„Geographie der Schweiz“ – Versionsunterschied

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! colspan="2" class="hintergrundfarbe5" | <span style="font-size: 1.3em;">'''Schweiz'''</span>
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| align="center" colspan="2" | [[Datei:Übersichtskarte der Schweiz.svg|300px|center|Topografische Karte der Schweiz]]
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| Kontinent: || [[Europa]]
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| Fläche:<br />&nbsp;– Total<br />&nbsp;– Wasser
| [[Liste der Staaten der Erde|133. Platz]]<br />41'285 km²<br /> (4,2 %)
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| Landesgrenze: || 1858 km
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| Nachbarstaaten: || [[Italien]] (744 km) → [[Italienisch-schweizerische Grenze|Grenze]]<br />[[Frankreich]] (572 km)<br />[[Deutschland]] (362 km)<br />[[Österreich]] (180 km)<br />[[Liechtenstein]] (41 km)<ref>[http://www.swisstopo.admin.ch/internet/swisstopo/de/home/topics/survey/border.html Angaben zu den Landesgrenzen] auf der Website des [[Bundesamt für Landestopografie swisstopo|Bundesamtes für Landestopografie swisstopo]], abgerufen am 3. Juni 2014</ref>
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| Höchster Punkt: || [[Dufourspitze]] ({{Höhe|4634|CH|link=true}})
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| Tiefster Punkt: || [[Lago Maggiore]] ({{Höhe|193|CH}})
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| Geographischer<br />Mittelpunkt: || [[Älggi-Alp]]
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| Längster Fluss: || [[Rhein]] (375,5 km)
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| Grösstes<br />Binnengewässer: || [[Neuenburgersee]]
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| Klima: || [[Gemäßigte Zone|gemässigt]]
|}

Die '''Geographie der Schweiz''' ist die Beschreibung der physischen Beschaffenheit des Staatsgebietes der [[Schweiz]], eines [[Binnenstaat]]es in [[Mitteleuropa]]. Das Land besteht aus 26 [[Kanton (Schweiz)|Kantonen]] und ist von fünf weiteren Ländern umgeben: [[Deutschland]] im Norden, [[Österreich]] und [[Liechtenstein]] im Osten, [[Italien]] im Süden und [[Frankreich]] im Westen. Das Territorium der Schweiz ist bis zu 350 km lang und bis zu 220 km breit. Nördlichster Punkt ist [[Bargen SH|Oberbargen]] im [[Kanton Schaffhausen]], südlichster Punkt [[Chiasso]] im [[Kanton Tessin]], westlichster Punkt [[Chancy]] im [[Kanton Genf]] und östlichster Punkt der [[Piz Chavalatsch]] im [[Kanton Graubünden]].<ref>Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 6.</ref>

== Allgemeines ==
Das [[Relief (Geologie)|Relief]] der Schweiz ist vielfältig und entstand aus [[Tektonik|tektonischen]] Vorgängen, insbesondere dem Zusammenstoss der [[Eurasische Platte|eurasischen]] Platte mit der [[Afrikanische Platte|afrikanischen]] Platte. Dieser Vorgang, auch [[alpidische Orogenese]] genannt, formte die drei geographischen Grossregionen des Landes. Es sind dies die [[Alpen]], das [[Mittelland (Schweiz)|Mittelland]] und der [[Jura (Gebirge)|Jura]]. Der höchste Punkt des Landes ist die [[Dufourspitze]] auf {{Höhe|4634|CH|link=true}}, der tiefste der Seespiegel des [[Lago Maggiore]] auf {{Höhe|193|CH}}

Aufgrund der Topographie der Alpen und der dort aufeinandertreffenden Einflüsse des atlantischen Seeklimas, des Kontinentalklimas und des Mittelmeerklimas gilt die Schweiz als «Wasserschloss Europas». Der [[Rhein]], die [[Rhone]] sowie bedeutende Zuflüsse des [[Po (Fluss)|Po]] und der [[Donau]] entspringen im [[Gotthardmassiv]]. In dessen Nähe befindet sich auch der [[Aletschgletscher]], der grösste und längste [[Gletscher]] der Alpen.

Ende 2011 zählte die Schweiz 7'952'600 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von 193 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht. Diese ist allerdings ungleichmässig verteilt; während die Alpen und der Jura dünn besiedelt sind, konzentriert sich der überwiegende Teil der Bevölkerung im Mittelland, wo sich auch die grössten Städte des Landes befinden. Mehr als 100'000 Einwohner zählen [[Zürich]], [[Genf]], [[Basel]], [[Lausanne]], [[Bern]] und [[Winterthur]].

== Physische Geographie ==

=== Geologie ===
Unterschiedliche [[Geologie|geologische]] Phänomene schufen die heutige Landschaft der Schweiz und die Beschaffenheit ihrer Böden. Die geologische Struktur des Landes ist im Wesentlichen das Ergebnis der [[Plattentektonik|Plattenkollision]] der [[Afrikanische Platte|afrikanischen Platte]] und der [[Eurasische Platte|eurasischen Platte]] in den letzten Jahrmillionen ([[alpidische Orogenese]]).

Im [[Paläozoikum]], vor rund 540 bis 360 Millionen Jahren, bildete sich ein [[Grundgebirge|kristalliner Sockel]]. Ein Meer zwischen [[Afrika]] und [[Eurasien]], der [[Paratethys]], überflutete diesen vor rund 205 bis 96 Millionen Jahren. Seine grösste Ausdehnung hatte das Meer am Ende des [[Jura (Geologie)|Jurazeitalters]] vor 135 Millionen Jahren. In diesem Zeitalter faltete sich am Nordrand des Meeres der Jura auf. Im [[Kreide (Geologie)|Kreidezeitalter]] begann das Meer zu schrumpfen, als die Kontinentalplatten aufeinandertrafen. Als Folge der Plattenkollision falteten sich die Alpen auf. [[Molasse]]ablagerungen am Nordrand der Alpen schufen schliesslich die Grundlage für die Entstehung des Mittellandes.<ref>Labhart, Decrouez: Géologie de la Suisse, S. 147–154.</ref>

=== Drei Grossregionen ===
[[Datei:Trois régions suisses 1.png|miniatur|Grossregionen der Schweiz:{{Farblegende|#3da40a|[[Jura (Gebirge)|Jura]]}} {{Farblegende|#f3f582|[[Mittelland (Schweiz)|Mittelland]]}} {{Farblegende|#ba923d|[[Alpen]]}}]]

Die Schweiz besteht aus drei geologischen Grossregionen: den [[Alpen]], dem [[Jura (Gebirge)|Jura]] und dem [[Mittelland (Schweiz)|Mittelland]]. Zwei kleine Regionen des Landes gehören jedoch nicht dazu: im Norden jenseits des Juras die Region [[Basel]] im [[Grabenbruch]] der [[Oberrheinische Tiefebene|Oberrheinischen Tiefebene]] und im Süden das [[Mendrisio (Bezirk)|Mendrisiotto]], das einen Teil der [[Poebene]] bildet. Im Vergleich zur Gesamtfläche des Landes sind diese beiden Regionen sehr klein.<ref name="baer">Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 6.</ref>

Die Alpen, welche die Südhälfte der Schweiz bedecken, entsprechen rund 60 % der Fläche des Landes. Auf das Mittelland entfallen 30 % und auf den Jura 10 %.<ref name="baer"/> Das unebene und zerklüftete Terrain des Juras und der Alpen hat eine geringe Besiedlung dieser Gegenden zur Folge, mit Ausnahme einiger Täler wie des [[Rhone]]tals im Kanton [[Kanton Wallis|Wallis]]. Der grösste Teil der Bevölkerung lebt im Mittelland.

==== Die Alpen ====
{{Hauptartikel|Schweizer Alpen}}
[[Datei:Schweizer Regionen2.png|miniatur|Die naturräumliche Gliederung der Schweiz]]
Die Alpen sind das höchste Gebirge im Inneren Europas. Es erstreckt sich in einem 1'200 Kilometer langen Bogen zwischen [[Nizza]] in [[Frankreich]] und [[Wien]] in [[Österreich]]. Der Schweizer Teil der Alpen umfasst den gesamten Süden des Landes, was etwa 60 % der Fläche entspricht. Allgemein üblich ist in der Schweiz die Dreiteilung der Alpen entlang des Alpenbogens, sodass das Land vollständig in den [[Zentralalpen (Dreiteilung)|Zentralalpen]] liegt. Der Zweiteilung in [[Ostalpen]] und [[Westalpen]] kommt keine grosse Bedeutung zu, obschon die Trennlinie über den [[Splügenpass]] verläuft. Auf Schweizer Territorium befinden sich [[Liste der Viertausender in den Alpen|48 Viertausender]]. Höchster Punkt ist die [[Dufourspitze]] ({{Höhe|4634|CH}}), höchster ganz in der Schweiz liegender Berg ist der [[Dom (Berg)|Dom]] ({{Höhe|4545|CH}}). Die bekanntesten Berge sind das [[Matterhorn]] ({{Höhe|4478|CH}}) sowie [[Eiger]] ({{Höhe|3970|CH}}), [[Mönch (Berg)|Mönch]] ({{Höhe|4107|CH}}) und [[Jungfrau (Berg)|Jungfrau]] ({{Höhe|4158|CH}}), die eine markante Dreiergruppe bilden. Der [[Piz Bernina]] ({{Höhe|4049|CH}}) ist der östlichste Viertausender der Alpen.

Im Norden steigen die Alpen allmählich vom Mittelland über die [[Schweizer Voralpen|Voralpen]] bis zum [[Alpenhauptkamm]] an, während sie auf der Südseite abrupt zu den Ausläufern der Poebene abfallen. Dem Alpenhauptkamm entlang verlaufen in West- bzw. Ostrichtung die Täler der [[Rhone]] und des [[Rhein]]s, die zwei Hauptketten voneinander trennen. Die Kämme dieser Gebirgsketten treffen im [[Gotthardmassiv]] aufeinander. Von dort aus führen auch die Täler der [[Reuss (Fluss)|Reuss]] nach Norden, des [[Ticino (Fluss)|Ticino]] nach Süden und der [[Aare]] nach Nordwesten. Gleichzeitig verläuft durch das Gotthardmassiv die [[Europäische Hauptwasserscheide]]; hier liegt auch der [[Wasserscheidepunkt]] der [[Nordsee]] und des [[Mittelmeer]]s.

{{Panorama|Wallis Allalinhorn pano mg-k.jpg|2070|Panorama der Walliser Alpen, vom [[Allalinhorn]] aus gesehen}}
[[Datei:3818 - Riffelberg - Matterhorn viewed from Gornergratbahn.JPG|thumb|Das Matterhorn ist einer der bekanntesten Berge der Alpen]]

Gemäss der [[SOIUSA]]-Klassifikation werden die Schweizer Alpen wie folgt unterschieden:<ref>{{Literatur | Autor=Sergio Marazzi | Titel=Atlante Orografico delle Alpi. SOIUSA | Verlag=Priuli & Verlucca editori | Ort=Pavone Canavese | Jahr=2005 | ISBN=978-88-8068-273-8}}</ref>
* [[Voralpen]] mit den [[Waadtländer Voralpen]], den [[Freiburger Voralpen]], den [[Berner Voralpen]], den [[Zentralschweizer Voralpen]] und den [[Appenzeller Alpen]]
* [[Berner Alpen im weiteren Sinne (SOIUSA)|Berner Alpen im weiteren Sinne]] mit den [[Waadtländer Alpen]], den eigentlichen [[Berner Alpen]] und den [[Urner Alpen]]
* [[Walliser Alpen]]
* [[Glarner Alpen im weiteren Sinne (SOIUSA)|Glarner Alpen im weiteren Sinne]] mit den eigentlichen [[Glarner Alpen]] und den [[Osturner Alpen]]
* [[Westliche Rätische Alpen (SOIUSA)|Westliche Rätische Alpen]] mit den [[Oberhalbsteiner Alpen]], den [[Albula-Alpen]], der [[Berninagruppe]], den [[Livigno-Alpen]], den [[Münstertaler Alpen (SOIUSA)|Münstertaler Alpen]], den [[Plessur-Alpen]] und dem [[Rätikon]]
* [[Lepontinische Alpen|Lepontinischen Alpen]] mit den [[Adula-Alpen]], den [[Monte Leone-Sankt Gotthard-Alpen (SOIUSA)|Monte Leone-Sankt Gotthard-Alpen]] und den [[Tessiner Alpen]]
* [[Luganer Voralpen (SOIUSA)|Luganer Voralpen]]

Nur ein kleiner Teil der [[Savoyer Voralpen]] im [[Chablais]] und der [[Grajische Alpen|Grajischen Alpen]] am Rande der [[Mont-Blanc-Gruppe]] liegen in der Schweiz.

==== Der Jura ====
[[Datei:Jura.jpg|thumb|Der [[Creux du Van]] ist typisch für die Landschaft des Juras]]

{{Hauptartikel|Jura (Gebirge)|titel1=Jura}}

Der Jura, ein geologisch junges [[Faltengebirge]] aus [[Kalkstein]], bildet einen über 300 km langen Bogen entlang der französischen und deutschen Grenze vom Kanton [[Kanton Genf|Genf]] im Südwesten bis in den Kanton [[Kanton Schaffhausen|Schaffhausen]] im Nordosten. Zwischen [[Yverdon-les-Bains|Yverdon]] und [[Besançon]] erreicht er eine Breite von 70 km.<ref>Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 27.</ref> Der höchste Berg des Juras auf Schweizer Boden ist der [[Mont Tendre]] ({{Höhe|1679|CH}}). Die durchschnittliche Höhe des Gebirges verringert sich in Richtung Nordosten nach und nach.<ref>Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 23.</ref> Seine grössten Höhen erreicht der Jura meist in der direkt an das Mittelland grenzenden Kette.

Aufgrund der Art und der [[Erosion (Geologie)|Erosion]] der [[Falte (Geologie)|Verfaltung]] werden zwei [[Tektonik|tektonische]] Haupteinheiten unterschieden, die sich auch im Landschaftsbild abzeichnen. Der Hauptteil des Gebirges wird vom [[Faltenjura]] eingenommen. Dieser untergliedert sich noch weiter in Kettenjura und Plateaujura. Der Kettenjura besteht aus lang gestreckten, stark gefalteten Höhenzügen. Die Täler folgen in der Regel den einzelnen Ketten; es gibt jedoch einzelne kleine Quertäler, [[Klus (Tal)|Kluse]] genannt. An die Ketten schliessen sich im Nordwesten die wasserarmen Hochflächen der [[Freiberge|Franches-Montagnes]] an, die zum Plateaujuras gehören. Ganz im Nordosten (am [[Hochrhein]]) und Nordwesten ([[Ajoie]]) findet man ungefalteten [[Tafeljura]], der tektonisch gesehen Teil des [[Südwestdeutsches Stufenland|Südwestdeutschen]] bzw. [[Nordfranzösisches Schichtstufenland|Französischen Schichtstufenlandes]] ist.

Der Jura hat ein wesentlich weniger dichtes und weniger verzweigtes Gewässernetz als andere Mittelgebirge. Dies ist dadurch zu erklären, dass das Regenwasser nicht überall oberirdisch abfliesst, sondern direkt im porösen, [[karst]]artigen Kalkuntergrund versickert.

==== Das Mittelland ====
[[Datei:Luzern pilatus.jpg|miniatur|Blick vom [[Pilatus (Berg)|Pilatus]] auf das Mittelland bei [[Luzern]]]]

{{Hauptartikel|Mittelland (Schweiz)|titel1=Mittelland}}

Das Mittelland umfasst das teils flache, weitgehend jedoch hügelige Gebiet zwischen Jura und Alpen. Es liegt im Mittel auf einer Höhe von 400 bis {{Höhe|600|CH}}. Geologisch stellt das Mittelland eine [[Sedimentbecken|Beckenzone]] dar, die sich auch über die Landesgrenzen hinaus erstreckt. Diese beginnt südlich von Genf in der Nähe von [[Chambéry]], wo sich Jura und Alpen zusammenschliessen, erstreckt sich über 300 km in nordöstlicher Richtung bis zum [[Bodensee]] und setzt sich im deutschen und österreichischen [[Alpenvorland]] fort. Das Mittelland ist keineswegs eine ebene Landschaft, sondern weist eine je nach Region bisweilen sehr vielfältige naturräumliche Gliederung durch Seen und Höhenzügen auf. Höchste Erhebung des Mittellandes ist der [[Napf (Berg)|Napf]] ({{Höhe|1408|CH}}) im [[Napfbergland]].

Im Wesentlichen besteht das Mittelland aus [[Molasse]], einem aus der Gebirgserosion der noch jungen Alpen entstandenen [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimentgestein]]. Die damaligen Flüsse aus den Alpen – im Allgemeinen nicht kongruent mit dem heutigen Flussnetz – bauten am Gebirgsfuss allmählich bedeutende Schwemmfächer auf. Seine heutige Landschaftsgestalt hat das Mittelland während der Überprägung durch die [[Eiszeitalter|eiszeitlichen]] Gletscher erhalten.<ref>Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 10.</ref> Dabei formten die Eismassen das Land einerseits durch Tiefenerosion, andererseits durch Ablagerungen im Vorfeld der Gletscher. Während Spuren älterer Eiszeiten kaum noch vorhanden sind, ist der Verlauf der Gletscher während der [[Würmkaltzeit|Würmeiszeit]] heute an der Ausformung der Täler, den [[Moräne]]n und zahlreichen [[Findling]]en erkennbar. Zu den bekanntesten Findlingen gehören die [[Repère Pierre du Niton|Pierres de Niton]] ({{Höhe|373.6|CH}}) in Genf, wobei der grössere der beiden als Schweizer [[Höhenfestpunkt]] (Ausgangspunkt für die Höhenmessung) dient.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.swisstopo.admin.ch/internet/swisstopo/de/home/topics/survey/faq/niton.html | titel=Ausgangspunkt Höhenmessungen | hrsg=[[Swisstopo]] | datum=2009-02-20 | zugriff=2010-05-24}}</ref>

=== Hydrographie ===
{{Hauptartikel|Hydrographie der Schweiz}}

[[Datei:Suisse hydrologie.svg|miniatur|[[Einzugsgebiet (Hydrologie)|Einzugsgebiete]] in der Schweiz:
{{Farblegende|#ff8431|Rhein}}
{{Farblegende|#ffa76c|→ Aare}}
{{Farblegende|#7979ff|Rhone}}
{{Farblegende|#dbff4b|Po}}
{{Farblegende|#de87cd|Donau}}
{{Farblegende|#52ce00|Etsch}}]]

Die [[Hydrographie]] der Schweiz ist gekennzeichnet durch fünf Haupteinzugsgebiete, zahlreiche Seen sowie Gletscher, die zu den grössten Europas gehören. Das Land weist eine überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmenge von jährlich 1457 mm auf. Ursache hierfür ist die vorherrschende Westwindlage und die Nähe zu [[Atlantischer Ozean|Atlantik]], [[Nordsee]] und [[Mittelmeer]], wodurch viel feuchte Luft zugeführt wird. Diese Luft staut sich an den Alpen als Wetterbarriere und entlädt sich hier.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/wasser/index.html?lang=de | titel=Abnehmende Wasserreserven in den Alpen | hrsg=[[Bundesamt für Umwelt]] | datum=Juni 2006 | zugriff=2010-05-24}}</ref> Am meisten Niederschlag fällt in den zentralen Hochalpen und im Tessin mit gegen 2000 mm jährlich, in den Voralpen und im Jura sind es rund 1400 mm und im Mittelland 1000 mm. Als trockenste Gegenden mit 500 bis 700 mm/Jahr gelten das [[Rhone]]tal im Kanton [[Kanton Wallis|Wallis]] und das [[Engadin]] im Kanton [[Kanton Graubünden|Graubünden]], da diese Täler von den niederschlagsreichen Wetterlagen abgeschirmt sind.<ref name="klima" />

==== Gewässer und Einzugsgebiete ====
Die Schweiz liegt in den Einzugsgebieten von fünf europäischen Flüssen: Der [[Rhein]] und die [[Rhone]], die beide im [[Gotthardmassiv]] entspringen, sowie [[Donau]], [[Po (Fluss)|Po]] und [[Etsch]]. Die drei letztgenannten fliessen zwar nicht durch die Schweiz, werden aber von hier entspringenden Nebenflüssen gespeist.

{| class="wikitable zebra"
!scope=col|[[Einzugsgebiet (Hydrologie)|Einzugsgebiet]]
!scope=col|Flächenanteil<ref>Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 33</ref>
!scope=col|Hauptzuflüsse<br />in der Schweiz
!scope=col|Bedeutende Seen
!scope=col|Mündet in
|-
| [[Rhein]]
| 68 %
| [[Aare]], [[Reuss (Fluss)|Reuss]], [[Limmat]], [[Broye (Fluss)|Broye]], [[Emme]], [[Linth]], [[Saane]], [[Thur (Rhein)|Thur]]
| [[Bodensee]], [[Zürichsee]], [[Neuenburgersee]], [[Vierwaldstättersee]], [[Bielersee]], [[Thunersee]], [[Walensee]], [[Zugersee]]
| [[Nordsee]]
|-
| [[Rhone]]
| 18 %
| [[Doubs (Fluss)|Doubs]]
| [[Genfersee]]
| [[Mittelmeer]]
|-
| [[Po (Fluss)|Po]]
| 9,3 %
| [[Ticino (Fluss)|Ticino]]
| [[Lago Maggiore]], [[Luganersee]]
| [[Adriatisches Meer|Adria]]
|-
| [[Donau]]
| 4,4 %
| [[Inn]]
| [[Silsersee]], [[Silvaplanersee]]
| [[Schwarzes Meer|Schwarzes&nbsp;Meer]]
|-
| [[Etsch]]
| 0,3 %
| [[Rambach]] (Rom)
|
| Adria
|}

[[Datei:SchaffhausenRheinfall1.jpg|miniatur|Der [[Rheinfall]] bei Schaffhausen]]
[[Datei:Brunnen.jpg|miniatur|Der [[Vierwaldstättersee]] inmitten der Zentralschweizer Voralpen]]
Der grösste Teil des Territoriums, nämlich mehr als zwei Drittel, wird durch das [[Einzugsgebiet]] des [[Rhein]]s entwässert. Darin enthalten ist auch das Einzugsgebiet des grössten Zuflusses, der [[Aare]], die weite Teile des Mittellandes entwässert. Der Zusammenfluss von Aare, [[Reuss (Fluss)|Reuss]] und [[Limmat]] östlich von [[Brugg]] wird als [[Wasserschloss der Schweiz|Wasserschloss]] bezeichnet. An dieser Stelle kommt das Wasser aus 40 % der Gesamtfläche der Schweiz zusammen. Bemerkenswert an der Mündung der Aare in den Rhein ist die Tatsache, dass die Aare mit 590 m³/s der wasserreichere Fluss von beiden ist (Rhein: 439 m³/s). Aus rein hydrologischer Sicht wäre also der Rhein ein Nebenfluss der Aare, nicht umgekehrt.

