Galmsbüll

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Wappen Deutschlandkarte
Galmsbüll
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Galmsbüll hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 46′ N, 8° 46′ OKoordinaten: 54° 46′ N, 8° 46′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Nordfriesland
Amt: Südtondern
Höhe: 0 m ü. NHN
Fläche: 49,05 km2
Einwohner: 606 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 12 Einwohner je km2
Postleitzahl: 25899
Vorwahlen: 04665, 04667, 04661
Kfz-Kennzeichen: NF
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 165
Adresse der Amtsverwaltung: Marktstraße 12
25899 Niebüll
Website: www.galmsbuell.city-map.de
Bürgermeister: Norbert Rühmann
Lage der Gemeinde Galmsbüll im Kreis Nordfriesland
KarteAchtrupAhrenshöftAhrenviölAhrenviölfeldAlkersumAlmdorfArlewattAventoftBargumBehrendorfBohmstedtBondelumBordelumBorgsumBosbüllBraderupBramstedtlundBredstedtBreklumDagebüllDrageDrelsdorfDunsumElisabeth-Sophien-KoogEllhöftEmmelsbüll-HorsbüllEnge-SandeFresendelfFriedrich-Wilhelm-Lübke-KoogFriedrichstadtGalmsbüllGardingGarding  KirchspielGoldebekGoldelundGrödeGrothusenkoogHallig HoogeHaselundHattstedtHattstedtermarschHögelHolmHörnum (Sylt)HorstedtHudeHumptrupHumptrupHusumImmenstedtJoldelundKampen (Sylt)KarlumKatharinenheerdKlanxbüllKlixbüllKoldenbüttelKolkerheideKotzenbüllLadelundLangeneßLangenhornLeckLexgaardList auf SyltLöwenstedtLütjenholmMidlumMildstedtNebelNeukirchenNieblumNiebüllNorddorf auf AmrumNorderfriedrichskoogNordstrandNordstrandNorstedtOckholmOevenumOldenswortOldersbekOlderupOldsumOldsumOstenfeld (Husum)Oster-OhrstedtOsterheverPellwormPellwormPellwormPoppenbüllRamstedtRantrumReußenkögeRisum-LindholmRodenäsSankt Peter-OrdingSchwabstedtSchwabstedtSchwesingSeethSimonsbergSollwittSönnebüllSprakebüllStadumStedesandStruckumSüderendeSüderhöftSüderlügumSüdermarschSyltTatingTetenbüllTinningstedtTönningTümlauer KoogUelvesbüllUphusumUtersumViölVollerwiekVollstedtWeltWenningstedt-Braderup (Sylt)Wester-OhrstedtWesterheverWestreWinnertWischWitsumWittbekWittdün auf AmrumWitzwortWobbenbüllWrixumWyk auf Föhr
Karte

Galmsbüll (dänisch Galmesbøl, friesisch Galmsbel) ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein.

Geografie und Verkehr

Galmsbüll liegt etwa sieben Kilometer westlich von Niebüll an der Nordseeküste. Wenige Kilometer südlich verläuft die Bahnstrecke von Niebüll nach Dagebüll, die nächste Bundesstraße ist die Bundesstraße 5 östlich von Niebüll.

Geschichte

Hallig Galmsbüll

Die Hallig Galmsbüll wurde erstmals in der Mitte der 13. Jahrhunderts erwähnt. Sie war damals etwas größer als Oland und eins der bedeutendsten Salzabbaugebiete der Westküste. Erst 1782 wurde der Betrieb eingestellt, nachdem er längst nicht mehr ertragreich war. Zu dem Zeitpunkt war die im Gegensatz zu Dagebüll ungesicherte Hallig durch den Abbau des Salztorfs bereits stark geschrumpft. Von den ursprünglich vier Warften war nur noch eine übrig geblieben, die direkt am Meer lag und deren bewohnbare Fläche mit jedem Sturm kleiner wurde. Verschiedene Pläne zur Eindeichung der Dagebüller Bucht im 17. Jahrhundert, in die auch Galmsbüll einbezogen werden sollte, scheiterten an den Kosten und an Schwierigkeiten, die Wattströme, besonders das Kleiseetief, einzudämmen.

Nach dem Visitationsbericht von 1710 lebten auf der Hallig etwa 80 Haushalte. Galmsbüll galt als die ärmste Kirchengemeinde des Herzogtums Schleswig. Obwohl schon seit den 1730er Jahren die Einnahmen der Halligbewohner nicht mehr für die Steuer ausreichten und seit 1745 der König zu den Erhaltungskosten der Warft beitragen musste, baute man noch 1749 eine neue Kirche, die erste aus Stein, direkt an die Abbruchkante.

In Verbindung mit der Eindeichung des neuen Christian-Albrecht-Koogs wurde die Hallig 1701 durch einen Damm fest mit dem Festland verbunden. Entlang dieses Dammes hatte sich bis 1780 deichfertiges Land gebildet. Deshalb wurde 1788 beschlossen, die Hallig aufzugeben und stattdessen den Anwachs einzudeichen. Der 1798 eingedeichte Marienkoog führte zur Veränderung der Strömung bei der Hallig. Im Jahr 1800 musste die Kirche wegen Einsturzgefahr abgetragen werden. Das Kirchspiel wurde aufgelöst. In den folgenden Jahren übersiedelten die Bewohner in den neuen Marienkoog. Aus den Steinen der abgebrochenen Kirche errichtete man ein Armenhaus für die, die kein eigenes Land besaßen, in dem auch bis zum Neubau der Kirche Gottesdienste gehalten wurden. In der sogenannten Halligflut 1825 ging die seit 1802 ständig völlig umspülte Warft vollends unter.

Alter Christian-Albrechts-Koog

1681 unterzeichnete Christian Albrecht, der damalige Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, einen Oktroy, der finanzkräftige Interessenten anlocken sollte, sich am Eindeichen des Landzuwachses in der Dagebüller Bucht zu beteiligen. Als Gegenleistung für ihren Einsatz sollte ihnen das gewonnene Land zum Eigentum überlassen werden und ihnen sollten zudem Gerichtsbarkeit, Polizeigewalt, Deichaufsicht, Verwaltung sowie das Patronat über eine noch zu bauende Kirche unterstehen. Schon 1682 war der Deichschluss vollendet. Die Interessenten, die zum Großteil aus den umliegenden Harden Wiedingharde, Bökingharde und Karrharde kamen, erhielten Land entsprechend ihrer finanziellen Beteiligung. Das neugewonnene Land galt als das fruchtbarste im ganzen Königreich, so dass die am Deichbau Beteiligten großen Gewinn davon hatten.

Im Koog befinden sich mehrere alte Höfe. Auf dem Hof Mangelmehl wurde 1970 der Film Die Deutschstunde, eine Verfilmung des Romans Deutschstunde von Siegfried Lenz, gedreht.

Neuer Christian-Albrechts-Koog

Der Neue Christian-Albrechts-Koog wurde nach einem weiteren Oktroy 1705-06 eingedeicht. Einer der ältesten Höfe, der um 1710 errichtete Carolinenhof, ist im Umbauzustand von 1849 jetzt als typisch nordfriesisch geschlossen gebauter Vierseithof mit Fliesen und Truhen im Freilichtmuseum Molfsee zu besichtigen.[2]

Kleiseerkoog

Der Kleiseerkoog wurde um 1725 eingedeicht. Im selben Jahr wurde ein Dreiseithof im Koog errichtet, der aufgrund seines hohen historischen Werts unter Denkmalschutz steht.

Neugalmsbüll und die St.-Gallus-Kirche

Im Dorf Neugalmsbüll zwischen altem und neuem Christian-Albrechts-Koog befindet sich bei der St.-Gallus-Kirche der Ortsmittelpunkt mit vielen Vereinen und Organisationen.

St.-Gallus-Kirche in Neugalmsbüll
Sgraffito in der Galmsbüller Kirche

Obwohl bereits der Oktroy von 1681 zur Gründung des Christian-Albrechts-Koog, der den Bewohnern der neuen Köge das Patronat über die Kirche zugestand, einen Kirchenbau vorgesehen hatte, ging nach dem Abbruch der alten Halligkirche fast ein Jahrhundert ins Land, währenddessen die Einwohner der heute zur Gemeinde Galmsbüll gehörigen Köge sich nach Emmelsbüll, Dagebüll oder Deezbüll orientierten. Erst als die Kirchenwahlfreiheit 1874 aufgehoben wurde, schlossen sich die beiden Christians-Albrechts-Köge mit dem Marienkoog und dem nördlichen Kleiseerkoog zur heutigen Kirchengemeinde zusammen und planten ihre neue Kirche, die wie die Halligkirche nach dem Heiligen Gallus heißt. Bis zur Einweihung vergingen noch 17 Jahre.

Die St.-Gallus-Kirche wurde 1890/1891 von Heinrich Moldenschardt im neugotischen Backsteinstil errichtet. Ihr ornamentaler Sgraffito-Putz ist einmalig in Nordeuropa. Da der Großteil des Inventars ebenfalls aus der Erbauungszeit stammt, bietet die Kirche ein einheitliches Erscheinungsbild. Aus der alten Halligkirche stammt nur noch der Kronleuchter. Der mittelalterliche Taufstein aus Granit gehörte ursprünglich der Rickelsbüller Kirche.[3]

Erst seit 1982 ist die Kirchengemeinde Mitglied der Nordelbischen Kirche.

Marienkoog

Nach der Eindeichung des Anwachses begann 1799 die Besiedlung des neuen Kooges. Er ist nach Maria von Hessen-Kassel, der Frau des dänischen Königs Friedrich VI. benannt. Die Bewohner des Hallig Galmsbüll, die es sich leisten konnten, bauten sich ein Haus oder einen Hof im Marienkoog. Bei der Volkszählung im Februar 1803 lebten hier 17 Familien. Von den 29 Haushalten, die 1803 noch auf der Hallig Galmsbüll lebten, zogen die meisten ebenfalls in den Marienkoog, als die Hallig 1825 aufgegeben werden musste.

Galmsbüllkoog

Der Galmsbüllkoog, der auch einen Teil des Gebiets der alten Hallig mit umschließt, entstand 1913 als Sommerkoog vor dem Marienkoog, den die Marienkooger Bauern bewirtschafteten. Nachdem Sturmfluten jedes zweite Jahr die Ernte vernichteten, beschloss man 1933 eine Deichverstärkung und konnte im Rahmen eines Landgewinnungsprogrammes unterlegt durch die nationalsozialistische Blut-und-Boden-Ideologie 1939 den Galmsbüllkoog eindeichen (vgl. u. a. Adolf-Hitler-Koog, Hermann-Göring-Koog).[4] Der Reichsarbeitsdienst, der die Arbeiten durchgeführt hatte, wurde zu Kriegsbeginn abgezogen. Erst 1950 wurden die ersten Häuser im Galmsbüllkoog bezogen, elf Jahre nachdem der Außendeich fertiggestellt worden war.

Gemeinden

Die Köge Alter und Neuer Christian-Albrechts-Koog, Kleiseerkoog und Marienkoog bildeten zunächst eigenständige Gemeinden und wurden 1889 dem Amtsbezirk Dagebüllerkoog zugeordnet. Um die Jahrhundertwende wurden die beiden Christian-Albrechts-Köge zu einer Gemeinde zusammengefasst. (In den Gemeindeverzeichnissen von 1900 und früher wurden noch beide Gemeinden aufgeführt, spätestens 1908 nur noch eine. Über das genau Datum der Fusion sind keine Dokumente bekannt.) Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Amtsbezirk aufgelöst und an seine Stelle trat bis 1967 das Amt Dagebüll. Nach dessen Auflösung kamen die Gemeinden zum Amt Bökingharde.

