Malawi

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Republik Malawi
Dziko la Malaŵi (Chichewa)

Republic of Malawi (englisch)

Flagge Wappen
Wahlspruch: „Unity and Freedom“

englisch für „Einigkeit und Freiheit“

ÄgyptenTunesienLibyenAlgerienMarokkoMauretanienSenegalGambiaGuinea-BissauGuineaSierra LeoneLiberiaElfenbeinküsteGhanaTogoBeninNigeriaÄquatorialguineaKamerunGabunRepublik KongoAngolaDemokratische Republik KongoNamibiaSüdafrikaLesothoEswatiniMosambikTansaniaKeniaSomaliaDschibutiEritreaSudanRuandaUgandaBurundiSambiaMalawiSimbabweBotswanaÄthiopienSüdsudanZentralafrikanische RepublikTschadNigerMaliBurkina FasoFrankreich (Îles Éparses)Vereinigtes Königreich (Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln)AntarktikaSüdafrika (Prinz-Edward-Inseln)Vereinigtes Königreich (St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha)Australien (Heard und McDonaldinseln)Portugal (Madeira)Vereinigtes Königreich (Falklandinseln)IsraelSyrienLibanonJordanienZypernTürkeiAfghanistanTurkmenistanPakistanGriechenlandItalienMaltaFrankreichPortugalSpanienSri LankaIndienIndonesienBangladeschVolksrepublik ChinaNepalBhutanMyanmarMongoleiSchwedenFinnlandVereinigtes KönigreichNiederlandeBelgienDänemarkSchweizÖsterreichDeutschlandSlowenienKroatienTschechische RepublikSlowakeiUngarnPolenLitauenLettlandEstlandBelarusMoldauUkraineNordmazedonienAlbanienMontenegroBosnien und HerzegowinaSerbienBulgarienRumänienGeorgienAserbaidschanArmenienKasachstanUsbekistanTadschikistanKirgistanRusslandMaledivenSingapurAustralienMalaysiaThailandVietnamLaosKambodschaIndienIrlandIslandNorwegenIrakIranKuwaitOmanJemenKatarBahrainVereinigte Arabische EmirateSaudi-ArabienKanarenKap VerdeMauritiusRéunionMayotteKomorenSeychellenMadagaskarSão Tomé und Príncipe
Amtssprache Englisch, Chichewa[1]
Hauptstadt Lilongwe
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident Peter Mutharika
Fläche 118.480 km²
Einwohnerzahl 16.362.567 (Stand 2013)[2]
Bevölkerungsdichte 138 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
2009
  • 4.570 Mio. US$ (143.)
Brutto­inlands­produkt pro Einwohner 328 US$ (177.)
Index der menschlichen Entwicklung   0,445 (173.)[3]
Währung Malawi-Kwacha (MWK)
Unabhängigkeit 6. Juli 1964
(vom Vereinigten Königreich)
National­hymne Mulungu dalitsa Malaŵi
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen MW
ISO 3166 MW, MWI, 454
Internet-TLD .mw
Telefonvorwahl +265
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Malawi [maˈlaːvi] (Chichewa: Dziko la Malaŵi; englisch: Republic of Malawi [məˈlɑːwɪ]) ist ein Binnenstaat in Südostafrika, der am 6. Juli 1964 seine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erlangte. Malawi hatte im Jahr 2010 etwa 14 Millionen Einwohner, die Hauptstadt ist Lilongwe.

Geographie

Lage

Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 850 km, die West-Ost-Ausdehnung 350 km. Die Außengrenze hat eine Länge von 2.881 km, 475 km zu Tansania im Norden, 1.569 km zu Mosambik im Osten, Süden und Südwesten sowie 837 km zu Sambia im Westen.

Landesnatur

Die Landesfläche umfasst etwa 118.484 km² (Weltrang 99), davon 31 % Wald und Buschland, 25 % Wasserfläche, 20 % Ackerland, 15 % Wiesen und Weiden.

Malawi liegt nahezu vollständig im Bereich des ostafrikanischen Grabenbruchsystems. Die Landschaftsgestalt wird von Hochflächen, die von einzelnen Inselbergen überragt werden, weiten Ebenen und dem Malawisee (früher Njassasee, njassa = „See“ auf Chichewa) bestimmt. Die nördliche Region ist bergig; die höchsten Gipfel steigen hier bis zu 3000 Meter über dem Meeresspiegel an. Mit einer Fläche von etwa 29.600 km², 570 Kilometer Länge und einer Breite bis zu 80 Kilometern ist der Malawisee der größte See Malawis und zugleich das drittgrößte Binnengewässer Afrikas; er gehört überwiegend zum malawischen Staatsgebiet. Die Inseln Chizumulu und Likoma gehören zu Malawi, liegen aber als Enklave im Hoheitsgewässer von Mosambik. Südlich des Sees setzt sich der Grabenbruch fort.

Das aus einer Ebene mit grünen Teeplantagen herausragende Mulanje-Massiv bildet die höchste Erhebung des Landes, der höchste Berg ist der Sapitwa mit 3002 m Höhe. Der längste Fluss ist der Shire mit 402 km Länge. Als südlicher Abfluss des Malawisees durchströmt der Shire zunächst den Malombesee und erreicht an der Grenze zu Mosambik den niedrigsten Punkt in Malawi (37 m Höhe über dem Meeresspiegel), bevor er in Mosambik in den Sambesi mündet.

Klima

In Malawi herrscht subtropisches Klima mit vier Jahreszeiten:

  • kühle Saison zwischen Mai und Mitte August;
  • heiße Zeit zwischen Mitte August und November;
  • Regenzeit zwischen November und April, in dieser Zeit kann die Luftfeuchtigkeit morgens fast 100 % betragen;
  • Nachregenzeit zwischen April und Mai.

Im Allgemeinen ist es im Hochland kühler und feuchter, während es in den tiefer gelegenen Gebieten heißer und schwüler ist. Am Malawisee ist es am wärmsten, jedoch weht meistens ein kühlender Wind. Die durchschnittlichen Temperaturen schwanken zwischen 19 °C und 32 °C von November bis April und zwischen 14 °C und 24 °C von Mai bis Oktober. Der Juli ist der kühlste Monat. Die Nächte können kalt sein, besonders im Bergland. Es besteht ein Niederschlagsgefälle von rund 2000 mm pro Jahr im äquatornäheren Norden zu knapp 1000 mm im Süden; die im Regenschatten liegende Grabensohle erhält örtlich kaum 600 mm.

