„Bulgarien“ – Versionsunterschied

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SCHWUL!

=== Demografie ===
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Version vom 25. Juni 2010, 08:17 Uhr

Flagge Wappen
Wahlspruch: Съединението прави силата
(In der Einigkeit liegt die Stärke)
Amtssprache Bulgarisch
Hauptstadt Sofia
Staatsoberhaupt Präsident Georgi Parwanow
Regierungschef Ministerpräsident Bojko Borissow
Fläche 110.994 km²
Einwohnerzahl 7.606.551 (Dezember 2008)
Bevölkerungsdichte 70 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2008)[1] 51,989 Mrd. US$
Brutto­inlands­produkt pro Einwohner 6.856 US$ (70.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,824 (53.)
Währung Lew (BGN)
Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich am 3. März 1878 erklärt, anerkannt am 22. September 1908
National­hymne Mila rodino (bulg. Мила родино, „Liebe Heimat“)
Zeitzone UTC+2 OEZ
UTC+3 OESZ (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen BG
Internet-TLD .bg
Telefonvorwahl +359
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME

Bulgarien (bulgarisch България [bəlg'arija], amtliche Bezeichnung: Republik Bulgarien, bulgarisch Република България) ist eine Republik in Südosteuropa mit etwa 7,6 Millionen Einwohnern.

Bulgarien ist EU- sowie NATO-Mitglied.

Geographie

Hauptartikel: Geographie Bulgariens

Bulgarien liegt im Osten der Balkanhalbinsel und ist eine Republik, die im Norden an Rumänien, im Westen an Serbien und Mazedonien, im Süden an Griechenland und die Türkei grenzt. Im Osten bildet das Schwarze Meer die natürliche Staatsgrenze. Hauptstadt und Regierungssitz der Republik Bulgarien ist Sofia. Weitere bedeutende wirtschaftliche, administrative und kulturelle Zentren bilden die Städte Plowdiw, Warna, Burgas, Russe und Stara Sagora.

Das Gebiet Bulgariens besteht zu zwei Dritteln aus den Tiefebenen, die durch die Flüsse Donau und Mariza mit ihren zahlreichen Nebenflüssen gebildet werden. Dazu wird es durch zwei große Gebirgsketten markiert: das Balkangebirge (bulg. Стара Планина/Stara planina = Altes Gebirge) und die Rhodopen. Die höchsten Erhebungen des Balkangebirges sind der Berg Botew (2.376 m) und der Chumerna (1.536 m). Die nördlich gelegene Donautiefebene wird durch die Donau begrenzt, die hier die Staatsgrenze zu Rumänien darstellt. In ihr liegen die Städte Plewen, Razgrad, Russe und Schumen sowie Warna am Schwarzen Meer. Südlich des Balkangebirges erstreckt sich die Oberthrakische Tiefebene, auch Maritza-Ebene genannt. In diesem Mittelbulgarischen Becken finden sich die Städte Plowdiw und Stara Sagora sowie Burgas am Schwarzen Meer. Diese Ebene wird im Westen und im Süden durch die Rhodopen, sowie die Gebirge Sakar und Strandscha im Süden begrenzt. Die höchste Erhebung der Rhodopen ist der Berg Großer Perelik (2.191 m). Im Südwesten des Landes befinden sich mit dem Rila- und dem Pirin-Gebirge zwei weitere Hochgebirge mit Gipfeln zwischen 2000 und 3000 Metern Höhe, wobei der Berg Musala (2.925 m) der höchste auf der gesamten Balkanhalbinsel ist.

Bevölkerung

SCHWUL!

Demografie

Demographische Entwicklung Bulgariens (Zahlen in Tausend)

Bulgarien hatte 2005 rund 7,72 Millionen Einwohner, die Bevölkerungsdichte lag bei 70 Einwohnern/km². Der Großteil der Bevölkerung lebt in den Städten südlich des Balkangebirges. Die Bevölkerungsentwicklung war in den vergangenen Jahren rückläufig, 2001 betrug sie –1,14 Prozent, Ende 2008 jedoch nur noch -0,43 Prozent. Die Lebenserwartung liegt laut Weltgesundheitsorganisation für Männer bei 69 und für Frauen bei 76 Jahren.

71,1 Prozent der Einwohner leben in der Stadt, 28,9 Prozent auf dem Land (Stand Dezember 2008). 15 Prozent der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Die Fertilitätsrate liegt etwa bei 1,3 Kindern pro Frau.

Ethnien

Nach der Volkszählung 2001 sind 83,9 Prozent der Bevölkerung Bulgaren; 9,4 Prozent sind Türken (siehe: Balkan-Türken), 4,7 Prozent Roma. Außerdem leben Armenier, Serben, Griechen, Walachen (im Norden Rumänen, im Süden Aromunen) und die muslimischen, bulgarisch sprechenden Pomaken in Bulgarien.

Etwa ein Viertel bis ein Drittel der heutigen bulgarischen Bevölkerung sind Nachkommen von bulgarischen Flüchtlingen aus Makedonien (makedonische Bulgaren) und Thrakien (→ Thrakische Bulgaren).[2]

Angaben zu den im Land lebenden Minderheiten beruhen auf Schätzungen, vorhandene Datenerhebungen werden häufig als unzuverlässig kritisiert. Während die Ausländer- und Staatsbürgerschaftsgesetzgebung recht liberal ist und im Wesentlichen ein Augenmerk auf gesetzestreues Verhalten und Unterhalt hat, konzentrieren sich die häufigen Zensusdatenerhebungen wegen des Bevölkerungsrückgangs auf die Staatsbürger und den internationalen Reiseverkehr. International wurde oft Kritik geübt, etwa seitens der OECD, dass die Statistikbögen teilweise sehr ausführlich ethnische und religiöse Merkmale abfragen und teilweise sehr grob sind, so dass der Datenbestand verfälscht werde. Auch wird von offizieller Seite eingeräumt, dass speziell die Gruppen der Muslime und ethnischen Türken unter den Staatsbürgern und selbst der Ausländer aus der Türkei von der Bevölkerung mehrheitlich und undifferenziert als „Türken“ bezeichnet und wahrgenommen werden, was auf ihr Selbstverständnis einwirke.

Trotz dieser Distanz nehmen diese Gruppen in reger Weise am gesellschaftlichen und politischen Leben des Landes teil. Beispielsweise war die Bewegung für Bürgerrechte und Freiheiten (DPS), die überwiegend von türkischstämmigen und moslemischen Bürgern unterstützt wird, zwischen 2001 und 2009 in zwei Koalitionsregierungen vertreten. Die türkische Minderheit ist laut der Volkszählung von 2001[3] besonders zahlreich in den Bezirken Kardschali, Rasgrad, Targowischte, Silistra und Schumen vertreten. Die Pomaken sind vor allem im Bezirk Smoljan anzutreffen.[4] Als Reaktion auf den wachsenden Einfluss dieser Minderheiten formierte sich 2005 die nationalistisch orientierte Partei Ataka.

2009 gründeten überwiegend pomakischstämmige Bürger die Partei Progress und Wohlstand, da sie mit der Politik der DPS unzufrieden waren. Jedoch verbietet die Bulgarische Verfassung von 1991 (Artikel 11, Abs. 4) eine Gründung von Parteien auf ethnischer, rassischer oder religiöser Grundlage.[5]

Die Roma und Sinti dagegen gehören in Bulgarien zu den am stärksten von Marginalisierung betroffenen Bevölkerungsgruppen. Ihre soziale Lage ist geprägt von Armut, einem zumeist niedrigen Ausbildungs- und Erwerbsniveau sowie sozialer Stigmatisierung. Diese Lebenssituation hat sich durch den Transformationsprozess der 1990er-Jahre verstärkt und trifft besonders die Roma-Frauen, die sowohl unter der sozialen Perspektivlosigkeit als auch unter patriarchalen Familienstrukturen zu leiden haben.

Sprachen

Nach Artikel 3 der Verfassung von 1991 ist die Amtssprache Bulgarisch. Nach Artikel 36 sind das Erlernen und der Gebrauch der bulgarischen Sprache das Recht und die Pflicht der bulgarischen Bürger. Bulgarische Staatsangehörige, deren Muttersprache eine andere Sprache ist, haben daneben das Recht, auch ihre Sprache zu erlernen und zu benutzen; das Gesetz kann festlegen, in welchen Fällen nur die Amtssprache verwendet werden darf. Als Minderheitensprachen kommen Türkisch, Romani und Armenisch in Betracht.

In Bulgarien wird offiziell in kyrillischer Schrift geschrieben.

Religionen

Artikel 13 der bulgarischen Verfassung von 1991 garantiert die Konfessionsfreiheit, hebt jedoch das orthodoxe Christentum als „traditionelle Religion Bulgariens“ hervor (die Autokephalie der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche wurde 927 anerkannt). Die Verfassung schreibt weiter die Trennung von Staat und Religion vor und verpflichtet den Staat zu religiöser Neutralität und Parität.

Bei der letzten Volkszählung 2001 bezeichneten sich 83,9 Prozent der Bevölkerung als Christen, die meisten gehören der bulgarisch-orthodoxen Kirche (82,6 Prozent), der römisch-katholischen Kirche in Bulgarien und der armenisch-apostolischen Kirche an. Weitere 12,2 Prozent sind Muslime. Außerdem gibt es eine rapide schwindende jüdische Minderheit (653 Mitglieder im Jahr 2001, 1992 noch 2.580 gegenüber fast 50.000 im Jahr 1947). Dabei handelte es sich vor allem um sephardische Juden. Im deutschen Sprachraum am bekanntesten ist der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Elias Canetti.

Die Religiosität und das Vertrauen in die Kirche sind in Bulgarien allerdings wesentlich geringer als zum Beispiel im Nachbarland Rumänien, was auch mit der inneren Zersplitterung der bulgarischen Kirche in Verbindung gebracht wird. So bezeichnen sich nur 52 Prozent der Bulgaren als religiös, und nur 22 Prozent gehen mindestens einmal im Monat in die Kirche.[6]

Städte und Urbanisierung

Die Städte Bulgariens entwickelten sich kulturhistorisch aus orientalisch oder westeuropäisch geprägten Orten, die großteils erst nach dem Zweiten Weltkrieg einer stärkeren Modernisierung unterlagen. Dabei behielten jedoch viele Orte im Rhodopen-Gebirge (mit Ausnahme Kardschalis) zum Teil ihren orientalischen Charakter.

Die Urbanisierung nahm insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg schnell zu, verursacht durch Landflucht und Migration von Kriegsflüchtlingen, der sogenannten thrakischen und mazedonischen Bulgaren.

Unter den Großstädten spielen die Verwaltungszentren des Staates, die Metropole Bulgariens Sofia sowie der Regierungssitz mehrerer Gemeinden und eines Bezirks (Oblast) Plowdiw in funktionaler sowie administrativer Hinsicht eine zentrale Rolle. Weiter sind noch Warna und Burgas zu nennen, die als administrative Zentren der bulgarischen Schwarzmeerküste fungieren. Hier konzentrieren sich daher auch Medien- und Dienstleistungsunternehmen sowie die Kulturinstitutionen des Landes. Aufgrund ihrer vergleichsweise entwickelten Infrastruktur haben sie auch die regional höchste Bedeutung für Verkehr und Handel und zeigen die dynamischste Wirtschaftsentwicklung.

