Benutzer:Wivoelke/Jakobsweg

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Radreise auf dem Jakobsweg von Rüsselsheim nach Santiago de Compostela und La Coruña vom 15. April 2009 bis 27. Juni 2009.



Die erste Idee einer Reise nach Santiago liegt länger zurück (etwa in den 90er Jahren) und kam mit der Lektüre des „Baders von Mainz“[1]. Das wäre doch ein Ding von hier bis Santiago an einem Stück unterwegs zu sein.
Neue Lust auf so ein Abenteuer, als eine Kollegin die letzten 200 km organisiert mit dem Rad zurücklegt; aber natürlich nicht so! Dann das Buch von Paulo Coelho „Auf dem Jakobsweg“[2], Anfang der 2000er Jahre; allerdings viel zu spirituell für mich. Und immer wieder der Hinweis auf ein noch zu erlebendes Abenteuer. Zum Beispiel auf unserer Radtour von Passau nach Wien 2004, wo mir ein Werbeprospekt für eine Radtour nach Santiago in die Hände fällt, das ich länger als zwei Jahre nicht entsorge.
2006, der Beginn meiner Altersteilzeit rückt langsam aber sicher näher und meine Gedanken an den Jakobsweg werden lauter und für meine Umgebung vernehmlich. Das Ganze müsste mit dem Fahrrad passieren, das ist für mich inzwischen klar. Denn in den letzen Jahren hat sich das Fahrrad als ideales Reisemittel für mich herausgestellt. Es ist langsam genug, um seine Umgebung bewusst wahrzunehmen, zu schauen und mit Leuten unterwegs ins Gespräch zu kommen. Andererseits ist es schnell genug, um auch weite Entfernungen in überschaubaren Zeiträumen zurückzulegen. Nicht zuletzt macht es mir auch einfach einen "Heidenspaß", wohl nicht zuletzt weil es meinem inneren Zeitgefühl der Vorwärtsbewegung entspricht. Mein lautes Gemurmel über den Jakobsweg führt dann zu einem Geschenk von Barbara: „Radwandern entlang des Jakobsweges“ von Bert Teklenborg.
20. März 2007 mein letzter Arbeitstag, endlich die Möglichkeit einer Auszeit, ohne die Urlaubstage zählen zu müssen. Von da an ist der Jakobsweg ein fester Bestandteil meiner Restlebensplanung.

Dass es passieren muss, ist inzwischen klar, aber das Wann und Wie und vor allem mit wem, das ist offen. Alleine will ich den Weg nicht auf mich nehmen, denn ich bin eindeutig ein Kleinherdentier und nur da fühle ich mich auf Dauer richtig wohl. Sicher wäre so eine Tour auf sich allein gestellt eine ganz neue Erfahrung, aber so ganz gegen meine sonstigen Gewohnheiten und ohne Französisch- und Spanischkenntnisse, das erscheint mir dann doch zu viel des Guten. Es bleibt also die Frage, wen kann ich für so eine doch sehr spezielle, weite Tour, die ja auch einige nicht gerade flache Etappen enthält, begeistern. Der erste Ansatz, es zusammen mit meiner Frau Barbara und eventuell weiteren Mitstreitern zu wagen, scheitert schnell. Denn wie erste Studien der Strecke zeigen, ist das Höhenprofil teilweise extrem. Bekannte bieten sich zwar an, die Strecke etappenweise mit dem Wohnmobil als Stützpunkt zu begleiten, aber das ist nicht das, was ich will. Für mich liegt der Reiz in der langen Zeit, die man am Stück unterwegs ist.
Doch inzwischen rede ich laut über mein Vorhaben, nicht zuletzt, um mich selbst unter eine gewisse Vorspannung zu setzen, und um das Vorhaben zu festigen und nicht bei nächster Gelegenheit dem inneren Schweinehund nachzugeben, der nach einem bequemen Leben kläfft. Auf diesem Weg finde ich überraschend schnell zwei Mitstreiter. Werner, der treue Mitfahrer bei den wöchentlichen Mittwochstouren in die nähere, manchmal auch weitere Umgebung. Über Mund-zu-Mund-Propaganda erreiche ich Jürgen in Amberg, mit dem ich bereits mehrere Wochentouren per Rad harmonisch absolviert hatte.
Drei sind wir nun, aber passt das auch für so lange Zeit zusammen? Nach den ersten Schätzungen sind wir schließlich so um die zwei Monate unterwegs und in dieser Zeit herrscht sicher weder wetter- noch stimmungsmäßig nur eitler Sonnenschein. Um das zu testen und um uns anzunähern, unternehmen wir 2008 drei gemeinsame Radreisen. Im April eine einwöchige Tour im Po-Delta, an der ich mit Jürgen und Barbara teilnehme und im Juni und September jeweils eine einwöchige Radtour gemeinsam mit Jürgen und Werner. Im Juni absolvieren wir eine Rundtour durch den Vogelsberg und im September befahren wir den Fünf-Flüsse-Radweg, von und nach Amberg über Regensburg und Nürnberg. Danach sind wir uns einig im Optimismus, dass die Troika passen sollte.

Nach dem Entschluss, das Abenteuer zu wagen, sind natürlich noch viele Detailfragen zu klären, denn außer der Grundsatzentscheidung, welche die Strecke von Deutschland nach Santiago de Compostela und das Reisemittel Fahrrad festlegt, ist noch alles offen. Zwei Hauptfragen galt es am Beginn zu klären: Wann geht es los und wie kommen wir zurück? Nach meinen bisherigen Erfahrungen bei der Organisation gemeinsamer Reisen ist die Terminfrage die schwierigste, besonders bei Leuten, die nicht mehr im Berufsleben stehen, denn Rentner haben nie Zeit. Den Reisezeitraum galt es also als allererstes zu klären. Da unser Dreierteam sich so Anfang 2008 zusammenfand, die ersten Recherchen das Frühjahr als ideale Reisezeit nach Santiago ergaben und wir es möglichst rasch angehen wollten, war bald klar, im April 2009 soll es losgehen und jegliche sonstigen Terminanfragen für April, Mai und Anfang Juni 2009 sind von den Teilnehmern rigoros abzulehnen. Als Starttermin wurde so Mitte 2008 der 1. April ausgerufen, denn das war ein Mittwoch und mittwochs fahren wir ja jede Woche los!
Die zweite Frage, die uns intensiv beschäftige, war die Rückkehr. Die Rückfahrt wollten wir definitiv nicht mit dem Fahrrad antreten, darüber waren wir uns einig, aber was geht denn sonst? Die uns zur Verfügung stehende Literatur und das Internet machten schnell klar: Ganz so unproblematisch ist das Ganze nicht. Weder die "Spanischen Eisenbahnen" RENFE noch die "Französische Bahn" SNCF nimmt Fahrräder in ihren Fernzügen mit. Auch die Möglichkeiten der Fahrradmitnahme in Bussen ist mehr als bescheiden. Das Fahrrad ab Santiago separat zurückzuschicken ist wohl möglich, aber eine Heimkehr ohne Fahrrad, das ist es auch nicht. Natürlich könnte man auch ab Santiago einen Mietwagen für den Rücktransport benutzen, wobei drei Räder im Auto zu transportieren auch nicht unproblematisch ist. Überall wurde das Flugzeug als einfachste und billigste Alternative empfohlen. Die Aussicht nach zwei Monaten Hinreise den Rückweg innerhalb weniger Stunden zurückzulegen, das erschien uns aber mehr als unangemessen.
Doch vielleicht gab es eine echte Alternative. Jürgen als leidenschaftlicher Seefahrer auf Frachtschiffen gab den entscheidenden Anstoß. Er träumte davon, mit einem Frachter zurückzukehren. Der Gedanke gefiel allen Dreien sehr gut, aber war das auch realistisch? Trotz vorwiegendem Pessimismus über die Durchführbarkeit des Vorhabens, wurde Jürgen mit der Suche nach Möglichkeiten über die ihm bekannten Kanäle beauftragt. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, als im Dezember 2008 die erlösende Nachricht aus Amberg kommt, wir können drei Plätze auf einem Containerschiff von La Coruña nach Rotterdam bekommen.
Über 800 € für die vier- bis achttägige Passage sind zwar kein Pappenstiel aber schnell sind wir uns einig, wir buchen und am 9.12.2008 kommt die Bestätigung von der Reederei für die Kabinen auf dem Containerschiff "Lisboa" mit Abfahrt am 20. Juni 2009. Damit war der erste Pflock für unsere Reise eingerammt und so einfach gibt es jetzt kein Zurück mehr. Nun hatte aber dieser feststehende Termin doch einige Auswirkungen auf unsere Terminplanung.
So sind die Fahrpläne von Frachtschiffen bei weitem nicht so fest wie bei öffentlichen Verkehrsmitteln oder Kreuzfahrten. Das Abfahrtsdatum kann auch kurzfristig noch um einige Tage variieren, d.h. später aber auch früher liegen. Das bedeutet, dass wir spätestens am 15. Juni in Santiago sein müssen, um unser Schiff sicher zu erreichen. Bei einem Start am 1. April ergibt sich dadurch eine Fahrtzeit von zweieinhalb Monaten. Nach ersten Abschätzungen benötigten wir für die ca. 2.500 km bei einem Tagesschnitt von 50 km nur 50 Tage, wir hätten dann 25 Tage Spielraum. Dies kam uns im Hinblick auf die Reisekasse dann doch etwas zu großzügig vor. Außerdem hatten wir in mehreren Reiseberichten nachgelesen, dass es im Zentralmassiv im April noch ziemlich kalt und ungemütlich sein kann. Dies bewog uns im Dezember 2008, den Starttermin auf den 15. April 2009, wieder einen Mittwoch, zu verschieben. Außerdem konnten wir dadurch hoffen, bessere Witterungsbedingungen am Anfang der Reise vorzufinden. Für mich hat es außerdem den wunderschönen Nebeneffekt, dass ich unser einjähriges Enkelkind an Ostern life erleben darf.
Für Werner und mich hat der Abfahrtstermin unseres Frachters allerdings den Nachteil, dass wir die Familienfahrt mit unserem gemeinsamen Tischtennisverein absagen müssen. Zum Glück hatte ich als Mitorganisator der Fahrt schon im Vorfeld angekündigt, dass diese Eventualität eintreten könne, sodass der Rest des Organisationsteams unser Ausscheiden mit Fassung trug.
Nun, Termin- und Rückkehrplanung sind in trockenen Tüchern, was an großen Vorbereitungsdingen bleibt, sind die geeignete Ausrüstung und die Routenplanung. Was die Fahrräder anging, befanden wir uns in höchst verschiedenen Ausgangspositionen. Für Werner hatte, nach bekannt werden unseres Vorhabens, schon die Mittwochstruppe beschlossen „Werner, mit diesem Teil kannst Du nicht auf große Fahrt gehen“. Davon konnten wir ihn nach einiger Zeit auch überzeugen, denn sein aktuelles Rad hatte einen zu kleinen und wenig stabilen Rahmen und die Kettenschaltung war für unseren ewig zu spät schaltenden Werner auch nicht das geeignete Instrument. Nach einigen Vorerkundungen hatte er sich dann dazu durchgerungen, bei "Meister Murken" in Rüsselsheim ein geeignetes Reiserad zusammenstellen zu lassen. Mit einem seiner Größe gerecht werdenden stabilen Rahmen mit ebenso stabilem Gepäckträger inklusive Lowrider, höhenverstellbarem Vorbau, gut gefederter Vorderachse, hydraulischen Bremsen und als Höhepunkt eine 14-Gang Nabenschaltung von "Roloff", ist er jetzt radmäßig wohl der am besten ausgerüstete Teilnehmer. Jürgen hat sich erst 2007 ein neues Trekkingrad geleistet und geht nach einer ausführlichen Inspektion mit diesem auf die Reise. Mein Offroad-Trekkingrad hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und benötigte eine ausführliche Überarbeitung. Neue Felge mit verstärkten Speichen hinten, neue Ritzelkassette und "Roloffkette", verstärkter Gepäckträger und Stabilisierung der Schutzbleche sowie den Austausch nicht mehr neuer Züge und als wichtiges Detail: einen Kartenhalter. Denn nachdem Jürgen für die Rückfahrt verantwortlich zeichnete und Werner wegen seiner Sprachkenntnisse den Quartiermeister abgeben muss, habe ich mir die Routenplanung und Führung der kleinen Truppe bis Santiago auf die Fahnen geschrieben.
Stichwort Routenplanung. Mit dem einzigen mir bekannten Radwanderführer von Bert Teklenborg, der die gesamte Route von Deutschland bis nach Santiago beschreibt, hatten wir einen ersten Anhaltspunkt. Der dort beschriebene Weg startet in Saarbrücken bzw. Freiburg oder Straßburg und führt durch Burgund und die Auvergne, über Langres, westlich an Dijon vorbei, über Cluny nach Le Puy-en-Velay im Zentralmassiv. Von dort folgt er der historischen Via Podiensis, einem der vier mittelalterlichen Haupt-Jakobswege in Frankreich. Bei Saint-Jean-Pied-de-Port werden die Pyrenäen erreicht und am Ibañeta-Pass überschritten. Weiter geht es auf dem Camino Francés nach Santiago de Compostela. Im ersten Ansatz hatte ich Saarbrücken als Ausgangspunkt gewählt, um den Höhen der Vogesen, gleich am Anfang, zu entgehen. Bald kam ich jedoch darauf, dass eine Pilgerreise nicht mit dem Zug beginnen kann, sondern zwangsläufig an der eigenen Haustür beginnen muss. Was ja auch der Anfang dieser Geschichte, der "Bader von Mainz", nahe legt. Damit lagen die Eckpunkte unserer Reise fest:
Start am 15. April 2009 in Rüsselsheim. Über Alzey, Kaiserslautern, Homburg, Sarreguemines nach Le Puy-en-Velay, der Via Podiensis bis Spanien folgen und dort auf dem klassischen Jakobsweg, dem Camino de Santiago (auch Camino Francés genannt) bis ans Ziel. Rückreise um den 20. Juni 2009 ab La Coruña per Frachtschiff nach Rotterdam. Von dort sind es nur noch 460 Straßenkilometer zurück nach Rüsselsheim.
Es folgten weitere Detailplanungen mit Hilfe von "Michelin-Karten", je einem Wanderführer für die Via Podiensis und den Camino de Santiago, sowie umfangreiche Studien der Route über Google Maps und den dort integrierten Routenplaner. Das Ergebnis war eine Route von 2.417  km möglichst auf Nebenstraßen nahe den klassischen Jakobswegen, Via Podiensis und Camino Francés, nach Santiago de Compostela.
Neben dem üblichen Gepäck für eine lange Fahrradtour kamen noch ein paar Spezialitäten für den Jakobsweg hinzu. So waren Pilgerausweise zu besorgen, die Übernachtungen in den Pilgerherbergen (Refugio) am spanischen Teil des Jakobswegs ermöglichen. Diese täglich durch kirchliche oder öffentliche Institutionen abzustempelnden Ausweise sind auch notwendig, um in Santiago de Compostela die Compostela zu erhalten. Die Compostela ist eine lateinische Urkunde, in der die ordnungsgemäße Pilgerreise nach Santiago de Compostela bestätigt wird. Die Minimalbedingungen sind heute, dass die letzen 100 km zu Fuß oder die letzten 200 km per Fahrrad oder Pferd zurückgelegt werden müssen. Begleitfahrzeuge sind nicht erlaubt.
Um die Möglichkeit zu haben in den Jugendherbergen an unserer Route übernachten zu können, sind wir Drei der Jugendherbergsorganisation beigetreten. Jugendherbergen sind in Frankreich eher dünn gesät aber in vielen Spanischen Städten vorhanden. Auch auf die Möglichkeit, einmal keine Unterkunft zu finden, wollen wir vorbereitet sein und nehmen als Notbehelf Isomatte und Schlafsack mit.

Rüsselsheim -
(Nierstein, Alzey, Kaiserslautern, Homburg, Sarreguemines, Sarralbe, Dieuze, Baccarat, fr:Rambervillers, Epinal, fr:Monthureux-sur-Saône, fr:Bourbonne-les-Bains, fr:Coiffy-le-Haut, fr:Arbigny-sous-Varennes, Langres, fr:Saints-Geosmes, fr:Noidant-le-Rocheux, fr:Perrogney-les-Fontaines, fr:Vivey, fr:Grancey-le-Château-Neuvelle, fr:Avot, fr:Moloy, fr:Lamargelle, fr:Panges)
- Saint-Marie-sur-Ouche
Kartenansicht

Sainte-Marie-sur-Ouche - (
fr:Saint-Victor-sur-Ouche, fr:La Bussière-sur-Ouche, fr:Thorey-sur-Ouche, fr:Bligny-sur-Ouche, fr:Nolay (Côte-d'Or), fr:Saint Legêr-sur-Dheune, fr:Blanzy, montceau-les-Mines, Ciry-le-Noble, fr:Génelard, fr:Volesvres, Paray-le-Monial, Digoin, fr:Chambilly, fr:Artaix, fr:Melay (Saône-et-Loire), fr:La Bénisson-Dieu, fr:Saint-Germain-Lespinasse, fr:Renaison, fr:Saint-Germain-Laval (Loire), Montbrison, fr:Saint-Just-Saint-Rambert, fr:Aurec-sur-Loire, fr:Bas-en-Basset, fr:Beauzac, fr:Retournac, fr:Vorey-sur-Arzon, fr:Lavoûte-sur-Loire, fr:Chadrac)
- Le Puy-en-Velay
Kartenansicht
La Puy-en-Velay -
(Saint-Christophe-sur-Dolaison, Saint-Privat-d’Allier, Saugues, fr:Chanaleilles, Saint-Alban-sur-Limagnole, Aumont-Aubrac, Nasbinals, Saint-Côme-d’Olt, Espalion, Estaing (Aveyron), Entraygues-sur-Truyère, fr:Vieillevie, fr:Saint-Parthem, Livinhac-le-Haut, fr:Capdenac-Gare, Cajarc, fr:Larnagol, fr:Tour-de-Faure, fr:Saint-Géry (Lot), fr:Vers (Lot), Cahors, fr:Saint-Daunès, Lauzerte, fr:Durfort-Lacapelette, Moissac, fr:Saint-Nicolas-de-la-Grave, fr:Mansonville (Tarn-et-Garonne), fr:Miradoux, Lectoure, Condom, Montréal (Gers), fr:Bretagne-d'Armagnac, Eauze, Manciet, Nogaro, Barcelonne-du-Gers, Aire-sur-l'Adour, Miramont-Sensacq, Pimbo )
Arzacq-Arraziguet
Kartenansicht

Arzacq-Arraziguet
fr:Morlanne, Arthez-de-Béarn, fr:Maslacq, Sauvelade, Navarrenx, Aroue-Ithorots-Olhaïby, Saint-Palais (Pyrénées-Atlantiques), fr:Larceveau-Arros-Cibits, Saint-Jean-le-Vieux (Pyrénées-Atlantiques), Saint-Jean-Pied-de-Port, Puerto de Ibañeta, Roncesvalles, Burguete, Espinal (Navarra), Bizkarreta-Gerendiain, Erro-Pass, Zubiri (Navarra), Larrasoaña, Zuriáin, Zabaldica)
- Pamplona
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Pamplona -
(Cizur Menor, es:Astráin, Puente la Reina, Lorca (Navarra), Villatuerta, Estella, Kloster Santa María la Real de Irache, Azqueta, Villamayor de Monjardín, Los Arcos, Sansol, Viana (Navarra), Logroño, Navarrete (Rioja), Nájera, Santo Domingo de la Calzada, Grañón, Redecilla del Camino, Villamayor del Río, Belorado, Tosantos, Espinosa del Camino, Villafranca Montes de Oca, es:Ibeas de Juarros, Burgos, Villalbilla de Burgos, Tardajos, Hontanas, Kloster San Anton de Castrojeriz, Castrojeriz, Puente de Itero, Boadilla del Camino, Frómista, Población de Campos, Villarmentero de Campos, Villalcázar de la Sirga, Carrión de los Condes, Calzadilla de la Cueza, Ledigos, Terradillos de Templarios, Moratinos (Palencia), San Nicolás del Real Camino, Sahagún, Bercianos del Real Camino, El Burgo Ranero, Mansilla de las Mulas, Villamoros de Mansilla, Valdelafuente, Arcahueja, León, Trobajo del Camino, Virgen del Camino, Valverde de la Virgen, San Miguel del Camino, Villadangos del Páramo, San Martín del Camino, Hospital de Órbigo, San Justo de la Vega, Astorga, Murias de Rechivaldo, Santa Catalina de Somoza, Rabanal del Camino, Foncebadón, Cruz de Ferro, Manjarín, El Acebo, Molinaseca, Ponferrada, Villafranca del Bierzo, Pereje, Trabadelo, Vega de Valcarce, Ruitelán, es:Piedrafita del Cebrero, Liñares, Hospital da Condesa, Fonfría, Triacastela, Samos (Galicien), Sarria, Portomarín, Gonzar, Ligonde, Palas de Rei, Melide (Galicien), Boente, Arzúa, Santa Irene, Amenal, Lavacolla, San Marcos - Monte do Gozo )
- Santiago de Compostela
Kartenansicht

Rotterdam - Rüsselsheim
Kartenansicht

Mi. 15.04.2009 - Münchweiler (Tag 1)

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Tagesetappe: Rüsselsheim - Münchweiler/Alsenz
Tages-km: 86 - Gesamt-km: 86
Startzeit: 9:45 - Ankunftszeit: 18:45 - Fahrzeit: 6h
Streckenführung:
Rüsselsheim - Rheinfähre am Kornsand (Trebur) - Nierstein - (Radweg Valtinche) - Friesenheim - (Radweg Selztal) - Alzey - Kirchheimbolanden - Münchweiler (auf google maps)
Wetter:
sonnig, warm, nur Rückenwind
Übernachtung:
Gasthaus "Zum Hirsch"
Rheinfähre Kornsand (Trebur)

Eine Abordnung des Jahrgangs-Stammtisches und der Tischtennisabteilung verabschiedet uns. Einige davon wollen kontrollieren, ob wir auch tatsächlich „einmal weg“ sind und begleiten uns mit dem Fahrrad bis zur Rheinfähre am Kornsand. Ab Nierstein folgen wir dem Radweg "Valentinsche", eine stillgelegte Bahnstrecke, bis Friesenheim und ab dort dem "Selztal-Radweg" bis Alzey. Dort treffen wir noch einen Bekannten und verabschieden uns von ihm in der "Havanna-Bar". Wir folgen weiter der Selz bis Kirchheimbolanden. Hier über die Tourist-Information ein Zimmer zu bekommen scheitert, aber wir können in Münchweiler ein Zimmer reservieren. Der Versuch, die Hauptstraße zu meiden, beschert uns die ersten nennenswerten Hügel, ein kleiner Vorgeschmack auf Kommendes, aber auch einen schönen Blick auf den Donnersberg. Der Gasthof "Zum Hirsch" ist inklusive Bedienung recht rustikal. Nachdem wir Durst und Hunger gestillt haben, begeben wir uns gegen 21 Uhr 30 zur Nachtruhe.

Do. 16.04.2009 - Blieskastel (Tag 2)

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Tagesetappe: Münchweiler - Blieskastel
Tages-km: 70 - Gesamt-km: 156
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 16:00 - Fahrzeit: 4:50h
Streckenführung:
Münchweiler - (L129) Enkenbach - Kaiserslautern - Landstuhl - Homburg - (Glan-Bliestal-Radweg) Blieskastel (auf google maps)
Wetter:
bewölkt, mäßig warm, kaum Gegenwind, ab 16:00 Regen
Übernachtung:
Gasthof "Klosterschänke"

In Enkenbach besuchen wir die Klosterkirche und erfahren dort, dass das Pfarramt in der Kindergartenstraße liegt. Hier erhalten wir den ersten Stempel in unserem Pilgerausweis. Eine der Damen im Sekretariat ist schon ein Stück Jakobsweg in der Pfalz gegangen und ist begeistert. Unsere erste Begegnung mit einem Fernradler haben wir bei der Durchfahrt von Kaiserslautern. Wir warten zusammen an einer Ampel und angesichts des Gepäcks kommt man sofort ins Gespräch. Er zieht einen Anhänger mit Zeltausrüstung und ist auf dem Weg nach Irland. Der Berliner ist fast das gesamte Jahr unterwegs, nur ab uns zu zieht es ihn nach Berlin, um zu sehen, ob mit seinem Häuschen noch alles in Ordnung ist. In Santiago war er natürlich auch schon und wir sind ihm viel zu schnell, wie er sagt. Allerdings nachdem wir zweimal zur Orienterung bzw. zum Trinken kurz angehalten haben, ist er mit maschinenhaft wirkenden gleichmäßigen Tritt auf "Nimmer Wiedersehen" verschwunden. In Landstuhl machen wir eine kurze Rast, bevor Nieselregen den ersten Einsatz der Regenbekleidung erfordert. Bei stärker werdendem Regen erreichen wir Blieskastel, wo wir ein Quartier in der "Klosterschänke" bekommen. Die Warnung der Wirtin am Telefon, dass das Gasthaus hoch liegt, ist ernst zu nehmen. Denn wir erklimmen den höchsten Punkt von Blieskastel und das Saarland hat durchaus einiges an Hügeln zu bieten. So kommen wir nach unserer ersten Schiebestrecke durchnässt oben an. Zu unserem Erstaunen ist der Gasthof eine offizielle Stempelstelle des Jakobsweges. Den Saumagen, den wir in der Pfalz vergeblich verlangten, gibt’s hier auf Saarländische Art zusammen mit Wurstsuppe.

Fr. 17.04.2009 - Sarre-Union (Tag 3)

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Tagesetappe: Blieskastel - Sarre-Union
Tages-km: 75 - Gesamt-km: 231
Startzeit: 8:45 - Ankunftszeit: 18:15 - Fahrtzeit: 5:20h
Streckenführung:
Blieskastel - (Blies-Radweg bis) Folpersviller - Sarreguemines - (Radweg Saarkanal) Sarralbe - Eich - Hinsingen Bissert - Sarre-Union (auf google maps)
Wetter:
leichter Regen, mittags Gegenwind
Übernachtung:
Hotel "Greiner"

Wir nehmen Abschied von unserer Klosterschänken-Wirtin und erhalten je ein Feuerzeug, eine Visitenkarte und die besten Wünsche für die Fahrt. Der Abstieg von hier gestaltet sich genauso schwierig wie der Aufstieg, da das Kopfsteinpflaster der Talstraße nass und glitschig ist. Entlang der Blies gelangen wir auf idyllischen, aber feuchten Pfaden bis Bliesbruck an der Deutsch-Französischen Grenze. Dort wechseln wir unbemerkt auf eine ehemalige Bahnstrecke, die bis Folpersviller führt. Plötzlich Ende des Radwegs und wir orientierungslos. Wir suchen einen radgeeigneten Weg nach Sarreguemines und nach einigen Ehrenrunden finden wir Radwegschilder, die dorthin weisen. Dort angekommen, suchen wir die Touristinformation auf, um unser Nachtquartier zu buchen. Man spricht zwar Deutsch, darf aber keine Reservierungen vornehmen. Wir folgen dem Saarkanal-Radweg weiter bis Sarralbe, wo es laut Info-Tafeln ein Bett gibt. Angekommen, werden wir aber trotz Nachfrage in mehreren Geschäften nicht fündig. Man verweist uns nach Sarre-Union, wo es die nächsten Hotels geben soll. Bei Verlassen von Saaralbe Richtung Eich müssen wir einen Aufstieg bewältigen. Am Straßenrand steht ein Mann, der uns anfeuert; nicht der Erste. Bei näherem Hinsehen erkennen wir Alex, ein Nachbar, der mit seiner Frau Bekannte in Saareunion besucht, UNGLAUBLICH!
Im Zentrum beziehen wir im einzigen Hotel Quartier. Hier gibt es sogar noch viele ältere Menschen, die deutsch sprechen und sich interessiert mit uns unterhalten. Die Hotel-Gaststätte schließt nach dem Ankunftsbier, sodass wir zum Türken auf Döner Kebab ausweichen.

Sa. 18.04.2009 - Blâmont (Tag 4)

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Tagesetappe: Saareunion - Blâmont
Tages-km: 64 - Gesamt-km: 295
Startzeit: 8:00 - Ankunftszeit: 16:00 - Fahrzeit: 4:20h
Streckenführung:
Sarre-Union - Harskirchen - (Saarkanal) Mittersheim - (D38) Dieuze - (D999, D40) Moussey, Igney - (D7, D400) Blâmont (auf google maps)
Wetter:
Regen, mäßiger Wind
Übernachtung:
"Hotelerie du Chateau"

Entlang des Saarkanals, erst auf Asphalt später auf Schotter, durch Wälder und Wiesen. Auf der D38 herrscht mäßiger Verkehr. Die gesamte Strecke ist hügelig und manchmal so steil, dass wir in den ersten Gang müssen. In Dieuze bei einem Metzger können wir warmes Mittagessen kaufen, das wir bei einsetzendem Regen in einem Hauseingang verzehren. Es geht im Regen weiter auf unser gestecktes Tagesziel Baccarat zu. In Blâmont entscheiden wir uns spontan für ein Hotel am Weg, um dem Sauwetter zu entgehen. Wir genießen die angebotene Halbpension mit vorzüglichem Abendessen. Noch geht alles ganz easy, denn der Herr an der Rezeption spricht deutsch.

So. 19.04.2009 - Epinal (Tag 5)

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Tagesetappe: Blâmont - Epinal
Tages-km: 61 - Gesamt-km: 355
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 15:00 - Fahrzeit: 3:55h -max-km/h: 46,6
Streckenführung:
Blâmont (D400) fr:Domévre-sur-Vezouze - (D935) Baccarat (D935,D435) Rambervillers - (D46) Epinal (auf google maps)
Wetter:
Sonnig, warm, kein Wind
Übernachtung:
Hotel "Kyriad"
Frühling in Lothringen

Nach einem kleinen Frühstück beim Bäcker geht es weiter durch die liebliche, hügelige Landschaft bis Rambersviller. Alles grünt im Frühlingslicht. Blühende Wiesen und Wälder mit jeder Menge Kühe auf den Weiden. Die Grenze zu den Vogesen wird auf dem Fischberg überschritten (370 m üNN). Nach Rambersviller plötzlich ebene Straßen; sind wir falsch? In Epinal finden wir ein Hotel am Bahnhof. Nach der Einquartierung und dem obligatorischen Ankunftsbier machen wir einen Rundgang durch die Altstadt. Wir besichtigen die Basilika Saint Maurice und bummeln am Ufer der Mosel. Dort finden wir zu unserer Orientierung ein Schild „477 km bis Koblenz“. Wieder einmal gibt es Döner Kebab, diesmal beim Griechen. Was uns veranlasst, unsere Reise in "Döner-Kebab-Tour" umzutaufen. Auf dem Heimweg über den Bahnhof, dürfen wir noch den TGV bewundern, der hier in Epinal Station macht.

