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Erfurt

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Wappen Deutschlandkarte
Erfurt
Deutschlandkarte, Position der Stadt Erfurt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 59′ N, 11° 2′ OKoordinaten: 50° 59′ N, 11° 2′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Kreisfreie StadtVorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Landkreis existiert nicht
Höhe: 195 m ü. NHN
Fläche: 269,91 km2
Einwohner: 215.675 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 799 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 99001–99198
Vorwahl: 0361
Kfz-Kennzeichen: EF
Gemeindeschlüssel: 16 0 51 000
Stadtgliederung: 53 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Landeshauptstadt Erfurt
Stadtverwaltung
99111 Erfurt
Website: www.erfurt.de
Oberbürgermeister: Andreas Bausewein (SPD)
Lage der Stadt Erfurt in Thüringen
KarteWeimarSuhlGeraJenaLandkreis Altenburger LandLandkreis GreizTschechienSaale-Holzland-KreisFreistaat SachsenFreistaat BayernSaale-Orla-KreisLandkreis SonnebergNiedersachsenHessenSachsen-AnhaltLandkreis EichsfeldLandkreis Saalfeld-RudolstadtLandkreis HildburghausenLandkreis Schmalkalden-MeiningenIlm-KreisLandkreis Weimarer LandErfurtLandkreis GothaWartburgkreisLandkreis SömmerdaKyffhäuserkreisUnstrut-Hainich-KreisLandkreis Nordhausen
Karte
Erfurter Dom und Severikirche

Erfurt ist die Landeshauptstadt des deutschen Freistaats Thüringen. Es ist zugleich die größte Stadt Thüringens und neben Jena und Gera im Osten eines der drei Oberzentren des Landes. Wichtigste Institutionen neben den Landesbehörden sind das Bundesarbeitsgericht, die Hochschulen Universität Erfurt und Fachhochschule Erfurt sowie das katholische Bistum Erfurt, dessen Kathedrale der Erfurter Dom ist, der wiederum neben der Krämerbrücke eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt darstellt. Darüber hinaus besitzt die Stadt einen knapp drei Quadratkilometer großen mittelalterlich geprägten Altstadtkern mit etwa 25 Pfarrkirchen und zahlreichen Fachwerk- und Bürgerhäusern.

Erfurt wurde 742 erstmals urkundlich erwähnt und entwickelte sich bereits kurz nach seiner Gründung zum Zentrum des Thüringer Raumes, wenngleich es bis 1945 politisch nicht Teil des Landes war. Seit seiner Gründung gehörte es zu Kurmainz, allerdings hatte Erfurt im Mittelalter ein hohes Maß an Autonomie inne. Dies änderte sich mit der gewaltsamen Unterwerfung durch die Mainzer 1664. 1802 wurde Erfurt Teil Preußens (mit Ausnahme der Zeit von 1806 bis 1814, als es als Fürstentum Erfurt direkt unter französischer Herrschaft stand) und blieb es bis 1945. Die Universität wurde erstmals 1392 gegründet, 1816 geschlossen und 1994 wieder neugegründet. Sie ist damit die dritte Universität, die in Deutschland entstanden war. Martin Luther war ihr bekanntester Student. Die Wirtschaft der Stadt ist von Verwaltung und Dienstleistung geprägt. Erfurt ist nach Leipzig die Stadt mit der zweitgrößten Messe in den neuen Bundesländern. Des Weiteren ist Erfurt mit dem Hauptbahnhof wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Zentrum Deutschlands. Bekannt ist Erfurt auch für seinen Gartenbau (egapark) und als Medienzentrum (Sitz des Kinderkanals und mehrerer Radiostationen sowie Tageszeitungen).

Die Stadt liegt im südlichen Thüringer Becken am Fluss Gera.

Geografie

Die Gera fließt, aufgegliedert in mehrere Arme, durch Erfurt

Erfurt liegt am Südrand des Thüringer Beckens, im weiten Tal der Gera, einem Zufluss der Unstrut. Im Süden wird das Stadtgebiet von den bewaldeten Höhen des Steigerwalds umgrenzt. Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt von Nord nach Süd 21 km und von Ost nach West 22,4 km. Durch die Lage der Stadt im Übergang vom Thüringer Becken zum Vorland des Thüringer Wald schwankt die Höhenlage im Stadtgebiet zwischen 158 m über NN im Norden und 430 m über NN im Südosten.[2] Das Stadtgebiet wird zu verschiedenen Flüssen hin entwässert: die Nesse entwässert die westlichen Ortsteile zur Weser hin, während Gera und Gramme die Mitte und den Osten der Stadt zur Elbe hin entwässern.

Nachbarstädte sind Weimar im Osten, Gotha im Westen, Arnstadt im Süden und Sömmerda im Norden, jeweils etwa 20 Kilometer von Erfurt entfernt. Die nächsten Großstädte sind Leipzig (95 Kilometer nordöstlich), Halle (85 Kilometer nordöstlich), Jena (40 Kilometer östlich), Kassel (110 Kilometer nordwestlich), Göttingen (95 Kilometer nordwestlich), Frankfurt am Main (180 Kilometer südwestlich) und Nürnberg (160 Kilometer südlich, Entfernungen in Luftlinie). Da Erfurt nur etwa 50 Kilometer südöstlich des Mittelpunkts Deutschlands liegt, ist es die zentralste Großstadt des Landes. Die Stadt besitzt wie die meisten ostdeutschen Großstädte keinen besonders ausgeprägten Vorortgürtel und liegt auch nicht in einem Ballungsraum. Allerdings sind die Verflechtungen zu den nahe gelegenen großen Nachbarstädten Weimar und Jena in vielen Bereichen eng, was auch in verschiedenen Regionalkooperationen Ausdruck findet.

Die noch heute relativ dichte Bebauung der Innenstadt kann darauf zurückgeführt werden, dass in Erfurt vergleichsweise wenige Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden und diese Baulücken – im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten – meist wieder bebaut wurden. Die Naherholungsgebiete befinden sich daher in Erfurt fast ausschließlich am Stadtrand, wie z. B. der Steigerwald, der Nordstrand oder der ega-Park. Neben dem Steigerwald gibt es zwei weitere Wälder im Stadtgebiet, den Willroder Forst im Südosten bei Windischholzhausen und die Wälder im Schaderoder Grund oberhalb von Tiefthal im Nordwesten. Die übrige unbebaute Fläche dient vor allem der Landwirtschaft, da auf den fruchtbaren Böden ertragsreicher Ackerbau betrieben werden kann. Die einzige größere Wasserfläche sind die Erfurter Seen, eine Reihe gefluteter Kiesgruben bei Stotternheim im Norden der Stadt.

Ausdehnung des Stadtgebietes

Die Stadt- und Ortsteile Erfurts

Bis zur Aufhebung der Festung Erfurt durch die preußische Regierung im Jahr 1873 befand sich das bebaute Stadtgebiet innerhalb der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert. Die Stadtbefestigung umschloss Erfurt kreisförmig und besaß zahlreiche Tore, die den sich später außerhalb entwickelnden Vorstädten ihre Namen gaben. Zur Befestigungsanlage Erfurts gehörten außerdem noch die Zitadelle Petersberg und die Zitadelle Cyriaksburg sowie zwei Stadtgräben (die heute zugeschüttete Wilde Gera vor der inneren Mauer und der Flutgraben vor der äußeren Mauer). Der Mittelpunkt dieses „alten Erfurts“ war der Fischmarkt. Zwischen 1873 und 1918 bildete sich um die Altstadt ein lückenloser Gürtel aus Gründerzeitvierteln, wobei die bürgerlichen Viertel die Löber- und die Brühlervorstadt im Südwesten und die Arbeiterviertel die Krämpfer- und die Johannesvorstadt im Nordosten waren. Daberstedt und die Andreasvorstadt waren teils bürgerlich, teils von Arbeitern geprägt. Dieser Ring aus Altbauten im preußischen Stil ist noch heute vollständig erhalten, was in Deutschland relativ selten vorkommt. Außerdem wuchs im Norden der Stadt der größte Vorort: Ilversgehofen mit über 12.000 Einwohnern (1910), der 1911 eingemeindet wurde. In der Zeit bis 1945 entstanden weitere Wohnviertel im Norden und Südosten, sodass aus der runden Stadt eine „langgezogene“ Stadt wurde. Zu DDR-Zeiten wuchs die Stadt zunächst nach Norden, wo ab 1969 das Wohngebiet Erfurt-Nord, bestehend aus dem Rieth, dem Berliner Platz, dem Moskauer Platz und dem Roten Berg entstand. Ab 1979 entstand Erfurt-Südost, bestehend aus dem Herrenberg, dem Wiesenhügel und Melchendorf mit den Plattenbaugebieten Drosselberg und Buchenberg. Nach der Wende entstanden auf dem Ringelberg und in den umliegenden Dörfern, die 1950 und 1994 eingemeindet wurden, neue Siedlungen aus Einfamilien- und Reihenhäusern. In den Plattenbaugebieten wurde ab 1990 ein Abwanderungstrend in die Innenstadt, umliegende Dörfer oder die alten Bundesländer spürbar, sodass in diesen Stadtteilen bereits mehrere Plattenbauten abgerissen wurden. An diesen Stellen entstanden neue Grünflächen.

Nachbargemeinden

Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Erfurt. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Osten genannt:

Stadtgliederung und Bevölkerungsverteilung

Städtisches Siedlungsgebiet: die Schillerstraße im Süden Erfurts
Plattenbau-Struktur in der Friedrich-Engels-Straße im Norden der Stadt

Hauptartikel: Liste der Stadtteile von Erfurt

Das Stadtgebiet Erfurts gliedert sich in 53 Stadtteile. Hiervon bilden 44 zugleich einen Ortsteil im Sinne des § 45 der Thüringer Kommunalordnung.[3] Die Ortsteile wurden durch die Hauptsatzung der Stadt Erfurt eingerichtet. Dabei handelt es sich überwiegend um räumlich getrennte Dörfer, die ehemals selbständige Gemeinden waren. Für 38 Ortsteile gibt es jeweils einen vom Volk anlässlich einer Bürgerversammlung gewählten Ortsteilrat, der je nach Einwohnerzahl des Ortsteils zwischen vier und zehn Mitglieder hat. Drei Ortsteile bilden mit benachbarten Ortsteilen einen gemeinsamen Ortsteilrat. Vorsitzender dieses Gremiums ist der ebenfalls vom Volk gewählte Ortsteilbürgermeister. Die Ortsteilräte sind zu allen den Ortsteil betreffenden Angelegenheiten zu hören und können in eigener Zuständigkeit über Angelegenheiten entscheiden, deren Bedeutung nicht wesentlich über den Ortsteil hinausgeht.[3]

Die Erfurter Bevölkerung verteilt sich grob gesehen auf drei Siedlungstypen: (alt)städtische Stadtteile, Plattenbaugebiete und Dörfer (alle eingemeindeten Ortschaften mit Ausnahme Melchendorfs und Ilversgehofens). 2007 lebten in städtischen Teilen 50,8 % der Einwohner, in Plattenbaugebieten 27,3 % und in den Dörfern 21,8 % der Bevölkerung. 1990 lebten nur 48 % der Einwohner in städtischen Teilen, 40 % in Plattenbaugebieten und nur 12 % in Dörfern (die Eingemeindungen von 1994 sind hier bereits berücksichtigt).[4] In den meisten städtischen Stadtteilen sind allerdings zwei völlig unterschiedliche Siedlungstypen vereint: An die Altstadt angrenzend dicht bebaute Viertel aus Mietshäusern (entstanden zwischen 1873 und 1940; die Bevölkerungsdichte dieser Gebiete liegt bei rund 15.000 Einwohnern je Quadratkilometer) sowie Altneubauten (etwa 1950 bis 1970), auf der anderen Seite etwas weiter stadtauswärts aber auch Einfamilienhaussiedlungen (entstanden ab etwa 1920) mit geringer Bevölkerungsdichte. Insgesamt ist Erfurt aber im Vergleich zu anderen deutschen Städten gleicher Größe sehr kompakt aufgebaut. So konzentriert sich die Mehrheit der Bevölkerung in der Altstadt und dem unmittelbar angrenzenden Gründerzeitgürtel aus Mietshäusern. Diese Konzentration hin zur Stadtmitte nahm seit 2000 deutlich zu. Zum einen ebbte die durch die Wiedervereinigung ausgelöste Suburbanisierungswelle ab, zum anderen schritten die innerstädtischen Sanierungsmaßnahmen voran und zum dritten schrumpfen die peripheren Plattenbaugebiete kontinuierlich. In Erfurt gibt es acht Wohnungsbaugenossenschaften, die einen vergleichsweise hohen Anteil des Wohnungsbestands besitzen.

Klima

Das Klima Erfurts wird geprägt durch seine Lage am Südrand des Thüringer Beckens und der dieses umgebenden Mittelgebirge Harz und Thüringer Wald. Durch die Leewirkung dieser teilweise über 1000 Meter hohen Gebirge ergibt sich ein für Mitteleuropa recht trockenes Klima. Während die relativ flachen Bereiche des Stadtzentrums und der nördlichen Teile der Stadt ein ziemlich gleichmäßiges Klima haben, ergeben sich auf Grund der Höhenzüge Fahner Höhe und Steigerwald, die den Stadtkern um etwa 150 Meter überragen, in den südlichen Ortsteilen wie Bischleben oder Molsdorf lokale klimatische Besonderheiten.

Niederschlagsdiagramm für den Stadtteil Mittelhausen

Die Jahresdurchschnittstemperatur betrug in den Jahren 1961 bis 1990 in Erfurt 7,9 °C, wobei im Januar die mittlere Tageshöchsttemperatur bei +2 °C und die mittlere Tiefsttemperatur bei –2 °C liegt. Im Juli beträgt die mittlere Höchsttemperatur 24 °C und die mittlere Tiefsttemperatur 14 °C. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge betrug im genannten Zeitraum 500 mm, womit Erfurt gemeinsam mit Halle und Magdeburg zu den trockensten Großstädten Deutschlands gehört. Die Niederschlagssumme fällt in das untere Zwanzigstel der in Deutschland erfassten Werte. An nur einem Prozent der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Januar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 2,7 mal mehr Niederschläge als im Januar, womit die Niederschläge stark variieren. An 68% der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert. Die Zahl der jährlichen Sonnenstunden beträgt etwa 1600 und liegt, bedingt durch die Wärmeentwicklung der Stadt, etwa 50 Stunden über den Werten der unmittelbaren Umgebung. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit ist im Winter etwa 6 m/s, im Sommer geht sie auf durchschnittlich 4 m/s zurück. Die Werte stammen von der Erfurter Wetterstation im Ortsteil Bindersleben auf einer Höhe von 315 m ü. NN, sie soll repräsentativ für den Naturraum Thüringer Becken sein.[5] Da das Erfurter Stadtzentrum nur auf einer Höhe von 200 Metern liegt, kann davon ausgegangen werden, dass die Temperaturwerte dort, auch durch den Erwärmungseffekt der Stadt selbst, durchschnittlich um etwa ein Kelvin höher liegen.

Die Auswirkungen der Klimaerwärmung sind auch am Klima Erfurts ablesbar. So stieg im Zeitraum von 1971 bis 2000 die jährliche Mitteltemperatur um 0,8 Kelvin, während die jährliche Niederschlagsmenge um etwa 10 Prozent zurückging. Diese Effekte sind in allen Jahreszeiten, außer im Herbst, feststellbar. Bis zum Jahr 2050 wird eine weitere Erhöhung der jährlichen Mitteltemperatur auf dann etwa 10,5 °C vorausgesagt.[6]

Geschichte

Vorgeschichte und Mittelalter: Erfurt als selbstständige Stadt

Rest der inneren Stadtmauer aus dem 11. Jahrhundert am Brühler Garten
Die Alte Synagoge wurde ab 1094 errichtet und ist die älteste erhaltene Synagoge Mitteleuropas
Das Collegium Maius, ehemaliger Sitz der 1392 gegründeten Universität

Erfurt ist eine alte germanische Siedlung. Spuren erster Besiedlung finden sich bereits aus vorgeschichtlicher Zeit, so zeugen archäologische Funde im Norden Erfurts von menschlichen Spuren aus der Altsteinzeit um 100.000 v. Chr. Weitere Funde in der Grube von Erfurt-Melchendorf belegen eine Besiedelung im Neolithikum. Durch Überlieferungen ist der Stamm der Thuringi 480 im Erfurter Gebiet nachzuweisen, in der Zeit um 500 gab er dem Land Thüringen seinen Namen.

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 742, durch Missionserzbischof Bonifatius aus Mainz mit der Bitte an Papst Zacharias um Bestätigung von „Erphesfurt“. Dadurch wurde das Bistum Erfurt gegründet. Das Bistum wurde 755 mit dem von Mainz vereinigt. Ab etwa 1000 traten die Erzbischöfe von Mainz auch als weltliche Herren in Erfurt auf. 805 erklärte Karl der Große Erfurt zu einem der Grenzhandelsplätze an der Grenze des damaligen Frankenreiches. Anschließend wurde eine erste, der Heiligen Maria geweihte Kirche errichtet. Erfurt war unter den Karolingern und Ottonen eine Königspfalz.

In den Jahren 852, 936 und 1181 fanden wichtige Reichstage statt. So wurde zum Beispiel Ende 1181 Heinrich der Löwe durch Friedrich Barbarossa verurteilt und drei Jahre in die Verbannung geschickt. Am 26. Juli 1184 kam es bei einem Aufenthalt des römisch-deutschen Königs Heinrich VI. während einer königlichen Ratsversammlung zum Erfurter Latrinensturz, bei dem eine Anzahl edler Herren ein unrühmliches Ende in einer Abtrittsgrube fanden.

Die Stadtumwallung von 1066 gehört zu den frühesten Befestigungen in Deutschland. Im Rahmen des Investiturstreites schloss sich der Mainzer Erzbischof dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden an. Infolgedessen wandte sich Heinrich IV. gegen das mainzische Erfurt. 1080 eroberten seine Truppen die Stadt und steckten sie in Brand. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden nebeneinander königliche und mainzische Münzen geprägt.

1120 ist erstmals von den „Bürgern Erfurts“ die Rede. 1212 bildete sich im Zuge der Wirren des staufisch-welfischen Thronstreits ein erster, noch von Ministerialen geprägter Rat; eine grundlegende Ratsreform führte 1255 zur Herausbildung einer machtvollen und eigenständigen Bürgergemeinde, die nun nach und nach die Kompetenzen des erzbischöflichen Stadtherren an sich zog und zunehmend als Herrschaftsträger in die Region eingriff. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen zwischen Rat und Mainzer Erzbischof erreichten 1279 einen Kulminationspunkt. Erzbischöfliche Amtsträger wurden misshandelt und aus der Stadt verjagt. Der Erzbischof antwortete mit dem Bann. Das verhängte Interdikt lastete zweieinhalb Jahre auf der Stadt.

1289/90 hielt Rudolf von Habsburg Hof im Erfurter Peterskloster, die Stadt wurde für zehn Monate zum Mittelpunkt der Reichsverwaltung. Auf dem Erfurter Reichstag standen die Regelung der Thronfolge im Hinblick auf die Nachfolge seines Sohnes Albrecht und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Reichsrechte und des Landfriedens in Thüringen auf der Tagesordnung. Zur Wiederherstellung des Landfriedens in Thüringen wurden mit Hilfe der Erfurter über 60 Raubritterburgen und ummauerte Höfe gestürmt und zerstört.

In Erfurt haben sich einige herausragende Zeugnisse jüdischer Kultur des hohen Mittelalters erhalten. Dazu zählen die Alte Synagoge, deren Bau 1094 begann, womit sie heute die älteste erhaltene Synagoge Europas darstellt. Auch die benachbarte, aus dem 13. Jahrhundert stammende Mikwe zählt zu den ältesten in Europa. 1998 wurde bei Ausgrabungen in der Michaelisstraße ein jüdischer Schatz gefunden, dessen Inhalt zu den bedeutendsten Zeugnissen jüdisch-mittelalterlicher Kultur in Europa zählt. Mit einem Pestpogrom im Jahr 1349 nahm die jüdische Geschichte Erfurts ein jähes Ende. Erst im 19. Jahrhundert siedelten sich wieder Juden in der Stadt an.

Mit ca. 18.000 bis 20.000 Einwohnern entwickelte sich die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert zu einer Stadt im Range einer mittelalterlichen Großstadt, die nur von Köln, Nürnberg und Magdeburg hinsichtlich der Größe übertroffen wurde. Erfurt erreichte damit den Gipfel ihrer wirtschaftlichen, politischen und geistig-kulturellen Entwicklung im Mittelalter und wurde der Mittelpunkt des Handels im mittleren Heiligen Römischen Reich. Dazu gehörte auch die bereits im 13. Jahrhundert einsetzende Entwicklung Erfurts zu einem der größten Waidmärkte des Reiches. In etwa 300 Dörfern Thüringens wurde die Waidpflanze angebaut, aus deren Blättern man ein begehrtes und gewinnbringendes Blaufärbemittel gewann und welches mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt eng verbunden war. 1331 erhielt Erfurt das Messeprivileg von Kaiser Ludwig IV..

Erfurt war bereits im 13. Jahrhundert zu einem Bildungszentrum von weit ausstrahlender Bedeutung herangewachsen. Keine andere Stadt in Deutschland hatte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mehr Studenten. Im Occultus Erfordensis von 1281/1283 wird die (vermutlich fiktive) Zahl von 1000 Erfurter Scholaren angegeben. Geprägt wurde diese Zeit durch das Wirken von Meister Eckhart, der ab 1277 hier studiert hatte und ab 1292 Prior des Erfurter Dominikanerklosters und Vikar seines Ordens für Thüringen war. Er machte mit seinen Predigten und Schriften Erfurt zu einem Zentrum der theologischen Philosophie jener Zeit. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich das Erfurter studium generale zur bedeutendsten Bildungsanstalt im Römisch-Deutschen Reich. Daraus entstand 1392 die dritte Universität auf deutschem Boden, wobei zu beachten ist, dass es sich hierbei um eine nicht-fürstliche, bürgerliche, durch den Rat der Stadt gegründete Universität handelte.

Martin-Luther-Denkmal

Einer der bekanntesten Absolventen der Universität Erfurt war Martin Luther, der hier von 1501 bis 1505 studierte und seinen Magister der philosophischen Fakultät erhielt. Ebenfalls in der Umgebung Erfurts kam ihm die stürmische Erleuchtung. In der Nähe von Stotternheim (etwa zehn Kilometer nördlich des Erfurter Zentrums) wurde Luther 1505 bei einem schweren Unwetter beinahe vom Blitz getroffen und legte der Legende nach sein „Stotternheimer Gelübde“ („Heilige Anna, ich will Mönch werden“) ab. Sein Leben widmete er fortan der Kirche und trat dem Augustinerorden als Mönch bei. Bis 1511 lebte und predigte Luther im Augustinerkloster. In den Reformationskriegen litt die Universität sehr. In dieser Zeit war das Stadtbild durch die Türme von 25 Pfarrkirchen, 15 Klöstern und Stiften und zehn Kapellen geprägt.

Zahlreiche Auseinandersetzungen gab es mit den sächsischen Landesherren angrenzender Gebiete, die die Stadt mehrmals erfolglos belagerten. Doch sperrten die Sachsen jeweils die Straßen, so dass der Handel abgeschnitten war. Deshalb musste Erfurt 1483 einen Schutzvertrag abschließen und jährlich 1500 Gulden bezahlen. 1509 und 1510 erhob sich das Volk gegen die Verschwendungssucht des Rates und gegen den Übermut einiger Universitäts-Doktoren, die innerstädtische Revolte wurde als Das tolle Jahr von Erfurt bekannt und wurde für Luther, der nach seiner Rückkehr noch unbeteiligter Zeuge dieser Ereignisse wurde, zum Lehrbeispiel für die wahren Ursachen der entfesselten Gewalt der erzürnten Bevölkerungsschichten.

Die Zeit der kurmainzischen Dominanz

Kurmainzische Statthalterei, heute Thüringer Staatskanzlei
Im 17. Jahrhundert entstand die Zitadelle Petersberg

1664 eroberten französische und Reichsexekutionstruppen des Mainzer Kurfürsten und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn Erfurt. Damit begann die kurmainzische Herrschaft. Sachsen verzichtete auf seine Schutzherrschaft. Erfurt wurde nun zusammen mit dem Eichsfeld von einem Mainzer Statthalter regiert, der seinen Sitz in der Kurmainzischen Statthalterei (heutige Staatskanzlei) hatte. 1682 und 1683 erlebte Erfurt die schlimmsten Pestjahre seiner Geschichte, allein 1683 erlag über die Hälfte der Erfurter Bevölkerung der tödlichen Krankheit. Am 21. Oktober 1736 zerstörte eine Feuersbrunst 188 Häuser in der Gegend zwischen Erfurter Dom, Rathaus und Predigerkirche. Höhe- und Endpunkt der kurmainzischen Epoche bildete die Amtszeit des Statthalters Karl Theodor von Dalberg 1772-1802.

1802 kamen Stadt- und Landgebiet Erfurt gemäß dem preußisch-französischen Vertrag als Entschädigung zum Königreich Preußen. Nach der Niederlage der Preußen in der Schlacht von Jena und Auerstedt kapitulierte die Stadt am 16. Oktober 1806. Am 17. Oktober wurde die Stadt kampflos durch die Truppen Napoleons besetzt. Dieser erklärte 1807 Erfurt zusammen mit Blankenhain als Fürstentum Erfurt zu einer kaiserlichen Domäne, die nicht Teil des Rheinbunds war, sondern direkt dem Kaiser unterstand.

1808 empfing Napoléon Zar Alexander I. und die Fürsten des Rheinbundes im Kaiserlichen Palast (Kurmainzische Statthalterei) zum Erfurter Fürstenkongress (auch Erfurter Kongress), in dessen Folge es zu einem Bündnisvertrag zwischen Frankreich und Russland kam. Napoleon nutzte die Zeit in Erfurt unter anderem, um Johann Wolfgang Goethe kennenzulernen. Goethe wurde als Staatsminister von Herzog Carl August von Weimar als Vertreter zum Fürstenkongress geschickt. Am 2. Oktober 1808 war Goethe zur Audienz bei Napoleon geladen. Die Audienz wurde vor allem in Deutschland als die Begegnung der zwei größten Männer der Zeit gewertet - als ein Treffen des Genies auf dem Schlachtfeld und des Genius der Dichtkunst. Napoleon soll ihn mit „Voilà un homme!“ (sinngemäß „Das ist ein Mann!“) begrüßt haben. Im Anschluss an die Audienz verlieh Napoleon das Kreuz der Ehrenlegion an Goethe.

Erfurt als Teil Preußens

1814 endete nach erfolgreicher Belagerung durch preußische, österreichische und russische Truppen die französische Besetzung, und 1815 wurde Erfurt aufgrund des Wiener Kongresses wieder dem Königreich Preußen zugesprochen, welches den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach abtrat. 1816 wurde die Universität Erfurt geschlossen. Im gleichen Jahr wurde Erfurt Stadtkreis (kreisfreie Stadt) und Sitz der preußischen Bezirksregierung (Regierungsbezirk Erfurt), welche dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen in Magdeburg unterstand. Der Stadtkreis Erfurt wurde jedoch bereits 1818 wieder mit dem Landkreis Erfurt verbunden.


1847 wurde Erfurt mit der Thüringer Bahn (Halle–Bebra) an das Eisenbahnnetz angebunden. Weitere Bahnstrecken folgten 1867 nach Arnstadt (1879 nach Ilmenau, 1884 nach Schweinfurt und 1895 nach Saalfeld verlängert), 1869 nach Nordhausen, 1876 nach Gera, 1881 nach Sangerhausen und 1897 nach Bad Langensalza.

Vom 20. März bis zum 29. April 1850 tagte das Erfurter Unionsparlament, das nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung eine Verfassung für ein kleindeutsches Reich unter preußischer Führung erreichen wollte. Dieser Versuch scheiterte am Widerstand Österreichs.

Am 1. Januar 1872 schied die Stadt erneut aus dem Landkreis Erfurt aus und wurde kreisfrei. Ungefähr um diese Zeit begann der stückweise Abbruch der bis dahin komplett erhaltenen imposanten Wehranlagen der Stadt, einer äußeren und einer inneren Mauer sowie vorgelagerter Schanzwerke. Seit Mitte des 18. jahrhunderts war der Zwinger, also der Raum zwischen innerer und äußerer Stadtmauer, an Privatnutzer verpachtet. 1817 beschwerten sich Bürger beim Rat und verlangten Schadenersatz, "weil die Zwinger nun nicht mehr befriedet" seien. Die Steine der Mauern wurden für Bauzwecke ausgebrochen und der dabei anfallende Schutt in die "Wilde Gera" geworfen. Dadurch wurde der Wasserabfluss gehemmt und an vielen Stellen sollen Verschlammungen aufgetreten sein. Wahrscheinlich handelt es sich um Einzelfälle, denn der Festungschronist Bernhardi stellt fest, daß bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch sämtliche Mauern standen. Erst nach Aufhebung der Festung im Jahre 1873 und der Zufüllung des Flußlaufes der "Wilden Gera" (heutiger Juri Gagarin Ring) hatte sowohl für den doppelten ersten als auch für den äußeren Festungsring die letzte Stunde geschlagen. Alle inneren Tore, sowie die 4 Steinernen Brücken und die 3 Fußgängerstege über die "Wilde Gera" sind in den Jahren von 1810 bis 1841 beseitigt worden, bis 1880 fielen alle übrigen Tore, die äußere Mauer und die Schanzwerke. Die beiden Zitadellen blieben bestehen.

Staatszugehörigkeit des heutigen Erfurter Stadtgebietes im Jahr 1918

Mit der Ansiedlung wichtiger Maschinenbaubetriebe wurde Erfurt im ausgehenden 19. Jahrhundert ein bedeutender Industriestandort. So gründete Christian Hagans 1857 die Maschinenfabrik Christian Hagans, 1888 Otto Schwade die „Deutsche Automat-Dampfpumpen-Fabrik“, 1902 Hugo John eine Fabrik für Schornstein-Aufsatz und Blechwaren sowie Henry Pels die „Berlin-Erfurter Maschinenfabrik“.

Besondere Bedeutung besitzen auch heute noch der Gartenbau und die Saatzucht. Diesem Umstand verdanken eingeborene Erfurter den Spitznamen „Puffbohne“. Eine wichtige Rolle spielt hier seit 1867 die Firma „N. L. Chrestensen“. Um 1900 besaß der Erwerbsgartenbau der „Blumenstadt“ Erfurt eine weltweite Führungsstellung.

Eine Gewerbezählung im Jahre 1883 ergab, dass Erfurt deutschlandweit in der Erwerbsgärtnerei an erster Stelle, in der Schuhfabrikation an fünfter Stelle und in der Konfektionsproduktion an achter Stelle stand. Im Oktober 1891 fand in Erfurt der Erfurter Parteitag der deutschen Sozialdemokraten, die sich seit 1890 „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) nannten, statt. Für Schlagzeilen sorgte im Zeitalter des Imperialismus auch der aus Erfurt stammende Konsul und Kolonialbeamte Wilhelm Knappe, dessen bedeutende Südsee-Sammlung im Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt zu sehen ist.

1906 wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern Großstadt. Der Erste Weltkrieg kostete 3579 Erfurter Bürger das Leben. Als 1920 das Land Thüringen mit der Landeshauptstadt Weimar gebildet wurde, wurden die preußischen Gebiete Thüringens einschließlich Erfurts aufgrund des Widerstands der preußischen Regierung nicht miteinbezogen. Nach positiver Entwicklung in den Goldenen Zwanzigern wurde Erfurt ab 1929 massiv von der Weltwirtschaftskrise erfasst. Die Produktion ging auf weniger als die Hälfte zurück und die Arbeitslosigkeit erreichte Höchststände. Die Wahl des Antisemiten und Wochenblatt-Herausgebers („Echo Germania“) Adolf Schmalix ins Rathaus im November 1929 sorgte reichsweit für Schlagzeilen. Im Juli 1932 errang die NSDAP ein Rekord-Reichstagswahlergebnis von 42,2 Prozent.

1933 übernahm die NSDAP die Kontrolle über die Stadt; in der Feldstraße in Ilversgehofen wurde eines der ersten Konzentrationslager errichtet. In den folgenden Jahren wurde die wirtschaftliche Entwicklung durch die einsetzende Rüstungsproduktion bestimmt. Dazu entstanden auch neue Industriebetriebe, wie die Feinmechanische Werke GmbH Erfurt (FEIMA), das Telefunkenwerk und die Reparaturwerk Erfurt G.m.b.H. (REWE), welche von Josef Jacobs, einem mit dem Pour le Mérite ausgezeichneten Piloten, gegründet wurde. Daneben wurden sechs neue Kasernenanlagen und der Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben gebaut und der Flughafen Erfurt-Nord am Roten Berg erweitert. 1938 zählte Erfurt zu den größten Garnisonen des Deutschen Reiches. In der „Reichspogromnacht“ wurde die Große Synagoge niedergebrannt und die Verschleppung der etwa 800 jüdischen Bewohner begann. Zwischen 1939 und 1945 mussten zwischen 10.000 und 15.000 Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus zahlreichen von Deutschland besetzten Ländern vor allem in Rüstungsbetrieben der Stadt Zwangsarbeit leisten. An die in die Hunderte zählenden Toten erinnern Denkmale auf dem Hauptfriedhof und im Südpark.[7] Im Jahr 1940 begann die Erfurter Firma J. A. Topf und Söhne die Zusammenarbeit mit der SS. In den folgenden Jahren lieferte das Unternehmen die Krematorien, Belüftungsanlagen und gasdichte Türen für die Konzentrationslager in Dachau, Buchenwald und Auschwitz. Im Zweiten Weltkrieg erlebte Erfurt 27 Luftangriffe, dabei verloren ungefähr 1600 Menschen ihr Leben. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört, aber im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten hielt sich das Ausmaß der Zerstörung mit ungefähr 17% der Wohnungen in Grenzen. Die Ruine der am 26. November 1944 zerstörten Barfüßerkirche steht noch heute. Am 12. April 1945 besetzten Einheiten der 3. US-Armee unter Befehl des Generals George S. Patton die Stadt. Danach stellte am 1. Juli die preußische Bezirksregierung ihre Tätigkeit ein. Die Stadt wurde mit dem Regierungsbezirk Erfurt dem Land Thüringen zugeordnet. Am 3. Juli übernahmen schließlich Einheiten der Roten Armee aufgrund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und der Beschlüsse der Konferenz von Jalta die Stadt, Erfurt wurde Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1970 fand im Erfurter Hof das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen zwischen Willy Brandt und Willi Stoph statt
Abriss historischer Bausubstanz in der Altstadt (Neuwerkstraße), 1977

1945 begann Erfurt, sich langsam von den Folgen des Krieges zu erholen. 30.000 Kubikmeter Schutt wurden aus den Straßen geräumt, die Straßenbahn und die Gasversorgung wieder in Betrieb gesetzt und die Schulen eröffnet. 1948 wurde Erfurt durch den Thüringer Landtag zur thüringischen Landeshauptstadt ernannt, bevor im Jahr 1952 das Land Thüringen aufgelöst und in drei Bezirke eingeteilt wurde, wobei Erfurt Sitz des Bezirks Erfurt wurde.

Tausende Erfurter, besonders aus dem Bildungs- und Besitzbürgertum, verließen in der Zeit von SBZ und DDR die Stadt und ließen sich in Westdeutschland nieder. Von 1960 bis 1992 gab es eine Vereinigung Heimattreue Erfurter, die über regelmäßige Treffen -meist in ihrer Patenstadt Mainz- und den Erfurter Heimatbrief miteinander verbunden war.

Ende der 1960er-Jahre begann der großflächige Abriss des Krämpferviertels am östlichen Rande der Altstadt. Durch die folgende Verbreiterung des Juri-Gagarin-Rings und den Neubau von 11- bis 16-geschossigen sowie bis zu 120 Meter langen Plattenbauten wurde das bis dahin unzerstörte und durch Kirchtürme geprägte Stadtbild dauerhaft beeinträchtigt. Zusätzlich entstanden bis Ende der 1970er-Jahre am Stadtrand neue Wohngebiete mit zusammen über 17.000 Wohnungen. Auch im Bereich der Löberstraße wurden altstädtische Quartiere abgerissen und durch Großblocks ersetzt. Im Bereich der Johannesstraße orientierte man sich nach dem Abriss alter Häuser an der für die Innenstadt üblichen Gebäudehöhe von vier Etagen, weshalb sich die Plattenbauten dort etwas besser ins Stadtbild integrieren. Der Abriss des Andreasviertels konnte durch Bürgerproteste und die Wende 1989 verhindert werden.

1970 kam Bundeskanzler Willy Brandt zum ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen mit dem Vorsitzenden des Ministerrates und stellvertretenden DDR-Staatsratsvorsitzenden Willi Stoph nach Erfurt. Er zeigte sich unter anderem am Fenster des Hotels Erfurter Hof, das gegenüber dem Hauptbahnhof liegt. Die Menge begrüßte ihn begeistert mit „Willy, Willy“- und „Willy Brandt ans Fenster!“-Rufen.

1989 kam es auch in Erfurt zu immer größeren Demonstrationen, die schließlich den politischen Umbruch einleiteten. Am 4. Dezember 1989 wurde das Gebäude der Staatssicherheit in der Andreasstraße von Erfurter Bürgern besetzt und eine Bürgerwache eingerichtet. 1991 stimmten 49 von 88 Abgeordneten des Landtags für Erfurt als Thüringer Landeshauptstadt. Im Jahr 1994 erfolgte die Neugründung der Erfurter Universität; ebenfalls in diesem Jahr wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen, das seit 1973 bestand, zum Bistum Erfurt erhoben.

Das Bild der Stadt hat sich in den Jahren seit der Wende deutlich verändert. Viele Gebäude der historischen Altstadt wurden saniert, an manchen Stellen entstanden Neubauten.

Am 26. April 2002 erlangte Erfurt durch den Amoklauf im Gutenberg-Gymnasium weltweite mediale Aufmerksamkeit.

2008 erhielt die Stadt beim Bundeswettbewerb Unsere Stadt blüht auf eine Goldmedaille.

Verwaltungsgeschichte

Die Verwaltung der Stadt Erfurt oblag zunächst einem vom König eingesetzten Vogt und dem Bistum Mainz. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich aus einem Ausschuss der Rat der Stadt, der 1212 erstmals genannt wird. Mitglieder des Rats waren die Ratsherren und eine unterschiedliche Anzahl von Ratsmeistern. Bis 1800 gab es mehrere Änderungen beim Rat und dem Oberhaupt der Stadt. Nach dem Übergang an Preußen wurde 1822 die preußische Städteordnung eingeführt. Danach stand an der Spitze der Stadt meist ein Oberbürgermeister. Daneben gab es auch weiterhin einen Rat. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die sowjetische Militäradministration den „Rat der Stadt“ beziehungsweise die Stadtverordnetenversammlung, die ebenfalls vom Volk „gewählt“ wurde. 1952 wurde das Stadtgebiet aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung in die Stadtbezirke Mitte, Süd, Ost und West (ab 1957 Mitte, Nord und Süd) eingeteilt. Diese Einteilung blieb bis 1990 bestehen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das nunmehr als Stadtrat bezeichnete Gremium wieder frei gewählt. Vorsitzender dieses Gremiums war zunächst ein Präsident des Rates beziehungsweise „Ratspräsident“. Dieses Amt hatte zunächst Karl-Heinz Kindervater (CDU) inne. Der Rat wählte anfangs auch den Oberbürgermeister. Seit 1994 wird der Oberbürgermeister direkt vom Volk gewählt. Er ist heute auch Vorsitzender des Stadtrates.

Religionen

Die Kaufmannskirche ist eine evangelische Pfarrkirche am Anger in der Altstadt
Die Wigbertikirche ist eine katholische Pfarrkirche am Anger
Die Neue Synagoge ist die einzige in der DDR gebaute Synagoge

Im Jahre 742 gründete Bonifatius das Bistum Erfurt, das jedoch bereits im Jahre 755 in das Bistum Mainz eingegliedert wurde. Somit gehörte die Bevölkerung der Stadt Erfurt über viele Jahrhunderte zum Bistum Mainz. Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt über 20 Pfarrkirchen sowie drei Kollegiatstifte und über zehn Klöster. Viele davon sind heute noch gut erhalten. Anfang des 16. Jahrhundert war Martin Luther Student an der Universität Erfurt.

Die Stadt wandte sich später mehrheitlich der Reformation zu. Daher gab es innerhalb der Stadt starke Spannungen zwischen den Konfessionen. 1530 konnte im Hammelburger Vertrag die Gleichberechtigung der Konfessionen erreicht werden. Danach behielten die Protestanten acht Kirchen. Sie wurden von einem Senior geleitet. 1563 wurde ein Evangelisches Ministerium eingerichtet, dem als oberste Kirchenbehörde die Verwaltung der Protestanten oblag.

Nach dem Übergang der Stadt Erfurt an Preußen 1815 wurden in der Folgezeit auch die kirchlichen Strukturen neu geordnet. Die Erfurter Protestanten wurden Glieder der mit der Bildung der preußischen Provinz Sachsen errichteten Provinzialkirche Sachsen. 1817 wurden in ganz Preußen lutherische und reformierte Gemeinden zu einer einheitlichen Landeskirche (Unierte Kirchen) vereinigt. Danach gehörten alle evangelischen Kirchengemeinden Erfurts zur Evangelischen Kirche in Preußen, beziehungsweise dessen Provinzialkirche Sachsen, deren Oberhaupt der jeweilige König von Preußen als summus episcopus war. Nach Wegfall des Landesherrlichen Kirchenregiments 1918 war die Provinzialkirche Sachsens Gründungsmitglied der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. 1947 wurde sie eine selbständige Landeskirche (Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen) mit einem Bischof an der Spitze. Zum 1. Januar 2009 erfolgte der Zusammenschluss mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Die protestantischen Kirchengemeinden Erfurts gehören - sofern es sich nicht um Freikirchen handelt - zum Kirchenkreis Erfurt innerhalb der Propstei Erfurt-Nordhausen, deren Sitz sich in Erfurt befindet. Der Kirchenkreis hatte im Jahr 2003 etwa 28.000 Mitglieder.[8]

Als Reaktion auf die 1817 erfolgte Vereinigung der lutherischen und der reformierten Kirche in Preußen durch König Friedrich Wilhelm III. per Kabinettsorder entstand die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche Preußens. Die Altlutheraner bestanden auf Religionsfreiheit, indem sie uneingeschränkt lutherische Gottesdienste, Verfassung und Lehre forderten. Nach harter Verfolgungszeit seitens des Staates und unter Billigung des landeskirchlichen Konsistoriums konnte sie sich 1841 unter König Friedrich Wilhelm IV konstituieren und wurde unter harten Auflagen geduldet. Mitten in der Verfolgungszeit entstand 1836 mit dem Austritt von 21 Familien aus der Landeskirche die Evangelisch-Lutherische Christuskirchengemeinde, die sich dem Oberkirchenkollegium der evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche in Breslau unterstellte. Geweiht wurde ihre Kirche in der Tettaustraße aber erst 1913. Diese Kirchengemeinde gehört heute zum Kirchenbezirk Sachsen-Thüringen der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

Die römisch-katholischen Pfarrgemeinden der Stadt gehörten ab 1821 zum Bistum Paderborn. Nach dem Preußischen Konkordat von 1929 erfolgte eine Neuordnung der Gebiete der römisch-katholischen Bistümer. Die Gemeinden in Erfurt kamen zum Bistum Fulda. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für den Bischof immer schwerer, seine Amtsgeschäfte im Ostteil seines Bistums wahrzunehmen. Ebenso erging es dem Bischof von Würzburg, dem die südlichen Pfarrgemeinden Thüringens zugeordnet waren. 1946 wurde daher in Erfurt für die DDR-Gebiete der Bistümer Fulda und Würzburg ein Generalvikar eingesetzt, der 1953 zum Weihbischof und 1967 zum Bischöflichen Kommissar ernannt wurde. Durch die Neuordnung der römisch-katholischen Kirche in der DDR wurden die Gebiete ausgegliedert und per Dekret des Heiligen Stuhls am 20. Juli 1973 dem Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen zugeordnet und damit formell von ihren bisherigen Bistümern abgetrennt. Leiter dieses Bischöflichen Amtes wurde ein Apostolischer Administrator, der Titularbischof war. Am 14. Juni 1994 wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen zum Bistum Erfurt erhoben und der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet. Die Rechtswirksamkeit erfolgte zum 7. Juli 1994. Die Pfarrgemeinde in Erfurt gehört somit heute zum Dekanat Erfurt innerhalb des Bistums Erfurt. Im Jahr 2003 gab es etwa 14.000 römische Katholiken in Erfurt.

Neben den beiden großen Kirchen gibt es auch noch eine kleine Gemeinde der Alt-Katholischen Kirche, die in der Michaeliskirche ansässig ist, sowie Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter eine Evangelisch-methodistische Kirche (Ägidienkirche), eine Freie evangelische Gemeinde, eine Adventgemeinde, die Jesus Freaks, eine Missionsgemeinde und das Christus-Zentrum. Ferner sind die Neuapostolische Kirche, die Christengemeinschaft, die Zeugen Jehovas, die Apostolische Gemeinschaft sowie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Erfurt vertreten.

Erfurt ist darüber hinaus auch der Sitz der jüdischen Gemeinde von Thüringen, die etwa 650 Mitglieder hat. Von diesen leben 350 in Erfurt selbst. In der Stadt findet sich die einzige in der DDR gebaute Synagoge, die Neue Synagoge, die als Gebets- und Gemeinderaum genutzt wird, sowie die Alte Synagoge, mit 900 Jahren eine der ältesten erhaltenen Synagogen Europas, und die Kleine Synagoge, die heute Museum und Begegnungsstätte sind. Als Zeugnis der früheren Gemeinde wurde im Frühjahr 2007 das alte rituelle Bad, die Mikwe nahe der um 1100 gebauten Alten Synagoge bei Erdarbeiten unweit der Krämerbrücke mit einem weitgehend erhaltenen Tonnengewölbe zufällig wiederentdeckt. Die Mikwe ist seit 1250 bezeugt.[9]

Auch andere Weltreligionen sind in Erfurt anzutreffen. Beispiele hierfür sind das Islamische Zentrum in der Leipziger Straße und auch das Buddhistisches Zentrum Erfurt in der Stauffenbergallee.

Wie fast in der gesamten früheren DDR ist nur noch eine Minderheit der Bevölkerung in Erfurt religiös gebunden.

Eingemeindungen

Folgende Gemeinden und Gemarkungen wurden nach Erfurt eingemeindet:

Datum Eingemeindete Orte
1813 (1) Daberstedt
1911, 1. April Ilversgehofen
1937 Teile der Marbacher Ortsflur
1938, 1. April Hochheim, Melchendorf sowie Teile der Binderslebener und der Salomonsborner Ortsflur
1950, 1. Januar Bischleben-Stedten, Dittelstedt und Rhoda
1950, 1. Juli Bindersleben, Gispersleben, Marbach, Möbisburg und Schmira
1994, 1. April Alach, Ermstedt, Frienstedt, Gottstedt, Salomonsborn und Schaderode
1994, 1. Juli Azmannsdorf, Büßleben, Egstedt, Hochstedt, Kerspleben, Kühnhausen, Linderbach, Mittelhausen, Molsdorf, Niedernissa, Rohda, Schwerborn, Stotternheim, Tiefthal, Töttleben, Urbich, Vieselbach, Wallichen, Waltersleben und Windischholzhausen
1994, 12. Oktober Töttelstädt

(1): Das Dorf Daberstedt wurde 1813 von Napoleonischen Truppen zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Ortsflur wurde daraufhin geteilt, wobei der nördliche Teil zur Stadt Erfurt und der südliche zu Melchendorf kam.

Einwohnerentwicklung

→ Hauptartikel: Einwohnerentwicklung von Erfurt

Entwicklung der Einwohnerzahl

1880 hatte Erfurt mehr als 50.000 Einwohner. 1906 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges am 1. Dezember 1945 hatte die Stadt 164.998 Einwohner und überschritt 1973 die Grenze von 200.000 Einwohnern. 1989 erreichte die Bevölkerungszahl mit über 220.000 ihren historischen Höchststand. Seit der Wende in der DDR verlor die Stadt aufgrund von Abwanderung, Suburbanisierung und Geburtenrückgang trotz zahlreicher Eingemeindungen rund 20.000 Menschen. Durch Wanderungsgewinne vor allem durch den Umzug junger Menschen aus anderen Landkreisen Thüringens in die Landeshauptstadt, nahm die Bevölkerungszahl seit 2003 wieder leicht zu und liegt wieder oberhalb der 200.000-Marke.

Politik

Erfurt wird seit 2009 im Deutschen Bundestag von Antje Tillmann (CDU) vertreten. Bei der Bundestagswahl 2009 gewann sie das Direktmandat im Wahlkreis Erfurt mit 30,5 % der Stimmen. Der Direktkandidat Carsten Schneider (SPD) ist über die Landesliste in den Bundestag eingezogen. Bei den Bundestagswahlen 1998, 2002 und 2005 hatte er noch das Direktmandat im Wahlkreis Erfurt gewonnen.

Stadtrat

Dem Erfurter Stadtrat gehören seit der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 neben dem Oberbürgermeister noch 50 Mitglieder an, und zwar:

Bei Abstimmungen im Stadtrat bilden sich abhängig vom Thema unterschiedliche Mehrheiten quer über die Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg.

Bei den ersten freien Kommunalwahlen der DDR am 6. Mai 1990 wählten die Erfurter noch eine 160-köpfige Stadtverordnetenversammlung – die größte in ganz Deutschland. Die Versammlung wiederum wählte den Oberbürgermeister. 1994 und 1999 fanden Wahlen zum Stadtrat in seiner heutigen Konzeption statt.

Ergebnisse der Kommunalwahlen in Erfurt

Bürgermeister

Erfurter Rathaus 2007, Sitz des Oberbürgermeisters
Erfurter Rathaus 1972

Die Oberbürgermeister seit 1817

Bei der Wahl des Oberbürgermeisters 2006 konnte im ersten Wahlgang keiner der Bewerber eine absolute Mehrheit erringen (der CDU-Kandidat Hagemann hatte die meisten Stimmen), weshalb ein zweiter Wahlgang notwendig wurde. In der Stichwahl erzielte der SPD-Kandidat Andreas Bausewein 60,2 Prozent der abgegebenen Stimmen, während der CDU-Kandidat nur auf 39,2 Prozent kam. Im ersten Wahlgang betrug die Wahlbeteiligung 37,2 %, in der Stichwahl 30,5 %.

Haushalt

Die Verschuldung der Stadt Erfurt ist seit 2005 rückläufig. Im Jahr 2005 hatte Erfurt noch 226,9 Millionen Euro Schulden, die im Jahr 2008 auf circa 188 Millionen Euro zurückgegangen sind. Laut mittelfristigem Finanzplan wird eine durchschnittliche Schuldentilgung von etwa 11 Millionen Euro pro Jahr angestrebt. Bis 2012 rechnet die Stadtverwaltung mit einem Schuldenstand von 144 Millionen Euro.

Wappen

Wappen der Stadt Erfurt

Das Wappen der Stadt Erfurt zeigt ein silbernes, sechsspeichiges Rad, wobei zwei Speichen senkrecht stehen, vor rotem Grund.

Auf dem ältesten Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert war der Patron von Mainz, der Heilige Martin abgebildet. Das sechsspeichige Rad erscheint etwa von der Mitte des 17. Jahrhunderts an im Siegel. Auf Münzen, Denksteinen, in Druckwerken usw. ist das Rad als Stadtwappen um 1285 erstmals zu finden. Dieses Wappen ist dem des Erzbistums Mainz entlehnt, zu dem die Stadt über 1000 Jahre, von 755 bis 1802, gehörte.

Die Bedeutung des Mainzer Rades ist bis heute nicht eindeutig geklärt: Die volkstümliche Erklärung ist die verbreitete Sage vom Erzbischof Willigis, der angeblich der Sohn eines armen Wagenbauers gewesen sei und trotz des Spotts der adligen Mainzer Domherren das weiße Rad im roten Feld als Wappen geführt haben soll.

Andere Erklärungen beziehen sich auf das Zeichen des Rades in der Mythologie der Griechen und Römer sowie das Rad als Feldzeichen einer römischen Legion – diese sind jedoch unwahrscheinlich, da der bedeutendste geistliche Würdenträger des Reiches, der Mainzer Erzbischof, vermutlich nicht auf ein heidnisches Symbol zurückgegriffen haben wird. Weitere Erklärungen sehen das Rad als „Kreuz oder Christusmonogramm im Nimbuskreis“, als symbolische Darstellung für einen Wagen – nämlich den Wagen der Kirche oder als mit einem Siegelrand umgebenen Bischofsring.

Der Leitspruch der Stadt ist Rendezvous in der Mitte Deutschlands.

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Stadtlogo seit August 2009

Mit dem Ziel, die Stadt bekannter zu machen und die Signets der einzelnen Bereiche der Stadtverwaltung zu vereinheitlichen, wurde im Juli 2009 ein neues Logo vorgestellt, das überwiegend auf Kritik und Ablehnung stieß.[10]

Die Kritiken richteten sich insbesondere gegen die farbliche Betonung der Silbe „Er“, den grammatikalisch fragwürdigen Ausdruck „Landeshauptstadt Thüringen“, sowie dessen Positionierung in dem Logo. Vor allem aber wurde das neue Design des ursprünglich mittelalterlichen Wagenrades kritisiert.[11]

Aufgrund der öffentlichen Kritik stellt der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein bereits Anfang August eine neue Version des Logos vor. Hier wurde ausschließlich das Erfurter Rad überarbeitet, welches nun auch als dieses erkennbar ist. Auf die anderen Kritikpunkte wurde nicht eingegangen.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Theaterneubau im Brühl

Im Jahr 2003 wurde im Brühl das neue Gebäude des Erfurter Theaters eröffnet. Das Theater bietet Platz für 800 Zuschauer und führt jährlich etwa 250 Veranstaltungen durch. Hauptsächlich werden Musiktheaterstücke gespielt. Tanztheater und Schauspiel runden das Angebot ab. Ein Ziel des Theaters unter der Leitung von Generalintendant Guy Montavon ist es, einmal pro Spielzeit eine Uraufführung zu präsentieren.

Das Theater, zu dem auch das Philharmonische Orchester Erfurt gehört, veranstaltet außerdem seit 1994 jährlich die Domstufen-Festspiele, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Die Festspiele finden jeden Sommer statt und dauern drei Wochen. Vor der Kulisse von Dom und Severikirche wird an mehreren Abenden jeweils ein Stück aufgeführt. Bekannte Stücke, die im Rahmen der Domstufen-Festspiele aufgeführt wurden, sind Carmina Burana (1994, 1995 und 2009), Jedermann (2000 und 2001), Der fliegende Holländer (2002), Jesus Christ Superstar (2005) und Der Mond (2006). Für 2010 steht Der Messias von Georg Friedrich Händel auf dem Programm.

Neben dem Theater Erfurt gibt es mit der Schotte, der Theaterfirma Erfurt, dem Neuen Schauspiel Erfurt und dem Galli-Theater noch kleinere unabhängige Theater in Erfurt. Seit 1979 gibt es das Erfurter Kabarett Die Arche und seit 2003 mit dem Lachgeschoss noch ein zweites Kabarett. Das Theaterangebot umfasst zudem mit dem Theater Waidspeicher und dem Erfreulichen Theater zwei Puppentheater, die sowohl Stücke für Kinder als auch für Erwachsene aufführen.

Museen

Das Angermuseum im Kurmainzer Waagehof

In Erfurt gibt es zahlreiche Museen mit unterschiedlichen Sammlungsschwerpunkten. In ihrem jeweiligen Gebiet haben sie überregionale Bedeutung.

  • Das Stadtmuseum Erfurt befindet sich im Haus zum Stockfisch in der Johannesstraße im Osten der Altstadt. Seit 1974 wird dort die Stadtgeschichte präsentiert, wobei der Schwerpunkt auf der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte um Martin Luther und Erfurt als Universitätsstadt liegt. Zum Stadtmuseum gehören als Außenstelle das Museum Neue Mühle an der Schlösserbrücke mit einer funktionstüchtigen historischen Wassermühle sowie die Wasserburg Kapellendorf bei Weimar und der Benaryspeicher am Gothaer Platz mit einem Druckereimuseum.
  • Das Angermuseum befindet sich im Kurmainzischen Packhof am Anger und ist das kunsthistorische Museum Erfurts. Es zeigt die bedeutendste Sammlung mittelalterlicher Kunst aus Thüringen sowie zahlreiche Graphiken des 20. Jahrhunderts und eine umfangreiche Sammlung kunsthandwerklicher Gegenstände. Große Berühmtheit erlangten außerdem die Lebensstufen des Expressionisten Erich Heckel. Es ist die einzige erhaltene Wandmalerei des Künstlers. Das Angermuseum wurde 1886 aus dem Nachlass Friedrich Nerlys gegründet und verfügt über die Barfüßerkirche und das in Bischleben gelegene Margaretha-Reichardt-Haus als Außenstellen.
  • Das Naturkundemuseum Erfurt liegt in einem ehemaligen Waidspeicher in der Großen Arche nahe dem Fischmarkt. Es wurde 1922 gegründet und befindet sich seit 1995 am jetzigen Standort. Sammlungsschwerpunkt sind Flora, Fauna und Geologie Thüringens. Im Treppenhaus des Museums ist über mehrere Etagen der Stamm einer 350 Jahre alten Eiche installiert.
  • Das Deutsche Gartenbaumuseum liegt in der ehemaligen Zitadelle Cyriaksburg am Westrand der Stadt hinter dem Gothaer Platz und gehört zum Gelände des egaparks. Sein Schwerpunkt ist die Entwicklung von Gartenbau und Gartenkunst in Mitteleuropa. Das Museum wurde 1961 eröffnet.
  • Das Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt zeigt Exponate der Alltags- und Gesellschaftskultur aus mehreren Jahrhunderten und befindet sich seit 1888 im Gebäude des ehemaligen Großen Hospitals am Juri-Gagarin-Ring im Osten der Altstadt.
  • Die Alte Synagoge befindet sich an der Waagegasse beim Fischmarkt. Sie wurde 2009 eröffnet und zeigt den Schatz von Erfurt sowie bedeutende jüdische Schriften des Mittelalters.
  • Das Elektromuseum in der Schlachthofstraße im Osten Erfurts zeigt seit 2000 die Entwicklung der Elektrotechnik.
  • Im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Unternehmens J. A. Topf und Söhne in der Weimarischen Straße im Südosten Erfurts wird 2011 eine Ausstellung zur Geschichte des Herstellers der Krematoriumsöfen für die Konzentrationslager der Nationalsozialisten eröffnet.
  • In der Kunsthalle Erfurt im Haus zum Roten Ochsen am Fischmarkt finden Wechselausstellungen zeitgenössischer und moderner Kunst statt.
  • In der Peterskirche auf dem Petersberg befindet sich seit 1993 eine Ausstellung konkreter Kunst.
  • Im Stadtteil Molsdorf, etwa zehn Kilometer südlich der Innenstadt, liegt das spätbarocke Schloss Molsdorf. Es bietet, neben der acht Hektar großen Parkanlage und dem Schloss selbst, eine Ausstellung des Nachlasses des Malers Otto Knöpfer.

Bauwerke

Architektur des Stadtbilds

In der Allerheiligenstraße im Stadtzentrum
Am Juri-Gagarin-Ring im Zentrum mischen sich Bauten verschiedener Architekturepochen

Kern Erfurts ist die Altstadt, die sich in zwei Teile einteilen lässt: die innere Altstadt innerhalb der ersten Stadtbefestigung aus dem 10. Jahrhundert und die äußere Altstadt innerhalb der zweiten Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert. Beide Mauerringe lassen sich heute noch gut nachvollziehen; der innere wird vom Juri-Gagarin-Ring und der äußere vom Stadtring nachvollzogen. Dabei zeigt die innere Altstadt heute noch größtenteils ein mittelalterliches Bild, das von den über 20 gotischen Pfarrkirchen und den sie umgebenden Fachwerk-, Bürger- und Handelshäusern geprägt wird. Sie stammen größtenteils aus der Zeit des 16., 17. und 18. Jahrhunderts (Renaissance/Barock). Punktuell wurden in der inneren Altstadt auch in späterer Zeit neue Gebäude errichtet, was sich aber im Wesentlichen auf die Hauptgeschäftsstraßen beschränkte. Die äußere Altstadt zeigt hingegen schon ein durchmischteres architektonisches Bild. Neben kleinen frühneuzeitlichen Gebäuden (z. B. im Brühl) finden sich hier auch große Bauten aus der Gründerzeit (z.B. im Bahnhofsviertel) und nachfolgenden Epochen (vor allem entlang des Juri-Gagarin-Rings).

Erst 1873 verlor Erfurt seinen Status als Festungsstadt. Die Stadtbefestigungen wurden abgetragen und die Flächen außerhalb zur Bebauung freigegeben. Dadurch konnte sich die Stadt schnell, aber auch sehr regelmäßig entwickeln. Um die Altstadt entstand in den folgenden 60 Jahren ein Gürtel aus Wohnvierteln (die Erfurter Vorstädte). Die ältesten Gebäude dieser Phase befinden sich an der Magdeburger Allee und die jüngsten sind die Wohnblocks der Neuen Sachlichkeit aus der Zeit um 1930 in der Krämpfervorstadt. Dieser Gürtel musste weder unter Kriegsschäden, noch unter späteren Umbaumaßnahmen leiden, sodass er heute noch vollständig erhalten ist; einzig einige Industriebauwerke wurden nach der Wiedervereinigung abgerissen. Dennoch gibt es im Erscheinungsbild der Viertel große Unterschiede: So dominieren im Südwesten der Stadt reich verzierte, einzeln stehende Villen, während im Nordosten eher monotone Arbeiterviertel mit der typischen fünfgeschossigen Block-Bauweise vorherrschen. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten Mitteldeutschlands sind diese Häuser unverputzt und ohne Fassadenschmuck, typischerweise aus rotem Ziegel (hergestellt in den Ziegeleien am Roten Berg im Norden der Stadt). Der Sanierungsstand hier ist relativ hoch, der Brachflächenanteil eher gering.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die weitere Entwicklung der Stadt durch die staatlichen Wohnungsbauprogramme in der DDR bestimmt. Dabei entstanden die beiden Großsiedlungen Erfurt-Nord und Erfurt-Südost mit Hochhäusern in Plattenbauweise. Nach der Wiedervereinigung schrumpfte die Einwohnerzahl der Stadt durch Wegzüge und Suburbanisierung. Suburbanisierungsgebiete waren im Folgenden vor allem der Ringelberg im Osten, Marbach im Westen und andere Dörfer in der Umgebung Erfurts. In der Stadt dominierte der Bau von Geschäfts- und Verwaltungsbauten, um die Aufgaben der neuen Funktion als Landeshauptstadt zu erfüllen. Zudem wurde eine weitgehende Sanierung des Altbaubestands in der Altstadt und den Vorstädten erreicht. In jüngster Zeit entstanden auch vermehrt neue Wohnhäuser auf Baulücken in der Altstadt.

Bedeutendstes romanisches Bauwerk der Stadt ist die Peterskirche. Aus der Zeit der Gotik stammen der Erfurter Dom sowie die Kloster- und Pfarrkirchen der Altstadt, etwa die Predigerkirche oder die Kaufmannskirche. Auch Profanbauten wie der Kornhofspeicher entstanden zu dieser Zeit. Die Renaissance ist in Erfurt durch den Bau repräsentativer Bürgerhäuser geprägt. Beispiele hierfür sind das Haus zum Roten Ochsen am Fischmarkt oder das Haus zum Stockfisch in der Johannesstraße. Die Kurmainzische Statthalterei (heute Sitz der Staatskanzlei) entstand als Verwaltungsbau in zwei Phasen. Sie hat einen Renaissance- und einen Barock-Teil. Ein weiteres bedeutendes Barockbauwerk in der Stadt ist die Waage. Auch die große Zitadelle Petersberg entstand zur Zeit des Barock. Die folgende Epoche des Klassizismus war in Erfurt nicht besonders prägend, Gebäude dieser Zeit sind der Kaisersaal, die Kleine Synagoge oder auch der Alte Hauptbahnhof. Im Historismus entstanden neben zahlreichen Wohngebäuden auch das Rathaus, das Gericht und die Thomaskirche. Zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg entstanden beispielsweise die Lutherkirche (Art Deco), die Thüringenhalle, das Jacobsenviertel oder der Landtag. Aus dem Jahr 1960 stammt die Gesamtanlage des egaparks und aus der Nachwendezeit die Messe, das Neue Theater oder auch die Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle.

Kirchen und Klöster

Siehe auch: Liste der Kirchen in Erfurt
Dom und Severikirche
Predigerkirche mit Flügel des Predigerklosters

Wegen seiner zahlreichen Kirchen und Klöster erhielt Erfurt im Mittelalter den Beinamen „Thüringisches Rom“. Heute gibt es in der Altstadt 22 Kirchen und fünf freistehende Kirchtürme ehemaliger Kirchen. Des Weiteren gibt es in den anderen Städtteilen acht und in den eingemeindeten Dörfern 42 weitere Kirchen, womit Erfurt heute über 77 historische Kirchengebäude verfügt. Früher gab es in der Altstadt bis zu 38 Kirchen (inklusive der Klosterkirchen der 14 Erfurter Klöster).

Das Wahrzeichen der Stadt ist das einzigartige Ensemble von Dom und Severikirche auf dem Domplatz. Die Kirchen sind auf dem Domberg beheimatet und über 70 Stufen zu erreichen. Die größte Glocke des Domes, die Gloriosa, ist die größte freischwingende mittelalterliche Glocke Europas. Die 1497 gegossene Glocke ist 2,57 Meter hoch, misst 2,54 Meter im Durchmesser und wiegt 11.450 Kilogramm. Die Gloriosa wird heute noch zu besonderen Ereignissen und kirchlichen Feiertagen geläutet.

Die Barfüßerkirche wurde 1231 errichtet und gehörte einst zum Kloster der Franziskaner. Bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 wurde die Kirche weitgehend zerstört. In der Ruine der Kirche finden jährlich im Sommer Theatervorstellungen unter freiem Himmel statt. Derzeit wird ein Umbau geplant. Die Kosten sollen sich auf zwei Millionen Euro belaufen. Dabei ist nicht an eine Restaurierung gedacht, wie bei der Frauenkirche in Dresden, sondern an einen Überbau, um die historische Substanz als Kulturerbe zu erhalten.

Die am Wenigemarkt beheimatete Ägidienkirche wurde 1110 erstmals erwähnt. Sie war eine der zwei Brückenkopfkirchen der Krämerbrücke, ist aber heute als einzige erhalten. Der Zugang zur Krämerbrücke erfolgt durch ein begehbares Tor in der Kirche. Der Turm kann von Besuchern bestiegen werden und bietet eine einzigartige Aussicht über die gesamte Erfurter Altstadt.

Die zwischen 1270 und 1450 erbaute Predigerkirche mit dem zugehörigen Predigerkloster ist eine dreischiffige kreuzrippengewölbte Basilika und eines der bedeutendsten Bauwerke der Bettelordensarchitektur in Deutschland. Dendrologische Untersuchungen ergaben, dass der ausschließlich aus Holz bestehende Dachstuhl von thüringer Fichten stammt, die zwischen 1279 und 1285 geschlagen wurden. Damit besitzt das Predigerkloster den ältesten Dachstuhl im deutschsprachigen Raum.

Der mit 60 Metern höchste Turm der Altstadt ist der Nikolaikirchturm in der Augustinerstraße. Weitere bekannte Kirchen sind die Peterskirche auf dem Erfurter Petersberg, die Kaufmannskirche, die Lorenzkirche und die Schottenkirche.

Das 1277 erbaute Augustinerkloster ist vor allem als bedeutende Lutherstätte bekannt. Nach Beendigung seines Studiums in Erfurt schloss sich Martin Luther den Augustiner-Eremiten an. Hier lebte er von 1505 bis 1511 und wurde 1507 im Dom zum Priester geweiht. Heute wird das Augustinerkloster als internationale Begegnungsstätte genutzt. In den Sommermonaten finden im Renaissancehof des Klosters verschiedene Konzerte und Theateraufführungen statt.

Profane Bauwerke

Krämerbrücke

Erfurt besitzt einen der am besten erhaltenen und größten mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands. Ein bemerkenswertes Bauwerk ist die Krämerbrücke, die 1117 erstmals erwähnt und 1325 nach mehreren Bränden aus Stein gebaut wurde. Das 120 m lange Bauwerk überspannt die Gera und ist mit 32 Häusern bebaut. Damit ist die Krämerbrücke die längste komplett bebaute und bewohnte Brücke Europas. Einst befanden sich an beiden Zugängen Brückenkopfkirchen, heute ist nur noch die Ägidienkirche am Zugang Wenigemarkt erhalten.

Neben der Krämerbrücke waren im Mittelalter die Lehmannsbrücke, erstmalig 1108 erwähnt und 1976 durch ein Spannbetonbauwerk ersetzt, die Schlösserbrücke und Lange Brücke wichtige Gerabrücken. Zu den ältesten erhaltenen Natursteinbrücken der Stadt zählt außerdem die Roßbrücke aus dem Jahr 1750.

Zitadelle Petersberg
Fischmarkt mit dem Haus zum breiten Herd und dem Gildehaus
Haus Dacheröden

Direkt neben dem Domplatz reckt sich der Petersberg empor, auf dem zwischen 1665 und 1707 die Zitadelle Petersberg errichtet wurde. Heute ist die Zitadelle die einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Europas.

Auf dem Fischmarkt, gelegen zwischen Anger und Domplatz, befindet sich das Erfurter Rathaus. Das neogotische Haus wurde 1870 bis 1874 erbaut und enthält im Treppenaufgang zahlreiche Wandgemälde mit Szenen der Erfurter und Thüringer Geschichte. Gegenüber dem Rathaus befindet sich die 1561 errichtete Statue eines römischen Kriegers, welcher den Stadtpatron Martin von Tours darstellen soll. Am Fischmarkt befinden sich noch weitere sehenswerte Gebäude, beispielsweise das 1562 erbaute Haus zum Roten Ochsen, welches heute eine Kunstgalerie beheimatet. Links vom Rathaus steht das Haus zum Breiten Herd mit seiner reich verzierten Renaissancefassade.

Auf dem Gelände des egaparks befindet sich die 1480 errichtete und im 17. Jahrhundert zur Zitadelle ausgebaute Cyriaksburg. Sie beherbergt heute das Deutsche Gartenbaumuseum und eine Aussichtsplattform auf einem der beiden Festungstürme.

Weitere sehenswerte Bauwerke sind das Haus zum Güldenen Krönbacken, das Haus zum Sonneborn, welches heute das Standesamt beherbergt, die Kurmainzische Statthalterei (heute Thüringer Staatskanzlei) und der Gebäudekomplex Engelsburg, Ursprung der Dunkelmännerbriefe. Das nahe Collegium Maius der alten Universität in der Michaelisstraße wird bis 2010 als Verwaltungssitz der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland rekonstruiert.

Der Dachstuhl des Haus Dacheröden brannte am 24. August 2006 vollständig aus. Der Renaissance-Bau ist danach für 1,5 Millionen Euro saniert worden. Das Haus war im 18. und 19. Jahrhundert Treffpunkt für Gelehrte, Schriftsteller und Künstler. Goethe, Schiller, Dalberg und Wilhelm von Humboldt waren oft Gäste dieses Hauses.

Das klassizistische Kultur- und Kongresszentrum Kaisersaal gehört als Stätte von Napoleons Erfurter Fürstenkongress 1808 und des Erfurter Parteitages der SPD 1891 mit zu den historisch bedeutsamsten Gebäuden.

Im 1904 erbauten ehemaligen Hotel Erfurter Hof fand 1970 das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und Ministerratsvorsitzendem Willi Stoph statt. Das „Willy-Brandt-Zimmer“ erinnert an die spektakulären Ovationen der Erfurter für Brandt.

Naherholungsgebiete und Parks

Zoo und Aquarium

Der Thüringer Zoopark Erfurt gehört zu den flächenmäßig größten Zoos in Deutschland. Der 1959 eröffnete Zoo beherbergt 1200 Tiere und 128 verschiedene Arten, darunter Löwen, Elefanten, Nashörner und Giraffen. Der Zoopark befindet sich im Erfurter Norden, am Roten Berg.

Das Aquarium am Nettelbeckufer beherbergt 368 Arten und insgesamt 3000 Tiere. Das Aquarium besitzt eine der größten Sammlungen an Süßwasserfischen in Deutschland.

Erfurter Gartenbauausstellung egapark

Japanischer Garten auf der ega

Die Erfurter Gartenbauausstellung, der egapark, liegt am westlichen Stadtrand von Erfurt an der Zitadelle Cyriaksburg und wurde 1959 eröffnet. 1961 fand auf dem Gelände die „I. Internationale Gartenbauausstellung (iga) sozialistischer Länder“ statt. Das 36 Hektar große Areal steht unter Denkmalschutz und umfasst unter anderem das größte ornamental bepflanzte Blumenbeet Europas und den größten Spielplatz in Thüringen. Neben einem Rosengarten und einem Japanischen Garten gibt es im egapark zahlreiche Themenhäuser, wie das Tropenhaus, das Schmetterlingshaus, das Kakteenhaus und das Orchideenhaus. Zudem befindet sich auf dem Gelände des egaparks die Zitadelle Cyriaksburg, welche unter anderem das Deutsche Gartenbaumuseum beherbergt. Der egapark ist außerdem Ort regelmäßiger Großveranstaltungen, wie dem Lichterfest im August und dem spätsommerlichen Biermarkt.

Parkanlagen

Erfurt besitzt zahlreiche Parkanlagen, beispielsweise den Stadtpark in der Nähe des Hauptbahnhofes, den Südpark neben dem Stadion und die größte Parkanlage, den Nordpark, in dem sich das Nordbad befindet, welches nach Abriss und Neubau, 2010 wieder neu eröffnet wurde. Ein weiterer Park ist der direkt an der Gera gelegene Luisenpark im Südwesten Erfurts. Dort befindet sich auch der botanisch-dendrologische Garten, ein terrassenförmig angelegte Anlage, mit zahlreichen Blumen und Sitzgelegenheiten. Direkt neben der Altstadt befindet sich der 1,5 Hektar große Brühler Garten. Der in sich abgeschlossene Garten steht unter Denkmalschutz und wurde 2001 neugestaltet. Im Süden der Stadt befindet sich der 700 Hektar große Steigerwald, der unter anderem 36 km Wanderwege bietet.

Regelmäßige Veranstaltungen

Erfurter Weihnachtsmarkt

Das seit 1975 jährlich am zweiten Wochenende im Juni stattfindende Krämerbrückenfest ist das größte Altstadtfest Thüringens und zieht regelmäßig eine sechsstellige Anzahl an Besuchern an. In der ganzen Altstadt werden Thüringer Kunsthandwerk und kulinarische Spezialitäten verkauft. Kleinkunst und ein Mittelaltermarkt runden das dreitägige Fest ab. Zeitgleich zum Krämerbrückenfest findet das New Orleans Music Festival statt, welches auf der Bühne hinter dem Rathaus vom Jazz über den Blues hin zum Boogie Woogie und Gospel die verschiedenen Musikstile aus New Orleans präsentiert.

Jährlich am 10. November findet auf dem Domplatz das Ökumenische Martinsfest statt. Der Martinstag wird in Erfurt einen Tag früher begangen, da hier neben dem Todestag des Stadtheiligen Martin von Tours (11. November 397), auch der Geburtstag von Martin Luther (10. November 1483) gefeiert wird. Aus diesem Grund begehen die katholische und die evangelische Kirche das Fest gemeinsam. Am Abend der Festveranstaltung finden sich tausende Erfurter auf dem Domplatz ein, Kinder bringen Laternen mit, so dass der Domplatz hell erleuchtet ist. Nach der Festveranstaltung ist es in Erfurt üblich, dass die Kinder mit ihren Laternen singend von Haus zu Haus gehen und dafür Süßigkeiten erhalten.

Der Erfurter Weihnachtsmarkt findet jährlich von Ende November bis 22. Dezember statt. Der Weihnachtsmarkt findet hauptsächlich auf dem Domplatz vor der Kulisse des beleuchteten Ensembles von Dom und Severikirche statt. Auf dem Anger, dem Willy-Brandt-Platz, dem Fischmarkt und dem Wenigemarkt gibt es kleinere Ableger des Weihnachtsmarktes.

Musik

Im 17. und 18. Jahrhundert wirkten in Erfurt zahlreiche Mitglieder der Familie Bach, die seit den 1630er-Jahren über ein ganzes Jahrhundert das musikalische Leben der Stadt derart beherrschten, dass noch 1793 alle Erfurter Stadtpfeifer „Bache“ genannt wurden, obwohl damals längst kein Musiker dieses Namens mehr in Erfurt lebte. Von 1678 bis 1690 war Johann Pachelbel als Organist an der Predigerkirche angestellt. Bedeutendste Figur des Musiklebens der Stadt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war Richard Wetz, der zwischen 1906 und 1925 den Erfurter Musikverein leitete und dessen kompositorische Hauptwerke hier entstanden. Unter den Musikern der Nachkriegszeit ist besonders Johann Cilenšek zu nennen, der ebenfalls den Großteil seines Schaffens in Erfurt komponierte.

Heute hat Erfurt eine lebhafte Musikszene, so dass an jedem Wochenende Livekonzerte stattfinden. Große Veranstaltungen finden in der Messehalle oder der Thüringenhalle statt. Für kleinere Konzerte stehen das Haus der sozialen Dienste (im Volksmund Gewerkschaftshaus), der Stadtgarten, das Centrum, die Alte Oper und der Museumskeller zur Verfügung. Im Erfurter Jazzclub am Fischmarkt finden außerdem an vielen Wochenenden Jazzkonzerte statt. Außerdem veranstalten das zum Theater Erfurt gehörende Philharmonische Orchester Erfurt und die Stadtharmonie Erfurt regelmäßig Konzerte.

Im Sommerhalbjahr findet in der Predigerkirche jeden Mittwoch ein Orgelkonzert an der Schuke-Orgel statt. Im Dom St. Marien finden demgegenüber samstags von Mai bis August die „Internationalen Orgelkonzerte Dom zu Erfurt“[12] statt, die etwa ab Ende Juli an der barocken Volckland-Orgel der Cruciskirche fortgeführt werden. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar wird alle drei Jahre der „Internationale BACH/LISZT-Orgelwettbewerb Erfurt-Weimar-Merseburg“ [13] durchgeführt (seit 2008), der aus dem Internationalen Orgelwettbewerb zu Erfurt „Domberg-Prediger“ hervorgegangen ist. Die Stadt Erfurt bleibt jedoch der wichtigste Austragungsort dieses Wettbewerbes. Außerdem stehen auf dem Programm der Kirchenmusik die Nachtkonzerte im Augustinerkloster und Aufführungen großer Oratorien durch die Augustinerkantorei und Andreas Kammerorchester sowie durch den Dombergchor in Zusammenarbeit mit verschiedenen Orchestern, oft mit dem Thüringischen Kammerorchester Weimar. Die Erfurter Kirchenmusiktage im September sind eine ökumenische kirchenmusikalische Konzertreihe, die im Wesentlichen auf dem Domberg (kath.) sowie in der Predigerkirche (ev.) und dem Augustinerkloster (ev.) stattfindet. Jährlich im Okt.-Nov. findet das Musica-rara-Festival statt, das sich mit wechselnden Themenschwerpunkten selten aufgeführter Kammermusik widmet. Im Dom gibt es an zwei Samstagen im Oktober zwei Studenten-Orgelkonzerte mit Studierenden verschiedener Hochschulen.

Des Weiteren gehört Erfurt zu den Austragungsorten der Jazzmeile. Außerdem fand zwischen 1997 und 2009 einmal im Jahr am nahegelegenen Stausee Hohenfelden das Highfield-Festival, eines der größten Rock- und Alternative-Festivals Deutschlands, statt. Am letzten Schultag vor den Sommerferien findet in Erfurt jedes Jahr das Festival Rock in die Ferien statt, welches mit bekannten Popmusik-Acts das junge Publikum anspricht. Erfurt ist auch die Heimat verschiedener Sänger und Bands, etwa Clueso, Northern Lite, Chapeau Claque oder Yvonne Catterfeld.

Das Erfurter Nachtleben bietet neben Livemusikveranstaltungen auch zwei Großraumdiskotheken, zahlreiche kleinere Clubs mit verschiedensten Veranstaltungen sowie zwei Studentenclubs.

Kulinarische Spezialitäten

Die wohl bekannteste kulinarische Spezialität Erfurts ist die Thüringer Bratwurst. In der Erfurter Innenstadt werden an mehreren Ständen täglich Bratwürste verkauft, zu besonderen Veranstaltungen stehen entsprechend mehr Verkaufsstände zur Verfügung. Die Thüringer Bratwurst wird traditionell mit Born-Senf gegessen. Der Erfurter Traditionsbetrieb betreibt am Wenigemarkt ein Senfmuseum und ein Senfgeschäft. Neben Bratwürsten werden meistens auch Thüringer Rostbrätel angeboten.

Eine weitere Spezialität ist das Erfurter Schittchen, ein Weihnachtsstollen, der 1329 erstmals urkundlich erwähnt wurde und somit einer der ältesten Christstollen Deutschlands ist.

Sport

Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle und Steigerwaldstadion

In Erfurt befinden sich zahlreiche Sportanlagen, auf denen nationale und internationale Wettkämpfe stattfinden. Außerdem sind in der Stadt mehrere überregional aktive Vereine beheimatet. Zahlreiche Olympiasieger, Welt- und Europameister sowie Weltrekordler hatten ihre sportliche Heimat ebenfalls in Erfurt.

Eissport

Erfurt ist eine Hochburg des Eissports. Besonders erfolgreich sind die Erfurter Eisschnellläuferinnen, die stets zur Weltspitze gehörten. Insbesondere sind hier Gunda Niemann-Stirnemann, Heike Warnicke, Franziska Schenk, Sabine Völker, Daniela Anschütz-Thoms und Stephanie Beckert zu nennen.

Im Eiskunstlauf war der Erfurter Stefan Lindemann international erfolgreich. Außerdem waren in Erfurt seit Jahrzehnten Eishockeymannschaften beheimatet. Die aktuell erfolgreichste Mannschaft, die Black Dragons Erfurt spielen in der Saison 2008/2009 in der Regionalliga Nord/Ost.

Im Jahr 2001 wurde die Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle fertiggestellt. Sie besitzt eine 400-m-Eisbahn und ist sowohl für den Leistungssport, als auch als Freizeitanlage nutzbar. In der Halle, die für 4000 Zuschauer Platz bietet, fanden unter anderem die Deutschen Meisterschaften, Weltcuprennen, sowie die Europameisterschaft im Eisschnelllauf statt.

Fußball

Der FC Rot-Weiß Erfurt spielt derzeit in der 3. Liga. Zu DDR-Zeiten spielte RWE fast immer erstklassig und gewann 1954 und 1955 die DDR-Meisterschaft, noch als SC Turbine Erfurt. Der Verein nahm 1991 am UEFA-Pokal teil und spielte 1991/92 und 2004/05 in der 2. Bundesliga. Die Heimspiele trägt der Club im Steigerwaldstadion aus, das Platz für etwa 20.000 Zuschauer bietet. In der letzten Zweitligasaison besuchten durchschnittlich ca. 12.000 Zuschauer die Spiele des Vereins. Die Zweite Mannschaft von Rot-Weiß Erfurt spielt aktuell in der NOFV-Oberliga Süd. Erfurt ist zudem Sitz des Thüringer Fußball-Verbandes. In der Landesklasse spielt Empor Erfurt um den Klassenerhalt. Auch in den Regionalklassen sind Erfurter Mannschaften, wie z.B. ESV Lok Erfurt, Union Erfurt, SG An der Lache oder Borntal Erfurt, vertreten. Zudem spielt der FC Erfurt Nord nach einem Insolvenzverfahren und damit verbundenem Zwangsabstieg in der Regionalklasse. Auf Stadtebene ist die Stadtliga (vgl. Kreisliga) die höchste Spielklasse. Der Aufsteiger steigt direkt in die Bezirksliga auf. Unter der Stadtliga sind die erste, zweite und dritte Stadtklasse eingereiht.
Erfurt war 2001 einer der fünf Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft der Frauen. Zudem war Erfurt auch einer der 12 mitteldeutschen-Austragungsorte der U17-EM 2009.

Radsport

Erfurt ist außerdem eine Hochburg im deutschen Radsport und besitzt im Andreasried eine Radrennbahn. Die 1925 eröffnete Bahn hat eine Länge von 333 m und bietet Platz für 4000 Zuschauer. Die Bahn wurde saniert und komplett überdacht. Im Dezember 2009 wurde die Radrennbahn mit der Silbernen Plakette ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung für Sportanlagen durch das Internationale Olympische Komitee und die Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen. Damit ist die Bahn eine von weltweit 28 herausragenden Sportstätten, die diesen Award bekam.[14]

Bei den Olympischen Spielen 2004 gewann der Erfurter Bahnradsportler René Wolff die Goldmedaille. Bei der Tour de France 2005 waren mit Daniel Becke, Sebastian Lang und Stephan Schreck drei Erfurter Radfahrer am Start. Erfurt ist zudem Zielort des traditionsreichen Radrennens Rund um die Hainleite, welches 1907 erstmals ausgetragen wurde und jährlich deutsche und internationale Spitzenfahrer anzieht.

Leichtathletik

Große Erfolge der Erfurter Sports verkörperte in der DDR der SC Turbine Erfurt, dessen Sektion Leichtathletik zahlreiche Spitzenathleten, Olympiateilnehmer, Europameister und Weltrekordler hervorbrachte (Manfred Matuschewski, Jürgen May, Siegfried Herrmann, Klaus Richtzenhain, Dieter Fromm). Bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 wurde Johanna Klier Olympiasiegerin über 100 m Hürden, Sigrun Siegl und Christine Laser gewannen Gold und Silber im Fünfkampf. Volker Beck (Leichtathlet) errang bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau über 400 m Hürden die Goldmedaille, Johanna Klier über die 100 m Hürden Silber.

Den größten Erfolg nach der Wiedervereinigung errang der in Erfurt trainierende Nils Schumann im Jahre 2000 mit dem Olympiasieg über 800 m in Sydney.

Mit dem Erfurter LAC, dem Laufclub Erfurt und dem ASV Erfurt hat die Stadt heute drei Vereine, die zu den besten 50 Leichtathletikklubs Deutschlands gehören. In der Vereinsrangliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes[15] rangiert der LAC 2007 auf Rang elf. Alle drei Vereine zusammen würden deutschlandweit lediglich von Bayer 04 Leverkusen geschlagen.

Im Steigerwaldstadion fanden 1994, 1999 und im Juli 2007 die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften sowie 2005 die U23-Europameisterschaft statt.

Erfurt war Heimat und Trainingsstätte zahlreicher erfolgreicher Leichtathleten; unter anderem trainierten hier die Olympiasieger Johanna Klier, Heike Drechsler, Silke Renk, Sigrun Siegl, Hartwig Gauder und Nils Schumann.

Schwimmsport

Mit der Erfurterin Jutta Langenau stellte Erfurt die erste Europameisterin der DDR im Schwimmen. Über 100 m Schmetterling errang sie diesen Titel in Weltrekordzeit 1954 in Turin.

Der in den 60ger und 70ger Jahren bekannteste Erfurter Schwimmer war der vierfache Olympiasieger, mehrfache Welt- und Europameister und Weltrekordler (21 x) über die Rückenstrecken Roland Matthes. In dieser Zeit wurde er insgesamt siebenmal Sportler des Jahres der DDR. Er gilt noch heute als der bislang erfolgreichste Rückenschwimmer.

Weitere Sportarten

Der Thüringer Handball Club Erfurt/Bad Langensalza spielt seit 2005 in der Handball-Bundesliga der Frauen. Seine Heimspiele trägt der Verein in Bad Langensalza aus. Entstanden ist der Verein 1996 aus einer Fusion des HC Erfurt und dem SV Empor Bad Langensalza. Im Männerbereich ist die Landeshauptstadt durch den HSC Erfurt vertreten, welcher in der Handball-Oberliga Thüringen spielt. Zum 1. Januar 2004 lösten sich die Handballer aus dem SSV Erfurt Nord heraus und bildeten den eigenständigen Verein HSC Erfurt.

Der Erfurter TC Rot-Weiß wurde 2005 souverän Meister der 2. Bundesliga Nord im Tennis und spielt derzeit in der Bundesliga der Herren. Die Anlage des Vereins mit sechs Sandplätzen befindet sich in der Martin-Andersen-Nexö-Straße.

Das SWE Volley-Team Erfurt ist 2010 erneut in die 1. Bundesliga der Frauen aufgestiegen, nachdem der Verein bereits in der Saison 2003/04 in der Damen-Volleyball-Bundesliga spielte.

Wirtschaft und Infrastruktur

Unternehmen

Kombinat Umformtechnik an der Schwerborner Straße 1971
Die alte Malzfabrik Wolff im Osten Erfurts
Ehemalige Saline am nördlichen Stadtrand

Erfurt war ein bedeutender Industriestandort, jedoch mussten nach 1990 viele alte Betriebe, wie das Optima Büromaschinenwerk Erfurt, schließen. Dieser Strukturwandel brachte das Ende alter Unternehmen und die Gründung neuer Firmen mit sich. Das wirtschaftliche Profil der Stadt wandelte sich vom Industriestandort zum Dienstleistungszentrum.

Eines der traditionsreichen Unternehmen ist die heutige Maschinenbaufirma Müller Weingarten AG, deren Werk in Erfurt aus dem ehemaligen Zweigwerk der Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co. an der Schwerborner Straße, 1902 von Henry Pels gegründet, hervorgegangen ist. Anfangs produzierte der Betrieb Scheren, Lochstanzen und kombinierte Maschinen, später auch Pressen. Im Dritten Reich wurde das Werk 1936 als jüdisches Eigentum zwangsweise an die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG von Günther Quandt verkauft. Bis 1939 wuchs die Belegschaft auf 1000 Beschäftigte an. 1946 erfolgte die Umwandlung in eine Sowjetische Aktiengesellschaft. Ab 1953 hieß der Betrieb „VEB Pressen- und Scherenbau Henry Pels“. 1970 entstand daraus das „Kombinat Umformtechnik“, eine Zusammenfassung von 19 Betrieben des Umformmaschinenbaus. Das Werk in Erfurt war 1985 mit 5500 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber Erfurts. 1990 wurde daraus die Treuhandfirma Umformtechnik GmbH. 1994 erhielt diese einen neuen Besitzer, den Škoda-Konzern aus Pilsen. 2001 erfolgte die Übernahme durch die Müller Weingarten AG. Zurzeit hat das Werk ungefähr 500 Mitarbeiter und ist im Pressenbau für die Automobilindustrie tätig.

Zu erwähnen ist außerdem das 1936 von der Telefunken GmbH gegründete Werk für Sender- und Empfängerröhren. Dieses hieß nach der Verstaatlichung VEB Funkwerk Erfurt, welches weiterhin Rundfunkröhren und Messtechnik baute. 1978 ging es im Kombinat VEB Mikroelektronik „Karl Marx“ auf und begann mit der Produktion von Halbleitern. 1989 hatte das Werk 8700 Mitarbeiter. 1992 wurde aus dem VEB unter anderem die Thesys Gesellschaft für Mikroelektronik mbH gegründet, die heute als X-FAB Semiconductor Foundries GmbH in Erfurt-Windischholzhausen mit ca. 600 Mitarbeitern Halbleiterprodukte produziert.

Auch die Fabrik der Condomi AG für die Produktion von Kondomen beruht auf einer alteingesessenen Erfurter Firma, nämlich die Gummiwarenfabrik Richter & Käufer, die schon 1929 Latexprodukte produzierte. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen unter dem Namen VEB Plastina verstaatlicht. Die Produktpalette umfasste damals neben Kondomen auch Badekappen und Babysauger. 2005 wurde die Condomi AG von ihrer polnischen Tochterfirma Unimil übernommen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 140 Mitarbeiter in Erfurt und hat deutschlandweit auf dem Markt für Präservative einen Marktanteil von elf Prozent.

Die Erfurter Malzwerke am Nordbahnhof gründen auf einer der größten und ältesten Malzfabriken Deutschlands, der 1869 gegründeten Malzfabrik Wolff. Seit 1993 ist Getreide AG Rendsburg neuer Eigentümer.

Die Braugold Brauerei in der Schillerstraße hat ihre Wurzeln in den Erfurter Brauereien Büchner und Baumann, die 1920 mit der Riebeck Brauerei aus Leipzig zur Riebeck Brauerei Erfurt fusionierten. Diese wurde 1948 als VEB verstaatlicht und produzierte ab 1956 Bier mit dem neuen Markennamen „Braugold“. 1969 wurde die Braugold Brauerei Stammbetrieb des VEB Getränkekombinat Erfurt. Seit 1996 gehört der Betrieb wieder als Braugold Brauerei Riebeck GmbH & Co. KG zur Riebeck-Gruppe.

Seinen Ruf als Blumenstadt hat Erfurt unter anderem der seit 1863 ansässigen Firma N.L. Chrestensen zu verdanken. Neben Blumen- und Gemüsesamen, gehören auch Blumenzwiebeln und Samen für Heil- und Gewürzkräuter zu den Produkten des Unternehmens, das Gärtner und Handelspartner in der ganzen Welt beliefert.

Das größte Energiedienstleistungsunternehmen Thüringens ist die E.ON Thüringer Energie AG, die in Thüringen über 1500 Mitarbeiter beschäftigen.

Die Bosch Solar Energy AG ist ein Wafer- und Solarzellenproduzent. Sie wurde 1997 in Erfurt gegründet und hatte im Jahr 2007 zirka 500 Mitarbeiter in Erfurt und einen Jahresumsatz von rund 128 Millionen Euro. Weitere Unternehmen der Hochtechnologie sind die Chipfabrik des Konzerns X-FAB, der seinen Sitz in Erfurt hat, sowie der Telekommunikationsausrüster Funkwerk AG im nahen Kölleda. Zusätzlich weist Erfurt eine hohe Dichte an Medienunternehmen (Kinderkanal, MDR Thüringen) auf sowie mehrere größere IT-Dienstleister wie zum Beispiel IBM Deutschland Customer Support Services, T-Systems, DB Systel.

Mit 251 Mitarbeitern ist die Milchwerke Thüringen GmbH, die zur Humana Milchunion gehört, einer der größten Arbeitgeber in Erfurt. Neben Trinkmilch gehören Käse, Sahne, Joghurt, Quark und Desserts zum Produktionsprogramm. In den neuen Bundesländern werden die Erzeugnisse unter dem Markennamen Osterland vertrieben, in den alten Bundesländern firmieren die Produkte unter dem Namen Ravensberger.

Die Messe Erfurt ist nach der Leipziger Messe die zweitgrößte Messe der neuen Bundesländer. Das Messegelände, das sich am Stadtrand neben der ega befindet, umfasst neben einer Mehrzweckhalle zwei Messehallen und ein CongressCenter. Die Messe wird neben Ausstellungen, Tagungen und Kongressen auch für Konzert-, TV- und Sportereignisse genutzt. Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 12.000 Zuschauern zählt die Halle zu einer der bedeutendsten dieser Art in Deutschland.

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hat einen ihrer beiden Hauptsitze in Erfurt und beschäftigt dort über 200 Mitarbeiter. Daneben haben die zur Helaba gehörende Sparkasse Mittelthüringen sowie die Erfurter Bank als Genossenschaftsbank ihren Sitz in der Stadt.

Der größte private Arbeitgeber in der Landeshauptstadt ist das 1880 gegründete zu den Helios Kliniken gehörende Klinikum Erfurt. Dort sind derzeit circa 1600 Mitarbeiter beschäftigt.

Regionalkooperation

Seit 1999 gibt es Bemühungen zu einer Kooperation der Städte Erfurt, Weimar und Jena mit dem Ziel einer abgestimmten Wirtschaftsförderung und Tourismusvermarktung unter der Marke „Die ImPuls-Region“. Ergebnisse dieser Zusammenarbeit sind z. B. der 2006 bei den öffentlichen Verkehrsmitteln eingeführte Verbundtarif Mittelthüringen und das touristische Themenjahr bauhaus 2009.

Verkehrsanbindung

Schienenverkehr

Der Erfurter Hauptbahnhof

Hauptartikel: Erfurt Hauptbahnhof

Erfurt erhielt im Jahr 1847 einen Anschluss an der Thüringer Bahn von Halle (Saale) und Leipzig nach Bebra. Weitere Strecken führen nach Sangerhausen, Nordhausen, Kassel, Würzburg, Ilmenau und Saalfeld.

Von 1882 bis Ende 1993 war Erfurt Sitz einer Eisenbahndirektion, anfangs der Königlichen Eisenbahndirektion und ab 1920 der Reichsbahndirektion Erfurt. Heute ist die Stadt noch Sitz einer Außenstelle des Eisenbahn-Bundesamtes sowie Sitz der DB Regio AG-Verkehrsbetrieb Thüringen.

In Erfurt halten Intercity-Express-Züge auf der Strecke Dresden – Leipzig – Erfurt – FuldaFrankfurt am Main (– Wiesbaden / Saarbrücken) im Stunden-Takt. Zudem fahren Intercity nach KasselPaderbornDortmundDüsseldorf (– Köln) und Halle (Saale) – Berlin (– Stralsund) im Zwei-Stunden-Takt. Ein CityNightLine fährt täglich nach Frankfurt am Main – Zürich. Nach Fertigstellung der Schnellfahrstrecken nach Leipzig/Halle und Nürnberg werden hier außerdem die ICE der Linie (Hamburg –) Berlin – Leipzig – NürnbergMünchen halten.

Im Regionalverkehr bestehen Regional-Express-Verbindungen in Richtung Sömmerda – Sangerhausen – Magdeburg, JenaGeraChemnitz / Zwickau, GothaMühlhausenGöttingen, ArnstadtSuhlSchweinfurtWürzburg, Arnstadt – Grimmenthal − Meiningen, Arnstadt – Saalfeld (Saale) und StraußfurtSondershausenNordhausen. Neben der wichtigen Verbindung Eisenach – Gotha – Erfurt – Weimar – ApoldaNaumburg (Saale)Weißenfels – Halle (Saale) fahren Regionalbahnen nach Sömmerda – Sangerhausen und Straußfurt – Nordhausen. Die Linien nach Bad Langensalza – Leinefelde – Kassel und Arnstadt – Ilmenau bzw. Meiningen werden von der Erfurter Bahn, die der Stadt Erfurt gehört, bzw. deren Tochtergesellschaft Süd-Thüringen-Bahn betrieben.

Weitere Personenbahnhöfe an der Thüringer Bahn haben die Stadtteile Vieselbach und Bischleben. An der Strecke nach Nordhausen gibt es den Bahnhof Erfurt-Nord sowie Stationen in Kühnhausen und Gispersleben, nach Sangerhausen halten Personenzüge in Erfurt-Ost und Stotternheim. Außerdem gab es die Kleinbahn Erfurt–Nottleben mit weiteren sieben Stationen im Erfurter Stadtgebiet, die 1967 für den Personenverkehr stillgelegt wurde. Von 1976 bis 1993 wurde auf dem 8,7 km langen Abschnitt von Erfurt-Berliner Straße bis zum Hauptbahnhof eine S-Bahnlinie betrieben. Der Nordhäuser und der Sangerhäuser Bahnhof als Endpunkte jener Strecken sind heute nicht mehr vorhanden. So sind heute acht der siebzehn Erfurter Bahnhöfe in Betrieb.

Straßenverkehr

Die Bundesautobahn 4 bildet die südliche Stadtgrenze. Erfurt hat an dieser die Anschlussstellen Erfurt-West, Erfurt-Ost und Erfurt-Vieselbach, von denen zwei im Stadtgebiet liegen. Im Südwesten der Stadt wird die A 4 am Erfurter Kreuz von der A 71 gekreuzt, die in südlicher Richtung über Meiningen bis nach Schweinfurt führt und in nördlicher Richtung zur A 38 führen soll. Ab dem Erfurter Kreuz besteht die nördliche Verbindung schon bis Sömmerda-Ost. Ferner führen zwei Bundesstraßen durch das Stadtgebiet: die B4, die nach Nordhausen und Ilmenau führt, und die B7, die Erfurt mit Gotha und Weimar verbindet. Das Erfurter Straßennetz hat eine Länge von 726 km[16].

Öffentlicher Personennahverkehr

Stadtbahnwagen, Typ Combino am Erfurter Flughafen

Der Öffentliche Personennahverkehr wird durch die Erfurter Verkehrsbetriebe der Stadtwerke (SWE-EVAG) realisiert. Die EVAG betreibt hierbei sechs Stadtbahnlinien, die nahezu alle städtischen Quartiere erschließen. Dabei wird zwischen 6:30 Uhr und 18:30 Uhr ein Zehnminutentakt gefahren. Das Straßenbahngleisnetz hat eine Länge von 87,2 km[16]. Zum Einsatz kommen neben den Niederflurbahnen Combino und MGT6D auch ältere Hochflurbahnen des Typs Tatra KT4. Alle Bahnen können in Zweifach-, die Tatras auch in Dreifach-Traktion gefahren werden. Damit deckt die 1883 als Pferdebahn eröffnete und zwischen 1997 und 2007 erheblich erweiterte Stadtbahn den Großteil des Transportbedarfs ab.

Neben dem Stadtbahnnetz besteht auch ein Stadtbusnetz aus 24 Linien, von denen eine (Linie 9) ebenfalls im Zehnminutentakt verkehrt, um die von der Stadtbahn wenig erschlossenen Quartiere Johannesplatz und Daberstedt anzubinden. Die anderen Stadtbuslinien verkehren wesentlich seltener und meist als Zubringer von eingemeindeten Dörfern zu den Endpunkten der Stadtbahn. Darüber hinaus verkehren acht von der EVAG und zahlreiche weitere von anderen Busunternehmen betriebene Regionalbuslinien, die am Busbahnhof neben dem Hauptbahnhof enden.

Im Nachtnetz verkehren ab 21:00 Uhr wochentags fünf Stadtbahn- und eine Stadtbuslinie in teilweise veränderter Linienführung mit großen Nachtknoten jeweils :30 und :00 und kleinen Nachtknoten jeweils :15 und :45 am Anger. In der Nacht (zwischen 01:00 Uhr und 04:00 Uhr) verkehrt zusätzlich eine weitere Nachtbuslinie sowie zwei Stadtbahnlinien. Somit betreibt die EVAG einen 24-Stunden-Verkehr auf den wichtigsten Achsen der Stadt.

Insgesamt transportierten die Bahnen und Busse der EVAG im Jahr 2009 rund 37 Millionen Fahrgäste.[17] Andere Verkehrsmittel wie etwa die Eisenbahn spielen in Erfurt für den innerstädtischen ÖPNV nur eine untergeordnete Rolle. Nicht mehr in Betrieb sind der Oberleitungsbus Erfurt und die S-Bahn Erfurt.

Im Modal Split wurden 2008 etwa 23,8 % aller Wege in Erfurt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, was unter den deutschen Großstädten einen Spitzenplatz bedeutet.[18] Ein Grund hierfür ist zum einen das gut ausgebaute Netz, zum anderen auch die vergleichsweise kompakte Siedlungsstruktur Erfurts, die eine hohe Flächendeckung ermöglicht, sowie die hügelige Topografie und das schlecht ausgebaute Radwegenetz, die den Anteil des Fahrradverkehrs im Vergleich zu anderen Großstädten niedrig halten.

Flugverkehr

Hauptgebäude des Flughafen Erfurt

Von 1924 bis 1945 hatte Erfurt seinen Flughafen in Erfurt-Nord am Roten Berg. Der heutige Flughafen Erfurt im Westen der Stadt, im Stadtteil Bindersleben, wurde für die Verkehrsfliegerei 1956 in Betrieb genommen. Im Jahr 2010 werden wochentägliche Linienflüge nach München angeboten. Den größten Anteil am Passagieraufkommen hat jedoch der Charterverkehr, vorrangig in die Urlaubsregionen rund um das Mittelmeer. Air Berlin führt zudem Shuttleflüge nach Nürnberg durch, wo Anschlüsse zu weiteren Flughäfen in Deutschland und Europa bestehen.

Neben dem Passagierverkehr wurden 2005 außerdem 4855 Tonnen Luftfracht durch die beiden Logistik-Unternehmen TNT und Schenker auf dem Erfurter Flughafen umgeschlagen.

Radverkehr

Erfurt liegt am Gera-Radweg und am Radfernweg Thüringer Städtekette, sie verbinden die Stadt mit Gebesee (Unstrut-Radweg) im Norden, Weimar (Ilmtal-Radweg) im Osten, dem Rennsteig-Radwanderweg im Süden und Eisenach (Werra-Radweg) im Westen.

