Heini Walter

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Heini Walter
Der Porsche 906 (vorne) von Hans Kühnis und Heini Walter bei der Targa Florio 1966
Nation: Schweiz Schweiz
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Deutschland 1962
Letzter Start: Großer Preis von Deutschland 1962
Konstrukteure
1962 Ecurie Filipinetti
Statistik
WM-Bilanz: keine WM-Platzierung
Starts Siege Poles SR
1
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Formel-1-Fahrer/Wartung/Alte Parameter

Heinrich «Heini» Walter (* 28. Juli 1927 in Alpthal; † 12. Mai 2009 in Aesch) war ein Schweizer Autorennfahrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heini Walter war ein Amateur-Rennfahrer, der in den späten 1950er Jahren Berg- und Rundstreckenrennen mit einem Porsche RSK fuhr. Gelegentlich trat er auch mit einem MBM-Rennwagen für das Schweizer Team Écurie HOBA an. Zweimal war Walter Europa-Bergmeister.

Beginn der Karriere als Rennfahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heini Walter beim Sudelfeld Bergrennen am 30. Mai 1965 im Ferrari 250
Porsche 910 mit Sepp Greger am Steuer 1971 im Fahrerlager des Nürburgrings

Anfang der 1930er-Jahre waren seine Eltern nach Aesch bei Basel gezogen und eröffneten ein Fahrradgeschäft. Nach dem Krieg verkauften sie auch Mopeds und Motorräder. Heini Walter machte nach der Schulzeit eine zweijährige Lehre zum Fahrrad- und Motorradmechaniker und arbeitete im elterlichen Betrieb mit. Unterstützt vom Vater kaufte er 1947 einen Bugatti Type 35 A mit 2-Liter-Motor, mit dem er sein erstes Rennen fuhr und Rang zwei in der Amateurklasse der Sportwagen von 1,5 bis 2 Liter Hubraum belegte. Um an dem Rennen teilnehmen zu können, war er Mitglied des Automobilclubs der Schweiz geworden. Bei seinem zweiten Einsatz, dem Winter-Bergrennen von SierreMontana am 21. Dezember 1947 fiel er aus. Danach wurde der Wagen verkauft und ein stärkerer Bugatti mit 1,5-Liter-Motor und Kompressor angeschafft. Zu einer Rennteilnahme mit diesem Wagen kam es nicht; denn ein inzwischen eröffneter Taxibetrieb der Familie Walter viel Zeit in Anspruch nahm. 1950 kaufte Heini Walter jedoch einen weiteren Bugatti, einen Type 35 B mit 2,3-Liter-Kompressormotor, mit dem er beim Bergrennen Vue-des-Alpes seinen ersten Klassensieg erzielte.

Von dem Rennfahrer und Konstrukteur Harry Merkel kaufte er 1955 einen Eigenbau mit Porsche-Motor, der laut Vertrag 1,1 Liter Hubraum hatte. Mit diesem Wagen erzielte er in der Schweizer Meisterschaft vier Klassensiege und war einmal sogar schneller als Willy-Peter Daetwyler im 3-Liter-Ferrari Monza. Es kam zum Protest der Fahrer und die Überprüfung des Motors ergab einen Hubraum von 1,3 Liter. Alle Siege wurden aberkannt. Enttäuschung und Blamage waren so groß, dass Walter den Motorsport aufgeben wollte.[1]

1960er-Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den folgenden Jahren fuhr er viele Rennen mit unterschiedlichen Fahrzeugen, unter anderem Flugplatzrennen in Österreich und 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring, Rallye Monte Carlo, «200 Meilen von Nürnberg» auf dem Norisring, auf der AVUS usw. 1960 und 1961 wurde er mit einem Porsche RS 60 Europa-Bergmeister.

Im Januar 1960 startete Walter auf Einladung von Porsche zum 1000-km-Rennen von Buenos Aires; als Partner war Juan Manuel Fangio vorgesehen. In der ersten Runde kam es jedoch zu einem schweren Unfall, als Harry Blanchard ihn in einem riskanten Manöver überholte und sich überschlug; Blanchard erlitt schwere Verletzungen und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Beim Versuch auszuweichen, geriet Walter in die Strohballen am Streckenrand, überschlug sich ebenfalls, wurde aus dem Wagen geschleudert, verletzte sich aber nur leicht. Der schwer beschädigte Wagen war erst im Mai wieder einsatzbereit.

Porsche RSK auf dem Nürburgring (Beispielfoto)

Heini Walters bestes Ergebnis auf dem Nürburgring war 1960 der sechste Platz im Gesamtklassement sowie der erste Platz in der Klasse der Sportwagen bis 1,6 Liter Hubraum des 1000-km-Rennens zusammen mit seinem Landsmann Thomas Losinger auf einem Porsche 718 RSK. Das Team fuhr 42 Runden bzw. 948 km in 7:41:14,8 Stunden.[2]

Für den Gewinn seiner ersten Europameisterschaft 1960 und den Klassensieg auf dem Nürburgring bereitete die Gemeinde Aesch ihrem Mitbürger Heini Walter einen großen Empfang. Walter fuhr mit dem Porsche Spyder über die Hauptstrasse, begleitet von Reitern und der Dorfmusik zwischen einer großen Menschenmenge, die Spalier stand. Der Automobilclub hatte Walter bereits 1959 als damals erfolgreichsten Schweizer Automobilrennfahrer mit dem «Coupe de President», der höchsten Auszeichnung des Clubs, geehrt.

