George H. W. Bush

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George H. W. Bush (1989)
Unterschrift G.H.W. Bush
Unterschrift G.H.W. Bush

George Herbert Walker Bush, KBE, meist einfach George Bush, (* 12. Juni 1924 in Milton, Massachusetts) ist ein US-amerikanischer Politiker der Republikanischen Partei und war von 1989 bis 1993 der 41. Präsident der USA.

Bushs politische Karriere begann 1967, als er Abgeordneter im Repräsentantenhaus für Texas wurde. Präsident Richard Nixon ernannte ihn 1971 zum Botschafter der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen, von 1974 bis 1975 war er unter Präsident Gerald Ford Leiter des Verbindungsbüros der USA in der Volksrepublik China sowie von 1976 bis 1977 Direktor der CIA. Nachdem sich Bush 1980 vergeblich um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei bemüht hatte, amtierte er von 1981 bis 1989 unter Ronald Reagan als dessen Vizepräsident. Die Präsidentschaftswahl 1988 gewann er und wurde damit Reagans Nachfolger im Weißen Haus. Vier Jahre später musste er sich bei der Präsidentschaftswahl 1992 dem Demokraten Bill Clinton geschlagen geben, womit er 1993 nach einer Amtsperiode abgelöst wurde.

Er ist der Vater des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush und des ehemaligen Gouverneurs von Florida, Jeb Bush.

Frühe Jahre

Der Name George Herbert Walker Bush ist eine Reminiszenz an den Großvater mütterlicherseits, George Herbert Walker. George Bush ist der zweitälteste Sohn von Prescott Sheldon Bush (1895–1972), einem ehemaligen Senator von Connecticut, und Dorothy Walker Bush (1901–1992). Sein älterer Bruder war Prescott Bush Jr. (1922–2010), außerdem hat er drei jüngere Geschwister: Nancy Walker Bush Ellis (* 1926), Jonathan James Bush (* 1931) und William Henry Trotter Bush (* 1938). George Bush wuchs in Greenwich auf und besuchte die Phillips Academy in Andover, Massachusetts, wo er Kapitän des Baseball-Teams war.

Einsatz während des Zweiten Weltkriegs

George Bush (1943)

Im Juni 1942 machte er seinen Abschluss. Motiviert durch den Angriff Japans auf Pearl Harbor im Dezember 1941 entschloss er sich, in die US Navy einzutreten.[1] Kurz vor seinem 19. Geburtstag legte er den Eid ab, der ihn zum damals jüngsten Piloten der US Navy machte.[1] Im September 1943 wurde Bush als Teil einer Grumman TBF-Staffel auf die USS San Jacinto versetzt.[1] Dort war er als fotografischer Offizier eingesetzt[1] und machte Aufklärungsflüge über feindlichem Gebiet; dabei wurde er auch in Luftkämpfe verwickelt. Er musste am 19. Juni 1944 notwassern und wurde von der Besatzung der USS Clarence K. Bronson gerettet.[1] Am 1. August wurde er zum Lieutenant Junior Grade befördert.[1] Für sein Verhalten in einem Luftkampf am 2. September erhielt er das Distinguished Flying Cross.[1] Er führte einen Verbund von vier Grumman TBF in einem Luftkampf und überlebte als einziger der vier Piloten.[1] Bush erhielt drei Air Medals und die Presidential Unit Citation.[1] Er flog noch einige Einsätze an verschiedenen Orten, bevor er Anfang 1945 an die Naval Station Norfolk in Norfolk, Virginia versetzt wurde. Nach der Kapitulation Japans wurde er im September 1945 ehrenhaft aus der US Navy entlassen.

Heirat und Familie

George und Barbara Pierce Bush mit ihrem ersten Sohn George W. (1947)

Am 6. Januar 1945 heiratete er die ein Jahr jüngere Barbara Pierce. Die beiden bekamen sechs Kinder:

  • George Walker, geboren 1946 (1995 bis 2000 Gouverneur von Texas, Präsident der Vereinigten Staaten von 2001 bis 2009) in New Haven, CT
  • Pauline Robinson (Robin), geboren 1949, gestorben 1953 an Leukämie
  • John Ellis (Jeb), geboren 1953 (1998 bis 2007 Gouverneur Floridas) in Midland, TX
  • Neil Mallon, geboren 1955 in Midland, TX
  • Marvin Pierce, geboren 1956 in Midland, TX und
  • Dorothy Bush Koch, geboren 1959 in Houston, TX.