Mo. 20.04.2009 - Bourbonne-les-Bains (Tag 6)

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Tagesetappe: Epinal - Bourbonne-les-Bains
Tages-km: 70 - Gesamt-km: 425
Startzeit: 9:50 - Ankunftszeit: 15:00 - Fahrzeit: 4h - max-km/h: 52,9
Streckenführung:
Epinal - (D460) Darney - fr:Monthureux-sur-Saône - Bourbonne-les-Bains (auf google maps)
Wetter:
Sonnig, warm ca. 18°C, starker Rückenwind
Übernachtung:
Pension "Gerard"

Nach einem etwas größerem Frühstück geht es zum Touristenbüro, um uns den Stempel für den Pilgerausweis geben zu lassen, dann noch zum Aldi für die Marschverpflegung und ab auf die Piste. Bis Darney nur eine wesentliche Steigung, sonst hügelig wie üblich. Kurz vor Darney machen wir Mittagspause auf der Einfriedung eines Hauses, in dessen Garten die ersten südlichen Boten in Form von Blumen und eines riesigen Feigenkaktusses zu sehen sind. Vor Bourbonne-les-Bains haben wir noch drei Bergwertungen zu bewältigen, bevor wir in den Badeort einlaufen. Das Office de Tourisme hilft uns abermals weiter und wir kommen in einer Pension direkt neben der Spielbank unter. Jürgen erhält sein Einzelzimmer im Vorderhaus und Werner und Willi beziehen ihr Gemach im Garten mit schöner Terrasse. Der Plan, einzukaufen, um auf der Terrasse das Abendessen zu genießen, lässt sich nicht so leicht realisieren. Brot ist schnell gefunden, denn wenn es eins gibt in Frankreich, dann sind es Bäcker. An jeder Ecke und zu fast jeder Tages- und Nachtzeit. Aber der Wein erweist sich als schwierig. Doch kurz vor der Aufgabe finden wir einen Supermarkt. Das Abendessen im Grünen ist gerettet.

Di. 21.04.2009 - Langres (Tag 7)

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Tagesetappe: Bourbonne-les-Bains - Langres
Tages-km: 53 - Gesamt-km: 478
Startzeit: 8:00 - Ankunftszeit: 14:50 - max-km 46,8km/h
Streckenführung:
fr:Bourbonne-les-Bains - (D26) Arbigny - fr:Hortes - (D280) fr:Plesnoy - (D52, D284, D74) Langres (auf google maps)
Wetter:
Sonnig, warm, ca. 18°C, windig, zeitweise Gegenwind
Übernachtung:
Hotel "Les Moulins"
Mühlentor in Langres

Bevor es losgeht, noch zum Bäcker und Jürgen kauft Bremsbeläge, da seine bereits so gut wie am Ende sind. Es geht weiterhin durch liebliches Frankreich. Auf den Wiesen weiden Kühe und Pferde mit Fohlen, Schafe mit Lämmern und ab und zu sogar Esel. Das Gelände ist weiterhin hügelig mit anstrengenden Steigungen und starken Gefällen. Den höchsten Punkt, den wir heute überfahren, liegt auf 430 m üNN. Langres müssen wir dank eines Ausreißers über die stark befahrene D74 erklimmen. Die Stadt liegt hoch über den Marne und war bis ins 19. Jahrhundert eine Festung. Im Café "L'Europa" nehmen wir unseren Ankunftsdrink und suchen anschließend das Office de Tourisme auf. Wir reservieren in einem Hotel fast gegenüber. Allerdings sind bei unserer Ankunft die Zimmer noch nicht gerichtet und unser Empfangsmensch ist entschwunden. Als dieser bis 18 Uhr nicht auftaucht, bewegen wir uns Richtung Centre Ville, um uns die Altstadt anzuschauen und um Abendessen zu besorgen. Wir besichtigen das Mühlentor von 1647, gehen am Jesuitenseminar vorbei zur Kathedrale und beginnen unseren Rückweg über die gut erhaltenen Festungsmauern. Unterwegs finden wir einen Metzger, der warmes Essen anbietet, das wir anschließend auf unseren Zimmern verspeisen. Den Abschluss machen wir in einer Bar. Es kommt dabei zu ersten Diskussionen über die Fahrtroute. Jürgen will keine Hügel mehr.

Mi. 22.04.2009 - Pontallier-sur-Saône (Tag 8)

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Tagesetappe: Langres - Pontallier-sur-Saône
Tages-km: 84 - Gesamt-km: 562
Startzeit: 9:30 - Ankunftszeit: 16:00 - Fahrzeit: 5:30h
Streckenführung:
Langres - (D974,D122 zum Marne-Saône-Kanal) fr:Renève - (D30) fr:Talmay - (D976) fr:Pontailler-sur-Saône (auf goggle maps)
Wetter:
Sonnig, warm ca. 20°C
Übernachtung:
Pension "Pitey Daniel"
Privatpension in Pontallier-sur-Saône

Bevor es auf die Strecke geht, tauscht Jürgen noch seine hinteren Bremsklötze aus und im Supermarkt wird der Reiseproviant ergänzt. Wir haben uns auf eine Route östlich von Dijon geeinigt. Diese führt am Marne-Saône-Kanal entlang und meidet die Hügel westlich von Dijon. Es geht entweder direkt am Kanal entlang oder wir weichen auf eine Nebenstraße nahe dem Kanal aus, wenn der Weg schlecht wird. Dadurch ist die Etappe weitgehend flach. Zum Mittag nehmen wir die Plat du Jour in Fontaine-Française. Danach geht es auf der Landstraße weiter bis Pontallier-sur-Saône. Bis jetzt haben wir auf den Kanälen zwei Schiffe gesehen, aber mindestens zehn mal so viele mobile Schleusenwärter (Capitain de Écluse). Wir haben bis jetzt vier Langstreckenradler identifiziert: Einen Berliner in Kaiserslautern, der mit Anhänger und Zelt Richtung Irland unterwegs ist, und drei anonyme Radler mit Gepäck und Anhänger in Langres. Das Office de Tourisme hat mittwochs geschlossen, aber wir finden trotzdem eine nette Privat-Pension. Sie wird von einem Kunstmaler betrieben und ist mit schönem Krimskram reich dekoriert. Dort speisen wir im Wintergarten mit Wein aus dem nahen Supermarkt zu Abend. Danach verschönert Willi denselben noch mit Wäsche auf einer mitgeführten Leine.

Do. 23.04.2009 - Verdun-sur-le-Doubs (Tag 9)

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Tagesetappe: Pontallier-sur-Saône - Verdun-sur-le-Doubs
Tages-km: 66 - Gesamt-km: 628
Startzeit: 9:30 - Ankunftszeit: 16:00 - Fahrzeit: 3:32h - max-km/h 42,6
Streckenführung:
fr:Pontailler-sur-Saône - (D976) Athée - (D24) fr:Auxonne - (D20) Saint-Jean-de-Losne - (D976) -Seurre (D35D, D111) Verdun-sur-le-Doubs (auf google maps)
Wetter:
Sonnig, warm ca. 22°C, leichter Rückenwind
Übernachtung:
"Hotel des Trois Maures"
Verdun-sur-le-Doubs

Nach einem guten Frühstück und Wikipedia-Update mit französischer Tastatur (grausig) geht es zum Bäcker und ins Office de Tourisme, um einen Stempel in unseren Pilgerausweis zu erhalten. Wir folgen auf Nebenstraßen dem Tal der Saône. Die stark landwirtschaftlich geprägte Gegend ist ohne jede Höhepunkte. Zum Mittagessen gibt's wieder Plat du Jour im Hafen von Saint-Jean-de-Losne. Kurz danach machen wir einen Stop, um die noch nassen Sachen in der Sonne zu trocknen, und erreichen dann, auf Nebenstraßen, unser heutiges Ettapenziel Verdun-sur-le-Doubs. Im Office de Tourisme erhalten wir sowohl unseren Pilgerstempel als auch ein Hotel direkt am Hafen, das wir nach der Ankunftserfrischung beziehen. Abendessen gibt's auf einer Bank am Hafen. Erneut gibt es Diskussionen über die weitere Route. Jürgen will die Saône nicht verlassen. Wir wählen daher die schon angedachte Alternativ-Route, welche unter Auslassung von Cluny über den Canal du Centre weiter an die Loire führt.

Fr. 24.04.2009 - Montceau-les-Mines (Tag 10)

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Tagesetappe: Verdun-sur-le-Doubs - Montceau-les-Mines
Tages-km: 88 - Gesamt-km: 716
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 17:30 - Fahrzeit: 5:20h - max-km/h: 38
Streckenführung:
Verdun-sur-le-Doubs - (D5) fr:Virey-le-Grand - (D19, Radweg, D974) Chagny - :fr:Remigny - (Canal du Centre) fr:Saint-Leger-sur-Dheube - fr:Écuisses - (D974) Montceau-les-Mines (auf google maps)
Wetter:
sonnig, morgens sehr frisch, Temperatur langsam steigend, leichter Rückenwind
Übernachtung:
"Grillhotel"
Schleuse am Canal-du-Centre

Nach dem Frühstück mit Hund ohne Extras und dem Baguette-Kauf beim Bäcker fahren wir gen Westen in Richtung Canal du Centre. Wir durchqueren einen dichten Wald bis Chagny. Vorher machen wir noch eine kleine Schleife von ca. 8 km, da eine Beschilderung der ganz kleinen Straßen nicht vorhanden ist. Über Remigny, wo die Straße der großen Burgundischen Weine (Rue de grand vin) beginnt, geht’s nach Santenay, der Schwestergemeinde von Bacharach. Der Weg führt uns jetzt am Kanal entlang bis St. Lèger-sur-Dheune, wo wir uns im Hotel "Le'Amirae" ein Mittagessen genehmigen. Leider kann Jürgen die Burgundische Küche nicht genießen, denn das Tartar de Boeuf findet bei ihm keinen Gefallen. Anschließend Suche nach dem weiteren Weg. Beim dritten Anlauf landen wir auf der D974 und folgen ihr bis St-Julien-sur-Dheune. Weiter geht's am Kanal entlang bis Écuisses, wo wir eine Kaffeepause einlegen. Dort treffen wir Leute aus dem Bayerischen Wald, die mit einem Schiff auf dem Kanal unterwegs sind. Sie sehen Jürgens "Bayerische Fahne" und sind natürlich entzückt, Landsleute zu treffen. Der Radweg wechselt jetzt steil aufwärts an den Hang. Dann weiter am Kanal bis Montceau-les-Mines. Die Hotelsuche ist heute etwas aufwendig. In Blanzy finden wir nur zwei verschlossene Hotels, aber in Montceau-les-Mines hilft uns das Office de Tourisme weiter. Wir beziehen das Hotel und gehen im nahen Supermarkt einkaufen. "Leclerque" bietet eine Riesenauswahl. Den Einkauf verzehren wir auf einem Stein auf dem angrenzenden Parkplatz.

Sa. 25.04.2009 - Ignerande (Tag 11)

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Tagesetappe: Montceau-les-Mines - Ignerande
Tages-km: 91 - Gesamt-km: 807
Startzeit: 10:00 - Ankunftszeit: 18:30 - Fahrzeit: 5:30h - max-km/h: 43,2
Streckenführung:
Montceau-les-Mines - (D974) Paray-le-Monial - (D191 an die Loire) - (D210, D989) Marcigny - (D122) fr:Iguerande (auf google maps)
Wetter:
bewölkt, mäßig warm, morgens leichter Regen, leichter Gegenwind
Übernachtung:
Bauernhof: Gite de France "Les Montes"
Basillika von Paray-le-Monial

Nach nochmaligen Besuch von "Leclerque" geht es um 10 Uhr weiter den Kanal entlang. Zu sehen gibt es Landschaft pur. Wir erreichen Paray-le-Monial, wo wir beim Italiener Mittag machen. Anschließend besichtigen wir die Herz-Jesu Basilika und lassen uns im Office de Tourisme den Pilgerausweis stempeln. Das Knie der Loire kürzen wir ab, wobei wir nur leichte Steigungen erleben. Die Quartiersuche in Marcigny ist leider vergeblich, denn wegen des Wochenendes ist alles ausgebucht. Das Office de Tourisme vermittelt uns aber ein Privatquartier 15 km weiter. Im Nieselregen erreichen wir die Gite de France Les Montes, wie der Name schon sagt, geht es vorher ordentlich hoch. Nach dem Bezug sitzen wir gemütlich im Aufenthaltsraum und unterhalten uns international (Deutsch, Französisch und Englisch) mit unserer Wirtin. Eine riesige Glasfront ermöglicht die Aussicht in die Landschaft Richtung Loire: Regenwetter. Abendessen aus den Vorräten und mit Wein des Hauses.

So. 26.04.2009 - Saint-Germain-Laval (Tag 12)

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Tagesetappe: Iguerande - Saint-Germain-Laval
Tages-km: 56 - Gesamt-km: 863
Startzeit: 10:00 - Ankunftszeit: 19:00 - Fahrzeit: 3:50h
Streckenführung:
fr:Iguerande - La Bénisson-Dieu - (D4) fr:Saint-Germain-Lespinasse - (D8) fr:Saint-Germain-Laval (auf google maps)
Wetter:
stark gewölkt, mäßig warm, ab 11:00 Dauerregen
Übernachtung:
Hütte auf Campingplatz (Camping Municipal)

Zum Aufstehen begrüßen uns Nebel und Regen. Beim Frühstücken unterhalten wir uns lebhaft mit der Gastfamilie. Er ist Heilpraktiker und arbeitet zusätzlich drei Tage die Woche als Versicherungsagent. Das gesamte Haus wurde aus einer abbruchreifen Scheune neu erstellt, was eine herrlich rustikale Wohnstätte als Ergebnis hat. Der Whirlpool ist gerade im Bau. Wir fahren auf Nebenstraßen 3. Ordnung weiter, um einem Aufstieg zu entgehen. Aber nur im Traum, denn westlich der Loire beginnen sofort die uns so vertrauten französischen Hügel. Kaffeepause machen wir in St. German-Lespinasse. Der anschließende Einkauf beim Bäcker führt uns mit den ersten Radpilgern zusammen. Das Ehepaar kommt aus Villingen. Sie wollen bereits am 27. Mai in Santiago sein, fahren aber nicht bei Regen. Wie das gehen soll, bleibt uns ein Rätsel. Inzwischen ist es Zeit zum Mittagessen geworden und nach einiger Suche kehren wir in das Lokal zurück, in dem wir auch den Kaffee nahmen, zumal dies auch von den Villingern empfohlen wurde. Sehr gutes Menü inklusive Kaffee und Wein für günstige 13,50 €. Alle sind mehr als satt, so geht es weiter auf die nasse Piste; wie üblich bergauf und bergab. An dem von uns ausgesuchten Zielort hat das einzige Hotel geschlossen. Der Hotelier, der zufällig vorbeikommt, lässt nicht mit sich reden und will uns 10 km weiter in die Berge schicken. Da stehen wir nun, es ist 19 Uhr, es regnet in Strömen, die Brille ist angelaufen und auf der Karte in der Plastikfolie beim besten Willen nichts zu erkennen. Eine in unseren Unterlagen ausgewiesene Privatpension ist auch nicht zu finden. Doch zwei nette Frauen, Engeln gleich, die eine Pizzeria betreiben, retten uns aus höchster Not und besorgen uns eine Hütte auf dem nahen Campingplatz. Die hat zwar kein warmes Wasser und nur einen Mini-Elektroofen, aber es ist trocken. Der Versuch, unsere durchnässten Sachen darauf zu trocken, hat natürlich nur begrenzten Erfolg. Vom Campingwart erwerben wir noch Côtes du Rhone, mit dem wir unser Abendessen versüßen. Selbst Jürgen ist glücklich, denn wir haben trotz aller Widrigkeiten unser Tagessoll von 50 km übertroffen.

Mo. 27.04.2009 - St.-Just-St.-Rambert (Tag 13)

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Tagesetappe: Saint-Germain-Laval - St.-Just-St.-Rambert
Tages-km: 52 - Gesamt-km: 915
Startzeit: 9:30 - Ankunftszeit: 18:00 - Fahrzeit: 3:23h
Streckenführung:
fr:Saint-Germain-Laval - (D8) Montbrison - fr:Saint-Just-Saint-Rambert (auf google maps)
Wetter:
bewölkt ca. 70%, trocken, kaum Wind
Übernachtung:
"Hotel de la Loire"
Burgundische Weinberge bei Montbrison

Nach dem Zusammenpacken, Aufbruch auf relativ ebener Strecke; nur kleine Hügel. Gefrühstückt wird in Boën im "Café La Gare" und dann weiter unter guten Bedingungen bis Montbrison. Das Office de Tourisme hat gerade geschlossen, als wir ankommen. Wir hoffen auf einen schönen Stempel, da die Jakobsmuschel den Eingang ziert. Nach dem schlechtesten Mittagessen, das uns bis jetzt serviert wurde, besichtigen wir die Altstadt mit Justizpalast und angrenzender Kirche. Der Stempel in der Touristen-Info ist leider eine Enttäuschung, denn er besteht nur aus Text. Dafür können wir aber ein Hotel an unserem geplanten Etappenziel reservieren. Wir folgen weiter der D8 und erreichen unser Hotel direkt an der Loire. Die Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit für unser Abendessen bleibt erfolglos, denn es ist Montag und alles im Ort hat geschlossen, einschließlich des Restaurants in unserem Hotel. Auch der Hinweis auf eine Pizzeria weiter oben im Ort führt nicht zum Erfolg. Es bleibt der Döner Kebab gleich daneben. Ansonsten ist der Ort völlig trocken, sowas gab's bis jetzt noch nicht. Um 19 Uhr 30 sind wir durstig auf unseren Zimmern.

Di. 28.04.2009 - Beauzac (Tag 14)

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Tagesetappe: Saint-Just-Saint-Rambert - Beauzac
Tages-km: 48 - Gesamt-km: 963
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 17:00 - Fahrzeit: 3:46h - max-km/h: 42,9
Streckenführung:
fr:Saint-Just-Saint-Rambert - (D102, D108, D46) fr:Aurec-sur-Loire - fr:Bas-en-Basset - (D42) fr:Beauzac (auf google maps)
Wetter:
bewölkt 80% trocken, kühl 7-13°C
Übernachtung:
Bauernhof
Über der Loire vor Auree

Wir verabschieden uns nach dem Frühstück von unserem Hotel und der tollen Toilette, die nur mit offener Tür zu nutzen ist, jedenfalls bei unserem Knieabstand im Sitzen. Nach einem kurzen Ausflug in die falsche Richtung, geht es auf die D108 und in die Berge. Wir klettern auf 625 m üNN, hoch über die Loire. Leider geht es anschließend wieder hinunter, um über eine Brücke die Loire zu queren. An der Brücke gönnen wir uns einen Kaffee, um anschließend fast die alte Höhe wieder zu erklimmen und Aurec zu erreichen und um die schöne alpenartige Bergstrecke abzuschließen. Wir genehmigen uns ein Mittagessen, bevor es stark hügelig weiter nach Bas-en-Basset geht. Hier reservieren wir über das Office de Tourisme eine Unterkunft in Beauzac, das wir über weitere Hügelketten gegen 17 Uhr erreichen. Die Hügel sind, wie immer, nicht mit Schwung zu bewältigen, sondern nur mit langsamem, geduldigem Mahlen. Werner hat heute große Strecken geschoben; wir sind gespannt, wie das in den Pyrenäen wird. Unsere Unterkunft ist ein idyllischer Bauernhof außerhalb von Beauzac, wo wir als Willkommenstrank Bier erhalten. Nach dem Bezug unseres gemeinsamen Zimmers geht’s nochmal in den Ort, um Wein zu kaufen und den obligatorischen Ankunftstrank zu nehmen. Das Abendessen nehmen wir auf unserem Zimmer ein und beenden den Tag allseits gut gelaunt gegen 22 Uhr.

Mi. 29.04.2009 - Le Puy-en-Velay (Tag 15)

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Tagesetappe: Beauzac - Le Puy-en-Velay
Tages-km: 49 - Gesamt-km: 1012
Startzeit: 9:20 - Ankunftszeit: 16:00 - Fahrzeit: 3:30h - max-km/h: 42,9
Streckenführung:
fr:Beauzac - (D46) fr:Retournac - (D103) fr:Vorey-sur-Arzon - Le Puy-en-Velay (auf google maps)
Wetter:
bewölkt ca. 60%, trocken, kühl 3-11°C, zeitweise Gegenwind
Übernachtung:
Pension am Jakobsweg
Kathedrale von Le Puy-en-Velay

Nach reichlichem Frühstück verlassen wir unseren Bauernhof, versorgen uns noch beim Bäcker, bevor es unmittelbar in die Hügel oberhalb der Loire geht. In Retournac legen wir eine Kaffeepause ein. Die Bar ist übervoll mit lebhaft schwatzenden Marktbesuchern/-rinnen; französisches Leben wie aus dem Bilderbuch. Weiter geht es durch eine wunderschöne Landschaft und gemäßigt hügliges Gelände bis Vorey. Hier besorgen wir uns noch schnell Information über Le Puy, denn es ist schon nach 12 Uhr und die Tourist-Info schließt um diese Zeit. Unser Mittagessen nehmen wir im Restaurant gegenüber ein. Das Menü ist für 11,10 € inklusive Wein und Kaffee zu haben, wobei man sich für's Entrée vom Buffet bedienen kann; einfach super. Die Bedienung versichert uns, dass es jetzt bis Le Puy flach weiter geht, was wir kaum glauben können. Aber tatsächlich, wir erleben eine ebene Flusstour, wie man sie aus Deutschland kennt. Allerdings ist die Loire hier ähnlich einem Alpenfluss. Le Puy begrüßt uns als lärmende Stadt, mit hunderten von Jugendlichen und Touristen-Nepp. Die Quartiere, die wir ausdeuteten, sind belegt, aber das Office de Tourisme bucht uns eine Privatpension oberhalb des Zentrums, direkt am Jakobsweg. Wir werden vom Sohn begrüßt und in unsere Zimmer eingewiesen, denn Madame ist noch "auf Arbeit". Sie überrascht uns dann abends damit, dass sie ihr Deutsch üben will, das macht es für uns um Einiges leichter. Wir gehen noch in die Stadt, um Wein für's Abendessen zu kaufen. Kurz vor der Aufgabe, entdecken wir etwas außerhalb des Zentrums doch noch einen Supermarkt. Unser Abendmahl nehmen wir in Jürgens Zimmer ein, denn er hat über eine riesige Glasfront einen traumhaften Blick über die abendliche Stadt und die beleuchtete Kathedrale.

Do. 30.04.2009- Le Puy-en-Velay (Tag 16)

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Ruhetag in Le Puy-en-Velay
Startpunkt der Via Podiensis in Le Puy-en-Velay

Madame versucht sich beim Frühstück in Deutsch. Sie und ihr Mann sind beide Architekten und sie war erst Ende März in Stadtallendorf bei der Firma Viessmann. Um 9 Uhr 30 muss sie zur Arbeit und wir haben das Haus für uns. Dieses ist sehr stilvoll eingerichtet und auf alt gemacht. Es ist aber erst vor 15 Jahren entstanden, Architekten eben. Nach dem Frühstück begeben wir uns auf dem am Haus vorbeiführenden Jakobsweg Richtung Kathedrale. Die "Via Podiensis" beginnt aber kurioserweise nicht an der Kathedrale sondern auf dem Platz vor dem Rathaus. Ihr, die auch als französischer Weitwanderweg GR65 ausgeschildert ist, werden wir jetzt bis zu den Pyrenäen folgen. Wir besuchen die Kathedrale, wo wir einen zweiten Pilgerausweis erwerben, denn unser erster ist schon fast voll. Anschließend geht es zur Marienstatue auf dem höchsten Felsen über der Stadt, wo wir den super Ausblick genießen. Nach der Mittagspause beim Chinesen, geht es zurück zum Quartier. Hier versorgen wir die Wäsche, schreiben Postkarten, und in der benachbarten "Gite de Capuzin" werden Interneteintragungen gemacht. Jürgen betätigt sich noch als Klempner und macht den Abflusspfropfen im Waschbecken wieder gangbar. Dann noch einmal in den Supermarkt, um das Abendessen und Vorräte für die nächsten Tage zu besorgen, denn morgen ist der 1. Mai und dann folgen Samstag, Sonntag und auch noch der problematische Montag, wie wir gelernt haben. Das Abendessen nehmen wir wieder bei Jürgen, mit Blick über die Stadt auf die illuminierte Kathedrale und Marien-Statue, ein.

Fr. 01.05.2009 - Le Rouve (Tag 17)

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Tagesetappe: Le Puy-en-Velay - Le Rouve
Tages-km: 55 - Gesamt-km: 1.067
Startzeit: 9:15 - Ankunftszeit: 18:30 - Fahrzeit: 4:40h - max-km/h: 49,9
Streckenführung:
Le Puy-en-Velay - (D31) fr:Séneujols - (D621, GR65 Montbonnet - (D589) Saint-Privat-d’Allier - Saugues (Le Rouve) (auf googe maps)
Wetter:
sonnig, teilweise bewölkt, kühl, leicht windig, auf den Höhen sehr zugig
Übernachtung:
Chambres d'Hôtes
Im Zentralmassiv bei Montbonnet

In der Nacht setzt sich Werner bei der Rückkehr vom Toilettengang neben das Bett und verstaucht sich das rechte Handgelenk. Die nächsten zwei Wochen leidet er still, bis die Hand wieder einigermaßen verheilt ist. Nach dem Frühstück verabschiedet uns das Gastgeberpaar mit den besten Wünschen für die weitere Reise. Unmittelbar nach Le Puy beginnt der Aufstieg auf die Höhen des Zentralmassivs. Bald schon treffen wir einen Grazer Radpilger mit Zelt im Gepäck, der die Nordroute bis Santiago fahren will, da er unseren Weg bereits kennt. Er fährt jeden Tag sehr lange und schlägt erst in der Dämmerung sein Zelt auf; so kommt er auf ca. 100 km pro Tag. Wir begegnen uns noch mehrfach und halten jedes Mal ein Schwätzen, bevor sich unsere Wege bei Sêneujols trennen. Wir klettern auf wildromantischer Straße auf eine Höhe von 1.150 m üNN. In Montbonnet essen wir in einer winzigen Bar zu Mittag. Es folgt eine lange Abfahrt auf 650 m üNN. In Monistrol-d’Allier machen wir noch einmal Kaffeepause. Uns beschäftigt der Gedanke ans Nachtlager, denn unsere Unterlagen geben für diese einsame Gegend nicht viel her. Wir haben zwei Adressen, wo wir versuchen per Telefon zu reservieren. Falls dieser Versuch scheitert, wollen wir hier bleiben, allerdings zieht es Jürgen mit aller Gewalt nach Saugues. Im zweiten Anlauf haben wir Erfolg und können 4 km hinter Saugues ein Quartier buchen. Der weitere Weg führt uns wieder anständig in die Höhe, auf über 1.000 m üNN. Werner ist jetzt entgültig platt und nur noch am Schieben, bis wir um 18 Uhr 30 endlich unser Quartier erreichen. Es liegt mitten in der Pampa vor einem Miniort. Wir ordern nachträglich noch Abendessen bei unserer Wirtin. Um 19 Uhr 30 geht es mit dem Aperitif los. Mit von der Partie sind ein Ehepaar aus Lyon und eine ältere Dame aus der Bretagne. Die Unterhaltung wird wieder in Französisch, Englisch und einem klein bisschen Deutsch geführt. Er kann ein paar Brocken Deutsch und die Bretonin ein bisschen Englisch. Unser Übersetzer Werner kommt gehörig ins Schwitzen. Nach Käse und Obstkuchen zum Dessert löst sich die Runde gegen 22 Uhr auf.

Sa. 02.05.2009 - St. Alban-sur-Limagnole (Tag 18)

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Tagesetappe: Le Rouve - St. Alban-sur-Limagnole
Tages-km: 32 - Gesamt-km: 1.099
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 13:30 - Fahrzeit: 2:30h - max-km/h: 45,7
Streckenführung:
Le Rouve - (D335) fr:Chanaleilles - Kapelle La Roch - (D587) - Saint-Alban-sur-Limagnole (auf google maps)
Wetter:
neblig und kühl, zeitweise zugig
Übernachtung:
Hotel "Central"
Kapelle St. Roch, Aubrac 1300 m üNN

Frühstück mit den anderen Gästen. Aufbruch auf die angeblich nur mäßig steilen Nebensträßchen (ha, ha, ha), bis wir die D335 erreichen. Diese bringt uns über wildromantisches alpenähnliches Gelände im Nebel nach Grèzes und Chanaleilles. Hier trinken wir im Universalladen mit angeschlossener Post und Bar erst einmal Kaffee. Anschließend steil hinauf zur Kapelle La Roch auf 1.300 m, welche uns verschlossen bleibt. Die 1901 errichtete Kapelle soll an das 1198 gegründete und von den Templern betriebene Hospiz auf der nahen Passhöhe erinnern. Nach kurzem Aufenthalt beginnt die Abfahrt nach St. Alban, wo wir uns zum Mittagessen niederlassen. Der geplant Aufbruch führt uns ins Hotel gegenüber. Jürgen friert und schwächelt. Er will unbedingt ein Einzelzimmer ohne die 50 km voll zu haben. Also checken wir ein. Danach Ortsbegehung mit Besichtigung des dem Heiligen Albanus geweihten Kirchleins und der Burg, in der jetzt eine psychiatrische Klinik untergebracht ist. Der Ort ist voller Pilger; wir fragen uns, wie das erst in Spanien wird. Wir lassen uns auf einen Abendtrank in der dem Hotel angeschlossenen Bar nieder. Hier herrscht reges Leben, denn die Bar ist außerdem Lotto-Annahmestelle. Die dem Hotel angeschlossene Gîte d'étape liegt unter dem Dach und wird von uns danach inspiziert. Sie ist mit zwei Reihen Doppelstockbetten ausgerüstet und macht insgesamt einen sauberen und geräumigen Eindruck. Die Begeisterung von Jürgen hält sich aber sehr in Grenzen, er ist entgegen den Erwartungen keine Alpenvereinshütten gewöhnt. Im Gefolge von Monsieur Hotelier transportieren wir noch unsere Räder in eine etwas weiter vom Hotel gelegene Garage, bevor wir uns auf die Zimmer begeben. Unser Abendessen aus den sich häufenden Vorräten nehmen wir dort ein.

So. 03.05.2009 - Nasbinals (Tag 19)

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Tagesetappe: St. Alban-sur-Limagnole - Nasbinals
Tages-Km: 40 - Gesamt-Km: 1.139
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 14:30 - Fahrzeit: 2:50h - max-km/h: 45,7
Streckenführung:
Saint-Alban-sur-Limagnole - (D987) Aumont-Aubrac - Nasbinals (auf google maps)
Wetter:
leicht bewölkt, kühl und trocken, leichter Wind
Übernachtung:
"Hotel de France"
Wilde Nazissen im Aubrac, Zentralmassiv

Nach dem Frühstück beginnt die Suche nach dem Schlüssel für die Garage, in der sich unsere Räder befinden. Es dauert etwa eine halbe Stunde, bevor man fündig wird. Durch eine enge Schlucht geht der Aufstieg nach Aumont-Aubrac, wo wir Kaffeepause machen. Weiter geht's über die Hochebene des Aubrac. Sie bietet sich uns als windiges Hügelland dar, das aus mit Feldsteinmauern begrenzten Wiesen besteht. Die Wiesen sind mit Millionen bühender, wilder Narzissen überdeckt. In Malbouzon finden wir ein karges Mittagessen, bestehend aus Tiefkühlpizza. Allerdings kostet das Ganze, inklusive Getränken und Trinkgeld, auch nur 4 € pro Nase. Weiter geht es bis Nasbinals, wo wir eine Unterkunft finden. Das Abendessen bestreiten wir aus unseren Vorräten und Wein des Hauses im Gastraum unseres Hotel. Danach übliches Abendritual: Dokumentation, Duschen, Bettruhe.

