Bernhard Kohl

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Bernhard Kohl
Bernhard Kohl im August 2007.
Bernhard Kohl im August 2007.
Zur Person
Geburtsdatum 4. Jänner 1982
Nation Osterreich Österreich
Disziplin Straße
Fahrertyp Bergfahrer
Zum Team
Aktuelles Team Karriereende
Funktion Fahrer
Doping
2008 EPO (CERA)
Verein(e) / Renngemeinschaft(en)
1994 – 1995
1996 – 2000
2001
2002
Schwölberger
Bank Austria Wien
Bosch Hausgeräte Junkers
Union Elk-Haus
Internationale Team(s)
2003 – 2004
2005 – 2006
2007 – 2008
Rabobank GS3
T-Mobile
Gerolsteiner
Wichtigste Erfolge

Österreichischer Straßenmeister 2006

Letzte Aktualisierung: 12.01.2009

Bernhard Kohl (* 4. Jänner 1982 in Wien) ist ein ehemaliger österreichischer Radrennfahrer und jetziger Unternehmer.

Er fuhr in seinen ersten Profijahren 2005 und 2006 für das T-Mobile Team, zuvor war er beim Rabobank-Juniorteam. 2007 und 2008 war Kohl im Team Gerolsteiner engagiert, ab 2009 hätte er für das belgische Team Silence-Lotto fahren sollen, wurde aber aufgrund von Doping bei der Tour de France 2008 im November 2008 für zwei Jahre gesperrt. Im Mai 2009 beendete er seine Karriere als Radprofi.[1]

Im Februar 2010 eröffnete Bernhard Kohl ein Radgeschäft in Wien.[2]

Karriere

Nachdem er im Jahr 2004 als Amateur die Gesamtwertung der Tour des Pyrénées für sich entscheiden konnte, hatte Kohl in seinem ersten Jahr als Profi Anlaufschwierigkeiten und nur kleinere Erfolge. Sein größter Erfolg in diesem Jahr wurde der 7. Gesamtrang bei der Österreich-Rundfahrt. Außerdem wurde Kohl Dritter beim internationalen Radkriterium in Gmünd.

Zum Abschluss der Saison bestritt er mit der Vuelta a España 2005 seine erste dreiwöchige Rundfahrt.

Kohl erreichte nach einem guten Frühjahr 2006 den 12. Platz der Gesamtwertung bei der Kalifornien-Rundfahrt und der Baskenland-Rundfahrt und wurde Gesamtneunzehnter der Tour de Romandie. Außerdem schaffte Kohl mit einem 3. Platz in der Gesamtwertung den Sprung auf das Podium der zur Pro Tour gehörigen Rundfahrt Critérium du Dauphiné Libéré. Kohl wurde österreichischer Staatsmeister im Straßenrennen und Glocknerkönig sowie Gesamt-Fünfter bei der Österreich-Rundfahrt und unterstrich damit seinen Status als eine der größten Hoffnungen für den österreichischen Radrennsport.

Bei der Vuelta a España 2006 war er Kapitän seines damaligen Teams T-Mobile. Auf der neunten Etappe versteuerte er sich auf einer Abfahrt bei Puerto de San Lorenzo und schleuderte mit 60 km/h über eine Leitplanke 10 m den Abhang hinunter. Kohl, zu diesem Zeitpunkt Achter im Klassement, musste die Rundfahrt vorzeitig beenden, nachdem bei ihm eine Lungenkontusion diagnostiziert wurde.

Nach ein paar Tagen der Erholung bereitete er sich noch unter Schmerzen auf seinen nächsten Höhepunkt vor, die Straßen-Radweltmeisterschaft 2006 in Salzburg. Die „Heim-WM“ beendete Kohl nach langer Führungsarbeit vorzeitig.

Die Saison 2007, die Kohl für das Team Gerolsteiner bestritt, begann für ihn mit der Kalifornien-Rundfahrt. Er nutzte sie als Training unter Wettkampfbedingungen und beendete die Rundfahrt auf dem 32. Rang. Weiters beendete Kohl die „Probe-Tour de France“, Dauphiné Libéré, auf dem 13. Gesamtrang. Bei der Tour de France konnte er den 30. Rang belegen.

Bei der Tour de France 2008 erreichte er bei der 10. Etappe seinen besten Platz als Vierter. Am 20. Juli 2008 setzte er sich als erster Österreicher in der Geschichte der Rundfahrt an die Spitze der Bergwertung bei der Tour.[3] Diese Führung konnte er bis zum Ende der Rundfahrt verteidigen. Die Tour de France selbst beendete er auf dem dritten Gesamtrang. Alle seine Ergebnisse der Tour de France 2008 wurden wegen Dopings annulliert.

