„Flügelung“ – Versionsunterschied

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Als '''Flügelung''' oder '''Flügeln''' wird in der [[Fachsprache]] das [[fahrplan]]mäßige Trennen eines kombinierten [[Zug (Schienenverkehr)|Zuges]] zum Erreichen unterschiedlicher Endbahnhöfe und die Wiedervereinigung bei der Rückfahrt bezeichnet.<ref name="SER 8/2016>Walter von Andrian: ''Flügeltriebzüge für die RhB.''In: ''[[Schweizer Eisenbahn-Revue]]''. Nr. 8–9/2016. Minirex, {{ISSN|1022-7113}}, S.&nbsp;400–402.</ref><ref name="SBB">Beat Bolliger: [https://stories.sbb.ch/fluegeln/2013/02/26/ ''Flügeln.''] Auf: ''SBB Stories. Rund um die SBB.'' 26. Februar 2013</ref> Für diesen Vorgang wird auch der Begriff '''Zugteilung''' verwendet.<ref>{{Wiktionary|Zugteilung}}</ref>


== Begriff ==
Als '''Flügelung''', '''Flügeln''' oder '''Zugteilung''' wird das [[fahrplan]]mäßige Aufteilen eines [[Zug (Schienenverkehr)|Zuges]] in mehrere (in der Praxis meistens zwei) Zugteile oder Halbzüge, die auf unterschiedlichen Strecken weiterfahren oder von denen einer endet, bezeichnet. Das Aufteilen wird als „'''Schwächen'''“, das Zusammenführen als „'''Verstärken'''“ von Zügen bezeichnet.
Flügelzüge werden aus zwei oder mehr [[Triebzug|Trieb-]] oder [[Wendezug|Wendezügen]] gebildet, die auf einem Teil der Laufstrecke vereint verkehren. Gelegentlich werden sie auch als [[Lokomotive|lokomotivbespannte]] Wagen[[Zug (Schienenverkehr)|züge]] formiert.<ref> Jörg Schäfer: [http://www.fluegelzuege.de/Fluegelkonzept-2004.pdf ''Braucht die Bahn Flügel? Ein Plädoyer für die Renaissance des Kurswagens.] Studie März 2008. Auf der Website von Jörg Schäfer (PDF; 3,2&nbsp;MB)</ref> Zu unterscheiden sind Flügelzüge von:
* dem [[Zugbildung#Triebwagen|Stärken und Schwächen]], um Züge den Nachfrageschwankungen innerhalb eines Tages<ref name="SBB" /> oder auf einem Teil der Strecke<ref>Mathias Rellstab, Walter von von Andrian: ''Acht- und vierteilige Flirt für den Voralpen-Express.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 8–9/2016. S.&nbsp;586–388.</ref><ref>Christoph Dauwalder, Ruedi Beutler, Mike Fassbind: ''Ausrüstung von Domino-Fahrzeugen mit automatischen Zugkupplungen.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 11/2010. S.&nbsp;573–575.</ref> anzupassen;
* einzelnen [[Kurswagen]] oder Kurswagengruppen, die aus [[Personenwagen|Reisezugwagen]] bestehen und abschnittsweise einen vom restlichen Zug abweichenden Laufweg haben. Verkehrt eine solche Kurswagengruppe außerhalb des Stammzuges zu ihrem Zielort, spricht man – wie bei geflügelten Triebzügen – von einem ''Flügelzug''.<ref>Daniel Ammann: ''Kurswagen – Eine «vergessene» Art des Bahnfahrens.'' In: [https://www.semaphor.ch/wp-content/uploads/2016/08/semaphor49.pdf ''Semaphor – Klassiker der Eisenbahnen''] Ausgabe Nr. 49, 2016 (PDF; 2,7&nbsp;MB)</ref> So wurde beim TEE [[Rheingold (Zug)|Rheingold]] 1983 ein [[Rheingold (Zug)#Zuglauf|Flügelzug nach München]] eingeführt. Der [[alex (Zug)|Alex]] führt Flügelzüge nach Prag und Lindau.


== Betrieb ==
Das Flügeln unterscheidet sich hierbei von [[Kurswagen]] dadurch, dass meistens zwei gleich große Teile eines Zuges in verschiedene Richtungen fahren, während Kurswagen nur einen kleinen Teil eines Zuges ausmachen. Kurswagen werden zudem selten als eigene Züge geführt, sondern an bestehende Verbindungen angehängt. Insbesondere bestehen Kurswagen praktisch nie aus Triebzügen, sondern nur aus einzelnen Reisezugwagen.
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{{BS-header|Optimaler Trennungsbahnhof}}
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{{BS2||-GIPl|||Einfahrsignal}}
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Mit Hilfe des Flügelungskonzepts können unterschiedliche Ziele [[Umsteigen|umsteige]]<nowiki></nowiki>frei angeboten werden. Durch die vereinte Fahrt mehrerer Züge werden auf einem Teil der Strecke [[Fahrplantrasse]]n und Personal eingespart.<ref name="ERI 5/2011">Dominik Sommerer: ''Optimale Fahrgastinformation bei Flügelzügen.'' In: ''[[Eisenbahn-Revue International]]''. Nr. 5/2011. Minirex, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;258–259. [https://sommerer.de/wp-content/uploads/2016/08/2011_05_ERI_Fahrgastinformation-bei-Fluegelzuegen.pdf Auf der Website von Dominik Sommerer] (PDF; 0,5&nbsp;MB)</ref> Damit das Flügeln in kurzer Zeit erfolgen kann, sind Flügelzüge mit einer [[Kupplung (Bahn) #Automatische Mittelpufferkupplung|automatischen Kupplung]] ausgestattet, die von den [[Triebfahrzeugführer]]n per Knopfdruck bedient wird.<ref name="SBB" /> Um das Trennen und Vereinigen der beiden Zugteile innerhalb von zwei bis vier Minuten zu ermöglichen, müssen mehrere Bedingungen erfüllt:
* Beide Streckenäste führen parallel in den [[Trennungsbahnhof]] hinein und vereinigen sich bei der Bahnsteigmitte, damit beide Zugteile fast gleichzeitig in den Bahnhof einfahren können.<ref name="ERI 2/2013">Dominik Sommerer: ''Schneller Flügeln.'' In: ''Eisenbahn-Revue International''. Nr. 2/2013. S.&nbsp;93–94. [https://sommerer.de/wp-content/uploads/2016/08/2013_02_ERI_Schneller-Fluegeln.pdf Auf der Website von Dominik Sommerer] (PDF; 0,4&nbsp;MB)</ref>
* Der Trennungsbahnhof ist mit [[Zwischensignal|Zwischen-]] oder [[Gleisabschnittsignal]]en ausgestattet.<ref>{{Literatur |Autor= Ulrich Maschek|Titel= Sicherung des Schienenverkehrs: Grundlagen und Planung der Leit- und Sicherungstechnik|Verlag= Vieweg+Teubner Verlag|Datum= |ISBN= 978-3-8348-2070-9|Seiten= 108}}</ref> Eine solche Anordnung wird in Deutschland als [[Beifahranlage]] bezeichnet. Die zweite Zugteil legt die kurze Fahrt vom Zwischen- bzw. Gleisabschnittsignal zum vorderen Zugteil [[Auf Sicht fahren|auf Sicht]] zurück. Ohne eine solche Signalisierung müsste die Einfahrgeschwindigkeit bereits vom [[Einfahrsignal]] wegen des fehlenden [[Durchrutschweg]]s auf 20&nbsp;km/h begrenzt werden.<ref name="ERI 2/2013" />
* Das [[Ausfahrsignal]] steht schon bei Einfahrt des ersten Zugteils auf Fahrt, damit die beiden vereinten Zugteile mit Höchstgeschwindigkeit ausfahren können, ohne durch die [[Zugbeeinflussung]] verlangsamt zu werden.<ref name="ERI 2/2013" />
* Die [[Weiche (Bahn)|Weiche]], an der sich die beiden Streckenäste trennen, steht direkt hinter dem Bahnsteig und ist mit dem [[Ausfahrsignal]] gesichert. Dadurch kann der zweite Zugteil bereits nachfahren, wenn der vordere Zugteil den Bahnsteigbereich verlassen hat.<ref name="ERI 2/2013" />
* Nicht möglich ist Flügeln, wenn der Abzweigbahnhof als [[Keilbahnhof]] ausgebildet ist.<ref>Yves Marclay: ''Halbstundentakt auf der Strecke Martigny – Le Châble / Orsières.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 3/2018. S.&nbsp;162–164.</ref>


[[Datei:Bahnhof Weilheim Fahrgastinformation mit den vereinigt verkehrenden Zugteilen nach Mittenwald (KBS 960) der RB-Linie 12 und Reutte (KBS 965) der RB-Linie 123.jpg|mini|Fahrgastinformation eines Zuges, der im Verlauf der Fahrt geflügelt wird]]
Flügelzüge hingegen bestehen meistens aus Triebwagenzügen, bei denen die zwei oder drei Triebwagen auf dem „Hauptteil“ der Strecke zusammengekuppelt werden, gelegentlich gibt es sie auch als lokomotivbespannte Wagenzüge, so noch beim [[Alex (Zug)|Alex]].
Ein Flügelungskonzept stellt besondere Ansprüche an die Fahrgastinformation. Es soll optisch und akustisch vermittelt werden, welcher Zugteil wohin fährt und wo der Zug geteilt wird. In [[Elektronische Fahrplanauskunft|elektronischen Fahrplänen]] fehlt oft der Hinweis auf Flügelung. Auf den Bahnhöfen muss der Fahrgast informiert werden, in welchen Zugteil er einsteigen soll, falls er über den Trennungsbahnhof weiterreist. Wenn die [[Bahnsteig]]e in Sektoren A, B, C, ... eingeteilt sind, können sich die Reisenden bereits vor der Zugankunft auf dem Bahnsteig entsprechend platzieren. Eine zusätzliche Orientierungshilfe bieten die [[Zugzielanzeiger#Zugzielanzeiger an Verkehrsmitteln|Zugzielanzeiger]] außen an den Fahrzeugen sowie auch im Innern der Wagen. Für die Durchsage kurz vor dem Trennungsbahnhof sind selektive Ansagen für jeden der beiden Zugteile optimal.<ref name="ERI 5/2011" />