Am 1. Februar 1974 fusionierten die drei Gemeinden Christian-Albrechts-Koog, Kleiseerkoog und Marienkoog zur heutigen Gemeinde[5], die nach der Anfang des 19. Jahrhunderts untergegangenen Hallig benannt wurde. Seit Auflösung des Amtes Bökingharde mit Ablauf des Jahres 2007 wird die Galmsbüll vom Amt Südtondern verwaltet.

Politik

Von neun Sitzen der Gemeindevertretung hatte die Wählergemeinschaft AfWG seit der Kommunalwahl 2008 fünf, die Wählergemeinschaft AdWG vier Sitze. Die Wahl am 26. Mai 2013 bestätigte dieses Ergebnis. Die Wahlbeteiligung betrug zuletzt 68,6 Prozent.[6]

Wappen

Blasonierung: „Halblinks von einem schmalen grünen Schräglinksbalken in Silber und Gold und schrägrechts in Blau geteilt, aus der Teilung ein wachsender schwarzer Kirchturm.“[7]

Wirtschaft

Windenergieanlagen in Galmsbüll

Die Gemeinde ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Der Tourismus hat als Einnahmequelle jedoch eine steigende Bedeutung.

Bürgerwindpark

In Galmsbüll wird der „Bürgerwindpark Galmsbüll“ betrieben, bei dem es sich um einen Zusammenschluss von Altbetreibern von Windanlagen und einer Beteiligung von Bürgern aus der Gemeinde handelt. Insgesamt wird eine elektrische Stromproduktion erwartet, die ausreicht um den Strombedarf der Privathaushalte Nordfrieslands mit ca. 165.000 Einwohnern zu decken.

Kulturdenkmale

Literatur

  • 200 Jahre Marienkoog 1798-1998 und 60 Jahre Galmsbüllkoog 1939-1999, hg. v. Sielverband Marienkoog 1999
  • Albert Panten: Die Christian-Albrechts-Köge 1682-1982, 247 Seiten gebunden mit div. Abb., 1982 Breklumer Druckerei Manfred Siegel, hg. v. Sielverband der Christian-Albrechts-Köge. (Nur noch im Antiquariat erhältlich)
  • Christian Sibbern Melfsen: Beiträge zur Geschichte der Familien Melfsen und Leevsen vor 1919, als Manuskript auf Hof Gottesgabe verfasst und in Kopien in der Familie Melfsen weitergegeben.
  • Christian Sibbern Melfsen: Geschichte der Christian Albrechten Koege, 5 Bde., zusammen ca. 1000 Seiten, verfasst in den Jahren 1871 - 1919, als Original derzeit (2013) nicht auffindbar aber als Typoskript/Abschrift des Jahres 1936 auf Hof Gottesgabe vorhanden. Eine Abschrift (word-Datei) wurde im Jahre 2013 angefertigt und steht auf Anfrage zur Verfügung. --Vahlbruch (Diskussion) 09:33, 15. Jun. 2013 (CEST)

Weblinks

Commons: Galmsbüll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Dr. Carl-Ingwer Johannsen(Herausgeber): Führer durch das Schleswig-Holsteinische Freilichtmuseum. Karl Wachholtz, Neumünster 1994 ISBN 3-529-07210-9 Nr. 45
  3. Kirche Galmsbüll
  4. Lars Amenda: „Volk ohne Raum schafft Raum“. Rassenpolitik und Propaganda im nationalsozialistischen Landgewinnungsprojekt an der schleswig-holsteinischen Westküste, in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte 45 (2005), S. 4-31 (Abgerufen am 28. Dezember 2008; PDF; 228 kB)
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 182.
  6. Web-Redaktion: Ergebnisse der Gemeindewahl 2013 im Amt Südtondern. In: www.amt-suedtondern.de. Amt Südtondern, abgerufen am 22. Juni 2013.
  7. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein