Eppan

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Eppan an der Weinstraße
(ital.: Appiano sulla Strada del Vino)
Wappen
Wappen von Eppan an der Weinstraße
Wappen von Eppan an der Weinstraße
Karte
Staat: Italien
Region: Trentino-Südtirol
Provinz: Bozen – Südtirol
Bezirksgemeinschaft: Überetsch-Unterland
Einwohner:
(VZ 2011/31.12.2022)
13.997/14.741
Sprachgruppen:
(laut Volkszählung 2011)
86,23 % deutsch
13,29 % italienisch
0,48 % ladinisch
Koordinaten 46° 27′ N, 11° 16′ OKoordinaten: 46° 27′ N, 11° 16′ O
Meereshöhe: 235–1864 m s.l.m. (Zentrum: 415 m s.l.m.)
Fläche: 59,69 km²
Dauersiedlungsraum: 26,6 km²
Fraktionen: Berg, Frangart, Gaid, Gand, Girlan, Missian, Montiggl, Perdonig, St. Michael, St. Pauls, Unterrain
Nachbargemeinden: Andrian, Bozen, Kaltern, Nals, Pfatten, Terlan, Unsere Liebe Frau im Walde-St. Felix;
im Nonstal (Trentino): Borgo d’Anaunia, Ronzone, Sarnonico, Cavareno
Partnerschaft mit: Anif (Salzburg/Österreich)
Postleitzahl: 39057
Vorwahl: 0471
ISTAT-Nummer: 021004
Steuernummer: 00264460213
Bürgermeister (2020): Wilfried Trettl (Bürgerliste Eppan)

Eppan an der Weinstraße ([ˈɛpan]; italienisch Appiano sulla Strada del Vino) ist eine italienische Großgemeinde mit 14.741 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in Südtirol. Eppan ist die sechstgrößte Gemeinde Südtirols und von der Einwohnerzahl her mit einer Kleinstadt vergleichbar. Eppan liegt an der Südtiroler Weinstraße im Überetsch südwestlich von Bozen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet von Eppan von Südosten aus gesehen: der das Landschaftsbild beherrschende Gantkofel, rechts unterhalb die im Überetsch verstreuten Dörfer von Eppan, im Vordergrund der Abbruch des Mitterbergs zum Talboden der Etsch

Die Gemeinde Eppan liegt im Süden Südtirols wenige Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Bozen. Die 59,69 km² große Gesamtfläche umfasst die nördliche Hälfte des Überetsch – einer orografisch rechts über dem Talboden der Etsch erhöhten Hügellandschaft, in der sich die Siedlungszentren der Gemeinde befinden – sowie einen Abschnitt des westlich davon aufragenden Mendelkamms und kleine Teile der Sohle des Etschtals.

Die Gemeinde besteht aus mehreren Dörfern (auch Fraktionen), die in der Überetscher Landschaft verteilt sind. Der Hauptort Eppans ist St. Michael (auch selbst Eppan genannt, 360–470 m s.l.m.). Direkt südlich von St. Michael, nahe der Grenze zur Überetscher Nachbargemeinde Kaltern, befindet sich die junge Ortschaft Gand (405–520 m), westlich oberhalb des Hauptortes die Streusiedlung Berg. Nördlich von St. Michael liegen die Dörfer St. Pauls (380–460 m) und Missian (350–400 m). Im Nordwesten der Gemeinde befinden sich, schon deutlich höher in Mittelgebirgslagen, Perdonig (750–800 m) und – knapp vor der Gemeindegrenze zu NalsGaid (810–1000 m). Im Westen überragt werden diese Dörfer von den in der Höhe zunehmend steiler werdenden Hängen des Mendelkamms (Teil der Nonsberggruppe), der die Grenze zum Trentino trägt und die Landschaft über Eppan mit dem Gantkofel (1866 m) und dem Penegal (1737 m) beherrscht.