Das Einzugsgebiet der [[Rhone]] besteht in der Schweiz aus zwei Teilen. Der Hauptfluss erstreckt sich vom [[Rhonegletscher]] bis zum [[Genfersee]], entwässert dabei das Gebiet rund um diesen See sowie fast den gesamten [[Kanton Wallis]]. Ein kleiner Teil im Juragebirge wird durch den [[Doubs (Fluss)|Doubs]] entwässert, ein Nebenfluss der [[Saône]] in Frankreich, die wiederum in die Rhone fliesst.

Im Süden und Südosten des Landes liegen die Einzugsgebiete von [[Po (Fluss)|Po]], [[Etsch]] und [[Donau]], vorwiegend in den Kantonen [[Kanton Tessin|Tessin]] und [[Kanton Graubünden|Graubünden]]. Hauptzufluss des Po in der Schweiz ist der [[Ticino (Fluss)|Ticino]], im Falle der Donau ist es der [[Inn]] im [[Engadin]] und im Falle der Etsch der [[Rambach]] (Rom) im [[Val Müstair]].

Die [[Liste der Flüsse in der Schweiz|verschiedenen Flüsse in der Schweiz]] fliessen letztlich in vier verschiedene Meere; jene über den Rhein in die [[Nordsee]], jene über die Rhone in das [[Mittelmeer]], jene über Po und Etsch in die [[Adriatisches Meer|Adria]] und jene über den Inn in das [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]]. Beim [[Piz Lunghin]] im Kanton [[Graubünden]] befindet sich demnach eine der zwei dreifachen europäischen Haupt-Wasserscheiden.

==== Seen ====
Die meisten der rund 1500 Seen in der Schweiz liegen im Alpenraum, etwas über 100 liegen im Mittelland und 14 im Juragebirge.<ref name="hls-see">{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D24612.php | titel=Seen | autor=Hans Stadler | werk=[[Historisches Lexikon der Schweiz]] | zugriff=2010-05-24}}</ref> 15&nbsp;Seen haben eine Fläche von mehr als 10 km². Von diesen sind der [[Genfersee]], der [[Bodensee]], der [[Lago Maggiore]] und der [[Luganersee]] grenzüberschreitend. Der grösste See, der vollständig in der Schweiz liegt, ist der [[Neuenburgersee]] (215,2 km²). Die meisten natürlichen Seen der Schweiz sind glazialer Herkunft. Sie wurden beim Rückzug von Gletschern geschaffen, wobei ein Fliessgewässer das dabei entstandene Becken auffüllte.

Daneben gibt es [[Liste der Speicherseen in der Schweiz|eine Reihe künstlicher Speicherseen]] für die Gewinnung elektrischer Energie durch [[Wasserkraft]]. Die meisten von ihnen werden durch [[Talsperre]]n in bergigem Gelände gebildet, es gibt jedoch auch [[Staustufe]]n an Flüssen im Mittelland. Grösster Speichersee der Schweiz ist der [[Lac des Dix]] im Kanton Wallis mit einem Gesamtinhalt von 401 Mio. m³ und einer maximalen Tiefe von 227 m. Die grösste Fläche weist mit 10,72 km² der [[Sihlsee]] im Kanton [[Kanton Schwyz|Schwyz]] auf.

{{Siehe auch|Liste der grössten Seen in der Schweiz}}

[[Datei:Lugano-panorama.jpg|thumb|center|upright=3.25|Panorama von [[Lugano]] und dem [[Luganersee]]]]

==== Gletscher ====
{{Siehe auch|Liste der Schweizer Gletscher}}

[[Datei:Grosser Aletschgletscher 3196.JPG|miniatur|[[Aletschgletscher]]]]
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es rund 2000 [[Gletscher]] in den Schweizer Alpen (der Jura ist unvergletschert). Sie liegen überwiegend in den [[Walliser Alpen]], den [[Berner Alpen]] und den [[Rätische Alpen|Rätischen Alpen]]. Die meisten sind nach Nordwesten, Norden und Nordosten ausgerichtet, da sie in diesen Lagen besser vor der Sonneneinstrahlung geschützt sind. Die nach Süden ausgerichteten Gletscher sind in der Regel kleiner.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.hades.unibe.ch/hades_d/index.htm | titel=Kenngrössen der Gletscher und ihre Veränderungen 1850–2000 | hrsg=Geographisches Institut der Universität Bern | werk=Hydrologischer Atlas der Schweiz, Tafel 3.10 | datum=2004 | zugriff=2010-05-25}}</ref>

Seit 1850 bzw. dem Ende der [[Kleine Eiszeit|kleinen Eiszeit]] ist eine markante [[Gletscherschmelze]] zu beobachten (rund ein Drittel der Gesamtlänge), was auf die [[globale Erwärmung]] zurückzuführen ist. Längster Gletscher der Schweiz und auch der gesamten Alpen ist der [[Aletschgletscher]] mit 23,1 km im Jahr 2005.

=== Klima ===
Das [[Klima]] der Schweiz wird von den Wechselwirkungen verschiedener [[Klimazone]]n beeinflusst. Das Land liegt in einer Übergangszone zwischen dem atlantischen [[Seeklima]], dem [[Kontinentalklima]] und dem [[Mittelmeerklima]]; im Hochgebirge herrschen auch [[Polargebiet|polare]] Verhältnisse.<ref>Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 40.</ref> Vorherrschend ist der Einfluss feucht-milder Meeresluft, die vom [[Atlantischer Ozean|Atlantik]] her durch Westwinde herangeführt wird. Die Alpen bilden eine markante [[Klimascheide]]: Südlich des Gebirges herrscht das Mittelmeerklima vor, was sich vor allem durch deutlich mildere Winter bemerkbar macht.<ref name="klima">{{Internetquelle | url=http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/klima/klima_schweiz/klima_schweiz_uebersicht.html | titel=Das Klima der Schweiz – eine kurze Übersicht | hrsg=[[Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie]] | datum=2008-12-08 | zugriff=2010-06-08}}</ref>

Die höchste Temperatur, die jemals in der Schweiz gemessen wurde, betrug 41,5 °C am 11. August 2003 in [[Grono]] (Kanton [[Kanton Graubünden|Graubünden]]). Der durchschnittlich wärmste Ort mit verfügbarer Messreihe ist [[Locarno]]-Monti mit einem Jahresmittel von 11,5 °C, der durchschnittlich kälteste Ort das [[Jungfraujoch]] mit −7,5 °C. Der absolut tiefste Wert von −41,8 °C wurde am 12. Januar 1987 in [[La Brévine]] (Kanton [[Kanton Neuenburg|Neuenburg]]) gemessen.<ref name="klima" />

=== Biodiversität ===
Das Land ist geprägt durch eine grosse Vielfalt an Böden, Höhenstufen und Landschaften. Daraus ergeben sich zahlreiche verschiedenartige natürliche Lebensräume, was die [[Biodiversität]] der [[Fauna]] und der [[Flora]] begünstigt. In der Schweiz kommen rund 49'000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten vor.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.swissworld.org/de/umweltschutz/biologische_vielfalt/biologische_vielfalt/ | titel=Biologische Vielfalt in der Schweiz | hrsg=Swissworld | zugriff=2010-05-31}}</ref> 1994 ratifizierte die Schweiz die [[Biodiversitäts-Konvention]], welche 1995 in Kraft trat.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/international/04692/04696/index.html?lang=de | titel=Internationales: Biodiversität | hrsg=[[Bundesamt für Umwelt]] | datum=2010-01-08 | zugriff=2012-09-29}}</ref> In diesem Zusammenhang rief das [[Bundesamt für Umwelt]] ein Überwachungsprogramm namens «Biodiversitäts-Monitoring» ins Leben, das die Artenvielfalt im Feld erhebt.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/umwelt/08427/08461/index.html?lang=de | titel=Biodiversitäts-Monitoring (BDM) - Zwiespältige Vielfalt | hrsg=Bundesamt für Umwelt | datum=2009-05-27 | zugriff=2010-05-31}}</ref> Im Jahr 2007 galten mehr als 500 in der Schweiz vorkommende Arten als akut vom Aussterben bedroht.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.artenschutz.ch/cr1.htm | titel=506 CR-Arten – höchste Alarmstufe! | hrsg=Artenschutz Schweiz | datum=2007 | zugriff=2010-05-31}}</ref>

==== Fauna und Flora ====
[[Datei:Alpine Ibex.jpg|miniatur|Steinbock im [[Lötschental]]]]
Das Bundesamt für Umwelt schätzt die Anzahl der in der Schweiz lebenden Tierarten auf rund 30'000. Dazu gehören 83 [[Säugetiere]], 386 [[Vögel]], 15 [[Reptilien]], 20 [[Amphibien]], 51 [[Knochenfische]], 2&nbsp;[[Kieferlose]], 25'000 [[Gliederfüßer|Gliederfüsser]] (davon 22'330 [[Insekten]]), 270 [[Weichtiere]] und 3'200 [[Würmer]].<ref name="arten">{{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/umwelt/02924/index.html?lang=de | titel=Monitoring Biodiversität | hrsg=Bundesamt für Umwelt | werk=Magazin «Umwelt», Ausgabe 3/2006 | seiten=12 | datum=März 2006 | zugriff=2010-06-04 | format=PDF, 386 KB}}</ref> Im Tierreich finden sich in der Schweiz 51 [[Endemit]]en.<ref name="endemit">{{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/pflanzen-pilze/07931/index.html?lang=de | titel=Endemiten | hrsg=Bundesamt für Umwelt | zugriff=2010-06-04 | sprache= | format=DOC, 106 KB}}</ref> Gemäss dem Monitoringprogramm ist die biologische Vielfalt stabil, das heisst dass verschwundene Arten durch sich ausbreitende neue Arten kompensiert werden. Regional betrachtet ergeben sich einige Unterschiede. Während im Jura und im Mittelland die Artenvielfalt abnimmt, ist in den Alpen eine Zunahme zu verzeichnen. Etwa 40 % aller Tierarten gelten als gefährdet. In überdurchschnittlichem Masse trifft dies auf Reptilien und Brutvögel zu.<ref>Zustand der Biodiversität in der Schweiz, S. 84–85.</ref>

Gemäss Schätzungen des Bundesamtes für Umwelt kommen in der Schweiz rund 19'000 Pflanzen- und Pilzarten vor. Dazu gehören 3000 [[Gefäßpflanzen|Gefässpflanzen]] und [[Farne]], 1030 [[Moose]], 1660 [[Flechte]]n, 9000 [[Pilze]] und 4000 [[Algen]].<ref name="arten" /> Es gibt nur zwei endemische Pflanzenarten, das [[Engadin-Felsenblümchen]] ''(Draba ladina)'' und das [[Wimper-Sandkraut]] ''(Arenaria ciliata)''.<ref name="endemit" /> Mindestens 60 in der Schweiz vorkommende Pflanzenarten drohen laut [[International Union for Conservation of Nature and Natural Resources|Weltnaturschutzunion]] auch weltweit auszusterben. Die bereits als ausgestorben klassierte Tulpenart ''Tulipa aximensis'' erschien 1998 wieder im Kanton [[Kanton Wallis|Wallis]]. Zu den weltweit seltensten Pflanzen gehört das [[Bodensee-Vergissmeinnicht]] ''(Myosotis rehsteineri)''. Der 1956 zum letzten Mal beobachtete [[Bodensee-Steinbrech]] ''(Saxifraga amphibia)'' ist bislang die einzige bekannte Art, die mit ihrem Verschwinden in der Schweiz auch weltweit ausstarb.<ref>Zustand der Biodiversität in der Schweiz, S. 86.</ref>

==== Wälder ====
[[Datei:Tamangur.jpg|miniatur|Der Wald von Tamangur im [[Val S-charl]] auf {{Höhe|2300|CH}} ist der höchstgelegene Arvenwald Europas<ref>{{Internetquelle | url=http://www.myswitzerland.com/fr/19623/excursions-ete/paysages/god-da-tamangur.html | titel=God da Tamangur | hrsg=myswitzerland.com | zugriff=2010-05-24 | sprache=französisch}}</ref>]]
Im Jahr 2007 bedeckten die Schweizer [[Wald|Wälder]] eine Fläche von 1,3 Millionen Hektaren oder 31 % der Landesfläche, wobei die regionale Verteilung stark unterschiedlich ist. Während die Alpensüdseite ([[Kanton Tessin|Tessin]]) sehr stark bewaldet ist, verfügt das dichtbesiedelte Mittelland über vergleichsweise wenig Wald. Zwischen dem Zeitraum 1993/95 und dem Zeitraum 2004/06 nahm die Waldfläche im gesamten Land um 4,9 % zu, wobei auch hier die regionalen Unterschiede sehr gross sind: Kein Zuwachs im Mittelland, 0,9 % im Jura, 2,2 % in den Voralpen, 9,1 % in den Alpen und 9,8 % auf der Alpensüdseite. Das gesamte Holzvolumen beträgt 420 Millionen Kubikmeter.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.wsl.ch/news/presse/pm_071109_DE?redir=1& | titel=Waldfläche, Vorrat und Laubholz nehmen zu – grosse regionale Unterschiede | hrsg=[[Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft]] | datum=2007-11-09 | zugriff=2010-05-24}}</ref>

Die Wälder spielen eine wichtige Rolle für die Biodiversität: Rund 20'000 Arten sind von den Wäldern abhängig, was etwa 40 % aller in der Schweiz lebenden Arten entspricht. Das Holz wird in der Schweiz als Rohstoff im Bauwesen und als Energiequelle genutzt. Im Jahr 2009 belief sich die Bauholzextraktion auf 6,4 Millionen Kubikmeter, was nur etwa zwei Drittel des Zuwachses von nutzbarem Holz (9,5 Millionen Kubikmeter) entspricht.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/01039/index.html?lang=de | titel=Umwelt Schweiz 2009 | hrsg=Bundesamt für Umwelt | seiten=47 | datum=2009-06-17 | zugriff=2010-05-24 | format=PDF, 2157 KB}}</ref>

=== Naturgefahren ===
[[Datei:Lawinenkegel oberhalb von Engi.JPG|miniatur|Lawinenkegel oberhalb von [[Engi GL|Engi]]]]
Naturgefahren sind in der Schweiz immer präsent und können hydrologischer oder geologischer Natur sein. Das Vorhandensein zahlreicher Berge verstärkt die Zahl von Hochwassern, was in flachen Regionen wie dem [[Seeland (Schweiz)|Seeland]] oder der [[Linthebene]] wiederum zu Überschwemmungen führt. In den Bergen können zusätzlich [[Lawine]]n und [[Gletscher]]abbrüche auftreten. Es werden in der Schweiz jeden Tag etwa zwei [[Erdbeben]] registriert, davon sind ungefähr zehn pro Jahr stark genug, um von der Bevölkerung verspürt zu werden (etwa ab Magnitude 2.5). Das stärkste Erdbeben in der Schweiz mit katastrophalen Folgen, das [[Basler Erdbeben 1356]], liegt mehr als 650 Jahre zurück. Im Durchschnitt ist in der Schweiz alle 60 bis 100 Jahre mit einem Erdbeben mit einer Magnitude von etwa 6 zu rechnen. Ein Erdbeben dieser Stärke ereignete sich zum vorerst letzten Mal im Jahr 1946 bei Sierre im Wallis. Ein solches Beben kann überall und jederzeit in der Schweiz auftreten. Die höchste Erdbebengefährdung herrscht jedoch im Wallis, in Basel, im St. Galler Rheintal, in Mittelbünden, im Engadin und in der Zentralschweiz.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.seismo.ethz.ch/eq_swiss | titel=Erdbeben in der Schweiz | hrsg=Schweizerischer Erdbebendienst | datum=Februar 2014 | zugriff=2014-02-04}}</ref>

== Humangeographie ==
{{Zitat-de-CH
| Text=Die ganze Schweiz ist wie eine grosse Stadt, die sich in dreizehn Quartiere unterteilt, von denen die einen in den Tälern, die anderen an den Hängen und noch andere auf den Bergen liegen […] Es gibt unterschiedlich dicht besiedelte Quartiere, allerdings immer dicht genug, dass man sich in der Stadt wähnt. Statt in einer Linie angeordnet zu sein, verteilen sich die Häuser aber ohne Symmetrie und Ordnung […]
| Autor=[[Jean-Jacques Rousseau]] (1763)
|ref=<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/umwelt/05216/index.html?&lang=de | titel=Die ganze Schweiz ist wie eine grosse Stadt | autor=Lucienne Rey | hrsg=Bundesamt für Umwelt | werk=Dossier Städte und Agglomerationen | seiten=9 | datum=2007 | zugriff=2010-05-24 | format=PDF, 715 KB}}</ref>}}

=== Administrative Gliederung ===
[[Datei:Karte Kantone der Schweiz farbig 2011.png|miniatur|upright=2|Kantone der Schweiz]]
Die administrative Gliederung der Schweiz ist historisch bedingt. Das Land entstand aus dem Zusammenschluss souveräner Staaten zu einem Bundesstaat. Seit 1848 üben die [[Kanton (Schweiz)|Kantone]] grundsätzlich alle Rechte aus, die nicht gemäss [[Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft|Bundesverfassung]] dem Bund übertragen sind.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D26414-1-4.php | titel=Kantone - Im Bundesstaat (seit 1848) | autor=Andreas Kley | hrsg=Historisches Lexikon der Schweiz | datum=2008-10-09 | zugriff=2010-05-31}}</ref> Seit 1979, als sich der Kanton Jura vom Kanton Bern abspaltete, gibt es 26 Kantone.

17 Kantone sind weiter in [[Bezirk (Schweiz)|Bezirke]] unterteilt. Diese dienen als dezentrale Zwischeninstanzen staatlichen Vollzugs zwischen Kantonsregierung und Gemeinden. Mit wenigen Ausnahmen sind sie reine Verwaltungs- und Gerichtseinheiten sowie Wahlkreise ohne Autonomie. Keine Bezirke gibt es in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Basel-Stadt, Genf, Glarus, Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Uri und Zug.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10358.php | titel=Bezirk [Amt, Amtsbezirk] | autor=Anne-Marie Dubler | hrsg=Historisches Lexikon der Schweiz | datum=2004-04-28 | zugriff=2010-05-31}}</ref> Die früher weit verbreitete Unterteilung der Bezirke in Kreise existiert nur noch in den Kantonen Graubünden und Tessin. Alle Kantone sind in überdies in [[politische Gemeinde]]n eingeteilt; sie nehmen alle kommunalen Aufgaben wahr, die durch übergeordnetes Recht nicht zum Wirkungskreis eines anderen Gemeindetyps (beispielsweise [[Bürgergemeinde]], [[Kirchengemeinde|Kirchgemeinden]], [[Schulgemeinde]]n) erklärt werden. Am 1. Januar 2010 gab es in der Schweiz 2'596 politische Gemeinden; ihre Zahl nimmt durch [[Gemeindefusionen in der Schweiz|Gemeindefusionen]] laufend ab.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/Die-verschwundenen-Gemeinden/story/14792068 | titel=Die verschwundenen Gemeinden | hrsg=[[Berner Zeitung]] | datum=2009-12-18 | zugriff=2010-05-31}}</ref>

Seit 1999 ist die Schweiz zu [[Statistik|statistischen]] Zwecken in sieben [[Grossregionen der Schweiz|Grossregionen]] unterteilt, die mehrere Kantone umfassen können. Sie entsprechen den [[NUTS]]-2-Regionen von [[Eurostat]], dem statistischen Amt der [[Europäische Union|Europäischen Union]].

{| class="wikitable sortable zebra"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Abk.<br />
! [[Kanton (Schweiz)|Kanton]]<br />
! Hauptort<br />
! Einwohner<br /><small>(2008)</small><ref>{{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/publikationen.Document.125299.pdf | titel=Die Bevölkerung der Schweiz 2008 | hrsg=[[Bundesamt für Statistik]] | datum=2009 | zugriff=2010-05-24 | format=PDF, 1,23 MB}}</ref>
! Fläche<br />(km²)
! Einwohner<br />pro km²
! Amtssprache(n)<br />
|-
| align="center" | ZH
| align="left" | {{CH-ZH}}
| align="left" | [[Zürich]]
| align="right" | 1'332'727
| align="right" | 1'729
| align="right" | 771
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | BE
| align="left" | {{CH-BE}}
| align="left" | [[Bern]]
| align="right" | 969'299
| align="right" | 5'959
| align="right" | 163
| align="left" | deutsch, französisch
|-
| align="center" | LU
| align="left" | {{CH-LU}}
| align="left" | [[Luzern]]
| align="right" | 368'742
| align="right" | 1'493
| align="right" | 247
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | UR
| align="left" | {{CH-UR}}
| align="left" | [[Altdorf UR|Altdorf]]
| align="right" | 35'162
| align="right" | 1'077
| align="right" | 33
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | SZ
| align="left" | {{CH-SZ}}
| align="left" | [[Schwyz (Gemeinde)|Schwyz]]
| align="right" | 143'719
| align="right" | 908
| align="right" | 158
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | OW
| align="left" | {{CH-OW}}
| align="left" | [[Sarnen]]
| align="right" | 34'429
| align="right" | 491
| align="right" | 70
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | NW
| align="left" | {{CH-NW}}
| align="left" | [[Stans]]
| align="right" | 40'737
| align="right" | 276
| align="right" | 148
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | GL
| align="left" | {{CH-GL}}
| align="left" | [[Glarus]]
| align="right" | 38'370
| align="right" | 685
| align="right" | 56
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | ZG
| align="left" | {{CH-ZG}}
| align="left" | [[Zug (Stadt)|Zug]]
| align="right" | 110'384
| align="right" | 239
| align="right" | 462
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | FR
| align="left" | {{CH-FR}}
| align="left" | [[Freiburg im Üechtland|Freiburg]]
| align="right" | 268'537
| align="right" | 1'671
| align="right" | 161
| align="left" | französisch, deutsch
|-
| align="center" | SO
| align="left" | {{CH-SO}}
| align="left" | [[Solothurn]]
| align="right" | 251'830
| align="right" | 791
| align="right" | 318
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | BS
| align="left" | {{CH-BS}}
| align="left" | [[Basel]]
| align="right" | 186'672
| align="right" | 37
| align="right" | 5'045
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | BL
| align="left" | {{CH-BL}}
| align="left" | [[Liestal]]
| align="right" | 271'214
| align="right" | 547
| align="right" | 524
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | SH
| align="left" | {{CH-SH}}
| align="left" | [[Schaffhausen]]
| align="right" | 75'303
| align="right" | 298
|align="right" | 253
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | AR
| align="left" | {{CH-AR}}
| align="left" | [[Herisau]], [[Trogen AR|Trogen]]
| align="right" | 53'054
| align="right" | 243
| align="right" | 218
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | AI
| align="left" | {{CH-AI}}
| align="left" | [[Appenzell (Ort)|Appenzell]]
| align="right" | 15'549
| align="right" | 173
| align="right" | 90
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | SG
| align="left" | {{CH-SG}}
| align="left" | [[St. Gallen]]
| align="right" | 471'152
| align="right" | 2'026
| align="right" | 233
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | GR
| align="left" | {{CH-GR}}
| align="left" | [[Chur]]
| align="right" | 190'459
| align="right" | 7'105
| align="right" | 27
| align="left" | deutsch, [[Bündnerromanisch|rätoromanisch]], italienisch
|-
| align="center" | AG
| align="left" | {{CH-AG}}
| align="left" | [[Aarau]]
| align="right" | 591'632
| align="right" | 1'404
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| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | TG
| align="left" | {{CH-TG}}
| align="left" | [[Frauenfeld]]
| align="right" | 241'811
| align="right" | 991
| align="right" | 244
| align="left" | deutsch
|-
| align="center" | TI
| align="left" | {{CH-TI}}
| align="left" | [[Bellinzona]]
| align="right" | 332'736
| align="right" | 2'812
| align="right" | 118
| align="left" | italienisch
|-
| align="center" | VD
| align="left" | {{CH-VD}}
| align="left" | [[Lausanne]]
| align="right" | 688'245
| align="right" | 3'212
| align="right" | 214
| align="left" | französisch
|-
| align="center" | VS
| align="left" | {{CH-VS}}
| align="left" | [[Sitten VS|Sitten]]
| align="right" | 303'241
| align="right" | 5'224
| align="right" | 58
| align="left" | französisch, deutsch
|-
| align="center" | NE
| align="left" | {{CH-NE}}
| align="left" | [[Neuchâtel (Stadt)|Neuenburg]]
| align="right" | 170'924
| align="right" | 803
| align="right" | 213
| align="left" | französisch
|-
| align="center" | GE
| align="left" | {{CH-GE}}
| align="left" | [[Genf]]
| align="right" | 446'106
| align="right" | 282
| align="right" | 1'581
| align="left" | französisch
|-
| align="center" | JU
| align="left" | {{CH-JU}}
| align="left" | [[Delémont|Delsberg]]
| align="right" | 69'822
| align="right" | 838
| align="right" | 83
| align="left" | französisch
|- bgcolor="#DCDCDC"
| align=center class="hintergrundfarbe5" | CH
| align=left class="hintergrundfarbe5" | [[Datei:Coat of Arms of Switzerland.svg|20px|Eidgenössisches Wappen]] [[Schweiz|Schweizerische&nbsp;Eidgenossenschaft]]
| align=left class="hintergrundfarbe5" | [[Bern]] ([[Hauptstadtfrage der Schweiz|Bundesstadt]])
| align=right class="hintergrundfarbe5" | 7'701'856
| align=right class="hintergrundfarbe5" | 41'285
| align=right class="hintergrundfarbe5" | 187
| align=left class="hintergrundfarbe5" | deutsch (63,7 %), französisch (20,4 %),<br />italienisch (6,5 %), rätoromanisch (0,5 %)
|}

=== Landschaftswandel und Bodennutzung ===
{| border=1 cellspacing=0 cellpadding=4 width=280 style="float:right; border:1px solid gray; border-collapse:collapse; font-size:90%; margin:0 0.5em 1em;"
| colspan=4 | [[Datei:Picswiss NW-25-16.jpg|300px|Landwirtschaftsbetrieb bei Stans]]
|-
! align="center" bgcolor="lightblue" colspan="4" | '''Bodennutzung''' <br /> <small>Quelle: [[Bundesamt für Statistik|BFS]] (2004–2009)</small><ref>{{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/02/03/blank/data/01.html | titel=Bodennutzung und Bodenbedeckung – Arealstatistik 1979/85, 1992/97 und 2004/09 | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2014 | zugriff=2014-01-09}}</ref>
|-
! Hauptbereiche
! Fläche <br />(in %)
! Bodennutzung
! Fläche <br />(in [[Hektar|ha]])
|-
! rowspan="5" align=left | '''Siedlungsflächen''' || rowspan="5" | {{0}}7,5
| Gebäudeareal || align="right" | 152'009
|-
| Industrie- und Gewerbeareal || align="right" | 23'975
|-
| Besondere Siedlungsflächen || align="right" | 17'030
|-
| Erholungs- und Grünanlagen || align="right" | 19'644
|-
| Verkehrsflächen || align="right" | 95'239
|-
! rowspan="4" align=left | '''Landwirt-<br />schaftsflächen''' || rowspan="4" | 35,9
| Obstbau, Rebbau, Gartenbau || align="right" | 50'973
|-
| Ackerland || align="right" | 407'069
|-
| Naturwiesen, Heimweiden || align="right" | 509'767
|-
| Alpwirtschaftliche Nutzflächen || align="right" | 513'860
|-
! rowspan="3" align=left | '''Bestockte Flächen''' || rowspan="3" | 31,3
| Wald || align="right" | 1'134'482
|-
| Gebüschwald || align="right" | 66'899
|-
| Gehölze || align="right" | 91'681
|-
! rowspan="5" align=left | '''Unproduktive Flächen''' || rowspan="5" | 25,3
| Stehende Gewässer || align="right" | 142'681
|-
| Fliessgewässer || align="right" | 34'193
|-
| Unproduktive Vegetation || align="right" | 288'318
|-
| Vegetationslose Flächen || align="right" | 466'416
|-
| Gletscher, Firn || align="right" | 144'262
|}

Seit dem 19. Jahrhundert schreitet der [[Landschaftswandel]] in der Schweiz immer schneller voran. Das Bevölkerungswachstum führte zu einem Wachstum der Siedlungen und einem Ausbau der Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Durch eine Reihe grosser Gewässerkorrektionen wurde ehemaliges Sumpfland zu Landwirtschaftsfläche, welche im Lauf des 20. Jahrhunderts durch Gesamtmeliorationen weiter optimiert wurde. Dieser Wandel lässt sich mit dem Vergleich von alten und neuen Karten oder Bildern qualitativ feststellen. Eine quantitative Erfassung des Landschaftswandels seit den 1970er Jahren geschieht durch die Arealstatistik, welche das Territorium der Schweiz in vier Hauptbereiche der Bodennutzung aufteilt: Siedlungs- und Infrastrukturflächen, Landwirtschaftsflächen, [[bestockte Fläche]]n und unproduktive Flächen.<ref>Arealstatistik Schweiz, S. 3</ref>

; Siedlungsflächen
Siedlungsflächen entwickelten sich hauptsächlich im Mittelland und auf der Alpensüdseite, in der Nähe von Seen und entlang bedeutender Fliessgewässer.<ref>Arealstatistik Schweiz, S. 10</ref> Sie bedecken 16,0 % des Mittellandes, 8,2 % des Juras, 4,7 % der Alpensüdseite, 4,4 % der nördlichen Voralpen, 3,3 % der westlichen Zentralalpen und 1,7 % der östlichen Zentralalpen.<ref name="areal12">Die Bodennutzung in der Schweiz 2013, S 9.</ref>

Die Siedlungs- und Infrastrukturflächen wachsen rund um die Agglomerationen, aber auch auf dem Land, auf Kosten der Landwirtschaftsflächen. Dieses Wachstum ist besonders ausgeprägt entlang der Hauptverkehrsachsen wie Autobahnen und Eisenbahnstrecken. Der Anschluss an neue Verkehrswege führt zu einem deutlichen Anstieg der Bautätigkeit in den betroffenen Regionen. Ländliche Gebiete sind von der [[Suburbanisierung]] betroffen: Zahlreiche Berufstätige, die in der Stadt arbeiten, ziehen aufs Land, um von günstigerem Bauland und höherer Lebensqualität zu profitieren. Dies schlägt sich auch in der Baustatistik nieder: Einfamilienhäuser entstehen vor allem auf dem Land, Mehrfamilienhäuser in den Städten.<ref name="areal12" />

Darüber hinaus steigt auch der Flächenverbrauch pro Kopf. Einerseits nimmt die durchschnittliche Grösse der Haushalte laufend ab, andererseits entfallen fast zwei Drittel der Wohnbautätigkeit auf Ein- und Zweifamilienhäuser. Einer Bevölkerungszunahme von 9 % in den Jahren 1990 bis 2001 steht eine Wohnflächenzunahme von 25 % gegenüber.<ref>Arealstatistik Schweiz, S. 14</ref>

; Landwirtschaftsflächen
Trotz konstanter Abnahme stellt die Landwirtschaft weiterhin die Hauptnutzungsart des Bodens in der Schweiz dar. Sie dominiert im Mittelland, mit etwas mehr als der Hälfte der Fläche (49,5 %). Etwas geringere Werte werden im Jura (43,4 %), in den nördlichen Voralpen (37,5 %) und in den östlichen Zentralalpen (30,3 %) erreicht. Bedeutend geringer ist der Anteil landwirtschaftlicher Nutzfläche in den westlichen Zentralalpen (18,4 %) und auf der Alpensüdseite (12,7 %).<ref name="areal16">Die Bodennutzung in der Schweiz 2013, S. 14</ref>

Vielfältige Nutzungsinteressen konkurrieren in den gut erschlossenen Gebieten um die knappen Flächen. Da der Waldbestand gesetzlich geschützt ist, geht das Siedlungswachstum im Mittelland und um die grossen Städte ausschliesslich zu Lasten der Landwirtschaftsfläche. Anders präsentiert sich die Lage im Alpenraum. Hier werden aufgegebene Areale in der Regel nicht einer Nachnutzung zugeführt, sondern sich selbst überlassen, so dass allmählich neue Wälder und Gehölze entstehen. Der Rückgang ist vor allem in den Kantonen [[Kanton Wallis|Wallis]] und [[Kanton Tessin|Tessin]] markant. Dem Verlust von Kulturland steht eine Zunahme der Biodiversität gegenüber.<ref name="areal16"/>

; Bestockte Flächen
Die bestockten Flächen bedecken zusammen knapp einen Drittel des Landes, wobei der Anteil je nach Region stark variiert. Im Jura beträgt er 47,4 %, auf der Alpensüdseite 49,1 %. Der Anteil in den nördlichen Voralpen liegt mit 33,9 % knapp über dem Mittel. Deutlich geringer ist er jedoch im Mittelland mit 24,3 %, in den östlichen Zentralalpen mit 23,4 % und in den westlichen Zentralalpen mit 23 %.<ref name="areal21">Die Bodennutzung in der Schweiz 2013, S. 18</ref>

In den letzten Jahrzehnten ist eine kontinuierliche Zunahme der Waldfläche feststellbar. Das Wachstum hat überwiegend natürliche Ursachen; vor allem in den Alpen breitet sich der Wald auf Feldern und Weiden aus, die von den Bauern nach zum Teil jahrhundertelanger Nutzung aufgegeben werden. [[Aufforstung]]en machen 13 % des Waldzuwachses aus. Dabei handelt es sich einerseits um die Ausdehnung und Erneuerung von [[Schutzwald|Schutzwäldern]], andererseits um Ersatzflächen für baubedingte Rodungen.<ref name="areal21"/>

; Unproduktive Flächen
Die unproduktiven Flächen werden von Fels, Geröll, Schneeflächen, Gletschern und nicht nutzbarer Vegetation oberhalb der [[Waldgrenze|Baumgrenze]] dominiert. Aber auch Seen, Fliessgewässer und Feuchtgebiete zählen dazu. Besonders in Gebirgsregionen ist der Anteil unproduktiver Flächen sehr hoch. In den westlichen Zentralalpen beträgt er 55,3 %, in den östlichen Zentralalpen 44,6 %, auf der Alpensüdseite 33,5 % und in den nördlichen Voralpen 24,2 %. Deutlich geringer fällt der Anteil im Mittelland mit 10,2 % (wobei hier stehende Gewässer überwiegen), im Jura beträgt er lediglich 1,1 %.<ref name="areal24">Die Bodennutzung in der Schweiz 2013, S. 21</ref>

Die unkultivierten Flächen in den Bergen bleiben dennoch nicht ungenutzt, sie werden vom Tourismus und zur Gewinnung von elektrischer Energie durch Wasserkraft beansprucht. Wassereinbrüche, Erdrutsche, Lawinen und Überschwemmungen können die alpine Landschaft drastisch verändern. Die Bevölkerung nutzt 0,2 % dieser Fläche zur Errichtung von Schutzbauwerken gegen Naturgefahren. Ein noch geringerer Anteil entfällt auf Verkehrswege mit zahlreichen Kunstbauten. Im Mittelland werden Seen und Fliessgewässer in der Nähe von Wohngebieten für Freizeitaktivitäten und als Erholungsraum genutzt. Feuchtgebiete und Naturreservate tragen zur Erhaltung der Biodiversität bei.<ref name="areal24"/>

=== Bevölkerung ===
{{Hauptartikel|Demografie der Schweiz}}

Ende des Jahres 2008 zählte die Schweiz 7'701'856 Einwohner. Damit liegt das Land weltweit gesehen auf dem 94. Platz.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/rankorder/2119rank.html | titel=Staaten nach Bevölkerung | hrsg=[[Central Intelligence Agency|CIA]] | werk=[[The World Factbook]] | datum=2010 | zugriff=2010-06-03 | sprache=englisch}}</ref> Die Entwicklung der Schweizer Bevölkerung wird seit 1798 systematisch erhoben, als die Regierung der [[Helvetische Republik|Helvetischen Republik]] die erste Volkszählung anordnete. Seit 1850 werden diese alle zehn Jahre vom Bund durchgeführt.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/institutionen/oeffentliche_statistik/was_ist_die_oeffentliche/blank/zur_geschichte/historische_daten.html | titel=Was ist die öffentliche Statistik? – Zur Geschichte | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2010 | zugriff=2010-06-03}}</ref>

==== Verstädterung ====
Die Bevölkerung der Schweiz ist stark städtisch geprägt. Im Jahr 2007 lebten 73,6 % aller Einwohner in einer [[Liste der Städte in der Schweiz|städtischen Siedlung]]. Als Stadt gilt statistisch gesehen jede Gemeinde mit mehr als 10'000 Einwohnern.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/02/blank/key/raeumliche_verteilung/agglomerationen.html | titel=Räumliche Verteilung: Agglomerationen, Stadt und Land | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2010 | zugriff=2010-06-03}}</ref> Das Bundesamt für Statistik unterscheidet in seinem 2007 erschienenen dynamischen Raumkonzept 50 [[Agglomeration]]en (basierend auf der Volkszählung 2000). Diese bestehen aus einer Kernstadt und angrenzenden Gemeinden mit zusammen mindestens 20'000 Einwohnern, wobei die Nachbargemeinden baulich und wirtschaftlich stark auf die Kerngemeinden ausgerichtet sein müssen. Zehn Agglomerationen reichen über die Staatsgrenzen hinaus. Daneben gibt es fünf «isolierte Städte» ohne Randgemeinden ([[Davos]], [[Einsiedeln SZ|Einsiedeln]], [[Langenthal]], [[Lyss]], [[Martigny]]).<ref name="raumkonzept">{{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/regionen/11/pro/01.Document.105558.pdf | titel=Überarbeitung der Agglomerationsdefinition | hrsg=Bundesamt für Statistik | seiten=7–10 | datum=2007-06-29 | zugriff=2010-06-03 | format=PDF}}</ref>

Die Ballungsräume [[Metropolregion Zürich|Zürich]], [[Metropolregion Basel|Basel]] und [[Metropolregion Genf-Lausanne|Genf-Lausanne]] werden vom Bundesamt für Statistik als [[Metropolregion#In der Schweiz|Metropolitanräume]] definiert. Diese umfassen funktional eng verbundene und räumlich zusammenhängende Agglomerationssysteme. Gemäss Raumkonzept 2007 wurden die Ballungsräume [[Metropolregion Bern|Bern]] und [[Metropolregion Tessin|Tessin]] wegen ihrer im europäischen Vergleich geringen Grösse herabgestuft. Bern bildet nun das Zentrum eines multipolaren Agglomerationssystems, während das südliche Tessin zum Einzugsgebiet der italienischen Millionenstadt [[Mailand]] gehört.<ref name="raumkonzept"/>

Zehn Städte zählten im Jahr 2008 mehr als 50'000 Einwohner: [[Zürich]] (365'132), [[Genf]] (183'287), [[Basel]] (164'937), [[Bern]] (122'925), [[Lausanne]] (122'284), [[Winterthur]] (98'238), [[St. Gallen]] (72'040), [[Luzern]] (59'241), [[Lugano]] (54'437) und [[Biel/Bienne]] (50'013).<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/02/blank/data/01.Document.67229.xls | titel=Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung (Total) nach Städten (2008) | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2009 | zugriff=2010-06-03}}</ref>

==== Räumliche Verteilung ====
[[Datei:CH-population-density-2007.png|miniatur|Bevölkerungsdichte (2007)]]
Einen grossen Einfluss auf die räumliche Verteilung hat die Topografie des Landes; so konzentriert sich die Bevölkerung hauptsächlich auf das relativ flache Mittelland. Mit einer Bevölkerungsdichte von rund 450 Einw./km² handelt es sich um eines der am dichtesten besiedelten Regionen Europas.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.swissworld.org/de/geografie/landschaftsraeume/mittelland/ | titel=Mittelland | hrsg=Swissworld | zugriff=2010-06-03}}</ref>

Zwischen den im Mittelland gelegenen Kantonen und jenen in den Alpen gibt es grosse Unterschiede bezüglich der Bevölkerungsdichte. Als bevölkerungsreichster Flächenkanton weist [[Kanton Zürich|Zürich]] mit 771 Einw./km² auch die höchste Dichte auf (die Kantone [[Kanton Basel-Stadt|Basel-Stadt]] und [[Kanton Genf|Genf]] sind aufgrund ihrer überwiegend urbanen Struktur nicht vergleichbar). Es folgen [[Kanton Basel-Landschaft|Basel-Landschaft]] mit 524 Einw./km², [[Kanton Zug|Zug]] mit 462 Einw./km² und [[Kanton Aargau|Aargau]] mit 421 Einw./km². Im Gegensatz dazu weisen beispielsweise die alpinen Kantone [[Kanton Graubünden|Graubünden]] (27 Einw./km²) und [[Kanton Uri|Uri]] (33 Einw./km²) eine sehr niedrige Dichte auf. In den Alpen konzentriert sich die Bevölkerung auf die Täler, wobei das Rhonetal im Wallis und das Rheintal in Graubünden besonders hervorzuheben sind.

==== Sprachen ====
{{Hauptartikel|Sprachen in der Schweiz}}

[[Datei:Karte Schweizer Sprachgebiete 2014.png|miniatur|Sprachgebiete der Schweiz&nbsp;– Mehrheitsverhältnis nach der [[Volkszählung in der Schweiz|Volkszählung]] 2000; Karte mit einem Gemeindebestand per 1.&nbsp;Januar 2014.]]
Die Schweiz kennt laut Bundesverfassung vier Landessprachen: [[Deutsche Sprache|Deutsch]], [[Französische Sprache|Französisch]], [[Italienische Sprache|Italienisch]] und [[Rätoromanisch]]. Bei der Volkszählung 2000 gaben 63,7 % Deutsch als Hauptsprache an, 20,4 % Französisch, 6,5 % Italienisch, 0,5 % Romanisch und 8,9 % eine Nicht-Landessprache.<ref>Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 7.</ref>

Die [[Deutschschweiz]] umfasst Gebiete in der Nordwestschweiz, der Ostschweiz und der Zentralschweiz sowie in grossen Teilen der Schweizer Alpen, die überwiegend deutschsprachig sind. 17 der 26 Kantone sind einsprachig deutsch. Zwar gilt das [[Schweizer Hochdeutsch]] als [[Amtssprache]], doch verwendet die einheimische Bevölkerung beim Sprechen überwiegend einen [[schweizerdeutsch]]en Dialekt des [[Alemannische Dialekte|Alemannischen]]; eine Ausnahme bildet [[Samnaun]] mit einem [[Bairische Dialekte|südbairischen]] Dialekt.<ref>Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 36.</ref> In der [[Romandie]] im Westen des Landes herrscht Französisch vor. Das [[Schweizer Französisch]] unterscheidet sich nur marginal von der in Frankreich gesprochenen Hochsprache. Französische Dialekte ([[Patois (französische Sprache)|Patois]]) werden von einer verschwindend geringen Anzahl Personen gesprochen. Sie gehören überwiegend zum [[Frankoprovenzalische Sprache|Frankoprovenzalischen]], im Kanton [[Kanton Jura|Jura]] zum [[Franc-Comtois]].<ref>Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 39–40.</ref> Einsprachig französisch sind die Kantone [[Kanton Genf|Genf]], [[Kanton Jura|Jura]], [[Kanton Neuenburg|Neuenburg]] und [[Kanton Waadt|Waadt]]. Drei Kantone sind offiziell französisch- und deutschsprachig: [[Kanton Bern|Bern]] mit deutscher Mehrheit, [[Kanton Freiburg|Freiburg]] und [[Kanton Wallis|Wallis]] jeweils mit französischer Mehrheit. Die Sprachgrenze zwischen Deutschschweiz und Romandie wird als «[[Röstigraben]]» bezeichnet.

Zur [[Italienischsprachige Schweiz|italienischsprachigen Schweiz]] gehören der Kanton [[Kanton Tessin|Tessin]] sowie die Täler [[Bergell]], [[Calancatal|Calanca]], [[Misox]] und [[Puschlav]] im Kanton [[Kanton Graubünden|Graubünden]]. Hinzu kommt eine grosse Zahl italienischer Einwanderer in den übrigen Landesteilen. Das [[Schweizer Italienisch]] unterscheidet sich von der in Italien gesprochenen Sprache durch deutsche und französische Einflüsse auf das Vokabular. Der Gebrauch [[Lombardische Sprache|lombardischer Dialekte]] nimmt stark ab.<ref>Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 40.</ref> Die geringste Sprecherzahl weist Rätoromanisch auf, im Kanton Graubünden neben Deutsch und Italienisch eine von drei Amtssprachen. Das Rätoromanische verliert seit dem 19. Jahrhundert gegenüber dem Deutschen fortlaufend an Boden.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D24594-1-3.php | titel=Rätoromanisch: Dialekte und Schriftsprachen zu Beginn des 21. Jahrhunderts | autor=Ricarda Liver | werk=Historisches Lexikon der Schweiz | datum= | archiv-url= | archiv-datum=2010-05-07 | zugriff=2010-06-03}}</ref> Es gibt drei Gebiete, in denen die Sprache noch vorherrschend ist; die [[Surselva]], der [[Oberhalbstein]] und das [[Unterengadin]] (inkl. [[Val Müstair (Tal)|Val Müstair]]). Einen starken Rückgang verzeichneten hingegen das [[Schams]] und das [[Engadin#Oberengadin|Oberengadin]] (siehe [[Traditionell rätoromanischsprachiges Gebiet Graubündens]]).

Nicht-Landessprachen werden fast ausschliesslich von Einwanderern als Hauptsprache gesprochen. Am häufigsten waren im Jahr 2000 [[Serbische Sprache|Serbisch]]/[[Kroatische Sprache|Kroatisch]] (1,4 %), [[Albanische Sprache|Albanisch]] (1,3 %), [[Portugiesische Sprache|Portugiesisch]] (1,2 %), [[Spanische Sprache|Spanisch]] (1,1 %), [[Englische Sprache|Englisch]] (1,0 %) und [[Türkische Sprache|Türkisch]] (0,6 %).<ref>Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 11.</ref> Serbisch und Kroatisch haben ihr Schwergewicht in der Deutschschweiz, ebenso Albanisch und Türkisch. Besonders stark in der Romandie vertreten ist Portugiesisch, während Spanisch gleichmässig verteilt ist. Englisch konzentriert sich auf die Regionen um Basel, Genf und Zürich sowie auf Tourismusgebiete in der Westschweiz.<ref>Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 18–22.</ref>

==== Religionen ====
{{Hauptartikel|Religionen in der Schweiz}}

[[Datei:Karte Religionen der Schweiz 2014.01.01.png|miniatur|Verteilung der Konfessionen (1.&nbsp;Januar 2014)]]
Die grössten Religionsgemeinschaften der Schweiz sind gemäss Volkszählung 2000 mit weitem Abstand die [[Römisch-katholische Kirche]] (41,82 %) und die [[Evangelisch-reformierte Kirchen der Schweiz|Evangelisch-reformierte Kirche]] (33,04 %). Es folgen der [[Islam]] (4,26 %), die [[Orthodoxe Kirchen|Christlich-orthodoxen Kirchen]] (1,81 %) und sonstige protestantische Gemeinschaften (1,44 %). Ohne Religionszugehörigkeit waren 11,11 %.<ref>Bovay, Broquet: Religionslandschaft in der Schweiz, S. 12.</ref>

Traditionell überwiegend protestantisch sind die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Neuenburg, Schaffhausen, Thurgau, Waadt und Zürich. Traditionell überwiegend katholisch sind die Kantone Appenzell Innerrhoden, Freiburg, Jura, Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Solothurn, Tessin, Uri, Wallis und Zug. Konfessionell gemischt sind die Kantone Aargau, Genf, Glarus, Graubünden und St. Gallen. Allgemein ist eine starke Verwischung der in früheren Jahrhunderten geographisch strikte voneinander getrennten Konfessionen feststellbar, vor allem im Umfeld der grossen Städte. Die kleinste Landeskirche, die [[Christkatholische Kirche der Schweiz|Christkatholische Kirche]], ist auf die Nordwestschweiz konzentriert, kleinere protestantische Gruppen in der Westschweiz. Muslime leben überwiegend in Mittel- und Grossstädten, fast die Hälfte aller [[Juden]] in den Städten Zürich und Genf. Der Anteil der Konfessionslosen ist in protestantischen Gebieten tendenziell höher als in katholischen.<ref>Bovay, Broquet: Religionslandschaft in der Schweiz, S. 17–23.</ref>

=== Wirtschaft und Verkehr ===
{{Hauptartikel|Wirtschaft der Schweiz|Transport in der Schweiz}}

Im Jahr 2009 zählte die Schweiz 4'529'000 Erwerbstätige, davon 3,6 % im [[Wirtschaftssektor#Primärsektor (Urproduktion)|Primärsektor]], 23,0 % im [[Wirtschaftssektor#Sekundärsektor (Industrieller Sektor)|Sekundärsektor]] und 73,4 % im [[Wirtschaftssektor#Tertiärsektor (Dienstleistungssektor)|Tertiärsektor]]. Der Anteil der Männer beträgt 54,6 %, jener der Frauen 45,4 %.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/03/22/lexi.Document.20769.xls | titel=Wichtige Arbeitsmarktindikatoren, Entwicklung | hrsg=Bundesamt für Statistik | werk=Statistisches Lexikon | datum=2009 | zugriff=2010-05-27}}</ref> Die Arbeitsstätten sind überwiegend in fünf Wirtschaftszentren konzentriert. Es sind dies der Genferseebogen ''(arc lémanique)'', die Regionen Zürich, Bern und Basel sowie das südliche Tessin. Im Zeitraum von 1995 bis 2005 erhöhte sich die Konzentration in Zürich, am Genfersee und in Bern, auf Kosten von Basel und dem Südtessin. Von 2001 bis 2005 verzeichnete der Genferseebogen als einzige Region ein starkes Beschäftigungswachstum. Im selben Zeitraum mussten Basel, Bern und Zürich Verluste hinnehmen.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/fr/index/news/publikationen.Document.110370.pdf | titel=Disparités régionales en Suisse | hrsg=Bundesamt für Statistik | seiten=8 | datum=2008 | zugriff=2010-05-27 | sprache=französisch | format=PDF}}</ref>

[[Datei:Gotthard Road Tunnel Switzerland.jpg|miniatur|Südportal des [[Gotthard-Strassentunnel]]s]]
Die Gründung der Schweizerischen Eidgenossenschaft entstand auch aus dem Wunsch heraus, die [[Gebirgspass|Gebirgspässe]] über die Alpen zu kontrollieren, welche den Nord-Süd-Transitverkehr ermöglichen. So ist die [[Geschichte der Schweiz]] von der Überwindung und Verteidigung des Gebirges geprägt; dazu gehören beispielsweise die Kontrolle des [[Gotthardpass]]es durch die [[Waldstätte]], Warentransporte durch [[Saumtier]]e, der von [[Napoleon Bonaparte]] angeordnete Ausbau des [[Simplonpass]]es, der Bau von alpenquerenden Eisenbahnstrecken und Autobahnen sowie die [[Schweizer Reduit|Reduitfestungen]] während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]]. Die Bevölkerung ist auf das Mittelland konzentriert, was wiederum zu einer Konzentration der Verkehrswege zwischen den städtischen Ballungsräumen dieser Region führt. Das Verkehrsnetz ist einerseits auf Ost-West-Verbindungen im Mittelland ausgerichtet, andererseits auf den Nord-Süd-Verkehr über die Alpen. Aufgrund der Notwendigkeit, Bergketten zu passieren, weisen die Verkehrsnetze zahlreiche [[Liste der Pässe in der Schweiz|Pässe]] und [[Liste der Schweizer Tunnel|Tunnel]] auf.

== Schutzgebiete ==

=== Parks von nationaler Bedeutung ===
Nationale Schutzgebiete in der Schweiz werden unter dem Gattungsnamen [[Park von nationaler Bedeutung|Pärke von nationaler Bedeutung]] zusammengefasst und in die Kategorien Nationalpark, Regionaler Naturpark und Naturerlebnispark unterteilt.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/paerke/06579/index.html?lang=de | titel=Verzeichnis der Schweizer Pärke | hrsg=Bundesamt für Umwelt | datum=2009-06-24 | zugriff=2012-09-29}}</ref> Das [[Bundesamt für Umwelt]] richtet globale Finanzhilfen für die Einrichtung und den Betrieb eines Schutzgebiets aus. Es kontrolliert bestimmte Kriterien und erteilt Gütesiegel für einen Zeitraum von zehn Jahren, die erneuert werden können. Das Bundesamt wird allerdings nicht von sich aus tätig; die Initiative für die Einrichtung eines Parkgebiets muss von Kantonen und lokalen Interessengruppen ausgehen.

[[Datei:Swiss National Park 002.JPG|miniatur|Landschaft im Nationalpark]]
Der [[Schweizerischer Nationalpark|Schweizerische Nationalpark]] im Kanton [[Kanton Graubünden|Graubünden]] ist der einzige [[Nationalpark]] des Landes. Er liegt im [[Engadin]] und im [[Val Müstair]], grenzt an Italien und wurde 1914 geschaffen. Nach verschiedenen Erweiterungen weist er im Jahr 2009 eine Fläche von 170,3 km² auf. Gemäss den Kriterien der [[International Union for Conservation of Nature and Natural Resources|Weltnaturschutzunion]] ist der Nationalpark als Reservat der Kategorie Ia eingestuft und geniesst somit höchstmöglichen Schutz.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.nationalpark.ch/go/de/about/ueber-uns/besonderheiten/?keywords=IUCN | titel=Besonderheiten | hrsg=[[Schweizerischer Nationalpark]] | zugriff=2010-05-28}}</ref>

Unter der Federführung der Naturschutzorganisation [[Pro Natura]] gibt es Bestrebungen, in der Schweiz einen zweiten Nationalpark zu schaffen. Am weitesten fortgeschritten sind die Bemühungen im [[Adula-Gruppe|Adula]]-Gebiet. Der geplante ''Parc Adula'' an der Grenze der Kantone [[Kanton Tessin|Tessin]] und Graubünden soll Gebiete in der [[Surselva]], um den [[Rheinwaldhorn]], im [[Misox]] und im [[Calancatal]] umfassen.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.parcadula.ch/g_page_1_1.html | titel=Was ist der Parc Adula | hrsg=Nationalparkprojekt Parc Adula | datum=2010 | zugriff=2010-05-28}}</ref> Einen Rückschlag erlitt hingegen das Projekt eines Nationalparks in den Seitentälern des [[Valle Maggia]] nördlich von [[Locarno]], nachdem das Gemeindeparlament von [[Cevio]] im Jahr 2009 die weitere Unterstützung verweigert hatte.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Die-Schweiz-bekommt-wohl-keinen-zweiten-Nationalpark/story/30930624 | titel=Die Schweiz bekommt wohl keinen zweiten Nationalpark | hrsg=[[Tages-Anzeiger]] | datum=2009-05-06 | zugriff=2010-05-28}}</ref>

Als regionaler Naturpark sind bisher das [[Entlebuch (Region)|Entlebuch]] und der [[Naturpark Thal]] im Kanton [[Kanton Solothurn|Solothurn]] anerkannt, als Naturerlebnispark der Wildnispark Zürich ([[Sihlwald]] und [[Wildpark Langenberg]]). Darüber hinaus ist der Nationalpark seit 1979 ein [[Biosphärenreservat]] der [[UNESCO]]. Diesen Status besitzt seit 2001 auch das Entlebuch. Ebenfalls unter Schutz stehen kantonale Schutzgebiete, [[Auengebiet von nationaler Bedeutung|Auengebiete von nationaler Bedeutung]] sowie Objekte im [[Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung]].

=== UNESCO-Welterbe in der Schweiz ===
{{Hauptartikel|Welterbe in der Schweiz}}

Zurzeit werden zehn Objekte in der Schweiz von der [[UNESCO]] als [[UNESCO-Welterbe|Welterbe]] anerkannt. Davon gehören drei zur Kategorie Weltnaturerbe und sieben zur Kategorie Weltkulturerbe.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/etatsparties/ch | titel=Liste der Welterbestätten in der Schweiz | hrsg=[[UNESCO]] | datum=2010 | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

==== Weltnaturerbe ====
«[[Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch]]» ist ein 823,9 km² grosses hochalpines Gebiet in den Kantonen [[Kanton Bern|Bern]] und [[Kanton Wallis|Wallis]]. Es umfasst unter anderem den [[Aletschgletscher]] und die drei bekannten Berge [[Eiger]], [[Mönch (Berg)|Mönch]] und [[Jungfrau (Berg)|Jungfrau]]. Das Welterbe wurde 2001 eingerichtet; es hiess zunächst Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn und war 538,9 km² gross. Im Jahr 2007 erfolgte eine Erweiterung um 285 km², was mit einer Umbenennung verbunden war. Das Welterbe gilt als herausragendes Beispiel für die Entstehung der Alpen und der zugrundeliegenden geologischen Mechanismen. Aufgrund des markanten Höhenunterschieds (von 800 bis {{Höhe|4207|CH}}) und der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen bietet das Welterbe eine grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Aufgrund der [[Globale Erwärmung|globalen Erwärmung]] ziehen sich die Gletscher zurück und in den freiwerdenden Flächen siedeln sich neue Pflanzen an.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/1037 | titel=Alpes suisses Jungfrau-Aletsch | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

[[Datei:Martinsloch.jpg|thumb|[[Glarner Hauptüberschiebung]] mit dem [[Martinsloch]]]]
Der [[Monte San Giorgio]] ist ein Berg im südlichen Tessin, zwischen den beiden südlichen Armen des Luganersees. 2003 erklärte die UNESCO ein 13,89 km² grosses Gebiet an diesem Berg zum Weltnaturerbe, da er aufgrund der enormen Mengen an [[Fossil]]ien als bester Zeuge des Meereslebens der [[Trias (Geologie)|Triaszeit]] (vor 245 bis 230 Millionen Jahren). Damals befand sich an dieser Stelle eine tropische Lagune, die eine grosse Vielfalt von versteinerten Pflanzen und Tieren hinterliess.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/1090 | titel=Monte San Giorgio | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

Die [[Glarner Hauptüberschiebung]] (offiziell ''Tektonikarena Sardona'' genannt) ist seit 2008 das dritte Weltnaturerbe der Schweiz. Dieses 328,5 km² grosse Gebiet liegt um den [[Piz Sardona]] im Grenzbereich der Kantone [[Kanton Glarus|Glarus]], [[Kanton Graubünden|Graubünden]] und [[Kanton St. Gallen|St. Gallen]]. Hier lassen sich [[Tektonik|tektonische]] Prozesse auf anschauliche Weise im Gelände beobachten. Ältere Gesteinsschichten überlagern deutlich jüngere, was zur Erkenntnis der Gebirgsbildung durch Überschiebung von Gebirgsdecken führte. Ausserdem ist hier das grösste nacheiszeitliche Steinschlaggebiet der Zentralalpen zu finden.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/1179 | titel=Haut lieu tectonique suisse Sardona | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

==== Weltkulturerbe ====
[[Datei:Bern luftaufnahme.png|miniatur|[[Berner Altstadt]]]]
Die älteste Teil der Bundesstadt [[Bern]] ist die in einer Flussschleife gelegene [[Berner Altstadt]], die 1983 ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Die meisten Gebäude stammen aus dem 18. Jahrhundert, einige reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/267 | titel=Vieille ville de Berne | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

Das [[Benediktinerinnenkloster St. Johann]] in [[Müstair]] (Weltkulturerbe seit 1983) geht auf eine Stiftung [[Karl der Grosse|Karls des Grossen]] um das Jahr 800 zurück. Karolingische Fresken in der Klosterkirche zeugen von anderweitig nahezu nicht mehr vorhandener frühmittelalterlicher sakraler Bilddarstellung.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/269 | titel=Couvent bénédictin Saint-Jean-des-Sœurs à Müstair | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

Die [[Fürstabtei St. Gallen]] (Weltkulturerbe seit 1983) gehörte von ihrer Gründung im 8. Jahrhundert bis zur Auflösung 1805 zu den bedeutendsten Klöstern Europas. Von hohem kulturellen Wert ist insbesondere die [[Stiftsbibliothek St. Gallen|Stiftsbibliothek]].<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/268 | titel=Couvent de Saint-Gall | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

In der Tessiner Kantonshauptstadt [[Bellinzona]] stehen die drei [[Burgen von Bellinzona]] (Weltkulturerbe seit 2000). Es sind dies [[Castelgrande (Bellinzona)|Castelgrande]], [[Castello di Montebello]] und [[Castello di Sasso Corbaro]]. Zusammen mit Mauern und Wällen sind sie ein herausragendes Beispiel einer spätmittelalterlichen Wehranlage.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/884 | titel=Trois châteaux, muraille et remparts du bourg de Bellinzone | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

[[Datei:Brusio.jpg|thumb|Kreisviadukt der [[Berninabahn]] bei [[Brusio]]]]
Die Weinbauterrassen der Region [[Lavaux]] erstrecken sich zwischen [[Lausanne]] und [[Montreux]] entlang dem Nordufer des [[Genfersee]]s. Die von Steinmauern gestützten Terrassen sind ein herausragendes Beispiel für eine seit Jahrhunderten gepflegte Kulturlandschaft. Ein 8,98 km² grosses Gebiet ist seit 2007 als Weltkulturerbe klassifiziert.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/1243 | titel=Lavaux, vignoble en terrasses | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

Seit 2008 gehören die [[Albulabahn]] und die [[Berninabahn]] zum Weltkulturerbe. Diese Strecken der [[Rhätische Bahn|Rhätischen Bahn]] verbinden [[Chur]] mit [[St. Moritz]] und [[Tirano]]. Sie besitzen Dutzende von Viadukten und Tunnels von hohem historischen und architektonischen Wert.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/1276 | titel=Chemin de fer rhétique dans les paysages de l’Albula et de la Bernina | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

Die Städte [[La Chaux-de-Fonds]] und [[Le Locle]] (Weltkulturerbe seit 2009) stellen eine Symbiose zwischen [[Urbanistik]] und Industrie dar. Die Stadtstruktur ordnete sich im 18. und frühen 19. Jahrhundert ganz den Bedürfnissen der dort dominierenden [[Uhrenindustrie]] unter.<ref>{{Internetquelle | url=http://whc.unesco.org/fr/list/1302 | titel=La Chaux-de-Fonds / Le Locle, urbanisme horloger | hrsg=UNESCO | zugriff=2010-05-29 | sprache=französisch}}</ref>

== Geographische Forschung in der Schweiz ==

=== Von den Pionieren bis zur universitären Forschung ===
[[Datei:AegidusTschudi.jpg|miniatur|hochkant|Aegidus Tschudi]]
Als Pioniere der beschreibenden Geographie bzw. [[Landeskunde]] der Schweiz gelten [[Konrad Türst]], [[Johannes Stumpf]] und [[Aegidius Tschudi]]. Sie waren die ersten, die grobe Gesamtkarten des Landes zeichneten. Nach ihnen folgte [[Josias Simler]], der 1574 die erste ausschliesslich den Alpen gewidmete topografische Beschreibung veröffentlichte. Ebenfalls von Bedeutung sind [[Johann Jakob Scheuchzer]] und [[Albrecht von Haller]]; ersterer für seine Vermessungen in den Alpen, letzterer für seine exakten Beschreibungen, die seinen Ruf als ausserordentlicher Kartograf des 18. Jahrhunderts begründeten. [[Horace-Bénédict de Saussure]] erforschte die Alpen und fertigte für seine Erkundungen Messinstrumente an. Auf diese Instrumente griff unter anderem [[Alexander von Humboldt]] bei seinen Expeditionen zurück.<ref name="hls-gee">{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8266-1-1.php | titel=Geografie als Erdbeschreibung und Erdzeichnung | autor=Hans-Rudolf Egli | werk=Historisches Lexikon der Schweiz | zugriff=2010-05-24}}</ref>