Pflanzenwelt

Die Flora der Region ist sehr unterschiedlich. Vorherrschende Vegetationsformationen in den trockenen Ebenen sind Savannen und offene Grasfluren sowie lichter Trockenwald. Geschlossene Wälder kommen nur in Gebirgslagen und auf den waldreichen Hochplateaus vor. Der Waldbestand des Landes wurde früher in den Siedlungsgebieten abgeholzt, wird aber inzwischen wieder großflächig aufgeforstet.

Natursehenswürdigkeiten

Sehenswert sind die Kapichira-Wasserfälle, der Malawisee, der Malombesee und der Berg Mulanje. Nationalparks und Naturschutzgebiete in Malawi sind Kasungu, Lake Malawi National Park, Lengwe, Majete Wildlife Reserve, Mwabvi Wildlife Reserve, Liwonde, das Nyika-Plateau, Vwaza Marsh Game Reserve und Nkhotakota Wildlife Reserve.

Bevölkerung

Demografische Entwicklung Malawis von 1961 bis 2003. Zahl der Einwohner in tausend.

Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von weniger als einem US-Dollar pro Tag und Kopf (Stand 2005).

Eine Frau bringt in ihrem Leben durchschnittlich 5,5 Kinder zur Welt (Stand 2013, Tendenz: fallend). Diese hohe Fruchtbarkeitsrate ist unter anderem dadurch bedingt, dass nur 42 % der Frauen moderne Verhütungsmittel zur Verfügung stehen.[4] Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt wird mit 47,1 bis 54,6 Jahren angegeben.[5][6]

11,9 % der Erwachsenen (15–49 Jahre) sind HIV-positiv (Stand 2008). Da vor allem junge Menschen betroffen sind, hat dies enorme ökonomische Konsequenzen (siehe auch: HIV/AIDS in Afrika). Verstärkt werden diese noch durch ein starkes Bevölkerungswachstum, das extremen Druck auf das Land und seine Ressourcen, die Ernährungslage, den Arbeitsmarkt und die Sozialleistungen ausübt. Die Analphabetenrate liegt bei durchschnittlich 30 %, Männer 22,3 %, Frauen 36,7 % (Stand 2006).[7]

Völker

Die etwa 14 Millionen Einwohner gehören verschiedenen Bantuvölkern an, doch die Zahl der Volksgruppen ist in Malawi anders als in vielen Staaten der Region vergleichsweise klein: Es werden insgesamt 13 verschiedene Kultur- und Sprachgruppen unterschieden.

Mit knapp 53,2 % stellen die namensgebenden Maravi, einschließlich der Tonga (2,1 %), der Nyanja (5,8 %), der Chewa (32,6 %) und der Tumbuka (8,8 %), die größte unter ihnen und bilden somit die Titularnation.[8] Die Lomwe stellen 17,6 % der Bevölkerung, die Yao 13,5 % und die Ngoni machen 11,5 % aus. Die Sena und die Ngondo sind mit 3,6 % respektive 1 % eine Minderheit. Andere Volksgruppen stellen zusammen insgesamt 3,5 % der Gesamtbevölkerung.[9]

Sprachen

Verbreitet sind Bantusprachen. Amtssprache ist Englisch als Erbe der Kolonialzeit. Die Bantusprache Chichewa ist Nationalsprache.[10] Außerdem werden regional die Bantusprachen Lomwe, Chiyao, Tumbuka, Chinkhonde, Chisena, Chitonga, Chinyakyusa, Chimambya, Chisenga, Chisukwa, Chingoni, Chimambwe und Chinamwanga gesprochen.[11] Die Vorsilbe Chi… bedeutet so viel wie Sprache der ….

Daten aus dem Jahr 2000 des National Statistical Office of Malawi ergaben dabei folgende Sprachzusammensetzung für Malawi:

Sprache Gesamt Auf dem Land In der Stadt Northern Region Central Region Southern Region
Gesamt 9.933.868 8.498.432 1.435.436 1.233.560 4.066.340 4.633.968
Chichewa 5.679.482 4.633.360 1.016.152 66.977 3.697.115 1.915.390
Chinyanja 1.272.205 ca. 1.178.000 94.225 10.647 34.253 1.227.305
Chiyao 999.024 921.709 77.319 9.915 112.087 877.022
Chitumbuka 939.109 812.930 126.179 793.610 120.350 25.149
Chilomwe 241.576 224.337 17.239 2.102 10.939 228.535
Chinkhonde 84.000 66.086 17.914 76.154 3.258 4.588
Chingoni 74.198 56.499 17.699 4.189 18.525 51.484
Chisena 264.172 242.646 21.526 543 5.742 257.887
Chitonga 165.654 148.352 17.302 128.296 28.739 8.619
Chinyakusa 24.824 22.956 1.868 17.260 3.867 3.697
Chilambya 44.385 39.143 5.242 39.879 2.740 1.766
Chisenga 19.959 18.554 1.405 317 17.301 2.341
Englisch 17.479 6.314 11.165 835 7.192 9.452
Portugiesisch 2.458 1.669 789 250 699 1.509
Andere 105.343 95.931 9.412 82.586 3.533 19.224

Religionen

Etwa 82,6 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Christentum,[9] mit 13 Prozent hat Malawi einen höheren Anteil Muslime als die anderen Länder im südlichen Afrika.[12] Die verbleibenden Anteile entfallen auf Bahai, Atheisten (2,5 Prozent) und Anhänger von traditionellen Religionen, wobei deren mythologische Vorstellungen teilweise in die Hochreligionen mitgenommen wurden und bestimmte Rituale unter anderen Namen dort weiterhin praktiziert werden. Christen haben im gesamten Norden bis zur Hälfte des Landes einen Bevölkerungsanteil von über 90 Prozent, das Siedlungszentrum der Moslems liegt im Osten südlich des Malawi-Sees. Traditionelle Religionen werden offiziell nur noch in einzelnen kleinen Gebieten im äußersten Süden, besonders im Distrikt von Nsanje praktiziert.[13]

Christentum

Kirche bei Limbe

Die größte christliche Gemeinde bilden mit etwa 23 Prozent die Katholiken, es folgen gemäß einer Umfrage von 2004 mit knapp 19 Prozent die Church of Central Africa (CCAP), die zu den Presbyterianern gehört. Die Gruppe der African Independent Churches (AIP) machen etwa 17 Prozent aus und sind ebenso wie Evangelikale und Pfingstler – zusammen etwa ein Drittel der Christen – stark zunehmend; die letzten beiden gewinnen besonders in den Städten Anhänger. Es gibt außerdem etwa 2,5 Prozent Anglikaner und gut 6 Prozent Siebenten-Tags-Adventisten und malawische Baptisten für beide sowie die Minderheiten der Zeugen Jehovas und der Gerechten Christen.[14]