Im Osten orientiert sich die Gemeindegrenze zu Pfatten und Bozen hin überwiegend am Höhenzug des Mitterbergs, der dort das Überetsch in Nord-Süd-Richtung von der Sohle des Etschtals bzw. dem Unterland trennt. In dieser Gegend befinden sich Montiggl (480–510 m) mit dem Kleinen (514 m) und dem Großen Montiggler See (492 m) – im äußersten Südosten des Gemeindegebiets noch direkt in die sanften Erhebungen des Mitterbergs eingebettet – und etwas weiter nördlich, wo der Mitterberg kaum mehr hervortritt, Girlan (430–450 m). Zwei der Eppaner Fraktionen liegen zudem am nördlichen Hangfuß des Überetsch, schon in den Talboden der Etsch übergehend: Frangart (240–300 m) in direkter Nachbarschaft zur Stadt Bozen und – nahe der nördlichen Gemeindegrenze zu Andrian und TerlanUnterrain (240–250 m).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burg Hocheppan, im Hintergrund Bozen
Ansitz Moos-Schulthaus (Museum für mittelalterliche Wohnkultur)

Funde von Steinkistengräbern mit Grabbeigaben, zahlreiche Wallburgen (beispielsweise in Perdonig) und eine spätbronzealterliche Siedlung (Fundstelle Gamberoni) weisen auf die frühe Besiedlung von Eppan hin.

2005 wurden in St. Pauls, einer Fraktion von Eppan, bei Bauarbeiten Reste einer römischen Villa mit Fußbodenmosaiken aus dem 4. Jahrhundert und einer Thermenanlage gefunden.

Die erstmalige Erwähnung des Ortsnamens findet sich gegen Ende des 8. Jahrhunderts bei Paulus Diaconus, der von der 590 erfolgten Zerstörung eines castrum Appianum durch die Franken berichtet.[1] Dieses castrum wird von der jüngeren Forschung im Bereich von Altenburg-Wart (St. Pauls) verortet.[2] Das Gebiet um Eppan gehörte damals zum langobardischen Herzogtum Trient. Der erste namentlich bekannte Bewohner Eppans ist der im Jahr 845 in einem Trienter Schiedsspruch mit dem Zusatz teutiscus (deutsch) urkundlich bezeugte Fritari de Apiano.[3]

Im Hochmittelalter kämpften die Grafen von Eppan mit denen von Tirol um die Herrschaft über das heutige Südtirol. Die Burg Hocheppan mit den berühmten mittelalterlichen Fresken der Burgkapelle Hocheppan war das Zentrum ihrer Grafschaft. Heute ist die Burg ein Ausflugsort mit Gaststätte, zu der ein Fußpfad emporführt. Auch die Burg Boymont, die Altenburg und andere wurden von ihnen erbaut. Ministerialen der Eppaner Grafen errichteten sich kleinere Wohntürme in der Umgebung, darunter Schloss Korb und Schloss Englar.

Vom frühen Wohlstand der Gemeinde zeugt die 86 m hohe Pfarrkirche in St. Pauls, genannt „Dom auf dem Lande“. Sie wurde von 1460 bis 1647 erbaut. Der Kirchturm wurde im gotischen Stil begonnen, erhielt später aber einen barocken Zwiebelturm aufgesetzt. St. Pauls war das alte Zentrum der Gemeinde mit der nahe gelegenen Altenburg, die als Gerichtssitz diente. Im Jahr 1900 hatte Eppan 5408 Einwohner.[4]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Eppan geht auf einen römischen Prädialnamen Appianum mit der Bedeutung „Landgut der Appius-Familie“ zurück.[5] Seit 1971 trägt die Gemeinde den werblichen Zusatz „an der Weinstraße“ im amtlichen Namen.[6]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Überetsch ist das burgenreichste Gebiet Europas. In der Region um Eppan finden sich über 200 kunsthistorische Baulichkeiten wie Burgen, Schlösser, Ansitze, Kirchen und Kapellen. Davon sind ca. 20 Burgen und Schlösser. Auch die Ortskerne bestehen aus zahlreichen historischen Gebäuden.

Schlösser und Ansitze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großer Montiggler See vom Mendelpass aus; im Hintergrund Leifers

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eppan verfügt über ca. 90 gastgewerbliche Betriebe und 180 Privatzimmeranbieter mit rund 4000 Betten (ca. 470.000 Gästeübernachtungen im Jahr 2006). Das Gebiet bietet zahlreiche Wandermöglichkeiten (3166 ha Wald) in der Höhenlage von etwa 265 bis 1866 Metern.

Weinbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eppan ist der Mittelpunkt des größten Weinbaugebietes Südtirols und zudem ein fruchtbares Obstanbaugebiet. Auf rund 1.050 ha Anbaufläche werden hier alljährlich weit über 100.000 Hektoliter Wein erzeugt. Über ein Dutzend der Sorten gehört zu den Spitzenweinen Südtirols.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Eppaner Gemeindegebiet gibt es fünf deutschsprachige Grundschulen in St. Michael, St. Pauls, Missian, Frangart und Girlan, sowie eine Mittelschule in St. Michael. Die drei erstgenannten Grundschulen bilden dabei einen gemeinsamen Schulsprengel, die zwei letztgenannten und die Mittelschule zusammen einen zweiten Schulsprengel.[7][8] Zudem besteht in St. Pauls die private Mittelschule „Mariengarten“.[9]

Das italienischsprachige Schulangebot beschränkt sich auf eine Grundschule und eine Mittelschule in St. Michael, die vom in Bozen angesiedelten Schulsprengel Europa 1 verwaltet werden.[10]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Kraftverkehr ist Eppan in erster Linie durch die SS 42 erschlossen, die hier einen Abschnitt der Südtiroler Weinstraße bildet. Diese ist im Norden des Gemeindegebiets mit der MeBo, einer als Schnellstraße ausgebauten Teilstrecke der SS 38, verknüpft.

Zwischen 1898 und 1974 verband die Überetscher Bahn Eppan mit Bozen. Heute dient die aufgelassene Trasse in weiten Teilen der Radroute 7 „Bozen–Kaltern“.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den wichtigsten Eppaner Sportvereinen zählen die Fußballvereine A.F.C. Eppan und A.F.C. St. Pauls, die in der fünfthöchsten italienischen Liga (Oberliga) spielen, der Eishockeyverein HC Eppan Pirates, der das Eisstadion Eppan für seine Heimspiele in der italienischen IHL nützt, sowie der SSV Eppan (Eliteliga-Handball und Ski).

Außerdem gibt es mehrere Fußballplätze. Einer davon, jener in der Sportzone Rungg, diente der deutschen Fußballnationalmannschaft vor der WM 1990, WM 2010 und WM 2018 als Trainingsplatz. Dort befindet sich auch der offizielle Vereinssitz des FC Südtirol.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister seit 1952:[11]

  • Friedrich Dellago: 1952–1977
  • Erwin Walcher: 1977–1990
  • Franz Lintner: 1990–2010
  • Wilfried Trettl: seit 2010

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Gemeinde verwendete, einfachere Darstellung
Wappen von Eppan
Wappen von Eppan
Blasonierung: „In Blau ein goldener halber Achtzackenstern, daran angeschlossen links eine goldene nach links offene Mondsichel.“
Wappenbegründung: Das Wappen zeigt das Wappen der Burg Hocheppan. Seit dem 11. Jahrhundert war die Burg im Besitz der Grafen von Eppan.

Das Wappen wurde am 30. Juni 1967 verliehen.

Söhne und Töchter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mosaik in der Römischen Villa in St. Pauls
Commons: Eppan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. LIBER TERTIUS Paulus Diaconus: Historia Langobardorum, Liber III, Kap. 31 (Memento des Originals vom 22. Mai 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oeaw.ac.at
  2. Günther Kaufmann: Wo lag das castrum Appianum? Überlegungen zum fränkischen Italienfeldzug von 590 und zum frühmittelalterlichen Eppan, in: Der Schlern 82/3 (2012), S. 4–53.
  3. Hannes Obermair: Das Recht der tirolisch-trientinischen „Regio“ zwischen Spätantike und Frühmittelalter. In: «Concilium Medii Aevi» 9, 2006, S. 141–158, Bezug S. 155 PDF, 103 kB, cma.gbv.de
  4. Lexikoneintrag zu Eppan, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 5, Leipzig/Wien 1906, S. 880.
  5. Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 1: Die geschichtlich gewachsenen Namen der Gemeinden, Fraktionen und Weiler. Bozen: Athesia 1991. ISBN 88-7014-827-0, S. 94–95.
  6. Flora Brugger: Wie Südtirol seine Weinstraße bekam. Südtirol Online, 13. September 2021, abgerufen am 14. September 2021.
  7. Grundschulsprengel Eppan. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  8. Schulsprengel Eppan. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  9. Gleichgestellte Mittelschule St. Pauls/Eppan 'Mariengarten'. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  10. Schulsprengel Europa 1. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  11. Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.