Mo. 04.05.2009 - Entraygues (Tag 20)

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Tagesetappe: Nasbinals - Entraygues
Tages-km: 69 - Gesamt-km: 1.248
Startzeit: 9:20 - Ankunftszeit: 17:30 - Fahrzeit: 6h - max-km/h: ~55
Sreckenführung:
Nasbinals - (D987) Saint-Côme-d’Olt - (GR65) Espalion - (D556, D100) Estaing - (D920) Entraygues (auf google maps)
Wetter:
bewölkt, im Aubrac kalt, unten warm, trocken, zeitweise Gegenwind
Übernachtung:
"Hotel Central"
Alte Brücke über die Lot in Espalion

Nach dem Frühstück mit reichlich Baguette beginnt der Aufstieg zum Col d'Aubrac. Mit 1.340 m üNN der bisher höchste Punkt unserer Reise und, nach unseren Unterlagen, auch der Via Podiensis. Am Waldrand liegen noch Schneereste. Wie wir später erfahren, hat es hier vor einer Wochen noch geschneit. Gut, dass wir nicht, wie anfangs geplant, am 1. April starteten. Nun beginnt die längste aber nicht die schönste Abfahrt unserer Reise. Auf über 20 km und teilweise mit über 8% Gefälle geht es hinunter auf 300 m üNN. Die Handgelenke beginnen zu schmerzen und jeder hofft, dass die Bremsen nicht versagen. Wir sind froh, als wir endlich Saint-Côme-d’Olt an der Lot erreichen. Es geht dann im Lot-Tal weiter auf hügeliger Nebenstraße bis Espalion. Unterwegs treffen wir ein Innsbrucker Radpilgerpaar, das immer nur zwei bis drei Wochen unterwegs ist und den Jakobsweg etappenweise bewältigen will. In Espalion machen wir Mittagspause bei köstlichem Bœuf de Bourgogne. Im Office de Tourisme können wir eine Unterkunft in Entraygues buchen. Weiter geht es auf der D920 entlang der Lot durch das enge Flusstal. Die Straße wird von steilen Felsen gesäumt; wunderschöne Gegend. Am Ziel wollen wir zum Abendessen unsere Vorräte aufbrauchen. Leider hat am Montag wieder kein Laden geöffnet und die Suche nach Wein verläuft ergebnislos. Werner und Willi landen dabei in einer Bar und werden später von Jürgen aufgegabelt. Auf einem schönen Fußweg entlang des Flusses geht’s dann doch noch auf die Zimmer zum Abendessen.

Di. 05.05.2009 - Capdenac-Gare (Tag 21)

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Tagesetappe: Entraygues - Capdenac-Gare
Tages-km: 59 - Gesamt-km: 1.307
Startzeit: 9:10 - Ankunftszeit: 14:30 - Fahrzeit: 6h
Streckenführung:
Tal der Lot: Entraygues - (D107, D141, D42, D627, D840) Capdenac-Gare (auf google maps)
Wetter:
meist wolkenlos, morgens kühl 8°C, mittags etwas wärmer 14-18°C, leichter Wind
Übernachtung:
"Hotel de la Paris"
Mittag in den Frühlingsblumen des Lot-Tals

Nach Frühstück und Einkäufen fahren wir noch zum Zusammenfluss von Lot und Truyère, bevor es auf die Strecke geht. Unser Weg verläuft auf einsamer, ebener Nebenstraße im engen, fast subtropischen Tal der Lot. Einmal reichen Felswände bis über die Straße, dann erweitert sich das Tal wieder, wodurch Weinberge und kleine Weiler sichtbar werden. Diese liegen manchmal direkt an der Straße, dann wieder schmiegen sie sich an die Felsen, hoch über uns. Hier herrscht üppiger Frühling im Gegensatz zum ausklingenden Winter im Aubrac. Mittag halten wir aus unseren Vorräten am Rande der D627 auf einer Gartenmauer. Anschließend geht es auf der vielbefahrenen D840 weiter bis Capdenac-Gare. Der letzte Abschnitt und auch der Ort sind nicht gerade Schönheiten. Über das Office de Tourisme finden wir ein günstiges Hotel, in das wir nach dem Ankunftsbier einziehen. Das Abendessen genießen wir in einem kleinen netten Restaurant und nach dem Absacker an der Hotelbar geht der Tag zur Neige.

Mi. 06.05.2009 - St.Cirq-Lapopie (Tag 22)

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Tagesetappe: Capdenac-Gare - St.Cirq-Lapopie
Tages-km: 50 - Gesamt-km: 1.357
Startzeit: 8:55 - Ankunftszeit: 16:00 - Fahrzeit: 3:10h - max-km/h: 41,2
Streckenführung:
Tal der Lot: Capdenac-Gare - (D86, D662) Cajarc - Saint-Cirq-Lapopie (auf google maps)
Wetter:
wolkenlos, morgens kühl 10°C, mittags sehr warm 24°C, leichter Wind
Übernachtung:
Chalet auf Campingplatz
St.Cirq-Lapopie im Tal der Lot

Das Frühstück müssen wir uns "zusammenklauen", um satt zu werden. Der Aufbruch führt uns gleich hoch über die Lot, denn die Straße schneidet ein Lot-Knie ab. Anschließend geht es aber wieder relativ eben dahin. Die Berge werden niedriger und die Felder an den erweiterten Stellen größer. Eine Talseite wird aber immer noch von steilen Felsen gesäumt. Immer wieder Dörfer an oder auf die Felsen gekauert. Das Lot-Tal erweist sich als ein landschaftlicher Höhepunkt der Reise. Der Morgen ist sehr trocken, denn weder ein Café noch eine Bar kommen in Sicht. Erst nach über 30 km werden wir in Cajarc fündig und nützen sogleich die Chance zum Mittagessen. Wir besorgen uns noch die letzte Michelin-Karte für Frankreich und versuchen kurz vor der Grotte du Pech-Merle Quartier zu machen. In ihr sind altsteinzeitliche Funde und Felsmalereien zu sehen. Wir wollen sie anschließend ohne Gepäck besuchen, da sie 4 km abseits in den Bergen liegt. Der erste Einquartierungsversuch scheitert am Preis. Daraufhin wollen wir ins Dorf Saint-Cirq-Lapopie, brechen aber schnell ab, als wir den steilen Aufstieg nach oben sehen. Am Beginn des Anstiegs befindet sich ein Campingplatz, auf dem wir schließlich in einer Hütte (Chalet) landen. Nachdem wir eingecheckt haben, stellen wir fest, dass die Grotte du Pech-Merle bereits um 17 Uhr schließt. Da uns das zeitlich sehr eng vorkommt, verschieben wir den Besuch auf Morgen. Nachdem wir in einem kleinen Laden eingekauft haben, suchen wir vergeblich nach unserem Ankunftsbier. Wir beschließen, einen Fußmarsch nach St. Cirq-Lapopie zu unternehmen. Der Ideenfinder für diesen Marsch schwebt in Lebensgefahr, falls es dort oben keine Gaststätte geben sollte. Der Besuch ist wirklich lohnenswert. Es ist ein altes Bergdorf, das hoch über der Lot thront, jetzt allerdings von Künstler-Ateliers, Restaurants und den zugehörigen Touristen bevölkert ist. Daher sitzen wir wunderschön und gemütlich in einem Gartenlokal und genießen unser Ankunftsbier. Das Office de Tourisme ist gleich gegenüber, wo wir den Stempel in unseren Pilgerausweis erhalten. Nach dem Abstieg nehmen wir das Abendessen in unserem Chalet ein. Der Tag klingt aus mit Postkarten-Schreiben auf der Terrasse, bei Campingplatz-Atmosphäre und dem Champions League Halbfinale, was Jürgen und Werner besonders glücklich macht.

Do. 07.05.2009 - Montcuq (Tag 23)

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Tagesetappe: St.Cirq-Lapopie - Montcuq
Tages-km: 61 - Gesamt-km: 1.418
Startzeit: 8:55 - Ankunftszeit: 16:15 - max-km/h: 32,9
Streckenführung:
Saint-Cirq-Lapopie - (D662, D653) Cahors - (D820, D653) Montcuq (auf google maps)
Wetter:
morgens wolkenlos und kühl, mittags warm, nachmittags leichter Regen, wenig Wind
Übernachtung:
"Hotel la Barguelonne"

Wir frühstücken beim Bäcker, den wir per Fahrrad erreichen. Da es saukalt ist, transportieren wir kurzerhand den einzigen Tisch vom Freien in den Laden, wo es geheizt ist. Die anderen Kunden staunen nicht schlecht, denn mit dieser Aktion haben wir offensichtlich Premiere. Zurück auf dem Campingplatz, wird unser Chalet vom Campingwart abgenommen, bevor es auf die Strecke geht. Jürgen und Werner sind nun nicht mehr für einen Besuch der Grotte du Pech-Merle zu gewinnen. Ein möglicher Aufstieg bei den frischen Temperaturen lässt sie kapitulieren. Also geht es weiter an der Lot entlang bis Cahors. Hier treffen wir den ersten Pilger mit Esel. Er hat ein kleines Kind dabei, das auf dem Esel reitet, was wir nicht wirklich gut finden. Vorher machen wir noch eine Kaffeepause in St.-Gery. Das Lot-Tal nimmt langsam rheinartige Züge an; die Berge werden niedriger und das Tal breiter. Cohors begrüßt uns mit dichten Verkehr, ein Schock nach der lieblichen Landschaft. Wir buchen unser Nachtquartier im Office de Tourisme und schieben einmal quer durch den Ort. Unterwegs gibt’s in einem Familienlokal die übliche Plat du Jour. Vor unserem Tagesziel Montcuq suchen wir Zuflucht unter einer Baumgruppe, um einem Regenguss zu entgehen. Im gebuchten Hotel sind wir erst ab 18 Uhr willkommen, sodass wir uns in Montcuq erst einmal Richtung Centre Ville orientieren. Dort genießen wir in angenehmer Atmosphäre unser Ankunftsbier auf der Terrasse eines Lokals. Wie wir erfahren, liegt unser Hotel nicht im Zentrum, sondern leider unten an der vorbeiführenden Hauptstraße. Nach dem Hotelbezug und gemeinsamen Abendessen auf dem Zimmer zieht sich Jürgen in seine Kemenate zurück, während Werner und Willi die Hotelbar aufsuchen. Sie hoffen eventuelle Mitpilger zu treffen und wollen das Geheimnis der 80 Couverts lüften, die es hier angeblich gibt. Aber beides scheitert. An der Bar hält sich nur noch der Rest der Hotelbesatzung auf und mit den Couverts können wir uns nicht verständlich machen. Erst viele Tage später finden wir heraus, dass dies die Anzahl der möglichen Plätze im Restaurant bezeichnet.

Fr. 08.05.2009 - Moissac (Tag 24)

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Tagesetappe: Montcuq - Moissac
Tages-km: 34 - Gesamt-km: 1.452
Startzeit: 9:10 - Ankunftszeit: 12:00 - Fahrzeit: 2:14h - max-km/h: 49,5
Streckenführung:
Montcuq - (D653, D953) Lauzerte - (D2) fr:Durfort-Lacapelette - (D16, D957) Moissac (auf google maps)
Wetter:
sehr trüb, wieder erwarten trocken, 10-20°C, kein Wind
Übernachtung:
Pension hinterm Kloster beim Schotten
Kreuzgang des Klosters in Moissac

Nach dem Frühstück geht's bei trübem Wetter bis Lauzerte, das wir auf der Umgehungsstraße umfahren, da es oben am Berg liegt. Danach müssen wir aber doch noch zwei beachtliche Bergwertungen überstehen, bevor wir Durfort-Lacapelette erreichen. Hier treffen wir auf den GR65 und drei Pilger aus Passau, die den gesamtem Weg bis Santiago zu Fuß zurücklegen wollen. Sie erzählen, dass es wegen des langen Wochenendes besonders schwierig sei, ein Nachquartier zu bekommen. Bei verbesserter Wetterlage und einem stärkenden Kaffee geht es jetzt meist bergab bis Moissac, einem bedeutenden Zentrum des mittelalterlichen Pilgerwesens. Bei unsere Ankunft hat das Office de Tourisme gerade geschlossen. Da dieses im Zentrum direkt am Kloster liegt, bewegen wir uns etwas nach Außerhalb, um ein Mittagessen zu vernünftigen Preisen zu ergattern. Wir werden auch fündig und stellen fest, dass man hier auch Zimmer zu günstigen Preisen vermietet. Die Enttäuschung ist groß, als man uns sagt, dass bereits alles belegt ist. Da die Hoffnung besteht, dass die Touristeninfo nach der Mittagspause wieder öffnet, machen wir uns durch die inzwischen menschenleere Stadt auf den Weg dorthin. Tatsächlich geht unsere Hoffnung in Erfüllung und wir kommen in einer Privatpension direkt hinterm Kloster unter. Dort begrüßt man uns in perfektem Englisch. Kein Wunder, wie sich später herausstellt, ist der Hausherr Schotte. Nach dem Zimmerbezug geht es zurück zum Office de Tourisme, wo wir zum ermäßigten Sonderpreis von 3,50 € für Pilger, Tickets für das Museum und den wunderschönen romanischen Kreuzgang des Klosters erwerben. Er besitzt eine Seitenlänge von 44 m und ist mit 116 reich verzierten Säulen ausgestattet. Die Motive auf den Kapitellen zitieren 50 Bibelstellen und sind mit reicher Ornamentik ausgeschmückt. Auch der Haupteingang zur Klosterkirche ist ein Höhepunkt mittelalterlicher Bildhauerkunst. Er beschreibt als Hauptthema das Jüngste Gericht. Anschließend machen wir noch einen Spaziergang an den Zweimeeres-Kanal und die Tarn, die nicht weit von hier in die Garonne mündet. Zurück bei unserem Schotten, können wir bei ihm eine Flasche Wein und für Jürgen ein Glas Milch erstehen, mit denen wir uns zum Abendessen in den Garten des Hauses zurückziehen. Die Hausherrin hat uns freundlicherweise aufgefordert, dort Platz zu nehmen. Der Tag klingt mit den üblichen Abschlussarbeiten, wie Wäsche waschen und der morgigen Tagesplanung, aus.

Sa. 09.05.2009 - Lectoure (Tag 25)

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Tagesetappe: Moissac - Lectoure
Tages-km: 55 - Gesamt-km: 1.507
Startzeit: 9:10 - Ankunftszeit: 18:00
Streckenführung:
Moissac - Canal latéral à la Garonne - fr:Espalais - Auvillar - (D11, D3) Monsonville - (D3, D953) fr:Miradoux - (D953, D23) Lectoure (auf google maps)
Wetter:
morgens trübe, mittags warm, kein Wind
Übernachtung:
Chambres d'Hôtes
Alte Markthalle in Auvillar

Wir verlassen Moissac entlang des Canal Latéral mit den Pilgern. Die geplante Route führt über den Kanal Richtung Süden. Während Willi noch erkundet, ob dies die richtige Brücke ist, packt Jürgen und Werner der Kanalkoller und sie fahren ohne vorherige Absprache weiter. Da die beiden ihr Handy nicht betriebsbereit haben, ist eine Verständigung auf diesem Weg unmöglich. Der allgemeinen Stimmung ist dies zwangsläufig nicht dienlich. Willi gibt die Karte und Führung murrend an Werner ab. Dieser fährt solange am Kanal, bis es beim besten Willen nicht weitergeht. Irgendwie erreichen wir Auvillar, nach dem wir bei Espalais die Garonne überquert haben, und die Wogen haben sich wieder etwas geglättet, sodass Willi wieder die Führung übernimmt und die Truppe über die D11 auf die Ursprungsroute zurückleitet. Im Office de Tourisme in Auvillar buchen wir unser Quartier für diesen Tag. Das Mittagessen ist uns aber zu teuer, sodass wir nach einem Kaffee weiterziehen. In Monsonville finden wir ein bezahlbares Mittagessen. Durch weiter sehr hügeliges Gelände geht es mit einer kleinen Pause bis Lectoure. Als wir ankommen, hat das Office de Tourisme noch geöffnet und wir nutzen, angesichts des verlängerten Wochenendes, die Gelegenheit, bereits für morgen ein Quartier in Eauze zu buchen. Nach dem Einzug in unserer verwinkeltes burgartiges Quartier, machen wir uns auf den Weg zu unserem Ankunftstrank. Leider schließt die Bar bereits um 19 Uhr, sodass wir weiter müssen. Nach dem Besuch der Kirche, ein ehemaliger Bischofssitz, beschließen wir den Rundgang in einer Sportsbar. Wie üblich, laufen mindestens zwei Fernseher mit verschiedenen Programmen. Genau das Richtige für unsere Sportbegeisterten: Jürgen und Werner. Den Abend beschließen wir mit dem Abendessen auf unserer Burg, wo uns eine große Sitzecke zur Verfügung steht. Den obligatorischen Tischwein hatten wir bereits auf unserem Rundgang besorgt.

So. 10.05.2009 - Eauze (Tag 26)

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Tagesetappe: Lectoure - Eauze
Tages-km: 54 - Gesamt-km: 1.561
Startzeit: 9:40 - Ankunftszeit: 16:00 - Fahrzeit: 4h
Streckenführung:
Lectoure - (D7) Condom - (D931) Gondrin - Eauze (auf google maps)
Wetter:
morgens Regen, mittags aufhellend, am Ende warm, kein Wind
Übernachtung:
Hotel "Henri IV"
In der Kirche von Eauze

Beim Aufstehen empfängt uns trüber Himmel und starker Regen, der bis zu unserer Abfahrt aber etwas nachlässt. Bis zum Mittag Wechsel zwischen trockenem Wetter und Schauern. Wir fahren weiter durch die sanften Hügel der Gascogne, wie es der Wanderführer beschreibt. Für bepackte Fernradler sind sie aber extrem anstrengend. Unser Radführer pflegt solche Strecken "wechselndes Gelände" zu nennen, was bedeutet, dass die Hügel entweder steil oder ganz steil sind. Wir fahren jetzt vermehrt durch Weinberge und haben das bekannte Gebiet des Armagnac erreicht. Der Armagnac ist ein hochprozentiger Branntwein, der in Eichenfässern zu einem edlen Getränk heranreift. Als wir die Hauptstadt des Gebietes Condom erreichen, findet dort gerade ein mehrtägliges Musikfest statt. Das hat für uns zur Folge, dass wir weder die Kathedrale zu sehen bekommen noch die Möglichkeit haben, unsere geliebte Plat du Jour einzunehmen. Dank Jürgens Bayernwimpel kommen wir mit einem ehemaligen Kölner ins Gespräch, der jetzt in der Gegend wohnt. Er klärt uns über die aktuellen örtlichen Verhältnisse auf. Wir suchen daraufhin einen Kebab-Stand auf dem Jahrmarkt auf, um unseren mittäglichen Appetit zu stillen. Dort begegnen wir auch noch einem Schweizer, den es ebenfalls in die Gegend verschlagen hat und der uns an den lokalen Delikatessen teilhaben lässt. Für unsere Weiterfahrt nach Eauze wählen wir die Hauptverkehrsstraße, da sie auf unserer Karte keine Steigungen aufweist und wir am Sonntag mit wenig LKW-Verkehr rechnen. Tatsächlich geht es etwas weniger steil zu. Da wir unser Quartier ja bereits gestern gebucht hatten, begeben wir uns am Ziel in ein Café und sehen entspannt dem lebhaften Treiben eines Trödelmarktes zu, der vor uns auf dem Hauptplatz abgehalten wird. Gegen 18 Uhr weist uns der Wirt den Weg in unser Quartier. Doch an der angegebenen Stelle ist Nichts. Nach längerem Irren durch den Ort und mehrmaligem Nachfragen, landen wir dann an einem Eckhaus, in dem es eigentlich sein müsste, jedoch die Bewohner wissen nichts von einem Chambre d'Hôtes und unsere Anrufe landen auf einem Anrufbeantworter. Angesichts der vorgeschrittenen Zeit machen wir uns auf die Suche nach einer Ersatzunterkunft. Das Office de Tourisme hat am Sonntag geschlossen und zwei Hotels, die dort aushängen, existieren gar nicht mehr, sodass wir uns schließlich in dem teuer aussehenden Hotel direkt neben der Basilika einmieten. Nach dem Hotelbezug meldet sich unsere ominöse Vermieterin per Telefon, was wir etwas angesäuert ignorieren. Nach dem Schönmachen gehen Werner und Willi noch in den Ort, um eine Pizza zu essen. Dabei entdecken sie das günstige Hotel, welches wir vorher vergeblich gesucht hatten; c'est la vie. Werner spendiert den Wein anlässlich des Geburtstages seiner Frau. Bei der Heimkehr ist der Einlass ins Hotel durch die code-gesicherte Eingangstür nur zu überwinden, weil der Scheinwerfer, eines zufällig in der Nachbarschaft losfahrenden Autos, den Eingang beleuchtet.

Mo. 11.05.2009 - Barcelonne du Gers (Tag 27)

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Tagesetappe: Eauze - Barcelonne du Gers
Tages-km: 51 - Gesamt-km: 1.612
Startzeit: 9:30 - Ankunftszeit: 16:00 - Fahrzeit: 3:30h - max-km/h: 62,8
Streckenführung:
Eauze - Sauboires - (D122) Manciet - (D522) Nogaro - (D25) fr:Saint-Martin-d'Armagnac - (-) Lapujolle - Luppé-Violles - (D169, D931) Barcelonne-du-Gers (auf goggle maps)
Wetter:
sonnig, warm 25°C, kein Wind
Übernachtung:
Pension
Die sanften Hügel der Gascongne

Nach dem Frühstück geht’s ins Office de Tourisme, wo wir den Stempel im Pilgerausweis abholen und uns Übernachtungsinformation besorgen. Die Ausfahrt aus Eauze finden wir problemlos, dank des gestern Abend entdeckten Hotels, das den Namen unseres nächsten Teilziels trägt und an gleichnamiger Straße Sauboires liegt. Für hiesige Verhältnisse moderat geht es bis Manciet, wo wir die erste Kaffeepause einlegen. Die Idee für den weiteren Weg, die Hautverkehrstraße D931 zu nutzen, lassen wir angesichts des massiven Schwerverkehrs auf dem ersten Teilstück fallen, und begeben uns auf die Nebenstrassen D522 und D25 bis St.-Martin-d’Armagnac. Ab hier folgen wir Nebenstraßen der letzten Kategorie, die nicht mehr nummeriert sind. Dies geht auch eine zeitlang gut, bis wir an ein Wegkreuz kommen, auf dem alle Hinweisschilder zu Orten zeigen, die wir bereits passiert haben. So landen wir 10 km vor unserem Etappenziel doch noch auf der Hauptverkehrsstraße. Hier überholen wir eine Asiatin, die mit zwei Plastiktüten die Hauptstraße entlang läuft und die uns bereits gestern aufgefallen war. In Barcelonne-du-Gers versuchen wir ein Hotel zu buchen, welches auf der Liste enthalten ist, die wir vom Office de Tourisme in Eauze erhielten. Es sieht sauber aus und man will für Halbpension nur 35 €. Doch leider hat eine Gruppe von Pensionären bereits das gesamte Haus belegt. Werner kann die Wirtin aber dazu bewegen, eine weitere Privatpension im Ort anzurufen, wo sie uns freundlicherweise Zimmer reserviert. Beim Ankunftsbier erhalten wir Unterstützung von einem Bayern, der zu Fuß unterwegs ist und sich über den schlechten Wegzustand beschwert. Als wir uns auf den Weg machen, kommt uns der Hausherr der gebuchten Pension bereits mit dem Auto entgegen, sammelt uns ein und führt uns zum Quartier. Ohne ihn hätten wir wahrscheinlich länger gesucht. Angekommen erhalten wir verschiedene Säfte als Willkommenstrank und treffen auf einen weiteren Bayern, er kommt aus Memmingen und übernachtet ebenfalls hier, Hermann. Für ihn ist der Bayer aus dem Hotel kein Unbekannter. Für 19 Uhr ist das Abendessen angesetzt. Zusammen mit dem Memminger Pilger und einem französischen Pilgerpaar genießen wir das Abendessen mit allem Drum und Dran. Es startet mit Floc de Armagnac als Aperitif, gefolgt vom Entrée und als Hauptspeise Hähnchen. Das Dessert, Käse und natürlich Wein, dürfen ebenfalls nicht fehlen. Wie es sich für richtige Pilger geziemt, geht es anschließend, so kurz nach 21 Uhr, in die Falle.

Di. 12.05.2009 - Arthez-de-Bearn (Tag 28)

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Tagesetappe: Barcelonne-du-Gers - Arthez-de-Bearn
Tages-km: 60 - Gesamt-km: 1.672
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 17:00 - max-km/h: 51,5
Streckenführung:
Barcelonne-du-Gers - (D931) Aire-sur-l'Adour -(D834, D2) fr:Geaune - (D111) Pimbo - (D111, D32) Arzacq-Arraziguet - (D946) Arthez-de-Bearn (auf google maps)
Wetter:
sonnig, mittags warm ≈25°C, gegen Abend etwas bewölkt, kaum Wind
Übernachtung:
Chambre d'Hôtes (Nähe Arthez-de-Bearn)
Kirche von Pimbo

Nach dem Aufbruch kommen wir nach Aire-sur-l'Adour, das wir auf der Hauptverkehrsstraße verlassen müssen. Bei jedem Laster hält man den Atem an, denn der Seitenstreifen ist nur sehr schmal. Dann endlich auf der Nebenstraße D2 weiter. Wieder überholen wir die Asiatin mit ihren Plastiktüten. Diesmal sprechen wir sie an. Es stellt sich heraus, dass sie in der Schweiz lebt, 42 Jahre alt ist und immer nur die Hauptstraßen nutzt, um nach Santiago zu gelangen. Nach ihren Angaben fühlt sie sich hier am sichersten und legt jeden Tag zwischen 45 und 48 km zurück. Für uns ist das kaum zu glauben, denn bei diesem Tempo wird sie uns sicher in den nächsten Tagen überholen. In Pimbo machen wir die erste Pause und bestreiten das Mittagessen aus unseren Vorräten. Dabei treffen wir die erste Norddeutsche, sie kommt aus Münster. In Arzacq-Arraziguet halten wir an einem Supermarkt, wo Werner belgisches Starkbier besorgt. Anschließend sind wir faul und müde, erst der Kaffee am Office de Tourisme richtet uns wieder auf. Wir buchen Zimmer im Chambre d'Hôtes, wieder einmal bei einem Engländer. Angekommen beziehen wir unser Dreier-Zimmer neben zwei Franzosen, mit denen wir das Bad teilen. Das leckere Abendessen nehmen wir mit den Franzosen und einem englischen Ehepaar ein, das aus Leeds (Yorkshire) stammt. Die Verständigung mit den Engländern ist recht gut im Gegensatz zu den Franzosen, die auch nicht einen Brocken Englisch verstehen. Nach dem Abendessen lassen wir uns noch auf der Terrasse zu einem Glas Wein nieder. Von hier hat man einen herrlichen Blick ins Tal des Gave de Pau. Der Versuch, hier eine zweite Nacht zu buchen, scheitert, da für den nächsten Tag bereits alles reserviert ist, auch der Nachbar hat nichts mehr frei. Ist vielleicht auch besser so, denn unser Domizil liegt mitten in der Pampa, ohne Geschäft oder Kneipe.

Mi. 13.05.2009 - Navarrenx (Tag 29)

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Tagesetappe: Arthez-de-Bearn - Navarrenx
Tages-km: 33 - Gesamt-km: 1.705
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 12:00 - Fahrzeit: 2:35h - max-km/h: 49,5
Streckenführung:
Arthez-de-Bearn - (D275) Gouze - (N117) fr:Argagnon - (D275, D110) fr:Vielleségure - (D111) Navarrenx (auf google maps)
Wetter:
stark bewölkt und neblig, bleibt bis Mittag aber trocken, warm, kein Wind
Übernachtung:
"Hotel Commerce"
Entfernungsstein in Navarrenx

Bis nach der Abfahrt bleibt unser heutiges Tagesziel unklar, denn wir wollen erst am Montag in die Pyrenäen starten, um Quartierprobleme zu vermeiden. Laut unserer Literatur startet das Gros der Wanderer am Wochenende, von St.-Jean-Pied-de-Port aus, den Pyrenäenaufstieg. Als Werner das Hinweisschild nach Sauvelade sieht, wo es ein altes Kloster gibt, nehmen wir das als Wink des Himmels, zumal auch unser Radführer diese Strecke vorschlägt. Dort machen wir die erste Pause im Klostercafé und treffen überraschend die beiden Franzosen vom Vorabend. Obwohl sie vor uns gestartet sind, können sie unserer Meinung nach, unmöglich die Strecke bis hier zu Fuß zurückgelegt haben. Das englische Paar von gestern hatten wir bereits nach ca. 6 km kurz hinter Maslacq im Tal des Gave de Pau überholt. Danach geht es mit nur einer längeren Steigung nach Navarrenx. Das Office de Tourisme ist super gut versteckt, erst die fünfte Nachfrage bei einer jungen Frau, die uns praktisch bis vor die Tür führt, hat Erfolg. Allerdings hat es, wie meistens, zwischen 12 und 14 Uhr geschlossen. Daher nehmen wir den Tip eines Rentners auf, den wir am Markt trafen und der uns von einer Auberge mit 5-Gänge-Menü für 10 € berichtete. Wir versuchen, seiner Beschreibung zu folgen. Wir finden zwar Post und Ecole, sind dann aber am Ende mit unserem Latein. Am Wege liegt, welch glückliche Fügung, eine Gendarmerie-Station und eine nette Beamtin weist uns dann doch noch den Weg zur Auberge de Bois und Madame Bernadette. Der Rentner vom Markt hat uns nicht zu viel versprochen: Suppe aus einer Riesenterrine für uns drei, Fisch, Fleisch, Käse und Dessert, inklusive Wein und Kaffee für unglaubliche 10 €. Wir sind satt bis Unterlippe Oberkante. Nach dem Essen begeben wir uns zum nun geöffneten Office de Tourisme, wo wir eine Unterkunft für zwei Tage suchen. Jetzt ist Jürgen am Zug. Er besteht auf einem Einzelzimmer im Hotel, was im 57 € pro Nacht wert ist. Nach dem Hotelbezug und großem Wäsche waschen, begeben wir uns auf einen Stadtrundgang. Navarrenx ist noch vollständig von einer Festungsmauer umschlossen. Sie und einige weitere Gebäude stammen noch aus der Zeit, als die Stadt zum spanischen Königreich Navarra gehörte. Werner spekuliert auf den Pilgerempfang, bei dem jeder Pilger angeblich ein Glas Wein erhält. Einsetzender Regen treibt uns aber in eine Bar, wo wir spät unser Ankunftsbier nehmen. Die anschließende Suche nach dem Pilgerempfang verläuft erfolglos. Jürgen zieht sich in sein Gemach zurück, während Werner und Willi das Abendessen aus den Vorräten mit dem vorher besorgten Wein auf ihrem Zimmer bestreiten. Dabei werden sie wankend in der Entscheidung, das morgige Frühstück außerhalb unseres Hotels einzunehmen, denn die Bedienung, welche sie über die Straße im Restaurant beobachten können, bietet atemberaubende Aus- bzw. Einblicke.