Der erste Missionar am Malawisee war 1859 David Livingstone. Durch seine Berichte über den Sklavenhandel und die Notwendigkeit zur Mission war das Interesse an dieser Gegend geweckt. Bischof Charles Frederick Mackenzie gründete als Vertreter der Universities Mission to Central Africa (UMCA) zwei Jahre später bei Zomba eine Missionsstation, verstarb aber wie die meisten seiner Mitstreiter bereits 1862 an Malaria. Sein Nachfolger William Tozer zog sich 1863 nach Sansibar zurück. 1875 kamen Presbyterianer und gründeten die Station Livingstonia, wo als erste die Tumbuka missioniert wurden, während eine Abordnung der Church of Scotland sich 1876 beim späteren Blantyre niederließ. Die ersten Katholiken kamen 1889 in Gestalt der Weißen Väter über das von Portugal kolonisierte Mosambik. In den Jahrzehnten darauf folgten unter anderem Missionare der Niederländisch-reformierten Kirche aus Südafrika und einige charismatische Sekten mit Ursprung in den USA. Vor allem Missionare der anglikanischen Kirche profitierten von ihren Nähe zur Kolonialmacht, vermittelten dafür in Konfliktfällen der Regierung religiöse Legitimation.[15]

Der langjährige Präsident Banda war Presbyterianer. Erst seit seinem Nachfolger, dem Moslem Bakili Muluzi, gilt die in Artikel 20 der Verfassung garantierte Religionsfreiheit in der Praxis gleichermaßen auch für Moslems, wobei Banda nach 1961 eine Kampagne für westliche Erziehung von benachteiligten Moslems startete. Seit 2004 war der Katholik Bingu wa Mutharika Präsident und dessen Vizepräsident Moslem. Politische Spannungen sind nicht religiös begründet, die meisten religiösen Auseinandersetzungen gab es zwischen sich abspaltenden christlichen Splittergruppen. In den 1970er Jahren kam es im Süden zu Auseinandersetzungen zwischen Christen und Anhängern traditioneller Religionen. Auf der einen Seite polarisierte eine neu ins Land gekommene fundamentalistische Pfingstbewegung, auf der anderen formierte sich eine neotraditionelle Kirche der Ahnen.

1909 begann der charismatische Elliot Kenan Kamwana für die Zeugen Jehovas in Malawi zu missionieren. Er sagte für 1914 den Weltuntergang voraus, wurde aber schon Ende 1909 wegen seiner antikolonialen Kampagnen von den Briten deportiert und kehrte erst 1937 aus Mauritius wieder zurück, wo er bis zu seinem Tod 1956 heimlich weiter Anhänger gewann. Diese wurden lange als Zeugen Jehovas angesehen, bildeten aber de facto und schließlich auch formell eine eigene Religionsgemeinschaft, die Mlondo oder „Watchman“ Mission.[16] Unter Präsident Banda wurden ab 1967 die damals etwa 18.000 Anhänger Kamwanas wegen ihrer Weigerung, Militärdienst zu leisten und an Zeremonien teilzunehmen, unterdrückt, gewaltsam verfolgt und zu Tausenden in Flüchtlingslager nach Sambia und Mosambik vertrieben. 1976 waren über 5000 eingesperrt (die Zahl schließt wohl auch Zeugen Jehovas ein). Mit der Demokratisierung 1993 wurde das Verbot dieser Glaubensgemeinschaft aufgehoben. Seither hat ihre Zahl deutlich zugenommen.[17]

Islam

Moschee in Zomba

Muslime in Malawi sind wie im übrigen Afrika fast ausschließlich Sunniten, worunter auch Anhänger verschiedener Sufi-Bruderschaften (Tariqa) zu verstehen sind. Die meisten Muslime finden sich unter den Yao im Süden des Malawi-Sees. Der Islam kam erstmals ab den 1890er Jahren durch arabische Händler über Mosambik hierher und trug dazu bei, dass Yao den meisten Widerstand gegen die Kolonialherrschaft leisteten. Hauptverantwortlich für die Ausbreitung des Islam in Malawi war der am Malawi-See geborene Scheich Abdallah b. Haji Mkwanda (um 1860–1930), der Sohn eines bekannten Elfenbein- und vermutlich auch Sklavenhändlers. Er studierte den Koran in Kilwa, kehrte 1884 zum See zurück, predigte und verteilte Amulette. Dessen einflussreichster Schüler war Scheich Thabit b. Muhammad Ngaunje (um 1880–1959), der den Islam besonders bei den Yao verbreitete. Beide lehrten den Koran auf Arabisch und Swahili, aber nicht in Lokalsprachen. Das Zentrum des islamischen Glaubens repräsentierte für alle Muslime am Malawi-See Sultan Barghash ibn Sa’îd von Sansibar.

Nach 1900 begann die Ausbreitung der beiden Tariqas Qadiriyya und Schadhiliyya landeinwärts von der Mosambik-Insel. Die meisten Prediger dieser Sufi-Orden waren Muslime in zweiter Generation und betätigten sich zugleich als reisende Händler. Die wichtigste Frau in der islamischen Geschichte von Malawi war Mtumwa bt. Ali b. Yusufu, die auf Sansibar ausgebildet worden war und 1929 den Qadiriyya-Orden nach Nkhotakota brachte, was vielen Frauen zu einer aktiveren Rolle innerhalb der Glaubensgemeinde verhalf. Wie einige traditionelle Zeremonien überlebten bei den moslemischen Yao Matrilinearität und Gewohnheitsrecht während der Kolonialzeit. Die zur Ahnenverehrung gehörenden Feiern am Ende der Totenklage wurden unter dem neuen islamischen Namen Sadaka begangen und von Moslemautoritäten überwacht.