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Geographie zu einer Disziplin der [[Naturwissenschaft]]en. Verschiedene Forscher untersuchten den Ursprung der Alpen und der [[Gletscher]], allen voran [[Bernhard Studer (Geologe)|Bernhard Studer]] in Bern, [[Louis Agassiz]] in Neuchâtel, [[Ludwig Rütimeyer]] in Basel und [[Albert Heim]] in Zürich. Diese Wissenschaftler lehrten auch Geologie oder Biologie, weil es damals noch keinen eigentlichen Lehrstuhl für Geographie gab.<ref name="hls-gee"/>

Universitäre Lehrstühle für Geographie wurden 1886 in [[Universität Bern|Bern]], 1895 in [[Universität Zürich|Zürich]], 1896 in [[Universität Freiburg (Schweiz)|Fribourg]] und 1912 in [[Universität Basel|Basel]] gegründet, jener an der [[ETH Zürich]] folgte 1915. In dieser Epoche waren die Lehrstühle mit verschiedenen wissenschaftlichen Fakultäten verbunden, dem bestehenden Wissenschaftssystem des 19. Jahrhunderts entsprechend. In der Ära zwischen 1886 und 1915 war die [[Geomorphologie]] als Studienthema vorherrschend, während in der Ära bis 1945 die [[Ethnologie]] nach und nach an Bedeutung gewann. Zürich führte die [[Agrargeographie]] ein, Genf die [[politische Geographie]] und Fribourg die [[Geopolitik]].<ref>{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8266-3-1.php | titel=Von der Errichtung der Lehrstühle bis 1945 | autor=Hans-Rudolf Egli | werk=Historisches Lexikon der Schweiz | zugriff=2010-05-24}}</ref>

Nach 1945 erfuhr die [[physische Geographie]] ein hohes Mass an Spezialisierung, mit der Einführung von Teilgebieten wie der [[Hydrologie]] und der [[Klimatologie]], während im Bereich der Humangeographie [[Wirtschaftsgeographie|wirtschaftsgeographische]] Themen in den Vordergrund traten. Ab den 1980er Jahren gewannen die weltweite Umweltforschung und Studien in Entwicklungsländern zunehmend an Bedeutung.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8266-3-2.php | titel=Nach dem 2. Weltkrieg | autor=Hans-Rudolf Egli | werk=Historisches Lexikon der Schweiz | zugriff=2010-05-24}}</ref>

Das wachsende Interesse an fernen Ländern hatte die Gründung mehrerer Gelehrtengesellschaften zur Folge. Geographische und ethnografische Gesellschaften bildeten sich 1858 in Genf, 1872 in Bern, 1878 in St. Gallen, 1885 in Neuchâtel, 1899 in Zürich, 1923 in Basel und 1995 im Kanton Tessin. 1970 erfolgte die Gründung der ''Schweizerischen Geographischen Gesellschaft'', an deren Stelle 1989 der ''Verband Geographie Schweiz'' trat.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8266-1-2.php | titel=Geografische Gesellschaften | autor=Hans-Rudolf Egli | werk=Historisches Lexikon der Schweiz | zugriff=2010-05-24}}</ref>

=== Kartografie ===
[[Datei:Karte Drei Bünde.jpg|miniatur|Karte der Drei Bünde (1618)]]
[[Datei:Wurmsbach Gygerplan.jpg|miniatur|Mittlerer Teil des Zürichsees auf der 1667 fertiggestellten Karte des Kantons Zürich von [[Hans Conrad Gyger]]]]
[[Datei:Weiss bern m.jpg|miniatur|Bern im Atlas Suisse]]
[[Datei:Siegfried aletsch.jpg|miniatur|Aletschgletscher auf der Siegfriedkarte]]
Die erste bekannte Karte, die das heutige Territorium der Schweiz zeigt, ist die [[Tabula Peutingeriana]], eine spätrömische Karte aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts mit den wichtigsten Strassen und Städten des [[Römisches Reich|Römischen Reichs]]. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden mehrere Karten des Gebiets der [[Alte Eidgenossenschaft|Eidgenossenschaft]]. 1496 und 1497 schuf Konrad Türst zwei Karten auf Pergament, die aus der [[Kavalierperspektive]] Berge, Ortschaften und Wälder stilisiert darstellt. [[Sebastian Münster]] veröffentlichte 1538 eine von [[Aegidius Tschudi]] gezeichnete Karte; diese unabhängige, neu aufgenommene Primärkarte gilt als herausragende kartografische Leistung. Die ersten Karten einzelner Kantone datieren von 1566 (Zürich, [[Jos Murer]]), 1578 (Bern, [[Thomas Schöpf]]) und ca. 1600 (Luzern, [[Renward Cysat]] und Hans Heinrich Wägmann). Um 1600 zeichneten Jean Duvillard und Jacques Goulart Karten des Gebiets um den [[Genfersee]]. Ebenfalls erwähnenswert sind die Karten der [[Drei Bünde]] von 1618 ([[Fortunat Sprecher]] und [[Philipp Clüver]]) und des [[Vierwaldstättersee]]s von 1645 ([[Johann Baptist Cysat]]).<ref name="hls-kart">{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8258.php | titel=Kartografie | autor=Hans-Rudolf Egli | werk=Historisches Lexikon der Schweiz | zugriff=2010-05-24}}</ref>

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts schuf [[Hans Conrad Gyger]] äusserst präzise Karten. Seine 1667 fertiggestellte Reliefkarte des Kantons Zürich gilt als Meisterwerk der plastischen Geländedarstellung. Er war der erste, der eine Landschaft auf diese Art darstellte.<ref name="hls-kart"/> Weil die Karte militärischer Geheimhaltung unterlag, hatte diese Pionierleistung mehrere Jahrzehnte lang keinen unmittelbaren Einfluss auf andere Kartografen. Gyger erstellte auch Grenz- und Zehntenpläne, die es den Behörden ermöglichten, leichter Grenzkonflikte beizulegen sowie Besitz- und Zehntenverhältnisse zu klären.<ref>{{Internetquelle | url=http://retro.seals.ch/digbib/view?rid=chl-001:2007:35-36::33&id=&id2=&id3= | titel=Grenz- und Zehntenpläne von Hans Conrad Gyger | autor=Samuel Wyder | werk=Cartographica Helvetica | datum=2007 | zugriff=2010-05-24}}</ref>

Im Gegensatz zum 17. Jahrhundert, als Kriegsingenieure die Kartografie prägten, waren im 18. Jahrhundert überwiegend zivile Landvermesser und Lehenskommissäre mit der Erstellung von Kartenwerken beschäftigt. Meist in privatem Auftrag schufen sie kunstvoll verzierte Pläne von Herrschaften und Gemarkungen, die in geringen Stückzahlen erschienen und militärischen Ansprüchen nicht genügen mussten. Diese Entwicklung hatte eine gewisse Stagnation der Kartografie in der Schweiz zur Folge. Der zwischen 1796 und 1802 erschienene ''[[Atlas Suisse]]'' von [[Johann Rudolf Meyer (1739)|Johann Rudolf Meyer]] und [[Johann Heinrich Weiss]] umfasst 16 Karten im Massstab 1:120'000. Es handelte sich um die erste einheitliche Gesamtdarstellung der Schweiz seit Tschudi im Jahr 1538.<ref name="hls-kart"/>

Im 19. Jahrhundert erforderten die strategischen Bedürfnisse der Armee und der Wunsch der Wissenschaftsgemeinde nach Geländekenntnissen eine präzise und homogene Karte des Landes. 1805 forderte [[Niklaus Rudolf von Wattenwyl]] von der [[Tagsatzung]] eine Beschleunigung der Vermessungsarbeiten. [[Hans Konrad Finsler]] führte von 1809 bis 1829 im Auftrag der eidgenössischen Militärkommission erste amtliche Vermessungen durch.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7305.php | titel=Finsler, Hans Conrad | autor=Markus Bürgi | werk=Historisches Lexikon der Schweiz | zugriff=2010-05-24}}</ref><ref>Guillaume-Henri Dufour: «Le portrait topographique de la Suisse». In: Katalog der Ausstellung im Musée de Carouge, 1987. S. 161.</ref>

Ab 1832 war [[Guillaume-Henri Dufour]] zuständig für Vermessungen und die Erstellung der [[Topographische Karte der Schweiz|Topographischen Karte der Schweiz]]. Um die Arbeiten besser koordinieren zu können, beschloss er 1837 die Gründung des ''Eidgenössischen Topographischen Bureaus'', das im darauf folgenden Jahr in [[Carouge]] seine Tätigkeit aufnahm. Es veröffentlichte in den Jahren 1845 bis 1865 die Typographische Karte (auch als Dufourkarte). Dieses erste amtliche Kartenwerk der Schweiz umfasst 25 schwarzweisse Blätter im Massstab 1:100'000; das Gelände wird durch [[Schattenschraffen]] dargestellt, wodurch es besonders plastisch wirkt.<ref name="hls-kart"/>

Von 1866 bis 1879 leitete [[Hermann Siegfried]] das ''Topographische Bureau''. Diese im Jahr 1865 nach [[Bern]] verlegte Dienststelle entwickelte sich zum ''Bundesamt für Landestopographie'', welches heute unter der Bezeichnung [[Swisstopo]] auftritt. Im Zeitraum von 1870 bis 1926 wurde der [[Topographischer Atlas der Schweiz|Topographische Atlas der Schweiz]] veröffentlicht, der allgemein als ''Siegfriedkarte'' bekannt ist. Das dreifarbige Kartenwerk ist auf 604 Blätter aufgeteilt; der Massstab beträgt 1:25'000 für das Mittelland und den Jura sowie 1:50'000 für die Alpen.<ref name="hls-kart"/>

Massgeblich beeinflusst durch [[Eduard Imhof]], dem Gründer des Instituts für Kartografie an der ETH Zürich, erschienen ab 1938 die ersten mehrfarbigen Blätter der [[Landeskarte der Schweiz]]. Das Kartenwerk war 1964 im Massstab 1:50'000 abgeschlossen, ein Jahr später im Massstab 1:100'000. Das letzte Blatt im Massstab 1:25'000 erschien 1979. Seither werden die Blätter alle sechs Jahre aktualisiert. Ergänzt werden sie durch zahlreiche thematische Karten für verschiedene Freizeitaktivitäten. Die privaten Verlage [[Hallwag]], [[Kober Kümmerly Frey Media AG|Kümmerly & Frey]] und [[Orell Füssli]] haben bedeutende Leistungen in den Bereichen Schul-, Tourismus- und Strassenkarten erbracht.<ref name="hls-kart"/> Die [[Schweizerische Gesellschaft für Kartografie]] widmet sich der Förderung der theoretischen und praktischen Kartografie.

== Literatur und Quellen ==
;Physische Geographie
* {{Literatur | Autor=Oskar Bär | Titel=Geographie der Schweiz | Verlag=Lehrmittelverlag des Kantons Zürich | Ort=Zürich | Jahr=1973}}
* {{Literatur | Autor=Toni Labhart, Danielle Decrouez | Titel=Géologie de la Suisse | Verlag=Delachaux et Niestlé | Ort=Lausanne | Jahr=1997 | ISBN=2-603-01050-6}}
* {{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/publikationen.Document.49861.pdf | titel=Bodennutzung im Wandel: Arealstatistik Schweiz | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2001 | zugriff=2010-06-03 | format=PDF, 2265 KB}}
* {{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/publikationen.Document.173827.pdf | titel=Die Bodennutzung in der Schweiz: Resultate der Arealstatistik | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2013 | zugriff=2014-01-09 | format=PDF, 2955 KB}}
* {{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/00207/index.html?lang=de | titel=Die biogeographischen Regionen der Schweiz | hrsg=Bundesamt für Umwelt | datum=2001 | zugriff=2010-06-04 | format=PDF, 966 KB}}
* {{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/01039/index.html?lang=de | titel=Umwelt Schweiz 2009 | hrsg=Bundesamt für Umwelt, Bundesamt für Statistik | datum=2009 | zugriff=2010-06-04 | format=PDF, 2157 KB}}
* {{Internetquelle | url=http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/01035/index.html?lang=de | titel=Zustand der Biodiversität in der Schweiz | hrsg=Bundesamt für Umwelt | datum=2009 | zugriff=2010-06-04 | format=PDF, 5837 KB}}

;Humangeographie
* {{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/publikationen.Document.52216.pdf | titel= Volkszählung 2000: Sprachenlandschaft in der Schweiz | autor=Georges Lüdi, Iwar Werlen | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2005 | zugriff=2010-06-03 | format=PDF, 2742 KB}}
* {{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/22/publ.Document.50514.pdf | titel=Eidgenössische Volkszählung 2000: Religionslandschaft in der Schweiz | autor=Claude Bovay, Raphaël Broquet | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2004 | zugriff=2010-06-03 | format=PDF, 625 KB}}
* {{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/regionen/22/publ.Document.69583.pdf | titel=Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden 1850–2000 | hrsg=Bundesamt für Statistik| datum=2005 | zugriff=2010-06-04 | format=PDF, 3148 KB}}
* {{Internetquelle | url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/22/publ.Document.102618.pdf | titel=Demografisches Porträt der Schweiz | hrsg=Bundesamt für Statistik | datum=2007 | zugriff=2010-06-04 | format=PDF, 470 KB}}

== Weblinks ==
{{Commons|Atlas of Switzerland|Atlas der Schweiz}}
* [http://www.swissworld.org/de/geografie/ Geographie der Schweiz auf swissworld.org]
* [http://www.are.admin.ch/index.html?lang=de Bundesamt für Raumentwicklung]
* [https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/sz.html Die Schweiz im CIA World Factbook]
* [http://www.biodiversitymonitoring.ch/de/home.html Biodiversitäts-Monitoring Schweiz]
* {{HLS|8266|Geografie|Autor= Hans-Rudolf Egli}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Geographie nach Staat/Europa}}

[[Kategorie:Geographie (Schweiz)| ]]

{{Link FA|fr}}

Version vom 7. Juli 2014, 10:48 Uhr

Schweiz
Topografische Karte der Schweiz
Topografische Karte der Schweiz
Kontinent: Europa
Fläche:
 – Total
 – Wasser
133. Platz
41'285 km²
(4,2 %)
Landesgrenze: 1858 km
Nachbarstaaten: Italien (744 km) → Grenze
Frankreich (572 km)
Deutschland (362 km)
Österreich (180 km)
Liechtenstein (41 km)[1]
Höchster Punkt: Dufourspitze (4634 m ü. M.)
Tiefster Punkt: Lago Maggiore (193 m ü. M.)
Geographischer
Mittelpunkt:
Älggi-Alp
Längster Fluss: Rhein (375,5 km)
Grösstes
Binnengewässer:
Neuenburgersee
Klima: gemässigt

Die Geographie der Schweiz ist die Beschreibung der physischen Beschaffenheit des Staatsgebietes der Schweiz, eines Binnenstaates in Mitteleuropa. Das Land besteht aus 26 Kantonen und ist von fünf weiteren Ländern umgeben: Deutschland im Norden, Österreich und Liechtenstein im Osten, Italien im Süden und Frankreich im Westen. Das Territorium der Schweiz ist bis zu 350 km lang und bis zu 220 km breit. Nördlichster Punkt ist Oberbargen im Kanton Schaffhausen, südlichster Punkt Chiasso im Kanton Tessin, westlichster Punkt Chancy im Kanton Genf und östlichster Punkt der Piz Chavalatsch im Kanton Graubünden.[2]

Allgemeines

Das Relief der Schweiz ist vielfältig und entstand aus tektonischen Vorgängen, insbesondere dem Zusammenstoss der eurasischen Platte mit der afrikanischen Platte. Dieser Vorgang, auch alpidische Orogenese genannt, formte die drei geographischen Grossregionen des Landes. Es sind dies die Alpen, das Mittelland und der Jura. Der höchste Punkt des Landes ist die Dufourspitze auf 4634 m ü. M., der tiefste der Seespiegel des Lago Maggiore auf 193 m ü. M.

Aufgrund der Topographie der Alpen und der dort aufeinandertreffenden Einflüsse des atlantischen Seeklimas, des Kontinentalklimas und des Mittelmeerklimas gilt die Schweiz als «Wasserschloss Europas». Der Rhein, die Rhone sowie bedeutende Zuflüsse des Po und der Donau entspringen im Gotthardmassiv. In dessen Nähe befindet sich auch der Aletschgletscher, der grösste und längste Gletscher der Alpen.

Ende 2011 zählte die Schweiz 7'952'600 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von 193 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht. Diese ist allerdings ungleichmässig verteilt; während die Alpen und der Jura dünn besiedelt sind, konzentriert sich der überwiegende Teil der Bevölkerung im Mittelland, wo sich auch die grössten Städte des Landes befinden. Mehr als 100'000 Einwohner zählen Zürich, Genf, Basel, Lausanne, Bern und Winterthur.

Physische Geographie

Geologie

Unterschiedliche geologische Phänomene schufen die heutige Landschaft der Schweiz und die Beschaffenheit ihrer Böden. Die geologische Struktur des Landes ist im Wesentlichen das Ergebnis der Plattenkollision der afrikanischen Platte und der eurasischen Platte in den letzten Jahrmillionen (alpidische Orogenese).

Im Paläozoikum, vor rund 540 bis 360 Millionen Jahren, bildete sich ein kristalliner Sockel. Ein Meer zwischen Afrika und Eurasien, der Paratethys, überflutete diesen vor rund 205 bis 96 Millionen Jahren. Seine grösste Ausdehnung hatte das Meer am Ende des Jurazeitalters vor 135 Millionen Jahren. In diesem Zeitalter faltete sich am Nordrand des Meeres der Jura auf. Im Kreidezeitalter begann das Meer zu schrumpfen, als die Kontinentalplatten aufeinandertrafen. Als Folge der Plattenkollision falteten sich die Alpen auf. Molasseablagerungen am Nordrand der Alpen schufen schliesslich die Grundlage für die Entstehung des Mittellandes.[3]

Drei Grossregionen

Grossregionen der Schweiz:
  • Jura
  • Mittelland
  • Alpen
  • Die Schweiz besteht aus drei geologischen Grossregionen: den Alpen, dem Jura und dem Mittelland. Zwei kleine Regionen des Landes gehören jedoch nicht dazu: im Norden jenseits des Juras die Region Basel im Grabenbruch der Oberrheinischen Tiefebene und im Süden das Mendrisiotto, das einen Teil der Poebene bildet. Im Vergleich zur Gesamtfläche des Landes sind diese beiden Regionen sehr klein.[4]

    Die Alpen, welche die Südhälfte der Schweiz bedecken, entsprechen rund 60 % der Fläche des Landes. Auf das Mittelland entfallen 30 % und auf den Jura 10 %.[4] Das unebene und zerklüftete Terrain des Juras und der Alpen hat eine geringe Besiedlung dieser Gegenden zur Folge, mit Ausnahme einiger Täler wie des Rhonetals im Kanton Wallis. Der grösste Teil der Bevölkerung lebt im Mittelland.

    Die Alpen

    Die naturräumliche Gliederung der Schweiz

    Die Alpen sind das höchste Gebirge im Inneren Europas. Es erstreckt sich in einem 1'200 Kilometer langen Bogen zwischen Nizza in Frankreich und Wien in Österreich. Der Schweizer Teil der Alpen umfasst den gesamten Süden des Landes, was etwa 60 % der Fläche entspricht. Allgemein üblich ist in der Schweiz die Dreiteilung der Alpen entlang des Alpenbogens, sodass das Land vollständig in den Zentralalpen liegt. Der Zweiteilung in Ostalpen und Westalpen kommt keine grosse Bedeutung zu, obschon die Trennlinie über den Splügenpass verläuft. Auf Schweizer Territorium befinden sich 48 Viertausender. Höchster Punkt ist die Dufourspitze (4634 m ü. M.), höchster ganz in der Schweiz liegender Berg ist der Dom (4545 m ü. M.). Die bekanntesten Berge sind das Matterhorn (4478 m ü. M.) sowie Eiger (3970 m ü. M.), Mönch (4107 m ü. M.) und Jungfrau (4158 m ü. M.), die eine markante Dreiergruppe bilden. Der Piz Bernina (4049 m ü. M.) ist der östlichste Viertausender der Alpen.

    Im Norden steigen die Alpen allmählich vom Mittelland über die Voralpen bis zum Alpenhauptkamm an, während sie auf der Südseite abrupt zu den Ausläufern der Poebene abfallen. Dem Alpenhauptkamm entlang verlaufen in West- bzw. Ostrichtung die Täler der Rhone und des Rheins, die zwei Hauptketten voneinander trennen. Die Kämme dieser Gebirgsketten treffen im Gotthardmassiv aufeinander. Von dort aus führen auch die Täler der Reuss nach Norden, des Ticino nach Süden und der Aare nach Nordwesten. Gleichzeitig verläuft durch das Gotthardmassiv die Europäische Hauptwasserscheide; hier liegt auch der Wasserscheidepunkt der Nordsee und des Mittelmeers.

    Panorama der Walliser Alpen, vom Allalinhorn aus gesehen
    Das Matterhorn ist einer der bekanntesten Berge der Alpen

    Gemäss der SOIUSA-Klassifikation werden die Schweizer Alpen wie folgt unterschieden:[5]

    Nur ein kleiner Teil der Savoyer Voralpen im Chablais und der Grajischen Alpen am Rande der Mont-Blanc-Gruppe liegen in der Schweiz.

    Der Jura

    Der Creux du Van ist typisch für die Landschaft des Juras

    Der Jura, ein geologisch junges Faltengebirge aus Kalkstein, bildet einen über 300 km langen Bogen entlang der französischen und deutschen Grenze vom Kanton Genf im Südwesten bis in den Kanton Schaffhausen im Nordosten. Zwischen Yverdon und Besançon erreicht er eine Breite von 70 km.[6] Der höchste Berg des Juras auf Schweizer Boden ist der Mont Tendre (1679 m ü. M.). Die durchschnittliche Höhe des Gebirges verringert sich in Richtung Nordosten nach und nach.[7] Seine grössten Höhen erreicht der Jura meist in der direkt an das Mittelland grenzenden Kette.

    Aufgrund der Art und der Erosion der Verfaltung werden zwei tektonische Haupteinheiten unterschieden, die sich auch im Landschaftsbild abzeichnen. Der Hauptteil des Gebirges wird vom Faltenjura eingenommen. Dieser untergliedert sich noch weiter in Kettenjura und Plateaujura. Der Kettenjura besteht aus lang gestreckten, stark gefalteten Höhenzügen. Die Täler folgen in der Regel den einzelnen Ketten; es gibt jedoch einzelne kleine Quertäler, Kluse genannt. An die Ketten schliessen sich im Nordwesten die wasserarmen Hochflächen der Franches-Montagnes an, die zum Plateaujuras gehören. Ganz im Nordosten (am Hochrhein) und Nordwesten (Ajoie) findet man ungefalteten Tafeljura, der tektonisch gesehen Teil des Südwestdeutschen bzw. Französischen Schichtstufenlandes ist.

    Der Jura hat ein wesentlich weniger dichtes und weniger verzweigtes Gewässernetz als andere Mittelgebirge. Dies ist dadurch zu erklären, dass das Regenwasser nicht überall oberirdisch abfliesst, sondern direkt im porösen, karstartigen Kalkuntergrund versickert.

    Das Mittelland

    Blick vom Pilatus auf das Mittelland bei Luzern

    Das Mittelland umfasst das teils flache, weitgehend jedoch hügelige Gebiet zwischen Jura und Alpen. Es liegt im Mittel auf einer Höhe von 400 bis 600 m ü. M.. Geologisch stellt das Mittelland eine Beckenzone dar, die sich auch über die Landesgrenzen hinaus erstreckt. Diese beginnt südlich von Genf in der Nähe von Chambéry, wo sich Jura und Alpen zusammenschliessen, erstreckt sich über 300 km in nordöstlicher Richtung bis zum Bodensee und setzt sich im deutschen und österreichischen Alpenvorland fort. Das Mittelland ist keineswegs eine ebene Landschaft, sondern weist eine je nach Region bisweilen sehr vielfältige naturräumliche Gliederung durch Seen und Höhenzügen auf. Höchste Erhebung des Mittellandes ist der Napf (1408 m ü. M.) im Napfbergland.

    Im Wesentlichen besteht das Mittelland aus Molasse, einem aus der Gebirgserosion der noch jungen Alpen entstandenen Sedimentgestein. Die damaligen Flüsse aus den Alpen – im Allgemeinen nicht kongruent mit dem heutigen Flussnetz – bauten am Gebirgsfuss allmählich bedeutende Schwemmfächer auf. Seine heutige Landschaftsgestalt hat das Mittelland während der Überprägung durch die eiszeitlichen Gletscher erhalten.[8] Dabei formten die Eismassen das Land einerseits durch Tiefenerosion, andererseits durch Ablagerungen im Vorfeld der Gletscher. Während Spuren älterer Eiszeiten kaum noch vorhanden sind, ist der Verlauf der Gletscher während der Würmeiszeit heute an der Ausformung der Täler, den Moränen und zahlreichen Findlingen erkennbar. Zu den bekanntesten Findlingen gehören die Pierres de Niton (373,6 m ü. M.) in Genf, wobei der grössere der beiden als Schweizer Höhenfestpunkt (Ausgangspunkt für die Höhenmessung) dient.[9]

    Hydrographie

    Einzugsgebiete in der Schweiz:
  • Rhein
  • → Aare
  • Rhone
  • Po
  • Donau
  • Etsch
  • Die Hydrographie der Schweiz ist gekennzeichnet durch fünf Haupteinzugsgebiete, zahlreiche Seen sowie Gletscher, die zu den grössten Europas gehören. Das Land weist eine überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmenge von jährlich 1457 mm auf. Ursache hierfür ist die vorherrschende Westwindlage und die Nähe zu Atlantik, Nordsee und Mittelmeer, wodurch viel feuchte Luft zugeführt wird. Diese Luft staut sich an den Alpen als Wetterbarriere und entlädt sich hier.[10] Am meisten Niederschlag fällt in den zentralen Hochalpen und im Tessin mit gegen 2000 mm jährlich, in den Voralpen und im Jura sind es rund 1400 mm und im Mittelland 1000 mm. Als trockenste Gegenden mit 500 bis 700 mm/Jahr gelten das Rhonetal im Kanton Wallis und das Engadin im Kanton Graubünden, da diese Täler von den niederschlagsreichen Wetterlagen abgeschirmt sind.[11]

    Gewässer und Einzugsgebiete

    Die Schweiz liegt in den Einzugsgebieten von fünf europäischen Flüssen: Der Rhein und die Rhone, die beide im Gotthardmassiv entspringen, sowie Donau, Po und Etsch. Die drei letztgenannten fliessen zwar nicht durch die Schweiz, werden aber von hier entspringenden Nebenflüssen gespeist.

    Einzugsgebiet Flächenanteil[12] Hauptzuflüsse
    in der Schweiz
    Bedeutende Seen Mündet in
    Rhein 68 % Aare, Reuss, Limmat, Broye, Emme, Linth, Saane, Thur Bodensee, Zürichsee, Neuenburgersee, Vierwaldstättersee, Bielersee, Thunersee, Walensee, Zugersee Nordsee
    Rhone 18 % Doubs Genfersee Mittelmeer
    Po 9,3 % Ticino Lago Maggiore, Luganersee Adria
    Donau 4,4 % Inn Silsersee, Silvaplanersee Schwarzes Meer
    Etsch 0,3 % Rambach (Rom) Adria
    Der Rheinfall bei Schaffhausen
    Der Vierwaldstättersee inmitten der Zentralschweizer Voralpen

    Der grösste Teil des Territoriums, nämlich mehr als zwei Drittel, wird durch das Einzugsgebiet des Rheins entwässert. Darin enthalten ist auch das Einzugsgebiet des grössten Zuflusses, der Aare, die weite Teile des Mittellandes entwässert. Der Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat östlich von Brugg wird als Wasserschloss bezeichnet. An dieser Stelle kommt das Wasser aus 40 % der Gesamtfläche der Schweiz zusammen. Bemerkenswert an der Mündung der Aare in den Rhein ist die Tatsache, dass die Aare mit 590 m³/s der wasserreichere Fluss von beiden ist (Rhein: 439 m³/s). Aus rein hydrologischer Sicht wäre also der Rhein ein Nebenfluss der Aare, nicht umgekehrt.

    Das Einzugsgebiet der Rhone besteht in der Schweiz aus zwei Teilen. Der Hauptfluss erstreckt sich vom Rhonegletscher bis zum Genfersee, entwässert dabei das Gebiet rund um diesen See sowie fast den gesamten Kanton Wallis. Ein kleiner Teil im Juragebirge wird durch den Doubs entwässert, ein Nebenfluss der Saône in Frankreich, die wiederum in die Rhone fliesst.

    Im Süden und Südosten des Landes liegen die Einzugsgebiete von Po, Etsch und Donau, vorwiegend in den Kantonen Tessin und Graubünden. Hauptzufluss des Po in der Schweiz ist der Ticino, im Falle der Donau ist es der Inn im Engadin und im Falle der Etsch der Rambach (Rom) im Val Müstair.

    Die verschiedenen Flüsse in der Schweiz fliessen letztlich in vier verschiedene Meere; jene über den Rhein in die Nordsee, jene über die Rhone in das Mittelmeer, jene über Po und Etsch in die Adria und jene über den Inn in das Schwarze Meer. Beim Piz Lunghin im Kanton Graubünden befindet sich demnach eine der zwei dreifachen europäischen Haupt-Wasserscheiden.

    Seen

    Die meisten der rund 1500 Seen in der Schweiz liegen im Alpenraum, etwas über 100 liegen im Mittelland und 14 im Juragebirge.[13] 15 Seen haben eine Fläche von mehr als 10 km². Von diesen sind der Genfersee, der Bodensee, der Lago Maggiore und der Luganersee grenzüberschreitend. Der grösste See, der vollständig in der Schweiz liegt, ist der Neuenburgersee (215,2 km²). Die meisten natürlichen Seen der Schweiz sind glazialer Herkunft. Sie wurden beim Rückzug von Gletschern geschaffen, wobei ein Fliessgewässer das dabei entstandene Becken auffüllte.

    Daneben gibt es eine Reihe künstlicher Speicherseen für die Gewinnung elektrischer Energie durch Wasserkraft. Die meisten von ihnen werden durch Talsperren in bergigem Gelände gebildet, es gibt jedoch auch Staustufen an Flüssen im Mittelland. Grösster Speichersee der Schweiz ist der Lac des Dix im Kanton Wallis mit einem Gesamtinhalt von 401 Mio. m³ und einer maximalen Tiefe von 227 m. Die grösste Fläche weist mit 10,72 km² der Sihlsee im Kanton Schwyz auf.

    Panorama von Lugano und dem Luganersee

    Gletscher

    Aletschgletscher

    Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es rund 2000 Gletscher in den Schweizer Alpen (der Jura ist unvergletschert). Sie liegen überwiegend in den Walliser Alpen, den Berner Alpen und den Rätischen Alpen. Die meisten sind nach Nordwesten, Norden und Nordosten ausgerichtet, da sie in diesen Lagen besser vor der Sonneneinstrahlung geschützt sind. Die nach Süden ausgerichteten Gletscher sind in der Regel kleiner.[14]

    Seit 1850 bzw. dem Ende der kleinen Eiszeit ist eine markante Gletscherschmelze zu beobachten (rund ein Drittel der Gesamtlänge), was auf die globale Erwärmung zurückzuführen ist. Längster Gletscher der Schweiz und auch der gesamten Alpen ist der Aletschgletscher mit 23,1 km im Jahr 2005.

    Klima

    Das Klima der Schweiz wird von den Wechselwirkungen verschiedener Klimazonen beeinflusst. Das Land liegt in einer Übergangszone zwischen dem atlantischen Seeklima, dem Kontinentalklima und dem Mittelmeerklima; im Hochgebirge herrschen auch polare Verhältnisse.[15] Vorherrschend ist der Einfluss feucht-milder Meeresluft, die vom Atlantik her durch Westwinde herangeführt wird. Die Alpen bilden eine markante Klimascheide: Südlich des Gebirges herrscht das Mittelmeerklima vor, was sich vor allem durch deutlich mildere Winter bemerkbar macht.[11]

    Die höchste Temperatur, die jemals in der Schweiz gemessen wurde, betrug 41,5 °C am 11. August 2003 in Grono (Kanton Graubünden). Der durchschnittlich wärmste Ort mit verfügbarer Messreihe ist Locarno-Monti mit einem Jahresmittel von 11,5 °C, der durchschnittlich kälteste Ort das Jungfraujoch mit −7,5 °C. Der absolut tiefste Wert von −41,8 °C wurde am 12. Januar 1987 in La Brévine (Kanton Neuenburg) gemessen.[11]

    Biodiversität

    Das Land ist geprägt durch eine grosse Vielfalt an Böden, Höhenstufen und Landschaften. Daraus ergeben sich zahlreiche verschiedenartige natürliche Lebensräume, was die Biodiversität der Fauna und der Flora begünstigt. In der Schweiz kommen rund 49'000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten vor.[16] 1994 ratifizierte die Schweiz die Biodiversitäts-Konvention, welche 1995 in Kraft trat.[17] In diesem Zusammenhang rief das Bundesamt für Umwelt ein Überwachungsprogramm namens «Biodiversitäts-Monitoring» ins Leben, das die Artenvielfalt im Feld erhebt.[18] Im Jahr 2007 galten mehr als 500 in der Schweiz vorkommende Arten als akut vom Aussterben bedroht.[19]

    Fauna und Flora

    Steinbock im Lötschental

    Das Bundesamt für Umwelt schätzt die Anzahl der in der Schweiz lebenden Tierarten auf rund 30'000. Dazu gehören 83 Säugetiere, 386 Vögel, 15 Reptilien, 20 Amphibien, 51 Knochenfische, 2 Kieferlose, 25'000 Gliederfüsser (davon 22'330 Insekten), 270 Weichtiere und 3'200 Würmer.[20] Im Tierreich finden sich in der Schweiz 51 Endemiten.[21] Gemäss dem Monitoringprogramm ist die biologische Vielfalt stabil, das heisst dass verschwundene Arten durch sich ausbreitende neue Arten kompensiert werden. Regional betrachtet ergeben sich einige Unterschiede. Während im Jura und im Mittelland die Artenvielfalt abnimmt, ist in den Alpen eine Zunahme zu verzeichnen. Etwa 40 % aller Tierarten gelten als gefährdet. In überdurchschnittlichem Masse trifft dies auf Reptilien und Brutvögel zu.[22]

    Gemäss Schätzungen des Bundesamtes für Umwelt kommen in der Schweiz rund 19'000 Pflanzen- und Pilzarten vor. Dazu gehören 3000 Gefässpflanzen und Farne, 1030 Moose, 1660 Flechten, 9000 Pilze und 4000 Algen.[20] Es gibt nur zwei endemische Pflanzenarten, das Engadin-Felsenblümchen (Draba ladina) und das Wimper-Sandkraut (Arenaria ciliata).[21] Mindestens 60 in der Schweiz vorkommende Pflanzenarten drohen laut Weltnaturschutzunion auch weltweit auszusterben. Die bereits als ausgestorben klassierte Tulpenart Tulipa aximensis erschien 1998 wieder im Kanton Wallis. Zu den weltweit seltensten Pflanzen gehört das Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri). Der 1956 zum letzten Mal beobachtete Bodensee-Steinbrech (Saxifraga amphibia) ist bislang die einzige bekannte Art, die mit ihrem Verschwinden in der Schweiz auch weltweit ausstarb.[23]

    Wälder

    Der Wald von Tamangur im Val S-charl auf 2300 m ü. M. ist der höchstgelegene Arvenwald Europas[24]

    Im Jahr 2007 bedeckten die Schweizer Wälder eine Fläche von 1,3 Millionen Hektaren oder 31 % der Landesfläche, wobei die regionale Verteilung stark unterschiedlich ist. Während die Alpensüdseite (Tessin) sehr stark bewaldet ist, verfügt das dichtbesiedelte Mittelland über vergleichsweise wenig Wald. Zwischen dem Zeitraum 1993/95 und dem Zeitraum 2004/06 nahm die Waldfläche im gesamten Land um 4,9 % zu, wobei auch hier die regionalen Unterschiede sehr gross sind: Kein Zuwachs im Mittelland, 0,9 % im Jura, 2,2 % in den Voralpen, 9,1 % in den Alpen und 9,8 % auf der Alpensüdseite. Das gesamte Holzvolumen beträgt 420 Millionen Kubikmeter.[25]

    Die Wälder spielen eine wichtige Rolle für die Biodiversität: Rund 20'000 Arten sind von den Wäldern abhängig, was etwa 40 % aller in der Schweiz lebenden Arten entspricht. Das Holz wird in der Schweiz als Rohstoff im Bauwesen und als Energiequelle genutzt. Im Jahr 2009 belief sich die Bauholzextraktion auf 6,4 Millionen Kubikmeter, was nur etwa zwei Drittel des Zuwachses von nutzbarem Holz (9,5 Millionen Kubikmeter) entspricht.[26]

    Naturgefahren

    Lawinenkegel oberhalb von Engi

    Naturgefahren sind in der Schweiz immer präsent und können hydrologischer oder geologischer Natur sein. Das Vorhandensein zahlreicher Berge verstärkt die Zahl von Hochwassern, was in flachen Regionen wie dem Seeland oder der Linthebene wiederum zu Überschwemmungen führt. In den Bergen können zusätzlich Lawinen und Gletscherabbrüche auftreten. Es werden in der Schweiz jeden Tag etwa zwei Erdbeben registriert, davon sind ungefähr zehn pro Jahr stark genug, um von der Bevölkerung verspürt zu werden (etwa ab Magnitude 2.5). Das stärkste Erdbeben in der Schweiz mit katastrophalen Folgen, das Basler Erdbeben 1356, liegt mehr als 650 Jahre zurück. Im Durchschnitt ist in der Schweiz alle 60 bis 100 Jahre mit einem Erdbeben mit einer Magnitude von etwa 6 zu rechnen. Ein Erdbeben dieser Stärke ereignete sich zum vorerst letzten Mal im Jahr 1946 bei Sierre im Wallis. Ein solches Beben kann überall und jederzeit in der Schweiz auftreten. Die höchste Erdbebengefährdung herrscht jedoch im Wallis, in Basel, im St. Galler Rheintal, in Mittelbünden, im Engadin und in der Zentralschweiz.[27]

    Humangeographie

    «Die ganze Schweiz ist wie eine grosse Stadt, die sich in dreizehn Quartiere unterteilt, von denen die einen in den Tälern, die anderen an den Hängen und noch andere auf den Bergen liegen […] Es gibt unterschiedlich dicht besiedelte Quartiere, allerdings immer dicht genug, dass man sich in der Stadt wähnt. Statt in einer Linie angeordnet zu sein, verteilen sich die Häuser aber ohne Symmetrie und Ordnung […]»

    Jean-Jacques Rousseau (1763)[28]

    Administrative Gliederung

    Kantone der Schweiz

    Die administrative Gliederung der Schweiz ist historisch bedingt. Das Land entstand aus dem Zusammenschluss souveräner Staaten zu einem Bundesstaat. Seit 1848 üben die Kantone grundsätzlich alle Rechte aus, die nicht gemäss Bundesverfassung dem Bund übertragen sind.[29] Seit 1979, als sich der Kanton Jura vom Kanton Bern abspaltete, gibt es 26 Kantone.

    17 Kantone sind weiter in Bezirke unterteilt. Diese dienen als dezentrale Zwischeninstanzen staatlichen Vollzugs zwischen Kantonsregierung und Gemeinden. Mit wenigen Ausnahmen sind sie reine Verwaltungs- und Gerichtseinheiten sowie Wahlkreise ohne Autonomie. Keine Bezirke gibt es in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Basel-Stadt, Genf, Glarus, Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Uri und Zug.[30] Die früher weit verbreitete Unterteilung der Bezirke in Kreise existiert nur noch in den Kantonen Graubünden und Tessin. Alle Kantone sind in überdies in politische Gemeinden eingeteilt; sie nehmen alle kommunalen Aufgaben wahr, die durch übergeordnetes Recht nicht zum Wirkungskreis eines anderen Gemeindetyps (beispielsweise Bürgergemeinde, Kirchgemeinden, Schulgemeinden) erklärt werden. Am 1. Januar 2010 gab es in der Schweiz 2'596 politische Gemeinden; ihre Zahl nimmt durch Gemeindefusionen laufend ab.[31]

    Seit 1999 ist die Schweiz zu statistischen Zwecken in sieben Grossregionen unterteilt, die mehrere Kantone umfassen können. Sie entsprechen den NUTS-2-Regionen von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union.

