arbeiter mit französischer Staatsbürgerschaft, ab dem Jahr 1931[1] stellten ausländische Arbeiter die Mehrheit seiner Belegschaft. An der Stadtbevölkerung betrug der Anteil ausländischer Bewohner 1931 fast 44 %.[1]

Das Vichy-Regime errichtete im Ort ein Sammel- und Gefangenenlager, das Camp de Vénissieux, auf dem Terrain des Güter- und Verschiebebahnhofs (Dépôt SNCF), Gelände l’Arsenal. Von dort aus wurden jüdische Menschen nicht-französischer Herkunft aus dem gesamten Südosten und Osten Frankreichs in das Sammellager Drancy und weiter nach Auschwitz deportiert. Das Lager wurde bekannt, als verbündete Résistance- und christliche Gruppen im August 1942, in der Nacht vor einer Weiter-Deportation nach Drancy, mittels Sabotage sämtliche 108 Kinder herausholten und damit retteten; auch etliche Erwachsene konnten flüchten. Mittels Sabotage wurde das örtliche Elektrizitätsnetz komplett abgeschaltet, wodurch der um das Lager gezogene Stacheldrahtzaun stromlos wurde und zerschnitten werden konnte. An der Aktion war die Christin Madeleine Barot beteiligt.[2] In Vénissieux wurde eine Straße nach dem deutschen Résistance-Kämpfer Norbert Kugler benannt.

In den 1960er Jahren wurde die Großwohnsiedlung Minguettes mit über 9000 Wohneinheiten errichtet, ein Wohnquartier für Gastarbeiter der Industrie und weitere Einwanderer, die zunächst aus Italien, Spanien und Portugal kamen, später vor allem aus dem Maghreb. In den 1980er Jahren entstand eine Bürgerrechtsbewegung der maghrebinischen Einwanderer und ihrer Nachkommen (beurs), die sich gegen Rassismus und Diskriminierung zur Wehr setzte und den marche des beurs organisierte, einen Sternmarsch auf Paris, an dem über 60.000 Menschen teilnahmen.

Heute sind mehr als die Hälfte der Bewohner der Stadt Einwanderer und sie hat einen sehr hohen muslimischen Bevölkerungsanteil. Sie gilt als eine der Hochburgen des fundamentalistischen Islam in Frankreich.[3] Vénissieux war Hauptort der beiden bis 2015 bestehenden Kantone Vénissieux-Nord und Vénissieux-Sud.

Siedlung Minguettes, 1974

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1793 1856 1926 1954 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2011
Einwohner 2.118 3.681 11.506 20.374 29.040 47.613 74.347 64.804 60.444 56.061 60.159
Quellen: Cassini und INSEE

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeisterin (maire) von Vénissieux und erste Frau in diesem Amt ist seit 2009 Michèle Picard von der PCF. Die kommunistische Partei stellt in dem traditionellen Arbeitervorort seit 1944 ununterbrochen den Bürgermeister.

Die Sitze im Gemeinderat (conseil municipal) für die Amtszeit von 2015 bis 2020 wurden bei der Gemeindewahl im März 2014 wie folgt verteilt:[4]

Liste Parteien Stimmen % Sitze
Avec Michèle Picard (Mehrheit) PCF/PG/EELV/MRC/Parteilos 37,64 34
Avec Christophe Girard (Opposition) DVD/MoDem/Parteilos 30,40 8
Ensemble pour Vénissieux (Opposition) PS 21,68 5
Vénissieux Bleu Marine (Opposition) FN 10,26 2

Nach Annullierung durch den französischen Staatsrat war eine Neuwahl im März 2015 erforderlich, die zu folgendem Ergebnis führte:[5]

Liste Parteien Stimmen % Sitze
Avec Michèle Picard (Mehrheit) PCF/PG/EELV/MRC/Parteilos 42,85 35
Avec Christophe Girard (Opposition) DVD/MoDem/Parteilos 32,24 8
Ensemble pour Vénissieux (Opposition) PS 12,28 3
Vénissieux Bleu Marine (Opposition) FN 12,63 3

Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Stadt geboren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vénissieux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Gérard Noiriel: Les ouvriers dans la société française, XIXe–XXe siècle (= Collection Points, Inédit Histoire). Éditions du Seuil, Paris 1986, ISBN 2-02-009309-X, S. 134, 146.
  2. Valérie Perthuis: Le sauvetage des enfants juifs du camp de Vénissieux. Août 1942. Éditions Lyonnaises d’art et d’histoire, Lyon 2002; Neuaufl. ebd. als Lyon contre Vichy. ..., 2012, ISBN 2-84147300-7.
  3. Cécilia Gabizon: À Vénissieux, terre d’expansion de la burqa. In: Le Figaro, 1. Juli 2009.
  4. Résultats des élections municipales…2014 (französisch), abgerufen am 3. Januar 2018.
  5. Laurent Burlet: Municipale partielle à Vénissieux : la communiste Michèle Picard réélue. In: Rue89Lyon. 29. März 2015, abgerufen am 23. September 2023.