Im Stadtverkehr liegt der Radanteil bei etwa 9%[19]. Es gibt insgesamt 167,4 km Radwege[16]. Dennoch ist der Radwegeanteil an den Hauptstraßen vergleichsweise gering und/oder lückenhaft. So ist beispielsweise die Universität nicht über Radwege erreichbar. Auch der Zustand der Radwege ist nicht überall zufriedenstellend, sie sind oftmals gepflastert und nicht asphaltiert, an Kreuzungen fehlen Ampeln für Radfahrer und die Wege führen über Bordsteinkanten. Auch Bäume und parkende Fahrzeuge schränken vielerorts die Sichtverhältnisse auf und an den Radwegen ein. In Erfurt sind die meisten Radwege an Straßen Teil des Gehsteigs und nicht Teil der Fahrbahn, was das Unfallrisiko zwischen Fußgängern und Radfahrern erhöht.

Medien

Bernd das Brot ist eine bekannte Figur des in Erfurt ansässigen Kinderkanals

Erfurt ist Sitz des KI.KA von ARD und ZDF. Außerdem ist in Erfurt das Landesfunkhaus des MDR ansässig, dort befindet sich auch ein Studio für Liveproduktionen und Aufzeichnungen, unter anderem wird das tägliche Lokalnachrichtenformat Thüringen Journal hier produziert.

Thüringer Allgemeine (TA) und Thüringische Landeszeitung (TLZ) berichten mit eigenen Lokalredaktionen aus Erfurt. Die Ostthüringer Zeitung (OTZ) betreibt in Erfurt ein Regionalbüro. Alle drei Zeitungen gehören seit 1990 über die Zeitungsgruppe Thüringen (ZGT) zur WAZ-Gruppe, sind aber redaktionell getrennt. In der Lokalberichterstattung aus Erfurt versucht die TA ein breites Themenspektrum abzudecken, während die TLZ klare Schwerpunkte setzen will. Die auflagenstärkere TA sowie der MDR erheben den Anspruch, in der Region Erfurt Meinungsführer zu sein.

Des Weiteren gibt es in Erfurt mit hEFt, t.akt, DATEs, Blitz und Rampensau verschiedene kostenlose Stadtmagazine, in denen Veranstaltungshinweise und Kulturbeiträge rund um Erfurt und Thüringen zu finden sind. Außerdem erscheint viermonatlich das Literaturjournal Wortwuchs.

Neben MDR 1 Radio Thüringen hat der Thüringer Privatsender Landeswelle Thüringen seinen Sitz in Erfurt. Zudem hat die Thüringer Landesmedienanstalt zwei lokale Bürgerradios zugelassen: Radio Funkwerk und Radio F.R.E.I..

Seit 2004 haben die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und die Thüringer Landesmedienanstalt ihren Sitz in Erfurt.

Öffentliche Einrichtungen

Gebäude des BAG in Erfurt

Seit dem 22. November 1999 ist Erfurt der Sitz des Bundesarbeitsgerichtes, dem obersten Gericht der Arbeitsgerichtsbarkeit und damit einem der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes in Deutschland. Die Bedeutung der Stadt als Gerichtsstandort wird dadurch unterstrichen, dass auch das Thüringer Landesarbeitsgericht, das Arbeitsgericht Erfurt, das Landgericht Erfurt und das Amtsgericht Erfurt ansässig sind.

Als Landeshauptstadt ist Erfurt zudem Sitz des Thüringer Landtages und der Staatskanzlei. Zudem haben zahlreiche Landesämter und das Landeskriminalamt (LKA) ihren Sitz in Erfurt.

Außerdem sitzen in Erfurt die Handwerkskammer, das Hauptzollamt, die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Thüringer Landesfinanzdirektion. Des Weiteren ist die Bundeswehr in Erfurt mit zwei Kasernen (die Löberfeldkaserne mit Kreiswehrersatzamt sowie die Henne-Kaserne) und einem SAR-Kommando am Flughafen Erfurt vertreten. Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen sowie das Bundesamt für Güterverkehr unterhalten in Erfurt jeweils eine Außenstelle.

Bildung und Wissenschaft

Hochhaus auf dem heutigen Universitätsgelände 1969
Gebäude der Fachhochschule an der Altonaer Straße

Die 1392 gegründete Universität Erfurt ist eine der ältesten Universitäten Deutschlands und war zeitweise sogar die größte Universität des Landes. Martin Luther studierte hier zwischen 1501 und 1505 und erhielt den Magister Artium der philosophischen Fakultät. Die Schließung dieser Universität, die häufig auch Hierana (lateinisch für die an der Gera liegende) genannt wurde, erfolgte 1816.

In ihrer Tradition sah sich die 1954 gegründete Medizinische Akademie Erfurt. Diese - 1992 in Medizinische Hochschule Erfurt umbenannt - bildete bis 1996 Medizinstudenten der klinischen Semester zu Ärzten und Zahnärzten aus, betrieb anerkannte Forschungsarbeit und hatte das Promotions- und Habilitationsrecht. Eine Überführung bzw. Eingliederung in die neu gegründete Universität Erfurt erfolgte nicht. Ende 1993 wurde diese akademische Einrichtung aufgehoben, die Kliniken und Bereiche in ein Krankenhaus der Maximalversorgung (Helios-Klinikum Erfurt) überführt.

Die Neugründung der Universität unter Wirken der aus einer Bürgerinitiative 1987 gebildeten Universitätsgesellschaft Erfurt erfolgte im Jahr 1994. Die seit 1969 bestehendePädagogische Hochschule Erfurt ging in der neu gegründeten Universität auf. Geboten werden gegenwärtig 30 Studiengänge an vier Fakultäten (Staatswissenschaftliche, Philosophische, Erziehungswissenschaftliche und Katholisch-Theologische Fakultät), wobei alle Studiengänge mit der Graduierung als Bachelor oder Master abschließen. Derzeit sind zirka 5200 Studenten in Erfurt immatrikuliert. Besondere Einrichtungen der Universität sind das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien, sowie die Willy Brandt School of Public Policy. Die 1999 eröffnete Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha verfügt über einen Bestand von 750.000 Bänden in Erfurt, sowie weiteren 550.000 Bänden vorwiegend aus dem 16. bis 19. Jahrhundert im benachbarten Gotha.

An der Fachhochschule Erfurt studieren derzeit ca. 4600 Studenten in den Fachbereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Landschaftsarchitektur und Gartenbau, Gebäudetechnik und Informatik, Konservierung und Restaurierung, Sozialwesen, Verkehrs- und Transportwesen und Wirtschaftswissenschaft. Zum Wintersemester 2007 wurde das Angebot um die Studiengänge Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement sowie Bildung und Erziehung von Kindern ergänzt. Die FH ist eine Neugründung des Landes Thüringen und besteht seit 1991. Dabei folgt die Hochschule aber einer langjährigen Tradition, geht sie doch auf die 1946 und 1901 gegründeten Ingenieurschulen für Gartenbau und Bauwesen zurück.

Im Jahr 2007 wurde neben den staatlichen Bildungseinrichtungen die private Adam-Ries-Fachhochschule gegründet. Dort kann in den dualen Studiengängen Tourismuswirtschaft sowie Steuern und Prüfungswesen der Abschluss als Bachelor of Arts mit der Option auf Master of Arts erworben werden. Im ersten Wintersemester 2008/2009 wurden 39 Studenten immatrikuliert.

Das Priesterseminar Erfurt ist die einzige Ausbildungsstätte für angehende Priester aus den römisch-katholischen Diözesen Ostdeutschlands. Derzeit gehören circa 35 Seminaristen zum Haus.

Des Weiteren gibt es in Erfurt 31 Grundschulen (darunter die Regenbogen Freie Schule Erfurt und die Montessori-Integrationsschule), 14 Regelschulen, 3 Gesamtschulen (darunter die Freie Waldorfschule Erfurt), 9 Gymnasien (darunter ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Spezialschulteil sowie das Sportgymnasium Pierre de Coubertin), 19 Berufsschulen, 1 Volkshochschule, 9 Förderschulen (darunter die Christophorus-Schule und das Christliche Jugenddorf Erfurt - Rehabilitationszentrum), 2 Musikschulen und 2 Malschulen (je eine städtisch und eine privat).

Der Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt erforscht und verbreitet in Zusammenarbeit mit Schulen, Hochschulen und Institutionen die Geschichte der Stadt.

Erfurt wurde als „Stadt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ für die Jahre 2008/2009 ausgezeichnet.[20]

Persönlichkeiten

Erfurter Puffbohne (UNICEF-Edition)

Puffbohnen

Die Erfurter sind auch unter ihrem Spitznamen Puffbohnen bekannt. Die dicke Bohne wurde bereits im Mittelalter auf den Erfurter Feldern angebaut und war zu dieser Zeit ein wichtiges Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Legenden erzählen, dass die Erfurter zur damaligen Zeit immer einen kleinen Vorrat der Bohnen dabei hatten, um sie unterwegs aus der Tasche zu essen.

Im Jahr 2000 wurden erstmals Puffbohnen aus Plüsch verkauft. Nach nur zwei Jahren wurden über 20.000 Exemplare abgesetzt, außerdem erscheinen regelmäßig Sondereditionen, wie die Weihnachtspuffbohne oder die Unicef-Edition. Zudem erhält jedes in Erfurt geborene Kind eine Puffbohne aus Plüsch, Mädchen eine rosafarbene und Jungen eine blaue.

Personen

Zu Personen, die in Erfurt geboren wurden bzw. in Erfurt besonders gewirkt haben: → Liste der Persönlichkeiten der Stadt ErfurtStatthalter Erfurts

Namenspatenschaften

Eine Korvette der Deutschen Marine trägt den Namen „Erfurt“. Auch ein ICE T der Deutschen Bahn wurde 2002 auf den Namen der Stadt getauft. Bereits 1991 erhielt ein Airbus A320-200 der Lufthansa den Namenszug „Erfurt“.

Erfurt philatelistisch

Baudenkmäler, Sehenswürdigkeiten und Ereignisse in Erfurt gaben immer wieder Veranlassung zur Herausgabe amtlicher Briefmarken. Den ersten Briefmarken einer privaten Erfurter Stadtpost von 1888 - nach Protest der Reichspost bald wieder eingestellt - folgte erst 1955 eine Sondermarke der Deutschen Post der DDR mit der Abbildung des Erfurter Doms. Die 1961 eröffnete Internationale Gartenbauausstellung (IGA) fand ihren Niederschlag auf mehreren Sondermarkenserien mit Blumenmotiven. Drei Sondermarken erschienen im gleichen Jahr anlässlich des IV. Pioniertreffens in Erfurt, bei dem SED-Chef Walter Ulbricht Ehrenpionier wurde. Neben denkmalgeschützten Gebäuden wurde auch dem Zoopark Erfurt 1975 eine Sondermarke gewidmet. Im wiedervereinigten Deutschland wurden 1992, 2001 und 2004 Briefmarken mit Darstellungen Erfurter Bauwerke herausgegeben. Der 1998 entdeckte Erfurter Schatz fand mit dem dabei gefundenen jüdischen Hochzeitsring Abbildung auf einer 2010 erschienenen Sondermarke der Deutschen Post AG.

Literatur

  • Alfred Overmann: Erfurt in zwölf Jahrhunderten. Eine Stadtgeschichte in Bildern. Erfurt 1929
  • Ruth Menzel und Steffen Raßloff: Denkmale in Erfurt. Erfurt 2006, ISBN 3-89702-989-8
  • Stephanie Wolf: Erfurt im 13. Jahrhundert. Städtische Gesellschaft zwischen Mainzer Erzbischof, Adel und Reich. Köln/Weimar/Wien 2005, ISBN 3-412-12405-2
  • Constantin Beyer: Band 1 - Neue Chronik von Erfurt 1736-1815. Bad Langensalza, Reprint 1821/2002, ISBN 3-936030-31-6
  • Constantin Beyer: Band 2 - Nachträge zu der neuen Chronik von Erfurt 1736-1815. Bad Langensalza, Reprint 1823/2002, ISBN 3-936030-32-4
  • Steffen Raßloff: Flucht in die nationale Volksgemeinschaft. Das Erfurter Bürgertum zwischen Kaiserreich und NS-Diktatur. Köln/Weimar/Wien 2003, ISBN 3-412-11802-8
  • Steffen Raßloff: Bürgerkrieg und Goldene Zwanziger. Erfurt in der Weimarer Republik. Erfurt 2008, ISBN 978-3-86680-338-1
  • Gert Schöneburg: Erfurt - Führer durch die historische Altstadt, 2. Auflage, Gert Schöneburg, Erfurt 1997
  • Helmut Wolf: Erfurt im Luftkrieg 1939-1945. Jena 2005, ISBN 3-931743-89-6
  • Thomas Ott: Erfurt im Transformationsprozeß der Städte in den neuen Bundesländern. Ein regulationstheoretischer Ansatz. Erfurt 1997, ISBN 3-9803607-5-X
  • Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt (MVGAE). Bd. 1-53 (1865-1941), Bd. 54 ff. (1993 ff.)
  • Jahrbuch für Erfurter Geschichte. 2006 ff., der Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde von Erfurt
  • Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt. (SuG). Heft 1 ff. (1998 ff.)
  • Erfurter Heimatbrief. Brief für d. Erfurter in d. Bundesrepublik mit West-Berlin u. im westl. Ausland. Heft 1-64 (1961-1992) der Vereinigung „Heimattreue Erfurter“ (in Berlin-Wilmersdorf)
Commons: Erfurt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Erfurt – in den Nachrichten
Wiktionary: Erfurt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Erfurt – Quellen und Volltexte

Fußnoten

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Statistikdaten der Stadt Erfurt
  3. a b Satzung zur Änderung der Hauptsatzung. In: Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung (Hrsg.): Amtsblatt. Nr. 4/2009, 6. März 2009, S. 1 ff.
  4. Bevölkerungsstatistik 2007 (PDF 920kB)
  5. Klimadiagramm der Wetterstation Erfurt-Bindersleben
  6. Klimawandel in Thüringen, Bericht der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (PDF 2,8MB)
  7. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 56ff., ISBN 3-88864-343-0
  8. fowid, Forschungsgruppe Weltanschauung in Deutschland: Großstädte - Kirchenmitglieder an der Bevölkerung 2003 (PDF 145kB)
  9. Netzzeitung.de: Mittelalterliche Mikwe in Erfurt gefunden, 11. April 2007
  10. Thüringer Allgemeine.de: Informationsseite zum neuen Logo Erfurts
  11. Erfurtblog zu dem neuen Logo
  12. www.kirchenmusik-erfurter-dom.de
  13. www.erfurt-weimar-merseburg.de
  14. Stayer.de (9. Dezember 2009)
  15. Deutscher Leichtathletik-Verband: DLV Vereinsrangliste, (PDF 8kB)
  16. a b c Stadtverwaltung Erfurt: Broschüre "Daten-Fakten 2009"
  17. Daten und Fakten der Erfurter Verkehrsbetriebe AG, abgerufen am 24. Februar 2010.
  18. Städtevergleich der Verkehrserhebung (TU Dresden), Tabelle 9a
  19. Erfurt.de: Fahrradwege, Radverkehr in Erfurt
  20. Bildung für nachhaltige Entwicklung – Weltdekade der Vereinten Nationen 2005-2014: Stadt Erfurt, Thüringen