Wiehengebirge

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Wiehengebirge
Das Wiehengebirge bei Schnathorst von Südosten aus gesehen
Das Wiehengebirge bei Schnathorst von Südosten aus gesehen

Das Wiehengebirge bei Schnathorst von Südosten aus gesehen

Höchster Gipfel Heidbrink (320 m ü. NHN)
Lage Niedersachsen/Nordrhein-Westfalen
Teil des Niedersächsischen Berglands
Einteilung nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, Einzelblätter Osnabrück und Minden
Wiehengebirge (Nordrhein-Westfalen)
Wiehengebirge (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 52° 18′ N, 8° 38′ OKoordinaten: 52° 18′ N, 8° 38′ O
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Das Wiehengebirge ist ein bis 320 m ü. NHN hohes Mittelgebirge im Südwesten Niedersachsens und Nordosten Nordrhein-Westfalens. Das zu den Nordausläufern der deutschen Mittelgebirge am Südrand des Norddeutschen Tieflands zählende Gebirge wird zum Weserbergland oder im weiteren Sinne zum Weser-Leine-Bergland gerechnet. In älterer Literatur wurde es bisweilen zusammen mit dem Wesergebirge und dem Teutoburger Wald zum Subherzynen Hügelland gezählt.[1]

Das dicht bewaldete Wiehengebirge ist ein Teilraum des Natur- und Geoparks TERRA.vita. Zusammen mit dem weiter südlich verlaufenden Teutoburger Wald bildet es einen Keil, der auffällig in das norddeutsche Tiefland ragt und an dessen westlichem Ende die Stadt Bramsche liegt. Im Osten endet das Gebirge an der Porta Westfalica.

Lage

Höhenschichtung
Höhenschichtung
Lage des Wiehengebirges im Niedersächsischen Bergland. Gut zu erkennen, wie es geomorphologisch mit Gehn, Wesergebirge und Süntel eigentlich eine Einheit bildet.

Das Wiehengebirge stellt den nördlichsten Vorstoß der deutschen zusammenhängenden Mittelgebirgsschwelle dar (siehe Karte). Weiter nördlich liegende „echte“ Mittelgebirge, wie z. B. die Stemmer Berge oder die Rehburger Berge am oberen Kartenrand unweit der beiden Seen Dümmer und Steinhuder Meer, liegen dagegen inselartig in der Norddeutschen Tiefebene verstreut.

Die Porta Westfalica kennzeichnet das Ostende des Wiehengebirges (links im Bild). Östlich, jenseits der Weser, schließt sich das Wesergebirge an (rechts).

Das Wiehengebirge liegt in den Landkreisen Osnabrück, Minden-Lübbecke und Herford. In der West-Ost-Richtung im nördlich gelegenen Teil erstreckt es sich ungefähr von Bramsche (nordwestlich von Osnabrück) über Ostercappeln, Bad Essen, Preußisch Oldendorf und Rödinghausen, Lübbecke, Hüllhorst und Bad Oeynhausen bis zu den an der Porta Westfalica bzw. Weser gelegenen Städten Minden und Porta Westfalica. Dabei werden nördlich auch Bohmte und Hille berührt. Südlich des Wiehengebirges liegen Osnabrück, Belm, Bissendorf, Melle, Kirchlengern, Bünde, Löhne und Bad Oeynhausen. Das Wiehengebirge bildet den nordwestlichen Abschluss des Niedersächsischen Berglandes, zu dem es, einschließlich des westfälischen Gebirgsteiles, geografisch gerechnet wird.

Während das Ostende mit der Porta Westfalica und dem Wittekindsberg klar definiert ist, ist das für das Westende nicht einfach möglich. Nach Westen wird das Gebirge kontinuierlich flacher, entwickelt sich von einem Höhenzug zu einer Hügelkette und geht dann beinahe unmerklich in Tiefland über. Südlich von Bramsche erhebt sich mit der Penter Egge der Höhenzug auf 99 m, aber bereits 2,5 km westlich davon ist das Niveau des umgebenden Landes erreicht. Scheinbar markieren die nach Süden verlaufenden Wasserstraßen Stichkanal Osnabrück und Mittellandkanal das Ende des Gebirges. Westlich dieser Kanäle baut sich dann aber noch einmal die 82 m hohe Larberger Egge auf und bildet den westlichsten Eckpfeiler des Wiehengebirges,[2] der sich nur 2 km nordöstlich der Grenze zum Regierungsbezirk Münster erhebt. Entgegen oft ausgeführter Annahme liegt Ibbenbüren nicht mehr am und die Ibbenbürener Bergplatte (Schafberg, u. a.) gehört nicht mehr zum Wiehengebirge.[3] Geologische Gründe sprechen nach aktuellem Forschungsstand gegen diese Zuordnung.[4]

Nördlich des Wiehengebirges schließt sich mit dem Lübbecker Lößland das Norddeutsche Tiefland an. Am Weserufer gegenüber der Porta Westfalica liegt das Wesergebirge, das die östliche Fortsetzung des Wiehengebirges ist. Es ist aus geologischer Sicht ähnlich aufgebaut und erstreckt sich bis etwa nach Hessisch Oldendorf zum Süntel. Südöstlich des Wiehengebirges befinden sich das Lipper Bergland, südlich das Ravensberger Hügelland, südwestlich im Bereich des Tecklenburger Lands die nördlichen Ausläufer des Teutoburger Walds sowie im Osnabrücker Land das Osnabrücker Hügelland, und nordwestlich der Gehn und die Ankumer Höhe, die Dammer Berge und der Stemweder Berg. Nördlich vom Nordwestende des Wiehengebirges liegt das Große Moor.

Naturräumliche Gliederung

Das Niedersächsische Bergland (D36) mit dem Wiehengebirge im äußersten Nordwesten

Nach dem Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands gliedert sich das Wiehengebirge wie folgt:[5]

  • (zu D36 Niedersächsisches Bergland (alte Gruppen 36-37, 53))
    • (zu 53 Unteres Weserbergland)
      • 536/532 Wiehengebirge
        • 536 Westliches Wiehengebirge
          • 536.1 Kalkrieser Höhen (Norden)
          • 536.0 Schleptruper Eggen
        • 532 Östliches Wiehengebirge (W)
          • 532.1 Oldendorfer Berge (532.0 im östlichen Norden horstartig aufgesetzt)
          • 532.0 Bad Essener Höhen (Westen)
          • 532.2 Lübbecker Egge (Mitte)
          • 532.3 Bergkirchener Eggen (Osten)

Nördlichstes deutsches Mittelgebirge:

Die Behauptung, dass es sich beim Wiehengebirge um das nördlichste deutsche Mittelgebirge handelt, hängt von der Definition ab. Nördlicher und auch dem Meere näher liegen, lässt man Moränenhöhenzüge außer Betracht, zweifelsfrei andere echte Mittelgebirge, wie der Stemweder Berg oder auch die Rehburger Berge. Freilich sind genannte Erhebungen deutlich niedriger und erreichen die 200-Meter-Höhenlinie in ihren Extrema nicht. Von den höheren, bis über 300 m hohen Mittelgebirgen, greifen Deister und Bückeberge in den nördlichen Ausläufern etwas weiter nach Norden als das östliche Wiehengebirge. Gleichwohl ist es so, dass der höchste Teil des Wiehengebirges bei Lübbecke die nördlichsten Erhebungen mit über 300 m Höhe in Deutschland umfasst.

Namensdeutungen

Das Wiehengebirge ist lokal auch unter Wiehen, früher auch Mindensche Bergkette[6] oder auch westliche Weserkette, dann bestehend aus den Lübbeckesche Bergen/Lübbecke’sche Bergen und den Kappeler Bergen,[7] bekannt.

Wahrscheinlich ist die Erklärung, dass Wiehen sich aus Weide, Wiese oder weiden entlehnt ist, wie analog andere Toponyme im niederdeutschen Raum belegen und in Bezug zur Weidewirtschaft und der historischen Kulturraum- und Landschaftsgestaltung steht. In der Tat ist auf alten Stichen zu sehen, dass das Wiehengebirge z. B. bei Lübbecke noch Anfang des 18. Jahrhunderts bis nahe an den Gebirgskamm nicht wie heute aus Wäldern, sondern aus Weideland bestand und somit dieses „Wiesengebirge“ erst später aufgeforstet wurde. Diese Deutung ist auch deshalb nicht unbedingt abwegig, da viele Bezeichnungen von Ortschaften und Flurstücken in Norddeutschland mit dem Namensbestandteil „Wiehe-“ sich nachweislich aus Wiese ableiten, wie zum Beispiel die Flurnamen Bügerwiehe und Donatorienwiehe für die Allerwiesen südlich Verdens, die Mahndorfer Wiehe an der Weser bei Ahausen oder der Flurname in de Wiehen = „in den Weiden“ im südlichen Magelsen Weserbogen.[8] Gegen diese „Wiesenthese“ spricht allerdings, dass in unmittelbarer Umgebung des Wiehengebirges der Begriff „Wiehe“ nicht für Grünland oder feuchte Wiesen genutzt wird. Hier heißen feuchte Grünlandbereiche meist „Fladder“ oder „Fledder“ (z. B. Oppendorfer Fledder oder gar der, heute bewaldete, Bereich „Auf dem Fledder“ direkt im Wiehengebirge, südwestlich von Bad Essen-Rattinghausen) oder „Bruch“ (z. B. Fünfhorstener Bruch), auch „Masch“ (Eininghauser Masch) oder einfach Wiesen (Mindener Wiesen, Bastauwiesen). Dass ein so wenig geläufiger Begriff „Wiehe“ dann ausgerechnet für einen ganzen Höhenzug mit der Bedeutung „Wiese/ Weide“ verwendet wird, ist daher relativ unwahrscheinlich.

Aufgrund seiner klaren West-Ost-Ausdehnung wird das Wiehengebirge umgangssprachlich auch als „Bauernlineal“ bezeichnet. Insbesondere das östliche Wiehengebirge ist in einer ansonsten sehr flachen Umgebung als markante Erhebung meist selbst aus größerer Entfernung sichtbar und somit für den Wandersmann eine wertvolle Orientierungshilfe, die den Kompass überflüssig erscheinen lässt.[9]

Es scheint aber so, dass der Name Wiehengebirge lange Zeit nur unterschwellig im Volksmund überlebt hatte, denn in älterer Zeit wurde der Höhenzug von Wiehengebirge, Wesergebirge und Süntel offiziell gemeinsam als Süntel bezeichnet.[10] So stellt auch Bernhard Pollmann in einem Wanderführer treffend fest: „Ursprünglich wurde der gesamte Nordkamm – vom Wiehengebirge, übers Wesergebirge bis zum Süntel – Süntel genannt: Sonnengebirg.“[11] Aus geomorphologischer Sicht ist es nicht abwegig, diese Teile als eine geographische Einheit anzusehen. Daher wird folgerichtig in der Fachliteratur bisweilen der übergreifende Begriff „Wiehen- Wesergebirge“ verwendet.[12] In den Zusammenhang der alten, allgemeinen Bezeichnung Süntel passt auch der auf den ersten Blick überraschende Umstand, dass ein großer Findling bei Belm-Vehrte (einem Vorort von Osnabrück), also ganz im Westen des Wiehengebirges und 60 Kilometer vom heutigen Süntel entfernt, den Namen Süntelstein trägt.[13] Der soeben zitierte Wanderführer bringt die namentliche Unschärfe auf den Punkt: „Tatsächlich ist die namentliche Zersplitterung des Nordkamms unnatürlich und verwirrend: Die Weser durchbricht in der Porta Westfalica nicht verschiedene Gebirge, sondern ein einziges.“.[14]

Mitte des 19. Jahrhunderts war es noch so, dass nur „[der] der Weser zunächst liegende höchste Theil (…) Wiehengebirge [hieß], weiter westlich erhält sie [die Weserkette] den Namen Lübbeckische Berge, u. im Osnabrückschen den der Kappelschen u. Bramschen Berge“.[15] Das heißt: Zu dieser Zeit wurde, jedenfalls gemäß der hier aufgezeigten Quellen, z. T. nur das östliche Drittel des heutigen Wiehengebirges überhaupt als solches bezeichnet. Es scheint dann so, dass der Begriff Wiehen sich erst im Laufe des ausgehenden 19. Jahrhunderts nach Westen sozusagen fortpflanzte und die älteren Begriffe Süntel, bzw. die gesonderte Bezeichnung der Gebirgsabschnitte, verdrängte. (Rechts gezeigte Karte belegt wiederum, dass der Begriff „Wiehengebirge“ bereits um 1837 auch westlich von Wallücke verwendet wurde).

In diesen Sinnzusammenhang passt auch, dass in älterer Literatur (östliches) Wiehen- und Wesergebirge zusammen bisweilen als Weserkette bezeichnet wurden. Heute steht dieser Terminus, wenn überhaupt, allein für das Wesergebirge. Dann wiederum war es auch so, dass oben behandelte Bezeichnung Silva Herculi Sacra auch die Bezeichnung einschließlich Wesergebirge und Süntel war.

Die früheren Bezeichnungen Mindensche Bergkette (Wiehen- und Wesergebirge zusammen)[16] oder westliche Weserkette für das Wiehengebirge insgesamt bzw. Lübbeckesche Berge für das östliche und Kappeler Berge für das westliche Wiehengebirge, die sich noch in älterer Literatur finden lassen, sind heute nicht mehr in Gebrauch.

Der Begriff Lübbeckesche Berge/Lübbensche Berge hat indes, wenn auch modifiziert von der räumlichen Bezeichnung beschränkter, überlebt: Heute wird im Volksmund der Teil des Gebirges unmittelbar südlich der Stadt Lübbecke bisweilen Lübbecker Berg genannt, wobei weder ein bestimmter Gipfel noch der ehemals gemeinte großräumige Wiehengebirgsabschnitt, sondern der Gebirgsteil im Zuge und beiderseits der Bundesstraße 239, also unmittelbar auf dem Gebiet der Lübbecker Kernstadt gemeint ist.[17]

Eine im Scherz gemeinte Erklärung des Namens lautet, das Wiehengebirge sehe nur aus „wie ’n Gebirge“, verdiene aber mit seiner tatsächlichen Höhe von selten mehr als 300 m diese Bezeichnung eigentlich nicht.

Namensgebung einzelner Erhebungen

Der Großteil der Erhebungen im Wiehengebirge hat im Namen ganz profan das Wortteil „Berg“, wobei sie meist nach einer Ortschaft in der näheren Umgebung benannt sind (Schnathorster Berg, Eickorster Berg usw.), aber die namensgebende Ortschaft eigentümlicherweise nicht immer die allernächste ist (zum Beispiel beim Bröderhauser Berg).

Auffallend ist, dass eine nicht geringe Anzahl der Erhebungen „-brink“ im Namen haben (Heidbrink, Breitenbrink usw.). Brink ist ein gemeingermanisches Wort, das in geographischen Namen seit dem Frühmittelalter eine leicht erhöhte Stelle, einen Rand oder eine Küste bezeichnete. Der Brink war in Nord- und Nordostdeutschland in vielen Dörfern eine leicht erhöhte Stelle in der Nähe des Dorfes. Diese Siedlungsstellen waren vom Boden her minderwertig und lagen meistens ungeschützt. Im Wiehengebirge sind es aber auffallend gerade die höchsten Erhebungen, die „Brinks“ sind, es sich also, zumindest in diesen Fällen, kaum um leicht erhöhte Siedlungsstellen handeln konnte.

Gelegentlich kommt auch der Namensteil „Kopf“ vor, (z. B. Heidkopf, Meesenkopf, Elfter Kopf). Einige wenige Erhebungen fallen mit dem Namen ganz aus der Reihe (Nonnenstein, Altes Verbrenn usw.).

Besiedlungsgeschichte

Um das Jahr 1000 lag das Wiehengebirge, heute in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen jeweils eher peripher gelegen, beinahe in der Mitte des Stammherzogtums Sachsen und bildete den Kernraum des Sächsischen Siedlungsgebietes

Im Zuge der Klimaerwärmung nach der letzten Eiszeit begann um 8000 v. Chr. die allmähliche Wiederbewaldung des Wiehengebirges. In dieser Zeit haben Menschen die Täler und das Wiehengebirgsvorland besiedelt, wie zahlreiche jungsteinzeitliche Funde beweisen. Der vorgeschichtliche Mensch nutzte das Vorkommen von dunkelgrauen Kieselgeoden, die er in Aufschlüssen des Wiehengebirges fand, als Rohstoff für Steinbeile. Inwieweit in der Vorgeschichte Dauersiedlungen bestanden, ist nicht bekannt. Das Tal der Oberweser war vor dem Vordringen der Germanen keltisch besiedelt. Zur Zeit der römischen Eroberungsversuche von Caesars Gallienzug bis zur Varusschlacht wurde der Weserraum schon von Germanen bewohnt. Tacitus und andere römische Chronisten nennen am Unterlauf Chauken, weiter flussaufwärts unter anderem Angrivarier und Cherusker. Besiedlungen größeren Umfangs hat es vermutlich erst nach der Zeitenwende um das Jahr 600 durch die anrückenden Sachsen gegeben. Man vermutet, dass die Sachsen bei ihrer Expansion nach Süden zwischen den Jahren 500 bis 600 das Wiehengebirge erreichten. Sie trafen hier auf die Angrivarier, die sie unterwarfen. Nach und nach verschmolzen beide Stämme. Die Siedlungen am Wiehengebirge dürften also in einem planmäßigen Besiedlungsvorgang um die Jahre 500 bis 600 entstanden sein, als die Sachsen das Wiehengebirge erreichten. Das Wiehengebirge gehörte vollständig zum Stammesherzogtum Sachsen und hier zu den Landesteilen Engern und Westfalen.