Die britische Kolonialpolitik verhielt sich im Gegensatz zu Portugiesen in Mosambik tolerant gegenüber dem Islam, dennoch erhielten nur wenige Muslime westliche Bildung und gute Jobs. Seit Ende der 1970er Jahre erfolgt eine Wiederbelebung des Islam im Land durch Zusammenarbeit und finanzielle Unterstützung von Muslimen aus Indien und Pakistan. In den 1980er Jahren wurden rund 30 Moscheeneubauten auch durch das African Muslims Committee aus Kuwait finanziert. Der Islam erhielt eine sichtbare Präsenz, auch in Gegenden, wo es kaum Muslime gibt. Die Zahl der Madrasas stieg ebenfalls. Seit 1986 verteilt die Islamic Development Bank Stipendien für Studiengänge in Medizin und Ingenieurwissenschaften in Pakistan. So entstand ein konservativer Reformislam, der den bisherigen Islam der Sufi-Orden herausfordert, aber bisher noch in der Minderheit bleibt.[18]

Soziale Lage

Aus dem Jahresbericht 2009 von Amnesty International geht hervor, dass über 86 % der Bevölkerung nur eingeschränkt Zugang zu Bildungseinrichtungen und Gesundheitsfürsorge haben.[19]

Bildungswesen

In Malawi stieg die Zahl der Grundschüler seit der Einführung des freien Grundschulunterrichts 1995 von 1,9 Millionen auf 3,4 Millionen. Damals gingen nur die Hälfte der Kinder im schulfähigen Alter in die Schule, heute sind es 80 %. Ein Hauptproblem in den Dorfschulen sind die Klassengrößen von mehr als 80 Kindern. Es besteht ein großer Mangel an Lehrern. In den letzten zehn Jahren wurden viele Lehrer ohne Lehramtsstudium eingestellt und viele ehemalige Lehrer zurückgeholt, um die Situation zu verbessern. Trotz dieser Anstrengungen war der Mangel an Lehrern 2006 größer als 2001, weil zahlreiche ältere Lehrer ihre Tätigkeit beendeten.

In den ersten 30 Jahren nach der Unabhängigkeit hatte Malawi nur eine Universität, die University of Malawi, mit fünf Constituent Colleges: Chancellor College in Zomba, Polytechnic in Blantyre, Bunda College of Agriculture und College of Nursing in Lilongwe und College of Medicine in Blantyre. Seitdem wurden drei weitere Universitäten eröffnet: Mzuzu University in Mzuzu, Livingstonia University in Livingstonia und Ekwendeni sowie die Catholic University of Malawi in Nguludi bei Blantyre.

Medizinische Versorgung

Jeder Distrikt hat ein Distriktkrankenhaus, das über mindestens 100 Betten verfügt. Es gibt überall Operationsräume, Mikroskope und Röntgen- und Sonographiegeräte zur Diagnostik. Die Fachbereiche Augenheilkunde, Allgemeine Medizin, Dermatologie, Dentalmedizin sind normalerweise besetzt. Medikamente werden gewöhnlich kostenfrei abgegeben. In den großen Städten Blantyre, Lilongwe und Mzuzu ist die Ausstattung vielfältiger und besser. Ergänzt wird dieses Gesundheitssystem durch Medical Centres im Umland, die oft von Krankenschwestern betreut werden. Es ist möglich, dass eine Krankenschwester mehrere Medical Centres betreut.

Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 66 pro 1.000 Geburten,[4] die Müttersterblichkeit bei 510 pro 100.000 Geburten (beide Stand 2013),[4] nur 54 % der Geburten können medizinisch betreut werden. Die hohe AIDS-Rate von 11,9 % stellt das Gesundheitssystem vor gravierende Probleme.

Malawi ist (neben Burkina Faso) eines der Schwerpunktländer der EinDollarBrille-Aktivitäten: Fehlsichtige Schulkinder erhalten kostenlos eine Brille; Erwachsene für umgerechnet 5 EURO.

Homosexualität

Homosexualität war lange strafbar. Malawis Präsidentin Joyce Banda setzte im November 2012 sämtliche Gesetze zu Homosexualität außer Kraft.[20]

Geschichte

Baptistenprediger John Chilembwe, malawischer Freiheitskämpfer

Ein von Friedemann Schrenk bei Karonga entdecktes Fossil eines Homo rudolfensis belegt, dass das Gebiet des heutigen Malawi bereits vor mehr als zwei Millionen Jahren von frühen Vertretern der Gattung Homo besiedelt war.

Die früheste nachweisbare Besiedelung durch den modernen Menschen (Homo sapiens) erfolgte durch Stämme der San. Nördlich von Lilongwe sind in den Höhlen zweier markant aus der Landschaft ragenden Berge aus Granitfels noch heute steinzeitliche Zeichnungen dieser Kultur von Jägern und Sammlern zu finden. Die frühste eisenzeitliche Kultur im südlichen Malawi ist gekennzeichnet durch die Nkope-Keramik, die hier etwa ab 200 n. Chr. einsetzt und sich bis ins 11. Jahrhundert nachweisen lässt. Die nächste nachweisbare Besiedlung erfolgte durch den Chewa-Stamm aus dem Luba-Gebiet, wobei die Angaben zur Zeit der Einwanderung je nach politischer oder wissenschaftlicher Ansicht zwischen 1000 und 1480 n. Chr. schwanken.

Auf malawischem Boden soll sich vor dem Zeitalter des Kolonialismus das Königreich der Maravi befunden haben. Der von Ostafrika, besonders Sansibar, ausgehende Sklavenhandel und Stammeskriege wirkten sich für die nördlichste Region nachteilig aus. 1859 erreichte David Livingstone als erster Europäer den Malawisee. 1891 wurde Malawi britisches Protektorat, 1907 wurde dieses in die Kolonie Njassaland umgewandelt. 1915, als die britische Regierung die Wehrpflicht für die Koloniebewohner anordnete, revoltierte die einheimische Bevölkerung unter dem Baptistengeistlichen John Chilembwe gegen die Fremdherrschaft.

1953 wurde Njassaland Mitglied der Zentralafrikanischen Föderation.

Am 6. Juli 1964 erlangte das Land unter Premierminister Hastings Kamuzu Banda als Malawi die Unabhängigkeit, der exakt zwei Jahre danach, am 6. Juli 1966, die Republik ausrief und ihr erster Präsident wurde. Banda regierte das Land an der Spitze der Malawi Congress Party (MCP) diktatorisch. Diese Diktatur endete erst 1993 mit einem friedlich ablaufenden Referendum, welches 1994 in freie Wahlen mündete. Initiiert worden war diese Entwicklung durch einen Hirtenbrief von sechs römisch-katholischen Bischöfen unter Führung von James Chiona im Jahr 1992, in dem erstmals seit Jahren öffentlich politische Reformen gefordert wurden.

Bei den ersten freien Wahlen 1994 wurde Bakili Muluzi von der United Democratic Front (UDF) zum Präsidenten gewählt und 1999 wiedergewählt. Nach vergeblichen Versuchen, die Verfassung zu ändern, um seine Präsidentschaft zu verlängern, wurde er nach der umstrittenen Wahl vom 20. Mai 2004 von dem von ihm als Nachfolger gewünschten Bingu wa Mutharika (UDF) abgelöst, vor allem, weil die Oppositionsparteien sich nicht auf einen gemeinsamen Gegenkandidaten einigen konnten. Die Vereidigung des neuen Präsidenten fand am 24. Mai 2004 in Blantyre im Beisein mehrerer afrikanischer Staatschefs statt. Bingu wa Mutharika wurde 2009 mit 66,17 % der gültigen Stimmen wiedergewählt. Die von ihm geführte Democratic Progressive Party (DPP) vereinigt knapp 60 % der Parlamentssitze auf sich.[21] 2009 scheiterte ein Vorstoß Mutharikas, der vorsah, ihm eine dritte Amtszeit zu ermöglichen, was derzeit durch die malawische Verfassung verboten wird. Gegenwärtig ist die Opposition in Malawi sehr schwach, was Mutharika ermöglichte, fast alle seiner Ideen umzusetzen, die großteils repräsentativen Charakters sind. So wurde von 2008 bis 2010 ein neues Parlamentsgebäude in Lilongwe gebaut; außerdem wurde 2009 aus öffentlichen Geldern ein Flugzeug für den Präsidenten gekauft. Am 5. April 2012 erlag Mutharika einem Herzinfarkt. Ihm folgte die bisherige Vize-Präsidentin Joyce Banda nach, die am 7. April 2012 den Amtseid ablegte.[22] 2014 wurde Peter Mutharika neuer Präsident.

Politik

Nach der Verfassung von 1966 ist Malawi eine präsidiale Republik im Commonwealth. Einzige zugelassene Partei war die Malawi Congress Party. Nach einem Referendum 1993 wurde die Einführung eines Mehrparteiensystems beschlossen. Danach hat das Parlament, die malawische Nationalversammlung 177 Abgeordnete, die alle 5 Jahre neu gewählt werden. Ebenfalls alle 5 Jahre wird in direkter Wahl das Staatsoberhaupt, der Präsident, bestimmt. Das Rechtssystem orientiert sich am britischen Recht.

Malawi ist Mitglied der Vereinten Nationen, der Bewegung der blockfreien Staaten, des Commonwealth of Nations, der Afrikanischen Union, der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) und des Gemeinsamen Marktes für das Östliche und Südliche Afrika (COMESA).

Verwaltungsgliederung

Malawi ist in jeweils drei Verwaltungsregionen, Regions genannt und darunter liegend in insgesamt 28 Distrikte unterteilt. Die Regions werden durch einen Regional Administrator vertreten, wogegen die Distrikte von einem District Development Committee (DDC) unter Vorsitz eines District Commissioner geführt werden. Die politische Willensbildung und Bürgerbeteiligung findet dezentralisiert in den Distrikten und in einigen wenigen größeren Städten in den sogenannten Town- bzw. City-Assemblies statt, nicht aber auf der Regionalebene.[23]

Regionen

und den 6 Distrikten: Chitipa, Karonga, Likoma, Mzimba, Nkhata Bay, Rumphi.
und den 9 Distrikten: Dedza, Dowa, Kasungu, Lilongwe, Mchinji, Nkhotakota,Ntcheu, Ntchisi, Salima.
und den 13 Distrikten: Balaka, Blantyre, Chikwawa, Chiradzulu, Machinga, Mangochi, Mulanje, Mwanza, Neno, Nsanje, Phalombe, Thyolo, Zomba.

Städte

Die größten Städte sind (Stand 2010, Hochrechnung): Lilongwe (723.576 Einwohner), Blantyre (694.499), Mzuzu (138.325), Zomba (91.860), Kasungu (46.569), Karonga (43.958) und Mangochi (42.309).[24] Lilongwe, Blantyre und Mzuzu sind die einzigen Städte, die über urbane Infrastruktur und Dienstleistungen in europäischem Sinne verfügen. Alle anderen Städte sind Agglomerationen um traditionelle Marktplätze mit Schulen und Krankenhäusern.

Wirtschaft

Tabak im Trockenlager, Malawi

Malawi zählt zu den ärmsten Volkswirtschaften der Welt, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beträgt 142 Euro pro Jahr. Das BSP betrug 2005 1,91 Milliarden US-Dollar, das sind 600 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung. Die Wirtschaft hängt von den erheblichen finanziellen Zuschüssen von IWF, der Weltbank und einzelnen Spendernationen ab. 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 42 %. Im Human Development Index (Rangliste von 2013) liegt das Land auf Platz 174 von 187.[3]

Probleme

In Malawi ist Korruption weit verbreitet. In diesem Fall ist das eine Art Verteilungskampf, die auf traditionellen Rechten, Vorrechten und Vormachtstellungen aufbaut. So gibt es neben dem öffentlichen Staatshaushalt einen informellen, der für die Stabilität des Landes erheblich, jedoch enorm konfliktträchtig ist. Ab 2008 kam es zu zahlreichen Geschäftsgründungen durch Chinesen, so dass es teilweise zu Unruhen kam. Zum Schutz der einheimischen Wirtschaft erließ die Regierung am 31. Juli 2012 ein Gesetz, das ausländischen Händlern verbietet, außerhalb der vier Ballungszentren Malawis Geschäfte zu machen.[25]

Landwirtschaft

Teeernte nahe Mulanje

Die Wirtschaft ist überwiegend landwirtschaftlich ausgerichtet; der Agrarsektor beschäftigt 90 % der Bevölkerung und erbringt fast 40 % des Bruttoinlandsprodukts und fast 90 % von den Exporteinnahmen. Exportiert wird hauptsächlich Tabak,[26] gefolgt von Tee und Zuckerrohr, während für den Eigenbedarf vor allem Mais angebaut wird.

2002 war ein katastrophales Dürrejahr, in dem es zu verbreitetem Hunger kam. Seither hat Malawi – entgegen dem Rat von Experten aus Industrieländern – ein Gutscheinsystem eingeführt und ausgebaut, in dessen Rahmen Bauern subventionierte Düngemittel vergünstigt erhalten. Dieses Programm soll eine deutliche Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion und eine Verringerung des Hungers im Land erreicht haben; 2007 verkaufte Malawi mehr Mais an das Welternährungsprogramm als jedes andere Land im südlichen Afrika und lieferte ferner Hunderttausende Tonnen Mais nach Simbabwe.[27]

Bodenschätze und Energiegewinnung

Malawi verfügt in erster Linie über Bauxit- und Niob-Vorkommen.