Siehe auch: Liste der Städte in Bulgarien

Geschichte

Reste des Antiken Theaters in Trimontium
Der Reiter von Madara zählt zum kulturellen Erbe der Bolgaren und der UNESCO
Bulgarien und die Balkanhalbinsel unter Iwan Asen II.

Hauptartikel: Geschichte Bulgariens

Die ältesten Funde im heutigen Bulgarien liegen aus der Jungsteinzeit vor. Am bekanntesten sind die Karanowo-Kulturen, aber vor allem die Warna-Kultur, deren Goldschatz zu den ältesten der Welt zählt.[7] In der Bronzezeit herrschten die indogermanischen Thraker. Der größte thrakische Stamm, die Odrysen, konnte um 450 v. Chr. ein eigenes Reich gründen, das sich bis zur Donau und zum Strymon erstreckte. Heute werden regelmäßig große Funde, beispielsweise im Tal der thrakischen Könige von Archäologen gemeldet, die sich auf diese historische Periode beziehen. So wurde im Jahr 2000 das thrakische Heiligtum Perperikon in den Ostrhodopen ausgegraben. Das Orakel von Perperikon war neben dem Orakel von Delphi eine der wichtigsten Kultstätten in der antiken Welt.

In der Zeit der griechischen Kolonisation entstanden an der Schwarzmeerküste mehrere Stadtstaaten, so genannte Poleis. Einige von ihnen wie Apollonia Pontika oder Mesambria wurden zu Handelsmächten und konnten sich anfänglich auch gegen die Römer behaupten.

Nach der Eroberung durch die Römer im Jahr 29 v. Chr. begann die Romanisierung der Bewohner. Thrakien und die Staatstaaten an der Küste wurden ein Teil des römischen Reiches. Aus der römischen Zeit sind die großangelegten Bauten von Karasura, Trimontium, Nicopolis ad Istrum, Ulpia Augusta Trajana, Marcianopolis, Colonia Ulpia Ratiaria oder Augusta bekannt. Im 4. Jahrhundert entstand in Nicopolis ad Istrum die Wulfilabibel, die einzige Quelle der gotischen Sprache und die älteste überlieferte germanische Schriftsprache.

Bulgarisches Reich

Die Anfänge der bulgarischen Staatlichkeit werden im Jahre 632 gesehen, als das Großbulgarische Reich gegründet wurde. Seit dem 6. Jahrhundert drangen Slawen – im Jahr 678, nachdem das Großbulgarische Reich zerfallen war – auch die Bulgaren unter Asparuch auf die Balkanhalbinsel ein. Gemeinsam mit der verbliebenen thrakischen und römischen Bevölkerung gründeten sie das Erste Bulgarische Reich (679 bis 1018), das zeitweise fast die ganze Balkanhalbinsel umfasste. Erste Hauptstadt wurde Pliska. Damit wurde Bulgarien zum dritten anerkannten Staat in Europa und einer der wenigen dem das Oströmische Reich tributpflichtig war. Aus der Verschmelzung der Einwanderer mit der örtlichen Bevölkerung entstand das Volk der Bulgaren.

Boris I. trat 864 zum byzantinischen Christentum über. Sein Sohn Simeon I. (893–927), der bedeutendste Herrscher Bulgariens, besiegte die Serben, Ungarn und Byzantiner und errichtete das bulgarische Patriarchat und förderte die altbulgarische Literatur. Er war der erste Herrscher, der den Titel Zar trug, er selbst nannte sich „Zar (gr. Basileus) der Bulgaren und Rhomäer“ (= Oströmer bzw. Byzantiner). Im 10. Jahrhundert entstand in Bulgarien während seiner Herrschaft auch die kyrillische Schrift. Ab 972 bis 1018 kam Bulgarien sukzessive unter die Herrschaft von Byzanz.

Seit der Regentschaft Boris I. von Bulgarien im 10. Jahrhundert wurde das Land von Konstantinopel aus christianisiert, weshalb die Mehrzahl der Bulgaren bis heute dem orthodoxen Glauben angehört. Die Christianisierung führte zur ersten kulturellen Blütezeit im Zarenreich. In Preslaw, Pliska und Ohrid entstanden Schulen, aus denen sich die altbulgarische Sprache und Kultur auch auf die anderen slawischen Völker verbreitete. Obwohl die bulgarische Kultur stark von der byzantinischen geprägt war, spricht man von dem »Ersten Südslawischen Einfluss« und von der altkirchenslawischen Sprache. Bulgarien war lange Zeit ein mächtiges Kaiserreich, das sich militärisch mit dem Byzantinischen Reich messen konnte. Während der Zeit des Zaren Petar I. entstand die christliche Religionsgemeinschaft der Bogomilen, die mit ihrer Literatur zu den Vorkämpfern gegen die Dogmatik der Kirche zählt und die Reformation in Westeuropa beeinflusst hat.[8]

Die Brüder Johann und Theodor Peter aus dem Hause Asen errichteten im zwölften Jahrhundert das Zweite Bulgarische Reich mit Tarnowgrad (Tarnowgrad) im Balkangebirge als neuer Hauptstadt. Das zwischen 1186 bis 1393 bestehende Reich, erlangte seine größte Ausdehnung unter dem Zaren Iwan Asen II.. Die Hauptstadt Tarnowo wurde zum neuen kulturellen, geistlichen und politischen Zentrum Südosteuropas. Tarnowo wurde von Zeitgenossen als „neues Jerusalem, Rom und Konstantinopel zugleich“ bezeichnet.[9]

Osmanische Herrschaft, Unabhängigkeit

Zwischen 1393 und 1396 kam ganz Bulgarien unter osmanische Herrschaft, die fast 500 Jahre andauerte. 1444 scheiterte der Versuch der Befreiung Bulgariens durch ein polnisch-ungarisches Heer unter Władysław III., König von Polen und Ungarn, in der Schlacht bei Varna. In dieser Zeit hielten die Bulgaren der Islamisierung im Wesentlichen stand. Um 1800 erhob sich der geistig-nationale Widerstand mit der Forderung nach Unabhängigkeit. In Bulgarien kam es zu einer Ära der nationalen bulgarischen Wiedergeburt (bulgarisch: Възраждане). Ähnlich wie in Westeuropa knüpfte sie an antike und frühere bulgarische und byzantinische Traditionen an, bekämpfte jedoch die Hellenisierung in der Gesellschaft.

Schipka-Denkmal der Gefallenen im Russisch-Türkischen Krieg

Die blutige Niederschlagung des April-Aufstands durch die Türken 1876, die an einen Genozid grenzte und Empörung in ganz Europa auslöste, führte zum russisch-türkischen Krieg 1877/1878. Dieser wurde mit außerordentlicher Härte und massiven Verlusten auf beiden Seiten geführt. Nach der Überquerung der Donau und des Balkan-Gebirges mitten im Winter gewannen die russischen Truppen die Oberhand und rückten bis kurz vor Konstantinopel vor. Mit dem Frieden von San Stefano wurden die Grundlagen für den modernen bulgarischen Staat gelegt.

Als Fürstentum und Königreich

Königreich Bulgarien, 1915

Als ein Ergebnis des Berliner Kongresses entstand das Fürstentum Bulgarien mit Sofia als Hauptstadt. Dieses war im Vergleich zu den Statuten des Friedens von San Stefano stark beschnitten und von seinem südlichen Teil Ostrumelien, der dem Sultan tributpflichtig blieb, und Makedonien getrennt, das ohne Autonomie weiter unter osmanischer Herrschaft blieb. Am 16. April 1879 wurde die erste demokratische Verfassung in Weliko Tarnowo verabschiedet. Fürst Alexander I. (1879-1886) versuchte innere Reformen durchzusetzen und besiegte die Serben, wurde aber durch eine von den Russen veranlasste Verschwörung gestürzt. 1887 wurde Ferdinand von Coburg-Gotha Fürst, der 1908 die völlige Loslösung von der Türkei erklärte und den Zarentitel annahm, womit aus dem Fürstentum das Königreich Bulgarien wurde. Die Erfolge der bulgarischen Truppen im Ersten Balkankrieg (Eroberung von Adrianopel) wiederholten sich im Zweiten Balkankrieg nicht. Während die bulgarische Streitmacht an der griechischen und serbischen Front gebunden war, drangen die Rumänen bis nach Sofia vor; die Türken eroberten Adrianopel wieder zurück.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg kämpfte Bulgarien auf der Seite der Mittel- bzw. Achsenmächte. Das Königshaus und die Bevölkerung widersetzten sich erfolgreich der Verfolgung und der Deportation der Juden (Holocaust), die in den Grenzen von 1941 lebten. In den besetzten Gebieten von Makedonien und Thrakien wurde die jüdische Bevölkerung jedoch verhaftet und den Deutschen ausgeliefert.

Sozialistische Ära – Volksrepublik Bulgarien

Wiedergeburtsarchitektur in Scherawna

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet Bulgarien unter sowjetischen Einfluss und wurde Teil des Warschauer Paktes. Während in anderen Ländern immer wieder Unmut über die sozialistische Herrschaft aufkam, gab es in Bulgarien sehr wenig organisierten und individuellen Widerstand gegen die Führung der Bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP). Der Aufstieg der BKP resultierte aus dem Einmarsch der Sowjetunion im September 1944. Unter sowjetischer Kontrolle wurde der früheren politischen Elite zwischen Dezember 1944 und Februar 1945 der Prozess gemacht, so dass insgesamt mehr als 2700 Menschen zum Tode verurteilt wurden und eine unbestimmte Zahl in Lager gesteckt, umgesiedelt wurde oder verschwand. In dieser Zeit wuchs auch die Mitgliederzahl der BKP auf über 250.000 an.

Zentrale Ziele waren in dieser Zeit die Entwicklung einer kommunistischen Gesellschaft, „die sich durch Klassenlosigkeit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Humanität in den sozialen Beziehungen, Streben nach Höherem, Wohlstand und Modernität auszeichnen würde“.[10] Diese waren eine große Herausforderung, da sich Bulgariens Gesellschaft mehr aus kleinbäuerlichen Strukturen zusammensetzte und nur wenig industriell geprägt war.

Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Bulgarien im September 1944 war Kimon Georgiew einer der Anführer des Staatsstreichs der Vaterländischen Front, die am 9. September 1944 zum Sturz der Übergangsregierung von Konstantin Wladow Murawiew führte. Als dessen Nachfolger wurde Kimon Georgiew zum zweiten Mal, nach einer kurzen Amtszeit von 1934-1935, am 9. September 1944 Ministerpräsident und unterzeichnete in Moskau das Waffenstillstandsabkommen. Wassil Kolarow wurde am 15. September 1944 zum provisorischen Präsidenten der neu gegründeten Volksrepublik Bulgarien ernannt, wobei er dieses Amt nur kurzzeitig bis zum 23. November 1944 inne hatte, da an diesem Tag Georgi Dimitrow als neues, gewähltes Staatsoberhaupt ins Amt geführt wurde. Wassil Kolarow war noch ein zweites Mal Staatsoberhaupt Bulgariens, nämlich nachdem Dimitrow am 2. Juli 1949 verstarb. Kolarow war jedoch ebenfalls von einer schweren Krankheit geprägt, so dass er seine Ämter nicht mehr ausüben konnte und sein zukünftiger Nachfolger ihn vertrat. Am 23. Januar 1950 starb er in Sofia.