Im Spätmittelalter, der Zeit der geringsten Wald- und ausgedehntesten Ackerflächen in Mitteleuropa, wurden auch Kammlagen landwirtschaftlich genutzt, die heute wieder bewaldet sind. Später gehörte der westliche, heute niedersächsische, Teil des Wiehengebirges zum Fürstbistum Osnabrück, der östliche, heute westfälische, Teil überwiegend zum Fürstentum Minden, ein kleinerer Teil dessen (ungefähr das Gebiet, das heute zu Preußisch Oldendorf und teilweise zur Ortschaft Obermehnen gehört), zur Grafschaft Ravensberg.

Landschaftsbild

Panoramakarte des östlichen Wiehengebirges zwischen Lübbecke und dem Durchbruch der Großen Aue, der sich in etwa auf Höhe der Straße im rechten Bildabschnitt befindet. Westlich dieser Straße zeigt sich dem Betrachter mit der Egge, die den dahinter liegenden Hauptkamm verdeckt, bereits ein Teil des westlichen Wiehengebirges. Ganz im Osten, also am linken Bildende, endet das Wiehengebirge nicht wirklich, wie man hier vermuten könnte. Da der Höhenzug seine Verlaufsrichtung bei Lübbecke-Eilhausen von „Südwest nach Nordost“ auf „Nordwest nach Südost“ ändert, ist der östliche Bereich des Gebirgsabschnittes von diesem Standort nicht einsehbar. Eine Ganzpanorama-Ansicht vom Hunte- bis zum Weserdurchbruch ist allerdings, klare Sicht vorausgesetzt, von der Südseite möglich.
(…) das Wiehengebirge erscheint dem Auge bedeutender, als so manch absolut höheres Gebirge – eine Aussage die sicher zutreffend ist. Hier ein Vergleich: Das Wiehengebirge, das sich südlich von Lübbecke wie eine Mauer aufbaut und vor dem Auge nicht den Vergleich mit dem rund vier Mal höheren Fichtelberg bei Oberwiesenthal scheuen muss.
Gliederung des Wiehengebirges in einen östlichen und einen westlichen Teil
Das höhere östliche Wiehengebirge bei Lübbecke, hier Blick auf den Reineberg und den Heidbrink
Antwort des Bundesamtes für Naturschutz zur Anfrage nach dem Grund für die Festlegung der Grenze zwischen Ost- und Westwiehengebirge.

Über das Weserbergland, zu dem das Wiehengebirge zählt, heißt es, dass es sich mit sanft geschwungenen Hügeln und tiefen Wäldern als Region präsentiert. Die durch Laub- und Nadelwald, Moore, Heideflächen, weite Felder und Wiesen geprägte Landschaft wird auch als „Heilgarten Deutschlands“ bezeichnet.[18] Das kammartige Wiehengebirge selbst ist ein langgestrecktes Gebirge,[19] das aus schmalen, bewaldeten Höhenrücken (als Eggen bezeichnet) besteht, die durch Pässe und Durchbruchstäler (Dören) voneinander getrennt werden. Von Norden betrachtet erhebt sich das Wiehengebirge wie „eine Mauer“ aus dem norddeutschen Tiefland. Es erstreckt sich in einer S-förmig geschwungenen Form nordöstlich von Osnabrück, beginnend in etwa bei Bramsche in Niedersachsen nach Südosten, hier begrenzt durch das Tal der Weser.[20] Ein weiteres Charakteristikum sind die Siepen, die hier allerdings eher unter dem Namen Siek bekannt sind. Es handelt sich dabei um schmale, feuchte, schluchtartige, mittelgebirgliche Kerbtäler mit Quellbächen. Die Quellbäche im Tal sind dabei nicht unbedingt ganzjährig wasserführend, jedoch ist der Bach ursächlich für die Entstehung des Kerbtals. Dabei muss allerdings bei der Geländeformung berücksichtigt werden, dass in der Nacheiszeit die abfließenden Wassermengen im Wiehengebirge größer waren, so dass sich die Bäche stärker als heute in das Gelände einschneiden konnten. Ein Beispiel für ein solches Kerbtal ist die Mensinger Schlucht.

Das Wiehengebirge, gesehen von Bad Oeynhausen, Rehme im Mai 2015

Zusammen mit der Ankumer Höhe, dem Gehn, dem Wesergebirge und dem Süntel bildet das Wiehengebirge einen Höhenzug und einen beinahe geschlossenen Waldgürtel von 143 km Länge. Die Breite des schmalen Hauptkamms schwankt beträchtlich, liegt jedoch durchschnittlich nur bei etwa 1 km. Das Wiehengebirge erreicht mit seinen höchsten Erhebungen kaum mehr als 300 m, meist lediglich 250 m. Dagegen steigt es über die Sohle des Wesertals und das benachbarte Niederungsland etwa 200 bis 220 m Höhe empor und erscheint deshalb dem Auge bedeutender als manches absolut höhere Gebirge.[21]

Das Wiehengebirge ist ein typisches Pultschollengebirge. Kennzeichen dieser Art von Gebirge ist steiler Abhang auf einer Seite und ein sanfter Anstieg auf der anderen Seite des Gebirgskammes.

Unterteilung in Ost- und West-Wiehengebirge

Das Wiehengebirge kann aufgrund der Erscheinungsform in einen westlichen und östlichen Teil unterteilt werden, wobei die Grenze unscharf ist. Möglichkeiten für eine Definition dieser Grenze könnten sein:

  1. Der Große-Aue-Durchbruch bei Neue Mühle
  2. Die Landesgrenze
  3. Der Hunter-Durchbruch
  4. Der Bereich Ostercappeln
  5. Der Leckermühlenbach (auch Leckermühlbach)

Aus Gründen der geografischen Erscheinungsform bietet sich der Durchbruch der Großen Aue bei Neue Mühle an. Die zweite Definition wäre geschichtlich legitimiert, denn die Landesgrenze ist schon seit alters her Grenze zwischen der Grafschaft Ravensberg und dem Fürstbistum Osnabrück. Die dritte Definition ließe sich damit begründen, dass (erst) westlich der Hunte keine Erhebungen mit Höhen von mehr als 200 m vorkommen.

Gemäß Angaben des Bundesamtes für Naturschutz liegt die Grenze (4. Definition) sogar noch weiter im Westen bei Ostercappeln.[22] Die Behörde begründet das mit einer einstmaligen Festlegung durch „Meynen & Schmithüsen“ (1953–1962), von der man nicht abweichen wolle, auch um Diskussionen über Landschaftsgrenzen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Da weitere Begründungen nicht geliefert werden, erscheint die Grenzfestlegung bei Ostercappeln nur wenig zielführend. Der Landkreis Osnabrück definiert in einer Studie zum Landschaftsschutzgebiet Wiehengebirge die Grenze am Leckermühlenbach (5. Definition).[23]

Allerdings spielt die Unterteilung in ein Ost- und Westwiehengebirge über den hier dargestellten Zweck der geographischen Beurteilung hinaus nicht die Rolle, wie bei manch anderen Mittelgebirgen Deutschlands, zum Beispiel zum Zweck der Tourismuswerbung. Beispiele sind der Schwarzwald (Nordschwarzwald vs. Südschwarzwald) oder das Erzgebirge (West-, Mittelerzgebirge und Osterzgebirge). Der Terminus „Osterzgebirge“ erbringt zum Beispiel einen um den Faktor 1000 höheren Ergebniswert bei Internetsuchmaschinen als der Terminus „Östliches Wiehengebirge“.

Aus Gründen der geografischen Erscheinungsform wird im Folgenden der Durchbruch der Großen Aue bei Neue Mühle als Grenze der Gebirgsabschnitte angesehen.

Östliches Wiehengebirge

Das östliche Wiehengebirge (früher auch Lübbeckesche Berge oder Lübbenschen Berge[24]) gehört vollständig zu Nordrhein-Westfalen. Meist wird nur dieser Teil noch als eigentlicher Teil des Weserberglandes gesehen, wogegen das westliche Wiehengebirge oft bereits als Teil des Osnabrücker Landes angesehen wird. Das östliche Wiehengebirge liegt zwischen der Porta Westfalica und Neue Mühle (Durchbruch der Großen Aue) und stellt sich beinahe ausschließlich als ein sich von Osten nach Westen von durchschnittlich 1 km auf bis zu 2,5 km verbreiternder, kammartiger und 28 km langer, von Osten nach Westen verlaufender Höhenzug dar. Da das östliche Wiehengebirge eine Fläche von rund 35 km² einnimmt, beträgt die durchschnittliche rechnerische Breite 1,25 km. Der Höhenzug hat daher in gewisser Weise beinahe nur eine eindimensionale Ausdehnung und nimmt, obschon er rund zwei Drittel der Ost-West-Achse des Kreises Minden-Lübbecke ausmacht und sieben der elf kreisangehörige Städte und Gemeinden Anteil am Gebirge haben, lediglich 2,8 Prozent der Fläche desselben ein. Selbst bei Hinzurechnung der Teile des westlichen Wiehengebirges (Rödinghauser Berg, Egge, Eggetal) und des Wesergebirges liegt der Flächenanteil an der Kreisfläche bei kaum 5,5 Prozent. Auf kommunaler Ebene variiert dieser Wert allerdings beträchtlich. So liegen beispielsweise rund 20,5 Prozent (1320 Hektar) des Lübbecker Stadtgebietes im Wiehengebirge, während der Gebirgsanteil in der benachbarten Gemeinde Hille bei kaum 1,5 Prozent liegt.

Nur im breiteren Teil zwischen Lübbecke und Neue Mühle gibt es dem Hauptkamm nach Norden vorgelagerte Erhebungen, wie etwa den Reineberg. In diesem Teil ist der Höhenzug breiter und besteht aus zwei Schichtstufen. Der Höhenzug vollzieht im mittleren Teil einen markanten Bogen nach Norden und übersteigt fast durchweg deutlich 200 m Höhe. Im Bereich der Stadt Lübbecke weist der Höhenzug mehrere Erhebungen von über 300 m Höhe auf.

Nach Norden fällt das östliche Wiehengebirge relativ sanft zum Lübbecker Lößland ab, während der Südhang zur Ravensberger Mulde meist deutlich steiler ist. Im äußersten Osten stellt sich der Südhang bisweilen sogar als Steilklippe dar, wie z. B. die Felsenklippe Silberblick unweit des Kaiser-Wilhelm-Denkmals.[25]

Der Bergwald beginnt auf der Nordseite meist auf der 100-Meter bis 120-Meter Höhenlinie, auf der Südseite reicht das Kulturland hingegen höher, teilweise bis auf 200 m Höhe. Die Wasserscheide liegt scheinbar nach Süden versetzt, und der Wald vom Kamm nach Süden reicht oft nur wenige hundert Meter weit, während der Wald sich nach Norden in bis zu 2 km Entfernung vom Kamm ausdehnt.

Das östliche Wiehengebirge bildet eine fast geschlossene Waldfläche, die nur an zwei Stellen bei Wallücke und nochmals einen Kilometer östlich davon bei Bergkirchen (Bad Oeynhausen), der einzigen Ortschaft auf dem Gebirgskamm, unterbrochen ist. Dadurch ist es möglich, auf dem Kammweg den Kreis Minden-Lübbecke zu durchwandern, ohne wirklich den Wald verlassen zu müssen, obwohl der Landkreis einen sehr geringen relativen Waldanteil von nur 11,5 Prozent aufweist. Im Osten des östlichen Wiehengebirges dominiert Laubwald. Nach Westen nimmt der Anteil an Nadelwald kontinuierlich zu und beherrscht somit den Wald im Westen dieses Gebirgsabschnittes. Die Waldfläche des östlichen Wiehengebirges beträgt rund 3.600 Hektar.

Die Bodenbedeckung, insbesondere die der steilen Hänge, ist nicht sehr mächtig und sehr steinreich. Daher ist die Vegetation auf Buchen und anspruchslose Gräser, Halbgräser und Moose beschränkt. Die zahlreichen Bäche entspringen in feuchten Quellmulden und fließen zunächst in V-Tälern (Siepen) die Hänge hinab, um dann durch die breiteren Sohlentäler zu mäandern. Ihr Lauf innerhalb des Gebirges ist nur sehr kurz. Als „Gebirgsbach“ fließen sie von wenigen hundert Meter bis längstens rund 1,5 Kilometer (Mehner Bach 1,6 Kilometer, Ronceva 1,3 Kilometer), bevor sie das Lübbecker Lößland erreichen. Entsprechend klein ist das Einzugsgebiet. Nach Süden hin entspringen die Bäche überhaupt meist erst am Fuße des Gebirges (Reineberger Bach, Rehmerloh-Mennighüffer Mühlenbach, u. a.).

Westliches Wiehengebirge

Das Eggetal im Winter
Profil des westlichen und östlichen Teils im Vergleich

Das westliche Wiehengebirge (früher auch Kappeler Berge) gehört bis auf den östlichsten Zipfel zu Niedersachsen. Von Neue Mühle bis Bramsche stellt es sich im Vergleich zum östlichen Teil grundverschieden dar. Ab Neue Mühle fächert das Gebirge nach Westen auf, denn hier sind dem eigentlichen, 39 km langen Hauptkamm vielerorts zu beiden Seiten weitere, parallel verlaufende Höhenzüge vorgelagert. Geographisch korrekt wird zwar weiterhin nur der Hauptkamm als Wiehengebirge bezeichnet, im allgemeinen Bewusstsein der Bewohnerschaft rechnen jedoch auch die Nebenhöhenzüge dazu. Beispiele dafür sind die Egge (nördlich des Eggetals), die Meller Berge (zum Osnabrücker Hügelland gehörig) oder auch der Kalkrieser Berg. Dadurch ist das westliche Wiehengebirge im weiteren Sinne bisweilen von Nord nach Süd mehr als zehn Kilometer breit und stellt sich so als wirkliche Mittelgebirgslandschaft dar. Das westliche Wiehengebirge im weiteren Sinne, also einschließlich der genannten Nebenhöhenzüge und der durch diese umfassten Talungen und Becken umfasst bei großzügiger Auslegung rund 250 km².

Die größeren Gebirgstäler sind überwiegend waldfrei und besiedelt. Trotz der größeren Breite des westlichen Wiehengebirges ist es durchweg niedriger als das östliche. Höhen über 200 m erreichen die meisten Erhebungen östlich des Huntedurchbruchs (Nonnenstein, Schwarzer Brink, u. a.). Westlich der Hunte sind die Erhebungen meist deutlich niedriger. Das Gebirge wird nach Westen kontinuierlich flacher und unterschreitet dort regelmäßig die 100-Meter Höhenlinie, ganz im Westen erreicht es sie schließlich überhaupt nicht mehr. Südlich von Bramsche verliert sich das Wiehengebirge schließlich in der Norddeutschen Tiefebene und findet mit dem Gehn und, allerdings nur scheinbar, mit der Ankumer Höhe seine Fortsetzung nach Nordwesten. Von den genannten bewaldeten Höhen, die auch Teil des Natur- und Geoparks TERRA.vita sind, ist nur der Gehn ein Gebirge im eigentlichen Sinne und kann im weiteren Sinne nicht nur als ein Nebenhöhenzug des Wiehengebirges, sondern als die geologische Fortsetzung dessen Hauptkammes gesehen werden. Bei der Ankumer Höhe handelt es sich um eine Endmoräne, also um eine eiszeitliche Aufschiebung.

Im westlichen Wiehengebirge dominiert der Nadelwald. Dabei gibt es nicht, wie im östlichen Wiehengebirge, eine bestimmte Regelmäßigkeit hinsichtlich einer bestimmten Höhenlage, ab welcher der Wald beginnt. Ortschaften befinden sich durchweg auf relativ hoher Lage, wie z. B. die Bad Essener Ortsteile Rattinghausen und Büscherheide auf jeweils rund 170 m.

Oft wird das westliche Wiehengebirge nicht mehr zum Weserbergland, sondern zum Osnabrücker Land gezählt.

Das Wiehengebirge als Mittelgebirge

Manchmal wird in Frage gestellt, ob das Wiehengebirge tatsächlich bereits als Mittelgebirge oder eben nur als Hügelland zu klassifizieren sei. Eine gängige Definition verlangt für ein Mittelgebirge z. B. eine Reliefenergie von mindestens 200 Metern um einen Höhenzug als Mittelgebirge einordnen zu können.[26] Tatsächlich wird dieser Wert im östlichen Wiehengebirge überwiegend, wenn auch knapp, erreicht, im westlichen Wiehengebirge, bis auf den Bereich um den Nonnenstein ganz im Osten jedoch überhaupt nicht. Daher wäre letzteres nach dieser Definition als Hügelland zu bezeichnen. Dem ist allerdings entgegenzusetzen, dass nach anderer Definition ein Gebirge aus felsigem Untergrund besteht, wie es beim gesamten Wiehengebirge der Fall ist, das sich dadurch z. B. von den Hügelländern der Moränengebiete Deutschlands unterscheidet.

Eine beinahe profane aber gleichwohl stichhaltige Argumentation gibt der Name Wiehengebirge, da das augenscheinlich eine kulturhistorische Begründung für die Einordnung in die Klasse der Gebirge liefert. Neuerlich wurde dem Wiehengebirge auch schon der fragwürdige Titel „Niedrigstes Mittelgebirge Deutschlands“ verliehen.[27]

Klima

Temperaturverteilung (Jahresmitteltemperatur) in Ostwestfalen-Lippe
Niederschlagsverteilung (Jahresniederschläge) in Ostwestfalen-Lippe
Trotz vergleichsweise geringer Höhe ist das Gebirge, zumindest der östliche Teil hier auf dem Bild, hoch genug, um signifikant länger und mehr Schnee aufzuweisen. Im Vordergrund liegt noch kaum Schnee, aber bereits die Abhänge des Gebirges weisen eine geschlossene Schneedecke auf.
Winterlandschaft zur Blauen Stunde 250 m nördlich des Heidbrinks auf 285 m

Die Region Wiehengebirge, also das südwestliche Niedersachsen und das nördliche Ostwestfalen, gehört zum atlantischen Klimabereich und zeichnet sich durch relativ gleich verteilte und regelmäßige Niederschläge und relativ milde und eine im Jahresverlauf verhältnismäßig ausgeglichene Temperatur aus. Die Winter sind unter atlantischem Einfluss meist mild und die Sommer mäßig warm. Von Westen nach Osten, also in Verlaufsrichtung des Gebirges, wird das Klima tendenziell kontinentaler, d. h. die Sommertemperaturen sind im Osten leicht höher und die Wintertemperaturen im Schnitt leicht niedriger. Auch wenn dieser Unterschied in diesem überschaubaren Raum von 60 Kilometern nur gering ist, macht sich letzteres signifikant bei der Dauer der Schneeauflage bemerkbar. Das Wiehengebirge zeichnet sich durch eine bis zu etwa 1 °C pro Jahr tiefere durchschnittliche Jahresmitteltemperatur als im umgebenden Tiefland aus, wobei die Abweichung im Winter etwas größer ausfällt als im Sommerhalbjahr. Als Faustformel gilt, dass die Temperatur pro 100 Höhenmeter durchschnittlich 0,7 °C im Jahresschnitt kälter ist, wobei für die Sommermonate dieser Wert 0,5 °C und für den Winter 1,0 °C pro 100 Höhenmeter beträgt.

Die oben beschriebene Faustformel zugrunde legend kommt man im Vergleich zu einem Ort (Rahden) im Wiehengebirgsvorland zum höchsten Gipfel, dem 320 m hohen Heidbrink, zu folgenden Mitteltemperaturen (Grundlage Messreihe 1971–2000)[28]

Rahden, 42 m (langjähriges Mittel 1971–2000):

  • Januar: 1,7 °C
  • Juli: 17,6 °C
  • Jahr: 9,3 °C

berechneter Wert für den Heidbrink, 320 m (278 m höher als Rahden):

  • Januar: −1,1 °C
  • Juli: 16,2 °C
  • Jahr: 7,4 °C

Die Werte werden durch rechts abgebildete Klimakarte von Ostwestfalen-Lippe bestätigt.

Außerdem werden im Wiehengebirge deutlich höhere Niederschlagsmengen als im Umland registriert. Zu unterscheiden sind hier aber die Luv- und Lee-Seite. Die vorherrschende Windrichtung aus Südwest bringt regelmäßig Niederschläge vom Atlantik; insbesondere an der süd(-westlichen) Luvseite. Während im Lübbecker Lößland das Gebirge Regen abhält und in Lübbecke zu Jahresniederschlägen von nur 650 mm führt, treten im Norden des Ravensberger Hügellandes, also an der Südabdachung des Wiehengebirges, ausgeprägte Steigungsregen auf,[29] die quantitativ aber deutlich geringer ausfallen als z. B. auf der Südseite des weiter südlich gelegenen Teutoburger Waldes. Im Wiehengebirge selbst und an seiner Südseite summieren sich die Niederschläge auf durchschnittlich mehr als 750 bis 850 mm pro Jahr (siehe rechts stehende Niederschlagskarte OWL). Im nördlichen Leegebiet von Mindener, Lübbecker sowie eingeschränkt auch im Osnabrücker Land hingegen liegen die Jahresniederschläge teilweise bei nur 550 mm pro Jahr.

Schneereiche oder kalte Winter treten im Wiehengebirge vergleichsweise seltener auf als in jenen Gebirgen Deutschlands, die meist höher sind und zudem weiter von der Küste entfernt liegen, also kontinentalem Einfluss unterliegen. Dennoch bringt der Winter im Wiehen mehr Schnee als im nahen und ähnlich hohen nördlichen und mittleren Teutoburger Wald.[30] Zudem treten aufgrund niedrigerer Temperaturen in Verbindung mit tendenziell höheren Niederschlagswerten besonders im östlichen Wiehengebirge deutlich häufiger Tage mit einer geschlossenen Schneedecke auf als im unmittelbar angrenzenden norddeutschen Tiefland. So kommt es nicht selten vor, dass der Jogger oder Wandersmann z. B. in Lübbecke bei knapp über 0 °C und in einer Umgebung mit „grüner“ Natur und aufgeweichten Feldwegen startet und sich nach kurzer Zeit auf dem Gebirgskamm bei einigen Grad unter Null in tief winterlichen Verhältnissen mit frosterstarrter Natur und hartgefrorenen Waldwegen wiederfindet. Gelegentlich kommen im Wiehengebirge Schneehöhen von mehr als 50 cm vor, wie z. B. 1979 oder auch wieder Anfang 2010.[31]

Gemäß einer Einteilung des Bundesministerium für Umwelt kann Deutschland in eine atlantische, kontinentale und alpine biogeographische Region unterteilt werden. Das Wiehengebirge bildet die Grenze zwischen dem atlantischen und dem kontinentalen Bereich, wobei das Gebirge selbst zur letzteren gerechnet wird.[32]

Föhn

Aufgrund theoretischer Überlegungen muss bei entsprechenden Windwetterlagen auch am Wiehengebirge ein Föhneffekt feststellbar sein. Neben dem Alpenföhn sind solche Wetterphänomene in schwächerer Ausprägung auch vom Erzgebirge, Harz usw. bekannt, denn grundsätzlich müssen zwei Bedingungen, unter denen Föhn entstehen kann, gegeben sein:

  • Die Gebirgsbarriere wird möglichst senkrecht angeströmt.
  • Die Gebirgsbarriere trennt zwei unterschiedliche Luftmassen.

Der erste Fall trifft auf alle Gebirge zu, unabhängig von deren Größenordnung. Ein kleines Mittelgebirge kann ebenso Föhn erzeugen wie die große Gebirgskette der Alpen.[33] Nicht die absolute Höhe, jedoch die klare und vor allem vergleichsweise lange West-Ost Ausdehnung begünstigen daher zumindest föhnartige Effekte am bzw. aufgrund des Wiehengebirge(s).

Da sich der Wiehengebirgskamm selbst im hohen östlichen Gebirgsteil nur maximal 200 bis 250 m hoch aus dem Umland erhebt, ist dieser Effekt jedoch nur sehr gering. Bei einer Reliefenergie von 200 Metern bedeutet z. B. der Föhneffekt für Lübbecke bei Südwind aus der Ravensberger Mulde eine Temperaturerhöhung von maximal 1 °C[34] – zu wenig, um als signifikanter Effekt bemerkt zu werden; jedoch hinreichend, um Niederschlagshöhe und Gewitterneigung messbar zu beeinflussen, die beispielsweise in Lübbecke etwas geringer sind als am benachbarten Südhang des Gebirges.[35] Gelegentlich kann sich aber auch am Wiehengebirge bei besonderen Wetterlagen eine regelrechte Föhnmauer bilden.[36]

Lübbecke am östlichen Wiehengebirge gilt als Föhnhauptstadt in OWL.[37] Die spezielle Wetterlage Föhn ist zwar nicht so ausgeprägt, wie z.B. in München. Das in Ostwestrichtung verlaufende zwar relativ niedrige Wiehengebirge, das bei Lübbecke jedoch höher als anderswo ist, sorgt aber dafür, dass bei Südwind dieses Wetterphänomen so deutlich auftritt, sodass z.B. Menschen mit Föhnsensibilität vermehrt Symptome der Föhnkrankheit (z.B. Kopfschmerzen) haben und in Lübbecke ein deutlich heitereres Wetter herrscht als südlich, jenseits des Gebirges. Am 14. April 2016 z.B. schien auf der Luv-Seite des Wiehengebirges die Sonne lediglich fünf Minuten, während Lübbecke fünf Sonnenscheinstunden vermelden konnte. [38]

Nebel

Das Wiehengebirge, insbesondere der östliche Teil, hat stellenweise eine hinreichende Höhe, um aus Nebelfeldern, die sich oft in der Beckenlandschaft der Ravensberger Mulde oder im Zuge der Bastau-Niederung bilden, herauszuragen. Daher kommt es oft vor, dass im tieferliegenden Wiehengebirgsvorland dicke Nebelschwaden liegen, während das Gebirge und teilweise auch die bewohnten Hanglagen unter strahlendstem Sonnenschein liegen – bei entsprechend höherer Lufttemperatur. Dieser Effekt tritt insbesondere im Frühling und Herbst auf.[39]

Wirkung des Gebirges auf den Niederschlag

Das Mindener Land unmittelbar nördlich des Wiehengebirges ist aufgrund des beschriebenen Lee-Effektes das Gebiet mit den geringsten Niederschlägen im Frühjahr in ganz Nordrhein-Westfalen. Hier fallen im Frühling weniger als 150 mm Niederschlag im langjährigen Mittel. (Zum Vergleich: Im Sauerland, dem anderen Extremum sind es 230 mm.)[40] Allgemein gilt, dass die Niederschläge des Wiehengebirgsvorlandes während der Vegetationsperiode eher gering sind.[41]

Geologie und Hydrologie

Nur selten treten die Gesteinsschichten wie hier am Nonnenstein offen zu Tage
Relief des Wiehengebirges und der angrenzenden Landschaften

Das Wiehengebirge entstand zusammen mit dem Weserbergland und anderen gleichartigen Mittelgebirgen durch die Saxonische Bruchschollentektonik, bei der ein Mosaik von lang gezogenen Gräben und Horsten durch Hebungen der Erdkruste und dabei entstehende Störungen entstand. Zunächst entstand im südlichen Niedersächsischen Becken im Oberen Jura und in der Unterkreide an tief in die Erdkruste reichenden Störungen eine Zone besonders großer Mächtigkeit der sich dort absetzenden Meeresablagerungen. Im Coniac und Santon – zwei Untereinheiten (Stufen) der Oberkreide – zwischen etwa 90 und 80 Millionen Jahren vor heute wurde diese Zone in der subherzynen Phase eingeengt und zu einer mehr als 100 Kilometer langen und etwa Nordwest-Südost verlaufenden Aufwölbung angehoben, der so genannten Nordwestfälisch-Lippischen Schwelle (auch Niedersächsisches Tektogen). Das Wiehengebirge liegt am Nordrand dieser Zone. Die im Süden des Wiehengebirges mehr oder weniger flach liegenden Gesteinsschichten des Untergrundes biegen hier in einer großen Flexur nach Norden hinab. Von Süden nach Norden werden die im Wiehengebirge an der Erdoberfläche anzutreffenden Gesteine deshalb zunehmend jünger: Im Süden sind es Schichten der Trias, das Wiehengebirge selbst besteht aus Schichten des Unteren (Lias) und Mittleren Jura (Dogger), und der Nordabfall und das nördliche Vorland aus Oberjura- (Malm) und Unterkreidegesteinen.[42]

Die Jura-Gesteine des Wiehengebirges entstanden vor 170 bis 140 Millionen Jahren als Ablagerungen auf dem Meeresgrund. Es herrscht ein harter Sandstein vor, der nahe der Porta Westfalica als Portasandstein bezeichnet wird; jedoch wird dieser bereits seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr abgebaut. Der weit verbreitete Sandstein ist ein relativ grobes Gestein, das durch Einlagerung von Eisenmineralien und Ton einen braunen Farbton aufweist und recht verwitterungsresistent ist. Die einzelnen Gesteinsschichten der Schichtenfolge bilden aufgrund ihrer unterschiedlichen Widerständigkeit Höhenstufen aus, die an vielen Stellen deutlich sichtbar sind. Die Kammlagen bestehen meist aus dem sehr harten und hellen Wiehengebirgssandstein.

Auf der Südseite des Gebirges schließen sich daran die harten Heersumer Schichten (Sandstein), Ornatenton-Schichten und der Cornbrash-Sandstein an. Wiehengebirgssandstein und Heersumer Schichten gehören zum Oberen Jura, der Cornbrash ist dem Mittleren Jura zuzuordnen.

Am östlichen Ende des Wiehengebirges befinden sich Wealdenkohle und Eisenerze im Untergrund, die einst im Mindener Revier industriell abgebaut wurden. Zur Farbherstellung wurde im westlichen Wiehengebirge in der Schwarzkreidegrube Schwarzkreide abgebaut. Im tiefen Untergrund sind Steinkohle führende Schichten des Karbons ausgebildet, die nördlich und westlich von Osnabrück an die Oberfläche treten und dort abgebaut wurden.

Böden

Nur die exponierten Kammlagen des Wiehengebirges sind zum Teil mit typischen Mittelgebirgsböden bedeckt – es handelt sich dann um Podsol-Braunerde, zum Teil auch Podsol. An den tiefer liegenden Hängen, teilweise aber auch bis und über den Hauptkamm, liegt Parabraunerde, zum Teil Pseudogley-Parabraunerde aus Löß und Sandlöß vor (einer Ablagerung aus dem Pleistozän), und bildet hier hinsichtlich der Böden den meist allmählichen Übergang von reinen Mittelgebirgsböden zu den Börden des Lübbecker Lößlandes im Norden beziehungsweise zum lößbedeckten Ravensberger Hügelland im Süden.[41]

Eiszeiten

Vereisung der Saaleeiszeit (bis gelbe Linie)

Aufgrund der geringen Höhe hat das Wiehengebirge während der letzten Eiszeiten vermutlich keine eigenen Gletscher gebildet. Während der Weichseleiszeit lag die Gletscherkante des Skandinavischen Eisschildes 200 km nördlich im Raum Hamburg (s. rote Linie in der nebenstehenden Abbildung). Es ist zwar nicht auszuschließen, dass sich in beschatteten Tallagen des Wiehengebirges das ganze Jahr Firnfelder hielten, ein wirklicher Gletscherstrom konnte sich indes nicht ausbilden.

Anders sah es in der späteren Saaleeiszeit aus. Hier lag der Südrand des Skandinavischen Eisschildes weit südlich des Wiehengebirges – das Drenthe-Stadium der Saale-Eiszeit füllte die Westfälische Bucht vollständig aus. Möglicherweise floss ein erster Eisvorstoß noch um Wiehengebirge und Teutoburger Wald herum in die Bucht hinein, so dass diese zeitweilig Nunataks bildeten. Später floss die Eismasse jedoch über beide Gebirge hinweg, wobei die Haupteisströme sich durch die Durchbrüche und Gebirgssättel ergossen.

Ein solcher Gletscherstrom war z. B. der Aue-Hunte-Gletscher, der bis in die Region des heutigen Detmold reichte.[43] Ein Beleg dafür sind Steine, u. a. Feuersteine, die ursprünglich aus der Gegend von Småland, Südschweden, und Bornholm stammen.[44]

Somit besitzt das Wiehengebirge wie auch wesentlich höhere deutsche Mittelgebirge, die selbst Gletscher ausbildeten (Harz, Schwarzwald u. a.), glaziale Formungsstrukturen, die hier jedoch durch das Inlandeis verursacht wurden, das von Norden zum Wiehengebirge kam.

Das Wiehengebirge war auch Quelle für Geschiebe (u. a. Findlinge) in südlich angrenzenden Gebieten, denn die aus dem Norden vorrückenden saalezeitlichen Eismassen brachen nicht nur in Skandinavien Gesteine aus dem Untergrund heraus, sondern auch Gesteinsabfolgen der nordwestdeutschen Mittelgebirge (Teutoburger Wald und Wiehengebirge) und der nördlichen und zentralen Höhen der Westfälischen Bucht (Baumberge und Beckumer Berge). Diese werden dann als einheimische Geschiebe bezeichnet.[45]

Wasserscheiden

Große Bereiche des Wiehengebirges stellen eine lokale Wasserscheide im Zuge des Gebirgskammes dar, die jedoch an zwei Stellen, durch die Große Aue bei Neue Mühle und etwas weiter westlich durch die Hunte durchbrochen ist. Im östlichen Wiehengebirge ist diese Wasserscheide besonders augenscheinlich zwischen dem Einzugsbereich der Großen Aue bzw. der Hunte nach Norden und dem der Werre nach Süden. Die Weser-Ems-Wasserscheide durchquert das westliche Wiehengebirge von Südosten nach Nordwesten, in etwa auf der Linie Ostercappeln-Venner Berg. Westlich dieser Wasserscheide entwässert das Gebirge über zahlreiche Bäche in die Hase, östlich davon letztendlich über genannte Flüsse in die Weser.

Eine Besonderheit stellt die Bifurkation bei Melle-Gesmold dar. Die Else zweigt dort von der Hase ab und fließt über die Werre der Weser zu. Die Hase fließt der Ems zu. Die Bifurkation bei Melle-Gesmold () war ursprünglich vermutlich nur periodisch und wurde im 15. oder 16. Jahrhundert von einem Müller oder von den Besitzern des Schlosses Gesmold zur Nutzung des Wassers zu einer ständigen Bifurkation ausgebaut. In der Folge wurde bei Kriegen und Streitereien der eine oder andere Arm wiederholt zugeschüttet.[46]

Topografie/Geländeneigung

Geländeneigung im östlichen Wiehengebirge
Die beschriebene Asymmetrie des Gebirges wird besonders deutlich, wo eine Quersicht auf den Hauptkamm möglich ist, wie hier bei Bergkirchen – sanfter Abfall nach Norden (links), steil dagegen die Südabdachung (rechts)

Das Wiehengebirge weist im Allgemeinen als typisches Mittelgebirge eher sanfte, abgerundete Geländeformen auf, überwiegend mit Steigungen zwischen 10 und 30 Prozent. Steile bis schroffe Geländeabschnitte gibt es im Bereich der Siepe. Auffällig ist die Asymmetrie der Hänge des Wiehengebirges, insbesondere der des östlichen Gebirgsteiles.[47] Der Nordhang des Gebirgszuges passt sich den flach nach Norden einfallenden jurazeitlichen Schichten an. Dagegen fällt der Südhang zur Ravensberger Mulde viel steiler ab. Eine derartige Topographie ist allerdings typisch für eine Pultscholle. Die Schichtenfolge unterschiedlich harter Gesteine wurde dort durch die Kräfte der Verwitterung und Abtragung durchschnitten. Der Hang ist durch steil stehende Trennflächen im Gestein vorgezeichnet, wobei härtere Schichten markante Stufen bilden. Die steilsten Geländeabschnitte finden sich daher vor allem im höheren östlichen Wiehengebirge und hier insbesondere ganz im Osten unweit der Porta Westfalica, wo die Hangneigung stellenweise mehr als 60 Prozent beträgt. Immerhin, auch wenn die Steilheit des Geländes nicht an die der großen Mittelgebirge Süddeutschlands heranreicht, ist das Wiehengebirge somit mit besagten Teilen, schroffer als manch höheres Gebirge, wie z. B. der Deister. Zudem ist bezeichnend, dass zumindest das östliche Wiehengebirge dermaßen steil ist, dass dort den querenden Passstraßen, ja selbst Forstwegen, durch die Topografie ein Streckenverlauf in Serpentinen diktiert wird, wie z. B. der der Kreisstraße 30 unweit der Lutternsche Egge oder insbesondere auch der der Landstraße 780, die sich vom Wesertal mühsam in engen Kehren zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal hochwindet. Bereiche mit Steigungen von 60 Prozent oder mehr (entspricht 31° und mehr) liegen im Übrigen im Bereich, wo, zumindest theoretisch, Schneelawinen möglich wären, denn die Gefahr eines Lawinenabgangs ist bei Hangneigungen zwischen 25° und 45° (47 % bis 100 %) besonders hoch.[48] Zwar sind Schneelawinen in Deutschland nicht nur auf den Alpenraum beschränkt, sondern kommen regelmäßig auch in Mittelgebirgen vor (u. a. im Schwarzwald,[49] gelegentlich im Erzgebirge[50]) – aufgrund der Bodenbedeckung, der üblicherweise eher geringen Schneeauflage und des insgesamt räumlich sehr begrenzten Gebietes derart schroffer Geländeabschnitte, besteht faktisch jedoch keine Lawinengefahr in irgendeinem Gebiet des Wiehengebirges. Auch der Abgang von Muren ist bisher nicht belegt.

Natur

Bedeutung als Naturreservat

Das Bundesamt für Naturschutz unterstreicht die besondere Relevanz des Wiehengebirges als Naturraum, indem es u. a. folgendes feststellt: „Das Wiehengebirge selbst ist dicht mit Nadelforsten bewaldet. Stellenweise findet man auch noch natürliche Buchen- und Eichen-Wälder.“ (…) Es gibt zwei landesplanerisch gesicherte Gebiete zum Schutz der Natur in der Landschaft, die einige NSG integrieren. Das ‚Wiehengebirge‘ als durchweg bewaldeter Gebirgskamm mit artenreichen Buchenwäldern, Steinbrüchen, Klippen und Felsbändern, die als Brut- und Überwinterungsbiotop z. B. für Bubo bubo (Uhu) und mehrere gefährdete Fledermausarten dienen, ist gesamtstaatlich repräsentativ. Das zweite Gebiet ist die das Gebirge durchbrechende ‚Große Aue‘ mit größeren Grünlandbereichen, Auwaldrelikten und artenreichen Feldgehölzen. Hier kommen u. a. Ulmus minor (Feldulme) und Ciconia ciconia (Weißstorch) vor. Die Quellbäche der ‚Hunte‘ sind als FFH-Gebiete gemeldet. Das Wiehengebirge stellt außerdem einen länderübergreifenden Gebirgskammkorridor im Biotopverbundsystem dar. (…)[51]

Höhenstufen

Die drei ökologischen Höhenstufen im östlichen Wiehengebirge.

Die Vegetationszonierung des Wiehengebirges umfasst drei ökologische Höhenstufen. Die planeare Höhenstufe (oder auch Flachlandstufe) reicht bis auf 150 m Höhe. Zu dieser Stufe gehören flächenmäßig die meisten Gebiete des flacheren, westlichen Wiehengebirges. Die kolline Höhenstufe (oder auch Hügellandstufe) umfasst alle Gebiete zwischen 150 und 300 m Höhe; sie dominiert das höhere östliche Wiehengebirge. Es folgt die submontane Höhenstufe (oder auch Mittelgebirgsstufe) oberhalb von 300 m Höhe, die allerdings nur drei isolierte Bereiche von insgesamt 15 Hektar Fläche und die drei Erhebungen bei Lübbecke umfasst, die höher als 300 m sind.

Flora

Bärlauch bedeckt in Teilen des Gebirges im Frühjahr den kompletten Waldboden
Die „Krause Buche“, eine Süntelbuche und Naturdenkmal im Wiehengebirge

Nur rund 30 Prozent des Waldes im Wiehengebirge ist Nadelwald.[52] Damit liegt der Anteil an Laubwald deutlich über dem Bundesdurchschnitt und Landesdurchschnitt, denn in Deutschland und auch in Nordrhein-Westfalen insgesamt dominiert der Nadelwald. Der natürliche und im Wiehengebirge, insbesondere im östlichen, gleichfalls noch immer dominierende Waldtyp ist der Buchen-, bzw. Buchenmischwald, dem sogar bisweilen eine „europaweite Bedeutung“ zugemessen wird.[53][54] Bisweilen werden die ausgedehnten hochstämmigen Buchenwälder des Wiehen wegen ihres Eindruckes, den der Wandersmann erhält, als Buchenkathedralen bezeichnet.[55] Das Wiehengebirge gehört zum natürlichen Verbreitungsgebiet der heute sehr seltenen Süntelbuche. Ein bekanntes Exemplar dieser Baumart steht am Eidinghauser Berg und trägt wegen seines auffallenden Wuchses den Namen Krause Buche. In der Nähe soll noch eine zweite, kleinere wachsen. Für den Pflanzengeographen begründet dieses Vorkommen die Annahme, dass die Süntelbuche einmal vom Süntel her über die Weserkette bis auf das Wiehengebirge hin verbreitet war.[56] Daneben ist im Wiehengebirge auch die wertvolle Douglasie heimisch geworden. Bestände dieses bis zu über 60 Meter hohen Baumes stehen z. B. im Bergwald südlich Bad Holzhausens. Eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung hat hier neben der Vermarktung des Holzes selbst auch die Ernte der Samen der Douglasie.[57] Im Bereich der Stadt Lübbecke im Naturschutzgebiet Sonnenwinkel gibt es beeindruckende Bestände an Bärlauchbewuchs auf dem Waldboden.

Fauna

Zur Fauna des Wiehengebirges gehören Wildbestände von Damwild, Schwarzwild und Rehwild. In den Feldmarken südlich und nördlich seines Waldes sind Feldhasen, Wildkaninchen, Fasan und Rebhuhn heimisch.[58] Weitere Tierarten sind unter anderem Stockente, Ringeltaube, Rotfuchs, Dachs, Steinmarder, Siebenschläfer, Hermelin, Mauswiesel, Iltis, Waldschnepfe sowie die ganzjährig geschützten Greifvögel Mäusebussard, Sperber und Turmfalken.[59] Auch ansonsten sehr seltene Uhus und Schleiereulen sind im Gebirge heimisch.[60][61] Das Gebirge ist auch Lebensraum des im 20. Jahrhundert eingewanderten Waschbären.

Teilweise wird die Auffassung vertreten, dass das Wiehengebirge einen überregionalen Wanderkorridor für stark gefährdete Tierarten wie Eurasischer Luchs, Wildkatze, Wolf darstellt, da es durch seinen Verlauf in Nordwest-Südost-Richtung eine wichtige Funktion im Verbundsystem von Biotopen übernehme.[62]

Funga

Im Wiehengebirge sind zahlreiche Pilzarten heimisch. So sind Täublinge, Milchlinge, der Pfifferling, der Grüne Knollenblätterpilz, Schwefelköpfe und Hallimasch sowie diverse Röhrlinge anzutreffen, aber auch Kostbarkeiten wie der Eichhase.[63]

Naturschutzgebiete

Kleinteile des vollständig zum Natur- und Geopark TERRA.vita gehörenden Wiehengebirges stehen unter Naturschutz, und Naturschutzgebiete (NSG) sind im gesamten Gebirge verteilt. Das NSG Limberg und Offelter Berg ist 186 Hektar groß, andere NSG sind wesentlich kleiner, wie zum Beispiel das NSG Sonnenwinkel bei Lübbecke, das 4,7 ha Waldfläche umfasst. Die folgende Tabelle enthält alle Naturschutzgebiete des Wiehengebirges:

Bezeichnung Berg/Gebirgsteil/Kommune Fläche Landkreis Koordinaten
Sonnenwinkel Lübbecker Berg 4,7 ha Minden-Lübbecke 52° 17′ 48,7″ N, 8° 36′ 23,6″ O
Wittekindsberg Porta Westfalica 114,0 ha Minden-Lübbecke 52° 14′ 38,5″ N, 8° 53′ 38,3″ O
Limberg und Offelter Berg Egge/Bad Holzhausen 186,1 ha Minden-Lübbecke 52° 16′ 56,3″ N, 8° 30′ 27″ O
Obere Hunte Bad Essen 110,0 ha Osnabrück 52° 15′ 43″ N, 8° 23′ 52″ O
Gehle[64] Rödinghausen 35,8 ha Herford 52° 15′ 39,7″ N, 8° 28′ 3,3″ O

Erhebungen

Südansicht bei Lübbecke
Galt lange Zeit als höchste Erhebung – der 274 m hohe Nonnenstein
Das Wiehengebirge im Nebel
Das Wiehengebirge von Bünde aus gesehen
Im Wiehengebirge bei Rödinghausen
Der Bergwald des Wiehengebirges, hier am Westhang des Wurzelbrinks
Auf der Gipfelfläche des Kniebrinks
Kreisstraße 79 nahe dem Wiehenturm am Egge-Durchbruch (Herbst 2008); angelegt während RAD-Notstandsarbeiten (1924–1927); Blick nach Norden
Blick auf den Nettelstedter Berg von Norden, vom Großen Torfmoor
Der Gipfel des höchsten Berges, des Heidbrinks
Das Wiehengebirge bei Bad Holzhausen

Das Wiehengebirge ist geprägt durch zahlreiche Erhebungen, die sich kammartig aneinanderreihen und in seinem Mittelteil mit dem Heidbrink bis 320 m Höhe erreichen. Dadurch weisen die Gipfel gegenüber den jeweiligen Nachbarn nur eine geringe Schartenhöhe auf, die meist deutlich unter 100 Metern liegt. So liegt z. B. die Schartenhöhe des Kniebrinks (315 m) gegenüber dem benachbarten Wurzelbrink (315 m) nur bei rund 30 m bei einer Dominanz von lediglich 400 m. Die Dominanz des Heidbrinks ist allerdings beachtlich. Sie beträgt rund 31 Kilometer (bei einer Schartenhöhe von 280 m). Dort gibt es mit der Langen Wand im Wesergebirge mit 320,1 m Höhe eine etwas höhere Erhebung; damit ist die Dominanz des Heidbrinks sogar etwas größer als die der Zugspitze, die beim höchsten deutschen Berg nur 24,6 km beträgt.

Das Wiehengebirge weist lediglich drei Erhebungen mit einer Höhe von mehr als 300 m auf, die allesamt im Südteil der Kernstadt von Lübbecke liegen. Sechs weitere sind höher als 280 m und verteilen sich entlang des östlichen Wiehengebirgskammes.

Das Wiehengebirge ist höher als die jeweils höchste Erhebung von sechs Bundesländern: Die höchsten Berge und Höhen der Länder Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sind niedriger.

In Bezug auf die höchste Erhebung gibt es eine Kuriosität: Aufgrund eines Vermessungs- oder Übertragungsfehlers nahm man bis in die 1960er Jahre an, dass der Nonnenstein 325 m hoch und damit die höchste Erhebung des Wiehengebirges sei.[65] Bisweilen wurden ihm in älteren lexikalischen Werken vom Anfang des 20. Jahrhunderts, also in einer Zeit, wo das Vermessungswesen längst genaue Werte liefern konnte und die Höhe anderer Berge, wie z. B. die der Zugspitze, bereits auf den Meter genau bestimmt war, 336 m Höhe angedichtet.[66] Tatsächlich ist der Nonnenstein jedoch nur 274 m hoch, also 51 bzw. 62  m niedriger als damals angenommen und auch augenscheinlich niedriger als der Heidbrink. Der Mythos des Nonnensteins als höchste Erhebung scheint bisweilen bis in die Gegenwart überlebt zu haben. So versteigt sich der Fremdenverkehrsverband des Kreises Herford beim verständlichen Lobgesang über eine kreisangehörige Gemeinde zum Beispiel zu der Aussage: „Einen Ausflug zum Nonnenstein sollten Rödinghausens Besucher nicht versäumen. Der historische Aussichtsturm steht auf einer der höchsten Erhebungen des Wiehengebirges“.[67] Zwar ist die Aussage relativiert und damit nicht unwahr, man meint aber fast herauslesen zu können, dass der Rödinghauser Berg, Messung hin oder her, eigentlich immer noch die höchste Erhebung sei. Zum Teil wird diese Fehler so hartnäckig tradiert, dass diese Fehlinformation sich bisweilen noch in neuester Literatur findet.[68]

Im Osten sind die Erhebungen mit dem Wittekindsberg bis 294,2 m und mit dem westlichsten Berg des Wiehengebirges, der Schleptruper Egge, nur noch 148 m hoch. Zu den Erhebungen des Wiehengebirges in West-Ost-Richtung betrachtet gehören:

Höhe des jeweils höchsten Bergs in Fettdruck; Höhen in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN)

Bezeichnung Höhe Kommune Anmerkung/Lagebeschreibung
Larberger Egge 82,0 Bramsche westlichster Ausläufer des Wiehengebirges[69]
Schleptruper Egge 148,0 Bramsche mit Sendeanlage; südöstlich Bramsche-Schleptrup
Kalkrieser Berg
auch: „Schmittenhöhe“
157,0 Bramsche mit nahem Schloss Barenaue; nördlich Bramsche-Engter
Venner Egge 158,0 Ostercappeln bei Ostercappeln-Vehrte
Stenshöhe 149,0 Belm mit dem Süntelstein
Sonnenbrink 177,0 Bad Essen mit „Sonnenbrinkturm“ (Fernmeldeturm mit Aussichtsplattform); südwestlich von Bad Essen
Linner Berg 181,0 Bad Essen mit „Naturdenkmal Saurierfährten“; südsüdwestlich Bad Essen Linne
Kleiner Kellenberg 161,4 Bad Essen mit „Dinosaurierfährten von Barkhausen“; südsüdöstlich Bad Essen-Barkhausens
Großer Kellenberg 211,0 Melle mit nahem Grünen See; nordöstlich von Buer
Steinbrink 135,6 Bad Essen südlich Bad Essen Lintorf
Schwarzer Brink 213,0 Bad Essen südlich Bad Essen-Dahlinghausen
Egge 198,0 Preußisch Oldendorf mit Wiehenturm; südwestlich der Altstadt von Preußisch Oldendorf
Offelter Berg 178,0 Preußisch Oldendorf südlich Preußisch Oldendorf-Offelten
Limberg 190,0 Preußisch Oldendorf mit restaurierter Anlage der Burg Limberg; nordöstlich Preußisch Oldendorf-Börninghausen
Nonnenstein,
(früher Rödinghauser Berg)
274,0 Rödinghausen/Preußisch Oldendorf mit „Aussichtsturm auf dem Nonnenstein“; nordwestlich Rödinghausen
Maschberg 190,0 Rödinghausen/Preußisch Oldendorf nördlich Schwenningdorf
Donoer Berg 243,0 Rödinghausen nördlich von Bieren-Dono
Glösinghauser Berg 289,0 Preußisch Oldendorf östlich von Preußisch Oldendorf-Glösinghausen
Altes Verbrenn 291,1 Preußisch Oldendorf östlich von Preußisch Oldendorf-Glösinghausen
Babilonie 255,0 Lübbecke mit Kulturdenkmal Wallburg; südlich Lübbecke-Obermehnen
Blasheimer Berg 287,8 Lübbecke mit Schierecks Tempel; südlich Lübbecke-Obermehnen
Kahlewart 240,0 Hüllhorst nördlich Hüllhorst-Oberbauerschaft; mit Freilichtbühne Kahle Wart
Breitenbrink 287,0 Hüllhorst nördlich Hüllhorst-Oberbauerschaft
Wurzelbrink 318,0 Lübbecke mit Aussichtsturm „Wartturm“; südlich Lübbecke
Kniebrink 315,0 Lübbecke südlich Lübbecke
Meesenkopf 225,8 Lübbecke südlich Lübbecke
Reineberg 276,0 Lübbecke mit Resten der Ruine Reineburg; südlicher „Hausberg“ Lübbecke
Heidkopf 272,6 Lübbecke nördlich Hüllhorst/Ahlsen-Reineberg
Heidbrink 319,6 Hüllhorst nördlich Hüllhorst-Ahlsen-Reineberg
Straußberg 275,5 Lübbecke südlich Lübbecke
Gehlenbecker Berg 275,0 Lübbecke mit beeindruckendem Eichenbestand in Gipfelnähe; südlich Lübbecke-Gehlenbeck
Eilhauser Berg Lübbecke südöstlich Lübbecke-Eilhausen
Nettelstedter Berg 288,0 Lübbecke südwestlich Lübbecke-Nettelstedt
Schnathorster Berg
auch Eickhorster Berg
246,6 Hüllhorst nördlich Schnathorst
Bröderhauser Berg
auch Lübber Berg
251,2 Hille bei Hille-Oberlübbe; in der Nähe Oberlübber Bergsee
Elfter Kopf 233,0 Bad Oeynhausen westlich Wallücke
Bergkirchener Kopf 255,4 Bad Oeynhausen östlich Wallücke, nordwestlich Bergkirchen mit Nebengipfel Buchenkopf nördlich davon
Haddenhauser Berg 261,3 Bad Oeynhausen nördlich Volmerdingsen
Lutternsche Egge 256,0 Minden südlich Luttern
Eidinghauser Berg 247,0 Bad Oeynhausen nördlich Bad Oeynhausen-Eidinghausen
Häverstädter Berg 269,6 Minden südlich Häverstädt
Wittekindsberg 294,2 Porta Westfalica u. a. mit Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Moltketurm und Wittekindsburg; westlich der Porta Westfalica

Sehenswürdigkeiten

Der Wartturm auf dem Wurzelbrink
Die Burgruine Limberg
Die Wittekindsburg auf dem Kamm des Gebirges auf der Höhe von Minden-Häverstädt
Die Wolfsschlucht im Jahre 1920 am Wittekindsberg

Zu den größten Sehenswürdigkeiten des Wiehengebirges zählt neben der Natur und der Landschaft selbst vor allem das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica. Vom Denkmal kann man weit in das Norddeutsche Tiefland blicken. Bei Kalkriese befindet sich einer der vermuteten Orte der Varusschlacht. Im Gebirge finden sich außerdem zahlreiche weitere Aussichtstürme, Denkmäler, archäologische Stätten und andere touristische Anziehungspunkte, die im Folgenden aufgezählt werden. In den Meller Bergen liegt der 200 Hektar große Wildpark Diedrichsburg .