Bei Kayelekera im Bassin des Nördlichen Rukuru liegen 11.000 t Uranerz mit einem Gehalt von 0,17 %. Im April 2009 wurde dort durch die australische Gesellschaft Paladin der Tagebau Kayelekera eröffnet, in den bislang etwa 200 Millionen US-Dollar investiert wurden. 2014 wurde der Tagebau wieder geschlossen. Die jährlichen Einnahmen für Malawi sollen sich auf über 100 Millionen US-Dollar belaufen haben, wodurch der Tagebau die größte Devisenquelle des Landes war und durch Arbeitsplätze und Zulieferindustrien fast 10 % zum malawischen Bruttosozialprodukt beigetragen haben soll.[28]

In der Nähe von Livingstonia liegt die Mchenga-Steinkohlengrube, eine Lagerstätte mit 2 Millionen t (möglicherweise 20 Millionen) und hohem Brennwert (0,5 % S, 28,5 MJ/kg), aber völlig veraltetem Gerät. Weiter gibt es Kohle am Lufira (0,6–50 Millionen t, 2,2 % S, 19,7 MJ/kg), bei Ngana (15–50 Millionen t, 2,2 % S, 19,7 MJ/kg), Mwabvi (5–10 Millionen t, 0,76 % S, 17,5 MJ/kg), Lengwe (10 Millionen t, 0,51 % S, 11,5 MJ/kg), Kayerekera 0,5–5 möglich 165 Millionen t (0,6 % S, 20 MJ/kg).

Der Schwermineralsand am Malawisee bei Senga enthält 670.000 t an Granat, Ilmenit und Monazit. Nahe der Eisenbahnstrecke bei Tengani liegen 2,5 Millionen t solchen Sandes mit einem Ilmenitgehalt von 3 % und 300.000 t mit 0,3 % Rutil, ein wirtschaftlich bedeutendes Titanmineral. Bei Ilomba Hill liegen 100.000 t mit 3 %, bei Chilwa Island 375.000 t mit 0,95 %, und Thundulu 900.000 t mit 0,37 % Niob-haltigen Mineralkomponenten.

Bei Thundulu finden sich auch 2 Mio. t Phosphatvorkommen mit 17 % Gehalt. Bei Linthipe liegen 14 Mio. t Tonerde, die von Engineering and Foundry Co. für weiße Tonwaren genutzt wird.

Bei Mchinji liegen 1,6 Megatonnen Quarzsand mit einem Grad von 97,2 % SiO2 und weniger als 0,2 % Eisenoxid, die sich für die Herstellung von Glas eignen. Ebenso liegen in den Chilwa-Sandbänken 25 Millionen t Quarzsand mit einem Grad von 92,7 % SiO2 und 0,62 % Eisen. Bei Katengeza und Chimutu in Zentralmalawi befinden Graphitvorkommen mit 2,7 Millionen t.[29]

Im Süden des Landes, rund 150 km nördlich der Hauptstadt Lilongwe, befinden sich erhebliche Niob-Vorkommen, die derzeit von der australischen Firma Globe Metals erkundet werden.

Elektroenergie wird hauptsächlich aus Wasserkraft gewonnen.

Handwerk

Skulptur vor der Mua Mission

Es gibt verbreitet Holzschnitzerei. Zudem ist portugiesischer Einfluss bei der Fertigung von Holztruhen deutlich spürbar, die mosambikanische Bürgerkriegsflüchtlinge mit maurischen inspirierten Mustern verzieren, was von malawischen Handwerkern übernommen wurde. Hier hat sich mittlerweile ein eigenständiger Sektor mit Arbeitsteilung etabliert. In Mua Mission bei Salima gibt es inzwischen eine anerkannte Holzschnitzerschule.

Auch Entwicklungshilfeprojekte tragen inzwischen Früchte. Handarbeiten aus Raffiabast, Schilf, Palm- und Maisblättern sind verbreitet und haben professionelles Niveau erreicht. Töpfereien sind vor allem in der Dedza-Region auffindbar. Auch eine Weberei für Behinderte in Blantyre ist inzwischen selbstständig.

Längst hat sich ein Netz von KFZ-Werkstätten über das Land gelegt, die mittlerweile auch neuere Autos reparieren können. Auf der Grundlage verschrotteter Autos entstand ein einheimischer Sektor im metallverarbeitenden Gewerbe, das einfache Teile selbst herstellen kann. Töpfe, Öfen und Herde werden landesweit aus eigener Produktion angeboten. Gleiches gilt für Bauhandwerksleistungen.

Bankensystem

Das Finanzsystem Malawis wird von der Reserve Bank of Malawi gesteuert. Die größte Geschäftsbank des Landes, die National Bank of Malawi hat 13 Niederlassungen und eine Reihe von Agenturen im Land. Sie ist in fast jeder Distrikthauptstadt zu finden, nicht aber im Umland. Sie arbeitet profitabel und beschäftigt etwa 1.000 Mitarbeiter. Des Weiteren gibt es mehrere private Banken, die Geschäftsstellen in den größeren Ortschaften und zum Teil auch Geldautomaten vorhalten.

Die Usancen des Bankgeschäftes in Malawi unterscheidet sich von denen in Europa vor allem darin, dass Konten nicht überzogen werden können und Überweisungen Wochen in Anspruch nehmen. Für den Kontoinhaber ist definitiv nur das Geld verfügbar, das konkret auf seinem Konto als Guthaben gebucht ist. Bei Projekten kann das die gesamte Planung zeitlich weit hinauszögern und pünktliche Gehaltszahlungen unmöglich machen.

Health Education Centre in Blantyre

Beim Eintauschen von Traveller cheques wurde (jedenfalls bis 2006) das Verkaufavis verlangt. Gelegentlich muss dieses auch unterschrieben und gestempelt sein. Beim Zahlen mit VISA (was nur selten möglich ist) wird eine fünfprozentige Gebühr verlangt.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 1,3 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,2 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 2,0 % des BIP.[9]

Die Staatsverschuldung betrug 2009 2,9 Mrd. US-Dollar oder 58,0 % des BIP.[9]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur

Verkehr

Flugverkehr

Malawi hat (Stand 2013) sieben Flughäfen mit asphaltierten Start- und Landebahnen (Lilongwe Kamuzu International Airport 3047 m. Blantyre Chileka Airport 2437 m und Mzuzu Airport sowie vier weitere mit 914–1523 m) und 25 mit nicht asphaltierten Start- und Landebahnen (bis 2437 m).[9]

Die nationale Fluglinie ist Malawian Airlines. Ihre Vorläufergesellschaften waren Air Malawi und Central African Airways.