Nach 22 Jahren Exil kam Georgi Dimitrow im November 1945 zurück nach Bulgarien und wurde am 23. November 1946 neuer Ministerpräsident, nachdem am 8. September eine Volksabstimmung die Abschaffung der Monarchie besiegelte. Unter seiner Regierung festigte sich die Macht der Kommunistischen Partei, er ließ u. a. den Oppositionspolitiker Nikola Petkow unter dem Vorwurf des Hochverrats hinrichten und unterzeichnete die neue Verfassung der Republik Bulgarien, die sich eng an der der UdSSR orientierte und in Paragraph 12 die Planwirtschaft als Wirtschaftsrichtung vorgegeben hatte.

Ab 1947 näherte sich Dimitrow dem jugoslawischen Staatschef Josip Broz Tito an und schloss einen Freundschaftsvertrag zwischen beiden Ländern. Ziel war eine Föderation zwischen beiden Ländern, zu der Dimitrow 1948 auch Rumänien öffentlich einlud. Diese Pläne waren nicht mit Moskau abgesprochen und stießen daher auf die scharfe Kritik Stalins, der Tito und Dimitrow für den 10. Februar 1948 nach Moskau beorderte. Georgi Dimitrow starb am 2. Juli 1949 im Sanatorium Barwicha (Барвиха) bei Moskau. Sein Leichnam wurde einbalsamiert und in einem eigens errichteten Mausoleum in Sofia beigesetzt.

Walko Tscherwenkow übernahm als Stellvertreter Kolarows die Regierungsgeschäfte im Jahre 1949. Nachdem er am 3. Februar 1950 zum Vorsitzenden des Ministerrates gewählt wurde, war er auch offiziell das Staatsoberhaupt Bulgarien. Walko Tscherwenkow war ein großer Anhänger Stalins und übernahm seinen Regierungsstil, was ihm nach dessen Tod am 4. März 1954 scharfe Kritik einbrachte, so dass er als Generalsekretär der KP durch Todor Schiwkow abgelöst wurde. Am 17. April 1956 wurde er auch gezwungen, als Ministerpräsident zurückzutreten und dieses Amt an seinen Stellvertreter Anton Jugow abzugeben.

Nach Tscherwenkow erzwungenem Rücktritt forcierte Jugow als neuer Präsident des Ministerrats, zu dem er am 17.April 1956 ernannt wurde, die Entstalinisierung Bulgariens. Große Unterstützung hierbei erhielt er von seinem späteren Nachfolger Todor Schiwkow. Auf dem achten Parteikongress im November 1962 wurde ihm im Zusammenhang mit Tscherwenkow parteischädigendes Verhalten vorgeworfen, so dass er am 27. November aller Partei- und Regierungsämter enthoben wurde. Auf dem letzten Parteitag der KPB, im Jahre 1990 wurde Jugow rehabilitiert. Heute nimmt man an, dass Jugow aufgrund seiner Kritik zu Schiwkows Wirtschaftspolitik seiner Ämter enthoben wurde.

Datei:Bulgaria-Sofia-01.JPG
Der Nationale Kulturpalast in Sofia (erbaut 1981)

Der wohl prägendste Politiker in Bulgariens sozialistischer Phase war Todor Schiwkow, der am 20. November 1962 das Amt des Ministerpräsidenten nach dem achten Parteikongress übernahm. Bis dahin war er der Vorsitzende des Zentralkomitees (ZK) der KP und somit bereits mächtigster Mann im Staat. Bereits auf dem siebten Parteikongress im Juni 1958 der BKP forderte Schiwkow „vermehrte Anstrengungen zur Schaffung des Neuen Menschen und zur Anpassung der Lebensweise an die bereits in einem sozialistische Sinne umgestalteten der Gesellschaft“[11]. Aufgabe der Partei war es somit, Methoden zu entwickeln, wie die Bürger außerhalb der Arbeit nach dem sozialistischen Muster geformt werden konnten. Schiwkow wies auch auf die Notwendigkeit einer „sozialistischen Kulturrevolution“ hin.

Zweimal (1963 und 1973) wurde während der Regierungszeit von Schiwkow in geheimen Treffen des ZK vergeblich die Auflösung der Volksrepublik Bulgarien als souveräner Staat und die Eingliederung als 16. SSR in die Sowjetunion beraten.[12][13]

Der politische Umbruch

Während in anderen Ländern immer wieder Unmut über die sozialistische Herrschaft aufkam, gab es in Bulgarien bis Anfang der 1980er sehr wenig organisierten und individuellen Widerstand gegen die Führung der Kommunistischen Partei. Jedoch war auch kein „fanatischer, mörderischer Repressionsapparat wie unter Ceauşescu oder in Albanien“[14] anzutreffen.

Durch verstärkten innerparteilichen Druck (der somit nicht wie beispielsweise in der DDR durch bürgerliche Gegenbewegungen entstand) trat Todor Schiwkow am 10. November 1989, also einen Tag nach der Berliner Maueröffnung, zurück. Parteiintern hatte es zuvor einige Konflikte gegeben, da der bereits 1988 eingeleitete Reformkurs nicht schnell genug voran getrieben wurde.

Ziel der Parteielite war es, „die Macht weiter in den Händen einer „reformierten“ BKP zu sichern und allenfalls eine Modifikation des Systems, nicht aber einen generellen Systemwechsel einzuleiten. Überstürzt wurden alte Weggefährten Schiwkows aus der Parteiführung entlassen und seine über dreißigjährige Amtszeit einer harschen Kritik unterzogen“[15]. Als eine der ersten Maßnahmen wurde am 17. November 1989 Petar Mladenow zum neuen Vorsitzenden des Staatsrates benannt und einen Monat später, am 18. Dezember, Todor Schiwkow aus der Partei ausgeschlossen. Ebenso benannte man die BKP in Bulgarische Sozialistische Partei (BSP) um.

Am 18. November 1989 fanden in Sofia und anderen großen Städten des Landes die ersten Demonstrationen statt, nachdem bekannt geworden war, dass die BKP keine grundlegenden Änderungen des politischen Systems verfolge. Diese Demonstrationen waren von informellen Organisationen wie der Gewerkschaft Podkrepa oder der ökologischen Bewegung Ekoglasnost organisiert.[16] Am. 7. Dezember vereinigten sich mehrere Organisationen und gründeten die demokratische Oppositionsbewegung Union der Demokratischen Kräfte SDS (bul. Съюз на демократичните сили, СДС), die ab diesem Zeitpunkt die Demonstrationen anführte.

Nach der Wende

Logo der Union der Demokratischen Kräfte

Das Ende der kommunistischen Ära wurde 1990 durch freie Wahlen eingeleitet. Seitdem wurden politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben.

Von 1990 an war die demokratische Oppositionsbewegung Union Demokratischer Kräfte SDS (bul. Съюз на демократичните сили, СДС), die den friedlichen Sturz des kommunistischen Bulgariens herbeiführte, fast immer stärkste Partei. Bis 1997 regierten jedoch die ehemaligen Kommunisten in mehreren Legislaturperioden unter der neugegründete Sozialistische Partei BSP (bulgarisch: Българска социалистическа партия, БСП) mittels Koalitionen. Die EU-Integration wurde wesentlich von einer bis 2001 konservativ geführten SDS-Regierung unter Iwan Kostow beschleunigt. Sie stellte umfängliche Kooperation mit internationalen Institutionen her, senkte die Inflation und stabilisierte die Wirtschaftslage. Der NATO- und EU-Beitritt wurden in dieser Zeit initiiert. Präsident zu dieser Zeit war der Demokrat Petar Stojanow.

Am 22. Februar 1999 legten die bulgarische und die mazedonische Regierung ihren jahrelangen Sprachenstreit bei, indem sie eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten. Bulgarien, das als erstes Land Mazedonien anerkannte, erkannte jetzt auch die Eigenständigkeit der mazedonischen Sprache und Nation erstmals offiziell an, Mazedonien entsagte im Gegenzug jeglicher Einflussnahme auf die mazedonische Minderheit in Bulgarien. Der Streit hatte die bilateralen Beziehungen schwer belastet und sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen beiden Ländern schwierig gestaltet[17].

Die Parlamentswahlen am 17. Juni 2001 gewann überraschend mit 42,7 % der Stimmen die erst kurz zuvor gegründete Nationale Bewegung Simeon II., NDSW (Национално Движение Симеон Втори, НДСВ) um den ehemaligen bulgarischen Zaren Simeon II. von Sachsen-Coburg und Gotha, der nach 55 Jahren aus dem spanischen Exil zurückgekehrt war. Wegen des stark betonten republikanischen Prinzips in der Verfassung slawisierte er seinen Namen zu Simeon Sakskoburggotski und legte monarchische Namenszusätze ab, nachdem die Wahlbehörden die Rechtsauffassung äußerten, er sei als früherer König nicht wählbar. Wesentlichen Anteil an dem Erfolg hatte das Versprechen, innerhalb von 800 Tagen eine deutliche Verbesserung des Lebensstandards herbeizuführen. Dazu schlug er eine Erhöhung des Lohnniveaus und Steuersenkungen vor.

Im Wesentlichen jedoch behielt die amtierende Regierung den konservativen Kurs ihrer Vorgängerin bei, insbesondere die Politik der EU-Integration. 2003/2004 amtierte Bulgarien als Mitglied des UNO-Sicherheitsrates und schloss sich mit Chile und Spanien demonstrativ der von den USA geführten Anti-Irak-Fraktion an, die einen gewaltsamen Regierungswechsel im Irak unterstützte. Die tendenziell US-freundliche Außenpolitik Bulgariens und der Dissens mit der reservierten deutsch-französischen Seite führten unter anderem dazu, dass auf Betreiben des Außenministers Solomon Pasi die deutschen Anti-ABC-Einheiten umgehend durch bulgarische und polnische Truppen ersetzt wurden. Ähnlich den USA hatte auch Bulgarien vor dem Zweiten Golfkrieg den Irak umfangreich mit konventionellen Waffen beliefert. Ein Teil der Lieferungen war über nicht zurückbezahlte Kredite (1,7 Mrd. US-Dollar) erfolgt. Es ist anzunehmen, dass man sich hier bei einer Kriegsbeteiligung Gegenleistungen erwartete. Bulgarien trat 2004 der NATO bei.

In der Wirtschaft kam es aufgrund von Simeons Reformen zu weiter fortschreitendem Aufschwung, von dem allerdings eher in- und ausländische Investoren und die städtische Oberschicht als der Durchschnittsbürger profitierten. In ländlichen Gebieten herrschen oft hohe Arbeitslosigkeit (im Landesdurchschnitt etwa 14 %) und Korruption. Die sehr traditionelle Landwirtschaft, die bei 26 % der Beschäftigten 13 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt, ist noch weit vom Erreichen der EU-Normen entfernt. 2007 wurde Bulgarien in die Europäische Union aufgenommen.

Der von 2005 bis 2009 von den Sozialisten unter Sergei Stanischew angeführten Drei-Parteien-Koalition (BSP, NDSW, DPS) wurde nach dem Stopp der EU - Finanzhilfen ein Scheitern der EU-Politik sowie Korruption, eine unzureichende Bekämpfung der Mafia und das Fehlen einer angemessenen Jugendpolitik vorgeworfen[18]. Sie war die bulgarische Regierung, die das geringste Vertrauen bei der Bevölkerung genoss. Anfang 2009 schenkten ihr nur noch 15 % der Bulgaren Vertrauen, während 76 % gegen sie waren[19].

Bojko Borissow bei der Eröffnung der Internationalen Messe Plowdiw(28. September 2009)

Die regierenden Parteien verloren die 2009 stattgefundenen Europa- und Parlamentswahlen, die vormals mitregierende NDSW war nach der Wahl nicht mehr parlamentarisch vertreten. Beide Wahlen wurden von der GERB-Partei des ehemaligen Bürgermeisters von Sofia, Bojko Borissow, gewonnen. Die 87. Regierung Bulgariens, mit Bojko Borissow als Ministerpräsident, ist eine Minderheitsregierung der GERB-Partei die jedoch von den konservativen Kräften der Blauen Koalition und der Partei Ordnung, Sicherheit und Gerechtigkeit sowie von der nationalistischen Ataka unterstützt wird.

Politik

Siehe auch: Wahlen in Bulgarien

Parlament

Die Parlamentswahlen für die 41. Nationalversammlung fanden am 5. Juli 2009 statt. Die von den bulgarischen Sozialisten geführte Dreierkoalition erlitt eine Niederlage, für die BSP (40 Abgeordnete, angetreten in der Koalition für Bulgarien) war es die schwerste Niederlage ihrer Geschichte. Aus der Wahl ging mit knapp 40 Prozent (116 Mandate) der abgegebenen Stimmen die GERB-Partei von Bojko Borissow als Gewinner hervor. Koalitionsverhandlungen wurden daraufhin mit den weiteren konservativen Kräften im Parlament, der Blauen Koalition (15 Mandate) und der Partei Ordnung, Sicherheit und Gerechtigkeit (10 Mandate) geführt, die jedoch zu keinem Ergebnis führten, woraufhin die GERB eine Minderheitsregierung bildete. Alle drei Parteien hatten im Wahlkampf die Bekämpfung der im Land weit verbreiteten Korruption und Rückgewinnung des Vertrauens seitens der Europäischen Union zum Hauptthema gemacht. Die GERB-Regierung wird auch von der nationalistischen Partei Ataka (21 Mandate) unterstützt.

Die drittstärkste Partei im Parlament bleibt die Bewegung für Rechte und Freiheiten (DPS). Die „Türkenpartei“ konnte dabei mehr als 100.000 Wählerstimmen aus dem Ausland für sich gewinnen, vor allem wählte sie die in der Türkei lebende bulgarisch-türkische und pomakische Gemeinschaft. Jedoch wurde ihr auch Wahlmanipulation in den von ihr dominierten Gebieten vorgeworfen[20][21].

Die bisher mitregierende liberale Nationale Bewegung für Stabilität und Fortschritt (NDSW) von Ex-König Simeon Sakskoburggotski scheiterte an der Vier-Prozent-Hürde. Als Konsequenz erklärte Simeon Sakskoburggotski schon am Tag nach der Wahl seinen Rücktritt als Parteichef.

Ergebnisse der Parlamentswahlen 2009[22]
Partei / Koalition Stimmen Prozente Abgeordnete
Gerb 1.678.641 39.72 % 116 (90 + 26)
Koalition für Bulgarien 748.147 17.70 % 40
DPS 610.521 14.45 % 38 (33 + 5)
Ataka 395.733 9.36 % 21
Blaue Koalition 285.662 6.76 % 15
Ordnung, Sicherheit und Gerechtigkeit 174.582 4.13 % 10
Gesamt 4.226.194 240

Präsident

Im Oktober 2006 – kurz vor dem Beitritt zur Europäischen Union – wurden Präsidentschaftswahlen abgehalten. Damit verknüpfte Staatspräsident Georgi Parwanow Wahlkampf und -entscheidung mit der Regierungspolitik, obwohl dem Präsidenten nur eine repräsentative Rolle zukommt. Keiner der Kandidaten stellte zwar den EU-Beitritt in Frage, jedoch zeichnete sich der Vorsitzende und Kandidat von „Ataka“, Wolen Siderow, durch die Ablehnung der NATO und die Forderung nach mehr Bürgerentscheiden aus und belegte den zweiten Platz. Parwanow erreichte fast 2/3 der abgegebenen Stimmen, musste jedoch wegen des strengen Wahlrechts zur Stichwahl antreten. Erforderlich ist bei der Wahl des Staatsoberhaupts eine Mindestbeteiligung von 50% der Wahlberechtigten, die nicht erreicht wurde. In der Stichwahl stellten sich alle Regierungs- und Oppositionsparteien mit Ausnahme von Attaka hinter Parwanow und trugen so zur Niederlage Siderows bei. Unter den 2 stärksten Kandidaten wurde Parwanow ohne Beteiligungs-Quorum mit 73,4% der Stimmen bestätigt.

Außenpolitik

siehe auch: HIV-Prozess in Libyen

Bulgarien ist seit dem 1. Januar 2007 Mitglied der Europäischen Union und seit 2004 Mitglied der NATO. Weiter ist Bulgarien unter anderem Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO), des Kooperationsrates für Südosteuropa (SEECP) und der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation (BSEC).

In Libyen wurden 2007 fünf bulgarische Krankenschwestern und ein palästinensischer Arzt aufgrund des Vorwurfs, 426 libysche Kinder vorsätzlich mit AIDS infiziert zu haben, zum Tode verurteilt. Obwohl internationale Gutachter die hygienischen Zustände im Krankenhaus als die wahrscheinlichste Ursache der HIV-Ansteckung betrachteten und die Infektion auf einen Zeitpunkt vor Ankunft der Angeklagten datierten, wurde das Urteil über mehrere Instanzen hinweg aufrechterhalten. Kritiker gehen davon aus, dass die Krankenschwestern von Libyen als politische Geiseln für Verhandlungen mit der EU missbraucht wurden. Nach zähen Verhandlungen und internationalem Druck, v.a. der EU und USA, wurden die sechs Inhaftierten am 24. Juli 2007 zur Verbüßung ihrer lebenslangen Haftstrafen nach Bulgarien ausgeliefert, wo sie jedoch unmittelbar nach der Landung von Staatspräsident Parwanow begnadigt wurden. Die EU und weitere Staaten zahlten im Gegenzug über 120 Mio. € an Entschädigungen und Hilfen.

Politische Gliederung

Gemeindegliederung Bulgariens

Nach Artikel 2 der bulgarischen Verfassung von 1991 gilt Bulgarien als „Einheitsstaat mit örtlicher Selbstverwaltung“, in dem keine autonomen Gebiete zugelassen sind. Der Verfassungsartikel 135 wiederum legt den staatlichen Aufbau in Gemeinden und Gebiete fest. Die grundlegende administrativ-territoriale Einheit ist die Gemeinde (Община/Obschtina), in welcher die Organe der örtlichen Selbstverwaltung die kommunalen Interessen vertreten und politisch gestalten. Die Bürger können sich an der Verwaltung der Gemeinde unmittelbar durch ein Referendum oder eine Vollversammlung der Einwohner beteiligen. Die Wahlen zu den Organen der örtlichen Selbstverwaltung (Gemeinderäten - Общински съвет/obschtinski sawet) finden alle vier Jahre statt, wobei der Bürgermeister (кмет/kmet) als Organ der Exekutive der Gemeinde direkt gewählt wird. Die Gemeinde hat ein Recht auf eigenes Eigentum und einen selbstständigen Haushalt, darüber hinaus hat sie den Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch den Staat.

Bezirke

Im Gegensatz zu den Gemeinden wird die zweite territoriale Einheit, das Gebiet oder Bezirk (област/oblast), administrativ nicht durch gewählte Organe vertreten. Die Oblast ist vielmehr eine administrativ-territoriale Einheit, die ein vom Ministerrat ernannter Bezirksverwalter (областен управител/oblasten uprawitel) im Interesse der staatlichen Zentralverwaltung kontrolliert. Der Verwalter soll laut Art. 143 der Verfassung die Durchführung der staatlichen Politik sichern und ist für den Schutz nationaler Interessen, der Gesetzlichkeit und der öffentlichen Ordnung verantwortlich.

Militär

siehe Hauptartikel Bulgarische Streitkräfte

Die Bulgarischen Streitkräfte gliedern sich in Heer, Marine und Luftwaffe und zählen insgesamt 45.000 Soldaten. Oberbefehlshaber der Armee ist der bulgarische Präsident.

Seit 2004 ist Bulgarien NATO-Mitglied. Die Armee war bzw. ist an internationalen Einsätzen in Kambodscha, Angola, Tadschikistan, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Eritrea, Afghanistan und auch im Irak beteiligt.

Wirtschaft

Wirtschaftsgeschichte

Bulgarien gehört zu den Ländern, die als Agrarstaat in den RGW („COMECON“) eingetreten sind und ihre Industrialisierung diesem im Wesentlichen zu verdanken haben. Das bedeutete die Steigerung der energie- und rohstoffintensiven Schwerindustrie, von denen einige Bereiche (Pharmazeutika, Maschinenbau, Elektronik) durchaus erfolgreich in den ehemaligen Märkten agierten. In ihrer Blütezeit beschäftigte die bulgarische Elektronikindustrie bis zu 300 000 Menschen bei einem Jahresumsatz von 13,3 Milliarden Dollar. Die Computermarken Pravetz, Izot, IMKO und ES EVM produzierten zeitweise bis zu 40% aller Computer des RGW, wobei es sich meistens um qualitativ unterlegene Nachbauten von Modellen der US-Marken Apple und IBM handelte.

Nach dem Wegfall des Marktes der Sowjetunion, zu dem die meisten Beziehungen bestanden, geriet die Wirtschaft in eine schwere Krise, aus der sie sich erst seit 2004 erholt hat. Die einstmals gut entwickelte Industrie für Computerhardware verschwand vollständig. In den Jahren 1989 bis 1995 gingen die Realeinkommen um fast 70 Prozent zurück, der Lebensstandard fiel um 40 %. Das Sozialsystem, insbesondere das System der Kranken- und Rentenversicherungen, brach weitgehend zusammen.

Die sozialistische Regierung unter Schan Widenow schaffte hier keine Abhilfe, sondern bediente die Interessen der ehemaligen Nomenklatura. Im Frühjahr 1996 kam es infolge der hohen Staatsverschuldung zu einer schweren Wirtschaftskrise. Banken brachen praktisch über Nacht zusammen; der Staat geriet in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber seinen ausländischen Kreditgebern. In der Hoffnung auf Unterstützung von Weltbank und IWF verabschiedete die sozialistische Regierung ein Strukturprogramm. 134 marode Staatsbetriebe sollten geschlossen werden, durch Steuervergünstigungen versuchte man - vor allem ausländische - Investoren anzulocken. Doch die Privatisierung ging dem IWF zu langsam und er forderte als Bedingung für weitere Kredite die Einführung eines Währungsrates sowie die Bindung des bulgarischen Lew an die D-Mark im Verhältnis 1:1.

Kennziffern

Die Schaffung des Währungsrates 1997, die Konsolidierung der Staatsfinanzen (Budgetüberschuss 2005: 504 Millionen EUR, entspr. 2,4 % des BIP), einschließlich der Reduzierung der Auslandsverschuldung (Staatsverschuldung im Dezember 2005 nur noch 25,5 % des BIP), weitreichende strukturelle Reformen und die Privatisierung nahezu aller staatlichen Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank trugen zu makroökonomischer Stabilität bei. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist seitdem stetig gewachsen. Es beträgt derzeit 3753 € Pro Kopf (28,9 MRD € absolut)[23] im Vergleich zu 2779 € Pro Kopf im Jahre 2005. Jedoch mussten die Statistiker nach mäßigen Inflationsraten der Jahre 2001 bis 2005 (2005: 6,5 %) im Jahre 2007 eine etwa 13 %ige allgemeine Preissteigerung beobachten. Die relativ hohen BIP-Wachstumsraten (2001 4,1 %, 2002 4,9 %, 2003 4,5 % ,2004 5,7 %, 2005 5,8 %, 1.Halbjahr 2006 6,1 %, 2007 6,2 %) wurden somit durch die Inflation etwas abgedämpft. Die Arbeitslosigkeit konnte erheblich gesenkt werden und lag Ende des Jahres 2005 bei ca. 10,7 %. Begünstigt wird diese Entwicklung durch hohe Vorbeitrittshilfen der Europäischen Union. So standen 2004 insgesamt rund 400 Millionen € in den Programmen PHARE, ISPA und SAPARD zur Verfügung.

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Bulgarien einen Index von 33 (EU-25:100) (2005, zum Vergleich: Deutschland: 108) [24]. Da die Regierung einen Großteil der in den Haushaltsjahren 2004 und 2005 entstandenen Überschüsse für Ausgleichsmaßnahmen verwendete, um die sozialen Folgen der zur Kostendeckung notwendigen Anpassung der Preise für Elektrizität, Wasser und Fernheizung aufzufangen und gleichzeitig die Transfereinkommen zusätzlich und überproportional erhöhte, sind die Realeinkommen auch der besonders Benachteiligten (Arbeitslose, Behinderte und Rentner) erstmals seit langem wieder gestiegen. Dennoch bleiben über 1 Million Menschen vom Wirtschaftsaufschwung Bulgariens weitgehend abgekoppelt.

Trotz Fortschritten bei der Justizreform stellt die Schwäche des bulgarischen Justizsystems weiter eines der größten Hindernisse für die wirtschaftliche Entwicklung dar.

Wichtigste Wirtschaftszweige: Chemische Industrie, Nahrungsmittel und Nahrungsmittelverarbeitung, Tabakindustrie, Metallindustrie, Maschinenbau, Textilindustrie, Glas- und Porzellanindustrie, Kohleförderung, Stahlproduktion, Energiewirtschaft, Tourismus.

Die wichtigsten Aus- und Einfuhrgüter Bulgariens:

Ausfuhr: Chemische Produkte, Nahrungs- und Genussmittel, Rohmetall- und Stahlprodukte, Maschinen und Ausrüstungen, Konsumartikel, Textilprodukte, Elektrizität.

Einfuhr: Rohstoffe, mineralische Produkte und Brennstoffe (insbesondere Öl und Gas aus Russland), Maschinen und Ausrüstungen, chemische Erzeugnisse, Konsumgüter.

Wirtschaftsbeziehungen

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Bulgariens. Über 5000 deutsche Firmen sind im Handel mit Bulgarien tätig, davon sind 1200 vor Ort vertreten. Das Gesamthandelsvolumen 2007 erreichte ca. 35 Milliarden €, das Handelsvolumen mit Deutschland ca. 3,7 Milliarden € (10,5%). Die deutschen Exporte nach Bulgarien beliefen sich auf 2,3 Milliarden €, die Importe aus Bulgarien auf 1,4 Milliarden €.[25] Über die Hälfte entfiel auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Seit März 2004 besteht in Sofia die Deutsch-Bulgarische Industrie- und Handelskammer (DBIHK), die bereits über 350 Mitglieder zählt.

Die ausländischen Direktinvestitionen erreichten 2007 einen Höchstwert von 5,7 Milliarden € und 2008 einen Wert von 5,4 Milliarden €. Mit Investitionen in Höhe von 605 Millionen € (11,2%) im Jahr 2008 lag Deutschland an dritter Stelle der ausländischen Investoren hinter Österreich und den Niederlanden.[25]

Der hohe Investitionsbedarf der bulgarischen Wirtschaft, der zusammen mit niedrigen Löhnen und gut ausgebildetem Personal viele Chancen für langfristig orientierte Investoren, insbesondere in lohnintensiven Fertigungsbereichen (Maschinenbau, Nahrungsmittelverarbeitung, Kfz-Teileherstellung, Textilproduktion, Softwareentwicklung etc.) bietet, wird jedoch trotz dieser Entwicklung noch einige Zeit fortbestehen. Gute Aussichten für Investitionen bestehen u.a. auch weiterhin im Tourismusbereich. Mehr als 580.000 Deutsche besuchten 2008 Bulgarien.[25] Ausbaufähig erscheint besonders der Bereich Individualtourismus, insbesondere Öko-, Wander-, und Bädertourismus, aber auch der Wintersportbereich.

Das Investitionsklima für Ausländer ist im Wesentlichen gut, trotz erheblicher Defizite im Justizbereich. 2005 erreichte die Investitionsquote Bulgariens 22 % des BIP (2004 21 %). Ende 2007 wurden die steuerlichen Bedingungen durch die Einführung einer 10 %igen Pauschalsteuer verbessert.

Umweltbelastung

Nach 1950 wurden die Industrialisierung und die Intensivierung der Landwirtschaft im Rahmen der Planwirtschaft betrieben, oft zu Lasten der Umwelt. Die Förderung vor allem der Schwerindustrie, des Energiesektors und des Bergbaus sowie der Einsatz veralteter Technologien verursachte zum Teil erhebliche Luft-, Boden-, und Wasserverschmutzungen.

Mit der Schließung vieler industrieller Produktionsstätten nach der Wende haben sich die Umweltbelastungen stetig verringert. Obwohl Bulgarien seit Mitte der 90er Jahre im Umweltbereich deutliche Fortschritte erzielt hat, sind nach Schätzungen der Weltbank für die Umsetzung des EU-Acquis im Umweltbereich bis zum Jahr 2020 Investitionen von rund 9 Milliarden € erforderlich. Jährlich müssten demnach Investitionen in Höhe von rund 11 % des BIP getätigt werden. Der Umweltschutz wurde durch die Gründung des Umweltministeriums 1990 erstmals institutionalisiert und als Staatsziel in der bulgarischen Verfassung von 1991 (Art. 15) verankert. Im Umweltschutzgesetz vom September 2002 hat die bulgarische Regierung erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit gesetzlich festgeschrieben.

Korruption

Korruption stellt in Bulgarien ein gravierendes Problem dar. Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) bemängelte bereits mehrfach Korruption und Veruntreuung von EU-Geldern in Bulgarien. Im November 2008 kürzte die Europäische Union Bulgarien aufgrund mangelnder Fortschritte in der Korruptionsbekämpfung 220 Millionen Euro Fördergelder. Bereits im Juli 2008 waren 825 Millionen Euro an Hilfen vorübergehend eingefroren worden. [26]

Auf dem weltweiten Corruption Perceptions Index 2009 von Transparency International erreichte Bulgarien mit Platz 71 von 180 das schlechteste Ergebnis innerhalb der Europäischen Union zusammen mit Rumänien und Griechenland [27] konnte sich jedoch gegenüber dem Vorjahr um einen Platz verbessern. [28]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben in Höhe von umgerechnet 17,89 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 17,3 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1,3 % des BIP.[29] Die Staatsverschuldung betrug 2009 9,6 Mrd. US-Dollar oder 21,4 % des BIP.[29]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur

Verkehr

Bulgarien ist ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Nahen Osten. Es verfügt über ein relativ gut ausgebautes Verkehrsnetz: Eisenbahnnetz (Bulgarische Staatseisenbahn), Straßennetz (jedoch bislang nur wenige Autobahnen), vier internationale Flughäfen (Sofia, Warna, Burgas und Plowdiw), zwei Hochseehäfen (Burgas, Warna) und mehrere kleinere Seehäfen (Sozopol, Baltschik) sowie Binnenhäfen (an der Donau). Bis ins späte Mittelalter spielte die Binnenfahrt auf dem Fluss Mariza eine wichtige Rolle.

Straße

Zukünftiges Autobahnnetz in Bulgarien

Der Verkehr in Bulgarien findet vor allem auf der Straße statt. Zwischen den Großstädten verkehren Busse mehrerer Busunternehmen. Regionalverbindungen in die kleineren Städte gibt es von der jeweiligen Provinzhauptstadt. In der Sommerzeit werden auch direkte Verbindungen von Sofia und anderen Großstädten in die meisten Tourismusorte an der Schwarzmeerküste angeboten. Die Busverbindungen in die Groß- und Hauptstädte der Nachbarländer stellen eine preiswertere Alternative dar und sind gut ausgebaut. Insgesamt hat Bulgarien mit der Türkei drei Grenzübergänge, mit Griechenland vier (ein weiterer in Bau), mit Mazedonien drei (weitere drei in Planung), mit Serbien fünf (weitere drei in Planung) und mit Rumänien zwölf (ein weiterer in Bau, siehe Donaubrücke 2).

Die paneuropäischen Verkehrskorridore IV (Dresden–Budapest–Craiova–Sofia–Thessaloniki), VII (Donau), VIII (Tirana–Skopje–Sofia–Warna–Burgas) und IX (Helsinki–Moskau–Bukarest–Dimitrowgrad–Alexandropolis) führen durch Bulgarien.

Das bulgarische Autobahnnetz befindet sich noch im Ausbau. Anders als in den Nachbarländern gibt man in Bulgarien, geographisch bedingt, statt den Nord-Süd- den Ost-West-Verbindungen die Priorität.

Schiene

Alle großen Städte in Bulgarien sind an das Schienennetz angeschlossen. Die Hauptstrecken werden ausgebaut, jedoch werden Zugverbindungen in kleinere Orte gestrichen. Auf der Strecke Sofia–Burgas (ca. 400km) dauert eine Zugfahrt etwa acht Stunden, während eine Busfahrt nur sechs Stunden benötigt. Hochgeschwindigkeitsverkehr existiert in Bulgarien wie auch in den Nachbarländern nicht. Aus diesem Grund wird die bulgarische Bahn eher gemieden, ist jedoch auf einigen Strecken preiswerter als eine Busfahrt. Während des Zweiten Weltkrieges unterstützte die deutsche Wehrmacht den Bau einer direkten Schienenverbindung zwischen den Küstenstädten Burgas und Warna, jedoch konnte sie von Burgas nur bis Pomorie fertiggestellt werden. Noch heute existiert keine direkte Verbindung zwischen beiden Städten und eine Zugfahrt auf der ca. 120 km langen Strecke erfordert ein zweimaliges Umsteigen.

Das bulgarische Schienennetz ist mit dem der Nachbarländer verbunden. Eine Ausnahme stellt Mazedonien dar. Eine Gleisverbindung bis zur Grenze existiert auf bulgarischer Seite seit den 1930er Jahren. Ein Weiterbau und Anschluss an das mazedonische Eisenbahnnetz erfolgt jedoch in Mazedonien aus politischen Gründen nicht.