Do. 14.05.2009 - Navarrenx (Tag 30)

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Ruhetag in Navarrenx.
Wir wollen erst am Montag in die Pyrenäen starten, da die Wanderer meistens am Wochenende losgehen.

Angesichts des Frühstückspreises im Hotel bleiben wir bei unserer Entscheidung, dieses außerhalb einzunehmen. Nachdem wir uns beim Bäcker eingedeckt haben, frühstücken wir im nahen Internetcafé. Der Wirt war schon in der deutschen Schwesterstadt Rheinstetten, spricht aber deshalb noch lang kein Wort Deutsch. Für das Internetupdate benötigt Willi drei Kaffee. Die französische Tastatur und ein Rechnerabsturz, verursacht durch die anlaufende Kaffeemaschine, beschleunigen die Sache auch nicht gerade. Da die Internetnutzung kostenlos ist, entstehen dadurch aber keine finanziellen Nachteile. Anschließend machen wir uns noch einmal auf zur Auberge de Bois. Da es in Strömen zu regnen beginnt, besuchen wir vorher noch einmal die Kirche. Überraschenderweisse stiftet Jürgen eine Kerze; außerdem entdecken wir, dass es den Pilgerempfang im Anschluss an die Pilgermesse um 18 Uhr tatsächlich noch gibt und beides wird in die heutige Planung aufgenommen. In der Auberge sind wir um 12 Uhr 30 die ersten Gäste. Der Essensablauf von gestern wiederholt sich. Angesichts des Sauwetters bleiben wir bis 14 Uhr. Ein uralter "Derrick", der im Fernsehen läuft, verkürzt uns die Zeit und auch die beiden Gratisflaschen Wein wollen niedergekämpft sein. Danach geht’s zurück ins Hotel wo die Dinge des täglichen Lebens, wie zum Beispiel Kettepflege, erledigt werden. Um 17 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Pilgergottesdienst. Viele Franzosen, einige Englischsprachige, darunter Amerikaner und Australier, sowie wenige Deutsche füllen die Kirche. Die Messe wird fast ausschließlich in Französisch gehalten, aber wir bekommen ein Blatt mit teilweise auch deutschen Texten. Ein Gebet wird von einem Teilnehmer in Englisch vorgetragen und Werner hat die Ehre, einen Deutschen Abschnitt vorlesen zu dürfen. Die Aufgabe meistert er mit Bravour. Nach der Messe geht es tatsächlich ins Gemeindehaus zum Pilgerempfang. Es gibt Gebäck, Wein und einen schönen Stempel in unseren Pilgerausweis, der jetzt nur noch eine freie Stelle aufweist. Das Wetter hat sich über den Tag gebessert und es regnet nur noch zeitweise. Den Tag beschließen wir mit dem Abendessen auf unseren Hotelzimmern.

Fr. 15.05.2009 - St.-Palais (Tag 31)

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Tagesetappe: Navarrenx - St.-Palais
Tages-km: 28 - Gesamt-km: 1.733
Startzeit: 10:00 - Ankunftszeit: 14:15 - Fahrzeit: 2:00h - max-km/h: 46,6
Streckenführung:
Navarrenx - (D115) fr:Nabas - Aroue - (D11) Saint-Palais (auf google maps)
Wetter:
morgens Regen mit kurzen Pausen, mittags bewölkt, zeitweise windig
Übernachtung:
Bauernhof bei St.-Palais
Pyrenäenpanorame von St.-Palias

Wir frühstücken wieder im Internetcafé, wo wir unsere Reiseseite mit den bereisten Regionen strukturieren. Es regnet still vor sich hin. Da wir genügend Zeit bis zum geplanten Pyrenäen-Aufstieg haben, und angesichts der Wetterlage, planen wir eine Kurzetappe. Im Office de Tourisme lassen wir uns Zimmer im Cambres d’Hôtes unseres Etappenziels, St.-Palais reservieren. Wir verlassen Navarrenx mit dem Jakobsweg durch das alte Stadttor und über die aus dem 13. Jahrhundert stammende Brücke über den Gave d’Oloron. Das Wetter bleibt schlecht, heftige Schauer lassen uns mehrfach unter Bäumen auf Besserung hoffen. Über die üblichen Hügel geht es bis zum nächsten Etappenziel der Fußpilger, Aroue. Hier gibt es außer einer äußert einfachen kommunalen Gite d’Etape nichts, keine Bar und keinen Laden. Auf dem Weg hierher haben wir wieder unsere Asiatin mit den Plastiktaschen überholt. Sie saß fröhlich am Wegesrand im Gras und nahm ihren Lunch ein. Bewaffnet mit Regenschirm, Gummistiefeln, in die ihre dünne Beinchen zweimal passten, dicken Wollhandschuhen und Wollmütze. Nach dem Gedankenaustausch über das horrible weather verlassen wir sie mit einem see you later. Es sollte aber die letzte Begegnung mit ihr sein. Fast am Ende unserer Reise treffen wir Mitpilger, denen sie in Santiago aufgefallen ist. Sie hat es also tatsächlich geschafft. Bis Domezain gibt es absolut keine Einkehrmöglichkeiten. Dort kommen wir an eine geschlossen scheinende Bar, wo aber der halbe Ort zum Mittagessen versammelt ist. Auch wir bekommen noch eine Portion ab, für die wir einschließlich Wein und Kaffee doch tatsächlich 12 € bezahlen müssen. Kurze Zeit später erreichen wir St.-Palais, wo wir uns im Office de Tourisme Informationen für die weitere Strecke besorgen, welche wir beim Ankunftsbier auswerten. Zum Glück kommen wir auf die Idee noch einmal im Office de Tourisme nachzufragen, wo sich unser Quartier befindet, andernfalls hätten wir es an der Hauptstraße außerhalb des Ortes gesucht. Unsere Unterkunft stellt sich als Bauernhof mit Komfort heraus. Jürgen bekommt ein Einzelzimmer mit WC und Bad. Das Doppelzimmer ist mit den gleichen Annehmlichkeiten ausgerüstet. Da wir den Pyrenäenaufstieg erst für Montag planen, versuchen wir wieder einmal unseren Aufenthalt zu verlängern, diesmal mit Erfolg. Mit uns im Quartier sind ein älteres Ehepaar aus der französischen Schweiz, ein Bretone und ein Ehepaar aus Amsterdam, die mit dem Tandem von dort angereist sind. Die Tandemfahrer haben für den Notfall, wie sie sagen, ein Zelt von 10 kg auf dem Anhänger. Auf die Frage, warum sie so ein großes Zelt mit sich schleppen, antworten sie, dass man in ihrem Alter den Luxus des aufrechten Gangs beim Zelten benötigt und außerdem hätten sie ja bereits 10 kg Gebäck nach Hause geschickt. Wie man wieder sieht, alles ist relativ. Das gemeinsame Abendessen ist sehr deftig und reichhaltig, dazu gibt’s Rotwein und Likör aus eigener Produktion.

Sa. 16.05.2009 - Saint-Palais (Tag 32)

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Ruhetag in Saint-Palais.
Stéle de Gibraltar

Leider stehen wir zu spät auf, um die Abfahrt unseres Tandempaars mit zu zelebrieren. Willi kann die Abfahrt nur noch mit dem Foto aus dem ersten Stock dokumentieren. Wir brechen nach dem Frühstück zu einer Trainingsrunde zur Stéle de Gibraltar auf. Mit dem gleichnamigen Felsen am Mittelmeereingang hat diese allerdings nichts zu tun. Sondern sie markiert den historischen Treffpunkt von drei französischen Jakobswegen; der Atlantikroute Via Turonensis, der Via Lemovicensis, welche in Vézelay beginnt, und der Via Podiensis, auf welcher wir angereist sind. Wir folgen der D302 aus der Stadt und dann dem Fußpilgerweg, der uns steil hinaufführt, bevor wir die Stele nach einer eben so steilen Abfahrt erreichen. Nach den obligatorischen Fotos geht’s über Orsanco zurück, um die Rundfahrt zu beenden. Hier verlangt das Gelände noch einmal alles von uns ab, was wir drauf haben. In der Ferne schimmern die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen. Das Mittagessen gestalten wir auf einer Parkbank in St.-Palais aus unseren Vorräten. Zurück auf dem Bauernhof wird erst einmal Radpflege betrieben, bevor es gegen 16 Uhr Werner und Willi noch einmal zurück in den Ort zieht. Inzwischen ist es sehr heiß geworden und die südfranzösische Sommersonne bescheint das rege Wochenendleben auf dem Hauptplatz. In einer der Bars am Platz wird eine Flasche Wein geordert, um so das Treiben zu genießen. Im Inneren der Bar machen ein paar Halbstarke vorm Fernseher, wo ein Rugbyspiel übertragen wird, ordentlich Radau. Hier treffen die Beiden Martina, die uns aus dem Pilgergottesdienst von Navarrenx bekannt ist. Sie lässt sich zu einem Glas Wein einladen und berichtet, dass sie Lehrerin in Hannover ist und ein Sabatjahr dazu nützt, auf dem Jakobsweg zu pilgern. Aus den neuen Bundesländern eingewandert, ist sie erst im Alter von 40 Jahren mit dem Christentum in Berührung gekommen, und ist nun mit Feuer und Flamme dabei. Erst im Februar hat sie sich katholisch taufen lassen und für sie ist es selbstverständlich, jeden Morgen vor dem Aufbruch die Messe zu besuchen, falls irgendeine Möglichkeit dazu besteht. Als Werner und Willi auf den Bauernhof zurückkehren, ist eine weitere Pilgerin eingetroffen: Claudia aus Belgien. Auch sie war in der Pilgermesse in Navarrenx. Eine Verständigung mit ihr ist ganz gut möglich, denn sie spricht Englisch. Wir verbringen zusammen ein nettes und wiederum reichhaltiges Abendessen. Claudias meistbenutztes Wort ist „magnifique“. Jürgen ist bei der Nahrungsaufnahme überhaupt nicht mehr zu bremsen, erst vor dem allerletzten Stück Tiramisù streckt er die Waffen; die gertenschlanke Claudia kann da nur staunen.


So. 17.05.2009 - St.-Jean-le-Vieux (Tag 33)

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Tagesetappe: St.-Palias - St.-Jean-le-Vieux
Tages-km: 46 - Gesamt-km: 1.779
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 14:00 - Fahrzeit: 3:20h - max-km/h: 48,3
Streckenführung:
Saint-Palais - (D8) fr:Iholdy - fr:Saint-Martin-d'Arrossa - (D918) Saint-Jean-Pied-de-Port - (D933) Saint-Jean-le-Vieux (auf google maps)
Wetter:
heißer Tag angekündigt, doch kühl und sehr windig, nachmittags kurze Schauer
Übernachtung:
Bauernhof bei St.-Jean-de-Vieux
St.-Jean-Pied-de-Port

Unser heutiges Quartier hat uns noch der Hausherr vom Bauernhof besorgt, es liegt in St.-Jean-le-Vieux, dem historischen Ort, bei dem früher der Aufstieg in die Pyrenäen begann. Er liegt unweit des heutigen Ausgangsorten St.-Jean-Pied-de-Port. Wir wollen abseits der Hauptverkehrsstraße St.-Jean-Pied-de-Port erreichen, dabei geraten wir weiter als gewollt in die Berge, sodass wir über Iholdy in Richtung Pyrenäenhauptkamm fahren. Dies erspart uns zwar einen steilen Anstieg, allerdings beschert es uns weitere 10 km Anfahrt. Die Basken halten streng die Sonntagsruhe ein, keine einzige Bar hat geöffnet, sodass wir unfreiwillig einen neuen kaffeelosen Streckenrekord von 42 km aufstellen. Wir kommen trotz geschlossener Wolkendecke trocken in St.-Jean-Pied-de-Port an, wo wir die erste Pizzeria entern. Die Stadt quillt über von Pilgerscharen, obwohl die doch alle schon aufgebrochen sein sollten. Wir machen einen Rundgang durch die Altstadt, die durch eine alte Festung auf dem höchsten Punkt überragt wird. Vor dem Pilgerbüro treffen wir die Schweizer vom Bauernhof in St.-Palais wieder. Werner übernimmt die Aufgabe, uns registrieren zu lassen. Wie das in die Statistiken eingeht, bleibt uns allerdings ein Rätsel. Im Pilgerbuch suchen wir vergeblich nach uns bekannten Namen. Um so überraschter sind wir dann, als wir am nördlichen Stadttor, wo der Pilgerpfad St.-Jean-Pied-de-Port erreicht, Hermann treffen, den Allgäuer, den wir in Barcelonne-du-Gers kennenlernten. Er ist aber nicht sehr gut drauf, wurde unterwegs krank und will jetzt nur noch zum Bahnhof, um Heim zu fahren. Danach flüchten wir vor dem jetzt doch einsetzenden Regen in eine Bar, um uns danach auf die Suche nach unserem Quartier zu machen. Wir verlassen St.-Jean-Pied-de-Port nach Norden, denn unser Etappenziel liegt etwas zurück. Kurz nach dem Ortsende entdeckt Werner einen Hinweis, dem wir nach einiger Diskussion auch folgen. Die Hinweise zeigen erst einen, später zwei Kilometer an, bevor wir mitten im Gelände vor einem Bauernhof stehen. Willi ist äußerst skeptisch, ob das unser Quartier sein kann, aber tatsächlich wir sind angekommen. Leider gibt es weder Getränke noch ein Abendessen, denn Madame ist heute Abend zur Kommunion eingeladen und ihre Gesten verraten uns, dass es zum „guten Ton“ gehört, an solch einem Ereignis einen „richtig drauf zu machen“. Die angemieteten Räumlichkeiten sind einsame Spitze, obwohl ihnen offiziell nur zwei Ähren (Qualitätskategorie für Cambres d’Hôtes) zuerkannt wurden. Ob der kargen Ess- und Getränkesituation begeben wir uns mit dem Rad ins nahe gelegene Jean-le-Vieux. Hier ist wohl wegen der Kommunion alles geschlossen, außer einer kleine Bar, in der wir immerhin Lasagne aus der Mikrowelle bekommen. Hier treffen wir auch noch einen deutschsprachigen Fußpilger aus England, der am Ende seiner Kräfte ein Nachtlager sucht. Die Wirtin versucht vergeblich ihn im hiesigen Hotel unterzubringen. Wieder einmal erleben wir die Freundlichkeit der Bevölkerung, denn es ist kein Thema, dass ihn Gäste mit nach St.-Jean-Pied-de-Port nehmen, wo es genügend Unterkünfte gibt. Angesichts der Ereignisse lässt sich Jürgen hinreißen eine Flasche Wein zu spendieren, trotz heftiger Gegenwehr von Werner. Die Rückkehr zu unserem Quartier im Abendlicht ist wunderschön. Die Landschaft ähnelt dem Allgäu, allerdings sind die Berge höher und kahl oder spärlich bewaldet. Mancher von uns denkt an die Daheimgebliebenen, die diesen wunderbaren Moment nicht miterleben können.
Willi berichtet später in einem der Interviews zur Reise, dass er in der Kirche von St.-Jean-Pied-de-Port den bewegendsten Moment der Reise erlebt hat. Hier, an diesem stimmungsvollen kerzenerläuteten Ort, konnte er seit ewigen Zeiten so etwas wie ein Dankgebet formulieren, das ihn ganz nahe an seine Familie und alle Mitmenschen brachte.

Mo. 18.05.2009 - Bizkarette-Genendin (Tag 34)

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Tagesetappe: St.-Jean-de-Vieux - Bizkarette-Genendin (hinter Ibañeta Pass)
Tages-km: 44 - Gesamt-km: 1.823
Startzeit: 8:00 - Ankunftszeit: 16:30 - Fahrzeit: 3:50h - max-km/h: 47,9
Streckenführung:
Saint-Jean-le-Vieux (D933) Saint-Jean-Pied-de-Port - (D933, N135) Ibañeta-Pass - Roncesvalles - Auritz - Aldo-Anritz - Bizkarreta-Gerendiain (auf google maps)
Wetter:
wieder warm angesagt, doch neblig und saukalt, aber trocken, nur Nebelnässe. Hinter Roncesvalles etwas wärmer.
Übernachtung:
Casa Rural
Roncesvalles. Erinnerung an die Schlacht im Rolandslied

Nach ungewöhnlich reichhaltigem Frühstück geht es Richtung St.-Jean-Pied-de-Port. Obwohl es vorher hieß „keiner braucht etwas“, fällt unserem Werner beim Verlassen des Ortes ein, dass er noch Getränke fassen muss. Wir warten und Werner begibt sich zurück in den Ort. Uns erscheint die Zeit ewig, bis er endlich um 9 Uhr auftaucht und es Richtung Pyrenäen geht. Wie wir von unserer Warteposition beobachten konnten, haben sich bereits mehrere Radler auf den Weg gemacht. Es beginnt mit „wechselndem Gelände“, bevor es nach der französisch-spanischen Grenze richtig zur Sache geht. Mehrere Holländer bewegen sich mit ähnlicher Geschwindigkeit nach oben. Nach einer Kaffeepause in Valcarlos erreichen wir gegen 13 Uhr die Ibañeta-Passhöhe. Es ist neblig und scheißkalt, als Werner endlich schiebend die Passhöhe erreicht. Er will die Passhöhe ausführlich erkunden, obwohl es so gut wie nichts zu sehen gibt. Damit erntet er heftigen Protest bei seinen Begleitern. Endlich geht es mit der Hoffung auf Sonne weiter. In Roncesvalles scheint sie etwas und wir wärmen uns mit einer Suppe. Hier gibt es ein Touristenbüro, das aber erst um 16 Uhr wieder öffnet: andere Länder, andere Sitten. Nach einem Rundgang, es gibt nur Pilgerherbergen, Restaurant und die Klosterkirche, zieht es uns weiter. Ein großes Schild verkündet 870 km bis Santiago. Nach einer Abfahrt beginnt wieder das übliche Auf und Ab. In Biskarette finden wir eine winzige Bar, in der wir Kaffee trinken. Nebenan gibt’s eine Casa Rural, in der wir nach Zimmern fragen. Der erste Eindruck dieser Privat-Pension ist sehr positiv. Für 20 Uhr ist das Abendessen angekündigt. Bis dahin wollen wir noch einen Rundgang durch das Dorf absolvieren und die wärmende Sonne genießen. Leider sieht es schöner aus, als es ist; eiskalter Wind treibt uns in die Minibar gegenüber unserer Pension. Hier treffen wir Jack und Thea, ein holländisches Radpilgerpaar, das wir bereits beim Pyrenäenaufstieg trafen. Die Story der ersten Begegnung im Café während des Aufstiegs, als Jürgen bemerkte „die Frau fährt ja in Badeschlappen“, bringt uns schnell näher. Die Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen verkürzen wir uns mit Rotwein. Jack ist Grundschullehrer außer Diensten, spricht fließend Deutsch und Französisch, etwas Spanisch hat er sich ebenfalls angeeignet. Er ist das zweite Mal auf dem Camino, wie der Jakobsweg auf Spanisch heißt, und der festen Überzeugung, dass ein Pilger gut essen und vor allem trinken muss. Zum Abendessen gesellt sich noch ein Franzose zu uns, den Jack locker ins Gespräch integriert. Des Weiteren ein Spanier, der sich aber bewusst abseits hält und an einem eigenen Tisch speist. Das Essen ist gut und die Stimmung wird immer besser. Jack berichtet, dass sie bis Erro gefahren sind, aber zurückkehren mussten, weil in der gebuchten Unterkunft keine Menschenseele war. Man hatte wohl vergessen, dass örtliche Feierlichkeiten anstanden. Mit Rotwein bis zur Neige, inklusive der verlassenen Flasche des Spaniers, und Witzen geht der Abend feucht fröhlich gegen 22 Uhr zu Ende.

Di. 19.05.2009 - Uterga (Tag 35)

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Tagesetappe: Bizkarette-Genendin - Uterga
Tages-km: 58 - Gesamt-km: 1.881
Startzeit: 10:00 - Ankunftszeit: 17:30 - max-km/h: 60
Streckenführung:
Bizkarreta-Gerendiain - (N135) Pamplona - Camino bis hinter Cizur Menor - NA-6004 - bei Galar auf Camino (sehr schlechter Zustand) - Feldweg bis Guendulain zur NA-1110 - (NA-6016) Uterga (auf google maps)
Wetter:
sonnig aber morgens sehr kühl (<10°C), mittags wärmer, sehr windig
Übernachtung:
Auberge
Wegkreuz vor Pamplona

Nach mäßigem spanischen Frühstück verabschieden wir uns von den Holländern. Wir müssen noch einmal auf 810 m üNN, um den Alto Erro zu überwinden. Dann beginnt die Abfahrt bis Larrasoaña, wo wir an einer Autoraststätte einen Kaffee nehmen. Mit der N135, die als mehrspurige Schnellstraße ausgebaut ist, geht es nach Pamplona hinein. In Burlada folgen wir dem Camino, bis uns die Brücke Magdalena in die Altstadt und zur Kathedrale führt. Pamplona ist eine einzige Baustelle und bietet damit keinen allzu schönen Anblick. Im Touristenbüro an der Plaza Mayor erhalten wir lediglich eine Liste mit Unterkünften. Nach dem Mittagessen, bestehend aus unserem ersten Pilgermenü, geht es weiter auf dem Camino aus der Stadt. Über Cizur Menor fahren wir bis vor Galar. Leider folgen wir hier dem Rat eines Spaniers und lassen uns auf den unbefestigten Fußweg schicken. Dieser ist mit unseren Rädern nicht zu befahren, also schieben wir bis zu einem Feldweg, der Richtung Autobahn führt. Erstaunlicherweise kommen wir an der geplanten Stelle auf die NA-1110, die direkt neben der Autobahn verläuft. Ihr folgen wir, wobei ein Anstieg auf 670 m üNN zu bewältigen ist um die Sierra del Perdón zu überqueren. Hier treffen wir einen älteren Radpilger aus Würzburg, der unbedingt die 6 km zum Alto del Perdón hochradeln will, um die dort aufgestellten Skulpturen zu sehen. Wir fahren weiter nach Uterga und landen dort in einer Auberge für Pilger, wo wir ein Dreibettzimmer erhalten. Um 19 Uhr gibt’s Abendessen, das aus den üblichen zwei Gängen und Dessert mit Tischwein besteht. Nicht schlecht, aber nicht zu vergleichen mit französischen Verhältnissen. Jürgen hat seiner Meinung nach eine viel zu kleine Forelle erhalten. Um dies zu demonstrieren, isst er den Kopf mit. Nach einem Absacker an der Theke ist um 22 Uhr Nachtruhe angesagt.

Mi. 20.05.2009 - Los Arcos (Tag 36)

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Tagesetappe: Uterga - Los Arcos
Tages-km: 48 - Gesamt-km: 1.929
Startzeit: 8:00 - Ankunftszeit; 16:30 - Fahrzeit: 3:47h - max-km/h: 55,4
Streckenführung:
Uterga - (NA-6016, NA-6062) Obanos - (NA-6064) Puente la Reina - (NA-1110) Estella - (N111a) Los Arcos (auf google maps)
Wetter:
sonnig, morgens kühl, mittags heiß, kein Wind
Übernachtung:
Pension
Puente la Reina

Den Anstieg unmittelbar nach dem Start müssen wir heute ohne Frühstück bewältigen. Dies gibt’s erst in Puente la Reina (Brücke der Königin). Diese Brücke aus dem 11. Jahrhundert war der Hauptgrund für den Aufstieg der Stadt und deren große Bedeutung für den Jakobsweg in den darauf folgenden Jahrhunderten. Nachdem wir diese Brücke ausführlich besichtigt und fotografiert haben, geht es weiter nach Cirauqui. Hier planten unsere holländischen Freude ihre nächste Übernachtung nach Bizkarette-Genendin. Werner verschwindet wortlos im ersten Café und taucht auch nicht wieder auf. Als wir ihn finden, hat er Kaffee für alle bestellt; langsam entwickelt Werner’s Service ein Eigenleben, das die Gruppe nicht unbedingt glücklich macht. Wir folgen weiter der N1120 bis zur Ermita San Miguel, wo wir auf dem angrenzenden Rastplatz aus unseren Vorräten das Mittagessen bestreiten. Danach fahren wir bis Estella. Am Stadtrand suchen wir lange die Iglesia del Santo Sepucro mit dem sehenswerten Portal und den Skulpturen an der Fassade. Danach ziehen wir mit den Pilgern durch die Altstadt. Im ersten Refugio will Werner unbedingt einen Stempel für den Pilgerausweis und steht eine halbe Stunde an, bis man ihm mitteilt, dass der Stempel außerhalb für jeden zugänglich ausliegt. Nach einer kurzen Erfrischung in einer Bar, stürzen wir uns ins Verkehrsgewühl von Estella. Im Wirrwarr der Baustellen finden wir einen Hinweis nach Irache, dem wir folgen. Auf diese Weise finden wir den Camino, an dem der Weinbrunnen des ehemals bedeutenden Klosters liegt. Heute befindet sich hier ein Weingut, das den Brunnen mit Nachschub versorgt. Ein abgerissener Pilger mit quäkendem Kofferradio pennt vor dem Brunnen. Wir probieren den Wein aus dem Brunnen und den aus dem Automaten nebenan. Die noch existierende Klosterkirche ist, wie so oft in Spanien, geschlossen. Von hier aus beobachten wir eine Pilgerin, die achtlos an dem Brunnen vorbeimarschiert. Als wir sie ansprechen, stellt sich heraus, dass sie den Brunnen gar nicht bemerkt hat und durchaus geneigt ist, noch einmal zurückzukehren. Mit der Grazerin führen wir ein längeres Gespräch und Jürgen hat es plötzlich gar nicht mehr so eilig. Anschließend peitscht er uns aber noch durch wechselndes Gelände bis Los Arcos, um seinen Tatendrang zu stillen. Zum Glück hat das Gelände aber fallende Tendenz. Hier finden wir eine Privatpension für die Nacht. Nach der Hitze des Nachmittags führt unser erster Weg in eine Bar. Typisch spanisch tummeln sich hier auch Familien und das Ganze wird zum Spielplatz - schön. Nach einem Rundgang durch den Ort, bei dem wir auch an der, vorher vergeblich gesuchten, Touristeninformation vorbeikommen, finden wir auf dem Hauptplatz ein Restaurant, das Pilgermenü anbietet. Man muss allerdings warten, bis um 19 Uhr 30 der Speisesaal öffnet. Wir plazieren uns strategisch günstig mit einer Flasche Wein und bekommen so problemlos einen Platz. Das Essen ist eine Enttäuschung. Die Paella ist kalt und mit den Schalensplittern von Meerestieren verseucht. Die zweite Platte, Kotelett bzw. Fisch, ist allerdings genießbar. Die beiden Flaschen Wein, die im Preis enthalten sind, machen wir noch nieder, bevor es ins Quartier geht. Hier gibt es noch einen kleinen Kollateralschaden, als der Duschkopf abgeht und Werner das gesamte Bad und den halben Schlafraum unter Wasser setzt.

Do. 21.05.2009 - Sotes (Tag 37)

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Tagesetappe: Los Arcos - Sotes
Tages-km: 49 - Gesamt-km: 1.978
Startzeit: 8:40 - Ankunftszeit: 18:00 - Fahrzeit: 4:10h - max-km/h: 48,6
Streckenführung:
Los Arcos - (N111) Sansol - Torres del Rio - Viana - vor Autobahn links am Casas de las Canas (See) vorbei - (LR-131, LR-132) Logroño - (Camino) Navarrete - (N120, LR-342) es:Sotes (auf goggle maps)
Wetter:
sonnig, morgens zeitweise bewölkt, warm, mittags heiß, kein Wind
Übernachtung:
Refugio
Refugio in Sotes

Um 8 Uhr geht’s in die Bar an der Hauptstraße, wo wir ein leckeres Frühstück, in Form eines Schinken belegten Bocadillo, einnehmen. Die Fahrt beginnt mit stark wechselndem Gelände, Frankreichs Straßen waren nur ein Vorgeschmack. Bei Torres del Rio treffen wir den älteren Herren aus Würzburg wieder. Es geht weiter bergauf und –ab bis Viana. Die Stadt liegt zwar hoch oben, aber den ehemaligen Sitz der Borgia müssen wir natürlich besuchen. Richtung Logroño geht es etwas flacher, bis wir vor der Autobahn stehen. Unbemerkt haben wir die geplante Route verlassen. Wir versuchen zu improvisieren und nehmen einen Schotterweg in unsere Richtung. Der führt uns an dem als Naturschutzgebiet ausgewiesen See Casas de las Canas vorbei auf die LR-131. Auch diese ist inzwischen zu einer vierspurigen Hauptverkehrsstraße ausgebaut, die uns aber nach Logroño hineinführt. Dort machen wir in einer Grünanlage vor einem Kloster erst einmal Mittagspause aus unseren Vorräten. Über die Ebro-Brücke geht es dann in die Altstadt. Wir versuchen die Touristeninfo vor 14 Uhr zu erreichen, denn dann schließen diese erfahrungsgemäß für mehrere Stunden. Dabei kommen wir an der Kathedrale vorbei, die aber eingerüstet ist und von Marktständen größtenteils verdeckt wird. Die Beschilderung führt uns schließlich zur Touristeninfo an der Plaza Alfréz Provisional, wo wir lediglich eine Liste mit den Casa Rurals der Provinz Rioja erhalten, welche wir im Begriff sind zu verlassen. Ein weiteres Mal erweist sich eine spanische Touristeninfo als Flop. Bringt uns aber nicht aus der Ruhe und wir lassen uns in einem Eckkaffee an der Piaza zu einer Flasche Wein nieder. Wir sitzen noch nicht richtig, als unser Würzburger Pilger wieder auftaucht. Wir laden ihn zu einem Glas Wein ein und kommen ins Gespräch. Er war früher am Würzburger Gericht tätig und hat einen engen Terminplan, da er zu einem Laienschauspiel wieder daheim sein will. Nach einem kleinen Schluck verabschiedet er sich wieder. Da er mit dem Zelt unterwegs ist, werden wir ihn wohl nicht wieder sehen. Da nur Autobahnen aus der Stadt führen, geht es auf dem Pilgerweg weiter. Auf dem größtenteils radgeeigneten Weg erreichen wir Navarrete. Inzwischen ist es richtig heiß geworden und wir brauchen ein Bier (oder zwei). Werner will gerne bleiben, Jürgen ist wie immer für weiter und Willi hält sich raus. Schließlich geht es auf der N120 weiter, bis diese zur Autobahn wird und wir biegen auf die LR-342 ab, die nach Sotes führt. Schiebend erreichen wir den Ort. Hier haben wir in unseren Unterlagen zwei Casa Rurals ausgemacht. In dem einzigen Casa Rural, das aufzufinden ist, meldet sich niemand, sodass wir in das zufällig entdeckte Refugio ausweichen. Wir sind die einzigen Gäste im großen Schlafsaal. Im Nebengebäude gibt es Duschen mit warmem Wasser und WC. Alles sauber und gepflegt. Nach Katzenwäsche gehen wir in die nahe Bar, wo man uns ein Pilgermenü offeriert. Beim Wein warten wir, bis man uns hinter den Wandschirm zum Menü bittet. Kein besonderes Highlight aber auch nicht schlecht. Die Fernsehnachrichten laufen und laufen, ohne dass der sehnsüchtig erwartete Wetterbericht kommt. Werner ist zum Kaninchen erstarrt und erst kurz vor 22 Uhr gelingt es den Mitpilgern, ihn zur Aufgabe zu überreden.

Fr. 22.05.2009- Castildegado (Tag 38)

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Tagesetappe: Sotes - Castildegado
Tages-km: 51 - Gesamt-km: 2.029
Startzeit: 8:30 - Ankunftszeit: 17:00 - Fahrzeit: 3:50h - max-km/h: 47,9
Streckenführung:
es:Sotes - (LR-341) es:Ventosa (La Rioja) - (N120) Nájera - (LR-313) es:Hormilla - (LR-423) Azofra - (LR-206) es:Alesanco - (LR-312, N120) Santo Domingo de la Calzada - Castildelgado (auf goggle maps)
Wetter:
sonnig, zeitweise leicht gewölkt, morgens sehr frisch, mittags heiß, kaum Wind
Übernachtung:
"Hostal el Chocolata"
Werbung für das helige Jahr 2010 in Santo Domingo de la Calzada
Kastilische Weizenfelder östlich Burgos

Wir frühstücken im Refugio, mit in der Mirkowelle erhitztem Kaffee, an einem imposanten Eichentisch. Im Gästebuch lesen wir die Huldigungen, auf die in keinem Führer verzeichnete Herberge. Es hätte sogar Badetücher und Wein gegeben. Beides fällt aber wohl unseren mangelnden Spanischkenntnissen zum Opfer. Heute morgen ist es beim Start in die Hügel wieder saukalt. Zurück auf der N120 fahren wir bis Nájera, wo wir die erste Kaffeepause einlegen. Die Kirche und die umliegenden Sandsteinfelsen sind über und über mit Störchen und deren Nestern bevölkert. Das beim Bäcker gekaufte Brot stellt sich später als nahezu ungenießbar heraus. Nach einem weiteren Stück auf der N120 versuchen wir den vielen Lastern auf der Hauptverkehrsstraße zu entgehen und biegen Richtung Azofra ab. Hier wird Werner sofort als seltener Heiliger erkannt und von einer älteren Frau am Straßenrand eingeladen die Kirche zu besuchen. Der Schlüssel wird geholt, und sie begleitet uns in die Kirche. Hier werden wir herumgeführt und aufgefordert Fotos von Jakobus, Jesus, Maria und allen Figuren, die bei den Prozessionen durch den Ort geführt werden, zu machen. Sogar die Monstranz wird aus dem Schrank geholt und vorgeführt. Mit Stempel und dem Hinweis auf das durch Kölner Mönche gegründete Refugio werden wir entlassen. Werner sieht im Bike-Line-Führer die Steigungsstellen und will unbedingt zurück auf die N120. Auch der Hinweis, dass es dort auch über den Berg geht, kann ihn nicht umstimmen. Also Richtungswechsel. Der Versuch, eine Strasse dazwischen zu nutzen, welche die größte Höhe vermeidet, scheitert am Zaun einer Wassergewinnungsanlage. Zurück auf der N120 machen wir erst einmal Rast am Straßenrand; nicht schön aber selten. Weiter geht es auf der stark befahrenen Straße bis Santo Domingo de la Calzada. Aus diesem Ort wird die Legende des Wunders vom Huhn berichtet. Ein deutsche Familie soll hier auf ihrer Pilgerreise übernachtet haben, als sich die Wirtstochter in den Sohn verliebt. Als der sie verschmäht, bezichtigt sie ihn des Diebstahls. Die Rechtsprechung war damals wenig zimperlich, sodass man ihn aufknüpfte. Als die Eltern ihren Sohn am nächsten Morgen noch lebend vorfinden, weil Jakobus ihn auf seinen Schultern getragen haben soll, eilen Sie zum Richter. Dieser aber spricht: „Euer Sohn ist so tot wie das Huhn auf meinem Teller“. Worauf dieses aufgeflogen und durch das Fenster entflattert sein soll. Im Gedenken an diese Legende, werden bis heute lebendige Hühner in einem Käfig in der Kathedrale gehalten. Nach einer Flasche Wein zur Stärkung geht es auf der stark befahrenen Straße bis Castildelgado, wo wir uns einmieten. Das Quartier konnten wir kurz vorher in einer Touristeninformation reservieren. Allerdings nur mittels mitgeführtem Handy. Eine halbe Stunde Internet für 0,50 € bringen hier Jürgen aus der Bahn, der diese unverhoffte Pause nur schwer verkraftet. Im Hostal erst einmal das Ankunftsbier. Ein Schwabe spricht kurz mit uns, bevor es ihn wieder zu seiner Begleiterin zieht. Abendessen ist um 21 Uhr angesagt. Vorher kurzer Rundgang mit Blick auf die riesigen Weizenfelder ringsum, die sich hier über Berg und Tal erstrecken. Zum Abendessen gibt’s Gemüseeintopf und Lammgulasch. Jürgen kommt endlich zu seinem lange vermissten Grillhendl. Alles wird als menú del dia abgerechnet, also Wein inklusive.

Sa. 23.05.2009 - Burgos (Tag 39)

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Tagesetappe: Castildegado - Burgos
Tages-km: 67 - Gesamt-km: 2.098
Startzeit: 8:50 - Ankunftszeit: 16:30 - Fahrzeit: 4:50h - max-km/h: 41,2
Streckenführung:
Castildelgado - (N120) es:Tosantos - (BU-704) es:Villalómez (BU-703) es:Villalmóndar - (BU-701) es:Hiniestra - (BU-V-7017) San Juan de Ortega - es:Santovenia de Oca - (N120) - Burgos (auf google maps)
Wetter:
beim Frühstück noch Regen, dann aber trocken, stark bewölkt mit Aufhellungen, zeitweise starker Gegenwind
Übernachtung:
"Hostal Acuarela"
Die Kathedrale in Burgos

In der Nacht geht ein gewaltiges Gewitter nieder. Die Donner der unzähligen Blitze vereinigen sich zu einem Geräusch, das sich anhört wie ferner Kanonendonner aus hunderten Rohren. Wir starten mit starkem Verkehr auf der N120 bis Belorado, wo wir nach einigem Suchen einen Lebensmittelladen entdecken und unsere Vorräte ergänzen. Auf der Plaza Mayor begegnen wir einem Slowenen, der den Weg von zu Hause aus per Fuß zurücklegen will. Er rechnet mit ca. 2.800 km. Er ist am 3. April gestartet, also kurz vor uns; „reife Leistung“. Dagegen sind wir Luxuspilger. Weiter geht es bis Tosantos, wo wir eine kurze Kaffeepause einlegen. Willi schlägt vor, hier die N120 zu verlassen und der Route des Bike-Line-Führers zu folgen. Mit dem Argument, dass wir dort nur 1.000 m statt 1.160 m hoch müssen, kann auch Werner überzeugt werden. Wir fahren durch eine typisch kastilanische Landschaft, stark zerklüftet und teilweise erodiert. Da wo es möglich ist, ziehen sich Weizenfelder durch die Berge; einzelne Miniorte, zum Teil fast verlassen. Willi gefällt die Route sehr gut, auch wenn sie anstrengend ist. Statt einmal auf 1.160 m müssen wir drei mal auf 1.000 m Höhe. Jürgen ist aber sehr unzufrieden, weil es zu langsam VORWÄRTS geht. In Cerratón de Juarros, in einem kleinen Nest, machen wir Mittagspause aus unseren Vorräten. Dass die Cantina doch geöffnet hat, entdecken wir zu spät, also geht es weiter. In dem nun stark wechselnden Gelände können wir die Abwärtspfeile aus dem Bike-Line-Führer in der Realität leider nicht entdecken und das bisschen, was es nach unten geht, macht der Gegenwind fast wett. Nach einer kurzen Pause am Kloster San Juan de Ortega, wo wir uns zum Stempeln anstellen, geht es zurück zur N120. Diese geht jetzt mit leichtem Gefälle bis Burgos. Zum Glück hat auch der Verkehr stark nachgelassen (Samstagnachmittag). In der Touristeninfo nahe der Kathedrale vermittelt man uns ein günstiges Hostal, nicht weit vom Zentrum entfernt. Wir umrunden die Kathedrale, wo es von Hochzeitsgesellschaften nur so wimmelt, alle sind gestyled bis in die Haarspitzen, bevor es Richtung Hotel geht. Der Anblick unserer Zimmer lässt uns zweifeln, ob der Preis wirklich stimmt. Jedes ist mit super Bad und PC mit Internetanschluss ausgestattet.
Nachdem wir uns schön gemacht haben, geht es auf dem Jakobsweg zurück in die Stadt. Spanisches Leben auf den Gassen und Plätzen. In einer Bar essen wir günstig zu Abend (Menü inklusive Wein 8,50 Euro). Auf dem Rückweg erleben wir noch den Schluss eines Chorkonzertes in einer Kirche. Ein wunderschöner Tagesabschluss.

So. 24.05.2009 - Frómista (Tag 40)

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Tagesetappe: Burgos - Frómista
Tages-km: 77 - Gesamt-km: 2.175
Startzeit: 8:30 - Ankunftszeit: 17:30 - Fahrzeit: 4:28h - max-km/h: 55
Streckenführung:
Burgos - (N120) es:Villasandino - (BU-404) Castrojeriz - (BU-400) es:Castrillo Matajudios - (BU-403, P432, P431) Frómista (auf goggle maps)
Wetter:
morgens leichter Regen, kühl, später aufhellend und trocken, wärmer, leichter Wind
Übernachtung:
Pension "Maria"
Puente de Itero del Castillo; mittelalterliche Brücke östlich Frómista

Morgens gibt’s self service Frühstück mit Automatenkaffee und in Plastik verpackten Keksen. Jürgen ist eine Dame behilflich; ihr will der Automat trotz Geldeinwurfs nichts herausgeben. Als er an der Tür rüttelt, geht diese auf, da sie nicht verschlossen ist. Das ist dann wahre Selbstbedienung, aber Niemand nutzt die Situation aus. Nachdem wir die Räder aus der Tiefgarage mittels Aufzug auf die Straße gebracht haben, beginnt es zu regnen. Wir machen noch einen kurzen Stopp an der Kathedrale, bevor es auf der N120 weiter bis Las Quintanillas geht. Hier kaufen wir Brot und folgen einheimischen Mountainbikern in eine Bar. Dort holen wir das Frühstück mit Speck und Eiern nach. Weiter geht’s auf der N120, die heute völlig leer ist, denn die Autobahn verläuft parallel, und es ist Sonntag. Als Willi, entsprechend den Vorschlägen in den Führern, die N120 Richtung Süden verlässt, platzt Jürgen der Kragen. Er will auf der N120 bleiben und nicht in die Pampa. Willi weigert sich ohne Kartenmaterial die Truppe weiter anzuführen und fährt, leicht säuerlich, dem Rest hinterher; weiter auf der N120. Nun ist der Versuch, den Camino in Spanien zu verlassen, nicht so einfach wie man vielleicht denkt. Nachdem uns bereits mehrere Autofahrer gedeutet haben, dass wir uns auf der falschen Spur befinden, stoppt ein Autofahrer und hält uns an. Mit allen Möglichkeiten, die ihm zu Verfügung stehen, will er uns dazu bringen, links abzubiegen. Werner lenkt schließlich ein und gibt dem Spanier zu verstehen, er habe das Schild Richtung Castrojeriz, unserem nächsten Planziel, falsch gedeutet. Damit gibt sich der Spanier zufrieden. Jürgen gibt murrend auf und Willi fährt mit einem innerlichen Lächeln hinterher. Nach einem Sprint von Werner, denn die Straße ist ausnahmsweise mal flach, erreichen wir Castrojeriz, auf unserer Ursprungsroute. Die Wege von Jakobus sind eben unerforschlich. Im Dorf finden wir nach einigem Suchen ein Restaurant, in dem uns die beste Suppa des Camino gereicht wird. Nach den vertilgten Mengen und Fotos, mit dem ausgesprochen freundlichen Wirt, der ein bisschen Deutsch spricht, fällt der Abschied schwer. Die Situation trägt mit dazu bei, dass sie die angespannte Stimmung wieder lockert. Nach dem Versprechen von zwei Flaschen Wein kann Werner dazu bewegt werden, die 22 km bis Frómista noch anzugehen. Durch mäßig steiles Gelände und über eine mittelalterliche Brücke erreichen wir Frómista, wo es einiger Nachfragen bedarf, um ein freies Bett zu bekommen. Nachdem wir uns in der Pension "Maria" einquartiert haben, ziehen wir los, um die versprochenen Flaschen Wein einzulösen. Unter einem Pavillon vor einer Bar beginnen wir das Werk, als ein schweres Gewitter aufzieht und uns mit wolkenbruchartigem Regen in die Mitte des Pavillons treibt, wo es nicht ganz so nass ist. Sobald der Regen etwas nachlässt, retten wir uns mit einem kühnen Sprung, unter Beifall der sonstigen Gäste, in die Bar. Nach einem Bogadillo und einer Fußballhalbzeit Madrid gegen Mallorca geht es, nach einem Rundgang um die Iglesia de San Martin von 1066, zurück ins Quartier.

Mo. 25.05.2009 - Sahagun (Tag 41)

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Tagesetappe: Frómista - Sahagun
Tages-km: 63 - Gesamt-km: 2.238
Startzeit: 8:30 - Ankunftszeit: 16:30 - Fahrzeit: 4:13h - max-km/h: 40,9
Streckenführung:
Frómista - (P980) Carrión de los Condes - (N120) Ledigos - Sahagun
Wetter:
bewölkt, trocken, kühl. Gegenwind morgens mittel, mittags stark
Übernachtung:
"Hostal Alfonso VI"
Klosterruine in Sahagun

Wir holen unsere Räder aus der Garage und begeben uns zum Frühstück in die Bar von gestern Abend. Wie üblich, café con leche und Blätterteigteilchen mit Schoko. Auf der N120 geht es durch die große Ebene. Getreidefelder soweit das Auge reicht, bis wir bei Villarmentero de Campos, durch choreale Musik angelockt, in ein Café einkehren. Aus der Toilette flüchtet Jürgen unverrichteter Dinge. Weiter geht’s bis Villalcázar de la Sirga, wo wir eine geschlossene Kirche von außen in Augenschein nehmen. In Carrión de los Condes wollen wir bereits weiter fahren, weil wir noch keine Lust auf Essen haben, da entdecken wir Thea und Jack, die Holländer vom Pyrenäenaufstieg. Wir hatten nicht damit gerechnet, sie noch einmal zu treffen, da Jack nach einem strengen Zeitplan vorgeht, um seinen Ryanair-Rückflug zu erreichen. Wie er selbst sagt: „Niederländer sind sparsame Leute“. Einmal mehr macht Jakobus Vieles möglich. Nach einer gemeinsamen Flasche Wein verabschieden wir uns wieder und verabreden uns für den 2. Juli um 19 Uhr am Punkt Null vor der Kathedrale in Santiago. Leider sollten wir erst am 4. Juli dort eintreffen. Glücklichweise hat mir Jack aber seine Mail-Adresse auf dünnem Serviettenpapier überlassen, sodass wir weiter in Kontakt stehen. Wir machen uns wieder auf den Weg entlang der N120 und kämpfen gegen zunehmenden Wind von vorne links an. Kurz vor Ledigos steuert Werner wortlos einen Rastplatz an, um aus seinen Vorräten eine Zwischenmalzeit einzunehmen. Der Rest hat so gut wie nichts mehr an Bord und es zieht fürchterlich, das kann Werner aber weder erschüttern noch lässt er sich zum Weiterfahren überreden. Als er endlich fertig ist, geht es das kurze Stück weiter nach Ledigos, wo wir in einer winzigen Bar zu Mittag essen. Bis Sahagun müssen wir uns weiter gegen den Wind stemmen. Der Wanderführer empfiehlt eine Auberge mit Einzel- und Doppelzimmern; diese sind aber alle ausgebucht. Überall gibt es Hinweisschilder zu Touristeninfo, aber unsere Suche bleibt erfolglos, auch das Nachfragen bei Einheimischen bringt keinen Erfolg. Erst ein Losverkäufer setzt uns auf die richtige Spur. Das Refugio im alten Kloster ist gleichzeitig Touristeninfo, hier sind wir bereits mehrfach vorbeigefahren. Wir erhalten den in Spanien bestmöglichen Service, einen Stadtplan, in dem angekreuzt wird, wo Hotels zu finden sind. Beim ersten um die Ecke, das uns auch als gut empfohlen wurde, haben wir Erfolg. Nach gut einer Stunde Quartiersuche, ziehen wir hier ein. Wir wollen uns gerade auf einen Stadtrundgang begeben, als wir einen Ort mit Wäscheleinen entdecken. Also zurück, um erst einmal Waschtag zu halten. Die Stadt macht einen ziemlich trostlosen Eindruck, wie wir auch schon bei der Suche nach der Touristeninformation festgestellt haben. Wir nehmen an der Piazza Mayor erst einmal ein Bier im Freien. Da es dort sehr frisch ist, setzen wir unseren Rundgang fort, allerdings ohne verwertbares Ergebnis bezüglich des Abendessens. So landen wir schließlich wieder in der ersten Bar, wo wir uns zu Pizza bzw. Paella aus dem Mikrowellenherd hinreißen lassen. Wir trinken noch einen Wein auf die daheimgebliebenen Geburtstagskinder und beenden den Abend mit einem Brandy.

Di. 26.05.2009 - Puente Villarente (Tag 42)

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Tagesetappe: Sahagun - Puente Villarente
Tages-km: 43 - Gesamt-km: 2.282
Startzeit: 8:30 - Ankunftszeit: 16:30 - Fahrzeit: 3:10h - max-km/h: 33,5
Streckenführung:
Sahagun - (N120) Calzada del Coto - (Camino) El Burgo Ranero - Mansilla de las Mulas - (N601) Puente Villarente (auf goggle maps)
Wetter:
sonnig, trocken, 17-18°C, Gegenwind
Übernachtung:
Refugio (3 Mann im Schlafraum)

Wir frühstücken in der Bar um die Ecke und ergänzen im Lebensmittelgeschäft gegenüber unsere Vorräte, bevor es weiter geht. Noch ein kleines Stück folgen wir der N120, bevor es bei Calzada del Coto auf den Camino geht. Bei der Planung gab es Bedenken, dass wir hier auf den Schotterweg müssen, aber es gibt eine Asphaltstraße direkt neben dem Camino. Wieder geht es gegen den Südwestwind, der aber nicht ganz so stark ist wie gestern. Die erste Kaffeepause machen wir in El Burgo Ranero, wo es einen Riesenbocadillo gibt. Durch die weite Ebene der Meseta geht es bis Reliegos. Riesige Felder, weder Gebäude noch Gehölze sind zu entdecken. Von der sonst dort üblichen Hitze merken wir nichts, uns ist es eher etwas zu kühl. Wölfe, wie in früheren Zeiten, gibt es auch nicht mehr, nur ein Froschkonzert aus einem einsamen Tümpel. Wir fahren weiter dahin, nehmen ein gigantisches Bewässerungsgerät in Augenschein und machen kurz vor Mansilla de las Mulas, auf einem Rastplatz für Pilger, Mittag aus unseren Vorräten. Als wir in den Ort kommen, ist dort Markt. In einer einladenden Bar direkt dahinter nehmen wir Platz und bestellen uns eine Flasche Rotwein. Beim Preis von 2,60 € bleibt es aber nicht bei der einen. Als wir aufbrechen wollen, gesellt sich ein redseliger Rheinländer zu uns, sodass wir eine weitere Flasche ordern müssen. Um 16 Uhr kommen wir endlich weiter, um im nächsten Ort Puente Villarente, ein im Wanderführer angepriesenes Refugio aufzusuchen. Die versprochenen Einzel- bzw. Doppelzimmer gibt’s zwar nicht, aber wir bekommen einen ganzen Schlafsaal alleine für uns angeboten. Jürgen ist durch den Wein so geschwächt, dass er annimmt. Jürgen und Werner machen es sich auf Liegestühlen auf der angeschlossenen Wiese bequem, während Willi die Gelegenheit zum Waschen und für ein Internetupdate nutzt. Bereits um 19 Uhr gibt’s Abendessen. Eine Riesenportion Salat und Kuchen, der sich als Bauernfrühstück entpuppt. Wir sitzen mit zwei Pilgern aus dem Münsterland zusammen, mit denen wir bis 23 Uhr lebhaft schwatzen. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, welcher Stellenwert der Camino für die Spanier hat. Zum einen werden Spanier, die im Besitz der La Compostela sind, bei der Arbeitsplatzvergabe bevorzugt, und außerdem kann einer der Münsteraner aus eigener Anschauung berichten, welcher Hochachtung dem Jakobspilger entgegengebracht wird. Er erzählt, dass er im letzten Jahr für seine Firma mit Spaniern verhandelte und sich das ganze mehr als zäh gestaltete. Als er aber berichtet, dass er dieses Jahr den Camino begehen will, kommt neuer Schwung in die Verhandlungen und innerhalb kurzer Zeit wird der Vertrag geschlossen. Erst als der Hostaliero uns zeigt, wo wir das Licht ausmachen sollen, ziehen wir uns in unsere Lager zurück. Auch hier hat die Flasche Wein nur 3 € gekostet, was uns einen neuen Tagesrekord aufstellen lässt. In Summe sind es aber doch nur wenig mehr als zwei Flaschen pro Nase und das über den ganzen Tag verteilt.

Mi. 27.05.2009 - Astorga (Tag 43)

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Tagesetappe: Puente Villarente - Astorga
Tages-km: 61 - Gesamt-km: 2.342
Startzeit: 8:45 - Ankunftszeit: 16:30 - Fahrzeit: 4:44h - max-km/h: 49,9
Streckenführung:
Puente Villarente - (N601, Camino) León - (N120) Astorga (auf goggle maps)
Wetter:
wolkenlos, morgens kühl, mittags warm, kaum Wind
Übernachtung:
"Hostal La Peseta"
Kathedrale von Leon

Nach reichlichem Frühstück, Toast mit Marmelade, geht es auf den Weg Richtung Leon. Der Morgen ist wieder ziemlich kühl. Es geht noch ein Stück auf der N601, bevor diese vierspurig wird und uns auf eine Parallelstraße ausweichen lässt. Dieser Straße folgt auch der Camino. Nach einer Steigung und einer Abfahrt werden wir von jedem zweiten Autofahrer angehalten und aufgefordert umzukehren. Entgegen unser ursprünglichen Absicht, einfach weiter zu fahren und dann von Osten in die Stadt zu gelangen, kehren wir dann doch um, denn angeblich gibt es dort keinen Weg in die Stadt. Wir finden auch die Stelle, an der der Camino die Straße verlässt. Mitten in der Abfahrt geht ein steiler, tief ausgewaschener Pfad den Abhang hinab. Schiebend überwinden wir den Hang bis zur Brücke über die Autobahn, wo der Camino die Stadt erreicht. Ihm folgen wir bis zur Kathedrale. Nach Besichtung der Kathedrale und Stemplung unseres Pilgerausweises suchen wir den weiteren Verlauf des Caminos. Nach einer Kaffeepause gelingt es uns ihn wiederzufinden und wir verlassen auf ihm die Stadt. Im Gegensatz zu sonst, ist die Markierung in Leon sehr spärlich und daher schlecht zu finden. Am Museo Parador Nacional, Hostal San Marcos vorbei, geht es über die Brücke des Rio Bernesga zurück auf die N120. Hübsch-hässliche Industrie und Einkaufzentren ziehen sich noch endlos dahin, bis wir endlich die Stadtgrenze von Leon hinter uns lassen. Auf dem Randstreifen der N120 geht es dann weiter bis Astorga. Mittag machen wir in einer Bar in San Martin del Camino. Jürgen verweigert allerdings sowohl die Nahrungsaufnahme als auch die flüssige Komponente, nur das überzählige Brötchen lässt er mitgehen. Die heutige Etappe war alles andere als schön; der einzige Lichtblick, die Kathedrale von Leon, die mit ihrer filigranen Bauweise und ihren Glasfenstern als die schönste ganz Spaniens gilt. In Astorga wieder der übliche Ärger mit dem Touristenbüro. Es werden nur Kringel in den Stadtplan gezeichnet und man weigert sich ein Hotel anzurufen. Im günstigsten Hotel, wo angeblich noch Zimmer frei sind, ist man komplett. Nach drei weiteren vergeblichen Versuchen und Suche im Baustellengewirr werden wir endlich fündig. Schönes, aber relativ teures, Hotel. Nachdem wir uns stadtfein gemacht haben, begeben wir uns auf Erkundungstour. Wir besuchen die Plaza Mayor und die Kathedrale, bevor wir uns in einer etwas abseits gelegenen Bar als Abendessen einen Bogadillo gönnen. Leider haben sich die Weinpreise inzwischen verdreifacht. Im Fernsehen läuft das Europacup-Endspiel Manchester gegen Barcelona. Jürgen fiebert vergeblich einem englischen Sieg entgegen. Die anwesenden Nordspanier dagegen nehmen den Pokalgewinn von Barcelona völlig gelassen hin; kein einziger Ton. Beim Rückweg verfehlen wir etwas die Richtung und drehen noch eine Ehrenrunde durch die Randbezirke. In der Zwischenzeit sammeln sich die Fußballfans auf der Plaza Mayor und die Stadt wird doch noch laut.

Do. 28.05.2009 - Rabanal del Camino (Tag 44)

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Tagesetappe: Astorga - Rabanal del Camino
Tages-km: 20 - Gesamt-km: 2.362
Startzeit: 9:15 - Ankunftszeit: 12:00 - Fahrzeit: 1:37h - max-km/h: 35,6
Streckenführung:
Astorga - (LE-142, CV192-4) El Ganso - (Camino) Rabanal del Camino (auf google maps)
Wetter:
wolkenlos, ≈18°C, kaum Wind
Übernachtung:
"Posada el Tesin"

Bevor wir das Hotel verlassen, gehen wir vorher an der Plaza Mayor in einem Café frühstücken und erledigen unsere Einkäufe. Der Wirt des Cafés will zu seinen Gunsten herausgeben, aber da hat er nicht mit der Hartnäckigkeit von Werner gerechnet. Erst nach etwa einer halben Stunde ist Werner mit dem Rückgeld zufrieden. Auf dem Camino verlassen wir Astorga. Die Flachetappe geht zu Ende, es wird wieder hügelig, dafür aber auch schöner. Jürgen und Willi schaffen es, Werner bis zum zweiten Ort, El Ganso, zu treiben. Hier kehren wir in der "Cowboy-Bar" ein. Jürgen muss wider seinen Willen Kaffee und Bocadillo zu sich nehmen, was Werner unbeauftragt besorgt hat. Im nächsten Ort, Rabanal del Camino, fordert Werner das Versprechen nach einem Ruhetag ein. Jürgen ist fertig mit der Welt, die schlechteste Tagesleistung aller Zeiten; 20 km. Um 12 Uhr sitzen wir bereits beim Ankunftsbier vor unserer Herberge Posada el Tesin, wo wir ein Dreibettzimmer erhielten. Jürgen dreht alleine eine Runde durch den kleinen Ort. Bei seiner Rückkehr berichtet er von einem Restaurant, in dem Pilgermenü angeboten wird, ohne allerdings die Essenszeiten zu kennen. Nach einer angemessenen Siesta machen sich Werner und Willi auf den Weg, um ebenfalls das Bergdorf zu erkunden. Sie entdecken einen prunkvollen Altar in der kleinen unscheinbaren Kapelle und gelbe Pfeile führen sie auf die Spur des Refugios. Im grünen Innenhof gibt’s auch eine nette Bar. Hier wird Ruchos Gallica getrunken. Den will Werner unbedingt auch probieren. Er schmeckt wie Kräuterlikör. Von Werner’s weiterer Jagd nach dem Gebräu wird später noch zu berichten sein. Nach dem Verlassen der schönen Anlage führt der Weg die beiden noch am örtlichen Kloster vorbei, das von Münchner Mönchen betrieben wird. Zurück in der Posada, wird ein gemeinsamer Besuch der Vesper, welche um 19 Uhr in der Klosterkapelle stattfindet, beschlossen. Wir machen uns um 18 Uhr auf den Weg, damit wir vorher noch einen Wein im schönen Refugio genießen können. In der brechend vollen Kapelle wird die Vesper von zwei Mönchen in altgriechischer Sprache gesungen. Pilger tragen Bibeltexte, jeweils in ihrer Mutersprache, Spanisch, Französisch, Deutsch und Englisch, vor. Danach geht’s zum Pilgermenü. Erste Platte Bohnen, zweite Platte Seezunge, alles sehr lecker. Den Abend beschließen wir an der Bar unserer Herberge mit einem Brandy.

Fr. 29.05.2009 - Molinaseca (Tag 45)

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Tagesetappe: Rabanal del Camino - Molinaseca
Tages-km: 28 - Gesamt-km: 2.390
Startzeit: 8:45 - Ankunftszeit: 14:45 - max-km/h: 43,9
Streckenführung:
Rabanal del Camino - (LE-142) Cruz de Ferro - Molinaseca (auf goggle maps)
Wetter:
wolkenlos, morgens warm, später heiß, kein Wind
Übernachtung:
Hostal
Cruz de Ferro, mit 1.530m, höchster Punkt des Camino

Beim Aufstehen kann sich Werner kaum die Schuhe binden. Seine Mitreisenden führen das erst einmal auf allgemeine Steifheit zurück, aber leider stellt sich heraus, dass er wohl ernstere Rückenprobleme hat. Nach einer Einschiebestrecke quält er sich auf's Rad und kann auch einige Kilometer Richtung Cruz de Ferro (1530 m üNN) fahren. Als es aber steiler wird, muss er die Segel streichen. Teils geschoben, teils durch seine Mitpilger hochgefahren, erreicht sein viel zu schwer bepacktes Rad Foncebadon. Werner quält sich zu Fuß den Berg hinauf. Der schon völlig aufgegebene Ort besteht nur noch aus einem Refugio, das von jugendlichen Aussteigern betrieben wird. Es ist Selbstbedienung und für das Haferl Kaffe verlangt man nur einen Euro. Das letzte Stück zum Cruz de Ferro fährt Willi vor, um dann Werner's Rad nachzuholen. Er gerät aber irrtümlich auf den Fußpilgerweg und bis er sein Ziel erreicht und einige Fotos geschossen hat, haben Werner und Jürgen bereits aufgeschlossen. An diesem historischen Ort und höchsten Punkt der Reise wird ausgiebig Pause gemacht. Willi legt seinen Stein, den er aus dem Höhen des Aubrac hierher gebracht hat, nieder. Werner ist seines Steines verlustig gegangen und Jürgen hat sich die Mühe erst gar nicht gemacht. Die Ablage des Steines soll seit Alters her die Befreiung von aller Mühsal des vorangegangenen Lebens symbolisieren. Nach einer kurzen Abfahrt ist noch einmal ein Pass zu überwinden. Dieses soll den Fußpilgern besonders schwer fallen, denn laut Wanderführer haben sie damit gerechnet am Cruz de Ferro bereits alle Mühsal überwunden zu haben. Dann geht es aber, auf einer kurvigen Gebirgsstraße, nur noch bergab. Wunderbare Ausblicke beim Abwärtsrollen und herrlich, wie die heiße Gebirgsluft um die Nase weht. Mehrfach wird der von Jürgen stammende Satz: „It is a lovly day today, the sky is blue and not grey, so we can say, it is a lovly day today“ zitiert. In der Mitte der Abfahrt machen wir in El Acebo eine längere Pause bei Bier und einer leckeren Bohnensuppe mit viel Knoblauch. Danach geht es in einer Schlucht, durch viele Kurven und Kehren, weiter abwärts. Kurz vor Ponferrada liegt der schöne Ort Molinaseca, den wir über eine mittelalterliche Brücke erreichen. Direkt dahinter liegt ein gut aussehendes Hostal, in das sich Jürgen und Werner sofort stürzen. Dort erhalten wir ein standesgemäßes Einzel- und Doppelzimmer. Nach dem anschließenden Ostsrundgang landen wir in einer Bar direkt an Brücke und Fluss, wo man wunderschön auf der Terrasse sitzen kann. Hier bekommen wir auch unser Abendessen und genießen beim Sonnenuntergang unseren Nachttrank.

Sa. 30.05.2009 - Trabaledo (Tag 46)

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Tagesetappe: Molinaseca - Trabaledo
Tages-km: 41 - Gesamt-km: 2.431
Startzeit: 8:45 - Ankunftszeit: 14:45 - Fahrzeit: 3:00h - max-km/h: 49
Streckenführung:
Molinaseca - (LE-142) Ponferrada - (Camino) Camponaraya - (LE-713(alte N VI)) Cacabelos - Villafranca del Bierzo - Trabadelo (auf google maps)
Wetter:
wolkenlos, Temperatur steigend von 18 auf 30°C, zeitweise Gegenwind
Übernachtung:
Hostal

Wir verlassen unser Hostal um kurz nach 8 Uhr, um ein schönes Frühstück mit Bocadillo einzunehmen, bevor es hügelig nach Ponferrada geht. Hier befindet sich noch eine gut erhaltene Templerfestung und die Basilica la Encina. Nachdem wir beides angesehen haben, verlassen wir die letzte größere Stadt vor Santiago über den Rio Sil auf dem Camino. Die Markierung ist nicht immer leicht zu deuten, aber mit Glück finden wir den Weg, ohne uns zu verfahren. Ab Camponaraya folgen wir der alten N VI, die inzwischen eine neue Nummer erhalten hat, bis Cacabelos. Hier machen wir eine Kaffeepause, bevor es weiter nach Villafranca del Bierzo geht. Am Ortseingang vor einer alten Burganlage essen wir zu Mittag aus unseren Vorräten. Eine in der Sonne stehende Bank haben wir in den Schatten der Mauer verbracht, dort lässt es sich gut aushalten. Auf der Plaza Mayor spülen wir noch mit einem Bier nach. Darüber hinaus hat der Ort nicht viel zu bieten. Das Thermometer nähert sich inzwischen den 30°C. Jürgen und Willi können Werner überreden, noch ein paar Kilometer näher an den nächsten Anstieg heranzufahren, der morgen auf dem Programm steht. Nach ca. 10 km quartieren wir uns in einem Fernfahrer-Hostal direkt an der N VI ein. Nach der Siesta unternehmen Werner und Willi einen Rundgang ins nahe Trabadelo, das einen recht trostlosen Eindruck macht. Wir essen in unserem Hostal zu Abend, wo sich der Hotelier als recht unfreundlich herausstellt. Der anschließende Aufenthalt in der Bar über die Brücke gleicht es aber mehr als aus. Die Bar wird von einem holländischen Paar betrieben, das sich hier am Camino eine Existenz aufgebaut hat. Durch anfängliches Taxifahren haben sie genug verdient, um das Haus erwerben zu können, in dem die Bar zusammen mit einer kleine Pension untergebracht sind. Er unterhält uns mit seinen Einradkünsten, bietet uns einen sehr guten Wein aus der Region an, und der abschließende Carajillo ist ein Gedicht.

So. 31.05.2009 - Tricastela (Tag 47)

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Tagesetappe: Trabadelo - Triacastela
Tages-km: 47 - Gesamt-km: 2.478
Startzeit: 8:45 - Ankunftszeit: 16:00 - max-km/h: 52,3
Streckenführung:
Trabadelo - (N VI bis) es:Pedrafita do Cebreiro - (LU633) Triacastela (auf google maps)
Wetter:
wolkenlos, Temperatur steigend von 18°C auf 32°C, kein Wind
Übernachtung:
Pension
Auf der alten N6 nach Galicien

Wir verlassen unser Hotel und gehen zum Holländer über die Brücke frühstücken. Er will uns gleich einen doppelten Carajillo anbieten. Angesichts der vor uns liegenden Aufgaben, lehnen wir dies aber ab. Es beginnt der lange Aufstieg von 585 m auf 1.300 m Höhe, den wir bei O Cebreiro erreichen. Unterwegs in Pedrafita nehmen wir einen Kaffee zur Stärkung. Hier endet auch der Tanz um die Autobahn nach La Coruña, die sich in kühnen Brückenkonstruktionen parallel um unseren Weg windet. Von dort geht es nach links in die Berge, bis wir O Cebreiro erreicht haben. Dort machen wir erst einmal Mittagspause aus unseren Vorräten und besichtigen anschließend das Museumsdorf, welches dort angelegt wurde. Zu sehen sind die alten galicischen Steinhäuser mit ovalem Grundriss und tief herunter gezogenem Strohdach. Der allgemeine Touristentrubel hier lässt uns aber nicht lange verweilen. Bei abschließendem Bier treffen wir noch einen Schwaben auf der Rückfahrt von Santiago. Er wollte bis Frankreich mit dem Zug fahren und von dort seine Rückreise per Rad fortsetzen. Die "RENFE" machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung. Obwohl man ihm eine Verbindung heraussuchte, auf der angeblich Fahrräder transportiert werden, sagte man am Bahnhof in Santiago No, No, No. Von O Cebreiro aus startete die Wiederbelebung des Camino. Der dortige Pfarrer schrieb in den 60er Jahren eine Doktorarbeit über den Camino und machte ihn über Vorträge in ganz Europa wieder bekannt. 1984 kennzeichnete er den Camino von Frankreich bis Santiago mit gelben Pfeilen. Wir müssen noch zwei weitere Passhöhen von 1.270 m und 1.335 m überwinden, bevor es in rasender Fahrt ins Tal auf 670 m geht. Der kleine Ort Triacastela, in dem wir übernachten wollen, ist ziemlich voll mit Pilgern. Nach der ersten Erkundung des Ortes, fragen wir einen Wirt vor seiner Bar nach Zimmern. Er vermittelt uns zwei Doppelzimmer mit einem gemeinsamen Bad. Eine Frau führt uns autofahrend durch den Ort zu unserem Quartier. Nach der Siesta ziehen wir um 18 Uhr 30 in den Ort. Als erstes wollen wir Werner's Ausweis in der Bar abholen, der standardmäßig erfasst wird. Vor einer anderen Bar fängt uns bewusster Wirt ab, scheinbar gehört ihm der halbe Ort. Werner erhält seinen Ausweis und wir bezahlen den Übernachtungspreis für die beiden Zimmer. Nach einem Ankunftsbier ziehen wir weiter. An einer Stelle des Ortes gibt es mehrere Restaurants. In einem lassen wir uns das menú del dia als Abendessen schmecken. Viele Deutsche und Österreicher gibt es hier und in den umliegenden Kneipen. Nach einem Gang zur Kirche mit Friedhof ziehen wir uns in unser Quartier zurück.

Mo. 01.06.2009 - Portomarin (Tag 48)

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Tagesetappe: Tricastela - Portomarin
Tages-km: 49 - Gesamt-km: 2.527
Startzeit: 8:30 - Ankunftszeit: 15:30 - Fahrzeit: 3:30h - max-km/h: 54,6
Streckenführung:
Triacastela - (LU-633) Samos - Sarria - Portomarin (auf google maps)
Wetter:
wolkenlos, Temperatur steigend von 19 auf 33°C, kaum Wind
Übernachtung:
Pension "Arensa"
Kloster Samos

Wir verlassen die Pension zusammen mit einem Schwaben, der uns die Spezialkonstruktion an seinem Fahrrad erklärt. Er führt eine Holzlatte mit, die er in die Mittelstange einhaken kann und über die er den Körper einsetzen kann, um das Rad nach oben zu wuchten. Er berichtet uns, dass er die Konstruktion gerne zum Patent anmelden wolle, ihn aber die Patentanwälte abschreckten, die für ihre Dienste um die 25.000 € beanspruchten. So wird der Grossteil der Menschheit wohl ohne diese geniale Erfindung auskommen müssen. Wir frühstücken in der Bar vom letzten Abend. Ein einsamer Mensch rotiert hinter dem Treesen in der übervollen Gaststube. Er bleibt aber dennoch gelassen und freundlich. Nachdem wir den Schlüssel zur Pension abgegeben haben, geht es einmal mehr in die Hügel. Wir fahren bis Samos, wo wir einen Blick auf die älteste Klosteranlage der westlichen Welt werfen und unsere Vorräte ergänzen. Der Einkauf nimmt über eine halbe Stunde in Anspruch. Denn es dauert, bis der ältere Herr vor uns abgefertigt und Werner seine sieben Sachen verstaut hat. Weiter bis Sarria, wo wir einen Kaffee trinken. Da wir an der Altstadt vorbeigefahren sind und Werner Interesse äußert, diese noch anzusehen, geht’s zurück und auf die Anhöhe. Jürgen wird immer stiller, denn das ist nun mal nicht sein Ding. Am Ende der Altstadt glaubt er wieder einmal, das Gelände austricksen zu können und wir versuchen einen Alternativweg, der in etwa in unsere Richtung geht. Nach ca. 10 Minuten Aufstieg werden wir durch die Bevölkerung auf den rechten Weg zurückgeschickt. Selbst Jürgen sieht ein, dass ein Abweichen vom Camino so gut wie unmöglich ist. Es geht also zurück und wir folgen ein Stück dem Camino. Die Hoffnung, auf diesem Weg unsere geplante Straße zu erreichen, erfüllt sich nicht, denn nach einer steilen Abfahrt mündet er in einen schmalen Trampelpfad, den wir uns nicht antun wollen. Es geht also zurück in die Stadt und auf die vorgesehene LU-633, welche bergaufwärts aus der Stadt führt. An einer schattigen Stelle machen wir Mittagspause aus unseren Vorräten. Inzwischen ist es ziemlich heiß geworden und wir quälen uns weitere 200 Höhenmeter aufwärts, bevor wir gegen 16 Uhr 30 Portomarin erreichen. Nach einiger Suche finden wir eine nette Pension am Hauptplatz. Portomarin ist in den 1960er Jahren entstanden, nachdem die alte Stadt in den Fluten eines Stausees verschwand. Gegen 19 Uhr unternehmen wir einen Rundgang durch die Stadt, der uns bis zur Pilgertreppe führt. Auf dieser betreten die Fußpilger die Stadt, nachdem sie über eine Brücke den Stausee überquert haben. In einer etwas vom Pilgertrubel abgelegenen Bar trinken wir noch eine Flasche Vino Blanco, bevor wir zum Abendessen in unsere Pension zurückkehren. Auf deren Terrasse beschließen wir dann auch den Abend, nachdem die Pilger verschwunden, die einheimischen Spanier eingezogen sind und Werner leise vor sich hinschläft.

Di. 02.06.2009 - Melide (Tag 49)

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Tagesetappe: Portomarin - Melide
Tages-km: 39 - Gesamt-km: 2.566
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 14:00 - Fahrzeit: 2:48h - max-km/h: 50,6
Streckenführung:
Portomarin - (LU-633) Hospital de Vruz - (C535 Camino bis) Breda - (N547) Palas de Rei - Melide (auf google maps)
Wetter:
morgens Nebel, kühl, ab 10:00 warm bis heiß, kein Wind
Übernachtung:
"Hostal Xaneivo"

Nur noch 52 km bis Santiago!
Frühstück mit Bocadillo con Jamon in unserer Pension. Anschließend werden die Vorräte im nahen Supermercado ergänzt. Direkt hinter Portomarin schon wieder ein steiler Aufstieg und das nach dem Frühstück und mit kalten Muskeln, ob des herrschenden Nebels. Wir folgen weiter der LU-633 und haben heute ein Ziel im Auge, das 280 Meter höher liegt, ohne die Wellen im Gelände. Werner tut sich mit seinem immer noch nicht vollständig ausgeheilten Rücken ziemlich schwer. Beim Hospital de Cruz ziehen wir zusammen mit den Fußpilgern auf einer kleinen Landstrasse (C535) weiter durch liebliches aber stark welliges Gelände (steile An- und Abstiege im Wechsel). Zum Glück gibt es gleich zu Anfang ein Café, in dem wir uns erst einmal stärken. Mit den Pilgern geht es bis zur N547, der wir bis Palas de Rei folgen. Dort machen wir auf dem zentralen Platz direkt vor der Auberge Mittagspause aus unseren Vorräten. Jetzt ist es wieder richtig heiß. Auf der N547 geht es weiter bis Melide, wo wir ein Quartier suchen. Dank Werner's Wanderführer finden wir den Einstieg zu einer Pension, die uns eine Unterkunft im nahen Hostal vermittelt. In Melide ist nicht viel Historisches zu sehen. Nur eine kleine Kirche und das angeblich älteste Wegkreuz des Camino. Nach der Siesta machen wir uns auf einen Stadtrundgang. Nach Besichtigung der Kirche will Werner unbedingt in der Pension, in der man uns das heutiges Quartier vermittelt hatte, essen, denn sein Wanderführer beschreibt es als gut und günstig. Das Ganze sieht aber alles andere als einladend aus, also geht die Suche weiter. Jürgen wird ungeduldig angesichts der Unentschlossenheit und will endlich einen Wein in einem schattigen Lokal mit frischer Brise trinken. Ein Solches will er auf unserem Anmarschweg gesehen haben. Dieses entpuppt sich dann allerdings als Panaderia, die auch als Bar fungiert. Auf unsere Bestellung hin, wird der Chef eingeschaltet, der aus dem hintersten Winkel des Tresens einen Rioja hervorzaubert. Wir sind gespannt auf die Kosten, die da auf uns zukommen. Die Flasche stellt sich als gut, wenn auch mit 9 € für hiesige Verhältnisse nicht gerade als billig, heraus. Die Suche nach Pulpo, der hiesigen Tintenfischspezialität, bleibt erfolglos. So machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel, wo wir bereits das menú del dia für 8 € geordert haben. Wir werden sehr gut bedient und Willi kommt doch noch unverhofft zu seinem Oktopus. Zufrieden ziehen wir uns gegen 22 Uhr 30 auf unsere Zimmer zurück.

Mi. 03.06.2009 - San Marcos (Tag 50)

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Tagesetappe: Melide - San Marcos
Tages-km: 50 - Gesamt-km: 2.616
Startzeit: 9:00 - Ankunftszeit: 15:30 - Fahrzeit: 3:20h - max-km/h: 54,0
Streckenführung:
Melide - (N547) Arzúa - O Pedrouzo - Camino am Flughafen vorbei - (N634a) Lavacolla - San Marcos (auf maps)
Wetter:
morgens neblig und kühl, mittags aufklarend aber stark bewölkt, nicht sehr warm
Übernachtung:
"Hostal Akelarre"

Vom Monte do Gozo (Berg der Freude) erblickt der Pilgerer zum ersten Mal die Türme der Kathedrale von Santiago.

Monte Gozo (Berg der Freude)

Nach dem Frühstück starten wir auf der N547. Wie sollte es anders sein, es geht gleich hoch. Durch den Nebel und welliges Gelände geht es weiter bis Arzúa, wo wir eine Kaffeepause einlegen. Die Nachfrage von Willi, ob man dem "Bike-Line-Radführer" abseits der Hauptverkehrsstraße folgen solle, stößt bei den Mitstreitern, wegen der Angst vor noch mehr Hügeln, auf Ablehnung. Also geht es weiter mit dem Verkehr, auch hier durch die Hügel, bis Brea, wo Mittag gegessen wird. Obwohl direkt am Camino gelegen, erhalten wir für 9 € ein gutes Pilgermenü inklusive zwei Flaschen Wein und Kaffee. Danach geht es weiter auf der N547 bis zur Stelle, wo diese als Autobahn weiterführt. Dort finden wir den Einstieg auf den Camino, der neben der Autobahn verläuft und wo ein Stein die Stadtgrenze von Santiago markiert. Anschließend geht es auf Nebenstraßen am Flughafen vorbei bis San Marcos. Dort zeigt ein Schild zum Monte do Gozo (Berg der Freude), von wo aus man theoretisch die Türme der Kathedrale sehen kann. Wir sehen aber nur das bombastische Denkmal, das hier errichtet wurde, um an den Papstbesuch in den 90er Jahren zu erinnern, während die Altstadt im Dunst verschwindet. Die Idee vom Vorabend, heute die Jugenherberge hier zu probieren, findet Werner plötzlich gar nicht mehr so gut, also geht’s zurück ins Hotel von San Marcos. Nach der Siesta geht’s auf die Suche nach einem Restaurant fürs Abendessen. Wir marschieren noch einmal Richtung Monte do Gozo, ein Schild mit günstigem Angebot führt uns aber zurück zur Hauptstraße. Das Essen ist günstig und Klasse, Linsensuppe mit Einlage, gebackene Makrele, Dessert und Wein. Auf dem Weg ins Hotel gehen wir noch ein Stück hoch Richtung Monte Gozo und wir erhaschen doch noch einen wunderschönen Blick auf die Kathedrale im Abendlicht.

Do. 04.06.2009 - Santiago de Compostela (Tag 51)

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Tagesetappe: San Marcos - Santiago de Compostela
Tages-km: 10 - Gesamt-km: 2.621
Startzeit: 9:00
Streckenführung:
Camino - (N634) bis Santiago de Compostela (auf google maps)
Wetter:
morgens freundlich, mittags Wolkenbruch
Übernachtung:
Privatpension im Zentrum von Santiago

Werner kommt heute besonders schwer in die Gänge. Erst gehen 9 Uhr verlassen wir das Hotel, um in der Bar von gestern Abend zu frühstücken. Nach einem Riesen-Bogadillo nach Art des Hauses fahren wir mit den Fußpilgern über den Monte do Gozo in die Stadt. Jetzt reichen bereits 10 m Abweichung, um von den Autofahrern sofort auf den rechten Pfad geschickt zu werden. Vor dem "Museo de Gallicia" halten wir an. Dort spricht uns eine ältere Dame an und bietet uns eine Unterkunft für 15 € pro Person, nahe der Kathedrale, an. Nach kurzer Inspektion des Dreibettzimmers mieten wir uns für zwei Tage ein. Die Fahrräder kommen in den ersten Stock ins Wohnzimmer. Anschließend machen wir uns zu Fuß mit den Pilgern auf den Weg zur Kathedrale. Diese ist nur fünf Gehminuten entfernt. Um 11 Uhr erreichen wir das ersehnte Ziel, den Nullpunkt auf dem Platz vor der Kathedrale von Santiago de Compostela. Von hier aus gehen wir zum Pilgerbüro, das nicht weit entfernt ist, um uns unsere Compostela ausstellen zu lassen. Es herrscht reger Andrang, sodass wir eine gute halbe Stunde anstehen, bevor wir nach Ausfüllen einer Liste mit Name, Herkunft und Motivation für die Pilgerreise, die begehrte Urkunde erhalten. Nach einem Stadtrundgang mit Mittagessen führt uns der Weg ins Touristenbüro, wo wir hoffen herauszufinden, wann der große Weihrauchkessel in der Kathedrale geschwenkt wird. Leider kann uns die Touristeninfo nicht weiterhelfen, hat aber den Tipp, jeweils um 11 Uhr 30 nachzusehen, ob der Kessel aufgehängt ist. Offiziell wird dieser nur am Jakobstag, dem 25. Juli, bewegt, aber inzwischen gibt es viele Gruppen, die eine solche Aufführung sponsern. Es geht dann zur Kathedrale, wo wir, wie es sich für ordentliche Pilger gehört, Jakobus von hinten umarmen. Er thront über dem Altar und über einen schmalen Durchgang gelangt man im Einbahnverkehr an seine Rückseite, von wo man das Hauptschiff der Kathedrale überblicken kann. Nachdem wir auf unserem weiteren Stadtrundgang vor dem wolkenbruchartigen Regen längere Zeit in einem Ladeneingang flüchten mussten, geht es zum Abendessen in ein vorher erkundetes Lokal. Preiswert aber nicht besonders gut. Um 21 Uhr 30 sind wir in unserem Quartier. An schlafen ist allerdings, wegen des Radaus auf der Straße, nicht zu denken. Bis weit nach Mitternacht ziehen grölende und lärmende Gruppen vorbei, die auch noch irgendwelche Metallgegenstände durch die Straßen treiben.

Fr. 05.06.2009 - Santiago de Compostela (Tag 52)

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Santiago de Compostela
Wetter:
morgens Regen, mittags wechselhaft
Übernachtung:
Privatpension im Zentrum von Santiago
Kathedrale von Santiago de Compostela

Morgens wollen wir die Markthallen besuchen. Einsetzender Regen treibt uns aber ins Pilgermuseum. Um 12 Uhr besuchen wir die Pilgermesse. Leider bekommen wir nur noch einen Stehplatz, dan allerdings in den vorderen Reihen. Die Messe wird durch eine Nonne eröffnet, die bemüht ist, die Gemeinde zum Singen zu bringen. Da dies in spanisch erfolgt, sind wir davon überfordert. Es folgt der Einzug des Paters mit fünf Seminaristen im Gefolge. Davon einer aus Deutschland und einer aus Italien, die später eine Bibelstelle in ihrer Muttersprache vortragen. Der Pater beginnt mit dem Vorlesen einer Liste. Erst nach einiger Zeit begreifen wir, dass er die Startpunkte der Pilger und die Anzahl der Pilger je Nationalität vorträgt. Rüsselsheim kommt uns dabei nicht zu Ohren und wir vermuten, dass alle, die in Deutschland starteten, zusammengefasst wurden. Das Ganze läuft sehr schnell und undeutlich ab, schade. Danach hält er eine flammende Predigt auf spanisch, in der für uns im Wesentlichen nur die Worte Santiago und Camino deutlich ankommen. Als nach der Kollektensammlung das Abendmahl beginnt, verlassen wir unseren Spitzenplatz und wollen auch die Kirche verlassen, da die Mehrheit unserer Gruppe nicht dem rechten Glauben angehört. Dies scheitert allerdings an den geschossenen Pforten. Also sehen wir aus dem hinteren Kirchenteil weiter zu. Zu unserem Erstaunen wird dann doch noch das riesige Weihrauchfass entzündet und durch die beiden Seitenschiffe geschwenkt. Damit hatten wir nicht mehr gerechnet. Anschließend Gang durch die Markthallen. Wunderbares Fischangebot, allerdings nicht in direkt verzehrbarer Form. Das Mittagessen nehmen wir in einem Lokal bei den Markthallen zu uns. Sehr guter Fisch und das reichlich. Unser zweiter Anlauf am Abend scheitert, da die Küche erst um 22 Uhr öffnet und Jürgen und Werner nicht so lange darben wollen. Wir haben jetzt nur noch T-Shirt kaufen und den Besuch der Touristeninfo, um uns Informationen über die weiter Reise zu besorgen, auf dem Programm. So bummeln wir durch die Altstadtgassen und landen schließlich in einer Bar an der Universität. Unser geplantes Abendessen an den Markthallen kommt nicht zustande, ersatzhalber besuchen wir ein Fischlokal. Nicht schlecht, aber das Essen kommt bei weitem nicht an die Fische vom Mittag heran. Als wir anschließend bei unserem Quartier ankommen, ist noch Hochbetrieb in der Bar nebenan. Willi schlägt vor, angesichts der bevorstehenden unruhigen Nacht, noch einen Carajillo als Absacker zu nehmen. Die Mitreisenden lassen sich nicht lange bitten. Es wird die längste Nacht unserer Reise. Angefeuert durch die mexikanische Musik, welche Werner mit dem Ruf „Musica Mexicano“ immer wieder nachfordert, und die laufende Geburtstagsfeier, werden aus dem einen drei Carajillo und was für welche. Die Wirtin wird jedes Mal herbeizitiert und zelebriert die Herstellung. Ein halbes Wasserglas mit Brandy wird mit Zucker erhitzt und flambiert, dann kommt ein Schuss Kaffee dazu, ein Teufelszeug. Nach 2 Uhr in der Frühe steuern wir den Heimathafen an.

Sa. 06.06.2009 - Noia (Tag 53)

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Tagesetappe: Santiago de Compostela - Noia
Tages-km: 36 - Gesamt-km: 2.657
Startzeit: 9:15 - Ankunftszeit: 16:00 - max-km/h: 41
Streckenführung:
Santiago de Compostela - (AC-543) Noia (auf google)
Wetter:
morgens stark bewölkt aber trocken, ab 10 Uhr 30 Dauerregen, mäßiger Wind
Übernachtung:
Hostal

Nach dem Frühstück in der Bar gegenüber unserer Pension machen wir noch Einkäufe, in der Hoffnung unter freiem Himmel unser Mittagsmahl einnehmen zu können. Noch einmal an der Kathedrale vorbei, geht es Richtung Noia auf die AC-543. Wir haben beschlossen, den direkten Weg zur Küste zu nehmen und daran entlang über Finisterre und Muxía nach La Coruña zu fahren. Um direkt dem Pilgerweg zu folgen, ist unser Kartenmaterial zu schlecht. Es geht bergab aus der Stadt, aber schon bald folgt ein endlos scheinender Aufstieg. Es geht durch Felder und Eukalyptuswälder, die Gegend ist stark landwirtschaftlich geprägt. Ab 10 Uhr 30 setzt Regen ein, vor dem wir, auf etwa halber Strecke, in ein außerhalb jeder Ortschaft gelegenes Lokal flüchten. Ein fliegender Händler wird abgesetzt, der versucht seine Waren an den Mann zu bringen. Da der Regen immer stärker wird, beschließen wir hier auch Mittag zu machen. Da der Fisch übermäßig teuer ist, begnügen wir uns mit Calamari, die als Vorspeise angeboten werden. Allerdings ist das nichts, um wirklich satt zu werden. Während des Essens hat es aufgehört zu regnen. Als wir dann aufbrechen, setzt der Regen kurze Zeit später wieder ein. Ausgerechnet bei diesem Wetter beginnt jetzt eine lange Abfahrt, was nicht nur unangenehm, sondern zusammen mit den vorbeifahrenden Autos auch gefährlich ist. Trotz mehrmaligen Unterstellens sind wir tröpfelnass, bis wir in Noia ankommen. Nach einigem Suchen finden wir ein Hotel und checken dort ohne weitere Optimierungsversuche ein. Wir haben die Nase voll! Die Stadtbesichtigung, nach dem Duschen, gibt nicht viel her. Eine lange Promenade ohne Leben oder Geschäfte und so was wie eine Altstadt mit vereinzelten Geschäften und Kneipen. Wir landen schließlich wieder in unserem Hotel, wo Werner schon fast im Stehen einschläft. Unser Hotelier will uns um 19 Uhr noch kein Essen bereiten. Nach einer Viertelstunde kommt er aber mit der Speisekarte geeilt. Das Küchenpersonal scheint eingelaufen zu sein. Wortreich, meist in Spanisch mit einigen Worten Englisch durchsetzt, erklärt er uns die Speisekarte. Wir essen ganz gut, nur bei der Rechnung macht er einige nicht nachvollziehbare Aufschläge. Gegen 22 Uhr 30 ziehen wir uns ins Dreibettzimmer zurück. Die Nachtruhe ist leider getrübt, da die ganze Nacht irgendwelche Typen auf der Straße herumschreien.

So. 07.06.2009 - Muros (Tag 54)

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Tagesetappe: Noia - Muros
Tages-km: 33 - Gesamt-km: 2.690
Startzeit: 9:45 - Ankunftszeit: 14:00 - Fahrzeit: 2:42h - max-km/h: 37
Streckenführung:
Noia - (AC-550) Muros (auf google maps)
Wetter:
Regen, Regen, Regen, mal mehr mal weniger, mäßiger Wind
Übernachtung:
Pension
Fischer bei der Netzreperatur in Muros

Um 9 Uhr stehen wir, wie verabredet, an der Tür zur Bar, die zu unserem Hotel gehört, um zu frühstücken. Tatsachlich erscheint kurz nach 9 Uhr eine Frau, die uns Frühstück macht. Fünf Schwaben sind ebenfalls anwesend, sie sind gestern von Santiago bis hierher gelaufen. Sie machen heute einen Ruhetag und wollen morgen mit den Bus weiter bis 20 km vor Finisterre fahren, um das letzte Stück noch zu pilgern. Am kommenden Donnerstag wollen sie dann nach Hause fliegen. So weit sind wir noch nicht, denn unser Containerschiff soll erst am 20. Juni in La Coruña einlaufen. Das Frühstück ist für spanische Verhältnisse sehr gut. Getoastetes Baguette mit Marmelade. Beim Bezahlen erleben wir eine freudige Überraschung. Statt der gestern verlangen 80 € für das Zimmer, müssen wir nur 48 € bezahlen. Das macht die Ungereimtheiten vom gestrigen Abendessen mehr als wett. Das Wetter verschlechtert sich derweilen zusehends. Bis wir losfahren regnet es bereits wieder. Mit wechselnder Intensität hält der Regen bis zu unserem heutigem Zielort, Muros, an. Wenn es ganz schlimm kommt, stellen wir uns unter und warten, bis es wieder etwas nachlässt. Wir fahren entlang der Küste an einigen schönen Stränden vorbei. Das Gelände ist nicht flach aber ohne extreme Steigungen. Circa 5 km vor Muros hört es dann sogar auf zu regnen und wir kommen bei trockenem Wetter in Muros an. Das erste Restaurant steuern wir an. Es ist erst 13 Uhr und für Spanien zu früh für's Mittagessen. Wir beschließen bei einer Flasche Wein zu warten und bereuen unsere Entscheidung nicht. Wir erhalten ein wunderbares menú del dia: Dorsch mit Salzkartoffeln und Salat, Nachtisch und einen Kaffeelikör als Zugabe. Der Wein ist sowieso inbegriffen. Um 14 Uhr 30 machen wir uns in Richtung Zentrum auf, um ein Quartier zu suchen; natürlich wieder bei Regen. Wir klappern den gesamten Ort ab, aber die Auswahl bleibt beschränkt. Schließlich fragen wir unter Protest von Jürgen, der unbedingt ein Hotel will, bei einer Pension nach. Die letzte Entscheidung bleibt Jürgen vorbehalten. Da er ein Einzelzimmer mit WC und Dusche bekommt, ist auch er schließlich einverstanden. Die Wahl entpuppt sich als Glücksgriff, denn es gibt eine überdachte Wäscheleine, die man vom Zimmer aus, über eine Rollenkonstruktion, bestücken kann. Das ist ideal bei unseren vielen nassen Sachen. Zum Abendessen suchen wir ein geeignetes Restaurant. Das von heute Mittag ist uns wegen des ständigen Regens zu weit entfernt. Das Lokal am Hafen ist nicht schlecht, aber ziemlich teuer. Nach der zweiten Flasche Wein geht’s zurück ins Quartier. Mit der Maßgabe, das weite Vorgehen morgen früh nach Wetterlage zu entscheiden, ziehen wir uns zurück. Die Nacht ist diesmal ungewöhnlich ruhig, mit den Fenstern nach innen zur überdachten Wäscheleine.

