Bocholt

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Wappen Deutschlandkarte
Bocholt
Deutschlandkarte, Position der Stadt Bocholt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 50′ N, 6° 37′ OKoordinaten: 51° 50′ N, 6° 37′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Münster
Kreis: Borken
Höhe: 25 m ü. NHN
Fläche: 119,4 km2
Einwohner: 71.930 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 602 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 46395, 46397, 46399
Vorwahlen: 02871, 02874Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: BOR, AH, BOH
Gemeindeschlüssel: 05 5 54 008
Stadtgliederung: 13 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Berliner Platz 1
46395 Bocholt
Website: www.bocholt.de
Bürgermeister: Peter Nebelo (SPD)
Lage der Stadt Bocholt im Kreis Borken
KarteKreis BorkenNordrhein-WestfalenKreis KleveKreis WeselKreis CoesfeldKreis CoesfeldNiedersachsenKreis SteinfurtNiederlandeRaesfeldHeidenRhedeBocholtBorkenRekenVelenStadtlohnHeekAhausGescherLegdenSchöppingenGronauVredenSüdlohnIsselburg
Karte

Die Stadt Bocholt (niederdeutsch: Bokelt) liegt im westlichen Münsterland im Nordwesten des Landes Nordrhein-Westfalen und ist die größte Stadt des Kreises Borken im Regierungsbezirk Münster. Bocholt ist (nach Aachen) die zweitgrößte deutsche Stadt an der deutsch-niederländischen Grenze.

Geographie

Geographische Lage

Bocholt gehört politisch und kulturhistorisch zum westlichen Münsterland, landschaftlich jedoch bereits zum Niederrheinischen Tiefland. Während der Westteil der Stadt mit einer Höhenlage zwischen 15 und 25 Metern über Normalnull dem Naturraum Isselebene zugeordnet wird, gehört der Osten (Stadtteile Barlo, Stenern und Biemenhorst mit bis 48 m ü. NN) zum Naturraum Niederrheinische Sandplatten und markiert den fließenden landschaftlichen Übergang zum Westmünsterland.

Die Stadtgrenze ist im Norden zugleich die Staatsgrenze zu den Niederlanden, im Südwesten zugleich die Grenze zum Kreis Wesel und somit auch die Grenze zum Regierungsbezirk Düsseldorf. Ebenso bildet sie die Grenze zwischen dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dem Bocholt über den Kreis Borken angehört, und dem Landschaftsverband Rheinland. Durch Bocholt fließt die Bocholter Aa.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Die Gesamtfläche des Stadtgebietes beträgt rund 119 Quadratkilometer, wovon 65,9 % landwirtschaftlich genutzt werden. 6,7 % sind Waldfläche, 1,8 % Wasserfläche, 2,1 % Erholungs- und Grünanlagen, 15,9 % Hof- und Gebäudeflächen, 6,9 % Straßen, Wege und Plätze und 0,8 % sonstige Flächen.

Gliederung

Wappen des Amtes Liedern-Werth (1948–1975)[2] mit der ehemaligen Bockwind­müh­le von Spork als Symbol

Bocholt ist laut Hauptsatzung in sieben Stadtbezirke unterteilt: Mitte, Nordost, Ost, Südost, Südwest, West, Nordwest.[3]

Für statistische Zwecke unterteilt die Stadt Bocholt das Stadtgebiet in 32 Bezirke. Das Gebiet der Stadt Bocholt in den Grenzen von 1975 wird als „Bocholt alt“ bezeichnet. Darunter sind insgesamt zentrale 21 Bezirke zusammengefasst. Die weiteren 11 Bezirke, vormals Verwaltungsgebiet des Amtes Liedern-Werth, sind in alphabetischer Reihenfolge Barlo, Biemenhorst, Hemden, Holtwick, Lankern, Liedern, Lowick, Mussum, Spork, Stenern, Suderwick.[4]

Nachbargemeinden

Gemeinde Aalten
(Provinz Gelderland)
Gemeinde Winterswijk
(Provinz Gelderland)
Stadt Isselburg
(Kreis Borken)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Stadt Rhede
(Kreis Borken)
Stadt Hamminkeln
(Kreis Wesel)

Klima

Klimadiagramm Bocholt Stadt

Das Klima des Niederrheinischen Tieflandes ist ein gemäßigtes mit deutlich maritimem Einfluss, sodass die Winter sehr mild und die Sommer mäßig warm ausfallen. Im langjährigen Mittel gibt es jährlich nur zwölf Schneedeckentage, rund 50 Frosttage und nur zehn Eistage (Dauerfrosttage). Es gibt außerdem rund 34 Sommertage (Tagesmaximum 25 °C oder mehr) und sechs bis sieben heiße Tage (30 °C oder mehr) im Mittel. Im langjährigen Mittel 1981 bis 2010 liegt die Lufttemperatur bei 10,5 °C und es fallen rund 812 mm Niederschlag.[5]

Geschichte

Mittelalter

In den Annales regni Francorum aus dem 8. und 9. Jahrhundert wurde Bocholt als „Bohholz“ erstmals erwähnt.[6] Der Ort erhielt 1222 Stadtrechte nach Münsterschem Vorbild durch Dietrich III. von Isenberg, den Bischof von Münster.[7] Bocholt wird traditionell als „Buchenholz“ gedeutet. Auf diese Etymologie deuten die mittelalterlichen Stadtsiegel hin, die als sogenannte redende Siegel sämtlich einen Baum als Siegelbild zeigen, der auf dem Stadtsiegel von 1302 eindeutig als Buche zu identifizieren ist. Von Einheimischen wird die Stadt auf plattdeutsch „Bokelt“ genannt. Der Wahlspruch eingefleischter Bocholter lautet (auf Bocholter Plattdeutsch): „Nörgens bäter as in Bokelt“ (Nirgends besser als in Bocholt).