== Beispiele ==
Meistens gehen Flügelzüge von einem großen Bahnhof als gekuppelte Garnitur aus und werden im Laufe ihres Fahrwegs auf einzelne Streckenäste geflügelt. Es gibt jedoch Flügelzüge, die im Start- und Zielbahnhof als einzelne Garnitur beginnen und nur auf einer Hauptstrecke, beispielsweise aus Kapazitätsgründen, ein weiteres Fahrzeug an- und wieder abgehängt bekommen.
=== Deutschland ===
==== Fernverkehr ====
[[Datei:Db-403xxx-02.jpg|mini|links|Zwei zusammengekoppelte [[Intercity-Express|ICE]], die geflügelt werden können und als einzelne Züge in verschiedene Richtungen weiterfahren.]]
[[Datei:Scharfenberg coupler in action ICE Leipzig.webm|mini|Kupplung zweier ICE-Einzelzüge im Hauptbahnhof Leipzig]]
Schon im [[Schnelltriebwagen#Deutsche Reichsbahn|Schnelltriebwagennetz]] der [[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Deutschen Reichsbahn]] in den 1930er Jahren wurde das Flügelzugkonzept angewandt. Die von Berlin bis [[Nürnberg Hauptbahnhof|Nürnberg]] vereinigten Züge wurden dort in Flügel nach [[Stuttgart Hauptbahnhof|Stuttgart]] und nach [[München Hauptbahnhof|München]] getrennt. Ebenso wurde auf der Linie [[Berlin]]–[[Köln Hauptbahnhof|Köln]] verfahren: Dort verkehrten beide Teile bis [[Bahnhof Hamm (Westfalen)|Hamm]] (Westf.) vereinigt, danach fuhr ein Teil über [[Hagen Hauptbahnhof|Hagen]] und [[Wuppertal Hauptbahnhof|Wuppertal]], der andere über [[Dortmund Hauptbahnhof|Dortmund]], [[Essen Hauptbahnhof|Essen]] und [[Düsseldorf Hauptbahnhof|Düsseldorf]] nach Köln.


Dies wird auch gegenwärtig praktiziert, insbesondere seit Einführung des Halbzugkonzepts mit der [[ICE 2|zweiten]] und [[ICE 3|dritten]] [[Baureihe]] des [[Intercity-Express]].<ref>[https://www.bahn.de/p/view/service/zug/fahrzeuge/ice_2.shtml ''ICE 2: Der Flexible.''] Auf der Website der DB Vertrieb GmbH, abgerufen am 20. Dezember 2018</ref> Die Züge der tagsüber stündlich verkehrenden [[Liste der Intercity-Express-Linien#Linie 10|Linie 10]] werden in Hamm geflügelt. Für Fahrgäste nach Köln ergibt sich ein erheblicher Zeitgewinn, da der dorthin fahrende Zugteil das [[Ruhrgebiet]] südlich über Hagen umfährt. Der andere Zugteil verkehrt nach [[Bahnhof Flughafen Köln/Bonn|Köln/Bonn Flughafen]] und hält im Ruhrgebiet an vier weiteren Bahnhöfen.
== Bedarf nach Alternativen, ökonomische Aspekte ==
Als weiteres Beispiel kann die Nord-Süd-[[Liste der Intercity-Express-Linien#Linie 25|Linie 25]] aus München dienen, die in [[Hannover Hauptbahnhof]] geflügelt wird. Der vordere Teil fährt nach [[Bahnhof Hamburg-Altona|Hamburg]], der hintere nach [[Bremen Hauptbahnhof|Bremen]] und am Tagesrand darüber hinaus nach [[Oldenburg (Oldenburg) Hauptbahnhof|Oldenburg]].
Die Aufteilung in Flügelzüge kann ökonomisch mehrere Gründe haben, die entweder mit einer optimalen [[Auslastung]] der [[Eisenbahnstrecke|Bahnstrecken]] oder mit dem Kundenbedarf nach alternativen Angeboten zu tun haben. Letzteres ist oft in landschaftlich reizvollen Gegenden der Fall, wo manche Bahnkunden eine spezielle Streckenführung bevorzugen. Die Ermöglichung von [[Rundreise]]n ist bisweilen ein Grund, ferner eine besondere Ausstattung mancher Züge – wie erweitertes Angebot bei [[Speisewagen|Speise-]] oder [[Schlafwagen]], touristische, Kultur- oder Familienprogramme, Bedarf des [[Radverkehr]]s usw.


Vereinzelt werden heute [[Intercity (Deutschland)|Intercity]]-Garnituren geflügelt. So verkehrt an Freitagen ein Intercity von [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Frankfurt am Main]] nach [[Bahnhof Fulda|Fulda]], wo der Zug geteilt wird und die entsprechenden Zugteile nach [[Leipzig Hauptbahnhof|Leipzig]] sowie nach [[Bahnhof Berlin Südkreuz|Berlin]] via [[Hannover]] weiterfahren. Die dafür notwendige zweite Lokomotive befindet sich bereits ab Frankfurt in der Mitte des Zuges, wodurch auf umständliches Rangieren in Fulda verzichtet werden kann.
Nicht immer beginnen die beiden Zugteile auf einem gemeinsamen Start[[bahnhof]] ihre Fahrt. Manchmal starten sie kurz hintereinander – beispielsweise in [[Urlaub]]s- oder sonstigen [[Verkehrszeiten|Stoßzeiten]], was in [[Österreich]] als „in zwei Garnituren führen“ bezeichnet wird. Die Halbzüge werden erst später auf einem Unterwegsbahnhof getrennt (das o.&nbsp;e. „Schwächen“) und fahren verschiedene Zielbahnhöfe an.


==== Nahverkehr ====
Neben den genannten Zwecken kann die [[Eisenbahn|Bahn]] dadurch eine zusätzliche [[Umsteigen|umsteigefreie]] Verbindung anbieten, ohne einen weiteren [[Zug (Schienenverkehr)|Zug]] führen zu müssen – und auf diese Weise zu höherer [[Wirtschaftlichkeit]] der Haupt- und mancher [[Nebenbahn|Nebenstrecken]] beitragen.
Im [[Öffentlicher Personennahverkehr|ÖPNV]] wird – so die Trieb- und Wendezüge automatisch gekuppelt werden können – ebenso verfahren. Die Flügelung wenden viele Bahngesellschaften an, die [[Alstom Coradia LINT|LINT-Triebzüge]] einsetzen, die speziell für den Flügelungsbetrieb konzipiert wurden. Zuweilen wird mit herkömmlichen [[Doppelstockwagen]]-Zügen geflügelt, wenn dies ohne großen Aufwand möglich ist.


In allen Regionen Deutschlands gibt es Anwendungen von Flügelzugkonzepten:
Die Aufteilung auf zwei oder mehr Halb- oder Flügelzüge spart an der Belegung von [[Fahrplantrasse]]n. Im zweiten Fall optimiert die Flügelung die Auslastung des Rollmaterials. Im gemeinsam befahrenen Teil kann zudem [[Fahrpersonal]] eingespart oder für spezielle Aufgaben (z.&nbsp;B. in der Kundenbetreuung) eingesetzt werden.


* '''Norddeutschland'''
== Technische Anforderungen ==
[[Datei:S-Bahn Hamburg Type 474 1.jpg|mini|Zug der mit dem Flügelzugkonzept betriebenen Hamburger S-Bahn-Linie 1]]
Einen herkömmlichen Wagenzug zu flügeln, stellt eine ziemliche Herausforderung dar. Prinzipiell muss der Zug dazu in der Mitte entkuppelt und (mit entsprechendem [[Rangieren|Rangieraufwand]]) eine neue [[Lokomotive]] [[Kupplung (Bahn)|angekuppelt]] werden.
:Seit dem 11. Dezember 2008 werden die Züge der [[S-Bahn-Linie 1 (Hamburg)|Hamburger S-Bahnlinie S1]] im Bahnhof [[Hamburg-Ohlsdorf|Ohlsdorf]] getrennt. Der vordere Zugteil fährt zum [[Flughafen Hamburg]] und der hintere nach [[Hamburg-Poppenbüttel|Poppenbüttel]].


:Bei der [[Stadtbahn Hannover]] verkehren die Linien 2 (Rethen – Alte Heide) und 8 (Hauptbahnhof – Messe/Nord) montags bis samstags ab 21 Uhr und sonntags ganztägig als Linie <s>2</s> (sogenannte [[gestrichene Linie]] 2) von Alte Heide bis Peiner Straße, wo der Zug geteilt wird. Der eine Wagen fährt weiter nach Rethen und der andere nach Messe/Nord. Später vereinigen sich die Züge in der Haltestelle Bothmer Straße wieder und fahren als Linie 2 nach Alte Heide.
Genau dieser Aufwand, der in etwa dem Rangieren klassischer [[Kurswagen]] entspricht, soll beim Flügeln entfallen. Daher wird normalerweise vor allem mit [[Triebzug|Triebzügen]] geflügelt, welche mit automatischen Kupplungen, z.&nbsp;B. [[Scharfenbergkupplung]]en, versehen sind. Bei lokbespannten [[Wendezug|Wendezügen]], wo die Zugteile durch [[Schraubenkupplung]]en miteinander verbunden sind, kann Flügelung aber durchaus auch vorkommen.


:Von Göttingen aus werden die Linien R1 nach Kassel und R7 nach Bebra der [[cantus Verkehrsgesellschaft]] in [[Bahnhof Eichenberg|Eichenberg]] geflügelt.
Damit am Flügelungspunkt die [[Passagier|Fahrgäste]] nicht verwirrt darüber sind, ob sie sitzen bleiben oder den Zugteil wechseln müssen, ist es wünschenswert, schon beim Einsteigen detailliert darüber zu informieren, wohin die einzelnen Zugteile verkehren. Ein elektronisches [[Fahrgastinformationssystem]], das seitlich oder an den Türen für jeden [[Eisenbahnwagen|Wagen]] oder jede Triebwageneinheit einzeln den Zuglauf darstellt, ist daher empfehlenswert.