Studienzeit

Nach seinem Einsatz während des Zweiten Weltkriegs besuchte er die Yale University und wurde Mitglied der akademischen Gemeinschaft Phi Beta Kappa. Bereits vor seinem Kriegseinsatz wurde er an der Universität akzeptiert.[2] Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg und seiner Heirat trat er sein Studium in Yale an.[2] Er schrieb sich in ein spezielles Programm ein, das ihm erlaubte, sein Studium in zweieinhalb Jahren statt vier Jahren zu absolvieren.[2] Bush wurde Kapitän der Yale Baseball-Mannschaft.[2] 1948 verließ Bush Yale mit einem Bachelor of Arts in Wirtschaftswissenschaft.[2]

Tätigkeiten in Wirtschaft und Politik

Es gab und gibt kaum Familien in den USA, die derart viele Ämter vereinten: Sein Vater Prescott Bush war Senator, er selbst Präsident und Vize-Präsident, sein Sohn George W. Präsident und Gouverneur von Texas und Sohn Jeb Gouverneur von Florida. Nur die Familie von John Adams und die Kennedys wären vergleichbar. Bush ist der zweite Präsident nach John Adams, dessen Sohn ebenfalls Präsident wurde.

Bush war erfolgreich im Ölgeschäft in Texas, er gründete 1953 die Firma Zapata Oil.

Seine politische Karriere begann 1962 als Vorsitzender der Republikanischen Partei im texanischen Harris County. 1964 kandidierte er für den Senat und verlor gegen seinen demokratischen Konkurrenten Ralph Yarborough knapp. 1966 wurde Bush als Abgeordneter eines Bezirks in Houston in das US-Repräsentantenhaus gewählt und 1968 wiedergewählt. 1970, mit Unterstützung Nixons, unternahm er einen erneuten Versuch, zum Senator gewählt zu werden. Er scheiterte gegen Lloyd Bentsen, der das Amt bis 1993 innehatte.

George Bush als CIA-Direktor (1976)

In den 1970er Jahren bekleidete er zahlreiche wichtige Ämter: Von 1971 bis 1973 war er US-Botschafter bei den Vereinten Nationen für Präsident Nixon und 1973/74 Vorsitzender des Republican National Committee, 1974/75 Leiter des amerikanischen Verbindungsbüros in Peking für Präsident Ford und damit diplomatischer Vertreter der USA in der Volksrepublik China sowie in den Jahren 1976 und 1977 Direktor des Geheimdienstes CIA. Von 1977 bis 1979 war Bush einer der Direktoren des Council on Foreign Relations,[3] eines der einflussreichsten privaten Think Tanks der USA.

1980 bewarb sich Bush um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Ronald Reagan errang die höchste Anzahl von Bundesstaaten in den Primaries, Bush die zweithöchste. Reagan bot ihm an, an seiner Seite als Running Mate zu kandidieren. Zusammen gewannen sie die Wahl gegen den amtierenden Präsidenten Jimmy Carter und dessen Vizepräsidenten Walter Mondale.

Vizepräsident der USA (1981–1989)

Offizielles Porträt von Präsident Reagan und Vizepräsident Bush 1981
Ronald Reagan und George Bush 1984 im Oval Office
Bush im Wahlkampf, Oktober 1988

Bush orientierte sich als Vizepräsident an der Amtszeit Richard Nixons, welcher von 1953 bis 1961 Dwight D. Eisenhowers Stellvertreter gewesen war. Das bedeutete, er wollte dem Präsidenten loyal und beratend zur Seite stehen und sich nicht auf dessen Kosten profilieren. Nach dem Attentat auf Ronald Reagan im März 1981, wenige Monate nach der Amtsübernahme, vertrat er den Präsidenten für einige Wochen informal. Allerdings lehnte Bush es ab, formale Befugnisse des Präsidenten wie die Ernennung von Beamten oder das Unterzeichnen von Gesetzen zu übernehmen. Seine Weigerung, Reagan vorübergehend für amtsunfähig erklären zu lassen, machte großen Eindruck auf den Präsidenten. Infolgedessen entwickelten beide Männer eine engere persönliche Beziehung, nachdem sie zuvor eher einen formaleren Umgang miteinander gepflegt hatten. Fortan machte es sich Reagan zur Regel, einmal pro Woche mit seinem Vizepräsidenten im Oval Office zu Mittag zu essen. Im Februar 1984 nahm Bush im Kreml als Vertretung für Präsident Reagan an der Trauerfeier des verstorbenen sowjetischen KPdSU-Generalsekretärs Juri Andropow teil.[4][5]

Bei der Präsidentschaftswahl im November 1984 wurden Reagan und Bush mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt.