    Abk.
    Kanton
    Hauptort
    Einwohner
    (2008)[32]
    Fläche
    (km²)
    Einwohner
    pro km²
    Amtssprache(n)
    ZH Kanton Zürich Zürich Zürich 1'332'727 1'729 771 deutsch
    BE Kanton Bern Bern Bern 969'299 5'959 163 deutsch, französisch
    LU Kanton Luzern Luzern Luzern 368'742 1'493 247 deutsch
    UR Kanton Uri Uri Altdorf 35'162 1'077 33 deutsch
    SZ Kanton Schwyz Schwyz Schwyz 143'719 908 158 deutsch
    OW Kanton Obwalden Obwalden Sarnen 34'429 491 70 deutsch
    NW Kanton Nidwalden Nidwalden Stans 40'737 276 148 deutsch
    GL Kanton Glarus Glarus Glarus 38'370 685 56 deutsch
    ZG Kanton Zug Zug Zug 110'384 239 462 deutsch
    FR Kanton Freiburg Freiburg Freiburg 268'537 1'671 161 französisch, deutsch
    SO Kanton Solothurn Solothurn Solothurn 251'830 791 318 deutsch
    BS Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt Basel 186'672 37 5'045 deutsch
    BL Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft Liestal 271'214 547 524 deutsch
    SH Kanton Schaffhausen Schaffhausen Schaffhausen 75'303 298 253 deutsch
    AR Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden Herisau, Trogen 53'054 243 218 deutsch
    AI Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden Appenzell 15'549 173 90 deutsch
    SG Kanton St. Gallen St. Gallen St. Gallen 471'152 2'026 233 deutsch
    GR Kanton Graubünden Graubünden Chur 190'459 7'105 27 deutsch, rätoromanisch, italienisch
    AG Kanton Aargau Aargau Aarau 591'632 1'404 421 deutsch
    TG Kanton Thurgau Thurgau Frauenfeld 241'811 991 244 deutsch
    TI Kanton Tessin Tessin Bellinzona 332'736 2'812 118 italienisch
    VD Kanton Waadt Waadt Lausanne 688'245 3'212 214 französisch
    VS Kanton Wallis Wallis Sitten 303'241 5'224 58 französisch, deutsch
    NE Kanton Neuenburg Neuenburg Neuenburg 170'924 803 213 französisch
    GE Kanton Genf Genf Genf 446'106 282 1'581 französisch
    JU Kanton Jura Jura Delsberg 69'822 838 83 französisch
    CH Eidgenössisches Wappen Schweizerische Eidgenossenschaft Bern (Bundesstadt) 7'701'856 41'285 187 deutsch (63,7 %), französisch (20,4 %),
    italienisch (6,5 %), rätoromanisch (0,5 %)

    Landschaftswandel und Bodennutzung

    Landwirtschaftsbetrieb bei Stans
    Bodennutzung
    Quelle: BFS (2004–2009)[33]
    Hauptbereiche Fläche
    (in %)
    Bodennutzung Fläche
    (in ha)
    Siedlungsflächen 07,5 Gebäudeareal 152'009
    Industrie- und Gewerbeareal 23'975
    Besondere Siedlungsflächen 17'030
    Erholungs- und Grünanlagen 19'644
    Verkehrsflächen 95'239
    Landwirt-
    schaftsflächen
    35,9 Obstbau, Rebbau, Gartenbau 50'973
    Ackerland 407'069
    Naturwiesen, Heimweiden 509'767
    Alpwirtschaftliche Nutzflächen 513'860
    Bestockte Flächen 31,3 Wald 1'134'482
    Gebüschwald 66'899
    Gehölze 91'681
    Unproduktive Flächen 25,3 Stehende Gewässer 142'681
    Fliessgewässer 34'193
    Unproduktive Vegetation 288'318
    Vegetationslose Flächen 466'416
    Gletscher, Firn 144'262

    Seit dem 19. Jahrhundert schreitet der Landschaftswandel in der Schweiz immer schneller voran. Das Bevölkerungswachstum führte zu einem Wachstum der Siedlungen und einem Ausbau der Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Durch eine Reihe grosser Gewässerkorrektionen wurde ehemaliges Sumpfland zu Landwirtschaftsfläche, welche im Lauf des 20. Jahrhunderts durch Gesamtmeliorationen weiter optimiert wurde. Dieser Wandel lässt sich mit dem Vergleich von alten und neuen Karten oder Bildern qualitativ feststellen. Eine quantitative Erfassung des Landschaftswandels seit den 1970er Jahren geschieht durch die Arealstatistik, welche das Territorium der Schweiz in vier Hauptbereiche der Bodennutzung aufteilt: Siedlungs- und Infrastrukturflächen, Landwirtschaftsflächen, bestockte Flächen und unproduktive Flächen.[34]

    Siedlungsflächen

    Siedlungsflächen entwickelten sich hauptsächlich im Mittelland und auf der Alpensüdseite, in der Nähe von Seen und entlang bedeutender Fliessgewässer.[35] Sie bedecken 16,0 % des Mittellandes, 8,2 % des Juras, 4,7 % der Alpensüdseite, 4,4 % der nördlichen Voralpen, 3,3 % der westlichen Zentralalpen und 1,7 % der östlichen Zentralalpen.[36]

    Die Siedlungs- und Infrastrukturflächen wachsen rund um die Agglomerationen, aber auch auf dem Land, auf Kosten der Landwirtschaftsflächen. Dieses Wachstum ist besonders ausgeprägt entlang der Hauptverkehrsachsen wie Autobahnen und Eisenbahnstrecken. Der Anschluss an neue Verkehrswege führt zu einem deutlichen Anstieg der Bautätigkeit in den betroffenen Regionen. Ländliche Gebiete sind von der Suburbanisierung betroffen: Zahlreiche Berufstätige, die in der Stadt arbeiten, ziehen aufs Land, um von günstigerem Bauland und höherer Lebensqualität zu profitieren. Dies schlägt sich auch in der Baustatistik nieder: Einfamilienhäuser entstehen vor allem auf dem Land, Mehrfamilienhäuser in den Städten.[36]

    Darüber hinaus steigt auch der Flächenverbrauch pro Kopf. Einerseits nimmt die durchschnittliche Grösse der Haushalte laufend ab, andererseits entfallen fast zwei Drittel der Wohnbautätigkeit auf Ein- und Zweifamilienhäuser. Einer Bevölkerungszunahme von 9 % in den Jahren 1990 bis 2001 steht eine Wohnflächenzunahme von 25 % gegenüber.[37]

    Landwirtschaftsflächen

    Trotz konstanter Abnahme stellt die Landwirtschaft weiterhin die Hauptnutzungsart des Bodens in der Schweiz dar. Sie dominiert im Mittelland, mit etwas mehr als der Hälfte der Fläche (49,5 %). Etwas geringere Werte werden im Jura (43,4 %), in den nördlichen Voralpen (37,5 %) und in den östlichen Zentralalpen (30,3 %) erreicht. Bedeutend geringer ist der Anteil landwirtschaftlicher Nutzfläche in den westlichen Zentralalpen (18,4 %) und auf der Alpensüdseite (12,7 %).[38]

    Vielfältige Nutzungsinteressen konkurrieren in den gut erschlossenen Gebieten um die knappen Flächen. Da der Waldbestand gesetzlich geschützt ist, geht das Siedlungswachstum im Mittelland und um die grossen Städte ausschliesslich zu Lasten der Landwirtschaftsfläche. Anders präsentiert sich die Lage im Alpenraum. Hier werden aufgegebene Areale in der Regel nicht einer Nachnutzung zugeführt, sondern sich selbst überlassen, so dass allmählich neue Wälder und Gehölze entstehen. Der Rückgang ist vor allem in den Kantonen Wallis und Tessin markant. Dem Verlust von Kulturland steht eine Zunahme der Biodiversität gegenüber.[38]

    Bestockte Flächen

    Die bestockten Flächen bedecken zusammen knapp einen Drittel des Landes, wobei der Anteil je nach Region stark variiert. Im Jura beträgt er 47,4 %, auf der Alpensüdseite 49,1 %. Der Anteil in den nördlichen Voralpen liegt mit 33,9 % knapp über dem Mittel. Deutlich geringer ist er jedoch im Mittelland mit 24,3 %, in den östlichen Zentralalpen mit 23,4 % und in den westlichen Zentralalpen mit 23 %.[39]

    In den letzten Jahrzehnten ist eine kontinuierliche Zunahme der Waldfläche feststellbar. Das Wachstum hat überwiegend natürliche Ursachen; vor allem in den Alpen breitet sich der Wald auf Feldern und Weiden aus, die von den Bauern nach zum Teil jahrhundertelanger Nutzung aufgegeben werden. Aufforstungen machen 13 % des Waldzuwachses aus. Dabei handelt es sich einerseits um die Ausdehnung und Erneuerung von Schutzwäldern, andererseits um Ersatzflächen für baubedingte Rodungen.[39]

    Unproduktive Flächen

    Die unproduktiven Flächen werden von Fels, Geröll, Schneeflächen, Gletschern und nicht nutzbarer Vegetation oberhalb der Baumgrenze dominiert. Aber auch Seen, Fliessgewässer und Feuchtgebiete zählen dazu. Besonders in Gebirgsregionen ist der Anteil unproduktiver Flächen sehr hoch. In den westlichen Zentralalpen beträgt er 55,3 %, in den östlichen Zentralalpen 44,6 %, auf der Alpensüdseite 33,5 % und in den nördlichen Voralpen 24,2 %. Deutlich geringer fällt der Anteil im Mittelland mit 10,2 % (wobei hier stehende Gewässer überwiegen), im Jura beträgt er lediglich 1,1 %.[40]

    Die unkultivierten Flächen in den Bergen bleiben dennoch nicht ungenutzt, sie werden vom Tourismus und zur Gewinnung von elektrischer Energie durch Wasserkraft beansprucht. Wassereinbrüche, Erdrutsche, Lawinen und Überschwemmungen können die alpine Landschaft drastisch verändern. Die Bevölkerung nutzt 0,2 % dieser Fläche zur Errichtung von Schutzbauwerken gegen Naturgefahren. Ein noch geringerer Anteil entfällt auf Verkehrswege mit zahlreichen Kunstbauten. Im Mittelland werden Seen und Fliessgewässer in der Nähe von Wohngebieten für Freizeitaktivitäten und als Erholungsraum genutzt. Feuchtgebiete und Naturreservate tragen zur Erhaltung der Biodiversität bei.[40]

    Bevölkerung

    Ende des Jahres 2008 zählte die Schweiz 7'701'856 Einwohner. Damit liegt das Land weltweit gesehen auf dem 94. Platz.[41] Die Entwicklung der Schweizer Bevölkerung wird seit 1798 systematisch erhoben, als die Regierung der Helvetischen Republik die erste Volkszählung anordnete. Seit 1850 werden diese alle zehn Jahre vom Bund durchgeführt.[42]

    Verstädterung

    Die Bevölkerung der Schweiz ist stark städtisch geprägt. Im Jahr 2007 lebten 73,6 % aller Einwohner in einer städtischen Siedlung. Als Stadt gilt statistisch gesehen jede Gemeinde mit mehr als 10'000 Einwohnern.[43] Das Bundesamt für Statistik unterscheidet in seinem 2007 erschienenen dynamischen Raumkonzept 50 Agglomerationen (basierend auf der Volkszählung 2000). Diese bestehen aus einer Kernstadt und angrenzenden Gemeinden mit zusammen mindestens 20'000 Einwohnern, wobei die Nachbargemeinden baulich und wirtschaftlich stark auf die Kerngemeinden ausgerichtet sein müssen. Zehn Agglomerationen reichen über die Staatsgrenzen hinaus. Daneben gibt es fünf «isolierte Städte» ohne Randgemeinden (Davos, Einsiedeln, Langenthal, Lyss, Martigny).[44]

    Die Ballungsräume Zürich, Basel und Genf-Lausanne werden vom Bundesamt für Statistik als Metropolitanräume definiert. Diese umfassen funktional eng verbundene und räumlich zusammenhängende Agglomerationssysteme. Gemäss Raumkonzept 2007 wurden die Ballungsräume Bern und Tessin wegen ihrer im europäischen Vergleich geringen Grösse herabgestuft. Bern bildet nun das Zentrum eines multipolaren Agglomerationssystems, während das südliche Tessin zum Einzugsgebiet der italienischen Millionenstadt Mailand gehört.[44]

    Zehn Städte zählten im Jahr 2008 mehr als 50'000 Einwohner: Zürich (365'132), Genf (183'287), Basel (164'937), Bern (122'925), Lausanne (122'284), Winterthur (98'238), St. Gallen (72'040), Luzern (59'241), Lugano (54'437) und Biel/Bienne (50'013).[45]

    Räumliche Verteilung

    Bevölkerungsdichte (2007)

    Einen grossen Einfluss auf die räumliche Verteilung hat die Topografie des Landes; so konzentriert sich die Bevölkerung hauptsächlich auf das relativ flache Mittelland. Mit einer Bevölkerungsdichte von rund 450 Einw./km² handelt es sich um eines der am dichtesten besiedelten Regionen Europas.[46]

    Zwischen den im Mittelland gelegenen Kantonen und jenen in den Alpen gibt es grosse Unterschiede bezüglich der Bevölkerungsdichte. Als bevölkerungsreichster Flächenkanton weist Zürich mit 771 Einw./km² auch die höchste Dichte auf (die Kantone Basel-Stadt und Genf sind aufgrund ihrer überwiegend urbanen Struktur nicht vergleichbar). Es folgen Basel-Landschaft mit 524 Einw./km², Zug mit 462 Einw./km² und Aargau mit 421 Einw./km². Im Gegensatz dazu weisen beispielsweise die alpinen Kantone Graubünden (27 Einw./km²) und Uri (33 Einw./km²) eine sehr niedrige Dichte auf. In den Alpen konzentriert sich die Bevölkerung auf die Täler, wobei das Rhonetal im Wallis und das Rheintal in Graubünden besonders hervorzuheben sind.

    Sprachen

    Sprachgebiete der Schweiz – Mehrheitsverhältnis nach der Volkszählung 2000; Karte mit einem Gemeindebestand per 1. Januar 2014.

    Die Schweiz kennt laut Bundesverfassung vier Landessprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Bei der Volkszählung 2000 gaben 63,7 % Deutsch als Hauptsprache an, 20,4 % Französisch, 6,5 % Italienisch, 0,5 % Romanisch und 8,9 % eine Nicht-Landessprache.[47]

    Die Deutschschweiz umfasst Gebiete in der Nordwestschweiz, der Ostschweiz und der Zentralschweiz sowie in grossen Teilen der Schweizer Alpen, die überwiegend deutschsprachig sind. 17 der 26 Kantone sind einsprachig deutsch. Zwar gilt das Schweizer Hochdeutsch als Amtssprache, doch verwendet die einheimische Bevölkerung beim Sprechen überwiegend einen schweizerdeutschen Dialekt des Alemannischen; eine Ausnahme bildet Samnaun mit einem südbairischen Dialekt.[48] In der Romandie im Westen des Landes herrscht Französisch vor. Das Schweizer Französisch unterscheidet sich nur marginal von der in Frankreich gesprochenen Hochsprache. Französische Dialekte (Patois) werden von einer verschwindend geringen Anzahl Personen gesprochen. Sie gehören überwiegend zum Frankoprovenzalischen, im Kanton Jura zum Franc-Comtois.[49] Einsprachig französisch sind die Kantone Genf, Jura, Neuenburg und Waadt. Drei Kantone sind offiziell französisch- und deutschsprachig: Bern mit deutscher Mehrheit, Freiburg und Wallis jeweils mit französischer Mehrheit. Die Sprachgrenze zwischen Deutschschweiz und Romandie wird als «Röstigraben» bezeichnet.

    Zur italienischsprachigen Schweiz gehören der Kanton Tessin sowie die Täler Bergell, Calanca, Misox und Puschlav im Kanton Graubünden. Hinzu kommt eine grosse Zahl italienischer Einwanderer in den übrigen Landesteilen. Das Schweizer Italienisch unterscheidet sich von der in Italien gesprochenen Sprache durch deutsche und französische Einflüsse auf das Vokabular. Der Gebrauch lombardischer Dialekte nimmt stark ab.[50] Die geringste Sprecherzahl weist Rätoromanisch auf, im Kanton Graubünden neben Deutsch und Italienisch eine von drei Amtssprachen. Das Rätoromanische verliert seit dem 19. Jahrhundert gegenüber dem Deutschen fortlaufend an Boden.[51] Es gibt drei Gebiete, in denen die Sprache noch vorherrschend ist; die Surselva, der Oberhalbstein und das Unterengadin (inkl. Val Müstair). Einen starken Rückgang verzeichneten hingegen das Schams und das Oberengadin (siehe Traditionell rätoromanischsprachiges Gebiet Graubündens).

    Nicht-Landessprachen werden fast ausschliesslich von Einwanderern als Hauptsprache gesprochen. Am häufigsten waren im Jahr 2000 Serbisch/Kroatisch (1,4 %), Albanisch (1,3 %), Portugiesisch (1,2 %), Spanisch (1,1 %), Englisch (1,0 %) und Türkisch (0,6 %).[52] Serbisch und Kroatisch haben ihr Schwergewicht in der Deutschschweiz, ebenso Albanisch und Türkisch. Besonders stark in der Romandie vertreten ist Portugiesisch, während Spanisch gleichmässig verteilt ist. Englisch konzentriert sich auf die Regionen um Basel, Genf und Zürich sowie auf Tourismusgebiete in der Westschweiz.[53]

    Religionen

    Verteilung der Konfessionen (1. Januar 2014)

    Die grössten Religionsgemeinschaften der Schweiz sind gemäss Volkszählung 2000 mit weitem Abstand die Römisch-katholische Kirche (41,82 %) und die Evangelisch-reformierte Kirche (33,04 %). Es folgen der Islam (4,26 %), die Christlich-orthodoxen Kirchen (1,81 %) und sonstige protestantische Gemeinschaften (1,44 %). Ohne Religionszugehörigkeit waren 11,11 %.[54]

    Traditionell überwiegend protestantisch sind die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Neuenburg, Schaffhausen, Thurgau, Waadt und Zürich. Traditionell überwiegend katholisch sind die Kantone Appenzell Innerrhoden, Freiburg, Jura, Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Solothurn, Tessin, Uri, Wallis und Zug. Konfessionell gemischt sind die Kantone Aargau, Genf, Glarus, Graubünden und St. Gallen. Allgemein ist eine starke Verwischung der in früheren Jahrhunderten geographisch strikte voneinander getrennten Konfessionen feststellbar, vor allem im Umfeld der grossen Städte. Die kleinste Landeskirche, die Christkatholische Kirche, ist auf die Nordwestschweiz konzentriert, kleinere protestantische Gruppen in der Westschweiz. Muslime leben überwiegend in Mittel- und Grossstädten, fast die Hälfte aller Juden in den Städten Zürich und Genf. Der Anteil der Konfessionslosen ist in protestantischen Gebieten tendenziell höher als in katholischen.[55]

    Wirtschaft und Verkehr

    Im Jahr 2009 zählte die Schweiz 4'529'000 Erwerbstätige, davon 3,6 % im Primärsektor, 23,0 % im Sekundärsektor und 73,4 % im Tertiärsektor. Der Anteil der Männer beträgt 54,6 %, jener der Frauen 45,4 %.[56] Die Arbeitsstätten sind überwiegend in fünf Wirtschaftszentren konzentriert. Es sind dies der Genferseebogen (arc lémanique), die Regionen Zürich, Bern und Basel sowie das südliche Tessin. Im Zeitraum von 1995 bis 2005 erhöhte sich die Konzentration in Zürich, am Genfersee und in Bern, auf Kosten von Basel und dem Südtessin. Von 2001 bis 2005 verzeichnete der Genferseebogen als einzige Region ein starkes Beschäftigungswachstum. Im selben Zeitraum mussten Basel, Bern und Zürich Verluste hinnehmen.[57]

    Südportal des Gotthard-Strassentunnels

    Die Gründung der Schweizerischen Eidgenossenschaft entstand auch aus dem Wunsch heraus, die Gebirgspässe über die Alpen zu kontrollieren, welche den Nord-Süd-Transitverkehr ermöglichen. So ist die Geschichte der Schweiz von der Überwindung und Verteidigung des Gebirges geprägt; dazu gehören beispielsweise die Kontrolle des Gotthardpasses durch die Waldstätte, Warentransporte durch Saumtiere, der von Napoleon Bonaparte angeordnete Ausbau des Simplonpasses, der Bau von alpenquerenden Eisenbahnstrecken und Autobahnen sowie die Reduitfestungen während des Zweiten Weltkriegs. Die Bevölkerung ist auf das Mittelland konzentriert, was wiederum zu einer Konzentration der Verkehrswege zwischen den städtischen Ballungsräumen dieser Region führt. Das Verkehrsnetz ist einerseits auf Ost-West-Verbindungen im Mittelland ausgerichtet, andererseits auf den Nord-Süd-Verkehr über die Alpen. Aufgrund der Notwendigkeit, Bergketten zu passieren, weisen die Verkehrsnetze zahlreiche Pässe und Tunnel auf.

    Schutzgebiete

    Parks von nationaler Bedeutung

    Nationale Schutzgebiete in der Schweiz werden unter dem Gattungsnamen Pärke von nationaler Bedeutung zusammengefasst und in die Kategorien Nationalpark, Regionaler Naturpark und Naturerlebnispark unterteilt.[58] Das Bundesamt für Umwelt richtet globale Finanzhilfen für die Einrichtung und den Betrieb eines Schutzgebiets aus. Es kontrolliert bestimmte Kriterien und erteilt Gütesiegel für einen Zeitraum von zehn Jahren, die erneuert werden können. Das Bundesamt wird allerdings nicht von sich aus tätig; die Initiative für die Einrichtung eines Parkgebiets muss von Kantonen und lokalen Interessengruppen ausgehen.

    Landschaft im Nationalpark

    Der Schweizerische Nationalpark im Kanton Graubünden ist der einzige Nationalpark des Landes. Er liegt im Engadin und im Val Müstair, grenzt an Italien und wurde 1914 geschaffen. Nach verschiedenen Erweiterungen weist er im Jahr 2009 eine Fläche von 170,3 km² auf. Gemäss den Kriterien der Weltnaturschutzunion ist der Nationalpark als Reservat der Kategorie Ia eingestuft und geniesst somit höchstmöglichen Schutz.[59]

    Unter der Federführung der Naturschutzorganisation Pro Natura gibt es Bestrebungen, in der Schweiz einen zweiten Nationalpark zu schaffen. Am weitesten fortgeschritten sind die Bemühungen im Adula-Gebiet. Der geplante Parc Adula an der Grenze der Kantone Tessin und Graubünden soll Gebiete in der Surselva, um den Rheinwaldhorn, im Misox und im Calancatal umfassen.[60] Einen Rückschlag erlitt hingegen das Projekt eines Nationalparks in den Seitentälern des Valle Maggia nördlich von Locarno, nachdem das Gemeindeparlament von Cevio im Jahr 2009 die weitere Unterstützung verweigert hatte.[61]

    Als regionaler Naturpark sind bisher das Entlebuch und der Naturpark Thal im Kanton Solothurn anerkannt, als Naturerlebnispark der Wildnispark Zürich (Sihlwald und Wildpark Langenberg). Darüber hinaus ist der Nationalpark seit 1979 ein Biosphärenreservat der UNESCO. Diesen Status besitzt seit 2001 auch das Entlebuch. Ebenfalls unter Schutz stehen kantonale Schutzgebiete, Auengebiete von nationaler Bedeutung sowie Objekte im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.