Mo. 08.06.2009 - Muros (Tag 55)

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Regenruhetag in Muros
Fischereiflotte von Muros

Nachdem es in der Nacht schon ständig auf das Wäschedach prasselte und der Morgenhimmel genauso trostlos wie gestern aussieht, beschließen wir, unseren Aufenthalt hier um einen Tag zu verlängern. Jürgen möchte eine Auszeit von der Truppe und macht sich alleine auf den Weg. Willi muss noch eine kleine Reparatur am Fahrrad vornehmen, denn gestern hat sich von der Felge ein Span gelöst, der beim Bremsen ungesunde Geräusche verursacht. Mit dem Schraubendreher lässt sich das Problem auf der weichen Alu-Felge lösen. Danach macht sich der Resttrupp ebenfalls auf den Weg, um den Hafen zu begutachten. Das Wetter ist besser als vermutet. Die Sonne kommt manchmal durch die Wolken, allerdings setzt innerhalb von Sekunden auch wieder Regen ein. Unberechenbar, zwischen Nieseln und Wolkenbruch. Es ist also empfehlenswert, sich nicht weit von einem möglichen Unterstand zu entfernen. Um 13 Uhr trifft sich die Truppe wieder, um gemeinsam zum Restaurant von gestern Mittag zu wandern. Die Enttäuschung ist groß, Montag ist Ruhetag. Etwas stadteinwärts finden wir allerdings eine Alternative und mit dem dort angebotenen menú de la casa sind wir auch sehr zufrieden. Der Vorschlag, jetzt eine gepflegte Siesta zu machen, findet bei Werner keinen Gefallen; er will die Kirche besichtigen. Es geht also zurück und in den Hafen, wo die einheimischen Fischer gerade ihren Fang anlanden. Der Harndrang von Werner treibt uns, in einer Regenpause, in eine Bar am Hafen. Hier fallen Werner die Augen zu, sodass es jetzt doch zur Siesta geht. Um 18 Uhr 30 wandern wir zurück in das Lokal vom Mittag. Willi gelüstet es nach einer riesigen Fischportion und er bestellt einen Fischtopf mit Meeresfrüchten für 14 €. Das Ergebnis ist leider enttäuschend. Nicht besonders gut und dazu noch wenig. Die beiden anderen haben mehr Glück, denn sie bleiben bei dem uns wohlbekannten Merluza (Seehecht) und sind mit ihrer Wahl hochzufrieden. Neben uns bevölkert eine deutsche Reisegruppe das Lokal. Es kommt aber zu keinem Kontakt. Die Zeit des Pilgerns ist eben vorbei. Bei unserem Pensionswirt nehmen wir noch ein Abschlussbier und überwachen das ordnungsgemäße Unterbringen unserer Fahrräder. Diese sind tagsüber vor dem Lokal angekettet und werden abends in den Gastraum verbracht.

Di. 09.06.2009 - Corcubión (Tag 56)

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Tagesetappe: Muros - Cee (Corcubión)
Tages-km: 43 - Gesamt-km: 2.733
Startzeit: 9:15 - Ankunftszeit: 14:44 - Fahrzeit: 2:40h - max-km/h: 55,9
Streckenführung:
es:Muros - (AC-155) Cee - (AC-445) Corcubión (auf google maps)
Wetter:
bewölkt aber fast trocken, morgens sogar Sonne, kaum Wind
Übernachtung:
Hotel El Horreo

Nach dem Frühstück mit Bocacdillo geht es weiter der Küstenstraße entlang Richtung Cee. Bei Sonne ist die Strecke nett anzusehen. Die Felsenküste wechselt sich mit Sandstränden ab. Nach der halben Strecke wird es leider wieder trübe und trist. Jürgen ruft unsere Schiffsagentur in Hamburg an. Ein früherer Abfahrtstermin ist leider nicht möglich. Es bleibt also beim 20. Juni. Ungefähr 10  km vorm Tagesziel machen wir Pause und gönnen uns einen Bocadillo mit Schinken als Mittagessen. Dabei genießen wir den Blick auf eine Salzwiese, an die sich der Sandstrand, gefolgt vom Atlantik, anschließt. Draußen an den Riffen der Costa da Morte brechen sich die Wellen. Wir hoffen nur, dass sich das Meer bis zum 20. Juni wieder beruhigt hat. Weiter geht es bis Cee, das sich als besonders hässliche Stadt entpuppt. Trostlos reihen sich die Bauruinen, fast an der gesamten Hauptstraße, aneinander. Wir beschließen daher, noch ein Stück in Richtung Finistere weiterzufahren. Der nächste Ort ist Corcubión. Hier gibt es zu unserem Erstaunen ein geöffnetes Touristenbüro, das darüber hinaus auch noch in der Lage ist, Zimmer zu reservieren. Wir erhalten Zimmer ohne Meerblick, dafür aber mit Pilgerermäßigung. Ein, nach dem Hotelbezug, geplanter Rundgang durch den Ort entfällt wegen des herrschenden Sauwetters. Dafür quälen wir uns durch das Fußballspiel Spanien gegen Aserbaidschan, bis wir uns nach 19 Uhr bei etwas nachlassendem Regen auf den Weg zur Abendessen-Suche machen. Dummerweise sind wir mit Sandalen und ohne Regenhosen unterwegs, sodass wir nach 100 m bereits klatschnass sind. Die erste Bar am Hafen bietet nur Häppchen zu den Getränken aber leider kein Essen an. Nach weiteren 50 m gibt’s aber ein Restaurant, in dem wir dann landen. Wir wollen nur eine Kleinigkeit. Aber das Ausgesuchte entpuppt sich als Kinderteller, den man uns nicht verkaufen will. So landen wir einmal mehr bei der Fischplatte. Die Bedienung ist zwar mürrisch, aber die Platte riesengroß und sogar mit Salzkartoffeln statt Pommes. Wir treffen noch ein Münchner Pilgerpaar, das auch nach Finistere will. Sie erzählen uns von der abenteuerlichen Mitnahme durch einen spanischen Autofahrer. Er wollte die beiden abends ins Quartier fahren, als aber Frau und Gepäck verstaut waren rast dieser, ohne den Mann, davon. Mit einem zweiten Auto, das der Mann anhält, startet eine Verfolgungsfahrt bis ins Quartier. Unser Gespräch wird aber vorzeitig beendet, da ihr Pensionswirt mit dem Auto auftaucht und die beiden wegen des Regenwetters abholt. Einen bleibenden Schaden scheinen sie nicht erlitten zu haben, denn sie steigen bedenkenlos ins Auto ein. Wir machen uns zu Fuß auf den Rückweg ins Hotel und hoffen auf besseres Wetter für morgen.

Mi. 10.06.2009 - Corcubión (Tag 57)

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Regenruhetag in Corcubión

Das Wetter ist wie gestern Mittag; Dauerregen. Wir beschließen, das Wetter auszusitzen. Willi wechselt seine Bremsbeläge und Jürgen geht einen Regenschirm kaufen. Anschließend laufen Werner und Willi mit Regenhose in den Ort und ins Touristenbüro, wo sie sich den Busfahrplan nach Finistere aufschreiben lassen. Die nette Dame von gestern sagt aber gleich, dass es mit den Abfahrtszeiten schon mehrfach Probleme gegeben hat. Eine markierte Bushaltestelle oder gar ausgehängte Fahrpläne sahen wir seit Santiago schon nicht mehr. Einzige Ausnahme war ein Busbahnhof in Noia. Man sieht zwar Busse fahren, aber außer den Schulbussen am Hafen fahren alle nur durch den Ort. Die beiden bewegen sich zur Kirche und anschließend in die Bar von gestern. Jürgen stößt dann, mit einem großen Regenschirm für 4,90€ im Schlepptau, dazu. Mittags probieren wir die zweite Bar im Ort, in der es laut Anschlag Racionas gibt. Die Auswahl ist allerdings bescheiden und trotz Wörterbuch verstehen wir nur einen Teil. So landen wir bei Calamari, die es aber reichlich gibt und die unpaniert auch recht gut munden. Danach geht es zur Siesta zurück ins Hotel. Es regnet jetzt seit über 24 Stunden ununterbrochen. Trotzdem treibt kaum auszuhaltender Baulärm Werner und Willi bereits ab ca. 15 Uhr in Richtung Cee, zumal der Regen jetzt eine Pause macht. Der Anblick der Stadt ist einfach trostlos. Bauruinen säumen die Hauptstraße und die neu errichte Uferpromenade neben dem Krankenhaus ist menschleer. Es gibt eine einzige offene Bar in einem Hotel, sonst scheint die Stadt trocken. Bei wieder stärkerem Regen gehen sie über den Camino zurück in die Stammbar. Um 19 Uhr 30 gehen wir dann vom Hotel aus zum Abendessen in das Restaurant von gestern. Alle bescheiden sich heute mit Pasta. Im Gegensatz zu gestern brummt heute der Laden. Ein gut gelaunter Mann, wahrscheinlich der Chef, bedient uns heute.

Do. 11.06.2009 - Kap Finisterre (Tag 58)

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Tagesetappe: - Ausflug zum Kap Finisterre
Tages-km: 32 - Gesamt-km: 2.765
Startzeit: 9:15 - Ankunftszeit: 17:00 - Fahrzeit: 2:26h - max-km/h: 44,6
Streckenführung:
Corcubión - (AC-445) Finisterre - (AC-4408) Capo Finisterre -Corcubión (auf google)
Wetter:
sonnig und warm, kaum Wind
Übernachtung:
Hotel "Herreo"
Cap Finisterre

Um 8 Uhr erwartet uns für Spanien ein außergewöhnlich reichhaltiges Frühstück. Büffet mit Wurst, Käse und Schinken und das inbegriffen im Zimmerpreis von 45 €. Allerdings nur ohne Meerblick und mit Pilgerausweis und mit Baustelle im Hotel. Bei sich klärendem Himmel geht es Richtung Kap Finisterre. Es erwartet uns eine schöne Küstenlandschaft, dabei kann es natürlich nicht flach dahingehen. Die Hänge sind grün, aber teilweise unbewaldet. Wie die angesengten Baumstämme zeigen, ist ein Großteil der Küstenlandschaft vor einigen Jahren abgebrannt. Nahe Finistere hat die Bauwut wieder viele Neubauruinen hinterlassen. Im Hafen von Finistere treffen wir die beiden Münchener von vorgestern Abend wieder. Wir trinken zusammen einen Kaffee. Die beiden haben wieder Stress, denn ihr Fotoapparat ist abhanden gekommen. Nach einem kurzen Plausch fahren wir weiter zum Leuchtturm von Finisterre, der auf einem Kap hoch über dem Meer thront. Wir verweilen einige Zeit auf den Klippen vor dem Leuchtturm. In früheren Zeiten glaubte man, hier am Ende der Welt zu sein und schon für die Kelten war dies ein mystischer Ort. Dahinter begann die finstere, unbekannte Welt des Atlantiks. Auch wenn wir heute wissen, dass hier nicht der westlichste Punkt Europas ist, hat der Ort nichts von seiner Stimmung eingebüßt. Einige Pilger gehen der Tradition des Kleiderverbrennens nach und an einem Sendemast wurden etliche Kleidungsstücke, von Schuhen bis Unterhosen, abgelegt bzw. angebunden. Kein sehr erbaulicher Anblick. Zurück in Finisterre machen wir Mittag und treten anschließend die Rückfahrt an. Unterwegs stoppen wir noch einmal auf einer herrlich gelegenen Gartenterrasse direkt an einem idyllischen Badestrand. Von Palmen umgeben genießen wir, bei blauem Himmel und Sonnenschein, eine Flasche Vino Tinto. Noch ein letzter Anstieg nebst Abfahrt und wir sind wieder in unserem Hotel. Am Abend nehmen wir Abschied von unserer Stammbar, in der es wieder reichlich Beilagen zu den Getränken gibt; Tortilla con Patata und Nüsschen. Den Abend beschließen wir wieder im bekannten Restaurant, wo es eine riesige Fischplatte gibt, die nur Jürgen verputzen kann.

Fr. 12.06.2009 - Muxía (Tag 59)

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Tagesetappe: Corcubión - Muxía
Tages-km: 20 - Gesamt-km: 2.785
Startzeit: 9:15 - Ankunftszeit: 12:15 - Fahrzeit: 1:25h
Streckenführung:
Corcubión - (AC-445) Cee - (AC-552, AC-2303) - Villarmide - (AC-2303, AC-440) Muxía (auf google maps)
Wetter:
sonnig und warm, kaum Wind
Übernachtung:
Pesion "La Cruz" (für 3 Tage)

Wir starten auf der AC-552 nach La Coruña, biegen aber nach weinigen Kilometern auf eine Nebenstraße in Richtung Muxía ab. Durch grünes Hügelland mit Eukalyptuswäldern und Weiden führt uns die Fahrt. Die Gegend ist schön, aber extrem rückständig. Man kann noch Frauen sehen, die vor dem Haus am Brunnen ihre Wäsche per Hand waschen. Unterwegs machen wir noch eine Kaffeepause in einem Universalladen mit angeschlossener Bar. Auch hier suchen wir vergeblich nach Postkarten, wie schon seit dem Verlassen von Santiago. Es gibt dann noch eine kleine Zwangspause, weil sich bei Willi ein Stein in die Bremse geschmuggelt hat, bevor wir, nach einem letzten Hügel, in Muxía einlaufen. Der Ort Muxia erlangte traurige Berühmtheit durch die Havarie des Öltankers Prestige, der im November 2002 vor der Küste sank. Die ersten Ölteppiche erreichten hier die Küste und Tausende von freiwilligen Helfern versuchten der stinkenden schwarzen, klebrigen Flut Herr zu werden.
Wir nehmen uns vor, den Ort erst zu erkunden, bevor wir uns einmieten. An der ersten Pension spricht uns die straßefegende Wirtin auf Deutsch an. Das Doppelzimmer soll 30 € kosten. Diesem Angebot kann Werner, trotz aller Vorsätze, nicht wiederstehen und nach einer Zimmerbesichtigung durch Jürgen und Werner, buchen wir für zwei Tage. Es ist erst einmal großes Wäschewaschen angesagt, denn auf dem Dach gibt es Wäscheleinen, und Wind und Sonne meinen es gut mit uns. Danach macht sich Jürgen auf zum Strand, wo er sonnen und mittagessen will. Werner und Willi wandern den Strand entlang, bis es nicht mehr weitergeht und speisen hier aus den Vorräten. Die mitgebrachten Sardinen, neben Thunfisch die einzige Fischkonserve, die wir in Spanien finden, werden verzehrt. Auf dem Rückweg genehmigen sie sich noch eine Flasche Wein, in einer direkt am Camino, gelegenen Bar. Der Camino ist nicht nur bis Finisterre gekennzeichnet, sondern läuft bis Muxia, wo Jakobus die Jungfrau Maria erschienen sein soll, um ihm für seinen Christianisierungsversuch der Iberischen Halbinsel Mut zuzusprechen. Um 20 Uhr treffen sich alle zum Abendessen. Es gibt einmal mehr leckeren Merluza. Die Portion ist so groß, dass selbst Jürgen satt wird.

Sa. 13.06.2009 - Muxía (Tag 60)

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Ruhetag in Muxía, warten auf das Frachtschiff
Marienheiligtum in Muxia

Das Wetter ist heute nicht so schön wie gestern, bewölkt und deutlich kühler, erst am Nachmittag wird es wärmer. Heute ist in Spanien Fronleichnam (Corpus Christi) und eine Prozession ist angekündigt. Nach dem Frühstück machen wir uns auf dem Weg zum hiesigen Heiligtum, der Kirche Virge da Barca (Die Jungfrau auf der Steinbarke). Sie liegt am Ende der Halbinsel von Muxía. Hier endet der Jakobweg nun endgültig, und wir sind am Ende unseres Pilgerweges angekommen. Unwiderruflich beginnt jetzt die Heimreise. Hier auf den Meeresklippen soll die Jungfrau Maria dem verzagendem Jakobus Mut zugesprochen haben. Auf dem Rückweg stoßen wir auf die Vorboten der Prozession. Mehrere Altäre sind aufgebaut und ein Stück Straße wird mit Blumen geschmückt. Auf einer Bank bestaunen wir das Treiben, aber kurz vor 13 Uhr zieht uns der Hunger in eine Bar, wo es, dreimal darf man raten, Meluza und Wein gibt. Im Anschluss erhaschen wir doch noch einen Blick auf die Prozession, die mit Dudelsack-Musik, Baldachin und Monstranz, vom letzten Altar in Richtung Kirche zieht. Die Bevölkerung ist aufs Feinste herausgeputzt, besonders die Frauen und Kinder. Nach dem Abzug der Prozession vom Altar, wird die Kulisse genutzt, um Familienfotos zu machen. Selbst die allerkleinsten Babys werden abgelichtet. An der Kirche findet ein kurze Zeremonie statt, bevor sich alle nach einem Rundgang, über den neben der Kirche gelegenen Friedhof, zerstreuen. Wir versuchen mit mehreren anderen Pilgern die kleine Kirche zu besichtigen. Aber es wird bereits das Licht ausgemacht und auf Englisch werden wir belehrt, dass das Heiligtum sich ein paar hundert Meter weiter weg befindet. Mit der Bemerkung, dass dies nur eine kleine Kirche sei und sich eine Besichtigung nicht lohne, werden wir hinauskomplimentiert. Wir gehen zum Hafen, wo eine Bühne aufgebaut ist und ein Trio musiziert. Einige Frauen tanzen zu spanischen Klängen. Wir lassen uns in einer Bar nieder und beobachten das Treiben. Gegen 15 Uhr zieht die Kapelle sich zur Siesta zurück und der Platz sowie die Bar leeren sich. Ein schräger italienischer Pilger gesellt sich zu uns, worauf auch wir das Feld räumen. Auch wir halten Siesta, bevor es um 20 Uhr in unserer Pension Abendessen gibt. Jürgen will einmal mehr Fisch, während Werner und Willi sich heute an Fleisch halten. Als Postre will Werner unbedingt Ruchos, den Kräuterlikör, den wir kurz vorm Cruz de Ferro kennenlernten. Wir sind uns anschließend nicht sicher, ob es der Unterschied zwischen Ruchus und Ruchos ist, aber selbst Werner sitzt ewig davor, bevor er dieses Zeug vertilgt hat. Jürgen düngt damit die Blumen und Willi lässt ihn stehen. Die Wirtin hat wohl ein Einsehen, denn er erscheint auf keiner Rechnung. Danach geht’s noch einmal zum Hafen, wo inzwischen das Fest seinen Fortgang findet. Noch einmal nehmen wir in der Bar Platz. Eine Pilgerin aus Wiesbaden platziert sich neben Jürgen. So viel wie heute Abend hat er die letzen Wochen nicht geredet. Die Spanier marschieren mit Kind und Kegel auf und genießen den Abend.

So. 14.06.2009 - Muxía (Tag 61)

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Ruhetag in Muxía, warten auf das Frachtschiff. Ausflug zum Leuchtturm von Cabo Vilán. (auf google maps)
Tages-km: 60 - Gesamt-km: 2.845
Badestrand zwischen Muxia und Leis

Nach schwerem Start, Werner fängt noch einmal an zu waschen, nachdem es eigentlich losgehen sollte, fahren wir den Berg hinauf, aus Muxia hinaus. Über eine Nebenstrecke geht es entlang der Küste bis Ponte do Porto. Schöne Sandstrände wechseln sich mit Felsküste ab. Die Straße führt jeweils an die Strände hinunter, bevor sie wieder die Felsen über dem Atlantik erklimmt, schön aber anstrengend. Wir fahren bis kurz vor den Leuchtturm, den wir von unserer Pension aus, übers Meer, sehen können. Luftlinie ca. 5 km, an der Küste entlang kommen wir für die einfache Strecke auf 30 km. In Camariñas machen wir Mittagspause. Jürgen bestellt die langen, röhrenförmigen Seemuschen, die ihn aber nicht überzeugen, während Werner und Willi mit Calamari und Pulpo durchaus zufrieden sind. Auf dem Rückweg machen wir noch einmal Rast auf einem Campingplatz. Der Kaffee ist fürchterlich, aber es gibt Postkarten. Zwar nur eine Sorte mit einer potthässlichen Luftaufnahme des Campingplatzes, aber wir können unsere noch ausstehende Post erledigen. Zurück in unserer Pension erhalten wir reichlich Beigaben zu unserem Ankunftsbier, fast ein komplettes Abendessen. Es geht aber anschließend doch noch in den Ort, um den Abend mit Suppe, Tortilla und Wein sowie dem Fußballspiel Spanien gegen Neuseeland zu beschließen.

Mo. 15.06.2009 - Ponteceso (Tag 62)

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Tagesetappe: Muxía - Ponteceso
Tages-km: 49 - Gesamt-km: 2.894
Startzeit: 9:15 - Ankunftszeit: 17:15 - Fahrzeit: 4:00h
Streckenführung:
Muxía - (Küstenstr.) Leis - Ponte do Porto - (AC-433) es:Laxe - (AC-431, AC-430) es:Ponteceso (auf google maps)
Wetter:
bewölkt, kühl aber trocken, kaum Wind, nachmittags wärmer
Übernachtung:
Pension
Gallicischer Getreidespeicher bei Laxe

Nach dem Frühstück und der herzlichen Verabschiedung durch unsere Wirtsleute steht noch die Suche nach einem Briefkasten, sowie eine kleine Reparatur an Willi’s Fahrrad, wo sich der Sensor für den Tacho gelöst hat, an. Über die Strecke von gestern, diesmal mit vollem Gebäck, geht es bis Ponte do Porto. Hier biegen wir auf die AC-433, Richtung La Coruña ab. In Laxe, einem Ort mit Hafen, machen wir Mittagspause. Vom Restaurant hat man einen schönen Blick auf den Sandstrand. Das menú del dia entpuppt sich allerdings als Mogelpackung, denn alles wird separat berechnet, sodass wir auf die stolze Summe von 18 € pro Nase kommen. Jürgen will unbedingt weiter, also fahren wir weitere 12 km bis Ponteceso. Die Route ist insgesamt sehr schön, Küste wechselt sich mit Wald und kleinen Dörfern ab. Nur Ponteceso entpuppt sich als Provinznest ohne jeden Fremdenverkehr. Dementsprechend schwer fällt es, eine vernünftige Unterkunft zu finden. Das angekündigte Touristenbüro ist leider nicht zu finden. Am einzigen passablen Platz im Ort finden wir eine Bar, an der ein Schild mit Bett angebracht ist. Hier kommen wir tatsächlich unter, nicht komfortabel aber preiswert. Nach einem Besuch des Supermarktes studieren wir das spanische Leben in einer kleinen Parkanlage von einer Sitzbank aus. Um 20 Uhr gibt’s Abendessen in einem Nebenraum unseres Quartiers. Es werden uns die ersten Schnitzel auf unserer Reise serviert. Zum Abschluss sehen wir noch das Ende des Fußballspiels Italien gegen USA.

Di. 16.06.2009 - Razo (Tag 63)

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Tagesetappe: Ponteceso - Razo
Tages-km: 30 - Gesamt-km: 2.924
Startzeit: 9:30 - Ankunftszeit: 14:00 - Fahrzeit: 3:30h
Streckenführung:
es:Ponteceso - (AC-3307) Malpica - (AC-414) Buño - (Nebenstr.) Razo (auf google maps)
Wetter:
leicht gewölkt, mäßig warm. sehr windig
Übernachtung:
Appartment für 2 Tage

Das Frühstück dauert heute etwas länger, da wir auf den Bäcker warten müssen. Es geht gewohnt hügelig im Landesinneren bis Malpica. Der Badeort ist fürchterlich verbaut, und die allerletzten Baulücken werden gerade noch ausgefüllt. Rätselhaft wie das funktionieren soll, denn am Strand ist kein einziger Tourist zu sehen. Wir schreiten den Strand ab, bevor wir die unglaublich steile Gasse hochschieben, zurück auf die Hauptverkehrsstraße. Nach einem Kaffee mit Überraschung geht es weiter auf der AC-414 bis Buño. Die Überraschung besteht aus einem Loch, das sich auftut, nachdem man aus der modernst eingerichteten Bar die WC-Tür öffnet. In Buño, wo es nichts zu beißen gibt, biegen wir auf eine Nebenstraße Richtung Razo und Meer ab. Nach der Mittagspause an einer alten Bushaltestelle geht es in Küstennähe weiter. Die Landschaft ist sehr schön, aber die Straße dermaßen steil, dass alle schieben müssen. Dafür geht es dann noch steiler auf schlechter Straße abwärts; absolut kein Genuss. In Razo angekommen, geht’s erstmal in eine Bar. Auf unsere Nachfrage nach „habitación a que“ (einer Unterkunft am Ort) wird heftig telefoniert und schließlich wird uns beschieden, dass uns eine Maria in circa einer Stunde abholt. Wir folgen dann Maria, die mit dem Auto vorausfährt, ein Stück zurück und erhalten zwei schöne Appartements, in die wir uns für zwei Tage einquartieren. Wir machen einen Spaziergang am Strand entlang. Das erste Mal, dass wir so etwas wie Strandleben sehen. Einige Kioske haben bereits geöffnet und auf circa zwei Kilometer wird der Strand abschnittsweise durch Rettungsschwimmer überwacht. Einige Sonnenbadende und Strandläufer können wir ausmachen. Der unbewachte Teil des Strandes zieht sich dann Richtung La Coruña, soweit das Auge reicht. Wir erspähen auch zwei Restaurants, von denen wir später eines fürs Abendessen nutzen.

Mi. 17.06.2009 - Razo (Tag 64)

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Strandtag in Razo; warten auf Frachtschiff
Sonnenuntergang am Strand von Razo

Kurz nach 9 Uhr suchen wir unsere Stammbar auf, um zu frühstücken. Leider gibt’s nur Tostada. Im Supermarkt nebenan kaufen wir unser Mittagessen ein: Brot, Oliven und eine Packung Paprikawurst. Gegen 12 Uhr beginnt die Zeremonie in unserem Appartement. Jürgen will was kochen und erwärmt die Würste im heißen Wasser. Das Ergebnis ist nicht sehr überzeugend, wahrscheinlich waren die Würste für eine solche Prozedur nicht vorgesehen. Nur Werner gelingt es, mehr als eine Wurst hinunterzuwürgen. Bis 16 Uhr dann Siesta. Danach geht Jürgen sonnenbaden und Werner und Willi machen einen ausgedehnten Spaziergang entlang des Strandes. Zum ersten Mal werden deren Füße vom Atlantikwasser benetzt. Ein Italiener aus Berlin will die beiden zum Frisbee animieren, aber sie lieben es heute gemütlich und beschränken ihre Aktivitäten auf die Strandläuferei. Um 19 Uhr geht’s dann zum gemeinsamen Abendessen. Es gibt Riesenkoteletts mit Salat, und Jürgen bekommt wieder seinen geliebten Merluza, extra große Portion. Während der Sonnenuntergang Himmel und Meer in herrliche Farben taucht, machen wir uns auf den Heimweg.

Do. 18.06.2009 - A Coruña (Tag 65)

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Tagesetappe: Razo - A Coruña
Tages-km: 40 - Gesamt-km: 2.964
Startzeit: 10:00 - Ankunftszeit: 15:30 - Fahrzeit: 3:00h
Streckenführung:
Razo - (Küstenstr.) Caión - es:Arteixo - (AC-552, AC-415) A Coruña (auf google maps)
Wetter:
gewölkt, später sonnig, zum Glück nicht all zu heiß, kaum Wind
Übernachtung:
Hotel "Caribe" (für 2 Nächte)
Plaza Mayor in La Coruña

Nach dem Bezahlen bei Senora Maria im Nachbarhaus geht’s ins bekannte Restaurant zum Frühstück. Auf unsere Bocadillos müssen wir einige Zeit warten, denn der Bäcker ist wieder einmal spät dran. Danach geht es auf der Küstenstraße Richtung La Coruña. Das ist noch einmal eine Straße zum Abgewöhnen. Immer wieder steil hinauf und dann in ebenso steiler Abfahrt wieder hinunter auf Seehöhe. Schätzungsweise summiert sich das Ganze auf 500-600 Höhenmeter. Caión lassen wir links liegen, um uns die 50 Höhenmeter Abfahrt in den Ort zu ersparen. Bereits 10 km vor La Coruña beginnt die lückenlose Bebauung entlang der Strasse. Die Autofahrer sind von einem Moment auf den nächsten aggressiv und rücksichtslos, ganz im Gegensatz zu unseren bisherigen Erfahrungen in Spanien. In La Coruña landen wir schließlich auf dem Hauptplatz vorm Rathaus, wo sich auch das Touristenbüro befindet. Jürgen telefoniert mit unserer Schiffsagentur in Deutschland und erfährt die Telefonnummer des Agenten vor Ort, mit dem wir uns in Verbindung setzen sollen. Unser Schiff soll am Samstag von 8 bis 14 Uhr im Hafen sein. In der Touristeninformation erhalten wir Tipps für günstige Hotels in Hafennähe und einen Stadtplan. Im besonders empfohlenen Hotel "Caribe" erhalten wir Zimmer. Nachdem wir uns einquartiert und stadtfein gemacht haben, geht’s auf Hafenerkundung. Wir beobachten eine zeitlang das Löschen eines Getreidefrachters und entdecken den Containerhafen. Dieser ist aber separat abgesichert und der Zugang nur autorisieren Personen erlaubt. Wir vermuten, dass dort unser Frachter anlegen wird. Um ihn zu betreten, werden wir wohl den örtlichen Agenten bemühen müssen. Danach geht’s auf die Suche nach einem Abendessen. Diese gestaltet sich wider Erwarten schwierig, da viele Bars hier am Hafen abends kein Essen mehr anbieten. So landen wir nach einem Rundgang wieder in der Bar, wo wir begannen. Das Essen ist gut aber unverhältnismäßig teuer. Wieder einmal wurde einzeln abgerechnet, entgegen unserem Verständnis als menú del dia.