Als Vertretung des Präsidenten reiste er im März 1985 erneut zu einer Trauerfeier[6] nach Moskau. Beim Begräbnis des verstorbenen sowjetischen Generalsekretärs Konstantin Ustinowitsch Tschernenko traf er als erster ranghoher US-Vertreter den neuen Generalsekretär Michail Gorbatschow. Bush telegraphierte Reagan, um ihm mitzuteilen, dass es sich bei Gorbatschow um einen neuen Typ von sowjetischem Führer handelte.

Während Reagan sich im Juli 1985 einer Krebsoperation[7] unterzog, amtierte[8] Bush als erster Vizepräsident in der Geschichte für einige Stunden als „Acting President“ gemäß dem 25. Zusatzartikel der US-Verfassung. 1988 – Reagan durfte kein drittes Mal kandidieren – bewarb sich Bush um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner und gewann diese. Auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner machte er das Versprechen, als Präsident gegen Steuererhöhungen sein Veto einzulegen („Read my lips: no new taxes“ (Lest es von meinen Lippen: Keine neuen Steuern)). Bei der Präsidentschaftswahl 1988 zog Bush mit dem Vize-Kandidaten Dan Quayle in seinen eigenen Wahlkampf, den er gegen die Demokraten Michael Dukakis und Lloyd Bentsen mit 426[9] gegen 111 Wahlmännerstimmen klar gewann. Bei den gleichzeitig stattfindenden Kongresswahlen behielten die Demokraten ihre Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses.

Präsidentschaft (1989–1993)

Bush bei seiner Vereidigung als Präsident 20. Januar 1989

Am 20. Januar 1989 wurde Bush als 41. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. In seiner Rede zur Amtseinführung bekundete Bush seinen Willen zur Überparteilichkeit und betonte die Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung. Außerdem würde die „totalitäre Ära wegfallen, wie Blätter an einem leblosen Baum“.[10][11]

Innenpolitik

Bushs Innenpolitik war gekennzeichnet von innenpolitischen Kämpfen um die Reduzierung des Haushaltsdefizits der Vereinigten Staaten. Bush wollte Kürzungen durchsetzen, während der von Demokraten dominierte Kongress Steuererhöhungen anstrebte. Im Oktober 1990 einigten sich Bush und der Kongress auf einen Kompromiss.[12] Bush stimmte nun doch Steuererhöhungen zu, womit er sein Wahlversprechen von 1988 brach. Hintergrund war ein drohender Government Shutdown, eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der amerikanischen Bundesregierung, die ohne Einigung aufgrund eines früheren Haushaltsbegleitgesetzes aus der Reagan-Ära angeordnet war.[13] Die Einigung mit dem Kongress stieß insbesondere bei konservativen und libertären Republikanern um den späteren Sprecher des Repräsentantenhauses Newt Gingrich auf Kritik.[13] In der Umweltpolitik wurde während Bushs Amtszeit der Clean Air Act verabschiedet. 1990 unterzeichnete er den Civil Rights Act of 1990, ein Gesetz zur Integration körperlich behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt.[14]

Außenpolitik

Präsident Bush bekommt von Hans-Dietrich Genscher ein Stück der Berliner Mauer überreicht (21. November 1989)

Bush war einer der wenigen Präsidenten mit außenpolitischen Erfahrungen. In den 1970er Jahren hatte er für Präsident Nixon als UN-Botschafter und später für Präsident Ford als Leiter des Verbindungsbüros der USA in China gearbeitet. Zum Außenminister nominierte er seinen engen Freund und Wahlkampfmanager James Baker. Zum Nationalen Sicherheitsberater wurde Brent Scowcroft ernannt, der schon als Stellvertreter Kissingers unter Nixon und Sicherheitsberater für Präsident Ford gedient hatte.

Die erste Herausforderung für Bush war das chinesische Massaker von Tianamen-Platz im Juni 1989. Entgegen der Stimmung in den Vereinigten Staaten und nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Erfahrungen in China entschied sich Bush, unter allen Umständen die chinesisch-amerikanischen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Er war der Meinung, es sei für die Zukunft der USA und des Weltfriedens wichtig, Beziehungen zum bevölkerungsreichsten Land der Erde zu halten.

Zu Beginn seiner Präsidentschaft war in den Vereinigten Staaten und in Westeuropa die Ansicht weit verbreitet, der Kalte Krieg sei durch Gorbatschows Reformpolitik zu Ende. Bush und Scowcroft waren wesentlich zurückhaltendender in ihrer Einschätzung der Situation. Sie begrüßten zwar die Reformbemühungen Gorbatschows, waren aber der Ansicht, der Kalte Krieg sei erst vorbei, wenn die sowjetischen Satellitenstaaten ihre volle Souveränität zurückerlangten, ohne eine Wiederholung der Ereignisse von 1968 (Prager Frühling) befürchten zu müssen.[15] Außerdem befürchteten sie, die weitreichenden Rüstungskontrollvorschläge könnten ohne substantielle Reformen in der Sowjetunion und ohne die Souveränität der Ostblockstaaten mittelfristig die Sowjetunion stärken. Schließlich führten geringere Rüstungskosten zur Stärkung der maroden Sowjetwirtschaft. Stattdessen bekundete Bush die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, stellte aber klar, dass dies nur auf Grundlage substantieller Reformen möglich sei. Als im November 1989 die Berliner Mauer fiel, reagierte Bush vorsichtig. Er wollte die Sowjetunion in dieser Situation unter keinen Umständen demütigen und vermeiden, provokativ zu wirken. Einer Reporterin sagte er auf die Anfrage, ob er nicht nach Berlin fahren wolle, um auf der Mauer zu tanzen, er sei kein emotionaler Mensch.

George H. W. Bush und Michail Gorbatschow bei der Unterzeichnung von START I in Moskau

Zu einem Gipfelgespräch traf sich der Präsident mit dem sowjetischen Generalsekretär Gorbatschow am 2. und 3. Dezember 1989 vor Malta. Bush unterstützte Deutschlands Wiedervereinigung als einziger Führer der vier Siegermächte; die beiden anderen waren die Britin Margaret Thatcher und der Franzose François Mitterrand. Voraussetzung müsste sein, dass Deutschland Mitglied der NATO bliebe. Dies wurde indirekt durch die Sowjetunion akzeptiert. Man einigte sich auf den Standpunkt, dass ein vereinigtes Deutschland souverän sei in der Frage seiner Bündniszugehörigkeit. Die Entscheidung kam bei einem Gipfeltreffen zwischen Bush und Gorbatschow in Washington im Mai 1990. Am 31. Juli 1991 unterzeichneten Bush und Gorbatschow in Moskau den Start I-Vertrag zur Reduzierung und Kontrolle von Nuklearwaffen.

Bush telefoniert bezüglich Operation Just Cause, hier mit Sicherheitsberater Brent Scowcroft and Chief of Staff John H. Sununu, 1989
George H. W. Bush überreicht einer Soldatin ihr Diplom, 1991
George H. W. Bush und Boris Jelzin bei der Unterzeichnung des START II-Vertrages in Moskau

Panama

Im Dezember 1989 befahl er mit „Operation Just Cause“ eine Militäroperation, die sich gegen den mittelamerikanischen Staat Panama wendete,[16], ließ dessen diktatorisch regierenden Machthaber Manuel Noriega verhaften und ins Bundesgefängnis nach Florida bringen.

Kuwait

Im August 1990 überfiel der irakische Diktator Saddam Hussein Kuwait. Bush und Gorbatschow verurteilten den Überfall mit der Begründung, dass in der Zeit nach dem Kalten Krieg das Völkerrecht gelten müsse. Mindestens fünf Mal wiederholte Bush die Brutkastenlüge.[17] Nach einem Ersuchen Saudi-Arabiens im August 1990 entsandte Bush Truppen auf die arabische Halbinsel (Operation Desert Shield).[18] Er entschied sich gegen den Rat der britischen Premierministerin Thatcher, Kuwait ohne UN-Mandat zu befreien. Die USA strebten eine Verurteilung Iraks im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen an. Im November 1990 verabschiedete der Sicherheitsrat eine Resolution, der Irak eine Frist bis zum 15. Januar 1991 setzte, sich aus Kuwait zurückzuziehen. Kurz vor Ablauf des Ultimatum im Januar 1991 schickte Bush seinen Außenminister James Baker nach Genf, um mit dem irakischen Außenminister über die Möglichkeit eines irakischen Rückzugs zu verhandeln. Das Treffen scheiterte. Am 17. Januar 1991 führte eine Koalition aus 28[19] Staaten Luftschläge gegen den Irak (Operation Desert Storm). Nachdem Irak am 28. Februar 1991 die Bedingungen der Vereinten Nationen akzeptierte und mit dem sofortigen, bedingungslosen Rückzug aus Kuwait begann, stellte die Koalition die Kampfhandlungen ein.[20] Obwohl die Möglichkeit bestanden hätte, den Krieg weiterzuführen und Bagdad einzunehmen, entschieden sich Bush und seine Berater dagegen. Sie befürchteten, eine Besetzung Iraks brächte die Möglichkeit eines irakischen Bürgerkriegs mit sich, und meinten, Amerika hätte kein Sicherheitsinteresse an der Besetzung Iraks. Sie hofften, Saddam würde in der Nachkriegszeit gestürzt, was nicht eintrat.

Kandidatur für zweite Amtszeit

Obwohl seine Popularität während und kurz nach dem Krieg stark nach oben schnellte, entstand während des Präsidentschaftswahlkampfes 1992 der Eindruck, Bush hätte den Kontakt zu den alltäglichen Problemen des Landes verloren, die sich durch eine Wirtschaftskrise verschärften. Zwar wurden von den meisten Amerikanern in Umfragen seine außenpolitischen Erfolge anerkannt, doch war mit dem Ende des Kalten Krieges für viele Amerikaner Außen- und Sicherheitspolitik nicht mehr wahlentscheidend. Sein demokratischer Herausforderer Bill Clinton nutzte dies mit dem Slogan „It’s the economy, stupid“ (deutsch etwa: „Es ist die Wirtschaft, Dummkopf“).

Unpopulär war auch der Bruch seines berühmten Wahlversprechens von 1988 „Read my lips: no new taxes“ (Lest es von meinen Lippen: Keine neuen Steuern) durch die 1990 vorgenommenen Steuererhöhungen, die auch angesichts der hohen Defizite aus den Reagan-Jahren notwendig wurden. Außerdem bewarb sich der texanische Milliardär Ross Perot als parteiloser Kandidat um die Präsidentschaft, was eine Wiederwahl Bushs angesichts des amerikanischen Mehrheitswahlrechts noch weitaus unwahrscheinlicher machte, da Perot insbesondere bei eher den Republikanern zugeneigten Wählern populär war. Dies alles waren wesentliche Gründe für seine Niederlage[21] bei der Präsidentschaftswahl 1992 gegen den außenpolitisch unerfahrenen, aber dynamisch auftretenden und 22 Jahre jüngeren Bill Clinton. Noch nach der Abwahl war Bush außenpolitisch aktiv: Im Dezember 1992 entsandte er Truppen nach Somalia zur Ausführung eines UN-Mandates.[22] Ziel war es, humanitäre Hilfe für die dortige Bevölkerung sicherzustellen (Operation Restore Hope).

Am 3. Januar 1993 unterzeichneten Bush und der russische Präsident Boris Jelzin den START II-Vertrag in Moskau; einen Vertrag zur Abrüstung von Nuklearwaffen. Seine Amtszeit endete mit der Amtseinführung Clintons am 20. Januar 1993.

Nach der Präsidentschaft

Barack Obama und George H. W. Bush im Oval Office, Januar 2010

Die Bushs leben heute in Houston, Texas und haben mit Walker’s Point einen Sommersitz bei Kennebunkport, Maine, der schon während der Amtszeit gleichrangig neben dem offiziellen dienstlichen Sommersitz Camp David für Staatsbesuche genutzt wurde. So empfing Präsident Bush dort 1989 den damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand. Für seine Verdienste um die deutsche Wiedervereinigung wurde Bush am 20. Dezember 1993 mit der Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (höchste Ordensstufe) ausgezeichnet. 1997 nahm Bush an der Feierlichkeiten zum Jahrestag der deutschen Einheit in Stuttgart teil und hielt eine Rede. Im selben Jahr wurde die Presidential Library an der Texas A&M University eingeweiht. Bush ist seit 1999 Ehrenbürger von Berlin.[23] Bei den Feierlichkeiten anlässlich des zehnten Jahrestages des Falls der Berliner Mauer am 9. November 1999 hielt Bush zusammen mit Gorbatschow und Helmut Kohl eine Rede im Deutschen Bundestag.[24][25]