* '''Nordrhein-Westfalen, Hessen'''
Der umgekehrte Fall der Vereinigung zweier Flügelzüge stellt besondere Anforderungen an das [[Eisenbahnsignal|Signalsystem]], da es hierzu notwendig ist, einen Zug in einen besetzten [[Gleis]]abschnitt einfahren zu lassen. Um den Zeitverlust durch den Kupplungsvorgang zu minimieren, ist es wünschenswert, die beiden Zugteile vorher so nah wie möglich aneinander heranzuführen – im Idealfall auf wenige Meter. Durch die Signalisierung der maximal möglichen zulässigen [[Geschwindigkeit]] kann der Zeitverlust beim Zusammenflügeln minimiert werden. Ohne eine solche Signalisierung müsste die Einfahrgeschwindigkeit bereits vom Einfahrsignal wegen des fehlenden [[Durchrutschweg]]s auf 20&nbsp;km/h begrenzt werden.
:Im [[Stolberg (Rheinland)|Stolberger]] Güterbahnhof bei [[Aachen]] besteht eine [[Beifahranlage]] für [[Alstom Coradia LINT|LINT-Triebzüge]], um zwei Linienäste der [[Euregiobahn]] zusammenzuführen. Auch bei der [[Rhein-Niers-Bahn]] aus [[Aachen Hauptbahnhof|Aachen Hbf]] wird ab dem [[Bahnhof Lindern]] ein Zugteil nach [[Bahnhof Heinsberg (Rheinland)|Heinsberg]] geführt; der andere hat [[Duisburg Hauptbahnhof|Duisburg]] zum Ziel. Diese Verbindung wird mit Zügen der [[DB-Baureihe 425 (1999)|DB-Baureihe 425/426]] gefahren.

Um das Vereinigen von Flügelzügen zu beschleunigen, wird üblicherweise ein Bahnsteiggleis mittig durch ein [[Zugdeckungssignal]] geteilt, das als Zielsignal für den anzukuppelnden Zugteil dient. Diese Anordnung wird als [[Beifahranlage]] bezeichnet.

== Beispiele ==
=== Deutschland ===
[[Datei:Db-403xxx-02.jpg|mini|Zwei zusammengekoppelte [[Intercity-Express|ICE]], die geflügelt werden können und als einzelne Züge in verschiedene Richtungen weiterfahren.]]
Schon im [[Schnelltriebwagen#Deutsche Reichsbahn|Schnelltriebwagennetz]] der [[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Deutschen Reichsbahn]] in den 1930er Jahren wurde das Flügelzugkonzept angewandt. Die von Berlin bis [[Nürnberg Hauptbahnhof|Nürnberg]] vereinigten Züge wurden dort in Flügel nach [[Stuttgart Hauptbahnhof|Stuttgart]] und nach [[München Hauptbahnhof|München]] getrennt. Ebenso wurde auf der Linie [[Berlin]]–[[Köln Hauptbahnhof|Köln]] verfahren: Dort verkehrten beide Teile bis [[Bahnhof Hamm (Westfalen)|Hamm]] (Westf.) vereinigt, danach fuhr ein Teil über [[Hagen Hauptbahnhof|Hagen]] und [[Wuppertal Hauptbahnhof|Wuppertal]], der andere über [[Dortmund Hauptbahnhof|Dortmund]], [[Essen Hauptbahnhof|Essen]] und [[Düsseldorf Hauptbahnhof|Düsseldorf]] nach Köln. Dies wird auch gegenwärtig so praktiziert, insbesondere seit Einführung des Halbzugkonzepts mit der [[ICE 2|zweiten]] und [[ICE 3|dritten]] [[Baureihe]] des [[Intercity-Express]]. Nahezu alle Züge der tagsüber stündlich verkehrenden Linie werden in Hamm geflügelt oder zusammengeführt (am Tagesrand erfolgen diese Vorgänge teilweise in Dortmund). Für Fahrgäste nach oder von Köln ergibt sich ein erheblicher Zeitgewinn, da der dorthin fahrende Zugteil das [[Ruhrgebiet]] südlich über Hagen umfährt. Der andere Zugteil verkehrt von oder nach [[Bahnhof Flughafen Köln/Bonn|Köln/Bonn Flughafen]] und hält im Ruhrgebiet an vier weiteren Bahnhöfen.
Als weiteres Beispiel kann die Nord-Süd-Verbindung aus München dienen, die in [[Hannover Hauptbahnhof]] geflügelt wird, der vordere Teil fährt nach [[Bahnhof Hamburg-Altona|Hamburg]], der hintere nach [[Bremen Hauptbahnhof|Bremen]] und am Tagesrand darüber hinaus nach [[Oldenburg (Oldenburg) Hauptbahnhof|Oldenburg]].

Vereinzelt werden heute [[Intercity (Deutschland)|Intercity]]-Garnituren geflügelt. So verkehrt an Freitagen ein Intercity von [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Frankfurt am Main]] nach [[Bahnhof Fulda|Fulda]], wo der Zug geteilt wird und die entsprechenden Zugteile nach [[Leipzig Hauptbahnhof|Leipzig]] sowie nach [[Bahnhof Berlin Südkreuz|Berlin]] via [[Hannover]] weiterfahren. Die dafür notwendige zweite Lokomotive befindet sich bereits ab Frankfurt in der Mitte des Zuges, wodurch auf umständliches Rangieren in Fulda verzichtet werden kann.

Beim Betrieb des TEE [[Rheingold (Zug)|Rheingold]] wurde 1983 ein [[Rheingold (Zug)#Zuglauf|Flügelzug nach München]] eingeführt, für den vorhandene Großraumwagen in spezielle Clubwagen (''Rheingold-Club'') umgebaut wurden. Sie boten neben Mahlzeiten Musikaufführungen und touristische Präsentationen an. Außerdem befuhr dieser Zug die gegenüber der normalen Intercity-Linie landschaftlich viel reizvollere Strecke ab [[Heidelberg Hauptbahnhof|Heidelberg]] entlang des [[Neckar]] über [[Heilbronn Hauptbahnhof|Heilbronn]], [[Stuttgart Hauptbahnhof|Stuttgart]]; weiter nach [[Bahnhof Aalen|Aalen]], [[Bahnhof Nördlingen|Nördlingen]] und [[Bahnhof Donauwörth|Donauwörth]] bis [[München Hauptbahnhof|München]]. Mit der Einführung des [[Fugger-Express]] 2008/2009 wurde auch hier die Flügelung wieder aufgegriffen: Zeitweise fahren von München bis zu vierteilige Triebwagen umsteigefrei über Augsburg nach Ulm, Donauwörth, Treuchtlingen, Nördlingen und Aalen.

Im [[Öffentlicher Personennahverkehr|ÖPNV]] wird – so die [[Triebwagen]] automatisch gekuppelt werden können – ebenso verfahren. Die Flügelung ist zum Beispiel ein Kernbestandteil des Betriebskonzepts der [[S-Bahn RheinNeckar]] sowie vieler Bahngesellschaften, die [[Alstom Coradia LINT|LINT-Triebzüge]] einsetzen, die speziell für den Flügelungsbetrieb konzipiert wurden. Eine entsprechende [[Beifahranlage]] besteht beispielsweise im [[Stolberg (Rheinland)|Stolberger]] Güterbahnhof bei [[Aachen]]. Dort werden zwei Linienäste der [[Euregiobahn]] zusammengeführt.


[[Datei:FlügelungGießen2006.JPG|miniatur|Hinweistafel im Zug]]
[[Datei:FlügelungGießen2006.JPG|miniatur|Hinweistafel im Zug]]
Zuweilen wird mit herkömmlichen [[Doppelstockwagen]]-Zügen geflügelt, wo dies technisch ohne großen Aufwand möglich ist, z.&nbsp;B. bis zum Fahrplanwechsel 2006 bei einigen [[Regional-Express]]-Zügen von Frankfurt am Main nach [[Siegen Hauptbahnhof|Siegen]] und [[Bahnhof Treysa|Treysa]] mit Flügelung in [[Bahnhof Gießen|Gießen]]. Bei diesem Beispiel wurde die Fahrgastinformation mit „[[Low-Tech]]-Mitteln“ durchgeführt: Kreidebeschriftete Tafeln markierten die Trennstelle am Bahnsteig, Klebezettel am Wagenübergang markierten sie im Zug. Heute wird in Gießen der mit Triebzügen gefahrene [[Mittelhessen-Express]] geflügelt. Ein Teil fährt weiter nach Treysa, der andere nach [[Bahnhof Dillenburg|Dillenburg]]. Seit Dezember 2010 finden in Gießen darüber hinaus Flügelungen auf der Linie RE&nbsp;98/RE&nbsp;99 statt. Der hintere Zugteil fährt weiter nach Siegen ([[Main-Sieg-Express]]), der vordere nach Kassel.
:Bis zum Fahrplanwechsel 2006 wurde bei einigen mit herkömmlichen [[Doppelstockwagen]]-Zügen gefahrenen [[Regional-Express]]-Zügen von Frankfurt am Main nach [[Siegen Hauptbahnhof|Siegen]] und [[Bahnhof Treysa|Treysa]] im [[Bahnhof Gießen|Gießen]] geflügelt. Bei diesem Beispiel wurde die Fahrgastinformation mit „[[Low-Tech]]-Mitteln“ durchgeführt: Kreidebeschriftete Tafeln markierten die Trennstelle am Bahnsteig, Klebezettel am Wagenübergang markierten sie im Zug. Heute wird in Gießen der mit Triebzügen gefahrene [[Mittelhessen-Express]] geflügelt. Ein Teil fährt weiter nach Treysa, der andere nach [[Bahnhof Dillenburg|Dillenburg]]. Seit Dezember 2010 finden in Gießen darüber hinaus Flügelungen auf der Linie RE&nbsp;98/RE&nbsp;99 statt. Der hintere Zugteil fährt weiter nach Siegen ([[Main-Sieg-Express]]), der vordere nach Kassel.


:Auch in [[Nordrhein-Westfalen]] gibt es Beispiele für Flügelzüge. Die RB&nbsp;69 und RB&nbsp;89 verkehren zwischen [[Münster (Westfalen) Hauptbahnhof|Münster]] und Hamm als Doppelzug und werden in Hamm getrennt. Der eine Zugteil fährt als RB&nbsp;69 weiter nach [[Bielefeld Hauptbahnhof|Bielefeld]], der zweite Zugteil nach [[Bahnhof Warburg (Westfalen)|Warburg]] über [[Paderborn Hauptbahnhof|Paderborn]].
Im [[Regionalbahn|regionalen]] Bereich gibt es erfolgreiche Beispiele von ''Flügeln'' – etwa in [[Bahnhof Halberstadt|Halberstadt]] in [[Sachsen-Anhalt]]. Auf der Bahnstrecke [[Bahnstrecke Magdeburg–Thale|Magdeburg–Thale]] verkehren stündlich Regionalzüge der [[Abellio Rail Mitteldeutschland]] (2005–2018: Transdev Sachsen-Anhalt). Die Züge aus Magdeburg in Richtung Thale werden stündlich geflügelt und bieten jeweils zweistündlich eine zusätzliche Direktverbindung über [[Wernigerode]] nach [[Bahnhof Goslar|Goslar]] oder nach [[Blankenburg (Harz)]].


Auch in [[Nordrhein-Westfalen]] gibt es Beispiele für Flügelzüge. Die RB&nbsp;69 und RB&nbsp;89 verkehren zwischen [[Münster (Westfalen) Hauptbahnhof|Münster]] und Hamm als Doppelzug und werden in Hamm getrennt. Der eine Zugteil fährt als RB&nbsp;69 weiter nach [[Bielefeld Hauptbahnhof|Bielefeld]], der zweite Zugteil nach [[Bahnhof Warburg (Westfalen)|Warburg]] über [[Paderborn Hauptbahnhof|Paderborn]]. In Ostwestfalen/Südniedersachsen wird seit Dezember 2015 die Verbindung aus [[Paderborn Hauptbahnhof|Paderborn]] in [[Bahnhof Ottbergen|Ottbergen]] geteilt: Entweder via [[Oberweserbahn]] (RB&nbsp;85) weiter nach [[Bahnhof Göttingen|Göttingen]] oder als RB&nbsp;84 über die [[Bahnstrecke Altenbeken–Kreiensen]].
:In Ostwestfalen/Südniedersachsen wird seit Dezember 2015 die Verbindung aus [[Paderborn Hauptbahnhof|Paderborn]] in [[Bahnhof Ottbergen|Ottbergen]] geteilt: Entweder via [[Oberweserbahn]] (RB&nbsp;85) weiter nach [[Bahnhof Göttingen|Göttingen]] oder als RB&nbsp;84 über die [[Bahnstrecke Altenbeken–Kreiensen]].
Von Göttingen aus werden die Linien R1 nach Kassel und R7 nach Bebra der [[cantus Verkehrsgesellschaft]] in [[Bahnhof Eichenberg|Eichenberg]] geflügelt.


:Die Züge des [[Ruhr-Sieg-Express]] (RE&nbsp;16) von [[Bahnhof Iserlohn|Iserlohn]] und die der Ruhr-Sieg-Bahn (RB&nbsp;91) von Siegen werden jeweils in [[Bahnhof Letmathe|Iserlohn-Letmathe]] zusammengeführt und verkehren über [[Hagen]], [[Witten]] und [[Bochum]] nach [[Essen]] (RE&nbsp;16) und bis Hagen (RB&nbsp;91). In der Gegenrichtung werden die Züge im Bahnhof Iserlohn-Letmathe getrennt und verkehren allein nach Siegen und Iserlohn.
Zurück nach NRW:
Auch bei der [[Rhein-Niers-Bahn]] aus [[Aachen Hauptbahnhof|Aachen Hbf]] wird ab dem [[Bahnhof Lindern]] ein Zugteil nach [[Bahnhof Heinsberg (Rheinland)|Heinsberg]] geführt; der andere hat [[Duisburg Hauptbahnhof|Duisburg]] zum Ziel. Diese Verbindung wird mit Zügen der [[DB-Baureihe 425 (1999)|DB-Baureihe 425/426]] gefahren.
Die Züge des [[Ruhr-Sieg-Express]] (RE&nbsp;16) von [[Bahnhof Iserlohn|Iserlohn]] und die der Ruhr-Sieg-Bahn (RB&nbsp;91) von Siegen werden jeweils in [[Bahnhof Letmathe|Iserlohn-Letmathe]] zusammengeführt und verkehren über [[Hagen]], [[Witten]] und [[Bochum]] nach [[Essen]] (RE&nbsp;16) und bis Hagen (RB&nbsp;91). In der Gegenrichtung werden die Züge im Bahnhof Iserlohn-Letmathe getrennt und verkehren allein nach Siegen und Iserlohn.


* '''Neue Bundesländer'''
Die [[Bayerische Oberlandbahn]] fährt i.&nbsp;W. stündlich von München nach [[Tegernsee]], [[Lenggries]] und [[Bayrischzell]]. Geflügelt wird dabei in [[Holzkirchen (Oberbayern)|Holzkirchen]] und [[Schaftlach]].
[[Datei:VT 809 Bahnhof Oschersleben (Bode), 2016 (02).jpg|mini|Aus zwei [[Alstom Coradia LINT|LINT]] 41 bestehender Harz-Elbe-Express auf der Fahrt nach Magdeburg]]
:In [[Sachsen-Anhalt]] verkehren auf der [[Bahnstrecke Magdeburg–Thale|Strecke Magdeburg–Halberstadt]] stündlich Regionalzüge unter dem Namen [[Harz-Elbe-Express]] (HEX), die Halberstadt geflügelt werden. Ein Zugteil fährt nach [[Thale Hauptbahnhof|Thale]], der andere abwechselnd über [[Wernigerode]] nach [[Bahnhof Goslar|Goslar]] oder nach [[Blankenburg (Harz)]]. Am Wochenende fahren drei Zugpaare als Harz-Berlin-Express von Magdeburg aus weiter nach Berlin.<ref>[https://www.hex-online.de/de/strecken/streckennetz ''Streckennetz.''] Auf der Website des HarzElbeExpress, abgerufen am 20. Dezeber 2019</ref> Bis 2018 wurden die Züge von [[Transdev Sachsen-Anhalt]], seither von [[Abellio Rail Mitteldeutschland]] betrieben.


:Von Dessau/Bitterfeld aus wurden von Dezember 2015 bis Dezember 2017 die Linien RE 19 nach Leinefelde und RB 59 nach Erfurt der [[Abellio Rail Mitteldeutschland]] teilweise in Sangerhausen geflügelt. Da sich der Umbau der Sicherungstechnik im Bahnhof Sangerhausen auf unbestimmte Zeit verschiebt, wurde das aufwändige Vereinigen mit Rangierfahrt aufgegeben.
Auf der Linie von [[Nürnberg]] nach [[Bayreuth#Eisenbahn|Bayreuth Hbf]] / [[Hof Hauptbahnhof|Hof Hbf]] / [[Bahnhof Weiden (Oberpf)|Weiden (Oberpf)]] / [[Bahnhof Schwandorf|Schwandorf Bf]], die mit [[Fahrzeug]]en der [[DB-Baureihe 612 (1998)|Baureihe 612 (RegioSwinger)]] betrieben wird, werden bei den meisten Zugläufen doppelte Einheiten nach Bayreuth/Hof (Flügelung in [[Pegnitz (Stadt)|Pegnitz]]) und Weiden/Schwandorf (Flügelung in [[Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg]]) gefahren. Jedoch ist auf dieser Strecke bei manchen Zugläufen die Besonderheit einer doppelten Flügelung zu beobachten: Dabei fährt der Zug mit drei Einheiten nach Bayreuth/Hof/Schwandorf von Nürnberg bis [[Hersbruck]]. Im [[Bahnhof Hersbruck (rechts Pegnitz)]] wird der Zug in die Teile nach Schwandorf und Bayreuth/Hof geflügelt. Nach Abfahrt des Zugteils nach Schwandorf fahren die beiden verbleibenden Einheiten gekuppelt weiter bis Pegnitz, wo die zweite Flügelung in die Zugteile nach Bayreuth und Hof erfolgt. Einzelne Züge fahren über Schwandorf hinaus nach [[Regensburg Hauptbahnhof|Regensburg]] oder von [[Bahnhof Marktredwitz|Marktredwitz]] nach [[Bahnhof Cheb|Cheb]].


* '''Süddeutschland und Rheinland-Pfalz'''
Das gleiche Prinzip wird mit Regionalbahnzügen der [[Baureihe 648]] in der Relation [[Nürnberg Hauptbahnhof]]–[[Neuhaus an der Pegnitz]] und Nürnberg Hauptbahnhof–[[Bahnhof Simmelsdorf-Hüttenbach|Simmelsdorf-Hüttenbach]] angewandt, wobei die Flügelung in [[Neunkirchen am Sand]] oder in [[Lauf an der Pegnitz#Verkehr|Lauf (rechts Pegnitz)]] erfolgt.
:Die Flügelung ist ein Kernbestandteil des Betriebskonzepts der [[S-Bahn RheinNeckar]]. Vor allem in den Tagesrandzeiten werden sehr viele Züge verschiedener Linien vor der gemeinsamen Stammstrecke zwischen Schifferstadt und Heidelberg zusammengeführt und anschließend wieder [[Flügelung|geflügelt]].