Fr. 19.06.2009 - A Coruña (Tag 66)

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A Coruña, warten auf Frachter
Wetter:
leicht bewölkt, mäßig warm, ca. 20°C

Nach dem Frühstück im Hotel machen wir uns auf den Weg in Richtung Altstadt. In Hafennähe geht es bis zum Castello San Anton, das früher die Stadt gegen Angriffe von See schützen sollte. Der Weg führt uns noch einmal über den Hauptplatz, die Plaza María Pita. Die Namensgeberin des Platzes war eine Metzgersfrau, die sich bei der Verteidigung der Stadt gegen den Piraten Francis Drake besonders hervortat. Von der ursprünglichen Altstadt ist nicht mehr viel erhalten. Nur wenige alte Gebäude, unter anderem das Militärarchiv und zwei Kirchen. Auf unserem Rundgang entdecken wir tatsächlich eine Jakobsmuschel an einer Hauswand. Sonst ist vom Camino Inglés der in La Coruña beginnt, nichts zu entdecken. Selbst im Touristenbüro gibt es darüber keinerlei Information. Eine englischsprachige Pilgerin spricht uns an. Sie sucht die Auberge. Leider können wir ihr nicht weiter helfen. Später sehen wir sie die Touristinformation ansteuern, vielleicht weiß man ja dort etwas von einer Auberge. In der Nähe des Hauptplatzes essen wir zu Mittag. Außerdem findet Willi hier eine Postkarte mit Schiff, die er seiner Enkelin schicken will und Jürgen findet im gleichen Geschäft die Jakobsmuscheln, die er Bekannten versprochen hat mitzubringen. Allerdings sind dazu zwei Anläufe nötig, bis er die gewünschte Anzahl zusammen hat. Nach Erledigung der Post machen wir uns auf den Rückweg ins Hotel, um Siesta zu halten. Wir verabreden uns zum letzen spanischen Stadtbummel und Abendessen für 18 Uhr 30. Jürgen klingt sich dann aber kurzfristig aus. Nochmals die Stunde in die Altstadt zu laufen nur zum Abendessen, das hält er im Kopf nicht aus, sagt er. Werner und Willi machen sich auf den Weg. Jetzt, nach der Siesta, herrscht reges Leben auf den Gassen und in den Geschäften. Kinder jeden Alters sind natürlich auch mit dabei und machen das Ganze so richtig quirlig. Es geht noch einmal durch die Kneipengasse bis zur Plaza Maria Pita, bevor ein Lokal fürs Abendessen erkoren wird. Diesmal wählt Werner das Lokal nach dem Ambiente; und Jürgen darf diese Sternstunde nicht erleben. Urige Weinfässer am Eingang und das Fleisch brutzelt auf dem Grill. Es wird Churrasco Terere probiert, was sich als eine Art Spare Rips herausstellt. Mit Salat, Brot und spät gelieferten Pommes, sehr gut und preiswert. Auf dem Rückweg wird noch einmal ein Carajillo genossen. Wieder flambiert, aber nicht so stark wie in Santiago, obwohl die Farbe den Kaffee nur erahnen läst. Die Qualität ist vergleichbar mit dem Gebräu des Holländers, kurz vorm Cruz de Ferro.

Sa. 20.06.2009 - OPDR Tanger (Tag 67)

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Wir gehen an Board der OPDR Tanger
Die OPDR Tanger im Hafen von La Coruña

Um 9 Uhr will uns der lokale Agent abholen und zum Schiff begleiten. Werner hat hoch und heilig versprochen, um 8 Uhr abmarschfertig zu sein. Und tatsächlich kommen wir pünktlich zum Frühstücken, und Croissants gibt’s erstaunlicherweise auch schon. Um 9 Uhr 20 trifft unser Abholer ein. Er fährt mit dem Auto vor und wir folgen ihm mit den Rädern in den Containerhafen. Jürgen reist zur Begrüßung die Hafenschranke ab, als diese sich unmittelbar hinter dem vorfahrenden Auto schließt. Zum Glück trägt er bei dem Vorfall keine Blessuren davon, da der Lenker die Schranke abfängt. Wir haben keine Zeit, uns um die Trümmer zu kümmern, denn wir müssen hinter unserem Agenten zum Schiff. Wir bringen unser Gepäck und die Räder an Bord. Ein Schiffsoffizier bringt uns kurz zum Kapitän und zeigt uns unsere Kabinen. Anschließend beobachten wir den Ladevorgang, bevor wir um 12 Uhr Mittagessen fassen. Es gibt Red Snapper, Kartoffeln und Salat, laut Jürgen der Standardfisch an Bord von Frachtschiffen. Die Besatzung ist international. Der Kapitän und ein Offizier sind Polen, der Rest der Offiziere stammt aus der Ukraine. Die Mannschaft besteht ausschließlich aus Philippinos. Um 14 Uhr 30 macht das Containerschiff die Leinen los und es geht in Richtung Atlantik. Der erste Rundgang auf dem Schiff gestaltet sich etwas zögerlich, denn am Bug spritzt die Gicht bei rauher werdendem Seegang. Werner und Willi nehmen zum Kaffee Break, die schon etwas eingedeckte Brühe, zu sich. Für Willi ein echtes Brechmittel, denn das Mittagessen drängt mit Macht aus seinem Körper. Werner hält noch etwas länger durch, bevor er mit seinem Abendessen den Treppenaufgang zwischen den Decks verziert. Der Einzige, der die Bordverpflegung unbekümmert genießt, ist Jürgen.

So. 21.06.2009 - Seetag (Tag 68)

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Seetag
Sonnenuntergang in der Biskaya

Das Wetter ist inzwischen besser und die Schiffsbewegungen werden damit geringer, sodass sich alle zum Frühstück wagen, auch wenn der Essenskonsum teilweise noch etwas gebremst ist. Heute kann man sich dem Bug nähern, ohne nass zu werden. Jürgen sucht wieder den gestern entdeckten Liegestuhl auf. Dabei wird er allerdings erneut vom Reinigungsteam gestört, das mit Hochdruckreinigern die Aufbauten säubert. Einer der Philippinos, der immer völlig vermummt herumläuft, erhält den Beinamen „Spritzer“. Wir genießen das sonnige Wetter an Deck, bevor um 12 Uhr das Mittagessen in der Offiziersmesse serviert wird. Mit dem Maschineningenieur kommen wir etwas ins Gespräch, die Offiziere und auch der Kapitän sind aber allgemein sehr zurückhaltend. Nachdem der Kapitän uns die Erlaubnis gegeben hat, die Brücke zu besichtigen, verabreden wir uns um 13 Uhr 30, um diese zu inspizieren. Es hat nur ein Mann Wache. Wir laufen zu unserem Erstaunen bereits in den Englischen Kanal ein. Auf dem GPS-gesteuerten Navigationsdisplay kann man sehr gut unsere aktuelle Position erkennen. Bei dem ruhigen Wetter machen wir jetzt 16,4 Knoten Fahrt. Mit dieser Geschwindigkeit benötigen wir weniger als zwei Tage bis zu unserem nächsten Zielhafen, Felixstowe in Südost-England. Von dort sind es dann nur noch fünf Stunden bis Rotterdam, zu unserem Schiffs-Reiseziel. Der Schiffsverkehr wird langsam dichter, aber es ist noch kein Land in Sicht. Um 17 Uhr 30 gibt’s Abendessen und danach ziehen sich alle recht früh in ihrer Kojen zurück

Mo. 22.06.2009 Felixstowe (Tag 69)

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Seetag, Container ent- und beladen in Felixstowe (UK) (auf google maps ca. 1500 km)
Containerterminal in Felixstow (UK)

Bereits um 7 Uhr sind wir beim Frühstück. Der Schiffsverkehr hat nochmals erheblich zugenommen. Es sind jetzt bis zu zehn Frachter gleichzeitig zu sehen. Nach dem Frühstück kommt Land in Sicht. Rechts die Französische Küste und links "The white cliffs of Dover". Wir passieren die engste Stelle des Kanals so gegen 8 Uhr 30. Jetzt sieht man Schiffe in allen Richtungen, einschließlich der Fähren, die zwischen Frankreich und Großbritannien verkehren. Danach wird der Verkehr langsam wieder ruhiger und nach dem Mittagessen um 12 Uhr 15 ist das Land wieder verschwunden. Unser Frachter ändert den Kurs Richtung Norden und gegen 13 Uhr erblicken wir den Hafen von Felixstowe. Ein Lotse kommt an Bord und bringt uns sicher durch die gewundene Einfahrt an den Kai des Containerterminals, wo um 14 Uhr die Leinen festgemacht werden. Die Besatzung wirft die Überholleinen mit erstaunlichem Geschick über ca. 30 m an Land, wo 4 Mann die Taue befestigen. Mit Winden wird das Schiff dann an die Kaimauer herangezogen. Die britische Lademannschaft lässt einige Zeit auf sich warten, dann aber wird der Ent- bzw. Beladevorgang zügig durchgeführt. Eine Hilfskraft am Kai entfernt die Verbindungsstücke (Pins), die den übereinander gestapelten Containern Halt geben. Beim Beladen geht’s dann umgekehrt. Im Hafen herrscht ein reger Betrieb, sodass wir immer etwas zu schauen haben. Containerschiffe kommen und gehen. Die ganz Großen können nur mit Schlepperhilfe im engen Hafen manövrieren. Ein Kreuzfahrer verlässt den Hafen. Vielfältige Fahrzeuge halten das Fahrwasser frei. Ein riesiger Saugbagger, "Die Utrecht" zieht ihre Kreise. Gegen 20 Uhr sollte der Ladevorgang beendet sein. Es dauert dann aber doch bis 21 Uhr. Gegen 21 Uhr 30 legen wir ab. Um ca. 22 Uhr pirscht das Lotsenboot heran und der Lotse geht von Bord, während wir Richtung Rotterdam, in die Nordsee, schippern.

Di. 23.06.2009 - ’s-Hertogenbosch (Tag 70)

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Tagesetappe: - Rotterdam (NL) - ’s-Hertogenbosch (NL)
Tages-km: 100 - Gesamt-km: 3.064
Startzeit: 09:00 - Ankunftszeit: 18:00
Streckenführung:
Rotterdam (NL) - ’s-Hertogenbosch (NL) (Seereise / Radreise auf google maps)
Wetter:
sonnig bis leicht gewölkt, warm, leichter Wind
Übernachtung:
Hotel "Terminus"
Drachendenkmal in ´s-Hertogenbosch

Um kurz vor 4 Uhr gehen die Maschinen auf langsame Fahrt, die Rüttelgeräusche zeigen dies deutlich an. Zu sehen sind aber nur Lichter auf dem Meer. Es ist zu vermuten, dass der Lotse an Bord gegangen ist. Um Fünf ist es hell geworden und es sieht aus, als führen wir mitten durch Holland; bewaldetes Ufer. Dann geht es durch den riesigen Rotterdamer Hafen. Laut einer Tabelle in der Offiziersmesse ist die größte Entfernung zwischen zwei Rotterdamer Hafenbecken 21 Seemeilen. Gegen sechs macht unser Schiff an einem Kai in einem der Containerterminals fest. Nur wenige Meter vom nächsten Schiff entfernt; echte Feinarbeit mit solch einem Pott. Um sieben gehen wir zum Frühstück, wo wir auch den Kapitän treffen. Nach seinen Angaben können wir jederzeit das Schiff verlassen. Nach dem Frühstück gehen wir zu ihm in seine Kajüte und lassen uns unser Pässe aushändigen. Er zeigt uns anhand der mitgeführten Hafenkarte unsere Liegeposition sowie die Fahrtrichtung zum Immigration Office. Dort sollen wir beim Verlassen des Hafens unser Pässe vorzeigen. Wir begeben uns mit unserem Gepäck zur vermeindlichen Gangway, unsere Räder sehen wir bereits auf dem Kai stehen. Aber welche Überraschung: wir sollen von Bord klettern. Denn das Schiff ist auf seinem nur vorläufigen Liegeplatz, nicht direkt am Kai, sondern an vor dem Kai eingerammten Pfählen, sogenannten Dalben, vertäut. Werners Anfrage nach einem Steg, beantwortet der Kapitän nur mit einem Schulterzucken. Jürgen ist noch der behändeste Kletterer, während Willi bereits einige Schwierigkeiten mit seinen glatten Radlerschuhen hat. Bei Werner wird der Ausstieg zur Großaktion. Mit vielen Händen und einer Leiter als Haltehilfe gelangt schließlich auch er an Land. Zum Glück geht alles gut, aber im Nachhinein betrachtet war dieses Verhalten der Besatzung, und insbesondere das des Kapitäns, ein Unding. Für die Philippinos war es allerdings das Tagesevent, zumal sie von Jürgen noch mit 10 € belohnt wurden. Wir suchen den Hafenausgang und wollen ihn am Immigration Office verlassen. Als wir den Ausgang schließlich finden, werden aber nur die LKW's kontrolliert. Um uns kümmert sich keiner. Daraufhin ist uns dieses komische Office egal und wir versuchen, den Einstieg zur geplanten Rückroute zu finden. Zur Sicherheit kaufen wir an einer Tankstelle noch Karten von Rotterdam und den Niederlanden. Dies erweist sich auch als dringend erforderlich, denn die mitgebrachte Routenbeschreibung ist für Radfahrer ziemlich ungeeignet. Nachdem wir um 10 Uhr Rotterdam und auch die Stadtkarte verlassen, verlieren wir fast sofort den Weg, da die Route für Radfahrer nicht passierbar ist. Fortan orientieren wir uns an der Radwegbeschilderung und den Richtung Südosten liegenden Orten. Die Straßenkarte der Niederlande ist auch nicht besonders gut zu gebrauchen, da es hier neben den Straßen ein eigenständiges Radwegenetz gibt. So gelangen wir auf Radwegen über Gorinchem nach ’s-Hertogenbosch. Werner will gerne hier bleiben und übernachten, aber Jürgen zieht es weiter zum angedachten Zuid Williams Kanal. Dem ersten Kanal, den wir entdecken, folgen wir nach rechts, denn in der Karte können wir nur einen einzigen Kanal entdecken. Leider ist dies aber nicht der gesuchte, sodass wir nach zwei Stunden und vergeblicher Hotelsuche wieder in ´s-Hertogenbosch landen. Hier finden wir ein einfaches Hotel am Bahnhof. Nach einem Döner im Bahnhof, alles andere hat bereits geschlossen, verschwinden wir nach dem Nachtbier in den Kojen. Neues Land, neue Sitten.

Mi. 24.06.2009 - Nettetal (Tag 71)

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Tagesetappe: ´s-Hertogenbosch (NL) - Nettetal (D)
Tages-km: 106 - Gesamt-km: 3.170
Startzeit: 08:00 - Ankunftszeit: 19:00 - Fahrtzeit: 6:30h
Streckenführung:
’s-Hertogenbosch (NL) - (Zuid Williams Kanal) Veghel - nl:Beek en Donk - nl:Bakel - Deurne - America - Sevenum - Venlo - Kaldenkirchen - Nettetal (D) (auf google maps)
Wetter:
sonnig, warm, mittags Wind
Übernachtung:
Hotel "Schänzchen"

Frühstück ohne Personal. Zwei Sachsen, denen man an ihrem Firmenbus die Außenspiegel demoliert hat und nun einen Deutsch-Holländigen Übersetzer für die Anzeige bei der Polizei suchen, können wir leider nicht helfen. Denn unser Hölländisch ist genau so gut, wie das der Sachen. Dann geht es los in Richtung Zuid Williams Kanal. Diesmal finden wir ihn und folgen ihm bis Veghel'. Leider ist zwischen Kanal und Radweg eine Schnellstraße, was den Landschaftsgenuss etwas einschränkt. In Veghel suchen wir gut 45 Minuten den anschließenden Radweg nach Helmond. Baustellen und Schnellstraßen bringen uns fast zur Verzweiflung, bevor uns ein Jakobspilger, aus seinem Auto heraus, auf den richtigen Weg führt. Er hat uns an unserer Muschel erkannt. Weiter geht es am Kanal entlang in Richtung Helmond. Kurz davor biegen wir Richtung Bakel ab, um einer weiteren Irrfahrt durch eine Stadt aus dem Wege zu gehen. In Bakel gibt es sogar ein Restaurant, in dem wir uns ein Mittagessen gönnen. Pfannkuchen mit Speck, durchaus empfehlenswert. Weiter nach Deurne, und nach mehrmaligem Fragen, finden wir auch den Weg nach America. Willi will diese Strecke in Memorial nehmen, da er hier vor längereer Zeit einen Urlaub mit der Familie verbrachte. Dann geht es immer entlang der Bahnlinie nach Venlo. Hier wimmelt es von fiets und bromfiets (Fahrrädern und Mopeds), man muss sich regelrecht in Sicherheit bringen vor diesen Fahrzeugen. Nach Venlo überqueren wir die Grenze zurück nach Deutschland. In Kaldenkirchen angekommen, ist die Stimmung etwas gereizt. Willi ist säuerlich, weil die beiden Mitfahrer einfach den nächsten Weg nahmen, ohne die Geduld sich zu orientieren. Werner ist unwirsch, weil Willi motzt, dass keiner nach einer Unterkunft fragt, sondern nur herumgefahren wird. Jürgen erbarmt sich schließlich und geht in ein Geschäft nachfragen. Das einzige Hotel am Ort ist belegt, aber man reserviert uns Zimmer einige Kiliometer weiter, in Nettetal. Das Hotel liegt außerhalb, ist aber ganz nett und Jürgen bekommt seine lange vermissten Matjes. Sogar eine zweite Portion mit Fisch pur wird ihm serviert. Der Wirt gibt uns noch Tipps für den besten Radweg nach Neuss am Rhein und will uns morgen früh eine Radkarte kopieren.

Do. 25.06.2009 - Köln-Weiß (Tag 72)

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Tagesetappe: Nettetal - Köln-Weiß
Tages-km: 96 - Gesamt-km: 3.264
Startzeit: 09:00 - Ankunftszeit: 17:45
Streckenführung:
Nettetal - (Radwege) Viersen - Kaarst - Neus - Köln-Weiß (auf google maps)
Wetter:
sonnig, warm, nachmittags Gewitter
Übernachtung:
Hotel "Maasen"
Kölner Dom vom Rhein

Nach dem guten Frühstück fahren wir mit der kopierten Radkarte unseres Hoteliers erst Richtung Viersen und dann Richtung Neuss. Nach Viersen herrscht einige Verwirrung, die wir durch Nachfragen lösen können. Entlang des alten Nordkanals geht es dann bis zum Rhein. Am Rhein angekommen, sehen wir Jürgen in ein Gespräch mit einem Rentner vertieft. Der erzählt, dass er jeden Tag die Runde Neuss - Bonn - Neuss absolviert. Mit circa 60 km, eine stolze Leistung für einen 86 jährigen. Es geht nun entlang des Rheins ewig an Köln vorbei. Kurz vorm Dom machen wir eine Pause und treffen einen Frankfurter Vielfahrer, der ist heute mit seiner DB-Netzkarte bis nach Köln gefahren und hier 50 km geradelt, bevor er wieder zurückfährt. Wie er sagt, im IC ohne Reservierung. Darüber kann man geteilter Meinung sein, denn eigentlich herrscht im IC Reservierungspflicht. Auf der Höhe von Köln-Porz ziehen dann dunkle Gewitterwolken auf. Sicherheitshalber fragen wir an einem Campingplatz, der auch Zimmer anbietet, nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Kaum sind wir an der Rezeption, kommt ein Platzregen vom Himmel; Glück gehabt. Leider ist alles durch einen Landfrauenverein belegt. Man schickt uns weiter nach Köln-Weiß, wo wir nach mehrmaliger Nachfrage ein Hotel finden, das uns aufnimmt. Beim Ankunftsbier bietet Jürgen seine Dienste als Installateur an, denn der Wasserhahn am Tresen tropft. Er hofft, so zu einer kostenfreien Übernachtung zu kommen. Erst nach langer Diskussion mit Wirt und Wirtin sieht er ein, dass auch er dass Problem nicht im Handumdrehen lösen kann, wo zuvor bereits fünf Kollegen gescheitert sind. Da die Zeit schon fortgeschritten ist, bleiben wir hier auch zum Abendessen, wo wir wieder bei Matjes landen. Sehr gut und eine Riesenportion. Wir beschließen den schönen Sommerabend auf der Terrasse, wo wir unser Rückkehrdatum auf Samstag, den 27. 6. 2009 festlegen. Zumal für kommenden Sonntag schlechtes Wetter vorhergesagt wird und wir nicht noch einmal nass werden wollen.

Fr. 26.06.2009 - Weissenthurm (Tag 73)

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Tagesetappe: Köln-Weiß - Weissenthurm
Tages-km: 75 - Gesamt-km: 3.335
Startzeit: 08:45 - Ankunftszeit: 17:30
Streckenführung:
Köln-Weiß - (Rheinradweg) Weißenthurm (auf google maps)
Wetter:
sonnig, warm, mittags Gewitterwolken, leichter Gegenwind
Übernachtung:
Hotel "Vater Rhein"

Nach dem Frühstück geht es weiter auf dem Rheinradweg am westlichen Ufer bis Bonn, wo wir eine kurze Kaffeepause machen. Wie sich später herausstellt, landen wir dabei auf der Terrasse des "Hilton Hotels". Mittagspause machen wir auf einem Gaststättenschiff bei Rolandseck. Weiter geht es nach Remagen, wo wir einen kurzen Stopo an der legendären Ruine der ehemaligen Rheinbrücke machen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges, ist es die einzige unzerstörte Rheinbrücke, welche die Amerikaner erobern konnten und was das Ende des Krieges sicher um einiges beschleunigte. Der Brückenpfeiler beherbergt heute ein Friedensmuseum. In Namedy machen wir bei den Sängern eine Pause. Sie bauen gerade die Buden für ihr Sängerfest auf. Nach einem langen Gespräch zerstreut sich die Runde. Man hat uns empfohlen, über Andernach hinaus zu fahren und in Weißenthurm ein Quartier zu suchen. Der Empfehlung folgend, beziehen wir am Ortsende von Weißenthurm, direkt am Rhein, Quartier. Nachdem wir uns auf der Terrasse niedergelassen und Essen bestellt haben, zieht eine einsame schwarze Wolke über uns auf. Wir beschließen, das Wölkchen auszusitzen, und der Wirt bestärkt uns darin, indem er den großen Sonnenschirm über uns aufspannt. Mit der Heftigkeit des nachfolgenden Regens haben wir allerdings nicht gerechnet, und wir belustigen die Rauchergesellschaft, welche uns von der überdachten Terrasse aus zusieht, wie wir immer weiter in die Mitte rücken. Als wir auch dort nicht mehr sicher sind, und der aufkommende Wind dafür sorgt, dass wir schön durchweicht werden, flüchten wir in die Gaststube. Die Portionen sind riesengroß und nach dem Fußballspiel der U21 geht’s zum letzten Mal auf dieser Reise in fremde Betten.

Sa. 27.06.2009 - Rüsselsheim (Tag 74)

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Tagesetappe: Weißenthurm - Rüsselsheim
Tages-km: 40 - Gesamt-km: 3.375
Startzeit: 09:00 - Ankunftszeit: 16:30
Streckenführung:
Weißenthurm - Koblenz -mit Zug- Bischofsheim - Ginsheim - Rüsselsheim
Wetter:
bewölkt aber trocken, warm, kaum Wind
Zurück in Rüsselsheim

Nach dem Frühstück weiter am Rhein entlang bis Koblenz Hauptbahnhof. Kurzer Stopp am Deutschen Eck, wo der übliche Touristenrummel herrscht. Um 12 Uhr 55 geht unser Zug Richtung Mainz. Ursprünglich wollten wir bis Nierstein fahren, unserem Startort nach der Rheinüberquerung. Angesichts der Wettervorhersage und der Ungewissheit, ob dort am Samstagmittag bereits die Kneipen geöffnet haben, entscheiden wir uns dagegen. Wir folgen also Plan B und verlassen in Bischofsheim den Zug, um nach Ginsheim zu fahren. Dort gibt es das Hotel Wiedemann, wo man laut Werner den ganzen Tag warmes Essen erhält. Wir sollen uns bei der Bestellung zwar beeilen, weil der Koch Pause machen will, bekommen aber das Gewünschte. Als wir die Abfahrt schon im Visier haben, taucht ein Bekannter auf, sodass wir die angekündigte Ankunftszeit nicht ganz einhalten können. Bei unserer Ankunft werden wir mit einem Willkommenschild und "Rotem Teppich" von vielen Freunden und den Familien empfangen. Erst spät in der Nacht löst sich die Runde der drei Pilger und einem letzten Gast auf.

Zusammenfassung

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Nicht heilig, aber froh und glücklich und voller Eindrücke von der 74-tägigen Reise kehrten am 27. 6. 2009 die drei Radpilger Jürgen, Werner und Willi zurück nach Rüsselsheim. Mit großem Bahnhof, inklusive "Rotem Teppich" und Willkommensschild wurden wir von Freunden und Bekannten in Empfang genommen. Der Weg führte von Rüsselsheim durch Frankreich und Spanien über Santiago ans Ende der Alten Welt, nach Finisterre. Von dort, entlang der wunderschönen Gallicischen Küste, bis heute ein Geheimtipp für Fans von einsamen Stränden, in die Hafenstadt A Coruña. Ein Containerschiff brachte uns dann durch die nicht ganz ruhige Biskaya nach Rotterdam, von wo aus wir den Rhein bei Neuss erreichten und diesem bis in die Heimat folgten. Dabei haben wir 3.400 km auf unseren treuen Drahteseln, ohne technischen Defekt, zurückgelegt. Besonderen Dank dafür gebührt Meister Murken, der Werners Rad lieferte und das Rad von Willi gründlich überholte. Werners 14-Gang Nabenschaltung von "Roloff" hat sich dabei bestens bewährt. Mit ihr können auch Leute, die nicht so innig mit einer Kettenschaltung verbunden sind, dieses extreme Geländeprofil bewältigen. Die meistgestellten Fragen waren natürlich: „Was hat euch am besten und was am wenigsten gefallen?“ und „was waren die tiefsten Eindrücke?“. Jetzt wird es zwangsläufig sehr subjektiv. Landschaftlich am tiefsten berührt haben mich, die raue Hochebene des Aubrac, welch uns im frühen Frühlingskleid mit Abermillionen von wilden Narzissen begrüßte; das wunderschöne Tal der Lot und die Abfahrt von Cruz de Ferro, welche uns aus 1.504 m Höhe durch eine wildromantische Schlucht nach Galicien hinein auf ein Niveau von ca. 500 m brachte. Wir trafen die verrücktesten Menschen und hörten die wildesten Geschichten über die Pilgerei. Ich möchte nur zwei von vielen Begegnungen schildern. Den ersten fernreisenden Radfahrer trafen wir in Kaiserslautern. Er war mit Zelt und Anhänger auf dem Weg nach Irland. In Santiago sei er natürlich auch schon gewesen, so berichtete er, und wir seien ihm viel zu schnell unterwegs. Aber nach drei kleinen Stopps, an denen wir Ausschau nach dem Weg hielten oder was tranken, war er auf Nimmer-Wiedersehen entschwunden. Scheinbar mussten wir noch eine Menge lernen. Die beeindruckenste Fußpilgerin war eine zierliche Asiatin, die in der Schweiz wohnt und englisch spricht, wie sich herausstellte. Sie war mit einer Plastiktüte in jeder Hand und einem kleinen Rucksack unterwegs. Sie erzählt uns, dass sie nur an Hauptstraßen jeden Tag zwischen 45 und 48 Kilometer zurücklegt. Das letzte Mal treffen wir sie, als sie mitten im strömenden Regen mit einem Schirm am Straßenrand kauert und fröhlich ihren Lunch hält. Sie trägt Gummistiefel, in die ihre zierlichen Beine zweimal hineinpassen und dicke Wollhandschuhe und Wollmütze. In Finisterre erfahren wir von anderen Pilgern, dass Sie tatsächlich in Santiago angekommen ist. Eine abenteuerliche Situation hatten wir zu bestehen, als wir eines Abends im strömenden Regen unser französisches Etappenziel erreichten und die einzige Unterkunft geschlossen hatte. Der Hotelier, der zufällig vorbeikam, wollte uns noch 10 km in die Berge schicken, wo es eventuell was gäbe. Ein Engel in Form einer Pizzeria-Betreiberin sprang uns bei und besorgte uns eine Hütte auf einem nahen Campingplatz. Ohne Warmwasser und einem winzigen Elektro-Öfchen, aber Hauptsache trocken. Das letzte Abenteuer war die Landung in Rotterdam. Als wir den Frachter verließen waren die Räder bereits am Kai, aber wir suchten vergeblich nach dem Fallreb. Dafür sahen wir 5 Philippinos, die uns freudig zuriefen „come on my friends“ und sich auf einem riesigem Poller zwischen Schiff und Kai tummelten. Anfangs hielten wir es für einen Scherz, aber wir mussten tatsächlich über diesen Weg das Schiff verlassen. In einer je nach Klettererfahrung mehr oder weniger halsbrecherischen Aktion gelangten wir an Land. Natürlich haben wir in Santiago die Pilgermesse besucht; Jakobus, dessen Statue über dem Altar thront, umarmt und sogar den großen Weihrauchkessel, der durch die Seitenschiffe der Kathedrale geschwenkt wird, gesehen. Die Compostela haben wir dank unserer 85 Stempel in zwei Pilgerausweisen natürlich völlig zu Recht erhalten. Unser großer Dank gilt unseren Schutzengeln die uns all die Tage erfolgreich gegen Unfälle, Krankheit und andere größere Unannehmlichkeiten beschirmt und dafür gesorgt haben, dass spätestens beim gemeinsamen Abendessen die Stimmung wieder heiter und gelöst war. Ich persönlich danke ganz besonders meinen beiden Mitstreitern, die sich mit mir auf dieses Abenteuer eingelassen haben, denn alleine hätte ich mich wohl nicht auf den Weg gemacht.
Die Frage ob ich anderen diese Reise empfehlen würde, kann ich nur mit einem Goethezitat beantworten. „Was immer du kannst oder wovon du träumst – fang es an“.

Quellen und weiterführende Informationen

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Der Artikel beruht hauptsächlich auf folgenden Unterlagen:

  • Bert, Teklenborg: Radwandern entlang des Jakobswegs, Verlagsanstalt Tyrolia, Insbruck 2007, ISBN 3-7022-2626-8.
  • Bettina Forst, Französischer Jakobsweg, Bergverlag Rother, München 2007, ISBN 3-7633-4350-4.
  • Cordula Rabe, Spanischer Jakobsweg, Bergverlag Rother, München 2008, ISBN 3-7633-4330-0.
  • bikeline, Jakobs-Radweg. Von Pamplona nach Satiago de Compostelle, ISBN 3-85000-166-0.

Einzelnachweise

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  1. Hans Georg Thiemt, Hans Dieter Schreeb: Der Bader von Mainz, Uhlstein Taschenbuch, München 1992, ISBN 3-548-22783-X
  2. Paulo Coelho: Auf dem Jakobsweg. Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostele, Diagenes Verlag, Zürüch 2002, ISBN 3-257-06307-5