Der Kamuzu International Airport wird regelmäßig (gegenwärtig fünf Mal pro Woche) von der südafrikanischen South African Airways (SAA) von Johannesburg sowie von der Kenya Airways von Nairobi aus und von Ethiopian Airlines von Addis Abeba aus angeflogen. Zwei Mal pro Woche fliegt SAA von Johannesburg nach Blantyre.

Straßennetz

In Malawi gilt Linksverkehr.

Malawi hat ein Straßennetz von 14.597 Kilometern. Im Jahre 2001 sind davon 2.773 Kilometer asphaltiert und 11.821 Kilometer mit Erdhobel gepflegte Schotterpisten. Daneben gibt es etliche mal besser, mal schlechter befahrbare Wege.

Die wichtigste Straße ist von Nord nach Süd gut ausgebaut, wenn auch nicht überall asphaltiert. Von der sambischen Grenze über Chipita bis Karonga führt eine asphaltierte Straße. Der Abschnitt von der tansanischen Grenze bei Kyela/Songwe nach Mzuzu ist mit deutscher Entwicklungshilfe ausgebaut und asphaltiert worden, vor allem der Anstieg ins Gebirge. Von Mzuzu bis Lilongwe ist ebenso durchgehend asphaltiert. Von Lilongwe führt eine gut ausgebaute Asphaltstraße über Dedza nach Liwonde und Zomba. Ebenso gut ist die Variante nach Salima am See und weiter bis Chipoka und dann über Balaka nach Liwonde. Die 2006 gebaute Asphaltstraße von Nkhotakota nach Kasungu ist wegen mangelnder Instandhaltung insbesondere im gebirgigen Ostteil weitgehend zur unbefestigten Piste geworden.

Von Zomba führt eine gute Asphaltstraße nach Blantyre. Von dort führt eine sehr gute, mit deutscher Entwicklungshilfe gebaute Straße nach Chikwawa und überbrückt den Shire-Fluss. Diesem mal näher und ferner folgend bleibt die Straße bis Nchalo noch asphaltiert, dann wechseln sich asphaltierte Abschnitte mit Schotterpisten ab. Nach Bangula verläuft sie nah am Fluss, der hier die Staatsgrenze zu Mosambik bildet. Ab der Grenze zum Nsanje-Distrikt bleibt die Straße eine Schotterpiste mit vielen Schlaglöchern bis zum Grenzübergang zu Mosambik am südlichsten Punkt Malawis zwischen den Ortschaften Marka und Vila Nova da Fronteira.

Wichtig sind als Verbindung nach Westen die asphaltierte Straße von Lilongwe nach Chipata in Sambia und die sehr gute Asphaltstraße/Schotterpiste von Blantyre nach Mwanza und weiter asphaltiert nach Tete in Mosambik.

Nach Osten führt die asphaltierte Straße von Liwonde über Mangochi nach Chiponde an der mosambikanischen Grenze und von dort weiter bis zur Hafenstadt Nacala am Indischen Ozean. Eine weitere asphaltierte Straße verläuft von Blantyre nach Süden und sich dann ostwärts wendend über Thyolo, Luchenza und Muloza zur mosambikanischen Grenze und zum benachbarten Grenzort Milange.

Fernlinienbus auf dem Weg von Lilongwe nach Johannesburg

Busverbindungen

Zwischen Blantyre, Lilongwe und Mzuzu verkehren in der Express-Verbindung Reisebusse. Im übrigen Land gibt es regelmäßige Minibusverbindungen.

Von Blantyre und Lilongwe aus verkehren täglich Busse nach Johannesburg, Lusaka und Harare.

Eisenbahn

Schiffsverkehr

MS Ilala in Nkatha Bay

Die MS Ilala verkehrt regelmäßig auf dem Malawisee. Die Flüsse sind größtenteils nicht schiffbar. In Nsanje im Süden des Landes befindet sich ein Binnenhafen, der über den Shire und den Sambesi an den Indischen Ozean angebunden ist. Momentan (2012) findet jedoch kein Seeverkehr statt, da mit Mosambik Uneinigkeit über die Nutzung des Sambesi besteht.

Stromnetz

Das malawische Netz wird durch Laufwasserkraftwerke am Shire gespeist. Der Bedarf liegt bei etwa 300 MW, die Kraftwerkskapazitäten liegen jedoch nur bei 240 MW. Es bestehen Pläne einer chinesischen Firma, ein 1000-MW-Wasserkraftwerk zu errichten.

Telekommunikation und Medien

Malawi hat ein Telefon-Festnetz mit 93.000 Anschlüssen. 305 Internethosts versorgten im Jahre 2005 46.100 Internetnutzer. Der einzige malawische Internetprovider ist MalawiNet, 1997 gegründet. Er wird von drei Eigentümern betrieben. Das sind ComNet aus den USA (42 %), Malawi Posts and Telecommunications Corporation (MPTC) (38 %) und Bj Trust of Malawi (20 %).[31]

Die staatliche Rundfunkanstalt des Landes ist die seit 1964 existierende Malawi Broadcasting Corporation mit inzwischen 18 Sendestandorten. Es werden zwei Hörfunkprogramme (Radio 1 und Radio 2fm) und ein Fernsehprogramm (MBCtv) produziert.[32] Die Übertragung erfolgt auch per Satellit.[33] Der Sender Radio 1 bietet Informationen in den Sprachen English, Chichewa, Tumbuka, Yao, Lomwe, Sena und ChiTonga. Ferner gibt es zwei private Hörfunksender, seit 1998 FM101 und seit 1999 Capital Radio 102.5.[31]

In Malawi war die Presse bis 1994 unter dem Diktat von Hastings Kamuzu Banda ausschließlich regierungsorientiert und von der staatlichen Rundfunkanstalt sowie von Malawi News Agency abhängig. Seither entwickelte sich eine vielfältige Medienlandschaft, wozu 11 Zeitungen bzw. Zeitschriften mit jeweils unterschiedlichen Erscheinungszyklen gehören.[31]

Die Pressefreiheit ist in Malawi zwar durch die Verfassung von 1995 garantiert, aber in der Praxis gibt es Konflikte. Das zeigte sich auch 2011 am Tod des Bloggers Robert Chasowa.[34][35] Das aktuelle Gesetz für die Medien ist der Communications Act of 1998.[31]

Kultur

Malawi hat neben seiner eigenen traditionellen Musik, zu der die Brettzither bangwe, das Xylophon valimba und von Trommeln (ngoma) begleitete Gesangsensembles gehören, Einflüsse vieler Musikstile aufgenommen und an umliegende Länder weitergegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg traten viele Tanzbands in der Besetzung Gitarre/Banjo auf. In den 1960er Jahren war der Kwela-Stil aus Südafrika in Malawi populär. Ebenso gibt es Jazzbands, Gospel- und Reggaesänger und Musiker, die zahlreiche Einflüsse vermischen, etwa Esau Mwamwaya, der Hip-Hop- und Popmusik mit traditioneller Musik vereint. Nach dem Tod des Herrschers Hastings Banda 1994 erlebte die Musikszene Malawis einen großen Aufschwung. Ein wichtiger Bestandteil der Kultur Malawis sind Tänze. Die National Dance Troupe wurde 1987 von der Regierung gegründet. Traditionelle Musik und Tänze spielen bei Anlässen wie Initiation, Hochzeit und sonstigen Ritualen eine wichtige Rolle. Dazu gehört etwa auch der große Tanz, der seit 2005 zu den 90 Meisterwerken des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit gehört.

Das Land hat eine lange Tradition im Korbflechten und Herstellen hölzerner Masken. Die Masken werden in traditionellen Zeremonien verwendet, andernorts aber auch an Touristen verkauft.

Aus Malawi stammen einige bekannte Schriftsteller, etwa Jack Mapanje, Legson Kayira, Felix Mnthali, Frank Chipasula und David Rubadiri.[36]

Das Ministerium für Kultur, Tourismus und Wildlife stellt Kultureinrichtungen keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung. Bemerkenswert ist die Entwicklung des Theaters Nanzikambe Arts in Blantyre. Dieses Theater unterstützt auch Gruppen im Bereich der gesellschaftlichen Entwicklung. Seit 2010 besteht eine Partnerschaft zwischen Nanzikambe Arts und dem Stadttheater Konstanz. Hier gab es bis in das Jahr 2012 drei gemeinsame Theaterproduktionen, die auch in Deutschland gezeigt wurden.[37]

Die beliebteste Sportart ist Fußball, eingeführt durch die britischen Kolonialbehörden. Basketball nimmt an Popularität zu.

Literatur

  • Harri Englund, Jack Mapanje (Hrsg.): A Democracy of Chameleons. Politics and Culture in the New Malawi. The Nordic Africa Institute, Uppsala 2003.Als PDF

Weblinks

Commons: Malawi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Malawi – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikimedia-Atlas: Malawi – geographische und historische Karten
Wikivoyage: Malawi – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Angaben zu den zwei offiziellen Landessprachen, abgerufen am 3. August 2015
  2. Schätzung der Weltbank, Mitte 2013, abgerufen am 10. Juni 2015
  3. a b Human Development Report Office: Malawi – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 14. Oktober 2016
  4. a b c Länderdatenbank Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: „Malawi“
  5. http://apps.who.int/ghodata/?vid=60980
  6. Länderprofil bei hdrstats.undp.org (Memento vom 16. Mai 2013 im Internet Archive) (englisch)
  7. Epidemiological Factsheet on HIV and AIDS. Malawi. 2008 Update. UNAIDS/WHO, Genf (Memento vom 25. März 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 762 kB)
  8. Meyers Großes Länderlexikon. Meyers Lexikonverlag, Mannheim 2004.
  9. a b c d e f g Malawi Transportation. In: The World Factbook. www.cia.gov, abgerufen am 13. Februar 2015.
  10. Website der Regierung (englisch), abgerufen am 1. August 2015
  11. Edrinnie Lora-Kayambazinthu: Language Rights and the Role of Minority Languages in National Development in Malawi, in Current Issues in Language Planning (2003)
  12. Auswärtiges Amt – Länderinformationen
  13. Malawi Atlas (PDF; 19,04 MB)
  14. Malawi Demographic and Health Survey 2004. National Statistical Office, Zomba, Malawi, Dezember 2005, S. 26 (PDF-Datei; 3,99 MB)
  15. James Tengatenga: Church, State, and Society in Malawi. An Analysis of Anglican Ecclesiology. Kachere Series, Zomba (Malawi) 2006, S. 50–62.
  16. ‘A very antagonistic spirit’: Elliot Kamwana, Christianity and the end of the world in Nyasaland: Henry Donati, Dissertation, University of Oxford
  17. Kamwana, Elliott Kenan, 1872 to 1956, Watch Tower, Malawi. Dictionary of African Christian Biography
  18. Edward A. Alpers: East Central Africa. In: Nehemia Levtzion und Randall L. Pouwels (Hrsg.): The History of Islam in Africa. Ohio University Press, Athens (Ohio) 2000, S. 308–317
  19. Jahresbericht von Amnesty International, Website von AI, abgerufen am 6. Januar 2010
  20. Faith Karimi: Amnesty: Malawi suspends anti-gay laws. CNN, 6. November 2012
  21. Bericht der Wahlen 2009 bei eisa.org (englisch; PDF), abgerufen am 6. Dezember 2015
  22. Joyce Banda sworn in as new Malawi president, BBC News vom 7. April 2012, abgerufen am 7. April 2012
  23. NEAP – Environment and Development in Malawi, Department of Environmental Affairs, abgerufen am 2. Dezember 2009
  24. Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2013. (Suche in Webarchiven.)   Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Toter Link/bevoelkerungsstatistik.de, abgerufen am 22. Mai 2011
  25. afrika.info, abgerufen am 7. August 2012
  26. Arbeit auf Tabakfeldern: Kinder „rauchen“ täglich 50 Zigaretten. stern.de, 24. August 2009
  27. Ending Famine, Simply by Ignoring the Experts. New York Times, 2. Dezember 2007
  28. Paladin starts production at Malawi uranium mine. FinanzNachrichten.de, 17. April 2009
  29. Thomas R. Yager: The Mineral Industry of Malawi. U.S. Geological Survey Minerals Yearbook 2005 (PDF-Datei; 105 kB)
  30. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  31. a b c d Malawi. Basic data, pressreference.com (englisch)
  32. Malawi Broadcasting Corporation: Brief History. auf www.mbc.mw (Memento vom 14. Januar 2015 im Internet Archive) (englisch)
  33. Broadcasting Corporation: Engineering Section. auf www.mbc.mw (Memento vom 14. Januar 2015 im Internet Archive) (englisch)
  34. In blow to impunity, panel says investigation into blogger’s death should resume. Meldung vom 10. Oktober 2012 auf rsf.org (englisch)
  35. Malawi, rsf.org (englisch)
  36. Gall: Worldmark Encyclopedia of Cultures and Daily Life, S. 101–102.
  37. Crossing Borders – Von See zu See, Theater Konstanz, abgerufen 1. September 2013

Koordinaten: 13° S, 34° O