Einige bulgarische Städte (Sofia, Burgas u. a.) sind Beginn und Ziel mehrerer europäischer Zugverbindungen (siehe Internationale Strecken). Auch der Orient-Express durchquerte Bulgarien.

Die bekannteste Schmalspurbahn Bulgariens, die Rhodopenbahn, führt von Septemwri nach Dobrinischte. Ihre Strecke liegt entlang der Gebirge Rhodopen, Rila und Pirin und überquert Awramowo, den höchstgelegenen Bahnhof der Balkanhalbinsel (1267 m).

Kultur

In Bulgarien hat das Puppentheater (nicht nur für Kinder) eine lange Tradition.

Kunst und Architektur

Die Kunst auf dem Gebiet Bulgariens hat eine lange Tradition. Seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. sind die zahlreichen thrakischen Hügelgräber (Kurgane) und zahlreiche Goldschmiedearbeiten (siehe hierzu thrakische Kunst) erhalten.

Mittelalter und Renaissance
Ikone von Theodor Stratelates, in der Pleslawer Keramik gefasst

Als wichtigstes Denkmal aus der frühesten bulgarischen Zeit gilt das in der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste eingetragene lebensgroße Felsenrelief Reiter von Madara (8. Jahrhundert). Die erste Hauptstadt Pliska wurde noch nach römisch-byzantinischem Vorbild mit starken Festungsanlagen umgeben, besaß jedoch auch Paläste, Kirchen, Bäder und andere öffentliche Bauten, deren Bauformen und -technik ihren Ursprung zum Teil in Mittelasien und im Vorderen Orient hatten. Dies genügte jedoch nicht den Herrschaftsanspruch der bulgarischen Zaren und Zar Simeon I., genannt der Große, verlegte 863 die Hauptstadt in das ebenfalls stark befestigte Preslaw. Von ihren Kirchen und Klöstern ist die Runde (auch Goldene) Kirche mit vielfarbigem Schmuck und glasierten Tonplatten (Preslawer Keramik) zu nennen, der für die bulgarische Kunst dieser Periode kennzeichnend ist. Mit der Christianisierung des bulgarischen Reiches wurden auch in anderen Städten Sakralbauten neu errichtet (wie etwa die Sophienkirche in Ohrid (heute Mazedonien) als untypische Pfeilerbasilika errichtet, oder die Stephanosbasilika in Nessebar) oder umgebaut (Alte Metropolitenkirche in Nessebar oder Sophienkirche in Sredez). Im Unterschied zur byzantinischen Kirchenarchitektur zeigte sich bereits vor Mitte des 10. Jahrhunderts die Tendenz zu sehr dekorativem Mauerwerk (Blendbogennischen, Mosaikschmuck, bemalte Keramik, Freskenmalerei).

Außenbemalung der Hauptkirche im Rila Kloster

Mit der byzantinischen Herrschaft (1018 – 1185/86) verstärkten sich auch die Einflüsse von Byzanz in der bulgarischen Kunst. Mit der Restauration des Bulgarischen Reiches in Jahre 1185 fand die Kunst des Ersten Bulgarischen Reiches ihre Fortsetzung. In Tarnowo, der neuen Hauptstadt, entstand ein kleinerer, meist einschiffiger, von Byzanz übernommener Kirchentyp, dessen Gewölbe und Böden zur Kuppel überleiten (Beispiele für Kreuzkuppelkirchen sind die Nikolauskirche in Melnik, die Pantokratorkirche und Johannes-Aleiturgetos-Kirche in Nessebar sowie die 40-Märtyrer-Kirche in Tarnowo). Sie blieben jedoch im Unterschied zur byzantinischen Kunst in den dekorativen Tendenzen in der sakralen Baukunst bestimmend (buntes, mit glasierter Keramik verziertes Sichtmauerwerk, Blendnischen und -arkaden). Die Außenwände sind durch Blendbögen gegliedert und durch rhythmische Wechsel roter und weißer Steine oder auch Keramik.

Klosterkirche in Zemen

Größere Selbstständigkeit erreichte die Malerei in den Fresken von Bojana (1259). Die in reiner Freskotechnik (fresco buono) ausgeführte Malerei in der Kirche von Bojana gehört somit zu der besterhaltenen aus dieser Periode in Südosteuropa und trägt renaissancehafte Züge. Die Fresken der Höhlenkirche von Iwanowo (kurz nach 1232, gestiftet von Ivan Asen II.) bereiteten den Boden für die künstlerische Renaissance unter den Paläologen Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts. Die Fresken der Johanneskirche von Zemen (um 1300) sind mit vorikonoklastischen Elementen durchsetzt. Seit dieser Zeit, 13. und 14. Jahrhundert, ist Bulgarien auch für seine Ikonenmalerei bekannt. Die Vertreter der Malschule von Tarnowo überschritten die überlieferten Regeln der traditionellen Ikonenmalerei und schufen damit die bedeutendste eigenständige Schule der ostkirchlichen Kunst. Von den erhaltenen Bilderhandschriften sind die reichlich illustrierten Tetraevangeliar von Zar Alexander und die Manasses-Chronik des Zaren Iwan Alexander die bekanntesten (die erste befindet sich heute im British Museum in London, die zweite in der Vatikanischen Bibliothek).

Bulgarische Wiedergeburt

Nach der osmanischen Eroberung wurde die bulgarische christliche Kunst fast nur in den abgelegenen Klöstern gepflegt. Bulgarische Künstler waren jedoch an der regen osmanische Bautätigkeit von öffentlichen Gebäuden und Bauten in der Zeit nach der Eroberung beteiligt. Vom 15. bis 18. Jahrhundert war die von der Mönchsrepublik Athos ausgehende Kunst bestimmend. Mit der bulgarischen Wiedergeburt am Ende der osmanischen Besatzung entstanden überall in den bulgarischen Ländereien neue Kunstschulen (über 40 sind bekannt), die alle dem so genannten Wiedergeburtsstil angehörten. In dieser Zeit entwickelte sich die Holzschnitzerei als spezifische bulgarische Kunst. Die bekanntesten Kunstschulen waren die Kunstschule von Tschiprowzi, Kunstschule von Debar und die Kunstschule von Samokow. Aus der letzten gingen viele der Maler hervor, die die Bemalung von vielen Klöstern und Kirchen ausführten, darunter des mittlerweile in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommenen Rila-Klosters.

Wichtig für die neuere Zeit war Jules Pascin, der 1885 in Widin geboren wurde. Eigentlich hieß er Julius Pinkas. Da er lange Zeit in Frankreich verbrachte, wo er auch 1930 starb, wird er als bulgarisch-französischer Maler und Grafiker bezeichnet.

Neuzeit

Der bekannteste lebende bulgarische Künstler ist wohl Christo Jawaschew, der unter seinem Vornamen und zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude bekannt wurde. Er verhüllte u.a. das Reichstagsgebäude in Berlin und den Pont Neuf in Paris.

Musik

Bulgarien verfügt über eine große Tradition des Chorgesangs. Der staatliche Chor wurde durch einen eigenen Stil sehr erfolgreich, zahllose bulgarische Frauenchöre wie etwa Angelite sind heute international bekannt. Das bulgarische Nationalinstrument ist, neben der Flöte Kaval, der Dudelsack Gaida. In den meisten Landesteilen wird die hochgestimmte Thrakische Gaida (Djura Gaida) gespielt, überwiegend zum Tanz, während im rhodopischen Gebirge die tief gestimmte Kaba Gaida zur Begleitung meist trauriger Balladen genutzt wird. Des Weiteren finden die Langhalslaute Tambura, das Streichinstrument Gusla, die Fidel Gadulka sowie die Trommeln Tapan (Davul) und Tarambuka (Darbuka) und das Blasinstrument Zurna in der traditionellen bulgarischen Volksmusik Verwendung.

Bekannte bulgarische Sänger sind unter anderem Ari Leschnikow, der von 1928 bis zur Auflösung in den 1930er-Jahren den Comedian Harmonists als Tenor angehörte und der Opernsänger Boris Christow, der als einer der weltbesten Bassisten galt. Die gebürtige Bulgarin Wesselina Kassarowa gehört heute zu den gefragtesten Mezzosopranistinnen der Welt. Mit Anna-Maria Ravnopolska-Dean kommt eine der bekanntesten Harfenistinnen der Gegenwart aus Bulgarien. Aber auch die bulgarischen Folklorelieder wurden durch die Sänger von Le Mystère Des Voix Bulgares und Walja Balkanska weltberühmt. Auch die populäre französische Chanson- und Pop-Sängerin Sylvie Vartan ist eine gebürtige Bulgarin.

Das Besondere an der bulgarischen Musik ist, dass diese über eine große rhythmische Vielfalt verfügt. Die Verwendung an ungeraden Takten, wie zum Beispiel 5/8, 7/8 und 9/8, machen diese Musik besonders schwierig zu spielen. Viele moderne Musiker in den verschiedensten Genres aus aller Welt benutzen Fragmente bulgarischer beziehungsweise südosteuropäischer Volksmusik.

Literatur

Simeon Laudatio

Die Anfänge der bulgarischen Literatur wurden im 8./9. Jahrhundert gelegt. Dabei handelte es sich zunächst um Chroniken, Bau- und Grabinschriften bulgarischer Herrscher und Adligen in Griechisch, selten aber auch in der Sprache der Urbulgaren. Die Altbulgarische Literatur wurde in der nach der Christianisierung in 10. Jahrhundert in Bulgarien entstandenen Kyrillischen Schrift geschrieben.

In Pliska, der Residenz des Fürsten Boris, im westlich gelegenen Ohrid[31] sowie in Weliki Preslaw, wohin Simeon I. die bulgarische Hauptstadt verlegt hatte, waren einige der Schüler der Slawenapostel Kyrill und Method tätig, darunter Kliment von Ohrid, Konstantin von Preslaw, Ioan Exarch und Tschernorizec Hrabar. Der letzte verfasste das auch in Serbien und Russland bekannte Traktat zur Verteidigung der slawischen Schrift „O Pismenach“ (auf Deutsch Über die Buchstaben). Die Regierungszeit von Boris I. und Simeon I. gilt als das „goldene Zeitalter“ der bulgarischen Literatur.

Tetraevangeliar der Schule von Tarnowo

Die Mittelbulgarische Literatur wiederum wurde in Mittelbulgarisch (Kirchenslawisch) verfasst. In dieser Zeit wurden Apokryphen, Lebensbeschreibungen, Geschichtschroniken aus dem Griechischen ins Mittelbulgarische übersetzt. Eine zweite Blütezeit erlebte die bulgarische Literatur während des 13. und 14. Jahrhunderts mit einem in der Nähe von Tarnowo 1350 gegründetes Kloster als Zentrum. Zu dieser Schule zählten unter anderem der Mönch Kiprian, Grigorij Camblak und Konstantin Kostenezki, die nach der Eroberung Bulgariens die formalen Prinzipien der bulgarischen Literatur auch in Gebiete der heutigen Staaten Russland, Rumänien und Serbien brachten.

Einige der wichtigste Autoren während der Zeit der osmanischen Herrschaft waren Wladislaw Gramatik, Païssi von Hilandar, Sophronius von Wraza, die Brüder Miladinowi deren Werke vor allem durch die Suche nach der bulgarischen Identität gekennzeichnet waren. Im 18. Jahrhundert bildeten sich zwei Genres heraus, die Histographie und die Autobiographie. Im Zuge der bulgarischen Wiedergeburt erreichte die bulgarische Literatur einen weiteren Höhepunkt. Die patriotischen Gedichte der Revolutionäre wie Christo Botew, Ljuben Karawelow und die Werke von Jordan Jowkow und dem Patriarchen der bulgarischen Literatur Iwan Wasow haben die Zeit des Kampfes für ein freies Bulgarien und die Zeit danach maßgeblich geprägt. Die Memoirenliteratur wiederum gelangte in den Werken von Sachari Stojanow und Simeon Radew zu ihrer Blüte.

Durch symbolistische Dichter wie Nikolai Liliew, Dimtscho Debeljanow, Pejo Jaworow, Christo Jassenow, Teodor Trajanow oder Nikolai Rainow fand die bulgarische Dichtung Anschluss an die moderne Weltliteratur der Jahrhundertwende. Verstärkt wurde dies vor allem durch das Engagement des Expressionisten und Übersetzers Geo Milew, der jedoch 1925 durch regierungsnahe Kräfte ermordet wurde. Nach Autoren wie Atanas Daltschew, Fani Popowa-Mutafowa, Elin Pelin oder Nikola Wapzarow wird die heutige bulgarische Literatur von Autoren wie Nedjalko Jordanow, Jordan Raditsckow, Nikolai Haitow oder Georgi Markow geprägt.

Siehe auch: Liste bulgarischer Schriftsteller

Folklore und Brauchtum

Abgelegte Marteniza

Eine besondere Rolle in der Kulturgeschichte Bulgariens spielt die Folklore und das Brauchtum, die während der osmanisch-türkischen Herrschaft nicht nur zur Bewahrung der nationalen Identität, sondern auch zu den weiteren Entwicklungen der Kunst und der Literatur betrug. Eng verbunden mit der damaligen Lebensweise und Kämpfen gegen die Osmanen sind vor allem die Volkslieder (Helden-, Hajduken-, Fest-, Ritual-, Liebes-, und epische Lieder), die wegen der Vielfalt der Texte und Rhythmen (ungerade Takte wie zum Beispiel 5/8, 5/16, 7/16 etc.) und der originellen Melodik (dorische, phrygische Tonart, mensurische Metrik etc.) auch heute populär sind.

In Bulgarien werden Gruppen- und Solotänze unterschieden (choro, bzw. ratscheniza), die vor allem durch sehr komplizierte Tanzschritte gekennzeichnet sind. Die Tänze werden meist von speziellen Blas- (Kaval, Gajda), Schlag- (Tapan, baraban= dt. Trommel), Streich- (Gadulka, Gusla) und anderen Instrumenten begleitet.

Ein beliebter Brauch ist das Verschenken von Martenizas (Мартеница), kleinen rot-weißen Stoffanhängern oder Armbändern, zum Frühlingsanfang am 1. März. Die Martenizas sollen, damit sie Glück und Gesundheit bringen, getragen werden, bis man den ersten Storch sieht. Dann soll man die Marteniza an einen Zweig (vorzugsweise der Kornelkirsche) binden und sich etwas wünschen. Weiter wird im Südosten Bulgariens, in der Region Strandscha, dem Feuerlauf nachgegangen.

Kukeri während ihrer Ritualtänze

In allen Regionen sind die Karnavalspiele der Kukeri vertreten, die eine Art Volkstheater darstellen. Sie treten an die Woche vor Beginn der orthodoxen Fastenzeit in Ostbulgarien und zwischen Weihnachten und Dreikönigsfest in Restbulgarien auf. Ähnlich wie in Deutschland während der Karnevalszeit, oder während der Rauhnächte werden Straßentänze und verschiedene Bräuche abgehalten, die symbolisch für die zur Geisteraustreibung oder -beschwörung, Winteraustreibung, für Fruchtbarkeit, Gesundheit, gute Saat und Ernte und weiteres stehen.

Hochentwickelt war im Mittelaltar auch das Kunstgewerbe, das man heute vor allem in den phantasiereichen Nationalrachen (bunter Stoffe mit Stickereien, schwerer metallener Schmuck, verschiedene Kopfbedeckungen).

Die Interesse für die Folklore und das Brauchtum bestand schon während der nationalen Wiedergeburt. In der Zeit der kommunistischen Herrschaft wurde die Bewahrung der Tradition durch die Organisation mehrerer Folklore-Festivals, folkloristische Orchester, Tanzensembles, ein Hochschule in Kotel und andere Initiativen gefördert, jedoch gerieten Elemente der Volkskultur (Bräuche, Rituale, Sitten), die in das Gesamtbild der sozialistischen Gesellschaft aus ideologische Sich nicht passten, in Vergessenheit (unter anderem das Besuchen der Liturgie zu den kirchliche Feiertagen, wie Ostern oder Weihnachten). Seit der Demokratisierung wurden jedoch die alten Traditionen neu belebt.

In Bulgarien gilt abweichend von der sonst europaweiten üblichen Konvention das Kopfnicken als Verneinung, das Kopfschütteln als Bejahung. Der Sage nach geht dies auf das Verhör eines Freiheitskämpfers zurück, der mit unter dem Kinn gehaltener Schwertspitze gefragt wurde, ob er leben bleiben wolle.[32]

Küche

Eine typische bulgarische Mahlzeit beginnt mit einem Schopska-Salat (шопска салата) oder Thrakijska-Salat (тракийска салата) zu einem Rakija und im Sommer mit der kalten Suppe Tarator (таратор). Als Hauptgericht gelten die Kebaptscheta (кебапчета) oder ein typischer Festtags Lammbraten, das Tschewerme (чеверме), Kawarma (каварма) sowie und andere Grillspeisen. Zum Schluss nimmt man die Baniza (баница) zu sich. In der bulgarischen Küche sind zudem das Bohnenkraut Tschubriza (чубрица) und das ketchupähnliche Püree Ljuteniza (лютеница) sowie die besonderen Wurstarten Lukanka (луканка) und Sucuk (суджук) sehr beliebt.

Feiertage

Datum Name[33] Deutscher Name Anmerkungen
1. Januar (gregorianisch) bulgarisch Нова година Neujahr
3. März bulgarisch Ден на Освобождението на България от османско иго Nationalfeiertag. Tag der Befreiung Bulgariens vom osmanischen Joch 1878, Frieden von San Stefano
julianisch bulgarisch Великден Ostern
1. Mai bulgarisch Ден на труда Internationaler Tag der Arbeit
6. Mai bulgarisch Гергьовден, Ден на храбростта и Българската армия Georgstag, Tag der Tapferkeit und der bulgarischen Armee
24. Mai bulgarisch Ден на българската просвета и култура и на славянската писменост Tag der bulgarischen Aufklärung und Kultur und der slawischen Literatur (der Feiertag ist eng verknüpft mit der Kreation des kyrillischen Alphabets) schulfrei
6. September bulgarisch Ден на Съединението на България Tag der Vereinigung Bulgariens 1885 mit Ostrumelien
22. September bulgarisch Ден на Независимостта на България Tag der Unabhängigkeit Bulgariens 1908
1. November bulgarisch Ден на народните будители - неприсъствен за всички учебни заведения Tag der nationalen Erweckung schulfrei
24. Dezember (gregorianisch) bulgarisch Бъдни вечер Heiligabend
25./26. Dezember (gregorianisch) bulgarisch Коледа, Рождество Христово Weihnachten, Geburt Christi

Am 2. Juni wird in ganz Bulgarien durch das Einschalten der Luftsirenen am Mittag um 12:00 Uhr und einer Gedenkminute das Leben und Werk des Freiheitskämpfers Christo Botew geehrt.


Gesellschaft

Wissenschaft/Erfindungen

Der berühmteste Wissenschaftler bulgarischer Herkunft ist wahrscheinlich der in den USA geborene John Vincent Atanasoff. Er ist der Erfinder des elektronischen digitalen Rechners und lehrte mathematische Physik. Ebenfalls ein berühmter österreichisch-bulgarischer Wissenschaftler ist Carl Djerassi, der auch als der Vater der Antibabypille bezeichnet wird.

Homosexualität

Hauptartikel: Homosexualität in Bulgarien

Homosexuelle Handlungen wurden 2002 in Bulgarien legalisiert. Durch die Gleichbehandlungsrahmenrichtlinie der EU werden Lesben und Schwule vor Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt geschützt, gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden staatlich jedoch nicht anerkannt.[34]

Sport

Vor der Wende war Sport Staatspolitik und viele bulgarische Sportler sorgten weltweit für Aufmerksamkeit. Die größten Erfolge wurden in den Individualsportarten erzielt. Nach dem Zerfall des Systems und mit dem Wegfall staatlicher Unterstützung konnten sich nur Sportler beweisen, die äußerst große Talente waren und meist aus Sportlerfamilien kamen. Bekanntes Beispiel sind die Maleeva-Schwestern im Tennis, die alle in den Top-10 gestanden haben und deren letztes Mitglied, Magdalena Maleeva, 2005 zurücktrat. In Bulgarien gibt es eine lange Tradition im Schach, Kraftsport (Ringen, Gewichtheben, Boxen), in der Leichtathletik und in der rhythmischen Sportgymnastik. Der Ringer Nikola Stantschew war der erste bulgarische Olympiasieger.

Schach

Eine lange Tradition kann Bulgarien auch im Schachspielen vorweisen. Bulgarien hat seit der Einführung des Großmeistertitels 1970 durch den Weltschachbund FIDE 33 Großmeister hervorgebracht (Stand: Januar 2009). Dazu gehören der ehemalige Schachweltmeister Wesselin Topalow und die ehemalige Schachweltmeisterin Antoaneta Stefanowa, des Weiteren bekannte Schachspieler wie Iwan Tscheparinow, Julian Radulski, Iwan Radulow, Ljuben Spassow und Kiril Georgiew.

Gewichtheben

Bulgarien hat auch eine lange Tradition im Gewichtheben. Bekannteste Gewichtheber sind Iwan Abadschiew, Norair Nourikijan, Milena Trendafilowa oder Ivan Ivanov. Es gibt sogar einige bekannte türkische Gewichtheber, wie zum Beispiel Naim Suleymanoglu oder Halil Mutlu, die sich während des damaligen Systems als Angehörige der türkischen Minderheit entwickeln konnten und in beiden Ländern hohes Ansehen genießen.

Fußball

Die bulgarische Fußballnationalmannschaft konnte sich mehrmals für Europa- und Weltmeisterschaften qualifizieren. Der größte Erfolg des bulgarischen Fußballs war der 4. Platz der Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA. Unter den Fußballern der „Goldenen Generation“ sind vor allem der Träger des Ballon d’Or Christo Stoitschkow, oder der Ex-Stuttgarter Krassimir Balakow zu nennen.