2008 erhielt Bush in Berlin den Henry-Kissinger-Preis für seine Verdienste um die Transatlantische Partnerschaft und eröffnete mit Kanzlerin Angela Merkel den Neubau der US-Botschaft Berlin.[26] 2009 verlieh ihm die BILD-Zeitung ihren „Medienpreis Osgar“.[27] Im November 2009 nahm Bush zusammen mit Gorbatschow und Kohl an den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestages des Mauerfalls in Berlin teil.

Am 15. Februar 2011 verlieh US-Präsident Barack Obama ihm die Presidential Medal of Freedom - die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten von Amerika.[28][29][30][31]

Nach dem Ausscheiden aus dem Amt 1993 lehnte es Bush ab, sich zu Fragen der amerikanischen Alltagspolitik zu äußern. In einem Interview 1998 betonte er die Notwendigkeit einer amerikanisch-chinesischen Zusammenarbeit und rechtfertigte seine Entscheidung, die Beziehungen zu China 1989 nicht abgebrochen zu haben.[32] In zwei Abschiedsreden im Dezember 1992[33] und im Januar 1993[34] warnte Bush die USA vor Isolationismus. Seit dem Tode von Gerald Ford im Dezember 2006 ist er der älteste lebende ehemalige US-Präsident.

Im September 2013 war Bush Trauzeuge bei einem lesbischen Paar aus seiner Nachbarschaft.[35][36]

Namensgebungen zu Ehren Bushs

George H. W. Bush (rechts) und sein Sohn bei der Taufe des nach George H. W. Bush benannten Flugzeugträgers am 10. Oktober 2006

Siehe auch

Schriften

  • George H. W. Bush: All the Best, George Bush: My Life in Letters and Other Writings. Scribner, New York 1999, ISBN 0-684-83958-X.
  • George H. W. Bush, Scowcroft, Brent: A World Transformed. Knopf, New York 1998, ISBN 0-679-43248-5.

Literatur

  • George W. Bush: Ein Porträt meines Vaters. Koch, Höfen 2015, ISBN 978-3-85445-485-4 (Originalausgabe: 41: A Portrait Of My Father).
  • Ryan J. Barilleaux, Stuckey, Mary E.: Leadership and the Bush Presidency: Prudence or Drift in an Era of Change. Praeger, New York 1992, ISBN 0-275-94418-2.
  • Stephen J. Ducat: The Wimp Factor: Gender Gaps, Holy Wars, and the Politics of Anxious Masculinity. Beacon Press, Boston 2004, ISBN 0-8070-4344-3, Kapitel III: „The Wimp Factor: Performing Masculinity in the Presidential Career of George Herbert Walker Bush“ (Rezension).
  • Michael Duffy, Goodgame, Dan: Marching in Place: The Status Quo Presidency of George Bush. Simon & Schuster, New York 1992, ISBN 0-671-73720-1.
  • Marlin Fitzwater: Call the Briefing. Times Books, New York 1995, ISBN 978-0-7388-3458-0.
  • John Robert Green: The Presidency of George Bush. University Press of Kansas, Lawrence 2000, ISBN 0-7006-0993-8.
  • Joe Hyams: Flight of the Avenger: George Bush at War. Harcourt Brace Jovanovic, San Diego 1991, ISBN 0-15-131469-1.
  • Jon Meacham: Destiny and Power: The American Odyssey of George Herbert Walker Bush. Random House, New York 2015 (Vorschau, Besprechung bei USA Today, Besprechung bei Welt.de).
  • John Podhoretz: Hell of a Ride: Backstage at the White House Follies, 1989–1993. Simon & Schuster, New York 1993, ISBN 0-671-79648-8.
  • Jean Edward Smith: George Bush’s War. Henry Holt & Company, New York 1992, ISBN 0-8050-1388-1.
  • Webster G. Tarpley, Chaitkin, Anton: George Bush: The Unauthorized Biography. Executive Intelligence Review, Washington 1991, ISBN 0-943235-05-7.
  • Timothy Naftali: George H. W. Bush (= The American Presidents Series: The 41st President). Times Books, 2007, ISBN 978-0-8050-6966-2.

Weblinks

Commons: George H. W. Bush – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: George H. W. Bush – Quellen und Volltexte (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Lieutenant Junior Grade George H. W. Bush auf den Seiten des Naval Historical Center (Memento vom 27. November 2015 im Webarchiv archive.today)
  2. a b c d e Die Schulbildung der Präsidenten bei archives.gov (Englisch)
  3. History of CFR. In: cfr.org. Abgerufen am 1. März 2015 (englisch).
  4. http://pdfarchiv.zeit.de/1984/08/mit-tschernjenko-ganz-zufrieden.pdf
  5. http://www.zeit.de/1984/08/mit-tschernjenko-ganz-zufrieden/seite-1
  6. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8760705.html
  7. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515649.html
  8. http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=13514724&aref=image036/2006/06/13/cq-sp198503300910093.pdf&thumb=false
  9. U. S. Electoral College: Historical Election Results 1789-1996. In: archives.gov. 14. September 1901, abgerufen am 1. März 2015.
  10. The Avalon Project : Inaugural Address of George Bush. In: avalon.law.yale.edu. 20. Januar 1989, abgerufen am 1. März 2015.
  11. Inaugural Address (January 20, 1989)—Miller Center. In: millercenter.org. 20. Januar 1989, abgerufen am 1. März 2015.
  12. Address to the Nation on the Budget (October 2, 1990) — Miller Center
  13. a b Timothy Naftali: George H. W. Bush: The American Presidents Series: The 41st President, 1989-1993
  14. Remarks on the Signing of the Americans with Disabilities Act (July 26, 1990) — Miller Center
  15. Commencement Address at Texas A&M University (May 12, 1989) — Miller Center
  16. Address to the Nation on Panama (December 20, 1989) — Miller Center
  17. Glenn Kessler: Presidential deceptions — and their consequences - Washington Post, 27. März 2014
  18. Address on Iraq’s Invasion of Kuwait (August 8, 1990) — Miller Center
  19. Address to the Nation on the Invasion of Iraq (January 16, 1991)—Miller Center. In: millercenter.org. 16. Januar 1991, abgerufen am 1. März 2015.
  20. Address to the Nation on the Invasion of Iraq (January 16, 1991) — Miller Center
  21. U. S. Electoral College
  22. Address on Somalia (December 4, 1992) — Miller Center
  23. Abgeordnetenhaus von Berlin. In: parlament-berlin.de. Archiviert vom Original am 7. Juni 2007; abgerufen am 1. März 2015.
  24. Deutscher Bundestag - Rede von George Bush (09.11.1999). In: bundestag.de. 9. November 1999, abgerufen am 13. Oktober 2016.
  25. Deutscher Bundestag - Rede von George Bush, ehemaliger Prasident der Vereinigten Staaten von Amerika. In: bundestag.de. 9. November 1999, abgerufen am 13. Oktober 2016.
  26. Ehrung: George Bush senior mit Kissinger-Preis ausgezeichnet - Berliner Morgenpost vom 3. Juli 2008
  27. BILD-MEDIENPREIS DER EINHEIT FÜR GEORGE BUSH: „Ein Tanz auf der Mauer wäre obszön gewesen“
  28. Announcing Presidential Medal of Freedom Recipients - White House Blog, 17. November 2010
  29. Presidential Medal of Freedom given to former president George H.W. Bush, 14 others - Washington Post, 15. Februar 2011
  30. 2010 Presidential Medal of Freedom Ceremony auf YouTube
  31. 2010 Presidential Medal of Freedom Recipient - President George H.W. Bush auf YouTube
  32. Charlie Rose - An hour with George H. W. Bush and Brent Scowcroft about their administration. In: charlierose.com. Abgerufen am 1. März 2015.
  33. Remarks at Texas A&M University (December 15, 1992)—Miller Center. In: millercenter.org. 15. Dezember 1992, archiviert vom Original am 11. Oktober 2011; abgerufen am 1. März 2015.
  34. Address at West Point (January 5, 1993)—Miller Center. In: millercenter.org. , abgerufen am 1. März 2015.
  35. queer.de:Bush senior Trauzeuge bei lesbischer Eheschließung
  36. Ex-Präsident als Trauzeuge: George Bush senior assistiert bei Homo-Hochzeit Spiegel Online