Ruhr-Sieg-Strecke

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Ruhr-Sieg-Strecke
Strecke der Ruhr-Sieg-Strecke
Streckennummer (DB):2800 (Hagen–Si.-Weidenau)
2880 (Si.-Weidenau–Siegen)
Kursbuchstrecke (DB):440
Streckenlänge:106 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:120 km/h
Zweigleisigkeit:(durchgehend)
von Wuppertal
0,0 Hagen Hbf 100 m
Hagen Gbf
Volme
ehem. von Hagen-Eckesey
nach Hagen-Vorhalle
nach Dortmund über Witten
  und über Herdecke
Hagen Einhaus (Strw, ehem. Abzw)
Hagen RWE (Anst)
4,1 Hagen-Hengstey (Abzw, ehem. Bf)
4,7 Hohensyburg
über Schwerte
  nach Hamm
  oder Warburg
Hagen-Kabel Klöckner (Anst)
A 1
ehem. nach Westhofen (Westf)
8,0 Hagen-Kabel
11,4 Hagen-Halden
16,7 Hohenlimburg 125 m
Lenne (2 Querungen)
21,0 Iserlohn-Letmathe
nach Iserlohn
24,3 Nachrodt
25,4 Nachrodter Tunnel (629 m)
26,4 Einsal
Lenne
28,7 Pragpauler Tunnel (83 m)
Lenne
29,3 Hünengraben-Tunnel (148 m)
von Iserlohner Kreisbahn
30,0 Altena (Westf)
(2004–2024 Haltepunkt)
150 m
Rahmede
32,0 Buchholzer Tunnel (936 m)
35,1 Kraftwerk Werdohl-Elverlingsen
35,2 Husberger Tunnel (793 m)
Lenne
38,8 Ütterlingser Tunnel (222 m)
Lenne
39,4 Werdohl 185 m
Lenne
40,1 Werdohler Tunnel (315 m)
Lenne
42,8 Baukloher Tunnel (306 m)
Lenne
45,5 Ohle
ehem. von Herscheid
48,4 Plettenberg
Lenne (2 Querungen)
51,1 Sieseler Tunnel (95 m)
Lenne
55,1 Rönkhausen
Lenne
57,8 Lenhausen
ehem. von Wennemen
61,1 Finnentrop 215 m
Biggetalbahn nach Olpe
Lenne
66,6 Lennestadt-Grevenbrück
71,3 Lennestadt-Meggen
Lenne (2 Querungen)
ehem. von Wenholthausen
73,5 Lennestadt-Altenhundem
Hundem
ehem. nach Birkelbach
Hundem
76,2 Kirchhundem 290 m
Olpe (3 Querungen)
78,0 Hofolpe
78,2 Hofolper Tunnel (63 m)
  abgetragen wegen Elektrifizierung[1]
Olpe (3 Querungen)
82,04 Benolpe
Olpe (2 Querungen)
84,6 Kirchhundem-
Welschen Ennest
420 m
85,5 Rahrbacher Tunnel (698 m) 410 m
89,1 Kreuztal-Littfeld 345 m
90,2 Ralsbach
91,7 Krombach
93,9 Kreuztal-Eichen 290 m
von Cölbe
Ferndorfbach
96,1 Kreuztal 260 m
98,8 Buschhütten
Ferndorfbach
101,0 Siegen-Geisweid
1968–200x Hüttental-Geisweid[2]
Ferndorfbach
102,5 Hüttental-Haardt
bis 1968 Weidenau (Sieg) Nord[2]
Sieg
von Irmgarteichen-Werthenbach
103,6 Siegen-Weidenau
1968–198x Hüttental-Weidenau[2]
240 m
von/nach Gießen
Sieg
106,2 Siegen Hbf
nach Köln

Quellen: [3][4]

Die Ruhr-Sieg-Strecke ist eine 106 Kilometer lange zweigleisige, elektrifizierte Hauptstrecke von Hagen nach Siegen über Iserlohn-Letmathe, Finnentrop und Kreuztal. Die tunnelreiche Strecke führt überwiegend durch das Tal der Lenne und südlich von Lennestadt-Altenhundem über die Wasserscheide zwischen Ruhr und Sieg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte

1835 wurde der Bau einer Pferdeeisenbahn von Siegen ins Ruhrgebiet von einem eigens für diesen Zweck in Siegen gegründeten Komitee beantragt. Ziel war es, die Kohle aus dem Ruhrgebiet günstiger und schneller zur Verhüttung ins Siegerland transportieren zu können. Die Eisenproduktion im Siegerland war sehr wichtig für Preußen, denn hier fanden mehr als 23 Prozent der gesamten Roheisenproduktion und sogar 85 Prozent der Rohstahleisenproduktion des Staates statt.

Nachdem das Genehmigungsverfahren sich in die Länge zog, wurde 1851 von einem mittlerweile in Hagen gegründeten Hauptkomitee statt einer Pferdebahn eine Dampfeisenbahn beantragt. Streit gab es lange Zeit darüber, wo genau die Strecke herführen sollte. Anfangs wurde eine Strecke von Hagen durch das Volmetal favorisiert, erst später wurde die Linienführung durch das Lenne- und Hundemtal bevorzugt. Eine Interessengruppe aus Olpe wollte unbedingt eine Anbindung ihrer Stadt an die Hauptstrecke durch das Biggetal erreichen, die beiden Komitees in Siegen und Hagen entschieden sich für die östlichere Strecke über Altenhundem, weil diese die kürzere und somit billigere war. Der höchste Punkt der Eisenbahnlinie liegt in Welschen Ennest mit fast 411 Metern Höhe.

Mit einer staatlichen Zinsgarantie wurde der Bau schließlich 1856 genehmigt. Weil sich vor allem die Hütten entlang der Strecke ein wirtschaftliches Wachstum versprachen, beteiligten sie sich teilweise an der Finanzierung, so etwa das Meggenerwerk und die Würdinghauserhütte mit je 1000 Talern, die Carolinenhütte mit 5000 Talern und schließlich die Gemeinde Kirchhundem mit 2100 Talern. Der erhoffte Aufschwung fand jedoch zunächst nicht statt, da vom Sauerland vor allem Holzkohle ins Siegerland gebracht wurde und man nun auf die günstigere Steinkohle zurückgreifen konnte.

Streckenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruhr-Sieg-Strecke auf der Bahnkarte Deutschland 1861

Der Bau der Strecke fand von 1858 bis 1861 unter Leitung der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft statt und zog einige Probleme mit sich. Am Bau der Tunnels war der österreichische Ingenieur Franz von Rziha beteiligt, der schon am Bau der Semmeringbahn mitgearbeitet hatte. Da enge Täler durchquert werden mussten, baute das Unternehmen Borsig als Baureihe 675 eine spezielle Lokomotive, die auch für Kurven ausgelegt war. Zunächst war die Strecke eingleisig, wurde aber bereits 1870 auf Zweigleisigkeit ausgebaut.

Der Abschnitt von Hagen bis Letmathe wurde am 21. März 1859 eröffnet, der von Letmathe bis Altena am 17. Juli 1860 und schließlich das letzte Teilstück von Altena bis Siegen am 6. August 1861.[5] Zuvor war am 5. August 1861 die Ruhr-Sieg-Eisenbahn feierlich eingeweiht worden. Ein dabei eingesetzter Festzug entgleiste dabei in Grevenbrück, ohne dass jedoch Verletzte zu beklagen waren.[6]

Hagen Hauptbahnhof, 2015
Bahnhof Grevenbrück, 2014

Bahnhöfe waren an allen größeren Orten entstanden, wobei vor allem die im Tudorstil errichteten Bahnhöfe Plettenberg, Lennestadt-Grevenbrück und Kreuztal gestalterisch als für die Region untypisch auffielen (heute sind sie Baudenkmale). Lokschuppen mit Drehscheiben bestanden seit der Inbetriebnahme in Letmathe (für zwei Lokomotiven), Altena (Westf) (sechs Lokomotiven), Lennestadt-Altenhundem (sechs Lokomotiven), Kreuztal (zwei Lokomotiven) und Siegen (neun Lokomotiven). Das Betriebswerk Finnentrop entstand erst Ende der 1870er Jahre in Verbindung mit den Zweigstrecken nach Olpe und Wennemen. Gemeinsam mit Lennestadt-Altenhundem entwickelte es sich nach und nach zu einem der Betriebsmittelpunkte der Ruhr-Sieg-Strecke. Lennestadt-Altenhundem war vor allem Einsatzort der schweren Güterzuglokomotiven für den Nachschiebebetrieb auf den Rampen zum Brechpunkt in Welschen Ennest. Die Betriebswerke in Letmathe und Kreuztal verloren ihre Bedeutung wegen der Nähe zu den großen Bahnbetriebswerken in Hagen und Siegen; Altena war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben worden. Im Zuge der Elektrifizierung 1961 wurde Lennestadt-Altenhundem aufgegeben und Finnentrop stark reduziert, hier übernachten heute nur noch die auf der Strecke nach Olpe eingesetzten Triebwagen.

Änderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Gründung der Stadt Hüttental Mitte 1966 wurden die Bezeichnungen für die Stationen auf deren Gebiet zum 28. September 1968 (Fahrplanwechsel) angepasst;[2] dasselbe dauerte nach der Eingemeindung in die Stadt Siegen (zum Jahr 1975) wesentlich länger:

Weidenau (Sieg) wurde zu Hüttental-Weidenau und 198x zu Siegen-Weidenau. Grund für die so baldige Umbenennung war, dass die Schnellzüge nur dort hielten und an Siegen vorbeifuhren.

Weidenau (Sieg) Nord wurde gemäß dem ursprünglichen Namen vor Ort in Hüttental-Haardt geändert, der Haltepunkt dann aber 197x stillgelegt.

Dem Bahnhof Geisweid blieb das vorangestellte Hüttental- bis zum Umbau seines Zugangs 200x erhalten und wurde, wie inzwischen in NRW üblich, zu diesem Anlass auf die jetzige Zugehörigkeit, also Siegen-, angepasst. (s.u. „Ausbaumaßnahmen“ – All dies unterblieb auf der Siegstrecke für die gleichzeitig eigenständige Stadt Eiserfeld, weil der Bahnhof Niederschelden nicht mehr in NRW liegt.)

Die Verbindung von Hagen wurde bis zur Revision des Kursbuchnummern-Systems 1992 infolge der Wiedervereinigung als durchgehende Strecke bis nach Gießen unter der Nummer 360 geführt. In Siegen-Weidenau bestand seinerzeit Anschluss nach Siegen und an die Siegstrecke (KBS 460) nach Köln. Seit Einführung des Integralen Takt-Fahrplans (NRW-Takt) 1998 verkehren alle Züge im Personennahverkehr über Siegen, größtenteils mit gegenseitigem Anschluss. Der Abschnitt von Siegen über Dillenburg und Wetzlar nach Gießen wird heute als Dillstrecke (KBS 445) bezeichnet.

Fernverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Noch um 1980 verkehrten durchgehende Schnellzüge von Norddeich Mole über die Ruhr-Sieg-Strecke sowie Frankfurt (Main) und Stuttgart nach München. Auch gab es einen Kurswagenlauf von Norddeich Mole nach Friedrichshafen über die Ruhr-Sieg-Strecke. Sie hielten in Hagen, Letmathe, Altena, Finnentrop, Altenhundem, Kreuztal und Siegen-Weidenau. Da die Bedienung von Hagen Hbf eine zeitraubende Stichfahrt und Wechsel der Fahrtrichtung bedeutete, war Hagen bisweilen mit einem Zugteil angebunden, der in Letmathe zum Hauptzug von Norddeich rangiert wurde. Dieser hatte zuvor die Verbindungskurve aus Hamm befahren.

1985 wurde montags bis freitags eine schnelle Verbindung mit dem Zugpaar D 811/810 angeboten, das Dortmund mit Frankfurt in einer Reisezeit von unter drei Stunden verband, unterwegs nur in Siegen-Weidenau und Wetzlar hielt und aus hochwertigen, sonst nur in Intercity-Zügen eingesetzten, Wagen gebildet war.[7][8] Dieser Weg war, trotz der geringeren Streckenhöchstgeschwindigkeiten, schneller als über die Linke Rheinstrecke. Da die Nachfrage bei diesem primär für Geschäftsreisende konzipierten Zugpaar unzureichend war, wurde es bald wieder eingestellt.

Hinzu kamen Schnellzüge zu entfernt gelegenen Zielen wie Oberstdorf.[9]

Im Jahre 1993 wurde der Schienenpersonenfernverkehr umgestellt auf die (zunächst noch mit Schnellzügen bediente) Interregio-Linie 22 von Münster nach Frankfurt mit planmäßigen Halten nur noch in Hagen, Werdohl, abwechselnd entweder Finnentrop oder Lennestadt-Altenhundem und alle wieder in Siegen-Weidenau. Wegen geringer Fahrgastzahlen änderte man ab Sommer 1999 den Ausgangspunkt in Düsseldorf, stellte dieses Angebot aber zum Sommerfahrplan 2001 ein; das über die ganze Zeit verbliebene tägliche Zugpaar zwischen Norddeich Mole und Frankfurt entfiel ein Jahr später. Damit war die Strecke ohne Fernverkehr bis zur Einrichtung des Intercity 2 Ende 2021 (s.u.).

Als reiner Fernverkehr sollte in diesem Rahmen sofort wieder das Zugpaar nach Norddeich angeboten werden, sogar ein Vorlaufbetrieb mit einer bisherigen Intercity-Garnitur über Siegen wurde ab Juli 2021 für die Wochenenden vorgesehen, an denen die Strecke nicht wegen Baustellen gesperrt war,[10] jedoch machte sehr bald das Hochwasser der Lenne all dies unmöglich (s.u. „Unwetter“).

Im endgültigen Plan der IC-Linie 34 ist neben dem Zugpaar nach Norddeich ein weiteres beschleunigt und nicht für Nahverkehrstickets freigegeben. Diese beiden fahren nicht über Dortmund und halten zwischen Siegen Hbf und Münster nur in Lennestadt-Altenhundem, Iserlohn-Letmathe, Schwerte, Unna und Hamm.

Fernverkehr an Stelle von Nahverkehr seit 2021[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 18. März 2015 gab die Deutsche Bahn bekannt, dass sie ihr Fernverkehrsangebot um 25 % ausweiten werde.[11] Davon sollten auch die Dillstrecke und die Ruhr-Sieg-Strecke profitieren, und zwar durch eine Intercity-2-Linie im Zweistundentakt von Frankfurt nach Dortmund bzw. Münster. Ursprünglich sollte diese Linie 34 bereits ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 eingerichtet werden. Im Gegensatz zum früheren Interregio fahren die Züge über die jeweiligen Verbindungskurven an Gießen und Hagen vorbei, dafür über Siegen Hbf (Anschluss Richtung Köln) und bieten in Iserlohn-Letmathe bahnsteiggleichen Anschluss Richtung Hagen.

Im Folgenden machte DB Fernverkehr gegenüber den Aufgabenträgern allerdings deutlich, dass diese Fernverkehrslinie ohne Anpassungen im Nahverkehr nicht umsetzbar sei. Kurz darauf traten DB Fernverkehr und der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in Verhandlungen über die Einbindung der Intercity-Linie in den Nahverkehrstakt, wie sie unter anderem auch für die Linien 56 (westlich von Bremen) und 87 (Stuttgart–Singen/Konstanz) vereinbart worden war.

Begegnung der Intercity-2-Garnituren in Siegen zu den ungeraden Stunden, 2022

Demnach ersetzt die Fernverkehrslinie alle zwei Stunden den Regionalexpress zwischen Iserlohn-Letmathe und Siegen mit fast allen Zwischenhalten. Lediglich Kirchhundem-Welschen Ennest wird ohne Halt vom Intercity durchfahren, so dass dieser Ort alle zwei Stunden einen Zug verliert. Außerdem erhält DB Fernverkehr Ausgleichszahlungen zur Anerkennung von Nahverkehrstickets.[12] Dazu wurden die Fernverkehrsleistungen ab Dezember 2021 durch den Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe ausgeschrieben und an DB Fernverkehr vergeben.[13] Diese Bedienung kleinerer Orte hat in der Wittener Lokalpresse zur Wortschöpfung Interdorfi geführt.[14] Witten war ebenfalls über Jahre ohne Fernverkehrsanschluss.

Zwei Zugpaare verkehren als Fernverkehr ab Münster über Hamm nach Dortmund und sind nachfolgend tariflich Nahverkehr. Die Nahverkehrsfreigabe gilt bis Dillenburg in Hessen, weil der Westfalentarif aufgrund einer Kragenlösung bis dorthin anerkannt wird. Kurz nach bzw. vor den zwei reinen Fernverkehrszugpaaren über Schwerte und Hamm nach Münster bzw. Norddeich Mole (s.o.) fährt die Hessische Landesbahn als Linie RE 34 ergänzend zwischen Siegen und Letmathe, so dass der Intercity ein zusätzliches Angebot darstellt.[15][16] Die Nahverkehrsfreigabe bei bestimmten Zügen gilt auch für die Schwerbehindertenfreifahrt.[17]

Am 12. Dezember 2021 ging mit dem Fahrplanwechsel die IC-Linie 34 in Betrieb. Wegen übersehener Schäden am Stellwerk in Hohenlimburg konnte jedoch das Streckenstück von Siegen bis Dortmund bzw. Münster erst ab dem 20. Dezember 2021 befahren werden.[18][19]

Betriebliche Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch heute werden schwere Güterzüge Richtung Süden zwischen Lennestadt-Altenhundem und Welschen Ennest mit einer zusätzlichen Lok nachgeschoben. Diese fährt danach wieder zurück nach Lennestadt-Altenhundem. Die Steigung beträgt zwar nur 12 ‰, ist aber sehr lang und kurvenreich. Daher sind häufige Geschwindigkeitswechsel notwendig. Vor der Elektrifizierung der Ruhr-Sieg-Strecke wurden fast alle Güterzüge bis Welschen Ennest nachgeschoben. Seltener hatten und haben Güterzüge ab Kreuztal bis Welschen Ennest diese Unterstützung.

Seit Einstellung der Interregio-Linie Frankfurt – Münster (– Norddeich Mole) dient der zweigleisige Giersbergtunnel in Siegen, welcher die Ruhr-Sieg-Strecke mit der Dillstrecke verbindet und die Umgehung des Siegener Hauptbahnhofes ermöglicht, nur noch dem Güterverkehr. Die komplette Verbindungsstrecke von Siegen-Weidenau nach Siegen Ost kann inklusive der abzweigenden Weichen in beiden Richtungen durchgehend mit 80 km/h befahren werden. Unter Nutzung weiterer Verbindungskurven und Abzweigstellen im Bereich Hagen-Kabel und Hohensyburg können Güterzüge zwischen Gießen (oder Aschaffenburg) und dem Ruhrgebiet ohne Richtungswechsel und unter Umgehung von Hagen Hauptbahnhof verkehren. Diese Verbindung nahm der D 810/811 und wird aktuell auch von den zwei über Schwerte fahrenden, nicht für den Nahverkehr freigegebenen Zugpaaren des IC 34 befahren.

Unwetter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Abschnitt von Hagen nach Plettenberg wurde durch das Hochwasser im Juli 2021 schwer beschädigt.[20] Güter- und Personenverkehr mussten eingestellt werden. Dies galt auch für die Stichstrecke von Letmathe nach Iserlohn. Die von der Deutschen Bahn kommunizierte Wiederinbetriebnahme mit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 verzögerte sich bis zum 20. Dezember 2021, da noch unerwartet Schäden am Stellwerk in Hohenlimburg zu beheben waren.[21][22]

Ausbaumaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den letzten Jahren wurden Streckensanierungsmaßnahmen in Angriff genommen (z. B. Erneuerung der Bahnübergänge), große Streckenteilbereiche wurden auf die elektronische Stellwerkstechnik umgestellt (Rationalisierungsgründe) und daraus folgernde Maßnahmen getroffen, wie Weichen- und Gleiserneuerungen, Oberleitungserneuerungen sowie Signalerneuerungen.

Darüber hinaus wurden fast alle Bahnhöfe von Altena bis Siegen-Weidenau durch die Modernisierungsoffensive vom Land Nordrhein-Westfalen (MOF) barrierefrei umgebaut. Im Bahnhof Finnentrop wurde aus diesem Grund im Dezember 2007 das Empfangsgebäude abgerissen. Dort entstand eine neue, bahnsteiggleiche Bahn-Bus-Verknüpfung. Zukünftig wird jedem modernisierten Bahnhof nach Durchführung der MOF der Name der Gemeinde, in der er sich befindet, hinzugefügt (z. B. aus Littfeld wurde Kreuztal-Littfeld). Dies geschieht auch nachträglich mit anderen Bahnhöfen.

Die Ruhr-Sieg-Strecke als Teil der Relation Hagen – Hanau wird als Ausbaustrecke (ABS) im Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgeführt.[23] Unter dem Punkt „Neue Vorhaben, Vordringlicher Bedarf“ ist eine zusammengefasste Maßnahme „Korridor Mittelrhein: Zielnetz I“ enthalten. Diese beinhaltet u. a. Blockverdichtungen zwischen Kreuztal und Siegen sowie die Herstellung des KV-Profil P/C 400 an allen Tunneln zwischen Hagen und Siegen zur Verlegung von Teilen des Containergüterverkehrs von den Rhein-Strecken auf die Ruhr-Sieg-Strecke. Die Abflachung der Steilstrecke Lennestadt-Altenhundem–Welschen Ennest wurde nicht in den neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen.

2021 hat die Deutsche Bahn ein Projekt angekündigt, in dem zunächst die Profile der vorhandenen Tunnel erweitert und anschließend weitere kapazitätssteigernde Arbeiten wie Blockverdichtungen oder der Bau von Überholgleisen überprüft werden sollen.[24] Das Projekt ist im Vorplanungsstadium und umfasst mehrere Abschnitte:[25]

  • Planungsabschnitt 1: Erweiterung der Tunnelprofile
    • Nachrodter Tunnel (629 Meter)
    • Pragpauler Tunnel (83 Meter)
    • Hünengraben-Tunnel (144 Meter)
    • Buchholzer Tunnel (935 Meter)
  • Planungsabschnitt 2: Erweiterung der Tunnelprofile
    • Husberger Tunnel (793 Meter)
    • Ütterlingser Tunnel (222 Meter)
    • Werdohler Tunnel (315 Meter)
    • Baukloher Tunnel (306 Meter)
    • Sieseler Tunnel (95 Meter)
  • Planungsabschnitt 3
    • Erweiterung des Tunnelprofils des Rahrbacher Tunnels (698 Meter)
    • Erneuerung der Steigungen am Rahrbacher und Rudersdorfer Tunnel
    • Blockverdichtungen zwischen Kreuztal und Siegen
  • Planungsabschnitt 4: Überprüfung folgender kapazitätssteigernder Arbeiten
    • Bau von Überholgleisen in Gießen-Bergwald
    • Blockverdichtungen zwischen Wetzlar und Friedberg (Hess)
    • Blockverdichtungen in Friedberg (Hess) und Großkrotzenburg

Im Herbst 2024 sollen in Altena vier Weichen eingebaut werden, so dass die Station nach dem Rückbau sämtlicher Weichen im Jahr 2004 wieder zu einem Bahnhof ausgebaut wird.[26]

Fahrplanangebot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Intercity-Linie 34 mit Nahverkehrsfreigabe[27] und den Ausnahmen aufgrund der zwei beschleunigten Zugpaare siehe oben („Fernverkehr … seit 2021“).

In Zusammenhang mit dem Neubau der Rahmedetalbrücke auf der A45 wurde die Nahverkehrsfreigabe der IC-Linie 34 zum 1. September 2022 auf den Abschnitt Dortmund–Iserlohn-Letmathe ausgeweitet, und seit dem 11. Dezember 2022 verkehrt in den Stunden ohne Intercity zwischen Siegen und Iserlohn-Letmathe anstelle der Linie RE 16 die neue Linie RE 34 (Dortmund-Siegerland-Express), welche ebenfalls an Hagen vorbei nach Dortmund Hbf durchgebunden wird.[28][29] So kann die Reisezeit zwischen Siegerland, Sauerland und Dortmund deutlich verkürzt werden. Eingesetzt werden neue Elektrotriebwagen des Typs Stadler Flirt 3 XL.[30]

Stadler Flirt 1, 2010 Abellio Rail (mittlerweile VIAS)

Die Regional-Express-Linie RE 16 (Ruhr-Lenne-Express) fährt auf der Strecke im Stundentakt zwischen Hagen Hbf und Iserlohn-Letmathe sowie anschließend weiter über die Stichstrecke bis zum Stadtbahnhof Iserlohn. Außerdem wird die gesamte Strecke im Stundentakt von der Regionalbahnlinie RB 91 (Ruhr-Sieg-Bahn) befahren, die an allen Stationen hält. Für den Betrieb dieser beiden Linien stehen seit Dezember 2007 zwei- und dreiteilige Elektrotriebwagen der Bauart Stadler Flirt 1 per Leasingvertrag zur Verfügung.

Entwicklung seit Einführung des Taktfahrplans[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokbespannter Zug der Ruhr-Sieg-Bahn verlässt den Bahnhof Lennestadt-Meggen, 2006

Das Grundgerüst des Integralen Takt-Fahrplans bestand ursprünglich aus einem RE 16 und einer RB 91, die in Siegen einen ungefähren Halbstundentakt bildeten. Die Züge bestanden aus ein oder zwei Elektro-Triebwagen der DB-Baureihen 425/435 und 426 („Ruhr-Sieg-Express“) beziehungsweise Wendezügen aus vier n-Wagen mit Zug-/Schiebelokomotive der DB-Baureihe 143 („Ruhr-Sieg-Bahn“) der DB Regio NRW.

Vor dem Fahrplanwechsel Ende 2007 gab es neben diesen beiden Linien auch die RB 56, welche von Hagen nach Iserlohn fuhr und bis Letmathe einen 20-Minuten-Takt ermöglichte, da die beiden anderen Linien ausschließlich Siegen als Ziel hatten und die RB 91 entsprechend langsamer ist. Die Züge dieser Linie bestanden meist nur aus einer Lokomotive der Baureihe 143 und einem einzelnen Doppelstocksteuerwagen. Die RB 56 wurde durch die Flügelung von RE 16 und RB 91 ersetzt.

Alle Züge, die nach 20:00 Uhr abfahren, halten an allen Stationen und zählen zur RB 91, wenn sie nicht von oder nach Dortmund (früher: Essen) durchgebunden sind. In Tagesrandzeiten werden einzelne Fahrten der RB 91 mit dem Zuglauf Siegen–Finnentrop von der Hessischen Landesbahn durchgeführt, um ihr einen Fahrzeugtausch für die Biggeseebahn mit Planzügen zu ermöglichen.

Eine besondere Regelung am Wochenende galt im Zeitraum vom Fahrplanwechsel 2007/2008 bis zum Wechsel im Dezember 2013. Die Fahrten der RB 91 entfielen samstags ab 16:00 beziehungsweise 17:00 Uhr bis 20:00 Uhr und sonn- und feiertags ganztägig bis 20 Uhr, stattdessen hielt samstags und sonntags der RE 16 im Zweistundentakt abwechselnd an den Stationen Meggen oder Kirchhundem sowie Littfeld oder Eichen. Durch diese Regelung wurden die vier Stationen samstags häufiger als an allen anderen Tagen bedient.

Vom 9. Dezember 2007 bis zu seiner Insolvenz im Juli 2021 führte Abellio Rail NRW den Schienenpersonennahverkehr auf beiden Linien durch. Daraufhin wurde zunächst per Direktvergabe wieder DB Regio mit dem Verkehr auf der Strecke vom 1. Februar 2022 an bis Dezember 2023 beauftragt,[31] laut regulärer Vergabe übernahm schließlich VIAS bis Dezember 2034.

Die Fahrzeuge des RE 34 ab und bis Dortmund sind aus aktuellen eigenen Beständen der S-Bahn Rhein-Ruhr.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rolf Löttgers: Ruhr-Sieg : Eine Bahnstrecke wird elektrifiziert. In: Alfred B. Gottwaldt (Hrsg.): Lok Magazin. Nr. 116. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., 1982, ISSN 0458-1822, S. 369–383.
  • Martin Vormberg: Die Ruhr-Sieg-Eisenbahn. In: Alfred Bruns (Red.): Die Eisenbahn im Sauerland. Schmallenberg 1989, ISBN 3-922659-63-2, S. 41 ff.
  • Dieter Tröps, Jürgen Kalitzki: Menschen, Züge, Bahnstationen – Band 1: Eisenbahnen im Sauerland. Die Ruhr-Sieg-Strecke mit den Eisenbahnorten Altenhundem, Grevenbrück, Meggen, Kirchhundem und Finnentrop. Siegen 1995, ISBN 3-923483-20-1.
  • Dieter Tröps, Jürgen Kalitzki: Menschen, Züge, Bahnstationen – Band 2: Eisenbahnen im Siegerland. Die Ruhr-Sieg-Strecke mit den Eisenbahnorten Siegen, Weidenau, Kreuztal, Hilchenbach, Betzdorf, Freudenberg und Olpe im Sauerland. Siegen 1996, ISBN 3-923483-22-8.
  • Dietmar Simon: Der lange Weg zur Ruhr-Sieg-Eisenbahn. Ein Streitfall regionaler Verkehrspolitik im 19. Jahrhundert. In: Der Märker Heft 3, 1996, S. 187 ff.
  • Konrad Fuchs: Die Erschließung des Siegerlandes durch die Eisenbahn (1840–1917). Wiesbaden 1974, ISBN 3-515-01948-0.
  • Bernd Franco Hoffmann: Die Bergisch-Märkische Eisenbahn. Durch die Täler von Wupper, Ruhr und Volme Sutton-Verlag, Erfurt 2015, ISBN 978-3-95400-580-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ruhr-Sieg-Strecke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

NRWbahnarchiv von André Joost:

weitere Belege:

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hofolper Tunnel. In: Eisenbahn-Tunnel und deren Tunnelportale in Deutschland. Lothar Brill (Bilder vom Abtragen des Tunnels)
  2. a b c d Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 28. Juni 1968, Nr. 26. Bekanntmachung Nr. 205, S. 137.
  3. DB Netze – Infrastrukturregister
  4. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  5. Anzeiger: Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. In: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. No. 14, 16. August 1861, S. 188 (digitale-sammlungen.de).
  6. Siegerländer Heimatkalender von 1969, "Meilensteine aus der Siegerländer Vergangenheit" von Adolf Müller, S. 112, Verlag für Heimatliteratur
  7. D 810 und
  8. D 811 auf fernbahn.de, abgerufen am 25. Oktober 2023.
  9. D 711 Hagen-Oberstdorf (1977) Abgerufen am 25. Oktober 2023.
  10. Ab Sommer von Siegen mit Intercity in den Urlaub – Buchungen bald möglich. 12. Mai 2021, abgerufen am 26. Mai 2021.
  11. Mehr Bahn für Metropolen und Regionen: Die größte Kundenoffensive in der Geschichte des DB Fernverkehrs (Memento vom 20. März 2015 im Internet Archive). Presseinformation vom 18. März 2015.
  12. Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, 36. Verbandsversammlung, TOP 8: Planungen der DB Fernverkehr im Korridor Frankfurt – Siegen – Dortmund/Unna – Münster (Zip-Datei) (Memento des Originals vom 15. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nwl-info.de
  13. Intercity ab 2021 auch im Kreis Olpe. Westfalenpost, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  14. Susanne Schild: Durch die Provinz: Im "Interdorfi" von Witten nach Frankfurt In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 25. Oktober 2023, abgerufen am 26. Oktober 2023.
  15. Siegen: Fahren ohne Ticket noch in diesem Jahr. Westfalenpost, 11. März 2021, abgerufen am 12. März 2021.
  16. Neue Fernverkehrslinie verbindet Hessen und Nordrhein-Westfalen ab Dezember 2021 auf deutschebahn.com, abgerufen am 27. April 2021
  17. Nahverkehrsfreigabe auf der Strecke Dortmund–Dillenburg. In: oepnv-info.de, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  18. Erster Halt für Intercity im Kreis Olpe, lokalplus.nrw, 20. Dezember 2021, abgerufen am 31. Dezember 2021
  19. IC durch Letmathe – das ist noch Neuland für mich ikz.de, 21. Dezember 2021, abgerufen am 31. Dezember 2021
  20. Janine Tokarski: Gesperrte Zugstrecke im Lennetal: Bahn nennt Zeitplan für Freigabe. In: come-on.de. 7. August 2021, abgerufen am 17. Februar 2024.
  21. https://www.deutschebahn.com/pr-frankfurt-de/Update-Flutschaeden-Zeitplan-fuer-Eifelstrecke-steht-6331528 Update Flutschäden – Zeitplan für Eifelstrecke steht
  22. Marcel Krombusch: Hohenlimburg: Defekt im Stellwerk - Strecke öffnet später. In: wp.de. 9. Dezember 2021, abgerufen am 17. Februar 2024.
  23. Dossier - Bundesverkehrswegeplan 2030 – Projekt 2-004-V03. Abgerufen am 29. Januar 2023.
  24. Ausbaustrecke Hagen–Siegen–Hanau. Abgerufen am 30. Juli 2023.
  25. Deutsche Bahn AG, Unternehmensbereich Personenverkehr, Marketing eCommerce: BauInfoPortal. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. April 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/bauprojekte.deutschebahn.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  26. [1]
  27. Anerkennung von Nahverkehrstickets in Intercity-Zügen
  28. Neuer Regionalexpress RE 34 fährt zwischen Siegen, Iserlohn-Lethmathe und Dortmund. Siegener Zeitung, abgerufen am 12. Dezember 2022.
  29. Wibke Hinz: Fahrplanjahr 2023: Neue Linien RE 47 und RE 34 stärken Regionalverkehr auf vrr.de, abgerufen am 17. Dezember 2022
  30. Bessere Mobilität in Südwestfalen auf land.nrw, 3. Mai 2022, abgerufen am 6. Mai 2022.
  31. DB Regio übernimmt Zugverkehr auf der Ruhr-Sieg-Strecke.