Brüel
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 44′ N, 11° 43′ O | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Ludwigslust-Parchim | |
Amt: | Sternberger Seenlandschaft | |
Höhe: | 20 m ü. NHN | |
Fläche: | 27,21 km2 | |
Einwohner: | 2626 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 97 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 19412 | |
Vorwahl: | 038483 | |
Kfz-Kennzeichen: | LUP, HGN, LBZ, LWL, PCH, STB | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 76 020 | |
Stadtgliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Am Markt 1 19406 Sternberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Hans-Jürgen Goldberg | |
Lage der Stadt Brüel im Landkreis Ludwigslust-Parchim | ||
Brüel ist eine Kleinstadt im Norden des Landkreises Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie wird vom Amt Sternberger Seenlandschaft mit Sitz in der Stadt Sternberg verwaltet.
Geografie
Brüel liegt nahe der mittleren Warnow im nördlichen Bereich der Sternberger Seenlandschaft. Die Stadt wird flankiert durch den Roten See im Süden, den Keezer See im Westen sowie den Tempziner See und dem Groß Labenzer See im Norden und Nordosten. Der höchste Punkt im Stadtgebiet ist eine unbenannte Höhe südwestlich der Stadt mit 70,2 m ü. HN. Die Entfernung zur Hansestadt Wismar beträgt etwa 30 Kilometer, zur Landeshauptstadt Schwerin etwa 27 Kilometer.
Ortsteile
Zu Brüel gehören die Ortsteile Golchen, Keez, Necheln und Thurow sowie die Siedlung Kronskamp.[2] Die Nachbargemeinden (im Uhrzeigersinn) sind: Langen Jarchow, Zahrensdorf, Blankenberg, Weitendorf und Kuhlen-Wendorf.
Geschichte
Name
Der Name Brüels stammt eventuell vom altpolabischen oder slawischen bryla ab, was so viel wie (Erd)-Schollen-Platz bedeutet. Eine andere Namensdeutung leitet den Namen vom häufig gebrauchten althochdeutschen Bruil oder Broil ab und das bedeutet dann feuchter Wiesengrund. Später wurde der Ort Bruyle (1266), Brule (1271) oder Broile (1456) und dann Brüle (1502) genannt.[3]
Frühgeschichte
Die frühesten Funde eines Lagerplatzes, sowie steinerner Werkzeuge steinzeitlicher Nomaden im Innenstadtbereich von Brüel stammen bereits aus dem Mesolithikum (mittlere Steinzeit), also etwa einer Zeit von 8000 bis 4000 v. Chr. Eine erste sesshafte Besiedelung erfolgte nachweislich im Neolithikum (Jungsteinzeit), Archäologen fanden sowohl Spuren steinzeitlicher Häuser, als auch Keramik und Steingeräte aus dieser Zeit. Ob auch in der Bronze- oder Eisenzeit Menschen hier lebten, ist anhand der Funde nicht erkennbar.
Mittelalter
Erste Spuren einer Besiedelung finden sich erst wieder in der älteren Slawenzeit ab dem 6. Jahrhundert. Aus dieser Zeit wurden beispielsweise Reste einer Herdstelle sowie Teile einer Küche entdeckt. Seither sind aus allen folgenden Jahrhunderten Funde belegt, was eine durchgehende Besiedelung bis zur urkundlichen Ersterwähnung wahrscheinlich macht. Während der Ost-Kolonisation unter Heinrich dem Löwen wurde die vorhandene Slawenburg im 12. Jahrhundert zerstört und am selben Ort eine neue größere, nun steinerne, Burganlage errichtet. Quellen lassen darauf schließen, dass diese bis ins 16. Jahrhundert bestand, die Umstände ihrer Zerstörung sind unbekannt, heute ist lediglich der alte Burgwall zu erkennen. In einer Urkunde zur Gründung des nahegelegenen Antoniter-Klosters Tempzin vom 7. Juni 1222 wurde Bruile erstmals erwähnt. Die ältesten Teile der Kirche aus dem 13. Jahrhunderts standen zu dieser Zeit bereits. Reimar von Plessen erhob Brüel laut einer Urkunde von 1340 zum Stedeken, also zur Stadt mit wahrscheinlich Parchimer Stadtrecht. Dieses Jahr ist aber umstritten, da andere Quellen besagen, dass Brüel erst um 1377 Stadtrecht erlangte. Als Brüel bei einem Stadtbrand 1485 seine Privilegien verlor, erneuerte Heinrich von Plessen diese zwei Jahre später, 1502 stiftete er vier Vikareien. Sein Bild und das seiner Frau Abel von Lützow zieren noch heute eine Kirchenwand.
Neuzeit
Brüel blieb bis 1611 bei den von Plessens, in dieser Zeit wurde es auch immer wieder mit Schenkungen bedacht, wie z. B. mit einer noch heute existierenden Kirchenglocke von 1588. In der Folge wechselte Brüel häufiger die Besitzer, auch diese machten der Stadt immer wieder Schenkungen, wie Wilhelm Ludwig von Kohlhans der ihr 1698 ein größeres Armenhaus stiftete. Die Stadt war im Mittelalter durch einen Wall mit einem darauf befindlichen Plankenzaun und zwei Stadttoren, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurden, befestigt. 1708 wurde Brüel auf Befehl von Herzog Friedrich Wilhelm zu Mecklenburg-Schwerin zusätzlich noch mit einem Graben umgeben. Auf dem alten Burgberg wurde 1878 ein neues Schulhaus errichtet, dessen Kellergewölbe noch von der Burg stammt.
Brüel hatte auch eine jüdische Gemeinde. Spätestens ab 1750 waren in Brüel jüdische Einwohner nachweisbar. War die jüdische Gemeinde auch recht klein, so zählte Brüel mit ca. 5% Einwohnern jüdischen Glaubens zu den Mecklenburger Städten mit einem vergleichsweise hohen Anteil. Ihre Blütezeit hatte die jüdische Gemeinde gegen Mitte des 19. Jahrhunderts, bevor sie dann im Jahr 1919 mit dem Wegzug des letzten jüdischen Bürgers namens Georg Hamburger erlosch. Die typischen Repressalien jüdischer Bürger während der Zeit des Naziregimes blieben Brüel damit erspart. Einzig der jüdische Friedhof von Brüel, der sich außerhalb der Stadt in Richtung Weitendorf in einem Kiefernforst befindet und die Zeiten überdauert hat, zeugt heute noch von ihnen.[4]
Gegenwart
Im Laufe der Zeit entwickelte sich Brüel zu einer Landstadt, deren typische Häuser man heute noch in der Stadt sieht. Innenstadt und Rathaus wurden im Rahmen der Städtebauförderung seit 1991 grundlegend saniert. Bis zum 1. Juli 2004 war Brüel Sitz des aufgelösten Amtes Brüel.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1819 | 1.074 |
1827 | 1.252 |
1831 | 1.436 |
1846 | 1.489 |
1861 | 1.985 |
1880 | 2.277 |
1919 | 1.850 |
1990 | 3.399 |
1995 | 3.301 |
2000 | 3.278 |
2005 | 3.094 |
2008 | 2.860 |
2009 | 2.809[5] |
Politik
Wappen
Das Wappen wurde am 10. April 1858 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg, festgelegt und unter der Nr. 3 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „Gespalten von Gold und Rot; vorn am Spalt ein halber hersehender schwarzer Stierkopf mit schwarzen Hörnern; hinten am Spalt ein halber, sechsstrahliger goldener Stern, darunter ein aus dem Spalt nach links wachsendes, gestieltes goldenes Dreiblatt.“[2]
Das Wappen wurde 1991 neu gezeichnet.
Flagge
Die Flagge ist gleichmäßig quergestreift von Rot und Gold (Gelb). In der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Siebtel der Länge beider Querstreifen übergreifend das Wappen der Stadt. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.[2]
Partnerschaften
Seit 1990 besteht eine Partnerschaft zur Gemeinde Schönkirchen in Schleswig-Holstein.
Sehenswürdigkeiten
→ Siehe auch Liste der Baudenkmale in Brüel
- Die frühgotische einschiffige, turmlose Stadtkirche Brüel aus Backstein stammt aus dem 13. Jahrhundert, mit einem zweijochigem Langhaus, dem eingezogenen kreuzrippengewölbten quadr. Chor getrennt durch den dazwischen liegenden Triumphbogen.
- Das Rathaus wurde 1878 errichtet.
- Der Heuchert-Knoten an der B 104.
- Das Ehrengrab für den sozialdemokratischen Widerstandskämpfer Gustav Arndt, der 1934 im Zuchthaus Dreibergen-Bützow an den Folgen der erlittenen Folter starb. Seit 1948 trägt eine Straße im Ort seinen Namen, und seit 1984 erinnert dort an ihn eine Gedenktafel.
- Gutshaus in Alt Necheln: Zweigeschossiger Putzbau von um 1912 mit zweiteilig gegliedertem Walmdach nach Plänen der ersten Architektin Deutschlands Emilie Winkelmann für die Familie Booth; Zwerchgiebel mit Fachwerk-Oberschossen und einem Türmchen; heute: Ferienwohnhaus.
- Gutshaus in Golchen: Vielgliedriger, romantischer, Zweigeschossiger Putzbau von 1857 mit Sockel- und Mezzaningeschoss, mehreren Türmen, Erkern, Staffelgiebel und Risaliten; in den 1990er Jahren saniert. Gutsbesitz ab 1219 von Kloster Sonnenkamp, dann der Familien ab 1783 von Kohlhans und ab 1913 von Stralendorff.
- Gutshaus in Neu Necheln
- Gutshaus in Thurow: Zweigeschossiger Putzbau vom 19. Jahrhundert mit Mezzaningeschoss und Walmdach. Gutsbesitz der Familien Bassewitz (ab 1444), von Sperling (im 16. Jh.) von Wopersnow, wieder von Sperling (18. Jh.) und Lübbe.
Kirchen und Religionsgemeinschaften
Neben der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde mit Kirche und Pfarrhaus in der Ernst-Thälmann-Straße 1 gibt es die evangelische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, deren Gemeindezentrum "Adventgemeinde" sich in der Schwerinerstraße 7 befindet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Über die Anschlüsse Schwerin-Nord (14 km) und Zurow (20 km) ist Brüel an die Bundesautobahnen 14 und 20 (Lübeck–Kreuz Uckermark) angebunden. Innerhalb der Stadtgrenzen treffen die Bundesstraße 192 und die Bundesstraße 104 zusammen. Letztere wurde nach der Wende als Umgehungsstraße ausgebaut und verläuft seitdem südlich des bebauten Stadtgebietes. Somit bestehen gute Verbindungen zu den Nachbarstädten Sternberg und Warin sowie zu den Städten Parchim, Güstrow und Schwerin. Der nächste im Personenverkehr betriebene Bahnhof ist der Bahnhof Blankenberg (Meckl) in der gleichnamigen Nachbargemeinde.
Öffentliche Einrichtungen
Als Außenstelle des Amtes Sternberg besitzt Brüel ein einmal in der Woche geöffnetes Bürgerbüro für Einwohnermelde- und Wohngeldangelegenheiten.
Persönlichkeiten
- Johannes Schulze, 1786 in Brüel geboren, war Bildungspolitiker und der Schöpfer des preußischen Gymnasiums
- Dethloff Carl Hinstorff, 1811 in Brüel geboren, war ein mecklenburgischer Verleger.
- Friedrich Schlie, 1839 in Brüel geboren, war ein deutscher Archäologe und Kunsthistoriker.
- Wilhelm „Schausting“ Harms lebte und wirkte in Brüel als Schuster und Heimatschriftsteller.
- Klaus Guth, 1940 in Brüel geboren, ist Schauspieler und Synchronsprecher.
Sonstiges
- Dem Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben wurde 1845 durch den Rat der Stadt und Bürgermeister Born das Bürgerrecht verweigert. Ab 1845 lebte und arbeitete er immer wieder einige Zeit auf dem Rittergut Rudolf Müllers im nahegelegenen Holdorf, nachdem er ein Jahr zuvor aus Preußen ausgewiesen wurde.
- Jährlich findet auf dem Vogelstangenberg das Brüeler Vogelschießen statt (das zweitälteste mecklenburgische Volksfest dieser Art).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ a b c § 1 der Hauptsatzung (PDF; 358 kB) der Gemeinde
- ↑ Ernst Eichler und Werner Mühlmer: Die Namen der Städte in Mecklenburg-Vorpommern. Ingo Koch Verlag, Rostock 2002, ISBN 3-935319-23-1.
- ↑ Jürgen Gramenz, Sylvia Ulmer: Die Juden von Brüel (Mecklenburg): Rekonstruktion einer Gemeinde Cardamina Verlag Susanne Breuel, Plaidt 2013, ISBN 978-3-86424-141-3.
- ↑ service.mvnet.de