    UNESCO-Welterbe in der Schweiz

    Zurzeit werden zehn Objekte in der Schweiz von der UNESCO als Welterbe anerkannt. Davon gehören drei zur Kategorie Weltnaturerbe und sieben zur Kategorie Weltkulturerbe.[62]

    Weltnaturerbe

    «Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch» ist ein 823,9 km² grosses hochalpines Gebiet in den Kantonen Bern und Wallis. Es umfasst unter anderem den Aletschgletscher und die drei bekannten Berge Eiger, Mönch und Jungfrau. Das Welterbe wurde 2001 eingerichtet; es hiess zunächst Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn und war 538,9 km² gross. Im Jahr 2007 erfolgte eine Erweiterung um 285 km², was mit einer Umbenennung verbunden war. Das Welterbe gilt als herausragendes Beispiel für die Entstehung der Alpen und der zugrundeliegenden geologischen Mechanismen. Aufgrund des markanten Höhenunterschieds (von 800 bis 4207 m ü. M.) und der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen bietet das Welterbe eine grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Aufgrund der globalen Erwärmung ziehen sich die Gletscher zurück und in den freiwerdenden Flächen siedeln sich neue Pflanzen an.[63]

    Glarner Hauptüberschiebung mit dem Martinsloch

    Der Monte San Giorgio ist ein Berg im südlichen Tessin, zwischen den beiden südlichen Armen des Luganersees. 2003 erklärte die UNESCO ein 13,89 km² grosses Gebiet an diesem Berg zum Weltnaturerbe, da er aufgrund der enormen Mengen an Fossilien als bester Zeuge des Meereslebens der Triaszeit (vor 245 bis 230 Millionen Jahren). Damals befand sich an dieser Stelle eine tropische Lagune, die eine grosse Vielfalt von versteinerten Pflanzen und Tieren hinterliess.[64]

    Die Glarner Hauptüberschiebung (offiziell Tektonikarena Sardona genannt) ist seit 2008 das dritte Weltnaturerbe der Schweiz. Dieses 328,5 km² grosse Gebiet liegt um den Piz Sardona im Grenzbereich der Kantone Glarus, Graubünden und St. Gallen. Hier lassen sich tektonische Prozesse auf anschauliche Weise im Gelände beobachten. Ältere Gesteinsschichten überlagern deutlich jüngere, was zur Erkenntnis der Gebirgsbildung durch Überschiebung von Gebirgsdecken führte. Ausserdem ist hier das grösste nacheiszeitliche Steinschlaggebiet der Zentralalpen zu finden.[65]

    Weltkulturerbe

    Berner Altstadt

    Die älteste Teil der Bundesstadt Bern ist die in einer Flussschleife gelegene Berner Altstadt, die 1983 ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Die meisten Gebäude stammen aus dem 18. Jahrhundert, einige reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück.[66]

    Das Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair (Weltkulturerbe seit 1983) geht auf eine Stiftung Karls des Grossen um das Jahr 800 zurück. Karolingische Fresken in der Klosterkirche zeugen von anderweitig nahezu nicht mehr vorhandener frühmittelalterlicher sakraler Bilddarstellung.[67]

    Die Fürstabtei St. Gallen (Weltkulturerbe seit 1983) gehörte von ihrer Gründung im 8. Jahrhundert bis zur Auflösung 1805 zu den bedeutendsten Klöstern Europas. Von hohem kulturellen Wert ist insbesondere die Stiftsbibliothek.[68]

    In der Tessiner Kantonshauptstadt Bellinzona stehen die drei Burgen von Bellinzona (Weltkulturerbe seit 2000). Es sind dies Castelgrande, Castello di Montebello und Castello di Sasso Corbaro. Zusammen mit Mauern und Wällen sind sie ein herausragendes Beispiel einer spätmittelalterlichen Wehranlage.[69]

    Kreisviadukt der Berninabahn bei Brusio

    Die Weinbauterrassen der Region Lavaux erstrecken sich zwischen Lausanne und Montreux entlang dem Nordufer des Genfersees. Die von Steinmauern gestützten Terrassen sind ein herausragendes Beispiel für eine seit Jahrhunderten gepflegte Kulturlandschaft. Ein 8,98 km² grosses Gebiet ist seit 2007 als Weltkulturerbe klassifiziert.[70]

    Seit 2008 gehören die Albulabahn und die Berninabahn zum Weltkulturerbe. Diese Strecken der Rhätischen Bahn verbinden Chur mit St. Moritz und Tirano. Sie besitzen Dutzende von Viadukten und Tunnels von hohem historischen und architektonischen Wert.[71]

    Die Städte La Chaux-de-Fonds und Le Locle (Weltkulturerbe seit 2009) stellen eine Symbiose zwischen Urbanistik und Industrie dar. Die Stadtstruktur ordnete sich im 18. und frühen 19. Jahrhundert ganz den Bedürfnissen der dort dominierenden Uhrenindustrie unter.[72]

    Geographische Forschung in der Schweiz

    Von den Pionieren bis zur universitären Forschung

    Aegidus Tschudi

    Als Pioniere der beschreibenden Geographie bzw. Landeskunde der Schweiz gelten Konrad Türst, Johannes Stumpf und Aegidius Tschudi. Sie waren die ersten, die grobe Gesamtkarten des Landes zeichneten. Nach ihnen folgte Josias Simler, der 1574 die erste ausschliesslich den Alpen gewidmete topografische Beschreibung veröffentlichte. Ebenfalls von Bedeutung sind Johann Jakob Scheuchzer und Albrecht von Haller; ersterer für seine Vermessungen in den Alpen, letzterer für seine exakten Beschreibungen, die seinen Ruf als ausserordentlicher Kartograf des 18. Jahrhunderts begründeten. Horace-Bénédict de Saussure erforschte die Alpen und fertigte für seine Erkundungen Messinstrumente an. Auf diese Instrumente griff unter anderem Alexander von Humboldt bei seinen Expeditionen zurück.[73]

    Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Geographie zu einer Disziplin der Naturwissenschaften. Verschiedene Forscher untersuchten den Ursprung der Alpen und der Gletscher, allen voran Bernhard Studer in Bern, Louis Agassiz in Neuchâtel, Ludwig Rütimeyer in Basel und Albert Heim in Zürich. Diese Wissenschaftler lehrten auch Geologie oder Biologie, weil es damals noch keinen eigentlichen Lehrstuhl für Geographie gab.[73]

    Universitäre Lehrstühle für Geographie wurden 1886 in Bern, 1895 in Zürich, 1896 in Fribourg und 1912 in Basel gegründet, jener an der ETH Zürich folgte 1915. In dieser Epoche waren die Lehrstühle mit verschiedenen wissenschaftlichen Fakultäten verbunden, dem bestehenden Wissenschaftssystem des 19. Jahrhunderts entsprechend. In der Ära zwischen 1886 und 1915 war die Geomorphologie als Studienthema vorherrschend, während in der Ära bis 1945 die Ethnologie nach und nach an Bedeutung gewann. Zürich führte die Agrargeographie ein, Genf die politische Geographie und Fribourg die Geopolitik.[74]

    Nach 1945 erfuhr die physische Geographie ein hohes Mass an Spezialisierung, mit der Einführung von Teilgebieten wie der Hydrologie und der Klimatologie, während im Bereich der Humangeographie wirtschaftsgeographische Themen in den Vordergrund traten. Ab den 1980er Jahren gewannen die weltweite Umweltforschung und Studien in Entwicklungsländern zunehmend an Bedeutung.[75]

    Das wachsende Interesse an fernen Ländern hatte die Gründung mehrerer Gelehrtengesellschaften zur Folge. Geographische und ethnografische Gesellschaften bildeten sich 1858 in Genf, 1872 in Bern, 1878 in St. Gallen, 1885 in Neuchâtel, 1899 in Zürich, 1923 in Basel und 1995 im Kanton Tessin. 1970 erfolgte die Gründung der Schweizerischen Geographischen Gesellschaft, an deren Stelle 1989 der Verband Geographie Schweiz trat.[76]

    Kartografie

    Karte der Drei Bünde (1618)
    Mittlerer Teil des Zürichsees auf der 1667 fertiggestellten Karte des Kantons Zürich von Hans Conrad Gyger
    Bern im Atlas Suisse
    Aletschgletscher auf der Siegfriedkarte

    Die erste bekannte Karte, die das heutige Territorium der Schweiz zeigt, ist die Tabula Peutingeriana, eine spätrömische Karte aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts mit den wichtigsten Strassen und Städten des Römischen Reichs. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden mehrere Karten des Gebiets der Eidgenossenschaft. 1496 und 1497 schuf Konrad Türst zwei Karten auf Pergament, die aus der Kavalierperspektive Berge, Ortschaften und Wälder stilisiert darstellt. Sebastian Münster veröffentlichte 1538 eine von Aegidius Tschudi gezeichnete Karte; diese unabhängige, neu aufgenommene Primärkarte gilt als herausragende kartografische Leistung. Die ersten Karten einzelner Kantone datieren von 1566 (Zürich, Jos Murer), 1578 (Bern, Thomas Schöpf) und ca. 1600 (Luzern, Renward Cysat und Hans Heinrich Wägmann). Um 1600 zeichneten Jean Duvillard und Jacques Goulart Karten des Gebiets um den Genfersee. Ebenfalls erwähnenswert sind die Karten der Drei Bünde von 1618 (Fortunat Sprecher und Philipp Clüver) und des Vierwaldstättersees von 1645 (Johann Baptist Cysat).[77]

    Um die Mitte des 17. Jahrhunderts schuf Hans Conrad Gyger äusserst präzise Karten. Seine 1667 fertiggestellte Reliefkarte des Kantons Zürich gilt als Meisterwerk der plastischen Geländedarstellung. Er war der erste, der eine Landschaft auf diese Art darstellte.[77] Weil die Karte militärischer Geheimhaltung unterlag, hatte diese Pionierleistung mehrere Jahrzehnte lang keinen unmittelbaren Einfluss auf andere Kartografen. Gyger erstellte auch Grenz- und Zehntenpläne, die es den Behörden ermöglichten, leichter Grenzkonflikte beizulegen sowie Besitz- und Zehntenverhältnisse zu klären.[78]

    Im Gegensatz zum 17. Jahrhundert, als Kriegsingenieure die Kartografie prägten, waren im 18. Jahrhundert überwiegend zivile Landvermesser und Lehenskommissäre mit der Erstellung von Kartenwerken beschäftigt. Meist in privatem Auftrag schufen sie kunstvoll verzierte Pläne von Herrschaften und Gemarkungen, die in geringen Stückzahlen erschienen und militärischen Ansprüchen nicht genügen mussten. Diese Entwicklung hatte eine gewisse Stagnation der Kartografie in der Schweiz zur Folge. Der zwischen 1796 und 1802 erschienene Atlas Suisse von Johann Rudolf Meyer und Johann Heinrich Weiss umfasst 16 Karten im Massstab 1:120'000. Es handelte sich um die erste einheitliche Gesamtdarstellung der Schweiz seit Tschudi im Jahr 1538.[77]

    Im 19. Jahrhundert erforderten die strategischen Bedürfnisse der Armee und der Wunsch der Wissenschaftsgemeinde nach Geländekenntnissen eine präzise und homogene Karte des Landes. 1805 forderte Niklaus Rudolf von Wattenwyl von der Tagsatzung eine Beschleunigung der Vermessungsarbeiten. Hans Konrad Finsler führte von 1809 bis 1829 im Auftrag der eidgenössischen Militärkommission erste amtliche Vermessungen durch.[79][80]

    Ab 1832 war Guillaume-Henri Dufour zuständig für Vermessungen und die Erstellung der Topographischen Karte der Schweiz. Um die Arbeiten besser koordinieren zu können, beschloss er 1837 die Gründung des Eidgenössischen Topographischen Bureaus, das im darauf folgenden Jahr in Carouge seine Tätigkeit aufnahm. Es veröffentlichte in den Jahren 1845 bis 1865 die Typographische Karte (auch als Dufourkarte). Dieses erste amtliche Kartenwerk der Schweiz umfasst 25 schwarzweisse Blätter im Massstab 1:100'000; das Gelände wird durch Schattenschraffen dargestellt, wodurch es besonders plastisch wirkt.[77]

    Von 1866 bis 1879 leitete Hermann Siegfried das Topographische Bureau. Diese im Jahr 1865 nach Bern verlegte Dienststelle entwickelte sich zum Bundesamt für Landestopographie, welches heute unter der Bezeichnung Swisstopo auftritt. Im Zeitraum von 1870 bis 1926 wurde der Topographische Atlas der Schweiz veröffentlicht, der allgemein als Siegfriedkarte bekannt ist. Das dreifarbige Kartenwerk ist auf 604 Blätter aufgeteilt; der Massstab beträgt 1:25'000 für das Mittelland und den Jura sowie 1:50'000 für die Alpen.[77]

    Massgeblich beeinflusst durch Eduard Imhof, dem Gründer des Instituts für Kartografie an der ETH Zürich, erschienen ab 1938 die ersten mehrfarbigen Blätter der Landeskarte der Schweiz. Das Kartenwerk war 1964 im Massstab 1:50'000 abgeschlossen, ein Jahr später im Massstab 1:100'000. Das letzte Blatt im Massstab 1:25'000 erschien 1979. Seither werden die Blätter alle sechs Jahre aktualisiert. Ergänzt werden sie durch zahlreiche thematische Karten für verschiedene Freizeitaktivitäten. Die privaten Verlage Hallwag, Kümmerly & Frey und Orell Füssli haben bedeutende Leistungen in den Bereichen Schul-, Tourismus- und Strassenkarten erbracht.[77] Die Schweizerische Gesellschaft für Kartografie widmet sich der Förderung der theoretischen und praktischen Kartografie.

    Literatur und Quellen

    Physische Geographie
    Humangeographie
    Commons: Atlas der Schweiz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. Angaben zu den Landesgrenzen auf der Website des Bundesamtes für Landestopografie swisstopo, abgerufen am 3. Juni 2014
    2. Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 6.
    3. Labhart, Decrouez: Géologie de la Suisse, S. 147–154.
    4. a b Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 6.
    5. Sergio Marazzi: Atlante Orografico delle Alpi. SOIUSA. Priuli & Verlucca editori, Pavone Canavese 2005, ISBN 978-88-8068-273-8.
    6. Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 27.
    7. Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 23.
    8. Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 10.
    9. Ausgangspunkt Höhenmessungen. Swisstopo, 20. Februar 2009, abgerufen am 24. Mai 2010.
    10. Abnehmende Wasserreserven in den Alpen. Bundesamt für Umwelt, Juni 2006, abgerufen am 24. Mai 2010.
    11. a b c Das Klima der Schweiz – eine kurze Übersicht. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, 8. Dezember 2008, abgerufen am 8. Juni 2010.
    12. Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 33
    13. Hans Stadler: Seen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 24. Mai 2010.
    14. Kenngrössen der Gletscher und ihre Veränderungen 1850–2000. In: Hydrologischer Atlas der Schweiz, Tafel 3.10. Geographisches Institut der Universität Bern, 2004, abgerufen am 25. Mai 2010.
    15. Oskar Bär, Geographie der Schweiz, S. 40.
    16. Biologische Vielfalt in der Schweiz. Swissworld, abgerufen am 31. Mai 2010.
    17. Internationales: Biodiversität. Bundesamt für Umwelt, 8. Januar 2010, abgerufen am 29. September 2012.
    18. Biodiversitäts-Monitoring (BDM) - Zwiespältige Vielfalt. Bundesamt für Umwelt, 27. Mai 2009, abgerufen am 31. Mai 2010.
    19. 506 CR-Arten – höchste Alarmstufe! Artenschutz Schweiz, 2007, abgerufen am 31. Mai 2010.
    20. a b Monitoring Biodiversität. (PDF, 386 KB) In: Magazin «Umwelt», Ausgabe 3/2006. Bundesamt für Umwelt, März 2006, S. 12, abgerufen am 4. Juni 2010.
    21. a b Endemiten. (DOC, 106 KB) Bundesamt für Umwelt, abgerufen am 4. Juni 2010.
    22. Zustand der Biodiversität in der Schweiz, S. 84–85.
    23. Zustand der Biodiversität in der Schweiz, S. 86.
    24. God da Tamangur. myswitzerland.com, abgerufen am 24. Mai 2010 (französisch).
    25. Waldfläche, Vorrat und Laubholz nehmen zu – grosse regionale Unterschiede. Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, 9. November 2007, abgerufen am 24. Mai 2010.
    26. Umwelt Schweiz 2009. (PDF, 2157 KB) Bundesamt für Umwelt, 17. Juni 2009, S. 47, abgerufen am 24. Mai 2010.
    27. Erdbeben in der Schweiz. Schweizerischer Erdbebendienst, Februar 2014, abgerufen am 4. Februar 2014.
    28. Lucienne Rey: Die ganze Schweiz ist wie eine grosse Stadt. (PDF, 715 KB) In: Dossier Städte und Agglomerationen. Bundesamt für Umwelt, 2007, S. 9, abgerufen am 24. Mai 2010.
    29. Andreas Kley: Kantone - Im Bundesstaat (seit 1848). Historisches Lexikon der Schweiz, 9. Oktober 2008, abgerufen am 31. Mai 2010.
    30. Anne-Marie Dubler: Bezirk [Amt, Amtsbezirk]. Historisches Lexikon der Schweiz, 28. April 2004, abgerufen am 31. Mai 2010.
    31. Die verschwundenen Gemeinden. Berner Zeitung, 18. Dezember 2009, abgerufen am 31. Mai 2010.
    32. Die Bevölkerung der Schweiz 2008. (PDF, 1,23 MB) Bundesamt für Statistik, 2009, abgerufen am 24. Mai 2010.
    33. Bodennutzung und Bodenbedeckung – Arealstatistik 1979/85, 1992/97 und 2004/09. Bundesamt für Statistik, 2014, abgerufen am 9. Januar 2014.
    34. Arealstatistik Schweiz, S. 3
    35. Arealstatistik Schweiz, S. 10
    36. a b Die Bodennutzung in der Schweiz 2013, S 9.
    37. Arealstatistik Schweiz, S. 14
    38. a b Die Bodennutzung in der Schweiz 2013, S. 14
    39. a b Die Bodennutzung in der Schweiz 2013, S. 18
    40. a b Die Bodennutzung in der Schweiz 2013, S. 21
    41. Staaten nach Bevölkerung. In: The World Factbook. CIA, 2010, abgerufen am 3. Juni 2010 (englisch).
    42. Was ist die öffentliche Statistik? – Zur Geschichte. Bundesamt für Statistik, 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
    43. Räumliche Verteilung: Agglomerationen, Stadt und Land. Bundesamt für Statistik, 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
    44. a b Überarbeitung der Agglomerationsdefinition. (PDF) Bundesamt für Statistik, 29. Juni 2007, S. 7–10, abgerufen am 3. Juni 2010.
    45. Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung (Total) nach Städten (2008). Bundesamt für Statistik, 2009, abgerufen am 3. Juni 2010.
    46. Mittelland. Swissworld, abgerufen am 3. Juni 2010.
    47. Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 7.
    48. Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 36.
    49. Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 39–40.
    50. Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 40.
    51. Ricarda Liver: Rätoromanisch: Dialekte und Schriftsprachen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 3. Juni 2010.
    52. Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 11.
    53. Lüdi, Werlen: Sprachenlandschaft in der Schweiz, S. 18–22.
    54. Bovay, Broquet: Religionslandschaft in der Schweiz, S. 12.
    55. Bovay, Broquet: Religionslandschaft in der Schweiz, S. 17–23.
    56. Wichtige Arbeitsmarktindikatoren, Entwicklung. In: Statistisches Lexikon. Bundesamt für Statistik, 2009, abgerufen am 27. Mai 2010.
    57. Disparités régionales en Suisse. (PDF) Bundesamt für Statistik, 2008, S. 8, abgerufen am 27. Mai 2010 (französisch).
    58. Verzeichnis der Schweizer Pärke. Bundesamt für Umwelt, 24. Juni 2009, abgerufen am 29. September 2012.
    59. Besonderheiten. Schweizerischer Nationalpark, abgerufen am 28. Mai 2010.
    60. Was ist der Parc Adula. Nationalparkprojekt Parc Adula, 2010, abgerufen am 28. Mai 2010.
    61. Die Schweiz bekommt wohl keinen zweiten Nationalpark. Tages-Anzeiger, 6. Mai 2009, abgerufen am 28. Mai 2010.
    62. Liste der Welterbestätten in der Schweiz. UNESCO, 2010, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    63. Alpes suisses Jungfrau-Aletsch. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    64. Monte San Giorgio. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    65. Haut lieu tectonique suisse Sardona. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    66. Vieille ville de Berne. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    67. Couvent bénédictin Saint-Jean-des-Sœurs à Müstair. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    68. Couvent de Saint-Gall. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    69. Trois châteaux, muraille et remparts du bourg de Bellinzone. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    70. Lavaux, vignoble en terrasses. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    71. Chemin de fer rhétique dans les paysages de l’Albula et de la Bernina. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    72. La Chaux-de-Fonds / Le Locle, urbanisme horloger. UNESCO, abgerufen am 29. Mai 2010 (französisch).
    73. a b Hans-Rudolf Egli: Geografie als Erdbeschreibung und Erdzeichnung. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 24. Mai 2010.
    74. Hans-Rudolf Egli: Von der Errichtung der Lehrstühle bis 1945. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 24. Mai 2010.
    75. Hans-Rudolf Egli: Nach dem 2. Weltkrieg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 24. Mai 2010.
    76. Hans-Rudolf Egli: Geografische Gesellschaften. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 24. Mai 2010.
    77. a b c d e f Hans-Rudolf Egli: Kartografie. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 24. Mai 2010.
    78. Samuel Wyder: Grenz- und Zehntenpläne von Hans Conrad Gyger. In: Cartographica Helvetica. 2007, abgerufen am 24. Mai 2010.
    79. Markus Bürgi: Finsler, Hans Conrad. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 24. Mai 2010.
    80. Guillaume-Henri Dufour: «Le portrait topographique de la Suisse». In: Katalog der Ausstellung im Musée de Carouge, 1987. S. 161.

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