Im Mittelalter wuchs die Siedlung um eine Anfang des 9. Jahrhunderts gegründete „Urpfarre“ und einen bischöflichen Haupthof an einem Übergang über die Aa. Die Stadterhebung diente der Sicherung der fürstbischöflichen Macht im Westen des Bistums. Die Entwicklung der Stadt verlief gut, im 14. Jahrhundert musste das befestigte Stadtgebiet erweitert werden, eine zweite Kirche wurde errichtet – die jedoch bis ins 20. Jahrhundert keine Pfarrrechte erhielt – und die Stadt wurde landtagsfähig. Ebenfalls im 14. Jahrhundert wurde das Amt Bocholt, eine Verwaltungsbehörde des Hochstifts Münster, gebildet und in der Stadt angesiedelt. Im 15. Jahrhundert wurde die Stadtpfarrkirche St. Georg als gotische Hallenkirche neu erbaut, drei Klöster entstanden, am Ende des Jahrhunderts wirkte Israhel van Meckenem († 10. November 1503 in Bocholt) als Goldschmied und Kupferstecher in Bocholt.

Frühe Neuzeit

Mit Beginn der Neuzeit endete der Aufstieg der Stadt. Wegen ihrer Grenzlage litt die Bocholter Wirtschaft unter dem Achtzigjährigen Krieg. Im sogenannten spanischen Winter 1598/1599 war Bocholt monatelang von spanischen Truppen besetzt. Der Bau des Rathauses 1618/24 ist ein Indiz für eine Erholung des städtischen Wohlstands. Danach ruinierte der Dreißigjährige Krieg die Stadt: wiederholte Eroberungen und Plünderungen und eine kostspielige Besetzung durch hessische Truppen von 1635 bis 1650 verarmten Bocholt. Hinzu kamen verheerende Pestjahre. Zum wirtschaftlichen Niedergang kam der politische. Da die Stadt wie andere auch seit der Mitte des 16. Jahrhunderts mehrheitlich zum Protestantismus tendierte und sich allen landesherrlichen Rekatholisierungsversuchen widersetzte, verlor auch sie 1627 faktisch ihre städtische Selbständigkeit und erhielt sie nach erfolgter Gegenreformation nur eingeschränkt zurück.

Die Erholung dauerte Jahrhunderte. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte die Stadt Zuzug von Kriegsflüchtlingen aus Brabant, die Kenntnisse in der Baumwollweberei mitbrachten und 1569 eine Baumwollgilde, das „Bomsidenambt“, gründeten. Die manuelle Textilherstellung aus Baumwolle wurde im Laufe der Zeit der wirtschaftliche Schwerpunkt Bocholts, freilich in Abhängigkeit von einem Baumwollimport über die Niederlande, der im 18. und frühen 19. Jahrhundert – speziell im Siebenjährigen Krieg und unter der napoleonischen Herrschaft – immer wieder Störungen unterlag.

Moderne

Küche einer Arbeiterwohnung, um 1920, im Textilmuseum Bocholt

Durch den Frieden von Lunéville (1801), das Ende des Fürstbistums Münster (1802) und den Reichsdeputationshauptschluss (1803) gelangte die Stadt Bocholt unter die Herrschaft der Fürsten zu Salm-Salm und Salm-Kyrburg (siehe auch Adelsgeschlecht Salm), die in den Gebieten der vormals fürstbischöflichen Ämter Bocholt (einschließlich der Herrschaft Werth) und Ahaus sowie in den Gebieten der Herrschaften Anholt und Gemen das Fürstentum Salm errichteten. Die Stadt Bocholt avancierte zur Landeshauptstadt, indem die Fürsten dort in einem säkularisierten Damenstift die „Fürstlich Salmisch Gemeinschaftliche Regierung“ einrichteten. 1806 gehörte das Fürstentum Salm zu den Gründungsstaaten des Rheinbundes. 1811 wurde das Fürstentum Salm neben anderen Staaten von Frankreich annektiert, 1813 durch Preußen besetzt und wenig später durch den Wiener Kongress (1815) auch völkerrechtlich dem Königreich Preußen zugeordnet. Preußen ordnete Bocholt ein in den Kreis Borken, Regierungsbezirk Münster, Provinz Westfalen.

Die Industrialisierung, die in Bocholt 1852 mit der Aufstellung der ersten Dampfmaschine für eine Spinnerei begann, brachte vor allem ab 1871 einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden mindestens 114 Textilfirmen gegründet. Mit dem Aufstieg der Textilindustrie waren verbunden ein ebenso kräftiger Bevölkerungsanstieg (siehe Tabelle unten) und ein starker Ausbau der Infrastruktur: 1878 Anschluss an das Eisenbahn-, 1913 an das Elektrizitätsnetz; Krankenhausneubau 1875–1878, Schlachthof 1899/1900, Stadtgas 1901, Bahnhof 1904, Feuerwehr 1907, Amtsgericht 1910/11, Wasserleitung/Kanalisation 1911–1913, Friedhofsverlegung 1908, Alten- und Waisenhaus 1909/1910, Walderholungsstätte 1913, Schul-, Kirchen- und Klosterneubauten einhergingen.

Trupp britischer Soldaten am Bahnhof Bocholt, 29. März 1945
Zivilisten in einer Bocholter Straße mit kriegszerstörter Wohnbebauung, 29. März 1945
Britischer Panzer in der kriegszerstörten Innenstadt, 30. März 1945

Während die Wirtschaftsentwicklung im und nach dem Ersten Weltkrieg stagnierte bzw. stark schwankte, erreichte die städtische Eigenständigkeit 1923 mit der Errichtung des Stadtkreises Bocholt einen Höhepunkt. Politisch war Bocholt wegen der überwiegend katholischen Bevölkerung eine Hochburg des Zentrums. Die NS-Machtergreifung wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Sie wurde maßgeblich vorangetrieben durch den von der NSDAP eingesetzten Bürgermeister Fritz Emil Irrgang, der die Stadtverwaltung von 1934 bis 1939 führte. 1935-38 erhielt die Stadt in dem eigens dafür gebauten „Stadtwaldlager“ eine SA-Garnison der „Österreichischen Legion“, d.h. Emigranten des Dollfuß-Putsches, die 1938 wieder nach Österreich abzogen. Das Lager wurde im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager (Stammlager VI F) genutzt, das zwischen 1942 und 1944 von Oberst Hans Jauch, dem Großvater von Günther Jauch, befehligt wurde. Auf dem ehemaligen Lagerfriedhof liegen über 1700 tote Sowjetsoldaten, die Ende 1941 im Lager starben. Die Stadt wurde am 22. März 1945 durch einen Bombenangriff zu ca. 85 % zerstört sowie am 29. und 30. März von britischen Truppen eingenommen.

Nach der Auflösung des Staates Preußen im Jahre 1947 und der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen gehörte die Stadt zum Landesteil Westfalen-Lippe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Bocholt zur Britischen Besatzungszone. Die Militärverwaltung richtete in dem vormaligen Kriegsgefangenenlager ein DP-Lager ein, zur Unterbringung so genannter Displaced Persons. Die Mehrzahl von ihnen waren ehemalige Zwangsarbeiter aus Polen, Estland, Litauen und Jugoslawien. Da viele DPs eine Repatriierung in den kommunistischen Machtbereich ablehnten und eine Auswanderung nach Übersee anstrebten, existierte das DP-Lager Bocholt noch bis Anfang der 1950er Jahre und war damit eines der letzten Lager in Westfalen. Später ging die Verwaltung auf das NRW-Sozialministerium über. Im Folgenden wurden Flüchtlinge des Kalten Krieges untergebracht: 1956 Ungarn, später DDR-Flüchtlinge.

Der Wiederaufbau in der Mitte des 20. Jahrhunderts gelang sehr rasch, was vornehmlich dem rasanten Wirtschaftsaufschwung der 1950er und 1960er Jahre zu verdanken war. Die Bocholter Textilindustrie konnte nur anfänglich an diesem Aufschwung teilnehmen und geriet zunehmend in Konkurrenz zu billigeren Auslandsprodukten. Folge war ein starker Rückgang dieses Industriezweigs. Dagegen prosperierten die Metall- und die Elektroindustrie, welche heute die lokale Wirtschaft bestimmen. Im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975 stieg die Einwohnerzahl durch Eingemeindung von zehn Umlandgemeinden von ca. 49.000 auf ca. 65.000; die Fläche wuchs von 18,4 km² auf 119,4 km².[8] Infolge dieser Erweiterung konnten der Industriepark Bocholt als weiträumiges Industriegebiet südwestlich der bebauten Stadtfläche im Stadtteil Mussum eingerichtet und das Krankenhaus aus dem Stadtkern ausgelagert werden.

Trotz erfolgreichen Wiederaufbaus und wirtschaftlichen Ausbaus konnte die Stadt ihre zentrale Stellung im Umland nicht beibehalten. Die Bahnverbindungen wurden bei Ausbau des Straßenverkehrsnetzes in den 1960er und 1970er Jahren bis auf die Rheinschienenanbindung nach Wesel stillgelegt, die Kreisfreiheit ging 1975 verloren, was u. a. das Aus des „BOH-Kennzeichens“ nach sich zog. Aufgrund einer Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung 2012 und einer Entscheidung des Kreistages vom 6. Dezember 2012 können Fahrzeughalter seit dem 1. Februar 2013 unabhängig von Ihrem Wohnort aber wieder das alte BOH- oder ein BOR- oder AH-Kennzeichen auswählen. Mit der Privatisierung von Bundesbahn und Bundespost in den 1990er Jahren wurden Bahnhof und Postamt zurückgestuft, das Gewerbegericht wurde verlegt. Durch die Fertigstellung eines Justizzentrums für Arbeits- und Amtsgericht sowie Staatsanwaltschaft Ende 2006 konnte der drohende Abzug der Justizbehörden abgewendet werden.

Ehrungen für die Stadt Bocholt

  • 1972 Verleihung der Ehrenfahne durch den Europarat in Straßburg als Anerkennung für das europäische Engagement der Stadt Bocholt; Ehrenbezeichnung „Gemeinde Europas“.
  • 1991 Verleihung der Ehrenplakette durch den Europarat.
  • 1993 Verleihung des Europapreises durch den Europarat.
  • 2004 und 2005 – Verleihung des Titels: „Virtuelles Rathaus Münsterland“
  • 2005 Verleihung des „European Energy Award“
  • 2005 – Gewinn des Titels „Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands“ unter 100.000 Einwohnern. Der Titel wird im Rahmen des vom Umweltbundesamt geförderten ADFC/BUND-Projektes „Umweltentlastung durch mehr Radverkehr“ verliehen.
  • 2006 Verleihung des Titels „Virtuelles Rathaus NRW 2006“
  • 2009 Klimakommune der Zukunft – Verleihung durch das Land NRW
  • 2009 „Logistik-Standort des Jahres in NRW“, verliehen durch den Verkehrswirtschaftsverbund „LogistikCluster NRW“
  • 2012 Gewinn des Titels „Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands“ unter 100.000 Einwohnern.
  • 2013 Gewinn des Titels „Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands“ unter 100.000 Einwohnern.
  • 2013 Gewinn des Titels "Deutschlands aktivste Stadt 2013" in der Kategorie der großen Städte.[9]

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1975 wurde die bisher eigenständigen Gemeinden Barlo, Biemenhorst, Hemden, Holtwick, Liedern, Lowick, Mussum, Spork, Stenern und Suderwick eingegliedert. Auch ein Teil der aufgelösten Gemeinde Dingden kam hinzu.[10]

Einwohnerentwicklung

Im Mittelalter hatte Bocholt nur wenige hundert und in der frühen Neuzeit einige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So sank die Einwohnerzahl 1448 während der Soester Fehde, als Bocholt bombardiert wurde. Während einer Pestepidemie 1636/37 starben etwa die Hälfte der Bewohner. Auch im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) wurde die Stadt durch Heerzüge und Plünderungen in Mitleidenschaft gezogen. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1831 erst 4000 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits über 20.000.

Deutlich sichtbar sind die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges. Bis Kriegsende wurden durch die alliierten Luftangriffe 85 Prozent der Gebäude zerstört. Die Bevölkerungszahl sank von 35.000 im Jahre 1939 auf nur noch 8000 im März 1945. Im Jahre 1974 lebten rund 48.000 Menschen in der Stadt. Durch zahlreiche Eingemeindungen von Ortschaften in der Umgebung stieg die Bevölkerungszahl am 1. Januar 1975 auf 66.000. Am 30. Juni 2005 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Bocholt nach Fortschreibung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 73.762 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern) – historischer Höchststand.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1789 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1498 1.800
1618 2.400
1637 1.200
1789 3.000
1. Dezember 1831 ¹ 4.000
1. Dezember 1840 ¹ 4.713
3. Dezember 1855 ¹ 5.016
1. Dezember 1871 ¹ 6.125
1. Dezember 1875 ¹ 7.000
1. Dezember 1880 ¹ 8.534
1. Dezember 1885 ¹ 10.600
1. Dezember 1890 ¹ 13.034
2. Dezember 1895 ¹ 16.273
Jahr Einwohner
1. Dezember 1900 ¹ 21.278
1. Dezember 1905 ¹ 23.912
1. Dezember 1910 ¹ 26.404
1. Dezember 1916 ¹ 22.474
5. Dezember 1917 ¹ 21.831
8. Oktober 1919 ¹ 24.934
16. Juni 1925 ¹ 30.182
16. Juni 1933 ¹ 33.441
17. Mai 1939 ¹ 35.099
31. Dezember 1945 29.443
29. Oktober 1946 ¹ 30.188
13. September 1950 ¹ 37.674
25. September 1956 ¹ 43.568
Jahr Einwohner
6. Juni 1961 ¹ 45.675
31. Dezember 1965 47.730
27. Mai 1970 ¹ 48.852
31. Dezember 1975 65.460
31. Dezember 1980 65.352
31. Dezember 1985 66.105
25. Mai 1987 ¹ 67.028
31. Dezember 1990 68.936
31. Dezember 1995 70.424
31. Dezember 2000 72.138
31. Dezember 2005 73.790
31. Dezember 2007 73.560
31. Dezember 2010 73.170

¹ Volkszählungsergebnis

Politik

Stadtrat

Die Sitze im Stadtrat verteilen sich nach den Ergebnissen der Kommunalwahlen 1999 bis 2014 folgendermaßen, wobei wegen der jeweils unterschiedlichen Größe des Stadtrats die absoluten Zahlen nur eingeschränkt vergleichbar sind:

Kommunalwahl 2014[11][12][13]
Wahlbeteiligung: 49,9 % (2009: 56,1 %)
 %
50
40
30
20
10
0
46,5 %
27,1 %
8,8 %
8,5 %
3,2 %
1,9 %
1,2 %
2,8 %
Stadtp.
Soz.L.B.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2009
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
+0,4 %p
−4,0 %p
+0,8 %p
+2,4 %p
−2,7 %p
−0,9 %p
+1,2 %p
+2,8 %p
Stadtp.
Soz.L.B.
Historisches Rathaus
Partei 1999 2004 2009 2014
CDU 28 22 21 21
SPD 15 13 14 13
GRÜNE 3 3 4 4
Stadtpartei 2 3 3 4
FDP 1 2 3 1
UWG 1 1
LINKE 1 1
AfD 1
Soziale Liste Bocholt 1
gesamt 50 44 46 46

Bürgermeister

Bisherige Oberbürgermeister:

  • Otto Schmitz (Zentrum) 1921 bis 1933
  • Wilhelm Brockhoff, kommissar. 1933 bis 1934
  • Fritz Emil Irrgang (NSDAP) von 1934 bis 1939
  • Franz Rottmann (NSDAP) 1939 bis 1945
  • Wilhelm Benölken (CDU) von 1945 bis 1946
  • Wilhelm van Laak (CDU) von 1946 bis 1947
  • August Göwert sen. (CDU) von 1947 bis 1948
  • Otto Kemper (CDU) von 1948 bis 1964
  • Günther Hochgartz (CDU) von 1964 bis 1974

Bisherige Bürgermeister:

  • Günther Hochgartz (CDU) von 1975 bis 1983
  • Bernhard Demming (CDU) von 1983 bis 1994
  • Christel Feldhaar (CDU) von 1994 bis 1999

Neben den ehrenamtlichen Bürgermeistern als Vorsitzende des Rates gab es bis 1999 einen hauptamtlichen Stadtdirektor als Leiter der Verwaltung (sog. kommunale Doppelspitze nach britischem Modell).

Bisherige Stadtdirektoren:

  • Ludwig Kayser von 1946 bis 1964
  • Werner Gillen von 1964 bis 1983
  • Ralf-Peter von Ameln von 1983 bis 1990
  • Hans-Josef Dahlen von 1991 bis 1998
  • Klaus Ehling von 1998 bis 1999

Hauptamtliche Bürgermeister:

Seit 1999 gibt es in Nordrhein-Westfalen einen hauptamtlichen, durch Volkswahl bestimmten Beamten, der der städtischen Verwaltung vorsteht und die Sitzungen des Stadtrates mit Stimmrecht leitet, ohne ihm jedoch anzugehören. Er führt in kreisabhängigen Städten und Gemeinden den Titel Bürgermeister.

Bei der Bürgermeisterwahl am 13. September 2015 erhielt Amtsinhaber Peter Nebelo (SPD) bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit.

Partei Kandidat Stimmen (in %)
SPD Peter Nebelo 13.345 52,4
CDU Heinrich Welsing 12.163 47,6

59.064 Menschen waren zur Wahl berechtigt, es beteiligten sich 25.731, die Wahlbeteiligung lag damit bei 43,6 %.

Wappen und Flagge

Wappen

Die amtliche Wappenbeschreibung (Blasonierung) lautet: „In grünem Feld eine gerade aufgewachsene, ausgerissene silberne Buche mit drei symmetrisch verteilten Ästen mit dazwischen stehenden Einzelzweigen. Die Zahl der Blätter beträgt 17. Sie zeigen Rippen und sind gezahnt. Die Zahl der an den langen Stielen erscheinenden Bucheckern ist 23. Die Zahl der Wurzeln beträgt 5. Unten am Stamm befindet sich je ein abgehauener Auswuchs.“ Die Wappengenehmigung wurde am 6. März 1930 durch das preußische Staatsministerium erteilt. Vorlage des Wappens ist das große Stadtsiegel, dessen Gebrauch erstmals 1302 nachweisbar ist. Schon 1284 ist auf einem nicht vollständig erhaltenen Stadtsiegel ein Baum zu erkennen. Auf einem nur rudimentär erhaltenen Stadtsiegel von 1259 sind sechs Blätter an langen glatten Zweigen erkennbar.

Beschreibung der Flagge: „Die Stadtflagge besteht aus zwei Längsbahnen in den Farben weiß und grün. Sie kann in der Mitte das Stadtwappen tragen.“ Diese ungenaue Beschreibung der Hauptsatzung der Stadt Bocholt gibt keine Auskunft ob ein Banner, eine Flagge oder beides geführt wird.[14]

Städtepartnerschaften

Die Stadt unterhält Städtepartnerschaften mit der gleichnamigen belgischen Gemeinde Bocholt (seit 1980), mit der französischen Stadt Aurillac (seit 1972) und mit Rossendale (seit 1977) in Großbritannien.

Zudem besteht seit 1985 eine Partnerschaft auf wirtschaftlicher Basis mit der chinesischen Stadt Wuxi.[15]

Patenschaften

Patenschaften bestanden für das Schnellboot S-68 „Seeadler“ (1967–2007) und für den Airbus A300B4-603 (D-AIAU) „Bocholt“ der Lufthansa (1992–2009). Dieser hat nun einen Nachfolger: Zur Zeit fliegt ein Airbus A321-231 (D-AISO) der Lufthansa als „Bocholt“.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

St.-Georg-Kirche
Textilmuseum
Historisches RathausRenaissance-Zwerchgiebel
Wasserturm Bocholt
Heilig-Kreuz-Kirche
Haus Woord
St.-Ludgerus-Kirche im Stadtteil Spork
Schloss Diepenbrock
Apostelkirche (Bocholt)

Archive

  • Stadtarchiv
  • Pfarrarchiv St. Georg
  • Archiv der evang. Kirchengemeinde
  • Archiv der Firma Borgers
  • Archiv der Stadtsparkasse Bocholt
  • Foto-Archiv deutz fotografie | werbung (ehem. Fotostudio Rösler)

Museen

  • LWL-Industriemuseum, TextilWerk Bocholt mit Spinnerei und Weberei
  • Stadtmuseum Bocholt – Geschichte, Archäologie, Kunst und Kultur der Stadt in überwiegend gegenständlicher Überlieferung.
  • Handwerksmuseum
  • Kunsthaus – bildende Kunst, jährl. etwa zehn wechselnde Ausstellungen
  • Schatzkammer der St.-Georg-Kirche – wertvolle, religiöse Kunstgegenstände
  • Turmuhrenmuseum Josef Schröer - historische Turmuhren, Turmbekrönungen und Glockenspiele
  • Schulmuseum St.-Georg-Gymnasium – Einblick in die 200-jährige Schulgeschichte, naturwissenschaftliche Abteilung

Bauwerke

Parks und Friedhofsanlagen

Natur und Freizeit

Natur
  • Stadtwald Bocholt[17]
  • Hohenhorster Berge
  • Der Bocholter Aasee ist ein künstlicher See mit Freizeitanlagen. Das Gelände hat eine Gesamtfläche von 74 ha, die Wasserfläche beträgt 30 ha. Fertiggestellt wurde er 1983, die ausgehobene Erde wurde als Untergrund für den Bau der Bundesstraße 473 verwendet.[18]
  • Naturschutzgebiet „Holtwicker Bach“ im Norden der Stadt
Freizeiteinrichtungen
  • Stadttheater
  • Spaß- und Freizeitbad Bahia
  • Tonwerke, privates Freibad des Bocholter Wassersportvereins
  • Shopping Arkaden
  • Alte Molkerei mit dem „Kulturort Alte Molkerei e. V.“
  • Musicscool, freie Musik- und Schauspielschule
  • Kinodrom, ein Kino mit neun Sälen und einer Jazzbar
  • Bowlingcenter 2000 direkt am Aasee
  • Kartbahn Cockpit in Bocholt (im Industriegebiet „Robert-Bosch-Straße“ zwischen Bocholt und Rhede)
  • Stadtwaldsportpark, mit Indoor-Soccer und überdachten Tennis- und Squash-Anlagen

Sport

  • 1. FC Bocholt, TuB Bocholt und FC Olympia Bocholt 1911 e. V., die drei bekanntesten Fußballvereine Bocholts
  • Die 1. Volleyball-Männermannschaft vom TuB Bocholt spielt in der 2. Bundesliga Nord.
  • Die 1. Triathlon-Herrenmannschaft das Team Roseversand Bocholter WSV startet in der 2. Bundesliga der DTU.
  • Die 1. Fußball-Damenmannschaft des BV Borussia Bocholt 1960 spielt in der Regionalliga West.
  • Der TC Blau-Weiß Bocholt spielt mit seiner Damenmannschaft in der Niederrheinliga.
  • Der TuB Bocholt gehört mitgliedsmäßig zu den größten Vereinen in Nordrhein-Westfalen.
  • Der SC Budokan Bocholt ist einer der größten Judovereine in Nordrhein-Westfalen.
  • Die Tanzsportgarde des TSV Bocholt nahm 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 an den deutschen Meisterschaften teil.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Karnevalszug am Rosenmontag
  • Bocholt blüht: verkaufsoffener Sonntag (letzter Aprilsonntag) mit großem Oldtimertreffen
  • Bands in Town (30. April), Live-Musik in mehr als 15 Kneipen der Innenstadt
  • Bocholter Citylauf am ersten Samstag (außer 1.) im Mai
  • Aasee-Triathlon an einem Sonntag Mitte Juni
  • Bocholter Stadtfest (verkaufsoffener Sonntag im Juni)
  • Bocholter Weinfest an einem Wochenende im Juli mit Krönung der Bocholter Weinkönigin
  • Großes Bocholter Kürbisfest an einem Wochenende im September
  • Bokeltsen Treff: verkaufsoffener Sonntag Ende September
  • Bocholter Herbstkirmes (Freitag bis Montag um den dritten Sonntag im Oktober)
  • Bocholter Sankt-Martins-Zug Anfang November
  • Unheiliger Morgen am 24. Dezember (traditionelles Treffen zahlreicher Bocholter im Ravardiviertel der Innenstadt)

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Bocholt ist eine Industrie- und Einkaufsstadt. Durch ausgedehnte Fußgängerzonen und ein Einkaufszentrum in der Innenstadt werden viele Gäste aus dem Umland, besonders aus den Niederlanden, in die Stadt gezogen.

Der Siemens-Konzern ist der größte Arbeitgeber in Bocholt. Zum Siemens-Konzern gehört die ehemalige A. Friedr. Flender Aktiengesellschaft, die im Jahr 2005 von Siemens übernommen wurde und heute Teil der Division Drive Technologies im Siemens Sector Industry ist. Darüber hinaus hat die Gigaset Communications GmbH (ehemals SHC) in Bocholt ein Werk für die Herstellung von Schnurlostelefonen (Gigaset).

Weitere große Arbeitgeber in Bocholt sind die Firmen Borgers, die Duvenbeck Unternehmensgruppe, die GILDE-Gruppe, Benning, LB-GmbH (ehem. WM-Group) mit div. Unternehmen in und um Bocholt, Olbrich, Sinnack, Elsinghorst, Pieron, Otto Spaleck-Group, Pergan, die Meier-Group, Verfahrenstechnik Hübers, die Grunewald-Group, die Bocholter-Transport-Gesellschaft und Rose Bikes.

Der Bocholter Industriepark im Südwesten der Stadt mit einer Bruttofläche von 235 ha ist das größte zusammenhängende, voll erschlossene Gewerbeflächenareal in ganz Nordrhein-Westfalen. Er zählt 200 Betriebe mit über 6000 Beschäftigten. Der Industriepark verfügt über einen direkten Anschluss an die B 67 und damit an die A 3 Arnheim/Oberhausen. Daneben existiert über das Industriestammgleis der Stadt Bocholt eine Gleisverbindung zum Bocholter Bahnhof. Bis Mitte 2010 ist eine Vergrößerung des Industrieparks um 20 ha nach Süden vorgesehen.

Das St. Agnes-Hospital Bocholt (Mitglied im Klinikverbund Westmünsterland) stellt mit 470 Planbetten die medizinische Versorgung in und um Bocholt sicher. Das Hospital ist einer der größten Arbeitgeber vor Ort. Angegliedert ist die Zentralschule für Gesundheitsberufe mit 150 Ausbildungsplätzen, die gemeinsam mit dem St.-Marien-Hospital Borken betrieben wird.

Die „Bocholter Energie- und Wasserversorgung GmbH“ (BEW) ist eine Gesellschaft der „Stadtwerke Bocholt GmbH“ und versorgt Bocholter Privat- und Geschäftskunden aus einer Hand mit Energie und Trinkwasser. Zudem gehören die „Bocholter Bädergesellschaft“, die das Erlebnisbad Bahia und das Fildekenbad betreibt, sowie die „Stadtbus Bocholt GmbH“ zur Gesellschaft. Wegen ihres stetigen Wachstums werden mittlerweile mehr als 150 Mitarbeiter beschäftigt.

Der Logistikkonzern Kühne + Nagel unterhält in Bocholt ebenfalls eine Niederlassung. Zudem hat im Industriepark einer der größten Händler für Wohnwagen in Europa seinen Sitz, das Caravan Center Bocholt.

Verkehr

Schienenverkehr

Alter Bahnhof Bocholt

Der Bahnhof Bocholt liegt ungefähr 500 m südöstlich des Stadtzentrums an der Bocholter Bahn, die im Schienenpersonennahverkehr von der Regionalbahn „Der Bocholter“ (RB 32) Wesel–Bocholt mit Anschluss an den Rhein-Express (RE 5) in Wesel bedient wird. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 ist die Einrichtung einer durchgehenden Linie in die Landeshauptstadt Düsseldorf vorgesehen. Dazu sollen die Züge aus Bocholt in Wesel mit der zukünftigen Linien Arnheim - Düsseldorf vereinigt werden.[19]

Am Südkopf des Bahnhofs zweigt das Industriestammgleis der Stadt Bocholt zum Industriepark ab, ein Reststück der ehemaligen Bahnstrecke Empel-Rees – Isselburg – Bocholt – Coesfeld – Münster, die aus Richtung Münster–Borken am Nordkopf gemeinsam mit dem Gleis der ehemaligen Bahnstrecke Winterswijk–Bocholt in den Bocholter Bahnhof einmündete. Mittlerweile sind aber sämtliche Gleise dieser Verbindungen – bis auf das Stück Richtung Empel-Rees – abgebaut.

Von 1910 bis in die Zeiten des Ersten Weltkriegs führte zudem die Schmalspurbahn Bocholt-Lichtenvoorde grenzüberschreitend in die Niederlande.

Busverkehr

Im Straßenpersonennahverkehr erschließen

die Schnellbuslinie S75 nach Münster über Rhede, Borken,
die Regionalbuslinien 61 nach Rees über Isselburg und 64 nach Wesel über Hamminkeln,
die stündlich verkehrende Regionalbuslinie R51 nach Coesfeld,
die Flixbus Linie 069 Kassel, Paderborn, Bielefeld, Warendorf, Münster, Dülmen, Bocholt, Emmerich, Amsterdam (auch in Gegenrichtung),
die Flixbus Linie 331 Xanten, Wesel, Hamminklen, Bocholt, Borken, Dülmen, Münster, Gütersloh, Hannover, Berlin (auch in Gegenrichtung),
eine Buslinie nach Dinxperlo (NL) als Teil des
Stadtbusnetzes der Stadtbus Bocholt GmbH, die halbstündlich (Mo-Sa, kein Abendverkehr) verkehren,

die Region und das Stadtgebiet. Knotenpunkt aller dieser Busverbindungen ist der Bustreff in der Innenstadt. Darüber hinaus gibt es bedarfsorientierte Anrufbus-Linien.

Zudem gibt es Verbindungen nach Vreden und Rees-Millingen.

Ein Nachtbus verkehrt an Wochenenden zwischen Bocholt und Legden.

Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gilt der Tarif der Verkehrsgemeinschaft Münsterland (VGM), auf der RB 32 der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

Siehe auch: Stadtbus Bocholt

Straßen

Bocholt ist über die B 473 an die A 3 (E 35) angebunden. Durch das Stadtgebiet führte die ehemalige B 67. Um diese zu entlasten, wurde die B 67n gebaut. Zunächst wurde sie bis Rhede fertiggestellt. Seit 2010 ist diese Schnellstraße fertig ausgebaut und verbindet die A 3 mit der A 31. Sie ist auch Teil des geplanten „äußeren Rings“ von Bocholt, bestehend aus dem Ostring, der B 67 als Südring, der L 602 als Westring und dem noch zu planenden Nordring. Der Verkehr in Richtung Niederlande wird seit Sommer 2006 von der B 473/L 602 kommend durch den Westringtunnel an der Innenstadt vorbeigeführt.

Die alte Siedlungsstruktur der Stadt hat bis heute die Straßenführung geprägt. So umschließt in der Ortsmitte ein geschlossener Verkehrsring die Innenstadt, vom welchem mehrere sternförmig auslaufende Einfallstraßen abgehen. Dabei ist der Bereich innerhalb des Ringes zu großen Teilen als Fußgängerzone ausgewiesen, der Verkehr wird häufig durch Einbahnstraßen gelenkt. Zur weiteren Optimierung von Verkehrsströmen in der Stadtmitte trägt ein Parkleitsystem bei.

Fahrradstadt Bocholt

Bocholt ist eine ausgesprochene Fahrradstadt, fast jeder Bürger besitzt ein oder mehrere Räder, das Radwegenetz ist weitläufig und komfortabel ausgebaut. In den Jahren 2005, 2012 und 2013 gewann die Stadt den vom ADFC und BUND verliehenen Titel „Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands“ in der Kategorie der Städte unter 100.000 Einwohnern. Bocholt ist die erste Stadt Deutschlands, die eine bewachte Fahrradstation an einem Busbahnhof (in Bocholt „Bustreff“ genannt) und nicht an einem Bahnhof errichten ließ. Eine zweite Radstation am Bocholter Bahnhof ist 2008 in Betrieb gegangen.

Im September 2010 gab Landrat Kai Zwicker den Startschuss für die Fahrradstaffel der Polizei Bocholt. Insgesamt acht Polizeibeamte versehen seither ihren Dienst auf Trekkingbikes. Ziel der Polizeiradstaffel ist es, das Fahrradfahren in Bocholt sicherer zu machen. Die Unfallzahlen verunglückter Radfahrer liegen hier, im Vergleich zu anderen Städten, auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Grund hierfür ist, dass der Radverkehr insgesamt etwa 40 % des gesamten Verkehrsaufkommens der Stadt Bocholt ausmacht.

Medien

Zeitungen

Die Bocholter Presse ist dominiert von der einzigen Tageszeitung „Bocholter-Borkener Volksblatt“ (BBV). Zweimal pro Woche erscheinen die Anzeigenblätter „Bocholter Report“ und „Stadt-Kurier“, Letzteres aus dem gleichen Hause wie das BBV. Monatlich erscheint das kostenlose Stadtmagazin „PAN“.

Hörfunk

In Bocholt sendet der lokale Radiosender Radio WMW mit Sitz in Borken. Im Stadtgebiet kann er auf UKW 88,4 MHz empfangen werden.

Fernsehen

Der Regionalsender wm.tv hatte bis zum Jahr 2012 sein Studio im „Logistikzentrum City“ der WM-Group nahe der Bocholter Innenstadt. Das Programm war im gesamten Münsterland, am Niederrhein sowie im Kreis Recklinghausen zu empfangen. Damit war er der größte Regionalsender Deutschlands. Inzwischen ist wm.tv in Center-TV übergegangen und wird von Münster aus gesteuert.

Das Bocholter-Borkener Volksblatt zeigt eine täglich aktuelle Newssendung im Internet. Außerdem liefert es die Inhalte für das Shopping-Center-TV „Mallvision“, das seit 2007 in den Arkaden ausgestrahlt wird.

Der landesweite TV-Lernsender nrwision bündelt in seiner Mediathek Fernsehsendungen aus Bocholt bzw. von Fernsehmachern aus Bocholt.[20]

Bildung

  • Grundschulen: Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule, Biemenhorster Schule, Clemens-August-Schule, Clemens-Dülmer-Schule, Grundschulverbund Diepenbrock, Josefschule, Klaraschule, Kreuzschule, Grundschulverbund Liebfrauen, Ludgerusschule, St.-Bernhard-Schule
  • Hauptschulen: Arnold-Janssen- Schule (AJS), Hohe-Giethorst-Schule (HGS) und Melanchthonschule.
  • Realschulen: Israhel-van-Meckenem-Realschule (IvM), Werner-von-Siemens-Realschule (WvS), Albert-Schweitzer-Realschule(ASR) und Abendrealschule
  • Gesamtschule: Gesamtschule Bocholt
  • Gymnasien: Bischöfliches St.-Josef-Gymnasium (ehemals St.-Josef-Gymnasium der Kapuziner), St.-Georg-Gymnasium,[21] Euregio-Gymnasium, Mariengymnasium und Abendgymnasium
  • Berufskollegs: Berufskolleg „Bocholt-West“ als gewerb- und handwerkliche Berufsschule in Trägerschaft des Kreises Borken, Berufskolleg „Am Wasserturm“ als wirtschaftliche und kaufmännische Berufsschule ebenfalls in Trägerschaft des Kreises Borken und August-Vetter-Berufskolleg in Trägerschaft des Bistums Münster, Zweijährige höhere Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen, Fachoberschule für Sozial- und Gesundheitswesen sowie Fachschule für Sozialpädagogik
  • Förderschulen: Overbergschule – Städt. Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen und Bischof-Ketteler-Schule – Private Förderschule des Caritas-Verbandes mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung
  • Hochschule: Die Westfälische Hochschule Bocholt bietet seit 1992 einige, vor allem technische, Studiengänge an. Der Hauptsitz befindet sich in Gelsenkirchen – die Abteilung Bocholt umfasst die zwei Fachbereiche Wirtschaft und Informationstechnik und Maschinenbau (mit Bionik).
  • Erwachsenenbildung: Im August 2008 wurden Abendrealschule und Abendgymnasium zum Weiterbildungskolleg Westmünsterland zusammengefasst. Für die breite Bevölkerung hält die Volkshochschule Bocholt-Rhede-Isselburg ein umfangreiches Kurs- und Weiterbildungsangebot bereit.
  • Sonstige schulische Einrichtungen: In Bocholt ist auch der Sitz der Musikschule Bocholt, Isselburg, Rhede. Außerdem gibt es die freie Musikschule „musicscool“ (Musik- und Schauspielunterricht). Zudem befindet sich eines von bundesweit 17 Bildungszentren des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (Bundesfreiwilligendienst) an der Adenauerallee.
  • Bibliotheken: Im alten Bahnhofsgebäude ist die Stadtbibliothek untergebracht. Außerdem existieren Büchereien verschiedener Kirchengemeinden.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die in Bocholt geboren wurden:

Persönlichkeiten, die in der Stadt gewirkt haben

Personen, die in Bocholt gelebt haben und zugleich dort ihre Wirkungsstätte hatten, ohne dort geboren zu sein:

  • Israhel van Meckenem der Jüngere, Goldschmied und Kupferstecher, * 1440/45 in Meckenheim, † 10. November 1503 in Bocholt.
  • Wilhelm Klebitz, * um 1533; † 1568 in Paris, Theologe und Mathematiker, Lehrer in Bocholt
  • Jan (oder Johan) van Lintelo, ca. 1585–1632 Malermeister, Zeichner und Glasemaker für Kabinettscheiben. Wurde im Zuge der Wirren des dreißigjährigen Krieges unter Zurücklassung seiner Frau Stinneken und seiner zwei Kinder 1628 „wegen der religion“ mit seinem Bruder Derick, einem Schöffen der Stadt, aus Bocholt vertrieben und verstarb vermutlich in Holland 1632.
  • Arnold Janssen, * 5. November 1837 in Goch; † 15. Januar 1909 in Steyl, Gymnasiallehrer in Bocholt 1861–1873, Gründer der Steyler Missionare
  • Marcus Krüsmann, * 11. April 1879 in Bergisch Gladbach; † 25. Februar 1964 in Münster, Jurist und Beigeordneter der Stadt Bocholt, später, bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten, langjähriger Bürgermeister der Stadt Limburg an der Lahn
  • Hermann Kunst, * 21. Januar 1907 in Ottersberg, besuchte in Bocholt das Gymnasium, evangelischer Militärbischof, erster Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
  • Taşkın Oymacı, * um 1938 in der Türkei, Migrantenbetreuer der Arbeiterwohlfahrt in Bocholt
  • Michael Roes, * 7. August 1960 in Rhede; Schriftsteller und Filmemacher; verbrachte seine Kindheit und Jugend in Bocholt, machte am St.-Georg-Gymnasium sein Abitur; lebt seit 1979 in Berlin.

Lokale Spezialitäten

Literatur

  • Anna Lindenberg: Erinnerungen an Alt-Bocholt. Drei Linden Verlag, Grabenstätt 1978. 112 Seiten, gebunden.
  • Anton Schmeddinghoff: Lebendige Vergangenheit. Drei Linden Verlag, Grabenstätt 1982. 320 Seiten, gebunden.
  • Georg Ratermann u. a. Bocholt in Luftbildern – Eine Zeitreise. Treuhänderische Entwicklungsgesellschaft Bocholt mbH. 178 Seiten, gebunden.
  • Lars Mackenbach: Das Hutprojekt: Oder kennen Sie einen Grund, nach Bocholt zu fahren? Harald Voß Verlag, Format A5, 122 Seiten.

Weblinks

Commons: Bocholt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Bocholt – Reiseführer
Wikisource: Bocholt – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2023. (Hilfe dazu)
  2. Artikel Amt Liedern-Werth (Kreis Borken) im Portal GenWiki, abgerufen am 30. März 2013
  3. Ortsrecht der Stadt Bocholt. (PDF) Abgerufen am 13. Januar 2015.
  4. Übersichtsplan. (PDF) Abgerufen am 13. Januar 2015.
  5. Die Wetterstation. Abgerufen am 13. Januar 2015.
  6. Annales regni Francorum, Kapitel 779
  7. Heinrich Gottfried Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen 1863, S. 241–243.
  8. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  9. Bocholt ist die fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands. Abgerufen am 13. Januar 2015.
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 310.
  11. svv2009. Archiviert vom Original am 10. Februar 2013; abgerufen am 13. Januar 2015.
  12. svv2004. Archiviert vom Original am 10. Februar 2013; abgerufen am 13. Januar 2015.
  13. [1] (PDF)
  14. § 2 der Hauptsatzung der Stadt Bocholt. (PDF; 97 kB) Abgerufen am 10. Februar 2013.
  15. „Wuxi (CN) – Perle am Taihu-See“ auf bocholt.de zur Partnerschaft. (Überprüft 23. Juli 2013)
  16. Denkmal des Monats Mai 2008 in: LWL – Denkmal des Monats (2008) Seite des LWL, abgerufen am 9. November 2010
  17. Bocholter Stadtwald und angrenzende Freizeitflächen bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
  18. Aasee und Aapromenade bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
  19. Abellio Rail NRW baut Bahnbetriebswerk in Duisburg newstix.de, 2. Dezember 2015
  20. Fernsehen aus Bocholt bei nrwision. nrwision, abgerufen am 9. März 2015.
  21. Siehe dazu auch Jahresbericht über das Realprogymnasium zu Bocholt: für das Schuljahr … (Digitalisat) und Jahresbericht über das Progymnasium (mit Nicht Verbindlichem Griechisch) zu Bocholt: über das Schuljahr … (Digitalisat)