Archäologische Stätten und Naturdenkmäler

Südsüdwestlich und unweit von Bad Essen-Barkhausen befindet sich zwischen Linner Berg im Nordwesten und Kleinem Kellenberg im Südosten das „Naturdenkmal Saurierfährten“ , wo in einem ehemaligen Steinbruch etwa 150 Millionen Jahre alte Dinosaurier-Fährten zu sehen sind. An diesem Fundort gibt es Sauriernachbildungen, Informationstafeln und einen 16 km langen Dinosaurier-Rundwanderweg. Die Spuren stammen vom Elephantopoides barkhausensis und vom Megalosauropus teutonicus.

Im niedersächsischen Teil des Gebirges, in der Fundregion Kalkriese bei Bramsche-Kalkriese, soll im Jahr 9 n. Chr. die Varusschlacht stattgefunden haben.[70]

Die Schwarzkreidegrube ist ein Naturdenkmal am nordöstlichen Rand des Belmer Gemeindeteils Vehrte.[71] Sie gilt als in Deutschland einzigartig. Der Name ist insofern verwirrend, da es sich bei dem Material nicht um Kreide, sondern um ein völlig kalkfreies Material handelt, dass jedoch aufgrund seines hohen Kohlenstoffgehaltes schwarz gefärbt ist.

Für alle sichtbaren Architekturteile des Kaiser-Wilhelm-Denkmals wurde Porta-Sandstein aus dem in der Nähe gelegenen Steinbruch „Wolfsschlucht“ verwendet. Die Steine aus diesem Bruch besitzen grobes Korn bei graubrauner, etwas grünlich schimmernder Färbung. Häufig treten zusätzlich dunkle Streifen infolge starken Eisengehalts auf. Die dem Regen ausgesetzten Sandsteinflächen wurden zur besseren Witterungsbeständigkeit mit Testalin getränkt.

Daneben gibt es Bodendenkmäler die im folgenden Kapitel erwähnt werden.

Burgen

Im Wiehengebirge finden sich noch etliche Reste der sogenannten Wittekindsburgen, Befestigungsanlagen aus der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Sachsen und Franken Ende des 8. Jahrhunderts. Folgende Burgen, Herrenhäuser und Schlösser oder Ruinen eben solcher befinden sich im oder unmittelbar am Fuß des Wiehengebirges (von Ost nach West geordnet):

Bezeichnung Berg/Gebirgsteil Kommune Anmerkung/Lagebeschreibung Koordinaten
Gut Wedigenstein Wittekindsberg Porta Westfalica 52° 14′ 30″ N, 8° 53′ 25″ O
Wittekindsburg Wittekindsberg Porta Westfalica, Minden abgegangene Fliehburg mit Ruine der Kreuzkirche 52° 14′ 52,3″ N, 8° 53′ 2″ O
Dehmer Burg Häverstädter Berg Bad Oeynhausen abgegangene Wallburg aus der vorrömischen Eisenzeit in Dehme 52° 14′ 50,4″ N, 8° 51′ 44,1″ O
Burg Reineberg Reineberg Lübbecke abgegangene Burg 52° 17′ 39,5″ N, 8° 37′ 42,5″ O
Meesenburg Meesenkopf Lübbecke nur Bodendenkmal 52° 17′ 37″ N, 8° 37′ 29″ O
Gut Obernfelde beim Wurzelbrink Lübbecke am Gebirgsfuß gelegen 52° 17′ 36″ N, 8° 36′ 9″ O
Babilonie Babilonie Lübbecke La-Tène-zeitliche Wallanlage, Bodendenkmal 52° 16′ 36″ N, 8° 34′ 36″ O
Limburg Limberg Preußisch Oldendorf Ruine, einst Amtsburg in der Grafschaft Ravensberg 52° 16′ 49″ N, 8° 30′ 30″ O
Schloss Ostenwalde Meller Berge Melle mit Orangerie 52° 14′ 35,5″ N, 8° 20′ 44,9″ O
Diedrichsburg Meller Berge Melle inmitten Saupark 52° 13′ 56,5″ N, 8° 21′ 4,8″ O
Schnippenburg - Ostercappeln Ringwallanlage, Bodendenkmal[72] 52° 21′ 7″ N, 8° 11′ 0″ O
Alt Barenaue nahe Kalkrieser Berg Bramsche Wasserburg 52° 25′ 20″ N, 8° 7′ 30″ O

Denkmäler

Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Die bekanntesten Denkmäler im Wiehengebirge sind:

Bezeichnung Berg/Gebirgsteil Kommune Anmerkung/Lagebeschreibung Koordinaten
Bismarck-Feuersäule Nonnenstein Rödinghausen/Preußisch Oldendorf 52° 15′ 50,8″ N, 8° 29′ 3,4″ O
Kaiser-Wilhelm-Denkmal Wittekindsberg Porta Westfalica 52° 14′ 43,4″ N, 8° 54′ 19,1″ O

Aussichtstürme

Auf zahlreichen Erhebungen des Wiehengebirges wurden Aussichtstürme errichtet:

Bezeichnung Berg/Gebirgsteil Kommune Anmerkung/Lagebeschreibung Koordinaten
Turm im Park Kalkriese beim Kalkrieser Berg Bramsche 40 Meter hoher Aussichtsturm 52° 24′ 23,1″ N, 8° 7′ 47,1″ O
Sonnenbrinkturm Sonnenbrink Bad Essen Fernmeldeturm mit Aussichtsplattform auf 18 Meter Höhe 52° 18′ 51,2″ N, 8° 19′ 37,8″ O
Ottoshöhe Meller Berge Melle 29 m hoher Holzturm 52° 13′ 33,6″ N, 8° 21′ 52″ O
Nonnenstein Nonnenstein Rödinghausen/Preußisch Oldendorf 14 m hoher Steinturm 52° 15′ 50,8″ N, 8° 29′ 3,4″ O
Wiehenturm Egge Preußisch Oldendorf Holzturm mit Aussicht auf das Eggetal 52° 17′ 21,5″ N, 8° 27′ 52,7″ O
Wartturm Wurzelbrink Lübbecke Steinturm mit Blick auf das Ravensberger Land 52° 16′ 58,4″ N, 8° 36′ 54,3″ O
Moltketurm Wittekindsberg Porta Westfalica Steinturm mit 13,9 m Höhe 52° 14′ 49″ N, 8° 53′ 26″ O

Militärische Objekte

Einige militärische Einrichtungen befanden sich unmittelbar am oder im Wiehengebirge. Bei Preußisch Oldendorf lag unmittelbar am Waldrand das mittlerweile einer zivilen Nutzung zugeführte Korpsdepot 155, wo unter anderem das Material für das Jägerbataillon 76 und das Feldersatzbataillon 130 der Bundeswehr eingelagert war. Das unter den volkstümlichen Bezeichnungen Das Gelände oder LTL bekannte Lufttanklager wurde ab 1939 errichtet.[73] Eine erste zivile Nutzung der dafür geschaffenen Infrastruktur mit Wasserwerk, Transformatorenstation und Ölhafen am Mittellandkanal in den Stadtteilen Harlinghausen und Getmold erfolgte bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Im erweiterten Sinne darf hier das idyllisch in der Oldendorfer Schweiz gelegene Waldschwimmbad erwähnt werden.

Bei Bad Essen waren im Wald des Wiehengebirges Teile einer niederländischen Nike-Flugabwehrraketenstellung stationiert. Dort befanden sich die Auffahrrampen und Betongerüste zur Aufnahme der mobilen Radaranlagen. Das eigentliche Raketenabschussgelände (Launch Area) war einige Kilometer nördlich gelegen.[74]

Tourismus

Bedeutung des Fremdenverkehrs am Wiehengebirge

Der Luftkurort Rödinghausen am Südhang des Wiehengebirges

Das Wiehengebirge gehört auf den ersten Blick zu den weniger bekannten Mittelgebirgen Deutschlands. Der Höhenzug steht teilweise im Schatten des bekannteren Teutoburger Waldes und wird geographisch nicht korrekt bisweilen sogar als dessen Nebenhöhenzug bezeichnet. In vielen Wanderführern findet sich der Wiehen, wenn überhaupt, lediglich als kleingedrucktes Unterkapitel zum Buchtitel „Teutoburger Wald“. Sachlich gibt es wenig Gründe für diese Hintenanstellung. Die Berühmtheit des Osnings aufgrund der namensgebenden Schlacht am Teutoburger Wald wurde, wie ausgeführt, vor der Geschichte erschlichen. Und auch den fraglichen Titel des „längsten Höhenzuges Deutschlands“ könnte zumindest das „Gehn-Wiehen-Weser-Süntelgebirge“ dem Osning objektiv streitig machen. Selbst die Erhebungen sind im Teutoburger Wald, abgesehen von Bergen in dessen südlichstem Zipfel, den man genauso gut bereits zum Eggegebirge rechnen könnte, nicht signifikant höher als im Wiehen.

Dennoch ist der Fremdenverkehr für das Wiehengebirge bzw. die Orte und Regionen an seinem Fuße bedeutsam. Es gibt viele Kurorte, die auf den Fremden als Gast zielen. Staatlich anerkannte Luftkurorte sind Bad Holzhausen, Börninghausen und Rödinghausen. Bad Oeynhausen am Südhang des östlichen Wiehengebirges ist ein bekanntes Thermalbad; Bad Essen im Westwiehengebirge und Melle können jeweils eine Sole aufweisen.[75] Aber auch in vielen Dörfern und Städten, die nicht reine Fremdenverkehrsorte sind, gibt es zahlreiche Pensionen und Hotels, die u. a. mit der Natur- und Waldnähe werben und überzeugen können. In einigen Orten, wie zum Beispiel in Bad Holzhausen, haben sich die Urlauberzahlen seit den 1970er Jahren nahezu verdoppelt.[76]

Wintersport

Aufgrund der geringen Höhe und der daraus resultierenden relativ milden Wintertemperaturen ist das Wiehengebirge keine ausgesprochene Wintersportregion, obschon die Hänge des östlichen Gebirgsteiles bei hinreichender Schneedecke sicherlich kurze Abfahrten ermöglichen könnten. Gespurte Loipen oder gar Skilifte, wie es sie im nahen, kaum höheren und ähnlich schneesicheren Deister gibt,[77] sind nicht vorhanden, obschon das Gebirge ein gewisses Potential für den Langlauf bietet. So wird im Flächennutzungsplan für die Stadt Lübbecke festgestellt: „Einige Wege [des Wiehengebirges] können auch im Winter zum Skilanglauf genutzt werden“[78] Immerhin ist das Gebirge ein beliebtes Ziel für Rodeln und Schlittenwandern, dem man hier auf steilen Wiesen und Waldwegen frönen kann, teilweise ungestörter und freier als in den vermeintlich klassischen Wintersportgebieten, wo Schlitten auf gespurten Strecken und gewalzten Pisten nicht immer willkommen sind. Attraktiv ist das Gebirge bei entsprechender Schneeauflage auch deshalb, weil es für große Bereiche des norddeutschen Raumes das nächste und am schnellsten zu erreichende Mittelgebirge darstellt.

Sport im Sommer

Im Sommer wird im Wiehengebirge vor allem gewandert. Seit einigen Jahren wird auch vermehrt Nordic Walking betrieben. Auf mehreren Seen in Gebirgsnähe, z. B. im Großen Weserbogen, wird vielfältiger Wassersport betrieben. Der nahe Mittellandkanal bietet gute Möglichkeiten zum Rudern. Auf dem Alfsee bei Bramsche ist Wasserski möglich.

Im östlichen Wiehengebirge unweit des Häverstädter Berges gibt es eine Rampe für das Drachenfliegen. In Ahlsen-Reineberg werden Heißluftballonfahrten und wenig weiter in Schnathorst auch Gleitschirmfliegen angeboten.

Das Wiehengebirge hat sich in den vergangenen Jahren zu einem sehr guten Mountainbike-Revier entwickelt. Obschon das Gebirge vergleichsweise niedrig ist, bietet vor allem der östliche Teil zwar kurze, aber vergleichsweise anspruchsvolle Streckenabschnitte. So findet z. B. in Bad Essen im Frühjahr regelmäßig die „Monte-Saurus Mountainbike-Tour“ statt, eine dreitägige Mountainbike-Tour im Wiehengebirge.

Eher lokale Bedeutung hat das Gebirge für Jogger. Aufgrund der Steigungen auf Waldwegen ist allerdings ein Intervalltraining allein schon aufgrund der Topografie bei entsprechender Auswahl der Laufstrecke garantiert. Im Bereich bei Lübbecke ist es problemlos möglich, bei normalem Lauftempo und gezielter Streckenauswahl innerhalb von zwei Stunden rund 800 Höhenmeter zu absolvieren. Hier findet der mittlerweile traditionelle Wartturmlauf statt. Dieser Volkslauf beginnt und endet im Juni jedes Jahres in der Innenstadt von Lübbecke, hat den Wartturm auf dem Wurzelbrink als Wendemarke, ist 13,9 Kilometer lang und insgesamt 346 Höhenmeter müssen bewältigt werden.

Das Gebirge ist bevorzugtes Revier für den Orientierungslauf. Weite Bereiche des Bergwaldes sind entsprechend kartographisch durch so genannte O-Laufkarten erfasst. Örtliche Sportvereine bieten regelmäßig Wettkämpfe in dieser Sportart an.

Auch Klettern kann im Wiehengebirge betrieben werden.[79] Das Kletterrevier Wiehengebirge gilt aber als sehr kleines Kalk-Klettergebiet von nur lokaler Bedeutung und reicht damit nicht an die Bedeutung der Klettergebiete der östlich und südlich angrenzenden Höhenzüge des Weserberglandes heran.[80] Die einzelnen zum Klettern geeigneten Bereiche sind die Steinbrüche im östlichen Wiehengebirge. Es gibt zwar auch ganz vereinzelt natürliche Felsen im Wiehengebirge, diese sind aber zu klein, als dass sie sich für den Klettersport auch nur ansatzweise eignen könnten.

Wandern

In erster Linie ist das Wiehengebirge aber Wanderrevier. Auf dem Wittekindsweg lässt sich der Höhenzug auf seinem Gebirgskamm komplett und innerhalb des Waldes durchwandern, wobei man immer in kurzer Zeit einen Gasthof oder eine Herberge in einer der Ortschaften am Gebirgsfuß erreichen kann. Die bewaldeten Höhen des Wiehengebirges bieten mit maximal 320 m Höhe keine Herausforderung für professionelle Bergsteiger. Zahlreiche Fernwanderwege beginnen und enden am Kaiser-Wilhelm-Denkmal und durchqueren von hier die Hänge des Weser- und Wiehengebirges.[81] Dieser Kammweg über das Wiehengebirge, der Wittekindsweg, ist ein Teilstück des Europäischen Fernwanderweges E 11 und gilt als Klassiker unter den Wanderwegen im Nordwesten Deutschlands. Seit ungefähr 100 Jahren wird dieser 95 Kilometer lange Weg zwischen dem historischen Rathaus Osnabrücks und der Porta Westfalica an der Weser erwandert. Er liegt stets abseits vom Verkehr, wobei wichtige Verkehrswege in Bergeinschnitten das Gebirge kreuzen. Ortschaften wie Engter, Ostercappeln, Bad Essen oder Bergkirchen werden nur am Rande berührt.[82] Im Wiehengebirge gibt es sehr viele und ganzjährig frei zugängliche Wetterschutzhütten, die an den wichtigen Wanderwegen platziert sind und bei plötzlichen Wetterunbilden Schutz gewähren. Einige dieser Hütten tragen Namen (Glösinghauser Hütte, Hütte auf dem Heidbrink, Fliegerquellenhütte, u. v. a.). Sämtliche Hütten sind in einschlägigen Wanderkarten verzeichnet.

Landwirtschaft

Rapsanbau im Eggetal; immer mehr Rapsgelb, immer weniger Obstblütenweiß im Mai

Landwirtschaft im Wiehengebirge scheint sich auf den ersten Blick per se auszuschließen, da die Grenzen des Gebirges sich weithin mit der Waldgrenze definieren. Die angrenzenden, intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebiete werden im Süden zur Ravensberger Mulde, im Norden zum Lübbecker Lößland, aber eben nicht mehr zum eigentlichen Wiehengebirge gerechnet. Gleichwohl gibt es bei näherer Betrachtung Acker- und Grünlandflächen, die keiner der genannten benachbarten Teillandschaften zugeordnet werden können und echter Bestandteil des Wiehengebirges sind. Am stichhaltigsten ist das bei den Talungen des westlichen Wiehengebirges, wie zum Beispiel beim Eggetal. Es fällt auf, dass dank der für ein Mittelgebirge günstigen klimatischen Bedingungen im Wiehengebirge der Ackerbau, und nicht wie in höheren Mittelgebirgen, die Weidewirtschaft die entscheidende Rolle spielt. Günstig für den Ackerbau sind auch die Böden, die, zumindest in genannten Tälern, den guten Böden des Lübbecker Lößlandes bzw. des Ravensberger Landes gleichen. Im genannten Eggetal hat auch der Anbau von Obst, trotz Rückgangs während der letzten Dekaden, eine gewisse Bedeutung: In den 1970er Jahren standen auf 25 Hektar rund 40.000 Obstbäume. Aufgrund des Generationswechsels kam es später teilweise zur Aufgabe dieses Erwerbszweiges und 1993 konnten nur noch 10.000 Obstbäume auf sieben Hektar gezählt werden. Seither ist der Obstanbau weiter rückläufig, einige Plantagen am Südhang des Limbergsattels bestehen allerdings noch.

Forstwirtschaft

Der Wald des Wiehengebirges wird in Nordrhein-Westfalen durch das Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe betreut. Im Rahmen der hoheitlichen Aufgaben überwachen die Regionalforstämter die Einhaltung der forstgesetzlichen Bestimmungen und sind teils federführend, teils mitwirkend an allen den Wald betreffenden Planungen beteiligt. Der westfälische Teil des Wiehengebirges, der im Wesentlichen die Wälder des östlichen Wiehengebirges umfasst, wird dabei forstwirtschaftlich zum Bereich Minden gezählt. Die Waldfläche des Wiehengebirges einschließlich seiner Nebenhöhenzüge beträgt rund 16.000 Hektar, wovon das Gros mit rund 12.000 bis 14.000 Hektar auf das westliche Wiehengebirge, also westlich der Großen Aue, entfällt. Eine genaue Festlegung der Forstfläche fällt schwer, je nachdem, ob man vorgelagerte Waldflächen mit oder nicht mit dazu rechnet. Die Feststellung der deutlich kleineren Waldfläche des westlichen Wiehengebirges fällt aufgrund der nicht vorhandenen Nebenhöhenzüge bestimmter aus: Sie beträgt 3.500 Hektar.

Durch den Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen wurden für das Wuchsgebiet Weserbergland, zu dem der westfälische Teil des Gebirges zählt, folgende Daten veröffentlicht:[83]

  • Laubwald: 63.100 ha
  • Nadelwald: 37.000 ha
  • Baumarten: Eiche, 9 %, Buche 38 %, sonst. Laubholz 17 %, Kiefer 5 %, Fichte 27 %, sonstiges Nadelholz 5 %
  • Waldeigentum: Bund 1 %, Land 13 %, Körperschaft 32 %, Privat 54 %
  • Vorrat pro Hektar: 327 Vorratsfestmeter
  • Zuwachs pro Hektar: 12,1 Vorratsfestmeter

Es ist davon auszugehen, dass die Verhältnisse im Teilbereich Wiehengebirge aufgrund der nicht grundverschiedenen klimatischen und kulturhistorischen Gegebenheiten ähnlich sein dürften. Das gilt zum Beispiel für das aufgezeigte Verhältnis 63 % Laubwald zu 37 % Nadelwald, das im Wiehengebirge in etwa gleich sein dürfte.

Die hohe Produktivität ist einerseits mit der vergleichsweise kurzen Frost- und damit langen Vegetationsperiode und andererseits mit den guten Bodenverhältnissen zu begründen. Aber abiotische Faktoren reichen nicht aus, um die außerordentliche Produktivität zu erklären. Sicherlich spielen hier auch biotische Faktoren, also das gesunde Ökosystem, und kulturelle Faktoren wie die Art der Bewirtschaftung eine entscheidende Rolle.

Geschichte der Forstwirtschaft im Wiehengebirge

Das Weserbergland wurde ausgehend von den Flusstälern schon früh besiedelt. Seit dem frühen Mittelalter nahm die Zahl der Siedlungen und damit auch die Waldrodung und Nutzung des Waldes (u. a. Holzlieferant, Weide) zu. Mit der steigenden Bevölkerungszahl nach dem Dreißigjährigen Krieg und in der Periode des Merkantilismus stieg die Nutzung der Landschaft und der Wälder weiter. Die Wälder hatten unter anderem Bauholz, Schiffseichen, Brennholz, Holzkohle, Streu und Pottasche für Glashütten zu liefern und wurden auch noch als Weideflächen für die zahlreichen Haustiere beansprucht. Ende des 18. Jahrhunderts hatten diese intensiven Nutzungen auf weiten Flächen zu einer Waldverwüstung und Devastierung geführt. Auch wenn im Wiehengebirge die Ausmaße der Verwüstung nicht so dramatisch waren, wie zum Beispiel im Eggegebirge, wo basenarme Braunerden auf Kreidesandsteinen sich zu ausgeprägten Podsolen mit einem bis zu 0,5 Meter mächtigen (Auswaschungs-) Ae-Horizont entwickelten, war dieses nicht frei von diesen negativen Folgen.

Erst durch die Nutzung der Steinkohle zur Energiegewinnung, die Ablösung der Weide- und Mastberechtigungen und die Einführung einer geregelten Forstwirtschaft als Hochwaldbetrieb Anfang des 19. Jahrhunderts fand eine Verbesserung des Waldzustandes statt. Dabei wurden große Teile der ehemals devastierten und verheideten Flächen mit Nadelhölzern aufgeforstet, da sie auf diesen Flächen leichter anwuchsen und Produkte aus diesen Wäldern (u. a. Weihnachtsbaum, Bohnenstange, Bauholz) begehrt waren und gut bezahlt wurden. Daraus resultiert der vergleichsweise geringe, aber mit rund einem Drittel heute doch bedeutsame Anteil an reinen Nadelholzbeständen im Wiehengebirge.

In Gebieten, in denen die gemeinschaftlichen Marken real geteilt wurden, wie z. B. in besonderer Weise im Wiehengebirge, entstanden kleinparzellierte Wälder, die überwiegend im Stockausschlagbetrieb genutzt wurden. Seit Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts werden große Anstrengungen unternommen, Buchen und andere Laubhölzer in Nadelholzbestände einzubringen, um sie zu stabilen, leistungsstarken Mischbeständen zu entwickeln.[83]

Forstwirtschaft im Bereich Minden

Holzstoß nahe dem Reineberg bei Lübbecke mit Markierungen

Die Waldfläche des Wiehengebirges des Bereiches Minden beträgt rund 4570 Hektar, denn außer den 3520 ha des östlichen Wiehengebirges gehören noch 650 ha im Bereich der Egge und rund 400 ha um den Rödinghauser Berg zu Westfalen. Aufgeschlüsselt nach den beiden Landkreisen gehören knapp 280 ha zum Kreis Herford und der große Rest von rund 4290 ha zum Kreis Minden-Lübbecke. Der Holzzuwachs im Wiehengebirge übersteigt die jährlichen Nutzungen. Das bestätigen die Landeswald- und verschiedene Betriebsinventuren. So entstehen Holzreserven, die den Vorrat in den Wäldern ansteigen lassen während die notwendige Waldpflege vernachlässigt bleibt.[84] Da die Region Minden insgesamt zu einem vergleichsweise gering bewaldeten Bereich gehört, wird seitens des Forstamtes einer Waldrodung nur in wirklich unumgänglichen Fällen zugestimmt, wobei immer eine Ersatzaufforstung verlangt wird, um die Funktionen des Waldes zu erhalten.

Während es sich bei anderen großen Waldgebieten im Mindener Land großteils um Staatswälder handelt (Staatsforst Minden, Pohlsche Heide, u. a.) dominiert im Wiehengebirge der Privatwald.[85] Die durchschnittliche Waldfläche beträgt im Privatwald lediglich 1,2 ha, wobei Kleinbetriebe unter 1 ha Waldfläche, besonders im Wiehengebirge, keine Seltenheit sind. Exemplarisch dafür sind die Verhältnisse der Gemarkung Börninghausen, die eine Forstbetriebsfläche von 234 ha aufweist. Diese Waldfläche stand im Jahre 1971 im Eigentum von 127 Einzelbetrieben, deren Größen sich zwischen 0,09 und 23,83 ha bewegten.[86] Diese Kleinstparzellierung geht auf das Jahr 1771 zurück,[87] als die bis dahin gemeinschaftlich genutzten Markwaldungen auf einzelne Besitzer aufgeteilt wurden. Die früher praktizierte Brenn- und Bauholznutzung hat in dieser Region typische Wald- und Bewirtschaftungsformen hinterlassen. Die Waldbestände weisen vielfach durch die Nieder- und Mittelwaldwirtschaft eine mindere Qualität auf. Um die Strukturnachteile auszugleichen, wurden im Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe 30 forstliche Zusammenschlüsse gegründet. Somit lassen sich durch ein besitzübergreifendes Vorgehen Bewirtschaftung und Pflege des Waldes bis hin zur Holzvermarktung effektiver gestalten.[88]

In diesem nahezu geschlossenen Waldgebiet dominieren Buchenmischwälder, aber auch Fichten und Lärchen wurden einige Jahrzehnte lang angebaut. An Sonderstandorten finden sich noch zahlreiche immer seltener werdende Waldgesellschaften, wie z. B. Wälder auf Blockstandorten mit Bergulme oder Orchideen-Buchenwälder mit Elsbeere. Im Bereich Minden werden jährlich etwa 35.000 Kubikmeter Holz geschlagen und vermarktet. 60 % dieses Holzes wird in Sägewerken weiterverarbeitet, aus den restlichen 40 % werden Spanplatten und Papier hergestellt. Auch Brennholz wird wieder zunehmend vermarktet.

Bedingt durch großflächige Aufforstungen nach 1945 sind viele Wälder des Bereichs Minden, also auch im östlichen Wiehengebirge, vergleichsweise einförmig. In diesen jungen bis mittelalten, meist dichten Beständen kommt der Bestandspflege besondere Bedeutung zu. Durch frühzeitige Durchforstungen wird der Zuwachs der Bestände auf die vitalsten und wertvollsten Bäume gelenkt. Gleichzeitig wird die ökologische Qualität des Waldes erhöht, da durch den vermehrten Lichteinfall die Umsetzung des Humus verbessert wird und sich die natürliche Bodenvegetation entwickeln kann. Seltene Mischbaumarten wie beispielsweise der Spitzahorn oder die Elsbeere werden im Zuge von Durchforstungen besonders gefördert. Ein sorgfältig geplantes, festgelegtes und konsequent eingehaltenes Feinerschließungsnetz verhindert, dass die Waldböden durch flächiges Befahren verdichtet werden.

Forstamt Osnabrück

Der Privatwald und Körperschaftswald des niedersächsischen Teils des Gebirges, also im Wesentlichen das westliche Wiehengebirge, wird vom Forstamt Osnabrück betreut. Dieses gehört zur Landwirtschaftskammer Weser-Ems und betreut alle Privat- und Körperschaftswälder des Landkreises Osnabrück sowie der Stadt Osnabrück und unterteilt sich in 15 Bezirksförstereien, die 6100 private und kommunale Waldbesitzer betreuen.[89] Zwar macht der Bergwald des Wiehengebirges selbst nur einen Teil der gesamten Waldfläche des Osnabrücker Landes aus, doch wird allein aus diesen Zahlen deutlich, dass kleinparzellierter Privatwald, wie im Bereich Minden, ein zentrales Wesensmerkmal auch des westlichen Wiehengebirges ist.

Der auch im Wiehengebirge teilweise vorhandene Staatswald, der hier Landeswald heißt, gehört wiederum zum Niedersächsischen Forstamt Ankum, das sich über die Landkreise Osnabrück, Emsland und Grafschaft Bentheim erstreckt und sich in acht Revierförstereien unterteilt.[90] Der Landeswald im Wiehengebirge rechnet zu den Revierförstereien Helfern, Iburg, Bohmte und Westerholte.[91] 20 % des Landeswaldes werden als Waldschutzgebiete vorrangig nach den Bedürfnissen des Naturschutzes entwickelt.

Gewässer

An der Porta Westfalica trennt die Weser das Wiehen- (links) und Wesergebirge (rechts)

Zu den Fließgewässern im bzw. nahe dem Wiehengebirge gehören:

  • Else – entsteht bei Gesmold durch Bifurkation aus der Hase, passiert das Wiehengebirge südlich, fließt ostwärts und mündet in die Werre
  • Hunte – entsteht westlich von Buer im Osnabrücker Hügelland, fließt überwiegend nordwärts und mündet in die Weser
  • Großer Dieckfluss – entsteht am Balkenkamp in Preußisch Oldendorf, fließt nordwärts, wendet sich nach westlichem Bogen nordostwärts und mündet in die Große Aue
  • Große Aue – entsteht südlich des Wiehengebirges bei Dono, Gemeinde Rödinghausen, passiert das Gebirge nach Norden und mündet in die Weser
  • Hase – entsteht im Teutoburger Wald, passiert das Wiehengebirge westlich, fließt überwiegend nordwestwärts und mündet in die Ems
  • Ronceva – entspringt direkt im Wiehengebirge am Fuße des Heidbrinks, südlich von Lübbecke.
  • Werre – entsteht im Teutoburger Wald, passiert das Wiehengebirge südöstlich, fließt überwiegend nordwärts und mündet in die Weser
  • Weser – entsteht in Südniedersachsen bei Hann. Münden aus der Vereinigung der Fulda und der Werra, passiert das Wiehengebirge an der Porta Westfalica östlich in Süd-Nord-Richtung verlaufend und ist ein in die Nordsee mündender Strom
Größter Wasserfall des Wiehengebirges am Grünen See

Im Bereich des Hauptkammes des Wiehengebirges gibt es nur kleinere Stillgewässer. Zu diesen gehören:

  • Grüner See – unweit nordöstlich von Buer bzw. östlich des Großen Kellenbergs gelegen; mit höchstem Wasserfall des Gebirges
  • Crollager Teich – südlich Preußisch Oldendorf-Holzhausens nahe dem Weiler Glösinghausen gelegen (Naturdenkmal)
  • Oberlübber Bergsee – nordöstlich von Schnathorst, unweit des Lübberberges

Größere Seen oder Stauseen liegen am Rand des Gebirges:

  • Linner See (15 ha) – See zwischen Wissingen und Linne (Gemeinde Bissendorf)
  • Hücker Moor See – Stadt Spenge
  • Südlicher See, Mittlerer See (Seen im Großen Weserbogen) – Stadt Porta Westfalica
  • Kronensee (36 ha) – See Gemeinde Ostercappeln
  • Alfsee – Stausee nördlich von Bramsche

Zu den Kanälen nahe dem Wiehengebirge gehören:

  • Mittellandkanal – verläuft unweit nördlich des Wiehengebirges zwischen den Städten Bramsche und Minden in West-Ost-Richtung und ist Wasserstraßenverbindung zwischen Ems im Westen und Elbe im Osten
  • Stichkanal Osnabrück – verläuft unweit westlich des Wiehengebirges zwischen den Städten Osnabrück und Bramsche in Süd-Nord-Richtung und ist Wasserstraßenanbindung des Osnabrücker Hafens im Süden an den Mittellandkanal im Norden

Ortschaften

Einzige Ortschaft auf dem Hauptkamm des östlichen Wiehengebirges ist das Dorf Bergkirchen, hier auf einer Fotografie des Jahres 1909
Die Wiehengebirgsgemeinden in den Kreisen Osnabrück, Herford und Minden-Lübbecke sowie die Stadt Osnabrück (Die Kommunen mit Anteil am Gebirge sind farblich dunkel hervorgehoben)

Osnabrück ist die einzige Großstadt am Wiehengebirge. Einziger Ort unmittelbar auf dem Hauptkamm des Wiehengebirges ist Bergkirchen mit seiner Kirche und (einer) Wittekindsquelle. Zu den Städten und Gemeinden mit einem mehr oder weniger großen Anteil am Wiehengebirge auf deren Gebiet zwischen den Städten Porta Westfalica und Minden (südöstlich bzw. nördlich der Porta Westfalica am Übergang zum Wesergebirge) im Osten und der Stadt Bramsche im West-Nordwesten zählen:

Insgesamt haben diese Kommunen rund 595.000 Einwohner, wobei nur ein kleiner Teil direkt am oder gar innerhalb des Wiehengebirges wohnt, da die genannten Städte und Gemeinden allesamt bisweilen weit in die Norddeutsche Tiefebene, bzw. das Ravensberger Hügelland hineinragen und dort dann in der Regel auch ihren Bevölkerungsschwerpunkt besitzen. Außer Bergkirchen können nur wenige Ortschaften, vornehmlich westlich der Großen Aue gelegen, den Titel im Wiehengebirge in der Weise beanspruchen, dass sie nicht nur am Rand des Höhenzuges liegen. Tatsächlich im Wiehengebirge liegen die Ortschaften des Eggetals, Börninghausen, Eininghausen, Büscherheide, ferner Barkhausen, Rattinghausen, die Ortschaft Ostercappeln und auch Vehrte. Auch die zur Stadt Melle gehörenden Orte Buer und Mesdorf, zwischen dem Wiehenhauptkamm und den Meller Bergen gelegen, kann man als Orte im Wiehengebirge betrachten.

Bodenschätze und Bergbau

Kompressorgebäude der Erzgrube Porta am Königsberg in Minden-Häverstädt

Im Wiehengebirge gibt es Lagerstätten von Steinkohle und Eisenerz, die früher auch bergmännisch ausgebeutet wurden. Kohle, Impsonit (festes Erdöl) und Eisenerz wurden in Bergwerken gefördert. Südlich von Preußisch Oldendorf gibt es einen alten Stollen für Steinkohle und im Bereich der Stadt Minden am Königsberg liegt die alte Eisenerzgrube Porta. In diesem Betrieb baute man das ein bis zwei Meter mächtige, eisenerzhaltige Wittekindsflöz ab, dieses bildet die oberste Schicht des Portasandsteins.

Förderung von Erz, Stein und Kohle

Die Förderung von Eisenerz wurde im Bereich des Wiehengebirges 1962 eingestellt. Ausgehend der Erzausbisse siedelten sich um 1750 die ersten Eisenerzbergbaue am Wiehengebirge an. Diese ersten kleineren Bergwerke bauten das Erz zunächst im Tagebau ab. (Am Südhang treten die Flöze teilweise an Tage). Ab etwa 1870 wurden dann die ersten Stollen ins Gebirge vorgetrieben, auch weil die Erze im Bergesinneren eine höherwertige Qualität besaßen. Einer der ersten Stollen der Erzgruben befand sich in der Nähe der Gaststätte Kaiserhof, unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals und hatte den Namen „Pariser Erbstollen“. Im Stollenbau folgte man zunächst dem immer mächtiger werdenden Wittekindflöz. Unter der Leitung des Georgs-Marien-Bergwerks-und Hütten-Verein wurde am 23. Juli 1890 die Eisensteinzeche Porta 1 gegründet. Die Konsolidation der Zeche „Porta 1“ setzte sich aus ehemaligen 14 einzelnen kleinen Bergwerken zusammen.[92]

Der Abbau von Steinen spielt jedoch bis heute eine Rolle. Im gesamten Gebirge zeugen alte Steinbrüche von der ehemals großen Bedeutung. Der harte, helle Wiehengebirgssandstein fand als Cornbrash- und Portasandstein beim Bau von Gebäuden (beispielsweise Kirchen) und nach dem Zweiten Weltkrieg als Korallenoolith beim Straßenbau Verwendung. Der Abbau des Kalksandsteins war flächenmäßig und wirtschaftlich am bedeutendsten. Er fand seit dem 11. Jahrhundert statt und wurde großflächig erst Ende der 1960er-Jahre eingestellt.[93] Damals bekamen Naturschützer, Wanderer und Heimatkundler, aber auch die Behörden, den Eindruck, weiterer Steinabbau bedeute einen Angriff auf den Kamm des Wiehengebirges. Das brachte auch breiten öffentlichen Widerstand gegen Erweiterungen und Neugenehmigungen von Steinbrüchen mit sich. Am Nettelstedter Berg indes wurde bis Ende des 20. Jahrhunderts[94] Stein gebrochen und als Schotter für die Bauwirtschaft verwendet. Dennoch hat sich der Bergbau, bzw. der Steinabbruch im Wiehengebirge auf das Landschaftsbild nicht so nachhaltig negativ ausgewirkt, wie das bei den östlich anschließenden Höhenzügen des Weserberglandes, z. B. im Ith, der Fall ist.

Heute sind viele ehemalige Steinbrüche im Wiehengebirge Naturdenkmale oder Naturschutzgebiete und bieten Felsenbrütern wie Uhu und Wanderfalke, Eidechsen und Schlangen, Kleinsäugern und Insekten mit ihren Magerrasen und Gehölzen einen vielfältigen Lebensraum. Konkurrenz im Steinbruch bekommen Tiere und Pflanzen durch den kletternden oder motorradfahrenden Menschen. Die Steinbrüche im Wiehengebirge liefern auch viele Informationen über die Geschichte und die Gestaltung der Erde wie die Saurierspuren, der Saurierfriedhof und manch anderes.

Quellwasser

Ein Bodenschatz besonderer Art ist das Gebirgsquellwasser, das u. a. für die in Lübbecke ansässige Brauerei Barre Bräu eine große Bedeutung hat. Auch für den Kurbetrieb des Luftkurortes Bad Holzhausen hat Quellwasser, als Heilquelle, eine große Bedeutung. Das Sulfat-Carbonat-Quellwasser wird zu Trinkkuren eingesetzt und kann so, wie es aus der Erde kommt, verzehrt werden.[95] Die Nutzung dieses Wassers ist seit 1728 belegt.[96] In Bad Oeynhausen nutzt eine Seifenmanufaktur Quellwasser aus einem Schutzgebiet im Wiehengebirge zur Herstellung von Naturkosmetika.[97]

Das Wiehengebirge als Kulturraum

Das Wiehengebirge bildete nie exakt und dauerhaft irgendeine Grenze historischer Regionen, wie auf dieser Karte ersichtlich. Zum Fürstentum Minden im Norden gehörten auch Gebiete südlich des Gebirges, entsprechend herrschte Ravensberg auch über Bereiche nördlich des Wiehen.

Im Gegensatz zu anderen Mittelgebirgen bzw. Mittelgebirgsregionen, die neben einer geographischen Einheit gleichfalls eine Kulturregion bilden, wie z. B. das Sauerland oder der Schwarzwald, ist hinsichtlich des Wiehengebirges kaum von einer Region Wiehengebirge die Rede. Gleichwohl ist dieser Begriff durchaus existent.[98] Identitätsstiftender sind diesbezüglich die übergeordneten Regionen Osnabrücker Land und Mindener-Ravensberger Land Das Wiehengebirge, wenn auch kaum eine eigene Region, hatte sicherlich kulturgeschichtlich dennoch einen Einfluss, jedoch eher einen trennenden. Schon der Begriff Porta Westfalica drückt aus, dass die Gebirgsbarriere von Wiehen- und Wesergebirge den ureigentlich westfälischen Teil von Niedersachsen (im weiteren Sinne) abgrenzt. Das Wiehengebirge bildet die trennscharfe Grenze des Naturraums des Ravensberger Hügellandes, was wiederum identitätsstiftend für die historische Region Ravensberger Land ist, obschon freilich einst auch transwiehengebirgische Teile zur Grafschaft Ravensberg gehörten, wie auch Bereiche südlich des Höhenzuges zum Fürstbistum Minden rechneten. Auch heute wird dem Wiehengebirge die Rolle einer naturräumlichen Grenze zugeordnet, die das eher ländlich strukturierte Minden-Lübbecker Tiefland, das am Nordfuß des Gebirges den Übergang in die Norddeutsche Tiefebene markiert, vom dichtbesiedelten Verdichtungsraum Bielefeld-Herford abgrenzt.[99]

Gleichwohl bildete das Wiehengebirge nie über weitere Abschnitte die Grenze historischer staatlicher Einheiten. Lediglich im 4. Jahrhundert bildete das Gebirge zeitweise die Südgrenze des Siedlungsraumes der Sachsen.[100] Meist gehörten jedoch jeweils größere „transwiehengebirgensiche“ Bereiche zu dem Territorium, das „ciswiehengebirgensich“ den Großteil des Hoheitsgebiets besaß. Teilweise umfassten sogar einzelne Kirchspiele, selbst im hohen Ostwiehengebirge, Bereiche beiderseits des Gebirges.[101] Das wirkt bis heute in gewisser Weise fort. Auf administrativer Ebene verläuft heute nur auf vier Kilometern eine Kreisgrenze im Zuge des Wiehengebirgskammes, die zwischen dem Kreis Herford und dem Kreis Minden-Lübbecke zwischen den Kommunen Rödinghausen und Preußisch Oldendorf. Eine gewisse Bedeutung hat der Hauptkamm allenfalls für Gemeinde- und Stadtgrenzen, die z. B. im Kreis Minden-Lübbecke, ausgenommen die Stadt Porta Westfalica, hier verlaufen.

Mundarten

Zu vermuten wäre, dass das Wiehengebirge auch eine Dialektgrenze bildet, wie es bei vielen Mittelgebirgen der Fall ist. Diese Funktion lässt sich jedoch nicht eindeutig belegen. Einerseits gilt das Gebirge als Grenze der „Ravensbergischen Mundart“ zum Mindischen.[102] Andererseits verlaufen die Dialektgrenzen bzw. die Grenzen der Gebiete der Nutzung bestimmter niederdeutscher Begriffe nie im Zuge des Gebirges, sondern queren es.[103] Ein Grund war sicherlich, dass der Wiehen, obschon in gewisser Weise ein Verkehrshemmnis, topographisch nie die Bedeutung einer wirklichen Barriere hatte, die den Kontakt der Menschen diesseits und jenseits wirksam unterband. Lediglich hinsichtlich der Verwendung betonter vs. unbetonter Konsonanten scheint es so, dass nördlich des Gebirges eher unbetonte, südlich eher betonte Mitlaute verwendet werden (z. B. „t“ statt „d“ in Foite/Foide).

Das Wiehengebirge und der Familienname Wiehe

Das Wiehengebirge hatte auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf Familiennamen. Der Familienname Wiehe z. B. scheint in direktem Zusammenhang mit dem Namen des Gebirges zu stehen. So ist es kaum ein Zufall, dass im Jahre 2010 von den 541 Telefonbucheinträgen, die meisten, nämlich 55 im Kreis Minden-Lübbecke angemeldet waren. Weitere 19 lebten im Landkreis und in der Stadt Osnabrück (3. Häufigkeit) und 13 im Kreis Herford (9. Häufigkeit). Somit waren 84 von 541 Haushalten (i. e. 16 %) mit dem Familiennamen Wiehe in einem der drei Wiehengebirgslandkreise vorhanden.[104] Weiterhin sind der Großteil der anderen Familien Wiehe in der angrenzenden Region ansässig (im Kreis Höxter 19, in der Region Hannover 17, im Kreis Lippe 17 sowie im Kreis Nienburg 13). Dass der Name heute auch in anderen Regionen, vor allem in Ballungszentren vorkommt, ist mit Migration, kulturellen Einflüssen und ähnlichen Faktoren zu erklären. Dadurch können Herkunftsnamen auch in Regionen und Sprachräumen vorkommen, die weit entfernt von ihrem Ursprung sind.

Das Wiehengebirge und der Widukindmythos

Auch das touristische Hinweisschild für das Wiehengebirge an der BAB 30 zeigt Widukind

Viele Gebirgsregionen, insbesondere die großen Waldgebirge, haben ihre Sagen und Mythen, die sich um Fabelwesen und geschichtliche Helden ranken. Was für das Riesengebirge der Fabelriese Rübezahl, für den Kyffhäuser der Kaiser Barbarossa und z. B. in gewisser Weise, nach neuestem Wissensstand fälschlicherweise, Hermann der Cherusker für den Teutoburger Wald ist, ist für das Wiehengebirge die, im Gegensatz zu Rübezahl, historisch belegbare Person Widukind (im Volksmund auch Wittekind genannt). Der Name Widukind bedeutet Waldkind oder Kind des Waldes und war offensichtlich eine Kenning.

Im Wiehengebirge finden sich noch Reste der Wittekindsburg sowie weiterer Befestigungsanlagen aus der Zeit der Sachsenkriege Ende des 8. Jahrhunderts.[105] Schon im 12. Jahrhundert war ein Widukind-Kult im Entstehen. Der Widukind-Kult begann im westfälischen Enger (rund zehn Kilometer nordwestlich von Herford zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge gelegen), wo man um 1100 Widukinds Grabplatte mit Umschrift fertigte und ihn als König des Engerngaues zu feiern begann. Dass der legendäre Herzog in Enger begraben liegt, wurde erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. 1377 stattete Kaiser Karl IV. dem Grab einen Besuch ab und ließ das Grabmal auf seine Kosten erneuern.[106]

Die Sage vom Widukindschen Quellwunder

Der Sage zufolge kam Widukind eines Tages über den Kamm des Wiehengebirges geritten und überlegte, ob seine germanischen Götter oder der Christengott der „wahre Gott“ seien. Als Bettler verkleidet nahm er an einem Gottesdienst der Christen teil, der ihn sehr beeindruckt haben soll. Daraufhin wünschte er sich vom Christengott ein Zeichen, um den christlichen Glauben als den richtigen ansehen zu können. Kurz danach ritt ein heidnischer Sachse mit seinem Rappen, der plötzlich stehen blieb. Sein Pferd löste mit seinem Huf einen Stein aus dem felsigen Untergrund, woraufhin eine Quelle aus dem Boden sprudelte, was Widukind als Zeichen auffasste, dass das Christentum der richtige Glaube sei. Mit dieser Erkenntnis unterwarf er sich Karl dem Großen, gab sich kriegerisch geschlagen und wollte sein Volk nun zum Christentum bekehren. Diese Gegebenheit wird auch als das Bergkirchener Quellwunder bezeichnet. Oberhalb der Quelle ließ Widukind eine Kirche erbauen, die heute im Ortsteil Bergkirchen von Bad Oeynhausen liegt.[107]

Eine weitere Quelle auf dem Wittekindsberg in Porta Westfalica trägt ebenfalls den Namen Wittekindsquelle. Diese Quelle fließt seit 1938 nicht mehr, weil beim Erzbergbau die wasserführende Gesteinsschicht unterbrochen wurde.[25]

Einer anderen Legende zufolge soll sich folgendes im Zusammenhang mit der Namensgebung der Burg Reineberg im Wiehen zugetragen haben: Der sächsische Fürst Widukind sei, vom Aussatz befallen, „nach dem Limberge gekommen, er hier in dem an der Westseite desselben befindlichen Brunnen Linderung erhalten, von da nach dem Reineberg gegangen und dort rein geworden sei. Davon soll der Reineberg seine Namen haben.“ In diesem soll es ein unterirdisches Gewölbe mit einem magischen Zugang geben, in dem „König Wekings silberne Wiege stehe“. Auch die in unmittelbarer Nähe befindliche Wittekindsquelle erhielt dadurch ihren Namen.

Inwieweit diese Gegebenheiten in der Tat so verliefen, kann heute nicht mehr geklärt werden. Jedenfalls spielt mehr als anderswo im ehemaligen Sachsenland (also im heutigen Niedersachsen und in Westfalen) die Person Widukind im Bewusstsein der Wiehengebirgsanwohner eine bedeutende Rolle. Nicht von ungefähr heißt der Kammweg Wittekindsweg oder das Gymnasium in Lübbecke am Fuße des Gebirges Wittekind-Gymnasium. Auch der Hinweis auf das Wiehengebirge an der Bundesautobahn 30 zeigt neben einer stilisierten Darstellung des Gebirges den Sachsenfürsten und weist den Fremden auf die besondere Beziehung zwischen Region und Widukind hin.

Widukind und Schlacht am Süntel (782)

Aufgrund der einst umfassenderen Definition des Süntel, der früher das Weser- und eben das Wiehengebirge mit einbezog, ist die heutige Geschichtsforschung sich uneins, wo die berühmte Schlacht am Süntel stattgefunden haben soll: Am heutigen Süntel oder am Wiehen.[108] Dennoch soll sie hier, im Zusammenhang mit dem Widukindmythos kurz erwähnt werden: Im Verlauf der gewaltsamen Christianisierung durch Karl den Großen stoßen im Jahre 782 Franken und Sachsen am „Süntel“ aufeinander. Ein Frankenheer, ursprünglich gegen die Sorben in Thüringen ausgesandt, erfährt von einem erneuten Aufstand der Sachsen, entdeckt deren Lager am Süntel und stürmt blindlings auf den Feind ein. Die Sachsen unter ihrem Führer Herzog Widukind erwarten den Angriff in guter Ordnung; ein Teil von ihnen umgeht die Franken, die daraufhin fast alle erschlagen werden. Ob nun die Namen Totental und Blutbach am Hohenstein und das Dachtelfeld (tachteln = schlagen) im heutigen Süntel oder eben das Tudental und der Wittekindsberg im Wiehen geographisch korrekt an das Massaker erinnern, sei dahingestellt. Die so tradierte Erinnerung an die Schlacht war sicherlich nicht ohne Einfluss auf den heutigen Widukindmythos.

Das Wiehengebirge und die Varusschlacht

Vermuteter Ort der Varusschlacht am Wiehengebirge bei Kalkriese

Die Schlacht am Teutoburger Wald (9 n. Chr.), bei der der germanische Heerführer Arminius drei römische Legionen besiegte, fand möglicherweise am Wiehengebirge bei Kalkriese statt. Auch aufgrund dieser Schlacht wurde das Bild Germaniens in der römischen Welt als Land der „dunklen und schrecklichen Wälder“ geprägt. Tacitus schrieb über Germanien 89 Jahre nach der Schlacht: „Terra aut silvis horrida aut paludibis foeda“ – „ein Land mit schaurigen Wäldern und abscheulichen Sümpfen“[109]. Auch die subjektive Einschätzung der Deutschen von sich als Waldvolk und dem Deutschen Wald als Sehnsuchtslandschaft ginge damit auf die Varusschlacht und damit eventuell das Wiehengebirge zurück.

Verkehr

Bei der Kahlen Wart verläuft die höchste Passstraße mit einer Steigung von bis zu 17 Prozent
Blick vom Maschberg hinüber zum Donoer Berg hinweg über das Durchbruchtal der Großen Aue. Im Talgrund bei Neue Mühle verläuft eine wichtige Verbindungsstraße sowie die Bahnlinie Bünde–Lübbecke.

Südlich des Wiehengebirges zwischen Osnabrück und Bad Oeynhausen verläuft etwa in West-Ost-Richtung die Bundesautobahn 30, die im Osten Anschluss an A 2 bietet, im Westen Anschlüsse an A 33 und A 1, wobei letztere in Nord-Süd-Richtung verlaufend den äußersten Westteil des Gebirges durchschneidet.

An der östlich des Wiehengebirges gelegenen Porta Westfalica wird es von den Bundesstraßen 61 und 482 passiert. Nördlich des Gebirges verläuft in West-Ost-Richtung die B 65, den Westteil des Gebirges durchzieht die B 51. Im äußersten Westen verlaufen die B 68 und B 218. Von einigen dieser Bundesstraßen besteht Anschluss an die zuvor genannten Bundesautobahnen. Zahlreiche von diesen Straßen abzweigende Landes- und Kreisstraßen verästeln das Straßensystem des Gebirges weiter.

Als Bahnlinien durchqueren die ICE-Strecke Hamburg-Venloer Bahn von Hamburg über Osnabrück nach Köln und die RB 71 Ravensberger Bahn von Bünde nach Rahden das Wiehengebirge. Parallel zum Höhenzug verlaufen südlich die Bahnstrecke Löhne–Rheine und nördlich über BohmteBad EssenPreußisch Oldendorf die private Wittlager Kreisbahn.