[[Datei:Grosshesseloher Brücke R B.jpg|mini|440px|Drei [[Integral S5D95|Integral]]-Züge der Bayerischen Oberlandbahn auf der Großhesseloher Brücke bei München. Die Dieseltriebzüge werden zweimal gelügelt.]]
Seit Dezember 2007 wird der [[alex (Zug)|alex]] von München nach [[Bahnhof Oberstdorf|Oberstdorf]] und [[Lindau Hauptbahnhof|Lindau]], der mit herkömmlichen lokbespannten Wagen gefahren wird, im [[Bahnhof Immenstadt]] geflügelt. Die ankommende Lokomotive fährt mit den ersten 2 oder 3 Wagen weiter nach Lindau, eine zweite Lokomotive wird am hinteren Ende an die verbliebenen 2 bis 4 Wagen angehängt und fährt in entgegengesetzter Richtung nach Oberstdorf. Beim Rückweg ist eine aufwändigere Rangierarbeit erforderlich. Auf dem Nordast des ''Alex'' werden seit 2007 einzelne Züge von München bis [[Bahnhof Schwandorf|Schwandorf]] vereint gefahren. Ab dort fährt ein Zugteil nach [[Hof Hauptbahnhof|Hof]] und [[Praha hlavní nádraží|Prag]].
:Die [[Bayerische Oberlandbahn]] fährt im Wesentlichen stündlich von München nach [[Tegernsee]], [[Lenggries]] und [[Bayrischzell]]. Geflügelt wird dabei in [[Holzkirchen (Oberbayern)|Holzkirchen]] und [[Schaftlach]].


:Mit dem [[Fugger-Express]] bieten die [[Bayerische Eisenbahngesellschaft]] (BEG) und [[DB Regio Bayern]] mit bis zu vierteiligen Triebwagen umsteigefreie Verbindungen von München über Augsburg nach Ulm, Donauwörth, Treuchtlingen und Dinkelscherben an.<ref>[https://www.bahn.de/regional/view/regionen/bayern/teilnetz/fugger-express.shtml ''Der Fugger-Express zwischen München und Augsburg.''] Auf der Website der DB Vertrieb GmbH, abgerufen am 20. Dezember 2018</ref>
Seit dem 11. Dezember 2008 werden die Züge der [[S-Bahn-Linie 1 (Hamburg)|Hamburger S-Bahnlinie S1]] im Bahnhof [[Hamburg-Ohlsdorf|Ohlsdorf]] getrennt. Der vordere Zugteil fährt zum [[Flughafen Hamburg]] und der hintere nach [[Hamburg-Poppenbüttel|Poppenbüttel]].


:Auf der Linie von [[Nürnberg]] nach [[Bayreuth#Eisenbahn|Bayreuth Hbf]] / [[Hof Hauptbahnhof|Hof Hbf]] / [[Bahnhof Weiden (Oberpf)|Weiden (Oberpf)]] / [[Bahnhof Schwandorf|Schwandorf Bf]], die mit [[Fahrzeug]]en der [[DB-Baureihe 612 (1998)|Baureihe 612 (RegioSwinger)]] betrieben wird, werden bei den meisten Zugläufen doppelte Einheiten nach Bayreuth/Hof (Flügelung in [[Pegnitz (Stadt)|Pegnitz]]) und Weiden/Schwandorf (Flügelung in [[Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg]]) gefahren. Jedoch ist auf dieser Strecke bei manchen Zugläufen die Besonderheit einer doppelten Flügelung zu beobachten: Dabei fährt der Zug mit drei Einheiten nach Bayreuth/Hof/Schwandorf von Nürnberg bis [[Hersbruck]]. Im [[Bahnhof Hersbruck (rechts Pegnitz)]] wird der Zug in die Teile nach Schwandorf und Bayreuth/Hof geflügelt. Nach Abfahrt des Zugteils nach Schwandorf fahren die beiden verbleibenden Einheiten gekuppelt weiter bis Pegnitz, wo die zweite Flügelung in die Zugteile nach Bayreuth und Hof erfolgt. Einzelne Züge fahren über Schwandorf hinaus nach [[Regensburg Hauptbahnhof|Regensburg]] oder von [[Bahnhof Marktredwitz|Marktredwitz]] nach [[Bahnhof Cheb|Cheb]].
Bei der [[S-Bahn München]] wird die Linie S1 in [[Neufahrn bei Freising]] geflügelt: Der vordere Zugteil verkehrt nach [[Freising]], der hintere zum [[Flughafen München]]. Seit Dezember 2014 wird ebenso die S2 in [[Dachau Bahnhof]] teilweise geteilt. Der vordere Zugteil fährt nach [[Altomünster]], der hintere nach Petershausen.


:Das gleiche Prinzip wird mit Regionalbahnzügen der [[Baureihe 648]] in der Relation [[Nürnberg Hauptbahnhof]]–[[Neuhaus an der Pegnitz]] und Nürnberg Hauptbahnhof–[[Bahnhof Simmelsdorf-Hüttenbach|Simmelsdorf-Hüttenbach]] angewandt, wobei die Flügelung in [[Neunkirchen am Sand]] oder in [[Lauf an der Pegnitz#Verkehr|Lauf (rechts Pegnitz)]] erfolgt.
Bei der [[Stadtbahn Hannover]] verkehren die Linien 2 (Rethen ↔ Alte Heide) und 8 (Hauptbahnhof ↔ Messe/Nord) montags bis samstags ab 21:00 Uhr und sonntags ganztägig als Linie <s>2</s> (sogenannte [[gestrichene Linie]] 2) von Alte Heide bis Peiner Straße, dort wird der Zug geteilt. Der eine Wagen fährt weiter nach Rethen und der andere nach Messe/Nord, später vereinigen sich die Züge in der Haltestelle Bothmer Straße wieder und fahren als Linie 2 nach Alte Heide.


:Bei der [[S-Bahn München]] wird die Linie S1 in [[Neufahrn bei Freising]] geflügelt: Der vordere Zugteil verkehrt nach [[Freising]], der hintere zum [[Flughafen München]]. Seit Dezember 2014 wird ebenso die S2 in [[Dachau Bahnhof]] teilweise geteilt. Der vordere Zugteil fährt nach [[Altomünster]], der hintere nach Petershausen.
Von Dessau/Bitterfeld aus wurden von Dezember 2015 bis Dezember 2017 die Linien RE 19 nach Leinefelde und RB 59 nach Erfurt der [[Abellio Rail Mitteldeutschland]] teilweise in Sangerhausen geflügelt. Da sich der Umbau der Sicherungstechnik im Bahnhof Sangerhausen auf unbestimmte Zeit verschiebt, wurde das aufwändige Vereinigen mit Rangierfahrt aufgegeben.


=== Österreich ===
=== Österreich ===
[[Datei:OEBB 1116 226 Railjet.JPG|mini|Zweiteiliger Railjet im Wiener West&shy;bahnhof. Schnee und Eis sind beim Flügeln eine besondere Heraus&shy;for&shy;de&shy;rung für die automatische Kupplung.]]
Etliche ÖBB-Railjet-Verbindungen von Salzburg nach Budapest werden in Wien geteilt, ein Teil fährt zum Flughafen Wien, der andere nach Budapest Keleti. Weiters wird das Prinzip der Flügelung bei den S-Bahn-Systemen in [[S-Bahn Wien|Wien]] und der [[S-Bahn Steiermark|Steiermark]] angewandt. In Wien werden viele S-Bahn-Züge bis Floridsdorf verstärkt geführt und ab Floridsdorf nur mehr als [[Kurzzug]]. Nach demselben Prinzip verkehren seit dem Dezember 2017 zwei REX-Züge zwischen Wien FJB und Gmünd/České Velenice. Die Züge verlassen Wien mit 2 Triebwägen und fahren so bis Sigmundsherberg, wo eine der beiden Einheiten abgekuppelt wird.
Etliche ÖBB-Railjet-Verbindungen aus Innsbruck und München werden in Salzburg vereint und in Wien geteilt. Ein Teil fährt zum Flughafen Wien, der andere nach Budapest Keleti.<ref> Richard Fuchs: [https://www.rsb.jetzt/fluegelkonzept-trennen-und-vereinigen/ ''Flügelkonzept – Trennen und Vereinigen.''] Auf der Website der RegionalStadtBahn (RSB), abgerufen am 20. Dezember 2018</ref> Weiters wird das Prinzip der Flügelung bei den S-Bahn-Systemen in [[S-Bahn Wien|Wien]] und der [[S-Bahn Steiermark|Steiermark]] angewandt. In Wien werden viele S-Bahn-Züge bis Floridsdorf verstärkt geführt und ab Floridsdorf nur mehr als [[Kurzzug]]. Nach demselben Prinzip verkehren seit dem Dezember 2017 zwei REX-Züge zwischen Wien FJB und Gmünd/České Velenice. Die Züge verlassen Wien mit 2 Triebwägen und fahren so bis Sigmundsherberg, wo eine der beiden Einheiten abgekuppelt wird.


Bei der S-Bahn Steiermark werden [[Regionalexpress|Regionalexpress-Züge]] von Graz in Richtung [[Leoben Hauptbahnhof|Leoben]] und weiter nach [[Unzmarkt]] bzw. [[Bahnhof Selzthal|Selzthal]] in Leoben in ebendiese Teile geteilt. An Wochenenden fahren auf den S-Bahnlinien 7 und 61 alle Züge bis Lieboch als Doppeltraktion und werden danach geteilt.
Bei der S-Bahn Steiermark werden [[Regionalexpress|Regionalexpress-Züge]] von Graz in Richtung [[Leoben Hauptbahnhof|Leoben]] und weiter nach [[Unzmarkt]] bzw. [[Bahnhof Selzthal|Selzthal]] in Leoben in ebendiese Teile geteilt. An Wochenenden fahren auf den S-Bahnlinien 7 und 61 alle Züge bis Lieboch als Doppeltraktion und werden danach geteilt.


=== Schweiz ===
=== Schweiz ===
[[Datei:BOB ABeh 4-4 I 305 Interlaken Ost.jpg|mini|Flügelzug der Berner Oberland-Bahn nach Lauterbrunnen und Grindelwald, der in Zweilütschinen geteilt wird.]]
Das Flügelzugsystem wird beispielsweise von der [[BLS AG|BLS]] im Netz der [[S-Bahn Luzern]] praktiziert. Die Linie S6 führt von [[Bahnhof Luzern|Luzern]] mit [[BLS RABe 525|NINA-Zügen]] nach [[Wolhusen]], wo die Trennung in zwei Zugsteile nach [[Langenthal]] beziehungsweise [[Langnau im Emmental]] ausgeführt wird. Ebenfalls verkehren im Netz der BLS die RegioExpress-Züge [[Bahnhof Bern]]–[[Brig]] (die über die Lötschberg-Bergstrecke verkehren) und Bern–[[Zweisimmen]] bis [[Spiez]] als Einheit, ehe sie dort geflügelt werden.
Allein ab [[Bahnhof Bern|Bern]] gibt es vier [[BLS AG|BLS]]-Linien, die mit dem Flügelzugsystem betrieben werden:
* RE „[[Lötschberger]]“ nach [[Bahnhof Interlaken Ost|Interlaken]] und [[Zweisimmen]], Teilung in [[Spiez]]
* [[S-Bahn Bern|S5]] [[Bahnstrecke Bern–Neuenburg|nach Neuchâtel]] und [[Murten]], Teilung in [[Kerzers]]
* S44 nach [[Sumiswald]]-Grünen und [[Wiler bei Utzenstorf|Wiler]], Teilung in [[Burgdorf BE|Burgdorf]]<ref>Mathias Rellstab: ''Ungenügende Kundeninformation bei Flügelzügen.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 4/2014. S. 202–203.</ref>
* RE [[Bahnstrecke Bern–Luzern|Luzern–Bern]] und [[S-Bahn Luzern|S7]] Luzern–[[Bahnhof Langenthal|Langenthal]], Teilung in [[Wolhusen]]<ref>[http://www.bahnonline.ch/bo/wp-content/uploads/2016/12/Fahrplanwechsel-2017-Luzern_BLS_12-16.pdf ''RE Luzern Wolhusen–Bern ab 11. Dezember als Flügelzug (2 Ziele) unterwegs: Vorsicht beim Einsteigen.''] Auf www.bahnonline.ch, abgerufen am 20. Dezember 2018</ref>

Die [[Berner Oberland-Bahn]] verlässt den [[Bahnhof Interlaken Ost]] jeweils mit zwei zusammenhängenden Zugsteilen, die in [[Zweilütschinen]] geflügelt werden: Ein Teil führt nach [[Lauterbrunnen]], der andere nach [[Grindelwald]]. In der Abfahrtstabelle des Bahnhofs Interlaken Ost sind die Flügelzüge als zwei eigenständige Züge eingetragen, die zwar auf demselben Gleis, jedoch in unterschiedlichen Sektoren abfahren.<ref>[https://www.bls.ch/de/fahren/fahrplan/nach-haltestellen ''Ihr Bahnhof, ihre Haltestelle. Die ÖV-Verbindungen Ihrer Haltestelle''] (Ihre Haltestelle: „Interlaken Ost“ eingeben). Auf der Website der BLS AG, abgerfuen am 20. Dezember 2018(</ref>

Die [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] setzen das Flügelzugskonzept im Jura ein. Von [[Bahnhof Biel/Bienne|Biel]] kommende Züge werden [[Sonceboz]]-[[Sombeval]] in zwei Teile getrennt. Ein Zugsteil fährt nach [[La Chaux-de-Fonds]] weiter, der andere nach [[Tavannes]]–[[Malleray]]-[[Bévilard]].<ref>{{Webarchive | url=http://m.sbb.ch/news.newsdetail.2010-2-76138.html | archive-is=20120711032454 | text=''SBB modernisiert bestehende Fahrzeug-Flotte''}}. In: '' sbb.ch.'' 9. Februar 2010, abgerufen am 10. April 2018 (Medienmitteilung der SBB zum Flügelzug-Konzepts im Jura).</ref>


Ab 2019 betreibt die [[Rhätische Bahn]] die [[Bahnstrecke Landquart–Davos Platz|Davoser-]] und [[Vereinalinie]] mit dem Flügelzugkonzept. Die von [[Bahnhof Landquart|Landquart]] kommenden Züge werden in [[Klosters]] geflügelt und verkehren nach [[Bahnhof Davos Platz|Davos]] und durch den [[Vereinatunnel]] nach [[Bahnhof St. Moritz|St. Moritz]].<ref name="SER 8/2016 /><ref>[https://www.rhb.ch/de/unternehmen/projekte-dossiers/fluegeltriebzuege ''Flügeltriebzüge. Einzeln und zusammen unterwegs.''] Auf der Website der Rhätischen Bahn, abgerufen am 20. Dezember 2018</ref>
Die [[Berner Oberland-Bahn]] verlässt den [[Bahnhof Interlaken Ost]] jeweils mit zwei zusammenhängenden Zugsteilen, die in [[Zweilütschinen]] geflügelt werden: Ein Teil führt nach [[Lauterbrunnen]], der andere nach [[Grindelwald]]. In der Abfahrtstabelle des Bahnhofs Interlaken Ost sind die Flügelzüge als zwei eigenständige Züge eingetragen, die zwar auf demselben Gleis, jedoch in unterschiedlichen Sektoren abfahren.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bls.ch/d/bahn/abfahrtsplakate12/interlaken-ost-ab.pdf |titel=Abfahrtstabelle Bahnhof Interlaken Ost |werk=bls.ch |zugriff=2018-04-10 |format=PDF; 56&nbsp;kB |offline=1}}.</ref>
Die SBB setzen das Flügelzugskonzept im Jura ein. Von [[Bahnhof Biel/Bienne|Biel]] kommende Züge werden [[Sonceboz]]-[[Sombeval]] in zwei Teile getrennt. Ein Zugsteil fährt nach [[La Chaux-de-Fonds]] weiter, der andere nach [[Tavannes]]–[[Malleray]]-[[Bévilard]].<ref>{{Webarchive | url=http://m.sbb.ch/news.newsdetail.2010-2-76138.html | archive-is=20120711032454 | text=''SBB modernisiert bestehende Fahrzeug-Flotte''}}. In: '' sbb.ch.'' 9. Februar 2010, abgerufen am 10. April 2018 (Medienmitteilung der SBB zum Flügelzug-Konzepts im Jura).</ref>


=== Großbritannien ===
=== Großbritannien ===

Version vom 23. Dezember 2018, 17:04 Uhr

Flügelung

Flügelung
Ausgangsbahnhof A
Trennungsbahnhof B
Zielbahnhöfe C und D

Als Flügelung oder Flügeln wird in der Fachsprache das fahrplanmäßige Trennen eines kombinierten Zuges zum Erreichen unterschiedlicher Endbahnhöfe und die Wiedervereinigung bei der Rückfahrt bezeichnet.[1][2] Für diesen Vorgang wird auch der Begriff Zugteilung verwendet.[3]

Begriff

Flügelzüge werden aus zwei oder mehr Trieb- oder Wendezügen gebildet, die auf einem Teil der Laufstrecke vereint verkehren. Gelegentlich werden sie auch als lokomotivbespannte Wagenzüge formiert.[4] Zu unterscheiden sind Flügelzüge von:

  • dem Stärken und Schwächen, um Züge den Nachfrageschwankungen innerhalb eines Tages[2] oder auf einem Teil der Strecke[5][6] anzupassen;
  • einzelnen Kurswagen oder Kurswagengruppen, die aus Reisezugwagen bestehen und abschnittsweise einen vom restlichen Zug abweichenden Laufweg haben. Verkehrt eine solche Kurswagengruppe außerhalb des Stammzuges zu ihrem Zielort, spricht man – wie bei geflügelten Triebzügen – von einem Flügelzug.[7] So wurde beim TEE Rheingold 1983 ein Flügelzug nach München eingeführt. Der Alex führt Flügelzüge nach Prag und Lindau.

Betrieb

Optimaler Trennungsbahnhof
Einfahrsignal
            
            
            
Ausfahrsignale
            
            
            
            
Zwischensignal
            
            
            
Ausfahrsignal
            
            
            
Einfahrsignale

Quelle: [8]

Mit Hilfe des Flügelungskonzepts können unterschiedliche Ziele umsteigefrei angeboten werden. Durch die vereinte Fahrt mehrerer Züge werden auf einem Teil der Strecke Fahrplantrassen und Personal eingespart.[9] Damit das Flügeln in kurzer Zeit erfolgen kann, sind Flügelzüge mit einer automatischen Kupplung ausgestattet, die von den Triebfahrzeugführern per Knopfdruck bedient wird.[2] Um das Trennen und Vereinigen der beiden Zugteile innerhalb von zwei bis vier Minuten zu ermöglichen, müssen mehrere Bedingungen erfüllt:

  • Beide Streckenäste führen parallel in den Trennungsbahnhof hinein und vereinigen sich bei der Bahnsteigmitte, damit beide Zugteile fast gleichzeitig in den Bahnhof einfahren können.[8]
  • Der Trennungsbahnhof ist mit Zwischen- oder Gleisabschnittsignalen ausgestattet.[10] Eine solche Anordnung wird in Deutschland als Beifahranlage bezeichnet. Die zweite Zugteil legt die kurze Fahrt vom Zwischen- bzw. Gleisabschnittsignal zum vorderen Zugteil auf Sicht zurück. Ohne eine solche Signalisierung müsste die Einfahrgeschwindigkeit bereits vom Einfahrsignal wegen des fehlenden Durchrutschwegs auf 20 km/h begrenzt werden.[8]
  • Das Ausfahrsignal steht schon bei Einfahrt des ersten Zugteils auf Fahrt, damit die beiden vereinten Zugteile mit Höchstgeschwindigkeit ausfahren können, ohne durch die Zugbeeinflussung verlangsamt zu werden.[8]
  • Die Weiche, an der sich die beiden Streckenäste trennen, steht direkt hinter dem Bahnsteig und ist mit dem Ausfahrsignal gesichert. Dadurch kann der zweite Zugteil bereits nachfahren, wenn der vordere Zugteil den Bahnsteigbereich verlassen hat.[8]
  • Nicht möglich ist Flügeln, wenn der Abzweigbahnhof als Keilbahnhof ausgebildet ist.[11]
Fahrgastinformation eines Zuges, der im Verlauf der Fahrt geflügelt wird

Ein Flügelungskonzept stellt besondere Ansprüche an die Fahrgastinformation. Es soll optisch und akustisch vermittelt werden, welcher Zugteil wohin fährt und wo der Zug geteilt wird. In elektronischen Fahrplänen fehlt oft der Hinweis auf Flügelung. Auf den Bahnhöfen muss der Fahrgast informiert werden, in welchen Zugteil er einsteigen soll, falls er über den Trennungsbahnhof weiterreist. Wenn die Bahnsteige in Sektoren A, B, C, ... eingeteilt sind, können sich die Reisenden bereits vor der Zugankunft auf dem Bahnsteig entsprechend platzieren. Eine zusätzliche Orientierungshilfe bieten die Zugzielanzeiger außen an den Fahrzeugen sowie auch im Innern der Wagen. Für die Durchsage kurz vor dem Trennungsbahnhof sind selektive Ansagen für jeden der beiden Zugteile optimal.[9]

Beispiele

Deutschland

Fernverkehr

Zwei zusammengekoppelte ICE, die geflügelt werden können und als einzelne Züge in verschiedene Richtungen weiterfahren.
Kupplung zweier ICE-Einzelzüge im Hauptbahnhof Leipzig

Schon im Schnelltriebwagennetz der Deutschen Reichsbahn in den 1930er Jahren wurde das Flügelzugkonzept angewandt. Die von Berlin bis Nürnberg vereinigten Züge wurden dort in Flügel nach Stuttgart und nach München getrennt. Ebenso wurde auf der Linie BerlinKöln verfahren: Dort verkehrten beide Teile bis Hamm (Westf.) vereinigt, danach fuhr ein Teil über Hagen und Wuppertal, der andere über Dortmund, Essen und Düsseldorf nach Köln.

Dies wird auch gegenwärtig praktiziert, insbesondere seit Einführung des Halbzugkonzepts mit der zweiten und dritten Baureihe des Intercity-Express.[12] Die Züge der tagsüber stündlich verkehrenden Linie 10 werden in Hamm geflügelt. Für Fahrgäste nach Köln ergibt sich ein erheblicher Zeitgewinn, da der dorthin fahrende Zugteil das Ruhrgebiet südlich über Hagen umfährt. Der andere Zugteil verkehrt nach Köln/Bonn Flughafen und hält im Ruhrgebiet an vier weiteren Bahnhöfen. Als weiteres Beispiel kann die Nord-Süd-Linie 25 aus München dienen, die in Hannover Hauptbahnhof geflügelt wird. Der vordere Teil fährt nach Hamburg, der hintere nach Bremen und am Tagesrand darüber hinaus nach Oldenburg.

Vereinzelt werden heute Intercity-Garnituren geflügelt. So verkehrt an Freitagen ein Intercity von Frankfurt am Main nach Fulda, wo der Zug geteilt wird und die entsprechenden Zugteile nach Leipzig sowie nach Berlin via Hannover weiterfahren. Die dafür notwendige zweite Lokomotive befindet sich bereits ab Frankfurt in der Mitte des Zuges, wodurch auf umständliches Rangieren in Fulda verzichtet werden kann.

Nahverkehr

Im ÖPNV wird – so die Trieb- und Wendezüge automatisch gekuppelt werden können – ebenso verfahren. Die Flügelung wenden viele Bahngesellschaften an, die LINT-Triebzüge einsetzen, die speziell für den Flügelungsbetrieb konzipiert wurden. Zuweilen wird mit herkömmlichen Doppelstockwagen-Zügen geflügelt, wenn dies ohne großen Aufwand möglich ist.

In allen Regionen Deutschlands gibt es Anwendungen von Flügelzugkonzepten:

  • Norddeutschland
Zug der mit dem Flügelzugkonzept betriebenen Hamburger S-Bahn-Linie 1
Seit dem 11. Dezember 2008 werden die Züge der Hamburger S-Bahnlinie S1 im Bahnhof Ohlsdorf getrennt. Der vordere Zugteil fährt zum Flughafen Hamburg und der hintere nach Poppenbüttel.
Bei der Stadtbahn Hannover verkehren die Linien 2 (Rethen – Alte Heide) und 8 (Hauptbahnhof – Messe/Nord) montags bis samstags ab 21 Uhr und sonntags ganztägig als Linie 2 (sogenannte gestrichene Linie 2) von Alte Heide bis Peiner Straße, wo der Zug geteilt wird. Der eine Wagen fährt weiter nach Rethen und der andere nach Messe/Nord. Später vereinigen sich die Züge in der Haltestelle Bothmer Straße wieder und fahren als Linie 2 nach Alte Heide.
Von Göttingen aus werden die Linien R1 nach Kassel und R7 nach Bebra der cantus Verkehrsgesellschaft in Eichenberg geflügelt.
  • Nordrhein-Westfalen, Hessen
Im Stolberger Güterbahnhof bei Aachen besteht eine Beifahranlage für LINT-Triebzüge, um zwei Linienäste der Euregiobahn zusammenzuführen. Auch bei der Rhein-Niers-Bahn aus Aachen Hbf wird ab dem Bahnhof Lindern ein Zugteil nach Heinsberg geführt; der andere hat Duisburg zum Ziel. Diese Verbindung wird mit Zügen der DB-Baureihe 425/426 gefahren.
Hinweistafel im Zug
Bis zum Fahrplanwechsel 2006 wurde bei einigen mit herkömmlichen Doppelstockwagen-Zügen gefahrenen Regional-Express-Zügen von Frankfurt am Main nach Siegen und Treysa im Gießen geflügelt. Bei diesem Beispiel wurde die Fahrgastinformation mit „Low-Tech-Mitteln“ durchgeführt: Kreidebeschriftete Tafeln markierten die Trennstelle am Bahnsteig, Klebezettel am Wagenübergang markierten sie im Zug. Heute wird in Gießen der mit Triebzügen gefahrene Mittelhessen-Express geflügelt. Ein Teil fährt weiter nach Treysa, der andere nach Dillenburg. Seit Dezember 2010 finden in Gießen darüber hinaus Flügelungen auf der Linie RE 98/RE 99 statt. Der hintere Zugteil fährt weiter nach Siegen (Main-Sieg-Express), der vordere nach Kassel.
Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es Beispiele für Flügelzüge. Die RB 69 und RB 89 verkehren zwischen Münster und Hamm als Doppelzug und werden in Hamm getrennt. Der eine Zugteil fährt als RB 69 weiter nach Bielefeld, der zweite Zugteil nach Warburg über Paderborn.
In Ostwestfalen/Südniedersachsen wird seit Dezember 2015 die Verbindung aus Paderborn in Ottbergen geteilt: Entweder via Oberweserbahn (RB 85) weiter nach Göttingen oder als RB 84 über die Bahnstrecke Altenbeken–Kreiensen.
Die Züge des Ruhr-Sieg-Express (RE 16) von Iserlohn und die der Ruhr-Sieg-Bahn (RB 91) von Siegen werden jeweils in Iserlohn-Letmathe zusammengeführt und verkehren über Hagen, Witten und Bochum nach Essen (RE 16) und bis Hagen (RB 91). In der Gegenrichtung werden die Züge im Bahnhof Iserlohn-Letmathe getrennt und verkehren allein nach Siegen und Iserlohn.
  • Neue Bundesländer
Aus zwei LINT 41 bestehender Harz-Elbe-Express auf der Fahrt nach Magdeburg
In Sachsen-Anhalt verkehren auf der Strecke Magdeburg–Halberstadt stündlich Regionalzüge unter dem Namen Harz-Elbe-Express (HEX), die Halberstadt geflügelt werden. Ein Zugteil fährt nach Thale, der andere abwechselnd über Wernigerode nach Goslar oder nach Blankenburg (Harz). Am Wochenende fahren drei Zugpaare als Harz-Berlin-Express von Magdeburg aus weiter nach Berlin.[13] Bis 2018 wurden die Züge von Transdev Sachsen-Anhalt, seither von Abellio Rail Mitteldeutschland betrieben.
Von Dessau/Bitterfeld aus wurden von Dezember 2015 bis Dezember 2017 die Linien RE 19 nach Leinefelde und RB 59 nach Erfurt der Abellio Rail Mitteldeutschland teilweise in Sangerhausen geflügelt. Da sich der Umbau der Sicherungstechnik im Bahnhof Sangerhausen auf unbestimmte Zeit verschiebt, wurde das aufwändige Vereinigen mit Rangierfahrt aufgegeben.
  • Süddeutschland und Rheinland-Pfalz
Die Flügelung ist ein Kernbestandteil des Betriebskonzepts der S-Bahn RheinNeckar. Vor allem in den Tagesrandzeiten werden sehr viele Züge verschiedener Linien vor der gemeinsamen Stammstrecke zwischen Schifferstadt und Heidelberg zusammengeführt und anschließend wieder geflügelt.
Drei Integral-Züge der Bayerischen Oberlandbahn auf der Großhesseloher Brücke bei München. Die Dieseltriebzüge werden zweimal gelügelt.
Die Bayerische Oberlandbahn fährt im Wesentlichen stündlich von München nach Tegernsee, Lenggries und Bayrischzell. Geflügelt wird dabei in Holzkirchen und Schaftlach.
Mit dem Fugger-Express bieten die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) und DB Regio Bayern mit bis zu vierteiligen Triebwagen umsteigefreie Verbindungen von München über Augsburg nach Ulm, Donauwörth, Treuchtlingen und Dinkelscherben an.[14]
Auf der Linie von Nürnberg nach Bayreuth Hbf / Hof Hbf / Weiden (Oberpf) / Schwandorf Bf, die mit Fahrzeugen der Baureihe 612 (RegioSwinger) betrieben wird, werden bei den meisten Zugläufen doppelte Einheiten nach Bayreuth/Hof (Flügelung in Pegnitz) und Weiden/Schwandorf (Flügelung in Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg) gefahren. Jedoch ist auf dieser Strecke bei manchen Zugläufen die Besonderheit einer doppelten Flügelung zu beobachten: Dabei fährt der Zug mit drei Einheiten nach Bayreuth/Hof/Schwandorf von Nürnberg bis Hersbruck. Im Bahnhof Hersbruck (rechts Pegnitz) wird der Zug in die Teile nach Schwandorf und Bayreuth/Hof geflügelt. Nach Abfahrt des Zugteils nach Schwandorf fahren die beiden verbleibenden Einheiten gekuppelt weiter bis Pegnitz, wo die zweite Flügelung in die Zugteile nach Bayreuth und Hof erfolgt. Einzelne Züge fahren über Schwandorf hinaus nach Regensburg oder von Marktredwitz nach Cheb.
Das gleiche Prinzip wird mit Regionalbahnzügen der Baureihe 648 in der Relation Nürnberg HauptbahnhofNeuhaus an der Pegnitz und Nürnberg Hauptbahnhof–Simmelsdorf-Hüttenbach angewandt, wobei die Flügelung in Neunkirchen am Sand oder in Lauf (rechts Pegnitz) erfolgt.
Bei der S-Bahn München wird die Linie S1 in Neufahrn bei Freising geflügelt: Der vordere Zugteil verkehrt nach Freising, der hintere zum Flughafen München. Seit Dezember 2014 wird ebenso die S2 in Dachau Bahnhof teilweise geteilt. Der vordere Zugteil fährt nach Altomünster, der hintere nach Petershausen.