Der erfolgreichste bulgarische Verein ist ZSKA Sofia, der zweimal in einem Halbfinale der UEFA Champions League stand. Weitere wichtige Fußballvereine sind Lewski Sofia, Slawia Sofia, Lokomotive Sofia und Litex Lowetsch. Derzeitiger Meister (09/10) ist Litex Lowetsch.

weitere bekannte bulgarische Fußballspieler:

Siehe auch: Fußball in Bulgarien

Volleyball

Volleyball ist nach Fußball die zweite Ballsportart, die nicht nur in Bulgarien beliebt, sondern in der das Land auch international erfolgreich ist. Die Herrenmannschaft erreichte zuletzt 2007 den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft und nimmt zurzeit (Juli 2008) den vierten Platz der Volleyball-Weltrangliste ein. Die Damen erreichten den Gipfel ihrer sportlichen Erfolge mit dem Europatitel im Jahre 1981. Zu den bekanntesten bulgarischen Volleyballspielern zählen Plamen Konstantinow, Daniel Peew, Nikolaj Scheljaskow, Ljubomir Ganew, Martin Stoew, Wladimir Nikolow und Matey Kaziyski sowie bei den Damen Tswetana Boschurina und Jordanka Bontschewa.

Weiterführende Literatur

  • M. Adnanes: Exit and/or Voice? Youth and Post-Communist Citizenship in Bulgaria. In: Political Psychology. Band 25, Nr. 5, 2004.
  • John D. Bell: Peasants in Power. Alexander Stamboliski and the Bulgarian Agrarian National Union, 1899 - 1932. Princeton University Press, 1977, ISBN 0-691-07584-0.
  • Heinz Brahm, Johanna Deimel: Bulgarien. In: Anneli Ute Gabanyi, Klaus Schroeder (Hrsg.): Vom Baltikum zum Schwarzen Meer. Transformation im östlichen Europa. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 2002, S. 197–220.
  • Ulf Brunnbauer: "Die sozialistische Lebensweise": Ideologie, Gesellschaft, Familie und Politik in Bulgarien (1944-1989). In: Zur Kunde Südosteuropas. 1. Auflage. Band 2, Nr. 35. Böhlau, Wien 2007, ISBN 3-205-77577-5.
  • R. J. Crampton: A Concise History of Bulgaria. 2. Auflage. Cambridge University Press, 2006, ISBN 978-0-521-61637-9.
  • Häfner, L., Zeittafel, In: Grothusen, K.: Bulgarien, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1990, S. 688-703
  • Härtel, H. & Schönfeld, R., Bulgarien - Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Pustet, Regensburg 1998, S. 191-278
  • Hoppe, Hans-Joachim, Bulgarien - Hitlers eigenwilliger Verbündeter. Eine Fallstudie zur nationalsozialistischen Südosteuropapolitik, Stuttgart 1979
  • Hoppe, Hans-Joachim, Bulgarien, in: Benz, Wolfgang (Hrsg.), Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1991, S. 275 - 310
  • Jireček, Konstantin: Das Fürstentum Bulgarien, seine Bodengestaltung, Natur, Bevölkerung, wirtschaftliche Zustande, geistige Cultur, Staatverfassung, Staatsverwaltung und neueste Geschichte (1891)
  • Jocov, J., Charakteristische Züge, Etappen und Unterscheidungsmerkmale der faschistischen Diktatur in Bulgarien 1923 - 31, in: Etudes Historiques, Bd. II, Sofia 1965, S. 395 - 412.
  • Karlsreiter, Ana, König Boris III. von Bulgarien und die bulgarische Außenpolitik 1938 - 43, München 2001.
  • Knaus, G., Bulgarien, Beck, München 1997, S. 76-91
  • Lauer, Reinhard (Hrsg), Die Bulgarische Literatur in alten und neuer Sicht, in Opera Slavica, Neue Folge 26, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1997
  • Lexikon des Mittelalters (LMA). München 1980ff, S.1378-1379, ISBN 3-423-59057-2
  • Marinov, Boris, Das bulgarische Parteiensystem im Wandel. Parlamentarische Tätigkeit und außerparlamentarische Entwicklung, Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 3-639-06733-9
  • Markov, Georgi, Die Kulturexpansion des Dritten Reiches in Bulgarien: Wissenschaft, Hochschulbildung und Verbreitung der deutschen Sprache (1934 - 1939), in: Etudes Historiques, Bd. VIII, Sofia 1978, S. 329 - 347.
  • Markov, Georgi, Die nationalsozialistische ideologische Propaganda in Bulgarien (1933 - 1940), in: Etudes Historiqes, Bd. X, Sofia 1980, S. 273 - 292.
  • Miller, Marshall Lee, Bulgaria during the Second World War, Stanford 1975.
  • Oren, Nissan, Revolution Administered. Agrarianism and Communism in Bulgaria, Baltimore / London 1973.
  • Oschlies, Wolf, Der Volksbund Zveno - Nahtstelle der bulgarischen Parteiengeschichte, Köln 1971.
  • Oschlies, Wolf, Bulgariens Juden in Vergangenheit und Gegenwart, in: Bulgarische Jahrbücher, Bd. 2, München / Wien 1974, S. 129 – 176
  • Oschlies, Wolf, Bulgarien – Land ohne Antisemitismus, Erlangen 1976.
  • Plöhn, Jürgen (Hrsg.): Sofioter Perspektiven auf Deutschland und Europa, Berlin 2006, ISBN 3-8258-9498-3.
  • Rumiana Stoilova, Ethnische Differenzen unter Frauen am Beispiel Bulgariens, 2005.[35]
  • Sabine Riedel, Bulgarien zwischen Subsistenzwirtschaft und Weltmarkt. Überlegungen zum Gestaltungsspielraum der Wirtschafts- und Sozialpolitik. In: Osteuropa. 2003, 1, 58-76.
  • Steven W. Sowards, Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD, Seuzach 2004. ISBN 3-8334-0977-0
  • Ilija Trojanow, Die fingierte Revolution. Bulgarien, eine exemplarische Geschichte, München: dtv, 2006, ISBN 3-423-34373-7

Siehe auch

Portal: Bulgarien – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bulgarien
Wiktionary: Bulgarien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Bulgarien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Bulgarien – geographische und historische Karten

Linkkatalog zum Thema Bulgarien bei curlie.org (ehemals DMOZ)


Quellen

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2009
  2. Ulrich Büchsenschütz: Nationalismus und Demokratie in Bulgarien seit 1989. In: Egbert Jahn (Hrsg.): Nationalismus im spät- und postkommunistischen Europa. 2: Nationalismus in den Nationalstaaten. Nomos, 2009, ISBN 978-3-8329-3921-2, S. 573.
  3. Übersicht des Berichtes des Nationalen Statistischen Instituts (NSI) zum Zensus 2001. Abgerufen am 6. März 2010 (englisch).
  4. Tabellarische Übersicht der Einwohner Bulgariens nach Gebieten und ethnischen Gruppen im Bericht des Nationalen Statistischen Instituts, NSI zum Zensus 2001. Abgerufen am 6. März 2010 (englisch).
  5. Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas. Leske+Budrich, Opladen 2002, S. 581.
  6. European Values Study 1999
  7. Website des Archäologischen Museums Warna. Abgerufen am 6. März 2010 (englisch).
  8. Gerhard Ecker: Bulgarien. Kunstdenkmäler aus vier Jahrtausenden von den Thrakern bis zur Gegenwart. DuMont Buchverlag, Köln 1984, ISBN 3-7701-1168-0, S. 99.
  9. Gerhard Podskalsky: Theologische Literatur des Mittelalters in Bulgarien und Serbien 815-1459, München, Beck, 2000, S. 74, ISBN 3-406-45024-5
  10. Brunnbauer: 16f.
  11. Brunnbauer: S. 295
  12. Schelju Schelew: Der Kommunismus war schlimmer als der Faschismus. In: DARIK NEWS. 5. November 2009, abgerufen am 6. März 2010 (bulgarisch): „Желю Желев пред "А Бе Се": Комунизмът бе по-лош от фашизма“
  13. Ivo Georgiev: Zum Wandel der gesellschaftspolitischen Leitbilder in Bulgarien während der Sechziger und Siebziger Jahre. (PDF) Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V., S. 99, abgerufen am 6. März 2010.
  14. Zitat nach Knaus
  15. Brahm/Deimel: S. 197 f.
  16. 10 ноември: 20 години по-късно
  17. WELT-Artikel in den Makedon Archives der Universität Buffalo
  18. sueddeutsche.de, 29. Januar 2009
  19. www.mediapool.bg, 27. Januar 2009
  20. Ирина ЦЕНКОВА, Йово НИКОЛОВ: Dört, Dört, Dört... Die Technologie des türkischen Votum in den Dörfer um Karschdali. In: Capital. 10. Juli 2009, abgerufen am 13. März 2010 (bulgarisch).
  21. Йово Николов: Ревизията забранена. Няма законов начин да се касира манипулирания от ДПС вот в Кърджали. In: Capital. 17. Juli 2009, abgerufen am 13. März 2010 (bulgarisch).
  22. Ergebnisse der Parlamentswahlen 2009. In: Website der Zentralen Wahlkommission Bulgariens zur Parlamentswahl 2009. 8. Juli 2009, abgerufen am 13. März 2010 (bulgarisch).
  23. Dr. Boyko Lozanov: DIE ENTWICKLUNG DER BULGARISCHEN WIRTSCHAFT 2008 - 2010. In: Bulgarisches Wirtschaftsblatt und Südosteuropäischer Report. 1. April 2008, abgerufen am 13. März 2010.
  24. BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards der Mitgliedstaaten 2005 zwischen 48% und 251% des EU25-Durchschnitts. In: European Union. Press Releases Rapid. Eurostat-Pressestelle, Tim Allan, 18. Dezember 2006, abgerufen am 13. März 2010 (englisch).
  25. a b c Bulgarien. Wirtschaft und Umwelt. In: Website des Auswärtigen Amtes Deutschlands. Auswärtiges Amt Deutschlands, Oktober 2009, abgerufen am 13. März 2010.
  26. Bulgarien verliert 220 Millionen Euro Fördergelder. EU bestraft Neumitglied wegen Korruption. In: tagesschau.de. ard.de, 25. November 2009, abgerufen am 13. März 2010.
  27. Corruption Perceptions Index 2009. Transparancy International Deutschland e.V., 17. November 2009, abgerufen am 13. März 2010.
  28. Corruption Perceptions Index 2008. Transparancy International Deutschland e.V., 23. September 2008, abgerufen am 13. März 2010.
  29. a b c d Bulgaria. In: The World Factbook. Central Intelligence Agency (CIA), Vereinigte Staaten von Amerika, 4. März 2010, abgerufen am 13. März 2010 (englisch).
  30. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  31. Lexikon des Mittelalters, S. 1378 ...Die Schule von Ohrid hat einen Großteil der (alt-)bulgarischen Literatur hervorgebracht.
  32. Antworten aus Plovdiv. Missverständnisse. Deutsch als Fremdsprache / Transkulturelle Germanistik. Institut für Germanistik an der Technischen Universität Dresden, abgerufen am 13. März 2010.
  33. Liste der offiziellen Feiertage Bulgariens. In: Website der Bulgarischen Nationalversammlung. Abgerufen am 7. März 2010 (englisch). Liste der offiziellen Feiertage Bulgariens. In: Website der Bulgarischen Nationalversammlung. Abgerufen am 7. März 2010 (bulgarisch).
  34. Desislava Petrova: Legal situation regarding LGBT in Bulgaria. European Region of the International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA), 10. Dezember 2005, abgerufen am 13. März 2010 (englisch).
  35. Rumiana Stoilova: Ethnische Differenzen unter Frauen (am Beispiel Bulgariens). Gender-Politik-Online. Internet-Portal des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin, September 2005, abgerufen am 13. März 2010.

Koordinaten: 43° N, 25° O

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