Verkehrsgeschichte

Seit jeher hat das Wiehengebirge eine gewisse Bedeutung für den Verkehr bzw. den Verlauf der Handels- und Heerstraßen: Einerseits war es Verkehrshindernis für die Bewegung von Norden nach Süden, andererseits ermöglichte insbesondere der früh besiedelte offene Teil an dessen Nordabdachung, im Bereich des Lübbecker Lößlandes, gute Bewegung von Osten nach Westen, also zwischen Gebirgswald im Süden und Sumpf im Norden. Im Zuge des Lübbecker Lößlandes verlief die mittelalterliche Heerstraße Minden-Osnabrück, die heute dem westlichen Abschnitt der Bundesstraße 65 entspricht. Etwa 500 m westlich der Schnippenburg überquert der Bremer Heerweg das Wiehengebirge. Dieser Verkehrsweg verband im Mittelalter und in der frühen Neuzeit die Städte Osnabrück und Bremen. Seine Trasse kann durch die routenbegleitende Lage von Großsteingräbern sowie von bronze- bis ältereisenzeitlichen Gräberfeldern wenigstens bis in die jungsteinzeitliche Trichterbecherkultur zurückverfolgt werden. Der Bremer Heerweg hat in Osnabrück Anschluss an die sogenannte Frankfurter Heerstraße, die über Paderborn und das Sauerland den nordwesthessischen Raum erschloss.[110]

Die Eisenbahnlinie von Bünde über Lübbecke wurde am 30. September 1899 eingeweiht. Sie durchschneidet in einem Geländeeinschnitt, dem Durchbruchstal der Großen Aue, das Wiehengebirge. Weiter südlich verlaufen die Schienen auf einem Damm und trennen so das Auetal vom Wiehengebirgswald. Das Bachbett der Aue wurde nach Westen verlegt. 1986 wurde der Halt bei Neue Mühle aufgegeben, heute existiert dort nur eine Bedarfshaltestelle.[111]

Der Wallücker Willem (eigentlich: Wallückebahn) war eine von 1897 bis 1937 betriebene Kleinbahn zwischen den ostwestfälischen Orten Kirchlengern und Oberlübbe (heute Gemeinde Hille) und querte das Gebirge bei Wallücke. Sie hatte eine Spurweite von 600 mm und diente dem Gütertransport und dem Personenverkehr.

Gebirgspässe

Der Gebirgspass Horst Höhe

Das Wiehengebirge stellt trotz seiner vergleichsweise geringen absoluten Höhe ein Verkehrshindernis dar. Gegenwärtig gibt es zwischen der Porta Westfalica und Bramsche nur 21 Straßen des öffentlichen Verkehrs, die das Gebirge queren. Im höheren und steileren Ostwiehengebirge sind es, die Straßen an den jeweiligen Durchbrüchen von Großer Aue bei Neue Mühle und der Weser bei der Porta Westfalica nicht mitgerechnet, sogar nur sechs Passstraßen. Die querenden Straßen verlaufen entweder längs der Flussdurchbrüche oder im Zuge der Dören. Die Passstraßen werden gelegentlich im Winter bei entsprechendem Schneeeinbruch oder Eisregen zeitweise unpassierbar oder ggf. vorsorglich durch die Polizei gesperrt.[112]

Nachfolgend sind die höchsten Pässe des Ostwiehengebirges sowie des östlichen Westwiehengebirges und die der Flussdurchbrüche aufgeführt. Die jeweilige Passhöhe ist in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN) angegeben:

Pass Bemerkung Passhöhe (m) Passstraße Verkehrsdichte[113]
Saurierfährten Durchbruchstal der Hunte 79 m L 83 (NI)
Grüner See 182 m K 203
Neue Mühle Durchbruchstal der Großen Aue 79 m L 557 (NRW) 8.229 Kfz/d
Kahle Wart 249 m K 60 4.049 Kfz/d
Horst Höhe Lübbecker Berg 214 m B 239 15.522 Kfz/d
Bergstraße Nettelstedt genannt Ölberg 206 m L 803 (NRW) 2.703 Kfz/d
Wallücke 152 m L 876 (NRW) 6.510 Kfz/d
Bergkirchen 165 m L 772 (NRW) 5.468 Kfz/d
Lutternsche Egge 214 m K 30 2.233 Kfz/d
Porta Westfalica Durchbruchstal der Weser 43 m mehrere Straßen

Westlich des Huntedurchbruchs liegt die Passhöhe der Straßen meist deutlich unter 150 Höhenmetern. Das Wiehengebirge stellt sich aufgrund der Topographie dort nicht mehr als signifikantes Verkehrshemmnis dar.

Eine weitere Gebirgsquerung wird durch die geplante Verlegung der Bundesstraße 239 um zwei Kilometer nach Osten entstehen.[114] Das Projekt Ortsumgehung Lübbecke wird im Bundesverkehrswegeplan als Neues Vorhaben mit Planungsrecht „WB“ (Weiterer Bedarf) geführt. Die neue Trasse die über bzw. vermutlich großteils getunnelt auch unter dem höchsten Teil des Wiehengebirges im Bereich des Heidbrinks verlaufen soll, wird 5,3 km lang sein und soll nach derzeitigem Stand 68,5 Millionen Euro kosten. Sie würde den Pass Horst Höhe, der die mit Abstand höchste Verkehrsdichte aller Passstraßen aufweist, ersetzen.[115] Wann der genaue Ausbau stattfinden wird, steht nicht fest, da das Projekt bisher im Verkehrsplan nur eine nachgeordnete Priorität genießt.

Über den Kamm des Wiehengebirges verläuft der Wanderweg Wittekindsweg.

Weblinks

Commons: Wiehengebirge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Meyers Lexikon von 1905, zeno.org (die subherzyne Auffaltung geschah vor gut 80 Millionen Jahren im Campanium; Subherzyn = Nördliches Harzvorland)
  2. Bernhard Pollmann: Teutoburger Wald mit Egge- und Wiehengebirge, S. 84
  3. Dr. Georg Römhild beweist: Ibbenbüren liegt nicht am Wiehengebirge. In: BBV-net (Webarchiv). 20. Januar 2010, archiviert vom Original am 5. September 2011; abgerufen am 23. April 2014.
  4. Zeitungsartikel, der ausführt, dass Ibbenbüren nicht am Wiehengebirge liegt
  5. Verschiedene Autoren: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten in Einzelblättern 1:200.000 – Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1959–1970 → Online-Karten
    • Blatt 83/84: Osnabrück/Bentheim (Sofie Meisel 1961)
    • Blatt 85: Minden (Sofie Meisel 1959)
  6. Meyers Konversations-Lexikon aus dem Jahre 1888, peter-hug.ch
  7. Lexikon aus dem Jahre 1888 peter-hug.ch
  8. Zur Bedeutung einiger Ortsnamen im nördlichen Hoyaer Land (Memento vom 20. Juli 2012 im Internet Archive)
  9. Bilder mit Blick auf das Wiehengebirge vom Stemweder Berg, die belegen, dass das Gebirge im ganzen Landkreis sichtbar ist
  10. Heinrich Rüthing: Die Anfänge des religiösen Lebens auf dem Wittekindsberg nach den schriftlichen Quellen (PDF), S. 45. Abgerufen am 23. April 2014.
  11. Bernhard Pollmann: Teutoburger Wald mit Egge- und Wiehengebirge. 50 Touren. 3. Auflage, München 2006, Seite 84
  12. Nennung des Terminus Wiehen-Wesergebirge durch den Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen (Memento vom 8. April 2015 im Internet Archive)
  13. stonepages.de
  14. Bernhard Pollmann: ebenda, Seite 84
  15. Pierers Universal Lexikon von 1857 zeno.org
  16. „Wiehengebirge, Theil der Mindenschen Bergkette“ – siehe: Pierer-Lexikon von 1857 zeno.org
  17. ol-tus-luebbecke.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. April 2014.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ol-tus-luebbecke.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  18. Aussage des Internetauftritts von Deutschland Tourismus (Memento vom 5. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF)
  19. „Ein anderes Bild als die Bergländer der oberen Weser bieten die Weserkette, das Wiehengebirge und der Teutoburger Wald. Tagelang können wir auf schmalen Bergrücken geradeaus dahinwandern.“ – siehe: Christian Degn u. a. (Hrsg.): Seydlitz. Erster Teil. Das deutsche Vaterland, wir und die Welt. 7. Aufl., Kiel, Hannover, 1954, S. 50.
  20. Landschaften im Bereich des Mittelgebirgssaumes in Nordrhein-Westfalen: Vom Haarstrang bis zum Dümmer (PDF; 4,5 MB) Seite 5
  21. Meyers Lexikon von 1888 peter-hug.ch
  22. Definition des Bundesamtes für Naturschutz
  23. Arbeit über das LSG Wiehengebirge, Seite 3 PDF (Memento vom 30. März 2012 im Internet Archive)
  24. Wesergebirge. In: Brockhaus Konversations-Lexikon. 14. Auflage. Band 16: Turkestan – Zz. Brockhaus, Leipzig 1896, S. 652 (retrobibliothek.de).
  25. a b Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Format invalid. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.wanderverein-porta-westfalica-mittelweser.de wanderverein-porta-westfalica-mittelweser.de
  26. Siehe Definition des Scinexx Wissenmagazins
  27. Internet-Quiz, nachdem das Wiehengebirge das niedrigste deutsche Mittelgebirge sei
  28. Klima in Rahden im langjährigen Mittel
  29. „Im Süden regnet es zwar etwas mehr und häufiger als auf der Nordseite des Wiehengebirges, insgesamt aber herrscht ein ausgeglichenes Klima mit mäßigen Temperaturschwankungen, das überwiegend vom nördlich angrenzenden Flachland beeinflusst ist(…)“ – siehe: Landwirtschaft in der Region der Kreisstelle Minden-Lübbecke
  30. „Der Winter bringt hier [im Wiehengebirge] mehr Schnee, als im Teutoburger Wald.“ – Siehe: Gisela Schwarze: Westfalen, Teil 1: Ostwestfalen, Sigmaringendorf 1991, S. 36
  31. Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Format invalid. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/westfalen-blatt.de Zeitungsbericht zur Schneesituation im Wiehengebirge
  32. Deutschlandkarte mit den drei biogeographischen Regionen
  33. „Ein kleines Mittelgebirge wie der Odenwald kann ebenso Föhn erzeugen wie die große Gebirgskette der Alpen“ – siehe: Grundlagen zum Föhn – eine Einführung
  34. Berechnungsformel für eine zu erwartende Lufttemperatur aufgrund Föhns [1], S. 3, auf kgassner.de (PDF; 53 kB)
  35. Vergleiche Diskussionsforum zum Thema Föhn im Wiehengebirge
  36. Föhnmauer am Wiehengebirge. Abgerufen am 23. April 2014.
  37. Dokumentation über Föhn in Lübbecke bei WDR Lokalzeit OWL am 14. April 2015
  38. Friedrich Föst braucht „richtiges Wetter“ Artikel mit Bild einer Föhnmauer und Föhnwolken über dem Wiehengebirge bei Lübbecke, hallo-luebbecke.de, 1. April 2012.
  39. Beeindruckende Bilder von Nebel über der Ravensberger Mulde und dem aus dem Nebel herausragenden Wiehengebirge: Bild1, Bild2, Bild3
  40. Fortschreibung der Klimaszenarien für Nordrhein-Westfalen, S. 29 welt.de
  41. a b Exkursionsführer zu acht Bodenprofilen in der Region Preußisch Oldendorf, Karte "Böden", S. 4 (Memento vom 6. Februar 2011 im Internet Archive) (PDF; 8,2 MB)
  42. Roland Walter et al.: Geologie von Mitteleuropa. 5. Auflage. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1992, ISBN 3-510-65149-9, S. 90 ff.
  43. Die Eiszeit in Nordost-Westfalen. (PDF) S. 2, Karte Teilströme und Hauptfließwege des ersten saale- beziehungsweise drenthezeitlichen Eisvorstoßes
  44. Eiszeit. Chronik Schloss Hamborn
  45. Artikel der Geographischen Kommission für Westfalen
  46. Die Geschichte der Bifurkation in Gesmold. Heimatverein Gesmold, abgerufen Format invalid.
  47. Aussage des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen (Memento vom 8. April 2015 im Internet Archive)
  48. Lawine#Entstehung
  49. Bericht über Lawine im Schwarzwald
  50. Bericht über Schneelawine im Erzgebirge
  51. Aussage des Bundesamtes für Naturschutz
  52. Zeitungsbericht zum Sturmschaden durch Kyrill (PDF; 96 kB)
  53. „(…) Gleichzeitig ist aus europäischer Sicht geplant, diese Buchenniederwälder im Wiehengebirge als FFH-Schutz-gebiet auszuweisen.“ – Zeitungsartikel (PDF; 165 kB) der Neuen Westfälischen
  54. Zeitungsartikel Waldbauern kritisieren Sparkurs (PDF; 276 kB)
  55. Beleg des Begriffs
  56. H. Schwier, 1930, Süntelbuchen, aus: Teutoburger Wald und Weserbergland, suentelbuchen.de
  57. Zeitungsartikel zur Douglasiensamenernte
  58. ljn.de
  59. duenne-info.de
  60. Artikel zur Schleiereule im Wiehengebirge
  61. Populationsentwicklung und Bestandsentwicklung des Uhus (…) in OWL (PDF) S. 181
  62. Aussage des Naturschutzbund (Nabu) des Kreises Minden-Lübbecke
  63. Bericht über ein Pilzseminar im Wiehengebirge
  64. Naturschutzgebiet „Gehle“ im Fachinformationssystem des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
  65. Brockhaus von 1911 zeno.org
  66. Meyers Lexikon von 1905 zeno.org
  67. Wittekindsland
  68. Internetseite mit der fehlerhaften Ausweisung des vermeintlich 325 m hohen Rödinghauser Berges
  69. Landschaften im Bereich des Mittelgebirgssaumes (PDF). Abgerufen am 23. April 2014.
  70. Welt.de: Neuer Streit um den Ort der Varusschlacht
  71. Heimatbund Osnabrücker Land. Abgerufen am 23. April 2014.
  72. Forschungsbericht zur Schnippenburg (PDF; 253 kB)
  73. Relikte.com: Lufttanklager 2/VI Preußisch Oldendorf. Abgerufen am 23. April 2014.
  74. Relikte.com: Nike-FlaRak-Stellung Bad Essen. Abgerufen am 23. April 2014.
  75. Übersicht über Kurorte in Niedersachsen
  76. Entwicklung der Gästezahlen in Bad Holzhausen
  77. Am Deister bei Springe werden drei Skilifte betrieben
  78. Flächennutzungsplan für Lübbecke (PDF)
  79. Filmreportage über das Klettern im Wiehengebirge auf Youtube
  80. Hinweis zum Klettergebiet Wiehengebirge
  81. Ausflugsziel Porta Westfalica. Abgerufen am 23. April 2014.
  82. Beschreibung des Wittekindsweges im Wanderverzeichnis (PDF; 147 kB)
  83. a b Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Abgerufen am 23. April 2014.
  84. Integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK)für den Mühlenkreis Minden-Lübbecke (PDF; 668 kB)
  85. Internetauftritt des Landesbetriebes Wald NRW (Memento vom 31. Dezember 2010 im Internet Archive)
  86. Siehe Artikel Eggetal
  87. Forstvertriebsverband Rödinghausen
  88. Integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) für den Mühlenkreis Minden-Lübbecke, Kap. 4 (PDF; 668 kB)
  89. Internetseite der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
  90. Internetseite des Niedersächsischen Landesforstamts Ankum
  91. Karte der Revierförstereien des Niedersächsischen Landesforstamtes Ankum
  92. Internetseite zur Grube Porta
  93. kreis-herford.de
  94. Aus der Erinnerung des Users Flk-Brdr: Bis in die späten 1980er Jahre holte ich gelegentlich dort Schotter für den Gartenbaubetrieb meines Stiefvaters
  95. Chemische Zusammensetzung des Quellwassers in Bad Holzhausen
  96. Chronik, Internetauftritt der Holsing Vital GmbH
  97. Internetauftritt der Seifenmanufaktur Moosmd
  98. Beleg des Terminus Region Wiehengebirge. Abgerufen am 23. April 2014.
  99. Evaluation der BahnRadRoute Weser-Lippe – Radfahrerbefragung im Kreis Minden-Lübbecke (PDF) S. 9. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. April 2014.@1@2Vorlage:Toter Link/www.aufdemlandmobil.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  100. Warum die Sachsen keine Sachsen sind. (PDF) S. 2
  101. So gehörte das südlich des Wiehen gelegene Oberbauerschaft lange Zeit zum Kirchspiel Lübbecke nördlich desselben.
  102. archive.org (DjVu)
  103. Diese Karte der Dialektgrenze zeigt, dass das Wiehengebirge nicht die Rolle einer Grenze der Verwendung bestimmter Begriffe innehat
  104. Verteilung des Namens Wiehe in Deutschland
  105. Informationen der Gemeinde Ostercappeln. Abgerufen am 23. April 2014.
  106. Die Herzoge Widukind von Sachsen und Tassilo (PDF; 368 kB) Seite 4
  107. Heinrich Müller und Ulrich Müller Kolck: Kleine Geschichte Bergkirchens. Berlin 2008, S. 61 f.
  108. Bernhard Pohlmann: Teutoburger Wald. Mit Egge- und Wiehengebirge, München 3. Auflage 2006, S. 84
  109. Beleg für das Tacitus Zitat
  110. Siehe: Die Schnippenburg im Fokus der Archäologie
  111. Siehe hier
  112. Zeitungsmeldung zur Straßensperrung der Wiehengebirgspässe
  113. Zählung 2010, Siehe: Lübbecker Kreiszeitung vom 11. Februar 2011, Lokalteil, Briefe an die Redaktion
  114. Flächennutzungsplan der Stadt Lübbecke, Seite 2, Abb. „Entwicklungsmodell der Stadt LK“ (PDF) links unten auf der Seite
  115. Bundesverkehrswegeplan 2003, Abschnitt NRW (PDF). Archiviert vom Original am 16. November 2006; abgerufen am 23. April 2014.

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