Österreich

Zweiteiliger Railjet im Wiener West­bahnhof. Schnee und Eis sind beim Flügeln eine besondere Heraus­for­de­rung für die automatische Kupplung.

Etliche ÖBB-Railjet-Verbindungen aus Innsbruck und München werden in Salzburg vereint und in Wien geteilt. Ein Teil fährt zum Flughafen Wien, der andere nach Budapest Keleti.[15] Weiters wird das Prinzip der Flügelung bei den S-Bahn-Systemen in Wien und der Steiermark angewandt. In Wien werden viele S-Bahn-Züge bis Floridsdorf verstärkt geführt und ab Floridsdorf nur mehr als Kurzzug. Nach demselben Prinzip verkehren seit dem Dezember 2017 zwei REX-Züge zwischen Wien FJB und Gmünd/České Velenice. Die Züge verlassen Wien mit 2 Triebwägen und fahren so bis Sigmundsherberg, wo eine der beiden Einheiten abgekuppelt wird.

Bei der S-Bahn Steiermark werden Regionalexpress-Züge von Graz in Richtung Leoben und weiter nach Unzmarkt bzw. Selzthal in Leoben in ebendiese Teile geteilt. An Wochenenden fahren auf den S-Bahnlinien 7 und 61 alle Züge bis Lieboch als Doppeltraktion und werden danach geteilt.

Schweiz

Flügelzug der Berner Oberland-Bahn nach Lauterbrunnen und Grindelwald, der in Zweilütschinen geteilt wird.

Allein ab Bern gibt es vier BLS-Linien, die mit dem Flügelzugsystem betrieben werden:

Die Berner Oberland-Bahn verlässt den Bahnhof Interlaken Ost jeweils mit zwei zusammenhängenden Zugsteilen, die in Zweilütschinen geflügelt werden: Ein Teil führt nach Lauterbrunnen, der andere nach Grindelwald. In der Abfahrtstabelle des Bahnhofs Interlaken Ost sind die Flügelzüge als zwei eigenständige Züge eingetragen, die zwar auf demselben Gleis, jedoch in unterschiedlichen Sektoren abfahren.[18]

Die SBB setzen das Flügelzugskonzept im Jura ein. Von Biel kommende Züge werden Sonceboz-Sombeval in zwei Teile getrennt. Ein Zugsteil fährt nach La Chaux-de-Fonds weiter, der andere nach TavannesMalleray-Bévilard.[19]

Ab 2019 betreibt die Rhätische Bahn die Davoser- und Vereinalinie mit dem Flügelzugkonzept. Die von Landquart kommenden Züge werden in Klosters geflügelt und verkehren nach Davos und durch den Vereinatunnel nach St. Moritz.[1][20]

Großbritannien

Auf der West Highland Line, die Glasgow in nördlicher Richtung verlässt, kommen ebenfalls Flügelzüge zum Einsatz. Die „Sprinter“-Triebwagen der Klasse 156 verlassen Glasgow Queen Street als Doppel- oder Dreifacheinheit und werden in Crianlarich nach den Zielbahnhöfen Oban oder Fort William/Mallaig getrennt, wobei der Zug nach Oban durch die erste oder die ersten beiden Einheiten realisiert wird. Die hintere (oder die beiden hinteren) Einheit(en) fahren später in Richtung Mallaig weiter. Bei der Rückkehr fährt der südliche (also in Fahrtrichtung vordere) Zugteil aus Mallaig zuerst in den Bahnhof ein, danach der Zug aus Oban.

Im Norden von Wales fahren ebenfalls „Sprinter“-Triebwagen-Flügelzüge auf der Cambrian Line zwischen Birmingham New Street und Aberystwyth bzw. Pwllheli. Die Strecke teilt sich zwar eigentlich an der Dovey Junction, die Züge allerdings schon früher in Machynlleth, einem Bahnhof mit wesentlich größerem Fahrgastaufkommen.[21]

Der Vorteil der an und für sich für längere Strecken weniger komfortablen Sprinter liegt im Übergang, der – automatisch beim Kuppeln zusammenfahrend – die Möglichkeit bietet, den Zug während der Fahrt komplett zu durchlaufen.

Auch im Süden Englands fahren regelmäßig Flügelzüge u. a. auf der Brighton Main Line zwischen London Victoria und unterschiedlichen Ziele auf der West Coastway line. Somit können mehr und gezieltere Züge von bzw. nach London auf der Strecke entlang der Küste fahren, ohne die schon an ihre Kapazitäten grenzende Strecke zwischen London und Brighton weiter zu belasten.

Illustration einer Flügelung

Die folgenden Bilder zeigen die Flügelung eines Zuges der SBB im Berner Jura:

Einzelnachweise

  1. a b Walter von Andrian: Flügeltriebzüge für die RhB.In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 8–9/2016. Minirex, ISSN 1022-7113, S. 400–402.
  2. a b c Beat Bolliger: Flügeln. Auf: SBB Stories. Rund um die SBB. 26. Februar 2013
  3. Wiktionary: Zugteilung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  4. Jörg Schäfer: Braucht die Bahn Flügel? Ein Plädoyer für die Renaissance des Kurswagens. Studie März 2008. Auf der Website von Jörg Schäfer (PDF; 3,2 MB)
  5. Mathias Rellstab, Walter von von Andrian: Acht- und vierteilige Flirt für den Voralpen-Express. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 8–9/2016. S. 586–388.
  6. Christoph Dauwalder, Ruedi Beutler, Mike Fassbind: Ausrüstung von Domino-Fahrzeugen mit automatischen Zugkupplungen. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 11/2010. S. 573–575.
  7. Daniel Ammann: Kurswagen – Eine «vergessene» Art des Bahnfahrens. In: Semaphor – Klassiker der Eisenbahnen Ausgabe Nr. 49, 2016 (PDF; 2,7 MB)
  8. a b c d e Dominik Sommerer: Schneller Flügeln. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 2/2013. S. 93–94. Auf der Website von Dominik Sommerer (PDF; 0,4 MB)
  9. a b Dominik Sommerer: Optimale Fahrgastinformation bei Flügelzügen. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 5/2011. Minirex, ISSN 1421-2811, S. 258–259. Auf der Website von Dominik Sommerer (PDF; 0,5 MB)
  10. Ulrich Maschek: Sicherung des Schienenverkehrs: Grundlagen und Planung der Leit- und Sicherungstechnik. Vieweg+Teubner Verlag, ISBN 978-3-8348-2070-9, S. 108.
  11. Yves Marclay: Halbstundentakt auf der Strecke Martigny – Le Châble / Orsières. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 3/2018. S. 162–164.
  12. ICE 2: Der Flexible. Auf der Website der DB Vertrieb GmbH, abgerufen am 20. Dezember 2018
  13. Streckennetz. Auf der Website des HarzElbeExpress, abgerufen am 20. Dezeber 2019
  14. Der Fugger-Express zwischen München und Augsburg. Auf der Website der DB Vertrieb GmbH, abgerufen am 20. Dezember 2018
  15. Richard Fuchs: Flügelkonzept – Trennen und Vereinigen. Auf der Website der RegionalStadtBahn (RSB), abgerufen am 20. Dezember 2018
  16. Mathias Rellstab: Ungenügende Kundeninformation bei Flügelzügen. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 4/2014. S. 202–203.
  17. RE Luzern Wolhusen–Bern ab 11. Dezember als Flügelzug (2 Ziele) unterwegs: Vorsicht beim Einsteigen. Auf www.bahnonline.ch, abgerufen am 20. Dezember 2018
  18. Ihr Bahnhof, ihre Haltestelle. Die ÖV-Verbindungen Ihrer Haltestelle (Ihre Haltestelle: „Interlaken Ost“ eingeben). Auf der Website der BLS AG, abgerfuen am 20. Dezember 2018(
  19. SBB modernisiert bestehende Fahrzeug-Flotte (Memento vom 11. Juli 2012 im Webarchiv archive.today). In: sbb.ch. 9. Februar 2010, abgerufen am 10. April 2018 (Medienmitteilung der SBB zum Flügelzug-Konzepts im Jura).
  20. Flügeltriebzüge. Einzeln und zusammen unterwegs. Auf der Website der Rhätischen Bahn, abgerufen am 20. Dezember 2018
  21. Estimates of station usage. Office of Rail and Road, abgerufen am 20. Juli 2017 (englisch).