Nach einem Unfall mit einem Porsche 906 beim Training zum 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1968 erklärte er den Rücktritt vom Rennsport. Sein letztes Rennen hatte er am 1. Oktober 1967 in Hockenheim gefahren und hinter Ed Nelson auf Ford GT 40 den zweiten Platz belegt.[1]

Seinen einzigen Einsatz in einem Automobil-Weltmeisterschafts-Monoposto hatte Walter beim Grossen Preis von Deutschland 1962, dabei fuhr er einen Porsche 718 der Schweizer Scuderia Filipinetti. Im Ziel hatte Walter eine Runde Rückstand auf den Sieger Graham Hill auf B.R.M. und wurde 14. Ansonsten startete er ausser mit Sportwagen in der Formel Junior mit einem DKW-Sauter.

Dass Walter fast immer konkurrenzfähige Fahrzeuge zur Verfügung hatte, verdankte er dem gut gehenden Geschäft der Familie, zu dem ab 1960 das von seiner Mutter geleitete Restaurant «Hofgarten» in Aesch gehörte. Ausserdem handelte er mit Immobilien und arbeitete als Fahrlehrer. Das Restaurant verkaufte er nach dem Tod der Mutter im Jahr 1975. Gelegentlich überliess ihm Porsche Werkswagen. Trotz der guten Verbindung zu Porsche kaufte er auf Vermittlung von Peter Monteverdi für die Saison 1965 für 68.500 Schweizer Franken einen Ferrari 250 LM. Nach einem Unfall beim Bergrennen St. Ursanne-Rangiers wurde der Wagen zum Spider «umgebaut» und eingesetzt, im Winterhalbjahr 1965/66 jedoch in den Originalzustand zurückversetzt. Walters letzter eigener Rennwagen war ein Porsche 910 zum Preis von 21'000 US-Dollar bzw. 90'800 Schweizer Franken, der vorher einige Mal als Werkswagen eingesetzt worden war.

Krankheit und Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1990er-Jahren erkrankte Heini Walter an Krebs und Diabetes, in deren Folge ihm beide Beine amputiert wurden. In den letzten Jahren betreute ihn zuhause sein Freund und langjähriger Rennmechaniker Fritz Mayer, von dem er einmal gesagt haben soll: «Fritz kümmert sich so gut um mich wie früher um meine Rennwagen.»[1] Heini Walter starb im Alter von knapp 82 Jahren.

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Statistik umfasst alle Teilnahmen des Fahrers an der Automobil-Weltmeisterschaft, die heutzutage als Formel-1-Weltmeisterschaft bezeichnet wird.

Gesamtübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1962 Ecurie Filipinetti Porsche 718 Porsche 1.5 F4 1
Gesamt 1

Einzelergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9
1962
14
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1956 Walter Ringgenberg Alfa Romeo Giulietta SV Argentinien BUA Vereinigte Staaten 48 SEB Italien MIM Deutschland NÜR Schweden KRI
12
1957 Walter Ringgenberg Alfa Romeo Giulietta SV Argentinien BUA Vereinigte Staaten 48 SEB Italien MIM Deutschland NÜR Frankreich LEM Schweden KRI Venezuela CAR
DNF
1959 Heini Walter Porsche 718 RSK Vereinigte Staaten 48 SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT
6
1960 Heini Walter Porsche 718 RSK Argentinien BUA Vereinigte Staaten 48 SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM
DNF 6
1961 Heini Walter Porsche 718 RS Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PES
DNF
1962 Heini Walter Porsche 718 RS Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien MAI Italien TAR Deutschland BER Deutschland NÜR Frankreich LEM Frankreich TAV Italien CCA Vereinigtes Konigreich RTT Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
DNF
1963 Scuderia Filipinetti Ferrari 250 GTO
Porsche 718 RS
Ferrari 250 GT
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Belgien SPA Italien MAI Deutschland NÜR Italien CON Deutschland ROS Frankreich LEM Italien MON Deutschland WIS Frankreich TAV Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz OVI Deutschland NÜR Italien MON Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI
DNF 10 3 DNF DNF
1964 Heini Walter
Charly Müller
Porsche 904
Ferrari 250 GT
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Italien MON Belgien SPA Italien CON Deutschland NÜR Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz SIM Deutschland NÜR Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
18 11 8 6 15 24
1965 Abarth
Heini Walter
Abarth-Simca 2000
Ferrari 250LM
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien BOL Italien MON Italien MON Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Italien MUG Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Italien BOZ Deutschland FRE Italien CCE Schweiz OVI Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI
DNF 11
1966 Ecurie Basilisk Porsche 906 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MUG Italien CCE Deutschland HOK Schweiz SIM Deutschland NÜR Osterreich ZEL
15 DNF
1967 Heini Walter Ferrari 250LM Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Deutschland HOK Italien MUG Vereinigtes Konigreich BRH Italien CCE Osterreich ZEL Schweiz OVI Deutschland NÜR
DNF 14

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heini Walter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Remo Bader: Heini – hoch hinaus. In: Curbs, 53/2023, Medien Bonn GmbH, Bonn, S. 100–107.
  2. Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: ADAC 1000 km Rennen. Heel Verlag, Königswinter 2008, ISBN 978-3-89880-903-0, S. 202.