Am 14. Juni 2015 nahm Kohl zum ersten Mal seit seiner Sperre mit dem SuperGiroDolomiti wieder an einem Radrennen teil, das er auch für sich entscheiden konnte.[4]

Doping

Am 13. Oktober 2008 meldete die französische Sportzeitung L’Équipe, dass Kohl ebenso wie sein Gerolsteiner-Teamkollege und Tour-Zimmernachbar Stefan Schumacher bei den Nachkontrollen der Tour-de-France-Dopingproben durch die französische Anti-Doping-Behörde AFLD positiv auf das EPO-Dopingmittel CERA getestet worden sei.[5] Dies wurde am folgenden Tag von der Nationalen Anti-Doping Agentur Austria (NADA) und am 15. Oktober 2008 von Kohl selbst im Zuge einer Pressekonferenz bestätigt.[6] Am 24. November 2008 wurde er nach einer Anhörung durch die NADA für 2 Jahre gesperrt[7], und seine Ergebnisse der Tour de France 2008 wurden annulliert.

Im Folgejahr belastete kurz nach den Aussagen der Triathletin Lisa Hütthaler zu Hintermännern und Details zu ihren Doping-Vorwürfen auch Kohl seinen Ex-Manager Stefan Matschiner.[8] Matschiner wurde im Oktober 2010 wegen versuchten Blutdopings und der Weitergabe von verbotenen Substanzen zu einer teilbedingten Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt.[9] Am 25. Mai 2009 verkündete Kohl in Wien seinen Rücktritt vom aktiven Radsport. Er werde auch nach Ablauf seiner Sperre keine Rennen mehr bestreiten. In der ARD-Sendung Beckmann begründete er am selben Tag seinen Rücktritt damit, nicht wieder Teil eines Dopingsystems sein zu wollen und gab an, während seiner ganzen Karriere seit dem 20. Lebensjahr gedopt zu haben.

Im Juni 2010 gab die Wiener Staatsanwaltschaft bekannt, dass das Strafverfahren gegen Kohl eingestellt wird. Zwar stand für die Anklagebehörde außer Frage, dass Kohl, wie er gestanden hatte, zusammen mit Michael Rasmussen und dem Skilangläufer Christian Hoffmann sich am Kauf einer Blutzentrifuge durch Matschiner beteiligt hatte, jedoch waren den drei Sportlern nach Inkrafttreten des österreichischen Antidoping-Gesetzes im August 2008 „keine Beitragshandlungen“ zum Blutdoping nachzuweisen.[10] Kurz danach gab die NADA ihre Entscheidung bekannt. Die wegen der Vielzahl an Verstößen fällige lebenslange Zusatzsperre zu den bereits verhängten zwei Jahren wurde wegen Kohls umfassendem Geständnis auf vier Jahre reduziert, womit seit dem 4. Juli 2014 wieder eine Startberechtigung bestand,[11][12] von der Kohl aber keinen Gebrauch machte.[13]

Privates

Kohl ist seit 2010 verheiratet und hat eine Tochter (* 2011) und einen Sohn (* 2014).[14][15]

Siege

Bernhard Kohl beim Welser Innenstadtkriterium am 30. Juli 2008.
2004
2006
  • OsterreichÖsterreich Österreichischer Staatsmeister Straße

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. orf.at: "Will Leben ohne Lügen", abgerufen am 25. Mai 2009
  2. Bernhard Kohl eröffnet eigenes Rad-Geschäft
  3. nachrichten.at vom 21. Juli 2008: Kletterkönig Kohl ist dem Gipfel ganz nahe (Memento vom 31. Juli 2008 im Internet Archive)
  4. Bernhard Kohl gewinnt „SuperGiroDolomiti“ 1. Juni 2016
  5. lequipe.fr vom 13. Oktober 2008: Kohl a triché lui aussi
  6. ORF orf.at vom 15. Oktober 2008: Geständnis gegenüber ORF.at
  7. orf.at: Keine Gnade für Kohl abgerufen am 19. August 2012
  8. Focus: Kohl packt weiter aus und belastet Ex-Manager. 1. April 2009
  9. Die Presse: Matschiner-Prozess: 15 Monate teilbedingt. 11. Oktober 2010
  10. Der Standard: Strafverfahren gegen Kohl und Hoffmann eingestellt. 10. Juni 2010
  11. NADA Austria: Pressemitteilung über das bei der Rechtskommission der NADA Austria anhängige Dopingverfahren Bernhard Kohl (Radsport) (PDF; 986 kB). 15. Juni 2010
  12. Sport1.de: Kohl bis 2014 gesperrt. 15. Juni 2010
  13. Das ist der Schlüssel zum Erfolg report.at 13. Oktober 2015
  14. Hochzeit von Bernhard Kohl
  15. Bernhard Kohl - Baby ist da
  16. Kohl beim Wiener Rathauskriterium. In: wien.gv.at, 31. Juli 2008, sowie
    Bgm. Dr. Michael Häupl überreicht Bernhard Kohl den Goldenen Rathausmann, in: wien.gv.at, 1. August 2008, sowie
    Bgm. Dr. Michael Häupl erhält von Bernhard Kohl ein Tourdress, in: wien.gv.at, 1. August 2008. – Verweisinhalte abgerufen am 27. April 2011.
  17. Wartefrist. nachrichten.at, 21. Oktober 2008, abgerufen am 8. August 2010.

Weblinks

Commons: Bernhard Kohl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien